Schwere Entscheidungen von Run_Tao (Was soll ich tun?) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Hallo!!!^^ Ich will nicht nerven also fang ich mal an Viel spaß!!! „…..“ = gesprochen °…..° = gedacht (…..) = meine Kommentare Prolog „Yoh?“ , flüsterte das blondhaarige Mädchen leise und tastete den Platz neben sich im Bett noch leicht verschlafen ab. Wider ihrer Erwartung, konnte sie ihren Verlobten jedoch nicht ertasten weshalb sie sich nun doch dazu durchrang ihre Augen zu öffnen und auf den leeren Platz neben sich zu blicken. Leicht rieb sie sich den Schlaf aus den Augen ehe sie sich in dem großen Doppelbett aufsetzte, um sich nun in dem dunklen Zimmer umsehen zu können. Sie erblickte ihren Verlobten nicht. Ihr Blick wanderte zu der Digitaluhr auf ihrem Nachttisch, die in leuchtenden Ziffern anzeigte, dass es erst vier Uhr morgens war. Einen momentlang zögerte sie noch, überlegte ob sie ihm irgendeine Art von Extra- Training aufgebrummt hatte, kam aber ziemlich schnell zu dem Entschluss, dass er dieses bereits erfüllt haben musste, bevor er am Abend mit ihr zu Bett gegangen war. So leise sie konnte, erhob sie sich aus dem Bett um sich auf die Suche nach dem Asakura zu machen. Sie ging die Treppe runter, die sie wegen der Dunkelheit fast nicht sehen konnte und sah dass die Terrassentür offen stand. „Da bist du ja“ , sagte sie leise als sie ihren Verlobten auf der Terrasse erblickte, schien ihn damit aus den Gedanken gerissen zu haben. Er saß auf dem Boden und sah in die Ferne. Sie umarmte ihn von hinten, gab ihm einen Kuss und legte anschließen ihren Kopf auf seine Schulter. „Was ist los mit dir?“ , fragte sie ihn plötzlich besorgt. Es war eine ihrer leichtesten Übungen zu erkennen, wenn mit ihm etwas nicht stimmte und dies war der Fall. „Nichts. Was soll sein?“ , antwortete er und sah sie mit einem Lächeln auf den Lippen an. Sie sah ihn an, erkannte in seinen Augen die Zweifel, die ihn zu plagen schienen. Sein Mund versicherte ihr, dass es nichts zum bereden gab, seine Augen hingegen sprachen eine andere Sprache, schrien geradezu nach jemandem, der ihm zuhörte, jemanden der ihn verstehen konnte. Sie schrien nach jemandem, der sie nicht war denn egal was er ihr zu sagen hatte, es würde ihr Sorgen bereiten und das wollte er unter allen Umständen vermeiden. „Du bist in letzter Zeit so komisch drauf“, sagte sie leise, ignorierte die Tatsache, dass er anscheinend nicht mit ihr sprechen wollte. „Das kommt dir sicherlich nur so vor, Anna“ Sie sah ihn an, sah in seine Augen die so traurig schienen. “Mach mir doch nichts vor, Yoh“ Ihre Stimme war ruhig, weder drängend noch aufgebracht als sie sich neben ihn auf die Terrasse setzte und auch ihren Blick in die Ferne richtete. „Ich kann spüren, dass etwas mit dir nicht stimmt“ Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen als sie leise fortfuhr. „Und ich kann auch spüren, dass du mich belügst. Nicht nur mich, sondern auch dich“ Nun wandte sie ihm doch wieder ihren Blick zu. „Und du scheinst es noch nicht einmal zu bemerken“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er leicht den Kopf schüttelte. „Dir kann man wohl gar nichts vormachen, oder?“ Sie schüttelte ebenfalls lächelnd den Kopf und beobachtete, wie er seinen Blick erneut abwandte, das Lächeln immer noch auf den Lippen. „Ehrlich gesagt, weiß ich selber nicht genau, was mit mir los ist“, begann er leise „Ich habe ein eigenartiges Gefühl“ seine Hand wanderte an seine Brust „Ich habe das Gefühl, das etwas schreckliches passieren wird“ Anna sah ihn einfach nur an, sagte nichts dazu aber sie wusste genau, was er meinte. Auch sie hatte dieses eigenartige Gefühl. Dieses Gefühl, dass sie auch im vergangenen Jahr hatte. Im vergangenen Jahr hatten sich all ihre Befürchtungen mit dem Auftauchen von Hao bestätigt. Nur diesmal konnte sie diese Angst nicht benennen. Hao war tot, Yoh hatte ihn getötet und was konnte schlimmer sein als Hao? Yoh lachte leise auf als er ihr wieder seinen Blick zu wandte, sich mit der Hand durch das Haar fuhr und leicht den Kopf schüttelte. „Es tut mir leid, Anna. Das ist wahrscheinlich nur die Aufregung wegen dem Schamanen-Wettkampf. Sorge dich bitte nicht um mich“ Er lachte erneut auf und auf seine Lippen trat dieses unbeschwerte Grinsen, das sie so an ihm liebte „Außerdem hab ich Angst vor deinem Training, das mir bevorsteht“ Nun lachte auch sie leise auf. Er vertrieb diese Sorgen wieder, brachte sie dazu diese wieder in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins zu verschließen und dafür liebte sie ihn umso mehr. Er gab ihr einen Kuss und fragte: „Wollen wir wieder schlafen gehen?“ Anna nickte und Yoh nahm sie bei der Hand um mit ihr zusammen wieder die Treppe hinauf ins Schlafzimmer zu gehen. Im Bett angekommen kuschelte Anna sich sofort an Yohs Brust und so schliefen sie schließlich wieder ein. Am nächsten Tag stand Anna als erstes auf und machte das Frühstück. Nachdem das Frühstück fertig war ging sie rauf ins Schlafzimmer um Yoh zu wecken. Als sie oben ankam ging sie leise zum Bett rüber und gab Yoh einen sanften Kuss auf die Stirn. Dieser öffnete langsam seine Augen und murmelte ein verschlafenes. „Guten Morgen“ „Guten Morgen. Mach dich fertig. Die anderen sind gleich da und das Frühstück ist fertig“ Sie gab ihm noch einen kleinen Kuss und wollte dann den Raum verlassen doch Yoh hielt sie am Handgelenk fest, zog sie zu sich runter aufs Bett und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. „Warum denn so eilig, mein Schatz?“ , hauchte er ihr ins Ohr und zauberte ihr so ein Lächeln auf ihre Lippen. „Kann ich das als Zustimmung sehen?“ , fragte Yoh und zog sie erneut zu sich herunter um ihr einen Kuss zu geben. Doch gerade als sich ihre Lippen erneut zu einem Kuss trafen, klingelte es plötzlich an der Tür. „Als ob sie es gewusst hätte“ , hauchte er ihr gegen die Lippen und ließ sich nicht davon abhalten sie dennoch in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln, denn Anna beim zweiten Klingeln zu ihrem Bedauern unterbrechen musste. „Das holen wir nach. Versprochen. Und jetzt mach dich fertig und komm Frühstücken“ , sagte sie, hauchte ihm noch einen flüchtigen Kuss auf und verließ das Zimmer um ihren Verlobten alleine zurückzulassen, der ihr einen momentlang nachsah ehe er sich wieder zurück in die Kissen fallen ließ. Anna, die währenddessen unten angekommen war öffnete die Tür und erblickte sofort die Gesichter ihrer Freunde. „Guten Morgen“ , begrüßte sie ihren Freunden auch sofort und öffnete die Tür etwas weiter um sie eintreten zu lassen. „Und? Wie war’s?“ , fragte Run plötzlich lachend als sie eintrat und neben Anna im Türrahmen stehen blieb. Ren, der mit vor der Brust verschränkten Armen hinter ihr stand, verdrehte die Augen. „Ist ein einfaches 'Guten Morgen' zu viel verlangt?“ , fragte er seine Schwester genervt und schüttelte den Kopf. Die grünhaarige wandte sich wieder ihrem Bruder zu und lächelte nun diesen an. „Ach was...“, sagte sie an ihren Bruder gewandt und stupste Anna leicht an “Sie und Yoh hatten doch schon längst ihren 'guten Morgen'. Ich muss den ihr nicht mehr wünschen“ Ren verdrehte die Augen. „Das ist eindeutig zu viel Information“ , murmelte er als er an seiner Schwester und der Blondhaarigen vorbei ins Haus ging. Run zwinkerte Anna lachend zu und auch Anna musste leise auflachen als sie die Tür hinter ihrer Freundin schloss und mit ihr zusammen dem Tao ins Wohnzimmer folgte. „Wo ist denn Yoh?“ , fragte Run als sie sich im Wohnzimmer neben ihren Bruder an den Tisch setzte. „Der ist oben und zieht sich an“ , antwortete Anna wahrheitsgemäß und musste erneut leise auflachen als sie beobachtete wie Run ihren Bruder leicht an stupste, der daraufhin ebenfalls leise auflachen musste. Nach kurzer Zeit kam auch Yoh ins Wohnzimmer. „Guten Morgen“, begrüßten er alle mit seinem üblichen Yoh- Grinsen und setzte sich neben Anna an den Tisch. „Du hast ja lange gebraucht“, bemerkte Run. „Ja. Bin wieder eingeschlafen“ , antwortete Yoh mit einem breiten Grinsen. „Warst bestimmt richtig erschöpft“ , bemerkte Run erneut, die sich an diesem Tag anscheinend einen Spaß draus machte die Anwesenden zu ärgern. „Macht euch nichts draus“, seufzte Ren „Sie hat heute Morgen vergessen ihre Tabletten zu nehmen“ Nach dem Frühstück machten sie sich auf den Weg zum Flughafen wo bereits ein Flugzeug der Tao- Familie bereitstand um sie nach Dobie Village zu bringen. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt gewusst hätten, was sie erwarten würde, wenn sie erst einmal in dieser Stadt ankam, wäre keiner in dieses Flugzeug eingestiegen. Doch niemand hatte es wissen können und so stiegen sie in das Flugzeug ein. In dem Glauben, dass sich nichts verändern würde. In dem Glauben, sie hätten bereits alle Gefahren besiegt. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Nach einem langen Flug kamen sie endlich in Dobbie Village an wo sie sofort in ihre Unterkunft gingen wo bereits der Rest ihrer Freunde warteten. Nach einer überschwänglichen Begrüßungszeremonie gingen sie alle auf ihre Zimmer, wo sie sofort einschliefen.     Als sie am Abend wieder aufgewacht waren gingen sie alle zusammen zum Abendessen. Während sie beim Essen waren piepten die Orakel – Pager von Yoh, Ryu und Faust und kündigten somit den nächsten Kampf an.   Sie waren fertig mit dem essen und machten sich auf den Weg nach Hause als sich plötzlich ein Feuer vor ihnen entfachte. Ihre Augen weiteten als plötzlich eine ihnen bekannte Person aus dem Feuer trat.   „…Hao…“ , kam es mit zittriger Stimme von Manta. Niemand wagte es noch etwas zu sagen, zu sehr schockierte sie der Anblick des vor kurzem noch tot geglaubten Schamanen. Es schien wie ein schlechter Scherz. Wie ein fleischgewordener Alptraum. Hao stand vor ihnen und sah sie mit einem eiskalten blick an. Er bemühte sich nicht einmal sein plötzliches Auftauchen zu erklären. Stattdessen musterte er jeden einzelnen von ihnen. Er begann bei Manta, der unter seinem Blick zusammenzuckte. Langsam wich der kleine Junge zurück, versteckte sich hinter Yoh, dem der Blick Haos als nächstes galt. Ihre Blicke trafen aufeinander und plötzlich zuckten Haos Mundwinkel, formten die Andeutung eines Lächelns. „Du freust dich ja gar nicht“, stellte Hao leise lachend fest „Und ich habe gedacht wir können ein kleines Familientreffen veranstalten. Du weißt schon, um der alten Zeiten willen“   „Du solltest tot sein...“   , erwiderte Yoh ohne den Worten seines Zwillings Beachtung zu schenken. Auf Haos Lippen schlich sich ein bösartiges, wissendes als er die Arme zu den Seiten ausbreitete.   „Wie du siehst lebe ich. Und es geht mir obendrein besser denn je“   Die Frage nach dem 'Warum' lag in der Luft doch niemand traute sich diese auch auszusprechen. Hao nahm ihnen jedoch ab sich ihrer Angst zu beugen als er noch immer Grinsend weitersprach:   „Ich gebe zu, du hast mich wirklich schwer verletzt und ich hatte sogar Mühe aufrecht zu stehen oder gar zu gehen“ er lachte erneut auf „Aber verletzt, liebes Bruderherz, ist nicht gleich tot. Kein geschickter Schachzug von dir“   Yoh schwieg, sagte nichts dazu sah seinem bösen Ebenbild einfach nur an und wusste im selben Moment, das Hao nicht zurückgekommen war um, um Vergebung zu bitten. Er hatte sich kein Stück gebessert und es schien, als wenn der Alptraum von vorn beginnen würde.   „Warum bist du zurückgekommen?“ Anna wandte ihrem Verlobten für einen kurzen Moment ihren Blick zu doch dieser ließ seinen Blick starr auf seinem Bruder gerichtet. Sie kannte ihren Verlobten gut genug um diesen Unterton in seiner Stimme heraushören zu können. Diesen leisen Unterton von Hoffnung. Hoffnung darauf, dass diese Sache wohl doch noch mit einem guten Ende ausging. Ein gutes Ende für jeden einzelnen von ihnen.   „Du weißt es nicht?“ , stellte Hao die Gegenfrage und das Grinsen auf seinen Lippen gewann noch etwas mehr Bösartigkeit. Auch er hatte die leise Hoffnung, die Yoh hegte erkannt und es amüsierte ihn wohl ungemein seinem Bruder diese erneut zu nehmen. „Kannst du dir das denn nicht vorstellen? Überleg noch ein bissen dann fällt es dir bestimmt ein“   In den Gedanken aller drängte sich ein Begriff in den Vordergrund: Rache. Er wollte Rache dafür, dass Yoh seinen Plan von drei Jahren vereitelt hatte.  Anna trat neben ihren Verlobten, nahm ihn bei der Hand als dieser seine Hände zitternd zu Fäusten ballte und zischte:   „Lass deine letzte Chance nicht verstreichen. Verschwinde einfach Hao“   Hao schenkte den weiteren Worten Yohs keinerlei Beachtung mehr. Er wandte Anna seinen Blick zu, musterte sie eine Zeitlang grinsend.   „Anna du bist ja auch da. Das trifft sich gut“ er lachte leise auf „Ich wollte auch mit dir sprechen“ das Grinsen auf seinen Lippen wurde noch breiter “Du bist noch hübscher als damals“ Ein Ausdruck, der sie erzittern ließ trat plötzlich in seine Augen „Hast du dir mein Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen?“   Seine Stimme erklang fast augenblicklich in ihrem Kopf, bot ihr den Platz an seiner Seite an. Den Platz seiner Geliebten. Sie schüttelte den Kopf um diese Stimme wieder vertreiben zu können.   „Ich bin Yohs Verlobte“, zischte sie „Lern das endlich“   Hao ging ein paar Schritte auf sie zu, blieb wenige Meter vor ihr stehen. Eine Geste, wie normal sie auch zu sein schien, die von ihm ausgeführt plötzlich mehr als nur bedrohlich wirkte. Erneut lag dieser Ausdruck in seinen Augen, der sie zurückweichen ließ.   „Ich sehe schon. Du bist noch immer so kratzbürstig wie damals“ Hao ging noch ein paar Schritte auf Anna zu „Das gefällt mir“   „Hao...“, zischte Yoh plötzlich und stellte sich schützend vor Anna „Ich warne dich. Lass sie in Ruhe“   Haos Blick blieb noch einen Moment auf Anna gerichtet ehe er ihn abwandte und seinen Bruder ansah.   „Du bist lächerlich, Bruder“   , zischte Hao wobei er das letzte Wort mit so viel Verachtung aussprach, dass es Anna eine Gänsehaut den Rücken hinunter jagen ließ.   „Du kannst sie nicht beschützen“ er zuckte fast wie beiläufig mit den Schultern „Außerdem muss ich rein gar nichts machen. Sie wird freiwillig zu mir kommen“ Er wandte ihr erneut seinen Blick zu, musterte sie obwohl seine Worte noch immer an Yoh gerichtet waren: „Ich bin mehr für sie als du jemals sein kannst, Bruder“   Ihre Augen trafen auf Haos und dieser kurze Moment machte sie bewegungsunfähig fast, als wenn unsichtbare Fesseln von ihm ausgingen, die sich um ihre Arme und Beine schlangen, ihr jegliche Bewegungsfreiheit nahmen. Ein leichtes, grausames Lächeln umspielte die Lippen Haos.   „Nicht wahr, mein Engel?“   Hao schenkte der Kyoyama ein letztes Grinsen, das sie erneut erzittern ließ ehe er sich zu seinem Schutzgeist umwandte, der plötzlich in seiner vollen Größe, aus einer riesigen Flamme, vor ihnen erschien.   „Wir werden uns bald wiedersehen, Brüderchen. Dann werde ich aber nicht so nett sein wie heute, das verspreche ich dir“ er stieg auf die Hand des riesigen Spirit of Fire „Bei unserem nächsten Treffen werde ich dir das nehmen, was dir auf der Welt am wichtigsten ist“ sein Blick fiel wieder auf Anna als er fortfuhr „Ich freue mich bereits jetzt darauf“ Damit flog er mit seinem Schutzgeist davon, hinterließ jedoch seine bedrohliche Aura, die sich wie eine Schlinge um die Hälse der Anwesenden legte, ihnen die Luft abschnürte. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Still sahen alle in die Dunkelheit, in der ihr Erzfeind gerade verschwunden war. Ren, der sich als erster wieder fing, durchbrach diese Stille mit seiner leisen, geschockten Stimme:   „Er müsste tot sein...“   Ja, das dachten sich die anderen in diesem Moment auch und jeder Einzelne von ihnen stellte sich diese eine Frage, die sie erzittern ließ:   Wie weit würde Hao diesmal gehen um seine Pläne zu verwirklichen?   „Was machen wir jetzt“   , fragte nun auch Run mit einem besorgen Blick auf Anna, die dies nicht zu bemerken schien da sie noch immer in die Dunkelheit sah. Yoh bemerkte ihren Blick und dachte angestrengt über Haos Worte nach.   „Ich weiß es nicht“   Und er verfluchte sich für diese Unwissenheit. Er konnte rein gar nichts machen, weil er die weiteren Aktionen seines eigenen Bruders nicht voraussehen konnte.   „Ich fürchte wir können nichts weiter tun als seine nächste Aktion abzuwarten“   Ren nickte, wandte wie seine Schwester zuvor seinen Blick der Blondhaarigen zu, die ihren Blick noch immer nicht von der Stelle abgewandt hatte, auf der ihr Feind vor kurzen noch gestanden hatte.   „Er nimmt wahrscheinlich auch am Schamanen Wettkampf teil“, stellte er fest „Was bedeutet, dass er sich irgendwo hier in der Stadt aufhalten muss“   Er wandte seinen Blick nun von der Blondhaarigen ab und sah den Asakura an, der diese Andeutung durchaus verstanden hatte und dennoch sprach Run die Befürchtungen aus, die sowohl ihr als auch den anderen im Kopf herumschwirrten.   „Anna ist hier nicht sicher“ sie stockte, wandte ihren Blick von ihrer Freundin ab „Hao hat es auf sie abgesehen“   Anna wandte ihrer grünhaarigen Freundin ihren Blick zu, fixierte sie mit einem wütenden Blick.   „Ich kann auf mich aufpassen. Danke, Run“   , zischte sie leise. Sie hasste es wenn man über sie sprach als wenn sie nicht anwesend wäre und noch mehr hasste sie es wenn jemand der Meinung war, dass man sie beschützen müsste selbst wenn ihre Freundin dies nur sagte, weil sie sich um sie sorgte was nach dem eben erlebten mehr als nur nachvollziehbar war.   „Anna es geht nicht um irgendjemanden, sondern es geht um Hao. Du hast doch gehört was er gesagt hat“   Natürlich hatte sie ihn gehört, genauso wie alle anderen Anwesenden. Und genauso wie alle anderen Anwesenden fragte auch sie sich, was genau Haos Wiederkehr für sie alle zu bedeuten hatte. Würde der Albtraum der vergangenen Jahre sich wiederholen?   „Mach dir keine Sorge“ , erklang Yohs Stimme wieder und als Anna ihm ihren Blick zu wandte sah sie erneut eines seiner typischen Grinsen „Ich werde nicht zulassen dass er ihr zu nah kommt“ , antwortete Yoh und grinste breiter als er nun an die Kyoyama gerichtet weitersprach „Bei mir bist du in guten Händen“   Anna zwang sich zu einem leichten Lächeln, versuchte dieses Gefühl zu verbergen. Keine Angst, sondern eher Beunruhigung. Anscheinend war sie die Einzige, die diese Drohung anders aufgefasst hatte als die anderen. Hao hatte nicht nur sie bedroht, er hatte alle bedroht aber so wirklich schien das niemanden aufgefallen zu sein und Anna wollte auch nicht weiter auf dieses Thema eingehen.   „Kommt wir sollten nachhause. Ihr habt immerhin morgen einen Kampf“ , wechselte Anna nun das Thema und nahm Yoh wieder bei der Hand. Sie wusste nicht weshalb aber in diesem Moment brauchte sie seine Nähe mehr denn je. Vielleicht weil sie spürte, dass diese Begegnung mit Hao nicht die Letzte sein würde. Vielleicht auch, weil sie wusste, dass Hao seine Versprechen wahr machen würde. Er würde wiederkommen und er würde beim nächsten Zusammentreffen nicht so viel Gnade walten lassen. Und plötzlich erfüllte es Anna mit Wut. Wovon träumte Hao eigentlich nachts? Wie kam er auf die Idee, dass sie den Platz als seine Geliebte einnehmen würde? Hatte er sich den Kopf irgendwo angestoßen oder war er wirklich naiv und dumm genug sich solch einer absurden Vorstellung hinzugeben? Plötzlich wurde Anna von Run, die mit ihren Händen vor ihrer Nase herum wedelte aus den Gedanken gerissen. Verwirrt sah das blonde Mädchen sich um. Sie und die Grünhaarige standen plötzlich alleine vor der Unterkunft obwohl Anna schwören konnte, dass dies vor wenigen Augenblicken noch nicht so gewesen sein konnte.   „Wo sind denn die anderen?“   „Oben. Ich hab sie vorgeschickt weil ich mit dir reden wollte“   Bedrückt sah Anna zu Boden. Sie hasste diese Gespräche unter vier Augen in denen sie über ihre Gefühle reden sollte. Sie wusste das Run so lange nicht nachlassen würde bis Anna endlich redet und genau das war das schlimmste an Run. Denn leider hatte sie die Gabe aus Anna alles raus zu bekommen. Egal was es ist, Run fand immer einen weg um Anna zum Reden zu bringen. Es gab keinen Ausweg und genau deshalb beschloss sie sich erst einmal dumm zu stellen. Es würde gegen Runs Verhörtechniken nicht helfen, würde ihr aber Zeit verschaffen, die sie eindeutig gebrauchen konnte.   „Worüber willst du denn reden?“   „Das weißt du ganz genau, Anna“   Natürlich tat sie das und doch wandte sie ihren Blick ab, machte keine Anstalten auf Runs Gespräch einzugehen. Machte nicht den Anschein als ob sie von selbst anfangen wollte zu erzählen weshalb Run leise auf seufzte.   „Ich will über Hao reden, Anna“   , sagte sie unnötiger Weise noch einmal, wollte sicher gehen, dass Anna verstand, das Run sich lediglich Sorgen um ihre Freundin machte. Doch Anna verstand es nicht. Nein, sie verstand es ganz und gar nicht. Sie hatte gerade erst vergessen können was Hao alles getan hatte. Sie hatte gerade erst verdrängen können was Hao vor drei Jahren getan hat und schon stand er wieder auf der Matte. Und sie wollte das alles nicht mehr mitmachen, nicht erneut und so verstand sie auch nicht, dass Run ausgerechnet über Hao sprechen wollte.   „Ich habe nichts, was ich dir über ihn sagen könnte“   „Ach, dann hast du also nicht über unsere Begegnung mit ihm nachgedacht?“, fragte Run scheinheilig und verschränkte die Arme vor der Brust „Horo hat sich über dich lustig gemacht und du hast ihn nicht einmal bedroht“   Wütend ballte Anna ihre Fäuste.   „Dieser Horo… wenn ich den in die Finger bekomme dann werde ich ihn…“   „Anna! Jetzt bleib gefälligst beim Thema!“   „Run, wirklich es ist nichts. Ich brauche nur kurz einen Spaziergang um meine Gedanken zu ordnen. Danach geht es mir sicher wieder besser“   Run dachte einen Moment darüber nach. Schien verschiedene Möglichkeiten abzuwägen um Anna nicht alleine weggehen lassen zu müssen, weil sie sich sicher war, dass Anna sie nicht dabei haben wollte und wahrscheinlich auch sonst niemanden mitgehen lassen würde.   „Es ist okay, Run“, sagte Anna, die den Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin richtig gedeutet hatte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen „Ich werde in der Nähe bleiben“   Run nickte leicht. Die Angst um ihre Freundin war nicht verschwunden, war aber gesunken denn sie kam zu dem Entschluss, dass Hao wahrscheinlich nicht erneut auftauchen würde. Zumindest nicht an diesem Abend.   “Könntest du Yoh bitte Bescheid sagen?“ Run nickte.   „Pass bitte auf dich auf, Anna“   Nun nickte auch Anna mit einem leichten Lächeln auf den Lippen als sie sich zum Gehen abwandte und die Grünhaarige alleine vor der Unterkunft zurückließ. Run sah ihrer Freundin nach. Sie hatte ein ungutes Gefühl im Magen. Erst überlegte sie sich ob sie Anna vielleicht heimlich folgen sollte, verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder. Anna war nicht dumm. Sie würde sie bemerken und auch Lee Pai Long konnte sie ihr nicht nachschicken, weil sie auch diesen bemerken würde. Run schüttelte ihren Kopf und fasste sich an den Kopf. Sie benahm sich wie eine über fürsorgliche Mutter. Anna würde schon nichts passieren, redete sie sich ein als sie sich umdrehte und in die Unterkunft zurückging. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Stille herrschte auf den Straßen von Dobbie Village als Anna mitten in der Nacht, in Gedanken versunken durch diese schlenderten. Nur das Rauschen des Windes durchbrach diese Stille gelegentlich und es schien das blondhaarige Mädchen auf unerwartete Art und Weise zu beruhigen. Es ließ diese Beunruhigung in ihrem Innern abklingen, war jedoch nicht in der Lage diese gänzlich verschwinden zu lassen. Ihre Gedanken kreisten um das Treffen mit Hao und seine Worte erklangen erneut in ihrem Kopf. °Wir werden uns bald wiedersehen, Brüderchen. Dann werde ich aber nicht so nett sein wie heute, das verspreche ich dir° Ihre Freunde schienen es zu ignorieren aber sie wollte und konnte die Tatsache nicht einfach außer Acht lassen, dass Hao nicht sie sondern Yoh bedroht hatte.   °Bei unserem nächsten Treffen werde ich dir das nehmen, was dir auf der Welt am wichtigsten ist°   Sie senkte ihren Blick zu Boden, wollte sich nicht eingestehen, dass ihre Freunde durchaus im recht lagen. Haos Blick war bei diesen Worten auf sie gerichtet gewesen, das konnte sie nicht bestreiten.   °Du kannst sie nicht beschützen° Ein kalter Windhauch steifte sie, wurde durch eine plötzlich Wärme ersetzt ehe sie erneut diesen kalten Wind auf ihrer Haut spüren konnte. °Außerdem wird sie ihre Meinung schon ändern. Nicht wahr, mein Engel?° Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen als sie plötzlich gegen eine Person stieß. Das Mädchen verlor das Gleichgewicht, drohte zu fallen doch eine behandschuhte Hand packte sie im letzten Moment am Oberarm und ersparte ihr so die schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden. „Da hat es aber jemand eilig“, erklang die Stimme dieser Person, die ihr nur allzu gut bekannt war und Anna stockte. Mit geweiteten Augen hob sie ihren Blick, sah in die braunen Augen ihr gegenüber, die grausamer nicht hätten sein können. „Hao…“, hauchte sie, versuchte aus reinem Reflex vor ihm zurückzuweichen was ihr jedoch nicht gelang da er sie noch immer am Oberarm festhielt. „Schön, dass du gekommen bist, mein Engel“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Er verhielt sich als wenn sie sich an diesem Ort verabredet hätten. Als wenn sie zu einem Treffen gekommen war, das er geplant hatte und vielleicht war genau dies der Fall.   „Was willst du schon wieder?“, brachte sie nach einiger Zeit heraus und machte ein paar Schritte rückwärts als er sie endlich wieder losließ.   „Warum denn so überrascht, mein Engel? Ich sagte doch, dass ich mit dir sprechen möchte“   Anna erinnerte sich an seine Worte. Er hatte es wirklich erwähnt, das konnte sie nicht leugnen und plötzlich verfluchte sie sich. Warum hatte sie nicht auf Run gehört? Immer musste sie ihren Dickkopf durchsetzen und nun sah sie ja, was sie davon hatte. Sie stand ganz alleine ihrem größten und mit Abstand gefährlichsten Feind gegenüber und war ihm auch noch hilflos ausgeliefert, weil sie nicht einmal daran gedacht hatte sich etwas zu ihrer Verteidigung mitzunehmen. Weder ihre Perlenkette noch eine andere Waffe, die ihr gegen ihn vielleicht geholfen hätte. Wenn er sie leben ließ, würde sie sich zuerst Ohrfeigen, das versprach sie sich.   „ ...Also, hier bin ich“, sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, zwang sich zur ruhe „Worüber willst du mit mir sprechen?“   „Über uns, mein Engel“   Schneller als sie hätte reagieren können machte er einige Schritte auf sie zu bis er schließlich kurz vor ihr zum stehen kam. Sie machte einen erschrockenen Laut als er sie an den Hüften packte und nahe an sich heranzog. Ihre Augen weiteten sich als er plötzlich ihr Kinn packte und ihren Lippen mit seinen eigenen gefährlich nahe kam. Als ihre Lippen sich trafen, nur für eine Sekunde, registrierte Anna erst, was er gerade tat, stieß ihn von sich und machte ängstlich einige Schritte rückwärts, stolperte und landete nun doch ungebremst auf dem harten, unnachgiebigen Boden.   „Da ist aber jemand schüchtern“ Er trat auf das am Boden sitzende Mädchen zu, die sofort zurück rutschte bis sie mit ihrem Rücken an einen Baum stieß, sich nun wirklich in der Falle sah. „Was willst du, Hao?“, fragte sie mit einem Beben in der Stimme. „Dich“, antwortete Hao ihr ohne jegliches Zögern „Ich will dich. Das weißt du doch“   Ja, das wusste sie. Es war ihr in den vergangenen Minuten mehr als nur klar geworden. Immerhin hatte er es ihr anschaulicher und beängstigender nicht demonstrieren können. Und dennoch ließen seine Worte sie erstarren. „Es ist völlig egal, wie oft du fragst“, sagte sie während sie ihre Angst zu unterdrücken versuchte, was ihr in dieser Situation nicht ganz gelingen wollte „Meine Antwort wird dieselbe bleiben“   Hao lachte laut auf und Anna wusste nicht ob er lachte, wegen des Zitterns das man deutlich aus ihrer Stimme heraushören konnte oder wegen der erbärmlichen Position in der sie sich nun befand.   „Ich habe mir bereits gedacht, dass dies deine Antwort sein würde. Wie ich schon sagte: Kratzbürstig wie immer“   Langsam, so das es die Angst in ihrem Innern noch weiter schürte, kniete er sich zu ihr hinab, kam ihrem Gesicht mit seinem ein weiteres Mal gefährlich nahe, was sie erneut zurückweichen ließ.   „Und so wunderschön. Was für eine gefährliche Mischung, findest du nicht auch, Anna?“ Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt „Wunderschön und doch so schwach...“   Sie konnte seinen warmen Atem bereits auf ihren Lippen spüren und wusste, dass es erneut zu einer ungewollten Berührung ihrer Lippen kommen würde, wenn sie nicht etwas unternehmen würde. Schnell hob sie ihre linke Hand, holte aus um ihm eine Ohrfeige geben zu können, wurde jedoch schon im nächsten Moment von ihm am Handgelenk gepackt.   „Das du mich schlagen willst, ist aber gar nicht nett. Hatten wir das nicht schon einmal, meine Liebe?“, fragte er mit einem Grinsen auf den Lippen und Anna wusste genau, dass er auf ihre Begegnung von vor drei Jahren anspielte. Damals hatte sie ihn in einem unvorbereiteten Moment treffen können. Und noch bevor sie ihre andere Hand zum Schlag heben konnte schloss sich auch um ihr rechtes Handgelenk eine Hand die sie unnachgiebig festhielt, ihr gar keine Chance für weitere Bewegungen mehr gab.   „Wir wollen doch nicht, dass du etwas tust, was du später noch bereuen würdest“ Er schüttelte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Kopf als sie den verzweifelten Versuch startete ihn treten zu wollen. „Es reicht, Anna“, zischte er als Anna einen erneuten Versuch starten wollte und den Griff um ihre Handgelenke verstärkte sich. „Ohne Waffe bist du kein Gegner für mich“ Wahrscheinlich wäre sie nicht einmal mit einer Waffe ein ebenbürtiger Gegner für ihn gewesen und dennoch wollte, konnte sie es einfach nicht wahrhaben. Wollte erneut einen Versuch wagen doch sie erstarrte erneut als er ihr erneut näher kam, ihre Lippen erneut mit seinen eigenen für einen kurzen Moment streift, ehe sein Mund zu ihrem Ohr fuhr. „Du brauchst keine Angst zu haben“, hörte sie ihn leise in ihr Ohr flüstern bevor er ihr einen Kuss auf den Hals hauchte was die Angst in ihr nur noch mehr schürte.   „Ich werde dich jetzt wieder loslassen“, warnte er sie leise vor ehe sein Griff sich leicht lockerte „Aber ich an deiner Stelle würde nichts unüberlegtes tun“ Sie konnte das Grinsen auf seinen Lippen geradezu aus seiner Stimme heraushören „Sieh das ruhig als Warnung an“   Dann verschwand der Griff um ihre Handgelenke, jedoch machte er keinerlei Anstalten von ihrem Hals abzulassen auf dem er erneut einen Kuss hauchte.   „Was möchtest du von mir, Hao?“, fragte sie leise. Sie traute sich aus einem ihr unerklärlichen Grund nicht, ihn von sich zu stoßen.   „Alles. Dein Herz, deine Seele...“   Eine seiner Hände legte sich auf ihren Oberschenkel, fuhr an diesem auf und ab, was sie erzittern ließ während er ihr erneut einen Kuss auf den Hals hauchte. „...deinen Körper, dein Leben“   „Ich bin verlobt“, sagte sie als wenn es etwas an seiner Meinung ändern würde „Ich bin mit Yoh verlobt... Mit deinem Bruder“   Er lachte erneut auf, ließ zu ihrer Erleichterung von ihrem Hals ab, setzte sich wieder so hin, dass sie ihm wieder ins Gesicht sehen konnte. Die Hand auf ihrem Oberschenkel verschwand jedoch nicht, strich noch immer auf und ab.   „Du bist noch mit meinem Bruder verlobt“, korrigierte er sie grinsend „Es wird nicht mehr für lange so sein“   „Genau“, stimmte sie ihm in einem Anflug von Wut zu „Weil ich bald seine Ehefrau sein werde“   „Meine Pläne sehen anders aus, meine Liebe“, lachte Hao laut auf und nun konnte die Blondhaarige geradezu spüren wie es kälter um sie herum wurde „In einem muss ich dir recht geben. Du wirst eine Asakura werden“ Sie sah in seine Augen als er die nächsten Worte über die Lippen brachte „Nur wirst du dies nicht an der Seite meines Bruders“ In seine Augen trat ein unergründlicher Ausdruck „Du gehörst mir“   Wut machte sich plötzlich in ihr breit als er sich erneut nach vorne beugte um ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen den sie jedoch verhinderte indem sie ihren Kopf zur Seite wandte.   „Ich bin nicht dein Eigentum“   „Noch nicht", korrigierte er sie erneut und es ließ in Anna erneut eine Wut aufkommen, der sie nicht mehr gewachsen war.   „Du gehörst noch nicht mir“   Seine Hand legte sich an ihr Kinn, packte dieses und drehte ihren Kopf wieder so, dass sie ihm ins Gesicht sehen musste als er ihr erneut einen Kuss aufzwingen wollte.   „Aber auch das ist nur noch eine Frage der Zeit“   Erneut holte sie mit ihrer Hand aus als die Wut ins unermessliche anstieg. Doch auch diesmal hielt er ihre Hand ohne große Mühe auf.   „Aber, aber“ auf seine Lippen schlich sich ein grausames Grinsen „Und ich hab gedacht, dass du ein schlaues Mädchen bist“   Anna keuchte erschrocken auf als der Griff um ihr Handgelenk sich verstärkte und die Hand an ihrem Oberschenkel sich plötzlich schmerzhaft erhitze.   „Du solltest doch brav stillhalten“   Ihre Atmung beschleunigte sich als die Hand an ihrem Oberschenkel sich immer mehr zu erhitzen schien und der Schmerz ihr Tränen in die Augen trieb.   „Ich verkneif mir schon die ganze Zeit aus reinster Höflichkeit die Tatsache, dass ich dich mit nur einer kleinen Handbewegung flambieren kann, meine Liebe“ Der Schmerz verebbte genauso plötzlich wie er gekommen war „Du hast mich verstanden“   Er ließ sie erneut los, wich jedoch keinen Zentimeter zurück und Anna sah ihn mit geweiteten Augen an. Die Angst war mit einem Mal gewachsen und plötzlich wurde ihr klar, dass Hao nicht mehr der war, der er noch vor einem Jahr gewesen ist. Er war grausamer, bösartiger und stärker. Und plötzlich erkannte sie diesen Ausdruck in seinen Augen: Es war pure Mordlust die ihn antrieb.   „Weil ich gerade gute Laune habe, will ich dir einen Vorschlag machen“, wechselte er plötzlich sowohl das Thema als auch seine Stimmlage als er ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht strich.   „Ich will, dass du mit mir kommst“ „Und wenn ich mich weigere?“,zischte Anna trotz ihrer vor Angst zitternden Stimme. Sie wusste, dass sie keine Chance gegen Hao hatte und ihn allein deshalb wohl nicht provozieren sollte, wenn sie an einem Stück aus dieser Sache wieder hinauskommen wollte doch es wiedersprach einfach ihren Prinzipien einfach aufzugeben. „Dann nimmt das ganze einen Verlauf, den du ganz sicher nicht durchmachen willst“ Anna wusste, dass sie ihm jedes Wort glauben konnte. Er war bereit sie ins Unglück zu stürzen nur im sie anschließend mit sich nehmen zu können. „Willst du mir drohen?“, zischte sie dennoch obwohl sie die Antwort bereits kannte und wie zu erwarten war schlich sich auf die Lippen ihres Feindes ein bösartiges, amüsiertes Lächeln. „Fühlst du dich denn bedroht?“ Anna schloss ihre Augen für einen kurzen Moment, atmete die kühle Nachtluft tief ein. Sie versuchte ihre Angst zu unterdrücken, versuchte Haltung zu bewahren. Ohne es wirklich zu registrieren rutschte sie weiter zurück, presste sich fester gegen den Baum an ihrem Rücken, was ihr lediglich einen amüsierten Blick Haos einbrachte. „Wie hast du uns überhaubt gefunden?“, fragte sie Hao während sie seine Worte zu ignorieren versuchte. „Uns?“, stellte er die Gegenfrage „Ich wollte doch nur zu dir“ Der Ausdruck in seinen Augen schien ihr mitteilen zu wollen, das er wohl oder über die Wahrheit sagte. Er war einzig und allein ihretwegen zurückgekommen. Ihretwegen begann dieser sinnlose Krieg von neuem. „Also...“, begann sie erneut während ihre Wut erneut zunahm „Wie hast du mich gefunden?“, korrigierte sie sich selbst und er lachte erneut auf. „Ist das dein Ernst?“, fragte er „Ich meine, denkst du echt, ich finde dich nicht wenn ich dich sehen will, mein Engel?“ Anna traute sich nicht weiter auf dieses Thema einzugehen. „Du bereust es, nicht wahr?“, fragte er und packte sie erneut am Kinn als sie ihren Blick abwenden wollte „Du bereust es, nicht auf deine kleine Freundin gehört zu haben. Du bereust es hierher gekommen zu sein“ Anna erwiderte nichts, sah ihm einfach nur weiterhin in die Augen. Sie versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass er sie die ganze Zeit im Auge behalten hatte. Er wusste, dass Run ihr diesen Spaziergang hat ausreden wollen. Er wusste, dass sie nur hier war, weil sie sich nicht dem Rat ihrer Freundin hat beugen wollen und Anna gab es nicht gerne zu doch es entsprach durchaus der Wahrheit, dass sie es bereute. Sie hätte niemals alleine losziehen dürfen. „Weshalb wolltest du mit mir sprechen?“, wiederholte sie erneut ihre Frage und in ihrer Stimme konnte man die Angst deutlich heraushören und dennoch war Anna froh, dass sie wenigstens etwas raus gebracht hatte und ihre Stimme nicht versagt hatte. Hao grinste, ließ ihr Kinn wieder los. „Kommen wir zu meinem Angebot“ Er lachte leise auf, ignorierte ihre Frage wissentlich erneut „Du willst deine Freunde retten, nicht wahr?“, fragte er sie und er wusste bereits was sie ihm antworten würde. Ja, sie wollte ihre Freunde retten. Wenn es sein musste, würde sie sogar sterben für sie. Doch Hao würde alles zu seiner Zeit regeln. „Ich lasse dir die Wahl, Anna. Ihr Leben liegt in deinen Händen. Kommst du mit mir, verschone ich jeden einzelnen von ihnen. Tust du es nicht, werde das aus dem Weg räumen, was dich hier hält“ Annas Augen weiteten sich. Wie konnte er ihr drohen ihre Freunde zu töten während er noch immer dieses widerwärtige Lächeln auf den Lippen hatte? Sie wusste genau, dass er seine Drohung einfach wahr machen konnte. Wenn er wollte, könnte er ihre Freunde einfach aus dem Weg räumen. Es wäre kein Problem für ihn und dennoch wollte etwas in ihr einfach daran glauben, dass sie gemeinsam eine Chance gegen ihn hätten. Etwas in ihr wollte daran glauben, das er nicht unbesiegbar war. „Du hast keine Chance, Hao“, erwiderte sie leise ohne ihren Worten wirklich glauben zu schenken „Du hast keine Chance im Kampf gegen Yoh und die anderen“ Hao zog eine Augenbraue in die höhe und sah sie fast schon verwundert an.   „Glaubst du das wirklich? Muss ich dir demonstrieren, wer wirklich keine Chance hat?“   Sie antwortete nicht, sah diesem Mistkerl einfach weiterhin in dieses Gesicht, das dem ihres Verlobten so gleich war und doch gleichzeitig so fremd. „Wenn du darauf bestehst kann ich ein paar deiner Freunde töten“ Annas Augen verengten sich, ihre Finger verkrampften sich zu einer Faust. „Lass meine Freunde aus dem Spiel!“ „Das geht leider nur wenn du mit mir kommst“ Alles in ihr schrie danach einen erneuten versuch zu starten ihn zu schlagen doch sie wusste ganz genau wie dies enden würde und ihn zu provozieren wäre wohl kein besonders schlauer Schachzug. „Woher...“, sie stockte atmete tief durch „Woher soll ich wissen, dass ich dir vertrauen kann?“ Er lächelte erneut und dieses grausame, bösartige Lächeln schien ihr plötzlich so seltsam vertraut. „Kannst du nicht“, antwortete er ihr und dennoch dachte Anna einen Moment lang einfach nur über seine Worte nach, ließ sich seinen Vorschlag durch die Gedanken gehen und sie kam zu einem verzweifelnden Entschluss:   „ … Egal was ich tue, alles würde auf dasselbe hinauslaufen“   „Genau“ er hauchte ihr erneut einen Kuss auf die Lippen, gegen den sie sich diesmal nicht wehrte.   „Wie ich schon sagte. Du gehörst mir“, flüsterte er ihr gegen die Lippen ehe sein Mund wieder zu ihrem Ohr fuhr.   „Ich bin kein Monster, Anna“, sie spürte wie seine Zunge ihr über die Ohrmuschel fuhr und sie durchfuhr ein Schauer während seine offensichtliche Lüge sich tief in ihren Gedanken zu verankern schien „Deshalb gebe ich dir genau drei Tage Bedenkzeit. Wenn ich wiederkomme will ich eine Entscheidung, verstanden?“   Anna nickte unnötiger Weise während er erneut begann Küsse auf ihrem Hals zu verteilen. Sie riss mit einem leisen Schrei ihre Augen auf als sie plötzlich spürte, wie seine Zähne sich in die zarte Haut ihres Halses bohrten. Sie spürte warmes Blut an ihrem Hals hinab laufen und wollte erneut aufschreien, was Hao mit einer Hand auf ihrem Mund jedoch zu verhindern wusste. Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen als sie versuchte ihn von sich wegzudrücken. Doch es schien ihm rein gar nichts auszumachen. Stattdessen bohrten sich seine Zähne fester, sogar tiefer in ihr Fleisch, ließen sie noch lauter aufschreien und ihre Gegenwehr Sekunden später auch stoppen. Erst nach einiger Zeit in der Anna weinend stillgehalten hatte, spürte sie, wie die Zähne sich wieder aus ihrem Fleisch zogen und dennoch diesen pochenden Schmerz hinterließen. Grinsend erschien sein Gesicht wieder vor ihr und sie sah zu, wie er ihr Blut, das in einem feinen Rinnsal an seinem Mundwinkel hinab rann, mit dem Handrücken wegwischte.   „Nur ein kleines Andenken“, sagte er und wischte ihr übertrieben sanft eine Träne von der Wange „Damit du mich nicht vergisst“ sein Mund folgte um ihr ebenfalls einige Tränen von den Wangen küssen zu können ehe seine Lippen wieder auf ihre trafen und seine Zunge wenige Sekunden später in ihren Mund eindrang. Sie konnte ihr eigenes Blut schmecken und in ihr stieg ein Selbsthass auf. Was tat sie da? Sie war verlobt und dennoch wehrte sie sich nicht einmal gegen diesen Kuss? Nein, sie saß nur am Boden, weinte und hoffte, dass er endlich gehen würde. Wie erbärmlich sie doch war.   Hao löste sich nach einiger Zeit wieder von ihr, hauchte ihr noch einen letzten Kuss auf die Lippen bevor er sich mit einem letzten, zufriedenen Blick auf ihren Hals erhob und ihr den Rücken zuwandte.   „Du solltest die Wunde behandeln lassen, mein Engel“, riet er ihr während er eine Hand zum Abschied hob „Das sieht echt übel aus“   Damit umhüllte ihn eine roten Flamme und plötzlich war sie wieder alleine. Mit diesem Schmerz, diesem Selbsthass und ihren Tränen, die nichts von alldem zu lindern vermochten. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- SORRY!! SORRY!! SORRY!!! … Das könnte ich jetzt 3 Seiten lang so weiter machen und trotzdem kann ich es leider nicht wieder gut machen  Wie lange habe ich jetzt nicht mehr weitergeschrieben? Drei Jahre? O.O DANKE dass ihr mir trotzdem weiterhin treu geblieben seid! Ihr seid einfach die BESTEN!! Okay für alle die wissen wollen weswegen ich so lange nicht mehr geschrieben habe. Ich habe einen Menschen verloren der, mir sehr wichtig gewesen ist. Dadurch habe ich den Ansporn einfach verloren. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung^^ Das 4. Kapitel war eigentlich schon fertig aber ich hab es jetzt überarbeitet damit es extra für euch länger ist als vorher^^ Aber ich will euch nicht länger nerven. Ich wünsche euch viel Spaß bei lesen!!^^ Warnung: Dieses Kapitel ist etwas härter als die Kapitel zuvor da in diesem Kapitel gezeigt wird, wozu Hao alles fähig ist. Kapitel 4 Stumme Tränen liefen Annas Wangen hinab. Hao... Er barg ihre Zukunft und ihr Schicksal. Denn er war es, in dessen Hand sie sowohl ihr Leben, als auch das ihrer Freunde legen musste. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Niemals hatte sie so von jemandem abhängig sein wollen. Ein Leben lang war sie es, die sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, ihr Leben als Sklavin oder derartigem verbringen zu müssen. Und nun war gerade sie es, die sich in einer derartigen Lage befand. Verzweiflung, Wut und Angst machten sich neben dem Schmerz in ihr breit als sie sich zitternd an den Hals fasste und das warme Blut unter ihren Fingern ertasten konnte. Verzweiflung, weil sie einfach keinen Ausweg sah um Hao zu entkommen. Wut, weil Hao sie lediglich als ein Stück Fleisch ansah. Und letztendlich musste Anna sich eingestehen, dass sie Angst vor diesem Schamanen hatte. Mehr denn je. Ihr wurde klar, dass Hao recht hatte. Yoh konnte seinen Bruder nicht besiegen. Selbst wenn Yoh kämpfen würde- und Anna verließ sich darauf- war es Wahnsinn. Egal wie hart Yoh auch trainiert hat oder noch trainieren würde, gegen Hao konnte er nichts ausrichten. Weder er noch einer der anderen. Gegen Hao konnte niemand etwas ausrichten.   °Ich gebe dir genau drei Tage Bedenkzeit°   Zitternd erhob sie sich und lief in Richtung Unterkunft. Sie wollte schnell weg von diesem Ort. Schnell weg von Hao. Wollte dieser Angst, diesem Schmerz entfliehen. Ihr kam es vor, als würde sie vor ihrem Leben davonlaufen, als würde sie ihrem Schicksal entfliehen wollen und wenn sie ehrlich war, wollte sie genau dies in diesem Moment auch. Sie wünschte sich, Hao niemals begegnet zu sein. Sie wünschte sich, mit Yoh und ihren Freunden ein neues Leben beginnen zu können ohne diese ständige Angst davor ihrem so verhassten Peiniger begegnen zu können. Ohne diese Angst, die sie zu erdrücken drohte.   °Wenn ich wiederkomme, will ich eine Entscheidung, verstanden?°   Unbewusst beschleunigte sie ihre Schritte. Anna wollt es nicht wahrhaben. Wünschte sich weit weg von dem allem. Sie wünschte sich, dass alles nur ein grausamer Alptraum war und sie jeden Moment in Yohs Armen erwachen würde. Und als ihr immer mehr klar wurde, dass sie nicht träumte, das dies kein Traum sein konnte, drängte ein Wunsch sich in den Vordergrund: Der Wunsch nach einem normalen Leben. Tränen der Verzweiflung liefen ununterbrochen ihre, schon vom Weinen geröteten, Wangen hinunter als sie die Unterkunft erblickte.   °Ich lasse dir die Wahl, Anna. Ihr Leben liegt in deinen Händen. Kommst du mit mir, verschone ich jeden einzelnen von ihnen. Tust du es nicht, werde ich das aus dem Weg räumen, was dich hier hält°   Ihre Schritte verlangsamten sich und stoppten schließlich.   °Außerdem wird sich ihre Meinung noch ändern. Nicht wahr, mein Engel?°   Wimmernd sank sie auf die Knie. Mit Tränen verschleiertem Blick sah sie auf die Unterkunft in der Yoh wahrscheinlich bereits wartete und sich bereits fragte, wo sie denn nun so lange blieb. Ihre Finger versuchten sich in den von Sand bedeckten Boden zu krallen. Sie wollte nicht mit IHM mitgehen. Sie wollte mit ihren Freunden zusammen bleiben und Yoh eines Tages heiraten. Das war doch ihr Traum. Sollte das alles nun von einer einzigen Person zerstört werden? Durfte sie dank Hao nicht mal glücklich werden?   Leicht schüttelte sie ihren Kopf, erhob sich langsam und überwand die letzten Meter, die sie noch von dem Eingang trennten. Mit wackeligen Schritten, durchquerte sie die menschenleere Lobby, ging die Treppen hinauf und fand sich wenige Minuten später auch schon vor ihrer Zimmertür wieder. Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und bedeckte mit ihrem Haar die Wunde, die Hao ihr zugefügt hatte, was ihr nicht sonderlich viel brachte, da man das Blut auf ihrer blassen Haut dennoch klar und deutlich erkennen konnte. Zitternd öffnete sie die Tür und trat ins Zimmer, hoffte im nächsten Moment, das ihr Verlobter nicht da sein würde doch ihre Hoffnung wurde zerstört als sie das leise Rauschen der Dusche vernehmen konnte. Dennoch erleichtert beeilte sie sich die Spuren Haos so gut es ging zu beseitigen, wischte sich das Blut ab und besah sich die noch immer schmerzende Wunde im Spiegel. Hao hatte ganze Arbeit geleistet und die Erkenntnis, dass dies erst der Anfang dieses Alptraums war, brannte sich wie eine glühend heiße Klinge in ihr Herz. Schnell schüttelte sie ihren Kopf um diese Gedanken wieder loszuwerden und versuchte so gut es eben ging diese Wunde zu überschminken. Es gelang ihr nicht sonderlich gut weshalb sie erneut versuchte die Verletzung mit ihren Haaren zu verstecken, was diesmal, ohne das ganz Blut, deutlich besser ging als anfangs. Mit einem letzten Blick in den Spiegel ging sie zu ihrem Kleiderschrank um sich ihre Schlafsachen anzuziehen ehe sie sich ins Bett legte, dabei immer darauf achtete ihre Haare vor die Wunde zu streichen.   °Ich bin nicht dein Eigentum!°   °Du bist noch nicht mein Eigentum...°   Ekel machte sich in ihr breit als sie erneut ihre Haare vor die Wunde schob.   °Du gehörst mir°   „Anna?“   Erschrocken sah sie in die Richtung aus der die Stimme kam während sie erneut ihre Haare vor die Wunde strich um sicher zu gehen, dass er nichts davon sah. Er schien nichts zu bemerken und Anna sah sich erneut diesem Grinsen gegenüber, dass ihrem Verlobten auf den Lippen lag während er von der Badezimmertür zu ihr hinüber sah, nur mit einem Handtuch um die Hüften gebunden.   „Du bist ja wieder da. Hab dich gar nicht gehört“   Grinsend trat er auf das große Bett, in dem sie lag, zu und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn.   „Und? Wie war dein Spaziergang?“   Leicht zuckte die Blondhaarige aufgrund der erneut aufkommenden Erinnerungen zusammen, strich sich erneut ihre Haare über die Wunde und verfluchte sich im nächsten Moment für diese auffällige Reaktion, die ihrem Verlobten keineswegs entgangen war.   „Was ist? Ist etwas passiert?“   „Nein…“, log sie ihren Verlobten schweren Herzens, fast schon aus Reflex an.   „Und warum bist du dann zusammengezuckt?“   „Es..“ sie stockte, zwang sich wieder zur Ruhe „Ich weiß... es nicht“   Yoh hob eine seiner Augenbrauen als er sie musterte. Natürlich glaubte er ihr kein Wort. Offensichtlicher konnte man gar nicht lügen. Er spürte, dass irgendwas sie beschäftigen musste. Außerdem waren ihm ihre geröteten Augen keinesfalls entgangen. Zu gerne wollte er wissen was die Kyoyama beschäftigte, ja sogar verängstige, was er an dem leichten Zittern ihrer Hände erkennen konnte. Er beließ es jedoch bei einem ‚Aha‘. Er würde sie nicht zum Reden zwingen. Sie würde es ihm schon sagen, wenn sie es für richtig hielt. Das hoffte er zumindest.   „Na gut… ich geh mir mal kurz was anziehen. Ich komme gleich wieder“   „Warum anziehen? So gefällst du mir auch“   Anna versuchte so normal wie möglich auf ihren Verlobten zu wirken, versuchte die Besorgnis aus seinem Blick wieder verbannen zu können. Grinsend gab Yoh Anna einen zärtlichen Kuss, der Anna mehr als alles andere tröstete, sie für einen kurzen Augenblick in dem sich ihre Lippen trafen sogar vergessen ließ, dass sie kurze Zeit zuvor auf dieselbe Art und Weise von seinem Bruder geküsst worden war.   „Du kannst ruhig öfter auch mal etwas freizügiger für mich rumlaufen… dann habe ich weniger zum Ausziehen“   Schnell sprang Yoh auf und lief ins Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig denn Anna warf ein Kissen nach ihm, der ihn zu ihrem Bedauern nicht traf. Gedämpft vernahm sie das Lachen ihres Verlobten aus dem Badezimmer. Auf Annas Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln als sie ihren Kopf leicht schüttelte. Im Innern dankte sie dem Braunhaarigen dafür. Denn egal wie schlecht es ihr auch ging, der Braunhaarige fand immer einen weg ihr lächeln zurück zu bringen.   Kurze Zeit später kam Yoh mit einer Boxer Shorts bekleidet aus dem Badezimmer. Ein grinsen konnte er sich nicht verkneifen als er auf Anna zutrat. Noch immer grinsend legte er sich zu ihr woraufhin sie sich sofort an ihn kuschelte.   „Ach? Du bist nicht mehr sauer auf mich?“   „War ich jemals sauer auf dich?“   „Du wolltest mich eben mit einem Kissen umbringen“   „Ich wollte dich nicht umbringen… Ich wollte dich nur schwer verletzen“   „Wie schwer?“   „Sehr schwer“   „Werde ich morgen früh noch unbeschadet aufwachen oder wirst du mir heute Nacht die Arme und Beine brechen?“   „Schatz, ich habe das Gefühl, dass du heute Nacht auf der Couch schlafen willst“   „Hmm… ne nicht wirklich“   „Dann solltest du jetzt leise sein sonst kann es sein, dass ich meine Beherrschung verliere“   „Also willst du mir doch wehtun“   „Ja natürlich. Was dachtest du denn?“   „Wenn das so ist, schlafe ich freiwillig auf der Couch“   Plötzlich wurde Yohs Blick ernst. Ihm war nicht länger nach scherzen zumute und dies hatte gerade bei ihm besonders viel zu bedeuten. Er zögerte einen Moment, schien sich gedanklich zu fragen, ob er ihr diese Frage erneut stellen sollte doch trotz aller Bedenken fragte er: „Anna, was ist passiert?“   In ihr machte sich erneut diese Angst breit und sie strich sich erneut ihre Haare vor die Wunde an ihrem Hals.   „Was meinst du?“, stellte sie die Gegenfrage. Bei der Antwort biss sie sich leicht auf die Unterlippe und dankte sich selbst, dass sie daran gedacht hatte Haos Spuren auf ihrem Körper zu beseitigen. Zumindest die, die sie beseitigen konnte.   „Was ist dir während des Spaziergangs passiert?“   „Nichts“   „Du weißt, dass du mir vertrauen kannst?“   „Das hat nichts mit vertrauen zu tun, Yoh. Es ist einfach nur… Ich kann es dir nicht sagen“   „Okay“, gab Yoh schließlich nach „Wenn du es mir nicht erzählen willst, will ich es nicht wissen“   Damit zog er Anna näher an sich heran ehe er ihr einen Kuss auf ihre Stirn gab woraufhin sie sich sofort wieder an seine Brust kuschelte.   „Gute Nacht, Anna“   „Gute Nacht“   Wenige Minuten später fielen sie auch schon in die Traumwelt ein. Jedoch keine beruhigende für Anna.     l*~l*~l*~l*~l*~l     Erschrocken schlug Anna die Augen auf. Nützen tat es ihr jedoch nichts. Dunkelheit umgab sie und nicht mal ein kleiner Lichtstrahl drang zu ihr hindurch. Langsam hob sie eine Hand vor ihr Gesicht, die sie nicht einmal erblicken konnte, nur um sie gleich wieder sinken zu lassen. Anna fing an sich zu fragen ob dieser Raum wirklich nur stark verdunkelt war oder ob sie womöglich ihr Augenlicht verloren hatte. Schnell sprang sie auf und lief einige Schritte. Sie konnte zwar nichts sehen doch eines wusste sie: Sie wollte ganz schnell hier weg!   Anna streckte die Hände aus um vielleicht irgendwas vor sich ertasten zu können. Jedoch schien es als sei sie nicht nur in einem fensterlosen, sondern auch noch in einem Wandlosen Raum. Sie fing an zu laufen. Sie wollte hier raus und zwar schnell!   Abrupt hielt sie an. In weiter Ferne konnte sie einen Lichtstrahl entdecken. Erleichtert seufzte Anna auf. Womöglich war dies der Ausgang. Ohne groß nachzudenken lief sie auf den Lichtstrahl zu. Als sie in Sichtweite der Lichtquelle war, blieb sie geschockt stehen. Wenige Meter vor ihr lag eine, ihr nur allzu bekannte Person in einer Blutlache am Boden.   „Yoh!“, schrie Anna fast schon verzweifelt und lief auf ihren Verlobten zu. Bei ihm angekommen kniete sie sich neben ihn und legte seinen Kopf auf ihren Schoss. Erneute Erleichterung machte sich in ihr breit als sie sah, wie sich sein Brustkorb schnell hob und senkte.   „Yoh, kannst du mich hören?“, fragte sie leise „Mach die Augen auf… bitte“ einzelne Tränen rannen ihre Wangen hinab. Sie konnte es nicht ertragen dieses ganze Blut um sie herum zu sehen. Es machte sie fertig ihren Verlobten so zu sehen und zu wissen, dass sie ihm nicht helfen konnte.   „Wärst du doch einfach mit mir gekommen dann hätte ich ihn nicht töten müssen… aber du wolltest es ja nicht anders“, erklang die höhnische Stimme des Mannes hinter Anna, denn sie abgrundtief zu hassen gelernt hatte. „Warum?... Er war doch dein Bruder…“   „Er war ein Narr“ „Verdammt Hao! Er hat dir doch nichts getan! Er hatte mit der ganzen Sache doch nichts zu tun! Er ist doch dein Bruder! Wie kannst du nur so herzlos sein?!“   „Er ist nicht mein Bruder und war es auch niemals. Wir hatten lediglich dieselbe Mutter. Vielleicht auch dasselbe Aussehen. Mehr aber auch nicht. Wir waren von Grund aus verschieden. Außerdem hat er mir immer im Weg gestanden. Sein Tot ist für mich eine Erleichterung“   „Du bist ein Monster, Hao“, hauchte Anna mit tränenerstickter Stimme und schluchzte laut auf.   „Aus deinem Mund nehme ich das als Kompliment auf, mein Engel“   Ein fieses Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Langsam trat er auf Anna zu, die noch immer neben Yoh kniete und sich nicht regte. Ihr Blick war gesenkt. Ihre Tränen tropften auf das Gesicht ihres Verlobten herunter.   „Anna…“   Mit geweiteten Augen sah Anna ihrem Verlobten dabei zu wie er sich, vor Schmerz stöhnend, aufrichtete.   „Anna… bring dich… in Sicherheit“, keuchte er erneut und stellte sich in Kampfposition zwischen Hao und sie.   „Na sieh mal einer an. Du willst einfach nicht sterben. Stimmt's, Bruder?“   Auch Hao zog nun sein Schwert und aktivierte, wie Yoh zuvor, sein Oversoul. Anna öffnete ihren Mund. Sie wollte schreien. Yoh sagen, dass er fliehen sollte. Wollte Hao sagen, dass er ihn in Ruhe lassen sollte. Jedoch brachte sie keinen einzigen Ton heraus. Fast so als wenn sich eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals gelegt hatte, die sich mit jeder einzelnen Sekunde die verstrich, immer enger um ihren Hals zuzog.   „Du wirst Anna nicht anfassen!“, keuchte Yoh mit unendlicher Wut und lief auf Hao zu. Dieser wich mit Leichtigkeit aus und schlug Yoh mit seinem Schwertgriff einmal feste in den Nacken woraufhin Yoh stöhnend vor Schmerz ungebremst auf den harten Boden aufprallte. Lachend packte Hao den Braunhaarigen am Hals. Anna konnte sehen, wie sich Haos Finger unbarmherzig um den Hals ihres Verlobten schlangen ehe er Yoh an diesem in die Luft trug, ihm leicht die Luft abdrückte.   „Wie schon gesagt… Du bist ein Narr, Bruder“   Verachtung spiegelte sich in den Augen Haos wieder. Leicht beugte er sich nach vorne um Yoh etwas ins Ohr zuflüstern:   „Anna gehört mir. Und sobald du weg bist, kann ich endlich mit ihr machen, was ich will“   „Dreckskerl…“, brachte Yoh nur noch heraus. Anna konnte sehen, dass er viel zu geschwächt war um Hao alle Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, die ihm in den Gedanken herumschwirrten. Der Blick von ihm und Anna trafen sich und Anna konnte die Schuld in seinem Blick sehen. Die Schuld, die er verspürte weil er genau wusste, was seine Niederlage für sie zu bedeuten hatte. Tränen bahnten sich den Weg über seine Wangen als er die Tränen der Blondhaarigen erblickte denn im nächsten Moment bahnte sich die verletzende Erkenntnis unnachgiebig sowohl in ihren als auch in seinen Verstand. Denn ihnen wurde klar, dass Anna noch mehr weinen würde, noch mehr Schmerzen erleiden würde, wenn sie sich erst einmal in den Fängen seines Zwillingsbruders befand. Und er würde nichts mehr dagegen tun können. „Es tut mir leid… Anna“, flüsterte er leise mit seiner gebrochenen Stimme ohne zu wissen ob seine Worte sie überhaupt erreichten.   „Das sollte es auch, liebes Brüderchen“   Grinsend wandte nun auch Hao sich wieder an Anna, die noch immer weinend am Boden kniete und Yoh mit geweiteten Augen ansah.   „Schau genau hin, mein Engel. Ich werde dir zeigen was mit den Leuten passiert, die sich mir widersetzen“   Es kam Anna alles wie in Zeitlupe vor. Hao hob sein Schwert erschreckend langsam. Er holte aus und lies die spitze Klinge auf Yoh zu sausen. Millimeter für Millimeter bohrte sich die Klinge in den Brustkorb ihres Verlobten. Ein markerschütternder Schrei erklang im selben Moment…   „YOH!“   Einen Moment blieb die Klinge im Körper des Braunhaarigen. Jedoch zog der Besitzer dieses Mordinstruments, sie wenige Sekunden später mit einem starken Ruck wieder hinaus. Das Blut lief ungehalten aus der soeben verursachten Wunde hinaus. Noch immer grinsend ließ der Schamane Yohs Hals los, sodass der Körper leblos zu Boden fiel.   Schockiert schlug Anna sich eine Hand vor den Mund um nicht laut aufschluchzen zu müssen. Die Bilder des soeben geschehenen fraßen sich unaufhaltsam in ihr Herz. Sie wollten sich nicht mehr vertreiben lassen. Im tranceähnlichen Zustand sah sie auf die, vor ihr am Boden liegende Leiche. Hilflos sah sie dabei zu wie auch das letzte Stück Leben aus ihrem Geliebten rann.   „Du solltest nicht um ihn weinen, mein Engel. Er ist es nicht wert“   Die Stimme drang von ganz nah an ihr Ohr. Ruckartig drehte sie ihren Kopf in seine Richtung nur um Sekunden später festzustellen, dass Hao bereits direkt neben ihr stand.   „Hao… du hast ihn getötet“   Durch einen festen Griff an ihrem Handgelenk wurde sie wieder auf die Beine gezogen und gegen einen starken Männerkörper gedrückt. Es interessierte sie nicht, sie schien es nicht einmal richtig zu realisieren. Ihre Augen richteten sich erneut auf ihren Verlobten. Sie konnte es einfach nicht glauben. Das Gesicht ihres Geliebten sah so friedlich aus. Hätte man das soeben geschehene nicht miterlebt, könnte man behaupten, dass Yoh nur schlafen würde. Leider wusste Anna, dass Yoh nicht mehr aufwachen würde. Er würde auf ewig schlafen.   Durch eine Hand an ihrem Kinn wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Ihr Kopf wurde so gedreht, dass sie ihrem Gegenüber in die Augen sehen musste. Nicht einmal eine Sekunde später spürte sie Haos Lippen auf ihren. Sie spürte seine Zunge, die sanft um Einlass bat. Nach kurzem Zögern gewährte sie ihm diesen. Leidenschaftlich erwiderte Anna den Kuss während ihr noch immer stumme Tränen die Wangen hinab rannen. Ihr Verstand versagte ihr den Dienst, sie realisierte nicht, das der Mann vor ihr nicht Yoh sondern Hao war. Sein böser Zwillingsbruder und vielleicht war es genau diese Tatsache, die Ähnlichkeit dieser beiden, die sie zu dieser verzweifelten Tat führte, im Wunsch es möge Yoh sein, der sie küsste und Hao der blutüberströmt am Boden lag. Sie schlang ihre Arme um Haos Nacken und zog ihn etwas mehr zu sich herunter. Auch Hao drückte ihren Körper näher an seinen eigenen. Leicht grinste er in den Kuss hinein. Endlich hatte er sie für sich alleine. Langsam schob er eine seiner Hände unter ihr Kleid und streichelte ihr über ihren Oberschenkel. Leise stöhnte Anna in den Kuss hinein und plötzlich brachen die Bilder erneut über sie herein. Hao, wie er Yoh sein Schwert in den Leib rammte. Yoh der blutüberströmt am Boden lag. Anna öffnete ihre Augen, sah in das Gesicht ihres Peiniger und ihre Augen weiteten sich. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, ließ sie erzittern. Sofort brach sie den Kuss ab und stieß Hao von sich.   „Hao… Warum… Was habe ich getan?“, stammelte sie während sie angestrengt versuchte ihre Gedanken zu ordnen „...Warum… hast du das getan?“   „Was soll ich getan haben?“ So, wie er es sagte, klang es wirklich so, als wenn er sich nichts zu schulden hat kommen lassen und Anna war gezwungen sich zu fragen, ob wirklich er es war, der die Schuld an dem eben erlebten trug. War sie es nicht gewesen, die ihn in endloser Leidenschaft näher an sich herangezogen hatte? Hatte sie sich nicht noch mehr als nur diesen einen Kuss gewünscht? Hatte sie ihn nicht zu dieser Tat animiert? Anna schüttelte ihren Kopf, verabscheute sich selbst. Ja, ja es stimmte. Sie hat sich mehr gewünscht, sie hat sich seine Nähe gewünscht doch sie wollte es einfach nicht wahr haben. Es durfte einfach nicht wahr sein!   „Warum hast du... mich... geküsst?“, fragte sie ihn in der Hoffnung die Schuld von sich auf ihn abschieben zu können.  Haos Augen formten sich zu schmalen schlitzen mit denen er die Blondhaarige fixierte.   „Gerade eben hat es dir noch gefallen und auf einmal heißt es, der böse Hao war es ganz allein?“   „Ich wusste nicht, was ich tat…“, zischte sie leise, mindestens noch genauso geschockt wie zuvor.   „Du wusstest nicht, was du getan hast? Du hast also nur mitgemacht, weil du nicht nachgedacht hast? Hat es dir auch nur gefallen, weil du nicht nachgedacht hast?“ Ihre Augen weiteten sich leicht. Er hatte recht und sie wusste es. Es hatte ihr wirklich gefallen und sie verfluchte sich dafür aber noch mehr verfluchte sie ihn dafür.   „Ich hasse dich...“, flüsterte sie leise und senkte ihren tränenverschwommenen Blick um ihren Verlobten wieder ansehen zu können, dessen weit aufgerissenen Augen auf sie gerichtet waren, sie für das eben getane zu verurteilen schienen.   „Ich hasse dich...“, flüsterte sie erneut. Sie wich zurück als Hao einen Schritt auf sie zumachte, während er sie aus seinen raubtierartigen Augen musterte, jede ihrer Bewegungen aufs genauste zu durchleuchten schien.   „Ich hasse dich so sehr...“   Ihre Schritte stoppten als sie spürte, wie seine Hand sich um ihr rechtes Handgelenk schloss und sie plötzlich seine Stimme vernahm.   „Du gehörst mir, Anna“   Schnell schüttelte sie ihren Kopf, traute sich jedoch nicht ihn anzusehen.   „Das weißt du doch“   Sie schluchzte leise auf, versuchte ihre Hand von ihm loszureißen, was ihr jedoch nicht gelingen wollte. Und er trat erneut näher an sie heran.   „Wehr dich nicht. Du wirst dir nur wehtun“   Eine seiner Hände schlang sich um ihre Hüfte um sie erneut näher an sich heranziehen zu können. Sie spürte erneut, wie seine Hände über ihre Seiten fuhren, sein Griff sich dennoch nicht einen Moment lockerte.   „Du weißt genau, was ich will, Anna“   Sie schluchzte leise auf, versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Sie hasste ihn, sie hasste ihn abgrundtief, lieber wollte sie sterben als sich ihm zu unterwerfen. Hao seufzte leise, fast bedauernd auf, drückte ihre einen sanften Kuss auf den Hals bevor sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spüren konnte.   „Dann muss ich es dir wohl noch einmal erklären“   Schnell, schneller als Anna reagieren konnte, schob er sie leicht von sich und gab ihr mit seinem Handrücken eine kräftige Ohrfeige. Durch die Wucht des Schlages fiel sie schmerzhaft zu Boden. Anna hatte nicht einmal die Zeit um sich von dem ersten Schock zu erholen, da wurde sie auch schon von Hao am Hals gepackt und in die Höhe gezogen.   „Jetzt hör mir ganz genau zu, mein Engel. Ich werde es dir nur ein Mal auf die nette Tour beibringen“, sagte er in einem Tonfall, der eindeutig nicht zu dieser Situation passte während der Griff an ihrem Hals sich verstärkte „Du bist mein Eigentum. Du hast meinen Anweisungen folge zu leisen. Unabhängig davon, was es ist, wo es ist oder auch wann es ist, was ich sage, wird dein Gesetz sein. Du befolgst jede meiner Anforderungen unverzüglich aufs Wort und zwar ohne jegliche Widerrede oder Gegenwehr, verstanden?“   Hilflos legte Anna ihre Hände auf Haos Handgelenk und versuchte seinen Griff zu lockern.   „Ich habe dich gefragt, ob du mich verstanden hast?“, fragte Hao erneut und drückte fester an ihrem Hals zu um ihr zu verdeutlichen, dass er es ernst meinte. Leicht versuchte Anna zu nicken. Mit einem bösartigen Lächeln ließ Hao den Hals des jungen Mädchens los und stieß sie kräftig an, sodass sie rücklings zu Boden fiel. Nach Luft ringend blieb sie am Boden liegen. Für eine Sekunde hatte sie gedacht, dass Hao sie nun endgültig töten wollte. Und sie musste sich voller Angst eingestehen, dass sie es gewollt hat. Sie hat für den Bruchteil einer Sekunde gewollt, dass er sie tötet, nur damit sie frei sein konnte. Sie dachte Hao würde ihr ganzes Leiden endlich beenden. Doch wie er nun mal war, zerstörte er ihre Träume gnadenlos als er sie wieder losließ.   Triumphierend packte Hao Anna an den Haaren und beugte sich über sie. Grinsend gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und seine Augen verengten sich zu schlitzen mit denen er Anna fixierte als sie erneut versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.   „Wahrscheinlich erfordert es bei dir härtere Maßnahmen“, flüsterte er ihr leise mit seiner bedrohlichen Stimme ins Ohr und bedeckte ihren Hals mit küssen.   „Wie sehr muss ich dir wehtun, bis du es endlich verstehst?“   Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte sie ihn, trotz seiner Worte, von sich zu stoßen. Es gelang ihr einfach nicht.   „Wehr dich lieber nicht, Anna. Du verbrauchst nur unnötig Energie, die du heute Nacht noch mehr als genug brauchen wirst“   Erneut gab Hao ihr einen Kuss und bat wie zuvor mit seiner Zunge um Einlass den Anna ihm nicht gewähren wollte. Feste presste sie ihre Lippen aufeinander. Jetzt war sie bei klarem Verstand und sie wusste, dass sie Hao nicht küssen wollte. Den Fehler würde sie nicht noch einmal begehen. Hao verfestigte seinen Griff in ihrem Haar wodurch Anna vor Schmerz aufschreien musste. Diese Chance nutzte Hao sofort und drang mit seiner Zunge in ihre Mundhöhle ein. Sofort versuchte sie ihren Kopf zur Seite zu drehen doch Hao verhinderte dies indem er sie grob am Kinn packte. Feste kniff Anna die Augen zusammen, aus denen ihr unaufhörliche Tränen die Wangen hinab liefen. Sie wollte ihm nicht auch noch ins Gesicht schauen. Sie wollte nicht, dass er sah, wie viel Schmerz er ihr damit zufügte. Er sollte nicht wissen, wie viel Macht er über sie haben konnte. Sofort löste Hao sich von ihr und sein leises, verärgertes zischen drang an ihr Ohr:   „Mach die Augen auf… Sofort!“   Anna machte keinerlei Anstalten auf den Braunhaarigen zu hören. Im Gegenteil sie kniff ihre Augen sogar noch fester zusammen, versuchte seine Stimme und Berührungen dadurch auszublenden.   „Ich habe dich gewarnt, mein Engel“   Sie schrie gepeinigt auf, als sich nun schon zum zweiten Mal dieser Schmerz an ihrem Hals breit machte als er seine Zähne in diesen bohrte. Ihre Hände versuchten ihn von sich zu stoßen ehe der Schmerz schlimmer wurde und ihre Finger sich, nach Halt suchend, in seine Schulter krallten. Sie riss ihre Augen, aus denen unaufhörlich Tränen rannen, weit auf. Dennoch hielt der Schmerz weiterhin an und erst nach einiger Zeit löste der Mann sich wieder von ihr, und sah ihr grinsend ins Gesicht.   „Warum nicht gleich so?“   Erneut musste sie in sein grinsendes Gesicht sehen, musste erneut sehen, wie ihr Blut an seinem Mund hinab rann und ihr wurde einmal mehr klar, was für ein Monster dieser Mann doch war. Ein leises Keuchen entrang sich ihrer Kehle als die Hand, in ihren Haaren, ihren Kopf grob nach hinten zog und er begann leicht über die soeben entstandene Wunde zu lecken. Ein zitternd ergriff die Kontrolle über ihren gesamten Körper als sie spürte, wie seine freie Hand an den Seiten ihres Körpers entlangfuhr und dabei leicht ihr Kleid hochschob.   „Was ist denn, mein Engel?“ Ein leises Lachen erklang vonseiten Haos als er das Zittern bemerkte woraufhin er mit Absicht leicht in ihren Hals biss, was sie zusammenzucken ließ „Hast du etwa Angst?“   Leise schluchzte sie auf. Sie wusste, dass sie dies nicht mehr lange durchhalten würde doch traute sie sich nicht mehr, sich gegen ihn zu wehren. Er hatte Recht. Sie hatte Angst vor ihm und das wurde ihr mit jeder einzelnen Sekunde, die verstrich, immer klarer.   „Wünscht du dir schon, dich mir nie widersetzt zu haben?“   Es war nur einer ihrer Wünsche. Mehr wünschte sie sich ihm nie begegnet zu sein. Dann wäre sie nicht in dieser Lage. Dann würde Yoh noch leben. Es wäre alles viel einfacher, wenn er nie in ihr Leben getreten wäre. Leicht beugte er sich zu ihrem Gesicht herab und küsste ihr die Tränen auf den Wangen mit einer Sanftheit weg, bei der man gar nicht glauben konnte was er hier gerade im Begriff war zu tun.   „Keine Sorge, mein Engel“   Erneut fuhr seine Hand unter ihr Kleid und streichelte dort die sanfte Haut ihrer Oberschenkel ehe er sich Grinsend zu ihrem Ohr beugte, leicht über die Ohrmuschel leckte und schließlich etwas sagte, was ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ:   „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles tun was ich sage“   Wenn sie es vorher nicht gewusst hätte, dann wäre ihr spätestens jetzt klar geworden, dass sie ihm ausgeliefert war. Sie konnte ihm nicht entkommen. Leise wimmernd schloss sie ihre Augen als seine Hand weiter unter ihr Kleid fuhr. Jetzt war der Zeitpunkt an dem sie versuchen sollte abzuschalten, wenn sie nicht gänzlich daran zerbrechen wollte. Doch als seine Hand langsam an den Innenseiten ihrer Schenkel hinauffuhr wurde ihr unmissverständlich klar, dass es ihr nicht gelingen würde. Sie würde zerbrechen. Nicht wegen Hao. Nicht wegen dem, was er mit ihr tat, sondern einzig und allein wegen dem Verrat, den sie dank ihres Peinigers an ihren Freunden begann…     l*~l*~l*~l*~l*~l     „Dies ist erst der Anfang, mein Engel“ Das leise Zischen erklang nahe an ihrem Ohr. Sie zuckte zusammen, wollte zurückweichen als sie seinen warmen Atem an ihren Lippen spüren konnte doch es gelang ihr nicht. Sie schien gefesselt, bewegungsunfähig. Sie war ihm vollkommen ausgeliefert. Unter enormer Kraftanstrengung öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit. Sie drehte ihren Kopf nach rechts, drehte ihren Kopf nach links, versuchte etwas in den ineinander verschwimmenden Farben erkennen zu können. Sie spürte eine Hand an ihrer Wange, an ihrem Hals, an ihrem gesamten Körper spürte sie Berührungen. Etwas kitzelte ihre Wange ehe sie seine Lippen an ihrem schmerzenden Hals spüren konnte. Langsam hob sie eine ihrer Hände. Sie hob ihre Hand so weit, dass sie wenig später seinen Hinterkopf ertasten konnte. Unter ihren Fingern konnte sie seine Haare spüren, dann legte sie ihre Hand an ihren Hals, spürte eine Flüssigkeit und hob sie vor ihre Augen nur um mitansehen zu müssen wie das rot an ihren Fingern sich mit den Farben um sie herum vermischte. Sie keuchte leise auf, versuchte zu schreien als sich erneut ein Schmerz von ihrem Hals breit machte und sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten schien. Verzweifelt rang sie nach Atem, ihre Finger krallten sich in einen harten Untergrund und dann ganz plötzlich sah sie ihn. Die fleischgewordener Verkörperung ihrer Alpträume. Er ließ von ihrem Hals ab, trat wieder in ihr Blickfeld. Auf seinen von Blut verschmierten Lippen lag ein Grinsen. Ein Grinsen, das sich bis tief in ihren Verstand hinein brannte. Mit einer seiner ebenfalls von Blut verschmierten Hände wich er sich über die Lippen, verschmierte das Blut dadurch nur noch mehr. Annas Lieder wurden schwerer, sie schüttelte ihren Kopf. Sie wollte sich nicht der Dunkelheit hingeben wenn sie wusste, dass er bei ihr war. Hao. Ihr Feind. Sie öffnete ihren Mund leicht, wollte schreien, wollte ihm sagen, dass er sie nicht anfassen sollte, wollte ihm sagen, dass er von ihr runter gehen sollte, dass er verschwinden sollte. Doch ihre Lippen öffneten sich zwar, bewegten sich, doch ihren Mund verließ kein Laut. Sie schien unfähig zu sprechen, fast als wenn man sie ihrer Stimmbänder beraubt hätte und selbst dies schien ihr im Angesicht ihres Feindes nicht ganz unwahrscheinlich. „Dies ist der Anfang...“ , wiederholte seine Stimme erneut und seine von blutverschmierte Hand strich ihr über die Wange, verteilte das Blut auf ihrer Haut, was in Anna die Übelkeit aufkommen ließ. Und plötzlich als seine Hand ihr über ihre Stirn strich, verließ die Kraft sie endgültig. Ihre Augen fielen gegen ihren Willen erneut zu, der Schmerz verebbte langsam, die Dunkelheit umschloss sie und lediglich seine Stimme drang noch an ihren benebelten Verstand vor und verhallte laut in ihrem Kopf. „Dies ist der Anfang vom Rest deines Lebens“ Mit einem lauten Schrei erwachte Anna aus ihrem Schlaf und sah sich schwer atmend in dem dunklen Raum um. Leise wimmerte sie auf als sie bemerkte, dass ihr diese Situation bekannt vorkam und schlang ihre Arme um ihren stark zitternden Oberkörper. Sie zuckte stark zusammen als sie plötzlich eine Hand auf ihren Arm spürte und sie kniff ihre Augen feste zusammen als keine Sekunde später das Licht angeschaltet wurde. „Anna“, erklang eine Stimme neben ihr jedoch war sie in dem Moment nicht in der Lage sie ihrem Verlobten zuzuordnen. Das einzige, was ihre Gedanken in diesem Moment lenkte, war die Angst vor Hao. Schmerzen fluteten ihren gesamten Körper was sie erneut leise wimmern ließ. Hao hatte ihr so sehr wehgetan. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.   „Yoh…“, begann sie immer und immer wieder leise mit ihrer tränen erstickten Stimme zu flüstern. Die Bilder seiner Leiche brachen auf sie ein und es schien als wenn ihre Verzweiflung noch eine Stufe gestiegen wäre. Erneut zuckte sie stark zusammen als sie in eine liebevolle Umarmung gezogen wurde und die Bilder Haos zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah wie er sich über sie beugte. Sie spürte seine Berührungen am ganzen Körper. Seine Küsse. Sie spürte die Schmerzen in ihrem Körper, die sie brutal daran erinnerten was er fertig gebracht hatte. Und erneut schien sie bewegungsunfähig. Sie war nicht in der Lage ihn von sich zu stoßen, die Angst lähmte sie. Erneut flüsterte sie leise den Namen ihres Verlobten. Sie wollte bei ihm sein. Wollte ihn an ihrer Seite. Geblendet durch ihre Angst und Verzweiflung registrierte sie nicht, dass er es war, der sie an sich drückte. Sie hörte nicht wie er ihr leise, beruhigende Worte, ins Ohr flüsterte. Lediglich Haos Stimme hallte unerträglich laut in ihrem Kopf wieder:   °Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles tun, was ich sage...°   Vor ihrem Inneren Auge erschien ein Bild Haos, wie er sich über sie beugte und der Schmerz schien in ihrem Kopf zu explodieren.   „Nicht… Hao…“, flehte sie leise wimmernd doch dadurch spürte sie die Berührungen nur noch intensiver auf ihrer Haut und auch die Bilder wurden dadurch nur noch klarer. „Bitte... Hao... bitte nicht“   Es half weder in diesem Augenblick, noch hatte es ihr bei Hao geholfen. Er hatte lediglich gelacht und ungerührt weitergemacht. Dieses bösartige Lachen, das erneut in ihren Gedanken erklang, sie zwang sich ihre Hände zu heben um diese auf ihre Ohren zu pressen.   „Ich will das nicht...“   Hände legten sich um ihre Handgelenke und zogen ihre Hände mit sanfter Gewalt von ihren Ohren.   „Anna“, erklang erneut die Stimme die dennoch nur wie durch Watte zu ihr hervor drang. Leicht wurde sie an den Schultern gepackt „Bitte Anna... sieh mich an“   °Mach die Augen auf… Sofort!°   Mit einem leisen schluchzten kam sie der Aufforderung nach und sah kurze Zeit später in das Gesicht ihres gegenübers. Sie schluchzte leise auf als sie das Gesicht ihres Peinigers erblickte jedoch wurde ihr sehr schnell klar, das dies vor ihr nicht Hao sein konnte. Dafür waren die Augen ihres gegenübers viel zu sanft. In diesen Augen hätte sie sich verlieren können. In ihnen lag so viel Liebe und Besorgens, wie sie es nur von einer einzigen Person kannte.   „Yoh…“, flüsterte sie in der Hoffnung, dass es sich wirklich um ihren Verlobten handeln würde. Dass Hao ihn nicht getötet haben mochte.   „Ja, Anna. Ich bin es“   Kaum hatte er diesen kleinen Satz zu Ende gebracht, warf sie sich auch schon an seine nackte Brust und drückte sich zitternd an ihn während sie immer wieder leise aufschluchzte. Er drückte ihren zierlichen Körper an sich und strich ihr beruhigend über ihren Rücken und über ihr blondes Haar.   „Ganz ruhig, Anna. Ich bin ja da“   Ihm war nicht entgangen, dass ihre Reaktion etwas mit Hao zu tun hatte jedoch wusste er nicht was genau es denn nun war, was in seiner Verlobten eine derartige Angst auslösen konnte. Hatte sie vielleicht von ihrem Treffen mit Hao geträumt? Doch hatte dieses Treffen sie wirklich derartig verschrecken können?   „Bitte verzeih mir, Yoh...“, begann Anna plötzlich zu flüstern „Ich... ich wollte das nicht...“ sie wimmerte leise auf „Es tut mir leid... Ich-“   Sie brach ab. Ihre Stimme verlor sich erneut in einem leisen, verzweifelten Wimmern.   „Schon gut, Anna“ er drückte sie enger an sich als er spürte wie sich ihr Zittern verstärkte “Du bist in Sicherheit. Es war nur ein Alptraum“   Und plötzlich erklang ihre Stimme erneut, leiser, flehender als vorher und es versetzte ihm einen Stich.   „Bitte, Yoh... Bitte... beschütz mich... vor ihm...“   Besorgt sah er auf sie hinab und musste im nächsten Moment scharf die Luft einziehen als er die Spuren an ihrem Hals entdeckte, die ihm vorher nicht aufgefallen sind. Sowohl Würgemale, Bissspuren als auch Knutschflecken zierten den schmalen Hals seiner Verlobten an dem noch etwas getrocknetes Blut klebte und ihm wurde unmissverständlich klar, dass die Blondhaarige keineswegs wie Anfangs gedacht, nur einen Alptraum gehabt haben konnte. Sein eigener Bruder musste ihr wesentlich mehr angetan haben als einfach nur in ihren Albträumen zu erscheinen. Mit geweiteten Augen strich er ihre Haare beiseite und besah sich die Wunden an ihrem Hals genauer. Er fragte sich, wann sie ihr zugefügt worden waren. Bevor sie zu Bett gegangen waren hatte sie die nicht, immerhin wäre dies ihm wohl nicht verborgen geblieben. Doch das bedeutete, dass sie ihr hinterher zugefügt worden waren. Während er neben ihr geschlafen hatte? Während er sie in den Armen gehalten hatte? Wie hätte Hao das bewerkstelligen können?   „Ich beschütze dich, Anna... Du bist in Sicherheit“   Jetzt... Es war viel zu spät. Unauffällig ballte der Braunhaarige seine Hände hinter ihrem Rücken zu Fäusten. Egal, wann Hao ihr dies angetan hatte, es hätte nicht passieren dürfen. Er hätte sie beschützen sollen. Er hätte alles in seiner Macht stehende tun sollen um sie zu beschützen und er hatte versagt. Was für einen Schutz konnte er ihr schon bieten wenn sie selbst verletzt wurde, wenn sie in seinen Armen lag?   „Hat Hao dir das angetan?“, fragte er leise obwohl er es bereits wusste und bekam auch sofort die Bestätigung, als sie erneut leise schluchzte. Sein eigener Bruder hatte seiner Verlobten das angetan und es war dieser eine Moment an dem Yoh zu dem Entschluss kam, dass Hao eindeutig zu weit gegangen war. Es war dieser eine Moment, an dem Yoh klar wurde, dass er für seine Verlobte zum Mörder werden würde. Zum Mörder seines eigenen Bruders.   „Hasst du mich jetzt, Yoh?“, fragte sie leise und Yoh hatte mühe sie zu verstehen.   „Nein“, antwortete er ihr leise und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel „Dich hasse ich nicht“ Es war jemand anderes, dem sein Hass galt.   Langsam schloss sie ihre Augen, aus denen noch immer Tränen traten und versuchte die Bilder aus ihren Gedanken zu verbannen. Um diese Angst wieder in die hinterste Ecke ihres Unterbewusstsein zu sperren. Immer wieder redete sie sich ein, dass es nur ein Traum gewesen ist. Es war nur ein Traum. Ein grausamer Alptraum...   Einige Zeit blieben die beiden sich Liebenden noch so sitzen. Versuchten sich in so einer schweren Zeit beizustehen. Auch als Annas Tränen schon aufgebraucht waren ließ Yoh sie nicht los und Anna machte keine Anstalten sich von ihm zu lösen. Es war in der kurzen Zeit, in der sie von Haos überleben erfahren haben, schon zu viel passiert. So viel, dass es fast schon an ein Wunder grenzte, dass ihre Liebe diese Turbolenzen unbeschadet überstanden hatte.  Erst nach einiger Zeit begann Anna sich in seiner Umarmung zu winden und sah anschließend fast schon entschuldigend zu ihm auf.   „Geht es dir besser?“   Ein leicht, trauriges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen als sie auf seine Frage antwortete und sich langsam aus dem Bett erhob.   „Ich gehe duschen“, sagte sie auf seinen fragenden Blick hin und lächelte erneut leicht ehe sie in Richtung Badezimmer ging. Sie wusste noch immer nicht ob das alles jetzt die Realität war oder sie jede Sekunde unter Hao erwachen würde. Noch einmal blieb sie an der Tür zum Badezimmer stehen und sah ihren Verlobten, der sie ebenfalls ansah, an.   „Ich liebe dich, Yoh“, flüsterte sie leise „Vergiss das bitte niemals“   Einen momentlang sah sie der Asakura, der sich auf den Bettrand gesetzt hatte und vermutlich kein Auge mehr zu machen würde, sie leicht verwirrt an ehe auch er leicht lächelte.   „Ich liebe dich auch, Anna. Und das wird sich niemals ändern“   Sie nickte leicht und trat schließlich in das Badezimmer ein. Wenn sie jetzt erwachen sollte wusste sie wenigstens, dass ihre Liebe zu Yoh trotz der ganzen Belastung nicht verblasst war.   Die Schmerzen machten sich erneut bemerkbar als sie sich langsam ihre Sachen auszog um schließlich unter die Dusche steigen zu können. Sie drehte das Wasser auf die kälteste Stufe und ließ es eine Weile über ihre Haut laufen. Sie spürte die Berührungen ihres Peinigers noch immer auf ihrer Haut und das Gefühl zu verbrennen machte sich immer mehr in ihrem Körper breit. Langsam packte sie sich an den Hals und strich über die Bisswunde, die Hao ihr zugefügt hatte und erstarrte als sie direkt daneben eine zweite und schließlich eine dritte erspüren konnte, die vorher nicht da gewesen waren. Sie traute sich nicht einen Blick in den Spiegel zu riskieren, wurde ihr doch immer mehr klar, dass sie noch mehr Spuren von Hao davongetragen haben musste. Spuren, die eigentlich nicht da sein sollten, Spuren eines Traumes... Erneut am ganzen Körper zitternd senkte sie nun ihren Blick und sah wie Blut, vermischt mit Wasser in den Abfluss verschwand und sie musste sich die Hand vor den Mund halten um nicht laut aufzuschreien als sie die blauen Flecken auf der Innenseite ihrer Oberschenkel erblickte. Und zwischen den blauen Flecken eine riesige Verbrennung, ein Handabdruck der sich tief in ihre Haut gebrannt hatte und sie wusste genau, wem dieser Handabdruck gehörte. Sie wusste genau Welcher Dämon sich auf ihrer Haut verewigt hatte: Derselbe Teufel dem sie diese Verletzungen, die Schmerzen zu verdanken hatte. Mittlerweile war sie sich sicher, dass sie wach sein musste dennoch wollte ihr einfach keine Antwort auf ihre Frage einfallen. Wie konnte das alles möglich sein? Zuerst sah sie wie Yoh getötet wurde, dann vergriff sich Hao an ihr. Schließlich steht sie mit ihrem Verlobten in ihrem gemeinsamen Bett auf, der übrigens keine Verletzungen aufzuweisen hatte, sie jedoch hatte noch die Spuren von Haos Tat auf ihrem Körper... Verlor sie etwa langsam den Verstand?   Erneut rannen ihr Tränen die Wangen hinunter als sie mit ihren Armen erneut ihren Oberkörper umschlang und langsam an den nassen Fliesen der Duschwand hinter sich hinab sank.   °Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles tun, was ich dir sage...°   , erklang erneut seine Stimme in ihrem Kopf was sie dazu brachte leise wimmernd ihre Ohren zuzuhalten. Sie wollte nicht tun, was er von ihr verlangte. Sie war nicht sein Eigentum. Sie wollte es nicht. Sie wollte es nie. Und dennoch fragte sie sich was denn passieren würde, wenn sie sich weiterhin weigerte. Würde Hao Yoh wirklich töten? Nach allem, was sie durchmachen musste, war das, das Mindeste, was sie ihm zutraute. Er würde Yoh ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Weg räumen und sie mitnehmen. Das war ihr mittlerweile schmerzlich klar geworden. Schluchzend krallten sich ihre Fingernägel in die zarte Haut ihrer Oberarme. Was sollte sie denn bloß tun um ihre Freunde zu schützen? Wer versicherte ihr, dass Hao ihre Freunde nicht trotzdem töten würde, wenn sie mit ihm mitging? Sie verstand seine Beweggründe nicht. Es wäre für ihn ein leichtes alle zu töten und schließlich Anna einfach mit Gewalt zu entführen. Also warum gab er ihr noch eine Bedenkzeit? Er würde sie so oder so mitnehmen ob sie nun wollte oder nicht. °Dies ist der Anfang, mein Engel°, flüsterte seine Stimme ihr erneut ins Ohr °Dies ist der Anfang vom Rest deines Lebens° Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Wow ich habe noch Leser! Danke schön für euer Interesse! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie ich mich gefreut habe als ich eure Kommis gelesen habe^^ Ich glaube ich sollte jetzt aber aufhören euch zu nerven^^ Aber vorher antworten zu euren Kommentaren: @ kayla_casterville: Danke! Ich bin echt glücklich, dass du noch so an meiner FF interessiert bist *freu* Aber natürlich werde ich weiterschreiben ich habe mir ganz feste vorgenommen diese FF auch zu Ende zu bringen. Vielleicht musst du mit ein paar Verspätungen rechnen (wie zum Beispiel dieses Mal Sorry) aber ich werde auf jeden Fall weiterschreiben und solange du es willst werde ich dir dann auch eine ENS schicken^^ Nochmal VIELEN DANK!!! @ IanZarewitsch: Uhiii danke schön! Du hast mich echt auf einen Fehler hingewiesen, denn ich gar nicht bemerkt habe. Ich hab bis jetzt irgendwie gar nicht darauf geachtet^^ Ich habe aber in diesem Kapitel mehr darauf geachtet (ich hoffe mal, dass ich das hab^^) Hoffentlich gefällt dir das Kapitel und ich kriege noch ein paar Verbesserungsvorschläge^^ Danke schön nochmal!!^^ @ Sonni: Es tut mir leid, dass ich nicht früher weiterschreiben konnte aber ich bin wirklich froh, dass dir meine FF noch immer gefällt und du weitergelesen hast^^ Und ich verspreche dir, dass du dieses Mal nicht so lange warten musst^^ (Ein Jahr ist aber auch echt der Hammer^^) Und mein Schreibstil gefällt dir auch noch! Das wird ja immer besser*freu* Jaa der Hao ist in meiner FF schon ein kleiner Psycho und das wird wahrscheinlich auch so weitergehen^^ aber ich finde es klasse, dass es dir trotzdem gefallen hat^^ Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Kapitel hier jetzt nicht enttäusche^^ So und jetzt viel Spaß beim Lesen!!!^^ *euch allen Kekse hinstell* Kapitel 5 „Anna…“   Die leise Stimme ihrer Freundin drang schon gar nicht mehr bis an ihren Verstand hindurch. Sie sah, nun schon fast seit Stunden, tief in Gedanken versunken aus dem Fenster. Drei Tage… Drei Tage waren vergangen, seitdem sie Hao das letzte Mal getroffen hatte. Ihre Angst war nicht eine Sekunde verschwunden. Drei Tage waren vergangen, seitdem sie diesen Traum hatte. Ihre Schmerzen hatten nicht eine Sekunde nachgelassen. Drei Tage hatte Hao ihr für eine Entscheidung gelassen… und sie hatte noch immer keine Ahnung, was sie tun sollte. In den drei Tagen, die sie für eine Entscheidung bekommen hatte, war ihr lediglich klar geworden, dass sie ihre Freunde unter keinen Umständen verraten wollte. Aber würde sie ihre Freunde nicht auch verraten, wenn sie ihre Leben gefährden würde? Wenn Hao ihre Freunde wirklich tötet… Wäre es nicht egoistisch von ihr das Leben ihrer Freunde zu gefährden, einzig um sich selbst zu schützen? Wäre das nicht auch eine Art Verrat?   Die Hände des jungen Mädchens begannen zu zittern als ihr erneut die Bilder Haos an ihrem inneren Auge vorbeizogen. Noch immer zitternd fuhr eine ihrer Hände an ihren Hals, wo noch immer die Spuren Haos klar und deutlich zu erkennen waren. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange, die sie jedoch sofort energisch wegwischte. Was war bloß aus ihr geworden? War sie denn schon so verzweifelt, dass sie nicht einmal eine einzelne Minute aushalten konnte ohne gleich wieder loszuheulen? Wann hatte sie derartig die Kontrolle verloren? Eine Stimme in ihrem Innern begann zu schreien. Über diese Situation hatte sie nie die Kontrolle. Sie hatte nie die Kontrolle über Hao. Es war eher immer schon andersherum gewesen. Hao hatte die Kontrolle über Anna übernommen. So war es immer… und so würde es wohl auch immer sein. Es war vollkommen egal wofür sie sich entscheiden würde. Hao würde das bekommen, was er von ihr verlangte. Ob nun mit ihrer Einwilligung oder ohne. Und sie konnte rein gar nichts dagegen tun.   „Alles in Ordnung?“   Beide Mädchen wussten, dass Annas nicken lediglich dazu diente um Run keine Sorgen zu bereiten. Nichts war in Ordnung. Das war es schon lange nicht mehr.   „Lüg mich nicht an…“   Sie spürte, wie sie von ihrer Freundin in eine liebevolle Umarmung gezogen wurde.   „Was ist denn bloß los mit dir, Anna?“   Sie war Verzweifelt. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Sie hielt das alles einfach nicht mehr aus. Das alles war eindeutig zu viel für sie. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Seitdem sie diesen Traum hatte, war ihre Angst vor dem Schamanen gestiegen. Dieses Gefühl schien sie von innen heraus zu zerreißen. Alles, was ihr je etwas bedeutet hatte, war dabei von einer einzigen Person zerstört zu werden und das Einzige, was sie dagegen tun konnte, war sich vollkommen aufzugeben. Um das beschützen zu können, was sie liebte, musste sie ihren Körper an Hao verkaufen. Sie musste tun was er sagte, damit ihre Freunde Leben konnten...   „Run…“, flüsterte sie leise als sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte „…ich halte das nicht mehr aus“   „Was hältst du nicht mehr aus?“   Anna antwortete nicht auf die Frage ihrer Freundin. Run wusste nichts von der Wahl, vor die Hao sie gestellt hatte. Die Blondhaarige hatte niemandem etwas erzählt. Nicht einmal ihrem Verlobten. Und vielleicht war es diese Tatsache, die sie zu zerbrechen drohte. Sie musste mit all dem alleine fertig werden. Sie durfte niemandem davon erzählen. Sie würden sich nur unnötig um sie sorgen. Aber wie konnte sie allein mit all dem fertig werden? Wie konnte sie es alleine gegen den wohl schlimmsten Gegner aufnehmen, den die Schamanenwelt je gesehen hat?   „Sag mir wenigstens, was passiert ist…“, drang die leise Stimme des grünhaarigen Mädchens erneut an ihr Ohr. Wie gerne hätte Anna diesem Schweigen endlich ein Ende bereitet. Am liebsten hätte Anna in diesem Moment einfach alles erzählt. Alles was sie in den letzten Tagen durchmachen musste. Sie wollte ihr von dem Kompromiss berichten, um ihre beste Freundin nach Rat zu fragen. Um zu wissen, was sie tun sollte. Sie wollte ihr von dem Traum erzählen, der ihr so real vorkam. Aber sie durfte Run nichts erzählen. Sie durfte niemandem davon erzählen.   „Sag mir wenigstens woher diese Wunden stammen…“   Anna blieb weiterhin stumm. Lediglich ein leises schluchzen entrang sich ihrer Kehle als die Bilder, wie so oft in letzter Zeit an ihrem inneren Auge vorbei schossen.   „Egal was passiert ist, Anna… Ich werde immer für dich da sein…“   Und es war dieser eine Moment an dem Anna klar wurde, was sie zu tun hatte. Ihre Entscheidung war gefallen. Sie durfte nicht einfach aufgeben. Sie musste für ihre Freunde bis ans Ende gehen…     Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Anna, wie Horo und Ren sich, wie schon so oft, stritten. Ein leises Lachen entkam ihrer Kehle und es fühlte sich gut an. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so gefühlt. So unbeschwert.   „Der 26 November“, erklang das leise flüstern ihres Verlobten und sie wandte ihm ihren Blick zu als er auf eine Uhr sah, die nicht unweit von ihnen an einer Wand hing „21:19 Uhr“ er wandte ihr wieder sein Gesicht zu, auf seinen Lippen ein breites Lächeln „Der Zeitpunkt an dem ich dich seit Tagen wieder ehrlich lachen gesehen habe“ Sie lachte erneut leise auf und Yoh hauchte ihr einen leichten Kuss auf den Hals, neben die Wunden Haos „Das habe ich vermisst“   Er sah sie erneut mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen an und ihr schien es als wenn ihre Liebe zu ihm immer mehr wuchs. Ein Lächeln schlich sich wieder auf ihre Lippen ehe sie ihm einen Kuss gab. Sie war glücklich, in diesem einen Moment konnte sie wirklich von sich behaupten, dass sie ausnahmslos glücklich war und dennoch rann eine einsame Träne ihre Wangen hinab als sie sich wieder von ihrem Verlobten löste. Yoh schüttelte leicht seinen Kopf, das Geschrei der anderen war Vergessen, seine Augen, seine Sorge, lagen auf seiner Verlobten. Mit einem leichten Lächeln hob er seine Hand und wischte ihr die Träne mit seinem Daumen von der Wange ehe er seine Hand an ihren Nacken legte und sie leicht an sich heranzog um ihr Gesicht vor den Blicken der anderen zu schützen, die von dieser Szene nichts mitbekamen. Er kannte seine Verlobte besser als jeder andere, er wusste wie sehr sie es hasste Schwäche zu zeigen. Anna lehnte ihre Stirn an seine Schulter, ließ ihren Tränen in dem Moment freien Lauf als sie seinen Duft einatmete und Yoh hauchte ihr einen leichten Kuss auf den Scheitel. „Warum weinst du denn, Anna?“ , flüsterte er ihr leise ins Ohr und diese Frage stellte selbst Anna sich. Weshalb weinte sie nun schon wieder? Sie war doch glücklich. Sie hatte endlich nach Tagen eine Entscheidung treffen können, warum konnte sie dann nicht einfach glücklich sein? Lächeln? Warum konnte sie sich nicht einfach freuen? Sie wusste weshalb. Sie konnte das Gefühl in ihrem Innern nicht einfach verdrängen. „Ich weine aus Angst, dich zu verlieren“ Diese Angst übertraf alles, selbst ihre Angst vor Hao. Denn nichts schlimmeres konnte sie sich vorstellen als ihren Geliebten zu verlieren. Nichts erschien ihr grausamer als dabei zusehen zu müssen, wie er ihr genommen wurde. „Du wirst mich aber nicht verlieren“, versicherte Yoh ihr doch Anna bezweifelte dies dennoch. Er hatte nicht gesehen, was sie hatte mitansehen müssen. Er war nicht von Alpträumen geplagt worden in denen seine Liebe brutal von Hao ermordet worden war. „Und das weißt du?“, flüsterte sie leise und ihre Finger krallten sich tief in den Stoff seines T-Shirts, fast als wenn sie ihn so bei sich behalten könnte. Als wenn sie ihn nur feste genug an sich drücken müsste um ihn vor jeglichem Schaden zu bewahren. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe, Yoh“, flüsterte sie erneut leise und Yoh schob sie von sich um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen ehe er ihr leise antwortete: „Ich weiß, wie sehr ich dich liebe, Anna“ Sie sahen sich tief in die Augen und auf Yohs Lippen schlich sich erneut ein leichtes Lächeln. „Wir schaffen das, Anna...“, flüsterte er ihr zu und irgendetwas in Anna wollte ihm wirklich glauben schenken doch dies war leichter gesagt als getan „...Wir überwinden alles“   „Du bist so gemein Ren…“, sagte der kleine Manta und sah den Tao mit einem ängstlichen Blick an, der von Ren emotionslos erwidert wurde.   „Na und? Was willst du denn dagegen tun?“   „Ich tue lieber nichts dagegen sonst ende ich noch wie Horo…“   , erwiderte Manta nur leise und sah zu Horo, der jetzt bewusstlos mit dem Kopf auf dem Tisch lag. Eine große Beule zierte die Stirn des Blauhaarigen und Manta bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Was war der Tao bloß für ein Psychopath?   „Schlaue Entscheidung, Zwerg“   Einen momentlang sah es so aus, als wenn Manta dem Tao etwas darauf erwidern wollte. Jedoch schloss er seinen Mund gleich darauf wieder. Er hielt es für klüger die Aussage des Spitzkopfs einfach zu ignorieren. Ansonsten würde Ren ihn wohl einfach kopfüber in die nächste Mülltonne stecken.   „Ist noch etwas?“   , zischte Ren plötzlich und Manta bemerkte, dass er den Tao- Sprössling die ganze Zeit angestarrt hatte. Schnell schüttelte er seinen Kopf und fuchtelte abwehrend mit den Händen.   „Nein. Es ist nichts“   Er zwang sich zu einem Lächeln um seine Aussage noch zu unterstreichen. Einen momentlang sah Ren ihn lediglich mit zu schlitzen verengten Augen an ehe er seinen Blick abwandte woraufhin der kleine Junge erleichtert ausatmete.   Kurze Zeit später verließen die Schamanen das Lokal, in dem sie bis eben noch zusammen gegessen haben.   „Kommt ihr nicht mit?“, fragte Horo, der inzwischen wieder bei Bewusstsein war, als ihm auffiel, dass Yoh, Anna, Ren und Run vor dem Lokal stehen blieben.   „Nein. Wir wollen noch ein bissen spazieren gehen“, erwiderte Yoh grinsend „Wollt ihr nicht mitkommen?“   „Nein danke. Wir sind echt todmüde“, winkte Horo ab und Manta gähnte bestätigend.   „Na dann sehen wir uns später“, damit machten sie sich auf den Weg.   Die vier Freunde gingen einfach nur stillschweigend nebeneinander her. Die Stille wirkte auf alle beruhigend. Sie mussten nichts sagen um sich zu verstehen. Plötzlich machte sich ein ungutes Gefühl in Anna breit. Sie konnte sich nicht erklären was es war aber es machte sich eine Angst in ihr breit, die sie so nur in der Nähe einer einzigen Person kannte. Mit geweiteten Augen packte sie die Hand ihres Verlobten und blieb geschockt stehen als sie spürte, wie dieses Gefühl sie fast zu erdrücken drohte. Langsam sah sie über ihre Schulter hinter sich und erblickte sofort das bösartige Grinsen auf den Lippen der Person, vor der sie sich mehr als alles andere fürchtete.   „Wie ich sehe, spürst du sogar schon meine bloße Anwesenheit, mein Engel“   Unfähig zu antworten sah sie ihn einfach nur an. Ihre Hand umfasste die Hand ihres Verlobten noch etwas fester.   „Was willst du schon wieder, Hao?“   , zischte Yoh sofort und drehte sich zu seinem Bruder um. Instinktiv packte er Annas Hand ebenfalls fester und schob sie etwas hinter sich. Ihm war vollkommen klar weshalb sein böser Zwilling gekommen war. Hao begann laut zu lachen.   „Warum denn gleich so aggressiv, mein Brüderchen?“   „Halt die Klappe Hao und beantworte meine Frage“   Erneut begann Hao laut zu lachen und fragte:   „Soll ich jetzt die Klappe halten oder deine Frage beantworten?“   Diese Situation schien ihn unglaublich zu amüsieren und jeder der Anwesenden verfluchte ihn in diesem Moment dafür.   „Was willst du von uns?“   „Keine Angst Bruder. Von euch will ich nichts…“   Erneut legte sich ein Grinsen auf seine Lippen als er Anna fixierte, die unter seinem Blick zusammenzuckte.   „…Ich will nur etwas von Anna…“ Und Hao hätte nicht weitersprechen müssen denn die Blondhaarige Itako wusste nur zu gut, was er von ihr erwartete „…Ich will deine Entscheidung hören“   Eine unbändige Angst machte sich in Anna breit als ihr Blick genau auf seinen traf. Erneut schossen die Bilder an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah, wie er Yoh tötete. Sie sah, wie er sich über sie beugte. Sie spürte seine Berührungen, seine Küsse. Sie spürte, wie er sie festhielt. Sie spürte, wie seine Hände über ihren Körper fuhren. Sie spürte diesen Schmerz und plötzlich begann sie am ganzen Körper zu zittern. Mit geweiteten Augen sah sie zu Boden. Sie war unfähig ihn weiterhin anzusehen. Wie schaffte er es derartige Gefühle in ihr auszulösen? Es war doch nur ein Traum! Mehr nicht! Mehr nicht… „Du lässt sie in ruhe sonst reiße ich dir eigenhändig das Herz raus“ , zischte Yoh und im nächsten Moment stellte er sich mit Ren zusammen schützend mit erhobenen Waffen vor Anna und Run, die sich mit Le Pai Long neben die Blondhaarige gestellt hatte. Hao hatte dafür nur ein leichtes Lächeln übrig. „Ich soll sie nicht anfassen?“, fragte er scheinheilig „Hab ich das nicht schon?“   Grinsend beobachtete er wie die junge Kyoyama erneut ihren Kopf hob und ihn mit Tränen in den Augen ansah.   „Was meinst du dazu, mein Engel? Ist ‚anfassen‘ wirklich das richtige Wort für das, was ich mit dir getan habe?“   „Was meinst du damit, Hao?“   Es war selbst für ein ungeübtes Auge leicht zu erkennen, dass Ren versuchte seine Wut zu unterdrücken. Jedoch gelang es ihm nicht ganz. Bei dem Gedanken daran, was Hao Anna angetan hatte, kam in ihm eine Wut auf, der er nicht mehr gewachsen war. Wenn Hao wirklich das getan hatte, was er befürchtete, würde es nicht mehr lange dauern bis er seine Beherrschung verlieren würde.   „Bist du denn Blind, Ren?“, fragte Hao belustigt „Sind dir die Spuren auf ihrem Hals nicht aufgefallen? Ich kann sie selbst von hier aus klar und deutlich erkennen“   Hao lachte leise auf während sein Blick auf die Wunden an dem Hals der Kyoyama ruhte.   „Ich habe ganze Arbeit geleistet. Nicht wahr, Anna?“   Rens Finger verkrampften sich um den Griff seines Schwertes. Hao wollte ihn provozieren und er hatte es auch geschafft.   „Ich hab dich etwas gefragt, Hao“   , zischte Ren dennoch und es schien als wenn er nicht angreifen würde, bevor er nicht eine eindeutige Antwort bekommen hatte. Fast als wenn er auf den entscheidenden Grund warte wollte, der einen Angriff rechtfertigen würde. „Was hast du ihr angetan?“   Hao schüttelte grinsend seinen Kopf ehe er mit einem Blick auf Anna antwortete, der ihr das Blut in der Andern gefrieren ließ:   „Frag doch deine Freundin“   Es schien als wenn Hao die Blondhaarige regelrecht vorführen wollte. Als wenn er sie zwingen wollte es sich selbst einzugestehen. Sich selbst einzugestehen, das es mehr war als nur ein einfacher Traum.   „Was ist vor drei Tagen zwischen uns passiert, Anna?“   Einen momentlang schien es als wenn sie jeden Moment verzweifelt zusammenbrechen würde. Jedoch blieb sie dennoch stehen und sah ihn weiterhin durch ihren tränen verschleierten Blick an, der von ihrer Verzweiflung sprach. Dieser Blick, der Hao zeigte, das sie langsam begriff.   „Willst du deinem Freund nicht sagen was passiert ist? Muss ich das tun?“   „Hao!“, schrie Yoh nun, der bis eben seinen Zwilling nur völlig geschockt angesehen hatte und schloss seine Finger um den Griff seines Schwertes „Hör verdammt nochmal auf mit dieser Scheiße!“   „Ach, so nennst du das?“ erneut lachte Hao leise auf „Dir ist also vollkommen egal, dass deine Verlobte mit deinem Bruder geschlafen hat?“   Einen momentlang legte sich eine Stille über diese Szene und die Blicke jedes Einzelnen wanderten für eine Sekunde zu Anna doch nur ein Blick blieb dauerhaft an ihr haften. Es war der Blick ihres Peinigers. Der Blick des Mannes, der im Begriff war ihr all das zu nehmen, was ihr etwas bedeutete.   „Was ist denn los, mein Engel?“   Die Stimme des Mannes drang schon gar nicht mehr zu ihr hindurch. In ihrem Innern begannen erneut diese Schreie, die alles andere in den Schatten stellten. Nichts von ihrer Außenwelt drang noch zu ihr hindurch. Für sie zählte nur eines, für sie zählte nur diese grausame Erkenntnis: Es war kein verdammter Traum! „Hast du noch immer Schmerzen?“, fragte Hao mit erhobenen Augenbrauen und Anna kam der Gedanke, dass die Wahrheit ihn zufrieden stellen würde. Ein einfaches 'Ja' aus ihrem Mund würde ihn vollkommen zufriedenstellen. Nur würde ihn wohl auch dies nicht zum schweigen bringen können. „Und dabei habe ich doch versucht sanft zu sein...“ „Halt die Klappe!“ , zischte sie nun leise. Wahrscheinlich hatte er sie nicht einmal verstehen können und dennoch wurde das Grinsen auf seinen Lippen erneut breiter. Er lachte auf, verhielt sich als wenn Anna einen Witz gerissen hatte und dennoch wusste die Kyoyama weshalb er lachte. Sie hatte es zugegeben. Sie konnte es nicht mehr abstreiten, sie konnte nicht mehr länger so tun als wenn das alles nicht passiert wäre. Sie konnte nicht mehr behaupten, dass das alles nur ein Traum gewesen sein muss. Nein, denn sie hatte zugegeben, dass etwas zwischen ihnen passiert war. Sie hatte zugegeben, dass Hao die Wahrheit sagte und ihre Freunde hatten es laut und deutlich hören können. Sie schüttelte leicht den Kopf, kniff ihre Augen zusammen. Was würden ihre Freunde nun von ihr denken? Wie würden sie auf diesen Verrat reagieren? Sie wusste es. Sie wusste, was sie gerade von ihr denken mussten: Sie hatte sich auf Hao eingelassen. Sie hatte ihre Freunde, ganz besonders Yoh, zutiefst verletzt.   „Was hast du nur getan…“   Es war Run, die ihrer Freundin sanft eine Hand auf die Schulter legte. Es war unschwer zu erkennen wie stark Anna mit sich selbst rang um nicht gleich an Ort und Stelle weinend zusammen zu brechen.   „Es ist nicht so, dass sie es nicht gewollt hat. Sie hat es regelrecht genossen“   Annas Beine vermochten sie nicht mehr zu halten als sie hörte, was Hao da von sich gab. Schluchzend sank Anna auf die Knie und krallte sich mit ihren Fingern in den harten Betonboden. Sie hatte es gewollt? Genossen? Dachte Hao das wirklich oder sagte er das lediglich um sich für seine abscheuliche Tat zu rechtfertigen? Oder sagte er das nur um die Schuld von sich selbst ablenken zu können? Um ihre Freunde gegen sie aufzubringen?   „Warum hast du deinen Freunden denn nichts erzählt, Anna? Wolltest du nicht, dass sie von deinem Verrat erfahren?“   Verrat… Das Wort brannte sich wie ein glühend heißes Schwert in ihr Herz. Verrat… Sie hatte ihre Freunde verraten...   „Anna…“   Sie traute sich nicht Ren anzusehen als er leise ihren Namen flüsterte und sie über seine Schulter hinweg ansah.   „Anna… was lief zwischen euch?“   Nun wandte sie ihm doch ihren Blick zu. Er sah ihr nicht in die Augen sondern auf die Wunden an ihrem Hals und sie konnte sehen wie sich seine Finger immer fester um den Griff seiner Waffe verkrampften.   „Ren.. Ich-“   „Anna“, unterbrach er sie leise und sah ihr nun doch in ihre von Tränen gefüllten Augen „Was hat er dir angetan?“   „Sag es, mein Engel“ erneut diese Stimme, dessen bloßen Klang sie erzittern ließ „Sonst muss ich es tun“   Mit noch immer geweiteten Augen sah sie nun wieder Hao an. In seinen Augen spiegelte sich der Wunsch zu töten und sie wusste, dass er diesem Wunsch nur zu gerne nachgehen würde um alle nacheinander auf qualvolle Weise zu töten. Und plötzlich verstand sie, was diese ganze Aktion sollte. Er wollte ihre Freunde provozieren. Einen Kampf provozieren um seinen Trieben nachgehen zu können. Leicht schüttelte sie ihren Kopf. Ihre Finger versuchten sich noch mehr in den harten Boden zu krallen.   „Nichts… Er hat nichts getan“   Eine Lüge, die jeder der Anwesenden durchschaute. Sie konnte nichts mehr abstreiten. Jeder der Anwesenden kannte die Wahrheit. Einen momentlang herrschte eine bedrückende Stille, die lediglich von Annas leisem schluchzen durchbrochen wurde. Alle Blicke ruhten auf dem blonden Mädchen, was diese erneut zum Zittern brachte. Erst als Hao laut zu lachen begann sahen Yoh, Ren und Run diesen wieder an.   „Wie süß“   Alle anwesenden wussten, dass er es nicht einmal annähernd so meinte, wie es vielleicht den Anschein hatte.   „Anna versucht mich in Schutz zu nehmen. Braucht ihr mehr Gründe dafür, dass ich sie zu nichts gezwungen habe?“   Er hatte sie zu nichts gezwungen? Nichts von dem was er sagte, entsprach der Wahrheit. Und tief in ihrem Innern wusste sie doch, dass nicht alles was er sagte gelogen war. Sie hatte anfangs mitgemacht. Sie hatte ihn geküsst und sie hatte es genossen. Das konnte sie nicht bestreiten. Und dafür hasste sie sich mehr als für das, was er mit ihr getan hatte.   „Hao…“, flüsterte die Blondhaarige leise „… lass sie in Ruhe…“ ein Grinsen schlich sich erneut auf die Lippen des grausamen Schamanen „… ich tue was du sagst nur… tu ihnen nichts“   „Dann komm zu mir“, befahl Hao lachend und machte langsam einige Schritte auf das Blondhaarige Mädchen zu. Man konnte ihm geradezu ansehen wie erfreut er über die Entscheidung Annas war. Anscheinend hatte selbst er es sich nicht so einfach vorgestellt. Wahrscheinlich hatte er sich nicht einmal gewünscht, dass es so einfach werden würde. Er wollte Blut sehen, er wollte jemanden verletzen und Anna wusste genau, wen er verletzen würde, sollte sie sich gegen ihn entscheiden.   Zitternd erhob Anna sich um seinem Befehl nachzukommen. Verzweifelt zwang sie ihre Beine dazu auf ihren Peiniger zuzugehen. Die Tränen rannen noch immer ihre Wangen hinab. Sie konnte die Blicke ihrer Freunde geradezu auf sich spüren. Nein es waren nicht mehr ihre Freunde. Sie hatte alle verraten. Es war vorbei. Es hatte alles keinen Sinn mehr. Ab dem Zeitpunkt an war es egal, was mit ihr passieren würde. Es war egal, was Hao mit ihr machen würde. Alles war zwecklos denn dies war die Entscheidung, die sie gefällt hatte. Sie hatte sich für das Leben ihrer Freunde entschieden. Als sie an ihrem Verlobten vorbei kam blieb sie einen Moment neben ihm stehen.   „Es…“ sie sah ihn nicht an „Es tut mir leid…“, flüsterte sie ihm leise zu, ohne wirkliche Hoffnung, dass er ihr dies verzeihen würde „... alles“   Er erwiderte nichts er sah lediglich weiterhin geschockt seinen Bruder an. Und sie wusste, dass ihre Entschuldigung wohl auf taube Ohren stoßen würde. Er würde sie auf ewig hassen. Sie setzte ihren Weg fort. Er hielt sie nicht auf. Er ließ sie einfach gehen und in Anna rang sich ein erschreckender Gedanke bis in ihren Verstand vor. Vielleicht hatte er sie bereits zu hassen gelernt, als er die eindeutigen Spuren auf ihrem Hals entdeckt hatte. Wahrscheinlich hatte er schon an diesem Tag begonnen sie für das, was sie getan hatte zu hassen. Und Anna konnte es ihm wider ihrer eigenen Erwartung noch nicht einmal verübeln. Ob gewollt oder ungewollt, Tatsache war, sie hatte ihn mit seinem eigenen Bruder betrogen. Ende der Diskussion. Ihre Schritte beschleunigten sich. Je schneller sie dies hinter sich bringen würde, desto besser. Plötzlich spürte sie einen harten Griff um ihr Handgelenk, der sie fast schon grob zurückzog. Die Stimme ihres Verlobten drang an ihr Ohr als der Griff um ihr Handgelenk immer fester wurde.   „Das werde ich nicht zulassen“   Sein Blick traf auf ihren und Anna wusste nicht ob sie nun in Sicherheit war oder sich vor ihm fürchten sollte.   „Ich werde dich nicht einfach so gehen lassen, Anna“   Annas Unterbewusstsein hatte sich stumm für eine Variante entschieden und sie spürte die Angst langsam in sich aufkommen.   „Bitte lass mich los...“, flüsterte sie leise und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. In diesem Moment ähnelte Yoh seinem Zwillingsbruder mehr denn je und sie wollte nichts mehr als von ihm wegzukommen. Der Griff um ihr Handgelenk wurde noch etwas fester, fast schon brutaler.  „Ich werde es nicht zulassen“   Sie konnte nicht sagen was mit ihr passiert war oder was mit ihm passiert war aber sie wusste, dass sie Angst vor Yoh hatte. In diesem Moment war er beängstigender denn je. Er verletzte sie wissentlich, tat ihr weh. Noch nie hatte er sie so behandelt und wahrscheinlich hätte sie dich auch niemals zugelassen. Wahrscheinlich hätte sie ihn geschlagen, ihn beschimpft. Doch in diesem Moment konnte sie nichts tun, sie wollte nicht mehr. Sie wollte sich nicht mehr wehren, weder gegen ihn noch gegen seinen Zwillingsbruder. Es war genug, sie war durch die Tat Haos am Ende ihrer Kräfte angelangt und plötzlich hatte nichts mehr eine Bedeutung für sie. Weder ihre Gegenwehr, noch ihre Entscheidung denn sie hatte sowohl vor Hao als auch vor Yoh angst. Wofür sie sich auch entschied, nichts würde mehr so sein, wie es einmal war.   „Du solltest sie loslassen, Bruder“, erklang erneut die Stimme Haos.   „Wir werden nicht zulassen, dass du sie mit deinen dreckigen Fingern berührst“, zischte nun Ren und trat vor Anna. Hao schüttelte leicht lächelnd seinen Kopf und ließ seinen Blick zwischen ihnen hin und her gleiten ehe er Ren erneut mit seinem Blick fixierte und leise zischte:   „Du bist so von der Illusion geblendet, dass ich ihr wehtue, dass du nicht einmal bemerkst wer sie in diesem Moment wirklich verletzt“   Das leise schluchzen Annas drang an die Ohren des Tao- Sprösslings. Über seine Schulter hinweg wandte er ihr seinen Blick zu und musste feststellen, dass sie Yoh angsterfüllt ansah. Hao hatte Recht. Nicht er selbst war es, der Anna in diesem Moment leiden ließ, sondern Yoh war es. Und der braunhaarige schien es nicht einmal zu bemerken.   „Lass mich los… bitte“, flehte Anna leise mit ihrer verzweifelten Stimme und versuchte weiterhin aus seinem Griff zu befreien. Das vor ihr war nicht der Yoh, den sie kannte. er war wie ausgewechselt. Fast wie besessen.   „Lass sie los, Yoh“, sagte nun auch Run und trat neben ihre Freundin „Lass sie los“   Einen momentlang sah er Anna noch in die Augen ehe er ihr Handgelenk wieder losließ, woraufhin sie sofort einige Schritte vor ihm zurückwich. Er packte sein Schwert feste mit beiden Händen und wandte seinen Blick wieder Hao zu.  Geschockt beobachtete Anna, wie er auf seinen Zwillingsbruder zulief, noch im lauf holte er mit seinem Schwert aus, fest entschlossen seinem Bruder die Klinge in den Körper zu rammen. Kurz bevor die scharfe Klinge Hao jedoch erreichte, fing Yohs Kleidung Feuer woraufhin er schreiend zu Boden sank. Auch Ren machte sich nun zum Angriff bereit doch bevor er ebenfalls angreifen konnte, wandte Hao ihm seinen Blick zu und auch er sank wenig später schreiend zu Boden.   „Nein!“   , schrie Anna mit tränenerstickter Stimme und immer mehr Tränen rannen ihre Wangen hinab als auch Run plötzlich in Flammen gehüllt war.   „Hör auf, Hao! Bitte! Hör auf!“   Sie lief auf den Schamanen zu und schlug mit ihren Fäusten immer wieder gegen seine Brust, was ihm nichts auszumachen schien.   „Was soll ich tun, damit du aufhörst? Bitte sag mir was du von mir verlangst. Ich tue alles nur bitte… tu ihnen nicht mehr weh“   Er sah sie keine Sekunde an. Es schien als würde er sie nicht einmal beachten und sie wusste ganz genau was er wollte. Er musste es nicht extra noch sagen. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände damit er seinen Blick von seinen Opfern abwandte. Einen momentlang sah sie ihm einfach nur in die Augen ehe sie ihm ihre Lippen auf die seinen legte. Als ihr Lippen sich schließlich berührten kniff sie ihre Augen feste zusammen in der Hoffnung sich weit weg wünschen zu können. Sie spürte seine Lippen, wie sie sich gegen die ihren bewegten, wie seine Zunge sanft um Einlass bat und immer wieder musste sie sich ins Gewissen rufen, das sie dies für einen guten Zweck tat. Sie konnte ihre Freunde nur auf diese Weise retten. Es gab keine andere Möglichkeit. Es war vorbei. Seine Hände wanderten an ihre Hüften damit auch die letzte Distanz zwischen ihnen verschwand. Er presste sie eng an sich. So eng, dass Anna zu zittern begann aufgrund der erneut aufkommenden Erinnerungen. Sie unterdrückte die Bilder mit großer Mühe. Sie durfte sich nicht ihrer Angst hingeben. Nicht in diesem Moment. Sie musste durchhalten, wenigstens bis ihre Freunde in Sicherheit waren. Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder voneinander und die Finger der Blondhaarige krallten sich in den Stoff, der seine Brust bedeckte. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht darin und flüsterte leise:   „Ich werde alles tun… Ich gehöre dir“ Ein Versprechen. Sie hatte sich an ihn verkauft, hatte ihre Entscheidung getroffen. Ihre Entscheidung, dessen ausmaß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht überblicken konnte. „Bitte, lass sie am Leben“   Das Feuer, das ihre Freunde zu verbrennen schien, erlosch augenblicklich und die Schmerzensschreie verstummten. Annas Finger krallten sich fester in den Poncho Haos. Sie wagte sich nicht ihre Freunde anzusehen. Sie würde es nicht ertragen die Brandverletzungen auf deren Körpern zu sehen.   Hao der genau wusste, was sie dachte, packte sie an den Schultern und drehte sie um, damit sie auf die Verletzten sehen musste. Sofort kniff sie ihre Augen zusammen. Sie spürte, wie er sie von hinten Umarmte und sie erneut an seinen Körper drückte.   „Öffne deine Augen, mein Engel“   , zischte er leise in ihr Ohr. Nur langsam, um noch etwas Zeit zu schinden, öffnete sie ihre Augen ohne Wiederrede und sah auf das grausame Bild, das sich vor ihr erstreckte. Ren und Yoh lagen keuchend am Boden und rangen nach Luft. Run war bewusstlos geworden, doch sie lebte noch. Ihre Freunde schienen keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen zu haben. Sie konnte feine Blutrinnsale sehen, die aus kleinen Wunden flossen, sie hatten jedoch keine Brandverletzungen oder ähnliches, wie sie es erwartet hätte.   „Sie werden keine bleibenden Schäden davontragen“, hörte sie Haos Stimme erneut nahe an ihrem Ohr „Ich habe mein Versprechen gehalten also halte auch deines“   Sie nickte leicht ohne ihren Blick von ihren Freunden abzuwenden. Sie würde ihr Versprechen halten. Das war sie ihnen schuldig. Hao hatte mehr als nur deutlich gezeigt, zu was er fähig war. Es war ihre Schuld, dass es soweit hatte kommen müssen. Es war ihre Schuld, dass Hao derartige Maßnahmen gegen ihre Freunde ergriffen hatte und sie wollte auf keinen Fall, dass ihretwegen erneut irgendeiner von ihnen leiden musste. Niemand sollte mehr verletzt werden, niemand sollte mehr Opfer bringen müssen nur um sie zu beschützen. Tränen rannen noch immer ihre Wangen hinab als Hao ihre Haare nach hinten strich und ihr leichte Küsse auf den Nacken hauchte.   „Nimm abschied, von deinem alten Leben, Anna“   Mit aller Kraft unterdrückte sie ein Schluchzen als ihre Augen auf die ihres Verlobten trafen, der genauso wie Ren noch immer nach Luft ringend am Boden lag und mit ansehen musste, wie Hao ihr grinsend über die Wunden an ihrem Hals leckte.   „Ich hab doch gesagt, dass sie mir gehört, Bruderherz“, hörte sie Hao hinter sich an ihren Verlobten gewandt sagen ehe er sie zu sich herumdrehte um ihr einen Kuss aufzudrücken, den sie weder erwiderte noch unterbrach. Es dauerte einige Sekunden bis Hao sich wieder von ihr löste und dennoch schien es Anna als wenn es Stunden in Anspruch nahm. Dieser Kuss, wie kurz er auch gewesen sein mag, schien Anna jeglichen Sauerstoff zu entziehen denn sie wusste genau, was dieser Kuss, vor den Augen ihres Verobten, vor den Augen ihres Freundes zu bedeuten hatte. Dieser Kuss besiegelte den Pakt, den sie mit dem Teufel geschlossen hatte. Mit diesem Kuss verkaufte sie sich endgültig an ihn. Ab diesem Zeitpunkt würde sie tun müssen, was er von ihr verlangte, wenn sie nicht wollte, dass er ihr alles nahm. Wenn sie nicht wollte, das er zu ende brachte, was er vor langer Zeit begonnen hatte. Den Krieg gegen seinen eigenen Bruder, aus dem Hao ganz klar als Sieger herausgehen würde.   „Wir sollten gehen“   Erneut nickte sie nur leicht als plötzlich Spirit of Fire wie aus dem nichts hinter ihnen erschien. Hao wandte sich sofort zu seinem Schutzgeist um doch Anna blieb noch einen Moment stehen. Sie konnte ihre Freunde nicht einfach so liegen lassen.   „Bitte nicht… Anna…“, erklang das leise keuchen und sie wandte ihrem Verlobten ihren Blick zu. Er hatte eine Hand nach ihr ausgestreckt und versuchte sich aufzurichten. Anna wandte sich kurz an Hao, der in ihren Augen zu lesen schien, was sie vorhatte. Er nickte lediglich leicht und wandte sich dann erneut ab um auf die Hand seines Schutzgeistes zu steigen während Anna langsam auf ihren Verlobten zu trat und sich vor ihm angekommen hinkniete. Sanft legte sie ihm eine Hand auf seine Wange. „Anna... nicht...“, keuchte er erneut „Ich... beschütze dich...“ Trotz der Tränen auf ihren Wangen schüttelte sie ihren Kopf mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Dazu bist du nicht in der Lage, Yoh“, flüsterte sie leise, so leise, dass selbst Yoh Schwierigkeiten haben musste um sie überhaupt zu verstehen „Keiner von euch ist dazu in der Lage“ Sowohl Anna als auch Yoh war bewusst, dass Annas Worte der Wahrheit entsprachen. Niemand von ihnen war in der Lage- und wie es aussah würde auch niemals jemand in der Lage sein Hao aufzuhalten. „Anna-“, begann Yoh doch die Blonhaarige schnitt ihm das Wort ab indem sie ihm einen Finger auf die Lippen legte und erneut leicht den Kopf schüttelte. „Hör zu, Yoh...“, flüsterte sie genauso leise wie zuvor „Es ist vorbei...“ Diese Worte schienen Yoh das Herz aus der Brust zu reißen und Anna konnte es genau sehen. Diesen Schmerz in seinen Augen. „Es ist vorbei...“, wiederholte sie erneut. Nicht um es ihm klar zu machen, sonder auch um es sich selbst klar zu machen. Diese Worte, die sie niemals über die Lippen hatte bringen wollen, verließen nun ihren Mund und es klang so verdammt falsch. Es klang, wie ein riesiger Fehler, ein riesiges Opfer, dass sie bringen musste. „Bitte...“, schluchzte sie leise, rang um Haltung. Sie versuchte es hinter sich zu bringen, versuchte es so schnell wie möglich zu beenden. „Bitte... halte dich von mir fern... Ihr alle...“ Annas Schmerz schien ein neues Stadium zu erreichen als nun auch über Yohs Wangen Tränen rannen. Leicht schüttelte sie ihren Kopf. Er sollte ihretwegen nicht weinen. "...ich bin es nicht wert" Ihr war vollkommen bewusst wie sehr es Hao wohl verärgern würde und dennoch nahm sie das Gesicht ihres Verlobten in beide Hände, schloss ihre Augen und gab ihm einen letzten Kuss, in den sie all ihre Liebe für ihn steckte. Yoh erwiderte den Kuss, hob trotz seiner Schmerzen eine seiner Hände und legte sie ihr in den Nacken um sie enger an sich heranzuziehen. Beide wussten, dass dies wohl ihr letzter Kuss sein musste. Wahrscheinlich sogar das letzte Mal an dem sie sich sehen würden und dieser eine Moment würde es sein, den sie beide in ihren Herzen würden behalten müssen. Dieser Moment in dem sie das letzte Mal die Liebe des anderen spüren durften. Das letzte mal an dem Anna noch das Mädchen war, dass Yoh liebte. Das letzte mal, bevor Hao sie gänzlich zerstören würde. Das letzte Mal bevor sie ihre Liebe endgültig aufgeben mussten. Nur langsam, widerwillig lösten sie sich voneinander. Anna schloss sofort ihre Augen, wandte ihren Blick ab. Sie wollte dies alles so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie wollte es so schnell wie möglich beenden. Sie musste. „Anna...“, keuchte Yoh erneut doch Anna ließ sich davon nicht aufhalten. Sie erhob sich langsam, sah ihn nicht eine Sekunde lang an „Ich liebe dich, Anna“ Sie erwiderte nichts. Schüttelte lediglich leicht den Kopf und wandte sich nun gänzlich von ihm ab. Die Tränen auf ihren Wangen schienen kein Ende mehr nehmen zu wollen als sie langsam auf Hao zuging. Bei ihm angekommen, nahm sie die von Hao dargebotene Hand ohne weitere Worte an und ließ sich von ihm auf die Hand seines Schutzgeistes ziehen. Kaum stand sie mit Hao zusammen auf der Hand des Spirit of Fire, schon erhob er sich mit ihnen zusammen in die Lüfte. Anna zwang sich nicht auf dieses Schlachtfeld des Grauens zu blicken, das gesäumt war von den verletzen Körpern ihrer Freunde. Sie zwang sich stark zu bleiben obgleich sie ihr Herz in ihrer Brust brechen spürte. Sie wollte zurück. Zurück zu Run, Ren, zurück zu Yoh. Sie wollte nicht ohne sie leben und zu sehen, wie sie sich nun langsam von ihnen entfernte, machte ihr immer mehr klar, dass es vorbei war. Ihre Liebe hatte keine Zukunft mehr. Nicht, wenn sie nun mit Hao mitgehen würde. Trotz dieser Gewissheit drehte sie sich nicht mehr um. Langsam schloss sie ihre Augen aus denen noch immer unaufhörlich die Tränen kamen, als Hao eine Hand um ihre Talje legte und sie leicht an sich zog. Sie fühlte sich wie im Rausch. Unfähig sich gegen seine Berührungen zu wehren.   „Du hast die richtige Entscheidung getroffen“   Die Stimme ihres Verlobten erklang leise in ihrem Kopf und übertönte die Stimme Haos vollkommen.   °…Ich liebe dich, Anna…°   Sie spürte, wie ihr Herz brach doch zeigte sie es nicht. Es zerriss sie doch sie durfte Hao nichts von sich offenbaren. Das war nun einmal der Preis, den sie zahlen musste und nun wusste sie auch was es bedeute, sich vollkommen aufzugeben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)