Amnesie von A-Lien ================================================================================ Kapitel 4: 4. Kapitel: (namenlos) --------------------------------- 4.Kapitel Schon seit einigen Tagen wanderten sie den felsigen Pfad bergauf. Auf jede Kurve folgte eine weitere, mal umgaben sie Stein, mal konnten sie frei über das weite Land blicken. Blutrot färbte die im Westen sterbende Sonne die Welt. Sonst tiefgrüne Wälder, deren Bäume am Boden noch Giganten waren, wirkten in dieser Höhe wie ein Meer von Bonsaibäumchen und in einiger Ferne strahlten die nun hellroten Schneelandschaften von Zyar. Doch zeigte sich schon die frisch geborene Dunkelheit der Nacht im Osten und floss immer näher entgegen der sinkenden Sonne. Bald würde sie die ganze Welt mit einem schwarzen Tuch bedecken. Unwillkürlich musste sie an die rotäugige Schattengestalt, die tödliche Nacht, die sich mit fast lautlosen Schritten einem näherte, denken. Was war es? Nein, wer war es? Was wollte er? Warum machte er vor ihr halt und nahm ihr Leben nicht genauso wie das all der anderen? Und die kämpfenden Schatten… Herrschte einst Krieg? War sie ein Kind des Krieges? Oder war es nur eine lokale Schlacht zweier verfeindeter Stämme gewesen? Aber warum wurde sie nicht einbezogen? Warum konnte sie inmitten eines tosenden Kampfgetümmels stehen ohne von einer einzigen Klinge gestreift zu werden? Es konnte nicht real gewesen sein. Es schien eine Art Traum oder Vision gewesen zu sein. Aber doch hatte es sich allzu real angefühlt, als könnte es keines Falls nur ein Gespinst ihrer Fantasie gewesen sein. Zum Teil Erinnerung, zum Teil Fiktion, so schien es ihr. Doch was war was? Die Nacht war angebrochen und Yves hatte ein bläuliches Lichtlein, das ihnen den Weg wies und erhellte, heraufbeschworen. Sein Licht war kalt genau wie die Luft, der Boden, die Felsen… einfach alles. Der Stein konnte einfach nicht wie die Bäume die Wärme der Sonne des Tages speichern und kühlte bald ab. Sie zitterte am ganzen Körper genau wie Evi, nur Yves schien es keineswegs zu stören. Er schritt unbeirrt weiter in seinem Tempo den Pfad hinauf. Von Tag zu Tag war die Luft dünner geworden und von Nacht zu Nacht wurde es kälter, doch schien nichts ihn bremsen zu können. Aber sie konnten nicht mehr. Sie waren schon tagelang in diesem Tempo immerzu nach oben gewandert und haben nur Nachts kurz gerastet. Sie waren einfach erschöpft und müde und wollten nur noch schlafen. Kurzerhand blieben sie an einem breiteren, horizontalen Stück des Weges stehen. Yves ging noch ein paar Meter weiter bis er feststellte was geschehen war. Er blieb nur stehen, drehte sich nicht einmal um und fragte: „Ihr wollt rasten?“ „Wir sind todmüde!“, quengelte Evi. „Nein, ihr könnt noch atmen, stehen und sogar reden.“, antwortete er in seinem chronisch gleichförmigen Ton. Evi nuschelte nur noch beleidigt etwas vor sich hin und verschränkte zitternd die Arme vor der Brust. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und wenig Zeit.“ „Aber wir können nicht mehr. Wir frieren und sind wirklich erschöpft. Dies scheint doch ein guter Lagerplatz zu sein. Also warum lagern wir nicht hier?“, erwiderte sie. Einen Augenblick schwiegen sie alle und Jane war sich unsicher, was er nun vor hatte. Das Lichtlein war erloschen und tiefe Finsternis legte sich um sie. Dann jedoch hörte sie ein paar Schritte vor sich und kurz darauf entflammte ein Lagerfeuer mitten auf ihrer neuen Lagerstätte. Verwundert betrachtete sie das Feuer. Sie wusste ja, dass er ein Magier war, jedoch hätte sie nie gedacht, dass er puren Stein in Flammen aufgehen lassen könne. Er lehnte sich nur an einen der sie umgebenden Wände und schien zu schlafen, wessen man nie wirklich sicher sein konnte. Sie und Evi jedoch wickelten sich nah am Feuer fest in ihre Decken ein. Ein lautloses Lichtspektakel bot sich ihr. Winzige Lichter in allen möglichen Farben des Spektrums umschwirrten einander. Manche schienen nur von einer leichten Böe in der Luft gehalten dem Boden entgegen zu schweben, doch kurz bevor sie diesen berührten zischten sie gleich einer Rakete hinauf oder erloschen, um irgendwann wieder im alten Lichte ihre Kreise zu ziehen. Andere gerieten mal in kleine Windhosen. Als würden sie tanzen, so schien es ihr. Eine kleine Gruppe flitze gerade an ihrem Gesicht vorbei und ein kühler Wind streifte ihr Gesicht. Eines der kleinen Tiere hatte sich auf ihrem Arm niedergelassen und ließ das Leuchten seines Körpers verstummen. Jetzt erst konnte sie erkennen was sie waren. Es ähnelte einem Käfer, doch schien die Form einfach nicht zu stimmen. Es hatte vier anstatt sechs Beinen und seine Flügel waren dreimal so groß wie der restliche Körper, den man leicht mit dem Daumen hätte zerquetschen können. Langsam hatte es sich von seinem Flug erholt und sogleich rappelte es sich auch wieder auf. Überrascht stellte sie fest, dass dies kleine Geschöpf auf seinen Hinterbeinen aufrecht stehen konnte. Mit seinen großen Insektenaugen betrachtete es sie eingehend und schien seinen Heuschreckenmund immer wieder zu öffnen und zu schließen, jedoch konnte sie nichts hören. Nach kurzer Zeit gab das Wesen es dann auf und verschwand in der Nacht. Kurz darauf wie auf einen Befehl hielten alle Lichter mitten in ihrer Bewegung inne. Einige Sekunden verharrten sie so, doch dann begannen sie sich zu sammeln und einen wirren sich stetig neu ordnenden Haufen zu bilden, der immer mehr und mehr zu einer Kugel wurde. Ein Wirrwarr von Farben und Licht, das sich immer mehr zu ordnen schien. Bis irgendwann plötzlich kein Einzelner mehr existierte, nur noch eine riesige tiefblau strahlende Kugel. So verharrte sie erst einen Augenblick vor ihr in der Luft. Doch plötzlich begann sie zu expandieren und immer heller zu werden. Sie wuchs fast auf ihre doppelte Größe und dieses grelle Licht blendete sie fast in der Dunkelheit. Sogleich schrumpfte sie wieder zusammen. Irgendwann war sie eine nur noch kopfgroße schwarze Kugel, die auch gleich wieder anfing zu wachsen. Doch diesmal in unterschiedlichen Violetttönen. So ging es immer weiter. Blau, Violett, Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau,… und zurück. Langsam hatte sie sich daran gewöhnt, doch verstand sie nicht warum. Warum taten sie dies? War es eine Art Balz? Oder eine Art Ritual? Aber wozu? Eins religiöser Art? Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, dass ein paar Käfer sich eine Religion entwickeln würden, doch schienen ihr diese Wesen auch eindeutig mehr als nur ein paar einfache Insekten zu sein. Oder war es vielleicht ein Ritual zur Stärkung der Gemeinschaft oder Koordination untereinander? Waren sie vielleicht eine Art fliegende Leuchtameisen? Mit jedem Zusammenziehen und Ausdehnen schien diese Kugel immer schnellere zu werden. Und plötzlich meinte sie etwas zu hören. Ein leises, tiefes Summen, das immer stärker wurde und zugleich auch noch die Tonleiter hinaufkletterte, bis der schrillste Ton ihren Kopf ausfüllte und in ihren Ohren stach, so dass sie nicht anders konnte als sich vor Schmerzen am Boden zu krümmen. Doch genauso plötzlich wie es gekommen war, verschwand es auch. Langsam brach auch die gesamte Ordnung in sich zusammen und Chaos machte sich wieder in den Reihen der Lichtwesen breit. Das Ganze war verschwunden und an seine Stelle war das Farbengewirr der Individuen getreten. Diese machten sich sofort in alle Himmelsrichtungen auf und nur ein paar einzelne blieben erschöpft auf einigen Steinen zurück. Verwirrt ließen sie sie allein mit ihren Fragen. Überrascht stellte sie fest wie kalt es war. Die ganze Zeit zuvor hatte sie nicht diesen gefrorenen Wind gespürt, der ihr die letzte Wärme fortreißen zu wollen schien. Und zu allem Überfluss wusste sie nicht einmal mehr, wo sie sich befand. Sie fühlte sich auch viel zu müde um noch nach dem Weg zurück zu suchen. So kroch sie hinter ein paar Steine, die ihr Windschatten boten, und versuchte verzweifelt einzuschlafen. „Sie ist es…“ „Bist du sicher?“ „Die Lyv riefen uns. Nicht ohne Grund.“ „Sie können irren.“ „Siehst du es nicht? Spürst du es nicht? Haar, weiß wie die Kleider der Schöpfer. Augen, so himmelblau wie die Welt unserer Mutter. Eine Narbe, so tief wie die unseren. Nein, noch tiefer. Und eine Macht, wie sie nur eine des Chors haben kann.“ „Sie muss ein Kind des Nezachas sein. Ein Kind des Chors, Sililil.“ „Was wagst du es meinen Namen zu nennen? Es könnte jemand lauschen.“ „Was fürchtest du? Hast du Feinde, die dich ohne mein zutun nicht erkennen würden? Wohl kaum, meine junge Stute.“ Sie meinte ein leises Schnauben, gleich dem eines Pferdes, zu hören. Überhaupt schienen die Stimmen stark gedämpft und verzerrt zu sein. Alles lag im Dunkeln, so dass sie kaum etwas erkennen konnte. Nur drei große Gestalten um sie herum. „Nennt mich ein Pferd, dieser alte Löwe. Mich…“ „Streitet nicht. Wir haben keine Zeit für solches. Die Lage ist zu ernst. Viel zu ernst.“ „Was habt ihr überhaupt vor dagegen zu tun? Wenn ich recht sehe sind uns größtenteils die Hände gebunden. Eigentlich völlig. Wir können nur aus der ersten Reihe der Tragödie des Schicksals zuschauen und Beifall klatschen.“ „Welch Zynismus aus einem doch sonst so jugendlich reinen Munde.“ „Spotte nicht über mich!“ „Lass einem alten Mann seine Freude.“ „Du simulierst doch nur. Wie ich dich kenne, wirst du morgen schon wieder freudig durch den Himmel hopsen.“ „…“ „Vielleicht…“ Einige Minuten vernahm sie darauf nichts außer den leisen Atemgeräuschen der drei. „Was ist denn los?“ „Wir werden sie um Hilfe bitten müssen.“ „Was?“ „Das einzige was wir tun können, ist sie um Hilfe zu bitten. In ihren Händen liegt unser aller Schicksal.“ „Es sind kleine, schwache Hände…“ „Ja… So wirken sie. Und doch tragen sie eine unvorstellbar große Macht. Und Last.“ „Warum wecken wir sie nicht einfach?“ „Die Nacht wacht über sie.“ „Was?“ „Spürst du es denn nicht? Die Dunkelheit, die über ihr wacht? Auch wenn ihm in letzter Zeit kaum jemand zum Opfer fiel, so ist seine Macht noch immer dieselbe. Ungebrochen. “ „Nergal…“ „Ja… Er ahnt schon was. Ich spüre seinen Argwohn… Noch hat er uns nicht entdeckt.“ „Lass uns verschwinden. Anzu wird es schon auf die Reihe bekommen.“ „…Ja…vielleicht…“ Nur langsam kam sie wieder zu sich. Sie schien regelrecht am Stein festgefroren zu sein. Zumindest fühlte sie sich so. Gemächlich schlich das Sonnenlicht die Felsen hinauf und vertrieb die Dunkelheit. Doch mancherorts versteckte sie sich in Rissen und Höhlen, um des Nachts wieder die Welt zu erobern. Etwas unbeholfen rappelte sie sich auf. Sie nahm einen kräftigen Zug der kalten Luft, die ihr auch sogleich im Halse stecken blieb. „Du hast den Schutzkreis verlassen.“ Abrupt drehte sie sich zu dem Sprecher um, den sie schon aufgrund der monotonen Stimme erkannt hatte. „Tu das nie wieder.“ Mehr sagte er nicht und mehr schien es auch nicht zu geben. Er stand von seinem Felsen auf und ging in Richtung ihres Lagers. Schnell eilte sie ihm hinterher um ja nicht den Anschluss zu verlieren. „Was machst du bloß für Sachen! Mitten in der Nacht, inmitten des Wilden Gebirges den Schutz des magischen Kreises verlassen und durch die Felsenlandschaft irren. Bist du irre geworden?! Es hätte sonst was für ein Monster dich als kleinen Snack zwischendurch verspeisen können! Wir sind hier nicht in solch friedlichen Gebieten wie in Zyar. Wir sind im verwilderten Niemandsland. Niemandem gehört es… außer natürlich den Dämonen. Es ist ein echtes Wunder, dass dir nichts geschah. Zum Glück hat dich ja Yves wiedergefunden.“ Sobald Evi sie sah nahm die Elfe sie in ihre Arme und presste sie an sich. „Kind, was machst du bloß für Sachen? Tu das nie wieder! Hörst du?“ „Evi…“ „Das Wilde Gebirge ist nichts für hilflose, junge Mädchen.“ „Evi…!“ „Du solltest besser auf dich acht geben.“ „Evi!“ „Und auf das, was wir sagen hören.“ „EVI!!!!!“ „Was ist denn?“ „Du zerquetschst mich!“ „Ach…äh…’tschuldigung.“ Schon den ganzen Tag waren sie schweigend aufwärts gewandert und langsam neigte er sich auch dem Ende. Die Schatten wuchsen und die Dunkelheit kroch aus ihren Höhlen. Die kleinen Lichter des Nachts umtanzten sie wieder und leuchteten so ihnen den Weg. Ständig wechselten sie die Farben und umschwirrten zumeist sie und die Elfe, hielten sich jedoch vom schweigsamen Magier vor ihnen fern. Evi musste ihre faszinierten Blicke, die dieses Lichtschauspiel gierig beobachteten, entdeckt haben, als sie begann zu das Schweigen zu brechen. „Es sind die Lyv, kleine Lichtfeen, die es nur hier oben im Wilden Gebirge gibt. Zumindest hat man sie nirgendwo anders je gesehen. Manche Leute jedoch meinen einzelne vorbeihuschen gesehen zu haben, aber das können genauso gut irgendwelche Hirngespinste gewesen sein.“ Die Elfenfrau kickte einen kleinen Stein vor ihrer Fußspitze den Hang hinunter. Er knallte öfter gegen die Steilwand und löste im Gegensatz zu seiner Größe ein lautes Donnern in der Schlucht aus. Wieder und wieder hallte das Echo von den Bergen, doch bald verklangen auch sie. „Hm… Es muss mindestens 1000 km tief sein, wenn nicht noch sehr viel tiefer, wie ich vermute.“ „Woran merkst du das?“ „Ich hörte keinen Aufprall…“ Das Ende der Schlucht schien ein einziges, riesiges von einem Schleier aus Nebel verhülltes Loch zu sein aus dessen Dunkelheit die Berge wuchsen. Oder versanken sie eher in seiner tiefen Schwärze? Die Lyv zogen unbeeindruckt ihre Bahnen durch die Schleier dieser unheimlichen Witwe. Leise kam ein einzelnes von ihnen auf sie zu. Dieses Tiefblau hing scheinbar unentschlossen über ihr wiegend im Wind. „Du musst ganz still bleiben und dich auf keinen Fall rühren!“ Während die Elfe wie vereist stehen blieb, ließ sie das kleine Geschöpf keinen Augenblick aus den Augen. „Sie sind sonst so menschenscheu.“ Langsam zog sie ohne hinzusehen einen ihrer vielen Stoffbeutel aus dem Gürtel. „Aber den hier fang ich dir.“ Schon hatte sie ihre Linke im schneeweißen Pulver, bereit den Lyv damit zu bewerfen. „Nein… Lass es selbst entscheiden!“ Verwirrt hielt die Elfe inne und beobachtete die beiden. Immer näher schwebte das Licht leicht schwankend auf sie zu. Leicht zögernd, als wüsste es nicht recht wie es sich entscheiden sollte näherte es sich ihr mal ein kleines Stück und blieb dann stehen oder entfernte sich gar wieder ein wenig. Und dann, ganz plötzlich, saß ein blauer Stern in ihrem weißen Haar. „Siehst du? Es kam ganz von alleine.“ Erst als schon die Finsternis über allem lag und selbst die Elfe nichts mehr sehen konnte blieben sie stehen. „Schlagen wir hier das Lager auf?“ Es schien Evis Stimme vor ihr zu sein. Es kam keine Antwort. Solches waren sie ja zu genüge von dem schweigsamen Umhang gewöhnt, doch als die Elfenfrau wieder nachfragte und um eine klare Ja oder Nein Antwort bat und immer noch keine Antwort, kein Laut… kein Nichts kam, machten sie sich doch Sorgen. Ein rascheln von Kleidung vor ihr, und dann: „Er ist nicht da… Vor ein paar Minuten blieb er doch noch vor mir stehen, so dass ich gegen ihn lief. Verdammt, er kann uns doch nicht einfach hier zurücklassen! Was soll das!!…“ Immer mehr steigerte sie sich hinein und wurde lauter. Schlussendlich schrie sie nur noch: „YVES!! YVEEEEEEESS!!! WAS SOLL DIE SCHEI…“ „Schweig, törichtes Kind!“ „KIND?!“ „Deinem Verhalten nach. Lässt man es eine Minute allein, so fängt es sofort an zu heulen.“ Evi sog schon scharf die Luft ein um für eine weitere etwas lautere Bemerkung abzugeben, als Yves sie im Ansatz unterbrach. „Wir sind nicht allein. Also unterlass solches in Zukunft.“ Nur mit Widerwillen gehorchte sie der bekannt monotonen Stimme in der Dunkelheit. Kurz darauf erschien auf ein Schnipsen hin das bekannte Licht des Magiers, das sie durch die Dunkelheit führen sollte. Abseits des Weges kletterten sie durch das Wirrwarr von Stein, Felsenspitzen und rutschigen Kieselhängen. Kein Wort kam mehr seit dem Vorfall von vorhin über ihre Lippen. Schweigend stiegen sie immer höher und die Nebel verschluckten fast alle Geräusche. Einzig das silberne Licht des sterbenden Mondes zeigte ihnen den Weg, denn ein Licht wäre zu auffällig und verräterisch gewesen. Auf einmal blieb die Elfe vor ihr stehen. Yves kniete hinter einem Felsen und deutete ihnen es ebenso zu tun. Vorsichtig lugten die beiden Frauen an dem Felsen vorbei. In etwa 10 Meter Entfernung sahen sie ein am linken Rand der Weges aufgestelltes Lager in dessen Mitte eine kleine Steinhütte stand. Eine Art beweglicher Zaun stand quer über die Straße und wurde von ein paar großen Männern in schweren Rüstungen und massiven Schwertern oder Bögen bewacht. Das Lager schien im Ganzen nur aus Kriegern zu bestehen. Es gab auch mehr Lagerfeuer als nötig und es waren Fackeln an den nahen Felswänden angebracht, die sobald sie erloschen auch gleich wieder ausgetauscht wurden. „Seit wann ist die Zollstation denn auch nachts in Betrieb?“, fragte die Elfe neben ihr. „Es ist keine Zollstation mehr. Zumindest nicht primär.“ „Du meinst es sei eine Wachstation, die den Pass bewacht? Damit keine Spione der Dunkelelfen in das Land gelangen können?“ Yves nickte nur. „Aber können sie nicht einen anderen Weg durch das Gebirge nehmen?“ „Nicht durch dieses, Jane. Es ist ja nicht irgendein Gebirge. Es ist das Wilde Gebirge! Hier kannst du keinen Schritt vom Weg abweichen ohne dich in höchste Lebensgefahr zu begeben. So hoch wie die Berge sind, so tief sind auch die Schluchten und von beidem gibt es hier massenhaft.“ „Aber ein erfahrener Bergsteiger…“ „Aber das ist noch lange nicht alles! Warum heißt das Wilde Gebirge wohl Wildes Gebirge?“ „Weil es hier viele wilde Tiere gibt?“ „Tiere?!“, sie lachte nur leise, “Das wäre schön! Nein, es sind die Dämonen, die Lil, die sich einst hier eingenistet haben. Einst lebte hier ein Zwergenvolk, das die reichen Erzadern des Gebirges verfolgte und somit ein riesiges unterirdisches Gangsystem erschuf, in dessen zurückgelassenen leeren Stollen sich kleinere Lil niederließen, was ja kein Problem darstellte. Aber eines Tages erschüttete ein gewaltiges Beben das gesamte Gebirge. Niemand weiß, was damals geschehen war. Nur eins ist klar: Seit dem gibt es hier keinen einzigen Zwergen und ich habe nie von einem gehört, der hier gelebt haben soll. Zum anderen ist es seit dem der Lebensraum der Lil, der einzige in dem sie frei leben können ohne ihn sich gegen die Elfen, Menschen oder Zwerge verteidigen zu müssen.“ Die Elfenfrau lehnte sich wieder an den Felsen und sog einmal kräftig die kalte Nachtluft ein, um dann in ihrer Erzählung fortzufahren. „Es gibt vielleicht wirklich so viele Gerüchte und Vermutungen über diesen Vorfall vor vielen hundert Jahren wie es hier Steine gibt. Die Verbreitesten sind, dass die Zwerge bei ihren immer tiefer gehenden Stollen irgendwann auf einen tief schlummernden, übermächtigen Drachen getroffen sein sollen, der im Zorn über seine unfreundliche Weckung alle Zwergen vernichtet haben soll. Andere meinen die Zwerge hätten einem Vulkan den Weg nach oben durch ihre ganzen Kanäle erleichtert. Auf jeden Fall erzählen die wenigen Augenzeugen von den umliegenden Ländern von einem gewaltigen, rötlich-matten Licht inmitten des Gebirges, das wie Feuer zu flackern schien und sich dem Himmel entgegen streckte.“ Die Elfe streckte ihre Beine aus und versuchte es sich irgendwie auf den spitzen Steinen gemütlich zu machen. „Zumindest gibt es keine wirklich klaren Antworten auf all das. Nur ein Haufen überaus unfreundlicher, mächtiger und extrem gefährlicher Dämonen, die besonders des Nachts hier auf der Suche nach etwas Essbarem durch die Gegend streifen und selbst vor den wenigen Händlern auf den Wegen nicht halt machen. Selbst die größten Helden, Krieger und Magier würden es nicht wagen nachts von den Wegen weiter als 10 Meter abzuweichen. Und das, so denke ich, sollte schon was heißen, oder?“ „Aber…Aber ich habe es doch überlebt. Und ich habe keinen einzigen von diesen Lil gesehen!“ „Das ist auch eins der sonderbarsten Wunder. Ich weiß wirklich nicht unter wessen Schutz du stehst, aber es muss ein überaus mächtiger sein. Ja, das muss er…“ Einige Minuten schwieg sie in Gedanken vertieft, doch dann wand sie sich ganz plötzlich an Yves. „Was hast du vor? Willst du die Wachstation am Tag passieren?“ „Nein. Wir werden einen anderen Weg durch das Gebirge nehmen.“ „Aber der einzig andere Pass liegt tausende von Kilometern weiter im Osten!“ „Wir nehmen einen anderen Weg.“ Völlig geschockt und regungslos starrte die Elfe ihn im ersten Augenblick an. Dann, ganz langsam, kam Bewegung in ihren Körper. Ein leises Zittern und das ruckartige Zusammenballen zu einer Faust. „W-was soll das heißen?!?“, zischte sie zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hindurch. „Wir werden nicht auf den vorgegeben Straßen gehen, sondern auf einem kleinen Pfad durch das Gebirge.“ Wutentbrannt wollte sich die Elfe schon auf ihn stürzen und lauthals anschreien, als er schnell seine Fingerspitzen auf ihre Lippen legte. „Hab keine Angst! Ich kenne den Weg.“ Ihr Zorn schien verflogen zu sein und sie hatte sich wieder ruhig hingesetzt, aber ihr gefiel die Idee ganz offensichtlich immer noch nicht. „Warum passieren wir nicht einfach die Zollstation? Wir sind doch keine Spione oder Terroristen.“ „Für dich wird sie kein Problem darstellen. Doch ich bin nicht willens meinen Umhang für solcherlei lüften zu müssen und ohne werden sie mich sicherlich nicht passieren lassen. Zum anderen ist da noch ein gewisses pupillenloses, weißhaariges Mädchen, welches wahrscheinlich schon aufgrund seines Äußeren nicht einfach passieren werden kann. Wenn du Angst hast, dann geh! Sie werden dich nicht hindern. Doch ob wir uns wiedersehen ist eine andere Frage. Und soweit ich weiß, sind nicht alle deine Fragen zur genüge beantwortet worden, oder?“ Schweigen. Langes Schweigen. Alles hatte die Dunkelheit verschlungen, nur Schwärze und schattenhafte Schemen sind geblieben. Auch die Elfe und Yves neben ihr waren nur schweigende Schatten. Einzig die Feuer und Fackeln der Soldaten schienen ein wenig das Dunkel zu vertreiben, aber nicht wirklich zu bekämpfen. Sie schufen nur mehr Schatten, Schatten über Schatten und manche von ihnen bewegten sich. Wandelten auf schleierhaften Wegen, umzingelten einen, verfolgten ihre Beute. Schatten mit Zähnen, Klauen und einem scharfen Gehör, dem kein Geräusch zu entfliehen vermochte. Sie hatten sie umzingelt und inspizierten neugierig aus der Ferne ihre zukünftige Beute. Doch sie griffen nicht an. Schon seit einigen Minuten beobachteten sie die drei, doch wagten sie nicht anzugreifen. Waren sie keine mächtigen Lil? Was fürchteten sie so sehr? Evis Schwert? Wohl kaum, denn sie hatte genug Schwachstellen in ihrer Verteidigung und die Lil waren in der Mehrzahl. Yves? Der Magier wäre wirklich ein mächtiges Problem für sie. Doch sobald einer von ihnen ihm die Kehle durchbissen hätte, wäre es Schluss mit den Zaubersprüchen. Und sie selbst war nur ein kleines, hilfloses Mädchen. Nicht einmal ein Hauch von Gefahr, eher als wenn man einen Apfel vom Baum pflücken würde, denn er kann sich auch nicht wehren. Warum zögerten sie so? Was machte ihnen solche Angst? Jane verstand es einfach nicht. „Woher kennst du den Weg? Und wo lang führt er?“ „Meine Informationsquellen sind meine Sache. Es ist schwer zu beschreiben, da viele der Berge und Schluchten nicht einmal Namen tragen.“ „Wie gut kennst du ihn?“ „Gut genug.“ Evi war kurz vor einem Wutanfall, ballte schon die Faust und presste mit zusammengepressten Zähnen hervor: „Was heißt?“ „Ich bin ihn schon einmal unbeschadet gegangen.“ Vor Überraschung vergaß Evi völlig ihre Wut und wollte schon zu einem Schwall an Fragen ansetzten. „Mehr sag ich dazu nicht.“ Enttäuscht grummelte Evi noch etwas vor sich hin bevor sie schließlich doch ihre letzte Frage stellte. „Warum sollte ich dir vertrauen? Du könntest uns einfach in eine Sackgasse führen. Oder irgendwo die Klippe hinunterschupsen.“ Ein leiser Wind strich über die schattenhafte Welt und der Kreis der Lil zog sich allmählich enger um sie. „Weil auch du einst mein Leben in Händen hieltst.“ Eine kurze verwirrte Stille und dann... „W-w-was meinst du?“ Auch sie überraschten diese Worte und zum ersten Mal hatte sie Evi so stottern gehört. Es war auch nicht dieser gleichförmige oder abweisende Tonfall wie sonst. Es war eine freundliche Stimme und vielleicht verbarg sich ja sogar ein kleines Lächeln unter dieser Kapuze. „Du weißt was ich meine.“ „N-n-nein, eigentlich nicht.“ „Damals, es ist einige Jahre her. Wir reisten erst seit ein paar Monaten gemeinsam nach Gayon. Im Wald nahe Lemar… Erinnerst du dich nicht mehr?“ „Doch… doch, doch. Aber ich habe dir nur deinen Umhang gebracht. Nicht mehr. Keine große Heldentat oder so.“ Evi musste leise lachen, aber Yves schien es ernst zu meinen. „Doch, das war es. Du hast mein Leben damit gerettet.“ „Du übertreibst!“ „Ich wäre damals fast wahnsinnig geworden.“ Wieder schwiegen sie und immer enger wurde der Kreis der Schatten. „Du warst nicht allein. Dort in der Höhle…“ „Nein…“ Einer der Schatten schien ihr vielleicht gerade mal einen Meter entfernt. Sie roch schon seinen faulen Atem und hörte seine schnellen, schnuppernden Atemzüge. „Es war richtig unheimlich. Irgendetwas riesiges, dunkles lag über allem. In der Höhle schien es dunkler als überhaupt möglich zu sein. Dieses beklemmende Gefühl konnte man regelrecht einatmen, so sehr hing es in allem fest. Und alles schwieg. Wirklich alles. Selbst die Steine, die ich zur Seite trat und über die ich stolperte, schwiegen. Einzig das leise Wimmern eines Kindes war geblieben.“ …sie spürte schon den Atem auf ihrem Gesicht, der sie von oben bis unten beroch. „Das war das erste und letzte Mal, dass ich dich weinen hörte. Wie konnte ich es vergessen?“ „Vielleicht wäre es besser, hätte ich dich nicht erinnert.“ „Warum?“ Er blieb ihr mal wieder eine Antwort schuldig. Leises Rascheln sich bewegenden, dicken Stoffes begleitete sein Schweigen. Ein riesiger Schatten, der sich inmitten des Schattenkreises erhob, ein Raunen, das der Wind den richtigen Ohren überbrachte und eine plötzliche Flucht einiger Lil folgten. Schwarz wie die Kohle, bereit wieder die Flammen zu sich einzuladen, wie einst? Das Wesen unter einem Umhang des Schweigens verborgen, faszinierte sie diese Tiefe einfach. Sie spürte weder Furcht noch Kälte, nur Neugier und Wissensdurst, die an ihr nagten, die sie regelrecht hinunterziehen wollten. Was verbarg die Dunkelheit dort unten? Was? „Schau bloß nicht runter!“ Die Elfe hinter ihr weckte sie aus ihren Gedanken. Rechtzeitig, denn sie stand schon mit den Zehen überm Abgrund. Erschrocken trat sie schnell zurück und presste ihren Rücken an die Felswand. „Immer nur auf den Weg gucken…“ Die Elfe lehnte auch mit einer Schulter an der Wand. Sie zitterte am ganzen Körper und starrte mit angstweiten Augen hinunter. „Einen Schritt vor den anderen. Einen Schritt vor den anderen. Nicht runtergucken, Evi. Nicht runtergucken…“ Langsam wurde ihr wieder kalt, aber sie schien immer noch keine Angst vor der Schlucht zu haben. Sie wusste nicht einmal warum. Sie verstand die Elfe und fühlte irgendwo mit ihr. Aber diese Tiefe schien ihr keine Gefahr zu sein. Diese tiefe Schwärze lud sie eher dazu ein sich ihr hinzugeben, einfach zu fallen. „Jane, bitte nicht! Du machst mir Angst!“ Ohne darüber nachzudenken, war sie wieder an den Rand getreten und schaute hinab. „Schon gut…Ich lass es ja. Du brauchst keine Angst zu haben.“ Sie stapfte ein- oder zweimal kräftig auf den Boden und sagte: “Siehst du? Der Boden ist fest und stabil. Hier liegt nicht einmal Schnee. Und keine Spur von Eis ist zu sehen. Und sieh!“ Sie zog und rüttelt ein paar mal am Seil und den Knoten vor ihren Bäuchen. „Das Seil ist auch absolut sicher. Yves hat es doch magisch verstärkt. Genauso wie die Knoten.“ Sie umarmte Evi kurz um sie zu trösten. „Es kann gar nichts geschehen! Und selbst wenn du fallen solltest, wir können dich ja hochziehen. Du bist in Sicherheit! Hab keine Angst! Ja?“ Die Elfe konnte nur schwach lächeln und nicken. Nach ein paar Minuten bekam sie sogar ein schwach dahingehauchtes „Danke.“ hin. „Geht’s? Ja? Yves wartet auf uns…“ Sie nickte nur und setzte langsam einen zitternden Fuß vor den anderen. Nebelschwaden zogen auf und verschleierten das sonst so klare Schwarz. Es schien gar keine Schlucht mehr zu sein. Eher ein langsam dahintreibender Fluß, der den tiefschwarzen Nachthimmel mit seinen vereinzelten Wolken wiederspiegelte, dabei jedoch den Mond einfach vergaß. Ein Hauch von Musik lag in der Luft. Sangen die Nebel? Die Schatten? Wer? Wer rief sie? Ein schwaches Licht inmitten der Dunkelheit. Erinnerte sich die Natur endlich und begann dem schwachen Bruder mit einem Spiegelbild zu beehren? War es doch ein Fluss? Streifte nicht kaltes Nass ihre linke Fußspitze, wenn sie den Fuß mit einem Schlenker über der Dunkelheit streifen ließ um ihn vor den Rechten auf die Kante zu stellen? Sie musste fast lachen. Wie ein kleines Kind balancierte sie aus Spaß wie auf einem Ast und streckte beide arme zur Seite aus. Eiskalter Wind streifte ihre Wangen und Schnee klebte in ihrem Haar. Es hatte begonnen zu Schneien. Nein, ein Schneesturm kam auf. Fasziniert blieb sie stehen und begrüßte den Sturm, als hätte sie nie zuvor gefroren oder wäre nie vom Sturm fast weggeweht worden. Sie stand einfach dort und lachte. „Hör auf!“ Yves war stehen geblieben und konnte einfach nicht weiterhin tatenlos dieses Benehmen beobachten. Aber sie schien ihn nicht zu hören. Plötzlich erstarb ihr Lachen und sie wand ihr Gesicht dem Abgrund zu. „Jane! Hör auf! Komm zu mir!“ Sie reagierte nicht, lauschte weiter in die Tiefe. Verärgert stapfte er zurück auf sie zu, aber plötzlich nahm der Sturm zu. Man konnte nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen sehen. Als es sich wieder etwas gelegt hatte und er wieder sehen konnte, war sie weg. Sie fiel. Fiel immer tiefer und tiefer. Der Fallwind entriss ihr die letzte Wärme, aber sie fühlte es nicht. Da war nur diese Stimme. Sie rief nach ihr. Sie schrie nach ihr. Sie flehte sie an. Sie konnte nicht den weiten Weg klettern. Es war eilig. Ihr blieb nur dieser Weg. Es fühlte sich richtig an. Sie hatte keine Angst, keine Furcht. Sie dachte nicht an den Aufprall. Wollte nur zu dieser Stimme. Zur Quelle dieser unhörbaren Stimme. Sie spürte sie. Irgendwo dort unten… „Verdammt, was macht dieses Kind bloß?!“ Immer noch geschockt klammerte sich Evi Selia zitternd an den Felsvorsprung vor ihr und schien nur noch vor sich hinwimmern zu können. Durch den Schneesturm konnte man gerade mal einen oder zwei Meter weit sehen. Mehr nicht. „Verdammt, verdammt, verdammt…“ Yves stapfte immer wieder schimpfend am Abgrund hin und her, in der Hoffnung irgendetwas zu entdecken. Auf einmal blieb er stehen, drehte sich zu Evi und redete aufgeregt auf sie ein. „Ich werde nach ihr suchen. Du bleibst hier… nein… Einige Meter weiter in diese Richtung müsstest du auf eine Höhle treffen. Versuche sobald der Sturm sich legt sie zu erreichen und warte dort auf uns. Versuche nicht uns zu suchen oder so. Überlebe einfach, okay? Die Lil werden sich bei einem solchen Sturm nicht hinauswagen. Danach… Das schaffst du schon! Wir sind bald zurück!“ Dann drehte er sich um und verschwand in einer weiteren heftigen Schneeböe. Sie erwachte in einem flachen Flussbett. Ihre Nase, die ganze obere Hälfte ihres Gesichtes, lag über dem Wasserspiegel, während der Rest ihres Körpers in der lähmenden Kälte lag. Sie atmete Wolken aus und Eis ein. Die Kälte kroch von überall her in sie und stach, stach immerzu. Bis sie aufgeben würde. Und sich dem Schlaf hingäbe. Warum? Warum war sie hier? Und wie… wie war sie hierher gekommen? Sie fiel. Und ist gelandet? War… war das das Leben nach dem Tod? Ewige, stechende Kälte…? Da! Da war es wieder! Die Stimme… Gesang, ohne Worte, ohne Laut, ohne Klang… Ein unhörbares Klagelied, das sie zu sich rief… Ein lautes Platschen, dann Wassertropfen, die ihre Kreise in den Wolken auf Erden zogen. Triefend nass stand sie inmitten eines seichten Flusses. War sie aufgestanden? Sie fühlte sich viel zu schwach dazu, konnte sich gerade so auf den Beinen halten. Eher schien ihr, jemand hätte sie hochgerissen, doch sie war allein. Sie setzte ihren rechten Fuß vor den linken, als würde sie träumen, als wäre nicht sie es die ihn bewegen würde. Sie wollte nur schlafen, doch irgendetwas zwang sie wach zu bleiben. Plötzlich stand sie vor einem riesigen Spalt in der Felswand rechts von ihr. Einige Grashalme wuchsen zu ihren Füßen. Die ersten, die sie seit Tagen gesehen hatte. Überhaupt waren es die ersten Pflanzen, die sie in diesem Gebirge sah. Kurz darauf fand sie sich in völliger Dunkelheit wieder. Und ihre Füße gingen weiter und weiter, ohne dass jemand sie darum bat. „Herr… Sie kommt…“ „Ja…“ „Herr… Ist es schon zu spät…?“ „Ich rief sie nicht meinetwegen. Für das andere… Ich weiß es nicht…“ „Aber was soll mit ihnen geschehen? Kann sie nichts tun?“ „Schweig, Kjiel! Sie ist da…“ Schon von Fernem hörte sie die Stimmen. Und sie war sich sicher die eine schon einmal gehört zu haben. Des Nachts in ihrem Traum fernab vom Lager. Langsam wachte sie auf. Und erinnerte sich. Anzu… Den ersten Moment war sie völlig geblendet. Zu stark war der Kontrast zwischen der schattenlosen Dunkelheit des Weges zuvor und dem grellen Licht des Meers der Lyv, das über ihrem Kopf an der Decke von windlosen Stürmen aufgewühlt wurde. Leise Wellen und heftige Taifuns fegten über dieses Lichtmeer ohne das sie davon etwas spüren konnte. Allzu bald musste sie ihren Blick davon abwenden genauso wie sie nicht lange in die Sonne blickte. Verdorrtes Gras raschelte unter den Schritten des Fremden. Aus der Dunkelheit eines Ganges erschien zuerst der spitze Schnabel, gefolgt von den scharfen Augen, die sie eindringlich untersuchten und den Katzenohren mit den hängenden Spitzen, die ein jedes Geräusch verfolgten. Ein Wesen halb Adler halb Löwe baute sich zu seiner vollen Größe vor ihr auf. Seine ernsten Adleraugen blickten von gut einem Meter über ihr auf sie hinunter und sein gefährlich anmutender Schnabel, sowie die kräftigen Vogelkrallen, die sich in den Stein unter dem Gras gruben, verstärkten noch seine autoritäre Aura. Einzig die hellbraunweißgefleckten Katzenschlappohren passten nicht so recht ins Bild. „Kommen sie!“ Mehr sagte er nicht und drehte sich wieder um. Jetzt konnte sie auch seine Katzenseite sehen. Langes, hellbraunes Löwenfell bedeckte sein Hinterteil, seine Hinterbeine und Tatzen. Langsam verschwand er im Dunkeln, zuletzt sein schwarzer Schweif. Eilig stolperte sie über kleine Steinchen und Unebenheiten des Bodens ihm hinterher. Es schien ihr als wären Stunden vergangen. In dieser völligen Dunkelheit verlor sie nach kurzer Zeit auch noch den letzten Hauch einer Orientierung. Das gleiche geschah auch mit ihrem Zeitgefühl. Einzig aufgrund dieses Schweifes, den sie fest in beiden Händen hielt, war sie nicht schon nach wenigen Sekunden irgendwo in diesem Labyrinth der Gänge und Tunnel verloren gegangen. Selbst wenn der Fremde vor ihr die scharfen Augen eines Adlers besaß, wie konnte er sich in dieser völligen Schwärze zurechtfinden? Sie verstand es nicht. Sie verstand vieles nicht. Und sie sah ein, dass darüber nachzudenken sinnlos wäre. Zu viele Fragen. Zu viel Unklares. Und sie war nur müde. Sie wollte schlafen, mehr nicht. Leise Wogen orangener Dunkelheit, die sie umspülten, die sie wie ein Kind in den Schlaf wiegten. Das Rauschen des Meeres, dieser endlosen Weite, das sie mit seinem Gesang in Geborgenheit und Ruhe hüllte. Große, warme Arme, die sie umgaben. Wie ein Kokon, der sie vor allem beschützte. Er umgab sie nicht nur. Nein, er durchdrang sie. Verwachsen mit ihm, eins mit ihm, würde sie nie schlüpfen können. Nicht ohne ihn zu töten. Fernes Stimmengewirr. Gedämpft drang es zu ihr. Aufgeregtes Stimmengewirr. Dessen Worte sie nicht verstand. Wie ein Blitz durchzuckte sie es. Grelles Licht. Es verbrannte alles auf seiner Bahn. Hinterließ ein zuckendes, wimmerndes Knäuel. Verzweifelt presste sie ihre Arme und Beine an sich. Zuvor von einer festen Schale beschützt, fühlte sie sich jetzt verlassen und schutzlos den fremden Stimmen, den Herren des Leids, ausgeliefert. Irgendetwas regte sich in ihr. Mitten in ihr wuchs es, schlug es, kämpfte es. Es wollte hinaus, mit aller Kraft. Immer stärker und stärker wurde der Druck. Es würde sie zerfetzen, sie war sich sicher. Und nun erkannte sie auch. Sie selbst war der Kokon. Bleib drin, bleib drin! Immer fester wurde ihre eigene Umarmung, immer stärker drängte es hinaus. Und immer lauter schwoll das jetzt so nahe Stimmengewirr an. Lange würde sie nicht mehr aushalten. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie ließ los. Die Dunkelheit war zurückgekehrt. Rechtzeitig… Der Druck ihn ihr war verschwunden. Es ruhte. Sanfte Hände nahmen sich ihr an und führten sie fort. Sie wollte aufsehen. Wollte sehen wer da ist. Aber sie konnte nicht. Zu müde und erschöpft war sie. Zu schwach ihre Augen. „Hab keine Angst… Namtar kümmert sich um sie. Euch geschieht kein Leid…“ Ruhige Worte einer sanften Stimme. Sie kannte sie. Sie kannte sie gut. Aber woher? Gedämpftes Licht drang durch ihre Augenlider. Sie saß in einem unbequemen Stuhl, hart wie Stein. Nicht weit von ihr raschelte Stroh. Krallen, die auf Stein schabten. Unruhige Atemzüge, die diese Nervosität noch unterstützten. Sie fühlte sich so leer und erschöpft… Und doch konnte sie nicht anders. Langsam öffnete sie ihre Augen. Das Mischwesen, das sie scheinbar hierher geführt hatte, saß ihr gegenüber auf einem Strohlager und verursachte diese unruhigen Geräusche. Wie konnte man zugleich völlig ruhig und so aufgeregt sein? Jetzt erst blickte es zu ihr auf. „Herr, Herr! Sie ist erwacht!!“ Ein leises Wispern aus der Dunkelheit schien ihm zu antworten. „Ja, Herr. Verzeihen sie…“ Nur ein Hauch von Worten, kaum zu hören, kürzer als zuvor, streifte ihr Ohr. Daraufhin schwieg das Wesen. Eine schemenhafte Gestalt erhob sich aus der Dunkelheit seiner Nische und bewegte sich gemächlich in die Mitte des von den Lyv erleuchteten Saals ihr gegenüber. Erst schien es ihr ein Schatten innerhalb von Schatten, doch im vollen Lichte erkannte sie. Es war eher eine Art Nebelwesen. Nicht ganz Wasser, nicht ganz Luft, wie der Nebel, schien es sich nicht recht entscheiden zu können, ob es da ist oder nicht. Mancherorts schien es voll da zu sein und zugleich löste sich eine andere Stelle scheinbar in Luft auf. Mal war sein Kopf durchsichtig, kaum noch zu sehn, dann schien er wieder allzu echt und natürlich. Tiefe Narben zierten den alten Löwenkopf, der sie mit weisen Augen freundlich anstarte. Einzig der Kopf schien einem Löwen zu gehören, der Rest von weißen Federn übersät gehörte wohl eher einem Vogel. Doch anders als bei allen Vögeln, die sie je gesehen hatte waren seine Flügel auch Arme an dessen Enden fünf abgenutzte Krallen Platz fanden. Er saß dort. Still. Starrte sie an. Schwieg…Und wartete. „Ihr wart es, die mich rieft…“ Ein schwaches Nicken. „Warum?“ „Der Chor… braucht… dich… unentschlossen… welcher Weg… beide… bringen… Tod…“ Erschöpft ließ er den Kopf hängen und schnappte nach Luft. Seine Umrisse schienen zu verschwimmen, er flackerte, verschwand für einen Augenblick schon ganz, erschien bald jedoch wieder als schwacher Schatten seiner selbst. Einzig seine weitere Existenz schien ihn mehr als zu überfordern. Sie verstand nicht, was genau mit ihm war. Aber es schien ihr, als wäre sein Ende nah. „Ich…ich verstehe nicht…“ „Ich… bitte… entscheide… wähle… den Weg…“ Wieder flackerte er und verschwand. Doch diesmal dauerte es mehrere Minuten bis er wieder erschien. Jedoch blieb nur noch ein schwacher Schleier von ihm übrig. Mit einem schwachen Wispern bekam er noch sein letztes Wort hinaus, bevor ihn die Stimme völlig verlies: „……Götter…stadt…“ Er wollte weiterreden, sein Mund ging auf und zu, doch kein Laut entwich ihnen. Bald merkte er was geschehen war und schwieg. Mit einem letzten Lächeln wand er sich von ihr ab und verschwand in einem der Gänge. Der Greif lag zusammengekauert auf seinem Lager. Sein ganzer Körper bebte. Er weinte, lautlos. Sie konnte nicht anders, sie musste dem alten Anzu folgen. Doch kurz bevor sie im Dunkeln der Kanäle verschwand drehte sie sich noch einmal um. Der Adlerkopf des Greifes hatte sich erhoben und er starrte sie mit tränenvollen Kinderaugen an. „Komm…“ Angst. Er fürchtete irgendetwas… „Hab keine Angst. Ich tue dir nichts.“ Er schüttelte nur den Kopf. „Willst du dich nicht von deinem Herrn verabschieden?“ Tränen liefen über seine weißen Wangenfedern. Er schluchzte leise, aber sagte kein Wort. „Kjiel… Kjiel ist dein Name, nicht wahr?“ Er nickte nur schwach. „Kjiel… Was fürchtest du? Ich tue dir doch nichts. Oder seh ich so aus, als würde ich dich jeden Moment mit Haut und Haaren aufressen?“ Er schüttelte eifrig den Kopf, schien sogar ein kleinwenig zu lächeln, aber dann kam auch sogleich wieder diese tiefe Trauer und Angst in seine Augen. „Also… Was fürchtest du dann?“ „…Ihn…“ „Wen?“ „Er…Er steht vor der Tür.“ „Wer denn?“ „…Er…Nergal…“ Sie musste sich anstrengen um seine kaum hörbare, zitternde Stimme zu vernehmen. „Was will er von euch?“ „Uns töten… Er tötet alle…“ „Warum?“ „Es heißt, es… bereite ihm…… Freude!“ „Warum unternimmt dann niemand etwas gegen ihn?!“ „Lange Zeit fastete er schon… Man konnte glauben, er wäre verschwunden… Aber er wartete nur …“ „Worauf?“ „Ich… ich weiß es nicht. Mein Herr war so weise. Er wusste alles. Aber ich…“ Ein neuerlicher Weinanfall. Schluchzend kauerte er sich noch weiter in das Stroh, als wolle er endgültig darin verschwinden, sich auflösen, aber nicht können. Sie wusste, sie könne hier nicht abwarten. Sie musste weiter, wissen was der alte Löwe von ihr wollte und herausfinden was überhaupt los ist. Und außerdem würden sie die anderen schon vermissen und sich Sorgen machen. Immerhin war sie eine Schlucht hinuntergesprungen. Ein Wunder, das sie es überhaupt überlebt hat. Woher sie den Weg kannte, so fiel ihr auf, wusste sie nicht. Er kam ihr auch nicht bekannt vor, doch sie setzte einen Fuß vor den anderen und schlug scheinbar den richtigen ein. Sie sah nicht einmal wohin sie ihre Füße setzte. Aber anders als auf ihrem Hinweg schien sie bei vollem Bewusstsein zu sein. So tief wie das schwarz der Dunkelheit um sie herum schien auch die Stille zu sein. Kein Laut drang an ihre Ohren, kein einziger. Sie wusste nicht wie lange sie schon gewandert war, als plötzlich Schatten auftauchten. Schwaches Licht drang durch einen entfernten Ausgang in die Höhle. Ein leichter Wind trug den Duft von Wald und die Feuchte eines Flusses mit sich. Immer detailreicher und klarer wurde die Welt um sie herum, immer größer der Ausgang. Schon spürte sie Wasser unter ihren einfachen Lederstiefeln. Am Ende stand es ihr bis mitten zu den Unterschenkeln. Mit einem Lächeln sog sie die frische Nachtluft ein. Mit Freude lauschte sie den Gesängen der Zirpen und betrachtete sie die leisen Wellen in der Zwillingswelt des seichten Flusses. Scheinbar hat ihr der Wasserzwilling des Vollmonds den Weg hinaus gezeigt, doch nun versteckte er sich hinter grauen Wolken. Leises Plätschern weckte sie aus ihren seichten Gedanken. Überrascht drehte sie sich zu dem Fremden um. Ein kleiner Junge, gerade mal halb so groß wie sie, mit hellblauen Augen starrte sie an. Er trug ein weißes Kleid, dessen Ende im Wasser schwamm. Ein weiteres Plätschern, doch leiser als das erste. Eine schemenhafter Dunst stieg aus dem Dunkel der Nacht. Mal schien er sich zusammen zu ziehen und eine richtige Form zu bilden, dann wieder floss er auseinander und verschwand fast, bis er wieder versuchte sich neu zu ordnen. Eine schlimme Ahnung kam ihr. „Anzu…?“ Der Junge mit den hellgrauen Haaren nickte ihr nur schwach zu. Anzu, eher das, was noch von ihm geblieben war, schien sie jedoch nicht zu hören. Schien nur noch der Junge für ihre Fragen zu bleiben… „Wer bist du? Und was ist mit Anzu?“ „Ur… Ur ist mein Name.“, wisperte diese leise Kinderstimme, „Anzu wird mit mir kommen.“ „Wohin? Und warum? Was ist denn überhaupt mit ihm los? Er scheint immer mehr und mehr zu verschwinden.“ „Nach Kallay… Er ist schon lange überfällig.“ Er wendete sich schon von ihr ab, wollte gehen, als wäre alles geregelt. Aber das war es nicht. Nichts war geregelt! „W-Was soll das? Ich verstehe das alles nicht!“ Er reagierte nicht. Nein, er ging einfach weiter ruhig in die Nacht hinein, als wäre sie gar nicht da. Oder nicht wert genug beachtet zu werden. Sie wollte nicht mehr. Sie konnte nicht mehr. Was sollte das alles? Ein Sturm schien die Zwillingswelt regelrecht aufwühlen, obwohl nicht ein Hauch eines Windes wehte. Wütend zerrte sie dem Jungen an der Schulter, wollte, dass sie ihm in die Augen schaute, dass er sie ernst nahm und ihr endlich richtige Antworten gab. Aber er tat es nicht. Er starrte gebannt in die Dunkelheit hinaus. Er nahm sie nicht einmal war. Blickte nur in die Finsternis. Lag Angst in seinen Augen? Oder Überraschung und Verwirrung? Sie konnte es nicht erkennen. Ein leises Plätschern und endlich sah sie das Objekt seiner Aufmerksamkeit. „Yves!“ Endlich jemand, den sie kannte. Aber auch er schien sie nicht wahrzunehmen. Er starrte einfach an ihr vorbei zu Ur. Keiner sagte etwas oder rührte sich. Stille schien sogar unter den Zirpen zu herrschen. Kannten sie sich? Warum schwiegen sie? Warum sagten sie sich nichts? Sie hätte nicht sagen können wie lange sie dort standen, sich so intensiv anstarrten und schwiegen. Auch schienen ihr diese blauen Augen immer noch ein Rätsel zu sein. Waren sie Feinde? Oder Freunde? Auf einmal ließ Ur den Blick nach unten schweifen, verharrte so kurz, blickte noch ein letztes Mal in diese schwarze Leere einer Kapuze und wandte sich schließlich von ihnen ab hin zu den fast schwarzen Nachtnebeln des Wilden Gebirges. Nach wenigen Schritten verschwand er fast völlig in ihnen und kurz darauf verschwand auch der letzte Hauch seiner Silhouette. Nun endlich schien Yves auch sie zu sehen, jedoch sagte er kein Wort, nickte ihr nur zu, drehte sich um und stapfte langsam ans schlammige Ufer. Sie wollte ihn nicht verlieren und eilte ihm schnell hinterher. Doch riskierte sie es dennoch einmal noch zurückzublicken. Ob er nun Teil der Nebelwelt oder ein Begleiter Urs geworden ist, eins war sicher. Anzu war weg. Keine stürmischen Umarmungen, keine lauten Vorwürfe, nichts dergleichen begrüßte sie. Nur ein erschöpftes Lächeln. „Du hast es also überlebt.“ „Was dachtest du? So ein paar kleine, von oben bis unten mit riesigen Zähnen und tödlichen Krallen bewaffnete Lil würden die großartige Evi Selia Mary kratzen?“ „Hast dich gut geschlagen.“ Yves kniete sich über eine der Leichen um ihr ins Gesicht zu schauen. „Ein Sayion, so eine Art Felldrache, nicht gerade einfach…“ „Ähem… Yves?“ „Und da, ein Haquon, eine Art Chimäre, Mischling zwischen Wolf und Drachen, auch nicht einfach, auch nicht einfach… sie neigen dazu mit Feuer um sich zu spucken… unangenehm…“ „Yves?!“ „Und siehst du die ganzen Drachen da, Jane? Die schwarz-roten sind am schlimmsten… ja, ja…Und die grünen da… Meister der Tarnung!…Und die da…“ „YVES!“ „Ja, mein kleines Elfenkind?“ „Könntest du die Güte haben mich mal zu heilen?!“ Ein Schwall unverständlicher Worte und dumpfes Licht, in dem die Elfe regelrecht zu verschwinden schien. Mit einem Plop verschwand es jedoch genauso schnell, wie es gekommen war. Gleich darauf stand Evi auf, stampfte wutentbrannt auf den Magier zu und schüttelte ihn erst einmal ordentlich durch. „WAS SOLL DAS?!? Ich hab schon am Eingang zum Tunnel gestanden! Ihr lasst mich einfach mitten im Wilden Gebirge mitten in einem der schlimmsten Schneestürme, die ich je in meinem Leben erlebt habe, auf einem nicht einmal einen Meter breiten Pfad an einer was-weiß-ich-wie-tiefen Schlucht umgeben von massenhaft tierisch hungriger Lil, die nur darauf warten mich zwischen die Zähne zu bekommen, allein und macht dann noch eure Späße mit mir. Was soll das…?“ Aus einem anfangs von Wutstürmen aufgewühlten Meer wurde gegen Ende eine absolut stille See, wie sie sich ein jeder Kapitän auf seinen Fahrten wünschen würde. Erschöpft sackte Evi schließlich zusammen. „Hier! Kümmere du dich mal kurz um sie…“, meinte Yves, wieder in seinen üblich monotonen Tonfall zurückgefallen und machte sich daran einen Bannkreis um ihr neues Lager zu ziehen. Hosted by Animexx e.V. 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