Loves... von Ryoki (... and other lies) ================================================================================ Kapitel 1: Skyblue Love ----------------------- Skyblue Love ~~~~~~~~~ Chap 1 ~~~~~~~~ ~~~~~~~~ Kai POV ~~~~~~~~ Die Tränen wollen einfach nicht enden. Ich stehe hier auf einer Brücke im Regen in tiefster Nacht und heule. Ja, ich, Kai Hiwatari, heule! Und du bist schuld daran. Einfach nur, weil du nicht mehr da bist. Vor zwei Monaten hast du mich verlassen. Das letzte, was ich von dir sah, war dein Rücken, den du mir zuwandtest. Womit habe ich das verdient? Dass du einfach so von mir fort gehst? Ich kann ohne dich nicht mehr sein! Und ich will es auch nicht. Hast du eine Ahnung, wie mein Leben jetzt aussieht? Tagein, Tagaus sehe ich nur Dinge, die mich an dich erinnern. Unser erster Kuss, wie oft wir zusammen lachten… Du warst immer für mich da. Dort ist das Cafè, wo wir unser erstes offizielles Date hatten. Ich höre die Leute in meiner Erinnerung immer noch hinter unseren Rücken über uns tuscheln. `Ist das nicht Kai Hiwatari? ` `Ja! Und der andere ist doch auch ein Blader! Yuriy Ivanow oder so!` Wir haben sie alle schockiert. Es war mir damals furchtbar peinlich, all das Getuschel. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, dann erkenne ich, wie sinnlos dieses Gefühl war. Du hast mir immer gesagt: `Lass sie reden, die haben doch keine Ahnung. ` Jetzt verstehe ich, dass du Recht hast, aber damals… Ich wollte einfach nicht, dass sie unsere Beziehung so zerreißen, darum habe ich dich gebeten, sie geheim zu halten. Das war wohl mein größter Fehler. Seit du fort bist, frage ich mich ständig, ob es vielleicht anders gelaufen wäre, wenn ich damals dazu gestanden hätte. Ich hätte es herausschreien sollen! Ich bin schwul! Und ich habe dich geliebt! Liebe dich immer noch. Drei Jahre! Drei Jahre waren wir zusammen, und dann sagst du einfach, du hättest keine Lust mehr! Diese Geheimniskrämerei würde dich nerven! Und wie du mich angeschaut hast… Mit diesem eiskalten Blick, in dem keinerlei Gefühle mehr waren. Wir sehr ich deine Augen vermisse! Auch deinen Körper, deine Lippen, deine Stimme… Wie du mich immer in den Arm genommen hast, wenn es regnete, weil du genau weißt, dass ich mich vor dem Gewitter fürchte. Es regnet wieder, aber jetzt ist niemand mehr da, um mich in den Armen zu halten… Jetzt bin ich ganz allein. Ich möchte dich so gerne wieder sehen! Dir alles sagen, was in mir vorgeht. Wie einsam ich ohne dich bin! Aber du kommst nicht mehr zu mir zurück. Ich kann es ja verstehen. Du musst gedacht haben, dass ich unsere Beziehung geheim halte, weil ich mich schäme. Muss man sich denn in dieser Welt schämen, nur weil man jemanden liebt? Ist es denn nicht egal, welches Geschlecht der andere hat? Schließlich sind wir nicht weniger Mensch, nur weil wir anders sind. Ich halte dass alles einfach nicht mehr aus! Meine Brust… Mein Herz, als würde es zerquetscht werden! Ich kann kaum noch atmen. Der Regen prasselt immer schneller auf mich herunter. Ich möchte ganz weit weg sein… Dort, wo ich nicht mehr an dich denken muss. Bevor du gegangen bist, hast du mich gefragt, ob ich unsere gemeinsame Zeit bereue. Ich bereue! Bereue meine Dummheit, meinen Egoismus, mein Verhalten und das es so weit kommen musste. Aber uns, nein, uns könnte ich nie bereuen. Langsam versiegen meine Tränen, ich habe einfach keine mehr übrig. Die Trauer, die ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist diese Leere, die mich jetzt heimsucht… Keine Gefühle mehr, gar nichts. Ich will schreien, aber ich bringe keinen Ton über die Lippen. Mein Atem beruhigt sich langsam, meine Umwelt verschwimmt um mich. Nicht mal den Regen nehme ich noch war. Aber in meiner Tasche ist etwas Schweres. Ich taste danach und beginne zu lächeln. Es ist das Messer, das du mir damals geschenkt hast, als wir noch nicht zusammen waren. Du hast kalt gelächelt und mit völlig gefühlsloser Stimme gesagt: `Da, Kleiner. Jemand, der so schwächlich ist wie du, braucht das dringender als ich. ` Ich habe deine Arroganz verflucht, aber später habe ich den Zettel am Messer gefunden, auf dem du mich um ein Gespräch gebeten hast. Und als du mir deine Liebe gestandest, da wusste ich, dass du einfach nur schüchtern warst. Das Messer fühlt sich warm an in meiner kalten Hand. Mein Lächeln hat etwas Verlorenes, als ich die Hand mit dem Messer aus der Tasche ziehe und es langsam aufklappe. Genau so soll es enden. Ich ziehe meinen Ärmel ein Stückchen hoch, und plötzlich kann ich jeden einzelnen Regentropfen auf meiner Haut spüren. Das Rauschen des Flusses unter mir klingt in meinen Ohren nicht mehr unfreundlich, sondern ebenso traurig wie das Seufzen des Windes, der mir einen würzigen Duft nach Frühlingsgras zuträgt. Ich muss leise lachen, als ich die Klinge auf meine Haut drücke. Es ist schon seltsam, was man alles bemerkt, wenn man einen Entschluss gefasst hat. Mir ist vorhin gar nicht aufgefallen, wie warm der Mond sein Licht über die Erde gießt, nicht so aufdringlich wie die Sonne. Ich erhöhe den Druck etwas und sehe Blut aus der Wunde tropfen. Ich will, dass das alles jetzt ein Ende hat. Ich sehe dein lachendes Gesicht vor mir und ziehe das Messer mit einer raschen, fliesenden Bewegung über mein Handgelenk. Mein Lächeln verschwindet nicht, als ich das Blut erst langsam, dann immer schneller fließen sehe. Kälte kriecht in mir hoch. Ich habe es nie so weit kommen lassen wollen, aber lieber will ich jetzt gehen als zu bleiben und mit anzusehen, wie du dich immer weiter von mir entfernst. Eine Träne läuft meine Wange hinab, tropft auf meinen erhobenen Arm und vermischt sich mit dem Blut. Mir wird schwindelig, und ich muss mich an dass niedrige Brückengeländer lehnen, um nicht umzufallen. Jetzt hört auch das Lächeln auf. Aber dein Bild bleibt vor meinen Augen und quält mich, scheint mich auszulachen. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten… Mein Körper wird so schwer… Verzweifelt flüstere ich noch einmal deinen Namen, deinen geliebten Namen: „Yuriy…“ Dann falle ich und die Welt um mich herum wird schwarz. Nicht einmal den Aufprall auf dem Wasser nehme ich noch war… ~~~~~~~~~ Chap 2 ~~~~~~~~ ~~~~~~~~ Kai POV ~~~~~~~~ Helles Licht umflutet mich, quält meine Augen. Ich will sie nicht öffnen, ich weiß jetzt schon, wo ich bin. Dieser penetrante und doch sterile Geruch nach Medikamenten, nach Blut und Tod und… für mich auch nach Leben. Langsam öffne ich nun doch meine Augen, und stöhne leise auf. Sofort eilt eine Schwester herbei und ruft: „Er wacht auf!“ Ein Arzt taucht an ihrer Seite auf. „Herr Hiwatari, sie hatten unheimliches Glück! Hätte man sie nur ein paar Sekunden später in dem Fluss gefunden, wären sie jetzt tot!“ Ich schließe die Augen und presse die Hände auf mein Gesicht, versuche, ein Schluchzen zu unterdrücken, doch schon fangen die Tränen an, mein Gesicht herunter zu laufen. Ein paar Sekunden, nur ein paar Sekunden! Ohne dich kriege ich gar nichts hin, Yuriy! Nicht einmal sterben… Der Arzt hält meinen Gefühlsausbruch wohl für Erleichterung, den er legt mir väterlich die Hand auf die Schulter und sagt: „Schon gut, es ist ja noch mal gut gegangen!“ Mit tränenerstickter Stimme flüstere ich: „Lassen sie mich allein… Sie haben ja keine Ahnung, was sie angerichtet haben.“ Er scheint ratlos zu sein, schiebt es dann aber wohl auf den Schock und geht mit der Schwester hinaus. Jetzt erst nehme ich die Hände vom Gesicht und sehe mich um. Da auf dem Stuhl neben dem Bett, da liegt etwas. Schwankend richte ich mich etwas auf, um es mir genauer anzusehen. Meine Jacke! Vielleicht… Ich greife danach, ziehe sie zu mir und spüren ein unangenehmes Ziehen an meinem Arm. Ein fester Verband liegt darum. Ich durchwühle hastig die Taschen, dann beginne ich zu grinsen. Das Messer! Zwar kann ich mich nicht daran erinnern, aber ich muss es wohl eingesteckt haben, nachdem ich… Diesmal mache ich es richtig! Ich klappe es auf und etwas Weißes flattert auf mein Bett. Verdutzt greife ich danach. Ein… Zettel? Mein Herz schlägt schneller, ich falte ihn hastig auseinander. Das… das ist doch… Yuriy, das ist deine Handschrift! Hoffnung keimt in mir auf und ich beginne zu lesen. `Glaube nicht, das mich dieser Selbstmordversuch beeindruckt. Ich habe dich nur aus dem Fluss gefischt, weil das ziemlich unwürdig war. Du bist doch sonst so stolz? Kannst du jetzt nicht einmal aufrecht sterben? Wie armselig.` … Das ist zu viel. Einfach zu viel. Langsam lasse ich mich in die Kissen zurücksinken. So denkst du jetzt über mich? Das ich schwach, verachtenswert bin? Es tut weh. Es tut weh. Es tut so WEH! ~~~~~~~~ Yuriy POV~~~~~~~~ Lange sehe ich zu dem Fenster auf, hinter dem dein Zimmer liegt. Tot… Die Ärzte sagen, hätte ich dich nur ein paar Sekunden später gefunden, dann wärst du jetzt tot! Warum? Warum? Verdammt noch mal, ich verstehe es nicht! Warum zum Teufel hast du das getan? Mit dem Messer, dass ich dir gab! Es sollte dich doch beschützen, nicht umbringen! Ich fühle mich so wahnsinnig hilflos. Du wärest fast gestorben! Wegen mir? Weil ich dich verlassen habe? Ich Idiot! Ich habe nur an mich gedacht! Habe es einfach nicht mehr ausgehalten, für dich nur etwas zu sein, dass man geheim halten muss. Wie kann ein einzelner Mensch nur so blöd sein? Verdammt, ich liebe dich doch immer noch! Ich will dich in die Arme nehmen und beschützen… Vor allem, wenn nötig auch vor dir selbst. Ich denke an die Nachricht, die ich in das Messer gelegt habe. Was wirst du tun, wenn du sie findest? Vielleicht habe ich damit einen Fehler gemacht, aber… Bitte, bitte, ich flehe dich an, reagiere darauf genau so, wie du es früher getan hättest! Vor unserer Zeit hättest du rein aus Trotz weitergelebt. Aber früher hättest du nie versucht dich umzubringen… Habe ich dich so verändert? Ich kann einfach nicht mehr! Ich kann kaum atmen, ich fühle mich erdrückt. Ich will mich abwenden und gehen, dich nie wieder sehen, um dich nicht noch mehr zu verletzen, doch gleichzeitig will ich dich einfach nur in die Arme nehmen und festhalten… Es ist schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Meine Gedanken sind völlig konfus… Alles durcheinander, Erinnerungsfetzen, dazwischen Gebete… Tatsächlich, ich bete! Bete zu allen Göttern, dass ich das Richtige tue für dich… Was soll ich tun? Soll ich zu dir gehen? Soll ich aus deinem Leben endgültig verschwinden? Das will ich nicht, aber ich will auch nicht, dass es wieder genau so wird wie vor zwei Monaten… Dieses stumme Nebeneinanderherleben, so tun, als würden wir uns kaum kennen, uns nur wenn wir allein sind nah sein… Ich muss mich jetzt ablenken, sonst werde ich noch verrückt! Also drehe ich mich um und gehe. Für wie lange diesmal? Noch weiß ich es nicht… ~~~~~~~~ Kai POV ~~~~~~~~ Yuriy? Das ist doch nicht… Yuriy! Da unten stehst du! Siehst du etwa zu meinem Fenster hoch? Warum? Lachst du jetzt etwa über mich? Über den schwachen Kai Hiwatari, der sich wegen dir umbringen wollte? Ich kann es nicht fassen… Hast du mich überhaupt jemals wirklich geliebt? Wolltest du nur mit mir spielen? Ich spüre, wie mir etwas die Kehle zuschnürt… Es sind keine Tränen, es ist blanker Hass! Yuriy, geliebter Yuriy, ich hasse dich! Was soll das? Mein Herz ist gespalten. Ich liebe dich! Ich hasse dich! Was davon stimmt denn jetzt? Ich kann meine Gedanken nicht ordnen. Aber ich glaube, beides stimmt. Kann es so etwas geben? Deine Augen, in denen ich ertrinken und sie dir auskratzen möchte? Deine Arme, die mich halten und schwach, gebrochen an deinen Seiten baumeln sollen? Dein Körper, an den ich mich anlehnen und den ich zerstören will? Dein Lachen, an dem ich mich ergötzen und es für immer zum schweigen bringen will? Mein Kopf… Alles dreht sich darin, als würden meine Gedanken und meine Gefühle zu vollkommen unterschiedlicher Musik tanzen… Du hast mir die Liebe gezeigt. Du hast mich so sehr verletzt, dass ich nicht mehr leben wollte. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll… Ich weiß es einfach nicht… ~~~~~~~~~ Chap 3 ~~~~~~~~ ~~~~~~~~ Kai POV ~~~~~~~~ Ich bin seit drei Wochen aus dem Krankenhaus. Jetzt sitze ich hier in meiner Küche und starre wieder die Karte an, die vor ein paar Tagen kam. Kein Absender, keine Unterschrift, aber es ist unverkennbar deine Handschrift, mein verhasster Liebling. Du bist fort gegangen aus Russland, schreibst du. Du würdest mich nicht mehr sehen wollen. Seit ich diese Karte bekam, ist nichts mehr da von meinem Gefühlschaos. Nur noch Leere. Bin ich wahnsinnig geworden? Endgültig durchgedreht? …Ist das überhaupt noch wichtig? Die Nachricht selbst, die hat nichts in mir ausgelöst. Aber die Farbe der Karte. Himmelblau. Früher, in der Abtei, da hatten wir unsere eigene Geheimsprache, mit Farben. Rot hieß `Ich bin wütend`, Grün war `Alles klar`, mit Gelb sagten wir `Ich gehe heute Nacht raus`. Aber Himmelblau, Himmelblau bedeutete… `Verzeih mir`… Ist das Zufall? Willst du mich ärgern? Erinnerst du dich überhaupt noch daran? Oder… Nein! Ich hatte mich doch endgültig dazu entschlossen, dich zu hassen! Wenn ich mir jetzt Hoffnungen mache, dass es wieder wie früher werden könnte, werde ich nur verletzt! Du bist fort, und es ist besser so. So wird es mir leichter fallen, endlich über dich hinweg zu kommen. Hoffe ich… ~~~~~~~~ Yuriy POV ~~~~~~~~ Ich habe lange nachgedacht, aber das ist der einzige Weg, der mir einfiel. Ob du wohl verstanden hast, was ich dir mit der Karte sagen wollte? Kai, geliebter, sturer Kai. Ich bin immer noch da. Dich alleine lassen, gerade jetzt, das könnte ich nicht! Darum werde ich im Verborgenen über dich wachen. Ich werde aufpassen, dass so etwas nie wieder passiert. ~~~~~~~ a few weeks later ~~~~~~~ ~~~~~~~~ Kai POV ~~~~~~~~ Verdammt! Ich habe dich vor Monaten zuletzt gesehen, und doch bilde ich mir immer wieder ein, du wärest in meiner Nähe. Ein roter Haarschopf, und schon bist du wieder in meinem Kopf. In mein Herz, da kommst du nicht rein. Denn du warst nie daraus fort. So sehr ich es auch ändern will, aber ich liebe dich immer noch. Ich will weiterleben, aber langsam geht mir die Kraft aus… Es wird immer schlimmer. Jeder sagt, Routine würde das Herz beruhigen. Hah! Routine ist es, die mich mehr und mehr in Verzweiflung stürzt. Kleinigkeiten, die wir früher gemeinsam erlebt haben, wie zum Beispiel kochen. Du warst immer so furchtbar ungeschickt, wenn du ein Küchenmesser nur angesehen hast, hast du dich schon geschnitten. Auch die täglichen Spaziergänge im Park lenken mich schon lange nicht mehr ab, die Umgebung ist eintönig geworden für mich. Es ist bereits tiefe Nacht, aber ich will nicht gehen. Hier ist es um diese Zeit immer ruhig. Aber ein plötzliches Knacken hinter mir zeigt, das ich mich geirrt habe. Wer ist denn so spät noch im Park außer mir? Um mich zu beruhigen, taste ich nach dem Messer in meiner Tasche. Yuriys Messer. Ich drehe mich um und sehe direkt in Rays Augen. ~~~~~~~~ Ray POV ~~~~~~~~ Kai! Endlich finde ich dich. Seit Wochen bin ich schon in Russland, um dich zu suchen. Um dich dafür bezahlen zu lassen, was du mir angetan hast! Das du mich zurückgewiesen hast! Damals, vor einem Jahr, als ich dir gestand, dass ich in dich verliebt bin. Und du hast doch tatsächlich gesagt, dass du schon mit jemandem zusammen wärst! Ich wusste, dass du lügst. Es hätte doch bekannt sein müssen, dass du vergeben bist! Du hättest mir auch einfach sagen können, dass du mich nicht liebst! Aber mich anzulügen… Das verzeih ich dir nicht! Endlich ist meine Rache zum Greifen nah… Noch etwas Geduld! Du bist überrascht, und du siehst ein bisschen nervös aus. Warum erschrecke ich dich so? Ich weiß nicht. Ich habe schon lange nicht mehr in einen Spiegel gesehen. Es ist jetzt auch egal. Aber du darfst auf keinen Fall zu früh merken, was ich vorhabe, sonst könnte noch etwas schief gehen. Dafür habe ich das hier schon viel zu lange geplant! Also, ganz ruhig, Ray. Sprich ihn ganz normal an… „Hallo Kai.“ Klingt meine Stimme wirklich so krächzend? Schnell räuspere ich mich. Du weichst einen Schritt zurück und siehst mich misstrauisch an. „Ray… Du siehst… Was machst du hier?“ Kai, du stotterst ja! Und ist das Angst in deinen Augen? Ich kann den Impuls kaum noch unterdrücken, meinen Plan auszuführen und stecke die Hand in meine Tasche, um nach etwas zu greifen, etwas, das du gleich kennen lernen sollst. „Ich wollte nur etwas mit dir plaudern.“ ~~~~~~~~ Kai POV ~~~~~~~~ „Ich wollte nur etwas mit dir plaudern.“ Ray! Mein Gott, du siehst… wahnsinnig aus! Dein Gesicht ist zerkratzt und wie der Rest von dir von Schmutz übersäht, deine Kleider sind zerrissen. Und der säuerliche Geruch, der von dir ausgeht! Wann hast du dich zum letzten Mal richtig gewaschen? Aber am schlimmsten sind deine Augen. Irgendetwas Irres funkelt in ihnen! Ich weiche noch einen Schritt zurück und spüre die Bank an meinen Kniekehlen, auf der ich vorhin saß. „Wo…rüber plaudern?“ Du kommst einen Schritt näher. Ich will weglaufen, aber dein Anblick hält mich fest. Du brauchst dringend Hilfe! Jetzt schleicht sich auch noch ein wahnsinniges Grinsen auf deine Lippen… Ich glaube, ich brauche doch ein bisschen dringender Hilfe als du, alter Freund. Darum klammere ich mich an mein Messer. Du ziehst irgendetwas aus deiner Tasche und verbirgst es hinter deinem Rücken… „Ach, über alte Zeiten, Kai. Zum Beispiel damals, als ich dir gestand, wie sehr ich dich liebe, und du mich angelogen hast, du hättest schon jemanden.“ Ich reiße meine Augen auf. Kann es sein… Will er… Nein! Ray ist nicht der Typ für Rache! Allerdings sah er momentan ganz und gar nicht so aus wie der Ray von früher. Ich muss ihn ablenken! Während ich hastig antworte, suche ich nach einer Fluchtmöglichkeit. „Ich… Ich habe nicht gelogen. Ich habe es vor der Öffentlichkeit geheim gehalten, aber ich war damals mit… Yuriy zusammen.“ Ray zuckt zusammen. Dann schreit er mich an und zieht die Hand hinter seinem Rücken hervor… Sie hält ein Messer! „Du lügst!! Du wolltest nur einfach nichts von mir!“ „Ray! Beruhige dich! Ich sage die Wahrheit!“ Ich fasse es nicht! Was will er mit dem Messer? Ich will weglaufen, aber es ist zu spät. Ray macht einen Satz nach vorne, und ich spüre einen siedend heißen Schmerz in meiner Brust. Dann tritt er zurück und lacht irre: „Das ist die Strafe dafür, das ich dir nicht einmal die Wahrheit wert bin, Kai Hiwatari!“ Er dreht sich um und rennt irre lachend davon. Ich hingegen sehe langsam an mir herunter und entdecke das Messer, das in meinem Brustkorb steckt. Langsam verlässt mich meine Kraft und ich sinke auf die Knie, als ich jemanden nach mir rufen höre. „KAI!“ Yu…riy? ~~~~~~~~ Yuriy POV ~~~~~~~~ Hm, es ist schon spät. Ob Kai wohl wieder in dem kleinen Park ist? Ich werde noch einmal dort vorbeigehen, bevor ich nach Hause gehe. Jeden Tag wache ich über dich, mein Liebster. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr es mich quält, dir so nahe zu sein, ohne dich berühren zu dürfen! Ich gehe langsam durch die Straßen, da vorne ist schon der Eingang zum Park. In letzter Zeit bist du immer… unruhiger geworden. Du hast es nirgendwo lange ausgehalten, warst ständig unterwegs. Ob du mich wohl auch vermisst? Moment! Ist da nicht eben jemand aus dem Park gerannt? Ich laufe schnell näher und sehe… Ray! Er sieht anders aus, abgehetzt, aber es ist definitiv der Chinese! Mein Herz fängt an zu rasen. Dieser Mensch war so eindeutig durchgedreht, dass es ein Kleinkind erkennen konnte! Was ist, wenn er dich im Park getroffen hat? Ich renne los, zu der Bank, auf der du immer sitzt. Kai! Gott sei Dank, du stehst da und… Deine Brust… Was ist das? Verdammt, da steckt etwas in deiner Brust! Du sinkst langsam auf die Knie, und ich schreie deinen Namen. „KAI!“ So schnell ich kann, renne ich zu dir und lasse mich neben dir auch auf die Knie fallen. Ein Messer! Da steckt ein Messer in deiner Brust! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Yuriy…? Was… was tust du hier?... Du… hast Russland doch… verlassen?“ Kais Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, Blut läuft aus seinem Mundwinkel. „Nein Kai. Ich war nie weg, ich habe immer auf dich aufgepasst. Ich liebe dich viel zu sehr, um dich allein zu lassen.“ Yuriy zieht den anderen in seine Arme und spürt, wie Tränen beginnen, seine Wangen herunter zu laufen. Das Messer muss die Lunge getroffen haben, es steckt genau in der Mitte von Kais Brust. „Yuriy… werde ich… sterben?“ Heftig schüttelt der Rothaarige den Kopf. „Nein, du stirbst nicht. Wir werden wie früher zusammenleben.“ Kai lacht leise, doch gleich darauf schüttelt ihn eins Hustenanfall und er spuckt Blut. „Was… ist los, Yu…riy? Du bist… doch sonst nicht so schlecht… im Lügen.“ Das Atmen fällt Kai immer schwerer, die Welt verschwimmt langsam vor seinen Augen. „Nein Kai… Du darfst mich nicht verlassen! Ich liebe dich! Hörst du? Wir gehören zusammen!“ Yuriys Tränen benetzen auch Kais Wangen, als er ihn küsst. „Ich… liebe dich… auch.“, lächelt Kai und steckt langsam und kraftlos seine Hand in die Tasche mit dem Messer, um es herauszuziehen. Er legt es Yuriy in die Hand, hustete erneut und keuchte: „Ich liebe dich… auch. Vergiss das… bitte niemals… Yuriy…“ Damit schließt Kai die Augen zum letzten Mal. Yuriy weint heftig und umarmt den leblosen Körper seines Geliebten. Er hebt die Hand, um das Messer anzusehen und presst mit dem anderen Arm Kai an sich. Kai hat das Messer lackieren lassen, es hat jetzt eine andere Farbe. Himmelblau… Kapitel 2: Death Love --------------------- Death Love ~~~~~~~~~Chap 1~~~~~~~~ ~~~~~~~~~Kai POV~~~~~~~ Wieder stehe ich hier vor deinem Grab, weiße Lilien in meiner Hand. Die hast du geliebt… Immer wieder lese ich die Inschrift auf deinem Grabstein: „In Gedenken an Ray Kon Er war uns ein guter Freund.“ Ein guter Freund, das ist wahr… Aber warum in Gedenken an dich, der du doch tot bist? Sollte dort nicht eher stehen: „In Gedenken an die, die zurückgelassen wurden.“? Warum trauert man immer um die Toten, wo doch die Lebenden plötzlich allein dastehen? Ich knie mich vor dein Grab. Jeden Tag bin ich hier, seit du vor einem Jahr gestorben bist. Leise beginne ich, mit dir zu sprechen, auch wenn du mich wohl nicht hören kannst. „Hallo Ray. Was tust du wohl im Himmel? Du bist sicher ein wunderbarer Engel, daran zweifle ich nicht. Das warst du auch hier schon. Den anderen geht es gut. Sie leben ihr Leben einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Manchmal komme ich mir so vor, als sei ich als einziger zurückgelassen worden… Als sei der Trauerzug weitergegangen und nur ich stünde verlassen an deinem Grab. Wie hast du doch gesagt, als du mir von der Beerdigung deiner Mutter erzählt hast? „Viel mehr Liebe, viel mehr Lachen Und so viele gute Sachen. Und viel mehr Blumen während des Lebens “-“ „Denn auf den Gräbern sind sie vergebens.“ Ich fahre herum. Wer…? Hinter mir steht ein junger Mann, er hat feuerrotes Haar und eisblaue Augen. Er sieht mich an… Hat er mich belauscht? „Warum sprichst du mit dem Grab? Es kann dir nicht antworten.“ Empört stehe ich auf. „Und es belauscht andere Leute nicht. Was soll das?“ Niemand darf mich stören, wenn ich bei dir bin… „War schwer zu überhören, wenn du an einem so ruhigen Ort wie einem Friedhof so laut sprichst.“ Er steht da und sieht mich an, und ich entdecke einen Blumenstrauß in seiner Hand. Stimmt, manchmal vergesse ich einfach, dass es ein Friedhof ist… Ein stummer Ort der Trauer und der Toten. „Entschuldige.“ Ob ich ihn gestört habe? Aber was soll’s. Er hat mich ja auch unterbrochen. Ich spüre einen Tropfen auf meiner Haut und sehe zum Himmel. Es fängt an zu regnen. Ich wollte sowieso los. Auch er bemerkt den Regen. Er sieht mich an und sagt: „Du solltest lieber gehen.“ Dann dreht er sich weg und geht. Was für ein unhöflicher Kerl! Als ob der Friedhof ihm gehören würde. Aber er hat Recht. Noch einmal sehe ich zu deinem Grab und verabschiede mich von dir, dann gehe ich. ~~~~~~~Chap 2~~~~~~~ ~~~~~~~Yuriy POV~~~~~ Dieser verdammte Regen… Er hat seit gestern nicht aufgehört, als würde der Himmel weinen. Aber ich werde trotzdem zum Friedhof gehen. Vielleicht ist der Junge von Gestern wieder da? Bestimmt. Er scheint jeden Tag zu dem Grab zu gehen. So wie ich deines besuche, Anya. Ich greife mir einen Schirm und verlasse das Haus. Hier bin ich sowieso nicht gerne. Seit du fort bist, ist es so leer… Der Blumenladen in der Nähe des Friedhofes scheint mit seiner Blütenpracht dem grauen Tag zu trotzen. Ich muss nicht warten, ich muss auch nichts sagen. Die Besitzerin weiß, was ich will. Sie gibt mir wortlos einen Strauß deiner Lieblingsblumen, auch sie kannte dich. Du warst oft hier, um Blumen zu holen. Vor allem die weißen Lilien hast du geliebt. Als ich den Friedhof betrete, scheint jedes Geräusch zu verblassen. Selbst das Prasseln des Regens scheint hier wie aus weiter Ferne zu kommen, obwohl ich die Feuchtigkeit verdammt gut spüre. Selbst den Regen hast du geliebt, sanfte, kleine Anya… Vor deinem Grab bleibe ich stehen, ich lege die Blumen darauf und sehe sie dann nur an. Wie lange ich da stand, weiß ich nicht, aber irgendwann hat der Regen aufgehört. „Wieso sprichst du nicht mit dem Grab? Es erleichtert einem, das Ganze zu akzeptieren.“ Ich drehe mich um und sehe in die blutroten Augen des Jungens von gestern. „Es macht den Tod irgendwie… unwirklich. Das will ich nicht. Ich will akzeptieren, dass Menschen gehen und nicht wiederkommen.“ Ich drehe mich ganz von dem Grab weg und gehe auf eine nahe Bank zu, um mich zu setzen. Schweigend folgt er mir. Wir sitzen eine Weile so nebeneinander, dann sagt er: „Du hast Recht. Aber vielleicht ist es besser, das unwirklich erscheinen zu lassen. Viele würden zerbrechen, wenn sie es nicht täten. Trauer ist gut, aber zu viel zerstört die Seele.“ „Mag sein. Aber du bist doch auch jeden Tag hier,…?“ „Kai“ „Yuriy. Wieso besuchst du jeden Tag dieses Grab? War er etwas Besonderes für dich, dieser Ray?“ Er sieht in den Himmel. „Ja. Er war mein ganzes Leben. Meine Welt hat sich nur um ihn gedreht.“ Irgendwie klingt seine Stimme heiser, als würde er die Tränen unterdrücken. Ob er wohl überhaupt um seinen Freund geweint hatte? Ich glaube nicht… Er scheint Niemanden zu haben, bei dem er sich ausweinen könnte. So wie ich… „Dann muss es schwer gewesen sein, ihn zu verlieren. Ich besuche das Grab meiner Verlobten. Meine Eltern haben sie für mich ausgesucht.“ Interessiert sieht er mich an. „Tut es sehr weh?“ „Ja. Aber nicht weil ich sie geliebt hätte, wir kannten uns kaum. Es tut weh, weil ich nie die Chance hatte, es herauszufinden.“ Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander, aber das hat etwas sehr tröstliches. Schließlich steht er auf. „Ich muss jetzt gehen, Yuriy.“ Ich nicke stumm und sehe ihn davongehen. Warum habe ich ihm das erzählt? Ich hätte auch einfach sagen können, dass es ihn nichts angeht… Aber es hat gut getan, darüber zu reden. ~~~~~~~Kai POV~~~~~ Ich weiß nicht, warum ich ihn angesprochen habe. Er sah genauso verloren aus, wie ich mich fühle… Aber irgendwie freue ich mich ein bisschen auf morgen, weil ich ihn wieder sehen werde… ~~~~~~~~Epilog~~~~~~~~~ Ein halbes Jahr nach ihrem Treffen sind die Beiden ein Paar geworden. Kai ist zu Yuriy gezogen, und es geht ihm besser. Ihnen beiden. Gemeinsam haben sie ihr Lachen wieder gefunden. Kais Liebe zu dem Rothaarigen ist anders als die zu Ray, irgendwie tiefer. Sie fühlt sich richtig an. Doch eines Tages gibt es einen schrecklichen Unfall… Yuriy stirbt dabei. Kurz nach der Beerdigung steht Kai am Grab. Ein einzelner Besucher ist noch auf dem Friedhof, er besucht das Grab seiner Tante nicht weit weg von Yuriys. So sieht er Kai dort stehen, sieht, wie er langsam auf die Knie geht. Tränen tropfen von seinen blassen Wangen auf die frische Graberde, ein unterdrücktes Schluchzen schüttelt ihn. Dann schreit er zum Himmel: „Yuriy! Du hast versprochen, dass du an meiner Seite bleibst! Komm zurück! KOMM ZURÜCK!! Bitte, du hast es doch… versprochen…“ Zum Ende wird seine Stimme immer leiser, und er schlägt mit der Faust auf den Boden. Der andere Besucher sieht ihn an, dann geht er weiter. ‚Hat wohl seinen Freund verloren. Er wird schon drüber wegkommen’ Als er den Friedhof verlässt, beginnt er schon, den Zwischenfall zu vergessen. Denn so ist das Leben: Wenn wir nicht vergessen würden, was uns schmerzt, würden wir daran zu Grunde gehen. ~~~~~End~~~~~ Gewidmet dir, meiner zweiten Hälfte… Ich habe gewütet, geweint und gefleht. Aber nie, nie werde ich akzeptieren, dass du allein gegangen bist und mich zurückgelassen hast in einer Welt, die ohne dich nichts mehr wert ist. „Die Toten lasst tot sein: Ihnen ist Frieden geschenkt. Euer Mitleid aber gebt denen, die noch hier sind, denn sie sind die, die vermissen und trotzdem weiterkämpfen müssen.“ Kapitel 3: Party Love --------------------- Party Love „Kai! Komm schon, wir sind spät dran!“ Ungeduldig wartete Yuriy, in voller Vampirkluft, auf seinen Schatz, mit dem er nun schon seit zwei Jahren zusammenwohnte. „Nein!“, rief der Graublauhaarige trotzig aus dem verschlossenen Badezimmer, wo er sich seit einer halben Stunde verschanzt hatte. „Nun mach schon. So schlimm kann es gar nicht aussehen.“ Jetzt lächelte der Blauäugige. Sie waren von Mr. Dickenson zusammen mit den anderen Bladern zu einer Kostümparty eingeladen worden. „Warum? Warum warum warum muss ich diesen Fetzen tragen?“, rief Kai und Yuriy konnte ihn im Bad auf- und abgehen hören. „So gehe ich nicht raus. Niemals.“, erklärte er. „Aber Kai. Alle werden sich wundern, wo du bist.“, versuchte Yuriy es mit Vernunft. Was natürlich gar nichts brachte. „Sag ihnen, was weiß ich… Ich sei im Klo ertrunken oder so was.“ Mit einem Seufzen trat der Rothaarige an die Tür und sagte: „Kai?“ „Hm?“ „Kommst du freiwillig da raus oder muss ich dich holen?“ Erst schwieg der Angesprochene, doch da er wusste, das er seinem Freund sehr wohl zutrauen konnte, dass dieser die Tür eintrat und ihn gegen seinen Willen auf diese verdammte Party schleppen würde, nuschelte er leise: „Geh tot.“ He, ein kleines bisschen Rebellion muss sein! Dann öffnete er die Tür und stand schmollend vor Yuriy, den Blick auf den Boden gesenkt, in einem… Barock-Kleid. Als er aufsah, bemerkte er, dass sein Freund da mit hochrotem Kopf und äußerst angestrengtem Gesichtsausdruck stand. Als er verwirrt nachfragen wollte, ob es ihm denn gut ginge, konnte Yuriy sich nicht mehr halten. Er brüllte vor Lachen. Eingeschnappt lief Kai ins Schlafzimmer und rief: „Vergiss es! Ich werde auf gar keinen Fall in diesem blumenberankten, rüschen- und schleifchenverzierten Zelt vor die Tür gehen!“ Diese Ausführung brachte Yuriy nur noch mehr zum Lachen. Endlich beruhigte er sich etwas und ging Kai um Atem ringend nach. Im Schlafzimmer sah er, wie der Graublauhaarige ungeschickt versuchte, sich das Kleid über den Kopf zu ziehen. Schmollend sah er ihn dabei an und sagte: „Hilfst du mir jetzt oder willst du noch ein bisschen weiterlachen?“ Versöhnlich ging Yuriy auf seinen Freund zu und befreite ihn von dem blauen Stoff. „Entschuldige, ich hätte nicht lachen dürfen.“, sagte er. „Warum hast du mir ausgerechnet so ein Kostüm mitgebracht?“, fragte Kai schon etwas sanfter gestimmt. Er konnte seinem Lover einfach nicht lange böse sein. Der Rothaarige sah ihn lächelnd an und sagte: „Es gab in dem Laden nur zwei Kostüme in deiner Größe, mein Kleiner. Und ich hab angenommen, dass dir dieses besser gefallen würde.“ „Das andere kann niemals so schlimm wie das gewesen sein.“ Jetzt grinste der Blauäugige, und Kai spürte, wie bei ihm sämtliche Alarmglöckchen losschrillten. „Also“, fing Yuriy scheinheilig an, „ich habe das andere hier. Aber du musst mir versprechen, das du es jeden Fall anziehst und mitkommst, egal, was es ist.“ Kai sah ihn misstrauisch an, doch er glaubte nicht, dass sein Freund etwas Schlimmeres haben konnte als dieses blaue Etwas. Also seufzte er und antwortete: „Ich verspreche es. Solange es nicht noch ein Kleid ist.“ Hätte er doch nur auf sein Gefühl gehört! Yuriy war alles zuzutrauen! Aber nein, er musste sich ja mal wieder breitschlagen lassen… So sah er dem Rothaarigen zu, wie dieser mit einem breiten Grinsen das Kostüm auspackte. Als er sah, was der Andere da in der Hand hatte, erstarrte sein Gesicht zu einer Maske des Schreckens. „Nein… Nein… Yuriy! Das kannst du doch nicht ernst meinen! Nein! Auf - Gar - Keinen - Fall!“ Der Größere kam auf ihn zu. „Oh doch, mein Schatz. Ich meine das sehr ernst. Und denk dran: Du hast es versprochen.“ Eher wollte Kai sich umbringen, doch ein Versprechen musste er einhalten… Vor allem, wenn er es Yuriy gegeben hatte. Ein einziger Ausweg blieb ihm: Erpressung. „Yuriy, wenn du mich wirklich dazu zwingst, kannst du die nächsten paar Wochen sehen, wo du deinen Sex herkriegst.“ Das Grinsen des Älteren wurde nur noch breiter. „Das kannst du dir selbst nicht antun.“ Kai schluckte schwer, aber er sah keinen Ausweg. Und betteln würde er bestimmt nicht. Also streckte er die Hand aus und griff sich das Kostüm, um damit im Bad zu verschwinden. Vorher aber zischte er dem Rothaarigen zu: „Wir werden ja sehen, wer von uns den Sexentzug länger aushält.“ Mit einem befriedigten Blick sah er, wie Yuriys Gesichtszüge entgleisten. Später am Abend betraten zwei schlecht gelaunte Russen die Kostümparty: Ein missmutiger Yuriy, wegen des Sexverbotes Seitens seines Freundes, und ein noch missmutigerer Kai im plüschig-rosanem Glücksbärchi-kostüm, wegen… Nun, der Grund erklärt sich wohl von selbst. Gewidmet meinem Beta-Leserlein phinix, weil sie mich auf die Idee gebracht hat. Aber keine Angst! Irgendwann widme ich dir schon noch was Ernsthaftes! Versprochen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)