Tandonia von Lisandre (Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!) ================================================================================ Prolog: Am Anfang ----------------- Am Anfang Vor sehr langer Zeit existierte in dem Land Helia eine sagenumwobene Kristallkugel mit dem Namen Tandonia. Diese war so mächtig, dass sie die ganze Welt unter sich vereinen und gegebenenfalls auch zerstören konnte. Zum Schutz dieser Kristallkugel wurden fünf Menschen mit besonderen Fähigkeiten auserkoren, diese zu beschützen. Sie wurden seit jenem Tag ihrer Ernennung nur noch „Die Wächter Tandonias“ genannt. Zu ihrem eigenen Schutz wurde Ihnen gesagt, dass sie Ihre wirklichen Namen vergessen sollten. Denn natürlich war das verfeindete Land Mardas, dessen Aktivitäten in letzter Zeit zunahmen, auch hinter der Kristallkugel her und waren bereit, diese tapferen jungen Menschen erbarmungslos zu töten um ihr Ziel, nämlich die absolute Weltherrschaft, zu verwirklichen. So vergingen viele Monate und nichts geschah. Tandonia ruhte friedlich unter dem Schutz der fünf Wächter. Doch die wurden mit der Zeit leichtsinnig und begannen, sich ihrer Aufgabe immer mehr zu entziehen. An einem schönen warmen Sommertag jedoch, geschah das unfassbare: Tandonia verschwand spurlos und das, obwohl alle fünf Wächter anwesend waren. Große Panik brach aus, denn alle hatten das verschwinden bemerkt, doch keiner hatte rechtzeitig reagieren können. In ihrer Verzweiflung brachen die fünf Wächter zu dem mächtigen Zauberer Conso auf. Sie hofften auf seine Hilfe, doch sie wurden enttäuscht. Der Zauberer reagierte sehr wütend und schickte die fünf auf eine lange hoffnungslose Suche. Aber er gab ihnen einen Geleitsatz mit auf den Weg, an den sie sich halten sollten: Vertraut auf die Zukunft in euren Herzen! Mit diesem Satz im Herzen brachen sie auf. Sie wanderten Tage, Wochen, Monate, Jahre, ohne auch nur zu wissen, wo sie suchen sollten. Die fünf waren so abgeschwächt, dass sie nicht mehr ein noch aus wussten. Außerdem waren ihnen Mardas Abgesandte auf den Fersen. Keiner wusste einen Ausweg aus dieser misslichen Lage. Vertraut auf die Zukunft in euren Herzen, das war leichter gesagt, als getan. Wie sollte man auf etwas vertrauen, das einen so verriet? Wie sollte man an etwas glauben, wenn die Lage hoffnungslos erschien? Wie sollte man an die Zukunft glauben, wenn man eh kurz vor dem Sterben war? Denn so war es auch. Die fünf Wächter sahen keine Zukunft mehr. So hatten sie beschlossen, sich hinzulegen und einfach zu sterben. Besser jedenfalls, als die Schande, die sie er wartete, wenn sie zurückkehrten. Viel besser, als die Strafe, die auf sie zukommen würde. So verging einer nach dem anderen. Doch ihre Geister, die blieben an dem kalten Gestein zurück. Sie würden keine Ruhe finden, bis Tandonia sicher wieder an ihrem Platz war. Sie würden warten, warten und wenn es bis in alle Ewigkeit sein müsste. Warten, bis jemand kommt, der ihre Aufgabe weiterführen würde. Jemand, der dort beginnt, wo sie aufgehört haben. Jemand der ein starkes Herz hat, eine starke Seele und vor allem, jemand der würdig ist, ihre voll Kummer zerrissenen Seelen zu erlösen. Gibt es so jemanden überhaupt? Wird es so jemanden in ferner Zukunft überhaupt einmal geben? Und wenn, wird dieser jemand dazu bereit sein, alle Schuld und alle Schande auf sich zu nehmen? Fragen über Fragen. Und keine Antwort. Doch den Geistern der fünf Wächter schwebte immer noch der Satz in den Ohren: Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen! Kapitel 1: Seltsame Begebenheiten --------------------------------- AKT 01: Seltsame Begebenheiten Viele, viele Jahre später. In dem Land Helia hatte es seit dem Verschwinden der Kristallkugel keine besonderen Vorkommnisse gegeben und Tandonia selbst war zu einem Schauermärchen geworden, das die Älteren im Dorf den kleinen Kindern erzählten, um ihnen Angst einzujagen. So war es auch in Dikota. Die siebzehnjährige Stella war mit diesen Geschichten aufgewachsen, hatte aber nie richtiges Interesse an ihnen gehabt. Was interessierte einem Mädchen wie sie schon diese Märchengeschichten. Nach Stellas Meinung hatte ihr Großvater sowieso ein Rad ab. Genauso wie der Rest ihrer bescheuerten Familie. Wenn er mit diesen Geschichten anfing, schaltete Stella einfach ab und hörte gar nicht richtig zu. Doch schon bald sollte sie erkennen, dass diese Geschichten mehr als nur ein „Schauermärchen“ waren. An jenem Tag saß Stella am Dorfteich und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie den Mann, der sich plötzlich neben sie setzte, nicht beachtete. Dieser sprach sie unerwartet an: „Habt ihr sie gefunden?“ Stella sah den Mann ganz verwirrt an. „Was fällt dem ein, mich zu stören?“, dachte sie bei sich und laut sagte sie: „Was meinen sie mit gefunden? Sie müssen mich mit jemandem verwechseln, werter Herr“. „Tandonia“, antwortete der alte Mann geheimnisvoll. „Was ist denn Tandonia?“, fragte sie noch völlig durcheinander und wollte den seltsamen Typen einmal genauer betrachten. Doch der war verschwunden. „Komischer Vogel“, dachte sie ärgerlich und nach einem Blick in den Himmel zog sie ihre Füße aus dem See. „Ich sollte gehen, es zieht ein Gewitter auf!“, sagte sie zu sich. Das war mehr als seltsam, denn das letzte Gewitter hatte es vor ihrer Geburt gegeben. Das hatte ihr ihre Mutter einmal erzählt. Sie schnappte sich ihre Schuhe und rannte den Abhang hinauf. Sie rannte so schnell, dass sie nicht darauf achtete, wohin sie lief und stieß prompt mit jemandem zusammen. „Entschuldigung. Das wollte ich nicht. Verzeihen sie mir bitte“, stammelte sie. „Mach dich auf den Weg. Die Feinde rüsten sich. Finde Tandonia“, gab ihr Gegenüber als Antwort. Stella zuckte innerlich zusammen. Den, den sie da angerempelt hatte, war niemand anderes als der Typ den sie vorhin am See kennen gelernt hatte und der sich dann so plötzlich in Luft aufgelöste hatte. Stella nahm all den Mut zusammen, der noch vorhanden war, denn inzwischen war sie ziemlich eingeschüchtert und stellte die entscheidende Frage: „Wer sind sie?“ Doch der Mann war schon wieder wie vom Erdboden verschwunden. „Verdammte Scheiße. Will der mich verarschen, oder was!“, schrie Stella einfach so in die Gegend. „Wer will dich......wie sagst du? Verarschen?“, fragte eine Stimme. „ Ach Großvater, da ist so ein schräger Typ und der nervt mich immer mit so komischen Geschichten und redet wirres Zeug“, jammerte Stella. Sie war wirklich mit ihren Nerven am Ende. Das musste ausgerechnet ihr passieren. Der alte Mann schmunzelte und tat so, als ob er in der ganzen Sache überhaupt keine Ahnung hätte. „Was sagt er denn so?“ „Er redet ständig von irgendeiner Tandonia und dass ich mich auf den Weg machen soll um sie zu finden und lauter so ein Quatsch. Das geht mir gewaltig auf den Senkel.“ „Ja, du musst dich wirklich auf den Weg machen“, antwortete der Großvater leise. „Was?“, fragte Stella verwirrt. „Fing Großvater etwa schon wieder mit diesem unsinnigen Geschwätz an?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stampfte sie energisch mit dem Fuß auf und sagte: „Ich geh nach Hause. Ich lass mich nicht für dumm verkaufen!“. Mit diesen Worten rannte sie genau mit dem ersten Regentropfen los Das Gewitter war überraschend schnell herangezogen, denn Stella sah schon die ersten Blitze hinter den Geheimnisvollen Bergen hinten am Horizont. Sie war nie aus Helia herausgekommen und es interessierte sie auch nicht, was sich hinter den Landesgrenzen verbarg. Es donnerte bedrohlich und die Blitze kamen in immer schnelleren Abständen. Und der Regen fiel vom Himmel wie seidene Fäden. Dies war das heftigste Gewitter seit siebzehn Jahren und das wusste Stella. Sie fluchte innerlich und war erleichtert, als sie endlich bei sich zu Hause angekommen war und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Und das erste, was sie sah, als sie in die Küche kam, war ihre kleine Schwester Karla. „Hallo Stella, du blödes Mistvieh“, begrüßte sie die verdutzte Stella. „Halt doch die Klappe du kleines Sumpfmonster“, gab sie genervt als Antwort. Sie hatte absolut keine Lust, sich auf eine Streiterei mit ihrer Schwester einzulassen, bei der sie sowieso den kürzeren ziehen würde. Denn dieses kleine Biest brauchte nur einmal nach ihrer Mutter zu rufen und wer war natürlich dann die Schuldige, sie. Und noch mehr Stress konnte sie heute weiß Gott nicht gebrauchen. Stella streckte der kleinen Nervensäge einfach schnell die Zunge raus, ging die Treppe hoch, legte sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. Sie dachte über den Tag nach, als ihr plötzlich die Augen zufielen. Wie lange sie geschlafen hatte, davon wusste Stella nichts. Jedenfalls wurde sie nach einer Weile von ihrer Mutter geweckt: „Stella! Kommst du mal bitte mit nach unten? Hier ist Besuch für dich!“ „Wehe es ist nichts wichtiges, dann könnt ihr was erleben!“, dachte sie missmutig. Sie hatte keine Lust auf irgendwelche Spielchen. Als sie die Küche betrat, bekam sie erst mal einen großen Schreck: Der Typ, der sie am See so doof angequatscht hatte, saß am Küchentisch und trank eine Tasse Tee. „Was is los?“, fragte Stella genervt. Der Mann fing an zu erklären: „ Ich bin der weiseste und mächtigste Magier, der jemals in Zeit und Raum existiert hat. Mein Name ist Conso.“ „Toll, freu dich“, dachte Stella böse. Zauberei und so etwas kam für sie überhaupt nicht in Frage. „Du bist eine der fünf Wächter Tandonias. Dein Name, Stella, bedeutet Hoffnung. Deine Aufgabe wird es sein, die restlichen vier Wächter zu finden und diese Welt von dem Einfluss des Bösen Landes Mardas und den Machenschaften des Dunklen Königs zu befreien. Sollten Mardas Abgesandte Tandonia finden, bevor ihr sie gefunden habt, ist es für diese Welt zu spät. Sie wird in die Hände des dunklen Königs fallen und kurz danach untergehen. Eine lange Reise steht dir bevor“, fuhr der Magier fort. „Ich versteh nicht ein einziges Wort. Bitte reden sie in einer Sprache, die ich auch verstehe und nicht so komisch geschwollen“, protestierte Stella. „Jetzt reicht es. Ich habe keine Lust mehr. Blöder Scherz. Ich finde ihn nicht komisch“, dachte sie wütend und wollte sich grade umdrehen und wieder in ihr Zimmer gehen. Doch der Magier packte sie grob an den Schultern und drückte ihr einen Zettel in die Hand und sagte: „Du musst nun gehen, Wächterin der Hoffnung. Beeil dich und denke immer an diese Worte: Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!“ „Was....... was soll ich denn damit anfangen? Warum erklärt mir keiner etwas? So eine Sauerei!“ Nachdem Stella diese Worte gestammelt hatte, wurde ihr ganz schwarz vor den Augen und als sie wieder zu sich kam, befand sie sich nicht mehr in ihrer Küche, sondern in einem Waldstück. „Wo bin ich hier“, dachte sie bei sich, richtete sich auf und sah sich um. Die Gegend war ihr völlig unbekannt. „Dieses Mal haben sie es endgültig zu weit getrieben. Na wartet nur. Eure Scherze könnt ihr euch in Zukunft bitte sparen!“. Diese Gedanken sprach sie laut aus. Während sie so noch vor sich hinschimpfte, fiel ihr der Zettel ein, den sie bekommen hatte. In der Hoffnung, vielleicht dort die Antwort zu finden, entknüllte sie den Zettel. Doch sie wurde enttäuscht. Auf dem Zettel stand nur folgendes: Wächterin der Hoffnung: Stella Wächter der Ehrlichkeit: Solaris Wächterin des Mutes: Melinda Wächter der Freundlichkeit: Santos Wächterin des Wissens: Rubina „Na klasse, das hilft mir auch nicht weiter“, ärgerte sich Stella, knüllte den Zettel wieder zusammen und warf ihn unachtsam in ein Gebüsch. Plötzlich hörte sie Hufgetrappel. Da Stella von Geburt an neugierig war, schlich sie sich näher an die Reiter heran, die inzwischen ihre Pferde angehalten hatten. Es waren genau fünf Stück. „Bist du sicher, dass uns niemand gefolgt ist, Marla?“, fragte einer der Jungen eines der Mädchen, das silberne Haare hatte. „Ich bin mir sicher. Und wenn doch, dann hat derjenige halt Pech gehabt und bekommt unserer Rache zu spüren“, antwortete Marla. „So ist es brav kleine, du weißt ja, wir müssen die Wächter finden und sie töten“, mischte sich ein anderes Mädchen ein. Als das Wort „Töten“ fiel, zog das Mädchen mit den silbernen Haaren ein missmutiges Gesicht. „Somika, streng doch mal deine grauen Gehirnzellen an und dann sag mir mal, wie du jemanden töten willst, dessen Namen du nicht weißt. Die Namen der Wächter wurden geheimgehalten und dass ist unser großes Problem bei der Sache. Der dunkle König hat uns verboten, irgendwelche Menschen umzubringen. Wir müssen äußerst vorsichtig sein dass wir auch die richtigen erwischen“, gab der vierte in der Gruppe bekannt. „ Ach Harbo, du bist noch dümmer als Bohnenstroh. Wir warten einfach, bis sie sich zusammengefunden haben und dann zack zack, kurzer Prozess und weg ist das Problem“ wies die fünfte in der Gruppe Harbo zurecht. „Den kurzen Prozess überlasse ich im übrigen euch. Da könnten meine Fingernägel abbrechen und das kann ich gar nicht abhaben. Das dauert dann wieder ewig lang, bis sie wieder so lang sind wie jetzt“, setze sie hinzu und betrachtete ihre Nägel. Der Name dieses Mädchen war Decka. „Die haben ja ein Rad ab. Ich sollte mich lieber verziehen, bevor die mich bemerken“, dachte Stella, die bei diesem Gespräch eine Gänsehaut bekam. So etwas war nun rein gar nicht nach ihrem Geschmack. Sie schlich zurück, ohne auch nur einen klitzekleinen Gedanken an den Zettel zu verschwenden. So wanderte sie einfach durch den Wald, ohne darauf zu achten wohin ihre Füße sie trugen. Unvorsichtig, wie sie nun mal war, rempelte sie natürlich jemanden an. „Aua, du dumme Gans. Kannst du nicht aufpassen, so du hinrennst“?, beschwerte sich eine Jungenstimme. „Du hast mich doch umgerannt“, verteidigte sich Stella. „Nimm es, wie du meinst. Sag mal, wie ist denn dein Name?“, fragte der Junge. „Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht aber ich heiße Stella.“, gab sie genervt zurück. „Stella. Freut mich! Mein Name ist Solaris!“, sagte der Junge. „Sagtest du Solaris?“ fragte Stella erstaunt. Solaris wunderte sich zwar aber trotzdem stimmte er zu: „ Ja das habe ich gesagt. Aber so etwas besonderes ist der Name gar nicht. Bestimmt so ein Allerwelt Name“. „Solaris“, wiederholte Stella nachdenklich. Plötzlich kam ihr ein Geistesblitz: „ Mensch der Zettel. Verdammt noch mal, wo ist dieser blöde Zettel“, schrie sie auf und rannte los. „Was hat die denn jetzt für Probleme. Hat die ihren Geburtsnachweiß verlegt oder warum regt die sich so auf. Bestimmt nicht wegen einem einfachen Fetzen Papier.“ Ohne weiter darüber nachzudenken, lief Solaris hinter dem merkwürdigen Mädchen her. Stella war inzwischen an der Stelle angelangt, an der sie die fünf komischen Typen beobachtet hatte. Solaris war inzwischen völlig außer Atem. „Hat dich ne Tarantel gebissen, oder warum rennst du so schnell?“, fragte er keuchend. „Dein Name, Solaris, der bedeutet irgendwas und das steht auf dem Zettel, den ich vorher weggeworfen habe“, erklärte Stella hastig. „Und was bedeutet er?“, erkundigte sich Solaris. „Mensch, sag mal, bist du schwer von Begriff? Ich hab doch gesagt, das dass auf dem Zettel steht. Jetzt hör auf Unsinn zu verzapfen und hilf mir suchen. Das ist auch für dich wichtig“. Solaris zuckte nachdenklich mit den Schultern und fing an, ebenfalls das Gebüsch zu durchsuchen. Doch die beiden kamen etwas zu spät. Sie konnten den Zettel nicht finden, da Marla das schon für sie erledigt hatte. Bei ihrer Erkundung des Ameisenhaufens, hatte das tierliebe Mädchen den Zettel mit der merkwürdigen Schrift gefunden und ihn zu Tamada gebracht. Sie hatte schon vermutet, das diese Schrift aus dem Land Helia kam, aber sie konnte sie nicht lesen. Nachdem Tamada sich den Zettel durchgelesen hatte, geriet er in einen völligen Freudenrausch: „Also ich habe diese Wächter ja für dumm gehalten, aber dass sie so dumm sind, hätte ich nicht gedacht“. „Wieso, was steht denn auf dem Zettel?“, fragte Somika neugierig. Da sie aus dem Land Mardas kam, konnte sie genauso wenig wie Marla die Schrift lesen. Der einzige der es konnte, war seltsamerweise Tamada. „Jetzt ist es wirklich Idiotensicher, die Wächter Tandonias zu finden.“, erklärte Tamada seinen verdutzen Gefährten. Auf diesem Zettel stehen die Namen der fünf Wächter. Die müssen wir zack, zack, aus dem Weg räumen und dann steht uns der absoluten Weltherrschaft nichts mehr im Weg.“ So machten sich die fünf auf den Weg. „Verdammt, wo kann dieser blöde Zettel nur sein“? Stella war verzweifelt. „ Ich hab ihn auch nicht gefunden“, gab Solaris zu Bedenken. „Wenn uns doch nur irgendjemand helfen könnte“, jammerte Stella. „Hat mich vielleicht irgendjemand gerufen?“, ertönte eine piepsige Stimme. „ Wer ist das denn?“, fragte Solaris verwirrt. „Ich bin Joana. Ich bin eine Elfe“, gab die Stimme als Antwort und ein kleines Wesen mit Flügeln erschien und flatterte vor den beiden herum. „Glaub ich nicht. Oder kannst du meinen Zettel wieder herzaubern?“, maulte Stella misstrauisch. „Warum willst du unbedingt, dass ich den Zettel wiederherzaubere, Wächterin der Hoffnung?“ „Du weißt davon? Dann weißt du auch, wo der Zettel ist?, rief Stella aufgeregt. „ Ich weiß nichts von irgendeinem Zettel. Hast du keine anderen Probleme?“, gab Joanna zurück. „Was denn für andere Probleme?“, fragte Stella verdutzt. „Himmel, hilf mir. Bist du schwer von Begriff? Auf diesem Zettel standen die Namen der fünf Wächter, sie seid Urzeiten geheimgehalten wurden. Ist dir eigentlich klar, was passiert, wenn dieser Zettel in die Hände von Mardas fällt? Dann ist die Hölle los und zwar meine ich das so wie ich das sage!“, fauchte Joana bissig zurück. „Für ne Elfe riskierst du ne ziemlich dicke Lippe, meine kleine. Wenn du nicht aufpasst und dich nicht ein kleinwenig zusammenreißt, dann lernst du schwimmen. Und zwar meine ich das so, wie ich das sage!“, verteidigte Solaris die verdutzte Stella. „Was mischt du dich da überhaupt ein? Dich geht das ganze doch überhaupt nichts an.“, motzte Joanna von neuem los. „ Und ob mich das was angeht. Stella hat gesagt, dass mein Name etwas bedeutet. Und das die Erklärung auf dem Zettel stehen würde.“, konterte Solaris.“ Auf dem Zettel stehen die Namen der Wächter. Sag mir mal deinen Namen und dann entscheide ich, ob dich die ganze Geschichte etwas angeht oder nicht.“, setzte Joanna dagegen. „Für wen hält die sich eigentlich?“, dachte Solaris bei sich und laut sagte er:“ Mein Name ist Solaris“. „Solaris- Ehrlichkeit. Verzeih mein Verhalten, Wächter der Ehrlichkeit“, entschuldigte sich die kleine Elfe verlegen. „Ist schon gut, Kleine“, meinte Solaris. Doch Stella mischte sich ein: „ Kannst du mir die Namen der anderen Wächter verraten?“ Doch Joana ging nicht auf diese Frage ein sondern sagte: Jetzt, da zwei von fünf zusammensind offenbare ich meine wahre Existenz.“ „Was denn für eine wahre Existenz?“, wunderte sich Solaris. „Ich bin die Seele Helias. Sollte Tandonia komplett zerstört werden, oder in die falschen Hände geraten, dann ist es vorbei mit diesem Land. An mir sollt ihr sehen, wie die Zeit verrinnt“. Kapitel 2: ----------- AKT 02: Geister der Vergangenheit Es war inzwischen Abend geworden. Stella und Solaris hatten beschlossen, die Suche nach den restlichen drei Wächtern am nächsten Tag zu beginnen. Beide waren sehr müde und legten sich am Lagerfeuer schlafen. Stella träumte einen seltsamen Traum: Sie befand sich in einem dunklen Gang. Überall war Kälte und Wasser tropfte von der Decke und den Wänden. UN dann hörte sie Stimmen: Hoffnung mit Zweifel, Ehrlichkeit mit Lüge, Mut mit Unsicherheit, Wissen mit Neid, Freundlichkeit mit Misstrauen. Sie schlich sich näher heran und erkannte eine Gruppe von Menschen. Zwei von ihnen hatten sie bemerkt und schwebten langsam auf sie zu. Stella erschrak, konnte sich aber nicht bewegen. Sie wollte schreien, aber kein Ton kam über ihre Lippen. „Was du hier siehst, Stella, Wächterin der Hoffnung, ist die Zukunft.“, sagte einer der beiden. „Es gibt zwei Dinge die du dir merken musst. Das erste ist: Gut und Böse miteinander vereint, verhilft der Welt in eine neue, bessere Zeit“, sagte das Mädchen. Ein weiteres Mädchen kam dazu und sagte: Das zweite ist: „Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!“ Jetzt endlich brachte Stella ihre Frage heraus. „Wer seid ihr? Was hat das zu bedeuten?“ Daraufhin antwortete der Junge, der vorhin als erster gesprochen hatte: „Wir sind Geister. Geister der Vergangenheit. Wir sind die von damals, ihr die von jetzt“. „Ihr seid die von damals? Das versteh ich nicht.“, sagte Stella. „Mehr können wir dir jetzt noch nicht sagen. Aber wenn du nicht dumm best, wirst du es dir doch denken können“, antwortete eines der Mädchen. „Wenn ich nicht dumm bin?“, fragte Stella nachdenklich. „Du musst nun gehen“, sagte ein weiterer Junge, der dazugekommen war. „Gehen? Wohin denn? Könnt ihr mir das alles nicht genauer erklären?“ „Garantiert werden wir uns noch öfter sehen. Und dann werden wir dir auf all deine Fragen eine Antwort geben. Doch der Weg bis dahin ist steinig und nicht eben. Achte auf dein Herz, sonst wir st du diesen Weg ganz alleine gehen!“ „Stella, hey Stella, wach auf, du Schlafmütze. Wir wollen los, wir müssen die restlichen drei Wächter suchen“, rief Solaris und rüttelte sie so lange, bis Stella die Augen öffnete. Es war heller Tag. Die Elfe Joana und Solaris waren schon zum Aufbruch bereit. „Komm jetzt , Stella“, rief Joana ungeduldig. „Gut und Böse miteinander vereint, verhelfen der Welt in eine neue, bessere Zeit!“, antwortete Stella, die in Gedanken noch bei ihrem Traum war. „Was faselst du da für einen Unsinn? Was soll das bedeuten?“, fragte Solaris, der nichts verstanden hatte. „Doch der Weg bis dahin ist steinig und nicht eben. Achte auf dein Herz, sonst wirst du diesen Weg ganz alleine gehen“, antwortete Stella wie in Trance. „Es ist soweit. Ihr Geist hat von ihr Besitz ergriffen. Der Geist der ehemaligen Wächterin der Hoffnung. Nehmen wir sie einfach mit“, erklärte Joana dem verdutzten Solaris. „Sind wir so etwas wie die Wiedergeburten dieser komischen Wächterfutzis?“, fragte er ein bisschen verwirrt. „So kann man es auch erklären“, antwortete Joana. „Offenbar willst du mir nicht sagen, doch sag mir eines: Nach wem sollen wir suchen? Stella hat den Zettel ja verschlampt, wo die Namen der Wächter draufstehen“. „Das kann ich dir erst sagen, wenn der Geist deines Wächters in dich gefahren ist. Aber der lässt sich offenbar Zeit“. Stella war inzwischen vorrausgelaufen. Mit einem Mal tauchte ein Feuerpfeil wie aus dem Nichts auf und flog direkt auf die verdutze und etwas ängstliche Stella zu. Es war Somika, die den Pfeil abgeschossen hatte. Stella konnte nicht mehr ausweichen und der Pfeil traf sie in die Schulter. „Hilfe, ich brenne! Verdammt noch mal, was soll das denn?“, schrie sie in Panik. Somika stand auf der Baumspitze, lachte bösartig und sagte voller Hass: „Das nächste Mal treffe ich dein Herz“. „ Wer bist du?“ fragte Stella, doch Somika war schon verschwunden. „Ah, Hilfe, ich brenne ja immer noch! Warum hilft mir denn keiner?“ Stella war verzweifelt und kämpfte um ihr Leben. „Hast du denn noch nicht gelernt, dein Schutzschild aufzubauen?“, meldete sich Melinda aus dem Gebüsch. „Wer bist du? Und was meinst du mit „Schutzschild aufbauen“?, fragte Stella ganz verzweifelt und in Todesangst. Das Mädchen, das gesprochen hatte, tauchte jetzt in voller Größe vor der immer noch brennenden Stella auf. Sie war groß, hatte lange, schwarze Haare und trug ein rotgoldenes Gewand, auf dem seltsame Zeichen zu sehen waren. „Hilf mir, ich verbrenne!“, bat Stella verzweifelt. Sie hatte Angst und das unbekannte Mädchen stand nur da und machte keine Anstalten zu Helfen. Frechheit, fand Stella. Das Mädchen zuckte einmal kurz mit den Schultern dann sprach es einen Zauberspruch: „Flammen Ihr so hell und klar, hört meinen Willen, verlasst diese Welt für immer dar“ Die Flammen verschwanden und Stellas Verletzung genauso. „Verrätst du mir vielleicht jetzt wer du bist?“, versuchte Stella erneut zu fragen. „Ich habe dir gerade das Leben gerettet und was machst du? Anstatt dich zu bedanken stellst du blöde Fragen“, meinte das Mädchen und wollte weggehen, doch Stella hielt ihre Hand fest. „Danke. Tut mir echt leid, dass ich dir Schwierigkeiten mache. Dabei kennen wir uns noch gar nicht. „Stella, wo bist du? Jetzt komm schon raus, das ist nicht witzig“, rief Solaris, der seine Begleiterin schon gesucht hatte. „Ich bin hier Solaris“, gab sich Stella zu erkennen, lies aber dabei die Hand des anderen Mädchens nicht los. „Solaris? Ist das einer der Wächter Tandonias?“ fragte das Mädchen, und Unbewussterweise drückte Stellas Hand fest, so als ob sie immer an ihrer Seite bleiben wollte. „Woher weißt du denn davon, mir hat man erzählt, die Namen der Wächter wurden geheimgehalten.“ Stella war verwirrt und misstrauisch lies sie ihre Hand los. Woher wusste dieses Mädchen von der Sache mit den Wächtern? „Sag mal, stehst du total neben der Spur?“, lachte das Mädchen auf einmal. „Ich versteh das alles nicht......., setzte Stella an. Doch das Mädchen unterbrach sie:“ Mein Name ist Melinda. Ich bin die Wächterin des Mutes. Und du bist Stella, die Wächterin der Hoffnung. Stimmt’s, oder hab ich Recht?“ „Da bist du ja Melinda!“, rief Joana und flatterte um den Kopf von Melinda herum. „Hey Joana, wie geht’s so? Endlich hab ich dich wiedergefunden, du kleine Ausreiserin!“. „Ich habe nur meine Arbeit getan“, verteidigte sich Joana. „ Ja, Ja, ganz sicher. Du wolltest dich aus dem Staub machen“, neckte Melinda weiter. Solaris war inzwischen bei den Mädchen angekommen. „Hallo, mein Name ist Solaris.“, stellte sich Solaris Melinda vor. „ Melinda. Hat er schon von dir Besitz ergriffen?“ „ Nein. Der Geistertyp macht wahrscheinlich Ferien in Bettanien“, meinte Solaris betrübt. „Meiner schon. Heute Nacht im Traum habe ich sie gesehen, mischte sich Stella ein. „Bist du sicher, dass das ein Traum war? Was hast du denn gesehen?“, fragte Melinda und Stella erzählte ihren Traum. „So was ähnliches habe ich auch schon erlebt. Nur, bei mir waren es noch alle fünf Geister. Solaris, du wirst heute Nacht wahrscheinlich einen ähnlichen Traum haben. Wenn es soweit ist, dann hab keine Angst!“, erklärte Melinda. „Dann komm ich mir wenigstens nicht mehr so blöd vor“, meinte Solaris betrübt. „Was mich wundert ist, wer dieses Mädchen war, das den Feuerpfeil abgeschossen hat“, wechselte Stella auf einmal das Thema. „Ich kann dir sagen, wer das war. Das war dein direkter Gegenspieler aus dem Land Mardas. Ihr Name ist Somika und sie ist die Herrin des Zweifels“, erklärte Melinda. „Mein Gegenspieler?“, fragte Stella neugierig. „Ja. Da wo Gut ist , muss auch das Böse existieren. Doch, welche Handlungsweise ist richtig. Unsere, oder die des Landes Mardas. Wer sind die Guten in diesem Spiel und wer die Bösen? Diese Fragen gibt es zu klären“, antwortete Melinda auf diese Frage. „Ich kapier das alles nicht, aber ist ja auch egal“, mischte sich Solaris ein. Er war betrübt, weil er noch nicht den Geist seines Wächters getroffen hatte. „Wir müssen los und die restlichen Wächter suchen“, mischte sich Joana ein und trieb zur Eile an. So wanderten sie den ganzen Tag. Jedoch ohne irgendeinen Anhaltspunkt, wo sich die restlichen zwei Wächter aufhielten. Doch auch das Land Mardas blieb nicht untätig. Die fünf Abgesandten waren schon ziemlich weit in Helias Mitte vorgedrungen. Abends, am Lagerfeuer ärgerte sich Somika darüber, dass sie Stella verfehlt hatte. „Wenn ich besser gezielt hätte, dann hätten wir jetzt ein Problem weniger. Verdammter Mist“. „Wenn du dich jetzt aufregst, hilft uns das auch nicht weiter. Außerdem hätten wir dann richtig ein Problem“, störte Tamada Somikas Wutausbruch. „Wenn einer der Wächter tot ist, können wir Tandonia und somit die absolute Weltherrschaft vergessen. Also, pass mal auf was du sagst“, erklärte Decka. „Du musst wirklich besser aufpassen“, tadelte nun auch Harbo. Marla war dazugekommen sie war hatte keine Lust gehabt, bei den anderen zu sitzen und hatte sich wiedereinmal um die Tiere im Land Helia gekümmert. Für sie als Tierfreundin war dieses Land das Paradies und sie hatte sich schon mehr als einmal mit dem Gedanken ertappt, doch lieber in Helia leben zu wollen als in dem Donnerschloss des Dunklen Königs. „Immer schön hart bleiben, sonst wirst du nicht akzeptiert“, dachte sie und laut sagte sie: „Was machen wir nun eigentlich mit unserer Geisel?“ Die fünf hatten auf ihrer Reise durch Helia ein Mädchen mit blonden Haaren gefangengenommen. Sie hatten sie nach ihrem Namen gefragt, kurz mit dem Zettel kontrolliert und dann einfach mitgenommen. Nur bis jetzt hatte sich diese Handlung noch nicht als nützlich erwiesen. „Die nehmen wir selbstverständlich mit. Wer weiß, vielleicht weiß sie mehr, als sie uns bisher gesagt hat“, meinte Tamada gehässig. „Sie hat bis jetzt noch gar nichts gesagt, du Dummkopf!“, schimpfte Harbo. „Ich bring sie schon zum Reden. Marla, wenn ich du wäre, würde ich mich im Ameisenhaufen verkriechen. Gleich fliest Blut!“. Marla brach in Tränen aus: „Du bist so ein Idiot. Ich kann doch nichts dafür, dass ich das Blut nicht sehen kann, du Fiesling!“. Doch Marlas Tränenausbruch kümmerte niemanden. Der war auch nur von kurzer Dauer. Nachdem sich Marla wieder beruhigt hatte, gingen die fünf zu dem Mädchen, das bei ihrem Kommen aufschaute und Tamada sagte: „ Entweder, du sagst uns das Versteck der Kristallkugel oder ich peitsche dich zu Tode!“. Das Mädchen schüttelte ihre blonden Locken, sagte aber kein Wort. „So, du hast es nicht anders gewollt. Ich hätte dir noch eine Chance gegeben, Rubina, Wächterin des Wissens“. Das Mädchen wandte den Kopf, in Erwartung auf die Peitschenschläge. Tamada wurde wütend, schwang den Arm und ließ die Peitsche auf den nackten Rücken des Mädchens knallen. Das Mädchen brach zusammen, jedoch kein Ton kam über ihre Lippen. Rubina lag zitternd am Boden, aber das kümmerte Tamada nicht. Er schlug immer weiter auf sie ein. „Lass mich mal“, unterbrach ihn Decka. „ Sie ist immerhin meine Gegenspielerin“. „Hört auf, ihr bringt sie ja um. Du bist doch der jenige der gesagt hat, dass das nur Probleme mit sich bringt“, mischte sich Marla ein. „Du willst ja nur, das wir aufhören, weil du kein Blut sehen kannst. Misch dich nicht ein, du kleine Nervensäge“, beschimpfte Decka Marla. „Sie hat Recht, Umbringen können wir sie späterer immer noch. Schlafen wir erst mal. Tamada, du hältst Wache!“, bestimmte Harbo. Inzwischen war es dunkel. Stella und ihre Reisegefährten hatten beschlossen, die Reise am nächsten Tag fortzusetzen. So legten sie sich am Lagerfeuer schlafen. Joana, die als Fee nicht einschlafen durfte, hielt über ihren Schlaf Wache. Solaris machte in dieser Nacht Bekanntschaft mit dem Geist seines Wächters und war nun ein vollwertiges Mitglied der Gruppe. Auch er hatte eine der verschlüsselten Warnungen erhalten, die es zu lösten galt. Ihr müsst eins sein, dürft euch nicht streiten, sonst seit ihr leicht zum Bösen zu verleiten. Als Solaris aufwachte, musste er öfters über diesen Satz nachdenken. Sie setzten die Suche fort. Da sie nicht wussten, nach wem sie suchen sollten, Joana und Melinda die Namen immer noch nicht preisgegeben hatten, wanderten sie einfach drauf los. Doch ihre Reise sollte schon sehr bald unterbrochen werden. Denn auf einmal trafen sie auf eine sehr tiefe und breite Schlucht, die das Land Helia von dem Land Mardas trennte. „Mist, wir sind and der Grenze von Helia. Wir müssen jetzt zur Brücke des Schicksals. Ansonsten kommen wir da nicht rüber“, meinte Melinda betrübt. „Is doch nicht so schlimm, is doch nur ne blöde Brücke“, erklärte Solaris unberührt. „Das ist keine so gute Idee, ihr solltet lieber auf mich hören“, warnte Melinda ihre vorwitzigen neuen Freunde. Doch die hörten nicht und gingen los. Plötzlich erschien dichter Nebel. Kapitel 3: Die Brücke des Schicksals ------------------------------------ AKT 03: Die Brücke des Schicksals! „Ich bin trotzdem der Meinung, dass wir nicht über diese Brücke gehen sollten. Ihr habt überhaupt keine Ahnung, was euch dort erwartet!“, versuchte Melinda ihre Gefährten zu warnen Doch die gingen einfach drauf los und kümmerten sich nicht um Melinda. Während die Wächter Tandonias sich mit dichtem Nebel und der Brücke des Schicksals herumschlagen mussten, waren Mardas Abgesandte, inklusive Rubina, mitten in Helia unterwegs. Sie hatten keine Ahnung, dass auch sie den Weg über die Brücke einschlagen mussten. „Zeig mal den Plan her, Tamada“, befahl Harbo, dem leise Zweifel an der Richtigkeit ihres Weges kamen. „Du denkst, wir gehen den falschen Weg?“, fragte Somika. Sie ärgerte sich immer noch darüber, dass sie Stella verfehlt hatte. „Ich bin mir nicht ganz sicher“, antwortete Harbo und riss Tamada einfach die Karte aus der Hand. „Du Idiot, du Armleuchter, du hirnloses Kleinhirn“, beschimpfte Harbo den verdutzten Tamada, nachdem er einen Blick auf die Karte geworfen hatte. „Was ist denn los?“, fragte Marla ein bisschen neugierig. „Ach dieser Trottel hat die Karte falsch gelesen. Wir sind die ganze Zeit nach Norden gelaufen. Dabei müssten wir nach Osten. Zur Brücke des Schicksals“. Plötzlich tauchte Decka auf. Sie hatte ein schmerzverzehrtes Gesicht und sah aus wie jemand, der gerade unter der berüchtigten Walti, der Foltermaschine des Landes Mardas, eine Spezialfolter erlitten hatte. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Somika. „Ich weiß nicht. Diese Schmerzen haben angefangen, nachdem wir diesen Blondschopf ausgepeitscht haben“, antwortete Decka. „Es geht aber schon wieder“. Joana hielt mitten im Nebel an und Solaris musste aufpassen, dass er nicht gegen das kleine Elfenwesen stieß. „Was ist los“, fragte er verwirrt. „Die Zeit verrinnt. Helia wird bald untergehen. Mardas wird die überhand übernehmen“, sagte die kleine Elfe wie in Trance. „Bist du sicher?“, mischte sich Melinda ein und setzte hinzu:“ Wir müssen auf dem schnellsten Weg über die Brücke“. „Was ist denn? Müssen wir denn nicht die anderen Wächter von Tandonia finden?“, fragte Stella verwirrt. „Das hat Zeit. Hast du vergessen, was Joana ganz am Anfang sagte? Sie sagte Ich bin die Seele Helias. Tandonia noch mehr zerstört werden, oder in die falschen Hände geraten ist es vorbei mit diesem Land. An mir sollt ihr sehen, wie die Zeit verrinnt. Jetzt weiß ich, was das bedeutet. Mardas muss einen von uns als Geisel genommen haben. Solaris, wie viele Geister hast du gesehen?“, erklärte Melinda ganz nervös. „Sie kann doch davon gar nichts wissen. Den Satz hat Joana gesagt, bevor sie dazugekommen war, dachte Solaris und sagte laut: „Zwei habe ich deutlich gesehen. Ich weiß aber nicht, ob da noch mehr waren.“ „Da stimmt was nicht. Es hätten eigentlich drei sein müssen. Deinen mitgerechnet“, meinte Joana nachdenklich. Plötzlich kam Bewegung in Melinda: „Los, kommt schon! Wir müssen Mardas Abgesandte finden. Und zwar so schnell wie möglich!“ Ohne ein Wort der Erklärung abzugeben, lief Melinda genau nach Norden. Also genau in die entgegengesetzte Richtung. Stella sah Solaris nachdenklich an: „ Sollen wir ihr folgen?“ „Ich weiß nicht. Aber hier dumm rumzustehen wie die Ölgötzen, wird uns wahrscheinlich auch nicht weiterbringen. Ich geh ihr nach. Du kannst ja hier bleiben, wenn du Angst hast“. Solaris lief los und stieß sofort mit jemandem zusammen. „ Pass doch auf!“, „ Entschuldigung, war keine Absicht. Bin in Eile!“ Solaris trat einen Schritt zurück und betrachtete den Jungen, mit dem er zusammengestoßen war. Er hatte braune Haare, braune Augen, war ungefähr siebzehn Jahre alt und trug schwarze Klamotten. “ Mein Name ist Solaris. Tut mir echt leid, dass ich mit dir zusammengestoßen bin. Manchmal weiß ich echt nicht, wo mir der Kopf steht.“ „ Das ist schon in Ordnung. Ich habe ja auch nicht aufgepasst. Mein Name ist Santos.“ Sagte der fremde Junge und schlug ein. Eigentlich wollte Solaris noch fragen, was er Junge denn allein i so einer Gegend zu suchen hatte, da rief plötzlich Stella nach ihm: „ Solaris, wo steckst du denn nun wieder? „ Ich bin hier!“ , rief Solaris als Antwort und zu Santos gewandt sagte er: „ Hast du vielleicht Lust, mit uns zu reisen? Stella hat bestimmt nichts dagegen“. „ Das wäre keine schlechte Idee“, antwortete Santos und setze ein freundliches Lächeln auf. „ Da bist du ja du, du Hohlbirne. Lässt mich einfach allein mitten im Nebel stehen. So was unverschämtes aber ach!“ Solaris musste über Stellas gespielten Wutausbruch lachen und stelle ihr Santos vor. Wie erartet war Stella einverstanden, dass Santos sie begleitete. Stella hatte irgendwie das Gefühl, diesen Jungen schon einmal gesehen zu haben und machte sich sehr viele Gedanken über di Sache. „Es stimmt, wir haben uns schon mal gesehen“, hörte sie Santos Stimme und sie erschrak heftig. Konnte Santos Gedanken lesen? „Du hast Recht, ich kann in den Gedanken von anderen herumwandern. Aber lesen kann ich nur, was andere mir offenbaren. Du kannst es im übrigen auch, Wächterin der Hoffnung. Wir alle können es. Mit Ausnahme der Abgesandten des Landes Mardas“. „Mardas Abgesandte? Was haben die damit zu tun? Bist du auch ein Wächter Tandonias?, fragte Stella verwirrt in Gedanken. „Lies meine Gedanken“, forderte Santos die verdutzte Stella auf. „ Di Abgesandten von Mardas, Somika, Harbo, Marla, Decka, und Tamada sind die Kehrseite der Medalie . Dort wo gut ist, muss auch das Böse existieren. Ansonsten gerät di Welt aus dem Gleichgewicht. Auch ich bin einer der zehn Auserwählten. Doch frage nie, auf welcher Seite ein Mensch steht. Denn ob Gut oder Böse. Alles ergibt einen Sinn, denn siehe die Zeit verrinnt!“ „Hey Stella. Lebst du noch?“, störte Solaris die geheimnisvolle Warnung von Santos. Stella blinzelte verwirrt, dann sagte sie: „Jetzt kommt schon. Wir müssen Melinda nach. Und zwar schnell.“ Mit diesen Worten rannte sie los. „ Aye Aye Ma’m“, konterte Solaris daraufhin und folgte ihr. „ Die zwei sind viel zu unvorsichtig“, kommentierte Santos und warf unsicher einen Blick zurück auf die Brücke des Schicksals, deren Macht sie sich gerade noch einmal widersetzt hatten. Melinda und Joana hatten währenddessen die Feinde bereits ausfindig gemacht, da Harbo und seine Gefolgsleute ebenfalls den Weg zur Brücke eingeschlagen hatten. „ Da sind sie“ flüsterte Joana. „Das sehe ich auch. Nerv nicht. Ich muss mich konzentrieren. Wie viele müssen es sein?“, fragte Melinda leise. „Fünf. Wenn es sechs sind, dann stimmt deine Vermutung“, gab Joana beleidigt zurück. „Eins zwei drei vier fünf sechs….. sechs. Ich hatte Recht. Jetzt aber los“, flüsterte Melinda und, Joana wollte es kaum glauben, stellte sich Melinda direkt vor die feindliche Truppe. „Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren. Mein Name ist äh.. Sandira und ich habe mich verlaufen“, sage Melinda, denn in Helia war es höflich, sich Fremden immer mit dem Namen vorzustellen, selbst wenn dieser erschwindelt war. „ Und was sollen wir dagegen unternehmen?“, gab Somika genervt zurück und betrachtete die angebliche Fremde misstrauisch. „ Ich dachte, die werten Damen und Herren könnten mir vielleicht sagen, wie ich zur Landesgrenze komme?“, fragte Melinda mit einem scheinheiligen Lächeln im Gesicht. Sie hatte die Truppe längst inspiziert und festgestellt, dass das Mädchen mit den blonden Locken, dem traurigen Gesicht und den zerschlissenen Kleidern keineswegs zu der Mannschaft gehörte. „Bingo“, dachte Melinda schadenfroh. „Ihr werdet euer blaues Wunder erleben, Abgesandte aus Mardas“. Sie suchte in Gedanken den Kontakt zu dem Mädchen, denn es war, wie Santos es Stella erklärt hatte. Di Wächter Tandonias konnten in Gedanken mit anderen Menschen kommunizieren. Vorraussetzung war, dass diese Menschen es zuließen. „Hey Rubina. Du musst keine Angst mehr haben. Ich bin hier um dir zu helfen“ Joana beobachtete die Szene und schüttelte den Kopf „Dieses naive Kind hat doch überhaupt keine Ahnung. Ich muss unbedingt die andren holen“ So flatterte sie weg. Während sic Melinda um Rubina kümmerte, trafen Solaris, Stella und ihr neuer Gefährte Santos ein kleines Wesen mit Fledermausohren, grün funkelnden Augen, einer Schlangenzunge und einem bösartigen Grinsen auf dem Gesicht. Dieses Wesen war ein Sandepo. „ Seht euch das mal an. Das ist ja niedlich“, rief Stella entzückt. „Ihr lauft in die falsche Richtung. Dort hinten ist der Weg versperrt. Euch bleibt nur der Weg über die Brücke“, sagte das ungefähr 1m30 große Wesen. „ Sollen wir ihm vertrauen?“ fragte Stella unsicher ihre Weggefährten. „Besser nicht“, antwortete Santos und Solaris setzte hinzu: „ Ich habe gehört, diese Sandepos sollen Diener des dunklen Königs sein und sie sollen es leiben, andere auf die andere Seite zu ziehen“. „Der dunkle König. Pah“ ,der Sandepo spuckte auf den Boden. Ich diene nur mir selbst. Kommt mit, ich zeige euch den sichersten Weg. Aber beeilt euch. Die Zeit verrinnt oder wollt ihr in eine Sackgasse laufen? „ Na gut Aber wehe du führst uns in eine Falle. Dann kannst du was erleben“, sagte Solaris. So folgten sie dem kleinen Wesen. Der Sandepo führte sie zur Brücke des Schicksals Die Brücke schwankte bedrohlich über einem sehr tiefen Abgrund. „Dieser Abgrund ist die Grenze zwischen Helia und Mardas. Mardas ist der Schlüssel für die Lösung all eurer Probleme“, sagte der kleine Sandepo zum Abschied. Stella, Solaris und Santos waren leichtgläubig genug, diesen Worten Glauben zu schenken und betraten einer nach dem anderen vorsichtig die Brücke. Es war nebelig und die drei konnten kaum die Hand vor den Augen sehen. Kaum waren sie außer Sicht, löste sich der Sandepo mit einem Fingerschnipsen auf und erschien kurz darauf in einem dunklen finsteren Thronsaal. „Die Fäden sind gelegt, mein König. Ihr müsst sie jetzt nur noch festziehen“ „Du hast sehr gute Arbeit geleistet. Hier ist dein Lohn“, antwortete eine dunkle unheimliche Stimme aus er Dunkelheit des großen Saales und ward dem Geschöpf einen Fetzen Papier zu. „ Danke mein König. Ihr seid zu gütig. Wenn ich mir die Frage erlauben darf, was werdet ihr jetzt mit Ihnen machen?, fragte der Sandepo erwürdig. „ Nun, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Aber ich sage folgendes: Mögen die Spiele beginnen!“ Ein unheimliches Lachen folgte auf diese Worte und in der ganzen Halle ertönte das dunkle Echo, dass auch in die Herzen von Harbo und seinen Gefährten eingedrungen war und dort tiefe Spuren hinterließ. Die sieben, natürlich inklusive Melinda, saßen gerade am Lagerfeuer. „ Hört ihr das auch?, fragte Marla in die Runde. „ Keine Angst“, beschwichtigte Tamada die jüngste in ihrer Gruppe. „ ER hat nur wieder gute Laune!“, setze Decka hinzu. „Das ist sein Zeichen, dass es bald losgeht“, meine Somika mit einem Lächeln. Vielleicht sollte ich mich mal erkundigen, was los ist, dachte Melinda bei sich. „ Wer ist denn eigentlich ER? Und was soll bald losgehen?“, fragte sie laut. Rubina sagte nichts. Sie schüttelte nur ihre blonden Locken und sah dann traurig wieder zu Boden. „ Eine Art Spiel“, klärte Harbo die vermeintliche Sandira auf. „ Du solltest dieses Land verlassen, solange du noch kannst“, sagte Rubina leise. „ Sieh mal an, die Kleine kann ja doch reden“, fauchte Decka und packte Rubina am Kragen. „Sag uns, was wir wissen möchten, oder ich bringe dich hier und jetzt auf der Stelle um“ „Eher bringe ich dich um, Abgesandte aus dem Land Mardas!“ Melinda war aufgesprungen und offenbarte ihre wahre Identität:“ Seht her, ich bin Melinda, die Wächtern des Mutes“ Mit diesen Worten stürzte sich das Mädchen auf die verdutzte Decka. Marla reagierte sofort: „ Hey ich bin deine Gegenspielerin. Kämpfe mit mir! Sandel mes in trada“ Melinda wurde in die Luft geschleudert. Aber auch sie feuerte einen Zauberspruch zurück: „ Flammen, Ihr so hell und klar, reinigt die Welt von allem Bösen immer dar!“ Marla ging in Flammen auf. „ Hilfe. So helft mir doch“. Es entstand ein Chaos. „ Genau das habe ich erwartet“, dachte Melinda grinsend nachdem Marlas Zauberspruch seine Wirkung verloren hatte und sie wieder mit beiden Beinen auf der Erde stand. Sie nahm Rubinas Hand. „ Komm, wir hauen ab“, sagte sie. „ Ja gut, aber wie ? fragte Rubina. Melinda ging nicht auf diese Frage ein, sondern sprach einen Zauberspruch: „Wind, Wind, trage uns weit fort, an den von mir bestimmten Ort“ Nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, lösten sich die zwei auf und wurden vom Wind direkt vor die Brücke des Schicksals getragen. „ So dass hätten wir“, meinte Melinda zu der verdutzten Rubina. „ Danke. Du hast mir das Leben gerettet“, antwortete ihre Begleiterin erleichtert. „ Die töten uns nicht so schnell. Dazu haben sie nicht genug Grips in der Birne“, erklärte Melinda trocken. Wenn ich jetzt noch wüsste, wo die anderen sind, hätten wir schon wieder ein Problem gelöst, dachte sie nebenbei. „ Welche anderen“? fragte Rubina verwirrt. Sie hatte Melindas Gedanken gelesen. „ Du lernst schnell, kleine“, lächelte Melinda und setzte hinzu:“ Meine Begleiter Stella und Solaris. Wächterin der Hoffnung und Wächter der Ehrlichkeit. Wir wurden durch diesen Nebel hier getrennt und ich habe keine Ahnung, wo die zwei abgeblieben sind. Hoffentlich sind sie nicht über die Brücke gegangen“. Melinda wusste nicht, wie recht sie mit dieser Vermutung hatte. Solaris, Stella und Santos tasteten sich vorsichtig an dem Geländer der Brücke entlang. Sie waren ungefähr in der Mitte, als Stella plötzlich ihre Gedanken laut aussprach:“ Sag mal, Santos? Hast du auch eine Botschaft erhalten, als der eist von dir Besitz ergriffen hat?“ „Wie kommst du denn jetzt da drauf? Klar habe ich das. Sie lautet: Nichts ist Gut, was Gut erscheint, ihr werdet sehen, auch das Böse hält Überraschungen bereit! Was das heißt, kann ich leider auch nicht sagen.“ „He, Leute, was ist dass denn?“, mischte sich Solaris ein und deutete auf einen großen dunklen Schatten vor ihnen, der sich langsam näherte. Geräusche erklangen. Es waren Geräusche, die die drei noch nie in ihrem Leben gehört hatten. Dunkel, bedrohlich, direkt aus der Finsternis entsprungen. Das Wesen, das vor ihnen auftauchte, war ein Mageti. Eines der gefüchrchtesten Wesen, das jemals zwischen den Grenzen und auch sonst wo existiert hatte. „Ich glaub, ich spinn, lasst uns bloß von hier verschwinden!“, rief Stella voll Panik, drehte sich um und rannte den selben Weg zurück, den sie gekommen waren. Aber genau das war falsch! Kapitel 4: Die Rettung ---------------------- Akt 04: Die Rettung Solaris und Santos folgten ihr, ohne Nachzudenken. Sie wollten alle drei nur so schnell wie möglich runter von der Brücke. Das sie mit dieser Aktion das Mageti direkt nach Helia lotsten, war ihnen nicht klar. Das Mageti war jetzt schon in Sichtweite. Es war ziemlich groß, hatte die Stoßzähne eines gewaltigen Elefanten, den Kopf eines weißen Drachen, Klauen wie eine Krähe, dunkle schwarze Flügel und den Schwanz eines Lindwurmes. Immer, wenn Stella sich umdrehte, um zu sehen, ob sie ihren Verfolger schon abgehängt hatten, war das gewaltige Wesen schon wieder ein Stück näher gekommen. „ Schneller, es erwischt uns sonst noch!“, rief sie ihren Begleitern zu. Die Brücke schwankte bedrohlich. Das Mageti spie Feuer und die Brücke brach direkt vor den dreien in zwei Teile. Alle drei fielen in den tiefen Abgrund. Das Wesen senkte seinen gewaltigen Drachenkopf, sah den dreien einen kurzen Augenblick nach, dann spannte es seine Flügel, die denen eines gewaltigen Adlers glichen, aus und flog den dreien hinterher. Währenddessen im Palast des dunklen Königs. Der Herrscher saß im so genannten dunklen Saal und beobachtete das Schauspiel durch einen Spiegel. „ Euer Schicksal ist vorherbestimmt, ihr Wächter Tandonias. Ihr werdet alle sterben. Dem Mageti ist noch keiner entkommen. Möge der zweite Akt beginnen!“ Stella schloss die Augen und wünschte sich nur den Tod. Plötzlich landeten sie weich auf dem Rücken des Mageti. „Verhaltet euch ganz still, ich glaube, es hat uns nicht bemerkt“, flüstere Santos. „Wenn du gerade mal nichts zu tun hast, du Armleuchter, könntest du mal anfangen, denken zu lernen!“, fachte Solaris wütend und setzte hinzu:“ Wenn dir drei so Schwergewichte auf den Kopf fallen, dann merkst du natürlich auch nicht!“ „ Jetzt haltet mal die Luft an“, mischte sich Stella ein. Für einen Moment waren alle ruhig. Denn Santos und Solaris spielten beleidigt. Plötzlich fiel Solaris etwas ein: „ He, wollt ihr mal den komischen Spruch hören, den ich von meinem Geist bekommen habe?“ „Lass hören“ Stella war neugierig. „Ihr müsst eins sein, dürft euch nicht streiten, sonst seid ihr leicht zum Bösen zu verleiten!“ „ Und was heißt das jetzt?“, fragte Santos. „ Wenn ich das wüsste, würde ich euch nicht fragen….“, setzte Solaris an, wurde jedoch durch eine heftige Bewegung des Mageti unterbrochen. Es bewegte sich heftig und die drei konnten nicht schnell genug reagieren. Sie fielen von dem Mageti. Plötzlich wurde unter ihnen ein Netz aus silbernen und goldenen Fäden gespannt, das sie sicher auffing. „Da ist uns ja ein schöner Fang ins Netz gegangen. Aber ich glaube, die Fische sind unverdaulich!“, hörten sie eine bekannte Stimme. Es war Melinda. Rubina stand unsicher neben ihr. „ Melinda, du dumme Gans“ wo hast du gesteckt? Wir haben dich gesucht!“, fauchte Stella wütend nach oben. „ Und ich habe euch mindestens zehntausend und einmal gesagt, ihr sollt nicht über die Brücke gehen. Und was macht ihr? Genau das Gegenteil!“, schimpfte Melinda. „Äh, Melinda?“, mischte sich Rubina schüchtern ein. „ Ja, was ist denn Schätzchen?“, unterbrach Melinda ihre Standpauke. „ Ich möchte gern nach Hause“. „ Tja, ich kann zwar zaubern, aber das bringe ich nun wirklich auf die Reihe“ „Du brauchst auch gar nichts zu tun“, sagte Rubina, holte einen Stab heraus und klopfte an die Wand der Schlucht. Melinda staunte nicht schlecht als plötzlich Stufen aus der Wand herauskamen und sich der Boden der Schlucht zu öffnen begann. „Wie hast du das denn angestellt?“, fragte Melinda anerkennend. „ Frag lieber nicht“, antwortete Rubina betrübt und betrat die erste Stufe. „ Du würdest mich eh nur hassen. Und folgt mir bitte nicht“, setzte sie traurig hinzu. Solaris, Santos und Stella, die immer noch in dem Netzt hingen, wunderten sich sehr über diese Worte. „Hey, Melinda, lass uns hier raus! Wir sind doch keine Spinnen!“ „ OH, euch hab ich ja total vergessen!“, meine Melinda nachdenklich. Solaris hatte sie total aus ihren Gedanken gerissen. Mit einem kurzen, jedoch sehr wirksamen Zauberspruch holte Melinda ihre Gefährten wieder auf den Rand der Schlucht zurück. „Jetzt kommt schon. Wir müssen Rubina hinterher“ sagte Melinda ungeduldig und betrat mutig die erste Stufe. Sie ragten immer noch aus dem Felsen Die anderen drei folgten zögernd und alle stellten sich nur die eine Frage. Wer war Rubina wirklich? Es ging endlos in die Tiefe und es wurde immer steiler und steiler. Wo werden wir nur hingeraten? , dachte Stella bei sich. „Warte mal, du brennst ja gar nicht!“, unterbrach Tamada plötzlich das Chaos. „ Das ist Scheinfeuer. Dieses kleine hinterhältige Biest hat uns reingelegt“, fauchte Harbo erbost. „ Ich bin schuld, richtig?“, fragte Marla und fing an zu weinen. Doch niemanden kümmerte es. „ Ich werde sie umbringen. Und zwar ganz allein. Ich werde ihr schon zeigen, was passiert, wenn man sich mit dem Herrn der Lügen anlegt“, schimpfte Harbo und wurde immer wütender. „ Halt mal die Luft an Harbo!“, unterbrach Somika und setze als Erklärung an:“ Wenn du sie tötest, tötest du uns. Und wie wollen wir uns die Herrschaft über diese Welt aneignen, wenn wir tot sind? Denk mal nach, bevor du wieder Luft fabrizierst. Und du, kleine, hör endlich auf zu flennen. Das nervt!“ Marla schluckte noch ein zweimal und dachte sich: Blöde Ziege. Was soll ich überhaupt hier. Ich hab hier doch gar nichts verloren. Ich will nach Hause. Bei diesen Gedanken liefen dem jungen Mädchen erneut die Tränen über die Wangen. „ Ich hoffe, dass wir hier nicht noch mal so einem Vieh begegnen“, meine Stella nervös. „Daran seid ihr ja wohl selbst schuld. Ich habe euch doch zehntausendmal gesagt, dass ihr nicht über die Brücke gehen sollt. Ihr seid ganz allein schuld, dass wir hier sind“, fing Melinda das Meckern an. „ Äh, hallo? Wir sind gar nicht mehr auf der Brücke und außerdem war es dein Vorschlag, dass wir Rubina folgen sollen“, unterbrach Solaris sie. „Du hast doch gar keine Ahnung….“, fing Melinda die Diskussion wieder an. „Hey ihr Chaoten, seid doch mal ruhig und seht euch doch mal um. Wir sind inzwischen unten“, meldete sich Santos. Und er hatte Recht. In ihrem Streit hatten sie vergessen, die Stufen zu zählen und waren jetzt auf dem Boden der Schlucht angekommen. „ Na klasse. Wo sind wir denn jetzt gelandet? He, Rubina, kannst du uns das mal erklären?“, wandte sich Stella an ihre Mitstreiterin. Doch die war unbemerkt verschwunden. „Wo ist die denn abgeblieben? Dieses Mädchen kann man doch wirklich nicht alleine lassen“, ärgerte sich Melinda. „Suchen wir sie doch. Wie kann sie ja nicht sein. Und dann kriegt sie eine Standpauke von mir. Von wegen was ihr einfällt, einfach abzuhauen. Wir müssen zusammenbleiben. Und vor allem in so einer Situation. Unerhört so was“ Solaris hatte sich so in Fahrt geredet, dass er nicht auf seinen Weg achtete und natürlich sofort in ein Loch fiel. „Solaris, du Vollidiot“, rief Stella lachend und wollte ihm heraushelfen. „Warte mal, mir ist gerade was eingefallen“, hielt Melinda sie zurück. „Was denn?“, fragte Santos, der sich in der letzen Zeit zurückgehalten hatte. „ Rubina hat vorher irgend etwas gesagt, von wegen dass sie nach Hause möchte. Oder so. Vielleicht gehört sie ja…“, fing Melinda zu erklären an. Stella unterbrach sie. „ So ein Quatsch. Hier unten kann doch keiner Leben. Wir müssen uns jetzt um Solaris kümmern und Rubina suchen wir später!“ „Vielleicht wohnt hier unten ja doch jemand“, dachte Melinda und zu dritt versuchten sie, Solaris zu befreien. Doch dieser Versuch misslang. Mit einem Mal brach die Erde unter ihren Füßen ein und sie fielen in die Tiefe. Benomen von dem Fall spürten alle einen festen Schlag auf ihren Kopf und das letzte was sie hörten bevor sie ohnmächtig wurden war: „ Da haben wir ja einen schönen Fang gemacht“ Kapitel 5: Das verstoßene Volk ------------------------------ Akt 05: Das verstoßene Volk „Denkt euch mal was aus, wie wir über eine zerstörte Brücke kommen sollen“, forderte Decka genervt. „ Halt doch mal den Mund und denk selbst nach. Wenn ich diesen Sandepo erwische, mache ich ihn kalt“, kommentierte Harbo wütend „Seid doch mal still, hört ihr das nicht“, mischte sich Marla in den Streit ein. „Unsere Kleine sieht wieder ml Gespenster“, spottete Somika. „Nein, tue ich nicht“, protestiere Marla und zeigte in den Himmel. „ Da kommt wirklich etwas auf uns zu“. Tatsächlich kam ein dunkler und bedrohlicher Schatten auf sie zugeflogen. Es war das Mageti. Als Stella und ihre Gefährten wieder zu sich kamen, fanden sie sich in einem Käfig wieder. Davor standen ein Junge und ein Mädchen Wache. Beide hatten aschblonde Haare, was für Helia und auch für Mardas untypisch war. Von Rubina war nirgends eine Spur zu sehen. Santos sprach die zwei an:“ Hallo ihr zwei, könntet ihr uns sagen wo wir sind?“ Die beiden drehten sich gleichzeitig um. Santos freute sich denn er dachte, dass die zwei seine Worte verstanden hatten. Doch dem war nicht so. Das Mädchen fing an, in einer fremden Sprache auf den Jungen, der mit ihr Wache hielt, einzureden. Der sah zu den Gefangenen hin, zuckte mit den Schultern und ging weg. Dann wandte sich das Mädchen an die Wächter Tandonias, sagte etwas zu ihnen, drehte sich wieder um und sagte kein Wort mehr. „ Entschuldige mal, wir haben dich nicht verstanden“, meinte Solaris. „ Das hat keinen Sinn. Sie versteht uns nicht“, sagte Melinda traurig. „Wer sind die eigentlich und was wollen sie von uns?“, fragte Stella. „ Ich habe eine Vermutung…..“, begann Melinda, doch Santos wies ihr, den Mund zu halten und zeigte ras. Der Junge von vorhin war wiedergekommen. Diesmal aber in Begleitung eines anderen Mädchens. Dieses Mädchen hatte hellblonde Haare. Offenbar erklärte der Junge die Situation und zeigte auf die Gefangenen. „ Ihr seid also aus Helia?“ fragte sie. „ Ja sind wir. Aber wer seid Ihr?“, antwortete Stella. Melinda warf ihr einen strafenden Blick zu und fragte rasch: „ Warum haltet ihr uns gefangen?“ Das Mädchen, das vorher Wache gestanden hatte, drehte sich um und schrie etwas und lief weg. „Eda hat gesagt, dass ihr Mörder seid“, übersetzte das andere Mädchen. Das Mageti landete direkt vor Mardas Abgesandten und fauchte wütend. „ Ich habe Angst“, flüsterte Marla. „Bleib ganz ruhig. Es tut dir nichts“, beschwichtigte Tamada und rollte seine Peitsche auseinander. Er ging direkt vor das Riesenungeheuer und lies die Peitsche einmal, zweimal, dreimal laut knallen. Das Mageti lauschte und legte sich dann ruhig auf den Boden. „Wie machst du das?“ Somika war verwundert, dass Tamada das gefährlichste Ungeheuer überhaupt so schnell gezähmt hatte. „Ist doch unwichtig. Kommt, es bringt uns über die Schlucht“. „Wieso Mörder? Wir sind doch….“, stammelte Stella verwirrt. In ihrem siebzehnjährigen Leben hatte sie sich noch nichts zu schulden kommen lassen. „Nicht ihr direkt. Sondern euer Volk.“, sagte das Mädchen, mit den hellblonden Haaren. „Das versteh wiederum ich nicht“, meinte Solaris verwirrt. „Wie auch immer jedenfalls werdet ihr morgen hingerichtet. Das sind wir al denen schuldig, die in dem große Massaker vor vierzehn Jahren ihr Leben lassen mussten. All denen, die durch die Hände brutaler Soldaten unschuldig gestorben sind“, sagte das Mädchen bestimmt und ging weg. „Ich wusste es. Ich habe es schon immer gewusst“ meinte Melinda begeistert. „Wir haben es hier mit dem verstoßenen Volk der Anesier zu tun.“ „Das verstoßene Volk der Anesier?“, fragte Stella verwundert. Sie war etwas zu laut und der Junge hörte es und drehte sich um und sagte etwas in der seltsamen Sprache und kehrte ihnen wieder den Rücken zu. „Wir sollten ihn mal nach Rubina fragen“, meinte Solaris etwa zu laut. Der Junge schien es verstanden zu haben, drehte sich wieder um und Stella und ihre Freunde erwarteten wieder einen Wortschwall in der seltsamen Sprache. Doch: „ Ihr ….. Rubina kennen?“ „Du kannst ja unsere Sprache!“, wunderte sich Stella. Santos zog es vor auf die Frage zu antworten anstatt sich zu wundern: „Ja wir kennen sie. Könntest du sie bitte holen?“ „Ich…… Gaston“, antwortete der Junge und setzte hinzu: „Ich nicht gut in sprechen eure Sprache“. Das war die Antwort auf Stellas Frage. „ Ich nicht weg. Cecilia böse“, setzte er hinzu. Gaston sprach abgehackt, aber allen war klar, was er meinte. Wenn er seinen Wachposten verließ, wurde das Mädchen mit den hellblonden Haaren, namens Cecilia wütend. Santos stellte noch eine Frage: „ Warum ist dieses Mädchen vorhin weggelaufen?“ „ Eda Angst vor euch. Sie denken ihr Mörder“, antwortete der Junge zögernd. „Sind wir aber nicht.“, erklärte Solaris bestimmt. „ Ihr keine Mörder?“, fragte Gaston nach langer Überlegung. „Nein, sagen wir doch“. Langsam platzte Melinda der Kragen. „Ich euch glauben. Ich jetzt Rubina holen. Bitte nichts sagen“, antwortete Gaston und verschwand. Damit ließ der Junge die vier allein in der Dunkelheit zurück. Währenddessen waren Somika und ihre Gefährten auf der anderen Seite der Schlucht gelandet. Der Flug war angenehmer verlaufen als erwartet und selbst Marla hatte ihre Flugangst verloren. „Was tun wir jetzt?“, fragte Decka überflüssiger Weise. „Jetzt warten wir, bis Tandonias Wächter hier auftauchen und die werden dann ihr blaues Wunder erleben“, sagte Harbo. „ Was meinst du damit?“, fragte Somika neugierig. „Na ganz einfach. Wir überraschen sie und zwingen sie, zu sagen, wo Tandonia ist.“ Rubina tauchte schneller auf als erwartet. Sie hatte jetzt glatte Haare und trug ein weißes Gewand. „Du könntest uns mal hier rauslassen“, meckerte Solaris ungeduldig. Rubina sah ihn nur mal kurz an und redete dann mit Gaston in ihrer Sprache. Der verschwand und tauchte kurze Zeit später mit Cecilia wieder auf. Rubina redete auf sie ein, wobei öfters die Wörter Tandonia, Helia und ihre Namen fielen. Cecilias Blicke wanderten zwischen Rubina und den Gefangenem hin und her. „Na gut. Du hast gewonnen. Aber dann verlasst ihr das Dorf bitte sofort auf der Stelle“. Cecilia überreichte Rubina die Schlüssel und ging ohne ein Wort zu sagen. Rubina sah ihr nach, schüttelte ihren Kopf und schloss den Käfig auf. „Wir gehen jetzt. Sonst gibt es für euch nur noch mehr Ärger“, sagte Rubina zögernd. Sie hatte Angst. Sie wusste nicht, wie ihre neuen Freunde auf die neue Situation reagieren würden. Melinda begriff. Sie ging zu Rubina und legte ihr den Arm um die Schultern:“ Ist schon gut kleine“. So verließen sie das Dorf. Als es Nacht wurde, machten sie ein Lagerfeuer. Lange Zeit sagte niemand ein Wort. Die Sterne und der Mond standen schon am Himmel als Rubina das ihr unangenehme Schweigen brach: „Ihr alle fragt euch sicher, was eigentlich los ist und warum ihr eingesperrt wurdet. Aber ich habe eine Bitte: Unterbrecht nicht nicht. Ich erzähle es jetzt und hier und danach müsst ihr mir versprechen, nie wieder davon zu sprechen“. „Ist es denn so schlimm?“, fragte Stella überflüssiger Weise. „ Versprecht ihr es? Ansonsten sage ich kein Wort“. „Wir versprechen es“, sagten alle vier wie aus einem Munde. So fing Rubina an, die Geschichte ihres Volkes zu erzählen. Dem Volk, das alle nur „Das verstoßene Volk der Anesier“ nannten . „Vor vielen vielen Jahren lebten wir glücklich und zufrieden in unserem Land Anesien. Wir wussten nicht, was Hass, Verfolgung, Niedertracht und Unterdrückung bedeuteten Überall blühten Blumen und die Tiere und Menschen lebten im Einklang. Es war ein Land des Friedens und der Harmonie. Doch mit einemmal starben die Tiere und Pflanzen. Einfach so. ohne Grund. Das Land begann auch langsam sich aufzulösen. Die damalige Älteste beschloss, das zu tun, was zu tun war und die Auswanderung wurde beschlossen. Schweren Herzens packten wir unsere Sachen und gingen einfach irgendwohin. Endlose Tage und Nächte. Schließlich kamen wir nach Mardas. Bevor die älteste unser Anliegen schildern konnte, wurden wir davongejagt. Dann versuchten wir es in Helia. Doch selbst dort stießen wir auf Ablehnung. So zogen wir schließlich unter die Brücke des Schicksals wo wir hofften, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Doch dem war nicht so. Eines Tages kamen vermummte Reiter, die…. Die….“ Rubina musste sich sehr anstrengen um die Tränen zurückzuhalten. Melinda legte ihr den Arm um die Schultern und fragte sanft: „ Die was gemacht haben?“ „ Ein Blutbad angerichtet. Uns Kinder hat man vorher noch in Sicherheit bringen können … Mutter, Vater alle anderen…tot“ Rubina konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Vergangenheit hatte sie eingeholt. Melinda drückte sie an sich. „ Ich denke den Rest können wir uns denken. Du brauchst nicht mehr weiter zu sprechen“ Doch Stella konnte sich eine Frage nicht verkneifen:“ Wie alt warst du, dass du das jetzt noch so genau weißt?“ „ Ich war erst ein Jahr. Doch ich vergesse niemals etwas. Es verfolgt mich jede Nacht im Traum. Und das mein ganzes Leben lang. Stella lag an diesem Abend lange wach. Wie sehr hatte sich ihr Leben verändert. Sie vermisste ihre Familie. Rubina hat schon ein hartes Schicksal. Nichts vergessen zu können, dachte sie. Eine andere Frage, die sie beschäftigte war, wo Joana abgeblieben war. Denn seid der Brücke des Schicksals hatten sie nichts mehr von ihr gehört. Am nächsten Morgen brachen sie auf. „Was sollen wir denn in Mardas?“, fragte Rubina auf einmal. Solaris antwortete: „ Dort liegt die Lösung für unsere Probleme“. Währenddessen im Palast des dunklen Königs saß Joana, die Elfe, gefangen in einem Käfig. Ein Sandepo hatte sie überlistet, kurz nachdem sie Melinda verlassen hatte. „Sag mir jetzt sofort, wo sich Tandonias Wächter aufhalten“, befahl der dunkle König. Joana schwieg. Sie wusste was passieren würde, wenn sie etwas sagte. Der dunkle König wurde ungeduldig und stieß mit seinen dunklen Fingern direkt in Joanas Herz. Es gab Erdbeben und die ganze Welt wurde mit einem Mal ganz dunkel. Alles Licht verschwand. In Helia gab es Naturkatastrophen und alle möglichen Krankheiten tauchten auf. Niemand wusste woher sie kamen. In Dikota drängte sich Stellas kleine Schwester an ihren Großvater und fragte:“ Was geschieht hier?“ „Es ist vorbei. Die Seele Helias wurde vergiftet mit Bösem. Tandonias Wächter, beeilt euch, ihr habt nicht mehr viel Zeit“, antwortete der Großvater wie in Trance. Kapitel 6: Das Zusammentreffen ------------------------------ Akt 06: Das Zusammentreffen Während Helia kurz vor dem Untergang stand, trafen die Wächter Tandonias, zum ersten Mal komplett, auf Mardas Abgesandte, die natürlich schon in Angriffsposition waren. Stella und ihre Begleiter fühlten sich total überrumpelt. Vor allem als Somika den Angriff mit einem Feuerpfeil startete. Melinda reagierte schnell und lies um sie und ihre Gefährten einen Schutzschild aufbauen, an dem der Pfeil abprallte. „Da müsst ihr euch schon was besseres einfallen lassen“, rief sie ihren Feinden zu und konzentrierte ihre gesamte geistige Energie auf ihre Gegenspielerin Marla. Diese hatte den Angriff nicht vorhergesehen. Sie landete auf dem Boden und bemerkte plötzlich, dass ihr Arm blutete. „Steh schon auf“, forderte Harbo sie auf, zog sein Schwert und stürzte sich auf seinen Gegenspieler Solaris. Doch der Schild war immer noch aufgebaut, doch er war schon dabei sich aufzulösen. Solaris, der ohne eine Waffe dastand, merkte plötzlich, wie der Schild sich auflöste. „Äh, Melinda, kannst du mir ein Schwert zaubern? Ich habe gerade keines zur Hand“ „Einen Moment“, antwortete sie, denn Melinda musste ihre Kräfte sammeln, um den nächsten Angriff auf Marla zu starten. Sie zauberte Solaris ein Schwert direkt in Solaris Hand. Und das gerade noch rechtzeitig. Solaris war noch nie ein erfahrener Schwertkämpfer gewesen, aber er lernte schnell, mit der gefährlichen Waffe umzugehen. Die Lage für Rubina sah sehr schlecht aus. Sie wurde an einen Baum gedrückt. Und Decka mit ihren superlangen Fingernageln stand vor ihr und drohte, ihr die Kehle zuzudrücken. „ So schnell sieht man sich wieder meine Kleine“, spottete sie. „Ich habe oft genug gesagt, dass ich nicht weiß, wo Tandonia ist“, sagte sie schließlich. Sie sah die anderen Kämpfen, wusste aber nicht, was sie für Kräfte und Fähigkeiten hatte. Decka verlor die Geduld und gab ihr eine Ohrfeige. Rubina hatte genug davon und gab ihr auch eine Ohrfeige zurück. Stella hatte der weil ganz andere Probleme. Sie hatte noch nie etwas mit Kämpfen zu tun gehabt und wusste auch nicht, wie man sich gegen eine erfahrene Bogenschützin zur Wehr setzte. Die Kraft des Schutzschildes hatte längst nachgelassen und niemand außer Melinda wusste, wie es funktionierte, ein neues aufzustellen. Stella sah nur eine einzige Möglichkeit: Sich zu verstecken und zwar schnell. So stand sie also hinter einem Baum und hoffte inständig, dass Somika sie nicht finden würde. Plötzlich hörte sie ein leises klingen einer Glocke. Und es wurde eiskalt. Vor ihr erschien ein Geist. Es war der Geist der ehemaligen Wächterin der Hoffnung. „Warum versteckst du dich?“ „ Sie tötet mich sonst. Du solltest das doch am besten wissen“, fauchte Stella. „Du hast keinen Grund dich zu verstecken. Gemeinsam seid ihr stark!“ Mi diesen Worten verschwand der Geist wieder. Was heißt das jetzt schon wieder, dachte Stella.. Wir haben doch noch nicht mal die anderen Botschaften entschlüsselt, da kommt sie schon wieder mit etwas neuem. Mutig geworden stellte sich Stella Somika in den Weg. Auch Rubina war der Geist ihrer Wächterin erschienen, mit genau der gleichen Botschaft. Genau so Solaris und Melinda. Der Kampf wurde immer härter. Alle dachten, dass die jeweils andere Gruppe ihre wahren Gegner waren. Doch derweil sah es in Helia gar nicht gut aus. Dunkle Asche fiel vom Himmel und verbrannte alles, was sie berührte. Die Gewässer wurden trüb und es gab keine Nahrung mehr. Die Menschen wurden in Notunterkünfte gebracht, die unter der Erde lagen. Die Alten fingen an zu munkeln, Tandonia wäre aus dieser Welt verschwunden und die Wächter hätten zum zweiten Mal versagt. Karla konnte es nicht mehr hören. Sie hoffte inständig, ihre Schwester würde zurückkommen und allen die Meinung sagen. Mit ihren sieben Jahren konnte sie sich noch nicht durchsetzten. Als aber ihr ehemaliger Nachbar wieder einmal von „der Zerstörung Helias“ anfing, platzte es aus ihr heraus: „Meine Schwester ist keine Versagerin. Sie wird uns alle retten!“ „Helia wir d bald untergehen, mein König“, sagte Joana. „Das ist gut. Nun beginnt der dritte Akt. Hol meine treuen Diener zurück. Die haben sich jetzt genug amüsiert. Sie sollen jetzt um wichtigere Dinge kümmern“. Harbo hörte die Stimme des dunklen Königs in seinem Kopf. „Sofortiger Rückzug“, befahl er und lies von Solaris ab. „ He, was wird das, du Feigling?“, rief der. Decka, Somika und Marla zogen sich sofort zurück. Doch von Tamada war weit und breit keine Spur zu sehen. ER und Santos hatten sich beim Kämpfen so konzentriert, dass sie sich vom eigentlichen Schlachtfeld entfernt hatten. „Willst du nicht langsam mal aufgeben?“, fragte Tamada, der Santos mit seiner Peitsche bedrohte. Santos konterte, in dem er immer geschickt auswich, aber eigentlich nie einen Gegenangriff startete. „Du langweilst mich!“, ärgerte sich Tamada und schlug fest zu. Santos Hemd wurde aufgeschlitzt und fiel vom Körper herab. Ein seltsames Zeichen zeigte sich auf seiner Brust. Es war ein Geburtsmal. Tamada hielt inne. „Das gibt es doch nicht, ich habe genau das gleiche Mal!“ „ Du willst mich doch nur reinlegen“, antwortete Santos erschöpft. Er blutete stark. „Ich zeige es dir“, Mit diesem Worten zog Tamada sein Hemd aus und offenbarte Santos das Mal. „ Ich glaube es nicht. Was heißt das?“, fragte Santos verwirrt. „Ich weiß es nicht. Wo bist du geboren?“, fragte Tamada. „Ich … äh Mardas. Und du?“, antwortete Santos. „Helia….“ „Tamada, wo bleibst. Komm jetzt wir müssen gehen. Er hat nach uns gerufen“, störte Somika das Gespräch. Tamada zog sich zurück, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Santos blieb allein zurück, und zwar völlig verwirrt. Als seine Kameraden ihn fanden, sagte er nichts zu ihnen. Rubina hatte erkannt, dass sie heilende Kräfte hatte und heilte Santos Wunden. Auch Tamada sagte nichts zu seinen Gefährten. Er suchte in seiner Erinnerung nach einer Antwort auf die Frage: Wer war dieser Santos wirklich? Joana beobachtet währenddessen die Situation in dem magischen Spiegel. „Langsam wird es lustig. Sie haben es also bemerkt. Sind ja doch nicht so dumm wie ich dachte. Aber wartet nur. Das ist erst der Anfang!“ Kapitel 7: Lösung der 5 Rätsel ------------------------------ Akt 07: Lösung der fünf Rätsel! „ Wir sollten mal versuchen, die fünf Botschaften zu entschlüsseln, die wir bekommen haben“, meine Santos abends am Lagerfeuer. „Ok, du Schlauberger, dann schieß mal los!“, antwortete Stella. „ Ich schlage vor, wir versuchen erst mal eine zu entschlüsseln. Die anderen müssen dann ungefähr genau das gleiche bedeuten. Wie lautet deine Botschaft Santos?“, fragte Melinda. „Ich versteh sie zwar nicht, aber vielleicht habt ihr ja mehr Glück. Sie lautet: Nichts ist gut, was gut erscheint, ihr werdet sehen, auch das Böse hält Überraschungen bereit. So jetzt versucht mal, das zu erklären.“ Solaris dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: „ Ich denke mal, das heißt soviel, dass wir nicht alles glauben sollen, was so in der Welt geschieht“ „ Und was heißt dann „auch das Böse hält Überraschungen bereit?“, fragte Rubina. „ Vielleicht, dass wir unserem wahren Feind noch nicht begegnet sind“, antwortete Melinda nachdenklich. „ Aber unser wahrer Feind sind doch Mardas Abgesandte, oder nicht?“, fragte Stella skeptisch. „Wir wissen es nicht“ erklärte Solaris und Melinda setzte hinzu: „Unser wahrer Feind kann auch jemand ganz anderer sein und Mardas Abgesandte nur Handlanger, ohne dass sie es wissen.“ „Mir ist das alles zu kompliziert“, seufzte Stella und alle mussten lachen. Mardas Abgesandte waren währenddessen im Palast es dunklen Königs angekommen. „Bleibt ganz ruhig und lasst euch nichts anmerken“, ermahnte Harbo seine Gefährten, währende sie durch die langen dunklen Gänge des Donnerschlosses gingen. Marla war hier aufgewachsen. Sie kannte nichts anderes, aber in ihrem Herzen wünschte sie sich ein Leben in Helia. Das dort zur Zeit der Ausnahmezustand herrschte, wusste sie nicht. Somika hing ihren eigenen Gedanken nach. In letzter Zeit zweifelte sie immer mehr an den Interessen des dunklen Königs. Doch keiner durfte etwas davon erfahren. Decka war alles egal. Sie hoffte nur, möglichst bald aus dem Donnerschloss herauszukommen, in dem sie seit ihrem zehnten Lebensjahr lebte. Tamada dachte daran, dass er und sein Gegenspieler Santos ein und dasselbe Geburtsmal hatten. So kamen sie schließlich zum dunklen Saal. „Jetzt wird es ernst“, meinte Harbo und öffnete die Tür. Doch der Saal war dunkel und leer. Niemand war dort. Es herrschte Totenstille. „Was jetzt?“, fragte Marla unsicher. Sie hasste es immer, den dunklen Saal zu betreten. Somika, von Geburt aus neugierig, bemerkte natürlich sofort den mit einem Laken bedeckten Spiegel. „Sehen wir uns das doch mal an“, meinte Decka und zog das Tuch zur Seite. Was sie sah, lies sie vor Schreck erstarren. Helia, total zerstört. Mardas unter der Herrschaft dunkler Drachen und Ungeheuern aller möglichen Arten, Wesen, von denen die die fünf noch nie etwas gehört hatten. Die Menschen waren alle Sklaven des dunklen Königs und alles musste seinen Gesetzten folgen, wer es nicht tat, wurde ausnahmslos bestraft. Gnadenlos. Plötzlich war es den fünf klar: Der dunkle König hatte sie ausgenutzt und wollte mit Hilfe ihrer Fähigkeiten Die alleinige Herrschaft anstreben. Nichts von wegen Gebietsaufteilung. Der Spiegel, in den Decka gesehen hatte, war der Spiegel der Zukunft und zeigte nichts anderes als die Zukunft, die auf sie zukommen würde. Und zwar unverfälscht. Marla begann zu weinen, aber zum ersten Mal konnten die anderen vier mit ihr fühlen. Somika nahm sie in den Arm und versucht sie zu trösten. Und das, obwohl sie selbst völlig am Ende war. Sie hatte nicht erwartet, dass sich ihre Zweifel so schnell bestätigen würden. Ach Tamada war vor Schreck wie gelähmt. Und Decka verstand die Welt nicht mehr. Harbo merkte, dass er auf etwas hereingefallen war und das ärgerte ihn. Er stellte dem Spiegel die alles entscheidende Frage: „ Was wird mit uns in der Zukunft passieren?“ Erst erschien Rauch, dunkler Rauch. Dann klärte sich das Bild. Es zeigte fünf Hügel. Auf den Hügeln standen fünf Kreuze. Die Kreuze trugen ihre Namen. Und über allem schwebte lachend der dunkle König. Vor Schreck erstarrt blickten sie dieses Bild an. In der Zukunft würden sie alle vom Dunklen König umgebracht. Niemand sagte ein Wort. Zu schrecklich waren diese Bilder. Irgendwann verließen sie stumm den Saal. „Also im Klartext deuten alle Botschaften darauf hin, dass wir uns mit Mardas Abgesandten verbünden sollen?“, fragte Stella später am Abend, nachdem sie aus allen Botschaften den Kern entschlüsselt hatten. „Da liegst du richtig. Aber ich verstehe eines nicht. Das warum. Früher waren sie doch auch die wahren Feinde. Wieso sollte es heute anders sein?“, fragte Rubina nach. „Vielleicht wussten sie es nicht Vielleicht haben sie sich bekämpft und es ist ihnen erst nach ihrem Tod wirklich bewusst geworden, dass sie sich verbünden müssen. Deshalb haben sie uns die Botschaften zukommen lassen, damit wir ihre Fehler nicht noch einmal wiederholen“, vermutete Solaris. „Und was bedeutet dann, Vertraut auf die Zukunft in eurem Herzend?“, fragte Santos, der sich die Bedeutung dieses Satzes beim besten Willen nicht zusammen reimen konnte. „Vielleicht wissen Mardas Abgesandte darauf eine Antwort“, meinte Solaris mehr im Scherz. „Das ist dein erster vernünftiger Vorschlag heute. Morgen suchen wir sie. Weit können sie ja immerhin nicht gekommen sein“, sagte Melinda und setzte in bestimmendem Ton hinzu: „Jetzt wird geschlafen. Sonst habe ich es morgen mit einem Haufen quengelnder Kleinkinder zu tun. In fünf Minuten ist hier Ruhe.“ „Wer von uns ist diejenige, die quengelt, wenn sie nicht ausgeschlafen hat?“, neckte Rubina ihre Freundin, tat aber was gesagt wurde. Solaris und Santos sahen sich an. Sie dachten beide das gleiche. Solaris war nur ein bisschen schneller mit dem Aussprechen der Frage, die ihnen beiden durch den Kopf ging: „Wer von uns soll Wache halten?“ Da Joana nicht mehr bei ihnen war, gab es jeden Abend die gleiche Diskussion. Melindas Blick wanderte zwischen ihren Freunden hin und her und bestimmte schließlich: „Solaris“ Der maulte, doch es nützte nichts. Wenn Melinda in ihrem Element war und Anführerin spielte, war es besser zu tun was sie wollte. Besonders wenn man Streit vermeiden wollte. Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg. Sie machten sich auf die suche nach Mardas Abgesandten. Doch die wollten sich nicht so leicht finden lassen. Tamada hatte das Mageti herbeigerufen. Jetzt saßen sie alle auf seinem Rücken und flogen immer gerade aus. Die Stimmung war am nahe dem Gefrierpunkt. Alle fünf fühlten sich betrogen und ausgenutzt. Niemand sagte ein Wort während sie über Mardas hinweg flogen. Schließlich brach Decka das Schweigen:“ Was tun wir jetzt?“ „Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, meinte Somika traurig. „Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich nicht, was ich machen soll“, setzte Harbo hinzu. Zorn, Wut und Hass bebten in seiner Stimme. Tamada legte ihm die Hand auf die Schulter und schlug vor: „Da wir jetzt wissen, wer an dem ganzen Theater schuld ist, sollten wir gegen den dunklen König und seine Armee kämpfen“ „Wie stellst du dir das vor? Wir fünf gegen eine ganze Armee von Drachen, Ungeheuern und berittenen Soldaten? Witz komm raus. Die werden uns platt machen noch bevor wir „Hilfe“ schreien können“. Marla zweifelte sehr an Tamadas Vorschlag. „So meine ich das auch nicht, Dummerchen! Klar dass wir gegen die Armee keine Chancen haben. Wir verbünden uns einfach mit Tandonias Wächtern Die werden schon eine Lösung wissen“. „ Die sind aber nun mal nicht hier. Und ich glaube nicht, dass sie deinen Vorschlag gutheißen werden“. Auch Decka hegte inzwischen leichte Zweifel an Tamadas Verstand. Ein Bündnis kam für sie nicht in Frage. Auch Somika und Marla protestierten. „Schluss mit dem Theater“, sagte Harbo bestimmt. „Es bleibt uns nichts anderes übrig. Vielleicht haben wir mit ihrer Hilfe eine kleine Chance. Und jetzt ist hier Ruhe. Ich will kein Wort mehr hören“. Niemand wagte, Harbo zu widersprechen. Alle hegten Zweifel an Tamadas Plan. Aber es sollte nun einmal so geschehen. So befanden sich nun auch Mardas Abgesandte auf der Suche nach Tandonias Wächtern. Kapitel 8: Endlich vereint -------------------------- Akt 08: Endlich vereint! Kurz nachdem Mardas Abgesandte davongeflogen waren, betrat der dunkle König den Saal. „Joana? Ich frage dich, wo sind meine Diener?“ Das weiß ich nicht, mein König. Ich kann sie nicht erreichen. Und das ist schon merkwürdig genug.“ „Jemand ist aber offenbar hier drin gewesen“, sagte der dunkle König, der bemerkt hatte, dass der Spiegel der Zukunft nicht mehr bedeckt war. „Glaubt ihr, dass sie es wissen?“, fragte Joana. „Und selbst wenn. Ändern können sie sowieso nichts mehr“, antwortete der König. Die Zukunft stand schon fest. Und nichts und niemand konnte sie mehr ändern. Ein grausames Lachen hallte durch den Saal. In Helia hatte sich währenddessen eine kleine Tragödie ereignet. Stellas Mutter war an der gefürchteten blauen Pest gestorben und auch ihre lebhafte kleine Schwester war an der todbringenden Krankheit erkrankt. Der Vater und ihr Großvater waren die einzigen, die den Glauben an Tandonia und ihre Wächter noch aufrecht hielten. Und auch als die letzten in dem unterirdischen Schutzkeller den Glauben aufgegeben hatten, sangen sie der todkranken Karla die Hymne Tandonias vor. Doch auch Karla war kein Kind von Traurigkeit. Sobald sie sich wieder etwas erholt hatte, und die Krankheit es zuließ, stimmte sie Lobeshymnen über jeden einzelnen der Wächter an. Die Hoffnung, dass ihre Schwester bald zurückkehrte, hielt sie am Leben. Helia war dem Untergang nah. Inzwischen suchten Tandonias Wächter fieberhaft nach Mardas Abgesandten. Sie kämpften sich der weil durch ein Gebiet, dass sich „Der tote Wald“ nannte. „Das gibt’s doch nicht“, schimpfte Solaris, der mit seinem Schwert voranging und den Weg freimachte. Das Unterholz war ziemlich undurchdringlich. „Diese blöden Büsche sind immer da, wo man sie am wenigsten braucht!“ „Wenn du jetzt meckerst, Solaris, hilft uns das auch nicht weiter“ Rubina versuchte, die Ruhe zu bewahren. Santos, der das Schlusslicht bildete, hielt sich aus der Diskussion raus und Stella war in Gedanken bei ihrer Familie. Sie hatte keine Ahnung, dass ihre Mutter gestorben und ihre kleine Schwester todkrank war. Melinda musste sich natürlich wieder als Anführerin aufspielen. Sie waren jetzt eine Ewigkeit durch diesen Wald gewandert, der nur aus dichtem Unterholz, Dornen und Dunkelheit bestand. „Dieses ganze Theater nur, um Mardas Abgesandte zu finden. Ich wette, die scheren sich nicht die Bohne um diese Sache. Stella schimpfte so vor sich hin. Doch Mardas Abgesandte scherten sich sehr wohl um diese Sache. Sie flogen auf dem Mageti über Mardas. Auf der Suche nach den Wächtern Tandonias. „Und wenn wir sie nicht finden? Was tun wir dann?“, fragte Marla unsicher in die Runde. „Wir werden sie schon finden“, beruhigte sie Somika und Decka setzte hinzu: „Vielleicht sollten wir mal zum Toten Wald fliegen. Es kann sein, dass sie nach der Brücke des Schicksals dort hinein geraten sind“. „Wer einmal dort hineingerät, findet nicht mehr so einfach hinaus“, setzte Tamada nachdenklich hinzu. Decka zog ein missmutiges Gesicht. Als zehnjährige hatte sie sich einmal in diesem Wald verlaufen. Sie hatte einen Sandepo getroffen und in der Hoffnung, er würde ihr heraushelfen, war sie ihm gefolgt und ehe sie sich versah, war sie beim dunklen König gelandet. Sie kannte die Gefahren des Waldes und wünschte niemanden dort hineinzugeraten. „Beschlossene Sache. Fliegen wir einmal dort hin“! Tamada ließ die Peitsche knallen. Das Mageti bäumte sich auf, wendete und flog in Richtung des Toten Waldes. Dort waren Tandonias Wächter inzwischen sehr weit vorgedrungen. „Irgendwie kommt es mir so vor, als ob wir hier schon einmal gewesen sind“, bemerkte Stella nach geraumer Zeit. „Da muss ich dir leider zustimmen“, meinte Santos. „Wie kommt ihr denn da drauf? Hier sieht doch alles gleich aus!“ Melinda konnte es nicht fassen. Sollten sie etwa im Kreis gelaufen sein? „Kommt mal bitte alle her“, rief Santos. „Was ist denn los?“, fragte Solaris. „Seht ihr hier diese Kerbe?“, fragte Santos seine Kameraden. „Was ist damit?“, fragte Rubina verwirrt. Sie konnte sich nicht vorstellen, was eine Kerbe in einem Baum mit ihrer Orientierung zu tun hatte. „Diese Kerbe habe ich geschnitzt, als wir vorhin hier vorbeigekommen sind“, gab Santos als Erklärung an. Erschrocken sahen sich alle an. Würden sie jemals wieder herauskommen? Plötzlich wurden sie von Gesang abgelenkt. Schöne helle klare Stimmen sangen von Freude und Glück. Doch niemand war zu sehen. Stella und ihre Freunde verloren auf einmal allen freien Willen. Sie wanderten wie hypnotisiert den Stimmen hinterher. Keiner der fünf konnte sich zur Wehr setzen. Inzwischen waren auch Harbo und seine Freunde über dem toten Wald angekommen. Decka vernahm auch sofort die unheimlichen Stimmen. Sie reagierte sofort:“ Ich weiß jetzt, wo wir hin müssen. Marla, zaubere uns heißes Bienenwachs!“ „Wieso ausgerechnet heißes Bienenwachs?“, fragte Marla verwundert. „Himmel, tu einfach was ich dir sage. Und beeil dich!“. Marla zuckte kurz mit den Schultern, tat aber dann was ihr gesagt wurde und zauberte einen kleinen Kessel voll mit dem gewünschten Inhalt. „Was soll das?“, fragte jetzt auch Harbo. Decka antwortete: „ Hier im toten Wald leben grausame Wesen, nämlich die Polaru. Sie saugen dir alle Gedanken aus und machen dich willenlos. Sobald du keinen eigenen Willen mehr hast, bist du ihnen ausgeliefert. Dann locken sie dich zu ihrem See und ertränken dich. Das Bienenwachs verschließt die Ohren. Dann hören wir ihren Gesang nicht und sind somit sicher“. „Können wir sonst noch etwas tun?“, fragte Marla ängstlich. „ Ja. Denkt wenn möglichst nur an positive Dinge. Negative Gedanken locken sie nur an und machen ihren Gesang intensiver. Ich schlage vor, von jetzt anschweigen wir und wenn etwas wichtig ist, teilen wir es uns in Zeichensprache mit“. Deckas Vorschlag wurde angenommen und jeder versuchte, nur glückliche Gedanken in seinem Kopf zu haben. Doch das war haben. Doch das war dar nicht so einfach, denn im Leben der fünf hatte es noch nicht viele glückliche Augenblicke gegeben. Die Ohren waren fest mit Bienenwachs verschlossen, als sie schließlich in der Nähe des Geschehens von dem Mageti abgesetzt wurden. Die Polaru waren allesamt weiblich und lebten zusammen in einem See, wie ein Wolfsrudel in seiner Höhle. Sie hatten sich formatiert und sangen wie ein Chor von Engeln. Doch der Gesang war böse und drang tief in die Herzen aller ein. Marla dachte an eine schöne Blumenwiese mit vielen Blumen und Tieren. Doch diese Vorstellung war Nicht stark genug. Und das Bienenwachs half zuerst auch nicht. Langsam aber sicher verlor sich das junge Mädchen in dem Gesang der Polaru. Somika bemerkte es gerade noch rechtzeitig und gab ihr eine Ohrfeige. Das wirkte. Marla war wieder sie selbst. Lange warteten die fünf, bis endlich nach geraumer Zeit Tandonias Wächter, von dem Gesang der Polaru angelockt, wie in Trance daherkamen. Sie wanderten langsam, Solaris vorne, Santos hinten in einer Reihe. Es sah aus, wie der Zug zum Friedhof bei einer Beerdigung. Sie schienen nicht zu wissen was los war und spürten offenbar auch keinen Schmerz, denn als Rubina einmal über eine Wurzel fiel, richtete sie sich willenlos wieder auf und ging weiter zu dem See. Santos war der einzige, den mardas Abgesandte noch erreichen konnten, ohne von einer der Polaru gesehen zu werden. Tamada deutete auf sich, wies seine Gefährten an, dort zu bleiben, wo sie waren, und schlich sich an Santos heran. Er hatte heißes Bienenwachs mitgenommen. Santos registrierte ihn erst einmal überhaupt nicht. Erst, als Tamada ihn festhielt und ihm eine Ohrfeige verpasste, schien er wieder er selbst zu sein. Santos blinzelte kurz und sah Tamada verwirrt an. Der hielt sich einen Finger auf den Mund und deutete ihm still zu sein. Dann zeigte Tamada Santos den Kessel mit Bienenwachs und deutete auf die Ohren. Santos begriff schnell und stopfte sich das Wachs in die Ohren. Tamada nickte und zog den verdutzen Santos zu seinen Kameraden. Santos war nicht dumm. Er verstand sofort, dass sein Gegenspieler Tamada und dessen Gefährten ihnen jetzt und sofort helfen wollten. Seine Gedanken schienen sich wieder zu verlieren. Da bekam er eine erneute Ohrfeige von Tamada. Dieser hatte derweil mit einem Stock in di Erde die Wörter „Glückliche Gedanken“ geschrieben. Jetzt hob Harbo die Hand. Das war das ausgemachte Zeichen für „Jetzt passen alle mal auf“. Kaum hatten sich die Blicke ihm zugewandt, zeigte er auf Somika und machte eine Bewegung, als wolle er einen Pfeil abschießen. Somika verstand. Jetzt war es an ihr, Stella zu retten. Die war bereits am Wasser angelangt und eine der Polaru hatte schon den Arm um sie geschlungen. Somika stand auf, und schoss einen Feuerpfeil direkt an die Handaußenflächen des Wasserwesens. Die heulte vor Schmerz und lies Stella los. Nachdem auch die anderen drei befreit waren, stießen die Polaru demonstrativ Kampfschreie aus. Als sich Mardas Abgesandte vergewissert hatten, dass alle Ohren zu waren, stellten sie sich den Polaru in direktem Kampf gegenüber. Stella und ihre Freunde zogen es vor, an diesem Kampf lieber nicht teilzunehmen, sondern das Geschehen lieber aus sicherer Entfernung zu beobachten. Decka hatte gelernt, ihre Gedanken vor den Angriffen der Polaru so zu verschließen, so, dass sie mit ihrem Gesang nicht eindringen konnten. Jetzt sammelte sie ihre gesamte geistige Energie und richtete sie gegen ihre Gegner. Auch die anderen kämpften hart. Doch nach einer geraumen Zeit waren die fünf so geschwächt, dass sie in Gefahr gerieten, von den Polaru in den See gezogen zu werden. Rubina begriff die Situation als erste. Ohne auf die warnenden Blicke ihrer Kameraden zu achten, kletterte sie aus ihrem Versteck, ergriff die Hand ihrer Gegenspielerin Decka und vereinte so ihre geistigen Kräfte. Die erste Reihe Polaru wurde von der geistigen Energie der beiden zerfetzt. Schließlich kamen auch die anderen darauf, was dieser Leitsatz „Gemeinsam seid ihr stark“, bedeutete. Sie bildeten eine Angriffskette und schafften es schließlich zu zehnt, die singenden Polaru für immer zurück in den See zu bannen. Marla zauberte das Wachs aus den Ohren. Erschöpft sahen sie sich an. Ohne es zu merken, waren sie ein Team geworden. Ein Team, das noch so manchen erreichen würde. Kapitel 9: Der wahre Feind -------------------------- Akt 09: Der wahre Feind! Nachdem die Polaru erfolgreich gebannt wurden, lotste Decka ihre Kameraden aus dem Toten Wald. In den letzten sieben Jahren war ihr Orientierungssinn stark ausgeprägt und sie fand sich fast überall zurecht. Als sie endlich das Ende des Waldes erreicht hatten, kam für Tandonias Wächter der nächste große Schock: Auf der Wiese, die sich vor ihnen ausbreitete, lag das Mageti. Als es die Geräusche hörte, öffnete es seine gelben Augen und starrte die kleine Gruppe gelassen an. Stella hatte ihre unangenehmen Erfahrungen mit diesem gewaltigen wesen noch nicht vergessen. Deshalb bekam sie einen weiteren Schrecken, als sie sah, wie Tamada ohne mit der Wimper zu zucken auf das Ungeheuer zuging. „Sag mal, spinnst du?“, rief Solaris, der es nicht begreifen konnte, dass Helias gefürchtetes Ungeheuer sanft wie ein Schoßhündchen war und einfach jeden an sich heran ließ. „Mein Bedarf an Monstern ist für die nächsten dreihundert Jahre gedeckt“, meinte Rubina. Ihr klang immer noch der Gesang der Polaru in den Ohren. „Es wird noch schlimmer kommen. Das hier war richtig harmlos, als dass, was uns erwartet wenn wir gegen die Armee des dunklen Königs kämpfen“, sagte Harbo und stieg als erster auf das Mageti. „Moment mal. Was meinst du mit „gegen die Armee des dunklen Königs kämpfen“? Wer ist das jetzt schon wieder?“ Stella regte sich auf. Sie konnte es überhaupt nicht leiden, wenn jemand ihr etwas vorschrieb. „Das sagen wir euch später“, erklärte Somika und Tamada setzte hinzu: „Jetzt sollten wir erst mal von hier verschwinden. Die Polaru können jederzeit wieder aktiv werden. Steigt auf das Mageti. Es ist unter meiner Kontrolle und tut euch nichts“. So kletterten sie alle auf den Rücken des Ungeheuers, dass nach einem Peitschenknall von Tamada hoch in die Lüfte stieg. Als es Abend wurde, suchten sich die neuen Verbündeten einen sicheren Platz für die Nacht. Santos und Tamada waren für das Feuerholz verantwortlich, Solaris und Harbo für die Nahrung. Solaris kniete vor einem Pilz. „Kann man diesen Pilz essen?“, fragte er. „Wenn du tot umfallen willst, dann schon. Ansonsten würde ich es lassen“, gab Harbo schnippisch zurück. Solaris richtete sich auf. „ Wenn du wirklich alles besser weißt als ich, dann kümmere du dich doch um unser Essen“. „Und was wirst du tun? Beleidigte Leberwurst spielen?“ antwortete Harbo mit einem leicht gereiztem Unterton in der Stimme. „Ich werde dir einfach folgen und von dem ach so großen Harbo lernen“, meinte Solaris, der mit dem Verhalten seines neuen Kameraden überhaupt nicht einverstanden war. „Du wirst den Korb tragen“, erklärte Harbo bestimmt und ging voran. Solaris zog hinter seinem Rücken eine Grimasse, folgte aber, ohne ein Wort zu sagen. Er wusste, dass sie sich zusammenraufen mussten. Aber insgeheim dachte er: Wieso habe eigentlich immer nur ich Pech? Tamada und Santos hatten diese Probleme nicht. Sie verstanden sich auf Anhieb gut. „Kann es nicht sein, dass wir irgendwie miet einander verwandt sind?“, fragte Santos, den die Sache mit dem gleichen Geburtsmal sehr beschäftigte. Er wusste nicht, dass er mit dieser Vermutung schon sehr nahe dran war. Tamada bückte sich nach einem Ast. „Rein theoretisch ist alles möglich. Aber praktisch sieht die Sache wieder ganz anders aus“ „Du spielst auf die Tatsache an, dass ich in Mardas geboren bin, und du in Helia?“ „ Ja genau. Eigentlich ist das unmöglich. Wenn wir verwandt wären, müssten wir beide in einem Land geboren sein. Aber das sind wir nun mal nicht“ „Aber was bedeutet dann, dass wir das selbe Geburtsmal haben?“, fragte Santos nachdenklich. „Ich weiß es nicht“, antwortete Tamada betrübt. „Aber wir sagen den anderen erst mal nichts davon.“ Nacheinander kamen die vier zu den Mädchen zurück. Es wurde ein Lagerfeuer gemacht und alle versammelten sich. Alle bis auf Solaris. Der hatte sich abgesetzt und saß ganz allein in der Dunkelheit. „Solaris, kommst du? Es gibt Essen und außerdem erfahren wir jetzt, wer der dunkle König ist“. Stella versuchte Solaris dazu überreden, sich zu ihnen zu gesellen. Doch der antwortete kurz und knapp: „Lass mich einfach in Ruhe“ „Lass ihn schmollen. Das ist besser so. Keine Ahnung, welche Laus dem wieder über die Leber gelaufen ist“, meinte Rubina. Harbo fing an, Tandonias Wächter über ihren wahren Feind, den dunklen König aufzuklären: „ Der dunkle König ist der Herrscher von Mardas. Er ist grausam und bösartig. Er hat kein Herz und keine Gefühle. Sein Ziel ist es, Tandonia in die Hände zu bekommen und will mit ihrer Hilfe diese Welt unter werfen und am Ende zerstören.“ „Aber hattet ihr nicht das gleiche Ziel?“, fragte Melinda nachdenklich. „Nein. Unser Ziel war es niemals diese Welt zu zerstören“, erklärte Marla und Decka setze hinzu: „ Was wir wollten, war nur die alleinige Weltherrschaft. Von Zerstören war niemals die Rede. Das müsst ihr uns einfach glauben“. „Ich weiß nicht ob ich das so einfach kann“, meinte Stella. „ Ich weiß, nach allem was vorgefallen ist, fällt euch das sicher schwer. Aber wir werden alles tun, um diese Zweifel aus dem Weg zu räumen“, sagte Somika und Harbo setzte hinzu: „ Ich schlage vor, wir wählen einen Anführer. Jemand, der die Fähigkeit hat, unsere wirklich chaotische Gruppe zusammenzuhalten. „Hältst du das wirklich für notwendig?“, fragte Tamada nachdenklich. „ Ja und ich halte es für das Beste, wenn wir gleich anfangen“. „Ohne Solaris?“, fragte Stella, die sich die Reaktion von Solaris gut vorstellen konnte, wenn er erfuhr, dass ohne ihn etwas beschlossen wurde. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, meinte Harbo trocken. Mit gemischten Gefühlen wählten sie schließlich Harbo zum Anführer. „Und Solaris ist automatisch…, verdammt, jetzt fällt mir dieses blöde Wort nicht ein“ sagte Marla betrübt. Es war sowieso ein kleines Wunder, dass die Verständigung bis jetzt ohne Probleme abgelaufen war. „Was meinst du denn?“, fragte Tamada hilfsbereit. Er konnte Helias Sprache perfekt. Marla erklärte ihm schnell in der Sprache von Mardas welches Wort sie meinte. „Solaris ist automatisch Stellvertreter“, übersetze Tamada schließlich. „Na, der wird sich aber freuen“, meinte Stella fröhlich. Sie dachte, wenn Solaris erführ, dass er stellvertretender Anführer war, würde er aufhören zu schmollen und wieder normal werden. „Über was werde ich mich freuen?“, hörten sie plötzlich Solaris Stimme von hinten, die sehr ärgerlich klang. „Wir haben nur beschlossen, dass Harbo der Anführer ist“; erklärte Marla. Doch das wichtigste hatte sie vergessen zu erwähnen. „Solche wichtigen Sachen beschließt ihr einfach ohne mich?“ Solaris war enttäuscht und wenn es nach ihm ginge, wäre Harbo niemals Anführer geworden. „Jetzt hör erst mal zu“, versuchte Melinda ihn zu beruhigen. „Ich werde mich ihm nicht unterwerfen“ Solaris ging nicht auf Melinda ein. Es interessierte ihn nicht, dass etwas beschlossen wurde. Nein. Es interessierte ihn nur, dass etwas ohne ihn beschlossen wurde. „Davon war auch nie die Rede. Und wenn du zuhören würdest, dann wüsstest du dass…“, setzte Harbo an. „Du halt den Mund. Halt einfach den Mund. Und damit eines klar ist. Ich trau dir nicht einen Millimeter weit“, schrie Solaris wütend. Dann setzte er seine Freunde vor eine Entscheidung: „ Ich bleibe nicht mit denen da in einem Team. Ihr müsst euch entscheiden. Entweder die, oder ich!“ Kapitel 10: Der Weg zum Donnerschloß ------------------------------------ Akt 10: Der Weg zum Donnerschloß! „Aber Solaris, du weißt doch ganz genau, dass du uns nicht vor so eine Entscheidung stellen kannst“, sagte Stella verzweifelt. „Genau und außerdem war es deine Idee, dass wir uns mit ihnen verbünden sollen“ setzte Santos hinzu. „Das war ein Scherz. Und ich habe nur gesagt, wir fragen sie was „Vertraut auf die Zukunft in eurem Herzen“ bedeutet. Dieses Verbünden war eure Idee. Ich war dagegen von Anfang an. Also wie habt ihr euch entschieden?“ Melinda versuchte es noch einmal, Solaris zu beruhigen: „Das ist alles ein Missverständnis. Du hast da etwas völlig falsch verstanden“ „Ich sehe schon, ihr habt euch entschieden“ Ohne auf weitere Worte zu achten, drehte sich Solaris um und ging davon. „Du weißt doch ganz genau, dass wir dich brauchen, du Idiot“, rief ihm Stella hinterher. Somika legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte:“ Der wird sich schon wieder beruhigen. Komm Jetzt wir sollten aufbrechen“ „Aufbrechen? Wohin denn?“, fragte Rubina verwirrt. „Na zum Donnerschloß. Wir wollen gegen den dunklen König kämpfen. Schon vergessen?“, erinnerte sie Decka. „Ach ja, das hatten wir ja auch noch vor“, meinte Santos, der durch den Streit mit Solaris völlig durcheinander war. Wie sollen wir das bloß ohne ihn schaffen?, dachte er bei sich. So flogen die neun auf dem Mageti los. Bis zum Donnerschloß war es noch ein sehr weiter und gefahrvoller Weg. Solaris war einfach gerade aus gelaufen. Im war alles egal. Er wollte nur noch nach Hause. Nach zwei Tagen und Nächten erreichte er die Brücke des Schicksals, die seltsamerweise wieder aufgebaut war Er ging hinüber und diesmal schaffe er wes ohne Probleme. Ich lasse mich einfach nicht aufhalten, dachte er bei sich. Als er schließlich in Helia angekommen war, bekam er den größten Schreck seines Lebens. Alles war total erstört und etwas, das wie Nebel aussah, lag über dem Boden. Aber es war kein Nebel. Es war giftiges Gas. Feuer strömte aus der Erde und an manchen Stellen existierte schon gar kein Land mehr. Alles war ruhig und Solaris sah weder Menschen noch Tiere noch Pflanzen. Plötzlich bebte die Erde und Blitz und Donner fuhren herab. In dem schönen Land Helia war ein Chaos entstanden. Ein Chaos, in dem nichts und niemand überlebt hatte. Sollten Mardas Abgesandte am Ende Recht gehabt haben? Solaris merkte zum ersten Mal seit er seine Freunde verlassen hatte, wie einsam er war. Doch für eine Rückkehr war es zu spät. Während Solaris n Helia mit sich selbst beschäftigt war, flogen seine Freunde in Richtung Donnerschloß. Niemand sagte ein Wort. Doch schließlich brach Rubina das Schweigen: „Habt ihr euch eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie wir überhaupt in dieses Donnerschloß hineinkommen sollen?“ „Nicht direkt. Aber da fällt uns sicher noch was ein“, meinte Melinda. „ Wie wäre es mit dem Tor?“, fragte Stella missmutig. Sie vermisste Solaris. Alles andere war ihr im Moment egal. „ Das ist zu und außerdem gut bewacht. Und ich dachte mehr an eine Art Überraschungsangriff“, erklärte Somika. „ Apropos Überraschungsangriff- seht doch mal da!“ Rubina zeigte nach vorne. Vor ihnen tauchten plötzlich wie aus dem Nichts drei große schwarze Drachen auf, die ihnen den Weg blockierten. „Okay. Der will sich wohl unbedingt mit uns anlegen“, kommentiere Harbo. Das Mageti bäumte sich auf und fing an Feuer zu speien. Doch die Drachen sahen gelangweilt zu. Somika schoss einen Feuerpfeil ab. Es begann ein harter und langer Luftkampf. Nach einiger Zeit waren sie umringt von schwarzen Drachen, die als die gefährlichsten ihrer Art galten. Das Mageti war erschöpft und seine Kraft war zu schwach gegenüber seinen Gegnern, die so stark in der Überzahl waren. Einer der zehn Drachen spie Feuer und verbrannte einen Flügel des Mageti. Dieses brüllte laut vor Schmerz, bäumte sich auf, konnte die Balance nicht mehr halten und stürzte ab. Sie landeten direkt auf den gefürchteten Dunklen Ebenen. Hier herrschte nichts als Dunkelheit. Solaris war währenddessen voller schrecken in die Provinz gekommen, in der er aufgewachsen war. Hier sah es genauso aus, wie überall in Helia. Plötzlich tauchte eine vermummte Gestalt vor ihm auf. Solaris schrie vor Schreck und wollte davonrennen. Doch die Person packte ihn bei den Schultern. Solaris erkannte nicht, um wen es sich handelte. Er wehrte sich heftig, in dem Glauben, einen Feind vor sich zu haben doch plötzlich sagte die Gestalt: „Mein Gott, Junge. Was rennst du hier draußen rum und das ohne Schutz? Komm mit mir mit. Ich bring dich in Sicherheit.“ Solaris wunderte sich. Er hatte doch angenommen, dass alle Menschen verschwunden waren. Der Mann brachte ihn in den Schutzkeller, in dem die Menschen aus seiner Provinz alle untergebracht waren. „Jetzt such mal deine Familie“, sagte der Man und verschwand wieder, noch bevor Solaris sich bedanken konnte. Er wanderte umher um jemanden zu finden, den er kannte, aber alle Gesichter waren blass und er konnte niemanden erkennen. „Das ist also aus unserem schönen Land geworden. Und wer ist daran schuld? Der dunkle König“; dachte er bei sich. Ein kleines Mädchen spielte mit Steinen. Neben ihr war noch etwas Platz. „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich hier hinsetze?“, fragte Solaris. Das Mädchen hob den Kopf, und rückte ein Stück zur Seite. „Danke“ Solaris wunderte sich. Irgendwoher kannte er dieses Mädchen. „Sag mal, wie heißt du?“, fragte er. Die kleine sah ihn nur wieder an, gab aber keine Antwort. Wie unhöflich, dachte Solaris bei sich und setzte sich neben das Mädchen und sah ihr beim Spielen zu. Er überlegte, woher er dieses Gesicht kannte. „Karla. Komm jetzt. Es ist Zeit für deine Medizin“, rief eine Stimme. Das Mädchen sprang auf und lief in die Arme eines Mannes, der offenbar ihr Vater war. Sie zeigte auf Solaris. Der fragte schließlich: „Warum antwortet ihre Tochter nicht? Kann sie nicht sprechen?“ „Karla hat ihre Stimme verloren. Die blaue Pest hat sie ihr genommen. Kommst du von draußen?“, fragte der Mann. „Ja, ich bin gerade eben erst hier angekommen!“, antwortete Solaris. „Weist du vielleicht etwas von meiner anderen Tochter Stella?“ Das Mageti brüllte vor Schmerzen. Die schwarzen Drachen hatten ihm ziemlich zugesetzt. Es schien richtig unter den Schmerzen zu leiden. „Wir sollten es vielleicht erlösen“, meinte Rubina, die die schmerzhaften Schreie nur wieder an ihre eigene Vergangenheit erinnerten. Sie konnte die Gesichter ihrer Freunde nicht sehen aber niemand wollte ihren Begleiter einfach so töten. Es hatte ihren immerhin treue Dienste erwiesen und war ein richtiger Freund geworden. Marla zauberte eine Fackel, denn auf den dunklen Ebenen gab es nichts. Absolut nichts. Nur eine große dunkle breite Fläche. Jetzt im Schein der Fackel sah die Situation schon ganz anders aus. „Du hast doch Heilkräfte, Rubina. Versuch doch mal es zu heilen“, meinte Decka. „An so etwas großem hab ich meine Kräfte noch nie ausprobiert“, sagte Rubina betrübt. „ Ich denke, wir lassen es hier. Unser Hauptziel muss es bleiben, den dunklen König zu besiegen. Es schmerzt mich zwar auch sehr, aber was sein muss, muss nun mal sein!“ Schweren Herzens ließen die neun das Wesen in der Dunkelheit zurück. Marla und Melinda zauberten für jeden eine Fackel. „Lasst bloß die Feuer nicht ausgehen“, ermahnte Harbo. Die neun Fackeln warfen einen hellen Schein in die immer schwärzer werdende Dunkelheit. Unheimliche Geräusche durchbrachen diese Stille. Schrei, die nichts Natürliches mehr an sich hatten. Zum Glück muss Solaris das hier nicht miterleben, dachte Stella bei sich. Die Dunkelheit jagte ihr Angst ein. Den anderen gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Plötzlich ging die Fackel von Marla aus. Vor Schreck ließ das Mädchen den Stiel fallen, der laut auf den Boden fiel. Marla erstarrte vor Angst. Es schien, als wollte eine dunkle Hand nach ihr greifen und sie in die ewige Verdammnis ziehen. Marla schrie laut auf, als sie plötzlich zu Boden gerissen und über die Ebenen gezogen wurde. „Los mach ein Feuer“, schrie Harbo aufgeregt. „Flammen ihr, so hell und klar, löscht diese Dunkelheit, für immer dar“, rief Melinda und ein riesiges Feuer erhellte die dunklen Ebenen. Die Schatten wichen und Marla war gerettet. Stella? Ja die kenn ich. Es geht ihr gut. Denke ich“, antwortete Solaris. Jetzt wusste er auch, woher er das Gesicht des kleinen Mädchens kannte. „Bist du auch einer von Tandonias Wächtern?“, fragte Stellas Vater weiter. „Ja. Mein Name ist Solaris. Ich bin der Wächter der Ehrlichkeit“ „Wieso bist du dann nicht bei den anderen?“, fragte Karla. Ihr fiel das Sprechen sehr schwer. „Karla, mein Schatz, über anstrenge nicht!“, ermahnte der Vater. Solaris Blick schweifte über das Lager. Soviel Leid hatte er noch nie auf einmal gesehen. Und plötzlich wurde es ihm klar: „Mein Gott, was bin ich doch für ein Idiot! Ich bin doch wirklich das Letzte!“, Was ist denn jetzt los. He, du sollst doch nicht rausgehen!“, rief ihm Stellas Vater hinterher. Solaris war schon fast an der Tür des Schutzkellers. „Ich habe meine Aufgabe vernachlässigt. Ich war egoistisch. Aber das ist vorbei. Jetzt sehe ich endlich klar!“ „Könnest du meiner Tochter etwas ausrichten?“, fragte der Vater noch. „Klar, was ist es?“ „Sag, ihr, dass ihre Mutter gestorben ist und ihre Schwester ebenfalls an derselben Krankheit leidet“ Solaris erstarrte. Er kannte Stella und diese Nachricht würde ihr bestimmt einen großen Schock versetzen. So verließ er den unterirdischen Schutzkeller und machte sich auf den Weg zurück nach Mardas. Es vergingen einige Tage, bis er die dunklen Ebenen erreicht hatte. Da er keine Magierrinnen bei sich hatte, musste sich Solaris seinen Weg durch die Dunkelheit selbst suchen. Er sang laut vor sich hin um die unheimlichen Geräusche zu übertönen. Seine Augen hatten sich gerade an die Dunkelheit gewöhnt, als er ein Geräusch hörte, dass sich wie ein Mix aus dem quieken eines Schweins und dem jaulen eines Hundewelpen anhörte. Er war zu der Stelle gekommen, an dem seine Kameraden das verletzte Mageti zurückgelassen hatten Solaris erkannte, dass es tot war. Hoffentlich ist den anderen nichts passiert, dachte er bei sich. Da war wieder das Geräusch. Solaris sah sich um und entdeckte ein junges Mageti, das ihn über den toten Körper seiner Mutter hinweg ansah. Es war erst wenige Tage alt. Solaris ging zu dem kleinen hin, das genauso groß war wie er selbst, und streichelte es nachdenklich. Das kleine rieb seinen Kopf an seiner Schulter. „Hast schon Recht. Komm mit mein kleines. Lass uns von hier verschwinden“ Das Mageti hatte die Fähigkeit im Dunkeln perfekt zu sehen und die Feinde zu vertreiben, die dort lauerten. Solaris war froh nicht mehr allein zu sein, obwohl das junge manchmal nicht die richtige Gesellschaft war. Mal benahm es sich seinem Alter entsprechend kindisch und wollte unbedingt verstecken spielen. Dann war es wieder erwachsen und verteidige Solaris gegen die Feinde der Dunkelheit. „Du bist wirklich schlimm“, tadelte er das kleine Ungeheuer, dass mehrere tausend Jahre alt werden konnte und zu den gefüchrtesten Wesen überhaupt zählte. Das kleine stupste ihn mit seinem Drachenkopf so kräftig an, das Solaris das Gleichgewicht verlor und auf dem Hosenboden landete. Solaris musste lachen. Als er sich wieder aufrichtete, sah er hinten am Horizont den Schein eines Feuers, „Komm schon mit, Schlingel. Da hinten sind vielleicht die anderen. Wer als erstes da ist“, rief er und rannte los. Das Mageti quietschte einmal kurz, dass spannte es seine kleinen Flügel aus und flog davon. „Hey, das ist unfair!“, lachte Solaris, packte aber die Krallen, die noch nicht so scharf waren und flogen dem Feuerschein entgegen. Er hatte Recht. Die anderen waren stundenlang in der Dunkelheit herumgewandert und hatten schließlich Rast an einem Lagerfeuer gemacht. Sie beratschlagten gerade, wie genau denn nun sie in das Schloss hineinkommen wollten. Es kamen allerhand komische Vorschläge, die allerdings nicht so leicht in die Tat umzusetzen waren. „Lasst euch mal was gescheites einfallen“, maulte Stella. Sie war müde und absolut lustlos. „Du bist doch diejenige, der der ganze Unsinn einfällt“, spottete Tamada. „Wir brauchen wirklich einen vernünftigen Vorschlag“, sagte Rubina. „Wenn doch nur Solaris hier wäre“, meine Melinda und Santos setzte hinzu: „Ja, dem würde sicher etwas einfallen“. Kaum hatte Santos diese Worte gesprochen, machte das junge Mageti eine heftige Bewegung. Solaris konnte sich nicht mehr halten und stürzte mitten in den Kreis seiner verdutzten Freunde. „Das war aber nicht nett“, schimpfte Solaris, richtete sich auf und sah direkt in Rubinas erstauntes Gesicht. „Wenn man vom Teufel spricht“, spottete sie und Stella setzte hinzu: „Dann kommt er“ Solaris machte ein niedergeschlagenes Gesicht. „Tut mir leid. Ich war total egoistisch und habe jetzt eingesehen, dass ich ein Idiot bin. Könnt ihr mir noch mal verzeihen?“, fragte er beschämt. Stella fiel Solaris um den Hals. Sie war froh, dass er wieder da war. „Ich muss mich entschuldigen. Ich habe dir eine falsche Information gegeben Was ich eigentlich sagen wollte, war, dass du auch Anführer bist. Genau so wie Harbo“, sagte Marla entschuldigend. „Ist schon gut. Ich war an dem Tag schlecht drauf und hab meine schlechte Laune an euch ausgelassen. Es war nicht deine Schuld“. Schließlich wanderten sie weiter. Das junge Mageti bekam den Namen Mana, was soviel wie unendliche Stärke bedeutete und wurde voll in die Gruppe integriert. Solaris war vor lauter Wiedersehensfreude so vergesslich, dass er es versäumte, Stella die Nachricht von ihrem Vater zu über bringen. Schließlich sahen sie wieder Licht. Es herrschte helle Freude als die Gruppe wieder unter der Sonne war. Mana quiekte laut und freute sich des Lebens. „Jetzt ist es nicht mehr weit“, meinte Harbo. Nach zwei Tagen Wanderung sahen sei schon die gewaltigen Burgmauern. „Jetzt wird es langsam ernst““, meinte Somika und mit gemischten Gefühlen betrachteten alle das gewaltige Schloss. Kapitel 11: ------------ Akt 11: Wir geben nicht auf! „Und wie kommen wir jetzt da rein?“, fragte Solaris. „Ich dachte, das könntest du uns sagen“, neckte Melinda freundschaftlich. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wieso verlangen eigentlich immer alle von mir, dass ich die guten Ideen habe? „ Vielleicht könnten wir euch als Geiseln nehmen“, schlug Tamada vor. „Blöder Vorschlag. Er weiß sich er schon, dass wir eine Rebellion planen“, meine Harbo. Nach langer Zeit des Schweigens und des Überlegung platzte plötzlich Marla mit ihrem Vorschlag heraus. „Es gibt einen Weg, von dem er uns nicht beobachten kann“ „Und der währe?“, fragte Melinda neugierig?“ „Ich habe bis jetzt geschwiegen, weil ich dachte, ihr wüsstet einen besseren Weg“, wich Marla der Frage aus. „Jetzt spann uns nicht auf die Folter“, meinte Stella ungeduldig. „Na gut. Den weg den ich meine, führt durch die Schlucht der Toten. Am Ende befindet sich der Eingang zu den Kerkern. Die Tür dort ist meistens offen“. „Wieso heißt diese Schlucht Schlucht der Toten?“, fragte Santos. „Weil er dunkle König dort die Leichen der gestorbenen Gefangenen entsorgen lässt. Deshalb. Ober willst du eine genauere Schilderung?“, erklärte Tamada. Rubina schüttelte sich. „Nein danke. Ich kann mir den Rest sehr gut alleine vorstellen“. Mana, die bis jetzt geschlafen hatte, wachte auf und quiekte leise. „Nehmen wir sie mit?“, fragte Solaris, ging auf die kleine zu, streichelte sie und setzte hinzu: „Ich werde sie nicht hier allein zurücklassen. Sie hat doch niemanden mehr, außer mir. Das können wir doch nicht machen!“ „Wir müssen sie hier lassen. Sie ist noch zu jung und außerdem ist sie die Letzte ihrer Art“, meinte Harbo. „Ich lasse sie nicht hier“, wiederholte Solaris, und schlang die Arme um Manas Hals. Er hatte zu der kleinen eine ganz besondere Bindung und sie hier zurückzulassen, erschien ihm wie Verrat. „Sei vernünftig. Du kannst auch mit einem zehn Tage alten Menschenkind nicht in den Krieg ziehen. Das ist genau das gleiche. Sie würde uns nur aufhalten.“ Solaris merkte wie ihm die Tränen kamen. Mana stupste ihn leicht an und flattere leicht mit den Flügeln. Sie war nicht dumm und merkte, dass es bei dieser Diskussion um sie ging. Wie, um ihre Meinung zu vertreten, löste sie sich aus Solaris Umarmung, flog ein Stück weg, stellte sich auf ihre kräftigen Hinterbeine, fing an Feuer zu speien und zu kreischen. „Was hat sie denn jetzt?“, wunderte sich Melinda „Ich glaube, sie will nicht weg von uns“, vermutete Decka. „Aber sie kann uns doch unmöglich verstanden haben“, meinte Marla. „Offenbar schon“, sagte Harbo. Solaris ballte die Hand zur Faust. Er hatte einen Entschluss gefasst. Was sein musste, musste nun einmal sein. „Hör auf Mana. Was fällt dir ein, dich so kindisch aufzuführen? Sei still und hör mir zu, wenn ich mit dir rede“, befahl er streng und hoffte, wie sein Vater zu klingen wenn der seine Schwestern wieder einmal zur Rede stellte. Seine Freunde erkannten aber dass Zittern in seiner Stimme und alle wussten, wie schwer es Solaris fiel, Mana einfach so davonzujagen. Mana hörte mit ihrem Theater auf, und blickte Solaris treu aus ihren grün funkelnden Drachenaugen an. Der senkte den Kopf. „Verschwinde“ Mana kam auf ihn zu, jaulte leise und stupste ihn, doch Solaris schrie sie an: „Verschwinde hab ich gesagt. Du bist uns nur eine Last am Bein. Such dir jemand anderen, dem du zur Last fallen kannst. Wir können dich nicht gebrauchen. Ja, du hast mich schon richtig verstanden. Ich kann deine Visage nicht mehr sehen. Hau einfach ab, du kleine Nervensäge“. Mana wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Doch die gespielt strengen Gesichter der anderen zeigten ihr, dass es offensichtlich ernst gemeint war. Schließlich fand sie sich damit ab, stupste Solaris noch einmal kurz an, quietschte noch einmal traurig zum Abschied und flog dann davon. Solaris sah ihr nach, bis sie seinen Blicken entschwunden war. „Komm jetzt. Wir müssen los“, meinte Stella sanft und zog ihn an der Hand weg. „Sie wird es irgendwann verstehen“, tröstete auch Santos. „Sie hätte diesen Kampf nicht überlebt. Du hast dafür das Überleben ihrer Art gesichert“, sagte Harbo. Solaris registrierte die tröstenden Worte seiner Freunde kaum. „Ich hätte vielleicht nicht so gemein sein sollen“, dachte er bei sich. So gingen sie los. Bis zur Schlucht der Toten waren es nur noch wenige Kilometer. „Ab jetzt musst du uns führen, Marla. Du kennst dich hier von uns allen am besten aus“, meinte Somika. Marla nickte und führte ihre Freunde zu einem riesigen Gebirge, durch das eine dunkle und geheimnisvolle Schlucht führte. Wieder einmal wurden Fackeln herbeigezaubert und im hellen Schein des Feuers traten die zehn die vorletzte Etappe ihrer großen Reise an. Die letzte stand ihnen noch bevor. Aber bis sie diese letzte Etappe erreicht hatten, stand ihnen noch ein weiter und gefährlicher Weg bevor. Der dunkle König beobachtete das Geschehen in einem seiner vielen Spiegel. Er hatte Vorkehrungen dafür getroffen, für den Fall, dass die Abtrünnigen durch das Haupttor eindringen würden. Dass sie das sie den Weg durch die Schlucht der Toten wählen würden, hatte selbst der mächtige Herrscher nicht vorhersehen können. Jetzt hieß es schnell handeln. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass die Rebellen in sein Schloss eindrangen. Er schmiedete einen Plan, den niemand so leicht durchschauen konnte. Einen Plan, der alles bisher gewesene in den Schatten stellte. Langsam und vorsichtig betraten die zehn die Schlucht. „Seht lieber nicht nach unten“, ermahnte Marla. Es knirschte unter ihren Füßen. „Was ist das?“, fragte Rubina ängstlich. „Skelette“, antwortete Somika trocken und leuchtete zur Demonstration an die Wand der Schlucht. Dort hingen die Skelette wie nasse Wäsche an der Wäscheleine. Stella schrie vor Schreck auf. Es hallte in der Schlucht und kam tausendfach als Echo zurück. Harbo hielt ihr schnell den Mund zu. Sie standen still, bis das Echo verhallt war. „Absolute Ruhe jetzt“, ermahnte Marla. „Wir wollen doch die Toten nicht aufwecken“, setzte Tamada hinzu. „Das ist ein Scherz, oder?“, fragte Solaris. „Warum, glaubst du, heißt diese Schlucht „Schlucht der Toten?“, fragte Decka. „Eigentlich sollten wir ja keine Angst vor Geistern haben“, meinte Melinda nervös. „Es gibt zwei Arten von Geistern Die einen sind nicht furchteinflößend, die anderen schon. Vor allem Rachegeister. Denen solle man besser nicht über den Weg laufen“, erklärte Marla leise. „Was sind Rachegeister?“, fragte Rubina und sah sich ängstlich um. „Wie soll man das jetzt am blödesten erklären?“, fing Decka an. Tamada unterstütze sie mit ihrer Erklärung: „Rachegeister. Das sind die Geister von Menschen, die unter den Qualen des Dunklen Königs brutal gefoltert wurden und schließlich gestorben sind. Oder solche, die verhungert sind. Ach, es gibt so viele Möglichkeiten“ „Jedenfalls sind sie auf Rache aus.“, erklärte Harbo. „Kurz gesagt: Sie lassen ihre Rachegelüste an jedem aus, der ihnen über den Weg läuft. Wir müssen äußerst vorsichtig sein. Hier in der Schlucht gibt es hunderte von denen“, setzte Somika der Erklärung ein Ende. Plötzlich ertönten unheimliche Geräusche. Es klang wie das Zusammenschlagen von Schwertern und Kettengerassel. „Ich habe es geahnt. Los, macht die Fackeln aus. Schnell!“, zischte Marla. „Warum sollen wir die Fackeln ausmachen?“, fragte Solaris überflüssiger Weise. Das Gelächter kam immer näher. Harbo gab Solaris einen leichten schlag auf den Hinterkopf „Jetzt mach schon, was sie sagt. Sie wird schon wissen, was sie tut“ Alle löschten die Fackeln und warteten mit klopfendem Herzen auf das, was geschehen würde. Aber musste man bei Geistern nicht das Licht anlassen? Stella kam es wie eine Ewigkeit vor. Das Kettengerassel wurde inzwischen von einem durchdringen Singen übertönt. „Was ist das denn?“, fragte Melinda ihre Partnerin. Die stand still und lauschte. Der „Sänger“ wiederholte eine Zeile immer und immer: „Ich will für immer leben“ „Sir Henry?“, unterbrach Marla den Singsang. Kaum hatte sie diesen Namen ausgesprochen, erschien vor ihnen ein Geist mit Ritterrüstung, Schild, Schwert und Ketten an den Beinen. Er sah sich etwas verwirrt und fragte „Wer wagt es, den großen Sir Henry bei seinen Minnegesängen zu stören? Dem jenigen würde ich raten, schnellstens das weite zu suchen“ Dann entdeckte er Marla. „Na da schau an. Die kleine Marla. Als ich euch das letzte Mal sah, wart ihr noch nicht so groß. Ihr seid das Ebenbild eurer Mutter. Ich könnte ewig weiterschwärmen“ Marla rollte mit den Augen. Dass Sir Henry auch immer ihre Mutter erwähnen musste. Sie selbst wollte jedenfalls nicht mit ihr verglichen werden, da ihre eigene Mutter sie vor zehn Jahren an den Dunklen König verkauft hatte, weil sie sich vor den Kräften ihrer Tochter geängstigt hatte. „Was heißt letztes Mal? Warst du schon öfters hier?“, fragte Harbo. Marla reagierte nicht auf diese Worte sondern sie hatte sich gerade einen Plan ausgedacht. Vielleicht könnte ihnen ja Sir Henry bei ihrem Vorhaben helfen. Sie wandte sich an den Geist: „ Sir Henry. Ich …. Nein Wir, hätten ein Anliegen an euch. Könntet ihr uns zu den Kerkern führen? Wir müssen in das Donnerschloß hinein“ „Warum gehst du nicht einfach durch das Tor?“, fragte Sir Henry verwundert. „Der ist genauso intelligent wie ich“, flüsterte Stella Solaris zu. Der antwortete nicht, sondern beobachtete das Geschehen. Marla versuchte, dem Geist ihr Anliegen klarzumachen: „Ihr versteht das nicht, Sir Henry. Wir wollen gegen den dunklen König kämpfen. Da können wir doch nicht einfach durch das Haupttor spazieren“. Sir Henry sah sie verwundert an. Dann musste er laut loslachen. „Ihr? Ihr zehn kleinen Kinder? Das ich nicht lache. Ihr solltet auf mich hören und das erfahrenen Rittern überlassen. Das ist unmöglich. Ihr schafft das niemals. Das ist reiner Selbstmord. Ihr Narren!“ Sir Henry verschwand. Er hatte genau das ausgesprochen, woran alle insgeheim dachten. Langsam wurden die ersten Zweifel wach. „Lasst uns gehen. Hört nicht auf sein dummes Gerede“, durchbrach Marla das Schweigen. Lange wanderten sie durch die Schlucht. Zu groß waren ihre Ängste auf einen echten Rachegeist zu treffen. Am Ende der Schlucht traf sie ein weiterer Schreck: Sie waren in einer Sackgasse gelandet. Ab hier war der Weg versperrt. „Geniale Sache“, kommentierte Solaris. „Könntest du bitte mal deine Kommentare lassen? Ich versuche, mich erinnern, wo wir hinmüssen“, fauchte Marla zurück. Sir Henry war währenddessen beim Dunklen König. Er hatte Bericht er stattet, dass die Rebellen schon ziemlich weit vorgedrungen waren. „Nein, sind diese Kinder leichtgläubig. Die vertrauen doch wirklich jedem, der sie nur mal hübsch anlacht“, spottete Sir Henry. „Klappe halten“, fauchte der Dunkle König. Eine Schwarze Gestalt stand vor ihm. „Du und deine dunklen Ritter werden sich jetzt mal um unsere Freunde kümmern. Es ist doch unhöflich, wenn wir sie nicht gebührend empfangen“. Die Gestalt verbeugte sich und verließ den Saal. „Woher kennst du diesen Geist eigentlich?“, fragte Somika neugierig. „Das ist doch nicht so wichtig. Jetzt sollten wir uns darum kümmern, wie wir diese Schlucht am schnellsten hinter uns lassen. Mir wird es hier nämlich langsam unheimlich“, wich Marla der Frage aus. Sie konnte es gar nicht leiden, wenn man zu tief in ihrer Vergangenheit bohrte. „ Ich wette, der Typ ist so was, wie ihr heimlicher Liebhaber gewesen und der dunkle König hat es mit bekommen und weil er Marla für seine Zwecke benutzen wollte, hat er ihn umgebracht und es wie einen Unfall aussehen lassen“, feixte Solaris. „Du hast doch einen Schlag. Ich wette, da steckt etwas anderes dahinter“, meinte Santos. Plötzlich hörten sie dunkle Geräusche. Es hörte sich an, wie tausend Soldaten, die im Gleichschritt marschierten. „Oh nein, die dunkle Armee“, schrie Somika auf. „Die was?“, fragte Stella verwirrt. „Wir haben euch nur einen Grund gesagt, warum diese Schlucht „Schlucht der Toten heißt. Der andere Grund ist die Dunkle Armee des Königs. Wer denen begegnet, der ist so gut wie tot“, erklärte Decka hastig. „Dann sollten wir verschwinden. Ich denke nicht, dass die gekommen sind, um den roten Teppich für uns auszurollen“, kommentierte Solaris die Situation. „Und wie stellst du dir das vor? Hinter uns ist der Fluchtweg versperrt und vor uns ist die feindliche Armee. Die Lage ist aussichtslos. Das hier ist ein Hexenkessel. Geben wir auf. Wir haben verloren“. Rubina traten die Tränen in die Augen. Sie hatte innerlich schon längst aufgegeben. Decka ballte die Hand zur Faust. Sie teilte absolut nicht Rubinas Meinung. Klar, die Situation schien aussichtslos. Aber so schnell würde sie nicht aufgeben. Das hatte sie sich geschworen. Irgendwo gab es immer eine Lösung. Mit diesen Gedanken gab Decka ihrer Partnerin eine kräftige Ohrfeige. „Sag mal, spinnst du jetzt ganz? Wir geben nicht auf. Aufgeben können wir, wenn wir tot sind. Aber nicht so lange, wie wir gesunden Verstand, Durchhaltevermögen und Kraft haben um gegen unsere Feinde zu kämpfen. Denn wir sind schlauer als die. Wenn wir jetzt nicht handeln, ist es z spät für diese Welt. Jetzt geht es um alles. Du bist feige, wenn du aufgibst. Absolut feige“ Rubina liefen die Tränen über die Wange. „Dann bin ich eben ein Feigling. Ich habe nie darum gebeten, eine von Tandonias Wächtern zu werden. Mir ist zurzeit echt alles egal. Ich möchte hier und jetzt sterben. Hier und jetzt“. Niemand wusste darauf etwas zu erwidern. Marla legte ihr den Arm um die Schultern. „Es wird alles gut gehen. Wir müssen einfach nur zusammenhalten. Aber wir brauchen dich. Du kannst uns jetzt nicht so einfach wegsterben“. Rubina nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie wusste, ihre Freunde machten genau dasselbe durch wie sie. Aber genau das machte es ja gerade so schwer. Die dunkle Armee war näher gekommen. Jetzt standen sie direkt vor ihnen. Zehn zu einhundertfünfzig. Wie ungerecht. Der Hexenkessel, von dem Rubina gesprochen hatte, war geschlossen worden. Jetzt gab es für sie und ihre Freunde nur noch die Möglichkeit, sich dem übermächtigen Feind in direktem Kampf gegenüberzustellen. Würden sie es schaffen? Harbo zog sein Schwert: „Jetzt oder nie. Wir haben nur diese eine Möglichkeit“ Der Kampf begann. Jeder gab sein Bestes. Und das, obwohl jeder wusste, wie aussichtslos die Lage war. Alle hofften, nur noch ein kleines bisschen Zeit mehr herausschlagen zu können. Denn Zeit, die brauchten sie. Aber die Armee war übermächtig. Sie wurden zurückgedrängt, denn irgendwie schienen diese grausamen dunklen Soldaten gegen Magie aller Art immun zu sein. Die Schutzschilder, die Tandonias Wächter gespannt hatten, nützten nichts gegen diese dunklen geistigen Energien. Schließlich standen sie mit de Rücken zur Schlucht. Es gab keinen Ausweg mehr. „Na ja. Dann haben wir wenigstens keine Probleme mehr. Hauptsache, die machen es kurz und schmerzlos und lassen und danach unsere Ruhe“, versuchte Solaris zu scherzen. Doch es funktionierte nicht so, wie er es erhofft hatte. Niemand lachte. Die Soldaten standen im Halbkreis um sei her um. Einer hatte eine Fackel in der Hand. „Na klasse, jetzt wollen die aus uns auch noch Räucherfisch machen. Ich hoffe mal, die würzen uns gescheit. Ansonsten liegen wir ihnen ziemlich schwer im Magen“. Solaris Scherze gingen in der allgemeinen Angst unter. Der Feuerkreis war gelegt, und die Soldaten zogen sich zurück. Langsam aber sicher kam das Feuer auf sie zu. Niemand konnte fliehen, da sie alle starr vor Angst waren. War das hier jetzt das endgültige Ende, noch bevor es überhaupt angefangen hatte? Kapitel 12: Fona de masta el skarlat ------------------------------------ Akt 12: Fona de masta el skarlat! Jetzt ist alles aus, dachte Stella. Verbrennen ist sicher der grausamste Tod, den es gibt, meinte Solaris. Aber eigentlich haben wir das doch gar nicht verdient. Wir sollten als Helden verehrt werden, mischte sich Melinda ein. Das ist mal wieder typisch du. Wir sterben und du denkst nur daran, wie du zu Ruhm und Ehre gelangen kannst, meckerte Santos. Von dieser gedanklichen Unterhaltung bekamen Mardas Abgesandte nichts mit. Aber auch sie hatten mit der Situation abgeschlossen. Jetzt konnte ihnen entweder ein Überraschungsverbündeter oder ein Wunder helfen. Aber wer glaubte schon an Wunder? Das Feuer kam immer näher und die Hitze wurde unerträglich. „Ich glaube, jetzt bekommst du doch noch denen Willen, Rubina“, meinte Decka. „Aber jetzt sterben wir wenigstens alle. Hoffen wir mal, dass es für uns auch Nachfolger gibt“, feixte Solaris . „Du spinnst ja. Kannst du auch mal etwas ernst nehmen?“, schimpfte Marla. Doch auch sie hoffte auf ein kleines Wunder. „Ich frage mich, wieso das überhaupt so lange dauert“, meinte Tamada. „Sie wollen uns so richtig leiden lasen. Zu dumm, dass wir diese Flammen nicht einfach wegzaubern können“, sagte Melinda. Plötzlich schien der Boden unter ihren Füßen aufzugehen. Sie fielen endlos in die Tiefe. „Vorsicht, die Landung könnte hart sein“, hörten sie plötzlich eine bekannte Stimme. Doch die gut gemeinte Warnung kam zu spät. Sie waren bereits alle hart auf den Boden aufgeschlagen. Marla richtete sich auf. Ihr tat alles weh. Vor ihr schwebte voller guter Laune der Geist von Sir Henry. „Kommt schon, ich helfe euch. Aber wir müssen jetzt äußerst vorsichtig sein“, sagte er und schwebte davon „Warte mal, Marla,. Ich trau ihm nicht. Und du solltest das auch nicht tun“, versuchte Melinda sie zu warnen, doch Marla nahm ihre Hand von der Schulter, schüttelte den Kopf und folgte dem Geist ohne ein Wort zu verlieren. „Was hat die denn jetzt?“, wunderte sich Solaris. Auch er hegte leichte Zweifel an der Ehrlichkeit von Sir Henry. Und er, als Wächter der Ehrlichkeit musste ja so was im Gespür haben. Irgendetwas stimmt da nicht, dachte auch Stella. Mit den verschiedensten Gedanken im Kopf, folgten die neun Marla und dem Geist. Es war dunkel und Wasser tropfte von der Decke. „Wo genau sind wir hier eigentlich?“, fragte Santos nach geraumer Zeit. „Weit unter den Kerkern“, antwortete Tamada. „Ich dacht, wir wollten durch die Kerker in das Schloss“, meinte Melinda nachdenklich. „Das war ursprünglich geplant. Aber jetzt sieht die Sache anders aus“, erklärte Somika. „Würdet ihr mal eure Schnäbel halten? Das hier soll doch eine Invasion werden und kein Kindergarten -ausflug. Muss ich euch erst beibringen, wie man sich bei einem Kreuzzug zu benehmen hat? Schreckliche Laien!“, tadelte mit einem Mal Sir Henry, der sich selbst für den besten Kreuzritter aller Zeiten hielt. „Halt doch den Mund“, fauchte Stella. Sie traute diesem Geist nicht über den Weg und konnte oder wollte nicht verstehen, wieso Marla so besessen darauf war, ihm nachzufolgen. „Das hier geht noch gewaltig schief. Dieser Typ ist nicht ehrlich zu uns“, meinte Solaris in Gedanken zu Stella. „Du vertraust ihm also auch nicht?“, antwortete sie auf die gleiche Art und war froh, dass überhaupt jemand ihre Meinung teilte. „Irgendwas stimm hier nicht. Da geb ich euch Recht“, mischte sich Rubina ein. „Und wenn wir uns einfach absetzen?“, fragte Melinda. „Das können wir nicht bringen. Wir sind jetzt schon so weit gekommen. Ich vertrau dem Typen genauso wenig wie ihr“, sagte Santos. „He, nicht zurückbleiben. Oder wollt ihr von den Monstern gefressen werden?“, störte Sir Henry ihre gedankliche Unterhaltung. Solaris setze eine ernste Mine auf und ging einfach durch ihn hindurch, drehte sich um und sagte: „Von dir lassen wir uns gar nichts sagen“ „ Wer wollte denn unbedingt in das Schloss hinein? Das wart ja wohl ihr“, meckerte Sir Henry beleidigt. Sie gingen weiter. Die Dunkelheit war erschreckend. Sie befanden sich tief unter der Erde. „Ich frage mich, wie lange wir noch hier unten sein müssen“, meinte Somika nachdenklich. „Und vor allem, wie wir dann trotzdem in das Schloss kommen wollen. Wir sind doch weit unter den Kerkern“, ergänzte Tamada ihre Überlegung. Decka hatte währen der letzen Stunden geschwiegen und war ihren eigenen Gedanken nachgehangen. Für sie war dieses ganze Spiel eine Sache, in die sie sich lieber nicht eingemischt hätte. Ihr wurde immer und immer mehr bewusst, dass es ein großer Fehler war. Hatte sie noch vor kurzem ihre Partnerin zu Recht gewiesen, zweifelte sie jetzt selbst an ihrem Vorhaben und an ihrer Gewinnchance. Marla war in der letzen Zeit auch sehr ruhig gewesen. In ihr hatte sich ein Gefühl breitgemacht, dass sie bis jetzt noch niemals in ihrem Leben gefühlt hatte. Ein Gefühl von Kälte und Angst. Aber sie hatte keine Ahnung warum sie dass fühlte. Versuche, dieses Gefühl zu verdrängen, gelangen ihr nicht. Melinda sah nachdenklich zu ihrer Partnerin hinüber. Sie merkte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Aber was, das konnte auch die Wächterin des Mutes nicht sagen. Melinda legte Marla den Arm um die Schultern. „Du zitterst ja. Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir?“ Marla blieb stehen. Sie hatte es nicht bemerkt. Einerseits war sie froh, dass Melinda sich Sorgen um sie machte, aber andererseits wollte sie mit diesem Problem allein fertig werden. Ihre Gefühle gingen niemanden etwas an. Grob stieß sie Melindas Arm weg. Passt schon. Kümmere dich um deine Angelegenheiten“ Mit hocherhobenem Kopf ging sie einfach weiter. Melinda schüttelte verständnislos den Kopf. Auch Harbo bemerkte Marlas plötzliche Veränderung. Sie hat Angst. Das merkt man genau. Aber vor was? Sir Henry führte die zehn zu einer kleinen Tür. „So, ihr Zwerge. Hinter dieser Tür befindet sich eine Treppe, die genau ins Schloss führt. Ab hier müsst ihr alleine weiter. Ich habe nicht die Befugnis diesen Weg zu betreten. Ich wünsche euch viel Glück bei eurem Vorhaben. Und passt auf: dieser Weg ist nicht ohne Gefahren. Lebt wohl!“ Sie verabschiedeten sich von dem Geist und Harbo öffnete die Tür. Kaum waren alle hinter der ersten Kurve der Treppe verschwunden, wurde die Tür geschlossen und der Schlüssel herumgedreht. Und Sir Henry lachte hinterhältig: „ Wenn die wüssten!“ Stella und ihre Freunde tasteten sich im Schein der Fackeln vorwärts. Es herrschte Schweigen, denn alle waren mehr oder weniger damit beschäftigt, die Stufen zu zählen. Es waren schon einhundert und fünfzig Stufen und niemand wusste wie viele es noch werden würden. Marla bildete das Schlusslicht. Dieses Gefühl in ihr war stärker geworden. Sie wollte mit niemandem darüber sprechen. Plötzlich spaltete sich die Treppe und Marla wurde von ihren Freunden getrennt. Sie schrie vor Entsetzen auf, worauf hin die anderen informiert wurden. Die Treppe ging immer weiter auseinander und die Seite, auf der Marla stand, drohte auseinander zu brechen. Melinda zauberte eilig ein Seil und warf es Marla hinüber. Doch die konnte es nicht mehr ergreifen, denn der Boden brach unter ihren Füßen in sich zusammen und Marla fiel in eine unendliche Tiefe. Melinda regte sich auf, dass ihr Plan nicht aufgegangen war. Solaris erinnerte sich an die Brücke des Schicksals. Doch Santos war schneller: „Melinda, das Netz! Du musst das Netz aufspannen!“ „Jetzt mach schon, Du dumme Gans!“, schrie Somika sie an. Mit Tränen in den Augen zauberte Melinda das Netz. Marla fiel sicher hinein. Stella umarmte ihre Freundin. „Du hast es geschafft“ Rubina warf Marla das Seil hinunter. Alle halfen mit, sie nach oben zu ziehen und waren froh, dass alles gut gegangen war. „Mensch das war knapp. Lasst uns weitergehen“, meinte Harbo erleichtert. Tamada streckte marla die Hand entgegen und zog sie hoch. Auch er bemerkte, dass sie zitterte. Leise redete er in Mardas Sprache auf sie ein. Doch Marla reagierte nicht. Zu groß war der schreck des Sturzes. Sie ließ Tamadas Hand los und ging einfach weiter. Sie hatte erkannt, was das Gefühl in ihr bedeutete. Und diese Erkenntnis war erschreckend. Sir Henry war währenddessen auf seiner Position. Er kannte den Plan des dunklen Königs bis in das kleinste Detail und seine Rolle dabei gefiel ihm überhaupt nicht. Er dachte schon daran, alles hinzuwerfen und den Auserwählten bei ihrem Vorhaben zu helfe. Doch seine Aufgabe bei dem „Ultimativen Plan“ war, das schwächste Glied in der Gruppe zu eliminieren. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er das anstellen sollte. Er benachrichtigte die Wesen, die hier wohnten. Und die galten als besonders grausam und hinterhältig. Er wusste, dass sie das gerne für ihn übernehmen würden. Jetzt hieß es nur noch abwarten. Endlos ging es in die Höhe. Stella und ihre Freunde hatten das Stufenzählen längst aufgegeben. Doch alle wussten: Es gab kein Zurück. Die Gespräche waren seltener geworden, denn alle mussten ihre Kräfte sparen. So bemerkte niemand, dass Marla hinter der letzten Kurve zurückgeblieben war. Sie hatte beschlossen, hinter den anderen zurückzubleiben, um sie nicht mit ihren Problemen zu belasten. Das junge Mädchen hatte sich seinem Schicksal untergeordnet. Dunkle Schatten schlichen sich an sie heran und Marla wurde ohnmächtig. „Ich bin dafür, dass wir mal eine Pause einlegen“, meinte Harbo mit einemmal. „Gute Idee. Marla? Zauberst du uns mal ein Feuer?“, fragte Decka. Doch es kam keine Antwort. „Wo ist sie?“, wunderte sich Melinda. Niemand hatte Marlas Fehlen bemerkt. Natürlich brach sofort eine Panik aus und alle redeten durcheinander. Keiner wusste, was sie jetzt tun sollten. Schließlich erklärten sich Tamada und Santos bereit, den Weg zurückzugehen, um zu sehen, wo sie zurückgeblieben war. Doch gerade, als sie losgehen wollten, stand Marla vor ihnen. Sie stand ruhig da und sagte kein Wort. Tamada ging erleichtert zu ihr hin. „Mensch. Kleine. Du darfst uns nie wieder so einen Schrecken einjagen. Wir haben schon das schlimmste befürchtet“ „Du sollst mich nicht kleine nennen“; sagte Marla, hob den Kopf und sah Tamada direkt in die Augen. Der bemerkte: Die Augenfarbe war nicht mehr braun, sondern lila. Tamada wich zurück. „Was hast du? Ist alles in Ordnung?“, fragte Santos. Marlas Blick wandte sich ihm zu. Plötzlich war es ihm, als würde sein Herz gefrieren. Er schaffte es nicht rechtzeitig sein Schutzschild aufzustellen. „Gefriert dein Herz ganz, dann stirbst du, Wächter der Freundlichkeit“, sagte Marla. Auch ihre Stimme hatte sich verändert. Santos krümmte sich am Boden. Tamada hatte sich wieder von dem Schreck erholt. „Santos! Nein!“ Mutig stellte er sich vor seinen Freund, geriet aber dadurch ebenfalls in Marlas Blickwinkel. Auch sein Herz begann zu gefrieren. Stella reagierte schnell: „ Somika! Du musst einen Pfeil abschießen. Dann können wir die zwei vielleicht retten“. Somika reagierte nicht. Decka gab Stella eine Ohrfeige und mit Tränen in den Augen sagte sie: „Bist du verrückt? Das ist Marla. Wir können doch Marla nicht einfach abschießen. Das können wir einfach nicht“ auch Somika weigerte sich strickt einen tödlichen Schuss auf ihre Freundin abzufeuern. Die Situation war verfahren. Für Santos und Tamada sah es sehr schlecht aus. Die beiden lagen auf dem Boden und konnten sich schon gar nicht mehr bewegen. Jeden, der ihnen zu Hilfe kommen wollte, ereilte das gleiche Schicksal. Stella war die einzige, deren Herz noch nicht anfing, sich zu vereisen. „Marla! Bitte. Was soll das? Wieso tust du so etwas? Du kannst dich doch nicht gegen uns stellen! Du bist doch eine von uns!“ Marla wandte sich ihr zu. Langsam, aber sicher spürte auch Stella diese innere Kälte. „Du naives Kind! Denkst du wirklich, dass ich eine von euch bin? Willst du wissen, was mit Marla passiert ist? Sie ist tot. Verstehst du? TOT!!“ Stella schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht glauben. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme: „ Stella. Bitte hilf mir. Ich bin noch da! Bitte hilf mir! Ich halt das nicht mehr lange aus!“. „Marla. Du bist stärker als das Böse. Halt durch!“ Stella sah sich um. Ihre Freunde konnten ihr nicht helfen. Jetzt lag alles an ihr. Solaris Schwert lag neben ihr. Sie wusste zwar nicht, wie man mit so einem Teil umging, aber es war besser als nichts zu tun. Nur, blieb noch die Frage zu klären, was genau sie denn jetzt damit tun sollte. Sir Henry schwebte unruhig hin und her. Vor kurzem hatte er die Nachricht bekommen, dass alles nach Plan lief, was nach Plan laufen sollte. Jetzt hieß es nur noch abwarten, bis er selbst die zweite Phase einleiten sollte. Doch etwas in dem erfahrenen Ritter und Minnesänger sträubte sich. Nach geraumer Zeit des Nachdenkens und Grübelns hatte er schließlich einen Entschluss gefasst: Er würde sich gegen den Plan stellen. Immerhin war er ja schon tot. Also, was sollte im schon groß passieren? So schwebte er los, um vielleicht, so hoffte er jedenfalls, das schlimmste noch verhindern zu können. Stella war währenddessen unschlüssig. Sie hatte zwar immer wieder Angriffe gestartet, die aber immer wieder abgewehrt wurden. Se hatte keine Ahnung, wie genau sei ihrer Freundin helfen konnte. Und auf die anderen konnte sie auch nicht bauen, denn die waren inzwischen alle bewusstlos und konnten sich nicht bewegen. Ihr traten die Tränen in die Augen. Sie wusste nicht mehr weiter. Plötzlich erschien neben ihr Sir Henry: „ Gib auf! Du kannst ihr nicht helfen!“ Stella sah ihn mit Tränen in den Augen an. Zum ersten Mal glaubte sie ihm. „Wieso nicht? Heißt das, ich muss sie im Stich lassen? Müssen meine Freunde jetzt sterben?“ Sir Henry strich ihr eine Träne aus dem Gesicht. „Ich sagte „Du kannst ihr nicht helfen“. Das heißt aber nicht, dass andere das nicht können“. Stella verstand nicht. Der Geist stellte sich vor sie hin: „ Hört auf. Das gehört nicht zum Plan. Lasst ab von ihr!“ Marla wandte sich von den Freunden ab und Sir Henry zu. Doch der Todesblick wirkte nicht, da Sir Henry, wie gesagt, bereits tot war. Die Blicke wurden abgefangen, so dass auch Stella geschützt war. Langsam aber sicher wurden die Wesen, die von Marla Besitz ergriffen hatten, wütender und angriffslustiger. Die anderen erwachten wieder aus ihrer Ohnmachtstarre. Die echte Marla schien zu verschwinden. Doch dann hörten sie alle wieder diese leise Stimme: „Bitte. Ihr müsst mich töten. Bitte tut es. Denk an Tandonia und unsere Welt! Was bedeutet schon mein kleines Leben, wenn ihr dadurch die Welt retten könnt. Bitte last mich nicht noch länger leiden. Ich halt das nicht mehr aus!“ „Aber wir können doch nicht…“, fing Decka an. Sie war verzweifelt. Auch wenn Marla sie früher immer genervt hatte, jetzt konnte sie das Leben ihrer Freundin nicht einfach so beenden. Es war einfach nicht fair. „Doch. Ihr müsst es tun. Ansonsten habt ihr keine Chance“, schrie Sir Henry. „Bitte. Er hat recht. Nur so könnt ihr mir helfen“, rief Marlas Stimme leise. „Schweig. Du bist doch längst tot, du Göre“, schrieen die Wesen. Marla wehrte sich heftig. Doch ihr Geist war zu schwach. Sie hoffte, ihre Freunde würden bald diese letzte Maßnahme ergreifen. Es gab keinen anderen Weg. Und jetzt war eindeutig der falsche Moment für Mitleid oder Zweifel. Die Wesen wehrten sich ebenfalls. In Marlas Körper war ein Kampf entstanden. Mal übernahmen die Wesen die Überhand, mal sie. Und in einem solchen Moment versuchte sie erneut, ihre Freunde um Hilfe anzuflehen: „Somika, bitte! Du musst es tun. Bitte. Ich flehe dich an. Hilf mir“ Somika hatte den Pfeil schon gespannt, aber sie konnte ihn nicht abschießen. Ihre Hände zitterten zu stark. Wer konnte schon eine Freundin töten, auch, wenn sie nicht mehr sie selbst war? Niemand konnte es. Und sie selbst erst recht nicht.. Was verlange Marla da von ihr? „Du hast ja tolle Freunde“, höhnten die Wesen, die sich über die Situation nur amüsierten. Marla war verzweifelt. Offenbar war sie auf sich allein gestellt. Sie nutzte einen Moment aus, in dem sie stärker war und ergriff Solaris Schwert, das am Boden lag. „Was soll das? Du Göre! Leg sofort das Schwert hin. Wir sind stärker als du!“, riefen die Wesen. Doch Marlas Plan stand fest: „Wenn ihr mir nicht helft, dann muss ich mir eben selbst helfen“. Und bevor ihre Freunde noch reagieren konnten, stieß sich Marla das Schwert in den Bauch. „Ah, was soll das? Besieg, von einem Kind und dann auch noch von einem Mädchen. Du Göre, kleines Miststück. Wir werden uns rächen. Das war nicht Teil des Plans“ „Marla“ Ihre Freunde liefen zu ihr hin. Melinda nahm sie in den Arm und Rubina wollte sie heilen, doch: „Nein….. tu es nicht. Wenn du mich heilst, dann heilst du auch diese Wesen. Lasst mich ruhig sterben. Es ist okay. Ich bin eh nur ein Schwächling. Und eine Heulsuse“. Rubina merkte, wie ihr die Tränen kamen. „Aber du hast doch gesagt. Du hast gesagt“. Sie konnte vor tränenerstickter Stimme nicht mehr weiterreden. Santos nahm sie in den Arm. Melinda konnte nicht sagen. Ihr tat das Herz weh und sie fühlte eine Leere. Harbo ging in die Knie und nahm Marlas Hand: „ Du bist weder ein Schwächling, noch eine Heulsuse. Du bist das stärkste Mädchen, das ich kenne“. „Verzeih mir, aber ich konnte es einfach nicht“, setze Somika traurig hinzu. „Wir konnten dich nicht einfach umbringen“, meinte Decka. Ihr liefen die Tränen über die Wangen. Jetzt tat es allen leid, dass sie früher immer auf Marla herumgehackt hatten. Auf Marlas Gesicht zeige sich ein Lächeln und schwerfällig sagte sie: „Danke. Ich mache euch keine Vorwürfe. Darf ich jetzt gehen?“ Tandonias Wächter beobachteten die Situation. Sie waren unfähig sich zu beteiligen, denn sie waren mit den Nerven am Ende. Wieso hatte es nur so kommen müssen. Und vor allem, wie sollte es jetzt weitergehen? „Machs gut, kleine. Irgendwann sehen wir uns wieder“, sagte Tamada. Das waren in Helia die traditionellen Worte, wenn jemand starb. Marla starb, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Harbo fuhr mit der Hand über ihre Augen. Sie war tot und würde nicht mehr zurückkommen. Mardas Abgesandte sprachen alle zusammen die Worte, die sie traditionell sprachen, wenn jemand starb in ihrer Sprache: „Fona de masta el skarlat – Möge deine Seele in Frieden ruhen“ Sir Henry beobachtete die Situation. Auch er war traurig, dass es so gekommen war. Für ihn war es jetzt klar: Er würde den Auserwählten helfen. Und wenn er dadurch ganz ausgelöscht wurde. Es war ihm egal. Für diese grausame Tat sollte der Dunkle König büßen. Sir Henry schwor Rache. Es herrschte Schweigen unter den Freunden. Nach einer Weile brachen sie auf. Aber jeder von ihnen hatte Marla in seinem Herzen versprochen: Sie würden den dunklen König besiegen und Frieden über die Welt bringen! Kapitel 13: Das wahre Gesicht von Sir Henry ------------------------------------------- Akt 13: Das wahre Gesicht von Sir Henry! Die Gefährten gingen weiter. Mit Sir Henry im Schlepptau. Der plötzliche und vor allem sinnlose Tod ihrer Freundin Marla hatte bei ihnen allen negative Gefühle aufgerufen. Jetzt, da das Gleichgewicht gebrochen war, wusste niemand mehr, wie es weitergehen sollte. Jeder wünschte sich insgeheim, die Zeit zurück drehen zu können, um das Geschehene rückgängig zu machen. Doch das war unmöglich. Decka erinnerte sich an das, was sie in dem Spiegel der Zukunft gesehen hatte. Sollte es tatsächlich wahr werden? Würden sie diesen Kampf verlieren? Welchen Sinn hatte das Leben überhaupt noch? Sie blieb stehen und zog ein kleines Messer Heraus. In ihrer Verzweiflung hatte Decka beschlossen, ihrer Freundin in den Tod zu folgen. Früher oder später würden sie eh alle sterben. Also, was machte es da noch für einen Unterschied? Sie wollte gerade das Messer ansetzen, als Sir Henry, mehr aus Zufall, sich herumdrehte und es gerade noch rechtzeitig bemerkte. „Decka! Was tust du da? Bist du verrückt?“ Ihre Hand zitterte und sie lies das Messer fallen. Durch das Aufschlagen wurden die anderen alarmiert. „Bist du denn des Wahnsinns? Du kannst doch nicht einfach beschließen zu sterben“, schrie Harbo sie an. Völlig verzweifelt fiel Decka auf die Knie. „Ich kann nicht mehr! Verstehst du? Es hat keinen Sinn mehr. Ich gebe auf. Es geht einfach nicht mehr“. Sie weinte hemmungslos und lies sich nicht mal von ihrer Partnerin Rubina trösten. Für sie war das hier und jetzt das Ende. Tamada versuchte, in Mardas Sprache auf sie einzureden, doch Decka hörte nicht einmal zu. Die vorhergegangenen Ereignisse hatten sie viel zu sehr mitgenommen und es war ihr egal, was andere sagte. Solaris sah sich das Theater an und wurde langsam wütend. Er stampfte mit dem Fuß auf: „Jetzt reicht es wirklich. Meinst du, uns fällt es leicht? Es schmerzt auch mich sehr, dass sie tot ist. Das geht jedem von uns so. Aber siehst du vielleicht irgendjemanden, der so ein Theater veranstaltet wie du? Niemand hier denkt an Selbstmord oder an Aufgeben. Und weißt du auch warum das so ist? Ich sage es dir: Marla wäre bestimmt traurig, wenn sie wüsste, dass wir hier nur rumstehen und rumjammern. Sie würde wollen, dass wir weitermachen. Findest du nicht auch, dass wir ihr das schuldig sind, nachdem wir sie schon nicht beschützen konnten? Jetzt sollten wir erst recht alles geben und diesem verdammten dunklen König endlich mal zeigen, dass wir nicht nur ein Haufen dummer nichtsnutziger Kleinkinder sind, sondern die Rächer, die ihn stürzen werden. Verdammt noch mal, wir müssen gegen ihn gewinnen. Sonst gibt es nur noch mehr sinnlose Opfer. Ich will das nicht. Deswegen werde ich mein Bestes geben. Das sollte jeder von uns. Und zwar nicht morgen, sondern jetzt. Genau in diesem Moment. Du hast selbst gesagt: Aufgeben können wir, wenn wir tot sind. Aber wir sind nicht tot. Und Marla.. sie wird ewig in uns weiterleben. Jetzt steh endlich auf. Denn nur gemeinsam sind wir stark“ Er reichte Decka die Hand und zog sie hoch. Solaris hat Recht, dachte sie bei sich. Wie konnte ich überhaupt ans Aufgeben denken. Wir müssen jetzt alles geben. Für Marla. Solaris selbst hatte sich eigentlich nicht erhofft, dass seine Standpauke großen Erfolg hatte. Doch plötzlich kam Harbo zu ihm: „ Ich bin stolz auf dich. Das hätte eigentlich ich sagen müssen. Du bist ein besserer Anführer als ich!“ „Ach was, erzähl doch nichts“, antwortete Solaris verlegen. Die beiden gaben sich die Hände. Ab jetzt würden sie sich nicht mehr misstrauen. Das stand fest. Nachdem Decka sich beruhigt hatte, traten sie den letzten Aufstieg an. Sir Henry bewunderte Solaris insgeheim. Der Junge hat das Zeug zu einem echten Kreuzritter. Er wird es in dieser Geschichte noch sehr weit bringen. Und plötzlich setzte er seine Gedanken in die Tat um: „ Wie wäre es, wenn ich euch alle zu Kreuzrittern machen würde? Ich habe die Befugnis und ihr die Fähigkeiten“ Nach kurzer Überlegung willigten sie ein. Und Sir Henry vollführte genau neunmal die traditionelle Zeremonie zum Ritterschlag. Schließlich erreichten die frischgebackenen Kreuzritter das Ende der Treppe. Dort sahen sie eine Tür. Wenn sie durch diese Tür gingen, wären sie im Donnerschloss und somit am Ziel ihrer Reise angekommen. Doch vorher gab es noch eine Frage zu klären: „Wie viele Stufen sind wir denn nun genau hochgestiegen?“, fragte Stella neugierig Sir Henry. „Ach, nicht viele. Wie viele schätzt du denn? Kreuzritter Stella?“ Die maulte. In der Schule war sie nie gut im Schätzen gewesen. Deswegen riet sie einfach. „So was um die tausend?“ „Bist du verrückt? Das waren nie im Leben tausend Stufen“. Solaris zweifelte sehr an Stellas Schätzung. „Was glaubst du denn, Kreuzritter Solaris?“, fragte Sir Henry. Er wusste die genaue Zahl, aber er liebte es andere ein bisschen herumrätseln zu lassen. „Nicht mehr als fünfhundert“ „Da liegst du aber meilenweit daneben“, spottete Sir Henry. So etwas war genau nach seinem Geschmack. Auch die anderen gaben Tipps ab. Doch Sir Henry schwieg wie ein Grab. „Mensch, jetzt sag es uns gefälligst, damit wir weiterkommen“, unterbrach Melinda diese unsinnige Diskussion über die Treppenstufen. Sie verstand in letzter Zeit überhaupt keinen Spaß. „Ja, ja. Immer diese Jugend von heute. Hat es immer so eilig. Gut ich verrate es euch. Es sind genau zweitausendfünfhundert Stufen“. „Da siehst du’s. Von wegen nicht mehr als fünfhundert“, neckte Stella Solaris. „Du hattest nur Glück. Und ganz nebenbei lagst du ebenfalls ziemlich daneben“ „Diese ganze Diskussion ist auch so ziemlich daneben“, meine Santos spöttisch. Und seit Marlas Tod konnten sie alle das erste Mal wieder lachen. „Jetzt ist aber Schluss mit Lustig“, meinte Harbo und mit vereinten Kräften brachen sie die Tür auf. Sie gingen hindurch und betraten den dunklen Saal durch eine Geheimtür, die ursprünglich als Fluchtweg galt. Doch der Saal war leer. „Das ist komisch“, wunderte sich Sir Henry. Denn normalerweise verließ der Dunkle König niemals seinen Saal. „Der Vogel ist ausgeflogen“, bemerkte Solaris, als er den Käfig sah, in dem Joana eingesperrt gewesen war. „Ich wusste nicht….“, setzte Tamada hinzu und sah ihm über die Schulter. „ dass der Dunkle König sich Vögel hält. Soweit ich weiß, gibt es hier in Mardas auch überhaupt keine Vögel“ Sir Henry schwebte unruhig im Raum umher. Er wusste, irgendwas war hier faul und überlegte, was wohl als nächstes im Plan drankommen würde. Offenbar gab es ein Detail, dass der König vergessen hatte, ihm gegenüber zu erwähnen. Aber solange er nicht wusste, was, konnte er seine neun Kreuzritter auch nicht vorwarnen. Wenn ich herausfinde, warum es hier nicht mit Rechten Dingen zugeht, dann…. „Sir Henry?“, sprach Melinda ihn unerwartet an. Jeder hatte beschlossen, dem Geist zu vertrauen, aber eben auch nur, weil Marla es auch getan hatte. „Äh, ja? Was gibt es denn?“ Sir Henry wollte nicht zugeben, dass er, ein erfahrener Kreuzritter, sich so einfach erschrecken ließ. „Wo könnte er sein? Wenn nicht hier?“, fragte Rubina. „ Genau. Wo ist der Mistkerl. Wir wollen endlich unsre Rache!“, setzte Melinda wütend an. Sir Henry blickte von einem zum anderen. Er war traurig, denn seiner Meinung nach hatten die neun nichts dazugelernt. Jetzt fand er, war die Zeit gekommen für die „So verhält sich ein Kreuzritter nicht“ - Predigt. „Sir Henry. Bitte sagt es uns“, drängte Stella. „Nein, werde ich nicht. Hass ist keine gute Eigenschaft. Und wenn ihr voller Hass in den Kampf zieht, werdet ihr verlieren. Da geb ich euch Brief und Siegel drauf. Die wichtigste Regel im Leben eines Kreuzritters lautet: Niemals aus Rache kämpfen. Durch den Ritterschlag seid ihr zwar zu Kreuzrittern geworden, aber ich erkenne in keinem von euch die Eigenschaften, die man braucht um ein Kreuzritter zu sein. Nämlich Vertrauen, Ruhe, Zuversicht, Gelassenheit. Stattdessen sehe ich Ungeduld, Hass, Zweifel und Rachegefühle. Solange ihr das nicht ablegt, werdet ihr niemals richtige Kreuzritter. Und solange werde ich euch auch nichts sagen. Punkt. Ende der Ansage“ „Aber Sir Henry….“, begann Decka. Doch der Geist hatte sich weggedreht und betrachtete scheinbar interessiert das Gemälde an der Wand, dass eine große Schlacht zeigte. Er lächelte insgeheim und dachte: Das waren noch Zeiten. Die anderen beratschlagten, wie sie dem Geist doch noch eine Antwort entlocken konnten. Doch während sie dies taten, erschien in dem Raum der dunkle König. „Da sieh mal einer an. Meine lieben Widersacher. Ich habe euch bereits erwartet“. „Du wirst sterben“, schrie Solaris und stürmte mit seinem Schwert auf seinen Feind los. Doch der sah gelangweilt zu und streckte dann seine Hand aus. Dunkle Energien strömten heraus und warfen Solaris mit einer gewaltigen Kraft gegen die Wand. Harbo wurde es zuviel. Auch er startete mit seinem Schwert einen Angriff. Doch auch er scheitete. Der Dunkle König lachte hinterhältig. Obwohl er starke Schmerzen hatte und durch den Aufprall stark blutete, griff Solaris erneut an. Stella, Rubina und Santos vereinten ihre geistigen Kräfte und versuchten auf diesem Weg in den Kampf einzusteigen. Sie hielten sich an den Händen und die Energie wirkte wie eine Wand aus Licht, die gegen die dunkle Energie des Königs ein Schutzschild bildete und sie gleichzeitig zurückdrängte. Der Kampf war hart. Und jeder gab sein Bestes. Sir Henry hatte aufgehört, auf stur zu stellen und beobachtete die Situation kopfschüttelnd: Ich hab es ihnen doch gesagt: Mit Hass und Wut in den Herzen kommen sie nicht weiter. Aber nein, sie hören nicht. Diese unfähigen Kinder. Nie können sie hören, wenn ihnen ein Erwachsener etwas sagt. Diese Jugend von heute. Schlimm mit denen…. Plötzlich hörte er ein Klingen und drehte sich um. Vor ihm war die Elfe Joana erschienen. „Na Verräter? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, dich gegen Seine Majestät zu stellen? Das wirst du büßen. Erlösche, unreine Seele“ Sir Henry hob seinen Schild und der Angriff scheiterte. „Der Verräter bist hier du. Du hast ihnen den Rücken zu gewandt. Ich habe es rechtzeitig bemerkt und bin auf ihre Seite gewechselt. Sie haben dir vertraut. Und du hast es ausgenutzt. Ich habe mir ihr Vertrauen hart erarbeiten müssen. Und ich werde nicht zulassen, dass du es zerstörst“. Mit diesen Worten zog Sir Henry sein Schwert und griff Joana an. So entfachte auch zwischen den beiden ein Kampf. Doch Joana sah Sir Henrys Angriffe immer voraus. Er hatte keine Chance. Auch die anderen waren noch mit Kämpfen beschäftigt. Bei ihnen sah es sehr schlecht aus. Santos half Tamada gerade auf die Beine als plötzlich der Dunkle König, geschützt von einem Schutzschild, das Lachen anfing. „Was gibt es denn da zu lachen?“, fragte Tamada missmutig und hielt sich an Santos fest. Er konnte nicht mehr stehen, da er sich am Bein verletzt hatte. „Ihr zwei gebt schon ein lächerliches Bild ab. Genauso wie euer Vater“, gab der Dunkle König spöttisch zurück. Santos und Tamada sahen sich verwirrt an. Was hieß hier „Euer Vater“ Waren sie am Ende doch miteinander verwandt? Vielleicht sogar Brüder? „Ich kenne meinen Vater nicht.“, sagte Tamada und wenn er nicht verletzt gewesen wäre, hätte er jetzt einen Angriff gestartet. „Ihr wisst genau, dass ich seit meiner Geburt hier im Donnerschloß gelebt habe“, setzte er mühsam hinzu. Santos hielt ihn fest und widersprach ebenfalls dies er Behauptung: „ Ich bin das einzige Kind meiner Eltern. Ich habe keine Geschwister. Das müsste ich doch wissen“ „Außerdem“, mischte sich Stella ein. „ Ist Santos in Helia und Tamada in Mardas geboren“ Sir Henry unterbrach den Kampf mit Joana. Die Wahrheit durfte nicht an Licht kommen. Nicht auf diesem Weg. Er würde das verhindern. „Genau. Wenn sie verwandt wären, müssten sie in ein und demselben Land geboren sein. Und das sind sie nun mal nicht“ Tamada hielt es jetzt für den richtigen Moment, seine Freunde über das gleiche Geburtsmal und ihre Herkunft aufzuklären. Mit einem Seitenblick auf Santos holte er sich dessen Einwilligung. „Du hast etwas verwechselt Stella“ „Was meinst du?“, fragte Decka verwirrt. Nein, sag es nicht, bitte, sag es nicht!“, flehte Sir Henry in Gedanken. Plötzlich wurden diese Gedankengänge durch höhnisches Gelächter des dunklen Königs durchkreuzt: „ Es ist wirklich amüsant, wie du versuchst, vor deinen Söhnen die Wahrheit zu verbergen. Willst wohl nicht, dass sie erkennen, was für ein erbärmlicher Versager ihr Vater ist?“ „Was soll denn das heißen, du arroganter Wichtigtuer. Du kannst uns nicht verunsichern!“, mischte sich Solaris ein. Er verstand den Sinn dieser Diskussion nicht. Genauso wie ihm, erging es seinen Freunden. Was bezweckte der Dunkle König damit? „Sag es ihnen. Na los. Sag ihnen die Wahrheit. Na los du Versager. Oder hast du nicht mal dazu den Mut?“ Tamada begann zu zittern. Santos ergriff seine Hand und drückte sie fest. Und mit gespielt gleichgültiger Stimme sagte er: „Jetzt sagt schon. Sir Henry. Ist es wahr? Das was er sagt?“ Der Geist schwebte nervös auf und ab, mit gesenktem Kopf. Er konnte den beiden nicht in die Augen sehen. „Ja. Es ist wahr. Mein Sohn. Ich bin euer Vater. Verzeih mir, dass ihr es auf diesem Wege erfahren musstet!“ Tamada verlor mit einem Mal allen Halt. „Das ist nicht wahr…. Das kann nicht wahr sein“. „Hey, beruhige dich. Ich bin bei dir“ Santos umarmte Tamada und hielt ihn fest. Auch er glaubte Sir Henry nicht. „Es ist wahr. Ihr seid meine Söhne. Auch wenn ihr es jetzt nicht versteht. Lasst es mich erklären. Bitte“ „Tut dir keinen Zwang an“, antwortete Santos grob. Aber insgeheim war er neugierig. Jetzt endlich würde die Frage, die ihn schon seit dem ersten Zusammentreffen beschäftigte, geklärt. Auch die anderen waren gespannt auf diese Geschichte. Der Dunkle König beobachtete die Situation und war zufrieden. „Euer Plan scheint aufzugehen, Eure Majestät“, meinte Joana. „Sei still und lass uns gehen. Wir müssen die letzte Phase einleiten. Jetzt wird es erst so richtig lustig“, antwortete der dunkle König und die beiden verschwanden. Und das war nun Sir Henrys Geschichte: „Es ist schwer irgendwo anzufangen. Alles begann vor sechzehn Jahren. Ich lebte in Helia, war frisch verheiraten und meine Frau hatte ihr erstes Kind bekommen. Nämlich dich Tamada. Wir waren glücklich. Aber als du einen Monat alt warst, gab es einen kleinen Krieg im Land Mardas. Ich hatte als Kreuzritter die Pflicht, mit meiner Einheit dort hinzugehen und Frieden zu stiften. Alle starben außer mir. Es war deine Mutter, Santos, die mich rettete und gesundpflegte. Wir verliebten uns und neun Monate später, bist du auf die Welt gekommen. Ich habe mich wirklich gefreut. Aber ich wusste ganz genau, dass ich meine Frau betrogen hatte und wollte wieder zurück. Als ich diese Entscheidung bekannt gab, war deine Mutter so verzweifelt, dass sie sich eines Nachts erhängte. Da stand ich nun mit einem drei Monate alten Baby und konnte nur hoffen, dass meine Frau dich akzeptieren und mir meinen Fehler verzeihen würde. Doch als ich in Helia ankam, war es bereits zu spät. Die dunkle Armee war eingefallen und hatte meine Frau getötet und dich, Tamada, mitgenommen. Ich fühlte mich überfordert und wusste nicht wohin. Vor Verzweiflung habe ich Santos zu einer Ersatzfamilie gebracht und habe mir geschworen, dich Tamada, wieder zurückzuholen. Doch es lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der dunkle König war gerissener als ich dachte und lies mich in der Folterkammer zu Tode foltern. Ich sollte ewig in seinen Diensten stehen. Und als Geist, hat man keinen eigenen Willen, müsst ihr wissen. Ich handelte nur noch nach dem Willen des dunklen Königs. Er hat mich mit eurem Leben erpresst. Wenn ich nicht das tun würde, was er sagte, dann würde er euch umbringen. Und das konnte ich nicht zulassen. Deshalb war ich auf seiner Seite. Aber ich habe nie den Glauben an euch aufgeben. Ich hoffte, dass ihr euch irgendwann einmal treffen und die Wahrheit erkennen würdet!“ Tamada und Santos schwiegen. Sie waren verwirrt. „Ich habe doch immer gewusst, dass du etwas besonderes bist“, meinte Tamada nachdenklich. „Als mein Gegenspieler warst du ja noch akzeptabel. Aber dass du jetzt auch noch mein Bruder bist… Ich weiß nicht, ob ich das einfach hinnehmen soll“, meinte Santos. Tamada gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf. „Akzeptier es einfach, kleiner Bruder. Vergiss nicht, dass ich der ältere bin und somit hier das Sagen habe.“ Alle mussten lachen und waren erleichtert, dass Santos und Tamada endlich das Geheimnis ihrer Herkunft wussten. Jetzt fühlten sie sich stark genug, gegen ihren übermächtigen Feind zu gew Kapitel 14: Vertraut auf die Zukunft in euren Herzen ---------------------------------------------------- Akt 14: Vertraut auf die Zukunft in euren Herzen! „Habt ihr eigentlich schon so etwas geahnt?“, fragte Rubina neugierig. „Schon vor langer Zeit, als wir entdeckt haben, dass wir zwei dasselbe Geburtsmal haben. Wir hatten auch schon eine Vermutung dieser Art gehabt, sie aber gleich wieder verworfen“, erklärte Tamada. „Ja, sie schien uns für so ziemlich unmöglich!“, setzte Santos hinzu. „Nichts ist unmöglich“; kommentierte Melinda und alle mussten lachen. Aber es war eine wahre Aussage. „Jetzt ist aber endgültig Schluss, mit diesem unmöglichen Dahergerede. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier“, erinnerte sie Sir Henry. Solaris hatte aber noch eine Frage: „Was hatte Marla mit der ganzen Sache zu tun? Ihr kanntet sie doch schon vorher?“ „Ja ganz recht. Ich war es, der ihrer Mutter eingeredet hat, Marlas Kräfte seien gefährlich. Sie hat es mir geglaubt und Marla mir gegen Geld überlassen. Marla wusste nur, dass sie verkauft wurde, nicht wer ihre Mutter dazu angestiftet hat. Denn sonst hätte sie mir, als sie mir als siebenjährige wieder über den Weg gelaufen ist, nicht mehr vertraut. Ich hatte übrigens die Aufgabe, euch, Somika, Decka und Harbo zu suchen. Die Sandepos waren sozusagen meine Handlanger. Das war alles Teil des Plans.“ „Ich finde, wir sollten endlich diesen blöden Plan beenden. Dieses Wort kann ich nämlich schon bald nicht mehr hören“, unterbrach ihn Stella. „Genau. Auf geht’s Kreuzritter! Jetzt kann dieser Schnösel aber sein Blaues Wunder erleben“, kommentierte Solaris. „Dazu müssen wir ihn erst mal finden. Dieser Feigling hat sich nämlich klammheimlich aus dem Staub gemacht“, meinte Somika, die das als einige bemerkt hatte. Plötzlich begann der Boden zu beben. Und das ganze Schloss begann zu wackeln. Die Dunkle Armee brach in den Saal ein. „Ach du grüne Neune. Die schon wieder. Können die nicht einmal Ruhe geben?“, meinte Decka nervös. So begann der letzte Kampf. Der Kampf, der alles entscheiden würde und auf den alle gewartet hatten. „Denkt daran: Niemals aus Rache kämpfen“, erinnerte sie Sir Henry. Dieses Mal schafften sie es, diese Gefühle, die ihnen beim letzten Mal im Weg gestanden hatten zu verdrängen und traten mit reinem Herzen gegen ihren Feind an. Der Kampf entfachte und obwohl die dunkle Armee wesentlich stärker und zahlenmäßig überlegen war, fühlten dieses Mal alle, dass sie gewinnen würden. So ist es gut, dacht Sir Henry bei sich. Kämpft und Siegt. Ich glaube fest an euch. Ihr schafft das. Doch jetzt wird es Zeit für mich. Jetzt, so wusste der Geist, war die letzte Phase des Planes gekommen und wenn er es verhindern wollte, musste er jetzt los. Doch alleine würde er es nicht schaffen. Er holte sich, Rubina, Decka, Santos und Tamada aus dem Kampfgetümmel. „Kommt mit mir. Wir haben noch etwas zu erledigen. Eilt euch. Wir haben keine Zeit mehr!“ Die vier sahen sich etwas verwirrt an und Rubina fragte Santos in Gedanken: „ Was glaubst du, was los ist? „Ich habe nicht den leisesten Schimmer. Aber…“. Santos wollte noch was erwidern, wurde aber von Sir Henry abgelenkt. „Würdet ihr vielleicht ein bisschen Dampf machen? Wir haben nicht ewig Zeit!“ Decka und Tamada wussten nicht, dass die zwei sich gedanklich unterhalten hatten. Diese Fähigkeit hatten Tandonias Wächter vor Mardas Abgesandten geheim gehalten. Sir Henry führte die vier zu einer Treppe. „Diese Treppe führt in das Labor des Dunklen Königs. Er hat vor, dieses Schloss in die Luft zu sprengen. Wird es zerstört, wird auch das ganze Land vernichtet. Die Druckwelle wäre so gewaltig, dass auch Helia und alle darumliegenden Länder zerstört werden. Ich habe euch vier ausgewählt, weil ich denke, dass ihr die Fähigkeiten habt, diese Katastrophe zu verhindern. Ihr müsst es einfach schaffen“. „Und was sollen wir tun?“, fragte Decka verwirrt. „Das werdet ihr dann schon sehen! Jetzt geht. Alles liegt an euch!“ Solaris, Harbo, Somika, Stella und Melinda hatten sich derweil in einer Ecke verschanzt. Die Dunkle Armee war übermächtig und die fünf hatten bis zum Umfallen gekämpft. So war ihnen nicht aufgefallen, dass vier von ihnen fehlten. „Ist bei euch alles in Ordnung?“, fragte Melinda. „Also mir tut alles weh. Ich glaube, ich fall gleich auseinander“, meinte Solaris. „Rubina, könntest du mich bitte heilen?“, wandte er sich an seine Freundin. Doch es kam keine Antwort. Plötzlich viel es Stella auf: „Wir sind nur fünf. Wo sind die anderen?“ „Gute Frage, aber leider weiß ich darauf auch keine Antwort“, gab Melinda zurück. „Diese Idioten haben sich aus dem Staub gemacht“, fuhr Harbo wütend auf. Das hatte er nicht erwartet. „Sir Henry ist auch nicht da“, bemerkte Somika. Die fünf sahen sich erschrocken an. Warum waren sie nicht da? Hatte der Geist sie in eine Falle gelockt? „Diese nichtsnutzigen Feiglinge“, kommentierte Solaris traurig. Diese „nichtsnutzigen Feiglinge“ tasteten sich unter der Führung von Sir Henry langsam die Treppe hinunter. Es herrschte Schweigen unter den vieren, doch Santos und Rubina unterhielten sich in Gedanken. „Was meinst du, was passiert, wenn die anderen merken, dass wir nicht da sind?“, fragte Rubina. Sie hatte Angst. „Ich weiß es nicht. Hoffentlich kommen sie ohne uns zurecht!“. „Denkst du, dass wir es schaffen?“ „Du musst fest daran glauben, dann schaffst du alles. Das sagte mein Vater immer zu mir“. „Meinst du Sir Henry?“ „ Nein. Ihn betrachte ich nicht als meinen Vater!“ Plötzlich begann das Schloss immer stärker zu beben und es begann langsam auseinander zu brechen. „Wir müssen uns beeilen!“, rief Sir Henry und sie versuchten, ihre Ängste abzulegen um bereit zu sein, wenn es losging. Einige Sandepos stellten sich ihnen in den Weg. „Auch das noch. Wir haben wirklich keine Zeit für euch!“, meinte Tamada und schwang seine Peitsche. Doch sie konnten die Sandepos nicht abwehren. Dann erschien die Elfe Joana mit einem kleinen Gerät mit einem roten Knopf. Lachend drückte sie darauf. Und dann ging alles ganz schnell. Es gab einen lauten Knall, das Schloss explodierte in seine Einzelteile. Das Lachen des Dunklen Königs übertönte das Chaos. „Ihr habt versagt! Ihr habt versagt!“ Alles wurde in Dunkelheit umgewandelt. Die Sterne verblassten, die Sonne und der Mond verschwanden. Und die Länder um Helia und Mardas vergingen im Nichts. Alles war verschwunden. Schließlich gab es nichts mehr. Nur noch eine tiefe dunkle beängstigende Leere. Es war vorbei. Sie hatten es nicht geschafft. Die neun und Sir Henry schwebten in dem Nichts umher und waren tief betroffen. Warum hatten sie überlebt? Welchen Grund hatte es dafür. Es gab keine Zukunft mehr. Sie hatte hier und jetzt geendet. Doch plötzlich hörten alle einen Satz: Vertraut auf die Zukunft in euren Herzen. Dann wird alles gut!! „Ich werde euch vernichten. Ihr werdet aus dieser Welt verschwinden. Und in meiner neuen Welt werdet ihr nicht existieren!“ Der Dunkle König leitete seine ganze dunkle Energie auf die neun. Doch die hatten jetzt verstanden, was dieser Satz ‚Vertraut auf die Zukunft in eurem Herzen’ bedeutete. Wieso waren sie nicht eher darauf gekommen? Sie schlossen sich zu einem Kreis zusammen und horchten tief in ihre Herzen hinein. Sir Henry schloss die Augen und zählte bis zehn. Ein helles strahlendes Licht erschien und als es wieder verblasst war, sahen alle, dass die Kristallkugel Tandonia anfing, sich wieder zusammenzusetzen. Sie war die ganze Zeit in ihren Herzen gewesen. „Nun seht euch das mal an. Wir rennen durch die halbe Welt, um dieses blöde Ding zu finden, und dabei schleppen wir es die ganze Zeit mit uns herum!“, kommentierte Solaris verständnislos. Auch die anderen verstanden nicht so recht, was der Sinn dieser Suche gewesen war. Tandonia strahlte ein helles Licht aus. Doch die Freunde merkten: Ein Teil fehlte. Und Tandonia konnte nur zu ihrer vollen Kraft erlangen, wenn dieses letzte Teil aufgetaucht war. . Es war das Stück ihrer Freundin Marla. Der Dunkle König versuchte zwar, Tandonia in die Hände zu bekommen, doch Somika hinderte ihn mit einem Feuerpfeil daran. Jetzt hatten sie nur noch ein Problem: Wie sollten sie das fehlende Stück Tandonias bekommen, wo Marla doch tot war? „Wir müssen fest an sie glauben! Sie ist immer in unseren Herzen. Wir brauchen ihre Kraft.“, rief Santos. „Wir müssen unsere Gedanken vereinen“, setzte Somika hinzu. Das strahlende Licht Tandonias hielt den Dunklen König zwar davon ab, die neun in ihrem Vorhaben zu hindern, war aber nicht stark genug, ihn zu vernichten, denn wie gesagt: Es fehlte ein Teil. Sir Henry beobachtete die Situation und hoffte auf einen guten Ausgang. Als die neun schließlich mit ihren Gedanken im Einklan waren und fest an ein gutes Ende glaubten, sprachen sie ihre Gedanken gleichzeitig aus: „Marla! Wo immer du jetzt auch bist, hilf uns und gib uns deine Kraft! Wir haben unser Versprechen gehalten! Jetzt brauchen wir deine Unterstützung. Ohne dich schaffen wir es nicht! Denn wir glauben fest an dich, an uns, und an alle, die uns geholfen haben! Lass es uns gemeinsam zu Ende bringen! Lasst uns zusammen eine neue Welt erschaffen1“ Die Kraft dieser Worte war gewaltig und tatsächlich formte sich aus dem Nichts ein kleines Stück Kristall. Es war das fehlende Stück der Kristallkugel Tandonia. Es vereinte sich mit dem Ganzen. „Das kann nicht sein. Das sollte meine Welt werden. Ihr habt nicht das Recht, mir meine Welt zu nehmen! Ich werde euch…..“. Der Dunkle König konnte nicht mehr weiter sprechen. Das helle Licht Tandonias und die gemeinsame Kraft der neun Kreuzritter vernichteten ihn. Es gab einen lauten Knall und der Feind war ausgelöscht. Es war vorbei. Doch es gab wieder nichts als Dunkelheit. „Na klasse. Hier hat sich aber auch rein gar nichts verändert!“, ärgerte sich Stella. „Du irrst dich, Wächterin der Hoffnung!“, hörten sei plötzlich eine bekannte Stimme. „ Es hat sich sehr viel geändert!“ „Aber hier ist doch immer noch nichts!“, meinte Rubina nachdenklich. Vor ihnen erschien Joana. Die dunkle Macht war von ihr abgefallen und alles schien wieder soweit in Ordnung zu sein. Sie hielt Tandonia in ihrer Hand. „Das hier ist der Anfang von etwas neuem. Ihr habt jeder einen Wunsch frei. Aber überlegt es euch gut. Jeder Wunsch sollte für die neue Welt von Nutzen sein“. „Gut. Da ich hier die Älteste bin, werde ich anfangen“, gab Melinda bekannt. „Was da wohl rauskommt?“, neckte Stella. „Bestimmt ein Selbstpotrait mit der Aufschrift Superstar“, vermutete Solaris. Melinda achtete nicht auf sie, denn sie hatte sich ihren Wunsch schon genau überlegt: „Ich wünsche mir, das Marla wieder von den Toten aufersteht!“ Kaum hatte sie das gesagt, tauchte Marla vor ihnen auf. Sie schien etwas verwirrt. „Was war denn los? Ich muss wohl eingeschlafen sein!“ „Nichts ist los kleine. Du hast nur das Beste verpasst!“, meinte Melinda erleichtert und nahm sie in die Arme. „Jetzt bin ich dran. Ich wünsche mir, dass Helia wieder so wird, wie es einmal war!“, sagte Solaris. „Und ich wünsche mir das gleiche für Mardas“, setzte Harbo hinzu. Helia und Mardas tauchten wieder auf. So schön und vollkommen wie am Anfang. „Ich wünsche mir, dass mein Volk nicht mehr ausgestoßen wird, sondern dass alle es akzeptieren“, sprach Rubina. Und es geschah. „Ich wünsche mir, dass es nie wieder Hass und Krieg gibt!“, meinte Stella. „Ich wünsche mir, dass sich die Menschen untereinander nicht mehr verachten. Sie sollten sich alle gut verstehen!“, wünschte sich Marla. Es geschah. Die einzigen, die ihre Wünsche noch nicht geäußert hatten, waren Santos und Tamada. „Ich wünsche mir Frieden zwischen den Ländern.“, sagte Tamada. „Und ich, dass die ganze Welt vereint ist. Es soll keine abgekapselten Länder mehr geben. Es soll alles ein großes Land sein! Und so geschah es. Durch die Wünsche und Hoffnungen von Stella und ihren Freunden wurde eine neue Welt erschaffen. Eine Welt, wie sie immer sein sollte, ohne Leid, ohne Kummer. Alles, was durch die Grausamkeiten des Dunklen Königs vernichtet und zerstört worden war, fing wieder an neu zu existieren. Doch etwas gab es für die Freunde noch zu erledigen. Epilog: Die letze Aufgabe ------------------------- Die letzte Aufgabe! Es war früh am Morgen und die Vögel begannen zu zwitschern. Die Turmuhr in der Dorfmitte schlug gerade vier Uhr morgens als Stella in ihrem Bett aufwachte. Sie wusste, jetzt gab es nur noch eine Sache zu erledigen. Nämlich die Versiegelung Tandonias. Damit so etwas nicht noch einmal passieren konnte. Aus diesem Grund hatte sie sich mit ihren Freunden verabredet, die nachdem das Unheil abgewandt und alles wieder normal war, erst einmal zu ihren Familien gegangen waren. Normalerweise hasste Stella das frühe Aufstehen, aber heute war ein besonderer Tag und außerdem, wenn sie früh genug aufstand, entkam sie den Sticheleien ihrer Schwester Karla, die im gegenüberliegenden Bett noch friedlich schlummerte. Stella schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und schloss leise die Tür. Ich habe noch Zeit, dachte sie bei sich, gab dem Hund und der Katze Futter und kümmerte sich um die Schweine und die Ziegen. Früher hatte ihre Mutter sie mindestens zehnmal dazu auffordern müssen, aber heute wollte sie besonders nett sein. Sie wusch die Futtereimer aus, denn jetzt hieß es warten. Warten, bis Solaris kommen und sie abholen würde. Sie hatten ein Treffen für fünf Uhr ausgemacht. Aber bis jetzt war er noch nicht aufgetaucht. Und das, obwohl die Turmuhr schon viertel nach fünf zeigte. Stella ging hinaus in den Garten und suchte den Himmel ab. Pünktlich kann der Junge auch nicht sein’, dachte sie bei sich. Schließlich sah sie einen dunklen Schatten am Himmel. Stella sah ihm ruhig entgegen, denn sie hatte schon eine Ahnung wer das sein konnte. Tatsächlich war es das Mageti Mana. Und Solaris saß auf ihr und machte den Drachenreitern alle Ehre. Als Mana Stella bemerkte, quietsche sie vor Freude, vollführte eine Bruchlandung, sprang wieder auf die Beine und begrüßte sie nach Mageti- Art. Das hieß: Umstupsten! Stella rappelte sich lachend wieder auf, streichelte sie kurz, ging aber dann zu Solaris, der bei der Bruchlandung im Heuhaufen gelandet war. „Das hast du nun davon du unpünktlicher Kerl. Du hast sie aber nicht gut erzogen!“ Sie half ihm auf die Beine. „Kann ich nichts dafür. Sie ist halt so kindisch. Aber dieses Theater hat sie heute schon achtmal durchgezogen. Langsam habe ich mich daran gewöhnt. Komm jetzt. Du bist die letzte. Wir müssen langsam los. Sonst verpassen wir den richtigen Zeitpunkt. Solaris half Stella auf den Rücken des Mageti und so flogen sie zu der vereinbarten Stelle. Die anderen waren schon da und warteten nur noch auf die Nachzügler. Auch Sir Henry war anwesend, doch auf seinem Gesicht zeigte sich ein trauriger Zug. Joana, die Elfe hielt Tandonia in ihrer Hand. „Nun, da wir alle her versammelt sind, erkläre ich euch eure letzte Aufgabe. Ihr müsst diese Welt noch fixieren und Tandonia muss versiegelt werden. Dann könnt ihr alle wieder ein normales Leben führen“ „Und wie sollen wir das anstellen?“, fragte Rubina verständnislos. „Durch die Vereinigung eurer Herzen. Durch den Schwur der Herzen braucht ihr nur ein paar Worte und alles ist getan“, erklärte die Elfe. „Und wie lautet der Schwur?“, fragte Marla. „Auf ewig vereint, werden in dieser neuen Zeit unsere Herzen sein!“ „Das war’s?“, wunderte sich Somika. „Und was passiert dann?“, fragte Melinda.“ Die Teile der alten Welt werden verschwinden. Denn sie sind Störfaktoren, die diese neu entstandene Welt nur verunsichern und schwächen“, erklärte Joana. „Aber sind wir nicht auch Teile der alten Welt?“, fragte Stella. Sie verstand nicht, was das ganze Gerede von der alten und neuen Welt bedeuten sollte. Würden sie bald im Nichts verschwinden? „Nein. Ihr seid Teile der alten, sowie der neuen Welt. Sozusagen der Grundstein“, meinte Sir Henry traurig. „Ihr werdet nicht ausgelöscht“, setzte Joana hinzu. Solaris sprach genau das aus, was Stella gedacht hatte: „Ich hatte schon angst dass wir uns alle in Luft auflösen würden“ „Was wird denn beispielsweise verschwinden?“, fragte Tamada neugierig. „Ich. Ich bin ein Teil der Alten Welt und gehöre nicht in die neue!“, sagte Sir Henry. Santos und Tamada sahen sich an. Klar, sie hatten dem Geist, der nun Mal ihr Vater war, wenig Beachtung geschenkt, aber dass er jetzt so einfach im Nichts verschwinden sollte, dass wollten beide Jungen nun doch nicht. Und sie äußerten das auch. Sir Henry versuchte sie zu beschwichtigen: „Jungs, ihr müsst das verstehen. Bleibe ich in dieser Welt, dann nützt es euch gar nichts, wenn ihr Tandonia versiegelt. Irgendwann wird es sich wiederholen und dann sind all euere Anstrengungen umsonst gewesen. Seid nicht egoistisch. Denkt an diese Nation. Ihr allein habt es in der Hand, ob es hier Frieden gibt, oder ob es wieder so wird, wie vorher.“ Das klang vernünftig, aber für Santos und Tamada war es in dem Moment unverständlich. „Warum? Warum willst du uns verlassen?“ „ Mir bleibt keine andere Wahl“, erklärte Sir Henry. „Auch ich bin traurig. Aber die Entscheidung liegt bei euch. Entweder ich, oder diese Welt.“ Es war eine schwere Entscheidung doch schließlich waren sich alle einig. Für die neue Welt mussten Opfer gebracht werden. Auch wenn es schwer fiel, es musste sein. Joana war stolz, denn so und nicht anders hatte sie erwartet, würde die Entscheidung ausfallen. Jetzt standen sie alle um den kleinen See herum, in dem Tandonia nun auf ewig verweilen sollte. Jeder stand an einem ganz bestimmten Platz. Sir Henry beobachtete die Situation. Es waren seine letzen Minuten hier auf dieser Welt. Aber er hatte jeden Augenblick genossen. Er schloss die Augen und richtete seine Gedanken voll und ganz auf den Kreis der zehn. Und stillschweigend verabschiedete er sich auch von Santos und Tamada. Die neun waren voll konzentriert und sprachen alle zusammen den Schwur der Herzen: „Auf ewig vereint werden in dieser neuen Zeit unsere Herzen sein!“ Kaum waren diese Worte gesprochen, verschwand Tandonia aus Joanas Hand und tauchte mit einem Glitzern in den See ein. Als das geschehen war, löste sich auch Sir Henry mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf. „Ich bin stolz auf euch! Passt auf euch auf Jungs. Lebt wohl ihr alle“ Und mit Sir Henry löste sich auch der letzte Bestandteil der Alten Welt auf. Die neue war nun fixiert und Stella und ihre Freunde atmeten erleichtert auf. „Mensch, die Welt zu retten, ist doch anstrengender als ich dachte“, kommentierte Solaris erleichtert. „Aber wir haben alle etwas daraus gelernt“, setzte Melinda hinzu. „Und was, du alte Miesmacherin?“, fragte Marla spöttisch. „Nun ja meine kleine! Wir haben gelernt, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur will. Wie oft musste ich euch das klarmachen und immer wieder habt ihr nicht gehört. Ihr schlimmen Kinder, ihr!“ „Du warst aber auch nicht besser!“, meinte Somika. Und alle mussten lachen. Und an dieser Stelle endet nun diese Geschichte. Die Wünsche waren alle in Erfüllung gegangen und es gab tatsächlich nie wieder Hass, Krieg oder Unruhen. Stella und ihre Freunde lebten noch glücklich und zufrieden in einem einzigen Paradies. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)