Augenblicke von Rici-chan (♥RenxHoro♥ ♥One-Shot-Sammlung♥ 18 kapp ist da!) ================================================================================ Kapitel 14: Undenkbar --------------------- undenkbar Schon wieder. Ren rieb sich mehr als nur müde und erschöpft die Augen und hielt das Telefon etwas weiter von seinem Ohr entfernt. Dieser Abstand war aber noch nicht groß genug, als das er die Worte des Blauhaarigen nicht verstehen konnte. „… Und ich weis ja nicht. Lyserg macht einen extrem geknickten Eindruck. Ich werde noch mal sehen ob sich da nicht einmal was machen lässt.“ Die Stimme klang nur so voll Sorge und Mitgefühl. Als Horo anscheinend eine Art Atempause einreichte, drängte der Chinese sich gereizt mit seiner Stimme dazwischen. „Das ganze tut mir ja wirklich leid für ihn, aber was soll ich jetzt damit anfangen? Ich kenne ihn doch so gut wie gar nicht. Du warst doch mal eine Zeit mit ihm zusammen, nicht ich. Du kannst ihn besser einschätzen. Wenn ihr irgendeine Party schmeißen wollt bin ich eh nicht da, also?“ Danach war kurz Stille. Der Schwarzhaarige dachte erst, die Verbindung wäre unterbrochen, oder Horo hätte einfach aufgelegt. Dann ertönte etwas leiser seine Stimme. „Was hast du denn, Ren? Du bist doch sonst nicht so…“ Daraufhin legte der Angesprochene einfach auf. Er konnte es nicht mehr ertragen. Völlig wütend und dennoch kein bisschen erschöpft von seinem Krafttraining machte der Chinese sich auf den Weg in die Gemeinschaftsdusche. In diesem großen Gebäude, welches er sein eigen nennen konnte, gab es ja mehr als ein Badezimmer. Heute ging er sogleich verschwitzt aber dennoch verspannt in das riesige geflieste Bad und ließ wenig später fast schon heißes Wasser über sich rinnen. Es tat mehr als gut. Das Wasser gab ihm sein Körpergefühl zurück. Er entspannte sich und gleichzeitig war er sich seiner Situation bewusst. Noch immer brodelte Frustration in ihm. Diese fraß sich nun schon so lange in ihn hinein, dass er nicht mehr genau den Grund definieren konnte. Das war alles nur Horos Schuld! Als dieser vor wenigen Wochen Lyserg datete, brach für ihn eine Welt zusammen. Nicht nur, das er auf einmal einen guten Freund hatte der schwul war; daran hatte er sich relativ schnell gewöhnt. Schließlich blieb der Blauhaarige immer noch derselbe wie vorher. Schlimmer war eher, dass er als Berater zur Seite zu stehen hatte. Es nervte ihn anfangs ungemein, aber er tat seine Pflicht und hatte zugehört. Später allerdings, als alles in die Brüche gegangen war und Horo sich ausgeheult hatte, hatte er wenigstens etwas seine Ruhe gehabt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ihn sein eigenes Single Dasein kaum gekümmert. Nun aber auf einmal erwachte ein neues Verlangen in ihm. Er verlangte danach, mit jemanden außerhalb seines Freundeskreises Zeit zu verbringen. Er ging ja noch immer zur Schule, traf sich am Wochenende mit seinen Freunden, aber auch letzteres wurde immer weniger. Viele waren nun selbst auf der Suche und verbrachten lieber die Zeit mit demjenigen, dem sie das Herz geschenkt hatten. Und so war wieder alleine. Diese Einsamkeit hatte er zuletzt in seiner Kindheit gespürt. Run schien zu merken das etwas am ihm zehrte, war auch ein paar Tage für ihn da. Dann musste sie aber schon wieder nach China, und er blieb erneut alleine. Er wollte das ganze ja aber auch nicht übereilen. Sein Verstand funktionierte, aber gerade das war es, was ihn so wurmte. Er war sich bewusst, das er zu warten hatte, dass, wenn er weiterhin auch ausging oder sich mit Leuten traf, sicher eine Person treffen würde die zu ihm passte. Aber er konnte nicht mehr warten. Nicht, seitdem alle in seinem Umfeld nun auch damit beschäftigt waren. Genauer genommen war Horo nicht mehr mit der Suche beschäftigt. Er hatte ein süßes Ainu-Mädchen gefunden. Ren gab es ungern zu, aber die beiden passten zusammen. Sie vergötterten einander, und er konnte nichts dagegen sagen. Wieso hätte er es auch? Horo war glücklich und ließ ihn in Ruhe. Er quasselte am Telefon mehr als happy von seinen Erlebnissen, sogar von dem Sex dem sie hatten. Rens Selbstbeherrschung reichte soweit, das er das ohne genervt zu klingen anhörte und gelegentlich ein eigentlich ein Kommentar abgab, dass Horos Meinung unterstützte. Zeit sollte angeblich alle Wunden heilen. Er hatte sich selbst eingebildet, nach dieser Frustration und der weiterhin erfolglosen Suche wenigstens darüber hinweggekommen zu sein und das Glück sehen zu können, ohne das die Eifersucht ihn innerlich zerriss. Er hatte sich mit dem Gedanken angefreundet, oder konnte nun einfach besser damit umgehen. Dann kam Lyserg wieder in das Spiel. Ein kompliziertes Verhältnis entstand, bei dem selbst er nicht mehr richtig durchblickte und ständig irgendeinen Rat erteilen sollte. Bis bei ihm die Sicherung durchbrannte, wie vorhin. Lyserg rief schon seit mehr als 2 Wochen nicht mehr an. Anna und Yoh ließen auch nichts von sich hören, obwohl Ren schon eine Ahnung hatte, mit was sie die Zeit verbrachten. Run hielt er nur kurz am Telefon, während er Horo nun auch vergrault hatte. Vielleicht kam nun endlich für ihn die Chance, glücklich zu werden. Er traf sich ja nun schon außerhalb mit nicht-Schamanen. So schlimm wie Anfangs gedacht war es auch gar nicht. Aber er würde zu ihnen nie so eine feste Bindung aufbauen können wie zu den anderen. Und er hatte immer noch niemanden gefunden, was seinem Selbstwertgefühl auch nicht gerade gut tat. Er redet mit vielen, hatte neue Freundschaften geschlossen, er war ja viel sozialer geworden. Aber er kam nie über eine bestimmte Grenze hinaus, was wohl entweder mit seiner Art oder seinem Auftreten zu tun hatte. Er war inzwischen in manchen Momenten so innerlich verzweifelt, das er sogar schwul werden würde wenn jemand ihm dafür das zusammen sein anbieten würde. Es schien, als würde er ohne das keine Ruhe finden. Er drehte das Wasser aus und machte sich daran sich abzutrocknen. Er hatte sowohl zu viel Zeit in der Dusche, als auch zu viel Zeit damit verbracht zu grübeln. Mehr als den je erledigte er seine Sachen, damit er nicht auf sein inneres Gefühl horchen muss. Aber immer, wenn er wie dann später im Bett lag, kamen diese Auseinandersetzungen zurück. Wie es sein könnte oder hätte sein können. Gewisse Sätze von Horo zu dem Thema Sex hatten sich förmlich in sein Gehirn eingebrannt. Er bezweifelte, das er das je wieder los werden würde. Zuviel war passiert, und zuviel ungeklärt. Dabei könnte er so schnell sein erstes Mal hinter sich bringen. In irgendeine Bar gehen, sich betrinken, irgendein anderes betrunkenes Weib finden und es machen. Fertig. Dann hätte er wenigstens eine Schande weniger zu ertragen. Und je mehr Zeit verging, desto realistischer schien so ein Plan zu sein. Was sprach noch dagegen in seinen fast schon depressiven Phasen? Er hätte ja selbst nie gedacht, dass so etwas simples ihn so runterziehen konnte. Er hatte längere Zeit nichts von seinen Freunden gehört, aber er ging ihnen auch mit Absicht aus dem Weg. Er hatte nur einen Schlüssel für das Gebäude, und die Klingel und das Telefon waren aus gestellt. Er hatte sich ein Handy für wichtige Gespräche zugelegt, dessen Nummer seine alten Freunde ja nicht kannten. Gerade, als er vom einkaufen kam und schon den fertigen Plan in der Tasche für das Verlieren seiner Jungfräulichkeit hatte, traf er eine Person auf der Straße, den zuletzt vor Wochen gesehen hatte: Horohoro. Ren war nicht dumm. Als er ihn erblickte, ebenfalls mit Tragetüten bewaffnet, schlug er eine andere Richtung ein und ließ sich von der Masse mitziehen. Er betete, dass er unentdeckt blieb. Aber Kami erhörte ihn nicht. Eine Hand lag plötzlich auf seiner Schulter, er blickte zurück und entdeckte seinen ´Freund´ in Lebensgröße vor sich. Und er wirkte nicht gerade happy. Er wurde, entgegen dem sonstigen vorgehen von Horo, an dem Arm gepackt und aus der Masse heraus gezehrt. Da Ren so etwas nicht vom dem sonst so wenig gewaltbereiten Horo erwartete, fand er sich überraschend und mit geweiteten Augen in einer Gasse an dessen feuchten Seitenwand gepresst wieder. Er erkannte Horo nicht wieder. Er war nicht nur blass wie ein Geist. Es sah auch so aus als wäre er auch sonst komplett fertig. Er besaß dicke Augenringe, die auf mehrere schlaflose Nächte deuteten. Sein Haar war etwas glanzlos, und hing ihm ins Gesicht. Nicht einmal ein Stirnband hatte er um. Er wirkte ungepflegt, aber trotz allem glänzten seine Augen wie im Fieberwahn. Ren fühlte sich in die Ecke gedrängt, obwohl er wesentlich stärker war als Horo, zumindest in seinen Schamanenkräften. Aber dennoch fühlte er die Nervosität aufsteigen. Horo drängt das eigene Gesicht noch näher an Rens, und schrie ihn fast an. Von dem Moment, wo sie sich wieder getroffen hatten, waren keine zehn Sekunden vergangen. Dennoch kam es beiden wie eine Ewigkeit vor. „Sag mal, kannst du nicht mal zurückrufen??“ Das war das einzige, was Horo ihm entgegenbrachte, aber es lagen so viele Gefühle in diesen Worten, ohne das der Satz eigentlich so eine große Bedeutung hatte. Ren hörte Schmerz, Trauer und Frustration aus Horos Stimme, welche seine Tonlage um einiges rauer erschienen ließ. Der schwarzhaarige Chinese, der ja mindestens einen halben Kopf kleiner war als Horo, antwortete erst nicht. Nicht, weil er keine Antwort hätte, oder weil er sprachlos wäre. Diese neue Sicht, diese neue Gestalt des sonst die ganze Zeit fröhlichen Horos drang in sein Bewusstsein ein und wollte dort nicht mehr verschwinden. Der Blauhaarige wartete einen Moment, und war mehr als enttäuscht, dass er nicht einmal eine Erwiderung bekam. Ihm fiel aber zeitgleich auch nicht auf, dass es dem Chinesen ebenso schlecht ging wie ihm selbst. Auch jener wirkte, als hätte er ewig keine Ruhe gefunden. Er war zwar gepflegter in seinem Erscheinen als der Größere, was aber in Anbetracht der blassen Haut und den glanzlosen Augen keinen Unterschied machte. „Warum hast du dich nicht einmal gemeldet? Wir haben uns Sorgen gemacht, Anna war krank und wir mussten alle zu ihr und Yoh beruhigen, weil er nichts zustande gebracht hat. Ryo und Lyserg sind zusammen, und kurz danach haben wir erfahren dass Anna schwanger ist! Wir dachten erst, du wärst wieder in China, und Yoh wollte schon hinfliegen und dich zurück holen! Wie konntest du uns das antun?“ Ren schluckte, aber sein Hals blieb trocken. Er fühlte sich angegriffen und zu Unrecht beschuldigt. Er zog die Augenbrauen zusammen und schubste Horo zu erst einmal aus seiner vorteilhaften Lage. „Was ich mir gedacht habe? Vielleicht das ich mal die verdammte Schnauze voll habe von eurem verdammten Leben und dem ganzen Scheiß? Es ist mir egal, das Anna schwanger ist, und was Lyserg treibt ebenso! Beiden interessiert es einen scheiß wie es mir geht, ansonsten würde ich auch nicht wie ein Zombie herumwandern!“ Horo beäugte ihn misstrauisch. Er schreckte weder zurück, noch schienen ihn die Worte irgendwie zu erreichen. Eher wurde er noch wütender. Beide aber sprachen nun mehr als das sie schrieen. Horo setzte gerade zu etwas an, aber Ren war so richtig in Fahrt. „Und komm mir jetzt ja nicht damit, das wie Freunde sind und so was! Ihr wart in letzter Zeit verdammt idiotische, egoistische Freunde. Streite es nicht ab. Wer von uns ist mitten in denn Nacht zu euch gefahren, hat getröstet und euch aus dem Loch herausgeholt? Wer hatte ein offenes Ohr, wenn es schon wieder Streit gab? Ich, verdammt noch mal!“ Nun stockte sogar Horo. So viel Frust lag in der Stimme, und Ren redete so viel auf einmal, aber noch schlimmer war, das es stimmte. Und das ließ ihn noch blasser werden; was hatten sie getan? Ren ließ sich davon nicht beeindrucken und machte seiner Seele Luft, in seinem Wahn nicht bemerkend wie blasser Horo noch wurde. „Ich verlange weis Gott nicht viel, aber wenn ich schon so anfange, das ich sage das es mir ähnlich geht, würde dann nicht jeder normale Freund fragen was los ist? Wenn ich bleich wie eine Leiche herumlaufe, keinen Hunger habe und abmagere, sollte ein Freund das nicht merken? Ich habe nie um Aufmerksamkeit gerungen, aber so etwas nenne ich nicht Freundschaft!“ Das, oder ein Teil dessen was so lange in ihm schwellte, brach aus. Er füllte sich ausgenutzt und verraten, verbraucht und leer. Keiner schien es zu kümmern, dass er auch Gefühle hatte. Hatten sie nicht selbst versucht ihm einzureden, dass er ein Mensch wie jeder andere war? Und nun haben seine angeblichen Freunde, die ihm so oft sagten dass er Gefühle hatte, keine Killermaschine war, fast wieder das Gegenteil bewiesen. Horo konnte nichts erwidern. Der Glanz aus seinen Augen war erloschen und er konnte nur zusehen, wie Ren die Wunde weiter öffnete. „Ihr wart so egoistisch in letzter Zeit… und ich will keine Entschuldigung.“ Sein Frust war nun zur kalten Wut verbrannt. „Lasst mich in Frieden und sucht euch jemand anderen für eure Seelsorge. In genau einer Woche bin ich in China, bei meiner Familie, da wo ich mehr hingehöre als hier, wo sich wenigstens Run um mich sorgt.“ Inzwischen sah der Ainu zur Seite und biss sich auf die Lippen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, aber eher weil er es nicht ertragen konnte, wie sehr Ren recht hatte. Sie hatten ihn wirklich ignoriert, wobei er sein bestes gab ein guter Freund zu sein. Und sie hatten ihn im Stich gelassen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ren warf der immer noch etwas größere Japaner einen Blick zu, der so viel zugleich aussagte. Enttäuschung und Verachtung, aber er wirkte auch verletzt. „Ich will euch nie wieder sehen.“ -- „Mama! Wie lange müssen wir noch warten?“ „Nur noch etwas, mein Schatz.“ Der Chinese besah sich die Mutter und das kleine Kind, während er auf seinem Platz saß und nur noch darauf wartete, dass sein Flug aufgerufen wurde. Er gähnte kurz und widmete sich dann wieder seiner Umgebung. Er sah sich verabschiedende Pärchen, die ihre Zungen nicht voneinander lösen konnten, ebenso wie Leute, die sich anscheinend gerade erst wieder gefunden hatten. Ihn langweilte dieser Anblick nach einer Weile fast schon, sodass er erneut sein Taschenbuch herausholte und zu lesen anfing. Er wollte es sich eigentlich noch für den Flug aufheben, aber an Bord müssten er wenigstens ein paar Zeitschriften zu finden sein. Er hatte das Buch ja nun schon fast durch. „Die Passagiere für den Flug 2647 nach Baijing dürfen nun einsteigen. Bitte benutzen sie Gate 3. Please,…“ Ren horchte auf, als sein Flug aufgerufen wurde. Er packte sein Buch wieder ein und sah sich kurz reflexartig noch einmal um, bevor er sich innerlich schimpfte. Wer sollte ihn denn verabschieden? Run wartet in China auf ihn. Und hier hatte er keine Freunde mehr. Erstaunlicherweise tat ihm diese Erkenntnis nicht weh. Sie entsetzte ihn nicht und berührte ihn auch sonst nicht. Es war halt so. Nachdem er Horo mit solchen Worten verlassen hatte, versuchte auch in der kommenden Zeit niemand mit ihm in Kontakt zu treten. Er hatte sogar wieder die Klingel angestellt. Nachdem er nämlich so vor Horo ausgerastet war, der ihm nicht gefolgt war, entgegen Rens Vermuten, war er so erleichtert, aber auch bereit Entschuldigungen anzunehmen. Er war sehr nachtragend, aber er hätte gerne irgendetwas gehört. Schließlich stand er im Recht, und hatte den anderen mehr als genug Gelegenheiten für alles gegeben. Dass man diese nicht annahm, zeigte ihm nur, das, nun ja, das sie nicht mehr Freunde waren. Er schulterte seine Tasche und wand sich dem Eingang zum Flugzeug zu; er wäre auch weiter gegangen, wenn ihm sein sechster sinn nicht geraten hätte stehen zu bleiben. Und um genauer zu sein, einen Schritt zur Seite zu gehen, damit er nicht umgerannt werden sollte. Und prompt, nachdem er einen Schritt zur Seite anstatt nach vorne gemacht hatte, stürzte eine Person in Eile fast; und zwar genau an der Stelle, wo der Schwarzhaarige vorher gestanden hatte. Die Person fing sich Arme wedelnd noch auf, und fiel somit nicht auf den Beton. Nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte, wandte er sich an den Kleineren. Und Rens Augen weiteten sich bei dem Anblick. Horohoro, vollkommen außer Atem und verschwitzt. Dafür leuchteten seine Augen umso mehr. „Letzter Aufruf für die Passagiere…“ Ren erschrak wegen der Durchsage. Der Ainu aber nahm an, es sei durch seine Gegenwart. Er brachte sich in Rens Nähe und brach flehend in Worte aus. „Ren, bitte geh nicht. Ich, und alle anderen haben gemerkt, das wir scheiße gebaut haben. Sogar Anna möchte sich entschuldigen! Run hat uns verraten wann du fliegst, ich war vor ner stunde bei dir und du warst schon weg, und ich bin hierher geeilt, und…“ Der Chinese war erschlagen von dem Redeschwall, hörte er im Hintergrund ja auch noch de Durchsage für seinen Flug. Wenn er jetzt nicht ging, würde er erst morgen fliegen können. Er unterbrach Horo, indem er seine eigene Hand spontan auf den Mund von Horo legte. Er zuckte kurz bei diesem Körperkontakt, während Horo nun auch aufhörte zu reden. Ren hatte keine Ahnung, wie er im Moment aussehen musste. War es ihm egal, dass sie sich entschuldigen wollten? Er fühlte nämlich nichts. Er war nicht erleichtert, oder freute sich. Er hatte ihnen innerlich schon vergeben. So weich war er geworden. „Hör auf, und höre zu. Dank deiner ellenlangen Rede habe ich meinen Flug nun eh verpasst“ – er deutet nach draußen, wo ein Flieger sich gerade von der Landebahn abhob- „zum anderen, wieso fällt es euch jetzt erst ein, euch zu entschuldigen? Es war gerade einmal eine Woche, aber doch genug Zeit…“ Aus seinen Worten konnte man nicht entnehmen, dass er ihnen schon verziehen hatte. Aber sein Tonfall sagte es bereits. Als Ren seine Hand von Horos Lippen entfernte, strahlte jener fast schon wieder. Aber er schnappte sich die Hand von Ren, und behielt sie in der eigenen. Ren wurde es heiß. Lag es daran, dass er so lange keinen körperlichen Kontakt zu anderen hatte? Horo fing mit anderen Worten an und beantwortete seine Frage nicht. Es wäre ihm mehr als nur peinlich, dem Chinesen zu gestehen dass er einfach daheim geblieben und nach der Sache mit Ren und seiner Freundin in ein tiefes Loch gefallen war. Er wusste auch erst dann, dass er Ren so oft so viel zu verdanken hatte. Er war wirklich ein Freund. Und erst als er sich aus diesem Loch herausgeholt hatte, war er in der Lage sich ihm wieder entgegen zu stellen. „Es tut mir leid, Ren. Ich hätte wirklich mehr darauf achten müssen, wie es dir geht. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt…“ „Ist schon gut.“ Ren wollte seine Hand entziehen, aber der Größere ließ dies nicht zu. Als Ren ihm darauf einen verwirrten Blick schenkte, lächelte er nur. „Und mir ist auch noch klar geworden, dass es ein Schock für mich war. Das du gehen wolltest. Und ich habe mich wirklich nicht um dich gekümmert, während du mir ständig zugehört hast. Obwohl es dich genervt hat, wie ich gesehen hab.“ Ren schluckte. Worauf lief das ganze nun heraus? Was sollte das werden? Seine Hand zwischen Horos fing nun an zu schwitzen. „Eine Frage hab ich nur noch. Bist du den verliebt?“ Ren spürte, wie rot sein Gesicht wurde. Empört entzog er nun seine Hand mit Gewalt. „Was fragst du so was? Gerade dir würde ich so etwas auf die Nase binden!“ Erst als er bemerkte, wie Horo grinste, stockte er. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Besonders, als Horo nun auf ihn zeigte. „Siehst du! Deswegen habe ich davon nie angefangen, weil du mir kaum etwas erzählt hättest! Also liegt nicht alle Schuld bei mir!“ Ren starrte nur diesen nun siegessicheren Kerl an, und er wurde wütend, aber mehr weil er sich ertappt fühlte. „Du Idiot! Ich hätte dir natürlich nicht solche Kleinigkeiten erzählt wie du immer, aber doch schon das wesentlichste!“ Er verschränkte die Arme ineinander und genoss das Gesicht von Horo. Jener ging sich verlegen durch die eigenen Haare, bevor er sich wieder Ren zuwandte. „Du hast ja recht. Tut mir leid, aber ich hab dich so lange nicht geärgert, da muss ich ja etwas nachholen.“ Dabei stand er nun neben dem Kleineren und legte freundschaftlich einen Arm um ihn. Erstaunlicherweise störte es den Chinesen nicht. „Das war mir so klar. Bist du den nun froh, das du Lyserg los bist?“ Horo seufzte theatralisch und bewegte sie nun beide Richtung Ausgang zu. „Er quatscht mich nun nur noch zu. Jetzt weis ich auch, wie du dich fühlen musstest. Als Single.“ Nun wurde der Chinese hellhörig. Nur, weil ihn solche Gespräche oft genervt haben, hieß das nicht dass ihn die gegenwärtigen Situationen nicht interessierten. „Hat dieses Mädchen dich verlassen?“ „Ja, ich war ihr zu anhänglich. So ernst war es aber nun auch wieder nicht. Ich konnte zu ihr nie wirklich diese drei Worte sagen.“ Ren zuckte nur mit der Schulter. „Jetzt musst du dir jemanden neues suchen.“ „Jop, eigentlich schon… wie wäre es mit uns?“ Sie befanden sich nun schon außerhalb des Flugplatzes. Ren erstarrte und schaute den Ainu nur verblüfft an. Meinte er so etwas ernst? „Wie kommst du auf die bekloppte Idee?“ Nebenbei durchfuhr es ihn heiß und kalt. Er zusammen mit Horo? Die Idee überraschte ihn, aber anwidern tat es ihn nicht. Das ganze war zu neu, als dass er sich da eine Meinung bilden könnte. „Na, so hätten wir beide jemanden, und ich kann dir so manches beibringen… nebenbei fand ich dich ja schon immer attraktiv, Süßer.“ Ren hatte sich noch immer nicht weiter bewegt. Konnte er das ernst meinen? Und wie konnte er so etwas so frei heraus sagen? Und ihm ein solches Kompliment machen? Vieles ließ ihn sonst unberührt, aber hier wusste Ren vor Verwirrung nicht wie er antworten sollte. Er hatte doch eigentlich schon geplant, wie er seine Jungfräulichkeit verlieren konnte. Er hatte sich auch vorgenommen das umzusetzen. Und wurde ihm eine neue Möglichkeit eröffnet, indem er so etwas mit Horo erleben sollte. Wäre das schlimm? Er empfand es nicht als schlimm, eher als berauschend. Er kannte Horo, und vor ihm musste er sich auch nicht verstecken. Das der Ainu männlich war, erschien ihm sowieso als nebensächlich. Horo würde ihn bei seinem Anfängerglück nicht auslachen, ihm würde er sich anvertrauen können. Auch wenn er sich selbst noch nicht daran gewöhnen würde können, das man überhaupt wollte. Ren setzte zu dem nächsten Schritt an, und Horo, ihn noch immer halb im Arm habend, folgte ihm. Es war klar, dass er den Chinesen mit so einem Vorschlag so ziemlich überraschte. Aber so würde er ihn wahrscheinlich aus seiner depressiven Phase bekommen. Und er wollte ihn durchaus glücklich sehen. Und er log nicht. Auch ihn ließ der warme dünne Körper unter seinen Händen nicht kalt. Er fand Ren anziehend. Seine direkte Art, seinen Sarkasmus, und seinen Körper auch, trotz der Narben. „Wieso eigentlich nicht?“ Der Ainu wurde aus seinen eigenen Gedanken gerissen, während Ren ihm zulächelte. Und gerade dieses Lächeln, das sich um seine feinen Lippen regte, brachte den Ainu zum strahlen. Er umarmte den Kleineren nun ganz und drückte sich an ihn. „Wie toll! Das wird super!“ Und er meinte es ernst. Sie kannten sich beide in und auswendig, da konnte nur gutes dabei heraus kommen. Er spürte auch schon die Neugierde aufkommen, wie Ren sich in künftigen Situationen verhalten würde. Würde er wieder erröten? Sich anderweitig dem Moment entziehen? Es dann aber doch genießen? Und rot war er doch zu süß. Ren wurde das ganze zu viel. Er konnte Horos Herzschlag spüren, seinen Atem und auch, wie verschwitzt er noch immer war. Er dachte nicht, das solche Tatsachen in der Realität ihn so aus der Fassung bringen würden. Mit hochrotem Kopf drückte er ihn von sich. „Dusch dich erst mal! Dann reden wir weiter.“ Horo blinzelte verwundert, eher er lachte. „Mach ich, Süßer!“ Ren knurrte nur. Das konnte ja etwas werden. +++ Dieser One-Shot ist schon etwas älter, habt also erbarmen. ^^° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)