Tandonia von Lisandre (Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Akt 11: Wir geben nicht auf! „Und wie kommen wir jetzt da rein?“, fragte Solaris. „Ich dachte, das könntest du uns sagen“, neckte Melinda freundschaftlich. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wieso verlangen eigentlich immer alle von mir, dass ich die guten Ideen habe? „ Vielleicht könnten wir euch als Geiseln nehmen“, schlug Tamada vor. „Blöder Vorschlag. Er weiß sich er schon, dass wir eine Rebellion planen“, meine Harbo. Nach langer Zeit des Schweigens und des Überlegung platzte plötzlich Marla mit ihrem Vorschlag heraus. „Es gibt einen Weg, von dem er uns nicht beobachten kann“ „Und der währe?“, fragte Melinda neugierig?“ „Ich habe bis jetzt geschwiegen, weil ich dachte, ihr wüsstet einen besseren Weg“, wich Marla der Frage aus. „Jetzt spann uns nicht auf die Folter“, meinte Stella ungeduldig. „Na gut. Den weg den ich meine, führt durch die Schlucht der Toten. Am Ende befindet sich der Eingang zu den Kerkern. Die Tür dort ist meistens offen“. „Wieso heißt diese Schlucht Schlucht der Toten?“, fragte Santos. „Weil er dunkle König dort die Leichen der gestorbenen Gefangenen entsorgen lässt. Deshalb. Ober willst du eine genauere Schilderung?“, erklärte Tamada. Rubina schüttelte sich. „Nein danke. Ich kann mir den Rest sehr gut alleine vorstellen“. Mana, die bis jetzt geschlafen hatte, wachte auf und quiekte leise. „Nehmen wir sie mit?“, fragte Solaris, ging auf die kleine zu, streichelte sie und setzte hinzu: „Ich werde sie nicht hier allein zurücklassen. Sie hat doch niemanden mehr, außer mir. Das können wir doch nicht machen!“ „Wir müssen sie hier lassen. Sie ist noch zu jung und außerdem ist sie die Letzte ihrer Art“, meinte Harbo. „Ich lasse sie nicht hier“, wiederholte Solaris, und schlang die Arme um Manas Hals. Er hatte zu der kleinen eine ganz besondere Bindung und sie hier zurückzulassen, erschien ihm wie Verrat. „Sei vernünftig. Du kannst auch mit einem zehn Tage alten Menschenkind nicht in den Krieg ziehen. Das ist genau das gleiche. Sie würde uns nur aufhalten.“ Solaris merkte wie ihm die Tränen kamen. Mana stupste ihn leicht an und flattere leicht mit den Flügeln. Sie war nicht dumm und merkte, dass es bei dieser Diskussion um sie ging. Wie, um ihre Meinung zu vertreten, löste sie sich aus Solaris Umarmung, flog ein Stück weg, stellte sich auf ihre kräftigen Hinterbeine, fing an Feuer zu speien und zu kreischen. „Was hat sie denn jetzt?“, wunderte sich Melinda „Ich glaube, sie will nicht weg von uns“, vermutete Decka. „Aber sie kann uns doch unmöglich verstanden haben“, meinte Marla. „Offenbar schon“, sagte Harbo. Solaris ballte die Hand zur Faust. Er hatte einen Entschluss gefasst. Was sein musste, musste nun einmal sein. „Hör auf Mana. Was fällt dir ein, dich so kindisch aufzuführen? Sei still und hör mir zu, wenn ich mit dir rede“, befahl er streng und hoffte, wie sein Vater zu klingen wenn der seine Schwestern wieder einmal zur Rede stellte. Seine Freunde erkannten aber dass Zittern in seiner Stimme und alle wussten, wie schwer es Solaris fiel, Mana einfach so davonzujagen. Mana hörte mit ihrem Theater auf, und blickte Solaris treu aus ihren grün funkelnden Drachenaugen an. Der senkte den Kopf. „Verschwinde“ Mana kam auf ihn zu, jaulte leise und stupste ihn, doch Solaris schrie sie an: „Verschwinde hab ich gesagt. Du bist uns nur eine Last am Bein. Such dir jemand anderen, dem du zur Last fallen kannst. Wir können dich nicht gebrauchen. Ja, du hast mich schon richtig verstanden. Ich kann deine Visage nicht mehr sehen. Hau einfach ab, du kleine Nervensäge“. Mana wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Doch die gespielt strengen Gesichter der anderen zeigten ihr, dass es offensichtlich ernst gemeint war. Schließlich fand sie sich damit ab, stupste Solaris noch einmal kurz an, quietschte noch einmal traurig zum Abschied und flog dann davon. Solaris sah ihr nach, bis sie seinen Blicken entschwunden war. „Komm jetzt. Wir müssen los“, meinte Stella sanft und zog ihn an der Hand weg. „Sie wird es irgendwann verstehen“, tröstete auch Santos. „Sie hätte diesen Kampf nicht überlebt. Du hast dafür das Überleben ihrer Art gesichert“, sagte Harbo. Solaris registrierte die tröstenden Worte seiner Freunde kaum. „Ich hätte vielleicht nicht so gemein sein sollen“, dachte er bei sich. So gingen sie los. Bis zur Schlucht der Toten waren es nur noch wenige Kilometer. „Ab jetzt musst du uns führen, Marla. Du kennst dich hier von uns allen am besten aus“, meinte Somika. Marla nickte und führte ihre Freunde zu einem riesigen Gebirge, durch das eine dunkle und geheimnisvolle Schlucht führte. Wieder einmal wurden Fackeln herbeigezaubert und im hellen Schein des Feuers traten die zehn die vorletzte Etappe ihrer großen Reise an. Die letzte stand ihnen noch bevor. Aber bis sie diese letzte Etappe erreicht hatten, stand ihnen noch ein weiter und gefährlicher Weg bevor. Der dunkle König beobachtete das Geschehen in einem seiner vielen Spiegel. Er hatte Vorkehrungen dafür getroffen, für den Fall, dass die Abtrünnigen durch das Haupttor eindringen würden. Dass sie das sie den Weg durch die Schlucht der Toten wählen würden, hatte selbst der mächtige Herrscher nicht vorhersehen können. Jetzt hieß es schnell handeln. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass die Rebellen in sein Schloss eindrangen. Er schmiedete einen Plan, den niemand so leicht durchschauen konnte. Einen Plan, der alles bisher gewesene in den Schatten stellte. Langsam und vorsichtig betraten die zehn die Schlucht. „Seht lieber nicht nach unten“, ermahnte Marla. Es knirschte unter ihren Füßen. „Was ist das?“, fragte Rubina ängstlich. „Skelette“, antwortete Somika trocken und leuchtete zur Demonstration an die Wand der Schlucht. Dort hingen die Skelette wie nasse Wäsche an der Wäscheleine. Stella schrie vor Schreck auf. Es hallte in der Schlucht und kam tausendfach als Echo zurück. Harbo hielt ihr schnell den Mund zu. Sie standen still, bis das Echo verhallt war. „Absolute Ruhe jetzt“, ermahnte Marla. „Wir wollen doch die Toten nicht aufwecken“, setzte Tamada hinzu. „Das ist ein Scherz, oder?“, fragte Solaris. „Warum, glaubst du, heißt diese Schlucht „Schlucht der Toten?“, fragte Decka. „Eigentlich sollten wir ja keine Angst vor Geistern haben“, meinte Melinda nervös. „Es gibt zwei Arten von Geistern Die einen sind nicht furchteinflößend, die anderen schon. Vor allem Rachegeister. Denen solle man besser nicht über den Weg laufen“, erklärte Marla leise. „Was sind Rachegeister?“, fragte Rubina und sah sich ängstlich um. „Wie soll man das jetzt am blödesten erklären?“, fing Decka an. Tamada unterstütze sie mit ihrer Erklärung: „Rachegeister. Das sind die Geister von Menschen, die unter den Qualen des Dunklen Königs brutal gefoltert wurden und schließlich gestorben sind. Oder solche, die verhungert sind. Ach, es gibt so viele Möglichkeiten“ „Jedenfalls sind sie auf Rache aus.“, erklärte Harbo. „Kurz gesagt: Sie lassen ihre Rachegelüste an jedem aus, der ihnen über den Weg läuft. Wir müssen äußerst vorsichtig sein. Hier in der Schlucht gibt es hunderte von denen“, setzte Somika der Erklärung ein Ende. Plötzlich ertönten unheimliche Geräusche. Es klang wie das Zusammenschlagen von Schwertern und Kettengerassel. „Ich habe es geahnt. Los, macht die Fackeln aus. Schnell!“, zischte Marla. „Warum sollen wir die Fackeln ausmachen?“, fragte Solaris überflüssiger Weise. Das Gelächter kam immer näher. Harbo gab Solaris einen leichten schlag auf den Hinterkopf „Jetzt mach schon, was sie sagt. Sie wird schon wissen, was sie tut“ Alle löschten die Fackeln und warteten mit klopfendem Herzen auf das, was geschehen würde. Aber musste man bei Geistern nicht das Licht anlassen? Stella kam es wie eine Ewigkeit vor. Das Kettengerassel wurde inzwischen von einem durchdringen Singen übertönt. „Was ist das denn?“, fragte Melinda ihre Partnerin. Die stand still und lauschte. Der „Sänger“ wiederholte eine Zeile immer und immer: „Ich will für immer leben“ „Sir Henry?“, unterbrach Marla den Singsang. Kaum hatte sie diesen Namen ausgesprochen, erschien vor ihnen ein Geist mit Ritterrüstung, Schild, Schwert und Ketten an den Beinen. Er sah sich etwas verwirrt und fragte „Wer wagt es, den großen Sir Henry bei seinen Minnegesängen zu stören? Dem jenigen würde ich raten, schnellstens das weite zu suchen“ Dann entdeckte er Marla. „Na da schau an. Die kleine Marla. Als ich euch das letzte Mal sah, wart ihr noch nicht so groß. Ihr seid das Ebenbild eurer Mutter. Ich könnte ewig weiterschwärmen“ Marla rollte mit den Augen. Dass Sir Henry auch immer ihre Mutter erwähnen musste. Sie selbst wollte jedenfalls nicht mit ihr verglichen werden, da ihre eigene Mutter sie vor zehn Jahren an den Dunklen König verkauft hatte, weil sie sich vor den Kräften ihrer Tochter geängstigt hatte. „Was heißt letztes Mal? Warst du schon öfters hier?“, fragte Harbo. Marla reagierte nicht auf diese Worte sondern sie hatte sich gerade einen Plan ausgedacht. Vielleicht könnte ihnen ja Sir Henry bei ihrem Vorhaben helfen. Sie wandte sich an den Geist: „ Sir Henry. Ich …. Nein Wir, hätten ein Anliegen an euch. Könntet ihr uns zu den Kerkern führen? Wir müssen in das Donnerschloß hinein“ „Warum gehst du nicht einfach durch das Tor?“, fragte Sir Henry verwundert. „Der ist genauso intelligent wie ich“, flüsterte Stella Solaris zu. Der antwortete nicht, sondern beobachtete das Geschehen. Marla versuchte, dem Geist ihr Anliegen klarzumachen: „Ihr versteht das nicht, Sir Henry. Wir wollen gegen den dunklen König kämpfen. Da können wir doch nicht einfach durch das Haupttor spazieren“. Sir Henry sah sie verwundert an. Dann musste er laut loslachen. „Ihr? Ihr zehn kleinen Kinder? Das ich nicht lache. Ihr solltet auf mich hören und das erfahrenen Rittern überlassen. Das ist unmöglich. Ihr schafft das niemals. Das ist reiner Selbstmord. Ihr Narren!“ Sir Henry verschwand. Er hatte genau das ausgesprochen, woran alle insgeheim dachten. Langsam wurden die ersten Zweifel wach. „Lasst uns gehen. Hört nicht auf sein dummes Gerede“, durchbrach Marla das Schweigen. Lange wanderten sie durch die Schlucht. Zu groß waren ihre Ängste auf einen echten Rachegeist zu treffen. Am Ende der Schlucht traf sie ein weiterer Schreck: Sie waren in einer Sackgasse gelandet. Ab hier war der Weg versperrt. „Geniale Sache“, kommentierte Solaris. „Könntest du bitte mal deine Kommentare lassen? Ich versuche, mich erinnern, wo wir hinmüssen“, fauchte Marla zurück. Sir Henry war währenddessen beim Dunklen König. Er hatte Bericht er stattet, dass die Rebellen schon ziemlich weit vorgedrungen waren. „Nein, sind diese Kinder leichtgläubig. Die vertrauen doch wirklich jedem, der sie nur mal hübsch anlacht“, spottete Sir Henry. „Klappe halten“, fauchte der Dunkle König. Eine Schwarze Gestalt stand vor ihm. „Du und deine dunklen Ritter werden sich jetzt mal um unsere Freunde kümmern. Es ist doch unhöflich, wenn wir sie nicht gebührend empfangen“. Die Gestalt verbeugte sich und verließ den Saal. „Woher kennst du diesen Geist eigentlich?“, fragte Somika neugierig. „Das ist doch nicht so wichtig. Jetzt sollten wir uns darum kümmern, wie wir diese Schlucht am schnellsten hinter uns lassen. Mir wird es hier nämlich langsam unheimlich“, wich Marla der Frage aus. Sie konnte es gar nicht leiden, wenn man zu tief in ihrer Vergangenheit bohrte. „ Ich wette, der Typ ist so was, wie ihr heimlicher Liebhaber gewesen und der dunkle König hat es mit bekommen und weil er Marla für seine Zwecke benutzen wollte, hat er ihn umgebracht und es wie einen Unfall aussehen lassen“, feixte Solaris. „Du hast doch einen Schlag. Ich wette, da steckt etwas anderes dahinter“, meinte Santos. Plötzlich hörten sie dunkle Geräusche. Es hörte sich an, wie tausend Soldaten, die im Gleichschritt marschierten. „Oh nein, die dunkle Armee“, schrie Somika auf. „Die was?“, fragte Stella verwirrt. „Wir haben euch nur einen Grund gesagt, warum diese Schlucht „Schlucht der Toten heißt. Der andere Grund ist die Dunkle Armee des Königs. Wer denen begegnet, der ist so gut wie tot“, erklärte Decka hastig. „Dann sollten wir verschwinden. Ich denke nicht, dass die gekommen sind, um den roten Teppich für uns auszurollen“, kommentierte Solaris die Situation. „Und wie stellst du dir das vor? Hinter uns ist der Fluchtweg versperrt und vor uns ist die feindliche Armee. Die Lage ist aussichtslos. Das hier ist ein Hexenkessel. Geben wir auf. Wir haben verloren“. Rubina traten die Tränen in die Augen. Sie hatte innerlich schon längst aufgegeben. Decka ballte die Hand zur Faust. Sie teilte absolut nicht Rubinas Meinung. Klar, die Situation schien aussichtslos. Aber so schnell würde sie nicht aufgeben. Das hatte sie sich geschworen. Irgendwo gab es immer eine Lösung. Mit diesen Gedanken gab Decka ihrer Partnerin eine kräftige Ohrfeige. „Sag mal, spinnst du jetzt ganz? Wir geben nicht auf. Aufgeben können wir, wenn wir tot sind. Aber nicht so lange, wie wir gesunden Verstand, Durchhaltevermögen und Kraft haben um gegen unsere Feinde zu kämpfen. Denn wir sind schlauer als die. Wenn wir jetzt nicht handeln, ist es z spät für diese Welt. Jetzt geht es um alles. Du bist feige, wenn du aufgibst. Absolut feige“ Rubina liefen die Tränen über die Wange. „Dann bin ich eben ein Feigling. Ich habe nie darum gebeten, eine von Tandonias Wächtern zu werden. Mir ist zurzeit echt alles egal. Ich möchte hier und jetzt sterben. Hier und jetzt“. Niemand wusste darauf etwas zu erwidern. Marla legte ihr den Arm um die Schultern. „Es wird alles gut gehen. Wir müssen einfach nur zusammenhalten. Aber wir brauchen dich. Du kannst uns jetzt nicht so einfach wegsterben“. Rubina nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie wusste, ihre Freunde machten genau dasselbe durch wie sie. Aber genau das machte es ja gerade so schwer. Die dunkle Armee war näher gekommen. Jetzt standen sie direkt vor ihnen. Zehn zu einhundertfünfzig. Wie ungerecht. Der Hexenkessel, von dem Rubina gesprochen hatte, war geschlossen worden. Jetzt gab es für sie und ihre Freunde nur noch die Möglichkeit, sich dem übermächtigen Feind in direktem Kampf gegenüberzustellen. Würden sie es schaffen? Harbo zog sein Schwert: „Jetzt oder nie. Wir haben nur diese eine Möglichkeit“ Der Kampf begann. Jeder gab sein Bestes. Und das, obwohl jeder wusste, wie aussichtslos die Lage war. Alle hofften, nur noch ein kleines bisschen Zeit mehr herausschlagen zu können. Denn Zeit, die brauchten sie. Aber die Armee war übermächtig. Sie wurden zurückgedrängt, denn irgendwie schienen diese grausamen dunklen Soldaten gegen Magie aller Art immun zu sein. Die Schutzschilder, die Tandonias Wächter gespannt hatten, nützten nichts gegen diese dunklen geistigen Energien. Schließlich standen sie mit de Rücken zur Schlucht. Es gab keinen Ausweg mehr. „Na ja. Dann haben wir wenigstens keine Probleme mehr. Hauptsache, die machen es kurz und schmerzlos und lassen und danach unsere Ruhe“, versuchte Solaris zu scherzen. Doch es funktionierte nicht so, wie er es erhofft hatte. Niemand lachte. Die Soldaten standen im Halbkreis um sei her um. Einer hatte eine Fackel in der Hand. „Na klasse, jetzt wollen die aus uns auch noch Räucherfisch machen. Ich hoffe mal, die würzen uns gescheit. Ansonsten liegen wir ihnen ziemlich schwer im Magen“. Solaris Scherze gingen in der allgemeinen Angst unter. Der Feuerkreis war gelegt, und die Soldaten zogen sich zurück. Langsam aber sicher kam das Feuer auf sie zu. Niemand konnte fliehen, da sie alle starr vor Angst waren. War das hier jetzt das endgültige Ende, noch bevor es überhaupt angefangen hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)