Alles Ist Möglich von Rikane (Denn niemand weiß, wo die Liebe hinfällt...) ================================================================================ Kapitel 18: Erkennen und Beheben von Traumata --------------------------------------------- Im 'Tropfenden Kessel' Er war zu gut für diese Welt. Er hatte es schon immer gewusst, einfach zu gut für diese Welt. Vielleicht nicht für diese Welt, aber allemal für diese Bar. Als Wirt einer Bar war er einfach zu gutmütig. Wie konnte Tom sonst erklären, was er gerade hier tat. Gestern Abend hatte er Draco Malfoy noch für immer aus seiner Bat verbannen wollen, jetzt päppelte er genau diesen mit Kaffee wieder auf. Tom seufzte und stellte die Tasse vor Draco ab. Vielleicht hatte der Wirt ihm gestern doch zu viel zugemutet, als er eine völlig aufgelöste, frustrierte und frisch verlassene Lavender Brown auf ihn losgelassen hatte. Wer hätte auch ahnen können, dass Lavender so über ihn herfallen würde. Und dass Draco danach so ausrasten würde, hätte Tom auch unmöglich wissen können. Für kurze Zeit hatte er dann gedacht, dass er diesen nie wieder sah, was ja auch sicherlich keine schlechte Alternative gewesen wäre. Als der Wirt dann aber noch eine letzte Runde vorm Schließen durch und um die Kneipe gemacht hatte, hatte diese Alternative sich verflüchtigt. Der junge Malfoy hatte die gesamte Flasche Schnaps, die er mitgenommen hatte, geleert und hatte anschließend keine zwei Meter mehr geschafft, sodass er vollkommen betrunken neben dem 'Tropfenden Kessel' liegen geblieben waren. Erst hatte Tom ihn dort auch liegen lassen wollen, dann hatte sich jedoch sein Gewissen gemeldet, was verhindert hatte, dass er Draco dort liegen ließ. Also hatte er ihn mit reingenommen, wo Draco sich auf dem Fußboden ausnüchtern konnte. An genau der selben Stelle, an der er ihn gestern zurückgelassen hatte, hatte Tom ihn dann auch noch heute morgen angetroffen. Sonderlich fit sah Draco allerdings nicht aus. Noch immer lag er mehr auf dem Tresen als dass er auf seinem Hocker saß. Mal wieder gutmütig deutete Tom auf den Kaffee. "Der geht aufs Haus." Nur mäßig interessiert nickte Draco und starrte auf sein Spiegelbild in der bräunlichen Flüssigkeit. Was war er bloß für ein Versager. Wäre die Tasse dafür nicht eindeutig zu klein, würde er wohl versuchen, sich in diesem Gebräu zu ertränken. Aber vermutlich würde er das auch nicht auf die Reihe kriegen. Seufzend sah er sich im 'Tropfenden Kessel' um. Mittlerweile hatten sich sogar schon einige andere Gäste hier eingefunden. Menschen, die Draco vor 24 Stunden noch allesamt als lebensunfähige Versager bezeichnet hätte. Auch seine Anwesenheit änderte eigentlich nicht viel daran. Er passte perfekt in diese Gruppe rein, nichts im Leben auf die Reihe gekriegt und schon morgens um halb neun im 'Tropfenden Kessel'. Eigentlich hatte Draco diese unglücksselige Kneipe für immer meiden wollen, hatte es sogar für einige Zeit geschafft und Cho damit gequält, dass sie ihr Bier immer vor der Tür getrunken hatten. Jetzt hingegen war ihm egal, dass er doch wieder hier gelandet war. Immerhin war ihm hier, schon fast alles widerfahren, was auch nur möglich war. Er hatte seltsame Pulver zusammen mit Mundungus Fletcher in komische Getränke gekippt und getrunken, er war von Lavender Brown angefallen worden und hier drin hatte er vermutlich für immer Cho verloren. Nach all diesen Niederlagen konnte er auch gleich hier bleiben. Noch immer starrte Draco auf den Kaffee, der vor ihm stand. Tom war nicht wirklich für seinen guten Kaffee bekannte. Vielleicht sollte er ihn besser nicht trinken, andererseits bestand die Möglichkeit sich mit diesem Kaffee zu vergiften und die wollte sich Draco eigentlich nicht entgehen lassen. Er war sich immer noch nicht sicher, wie er mit dem Kaffee verfahren sollte, als der Wirt wieder vor ihm auftauchte und auf die Treppe deutete. "Ich mach mal geben meine Runde oben bei den Zimmern." Was interessierte es Draco denn, ob Tom seine Runde jetzt machte? Er stand vor den Trümmern seines Lebens und der fand es nötig, ihn über die Unwichtigkeiten in der Kneipe aufzuklären. Er starrte noch fünf weitere Minuten auf seine Tasse - unsicher, was er damit tun sollte -, als Draco erst eilige Schritte auf der Treppe und dann Toms wütende Stimme hörte. Schon etwas neugieriger wandte er sich der Treppe zu. Dort polterten zu seiner Überraschung gerade Ron Weasley und Padma Patil diese herunter, während Padma noch eilig versuchte ihre Bluse zuzuknöpfen. Beide sahen zerzaust und nicht sonderlich ausgeschlafen aus. Kaum hatten sie das Ende der Treppe erreicht, erschien Tom am obersten Treppenabsatz, vor Wut sogar Rot im Gesicht. "Nicht zu fassen! Sich über Nacht einfach in meine Gästezimmer schleichen! Unglaublich!" Keiner der beiden war allerdings so mutig sich noch einmal zu dem wütenden Wirt umzudrehen, sondern flüchteten eilig aus dem 'Tropfenden Kessel'. Ziemlich überrascht starrte Draco den beiden nach. Hatte Padma ihn nicht noch vor ein paar Tagen angebaggert? Das hatte sie allerdings, eine weitere Begegnung im 'Tropfenden Kessel', die er lieber verdrängen würde. Gerade wollte er sich wieder seiner immer noch vollen Kaffeetasse widmen, als ihn jemand ansprach. "Du siehst grauenvoll aus, Draco." Schockiert drehte er sich um und starrte sie an. "Cho? Was machst du denn hier?" Chos vorwurfsvoller Blick ließ Draco gleich etwas kleiner auf seinem Hocker werden. "Verfall' bloß in keinen Freudentaumel, weil ich hier bin." Er war sich nicht sicher, ob in dem Satz irgendeine Form von Ironie am Werk war. "Ich bin immer noch sauer." Dieser Satz hingegen holte ihn sofort auf den Boden der Tatschen zurück. Sie war immer noch sauer, klar. Dagegen wollte er allerdings etwas tun. "Cho, es tut mir so leid, ich wollte wirklich nicht, dass das so was passiert?" Wieder schaute sie ihn nur vorwurfsvoll an. "Das was passiert? Du dich mit Mundungus Fletcher im 'Tropfenden Kessel' amüsierst oder ich dich dabei erwische? Vielleicht gehst du ja nebenbei ständig in den 'Tropfenden Kessel', es ist dir bloß zu peinlich dich mit mir hier zu sehen." "Du bist mir nicht peinlich..." Draco wollte seinen vehementen Prostest noch dadurch unterstreichen, dass er aufstand, allerdings zwangen seinen Kopfschmerzen ihn dazu sich gleich wieder hinzusetzen. Diesmal wurde Chos Gesichtsausdruck ziemlich gehässig. "Stinkende Hand mit FröhlichFix?" Vorsichtig schüttelte er den Kopf. "Nein diesmal nicht, einfach zu viel Schnaps." Sie musterte ihn abschätzend. "So siehst du aus." Als er anfing zu lächeln, sah sie Draco zweifelnd an. "Warum lachst du?" Er lächelte immer noch. "Ich musste an die letzte FröhlichFix-Mischung denken. Da hast du mich nach Hause gebracht." Auch wenn es nicht mehr als das gewesen war, so war es doch der Grundstein für ihre weitere, größtenteils bessere, Beziehung gewesen. Cho hingegen schien das anders zu sehen. "Hätte ich’s mal gelassen, dann hättest du das hier früher haben können. Eine Nacht bei Tom im 'Tropfenden Kessel'." Draco seufzte und schaute sie an. "Cho, es tut mir wirklich leid." Sie zuckte bloß mit den Schultern. "Schön für dich." Tief durchatmend richtete er sich so gut es ging auf, er würde sie schon überzeugen, er musste bloß hartnäckig sein. "Wirklich, mir tat es etwas noch nie mehr leid. Weißt du, während ich dich gestern gesucht habe, wurde mir etwas klar. Als ich rumlief und nicht wusste, wo du bist, dachte ich, ich hätte dich für immer verloren. Es hätte ja sein können, dass du London schon längst verlassen hast. Und bei diesen Gedanken, bekam ich auf einmal, ich weiß gar nicht wie ich das nennen soll, einen Knoten? Irgendwas auf jeden fall, irgendwas Schmerzhaftes war da und es machte mir klar, wie sehr ich dich brauche. Ich brauche dich einfach, weil... ich dich brauche..." Auch wenn ihre Haltung noch immer abweisend wirkte, so hatte er sie doch geknackt. Ihre Augen verrieten sie. "Oha, das ist ja mal eine echte Gefühlsregung bei dir, Draco." Dieser grinste. Er hatte sie überzeugt. "Ja, vermutlich. Außerdem weiß ich, dass es bei dir auch so ist. Ansonsten wärst du nicht hier." Kurz blitze so was wie Ärger in ihren Augen auf, doch dann lächelte sie. "Ach, du bist ein Idiot, Draco." Und wie er sie überzeugt hatte. Draco hatte Menschen schon immer gut überzeugen können. "Und?" Cho grinste herausfordernd. "Und was? Glaubst du, so eine, wenn auch sehr gefühlvolle Entschuldigung, bringt alles wieder in Ordnung? Ein bisschen mehr ist da wohl noch fällig." "Wie?" Wieder zuckte sie mit den Schultern. "Ich glaube, ich werde mindestens eine anständige Verabredung brauchen, um festzustellen, ob ich auch irgendetwas Knotenhaftes in mir habe." Damit würde sie Draco noch ewig aufziehen, das wusste er jetzt schon. Trotzdem nickte er lächelnd, worauf sie das Lächeln erwiderte. Nicht nur das, bevor er auch nur reagieren konnte, beugte sie sich etwas vor und küsste ihn auf die Wange. Gerade wollte er etwas sagen, als sie das Gesicht verzog. "Uh, sag mal, Draco, weißt du eigentlich, dass du gleich zu Arbeit musst? So kannst du da wohl kaum hin." Seine Freude von eben war hinüber und machte einem Anflug von Panik Platz. "Verdammt, mein Boss bringt mich um." Und das war kein Scherz, sein Boss war zu allem fähig, wenn man seine Regeln nicht befolgte. Korrektes Auftreten gehörte dazu. Beruhigend klopfte Cho ihm auf die Schulter. "Das wird schon, meine Reinigungszauber sind nicht schlecht und ein Pfefferminzbonbon lässt sich bestimmt auch noch finden. Nur mit den Kopfschmerzen wirst du wohl leben müssen." Das Grinsen kehrte auf Dracos Gesicht zurück. "Ich denke, das werde ich überleben. Wenn ich es überlebe, habe ich immerhin eine Date mit dir." Sanft boxte sie ihm gegen den Oberarm. "Los, du Charmeur. Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir uns beeilen." Zwei Reinigungszauber und ein Pfefferminzbonbon später machten sich beide auf den Weg zum Ministerium. Im 'Tropfenden Kessel' Zuerst hatte Ginny ihn gar nicht gesehen. Vielleicht war es auch nur eine seltsame Mischung aus Hoffen und Annehmen gewesen. Denn obwohl sie die Verabredung vorgeschlagen hatte, war sie nicht vollkommen davon überzeugt, ob es das richtige war. Gestern Abend hatte sie überlegt, ob sie absagen sollte, vielleicht eine Krankheit vorschieben. Gleichzeitig wollte sie aber hingehen. Es war eine echte Zwickmühle gewesen und zu guter Letzt hatte Ginny sich dafür entschieden, dass diese Verabredung den Ausschlag dafür geben sollte, ob sie sich noch mal mit Neville treffen würde. Keine unvernünftige Entscheidung, wie sie jetzt fand. Trotzdem war sie sich nicht sicher, was sie davon halten sollte, als sie sich Neville näherte, dieser aber nicht auf einem Stuhl saß, sondern vor einer der Pflanzen in der Kneipe hockte und den Kopf zwischen deren Äste steckte. Was auch im er dort tat, es fesselte ihn so, dass er nicht merkte, wie Ginny neben ihn trat. Es schien als würde er die Pflanze untersuchen, aber wieso? Was studierte er doch gleich? Botanik, klar. Ginny seufzte, wonach sie schon glaubte, dass er sie bemerkt hatte, doch er musterte noch immer die Pflanze und murmelte jetzt etwas, das wie "Läusebefall" klang. Sie würde sich dieser Pflanze garantiert nicht mehr nähern. Ginny ging noch einen Schritt näher und räusperte sich. "Hey Neville." Überrascht sah Neville auf und blieb dabei in den Zweigen der Pflanze hängen. "Oh, hallo Ginny…" Sie versucht nicht allzu skeptisch zu klingen. "Was machst du da?" Eilig befreite er sich von Ästen und vertrockneten Blättern, um sich dann aufzurichten. "Oh, entschuldige, ich hab mir die Pflanze da angesehen." Sie lächelte, noch immer unsicher, was sie davon halten sollte. "Du gehst in deinem Studium voll auf, oder?" "Was..? Entschuldige, das ist eine schlechte Angewohnheit geworden. Wollen wir uns setzen?" Er grinste verlegen und deutete auf einen Tisch in der Nähe. Ginny nickte. "Ja, gern." Bloß weg von dieser Pflanze. Nachdem sie die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht hatten und Kelly ihre Bestellung aufgenommen hatte, wurden sie still. Keinem schien ein wirklich gutes Gesprächsthema einzufallen, so dass beide nur dasaßen und Löcher in die Luft starrten, wenn sie sich nicht gerade verlegen anlächelten. Überraschend räusperte Neville sich nach einer Weile. "Hm, ja... und wie geht’s es deinen Pflanzen?" Irgendwie hatte Ginny auf ein anderes Gesprächsthema gehofft. "Meinen Pflanzen?" Er nickte. "Äh, ja..." Sie grinste und zuckte mit den Schultern. "Eine ungewöhnliche Frage für eine Verabredung und fürchte ich muss dich auch enttäuschen. Ich habe keine Pflanze mehr." Jetzt schaute Neville sie aufrichtig schockiert an. "Wie? Was ist denn mit den anderen passiert?" Fragend blickte sie nun ihn an. "Welchen anderen? Ich hatte nur die eine und die hat Padma doch vom Tisch geschmissen. Ich fürchte, das hat sie nicht überlebt." Sie verschwieg Neville jetzt besser die Tatsache, dass sie die Pflanze gar nicht erst wieder mit nach Hause genommen hatte, sondern im 'Tropfenden Kessel' entsorgt hatte. So richtig schien Neville ihr pflanzenloses Leben nicht begreifen können. "Aber..? Hattest du denn keine anderen mehr?" Ginny schüttelte den Kopf. Noch immer starrte Neville sie an. "Oh und was..? Wie geht das ohne..?" Wieder zuckte sie mit den Schultern. "Tja, nicht jeder braucht unbedingt Pflanzen..." Als sie Nevilles bestürztes Gesicht sah, änderte sie ihre Meinung etwas. "Ja, nicht jeder brauchte sie in rauen Mengen. Ein oder zwei pro Wohnung reichen ja auch, oder?" Neville nickte, schwieg aber. Diesmal war es wohl an ihr, ein neues Gesprächsthema zu finden. "Sag mal, magst du Quidditch?" Natürlich mochte er kein Quidditch, konnte Neville sich doch nicht wirklich mal auf dem Besen halten. Allerdings war er begeisterter Zuschauer, was er auch schon in Hogwarts gemacht hatte. So verbrachten die beiden die nächste Zeit. Redeten über ihre Zeit in Hogwarts, über Harry, der leider wirklich so gut Quidditch spielen konnte, wie er dachte, über zerstörte Gewächshäuser nach furchtbaren Kräuterkunde-Stunden und wunderbare Spätsommer am See von Hogwarts. Sie vermissten beide ihre Zeit in Hogwarts. Sowohl Nevilles Studentenleben als auch Ginnys Quidditchspielerdasein waren nicht unbedingt so erfüllend, wie gehofft. Beide träumten davon irgendwann als Lehrer nach Hogwarts zurückkehren zu können. Dafür standen Nevilles Chancen wesentlich besser als Ginnys. Professor Sprout schien wesentlich gewillter zu sein in Rente zu gehen als Madame Hooch, die vermutlich ewig im Amt bleiben würde. Sie war sich nicht klar, wann genau es passierte, aber als sie irgendwann hochschaute und Neville vor sich sah, der wild gestikulierend davon erzählte, wie er mit einer Riesenpflanze eines der Gewächshäuser zerstört hatte, wurde ihr es klar. Ihr gefiel seine Gesellschaft. War erst mal ein Anfanggefunden, hatten die beiden wesentlich mehr Gesprächsthemen gemeinsam als erwartet. Nicht unbedingt Botanik, aber Quidditch war es sehr ergiebiges Thema, genauso wie die Schuldzeit in Hogwarts. So würde Ginny ihm irgendwann mal Freikarten für eins ihrer Spiele mitbringen und er würde ihr helfen ein Klassentreffen auf die Beine zu stellen. Während Ginny sich noch immer über Professor Sprouts Gesicht bei der Zerstörung ihres Gewächshauses amüsierte, guckte Neville nebenbei auf die Uhr, was dazuführte, dass er hektisch aufsprang und Ginny dann entschuldigend anschaute. "Tut mir leid, Ginny, ich muss los, ich muss zur Uni und die kleinen Grün-Klauen-Orchideen füttern. Bin diese Woche damit dran." Nach dem etwas pflanzenlastigen Beginn ihrer Verabredung hatte sie sich mit dieser Marotte Nevilles abgefunden. "Ist schon in Ordnung. Treffen wir uns denn noch mal?" Überrascht schaute Neville sie an, scheinbar hatte er damit nicht gerechnet. "Klar, gerne, wenn du willst. Wie wäre es mit Samstag?" Ginny lächelte. "Samstag klingt gut, bis dann. Grüß mir die Grün-Klauen-Orchideen." Neville grinste schüchtern und ging dann eilig zum Ausgang des 'Tropfenden Kessel'. Lächelnd schaute Ginny ihm hinterher, er war schon ein verrückter Kerl, aber sehr liebenswürdig. Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht legte sie das Geld auf Tisch und schickte sich ebenfalls an, die Kneipe zu verlassen. Kurz vorm Ausgang kam ihr jedoch Harry entgegen, der ihr freundlich winkte. Seufzend blieb sie bei ihm stehen. "Oh, hi Harry." "Hallo, Ginny." Freundlich musterte er sie. Ihr Bedürfnis sich mit ihm zu unterhalten hielt sich allerdings in Grenzen, weshalb sie schon gerade weitergehen wollte, als Harry die Hand erhob und sich selbst ins Gesicht schlug. Entsetzt schaute sie ihn an. "Harry, was tust du denn?" Der machte jedoch nur eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, schon okay, das ist bloß meine Selbsttherapie." Ginny stöhnte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Ich hatte gehofft, das wäre ein Gerücht." Trotz seines fragenden Blicks lächelte Harry. "Wieso sollte es? Ich finde die Methode wirklich gut, um Cho aus meinem Kopf zu kriegen." Jetzt war es an Ginny ratlos zu gucken. Wenn er Cho vergessen wollte, wieso schlug er sich, wenn er sie traf? Sie wollte es ihn schon fragen, doch irgendwie wusste sie jetzt schon, dass es besser wäre, die Antwort gar nicht zu hören. Sie wollte nur noch weg und über ihre nächste Verabredung mit Neville nachdenken. "Okay, Harry, ich muss dann aber auch weiter. Wiedersehen." Bevor er etwas erwidern konnte, ging sie an ihm vorbei und verließ den 'Tropfenden Kessel'. Kurz schaute Harry Rons Schwester hinterher, zuckte dann jedoch nur mit Schultern und ging zu dem Tisch, an dem er Lavender erspäht hatte. Er näherte sich ihr zuerst zögerlich, er könnte ja sein, dass sie nach der Trennung von Ron auch auf ihn nicht gut zu sprechen war. Doch nichts an Lavender schien dafür zu sprechen, dass sie ihm gleich einen Fluch auf den Hals hetzen würde. Sie wirkte eher überraschend gelassen und nippte zufriedenen an ihrem Wasserglas. Vorsichtig optimistisch, dass seine Hilfe gar nicht gebraucht wurde, setzte er sich ebenfalls an den Tisch. Eigentlich hatte er sie hergebeten, um sie gegebenenfalls trösten zu können, da Rons Art der Trennung ja doch ziemlich abrupt gewesen war. Sie wirkte allerdings überhaupt nicht trostbedürftig. "Hey, Lavender, wie..?" Ein wenig verträumt schaute sie über den Rand ihres Glases. Sie wirkte ein wenig wie seine ehemalige Mitschülerin Luna. "Sag mal, Harry, weißt du, wer mich nach Hause gebracht hat?" Überrascht schaute er sie an. Was hatte sie denn gestern gemacht? "Äh, nein..." "Das ist echt voll seltsam..." Sie stellte ihr Glas vor sich ab, als wäre das ein Zeichen dafür, dass sie ihm jetzt ihre Aufmerksamkeit schenkte, doch sie wirkte immer noch etwas abwesend. Unsicher betrachtete er sie. "Lavender?" Sollte er sie wirklich auf die Trennung ansprechen "Ja?" Sie schien allmählich aus ihren Tagträumen aufzuwachen. Vielleicht konnte er sich vorsichtig an das gewünschte Thema herantasten. "Wie geht’s dir?" Sie zuckte mit den Schultern. "Wie soll's mir gehen? Ich weiß nicht, wer mich nach Hause gebracht hat, ich erinnere mich generell kaum noch an etwas von gestern Abend. Aber mir geht’s es trotzdem auf befremdliche Art und Weise gut." Harry glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. "Gut?" Sie nickte zustimmend. "Ja, Harry - okay, vielleicht ein bisschen Kopfschmerzen, aber ansonsten gut, ja." Eigentlich hatte er mehr erwartet als nur Kopfschmerzen. "Aber die Trennung von Ron..?" Lavender machte mit den Hand irgendeine wegwerfende Handbewegung. "Ach, das meinst du. Ja, klar, das ist echt verdammter Müll, aber um ehrlich zu sein, sogar das hat diese Person gestern Abend wieder hingekriegt." Sie lächelte. Skeptisch betrachtete er Lavender. "Ich dachte, du erinnerst dich an nichts." Grinsend hielt sie ihm den Finger vors Gesicht. "Ich erinnere mich ja auch nicht daran, wer mich nach Hause gebracht hat, aber was gesagt wurde, weiß ich noch ganz genau." Harry war skeptisch, mehr als skeptisch. "Und das wäre?" "Du bist zu schade für ihn. Er ist es nicht wert. Und so weiter und so weiter. Es klang einfach wunderbar in meinen Ohren." Während sie das gestern gehörte wiederholte, imitierte sie eine tiefere Stimme. Vielleicht war er aufgrund seiner Auror-Ausbildung übervorsichtig, aber sollte sie die Tatsache, dass ein Unbekannter sie nach Hause gebracht hatte, nicht beunruhigen? "Und du weißt nicht, wer das war?" "Nein." Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Aber du glaubst es?" Vermutlich war er einfach übersensibel, wenn er fremden Menschen nicht alles glaubte. Lavender nickte und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. "Klar, es macht alles besser." "Alles?" Vermutlich kam das nicht so skeptisch rüber, wie er gewollt hatte, da er mit damit beschäftigt war, Kelly sein Getränk abzunehmen. Sie brauchte wirklich lange heute, er hatte sein Getränk schon beim Reinkommen bestellt. Lavender ließ sich davon nicht stören. Sie lächelte und nickte. "Ja, alles." Sie lächelte. Mittlerweile war der verträumte, leicht abwesende Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwunden, stattdessen wirkte sie aufrichtig zufrieden. Ein Ausdruck, der in seinen Augen nicht wirklich zu ihr passte in so einer Situation. Immerhin war sie gerade verlassen worden. Da hätte er etwas anderes erwartet. "Okay, und was hast du nun vor?" Sie grinste. "Ich weiß noch nicht genau, allemal nicht wegziehen und versuchen diesen Teil meines Lebens zu vergessen. Aber vielleicht gehe ich mit dir aus..." Eigentlich hatte er sich auf ein längeres Zuhören eingestellt und deshalb einen Schluck Wasser getrunken, an dem er sich nach Lavender Äußerung aber sofort verschluckte. Hustend starrte er sie an. "Was willst du machen?" Lavender lächelte weiterhin. "Mit dir ausgehen." Sein Husten legte sich langsam, seine Erstaunen hingegen nicht. "Aber wieso..?" Sie zuckte arglos mit den Schultern. "Erinnerst du dich nicht mehr an den Brautladen? Ich fand deine Gesellschaft echt angenehm, du meine nicht?" "Nein..." Als ob er seine Antwort damit verschwinden lassen könnte, schüttelte Harry heftig den Kopf. "Also, doch... ja, ich fand's auch schön, aber das geht doch nicht." Diesmal schaute Lavender ihn skeptisch an. "Warum..?" Hilflos gestikulierte er mit den Händen. "Du bist die Verlobte von..." "Ex-Verlobte," korrigierte sie ihn lächelnd. Unwirsch schüttelte er den Kopf. "Ja, stimmt, Ex-Verlobte, aber trotzdem, die Ex-Verlobte meines besten Freundes. Das geht doch nicht!" "Warum nicht?" "Warum nicht? Weil es eben nicht geht!" "Das ist doch keine schlüssige Begründung." "Sag mir einen Kulturkreis, in dem so was nicht verurteilt wird. Der beste Freund mit der Ex-verlobten." Grinsend lehnte sie sich zu ihm rüber. "Sag du mir überhaupt erst mal einen Kulturkreis." Harry stöhnte, so ging das nicht. Entschuldigend legte Lavender ihm die Hand auf die Schulter. "Tut mir leid, Harry, aber du stellst dich einfach affig an." Nervös zog er die Hand weg. "Ach ja? Und was, wenn Ron das herausfindet? Das kann ich ihm nicht antun." Lavender zuckte bloß mit den Schultern. "Hör doch mal mit Ron auf, der ist doch egal. Es geht jetzt um uns, nicht um ihn." "Aber..." Streng schüttelte sie den Kopf. "Kein Aber. Ron ist doch kein Kleinkind mehr. Der packt das." Harry war sich da absolut nicht sicher. "Ich weiß ja nicht..." Entschieden schaute sie ihn an. "Jetzt ist aber gut, Harry Potter. Nächsten Freitag, genau hier, klar?" Grinsend legte sie ihm ein paar Münzen hin. "Und gib das doch bitte Kelly von mir. Bis Freitag." Immer grinsend und scheinbar bester Laune drehte sie sich um und ging davon. Nach ein paar Schritten drehte sie sich aber wieder um und schaute ihn siegessicher an. "Ich weiß genau, dass du da sein wirst, Harry, ein Gentleman wie du lässt eine Dame nicht sitzen." Sie winkte noch einmal und verschwand dann aus dem 'Tropfenden Kessel'. Ziemlich konfus schaute Harry hier hinterher. Er hätte widersprechen müssen, es gab immerhin einige Argumente dafür nicht mit ihr auszugehen. Sie war die ehemalige Verlobte von Ron, er würde ihm das wohl kaum verzeihen. Aber komischerweise war es ihm gar nicht so wichtig, ob etwas dagegensprach. Sicher, er hatte sich Lavender gegenüber geweigert, aber als er jetzt genauer darüber nachdachte, war er doch gar nicht so unzufrieden mit dieser Verabredung. Wenn er an ihr Treffen im Brautladen dachte, könnte das am Freitagabend doch ganz nett werden. Ein bisschen komisch fühlte sich das an, ein Date mit der Ex-Verlobten seines besten Freundes, und er musste das ganze auch noch irgendwie Ron beibringen, aber vielleicht konnte er es Ron ja als Teil zwei seiner Selbsttherapie verkaufen. Vielleicht war Ron aber auch gar nicht sauer, immerhin war seine Sympathie für Lavender in letzter Zeit doch stark gesunken. Nachdenklich trank er sein Getränk aus und ging langsam zur Bar, um zu bezahlen. Was hatte Ron ihm mal gesagt, Lavender schaffte es immer einen um den Finger zu wickeln? Das schaffte sie allerdings. Natürlich würde er sie nicht sitzen lassen, selbst wenn er es wollte, könnte er es nicht. Er hatte eigentlich gar keine Zeit gehabt zu widersprechen. Lavender war echt gerissen. Grinsend wollte Harry den 'Tropfenden Kessel' gerade ebenfalls verlassen, als ihm ein Bekannter an der Bar auffiel. "Oh, hey Sirius. Was machst du hier?" Statt hochzugucken, schaute dieser weiter trübselig in sein Bier. "Ich fange mir Körbe ein." Sein Patensohn zuckte mit den Schultern. "Oh, entschuldige, war ne doofe Frage, vermutlich schleppst eine Frau nach der anderen ab. Was auch sonst." Er kannte seinen Patenonkel. Vorwurfsvoll schaute Sirius ihn an. "Das war mein Ernst." Diesmal zuckte Harry verständnislos mit den Schultern. "Was?" Frustriert schnaubte sein Pate. "Das mit den Körben." "Was?" Überraschte schaute der Jüngere ihn an. Genervt schaute Sirius ihn an. "Kannst du auch noch was anderes sagen?" "Entschuldige, aber warum kriegst du Körbe?" Was war heute bloß los mit der Welt? Lavender frohlockte nach ihrer Trennung beinahe und Sirius bekam einen Korb. Irgendwas lief absolut falsch, nicht komplett falsch, aber tendenziell falsch. Seufzend wandte sich der Ältere wieder seinem Bier zu. "Wieso kriegt man wohl Körbe, Harry? Ich muss echt ein schlechter Pate gewesen sein, weißt du denn gar nichts?" Dieser grinste. "So schlecht warst du auch, teilweise eins schlechtes Vorbild, aber kein schlechter Pate. Von wem hast denn einen Korb gekriegt?" "Von Rolanda Hooch." Verständnislos starrte Harry ihn an. "Wieso das denn?" "Harry..." Er seufzte und verbesserte sich. "Entschuldige... wieso... wieso sprichst du so mit der Hooch, dass du einen Korb bekommen kannst?" Vorwurfsvoll schaute Sirius ihn an, bevor er sich wieder seinem Bier zuwandte. "Der Satz wäre eigentlich noch eine Entschuldigung wert." "Entschuldige..." Seufzend lehnte Sirius sich, so gut es auf dem Hocker eben ging, zurück. "Es gibt zu viel selbstbewusste Frauen." Harry schaute seinen Paten bloß an, bis dieser fortfuhr. "Früher! Da ist jede Frau mit mir ausgegangen, kaum dass ich sie angesehen habe. Von wegen "Nein, ich will nicht". Selbst wenn die eigentlich keine Lust hatten, sind sie meinem Charme erlegen, so dass sie einfach mitgekommen sind. Und Heute? Da gibt mir diese Frau einfach einen Korb." Betrübt starrte er in sein Bierglas. Es ihm nicht ganz klar, was er antworten sollte. Immerhin hatte Harry gerade dank einer selbstbewussten Frau eine Verabredung bekommen. Bis er sich das getraut hätte, hätte er es vermutlich mit seinen dritten Zähnen tun müssen. Aber ihr war das einfach egal gewesen. "So übel ist das doch gar nicht." Der Ältere zuckte mit den Schultern. "Dann fang du dir mal den dritten Korb innerhalb von vier Tagen ein.." Harry musterte seinen Pate skeptisch. "Ich hoffe, das kann ich vermeiden." "Sehr lustig..." "Wo du gerade hier bist. Ein Rat wäre nicht schlecht." Vielleicht würde das Sirius aufbauen. Der starrte vorerst aber nur weiter auf sein Bier. "Einen Rat welcher Art? Für alle Tipps, die fürs Überleben wichtig sind, ist Remus die bessere Adresse." "Es geht um eine Frau." Als Antwort nahm Sirius einen großen Schluck seines Bieres, schien sonst aber nichts dagegen zu haben. Kurz sammelte Harry sich, bevor er anfing. "Die Ex-Verlobte von Ron..." "... ist tabu." Ohne weiter auf ihn zu achten, nahm Sirius einen Schluck aus seinem Glas. Ungehalten schaute Harry ihn an. "Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte." "Muss ich nicht, ich hab euch gesehen. Da hinten." Er deutete mit dem Kopf auf den Tisch, an dem Harry bis eben mit Lavender gesessen hatte. "Ich wiederhole: Die ist tabu." "Aber..." Wie Lavender selbst vorhin schaute nun sein Pate ihn nun entschieden an. "Tabu, Harry. Alles was der beste Freund schon hatte, ist tabu, Sperrgebiet." Trotzig schaute dieser ihn an. "Ich werde sie trotzdem treffen." Sirius seufzte. "Du hattest gar nicht vor auf meinen Rat zu hören, oder?" Zaghaft schüttelte Harry den Kopf. "Nicht wirklich." Wieder nahm sein Pate einen großen Schluck Bier. "Toll, nicht einmal du hältst dich noch an meinen Rat..." Aufmunternd klopfte Harry ihm auf die Schulter. "Da kommen auch wieder bessere Zeiten, Sirius." "Hoffentlich, dabei könnest du mir übrigens gleich helfen." Als wäre all das Selbstmitleid von eben vergessen, wandte sich Sirius jetzt grinsend zu ihm um. "Ach ja?" Wieder einmal war Harry skeptisch. "Hast du kurz Zeit? Ich bräuchte bei mir zu Hause etwas Hilfe." Er setzte sein Bier an und trank es beinahe in einem Zug leer. Er hatte heute nichts mehr vor, also konnte er genauso gut seinem Patenonkel helfen. "Klar, als ab zu Remus?" "Nein, wirklich zu mir." Das erstaunte den Jüngeren nun. "Echt? Du wohnst doch sonst ständig bei Remus." "Nichts gegen meinen Zweitwohnsitz, klar?" Jetzt setzte er sein Glas erneut an und leerte es diesmal entgültig. Abwehrend hob Harry die Hände. "Ist ja gut, wobei brauchst du denn Hilfe?" Sirius grinste. "Bei einem Eulen-Vertreibungszauber." Er nickte, wusste er doch genau, dass Sirius' Woche regelmäßig von zwei Duzend Eulen belagert wurde, da Sirius seine Rechung nicht zahlte. "Ist der schwierig oder wieso?" Gelassen schüttelte sein Pate den Kopf, während er ein paar Münzen auf die Theke legte. "Nee, gar nicht, aber es sind viele Eulen..." Skeptisch musterte Harry ihn. "Mehr als sonst?" Sirius nickte, nicht einmal um ein Grinsen verlegen. "Oh, okay." Harry wollte sich gar nicht vorstellen, wie viele Eulen sich in der Wohnung tummelten. "Na dann los." Immer noch grinsend stand Sirius auf und verließ den 'Tropfenden Kessel'. Im Aufstehen musterte Harry noch kurz die Münzen, die dieser da gelassen. Es waren eindeutig zu wenige um Sirius' gesamte Schulden bei Tom zu begleichen. Er zweifelte sogar daran, dass es für das letzte Getränk reichen würde. Aber so war sein Pate eben, immer knapp bei Kasse. Seufzend folgte Harry diesem hinaus. Hosted by Animexx e.V. 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