Flieder- und Olivenbäumchen von RallyVincento (One-Shots mit Erik) ================================================================================ Kapitel 1: Abschied ------------------- Wenn du dies ließt werde ich mein Versprechen gebrochen haben. Ich habe dich allein zurück gelassen, obwohl ich dir das Gegenteil versprochen hatte. Ich weiß nicht ob ich diesen Brief im jetzt schreiben soll, da ich noch lebe oder in der Vergangenheit weil ich nicht mehr sein werde wenn du ihn ließt. Die letzten Wochen habe ich damit verbracht einen Ausweg zu finden aber mit jedem Tag muss ich mehr erkennen das mir kein Funken Licht mehr bleibt. Das einzige was mich am Leben erhält ist der Gedanke an unser Kind. Ich will nicht das es stirbt, wenigstens will ich diesem Kind das leben schenken, wenn mir die Krankheit meines nimmt. Jede Nacht wache ich auf und habe mehr und mehr das Gefühl das mich die Dunkelheit verschlingt, mit jedem Tag habe ich mehr angst und ich frage mich warum gerade ich? Doch wahrscheinlich gibt es keine Antwort, es ist einfach so und ich sollte mich damit abfinden. Ich bin froh dich zu haben, bin froh das die Kinder nicht allein zurück bleiben. Nie hätte ich gedacht das mir der Gedanke zu sterben solche angst machen könnte. Hätte ich damals gewusst das uns so wenig zeit bleiben würde, dann hätte ich sicherlich vieles anders gemacht. Ich wäre nicht nach Amerika gegangen, sondern wäre bei dir geblieben und vielleicht aber auch nur vielleicht hättest du eher erkannt was du für mich empfindest?! Sicherlich war ich Isabelle nicht die beste Mutter, aber ich liebe sie, das habe ich immer getan und ich hoffe das ihr eines Tages versteht wie ähnlich ihr euch doch seit. Du hast mein leben ausgemacht, bist der einzige den ich je geliebt habe. Was würde ich nicht alles dafür geben jetzt in diesem Moment bei dir zu sein, dich zu umarmen und dich zu trösten. Ich werde unsere Debatten vermissen, die langen Nächte in denen wir beide gearbeitet haben und du mir Tee brachtest, oder deine Lippen die mich berühren. Seltsam das mir gerade jetzt die winzigen Kleinigkeiten so bewusst werden. Ich werde nie wieder deine stimme hören, oder deinen sarkastischen Blick sehen, nie wieder wirst du mich umarmen... ... ich wollte nicht weinen, doch mit jedem Wort wird mir mehr klar das dies das ende ist. Mit diesen Worten akzeptiere ich meinen Tod. Ich werde sterben, einfach so... oh Gott Erik ich will nicht sterben, ich will unsere Kinder aufwachsen sehen und unsere Enkelkinder sehen. Ich will unser ungeborenes Kind sehen, möchte sehen wie es die ersten schritte macht, wie es anfängt zu sprechen, wie es lacht und weint. Ich möchte nachts von Baby Geschrei aus dem Schlaf gerissen werden und im Frühling will ich den Flieder blühen sehen. Mein Leben ist wie ein Kartenhaus gewesen, es ist oft eingestürzt aber ich war immer stark genug es wieder aufzubauen und jetzt fällt es zusammen und ich kann nichts mehr tun, nur zu sehen. Diese Hilflosigkeit frisst mich auf. Aber du bist da und deine Kraft gibt mir Mut und lässt mich ein wenig vergessen was mich erwartet. Ich wollte dir auch kraft geben aber ich bin wohl nicht stark genug, denn wäre ich es dann würde ich diesen Brief nicht schreiben, sondern kämpfen. Jedoch bin zu schwach um weiter zu kämpfen, ich kämpfe nicht mehr für mich nur noch für dieses Kind in meinem Bauch. Immer wenn es tritt weiß ich das alles gut werden wird, das es dem Kind gut geht das es kräftig ist und gesund. Es wird bestimmt ein hübsches Kind, vielleicht hat Gott ein einsehen und lässt mich noch einen Blick auf mein Kind werfen, bevor ich sterbe. Jede Nacht bette ich dafür und ich hoffe das mir Gott wenigstens diesen Wunsch erfüllt. Ich schaue gerade aus dem Fenster und sehe wie Schneeflocken am Fenster hängen bleiben und Eiskristalle sich bilden. Noch nie empfand ich Schnee als so schön, seltsam das man diese Dinge erst zu schätzen weiß, wenn man sie zum letzten mal sieht. Wenn ich diesen Brief geschrieben habe dann werde ich dich fragen ob wir spazieren gehen, wir waren schon lange nicht mehr spazieren. Mir ging es einfach zu schlecht, aber heute geht es mir gut und ich will diesen Tag genießen. Es hat gerade getreten, als würde es den Gedanken spazieren zu gehen gut finden. In diesem Moment, wo ich diesen Brief schreibe, bist du wahrscheinlich in deinem Arbeitszimmer und hast dich in Arbeit eingegraben. Ich freue mich das du in letzter zeit wieder mehr arbeitest und dich nicht soviel für mich aufopferst... Du bist ein guter Vater und deswegen erspare ich mir in diesem Brief jegliche Erläuterung zur Kinder Erziehung. Ich vertraue dir und mit deiner Hilfe werden die Kinder zu guten Menschen werden, da bin ich mir sicher. Die Zeit mit dir ist mir das wichtigste auf Erden, in all den Jahren war die zeit mit dir das wundervollste was mir passieren konnte. Jeden Atemzug den ich noch machen werde, mache ich für dich und die Kinder. Und der ring an meinem Finger gibt mir die kraft all das was noch kommen mag zu ertragen. Wie glücklich ich doch bin das du mein Mann ist. In guten wie in schlechten Zeiten, es ist so seltsam wir hatten so viele schlechte Zeiten und so wenige gute und dennoch möchte ich keine Minute mit dir je missen. In Gesundheit und krankheit, seltsam das gerade dieser punkt so gut auf uns zutrifft. Ich kenne viele die gesagt haben das ich dich nicht heiraten sollte und doch habe ich es getan. Ich habe auf mein Herz gehört und es war richtig, in dem Moment wo du mir diesen ring an den Finger gesteckt hast, in diesem Moment wo ich dein lächeln sah, wusste ich das du der richtige bist. Alle Ängste und Zweifel waren wie weggeflogen und ich wusste auch das alle unrecht hatten, unsere kleine Familie ist etwas besonderes und das finde ich wundervoll. Jeder von uns hat etwas zu dieser Familie beigetragen, jeder auf seine weise, wir haben von einander gelernt und uns weiter entwickelt. Zusammen haben wir uns weiter entwickelt. Ich liebe dich und ich danke dir das du dich um die Kinder kümmerst und dich ihrer an nimmst, durch dich werden sie gewiss zu guten Menschen die diese Welt verändern können... In liebe deine Monique Ich ließ die Hand sinken und mit ihr diesen Brief, doch anstatt Trauer zu empfinden, wurde ich nur wütend. Meine Hand ballte sich zur Faust und zerknüllte den Brief, den ich dann einfach achtlos in den Kamin schmiss. Was hatte SIE sich dabei gedacht? Was hatte ICH mir dabei gedacht? Wie konnte ich ihr nur versprechen mich um diese Kinder zu kümmern, ich empfand es ja schon als lästig sie ständig um mich zu haben als Monique noch lebte, aber sie alleine groß zu ziehen, ohne Hilfe... Gott was für ein Mitleid hatte mich da nur getrieben. Wenn es nur die drei Kinder waren, aber nein, sie musste ja auch noch unbedingt Zwillinge zur Welt bringen. Ja gut es waren meine Kinder, wenigstens Isabelle und die Zwillinge, Ethan würde ich sicherlich ohne große Probleme auf diese Marine Akademie abschieben können und Seschat würde mit ihren 7 Jahren sicherlich gut in ein Internat passen. Aber Isabelle würde ich wohl nicht so einfach los werden... ihr Hass gegen mich war unehrbitterlich, was auf Gegenseitigkeit beruhte... Kapitel 2: Erkenntnis --------------------- Erik Wieder war es einer dieser schrecklichen Momente, eine dieser endlosen, fruchtlosen Diskussionen die am Ende zu einem unerträglichen Geschrei ausarteten. Doch dieses mal, schrie ich nicht zurück, ich sah meine Tochter nur schweigend an. Mir fehlte einfach die Kraft ihr zu widersprechen, ihr das Gegenteil zu beweisen, ich resignierte. Doch nicht vor ihr, sondern vor meiner eigenen Unfähigkeit es nicht zu schaffen meine Tochter für mich zu gewinnen. All die Jahre hatte ich damit verbracht sie ändern zu wollen, damit sie sich endlich anpasst, sich normal verhält, doch jetzt sah ich sie an und ich sah nicht sie, sondern Monique. Wie oft hatten wir uns stundenlang gestritten, hatten versucht den anderen zu ändern, obwohl wir beide doch Veränderungen so verachteten. Wir wollten die Welt ändern, die Menschen, doch von uns beiden durfte sich keiner ändern. Was wäre denn passiert hätten wir uns geändert? Wäre das wirklich so schlimm gewesen? Ich wusste es nicht und es war zu spät für solche Fragen. Monique war seit 7 Jahren tot und ich hatte diese Jahre damit zugebracht wieder in mein altes Muster zurück zu fallen. Ich war gereist, hatte mich versteckt, hatte mich der Verantwortung entzogen mich um meine Kinder zu kümmern. Und doch hatte ich nie anerkannt das ich Schuld war, das ich nicht perfekt und unfehlbar war. Es war immer nur Moniques Schuld gewesen, sie war doch gestorben, hatte mich mit all dieser Verantwortung allein gelassen. Aber das war Unsinn, langsam verstand ich das ich selbst schuld war, ich hatte mich nicht der Verantwortung meiner Kinder entzogen, sondern ihrer liebe, hatte mich selbst bestraft aus Gründen die ich selbst nicht mehr wusste. Mit einem müden Blick sah ich Isabelle an, noch immer stand sie vor mir und schrie mich an. „Ich hasse dich! Ich hasse dich so sehr! Wenn du uns nicht liebst, warum bist du dann wieder gekommen? Warum hast du Mama überhaupt geheiratet, wenn du sie nie geliebt hast...“ Ich wandte meinem Blick zum Fenster und hörte ihr weiter zu, ließ all ihre Vorwürfe auf mich hernieder prasseln und diesmal suchte ich keinen Schutz in dem ich zurück schrie, in dem ich mich rechtfertigte. Nein diesmal nicht, ich hatte genug davon mich zu rechtfertigen, aber sie hatte recht ich war noch immer ihr Vater, auch wenn ich mich nie so verheilt und mit 54 war die Chance das ich dieses verhalten noch änderte doch sehr gering. Ich lächelte kurz als ich mitbekam das meine, 23 jährige, Tochter weinend auf meinem Bett platz nahm und ihr Gesicht in meinem Kissen vergrub. Noch immer versuchte sie mit aller Gewalt das Weltbild, welches ihre Mutter ihr vermittelt hatte, festzuhalten. Noch immer wollte sie nicht wahr haben das ihre Mutter, so wie ich extreme waren, die nie gelernt hatten der Welt um uns herum zu vertrauen. Monique war nicht die heilige die Isabelle in ihr sah, doch sie verschloss sich der Wirklichkeit, verschloss sich mir. Zum ersten mal sah ich sie mitfühlend an, langsam stand ich von meinem Platz am Fenster auf und ging zu ihr. Meine Finger glitten durch ihre schwarzen Haare, während ich mich neben sie setzte. „Ich habe keine Lust mehr zu streiten, ich habe nicht mehr die Kraft dafür! Deine Mutter und ich haben uns auf eine Art geliebt die uns beide zerstört und eingesperrt hat. Wir haben uns gegenseitig geschadet und trotzdem konnten wir nicht ohne den anderen sein. Wir haben uns damals so geliebt, wie wir zu dem Zeitpunkt zu lieben in der Lage waren. Wir wusste es nicht besser und wir duldeten keine Veränderung des anderen und doch versuchten wir einander zu ändern. Wir waren extreme und doch hätte ich alles für sie getan. Ich habe sie geliebt auf eine Art und weise die zerstörerisch war für mich und sie. Wir nutzten uns gegenseitig aus und ließen das auch wissentlich zu. Monique war keine heilige, so wenig wie ich ein guter Ehemann war oder ein guter Vater bin. Für uns gab es nur unseren sinnlosen Kampf gegen den Rest der Menschheit, verbündete waren wir, die sich gegenseitig festhielten...“ Ich zögerte einen Moment, ich wartete auf Widerspruch auf irgend etwas, aber Isabelle lag nur still da und hörte mir zu. „Das Weltbild und die Gedankenstrukturen deiner Mutter sind das Ergebnis von jahrelanger Ablehnung und Demütigung. Dies weiß ich, weil ich das selbe Weltbild habe, wie deine Mutter bis zu ihrem tot. Doch du solltest abstand dazu gewinnen, du musst selbst die Augen öffnen und die Welt mit deinen Augen sehen nicht aus denen deiner Mutter. Der Blick deiner Mutter war von den leid und den Qualen ihres Lebens geprägt und getrübt und in ihrem Selbsthass und ihrer Einsamkeit hat sie dir das selbe Weltbild gezeigt. Deine Mutter sagte einmal das sie und ich, Rücken an Rücken stehen würden, zu ängstlich um sich zum anderen umzudrehen, mach nicht den gleichen Fehler und sieh dich um und richte deinen Blick nicht nur in eine Richtung. Mach nicht den gleichen Fehler wie wir ihn damals gemacht haben!“ Erst jetzt schlug sie meine Hand fort uns sah mich mit einem wütenden Blick an. „Lügner! Mutter war nicht verzweifelt, und sie führte auch keinen Kampf mit dem Rest der Welt!“ Sie sprang auf und lief aus dem Zimmer, ich schüttelte leicht den Kopf, lief ihr aber nicht nach. Es hatte keinen Sinn, etwa sie würde es akzeptieren oder sie würde so zu Grunde gehen wie ihre Mutter... Kapitel 3: Blutsbande --------------------- Isabelle Nun war es schon fast sechs Wochen her, dass dieser Mann hier aufgekreuzt war, zwar war er nach wenigen Stunden wieder gegangen aber seitdem hatte ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Sein stechender Blick und seine seltsamen Fragen verfolgten mich noch immer... ... ich war gerade dabei zusammen mit Franny Oliven zu entkernen als plötzlich dieser Mann vor uns stand. Ich hatte ihn nicht gehört, hatte ihn nicht gesehen, so als wäre er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. „Buon giorno le Signore!” Er grüßte uns freundlich und doch hatte er etwas an sich was mir Unbehagen bereitete. Also nickte ich nur und widmete mich wieder meiner Arbeit, misstrauisch beobachte ich ihn jedoch weiter hin aus den Augenwinkeln. „Ich gehe doch richtig in der Annahme das sie Isabelle Ferré sind!“ Innerlich erschrak ich zwar, aber äußerlich sah ich nur ruhig auf. „Kommt drauf an, wer sie sind!“ Antwortete ich nur spöttisch. Ein lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, das mir eine Gänsehaut über den Rücken lief. Er hatte eine so schrecklich kühle Art an sich, so als wären ihm jegliche Gefühle fremd. Sein stechender Blick unterstrich dies nur noch. „Ich suche ihren Vater...“ hauchte er langsam als er sich zu mir herunter beugte. „... dann suchen sie weiter. Und sagen sie mir Bescheid, wenn sie ihn gefunden haben!“ Zischte ich nur zurück. Die Abneigung gegenüber meinem Vater war groß und doch war das Misstrauen gegenüber diesen Mann größer. Ich wusste nicht was er von Vater wollte, aber es war gewiss nichts gutes. „Es wäre wichtig für sie mich nicht anzulügen!“ Jetzt mischte sich auch Franny ein. Ruhig wie immer sah sie den Fremden an, der sich noch immer nicht vorgestellt hatte. „Isabelle lebt hier ohne ihren Vater, ich denke sie suchen ihn hier umsonst!“ Sie lächelte matt und warf einen kurzen Blick zu Fernando und Paolo, die im Schatten saßen und Dame spielten. Es dauerte nicht lang bis beide den Blick von Franny bemerkten und sich langsam, aber lächelnd näherten. „Buon Giorno!“ Kam es aus beiden Mündern gleichzeitig. Anscheinend merkte der fremde dass seine Anwesenheit hier nicht erwünscht war, er lächelte und ging dann so leise wie er gekommen war. „Dein Vater scheint Probleme zu haben...“ hörte ich Franny leise sagen, während sie den Fremden hinter sah. Mit einem kurzen nicken gab ich ihr recht, ging aber nicht weiter darauf ein. „Wirst du ihm sagen das er Besuch hatte?“ „Nein...“ warum sollte ich es ihm auch sagen, es war mir einerlei. Nur weil ich diesen Mann angelogen hatte und ihm verschwiegen hatte das Erik nur einen Stock über uns im Bett lag, hieß das noch lange nicht das ich mir Sorgen um ihn oder um die geschehene Situation machte... ...das war auch der Grund warum ich ihm auch nach sechs Wochen noch nichts gesagt hatte. Na ja ich machte mir sicherlich einfach zu viele Gedanken. Der Fremde war nicht mehr da und ich war mir sicher dass er schon längst in der nächst größeren Stadt oder sogar außer Landes war. Was sollte ich also weiter hin darüber grübeln was dieser Kerl wollte. Kopfschüttelnd vertrieb ich die Gedanken an diesen Mann und machte mich mit einem Korb in den Händen auf, um noch vor Sonnenaufgang die ersten Kirschen zu pflücken. Mittags war es einfach zu warm dafür und wenn ich bei den Kirschbäumen ankam, würde gerade die sonne aufgehen und eine angenehme Brise würde vom Meer herüber wehen. Ich war schon einige Schritte gegangen als ich plötzlich zwei Stimmchen hörte die meinen Namen riefen. „Isabelle! Isabelle!“ Ich drehte mich um und sah zum Dorfeingang der nur einige schritte hinter mir lag. Ethan und Anna kamen auf mich zugelaufen, lächelnd stemmte ich die Hände in die Hüfte und sah beide an. „Was wollt ihr denn schon so früh auf?“ Fragte ich beide sanft während ich ihnen einen Kuss auf die Stirn gab. „Wir wollen dir Kirschen pflücken helfen!“ Entfuhr es Ethan strahlend. „Pflücken? Ich glaube wohl eher, dass ich alleine meinen Korb fülle während ihr euere Mägen füllt!“ Ich tippte ihnen auf die Nasen und lachte. „Na gut dann kommt, wenn ihr schon mal auf seit und euch die Arbeit gemacht habt mich zu verfolgen...“ ich setzte meinen Weg hinauf zu den Kirschbaumplantagen fort, meine beiden kleinen Geschwister im Schlepptau. Das rauschen des Meeres war wirklich schön, obwohl es fast jedes andere Geräusch verschlang. Nach einer, knappen, halben Stunde Fußmarsch waren wir angekommen, die Sonne ging gerade auf und tauchte alles in ein zartes licht. Zufrieden streckte ich mich und nahm eine der Leitern, die im Tau benetztem Gras lagen und machte mich auf mir einen schönen Kirschbaum zu suchen. Noch im gehen drehte ich mich um und sah Anna die sich verstohlen umsah und mich dann angrinste. „Du willst gar keine Kirschen pflücken, nicht wahr? Sondern lieber die süßen Himbeeren weiter oben auf der Lichtung!“ Einen kurzen Seufzer und ein kopfschüttelnd später, stellte ich die Leiter an einen besonders prallen Kirschbaum und sah in die Hundeaugen meiner Schwerter. „Papa mag die doch soooo gerne...“ sie schaute auf den Boden und zog mit ihren Sandalen kleine Kreise im Gras. „Na gut geh schon, aber du und Ethan ihr geht zusammen und macht keinen Unsinn.“ Strahlend umarmte sie mich und drückte mich fest an sich. Ich machte mit keinen Kopf, nur weil ich die beiden allein los ziehen ließ, die Lichtung lag etwas höher gelegen in einem kleinen Wald und sie war unser kleines Geheimnis, sowie sie kleine Hütte die dort oben stand, es war früher mal ein alter Stall gewesen und wir drei hatten schon viel zeit dort oben verbracht. Außerdem gab es hier keine wilden Tiere und auch sonst nichts was mich besorgte, also ließ ich sie ohne ein schlechtes Gewissen los ziehen. Lächelnd sah ich ihnen hinter her, ich verstand nicht wie Anna sich so rührselig um ihn kümmern konnte. Er war drei Jahre einfach verschwunden und tauchte ohne ein Wort der Erklärung wieder auf, machte dann einen auf liebenden Vater und erklärte mit doch tatsächlich, dass Mutter ein schlechter Mensch gewesen war und dass es doch ihre schuld war das alles so gekommen war. Wütend ballte ich die Fäuste, er würde sich doch sowieso nie dankbar erweisen. Ich fütterte ihn durch und Ethan und besonders Anna machten ihm das leben so leicht wie es nur ging. In manchen Minuten fragte ich mich was gewesen wäre, wenn ich dem fremden damals einfach gesagt hätte dass Erik nur einige schritte entfernt, krank und erschöpft in einem Bett lag. Jetzt war es zu spät, der Fremde war weg und alles ging wieder seine geregelten Bahnen, ich hasste Erik, dieser versuchte sich bei mir einzuschleimen und die Zwillingen schienen dem ganzen nur positive Aspekte abzugewinnen. Seufzend stieg ich auf die Leiter, hängte den Korb an einen kleinen Ast und begann damit im kühlen Morgenwind die wunderschönen roten Kirschen zu pflücken. Fremder Wegen dieser kleinen Hurentochter musste ich die letztens sechs Wochen in diesem Wald verbringen. Sie hatte mich angelogen, glaubte sie denn wirklich ich wäre so dumm gewesen, nicht zu wissen dass sich dieser ‚Mann’ in dem Dorf aufhielt. Schließlich hatte ich die letzten Monate mit sorgfältiger Recherche verbracht, es war gar nicht so schwer gewesen alles über diesen Kadaver heraus zufinden, es war ja fast zu einfach gewesen. Nur durch Zufall hatte ich diesen kleinen abgelegen Stall gefunden, hier hatte ich mich einquartiert und überlegte wie ich an diesen Kerl heran kam. Weder sah ich ihn jemals das Dorf verlassen noch sah ich ihn auf der Strasse, aber ich hatte ihn im Haus seiner Tochter gesehen. Vor drei Wochen, es war so leicht in dieses Haus zu kommen, aber ich wollte ihn damals noch nicht umbringen, ich hatte meine Anweisungen und die wollte ich auch auf genauste befolgen. Schließlich hatte mir dieser Auftrag viel Geld eingebracht, mehr als ich es mir je erträumt hätte. Dass der Kopf eines Menschen soviel wert war, hätte ich nie geglaubt. Doch es war mir egal, für mich zählte nur abzuwarten. Ich hatte noch eine persönliche Rechnung offen, jedoch nicht mit diesem ‚Mann’, sondern mit seiner vorlauten Tochter. „Isabelle!“ Ich grinste als ich den Namen leise in den Qualm meiner Zigarette hauchte. Ein plötzliches knarren im Unterholz war der Anlass, dass ich mich langsam aufrichtete und mein Versteck sachte und leise verließ. Ich harrte in einer Baumkrone aus, als ich zwei Kinder sah die sich lachend meinem Versteck näherten. Mit einem Anflug von Erheiterung sah ich meine Chance. Sie wurde mir auf einem golden Tablett gereicht, die Zwillinge! Bis jetzt hatte ich nur kurze Blicke auf sie geworfen aber ich wusste dass es sie gab, schließlich besaß ich Abschriften ihrer Geburtsurkunden. Die beiden waren wie eine plötzliche Eingebung wie ein Geschenk Gottes. Ich zog den Qualm der Zigarette tief ein und grinste hämisch. Heute war ein guter Tag, ein sehr guter Tag... Isabelle Die Sonne war schon aufgegangen und mein Korb war endlich bis zum Rand gefüllt. Ich setzte mich auf eine Sprosse der Leiter und streckte mich. Meine Augen schauten zu den schnell vorbei ziehenden Wolken, die sich langsam vermehrten, heute würde es gewiss ein Unwetter geben. Der kühle Wind und die unruhige See ließen keinen Zweifel zu. Ich begann damit, die Leiter wieder zu verstauen, und verhedderte mich in meiner eile mit dem Saum meines Rockes an einem alten Nagel. Ich fluchte leise, ich hatte den rock gerade erst neu genäht und war sehr stolz daraus. Mit aller Vorsicht versuchte ich mich los zu machen und sah dann auf das winzige Loch in dem feinen roten Stoff. Sicherlich nicht gerade angenehm aber mit ein zwei Stichen wäre auch diese Misere wieder behoben. Wieder nahm ich die Leiter, aber diesmal hielt ich einen gehörigen Abstand zu dem Nagel und leckte sie zurück ins Gras und sah den weg hoch zum Wald. „Anna, Philippe!“ Trotz mehrmaligen rufen kam keine Antwort, noch kamen sie mir entgegen. Mit einem etwas genervten Gesichtsausdruck, stieg ich den weg hoch, entlang an den kleinen Wäldchen, zwischen den Wachholderbüschen hindurch und sah mich dann auf der Lichtung um. Ich wollte wieder im Dorf sein, bevor der regen anfing dann wäre es fast unmöglich den steilen weg hier hoch oder runter zu kommen. „Anna, Philippe! Nun kommt, es beginnt bald zu regnen und ich möchte nur ungern durchnässt zu Hause ankommen...“ wieder geschah nichts, kein Laut, keine Bewegung. Jetzt begann sich ein beklemmendes Gefühl in mir auszubreiten, etwas stimmte nicht. Alles wirkte auf einmal so bedrohlich, so seltsam eigentümlich. Vorsichtig ging ich über die kleine Lichtung hinauf zu dem Stall, jedoch wurde mir mit jedem Schritt klarer dass etwas nicht stimmte. Doch dann sah ich all meine schrecklichen Befürchtungen bestätigt. Vor mir lag Annas Blechdose, daneben die Himbeeren die sie zusammen mit Philippe gepflückt hatte. In diesem Moment sah ich mich um und gerade als ich noch einmal ihre Namen schreien wollte, stand er vor mir... Fremder Sie konnte gar nicht so schnell reagieren wie ihren arm gepackt und auf ihrem Rücken verdreht hatte, so das sie unter einem Schmerzens Schrei auf die Knie sank. „Was hast du mit Anna und Philippe gemacht?“ wie wehleidig sie mich plötzlich ansah. Ich lachte nur emotionslos auf. „Mach dir keine Sorgen ich hab den beiden noch nichts getan, das ändert sich aber wenn du auf dummer Ideen kommst!“ Wie erschüttert sah sie mich an, nur ein stummes nicken zeigte mir dass sie verstanden hatte. Mit einem rauen Seil fesselte ich ihre Hände auf ihren Rücken und zu meiner Absicherung hatte ich das Messer, welches ich an ihre Rippen presste, während ich sie voran trieb. Als wir bei der kleinen Hütte ankamen, schubste ich sie einfach in eine Ecke, wo ich auch schon die beiden anderen Bälger hingeworfen hatte. Isabelle Ohne mich zu wehren, ließ ich mich von ihm wie ein Stück Vieh vor ran treiben. Ich durfte die Zwillinge nicht in Gefahr bringen, ich musste wissen ob es ihnen gut ging. Als wir bei der Hütte ankamen stieß er mich einfach in die Ecke, sofort sah ich Anna und Philippe, deren Gesichter bitterlich verweint waren. Ich rückte zu ihnen und küsste sie auf den Kopf. „Alles wird wieder gut... ich verspreche es euch!“ Wisperte ich ihnen zu. Doch ich hatte nicht die geringste Ahnung wie ich dieses Versprechen halten sollte. Aber mit einmal wurde mir bewusst wie ich all das hier schnell beenden konnte. „Es geht ihnen doch nur um Erik, nicht wahr? Lassen sie mich gehen und ich bringe ihn ihnen!“ Mit einem todernsten Blick sah ich zu dem Mann, der eine kleine Öllampe anzündete und über meinen Vorschlag merklich grinste. Plötzlich riss mich etwas zurück. Anna und Philippe, deren Hände vorne und nicht wie mir auf dem Rücken zusammen gebunden waren, sahen mich erschrocken an. „Nein Isa, das darfst du nicht! Er wird Papa doch sicher weh tun!“ Anna begann verzweifelt zu weinen. Und auch Philippe weinte und schüttelte energisch den Kopf. „Das darfst du nicht Isabelle!“ Doch dieses mal erweichten mich ihre Tränen nicht, hier ging es um unser Leben. Warum sollte ich unser Leben für einen Vater opfern, dem wir doch egal waren. Der uns nie als seine Kinder geliebt oder akzeptiert hatte, für den wir nur ein schreckliches Anhängsel und eine übermäßige Belastung waren. Nein ich würde nicht unser Leben für dass seine opfern, sollte er doch sterben, er hatte es gewiss verdient. „Papa kommt uns helfen und dann wird alles wieder gut...“ hörte ich Anna wimmern. Jetzt wurde ich zornig. „Seit still, er wird nicht kommen. Er liebt uns ja noch nicht einmal, er hat uns nie geliebt! Er hat Mutter nie geliebt, er liebt doch nur seinen Selbsthass und seine Verzweiflung, es gibt doch nur ihn und seine morbiden Gedankengänge...“ schrie ich ihnen entgegen. Ihr weinen verstummte plötzlich und was blieb war der verstörte Ausdruck in ihren Augen. „Nana... wer wird denn gleich so laut werden.“ Ich wandte meinen blick um und sah zu diesem grinsenden Ekelpaket. „Dein Vorschlag ist wirklich nicht schlecht, aber ich habe keine Lust mehr darauf einzugehen. Hättest du mir von Anfang an gesagt was ich hören wollte dann wären du und deine Geschwister jetzt nicht hier.“ „Aber...“ ich biss mir auf die Unterlippe, hätte ich ihm doch bloß sofort erzählt wo Erik ist... wieder sah ich zu ihm, da er sich jetzt langsam näherte. Anna und Philippe verkrochen sich weiter in die Ecke und mit erschrecken sah ich das Messer in seiner Hand... Erik Langsam richtete ich mich in meinem Bett auf. Die letzten Tage waren nicht gerade angenehm gewesene. Der Anfall vor einigen Wochen hatte mich schwer getroffen und das Gezänke mit Isabelle machte es mir nicht gerade leichter. Zwar schrie ich nicht mehr zurück, aber anscheinend reichte das nicht aus um ein friedliches zusammen Leben mit ihr zu ermöglichen. Aber ich wusste auch nicht was ich noch tun sollte, ich hatte ihr doch lang und breit erklärt wie die Beziehung zu ihrer Mutter war. Aber das schien sie alles nur noch wütender zu machen. Seufzend strich ich mir über das entstellte Gesicht. Ich hatte wirklich langsam genug davon. Am Vorabend hatte ich beschlossen mich nicht länger diesem Stress aus zu setzten, noch am heutigen Abend wollte ich verschwunden sein. Ich war nicht erwünscht und ich hatte langsam genug von Isabelle und ihren Vorwürfen. Anna und Philippe würden es bestimmt verstehen und selbst wenn nicht, so würde die zeit schon den Rest tun und es würde sicherlich nicht lange dauern bis sie mich vergessen hatten. Müde und angespannt ging ich in die Küche und setzte mit Wasser für Tee auf, die Sonne war schon aufgegangen, wurde aber von dunklen Wolken verdeckt, die ersten Regentropfen prasselten an die Fensterscheiben. „Passendes Wetter um von hier zu verschwinden!“ Murmelte ich leise vor mich hin. Es war nicht so, das ich mich in diesem kleinen italienischen Dorf nicht wohl fühlte, die Menschen waren recht freundlich und der Gedanke das ich Francesca vielleicht nie wieder sah trübte meine Aufbruchstimmung etwas. Sie war mir ans Herz gewachsen, aber seitdem sie mein Gesicht gesehen hatte, war ich ihr aus dem Weg gegangen. Wenn ich in ihrem Gesicht Abneigung gesehen hätte dann hätte mich das mehr geschmerzt als alles andere. Sicherlich war es besser, wenn ich ging, ich würde mich von keinem verabschieden, es würde wie damals sein als ich die Zwillinge einfach allein gelassen hatte und über Nacht verschwunden war... doch dieses mal würde ich nicht wieder kommen. Diesmal sollte es ein entgültiger Abschied werden. Ich wusste ich könnte mich ändern, wenn ich wollte doch wollen können konnte ich nicht, zu groß war die Angst vor dem Sturz ins unbekannte. Also lief ich lieber davor weg, es war besser als die Einsicht das mir nur Enttäuschung blieb. Schweigend sah ich dem Regen zu wie er am Fensterglas hinunter perlte, ein Teil von mir war fassungslos über meine Entscheidung. Doch dieser Teil war so gering, dass ich ihn einfach ignorieren konnte. Ich wandte mich wieder meinem Teewasser zu, als ich plötzlich ein klopfen hörte. Etwas verwundert hob ich eine Augenbraue hoch, nahm die meine Maske und ging dann zur Tür. Wer konnte sich denn bei so einem Wetter hinaus trauen? Ohne mir weiter Gedanken zu machen öffnete ich die Tür, doch außer einem Schwall regen war niemand zu sehen, das ich jetzt recht durchnässt im Türeingang stand stimmte mich nicht gerade freundlich gegenüber diesem Scherz. Gerade als ich die Tür zu werfen wollte, sah ich auf die Türschwelle auf der ein Korb stand, deren Inhalt mit einem Tuch verdeckt war. Ich nahm den Korb und war mir eigentlich sicher das dieser Scherz nur auf Isabelles Mist gewachsen war. Wahrscheinlich hatte sie ihren Korb hier abgestellt und war dann zu Francesca gelaufen. Genervt nahm ich den Korb und stellte ihn in die Küche, ich entsann mich das sie gesagt hatte das sie Kirchen pflücken gehen wollte. Zwar waren Kirchen nicht sonderlich nach meinem Geschmack aber es war ja egal. Ich zog das Tuch vom Korb und noch im selben Moment zersprang die Tasse auf dem Boden neben meinen nackten Füßen... Isabelle Mit aller Kraft zerrte ich an dem Seil, welches meine Handgelenke zusammen hielten. Er hatte das Seil über meinem Kopf an einen Eisenring gebunden. Und obwohl die ganze Hütte alt und schäbig wirkte so bewirkte das zerren und reißen nur das meine Handgelenke Blut überströmt waren. Das Nasenbluten hatte nachgelassen und ich wischte das Blut an meinem Rock ab, als ich die Beine an meinem Körper zog. Ich saß auf dem trockenem Stroh und sah zu Anna, die aufgehört hatte zu schreien, nachdem er ihr brutal ihr langes Haar bis zu den Schultern abgeschnitten hatte. Ich hatte versucht ihn davon abzuhalten, doch er war kräftig und es war wahrscheinlich nur Glück das er mir nicht die Nase gebrochen hatte, als mich seine Hand getroffen hatte. Philippe und Anna drängten sich dicht einander er hatte sie auf der anderen Seite des Stalles angebunden. Immer noch versuchte ich die Fesseln zu lösen, doch sie zogen sich nur enger zusammen und schnitten tiefer in mein Fleisch. Atemlos und verzweifelt begann ich zu weinen. Wieso musste das denn uns passieren? Wieso wurden wir in etwas hineingezogen, mit dem wir nichts zu tun hatten? Nur weil wir Eriks Kinder waren? Gott ich wünschte er wäre nie geboren. Hätte Mama nie kennen gelernt. Alles hätte so wunderbar sein können, wenn Erik nicht wäre. Dieser Mann war, nachdem er Annas Haar abgeschnitten hatte verschwunden, er hatte nur gegrinst und gesagt das er Vater einen kleinen Gruß von uns bringen würde. Ich wusste nicht wie lange er schon weg war, aber ich wusste dass ich mich nicht auf unseren Vater verlassen konnte. Er würde doch sowieso nicht kommen. Und wenn dann nur wegen Anna und Philippe, ich war ihm doch egal. Ich war ihm immer egal gewesen... In diesem Moment sprang die Tür auf und dieser Bastard kam herein, mit einem trotzendem Blick sah ich ihn an. „Sie bekommen doch was sie wollen, also warum bringen sie ihn nicht einfach um und lassen uns wieder gehen?“ Ich schrie ihn fast panisch an. Er zündete sich eine Zigarette an und hockte sich vor mir ab. „Weil die Leute die ihn tot sehen wollen, viel Geld dafür bezahlt haben, dass ich ihn quäle und da will ich sie doch nicht enttäuschen...“ er stieß eine Rauchwolke aus und blies sie mir ins Gesicht. Ich hustete etwas und sah ihm dann hinter her. „Lassen sie Anna und Philippe zufrieden!“ Entfuhr es mir als er sich wieder in ihre Richtung bewegte. Er lachte nur kalt und zerrte die beiden in eine andere Ecke, in die ich keinen Einblick hatte. Ich hörte wie ihr Geschrei verstummte. „ANNA, PHILIPPE!!!“ Ich schrie ihren Namen so laut aber meine Stimme wurde von dem Donner und dem Getöse der brechenden Wellen vor den Klippen zerrissen. Mit einem stechenden Blick kam er auf mich zu, er schwenkte einen Knebel vor meinem Blickfeld und zog an seiner Zigarette. „Ihr Geschrei und ständiges Wimmern ging mir auf den Geist.“ Erleichtert schloss ich kurz die Augen. Er hatte sie nur geknebelt er hatte ihnen nichts getan, ich konnte meine Erleichterung darüber kaum verbergen. „Dein Vater ist nicht sehr beliebt“ hörte ich ihn auf einmal sprechen. „Warum sollen sie ihn töten?“ Wie töricht diese frage doch war, er hatte genug Menschen getötet, er hatte sicherlich genug Feinde auf der Welt. „Weil er es verdient hat!“ Kam es nur knapp und monoton vom ihn zurück. Plötzlich strich er mir über die Schläfe, erschrocken zog ich den Kopf zurück. „Ah, du bist genau so ein Wildfang wie deine Mutter...“ Ich starrte ihn nur an. Woher kannte er Mama? Dieser Mann war sicherlich nicht der Umgang den sie gepflegt hatte. „Wir beide vertreiben uns am besten die Zeit etwas, bis dein Vater hier aufkreuzt, na ja, falls er aufkreuzt. Aber wenn ich mich amüsiere dann lass ich mich vielleicht erweichen und deine kleinen Geschwister dürfen nach hause...“ er zog den Zigarettenstummel aus seinem Mund und drückte ihn auf meinem Unterarm aus. Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Den Schmerzensschrei unterdrückte ich, nein ich wollte diesem Mann nicht die Genugtuung geben mich schreien zu hören. Als seine Hand unter meine rock glitt, riss ich die Augen auf und trat nach ihm, ich traf sein knie, doch schnell packte er mein Gesicht und presste mir die Hand auf Mund und Nase. Ich bekam keine Luft mehr, während er sich zu meinem Ohr beugte. „Das ist eine schlechte Idee gewesen. Ich dachte du hast deine Geschwister gerne...?“ Zischte er nur leise. Ich schloss die Augen und nickte nur, während die Luft in meiner Lunge weniger wurde, dann ließ er mich wieder los und grinste erneut. Fremder Als ich meine Hand wieder zurück zog, strich ich ihr durch die Haare und genoss ihren zitternden Anblick. Noch immer drehte sie angewidert den Kopf zur Seite, aber das war mir egal. Sie musste mich ja nicht ansehen. „Du wirst sicherlich gefallen daran finden, wenn du aufhörst dich zu sträuben.“ Raunte ich ihr leise zu, während ich ihre Knöchel umfasste und sie mit einem ruck in die liegende Position zog. Eigentlich wollte ich nur Erik, aber seine Tochter war ein netter Zeitvertreib, mit dem ich mich gerne beschäftigte. Heute war wirklich ein großartiger Tag, ein riesiges Kopfgeld lag sicher in einem Versteck in Ungarn und wenn ich ihnen auch noch Eriks Kopf bringen konnte, dann würde ich noch einmal die gleiche Summe erhalten. Noch nie war mir das Glück so holt wie an diesem Tage. Und das beste war, ich würde mich danach diesen Kindern entledigen, und mit Isabelle hätte ich sicherlich noch einigen Spaß. Es brauchte keinen großen Kraftaufwand ihr die Bluse von der Haut zu ziehen und ohne ihre Gegenwehr war es noch leichter. Mit dem Messer glitt ich über ihre gebräunte Haut, hinunter zum Rockbund, den ich mit einem schnellen Schnitt einfach auftrennte. Erik Weder der Umhang noch der Mantel hielten den Regen ab, aber das war zur Zeit nicht wirklich wichtig. Francesca lief hinter mir her und versuchte mich davon abzuhalten alleine zu gehen. „Erik, ich bitte dich. Warte noch etwas, das Unwetter macht den Aufstieg zu den Plantagen fast unmöglich, der Schlamm und das Wasser...“ mit aller Kraft stieß ich ihre Hand von mir und brüllte gegen den Sturm. „Und wenn mir der Teufel persönlich den Weg versperrt, ich werde sie finden! Ich bin vielleicht ein schlechter Vater aber NIEMALS habe ich ihnen absichtlich Schaden zugefügt... ich werde diesen Mann umbringen!“ Erschüttert über meine Wut ließ sie von mir ab. Der Gedanke an Annas gelocktes Haar in Isabelles Korb, der Zettel der nur zu deutlich machte das es hier nur um mich ging, all das war bedeutender als dieser Sturm, der sich mir in den Weg stellte. Ohne mich noch einmal um zusehen ging ich den Pfad hoch zu den Plantagen, mehr als nur einmal rutschte ich unter dem Schlamm weg, die Zeit die ich brauchte um dort hoch zu kommen, schien mir so lang, dass ich mit jedem Schritt mehr glaubte zu spät zu kommen. Unter den größten Anstrengungen und mit stechenden Schmerzen in der Brust hatte ich es endlich geschafft, die Beschreibung zu dieser Hütte hatte auf dem Zettel gestanden und es war nicht schwer die Lichtung zu erreichen und schon wenige Schritte weiter sah ich die kleine Hütte aus der man einen winzigen Lichtschimmer erkennen konnte. „Schwör mir das ihnen nie ein Leid passieren wird! Das ihnen niemals jemand etwas tun wird, das sie nie so leiden wie wir gelitten haben...“ Moniques stimme hallte in meinen Ohren und übertönte selbst das Donner grollen. Damals hatte ich es geschworen, ich hatte es ihr versprochen und doch hatte ich versagt. Langsam ging ich auf die Hütte zu, meine Schuhe und meine Hose waren von Schlamm bedeckt und auch sonst war ich von Kopf bis Fuß durchweicht. Der Regen prasselte auf meine Maske, hielt ihn aber nicht ab. Kurz nahm ich die Maske ab und strich mir den Regen aus dem Gesicht. Ich stieß die Tür sachte an, vielleicht hätte sie geknarrt aber das Unwetter verschlang alles andere... Isabelle Ich hatte die Augen zusammen gekniffen, und biss auf meine Unterlippe, bis ich den Geschmack meines Blutes schmecken konnte. Ich spürte wie er mir den Rock abstreifte. Wie er mich anstarrte. Seine Hände berührten mich und auch seine Lippen waren überall, so sehr ich es auch versuchte ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Liese begann ich zu weinen, ich wollte dass er aufhörte. In diesem Moment wollte ich sterben, einfach nur sterben, seine widerlichen Hände, sein beißender Schweißgeruch, alles sollte einfach verschwinden. Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite, ich wollte nur dass es schnell vorbei war und selbst wenn er mich danach umbringen sollte so wäre das nur gut so. Ich spürte einen kühlen Windhauch und öffnete meine Augen etwas, ich konnte gar nicht so schnell begreifen was geschah. Ich sah meinen Vater der an der offenen Tür stand, der sich bückte und eine Eisenstange nahm die unter dem Stroh lag und plötzlich hörte ich nur noch das leise brechen von Rippen und einen schmerzenden Schrei. All das geschah innerhalb weniger Sekunden, ich richtete mich verängstigt etwas auf und zog meine Beine nah an meinem Körper, während ich zu meinem Vater sah der unseren Peiniger in eine Ecke geschleudert hatte. „Wage es nie wieder meine Tochter anzufassen!“ Hörte ich ihn den Mann entgegen schreien während er ihm noch einmal mit der Eisenstange gegen die Rippen schlug, und sich der Fremde vor Schmerz krümmte und schrie. Doch dann ließ Erik plötzlich von ihm ab und kam auf mich zu. Zitternd nahm er mein Gesicht in seine Hände, strich mir durch die Harre, küsste meine Stirn und meine Wange. Ich war unfähig auf all die Liebenswürdigkeiten, auf all diese väterliche Sorge und Erleichterung zu reagieren. Selbst die Tränen waren verklungen, ich starrte ihn nur an. „Du bist hier... du bist wirklich hier...“ wisperte ich leise. Er nickte nur und schnitt die Fesseln an meinen Handgelenken los und sah sich besorgt die aufgeschürften blutenden Wunden an. Noch ehe ich etwas anderes sagen konnte, hatte er mir seinem Mantel umgelegt und knöpfte ihn schnell zu. Der Mantel war ganz nass und schwer, aber ich fühlte mich wohl in ihm. Ich war so unendlich dankbar und verwundert zu gleich, das ich ihn noch immer anstarrte. Erst als er mich schnell hoch zog und mich an sich drückte und mich nach Anna und Philippe fragte, konnte ich wieder reagieren. Ich deutete in die andere Ecke und sah zu dem Mann der noch immer am Boden lag, aber sich versuchte aufzurappeln. Erst das erleichterte Geschrei der Zwillinge ließ mich wieder zu meinem Vater sehen. „Papa!!!“ Er kam auf mich zu, Anna auf seinem Arm, Philippe an seiner Hand. „Nimm sie und geh!“ Er drückte mir Anna in den Arm und stieß mich sanft aus der Hütte. „Aber...“ „Nichts aber, tu was ich dir sage und geh!“ Den letzten Teil schrie er gegen die Wellen an, die wieder gegen die Klippen schlugen. Er küsste Philippe und Anna auf die Stirn und gerade als ich mich umdrehen wollte, zog er mich zu sich und küsste auch mich auf die Schläfe. „Es tut mir leid...“ Erst jetzt ließ er uns gehen, noch immer fassungslos über diese Worte lief ich mich meinen Geschwistern den Weg entlang. Das Unwetter hatte plötzlich aufgehört und nur noch hier und da konnte man das leise Donnergrollen hören. Wir kamen gerade an den Plantagen an, als ich einen schrecklichen Schrei hörte. Wie erstarrt stand ich da. „ Papa!!!“ Anna versuchte sich von mir loszureißen und ich brauchte alle Kraft um sie auf meinem Arm zu halten und auch gegen Philippes zerren anzukämpfen. „Isabelle, das war Papa. Er tut Papa weh, er wird ihn umbringen!“ Ich drehte mich um und nickte. Sie hatten recht, ich hatte Vater gesehen, er war noch immer erschöpft gewesen von dem Anfall und ich fand es bewundernswert das er es überhaupt geschafft hatte bis zur Hüte zu kommen. Zum ersten mal empfand ich Sorge um ihn, ich ließ Anna herunter und stieß sie in Richtung Dorf. „Ihr geht jetzt und ich will das ihr euch nicht umdreht. Ich will das ihr bis zum Dorf lauft.“ „Und Papa?“ Kam es besorgt und weinend von beiden. „Ich werd auf ihn aufpassen, Ok?“ Ich nickte noch einmal und lief dann den matschigen Weg zurück. Fremder Ich sprach diesem Mann meinem Respekt aus, ich hatte ihn nicht gehört und meine Deckung vernachlässigt. Als er mir plötzlich die Rippen brach und mich anschrie. Kein Wunder das man mir soviel für seinen Tot bezahlte, er war gut, wirklich gut. Aber ich war besser und vor allem jünger! Er hatte in seiner Sorge zu seinen Kindern, nicht daran gedacht das er mir den Rücken zu gewandt hatte. Ich grinste nur hämisch als ich wieder auf den Beinen stand, na und, die gebrochen Rippen schmerzten aber was machte das schon. Hier ging es um viel Geld, um mein Geld! Selbst mit gebrochenen Rippen würde ich es noch schaffen einen alten Mann umzubringen, ich zog das Messer aus meinem Stiefel und näherte mich ihm langsam, jedoch waren seine Reflexe gut und so streifte ich nur seinen Arm. Wütend sah er mich, ich konnte seine Mordlust förmlich riechen. „Du hast deine kleine gerade um ein schönes Erlebnis gebracht!“ Kicherte ich leise. Ich hatte eine menge vom diesem Mann gehört und ich wusste wohl um seine Art zu morden, ich musste mich nur von seinem Messer und seinem Seil fernhalten dann wäre es ein leichtes für mich. Das Messer in seiner Hand war nicht zu übersehen und ich sah das er kein einziges Wort an mich verschwenden würde. Wir gingen auf einander los und ich stellte schnell fest das dieser Mann noch immer gefährlich war und zu kämpfen wusste. Doch dann kam meine Chance, er hatte mir mit dem Messer fast die Kehle aufgeschnitten doch die Wunde war nicht tief genug. In diesem Moment taumelte kurz zurück und griff sich mit Schmerz verzehrtem Gesicht an die Brust. „Doch nur ein alter Mann...“ bemerkte ich hämisch während ich aus holte und ihm in diesem Moment das Messer zwischen die Rippen stieß. Er schrie vor Schmerzen auf und sank auf die Knie, das Messer hatte ich wieder herausgerissen. In wenigen Sekunden färbte sich sein Hemd Blut rot und er sah mich schwer atmend an. Erik Entkräftet sank ich auf die Knie und versuchte einerseits die Blutung zu stoppen und gleichzeitig den Anfall zu überstehen. Warum gerade jetzt? Wieso nicht, wenn ich ihn getötet hatte? Nein, nicht jetzt! Nicht so! Schwer atmend versuchte ich mich wieder aufzurichten doch er trat mit seinem Fuß gegen meine Schulter und drückte mich so mit dem rücken an die wand. „So und jetzt erzähl ich dir eine kleine Geschichte während ich zusehe wie du langsam krepierst...“ Sein Fuß drückte noch stärker gegen meine linke Schulter, wodurch der Anfall scheinbar noch schlimmer wurde, ich bekam kaum noch Luft und merkte wie mir das warme Blut am Körper entlang lief. Er riss mir die Maske herunter und verzog sein Gesicht vor Ekel. „Kein Wunder dass du diese kleine Hure geheiratet hast, ne andere wollte dich sicher nicht haben. Schade nur dass man solche Frauen immer mit anderen teilen muss.“ Ich sah ihn scharf an. Woher kannte er Monique? War er sogar einmal einer ihrer Freier gewesen? „Wer sind sie?“ Fragte ich keuchend. „Krzysztof Szyno, ihre Frau und ich waren eng befreundet!“ Sein ekelhaftes grinsen widerte mich an und ich hatte wirklich genug gehört. „Man hat mich sehr gut bezahlt, damit ich einigen Leuten ihren Kopf bringe...“ „Soviel bin ich wert und ich hatte schon Angst ich könnte in Vergessenheit geraten!“ Spuckte ich ihm zynisch entgegen. „Schön, das du deinen Humor nicht verlierst... aber das kann ich schnell ändern. Man bezahlte mich gut und sagte ich solle sie schön langsam quälen, aber ich denke mit körperlichem Schmerz komme ich da nicht weit, wie gut das ich noch andere Wege kenne. am ende werden sie winselnd am Boden liegen...“ Ich lachte leise, dieser Mann schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. „Dann lassen sie mal hören!“ Unterbrach ich ihn schroff und mit einem herausforderndem Lachen. Sein Fuß presste sich noch tiefer in meine Schulter, während ich merkte das ich wahrscheinlich wirklich langsam verblutete. Krzysztof „Deine kleine ist ihrer Mutter sehr ähnlich, auch so hitzköpfig und stur und treten kann sie, ganz wie die Mutter...“ ich grinste während ich weiter erzählte und zusah wie dieser jämmerliche alte Mann unter meinen Füßen verblutete. „Jeder in Paris wusste doch das sie ne kleine Hure war, man treibt sich eben nicht alleine als Frau am Hafen rum. Selber Schuld die kleine Wohltäterin wollte es ja nicht anders, sie hat sich ganz schön gewehrt, und getreten hat sie auch.“ Ich sah wie dieser Kerl immer blasser wurde und es machte mir richtig Spaß mich an diesem Abend zurück zu erinnern. „Arme kleine Monique, schon schade das sie tot ist, ich hab ihr Grab besucht! Ungewöhnlich wusste gar nicht das man so kleine Fliederbäume bekommt... hat dich ja ne Menge Geld gekostet den Friedhofgärtner zu überreden ihn auf ihrem Grab zu pflanzen. Wie lange ist das her, drei Jahre? Na sind doch eher 4 nicht wahr? Na ja ich hab dem lieben Gärtner nen guten Dienst erwiesen, man sollte keine Fliederbäume auf ein Grab pflanzen auch wenn’s nur kleine sind, war ne menge Arbeit den da herauszureißen... na ja aber egal, hab ich schließlich gern gemacht. Das war ich ihr doch schuldig nach der tollen Nacht... ...es hat ihr sicherlich viel Spaß gemacht, mein Bruder hatte schon lange nicht mehr so ne hübsche Frau unter sich gehabt und ich war auch sichtlich begeistert von deiner lieben Ehefrau. Du hast sie wirklich gut zugeritten, mein Freund.“ Ich leckte mir über die Lippen. „Lügner!“ Zischte es mir entgegen. „Oh einen Lügner nennst du mich, dann also noch ein bisschen mehr von meiner kleinen Geschichte? Mir soll es nur recht sein, das ist das passende Thema um mich nachher deiner hübschen Tochter zu widmen. Sie hatte hübsche Brüste und auch sonst war sie sehr ansehnlich. Die beiden Muttermale auf ihrem Oberschenkel waren wirklich hübsch und die kleine Narbe an ihrem Bauchnabel, sehr empfindliche Stelle...“ Isabelle Fassungslos hockte ich vor der offenen Tür und hörte diesem Mann zu. Er hatte das Grab meiner Mutter geschändet, hatte meine Muter vergewaltigt, zusammen mit seinem Bruder. Er erzählte Erik einfach jedes Detail, wie sie geschrieen hatte, wie sie sich gewehrt hatte... Ich hielt mir die Ohren zu. Kein einziges Wort wollte ich mehr hören... Wieder unterdrückte ich die aufsteigenden Tränen doch mit jeder Sekunde wurden die Tränen mehr, doch aus meinem Schmerz wurde schnell grenzenlose Wut, ich ballte die Hände zu Fäusten... Erik Ich war blind vor Wut auf diesen Mann er erzählte mir all diese Dinge einfach so, er beschrieb Monique so sicher das ich keinen Zweifel an seiner Erzählung hatte. Er hatte es gewagt ihr Grab zu berühren, es zu schänden, meine Frau vergewaltigt, und sie hatte es mir nie erzählt... oh Gott ich hatte es nicht bemerkt. Ich riss seinen Fuß von meiner Schulter und stürzte mich auf ihn, für einen Moment schien er doch sehr überrascht und machte einen Schritt zurück doch dann spürte ich schon wieder die kalte Klinge die sich in meinen Oberschenkel bohrte. Wieder sank ich zu Boden und betrachtet die immer größere werdende Blutlache unter mir. Krzysztof „Verflucht!“ Zischte ich als er sich auf mich stürzte das er noch, soviel Kraft hatte, hatte ich nicht geahnt. Doch er war und blieb nur ein alter Mann, ohne große Mühe rammte ich ihm das Messer in den Oberschenkel, so das er wieder zusammen sackte. Ich holte tief Luft und wollte es beenden, ich hatte meinen Auftrag erfüllt und ich hatte schließlich noch andere Sachen zu erledigen. „Grüß Monique schön von mir auf deinem Weg zur Hölle, deine Tochter wird dir sicher schnell hinter her kommen, aber zuerst zeig ich ihr mal was ihr vorhin entgangen ist!“ Isabelle In dem Moment wo er über meinen Vater gebeugt stand, das Messer in seiner Hand auf ihn hernieder sauste, in diesem Moment schlug ich einfach zu. Ich hielt die Eisenstange die mein Vater vorher noch benutzt hatte in den Händen, ein winziges Rinnsal Blut floss herunter. Dieses Schwein lag am Boden und hatte die Augen vor Schmerz weit aufgerissen, ich hatte mit aller Kraft auf die gleiche Stelle geschlagen auf die vorher mein Vater schon geschlagen hatte. Mit Wut entbrannten Augen stand ich da und sah den Mann an, der meiner Familie soviel Leid zugefügt hatte. „Das ist für meine Schwester und meinen Bruder...“ schrie ich an, bevor ich abermals zu schlug, ich konnte das brechen seines Schulterblatts hören, das unter der Stange nachgab. „Das ist dafür dass du mich angefasst hast.“ Wieder brachen Knochen, als ich die Stange auf ihn hernieder sausen ließ. „Das für meinen Vater...“ bei diesem Schlag zertrümmerte ich ihm das Gesicht. Schreiend lag er da, sich windend vor Schmerzen. Ich holte aus und sah ihn voller Hass an. „Und das ist für meine Mutter, dafür das du sie angefasst hast, das du sie vergewaltigt hast, das du sie zum weinen gebracht hast, das du sie gedemütigt hast...“ kam es schluchzend und schreiend von mir als ich die Stange immer und immer wieder auf ihn hinunter sausen ließ. Ich spürte nicht das Blut das mir ins Gesicht spritze ich wollte nur das dieser Mann so litt wie Maman gelitten hatte, das er sich vor Schmerzen wand. Doch plötzlich packte mein Vater mich und zog mich fest an sich. Erik „Es ist gut... es ist alles gut!“ Beruhigend sprach ich auf sie ein, während ich mit ihr wieder zu Boden sackte und sie fest an mich zog. Ihre Hände waren Blut überströmt und auch in ihrem Gesicht konnte man das Blut sehen. Sie hatte so fest zugeschlagen das er jetzt in diesem Moment noch schlimmer aussah als ich. Zitternd drängte sie sich an mich und ließ die Stange fallen. „Papa...“ wimmerten vergrub sie ihr Gesicht an meine Brust. Noch immer konnte ich den langsamen Schmerz spüren der sich in meinem Körper verteilte. Ich wusste nicht wie viel Blut ich verloren hatte, aber es war eindeutig zu viel. Nur mühsam schaffte ich es nicht die Besinnung zu verlieren. Langsam richtete ich mich wieder auf und zog meine Tochter zu mir. „Lass uns gehen...“ kam es leise und erschöpft von mir. Sie nickte nur und ich stütze mich etwas auf sie als wir zusammen den Stall verließen, das Stroh was auf dem Boden lag, war scharlachrot gefärbt. Wir gingen einige Schritte, doch dann blieb ich stehen und sah nach vorne. Da standen meine beiden jüngsten doch in ihren Blick lag keine Angst mehr. Anna kam auf mich zu und umarmte mich so fest das ich den schmerzen Aufschrei unterdrücken musste als sie die Wunde an meinem Oberschenkel berührte. Philippe hielt eine Laterne in seiner Hand und von weiten konnte ich schon die Rufe von Francesca hören die jetzt anscheinend mit noch ein paar anderen nach uns suchten. „Hat er Maman wirklich wehgetan?“ Kam es nur in einem fast schon monotonen Ton von Philippe. Erschrocken, ja fast entsetzt sah ich ihn an. „Isabelle sie hat es gesagt als sie...“ wisperte Anna mir zu. Isabelle sank auf die Knie und begann zu weinen, ich sagte nichts. Und doch war mein schweigen Antwort genug für beide. Philippe & Anna Wir hatten als wir kurz vor dem Dorf waren, Francesca getroffen. Sie und noch einige andere wollten uns suchen gehen. Doch wir wollten, wir konnten Papa und Isa nicht alleine lassen. Noch, bevor uns jemand festhalten konnte hatten wir uns eine Laterne genommen und waren zusammen wieder zurück gelaufen. Wir waren kleiner und leichter als die Erwachsenen und kamen schneller voran auf dem matschigen Untergrund. Als wir atemlos wieder bei der Hütte ankamen hörten wir Isabelle, erschrocken hörten wir die Dinge, die er Mama angetan hatte. „Maman?“ Flüsterte Philippe nur leise, ich nahm seine Hand und drückte sie fest. „Ich hoffe sie schlägt ihn tot!“ kam es von Anna, während ich nur nickte. In diesem Augenblick kam Papa mit Isabelle aus der Hütte, Vater blutete und auch Isabelle war über und über mit Blut bespritzt. Wir standen nur da und sahen die beiden an. Anna lief auf beide zu und umarmte Vater stürmisch und schmiegte sich fest an ihn. Isabelle sackte auf die Knie und Vater schwieg als ich fragte ob das was Isabelle gesagt hatte stimmte. Schweigend gingen wir dann beide auf die Hütte zu. So standen wir nun da Hand in Hand, wir konnten Papa hören der uns rief, er hatte nicht mehr die Kraft uns zu holen und stand nur schwer atmend neben Isabelle. „Wir kommen gleich!“ Kam es nur gleichzeitig von uns während wir uns ansahen. Der Griff unserer Hände verstärkte sich noch als wir die Laterne ansahen und im nächsten Augenblick sahen wir das Stroh was sich so schnell entzündete, als hätten die Flammen sich nach soviel Nahrung gesehnt. Wir drehten uns um und gingen zurück zu Papa und Isabelle. Erik Meine Hände legten sich um meine beiden jüngsten, ich hatte nicht das Bedürfnis sie aufzuhalten. Doch jetzt in diesem Moment sah ich sie an und wenn ich je Zweifel gehabt hätte, so wusste ich in diesem Moment das sie meine Kinder waren. Diese Monotonie in ihren Augen, als sie die züngelnden Flammen betrachteten, glich meinem Blick, mit dem ich die Welt noch vor kurzem gesehen hatte. Fest zog ich sie an mich und vergrub meinen Kopf an ihren Schultern. “Ich bin so froh das es euch gut geht!“ Raunte ich ihnen zu. „Wir sind froh das es dir und Isa auch gut geht...“ kam es tröstend von Philippe. „Aber meinen Haaren geht’s nicht gut...“ kam es seufzend von Anna. Ich lachte kurz auf und war froh das meine kleine Prinzessin ihren Sinn für Humor nicht verloren hatte. „Kurze Haare stehen dir viel besser...“ kam es erschöpft aber lächelnd von mir zurück. Doch in diesem Moment bemerkte ich das ich alle Kraft Reserven aus meinem Körper gezogen hatte. Mit einem schmerzenden Gesichtsausdruck fasste ich mir wieder an die Brust und sank nach weiter vorne. Ich stütze mich auf meine Handflächen und die Welt um mich herum begann zu verschwinden, sie wurde einfach in ein riesiges schwarzes Loch gezogen. Isabelle Als Vater zusammen brach sprang ich auf und setzte mich neben ihn „Vater! VATER!“ Schrie ich während das Feuer die kleine Hütte verschluckte und alles was noch in ihr gelegen hatte, wieder setzte ein leichter Regen ein und spülte das Blut von meinen Händen. Er verlor das Bewusstsein und sackte bewusstlos zusammen, „VATER!!!“ Mein Schrei hallte durch den ganzen Wald, ich legte seinen Kopf in meinen Schoß und beuget mich zu ihm hinunter. „Du darfst nicht sterben, nicht jetzt... bitte nicht jetzt... ich hab dich lieb... hörst du... ich hab dich doch lieb!“ Kam es schluchzend von mir. Doch dann konnte ich Francesca sehen die aus dem Wald auf uns zukam... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)