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Das Kätzchen und der Teufel

von

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Der Artist

Es war endlich wieder soweit in der Grossstadt Crimoie... Der Zirkus der jedes Jahr für ein paar Wochen am Stadtrand gastierte war wieder da. Normalerweise blieb ein Zirkus ja nur wenige Tage am selben Ort, aber bei dieser Stadt war das anders. Hier an diesen Ort kam einfach jeder und die Kasse klingelte, denn auch der Zirkus selbst war nicht unbekannt. Besonders für dessen Akrobaten und Artisten war er bekannt. Für waghalsige Stunts und Kunststücke.

Eigentlich freute sich Terry immer wenn sie nach Crimoie kamen, aber seit einiger Zeit wollte ihm einfach nichts mehr gelingen. Seine Kunststücke und Akrobatik sahen eher aus wie die eines Anfängers und so was wollte das Publikum nicht sehen. Seine Schwester Noreen ermunterte ihn immer wieder. „Du bist einfach nur ausgepowert. Immerhin hast du am letzten Ort richtig geglänzt in der Manege.“ Ja das sagte sie immer, aber das hörte sich Terry schon lange nicht mehr an. Es war nicht nur hier so, nein auch am letzten und vorletzten Ort. Der Direktor des Zirkus hatte sich schon überlegt ob er Terry aus dem Programm nehmen und Noreen alleine auftreten lassen sollte. So einfach war das aber nicht. Er wusste genau, dass viele Leute nur wegen Noreen UND Terry kamen. Sie waren die absoluten Stars der Show.

Überhaupt waren die Geschwister ein echter Glücksfall für den Zirkus gewesen. Der Direktor konnte sich noch gut erinnern, als er die beiden Waisenkinder bei sich aufnahm, weil er ihr enormes Potenzial in Akrobatik erkannte.
 

Die nächste Show würde ihn wenigen Augenblicken beginnen und Terry beobachtete die Menschenmassen, die in das Zelt strömten. Er seufzte nur. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Es wird schon alles gut. Diesmal schaffst du es bestimmt.“ Er sah Noreen an und lächelte schwach. Zu gern hätte er das geglaubt, aber er wusste, dass es auch heute nicht gehen würde. Er wusste auch nicht, warum er plötzlich so Schwierigkeiten hatte und nicht einmal das einfachste Kunststück fertig brachte. Das machte ihm sehr zu schaffen.
 

Die Show begann und es war nur noch eine Frage der Zeit bis der Direktor seine Schwester und ihn ankünden würde. Er wurde nervös. Es schockierte ihn, denn er wurde bisher noch nie nervös. Vergeblich versuchte er dieses Gefühl zu ignorieren.
 

„Und nun meine Damen und Herren, liebe Kinder! Hier kommen sie! Die einzigartigen, unübertrefflichen Stars und Akrobaten! Terry und Noreen!“
 

Eine Welle aus Jubelschreien und Klatschen brach aus. Kaum waren die Geschwister in der Manege erschienen wurde es noch lauter. Terrys Beine hatten sich von alleine mit seiner Schwester in die Manege bewegt. Gewohnheit. Das konnte auch kein ungutes Gefühl stoppen. Noreen winkte in die Menge hinein und strahlte, er brachte nur schwer ein Lächeln auf seine Lippen.

Es begann. Er strengte sich besonders an, da er hier nicht auch noch versagen wollte. Der erste Teil ihrer Show hatte er gut überstanden und er fasste wieder Mut.

Der Höhepunkt rückte näher. Jetzt! Er war dran! Doch mitten in seiner Figur, die er anfing, ging etwas schief. „Es passiert schon wieder!“ Terry stockte der Atem. Er landete unsanft auf dem Boden. Einige Leuten schrieen entsetzt auf. Der ganze „Unfall“ wurde von Noreen geschickt überspielt, so dass sich Terry wieder fangen konnte. Nach einigen Minuten setzte er die Show fort. Die Leute beruhigten sich wieder. Die meisten dachten ohnehin, dass dies zur Performance der beiden gehörte.
 

Endlich war es zu Ende. Terry atmete erleichtert auf, aber er hatte ein ungutes Gefühl bei dem, was ihn noch erwartete. „Mach dir nichts draus! Nächstes Mal ist alles wieder Ok.“ – „Ja das glaub ich auch...“ Er glaubte zwar nicht eines seiner Worte, die er eben aussprach, aber was konnte er schon tun?
 

Nachdem das Zelt leer war und es schon langsam dämmerte, kam Alban, Sohn des Direktors, Artist und Mädchen für alles auf die beiden Geschwister zu. Sie waren gerade dabei zwei Artisten beim Tiere füttern zu helfen. „Das war Mal wieder unter aller Sau Terry! Kannst du dich nicht einmal auf das was du machst konzentrieren?!“ Terry ignorierte diese „freundliche“ Begrüssung. Alban dachte sowieso, dass er was besseres wäre nur weil er der Sohn vom Chef war. „Hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede!“ Terry ignorierte ihn aber weiter. Alban riss der Geduldsfaden und packte ihn am Kragen. „Du elender....!!“ – „Alban hör auf! Er kann doch nichts dafür!“ Noreen versuchte ihren Bruder aus seinem Griff zu kriegen, sie hatte aber zu wenig Kraft. Alban funkelte sie düster an. „Und ob er was dafür kann! Er würde unsere Show ruinieren, wenn du nicht ständig etwas tun würdest, um die Aufmerksamkeit auf die zu lenken! Er ist ein Versager!“ – „Das stimmt nicht!“ Eine Diskussion zwischen Noreen und Alban entflammte und Terry konnte nur zu hören, aber eigentlich hatte Alban doch recht. Er war ein Versager. Das dumme war nur, er wusste nicht warum er die Kunststücke, die er sonst mit verbundenen Augen hätte tun können nicht mehr schaffte. Warum?

Terry wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er einen kräftigen Stoss an seiner Schulter spürte und rückwärts auf den Boden fiel. „Soll er doch verschwinden! Wir brauchen keine Nieten hier! Hast du gehört Terry?! Verpiss dich!“
 

Er wusste nicht wieso, aber Terry fühlte sich sehr angegriffen. Ohne zu zögern stand er auf und lief davon. Eigentlich wollte er eine schlagfertige Antwort zurückgeben, aber sein Körper bewegte sich von allein. „Terry! Warte!“ Noreen sah ihrem Bruder entsetzt nach. So hatte sie ihn ja noch nie erlebt. „Soll er doch gehen...Komm ja nicht wieder!!“, brüllte Alban noch hinterher.

Terry packte nur grad das nötigste ein, weil er sowieso nicht davon überzeugt war, dass er lange weg bleiben würde. So schnell er konnte verliess er das Gelände und machte sich auf in die grosse Stadt Crimoie.
 

Er schlenderte durch die vollen Strassen, quetschte sich hie und da an Menschenmassen vorbei. Viele Augenpaare folgten dem sehr unsicheren Terry und er mochte diese Art von Blicken nicht. Diese machten ihn nur noch viel unsicherer. Um sich denen zu entziehen bog er in die nächste Seitengasse ein. Je weiter er in sie hinein lief desto enger wurde sie und es roch modrig. Hier standen auch keine moderne Gebäude. Nein. Die Mauern dieser Häuser, falls man diese Bauten tatsächlich so nennen konnte, sahen total scheusslich aus. Farbe blätterte ab, hin und wieder war sie sogar ziemlich beschädigt oder so voller Dreck, dass man sich wohl kaum vorstellen konnte, dass hier eine Mauer war!
 

Nachdem er eine Weile durch die engen Gassen geschlurft war, sah er sich um. Verdammt! Das konnte nun wirklich nicht wahr sein! Er hatte nicht die geringste Ahnung wo er war und wie er wieder zurückkam. „Scheisse! Was mach ich denn jetzt?!“ Für einen Moment verlor er die Nerven und liess sich schluchzend auf den Boden sinken. Doch dann strich er sich die Tränen aus dem Gesicht. Er hasste sich in diesem Augenblick für sein peinliches Benehmen. Er war ein Mann! Wie konnte er sich dann nur so gehen lassen?! Dennoch fasste er keinen Mut mehr und blieb einfach auf dem dunklen Boden sitzen. Auf einmal fand er die Mauern der Gebäude noch viel bedrohlicher als zuvor und jedes Geräusch schreckte ihn auf. Man hätte meinen können er sei eine Katze, die verloren gegangen war.
 

Wie erbärmlich doch das alles war! Am liebsten wäre er einfach vor einen Zug gesprungen, aber er war ja sogar zu blöd um eine Schiene zu finden! Er verfluchte sich immer und immer wieder für das, was er war.
 

Noreen machte sich grosse Sorgen. Ihr Bruder war schon seit mehr als drei Stunden weg. Aber irgendwie war es allen egal, ausser ihr. Was dachten sich die anderen eigentlich?! War ihnen Terry nicht wichtig? Als sie den Direktor darauf ansprach sagte dieser nur: „Der kommt schon irgendwann wieder.“ Noreen war ausser sich. Es war doch alles nur Albans Schuld! Er konnte Terry noch nie leiden, vor allem weil er alles besser konnte als Alban. Aber seit einiger Zeit war Terry so komisch und das nutzte Alban gnadenlos aus. „Wo steckst du Terry? Komm bitte wieder...“
 

Es wurde dunkel, aber Terry kam nicht. Noreen machte sich jetzt ernsthafte Sorgen, auch wenn er mal schmollte, solange blieb er nie weg. Sie wollte nach ihm suchen, aber der Direktor wollte sie um diese Zeit nicht mehr auf die Strasse lassen. In solchem Momenten verfluchte sie ihren Adoptivvater!
 

Terry fühlte sich elend und er hatte Hunger. Warum war er nur so blöd und hatte nichts zu essen mitgenommen?! Na ja dagegen tun konnte er auch nichts mehr. Er richtete sich mühsam auf, während sein Magen tobte und nach Essen verlangte. Er schleifte sich der Gasse entlang und hoffte etwas essbares zu finden, immerhin hatte er wenigstens daran gedacht etwas Geld mitzunehmen. Na wenigstens etwas! Vielleicht war er ja doch nicht so ein totaler Versager...
 

Seine Suche nach etwas essbarem blieb bis jetzt ohne Erfolg. Hörten diese dummen, engen Gassen eigentlich nie auf?! Langsam kam ihm das wie ein Labyrinth vor. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ Ja und Terrys Magen bestimmte seinen Willen.

Nach einer Weile hoffnungsloser Suche vernahm seine Nase einen angenehmen Geruch. ESSEN!!! Schnell ging er diesem Geruch nach. Tatsächlich wurde die Strasse breiter! Er war auf dem richtigen Weg! Aber er hatte sich dann doch zu früh gefreut. Die Gasse hörte nicht auf, sie wurde einfach breiter und der Geruch führte ihn nur zu einer übel aussehenden Gruppe Jungen, die nach seiner Vermutung nicht so viel älter sein konnten als er. Das was er gerochen hatte waren Pommes und Hamburger, die die Jungen verdrückten.
 

Na wenigstens war auf sein Näschen verlass! Aber nach dem Aussehen der Typen zu urteilen würde er nichts abbekommen, auch wenn er höflich fragen würde. Doch was war schon Aussehen? Terry hatte gelernt, dass man Leute nicht nur nach ihrem Aussehen einstufen sollte, dennoch hörte er meistens auf sein Gefühl, das ihm bisher nie etwas vorgetäuscht hatte. Nun sagte es ihm eindeutig, dass er einfach an denen vorbei gehen sollte.
 

So unauffällig wie möglich versuchte er sich an ihnen vorbei zu schleichen, was ihm auch fast gelungen wäre, wäre er nicht gegen eine leere Dose gelaufen. Es klang unglaublich laut zwischen den hohen Mauern. Da waren auch schon die Blicke der Gruppe auf ihn gerichtet. „Was ist das denn für einer?“ – „Den hab ich noch nie hier gesehen.“ Terry fühlte sich klein neben dieser Gruppe und er wich ein paar Schritte zurück als die doch wirklich auf ihn zu gelaufen kamen. Sie pufften ihn an. „Wer bist du und was machst du hier?!“ Er antwortete nicht gleich, wie es die Jugendlichen wollten. „Hey ich hab dich was gefragt!“ Kaum eine Sekunde später wurde er gegen eine Mauer gepresst. „Ich...Äh...ich...“ – „Der sieht aus wie ein Mädchen!“ Ein anderer zupfte ihm an seinen, für einen Jungen ziemlich langen Haaren. „Solche Visagen kann ich nicht ab!“ – „Sollen wir ihm mal zeigen wie solch aussehende Leute bei uns begrüsst werden?“ Die Gruppe viel in ein unheimliches Gelächter.
 

Terry hatte Angst, grosse Angst...Sie waren in der Überzahl und er konnte Gewalt nicht ab. Er fühlte sich wie ein getretenes Kätzchen, klein und hilflos.

Der Schwarze Teufel

Terry zitterte. Seine Angst wurde grösser. Hilflos sah er sich nach etwas rettendem um, vergeblich. Es blieb ihm nur noch eins: Rennen! Doch erst musste er irgendwie an denen hier vorbei kommen.
 

„Der Kleine macht sich ja fast in die Hose!“ Wieder brach schallendes Gelächter aus. Das war seine Chance! Flink schlängelte er sich an ihnen vorbei und rannte daraufhin so schnell er konnte weg. „Der haut ab!!“ – „So schnell kommt er uns nicht davon! Hinterher!“
 

Terry rannte und rannte, aber diese Idioten liessen sich einfach nicht abschütteln! Seine Puste ging ihm langsam aus. Er musste etwas tun. Nur mit wegrennen war die Sache wohl doch nicht erledigt, aber was dann?! Während er keuchend von der einen Gasse in die nächste hastete, dachte er angestrengt nach, was er tun konnte.
 

Wenn das so weiterging würden sie ihn bald einholen und dann konnte er einpacken, das war sicher! Jedoch schien ihn die Glücksfee zu hassen. Zu allem übel landete er auch noch in einer Sackgasse. „Verdammt! Das ist doch alles nicht wahr!“ Ein riesiges Gitter ragte in die Höhe und versperrte ihm den Weg. Links und rechts an den Mauern konnte er nicht hochklettern und zurück laufen schon gar nicht! Langsam aber sicher wurde ihm seine Pechsträhne zuviel.
 

Er konnte seine Verfolger schon hören. Nein! Er wollte noch nicht aufgeben! Einmal wollte er kein Versager sein!
 

Ganz in seiner Nähe lehnte ein junger Mann an der Mauer. Dieser schenkte seiner Umgebung allerdings recht wenig Beachtung und rauchte eine Zigarette. Jedoch sah er auf, als er Terry hörte. Es schien ihn aber nicht weiter zu kümmern, dass ein Junge in Schwierigkeiten war. Ruhig beobachtete er den panischen, feminin wirkenden Fremden.
 

Terry verlor keine Zeit mehr. Er nahm seine ganze übrig geblieben Kraft zusammen. „Da vorne ist er! Gleich haben wir ihn!“ Sein Kopf drehte sich in die Richtung, von der er gekommen war. Die Gruppe hatte ihn gleich. Jetzt oder nie!
 

Er wusste nicht woher er diese Kraft nahm, denn mit einem gewaltigen Sprung hing er plötzlich am Gitter. Es war gerade genug hoch, so dass ihn seine Verfolger nicht erreichen konnten. „Er ist da oben!“ – „Was machen wir jetzt?! Da klettere ich nicht hoch!“ Die Typen versammelten sich unter ihm und sahen hoch. „Der kommt nicht weit! Dafür ist das Gitter zu hoch und er zu schwach.“ Das war jedoch genau der Ansporn für Terry NICHT aufzugeben und zu zeigen das er auch stark sein konnte.
 

Zum Erstaunen der Kerle kletterte Terry wie eine Katze immer höher hinauf, bis er den Rand des Gitters erreicht hatte. Allerdings war es hier oben ziemlich wackelig. Doch er liess sich nicht abschrecken, immerhin war ein Seil oder ein Trapez nicht viel anders. Nun musste er sich überlegen, wie er hier runterkam. Schliesslich konnte er nicht einfach runterspringen ohne sich mindestens beide Beine zu brechen.
 

Da! Ja da an der Mauer ragte irgendwas raus. Es sah aus wie ein abgebrochenes Metallrohr. Von hier aus konnte er sich dort hinüber schwingen, aber es war trotzdem noch etwas hoch. Weiter vorne konnte er trotz der Dunkelheit Müllsäcke erkennen. Na ja so toll wie ein Auffangnetz oder Matten waren sie nicht, aber alle mal genug, damit ihm beim runterspringen nichts geschieht.
 

Er checkte noch einmal die Lage. Die Typen standen immer noch da unten und starrten ihn an. Ansonsten war alles klar.
 

Der junge Mann drückte seine Zigarette aus und schmiss sie weg. Der fremde Junge hatte sein Interesse geweckt. Immerhin war es nicht üblich, das ein Mensch so schnell so ein hohes Gitter hochklettern konnte. Gespannt sah er zu, was er wohl als nächstes tun würde.
 

Terry holte einmal tief Luft, schwang sich dann mit einem Handstand über das Gitter und liess los. Die Mäuler der Typen klappten voller entsetzen auf. Doch Terry hatte trotz der Finsternis sein Ziel nicht verfehlt. Er hing nun etwas weiter unten am Metallrohr und schwang sich hin die richtige Position, damit er nachher in den Müllsäcken landen konnte.
 

Einmal schwang er sich um die Stange wie ein Reckturner und liess dann los. Er machte sogar einen unnötigen Salto und landete auf den Beinen mitten in den Müllsäcken. Alles lief so ab wie es sich Terry vorgestellt hat. Nur das der Gestank dieser Säcke so schlimm sein konnte, hatte er nicht bedacht. Na aber verletzt war er nicht. Schnell richtete er sich auf, klopfte den Dreck von seiner Kleidung und sah zufrieden mit sich zum Gitter.
 

Auf der anderen Seite starrten ihn seine Verfolger voller Erstaunen und Entsetzen an. Das schienen sie nicht erwartet zu haben. Tja man sollte sich nicht mit einem Zirkusartisten anlegen! Ohne weiteres auf die Typen zu achten lief er in die Dunkelheit vor sich.
 

Ihm wurde auf einmal bewusst, was er eben getan hatte. Er war wieder der alte! Diese Barriere, die ihn an seinen Kunststücken hinderte war verschwunden! Sein Selbstvertrauen kehrte zurück und auf einmal verspürte er ein kleines Glücksgefühl. Er vergass für einen Moment sogar in was für einer Situation er sich befand.
 

Der junge Mann war beeindruckt. Man würde es dem Jungen gar nicht ansehen, was er so drauf hatte. Umso besser. Dieser Fremde war genau das, was er brauchte und er wollte auch gar keine Zeit verlieren.
 

Terry war es unterdessen Leid sinnlos durch die Gegend zu laufen. Zum Zirkus hätte er sowieso nicht zurückgefunden, also warum sich nur noch mehr verirren? Erschöpft liess er sich zu Boden sinken und lehnte an eine Mauer. Sein Hunger hatte das Glücksgefühl überspielt und Terry fühlte sich irgendwie schlecht. Vielleicht sollte er einfach versuchen zu schlafen und am nächsten Tag weitersuchen... Ja das war wahrscheinlich das Beste und das Einzige, was er tun konnte. Sekunden später schloss er seine Augen und versuchte für einen Augenblick zu vergessen was alles passiert war.
 

Auf einmal hörte er Schritte. Er schreckte auf und sah sich nach allen Seiten um. Dort! Er konnte einen Schatten erkennen. Dieser kam näher und näher. Terry presste sich noch mehr an die Mauer und starrte verängstigt auf den Schatten.

Nur wenige Augenblicke später wurde aus dem bedrohlichen Schatten ein junger Mann, der direkt vor ihm stehen blieb.
 

Der fremde Mann trug einen langen, schwarzen Mantel, schwarze Hosen und er hatte schwarzes, kurzes Haar. Überhaupt war an diesem Fremden alles schwarz! Einzig seine Augen waren nicht schwarz, aber Terry konnte in der Dunkelheit seine Augenfarbe nicht richtig erkennen.

Ihm war der Typ nicht geheuer, vor allem weil er auch diese Farbe nicht mochte. Sie strahlte so etwas düsteres und Trauer aus.
 

Der Fremde verzog keine Miene, sondern sah nur auf Terry hinab. Plötzlich meldete sich Terrys Magen zu Wort und ihm war das furchtbar peinlich.
 

„Komm mit mir mit, wenn du hier in der Gosse nicht elendig zu Grunde gehen willst.“ Terry blickte den Fremden an. Was sollte er tun? Er konnte doch nicht einfach mit einem total fremden Menschen mitgehen?! „Was ist? Oder willst du wirklich hier auf der Strasse bleiben?“ Andererseits hatte er grossen Hunger und auf der Strasse zu schlafen war auch nicht so toll.
 

Terry nickte und richtete sich auf. In dem Moment drehte sich der Fremde um und lief davon. Terry ging ihm so gut er konnte nach. Er schaute den Fremden misstrauisch an. Der schenkte ihm aber recht wenig Beachtung. Nur einmal schien er sich zu vergewissern, ob Terry noch hinter ihm war. Komischer Kerl... Er traute sich nicht ihn anzusprechen, aber er hätte schon gern gewusst, wohin er ihn schleppte.
 

Eine ganze Weile lief er ihm schweigsam nach, dann hielt er es nicht mehr aus. „Wo-Wohin gehen wir?“ Unsicher schielte er den Fremden von der Seite an. Dieser sah ihm direkt in die Augen. „Wirst du gleich sehen.“ Diese Antwort überraschte Terry nur wenig, aber ihm war nicht ganz wohl bei der Sache. In wenigen Minuten würde er es ja erfahren, doch er wusste auch, dass er dann keinen Rückzieher mehr machen konnte. Das hatte sich der Fremde bestimmt auch gedacht...
 

Nach etwa weiteren zehn Minuten blieb der Fremde vor einer Tür stehen. Terry stutzte. In der Dunkelheit hätte er sie nicht einmal von nahem gesehen! Die Tür war mitten in einer Mauer. Was war das für ein Ort, wo er ihn mitnahm? In ihm kam wieder Angst hoch.
 

Der Fremde machte die Tür auf, warf Terry einen Blick zu und ging hinein. Mit dem Öffnen der Tür kam ein Schwall leiser Musik und Licht heraus. Dann folgte Terry ihm und stellte erleichtert fest, dass es nur ein Lokal war. Ihm wurde jedoch gleich mulmig zu Mute. Überall sassen ziemlich robust aussehende Männer und dazwischen einige Frauen mit viel zu wenig Kleidung und viel zu viel Make-up. Alle Augen waren neugierig und teils abschätzend auf ihn gerichtet. Er hielt aber Ausschau nach dem Fremden, den er Dank seiner schwarzen Kleidung sofort sah. Dieser stand vorn an der Theke und blickte zu ihm. „Beweg dich endlich oder willst du ewig da stehen bleiben?“ Terry erwachte aus seiner Starre und setzte sich in Bewegung.

Ein Tuscheln begann, während alle Blicke immer noch auf Terry gerichtet waren. „Wer ist das?“ – „Was hat er mit dem Teufel zu tun?!“ – „Seit wann, hat der Teufel ein Anhängsel?“ Terry hörte alles und nun war ihm erst recht unwohl, dennoch hockte er sich neben den Fremden, der hier anscheinend von allen Teufel genannt wurde, an die Theke.
 

„Na was darf’s denn heute sein?“, fragte der Barkeeper. „Das Übliche. Ach und für den Kleinen hier etwas zu essen und...“ Der Fremde schaute Terry an. „Was willst du trinken?“ Terry wurde von dieser Frage direkt aus seinen Gedanken gerissen und er brauchte einen Moment, um zu antworten. „Äh...Wa-wasser...“ Das war das erste, was ihm gerade einfiel und der Fremde hängte dann noch das Wasser an die Bestellung an und der Barkeeper stellte wenige Minuten später dann beiden ihre Getränke und Terry einen kleinen Snack vor ihnen auf die Theke.

Terry murmelte ein leises Danke, denn er war wirklich hungrig.
 

Während er den kleinen Snack verputzte hörte er weiter dem Getuschel zu, weil er dachte noch mehr über diesen seltsamen Fremden zu erfahren. Vergeblich. Alles was er heraus hören konnte war, das dieser Typ Teufel genannt wurde.
 

Der Fremde erhob sich plötzlich und wandte sich an Terry. „Ich hab noch was zu erledigen, warte hier.“ Bevor Terry etwas sagen konnte schritt der „Teufel“ davon. Er wusste zwar nicht, ob er diesem Fremden trauen konnte, aber er fühlte sich sicherer mit ihm hier. Nun war er aber ganz allein auf sich gestellt in dieser Bar voller unheimlich aussehender Leute.
 

Auf einmal setzte sich eine Frau neben ihn und lächelte. „Na Kleiner, was hast du denn mit meinem süssen Teufelchen zu schaffen?“ Terry wusste nicht wie er auf die Frage reagieren soll, immerhin hätte ihn das auch sehr interessiert. „Äh...also...äh...“ Er rutschte etwas von dieser Frau weg, da sie ihm immer näher kam. „Sag schon...“ Terry sah es in ihren Augen blitzen. Was wollte die von ihm?! Und wo ist dieser Matrixtyp bloss hin?!
 

„Hey du!“ Ein Mann bäumte sich neben Terry und der Frau auf. „Wer bist du, dass du mit dem schwarzen Teufel von Crimoie her kommst?!“ Na toll. Erst diese aufdringliche Frau und nun ein riesen Kasten von Mann, der nicht gerade so aussah, als wolle er Terry mal Hallo sagen. „Antworte!“ Terry schreckte auf, doch da wurde er schon am Kragen gepackt und hochgehoben. „Ich hab dich was gefragt!“ Im Augenblick konnte er nicht antworten, da er nach Luft rang und wild herumzappelte. „Gut! Wenn du nicht antworten willst...“ Der Klotz warf Terry zu Boden und dieser landete hart zwischen den Hockern vor der Theke.
 

Wo war er hier nur gelandet?! Keiner machte auch nur Anstalten ihm zu helfen. Alle sahen nur zu. Der Mann holte bereits zu einem Faustschlag aus und Terry kniff voller Angst die Augen zu.
 

...
 

Es passierte komischer Weise nichts. Vorsichtig machte er wieder die Augen auf. Das Gesicht des Mannes hatte sich verändert. Er sah beinahe aus als hätte er... Angst? Terry wusste auch gleich warum. Der Fremde im schwarzen Mantel war wieder da und hielt ihm bedrohlich ein Messer an die Kehle. „Na wer wird denn gleich zu hauen?“ Die Stimme des Fremden klang leise, aber bedrohlich. Dann steckte er das Messer allerdings weg und verpasste dem Klotz von Mann einen Tritt. „Du Bastard! Das büsst du mir!“, brüllte der Mann und stürzte sich auf den Matrixtyp. Der jedoch grinste nur düster, wich den paar Schlägen aus und verpasste seinem Angreifer einen gekonnten Tritt in die Magengegend. Der Mann sackte wimmernd auf den Boden. „Beim nächsten Mal bin ich nicht mehr so freundlich.“ Dann zog er Terry mit einem Ruck wieder auf die Füsse und setzte sich dann schliesslich hin.
 

Für Terry ging alles so schnell, aber wie dieser Teufeltyp den Mann fertig gemacht hatte... Das war cool! Er wollte sich auch gleich bedanken, doch er kam gar nicht dazu. Die Frau von vorhin klebte bereits an dessen Arm. „Ich hab dich ja so vermisst!“ Der Fremde reagierte aber nicht. Ihn schien das kalt zu lassen. „Ach komm schon... Sei doch nicht so kühl zu mir...“ Kaum hatte die Frau das gesagt, entriss der Teufel ihr den Arm und erhob sich. Er wandte sich kurz an Terry. „Wir gehen.“ Die Frau starrte ihn enttäuscht an. Es war wahrscheinlich nicht das erste Mal, das er sie einfach so stehen liess.
 

Terry trottete hinter ihm her aus dem Lokal. Die Blicke folgten den Beiden, aber da der Fremde wieder da war, machte ihm das weniger aus. Draussen blieben sie kurz stehen. Nun war es für Terry die Gelegenheit sich zu bedanken. Der Fremde zündete sich eine Zigarette an. „Ähm...schwarzer Teufel...?“ Er fühlte sich nicht sonderlich wohl dabei und schaute vorsichtig zum anderen. Dieser sah ihm direkt in die Augen. „Nenn mich Vincent.“, kam es nur von diesem. Ah Vincent also. Endlich wusste Terry seinen richtigen Namen, der ihm auch viel besser gefiel als schwarzer Teufel.

Des Teufels Haus

Kurz nachdem sich Vincent seine Zigarette angezündet hatte, liefen sie weiter. Terry war schon etwas neugierig, wohin er ihn jetzt schleppte. Allerdings musste es auch schon ziemlich spät sein. Aber irgendwie mochte er die Nacht. In Gedanken versunken schlenderte er hinter dem Schatten vor ihm her.
 

Es konnten nicht mehr als zehn Minuten gewesen sein, so dachte Terry jedenfalls, als sie erneut stehen blieben. Diesmal aber vor einem Gebäude, das nicht ganz so heruntergekommen aussah, wie der Rest hier. Vincent öffnete eine Tür und deutete Terry reinzugehen. Er folgte ihm kurz darauf durch den Eingang. Es war dunkel. Doch plötzlich ging Licht an. Vincent hatte einen Knopf gedrückt und lief an Terry vorbei.

Nach wenigen Minuten kam ein etwas grösserer Raum. Ah eine Eingangshalle! Hier war noch eine grössere Tür. Dann war das andere wohl der Hintereingang gewesen. Unmittelbar neben ihnen befanden sich Briefkasten und eine Treppe.
 

Terrys logische Schlussfolgerung war, dass Vincent hier wohnen musste. Wie um dies zu bestätigen stieg Vincent die Treppen empor und Terry folgte ihm. Es musste ja ein riesiges Gebäude sein, denn sein Vordermann hielt nach mehreren Stockwerken einfach nicht an. Innerlich fluchend folgte Terry ihm weiter. Wie viele Stockwerke waren es denn noch?! Sie mussten ja schon mindestens zehn hinter sich gelassen haben! Ah! Endlich blieb Vincent stehen. Er lief sogleich einem Flur entlang wo einpaar Türen kamen und am Ende des Ganges blieb er erneut stehen. Das musste wohl seine Wohnung sein. Terry wusste nicht, was er sich vorstellen sollte. Er konnte ja schliesslich nicht eine Luxuswohnung erwarten. Nicht in diesem Gebäude. So wie das hier alles aussah... „Willst du noch lange Löcher in die Luft starren?“ Kam es von Vincent der bereits halb in seiner Wohnung verschwunden war.

Terry schüttelte den Kopf und folgte ihm vorsichtig in die Wohnung. Erst dachte er, ob er vielleicht zuerst die Augen schliessen sollte, liess es dann aber, weil er nicht wissen wollte, was Vincent dann von ihm dachte. Überhaupt! Warum dachte er plötzlich die ganze Zeit über Vincent nach?! Was ging ihn dieser Fremde an? Er wusste ja grad mal seinen Namen und Ok er hat ihm mehrmals geholfen, aber trotzdem...
 

Sein Gedankenfluss wurde unterbrochen, als er die Wohnung sah. Er hatte alles erwartet, aber nicht das... Es war gross, um nicht zu sagen riesig! Und es sah umwerfend aus! Die Möbel waren richtig edel und das Sofa hatte einen schwarzen Lederbezug und einen Glastisch im Wohnzimmer und und und! Terry war froh, dass Vincent irgendwo in einem Zimmer verschwunden war, ansonsten hätte er das entsetzte und zugleich erstaunte Gesicht von ihm gesehen.

Schüchtern und doch neugierig betrat er nun das Wohnzimmer. Die Schuhe hatte er selbstverständlich am Eingang ausgezogen. Voller Bewunderung blieb er vor der Couch stehen und strich über das schwarze Leder. Toll. Er wollte sich sogleich dem Rest der Wohnung widmen, um zu sehen was es noch für Räume gab. Links neben dem Wohnzimmer fand er die Küche, die zwar nicht ganz so gross war, aber doch riesig für eine Person allein. So empfand das jedenfalls Terry. Immerhin hatten sie im Wohnwagen nur eine Nische von Küche...
 

Kurz darauf wuselte er wieder durchs Wohnzimmer zurück, um die andere Seite zu begutachten. Wobei ihm auffiel, dass es sogar noch einen Balkon hatte! Er ging gleich nachsehen wie gross der war. Er staunte. Nicht das der Balkon riesig war, aber er hatte schon eine mittelprächtige Grösse. Doch was in jetzt mehr interessierte, war, was wohl zur rechten des Wohnzimmers war. Wie ein Kätzchen, das ein neues zu Hause gefunden hatte tapste er voller Tatendrang durch Vincents Wohnung. Auf der rechten Seite befand sich ein kleiner Flur. Ihm Gegenüber befand sich das Badezimmer, das sogar irgendwie luxuriös wirkte. Da war noch so eine Tür am Anfang des Flurs. Terry rang mit sich, ob er sich vielleicht aufmachen und mal kurz reinspähen sollte. Wirklich nur ganz kurz. Er lauschte einen Augenblick, aber von Vincent war nichts zu hören. Ok...
 

Er war sichtlich enttäuscht, als er die Tür öffnete. Lauter Krempel und Putzzeugs... Musste wohl so was wie eine Abstellkammer sein. „Du scheinst wohl gar nicht neugierig zu sein, wie?“ Vor Schreck wäre Terry beinahe in die kleine Kammer gekippt. Er drehte sich ertappt um. Vincent stand unmittelbar hinter ihm, mal ohne seinen Mantel, aber er schien weniger erfreut von Terrys kleiner Erkundungstour. Verständlich. Terry wusste nicht was er darauf antworten soll, aber Vincent schien auch auf keine Antwort zu warten, denn schon wurde er von ihm zurück ins Wohnzimmer geschoben.

Vincent musterte ihn. „Tolle Wohnung...“ Das war alles was Terry einfiel. „Danke. Dennoch kann zuviel Neugier böse Folgen haben.“ Terry sah Schuldbewusst auf den Boden. Er wusste nicht, wie er diesen kühlen Tonfall deuten sollte. Man konnte es als ein genervten, wütenden oder sogar als sarkastischen Kommentar auffassen. Dieser Typ war wirklich undurchschaubar. Was ging wohl in seinem Kopf vor? Man sah es diesem emotionslosen Gesicht nicht an. Auch die tiefblauen Augen verrieten nichts, sondern starrten ihn nur kühl an.

„Wie auch immer...Schlafen kannst du hier auf der Couch. Das sollte eigentlich bequem genug sein...Oder stellst du dir da was anderes vor?“ Diesmal hatte der Tonfall eher etwas bedrohliches an sich und Terry schüttelte energisch den Kopf. „Gut.“ Vincent schien zufrieden, aber wie konnte man da auch widersprechen? „Ich hab noch was zu tun. Das heisst ich lass dich allein, komm aber bloss nicht auf dumme Gedanken, kapiert?“ Terry deutete das als „Schlaf-oder-Stirb“ und nickte nur. Dieser scharfe Unterton war deutlich genug, nicht mehr in der Wohnung herum zu tigern und sich um zu sehen. Schade.
 

Einen Augenblick später war Vincent dann tatsächlich weg. Er hatte ihm vorher noch eine Decke und ein Kissen hervorgeholt und es auf das Sofa gelegt. Seufzend liess sich Terry auf die Couch sinken. Er war zwar froh, dass er nicht mehr auf der Strasse war, aber er wusste trotzdem noch nicht was er hier von halten sollte. Auf einem Regal erblickte er eine Uhr. Sie zeigte kurz nach Zwölf an. Moment! KURZ NACH ZWÖLF?!?!?! So verdammt spät war es schon?! Oh Gott! Terry hat die Zeit ja völlig vergessen! Was wohl die Leute vom Zirkus dachten, oder eher was Noreen dachte, wollte er gar nicht wissen. Noreen würde sich bestimmt Sorgen machen. Na ja... Was soll’s ein Telefon hatten sie ja sowieso nicht im Wohnwagen und anders konnte er ihr nicht Bescheid sagen. Er würde sich wohl auf eine Predigt von ihr gefasst machen müssen, aber das war nicht so schlimm.
 

Terry wusste nicht wie viel Zeit schon vergangen war, aber er konnte einfach nicht einschlafen. Es war viel zu viel passiert und zu dem lag er hier in einer fremden Wohnung! Er dachte nach, wie er sich doch noch ins Land der Träume verfrachten könnte und so fing er an Schäfchen zu zählen. Das war albern! Aber so konnte er wenigstens die Zeit tot schlagen und hoffen, dass er einschlafen würde.

Bei 8784 hörte er ein Klicken und daraufhin etwas leise rascheln. Das konnte nur Vincent sein und er spitzte die Ohren.

Tatsächlich. Vincent war unglaublich leise und er machte kein Licht an. Er dachte bestimmt, dass Terry schon im Traumland war. Irrtum. Dieser folgte dem Schatten mit seinen Blicken.

„Ach, du bist noch wach?“ Vincent blieb neben der Couch stehen. „Kleiner, so jemand wie du sollte besser schlafen...“ – „Ich würde ja gerne, aber es geht nicht!“, zischte Terry. Sein Gastgeber seufzte und lief danach in die Küche. Neugier machte sie wieder in Terry breit und er setzte sich auf und spähte hinüber zur Lichtquelle.

Nur wenige Minuten später tauchte Vincent mit einer Tasse auf und hielt sie Terry vor die Nase. „Trink das.“ Terry schielte das Gebräu misstrauisch an. Es roch zwar ziemlich gut, aber er traute diesem Vincent noch nicht so ganz. „Worauf wartest du? Morgen haben wir zu tun, also trink.“ Stopp! Hatte er gerade WIR gesagt?! Was dachte der eigentlich? Terry wusste ja nicht mal etwas von einem WIR! Trotzdem nahm er die Tasse und trank den Inhalt in einem Zug leer. Es war lecker, aber den Geschmack konnte er nicht so recht beschreiben, wenn er es gemusst hätte.

Vincent hatte sich derweil wieder entfernt und sich im Bad verzogen. Terry dachte über das Morgen nach. Dieser Typ schien etwas mit ihm geplant zu haben, aber was? Andererseits könnte Terry ihm so für die Hilfe danken...Gut, Mal sehen was das Morgen so bringt...
 

Terry war nach dem Gebräu wirklich schnell eingeschlafen und er schlief tief. Vincent war mit der Sache zufrieden, als er nochmals nachsehen kam ob der Kleine schon schlief. Er zog die Decke etwas höher und verliess dann das Wohnzimmer.
 

Am nächsten Morgen wachte Terry recht früh auf. Verschlafen blickte er sich um. Für einen Augenblick hatte er doch tatsächlich vergessen, wo er war. Gähnend erhob er sich. „Du bist ja schon wach...“ Terry drehte den Kopf verschlafen zur Seite, war aber im nächsten Moment hellwach. Vincent stand auf der rechten Seite des Wohnzimmer nur mit einem Tuch um seine Hüften und mit einem anderen sich die Haare trocknend. „Was guckst du so? Hast du noch nie einen Mann gesehen?“ – „Eh was? Doch natürlich...“, murmelte Terry und sah schnell in eine andere Richtung. Ihm war das peinlich, denn eigentlich wollte er Vincent nicht so anstarren, aber dessen Körper... Er sah unheimlich gut aus... Terry schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Für einen kurzen Moment war auf dem sonst so emotionslosen Gesicht ein Grinsen zu sehen, doch dann drehte sich Vincent um und verschwand im Flur.

Terry setzte sich wieder hin, immer noch das Bild von eben im Kopf. So ein muskulöser, schlanker Körper...STOPP! Terry klatschte sich ins Gesicht. Was sollen diese blöden Gedanken auf einmal?! Vincent war immer noch ein Fremder für ihn! Er schloss die Augen, um tief durch zu atmen und an etwas anderes zu denken.

Nur wenige Sekunden später ging Vincent an ihm vorbei in die Küche. Diesmal aber normal bekleidet und nicht nur mit einem Tuch. Terry spähte ihm hinterher. „Willst du nichts frühstücken?“, kam es in diesem, bereits gewohnten, kühlen Tonfall aus der Küche. „Doch schon...“ Terry stand auf und tapste langsam in die Küche. Vincent sass bereits am Tisch und trank Kaffee. So wirkte er eigentlich wie ein ganz normaler Mensch, dem man das von gestern nicht zutrauen würde. Aber Terry wusste es besser. Jawohl.

„Nimm dir irgendwas, wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Vincent hatte nicht aufgesehen, sondern blickte gelangweilt in eine Zeitung. Terry sah sich kurz in der Küche um. Den Kühlschrank sah er sofort und auf dem Küchentisch war noch etwas Brot. Zögernd ging er zum Kühlschrank und blickte hinein. Vorher nochmals zu Vincent sehend, ob das auch wirklich in Ordnung war. Dieser beachtete ihn aber mal wieder gar nicht, so fasste er das als ein Ok auf.
 

Viel war ja nicht drin... Aber immerhin hatte es zwischen all den alkoholischen Getränken etwas Milch und die kramte er sich gleich heraus. Fragend sah er hin und her. „Gläser sind da oben im Schrank...Aber du kannst auch aus der Packung trinken.“ Terry zuckte kurz zusammen. Der Typ schien ja Gedanken lesen zu können. Dennoch trank er nicht aus der Packung, sondern nahm sich ein Glas, weil er sich ersteres nicht wirklich traute.

Die restliche Zeit des Frühstücks über war totenstille. Terry mochte das nicht. Er war es sich gewohnt, dass viele Leute um ihn waren und redeten, aber das konnte man mit diesem Typen wohl nicht. Diese Haltung konnte und wollte er nicht verstehen. Na ja was soll’s... Terry seufzte ungewollt und liess Vincent aufsehen. Diese Augen... Wie sie ihn durchbohrten und genau zu wissen schienen was Terry durch den Kopf ging. „Seufzen um diese Zeit bringt Unglück.“ Was war das denn für ein Kommentar?! Das hatte er wirklich noch nie gehört! Terry drehte sich von ihm weg. Irgendwie hatte er so ein ungewohntes Gefühl in der Nähe von Vincent.
 

„Können wir dann?“, sagte Vincent plötzlich, stand auf und stellte seine Tasse in die Spülmaschine. „Ich...Aber ich bin doch noch gar nicht soweit!“ Terry trank rasch die Milch leer und sauste aus der Küche. Er wusste ja unterdessen wo das Bad war. Vincent schaute ihm nur hinterher.

Terry schaute sich im Spiegel an und brachte Ordnung in sein zerzaustes Haar. Schliesslich nickte er zufrieden und ging ins Wohnzimmer, wo auch schon Vincent wartete. Zu gern hätte er sich noch die Zähne geputzt, aber das ging ja schlecht ohne Zahnbürste und er konnte wohl kaum die von Vincent nehmen...
 

Wenige Augenblicke später waren sie vor der Wohnungstür und es konnte losgehen. Die Frage war nur wohin... Terry folgte seinem Vordermann, der wieder seinen schwarzen Mantel trug und leicht flatterte. Irgendwie hatte dieser Typ ja schon sein Interesse geweckt. Er war irgendwie das genaue Gegenteil von Terry und das machte es irgendwie...Spannend.

Unerfreuliche Konfrontation

Noreen machte in der Nacht kein Auge zu. Dafür machte sie sich viel zu viel Sorgen um Terry.

Schon recht früh machte sie sich auf die Suche nach ihm. Der Direktor wollte sie eigentlich zurück halten, aber Noreen war einfach gegangen. Sie wusste nicht wo sie anfangen sollte und ihr war auch bewusst, dass dies die berüchtigte Suche nach der Nadel im Heuhaufen war. Das nahm sie aber in Kauf. Ihr Bruder war das wichtigste auf der Welt für sie.
 

Unterdessen befanden sich Vincent und Terry wieder im Labyrinth aus Gassen und kleineren Strassen. Plötzlich blieb Vincent wieder stehen und drehte sich zu seinem Anhängsel um. „Von hier aus gehen wir in unterschiedliche Richtungen. Hier, nimm das.“ Er drückte Terry eine Tasche in die Hand, die jedoch gut verschlossen war. Terry sah ihn fragend an. „Was soll ich damit?“ – „Du gehst dort lang und immer gerade aus klar? Diese Tasche musst du einem Freund von mir bringen, sein Name ist Lio. Merk ihn dir.“ Terry war für einen Moment überfordert, da er nicht ganz verstand. „Und...Was machst du?“, fragte noch. „Anderes. Beeil dich lieber Kleiner. Treffen tun wir uns bei Lio wieder.“ Vincent wollte gerade gehen, als er von Terry festgehalten wurde. „Ist noch was?“ – „Ja...Ich heiss Terry, nicht Kleiner...“ Das wollte er ihm eigentlich schon die ganze Zeit über sagen, aber es ging einfach irgendwie unter. Vincent sah ihn kurz an, ging dann aber.
 

Terry starrte in die Richtung, in die er gehen musste. Ganz wohl war ihm nicht. Er hätte auch zu gern gewusst, was sich in der Tasche befand, beherrschte sich aber diesmal, weil er immer noch Vincents Worte über seine Neugier im Hinterkopf hatte.

Irgendwie war es hier sehr ruhig. Für seinen Geschmack zu ruhig. Er fand, dass seine Schritte unheimlich laut klangen, sowie das Rascheln der Tasche.

Auf einmal vernahm er noch weitere Geräusche. Sie waren wirklich sehr leise, aber er konnte sie trotzdem hören. Sein Blick schweifte nervös hin und her. Sehen konnte er nichts. Noch nichts. Ohne es eigentlich zu wollen lief er schneller. Die leisen Geräusche schienen ebenfalls schneller und etwas lauter zu werden. Terry versuchte ruhig zu bleiben, was ihm nur sehr schwer gelang. Vincent verliess sich auf ihn. Er konnte jetzt nicht panisch werden, nein!

Plötzlich blieb er stehen. Die Geräusche waren verschwunden. Hä? Er hörte noch genauer hin, aber nichts. Seltsam. Das war doch keine Einbildung? Er war für einen Augenblick etwas verwirrt, beschloss jedoch dann weiterzugehen. Dies konnte er allerdings nicht mehr.

Männer versperrten ihm den Weg. Sie konnten nicht viel älter sein als Vincent und sie sahen ebenso unheimlich aus. Er macht einen Schritt zurück, bemerkte aber sofort, dass auch hinter ihm welche standen. Na toll. Schon wieder steckte er in einer so dummen Situation! Nur das diese Fremden noch um einen Zacken gefährlicher aussahen, als die Typen von gestern.
 

„Mhm...Der Teufel scheint ja schon einen neuen Laufburschen gefunden zu haben?“ Terry drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Mann mit dunklem Haar und spöttisch funkelnden Augen sah ihn an. Ob das ihr Anführer war? Wahrscheinlich. „Sein neues Haustier sieht aber um einiges...niedlicher aus, als das letzte.“ Wie bitte?! Haustier?! Was fiel diesen... Diesen Idioten ein?! Er war kein Haustier! In Terry kroch Wut hoch.

„Oh...Der Kleine scheint wütend zu sein.“, meinte ein anderer und lachte nur. Der Typ mit den dunklen Haaren trat vor ihn und sah Terry direkt ins Gesicht. „Hör zu Kleiner...Wir tun dir nichts, wenn du uns diese Tasche gibst, ok?“ Was... Die waren hinter der Tasche her? Dann musste etwas sehr wichtiges drin sein. Terry klammerte die Tasche an sich. „Nein! Die bekommt ihr nicht!“, zischte er. „So? Na das wollen wir mal sehen...Aber wir haben dich gewarnt. Wir kennen keine Gnade!“ Ein düsteres Grinsen breitete sich im Gesicht des Gegenüberstehenden aus. Terry wusste, dass es dieser Typ verdammt ernst meinte und er sah auch nicht so aus, als würde er halbe Sachen machen.

„Mich kriegt ihr nicht!“ Daraufhin sauste Terry blitzschnell an dem Fremden vorbei. Die anderen Männer versperrten ihm allerdings immer noch den Weg. Doch ihm war das egal. Er sprang in die Luft und mit einem eleganten Salto über seine Hindernisse. Terry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und machte ein Victory-Zeichen. „Der Junge hat einiges drauf...Der Teufel hat sich wohl etwas überlegt. Los schnappt ihn!“
 

Terry war aber schon lange weiter gerannt. Seine Wut gab ihm irgendwie einen enormen Energieschub. Die Strasse war jedoch länger, als er glaubte und seine Verfolger waren unheimlich schnell. Sie hatten Terry fast eingeholt. Nur wenige Meter waren sie hinter ihm. Er überlegte sich, ob er nicht irgendwo etwas sehen konnte, das er ihnen hätte in den Weg schmeissen können, aber es sah nicht danach aus.

Nicht richtig auf den Weg achtend, stolperte Terry über einen Müllsack und fiel nach vorne. Geschickt konnte er sich noch mit einer Hand vor einem Aufprall retten, doch da war er auch schon wieder umzingelt. Was war er auch für ein Tollpatsch!

Er merkte wie jemand versuchte ihm die Tasche zu entreissen und hielt sie verbissen fest. Dafür kassierte er aber nur Tritte und Schläge. Schmerzen breiteten sich in seinem ganzen Körper aus. „Rück das Ding raus!“ – „Nein!“ Terry weigerte sich weiterhin, was aber auch nur zur Folge hatte, dass die Schläge stärker wurden. Er wollte schreien, aber es blieb ihm vor Schmerz fast die Luft weg. In diesem Moment wünschte er sich Vincent her. Seine Gedanken stockten. Schon wieder dachte er an diesen Typen! Er sah ihn sogar vor seinem geistigen Auge, wie er ihn herablassend ansah und leise „Schwächling“ sagen hörte. Nein! Er wollte kein Schwächling sein!

„Er fängt gleich an zu heulen!“, lachte einer. Besser hätte er geschwiegen, denn nun ergriff Terry erneut eine Wut. Wie eine Katze, die man zu lange geärgert hatte, knurrte er. Dann schlug er ein einfach um sich bis er genug Platz hatte und hüpfte schnell auf seine Beine. Wütend funkelte er seine Peiniger an. Sie waren nicht im geringsten eingeschüchtert, aber überrascht. Terry nutzte diesen Moment und ergriff erneut die Flucht. Es dauerte keine fünf Sekunden, da wurde er bereits wieder verfolgt.
 

Terry hatte furchtbare Schmerzen und er wusste nicht, wie lange er noch rennen konnte. Da vorne war ein Abbiegung! Er wusste zwar, dass Vincent sagte, er solle immer gerade aus gehen. Die Umstände sagten aber eindeutig abbiegen. So tat er es auch und sah sich blitzschnell nach einem Versteck um oder einer Möglichkeit seine Verfolger abzuschütteln. Panik packte ihn, denn er fand nichts dergleichen. Er hastete an Müllsäcken vorbei, dabei entdeckte er ein Loch unmittelbar daneben. Man sah es kaum, da die Müllsäcke es gut verdeckten. Es sah eng aus und es war so finster, dass Terry nicht wusste wie tief es war. Egal! Hier rein oder sich zu Tode prügeln lassen. Flink hüpfte er ins Loch und erleichtert stellte er fest, dass es gerade ungefähr seine Grösse hatte. Vorsichtig spähte er hinaus und sah wie die Männer vorbei rannten. Sie schienen zum Glück noch nicht gesehen zu haben, dass er hier runter gesprungen war. Umso besser. Endlich konnte er sich etwas ausruhen, auch wenn das nur bedingt ging. Denn es stank noch schlimmer als die Müllsäcke, in denen er gestern gelandet war und der Boden fühlte sich sehr matschig an. Er glaubte sogar ein leises piepsen zu hören.
 

Derweil hatten seine Verfolger aufgegeben. „Der Kleine ist doch tatsächlich entkommen...Erstaunlich...Aber das wird Trinity nicht freuen...“
 

Eine ganze Weile blieb er da unten. Bis er es an der frischen Luft für sicher hielt. Langsam und vorsichtig kletterte er aus diesem Moderloch. Niemand war zu sehen. Die Luft war also rein. Etwas zögernd schleppte er sich dann vorwärts. An der Abbiegung von vorhin blieb er noch mal stehen und spähte achtsam auf die Strasse. Auch hier schien keiner mehr zu sein. Eben wollte er weiter gehen, als er urplötzlich von hinten gepackt und ihm eine Hand auf den Mund gepresst wurde. Terry erschrak furchtbar. Beinahe liess er sogar die Tasche fallen.
 

Erst jetzt fing Terrys Körper an zu reagieren und er wehrte sich gewaltig gegen den festen Griff. Schlussendlich schaffte er es aber nur die Hand auf seinem Mund abzuschütteln. „Los lassen!!!“, schrie Terry und wehrte sich nur noch mehr. Seine Stimme klang weinerlich und er merkte auch wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. „Was...?“ Er wurde losgelassen und schaute in das überraschte Gesicht eines jungen Mannes. „Du bist ja ein Kind!“ Der Fremde schien wirklich schockiert zu sein. Ein Gefühl sagte Terry, das er vor diesem Typen nichts zu befürchten hatte, so liess er sich erst mal zu Boden sinken.

„Was machst du hier und was ist das für eine Tasche?“ Terry antwortete nicht, sondern schaute den Fremden nur an. Dieser hatte violettfarbene Augen und langes, braunes Haar, das er zusammengebunden hatte. Nur einzelne Strähnen hingen ihm am Gesicht entlang herunter. Am auffälligsten war aber diese feuerrote Strähne in seinem braunen Haar.

„Wer...Bist du?“, hauchte Terry. „Mein Name ist Lio. Du scheinst verletzt zu sein...Komm ich helf dir.“ Lio streckte ihm die Hand entgegen, um ihm auf zu helfen. Terry griff automatisch danach. Hatte dieser Typ gerade Lio gesagt? War das seine Zielperson? Es konnte kaum möglich sein, dass es hier mehrere Lios gab, also gab es eigentlich kein Zweifel. „Li-Lio...? Dann bist du...Dann...Kennst du Vincent...?“ Erstaunt blickte Lio ihn an. Er war es also tatsächlich. Mühsam streckte er ihm die Tasche entgegen. „Das soll ich dir von ihm geben...“ Lio nahm die Tasche an sich. „Von Vincent? Dann weiss ich ja Bescheid. Komm.“ Terry wusste nicht genau, was dieser damit meinte, wurde aber einfach hinterher gezogen.
 

Terry realisierte gar nicht wohin er geschleppt wurde. Erst als er in einem Raum auf einen Stuhl gedrückt wurde. „Du wurdest von ihnen abgefangen oder?“, wollte Lio wissen. Er musste wohl diese Kerle meinen und so nickte Terry. „Deine Klamotten sind ganz dreckig...Warte ich hol dir was frisches.“ Terry war überrascht wie freundlich dieser Lio war. Ganz anders als Vincent.

Kurz darauf wurde er aus seinen alten Kleidern geschält, bis er nur noch in seinen Shorts da sass. Es war ihm etwas peinlich, aber er sagte nichts. Lio fing wenige Minuten später an, seine kleinen Verletzungen zu verarzten.
 

„So...Das war’s. Du kannst diese Sachen hier anziehen.“ Lio lächelte. Etwas schüchtern zog er die Sachen an. Das Shirt war etwas zu gross, aber das machte ihm nichts. „Woher kennst du eigentlich Vincent?“ Lio blickte ihn fragend an. „Er hat mich gestern von der Strasse geholt und bei ihm übernachten lassen...“ Lio wirkte sichtlich erstaunt. Diesmal sah Terry ihn fragend an. „Es ist ungewöhnlich, das Vincent jemand einfach so bei sich aufnimmt. Zu mal eigentlich nie jemand anders seine Wohnung betreten darf, ausser ab und zu ich.“ Terry merkte wie er leicht errötete. Hiess das vielleicht nicht das Terry etwas besonderes für ihn war? Stopp! Schon wieder! Was sollte das?! Oder besser gesagt WAS war DAS?! Dieses Gefühl... So Unklar...

„Was mich auch überrascht, ist, dass du seinen wirkliche Namen weißt. Ausser seine engsten Vertrauten kennt ihn keiner...“ Lio wirkte etwas nachdenklich.
 

Ein Klacken holte beide aus ihren Gedanken. Vincent kam herein. Er sah beide mit seinem emotionslosen Gesicht an. „Es scheint ja bestens geklappt zu haben.“ Terry senkte den Kopf.

Vincent fielen sofort Terrys Verletzungen auf, sagte aber nichts dazu. „Warum hast du ein Kind mit der Ware zu mir geschickt?! Er hätte getötet werden können! Genau wie...“ Ein eiskalter, drohender Blick liess Lio verstummen. „Meine Sache.“ – „Du bist unverbesserlich. Schäm dich.“ Terry sah den beiden wortlos zu. Doch dann klappte Terry der Mund auf.

Vincent legte seine Hand unter Lios Kinn und hob dessen Gesicht leicht an. Mit seinem eigenen Gesicht kam er Lios verdächtig nahe. Terry weitete die Augen. Was tat er da?

Die Nasenspitzen der beiden berührten sich fast. „Na und?“, hauchte Vincent. „Lass den Scheiss!“ Lio schob Vincent weg und drehte ihm beleidigt den Rücken zu. Vincent grinste, aber Terry sass immer noch mit offenem Mund und weitaufgerissenen Augen da. Er dachte schon, dass sie sich... küssen.
 

Noreen suchte unterdessen die ganze Stadt nach ihrem Bruder ab. Die Suche war vergeblich und mehrere Stunden vergingen. Auch wenn sie Leute fragte und ihnen sogar ein Bild von Terry unter die Nase hielt, niemand wusste etwas von ihm oder hatte ihn gesehen. Sie war fast am verzweifeln. Ihr Bruder konnte doch nicht einfach verschwunden sein. Im Moment wusste sie aber auch nicht, wo sie noch suchen sollte, darum ging sie erst einmal zum Zirkus zurück.
 

In der restlichen Zeit, die Terry mit Vincent bei Lio waren, wurde er Zeuge davon, wie gerne Vincent Lio provozierte und ärgerte. Es schien ihm wirklich sehr Spass zu machen seinen Freund aus dem Konzept zu bringen. Das war eine neue und nicht ganz uninteressante Seite an ihm, fand Terry. Wenigstens zeigte er hier Emotionen. Lio nervte sich gewaltig, dennoch versuchte er diesen Teufel zu ignorieren und Terry mit Essen zu füttern.

Irgendwann hatte Lio aber die Schnauze voll. „Du elender Teufel...!“, knurrte er und holte zu einem Schlag aus. „Daneben!“, grinste Vincent, der dem Schlag ohne Probleme ausgewichen ist. „Du treibst mich noch in den Wahnsinn!“ Seufzend liess sich Lio auf einen Stuhl sinken. „Hast du eigentlich nichts anderes mehr zu tun?“ – „Nein, den Rest hab ich heute Raviel überlassen.“ Lio seufzte erneut. Terry verstand nur Bahnhof, aber es ging ihn ja eigentlich auch nichts an. „Obwohl...“, begann Vincent, „Da gibt’s doch noch was, das ich erledigen muss...Ich lass den Kleinen solange bei dir. Ich komm ihn spätestens heute Abend wieder abholen.“ Er war schon halb zur Tür raus. „Ich heisse Terry, verdammt noch mal!“, fauchte Terry, aber das hörte Vincent schon nicht mehr.

„Mach dir nichts draus...Er ist nun mal so...“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Anubi
2006-11-09T20:43:11+00:00 09.11.2006 21:43
Interessante Story. Vorallem Vincent gefällt mir. Das einzige was mich gewundert hat ist, das Vincent Terry nicht sofort ins Bad geschickt hat damit er sich waschen kann nachdem er im Mülleimer gelandet ist^^" Vielleicht habs ich auch einfach überlesen.

Jedenfals fein weiterschreiben!

lg Anubi
Von:  mawkish-cherry
2006-11-03T17:19:32+00:00 03.11.2006 18:19
nanu?
keine kommis? das ist aber komisch...die story ist echt toll und gefällt mir sehr gut^^
ich mag den teufel^^ *sabba*


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