Another solution von -Ray- ================================================================================ Kapitel 1: Two Ways ------------------- Kapitel 1 Joey: Der Himmel war blau. Fast keine Wolken waren zu sehen. Trotz des leichten Lufthauches, der hier oben sein Unwesen trieb, war es schwül und heiß. Die Luft war stickig und das Atmen viel mir schwer. Vögelschwärme flogen durch die Lüfte, und ein leichtes Lächeln umspielte meinen Mund. Einer zwitscherte ein leises Lied. Eine Amsel, erkannte ich. Ich sah nach oben und suchte nach dem kleinen, fliegenden Tier. Meine geröteten Augen wanderten über das klare, helle Blau des Himmels, fanden den Übeltäter allerdings nicht. Ich zog die Beine an und umschloss sie mit meinen Armen. Der Linke schmerzte sofort, als ich mit der geröteten, mit Striemen übersäten Innenseite meines Unterarmes, über den heißen Stoff, meiner schwarzen, rauen Jeans strich. Ich beachtete dem Schmerz nicht, es war eher so, als nahm ich ihn willig in Kauf. Kurz holte er mich aus meinen Gedanken, ließ mich meinen Körper auf eine ganz andere weise spüren. Doch dieser kurze, willkommene Zustand währte nicht lange. Schnell versank ich wieder in meiner Melancholie. Von unten strömten verschiedene Gerüche zu mir herauf. Ich roch die Abgase, der Autos, die direkt unter mir vorbei fuhren, roch den Essensgeruch der Imbissbuden, die am Straßenrand standen, bildete mir ein, sogar den Geruch der Menschen zu erkennen, die unter mir her liefen, ob nun zur Arbeit, zur Schule oder zum Essen. Ich wusste nicht wie viel Uhr es war, hatte meine Uhr schon vor Wochen an einen heruntergekommenen, alten Mann verscherbelt um mir davon etwas zu Essen zu kaufen. Essen…ja…ich hatte schon lange keinen Hunger mehr verspürt. Seit Tagen hatte ich nichts zu mir genommen. Nur ab und zu etwas getrunken, und für Zigaretten gesorgt. Apropos…da war doch was… Ich griff in meine rechte Hosentasche und zog meine Zigarettenschachtel hervor. Sie war noch halbvoll. Mit den Streichhölzchen, die ich einem Penner abgeknöpft hatte, zündete ich mir einen der widerlichen, beißenden Stummel an und zog ein paar mal daran. Kurz streifte mein Blick nach unten. Die Autos verursachten einen beruhigenden Lärm. Ich hörte Kinder die Schrien, Frauen die lachten und Männer, die sich lautstark über die letzten Politischen Ereignisse unterhielten. Dass man aus dieser Höhe noch so viel hört? Ich verdrängte meine Gedanken, als ich eine Polizeisirene vernahm. Wo die wohl hinwollen? Fragte ich mich, während ich meinen Zigarettenstummel nach unten schmiss. Ich folgte ihm mit den Augen, bis ich ihn nicht mehr erkennen konnte. Soll ich jetzt springen? Ich verwarf den Gedanken. Irgendwie genoss ich diese wohltuende Ruhe, die um mich herum herrschte. Ich empfand es tatsächlich als Ruhe, trotz des Lärmes der dumpf und leise von unten aufstieg. Ich belächelte mich selbst und schloss die Augen. Soll ich jetzt springen? Langsam stand ich auf und stellte mich breitbeinig auf dem kleinen Mauerartigen Vorsprung, der mir bisher als Sitzplatz gedient hatte. Ich schloss erneut die Augen breitete meine Arme aus und atmete tief ein. Der Geruch störte mich nur wenig. Klar, die Abgase nahmen mir den Atem, doch irgendwie bemerkte ich es fast nicht. Ich streckte meine Arme auf beiden Seiten aus und hatte plötzlich den Drang laut loszuschreien. Würde mich jemand hören? Soll ich jetzt springen? Statt zu schreien, oder zu springen, fing ich an zu heulen. Langsam bahnten sich die Tränen meine Wangen hinunter. Als eine der salzigen Tränen in die noch frischte Wunde an meiner linken Gesichtshälfte floss, biss ich die Zähne zusammen. Es schmerzte. Es war nicht schlimm. Stattdessen beruhigte es mich irgendwie. Es fühlte sich gut an, trotz des Schmerzes. Ich sank in mir zusammen und setzte mich zurück an meinen Platz. Ich zog erneut die Beine an, umschloss sie fest mit meinen verletzten Unterarmen und legte meinen Kopf für einen Moment an die Knie. Meine Schultern bebten und ich schluchzte. All der Schmerz, der letzten Monate, eher der letzten Jahre, kam in mir hoch. Meine Mutter, die mich aus ihrer Wohnung, oder eher gesagt: Aus ihrem Wohnwagen, schmiss, das Leben auf der Straße, die widerlichen Jobs, mit denen ich mich über Wasser gehalten hatte. Die aufkommende Abhängigkeit von diesen Scheiß Drogen, die mein Leben auf der einen Seite vereinfacht, auf der anderen Seite verschlimmert hatten. Die vielen Male, bei denen ich meinen Körper verkauft, meine Seele geschunden und meinen Geist zerbrochen hatte, nur um mir wieder eine Dosis schieben zu können, oder um mir wieder einen Joint anzuzünden, um meinem Leben zu entfliehen und stattdessen in eine andere Welt einzutauchen. All dies kam mir hoch. Wie gerne wäre ich jetzt Tod. Soll ich jetzt springen? Die Sirene wurde Lauter. Ich bekam es nur am Rande mit, heulte mir immer noch die Seele aus dem Leib, und verfluchte mich selbst, nicht das Messer mitgenommen zu haben, aus dem Crack-Unterschlupf, in dem ich die letzten Monate Schutz gesucht hatte. Verdammter Mist. Wie gerne würde ich mir jetzt mit dem Messer tief in meine Haut fahren, den Schmerz bewusst spüren, und zusehen, wie das Blut sich langsam einen Weg den Arm hinab bahnt. Wie gerne würde ich mir jetzt selbst weh tun, um den Schmerz zu vergessen, den ich mit mir herumtrug, seit meine Mutter mich vor vier Jahren rausgeschmissen hatte, mich auf die Straße gesetzt hatte, und mir viel Glück für mein weiteres Leben gewünscht hatte. Wie gerne würde ich mir eine weiter wunde zufügen, eine weitere Narbe auf meinem geschundenen und widerlichen Körper hinterlassen, die mich daran erinnerte, wie beruhigend, wie belebend es war, sich das Messer ins Fleisch zu jagen. Soll ich jetzt springen? Sam: Sam seufzte leise und sah seinen Partner grinsend entgegen, der mit zwei Döner und zwei Coke wieder zur Streife zurückkam und ihnen damit das Mittagessen servierte. Er machte es sich bequemer in seinem Beifahrersitz und nahm ihm dankbar einen Döner und eine Coke ab, um seinen Magen zu füllen. In der Früh hatte er nur kurz etwas zu Essen geschnappt und war dann los, um seinen Dienst anzutreten. Jeden Tag der gleiche trott. Um Sechs raus aus den Federn, schnell unter die Dusche, dann rein in die Uniform und los, zur Arbeit. Um mit seinem Partner Jack auf Streife zu fahren, irgendwelchen irren Rasern hinterher zu jagen, oder einen Schulschwänzer zur Schule zu fahren. Sonderlich viel war nie los, obwohl es sich hier um eine Großstadt handelte, waren sie in keinen wirklich ernsten und interessanten Fall geraten. Sie waren immer zur falschen Zeit, am falschen Ort. Plötzlich hörte Sam einen erschreckten Aufschrei. Er wurde hellhörig und sah nach der Frau, die geschrieen hatte. Eine Dame mittleren Alters zeigte plötzlich nach Oben. „Seht doch…da oben steht jemand. Ob der springen will?“ rief sie Laut. Auch die anderen Passanten sahen sie verwundert an, und wandten ihren Blick dann nach oben. Schnell stieg er aus und suchte mit seinen Augen die Person von der die Frau gesprochen hatte. Er streifte seinen Blick zu dem kleinen Hochhaus, das direkt auf der anderen Straßenseite glänzte. Tatsächlich. Irgendjemand saß oben auf dem Dach und schien sich das Leben nehmen zu wollen. „Schnell Jack, ruf nach Verstärkung, sieht so aus, als macht der da Oben wirklich ernst.“ Rief Sam seinem Partner zu und wandte seinen Blick wieder nach oben. Jack rief schnell nach Verstärkung, per Funk, und stieg dann ebenfalls aus. „Los komm.“ Sagte der Ältere, der wesentlich mehr Erfahrung hatte, als er selbst und rannte über die Straße, auf das Haus zu. Sie kümmerten sich nicht um die Schaulustigen, die sich langsam tummelten sondern wandten sich zum Eingang des Hauses. „Hat das Haus einen Aufzug?“ überlegte er laut, während er seinem Partner nach drinnen folgte. Sie sahen sich kurz um, entdeckten dann tatsächlich einen Aufzug, der direkt auf der anderen Seite, des kleinen Hausganges lag. Schnell rannten sie darauf zu und drückten auf die Taste. „Los mach schon.“ Entfuhr es Sam leise. Ungeduldig und besorgt trat er von einem Fuß auf den anderen und verschränkte die Arme vor der Brust. Endlich öffneten sich die Türen und sie drückten auf den obersten Knopf. Oben angekommen wandten sie sich schnell zur Treppe um die letzten paar Meter hinter sich bringen. Dann rissen sie die Aufgeknackte Tür auf und suchten mit ihren Augen nach der Person. Sie oder besser gesagt Er saß auf den kleinen Mauervorsprung, in sich zusammengesunken und seine Schultern bebten. Die Sonne brannte heiß auf seinen Nacken. Er hatte die Beine angezogen und seine Arme darum verschränkt. Sam konnte sein Gesicht nicht erkennen, vernahm stattdessen ein leises Schluchzen. Kurz sah er zu seinem Partner. Dieser zuckte hilflos mit den Schultern und schüttelte gleichzeitig mit dem Kopf. Er wusste auch nicht, was sie jetzt tun sollten. Sam gab seinem Partner ein Zeichen, dass er zu dem Jungen Mann hingehen wollte und näherte sich langsam dem Selbstmordkandidaten. Als er zirka noch sieben Meter von ihm entfernt stand, setzte er ein gekonntes Lächeln auf, und sagte leise: „Hey.“ Langsam löste sich der junge Mann aus seiner Erstarrung und wandte seinen Kopf zu Sam, sah ihn kurz an. Sein Blick streifte die Uniform, streifte sein Gesicht, dann wandte er den Kopf wieder nach vorn. „Verpiss dich, Mann.“ Entfuhr es dem Mann. Als Sam sein Gesicht erkannt hatte, hatte er kurz, für einige Sekunden, die Fassung verloren. Dieser Junge Mann war nicht sehr viel Jünger als er selbst, sein Gesicht war schön, und anmutig, sein Blick allerdings, war voller Schmerz, voller Leid, voller Angst… Die geröteten Augen, die Sam bis hierher hatte erkennen können, bestätigten seinen kurzen Verdacht, den er schon gehegt hatte. Der Mann vor ihm nahm Drogen. Momentan schien er allerdings klar, voll bei bewusstsein. Vielleicht hatte er kein Geld für nen Schuss…überlegte Sam. Er sah ziemlich heruntergekommen aus. Die Klamotten waren zerissen und dreckig. Das Haar stand in alle Richtungen ab und war strähnig, sah ungepflegt und ungekämmt aus. Er hatte breite Schultern, sah allerdings abgemagert, fast unterernährt aus. „Darf ich näher kommen?“ fragte Sam leise. „Nein!“ entgegnete sein Gegenüber und sah ihn zornig. „Verpiss dich, habe ich gesagt.“ Joey: Zornig sah ich diesen scheiß Bullen an. Dieser verfluchte Arsch sollte sich bloß aus dem Staub machen. Als hätte ich jetzt Lust, auf so ne blöde Polizistengeschichte, die mich knallhart erstmal in die Klapse einliefern lassen würden, um mich danach wegen einer aufgebrochenen Tür zu verklagen. Mann ey, konnten die nicht einfach abhauen? Ganz schnell und unaufällig. „NEIN!“ entgegnete ich laut, als dieser Typ fragte, ob er näher kommen durfte. Hatte der sie noch alle? Um mich dann von springen abzuhalten, oder was? Ich kannte die Masche, hatte genug Fernsehfilme gesehen, in denen jemand springen wollte, um sich dann von so nem blöden grünen Schnittlauchheini davon abhalten zu lassen. Nein, nein. Ich hatte nicht vor, mich heute von irgendwem „retten“ zu lassen! „Verpss dich, habe ich gesagt.“, fügte ich noch hinzu, und hoffte, das der Typ jetzt endlich nen Abgang machte. Falsch gedacht. Stattdessen sah ich aus den Augenwinkeln, wie er meine Worte einfach überhörte und einen kleinen Schritt nach vorne wagte. Blöder Penner! „Kann ich nicht.“ Sagte der Polizist plötzlich. Ich sah ihn verwundert an. „Warum?“ entfuhr es mir. Am liebsten hätte ich mich dafür selbst massakriert. Wenn ich schon selbst fragen stellte, wurde das mit dem Springen immer noch schwieriger, und mit dem Retten lassen immer noch leichter. Ich musste dem jetzt endlich ein Ende setzen, sonst wurde das nichts mehr mit dem Selbstmordversuch. Trotzdem machte mich dieser Bulle neugierig. Ich wollte wissen, warum er nicht einfach verschwinden konnte. Überhaupt, fand ich es ziemlich beeindruckend von diesem Bullen, dass er es sich traute mit jemandem wie mir, der kurz vorm Springen war, einfach redete, wie mit seinem besten Kumpel. War das absicht? Musste er das so machen? Stand das so im Lehrbuch? „Ganz einfach. Jetzt wo wir dich entdeckt haben, müssen wir alles dafür tun, damit du nicht springst.“ „Sonderlich überzeugend ist das nicht.“, entgegnete ich bissig. „Steht das so im Protokoll?“ fragte ich und biss die Zähne zusammen. Wieder wandte ich mich zu ihm um, und schickte ihm meinen vernichtenden „ich-kill-dich-gleich-Blick“ Sonderlich beeindrucken konnte ich ihn damit nicht, denn er lächelte nur leicht und schüttelte mit dem Kopf. „Für so etwas gibt es kein Protokoll. Wie heißt du?“ fragte er weiter. Ich schüttelte perplex mit dem Kopf, ließ mich nicht darauf ein. Sobald der Typ meinen Namen weiß, hat er mich wahrscheinlich schon überzeugt. „Willst du nicht sagen? Hm…schade. Ich bin übrigens Sam.“ Wieder lächelte er mich so nett an. Warum konnte der seine Visage nicht in eine andere Richtung halten? Das letzte mal, dass mich einer angelächelt hatte, war passiert, als ich so nem alten, widerlichen Sack einen Runtergeholt hatte, und dieser mir Fieß lächelnd die dreißig Euro in die Hand gedrückt hatte. Doch der Polizist, lächelte mich ganz anders an. Freundlich, besorgt, liebevoll… Ganz anders. Wieder schossen mir die Tränen in die Augen. Verdammt, ich war so ein Weichei. Nicht mal die Tränen zurückhalten konnte ich. Wie sollte ich dann springen, jetzt da mich dieser Typ langsam erweichte, und mich langsam aus der Reserve lockte. Ich stockte…er lockte mich aus der Reserve? NEIN, das durfte ich nicht zulassen!!! „Verpiss dich endlich, lass mich in Ruhe! Ich will nicht mehr!“, schrie ich ihm schließlich entgegen und wandte meinen Kopf dann schnell wieder auf die andere Seite, damit er meine Tränen nicht sehen konnte. „Warum willst du nicht mehr?“ fragte dieser Sam sanft und wieder mit so nem scheiß Lächeln auf den Lippen. Er ging zwei Schritte auf mich zu, es trennten uns nur noch wenige Meter voneinander. Ich sagte nichts. „Was interessiert es dich? Tu doch nicht so, als würde einen Bullen die Lebensgeschichte von nem heruntergekommenen Penner interessieren.“, giftete ich ihn an machte mich gleichzeitig ganz klein, als würde ich mich verstecken wollen. „Mich interessiert das wirklich. Hast du nicht Lust von dem Ding da runter zu kommen und ein bisschen mit mir zu reden? Ich möchte dir gerne helfen.“ Ich lachte zynisch auf. „Ja klar. Du steckst mich wahrscheinlich sofort in die nächste Klapse und lässt mich Monatelang entzug machen, statt mir wirklich zu helfen.“ Er schüttelte mit dem Kopf. Sagte aber nichts. Ich spürte, wie mir wieder die Tränen kamen. Verdammt…diese scheiß Heulerei. Als würde es mir was bringen! Ich merkte, dass er mich schon fast so weit hatte. Würde er noch zwei oder drei Schritte auf mich zukommen und nach meinem Arm packen, würde ich mich nicht wehren. „Willst du mir immer noch nicht deinen Namen verraten?“ fragte Sam sanft. Ich schüttelte gezwungen mit dem Kopf. Ganz so leicht, wollte ich es ihm dann doch nicht machen. Sam schien zu merken, dass er mich fast so weit hatte. Er machte wieder einen kleinen Schritt auf mich zu und lächelte mich liebevoll an. Ich sah ihn an, war gewillt ihm ebenfalls ein leichtes Lächeln zu schenken, doch plötzlich sah ich eine schnelle Bewegung von rechts. Ich schreckte auf und wandte meinen Kopf in die Richtung. Ich klammerte mich an den Backstein unter mir und schrie: „Scheiß Bulle bleib wo du bist, oder ich spring sofort runter!“ Der Alte hielt kurz inne, machte dann noch einen Schritt auf mich zu. „JACK NEIN!“ schrie Sam seinen Partner an und dieser blieb endlich stehen. Ich wich ein Stück zurück, wollte nicht dass er mir so nah kam, dieser Fremde, alte Knacker. Plötzlich spürte ich, wie ich den Halt verlor. Da war nichts mehr, schoss es mir in den Kopf und ich schrie erschrocken auf. Mein Fuß ging ins Leere, und ich rutschte ab. Ich taumelte zurück, streckte meine Hand aus um Halt zu finden. Wie in Zeitlupe, riss Sam die Augen auf, machte einen Satz nach vorne und griff nach meiner Hand. Im letzten Moment bekam er mich zu fassen und hielt mich eisern fest. Ich sah ihn verwundert an. Er blickte lächelnd zurück und wollte mich hochziehen, doch trotz meines geringen Gewichts, schien er es nicht alleine zu schaffen. Er rutschte ebenfalls ein Stück ab. „Lass los.“ Sagte ich leise, und doch ernst. Sam schüttelte tonlos mit dem Kopf, sah mich bittend an. „Lass los, Sam. Ich bin nicht hier hoch gekommen, um dich mit in den Tod zu stürzen.“ Wieder schüttelte Sam mit dem Kopf. Dann drehte er sich um. „Jack, hilf mir, ihn hochzuziehen.“ Dieser Jack kam näher und beugte sich vor, griff nach meinem Arm und gemeinsam zogen sie mich hoch. Jack griff nach meinem Kragen und lupfte mich über den kleinen Mauervorsprung. Außer Atem lehnte ich mich nach hinten gegen die Wand und schloss die Augen. Und was jetzt? Fragte ich mich in Gedanken. Springen wollte ich nicht mehr. Leben wollte ich auch nicht. Und was jetzt? Sam kniete sich vor mich hin und legte mir seine Hände auf die angezogenen Knie. Er lächelte warm und ich öffnete die Augen, sah ihn an. Dann lächelte ich zurück. „Joey…mein Name ist Joey.“ Plötzlich öffnete sich die Tür hinten und weitere Polizisten stürmten das Dach. Zwei von ihnen griffen nach mir, doch ich riss mich zornig los. „Was soll das?“ fragte ich und wich zur Seite. „Ich mach das schon.“ Sagte Sam leise zur Verstärkung und streckte mir die Hand entgegen. „Komm Joey. Wir müssen zur Klinik.“ „Was für eine Klinik?“ Ich wurde unsicher. Wollte er mich jetzt doch noch in eine Klapse einweisen? „Verdammt, ich dachte du hilfst mir! Und jetzt soll ich doch in die Klapse?“ Er sah mich traurig an. „Wann hattest du deinen letzten Schuss?“ fragte er leise. Ich wandte den Blick ab. Verdammt, er hatte es gemerkt. „Vor…zirka…acht oder neun Stunden.“ Entgegnete ich ebenfalls leise. „Wie lange hälst du es ohne aus?“ „Vielleicht zwölf Stunden.“ „Du musst dir helfen lassen Joey. Ich kann dir dabei nicht helfen. Ich will dir helfen, doch dass musst du mit den richtigen Leuten in Angriff nehmen. Oder hast du vor, für immer von diesen Scheiß Drogen abhängig zu sein.“ Hilflos wandte ich mich ab und vergrub mein Gesicht in den Händen. Er kam zu mir und legte mir einen Arm um die Schultern. „Komm schon, Joey.“ Schließlich sah ich ihn an und lächelte leicht. Dann nickte ich und er zog mich mit. Sein Arm lag immer noch um meine Schultern. Die Nähe zu einem Menschen, tat unendlich gut, stellte ich fest. Sam: Sam legte dem Jungen Mann den Arm um die Schultern und zog ihn mit zum Aufzug. Joey zitterte am ganzen Leib, doch er konnte sich schon denken, woran es lag. Eigentlich brauchte er jetzt schon wieder einen Schuss. Die Zwölf Stunden waren etwas übertrieben gewesen. Sam schätzte das Joey es zirka zehn Stunden aushielt, ohne Schmerzen. Er drückte ihn durch die Menge der Schaulustigen zu seinem Streifenwagen und ließ ihn dann auf der Rückbank Platznehmen. Er setzte sich auf die Fahrerseite, Jack stieg auf der anderen Seite ein. Dann fuhren sie los. Joey: Ich sah ausdruckslos aus dem Fenster während der Fahrt. Sie brachten mit sofort zu einer Klinik, sie wussten, dass jede Minute zählte. Meine Hände zitterten, normalerweise hätte ich mir spätestens jetzt die nächste Dosis verabreicht. Doch ich hatte weder etwas hier, noch würden die zwei Bullen wohl erlauben, dass ich mir jetzt einen Schuss rein zog. Nein, die Wahrscheinlichkeit war wirklich gering! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)