Another solution von -Ray- ================================================================================ Kapitel 11: Bad Situation ------------------------- Kapitel 11: Bad Situation „Du riechst nach Rauch. Hast du geraucht?“ fragte Sam gereizt. Ich sah ihn leicht verstimmt an. Was sollte das ganze denn jetzt? Warum machte er so einen Aufstand? Ich nickte leicht. „Was soll das? Ich dachte der Scheiß mit den Drogen wäre vorbei!“, regte er sich weiter auf. Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Reg dich mal wieder ab! Es war nur eine Zigarette verdammt!“, entgegnete ich aufgebracht. „Ja, nur eine Zigarette. Und was kommt als nächstes? Ein Joint?“ Verletzt sah ich ihn an. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Warum vertraute er mir so wenig? Hatte er nicht erst vor wenigen Tagen gesagt, ich solle stark sein und er würde an mich glauben? War das hier etwa das, was er unter Vertrauen verstand? Ohne weitere Worte drehte ich mich um und ging. Leck mich doch am Arsch! Dachte ich wütend und gleichzeitig verletzt und verschwand um die Ecke. Sofort verfiel ich wieder in leichten Trab. Jetzt brauchte ich erst mal Bewegung und einen freien Kopf. Rick sah Sam vorwurfsvoll an. „Was sollte das? Bist du jetzt völlig von Sinnen??“ fragte er ihn laut und schubste ihn leicht gegen die Schulter. Sam sah ihn verwirrt an. „Was..?“ „Hast du nen Knall? Weißt du überhaupt was du gerade zu ihm gesagt hast?“ Verständnislosigkeit war wohl das einzige, was Sams Blick enthielt. „Was hat das jetzt mit mir zu tun?“ entgegnete Sam und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Er wirkte leicht nervös. „Du hast meinem Bruder gerade eben unterstellt, wieder ein Scheiß Junkie zu werden, nur weil er sich mal ne Zigarette angezündet hat. Du hast so eben jedes Vertrauen, das jemals zwischen euch herrschte, in Frage gestellt und ihn somit erstens: tief getroffen, zweitens: verletzt und drittens: verdammt noch mal vertrieben! Was denkst du eigentlich wer du bist?“ „Ich habe mir nur Sorgen gemacht!“ „Sorgen gemacht? Sorgen gemacht??? Kannst du dir nicht ohne Vorwürfe und beschissene Unterstellungen Sorgen machen? Verdammt, Sam. Steh nicht so blöd hier rum, geh ihm lieber nach!“ Sam zuckte leicht zusammen. Scheinbar erst jetzt machte es in seinem Kopf klick und er kapierte endlich, dass er es gerade ziemlich verbockt hatte. Ohne weitere Worte drehte er sich weg und lief Joey nach. Ich spürte wie mir die Tränen kamen. Verdammt, sei kein Schwächling, ging es mir durch den Kopf, während ich langsamer wurde und schließlich mit normalem Tempo auf eine Parkbank zusteuerte. Ich setzte mich hin, zog meine Beine an und stützte meine Ellenbogen auf die Knie. Dann vergrub ich mein Gesicht in meinem Händen und versuchte verzweifelt diese scheiß Tränen zurückzuhalten. Ich wollte nicht heulen, mir damit eingestehen wie schwach ich war, wie sehr mich Sams Worte verletzt hatten. Ich wollte mich nicht so fühlen. Wollte nicht, dass mich das so traf. Wie blauäugig konnte ein Mensch überhaupt sein? Hätte ich nicht schon längst mit so etwas rechnen sollen? War es nicht irgendwie von Anfang an klar, dass es nicht lange dauern würde, bis der nächste Mensch mich verletzte, mir weitere seelische Schmerzen zufügte, mich wieder tiefer in dieses schwarze Loch hinab zog, in dem ich mich schon seit Jahren befand? Was hatte ich erwartet? Doch nicht ernsthaft, dass Sam, mein unfreiwilliger Lebensretter, anders wäre als der Rest dieser verdammten Menschen die mich umgaben und mir wehtaten. Und mein Gott, ja! Es tat weh! Verdammt weh! Und das störte mich wohl am meisten. Ich wurde wütend! Wütend auf mich selbst, wütend auf Sam, wütend auf diese scheiß Situation, die ich ums verrecken nicht gewollt hatte. Ich wollte sie nicht! Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, wie ich so da saß, mein Gesicht zwischen den Händen vergraben, tief versunken in meiner verkorksten Gedankenwelt, die mich wie einen Strudel tiefer zog, tiefer an den Punkt, an den ich doch gar nicht wollte. Ich wollte mein Vertrauen doch eigentlich gar nicht aufgeben, wollte doch an jemanden festhalten können, wollte Sams Vertrauen. Vor allem wollte ich seine Zuneigung, seinen Glauben und seine Unterstützung. Die Wärme, Geborgenheit und…auch die Liebe die er ausstrahlte. Doch momentan hatte ich das Gefühl, immer mehr davon wegzudriften, mich wieder in mich selbst zu verschließen. Verdammt! Ich war ein einziges Wrack! Da konnte dieser Idiot sagen was er wollte! Irgendwann hörte ich Schritte die näher kamen, roch einen Duft der mir so bekannt war wie mein eigener und spürte wie sich dieser Mensch vorsichtig neben mich setzte. Ich sah nicht auf, versteckte mich weiter zwischen meinen Händen, wollte nicht das er die Tränenspuren sah, wollte nicht das er von meinem Gesicht ablesen konnte, was ich fühlte, dachte und mir wünschte. Er schwieg. Ich tat es ihm gleich. War gewillt aufzustehen, einfach weg zu gehen von diesem Ort, diesem Menschen und allem was dazu zählte. Doch ich blieb sitzen, spürte weiterhin seine Nähe, roch weiterhin seinen Duft und wünschte mir sehnlichst, dieses Chaos in meinem Inneren weit weg. Schließlich regte er sich endlich und entschuldigte sich leise bei mir. „Es tut mir Leid...“ Ich reagierte nicht darauf, wartete auf eine Erklärung, auf irgendwelche Worte die mir zeigten, dass er seine Worte nicht ernst gemeint hatte, sie nur das Produkt seiner eigenartigen Laune waren die er vorhin ausgestrahlt hatte. Ich hatte Glück… „Das was ich gesagt habe war großer Mist. Und ich könnte es verstehen wenn du mich jetzt erst mal nicht sehen willst, beziehungsweise mit mir reden willst. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist, als ich diesen Scheiß von mir gegeben hab. Natürlich glaube ich an dich, natürlich vertraue ich dir…ich war wohl einfach…keine Ahnung, wahrscheinlich hatte ich einfach Angst. Zu viel Schiss vor dem Gedanken, dass du dich von diesem Typen runter ziehen lässt…“ Wieder reagierte ich äußerlich nicht darauf. Doch mein Innerstes beruhigte sich schlagartig, meine negativen Gedanken waren wie weggeblasen und zurück blieb nur noch die Erleichterung. Die Erleichterung darüber, dass es ihm Leid tat, und er mir weiter vertraute. Die Erleichterung darüber, dass es nur Angst gewesen war. Irgendwann spürte ich seine sanfte Hand, die mir leicht über den Kopf fuhr und mich schließlich an seinen Körper zog um mich in den Arm zu nehmen. „Es tut mir leid!“, flüsterte er erneut und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich entspannte mich, lockerte meine verkrampfte Haltung, nahm die Beine von der Bank und lehnte mich beruhigt an ihn. „Schon okay…“ gab ich leise zurück, schloss die Augen und genoss einfach nur das Gefühl dieser körperlichen Nähe, die er mir gab. ********************************************************************* So, hab das elfte Kapitel wie man sieht gleich hinten rangesetzt, da es nicht sonderlich lang geworden ist :) Aber ich war der Meinung das dieses Gespräch irgendwie einzeln dargestellt werden sollte, um auch die Wichtigkeit hervorzuheben. Einfach weiterzuschreiben kam mir blöd vor, also vielen Dank fürs Lesen und Danke für ein Review! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)