It's my Life von Rachelle_Jade ================================================================================ Epilog: -------- Die Tür war verschlossen. Nicht jeder Besucher durfte hier einfach eintreten. Die Klingel klang schrill bis nach außen. Kurz darauf folgte ein surrendes Geräusch vom Türöffner. Verunsichert betrat er die Station. Es sah hier anders aus, als auf anderen Stationen. Alles war irgendwie enger und kleiner. Piepende Geräte und dieser abscheuliche Geruch nach Desinfektionsmittel beschwerten die Atmosphäre. Ein Pfleger trat auf ihn zu und fragte ihn freundlich lächelnd, warum er hier sei. „Meine Freundin liegt hier.“, brachte er mit brüchiger Stimmer hervor. Eine halbe Stunde zuvor hatte er hier im Krankenhaus angerufen, um überhaupt nachzufragen, ob er sie besuchen dürfe. „Tachikawa?“ Er nickte und folgte dem Pfleger. Aus dem Aufenthaltsraum war Gelächter zu hören. Wie konnte man an einem Ort wie diesen Lachen? Noch war es für ihn unvorstellbar. „Aber nicht zu lange, hörst du? Ich gebe dir zwanzig Minuten.“ Er betrat vorsichtig den Raum. Wie tot lag sie dort. Blass und krank sah sie aus. Ihr hübsches Gesicht war verziert von einem großen Pflaster auf der Stirn. Der linke Arm lag im Gips. Direkt an ihrem Hals lagen drei kleine Schläuche. Diese führten zu verschieden Flaschen und Geräten. Direkt daneben war ein EKG, welches ihren Puls und Blutdruck aufzeichnete. In ihrer Nase hing ein Sauerstoffschlauch. Ihre Augen hatte sie fest verschlossen. Leise nahm er sich einen Stuhl und stellte diesen neben das Bett. Es war furchtbar. Beinahe zerriss es ihm das Herz, sie so zu sehen. So schwach, verletzt und schutzbedürftig. Und er fühlte sich so schuldig. ~There's nothing I wouldn't do To have just one more chance To look into your eyes And see you looking back~ Leblos starrte sie vor hin. Starrte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Bäume und Häuser. Um sie herum schienen alles so glücklich. Durften die das? Durften anderen glücklich sein, während sie so litt? Während ihre beste Freundin um ihr Leben kämpfte? Wieder einmal sammelten sich Tränen in ihren Augen. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sämtlichen Tränenkanälchen schon ausgetrocknet waren. Gegenüber von ihr saßen zwei Freundinnen. Sie kicherten und berichteten sich von dem neusten Klatsch und Tratsch. Wie gerne wäre Sora jetzt an ihrer Stelle. An dem Abend war plötzlich alles so schnell gegangen. Kurze Zeit später war der Notarzt eingetroffen. Sie hatte sie nicht loslassen wollen. Das Blut lief in verschiedene Richtungen über den kalten Asphalt. Eine solche Hilflosigkeit hatte sie noch nie gespürt. Die Sanitäter zogen sie beiseite. Dann wurde der leblose Körper auf die Trage gehievt und schon waren sie weg. Hatten sie dort ganz alleine stehen gelassen. Mit all den Schaulustigen um sie herum. Die Polizei war bereits eingetroffen und begann den Jungs fragen zu stellen. Von all dem bekam sie nichts wirklich mit. Sie stand einfach wieder versteinert da und starrte auf die Stelle, an der sie vorhin noch gelegen hatte. Jetzt war sie auf dem Weg zu ihr, dabei wusste sie nicht einmal, ob sie sie sehen dürfte. Aber sie musste es einfach ausprobieren. Sie musste mit ihr sprechen, musste ihr erklären, dass sie das alles nicht gewollt hatte. Denn sie fühlte sich so schuldig. ~I would hold you in my arms I would take the pain away Thank you for all you've done~ Verlassen und einsam saß er hier in diesem kleinen dunklen Raum und versuchte etwas auf seiner Gitarre zu spielen. Es fiel ihm schwer die richtigen Saiten zu treffen. Er war so abgelenkt. Seine Gedanken kreisten immer wieder zu ihr. Wie ging es ihr? Wurde es besser oder schlechter? Diese Ungewissheit brachte ihn um den Verstand. Dieser Raum: Er weckte Erinnerungen an sie. Hier hatten er und sie… Nein, er wollte nicht daran denken. Dieser Akt. Hatte er sie ausgenutzt, um seine rasende Eifersucht und die damit einhergehenden Rachegefühle zu besänftigen? Wie hatte das alles nur passieren können? Wieso war er an diesem Abend alleine noch auf Tour gegangen und hatte sich so betrunken? Warum hatte er seine Gefühle nicht unter Kontrolle gehabt und Taichi so damit provoziert? Weshalb war er an diesem verdammten Abend nicht einfach zu Hause geblieben? Wütend warf er seine Gitarre zu Boden und schrie vor Wut. Wäre dann jetzt alles gut? Wäre vielleicht alles wieder so wie vorher? Resignation breitete sich in ihm aus. Schweigend starrte er auf den Boden vor sich. Und er fühlte sich so schuldig. ~There's nothing I wouldn't do To hear your voice again Sometimes I wanna call you But I know you won't be there~ Die Hälfte seiner Zeit war bereits um und er hatte nichts getan außer sie angeschaut. Sie beim Atmen beobachtet, als wenn ihr das helfen würde. Nun griff er vorsichtig nach ihrer Hand. Sie war ungewohnt warm. Sanft streichelte er darüber, versuchte irgendeine Regung in ihrem Gesicht zu erkennen. Doch nichts. „Es tut mir so Leid…“, begann er zu flüstern. „Ich wünschte, ich könnte die Zeit einfach zurückdrehen und die Zukunft neu schreiben. Du tanzt und ich spiele Fußball. Nichts kann uns trennen. Ich folge dir überall hin, wo du deine Auftritte hast. So hatte ich mir das vorgestellt.“ Ein verbittertes Lächeln überkam ihn. „Doch jetzt ist alles anders. Du musst wieder gesund werden, damit wir uns die Zukunft wieder neu ausmalen können.“ Sanft drückte er ihre Hand. Auch wenn nichts darauf hindeutete, war er sich dennoch sicher, dass sie ihn hörte. Wie es wohl wäre, sie jetzt noch einmal lächeln zu sehen. Kurz darauf klopfte es an der Tür. Der Pfleger von vorhin betrat den Raum und deutete auf die Uhr. Tai nickte. Er beugte sich ihr hinüber, so dass seine Lippen ganz nahe an ihrem Ohr waren: „Ich liebe dich…“ Für einen kurzen Augenblick glaubte er zu spüren, wie ihre Hand die seine drückte. Kurz darauf folgte ein schriller Piepton von einem der angeschlossenen Geräte…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)