Ikuoku no CHANDELIER von -Touya- (Meine Liebe Wieder ~ Tora x Hiroto) ================================================================================ Prolog: Fear ------------ „…Hiroto-san! Ihre Noten werden immer schlechter! Woran liegt das?“ Hiroto stand etwas hilflos vorm Lehrertisch, den Blick zum Boden gesenkt und zuckte mit den Schultern. „Wenn Sie die nächste Mathematikarbeit nicht mit mindestens einer 3 bestehen, können Sie das Jahr wiederholen.“ Die Lehrerin durchblätterte ihre Unterlagen und sah anschließend wieder über die Brille auf Hiroto hinab. „Ich kann Ihnen einen Nachhilfelehrer anbieten. Auch wenn ich glaube, dass Sie ein hoffnungsloser Fall sind, sollten Sie es wenigstens probieren.“ Sie reichte ihm einen Zettel mit einer Telefonnummer und einer Adresse. Hiroto trottete langsam auf den Schulhof, wo Nao ihn schon erwartete. „Und? Was wollte die Alte von dir?“ Nao konnte sich die Antwort bereits aus Hiroto’s genervten Blick deuten und bekam auch schon im nächsten Moment den Zettel in die Hand gedrückt. „Nachhilfelehrer.“ Nuschelte Hiroto und starrte betrübt durch die Gegend. „Hmm….Ist doch gut, oder nicht?“ fragte Nao, während er sich immer noch das Blatt Papier besah. „Gut?? Spinnst du?! Ich lass mir doch nicht von nem Fremden Mathe erklärn!!“ „Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor…“ überlegte Nao. „Immer noch besser, als sitzen zu bleiben, oder nicht?“ Hiroto’s Gesicht verdunkelte sich nun noch mehr. „Du hast ja keine Ahnung.“ Nao suchte nach Worten, die Hiroto die Situation eventuell doch noch schmackhaft machen könnten, doch dann wurde sein Gedankenfluss von einer Person unterbrochen, die ihn beim Vorbeigehen anrempelte. Es war einer von den älteren – den Coolen. „Oh man, Hiroto!“ Nao rüttelte aufgeregt an Hiroto’s Schulter, „hast du gesehen, wer das war??“ Hiroto schüttelte den Kopf. „Nö.“ „Das war Saga! Da!“ Er zeigte mit dem Finger hinter dem Jungen hinterher, während er sich noch mehr an seinen Freund klammerte. „Oh mein Gott ~ sieht der gut aus!!“ Hiroto befreite sich aus Nao’s Griff und hielt ihn von sich weg. „Alter! Bist du schwul oder was?“ „Nein~~ ich hab doch nur gesagt, dass der gut aussieht! Ich mein, guck ihn dir doch mal an!“ Während Nao verträumt in die Richtung sah, drehte sich Saga plötzlich zu ihnen um. Nao wirbelte erschrocken herum, griff Hiroto am T-Shirt-Zipfel und zog ihn hinter sich her. „Lass uns gehen.“ Als sie aus Saga’s Sichtweite waren, ließ Nao Hiroto auch wieder los. „Kann ich heute wieder mitkommen?“ fragte Nao. „Klar.“ Antwortete sein Freund, „Aber heute kann uns keiner Mittagessen machen. Meine Eltern sind unterwegs.“ „Ist doch cool~“ meinte Nao als er gerade einer Straßenlaterne auswich. „Dann können wir ja Musik aufdrehen!“ Den Rest des Weges lachten sie noch über diverse Dinge und am Haus angekommen, schloss Hiroto die Tür auf. Nao zog seine Schuhe aus, legte seine Tasche ab und lief zielstrebig in die Küche. „Oh! Hiroto! Hier liegt n Zettel für dich!“ rief er. „Ja… kann sein.“ Hiroto kam in die Küche geschlendert und las den Zettel, den ihm Nao schon entgegenhielt. »Hallo Schatz! Ich hab dir Essen vorbereitet! Es steht in der Mikrowelle und muss nur noch warm gemacht werden! Bis heute Abend, Mama.« „Dann müssen wir uns das Essen wohl teilen.“ Sagte er zu Nao, der mittlerweile schon am Küchentisch Platz genommen hatte. Nach dem Essen gingen beide in Hiroto’s Zimmer, wo sich Nao gleich erstmal aufs Bett schmiss. Hiroto legte eine seiner X-Japan CDs auf, setzte sich auf den Boden und blätterte in einem Schulbuch. „Hilfst du mir bei den Hausaufgaben?“ Nao seufzte. „Ich würde sagen, du rufst zuerst einmal diesen Typen da an.“ „Ne…“ „Doch!“ Nao stand auf, holte sein Handy heraus und drückte es Hiroto in die Hand. „Du machst das jetzt!“ Hiroto grummelte vor sich her während er lustlos den Zettel mit der Adresse und der Telefonnummer aus seiner Hosentasche zog. Natürlich wusste er, dass Nao es nur gut mit ihm meinte, trotzdem hasste er es, wenn er so drauf war. „Ähhh!! HALLO!“ brüllte Hiroto in den Hörer, „Ich…öhm…na ja~ wollte wegen Nachhilfe fragen...“ Nao schlug sich die Hand gegen die Stirn. Wie peinlich war das denn?... „Mein Name ist Ogata Hiroto... Ja…ok….genau….“ Hiroto wurde ungewohnt kleinlaut. „Alles klar….bis dann…“ „Und?“ Nao machte ein neugieriges Gesicht. Hiroto’s Gesicht hingegen wirkte eher eingeschüchtert. „Der is voll böse! Der war total unfreundlich!“ entgeistert schnappte Hiroto nach Luft. „Ich wiiiill niiiiiich~“ Mitfühlend klopfte ihm Nao auf die Schulter. „Ach, das wird schon. Wann ist denn die erste Stunde?“ „Schon morgen~…“ wimmerte Hiroto, „15:00 Uhr…“ Kapitel 1: Fortune ------------------ Am nächsten Mittag ging Nao wieder mit zu Hiroto, um sicher gehen zu können, dass er auch wirklich zu der besagten Nachhilfestunde gehen würde. Bis 15:00 Uhr hatten sie noch einige Zeit und lagen gelangweilt auf Hiroto’s Bett herum, die weiße Decke anstarrend. „Ich will wirklich nicht.“ „Glaub ich dir. Aber ich will das nächste Schuljahr nicht neben irgendeinem Trottel sitzen müssen, deswegen MUSST du das jetzt durchziehen. Ich meins ja nur gut mit dir~“ Hiroto seufzte. „Weiß ich ja… aber der hat sich wirklich richtig böse angehört, wenn der mich angreift, dann bist du schuld!“ Nao richtete sich auf, stützte sich mit seinen Unterarmen ab und musste lachen. „Hiroto~ der wird dich doch nicht angreifen! Der bringt dir Mathe bei!“ Hiroto kam zu Nao hoch und guckte ihn misstrauisch an. „Aber du bist doch auch ganz gut in Mathe, da könntest du mir das genauso gut erklären!“ Nao erinnerte sich an die vielen Male zurück, an denen er versucht hatte, Hiroto Mathe beizubringen… »“Das geht so aber nicht!“ „Die Lehrerin hat das aber anders gesagt!“ „Neeeein, das macht man nicht so!“ „Du bist n schlechter Lehrer.“« Ja ja…immer hatte Hiroto etwas auszusetzen gehabt und irgendwann hatte er es aufgegeben. Aber nun würde sich ein anderer an Hiroto versuchen, auch wenn das Nao etwas zu denken gab, denn wenn Hiroto sich bei ihm genauso verhalten würde, wäre es um seine Zensuren nicht sonderlich gut bestellt… „Also, du weißt genau, dass du bei mir sowieso nur ständig rummeckerst. Außerdem isses jetzt schon kurz vor. Vielleicht sollten wir besser losgehen…“ Hiroto brummte laut. „Och nöööö~………“ Nao zerrte seinen Kumpel vom Bett und sie machten sich startklar und gingen los. „Wo war das noch mal?“ fragte Hiroto, hielt den Zettel in der Hand und verglich die angegebene Straße mit den Straßenschildern. „Ich denke, wir müssen da lang!“ Hiroto vertraute auf Nao’s Orientierungssinn, weil er praktisch immer wusste, wo’s langging und folgte ihm. Nur wenige Minuten später hatten die beiden ihr Ziel erreicht und blieben vorne vor dem kleinen Holztor des Hauses stehen. „So…den Rest musst du selber machen.“ Sagte Nao, schenkte Hiroto noch ein aufmunterndes Lächeln und hielt ihm das Tor auf. Unsicher trottete Hiroto zur Haustür und blieb vor ihr stehen. „Na los~ klingel schon!“ „Ich trau mich nich!....“ Hilflos stand Hiroto da. „Alles muss man selber machen….“ Murmelte Nao, ging zur Tür an Hiroto vorbei und klingelte. „WAH! Das kannst du doch nich machen!!!“ Hiroto war entsetzt. „Doooch~ kann ich. Viel Spaß~ und ruf mich an!“ sagte Nao, haute schnell ab und versteckte sich hinter einer Mauer. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür. „Oh! Du musst Hiroto-kun sein, nicht wahr?“ Eine schlanke, noch recht jung wirkende Frau stand im Eingang und schenkte Hiroto eine freundliche Begrüßung. „Komm doch herein. Amano wartet in seinem Zimmer auf dich.“ Die Frau deutete auf eine Treppe, die Hiroto nun hochzusteigen begann. „Ich bringe euch gleich etwas zu Trinken.“ Unsicher klopfte Hiroto gegen die Zimmertür, wartete das „Herein“ ab, welches von der ihm wohlbekannten unfreundlichen Stimme kam und betrat anschließend den Raum. Es war ein recht geräumiges und vor allem aufgeräumtes Zimmer, mindestens doppelt so groß wie Hirotos und wahrscheinlich fünf mal ordentlicher. Den Mittelpunkt stellte ein großes, blau bezogenes Bett dar. Auf diesem saß, mit dem Rücken zu ihm gedreht, ein Junge und spielte Gitarre. Hiroto war erst mal erstaunt, dann verwundert und anschließend wieder eingeschüchtert. „Hallo!“ sagte er vorsichtig. Der Junge schenkte ihm keine Beachtung, setzte sein Spiel fort. Er war gar nicht mal schlecht. Ganz im Gegenteil. Hiroto war fasziniert, wie schnell seine Finger über den Gitarrenhals flitzten und wie perfekt sich jeder einzelne Ton anhörte. Neugierig kam er näher, um sich die Sache genauer anzugucken. Nach einer Weile hörte der Junge auf zu spielen. „Was ist?“ fragte er, „Noch nie ne Gitarre gesehn?“ „Ne. Ähm, ich meine schon, aber nicht so... echt!“ Der Junge lachte. „Ich bin übrigens Tora.“ Hiroto sah ihn schief an. Wollte er ihn jetzt verarschen? „Verstanden?“ fragte er noch mal nach. Er meinte es anscheinend ernst. Hiroto zuckte mit den Schultern. „Klar...“ „Was hörste denn so an Musik?“ Hiroto freute sich, dass der Junge, der Tora genannt werden will, anscheinend doch netter ist, als er gedacht hatte. „Ich mag X-Japan.“ Tora streckte den Daumen in die Höhe und begann erneut, in die Saiten zu schlagen. Hiroto erkannte sofort die bekannte Melodie und war total begeistert. „Jungs~!“ Toras Mutter kam mit einem Tablett ins Zimmer. „Amano! Du wirst doch nicht fürs Gitarre spieln bezahlt! Schon vergessen? Du wolltest dem Kleinen Mathe beibringen!“ Etwas unsanft stellte sie das Tablett auf den Tisch, um Tora im nächsten Moment eine Kopfnuss zu verpassen. Darauf wendete sie sich an Hiroto. „Eine kleine Erfrischung für euch. Viel Spaß beim Lernen!“ dann wuschelte sie ihm durchs Haar und verschwand wieder. „Also dann...“ Tora legte die Gitarre beiseite. „Was kannst du denn alles nicht?“ Hiroto dachte kurz nach. „Tja... hm...“ Er holte sein Mathebuch heraus, um Tora die Seiten zu zeigen. „WAS? Vielleicht sollte ich eher fragen, was du überhaupt kannst!“ An diesem Nachmittag lernte Hiroto zwar nicht viel, aber immerhin um Längen mehr als in den gesamten letzten zwei Wochen. Beim Verabschieden bedankte er sich nochmals. Sie beschlossen, sich am nächsten Tag wieder zu treffen, da die nächste Mathearbeit bereits in der nächsten Woche anstand und sie bis dahin noch sehr viel nachzuholen hatten. Kapitel 2: Disappointment ------------------------- Am nächsten Morgen war Hiroto etwas spät dran, aß nur die Hälfte seines Frühstücks und stürmte aus der Haustür. „Hi Nao!“ begrüßte er seinen Freund, der an der Straße bereits auf ihn wartete. „Morgeen~! Und, wie wars gestern? Du hast es ja nicht für nötig gehalten mich noch mal anzurufen!“ Nao spielte beleidigt, und verschränkte die Arme um seine Darstellung noch glaubwürdiger zu machen. „Jaaaa~ Ich weiß. Tut mir leid….meine Mutter hat gestern so lange telefoniert und da bin ich nich noch mal dazu gekommen… aber ist ja auch egal! Eigentlich hatte ich vor, dir das jetzt alles zu erzählen, aber das geht jetzt auch nicht, weil ich nämlich so was cooles geträumt habe, dass ich dir davon erst mal erzählen muss, bevor ich den Traum wieder vergessen hab!!“ Nao war enttäuscht. Eigentlich wollte er jetzt wissen, was gestern war, aber so schlimm konnte es ja nicht gewesen sein, sonst wäre sein Freund wesentlich deprimierter drauf gewesen. „Na gut…..erzähl.“ Und so laberte Hiroto den ganzen Weg und bis Unterrichtsbeginn von seinem Traum. Im Klassenraum angekommen war er endlich fertig und Nao halb eingeschlafen. Nach der Begrüßung setzten sie sich wie alle anderen wieder hin und schlugen ihre Hefte auf. „Und? Wie wars jetzt gestern?“ wollte Nao wissen. „Ach ja! Ja, war total cool!!“ „Echt? Also war er kein Griesgram?“ „Neeeee~! Der is total…“ Hiroto wurde von der Lehrerin unterbrochen. „Hiroto-san! Ruhe da jetzt!“ Was seine Lehrerin meinte war ihm allerdings relativ egal. Was er zu erzählen hatte war im Moment wichtiger und so flüsterte er eben. „Der is total cool! Und außerdem spielt er Gitarre, mag die gleiche Musik wie wir und kann sie sogar spielen!!“ „Cool~! Na dann ist es ja ganz gut gelaufen. Und was ist mit Mathe?“ „Ach ja~ Mathe haben wir auch gemacht. Das ging ganz gut.“ „Also hat es sich mal wieder ausgezahlt auf mich zu hören!“ Diesen Spruch konnte sich Nao einfach nicht verkneifen. „Ja…irgendwie schon. Aber weißt du was?“ „Öhm….ich wette, du wirst es mir so oder so sagen, stimmt’s?“ „Ja, aber ne. Hier. Is ja egal! Jedenfalls werd ich dir den mal vorstellen!“ „WAS? Du willst mich nicht allen Ernst da morgen Nachmittag mitschleppen?“ „NAOYUKI-SAN UND HIROTO-SAN! Jetzt reicht es aber! RUHE!“ Die beiden zuckten für einen kurzen Moment zusammen. „Neeeeeein~ wo du schon wieder hindenkst! Ich stell ihn dir in der Pause vor!“ „Achso…ja…na ja, bist du dir da auch sicher?“ „Natürlich bin ich mir sicher! Du wirst ihn ganz bestimmt auch mögen!!“ Als die Schulglocke endlich zur Pause läutete, war Hiroto der erste, der aufsprang, seine Sachen zusammenräumte und sich schließlich Nao schnappte. „Na, komm schon~“ drängelte er, Nao hinter sich herziehend. Nao hatte echt Probleme damit, beim Laufen alle Sachen in seine Tasche zu stopfen, ohne dabei etwas zu verlieren. „Hiroto! Die Pause ist 20 Minuten lang! Wir müssen uns nicht so beeilen!!“ Auf dem Schulhof angekommen sah sich Hiroto erst mal ungeduldig um. „Wo bleibt er denn?“ Nao seufzte und lehnte sich gegen eine Bank. „Wolln wir nicht lieber erst mal was essen gehen?“ „Hast du nicht gefrühstückt?“ „Doch schon, aber..“ „DA IST ER!“ unterbrach ihn Hiroto und Nao schaute verwundert in die Richtung, in die Hirotos Finger deutete. „Und welcher davon ist das jetzt?“ „Komm mit! Zeig ich dir!“ Hiroto lief erfreut, mit Nao im Schlepptau, auf die Gruppe älterer Jungen zu. „Hey, Tora!“ Niemand schenkte Hiroto Beachtung. Also versuchte er es ein weiteres Mal. „Tora, hallo!“ Einer der Jungen drehte sich nun um. „Tora? Ich glaub, der Zwerg da will irgendwas von dir.“ Nun senkte sich auch Toras Blick auf Hiroto herunter. „Sind das deine neuen Freunde?“ Lachte ein anderer. Dies brachte auch Tora zum Grinsen. „Ach was~“ sagte er, „Keine Ahnung, was die wolln.“ „Was ist los?“ begann der andere wieder, „Was wollt ihr von Tora?“ Hiroto sah entsetzt und hilfesuchend zu Nao herüber, doch dieser stand dort, mit offenem Mund und rührte sich nicht. „Verzieht euch, ihr Plagen.“ Nun trat ein bisher unbeteiligter vor und stieß dem Jungen in die Rippen. „Jetzt seid doch bitte nicht so fies!“ „Shou, halt’s Maul.“ Hiroto allerdings war damit klar, dass sie anscheinend nicht erwünscht waren. Weder von Tora, noch von den anderen. Enttäuscht ging er mit Nao, dessen Kinnlade noch immer heruntergeklappt war, Richtung Kantine. „Ich weiß doch auch nicht, warum Tora jetzt so war...“ „Oh mein Gott, oh mein Gott, ...“ „Gestern war der wirklich anders! Vielleicht... sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“ Hiroto blieb stehen. „Hast du denn nicht gesehen, wer das da war, neben deinem Tora?“ „Ne. Du meinst diesen unfreundlichen? Den kenn ich nicht.“ „Doch, verdammt! Hatte ich dir doch gestern gezeigt. Das ist Saga! Oh man... Stell dir das mal vor! Der Freund vom Nachhilfelehrer meines besten Freundes ist der bestaussehendste Kerl der Schule!“ „Ja, und? Trotzdem ist er n Arschloch. Da bringt ihm sein Aussehen auch nicht mehr viel.“ „Oh mein Gott, stell dir das doch nur mal vor!“ Hiroto verdrehte die Augen. Er fand es viel wichtiger, dass Tora so unerwartet reagiert hatte. Er konnte es sich einfach nicht erklären, warum er plötzlich so unfreundlich gewesen war. Sie setzten sich an einen Tisch und Hiroto stützte betrübt seinen Kopf mit seiner Hand. „Wolltest du dir nicht was zu Essen holen?“ fragte er und blickte Nao erwartungsvoll an. Doch Nao schien in Gedanken versunken und schüttelte nur den Kopf. „Vielleicht später... Oder auch nicht.“ „Jetzt hör gefälligst auf, so komisch zu sein!“ protestierte Hiroto. Nao musste grinsen. Hiroto gab’s auf. Kapitel 3: Admiration --------------------- //Ich kann da nich hiiiin~!! Es wär wirklich besser, wenn ich wieder umdrehen würde. NEIN! Ich zieh das durch. Es geht mir NICHT um den, ich will nur Mathe lernen. Was denk ich denn schon wieder?! Ich kann doch nichts lernen, wenn ich ignoriert werde! Andererseits kann er mich nicht ignorieren, weil ich bei ihm zu Hause bin. Aber er kann böse zu mir sein! Ich will niiiich~// Hiroto ging in Gedanken versunken den Weg zu Toras Haus entlang und zog ein ziemlich gequältes Gesicht. Vor Tora’s Haustür blieb er noch einige Zeit stehen, bevor er sich wirklich dafür entschied doch nicht wegzugehen. Nur kurz nach dem Klingeln erschien auch Tora’s Mutter freudestrahlend in der Tür und bat ihn rein. Mit jedem weiteren Schritt die Treppe hoch bekam Hiroto mehr Angst davor, dass Tora gleich wieder böse zu ihm sein könnte. Bevor er an der Tür klopfte, atmete er noch einmal tief durch. „Hi Hiroto!“ Tora lächelte ihn freundlich an. „Was ist denn los? Hast du deine Stimme bei Ebay verkauft?“ „Äh…ne, sorry! Ich war nur grad….etwas….irritiert.“ „Warum? Setz dich erstmal.“ sagte Tora und zeigte auf ein großes Sitzkissen. „Ach, wegen nichts wichtigem….“ „Achso. Na dann können wir ja anfangen. Hast du dein Buch?“ Hiroto kramte in seiner Tasche, zog sein Mathebuch hervor und legte es Tora vor die Nase, der gleich darin blätterte. Dann fingen sie an zu lernen, Tora erklärte und Hiroto verstand. Hiroto wunderte es sehr, dass sein Gegenüber jetzt plötzlich wieder so normal bzw. eher sogar ziemlich nett zu ihm ist, wo er vor ein paar Stunden doch noch so unfreundlich war. „Ja~ genau. Und dann so….siehst du?“ So wie Tora erklärte, ging es viel einfacher, als bei Nao oder den Lehrern. Er konnte es einfach. Doch dann klopfte es an der Tür. „Ja?“ rief Tora genervt. „Hallo ihr fleißigen Mäuse!!“ „Mutter….wir sind keine Mäuse!“ Tora waren diese Bezeichnungen immer unheimlich peinlich. Selbst bei seinen anderen Freunden kam seine Mutter mit dieser Tour. Allerdings konnte sich Hiroto ein Grinsen nicht verkneifen. „Ach was Amano-chan. Das weiß ich doch. Ich hab euch etwas zu Naschen gebacken. Haferkekse!“ „Hafer…kekse. Ja, ist gut. Dankeschön, wir möchten jetzt weiterlernen.“ sagte Tora und winkte seine Mutter ab. „Willst du mich etwa loswerden?“ seine Mutter stellte die Kekse zu den beiden und lachte. „Natürlich nicht. Wir möchten nur lernen.“ „Ja~….Hiroto-chan, du musst wissen, Amano war schon damals ein fleißiges Kindchen. Er hat seinem Opa immer gerne beim Kartoffeln ernten geholfen oder mir beim Abwasch, obwohl er dabei mehr Teller zerbrochen als gewaschen hat…“ Hiroto musste lachen, ließ aber nur ein leises Kichern zu, weil er ja wusste, dass Tora diese Geschichten bestimmt NICHT hören wollte. „MUTTER! Also, wir würden WIRKLICH gerne weiterlernen. Wenn du so nett wärest…“ Tora stand auf, schob seine Mutter nach draußen und machte die Tür zu. „Wahh~ beachte nicht das, was meine Mutter sagt. Das meiste stimmt eh nicht.“ Seufzend setzte er sich wieder zu seinem Schüler. „Tora?“ „Ja~?“ „Spielst du schon lange Gitarre?“ wollte Hiroto wissen und zeigte auf Tora’s schwarze Gitarre, die auf seinem Bett lag. „Relativ….Wieso?“ „Na ja….“ Hiroto wusste nicht recht, was er sagen sollte. „Find ich cool. Ich würde auch gern spielen können.“ „Echt? Hm... Na dann komm~ gelernt haben wir für heute sowieso schon genug!“ Er half Hiroto auf, ließ ihn sich aufs Bett setzen und drückte ihm die Gitarre in die Hand. Hiroto war total verloren und hatte keinen Plan, wie man mit so etwas umgehen sollte. Tora setzte sich näher neben ihn und legte seine Finger auf die Saiten. „Versuch erst mal anzuschlagen.“ Hiroto begann etwas unbeholfen, doch schnell wurden seine Bewegungen gleichmäßiger. „Nicht schlecht!“ meinte Tora, „Also Taktgefühl hast du.“ Plötzlich flog die Tür auf. „WAS IST HIER LOS?“ Toras Mutter war anscheinend noch nicht soweit weggewesen, als dass sie die Gitarre hätte überhören können. „Wie oft denn noch? Amano, du wirst nicht als Musik-, sondern als Mathelehrer bezahlt.“ Vor Schreck legte Hiroto die Gitarre so weit weg wie möglich und versuchte unschuldig zu gucken. „Jaa... Ist ja gut.“ Grummelte Tora. Doch seine Mutter gab sich erst damit zufrieden, als er wieder nach dem Lehrbuch griff. Dann verschwand sie. „Weißt du was?“ meinte Tora kurz darauf, „Wir können uns dafür ja mal extra treffen.“ Hiroto sah ihn etwas unsicher an. Hatte er wirklich nichts besseres zu tun, als sich mit ihm zu treffen, OHNE dafür Geld zu kriegen. Wohl kaum. „Wie wär’s mit morgen? Hast du da Zeit?“ Hiroto zuckte mit den Schultern. Tora hakte nicht noch einmal nach. Hiroto bekam immer mehr das Gefühl, ein perfektes Angebot abgelehnt zu haben. Wieso hatte er nicht einfach „Ja“ sagen können? Es wurde später. Tora brachte Hiroto zur Tür. „Überleg es dir noch mal. Du weißt schon. Wegen morgen.“ Sagte er mit einem Grinsen im Gesicht, „Ich ruf dich an.“ Kapitel 4: Impatience --------------------- Es war ein schöner, sonniger Samstagmittag, an dem Hiroto noch immer in seinem Bett lag und tief und fest schlief. Wahrscheinlich hätte er so auch noch 3 weitere Stunden verharrt, wäre nicht seine Mutter reingeplatzt gekommen. „Liebling~ hier ist jemand am Telefon für dich.“ „TORA!“ „Wie bitte? Das war sicher nur ein böser Traum.“ Sagte sie und reichte ihm den Hörer. „Hey, Hiroto! Na, schon wach?“ Hiroto sank zurück in sein Kissen und stöhnte genervt. „Hallo Nao. Ja, du hast mich geweckt.“ Nao freute sich. „Was machen wir heute?“ fragte er gut gelaunt, „Gehen wir Schwimmen? Oder Eisessen? Oder eventuell doch ins Kino?“ Hiroto ließ ein weiteres Stöhnen hören. „Nee... Hab keine Zeit.“ „Wie bitte?“ Nao konnte es merklich nicht fassen, „Was soll das heißen? Du hast doch immer Zeit!“ „Ja...“ Antwortete Hiroto, „Aber heute nicht.“ „Hm... Na gut, wenn das so ist...“ „Tut mir Leid.“ „Schon gut. Bis später!“ „Bye...“ Und wiedereinmal hatte Hiroto ein schlechtes Gewissen wegen Nao. Oder eher wegen Tora. Oder doch wegen sich selbst? Darüber machte er sich keine weiteren Gedanken, da er nicht schon am frühen Morgen vorhatte, sein Gehirn mit unwichtigen Daten zu belagern. Nachdem er mehr oder weniger aufrecht stand, schlurfte er langsam in die Küche. Seine Mutter war bereits damit beschäftigt, das Mittagessen zu kochen. „Du Langschläfer!“ sagte sie, ohne ihn dabei anzusehen. Doch das hätte Hiroto sowieso nicht mitgekriegt, da er seine Augen kaum aufbekam. Er beschloss, duschen zu gehen. Wäre eh besser, wenn er vorhatte, sich später mit Tora zu treffen... Wie bitte? Es war doch wohl egal, wie man beim Gitarre spielen riecht. Das versuchte er sich zumindest einzureden. Das kühle Wasser in seinem Gesicht verdrängte sofort seine schlechte Laune und die Gedanken, Nao einen Korb gegeben zu haben, verblassten nun auch. Erfrischt und mit einem Lächeln auf den Lippen aß er zu Mittag. Jetzt müsste nur noch Tora anrufen. Ja... Aber wieso tat er das nicht? Und wieso tat er es auch nach zweieinhalb Stunden nicht? Hiroto wurde langsam ungeduldig. Mittlerweile war es schon mitten am Nachmittag. Wahrscheinlich hatte er ihn vergessen. Oder ihm ist doch noch etwas eingefallen, was wichtiger war, als sich mit einem kleinen Jungen zu treffen. Das war sogar eher wahrscheinlich, weil Tora mit Sicherheit massenweise besseres zu tun hat. Allerdings war es irgendwann deprimierend, den ganzen Tag wartend in seinem Zimmer sitzend zu verbringen. Vielleicht sollte er einfach Nao anrufen und wenigsten den Rest des Tages mit ihm verbringen. Wenn er ihn überhaupt noch bei sich haben wollte. Vielleicht hatte er ja jetzt bei Nao verschissen? Wer wusste das schon. Bei Tora nicht. Sie waren ja nicht mal befreundet. Immer wieder sank Hirotos Blick auf das Telefon, welches er schon den ganzen Tag lang mit sich trug und nun neben ihm lag. Einige Male hatte er sich nun schon eingebildet, es würde klingeln. Aber das tat es nicht. Oder doch? Dieses mal hörte es sich doch sehr real an. Starke Halluzinationen? Hiroto ging vorsichtshalber doch ran. „Hiroto-kun? Hi, ich bin’s, Tora.“ ~ Hiroto hastete den Gehweg entlang. Es war noch nicht all zu spät. Knapp halb 6. Sie würden also genug Zeit haben. Schon erblickte Hiroto das Hause Shinji. Schnellen Schrittes ging er zur Haustür und klingelte. Es dauerte nicht lang, da wurde ihm geöffnet. Diesmal war es allerdings Tora selbst, der ihn hereinbat. „Meine Eltern sind heute bei einem Musical. Wir haben also die ganze Bude für uns.“ Er führte Hiroto ins Wohnzimmer. Es war hell und wirkte steril. Ein weißes Sofa, daneben ein weißer Sessel, vor einem hellen Couchtisch und einem großen Flachbildfernseher. Dieser Familie mangelte es anscheinend nicht am Geld. „Setz dich.“ Sagte Tora, „Ich hol nur kurz das Equipment und was zu futtern.“ Dann verschwand er. Hiroto ließ sich auf dem großen Sofa nieder und wartete gespannt auf Tora, während er sich noch ein wenig umsah. An den Wänden hingen vereinzelt riesige Gemälde. Hiroto überlegte, dass seine Mutter so etwas als geschmacklos eingestuft hätte, doch er selbst fand sie eigentlich ganz schön. Er hörte, wie Tora durchs Haus wuselte und dabei immer wieder schimpfte. „Scheiß Stuhl! Was steht der hier auch so blöd rum.“ Kurze Zeit später kam er vollbepackt mit Gitarre und Verstärker wieder, stellte die Sachen kurz neben dem Couchtisch ab und düste wieder los. Hiroto saß etwas verwirrt da… Dann kam Tora wieder, mit mehreren Chipstüten und einem Sixpack Bierdosen. „So. Das dürfte für den Anfang reichen~“ schnaufte er abgemüht und ließ sich aufs Sofa plumpsen. //Bier?!// „Glaub ich auch….“ Meinte Hiroto beiläufig, nur um etwas gesagt zu haben. Tora schnappte sich die Gitarre und hing sie ihm um. „Jetzt machst du’s genauso wie gestern~“ sagte er und kam etwas näher um seinem Schüler die Finger auf dem Gitarrenhals richtig anzuordnen. „Hm….ok. Und jetzt? Wieder die Saiten hauen?“ fragte Hiroto etwas hilflos. Tora lachte. „Ja, genau. In die Saiten hauen!“ Er stand nochmals auf, um diesmal das Kabel der Gitarre in den Verstärker zu stöpseln. Plötzlich ertönten kaum erträgliche Klänge aus dem viel zu laut aufgedrehten Verstärker, welche die beiden zusammenzucken ließen. „AHH! Ok, vielleicht etwas zu laut….“ „Ich schätze, dass ich daran noch etwas üben muss….“ sagte Hiroto verlegen. „Dafür bist du doch jetzt hier. Komm, ich zeigs dir~“ Tora kniete auf das Sofa und rutschte hinter Hiroto. „So~“ Diesem stieg eine leichte Röte ins Gesicht und er wusste nicht recht, ob ihm noch ganz wohl bei der Sache war. Tora richtete Hiroto’s Finger am Griff, legte seine Hand auf die von seinem Schüler und schlug damit sanft die Saiten an. „Siehst du?“ Hiroto war überrascht. Es hörte sich gar nicht mal so schlecht an. Nach einigen weiteren Versuchen wurde Hiroto seiner Sache immer sicherer. „Du bist wirklich nicht schlecht!“ bemerkte Tora und Hiroto musste grinsen. Von Zeit zu Zeit beherrschte er ein, zwei Griffe schon ganz gut und Tora zeigte ihm, wie er diese paar Akkorde hintereinander spielen soll. Hiroto war voll bei der Sache und konzentrierte sich ganz auf den Rhythmus und die Akkorde. Ein paar Mal kam er aus dem Takt und einige andere Male wusste er gar nicht mehr weiter, aber dann war Tora sofort zur Stelle. Dafür, dass Hiroto gestern das erste Mal eine Gitarre in den Händen hielt, war er heute eigentlich schon recht gut. „Mist. Das war falsch. Ich fang noch mal an.“ Tora musste schmunzeln, als er sah mit wie viel Enthusiasmus Hiroto auf der Gitarre klimperte. Es schien ihn wirklich zu begeistern und damit war das ja schon mal ein guter Anfang. Dann klingelte es plötzlich an der Tür und Hiroto unterbrach sein Spielen. „Hm? Wer kann das denn jetzt sein?“ fragte sich Tora und ging, um die Tür zu öffnen. „Hi Saga…“ //SAGA? Der Typ, den Nao so toll findet?! HIER?// „Hey na...“ kam es zurück. „Was machst du denn hier?“ Kurzes Zögern. „Wie, was mach ich hier? Schon vergessen? DVD-Abend zur Feier der sturmfreien Bude. Man. Du warst auch schon mal besser beim Gitarre spielen! Das hat sich ja schrecklich angehört!“ Saga betrat ohne zögern das Haus und latschte ins Wohnzimmer, wo er auf einen kleinen Hiroto stieß, der Tora’s riesige Gitarre in den Händen hielt. „Was macht denn der Zwerg hier?!“ wollte Saga wissen und zeigte auf Hiroto. Tora war die Situation etwas peinlich und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. „Äh hehe~…Na ja, also das ist mein Nachhilfeschüler.“ antwortete er. „Mhh….Na ja. Oh! Du hast Bier! Ich bin mal so frei~“ sagte Saga, nahm sich eine Dose und ließ sich neben Hiroto nieder, den er nicht weiter beachtete. Hiroto war äußerst irritiert und wollte in Saga’s Gegenwart schon mal nicht weiterspielen und so legte er die Gitarre beiseite und saß stumm da. „Ja…..sei so…frei.“ murmelte Tora, der Hiroto einen entschuldigenden Blick zuwarf. Saga war heute mal wieder äußerst auffällig angezogen. Ein extrem knappes Oberteil, was bei jeder Bewegung Haut zeigte und welches sofort auffiel. Auch in der Schule schaffte er es immer, trotz Schuluniform, auffälliger auszusehen, als alle anderen. Aber das wusste Hiroto eigentlich auch nur, weil Nao ständig davon redete. „Ich hab uns ein paar DVDs ausgeliehen. Hau mal irgendeine rein.“ Meinte Saga, legte seine Füße auf den Couchtisch und nahm genüsslich einen Schluck von seinem Bier. Tora griff sich Saga’s Tasche und wühlte darin rum. Schließlich zog er eine der DVDs heraus und legte sie ein. Dann nahm er auf der anderen Seite, neben Hiroto Platz. „Wollte Shou nicht auch noch kommen?“ fragte Tora, während er sich zurücklehnte. „Jap! Der kommt noch!“ rief Saga und schnappte sich eine der Chipstüten. Hiroto fühlte sich etwas hilflos, so eingequetscht zwischen zwei so viel älteren Kerlen, die sich Samstag Abends zum Biertrinken trafen. Er beschloss, einfach starr sitzen zu bleiben und auf den Bildschirm zu schauen. Etwas anderes blieb ihm sowieso nicht übrig. „Hier.“ Tora hielt ihm eine Bierdose vor die Nase. „Nimm~“ Hiroto rührte sich nicht. Saga bemerkte dies und lachte. Hiroto war die Angelegenheit schon peinlich genug. Warum sollte er es noch schlimmer machen? Also griff er nach der Dose, öffnete sie und nahm einen großen Schluck. Im nächsten Moment hatte er das Gefühl, als drehte sich sein Magen um, so schrecklich empfand er diesen bitteren Geschmack. Doch schaffte er es, sich kaum etwas davon anmerken zu lassen. Einige Minuten später kam auch der Junge namens Shou, von dem sie gesprochen hatten, und gesellte sich zu ihnen. Dieser schien allerdings netter zu sein, als Saga. Er war nicht weiter überrascht gewesen, dass Hiroto bei ihnen saß und ignoriert hatte er ihn auch nicht. Allerdings musste Hiroto immer wieder auf die Uhr schauen. Es war bereits nach halb neun und er hätte schon längst zu Hause sein müssen. Sicher machte sich seine Mutter Sorgen. Die Vorstellung, dass sie ihm hinterher telefonieren würde, war nun wirklich nicht besonders berauschend. Aber sie wusste ja gar nicht, wo er sich befand. Sicher würde sie bei Nao nachfragen, aber dieser wusste es ja auch nicht. Was ihm klar war, er konnte sich auf viel Ärger gefasst machen. Weitere Stunden vergingen. „Lass mal langsam losgehen...“ meinte Saga irgendwann. Tora willigte ein. Alle standen nun vom Sofa auf. „Wir wollten jetzt noch ne Runde in die Stadt gehen.“ Sagte Tora, zu Hiroto blickend, „Willst du mitkommen? Ansonsten bring ich dich noch schnell nach Hause.“ In Hiroto stieg Erleichterung auf. „Ja, wäre glaub ich besser.“ Saga und Shou gingen schon mal los, anscheinend zu einer vereinbarten Kneipe. Tora hingegen begleitete Hiroto nach Hause. „Man, das tut mir wirklich Leid, hab ich total vergessen, dass ich mit denen verabredet war.“ Hiroto zuckte mit den Schultern. „Ist ja nicht weiter schlimm. War ja ganz lustig.“ Tora lachte kurz. Natürlich war ihm klar, dass Hiroto keinen Spaß gehabt hatte. „Vielleicht sollte ich das nächste mal zu dir kommen...“ Hiroto nickte. „Ja, können wir so machen.“ Mittlerweile hatten sie Hirotos Wohnung erreicht. „Also dann...“ sagte Tora, „Wir sehen uns ja Montag in der Schule.“ Hiroto nickte. „Und... ja. Okay, ich... geh dann mal.“ Tora schien über sich selbst zu lachen, schüttelte den Kopf, lächelte Hiroto noch mal zu und machte sich dann auf den Rückweg. Hiroto betrat die Wohnung, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich an die Wand und seufzte. Was Nao wohl zu all dem sagen würde? Er musste grinsen, bei der Vorstellung, was dieser für ein Gesicht machen würde, wenn er ihm von Saga erzählte. „Schatz? Bist du das?“ Hirotos Mutter kam in den Flur gewuselt, erblickte ihren Sohn und schloss ihn sofort in die Arme. Anschließend gab es natürlich ein heftiges Donnerwetter, doch das bekam Hiroto vor Müdigkeit kaum noch mit. Kapitel 5: Confusion -------------------- Nachdem Hiroto ihm am Montag Morgen auf dem Schulweg von der Story Bericht erstattet hatte, war Nao’s Gesichtsausdruck wirklich exakt so, wie er erwartet hatte. „Tja, aber dafür hab ich jetzt Hausarrest.“ Meinte er schließlich betrübt. Später in der Schule, als sie gerade zum Sport gehen wollten, kamen ihnen Tora und Saga auf dem Flur entgegen. Eigentlich wollte Hiroto diese Situation dazu nutzen, Tora Bescheid zu sagen, dass aus ihren Treffen in nächster Zeit wohl nichts werden würde, doch Tora schien ihn gar nicht zu sehen. Eher wahrscheinlich war jedoch, dass er ihn krampfhaft ignorierte. Anders Saga, dieser schenkte ihnen ein fieses Grinsen, welches Nao mal wieder dahinschmelzen ließ. „Oh man...“ stöhnte Hiroto, als er seinen Rucksack in die Ecke der Umkleide schmiss, „Warum ist er denn jetzt wieder so komisch?“ „Komisch? Ich fand ihn eher sexy~“ „Ich mein Tora, du Idiot.“ Nao, noch immer auf Wolke Sieben, ließ sich an diesem Tag nicht mehr in die Realität zurückholen. In der letzten Stunde hatten sie Mathe und Hiroto versuchte, so gut es ging, aufzupassen, um bei der nächsten Nachhilfe, Tora mit neu errungenem Wissen beeindrucken zu können. Endlich hatte er die nötige Motivation, an der es ihm sonst immer mangelte. Nach der Schule machte sich Hiroto auf den Heimweg. Er war nicht weit gekommen, da spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter, die ihn leicht zurückzog. Er drehte sich um und sah in das strahlende und ihm zuzwinkernde Gesicht Toras. „Hi! Na, wie sieht’s aus?“ Er legte seinen Arm um die Schulter des kleineren und ging weiter. „Hast du denn schön aufgepasst in der Mathe Stunde?“ Hiroto lachte verlegen. „Schon, aber verstanden hab ich’s nicht so richtig.“ „Och... Kein Problem.“ Sagte Tora, „Das kriegen wir schon geregelt. Soll ich dann heute zu dir kommen?“ „Ich weiß nicht... Hab Hausarrest...“ „Hahaha~ was hast du denn ausgefressen?“ Hiroto schwieg. „Hmm... Aber Nachhilfe geht klar, oder?“ „Ja...“ „Ich nehm die Gitarre vorsichtshalber trotzdem mit.“ Tora lachte, dann blieb er stehen. „Jetzt hab ich dich doch glatt schon wieder nach Hause gebracht.“ Hiroto bezweifelte, dass dies ein Versehen war. „Na ja, dann mach ich mal die Düse, will ja nicht zu spät zum Essen kommen.“ Tora umarmte Hiroto zum Abschied. Hiroto betrat etwas benommen und verwirrt den Hauseingang. Wieder erwartete ihn ein Zettel und ein fertiges Gericht in der Mikrowelle. Keine Spur von auch nur irgendwelchen Familienangehörigen. Aber das war er ja bereits gewohnt. Langsam, die Gedanken noch immer bei Tora, ließ er sich auf einen der Stühle sinken. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Kerl. ~ Hiroto saß nervös auf dem Wohnzimmersessel, abwechselnd auf die Haustür und auf die Uhr guckend. Jeden Moment müsste er da sein. Vielleicht würde er doch nicht kommen? Nein. Eigentlich MÜSSTE er kommen. Es klingelte. Mit einem Sprung huschte Hiroto zur Tür und machte Tora auf, der eine große Gitarrentasche auf dem Rücken trug. “Hi! Na, kann’s losgehen?“ fragte Tora lächelnd. “Jaaaa~“ Hiroto klatschte in die Hände und zeigte Tora den Weg zu seinem Zimmer. Tora legte die Gitarre auf dem Bett ab und schaute sich neugierig um. “Schön gemütlich hast du’s hier~“ merkte er an und testete die Matratze auf Bequemheit. Hiroto grinste. Nachdem sie eine Zeit lang über belanglose Dinge gelabert hatten, fiel ihnen ein, dass es dann wohl mal besser wäre mit Mathe zu beginnen. “Stimmt ja! Du hast Recht~ Mathe wär nich schlecht...“ lachte Hiroto und sie machten sich an die Arbeit. Plötzlich hörte man lautes Gelächter. Tora hatte absolute keine Ahnung warum Hiroto lachte. „Tschuldigung, der Stift is weggeflogen!“ Er war doch sehr verwundert, dass sein Schüler heute so lustig drauf war und lachte laut mit, als Hiroto in einer Zimmerecke nach seinem Stift wühlte. “Hab ihn!“ freute sich Hiroto, hielt den Stift stolz in die Luft und kam zu Tora zurückgekrochen. Dann platzte plötzlich jemand zur Tür herein. „HEY! Du hast Hausarrest und das bedeutet auch, dass du keinen Besuch haben darfst!!“ schimpfte Hiroto’s Mutter mit strenger Miene und wedelndem Zeigefinger. “Aber Mama – das ist doch meine Nachhilfe!“ beteuerte er unschuldig. Doch seine Mutter glaubte ihm nicht und musste sich erst selbst von Hiroto’s geschriebenen Übungsaufgaben überzeugen. “Na gut. Aber ihr lernt weiterhin schön fleißig.“ Sagte sie, tätschelte ihrem Sohn mehr oder weniger liebevoll den Kopf und verließ das Zimmer. “Das ist also deine Mutter...“ „Hehe... Ja, irgendwie ist sie das...“ Sie mussten wieder lachen. „RUHE JETZT! Ihr sollt arbeiten und nicht rumkichern!“ brüllte die Stimme aus dem Flur. Beide zuckten vor der Lautstärke zusammen, die trotz der trennenden Wand noch recht gewaltig war. „Ich glaub, sie meint’s ernst...“ Sie meinte es definitiv ernst. Deswegen lernten sie auch weiter, um möglichen folgendem Donnerwettern zu entgehen. Etwa zwei Stunden später drohte Hiroto’s Kopf regelrecht zu explodieren. „Man, ich kann nicht mehr.“ Er rieb sich die Stirn und sah dann zu Tora. „Haben wir für heute nicht genug gelernt?“ Tora zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst. Also ich könnte noch weitermachen.“ Hiroto sah ihn entsetzt an. „Nein, bloß nicht! Mein Hirn platzt schon fast vor Wissen!“ Tora musste grinsen, seufzte jedoch anschließend. „Na ja... Dann werd ich mich wohl langsam auf den Weg machen müssen...“ „Was? Nein!“ Wiedersprach Hiroto, „Ich will ne Belohnung fürs Lern!“ Grinsend schnappte er sich sein Matheheft. „Ich zeig das meiner Mutter. Dann wird sie bestimmt erlauben, dass du noch bleiben darfst.“ Tora grinste. „Okay, tu das.“ Dann war Hiroto auch schon verschwunden. Seine Mutter war anscheinend recht zufrieden mit seiner Arbeit, und so meinte sie, Tora dürfe ruhig noch für ein, zwei Stunden bleiben. Fröhlich kam Hiroto zurück ins Zimmer und Tora holte seine Gitarre heraus. „Na dann mal los!“ lachte er, hockte sich vor Hiroto, der auf dem Bett platzgenommen hatte, und sah ihn erwartungsvoll an. Hiroto errötete leicht. „Ich weiß nicht, also...“ Tora schüttelte den Kopf. „Fang einfach an.“ Hiroto versuchte sich an seine Akkorde zu erinnern. Nach kurzem Einspielen konnte er sie noch genauso gut wie vor zwei Tagen. „Ist doch super!“ meinte Tora. „Dann bring ich dir gleich mal etwas neues bei.“ Nach kurzen Anweisungen lagen Hirotos Finger so auf dem Griff, dass ein sauberer Ton zu hören war. Tora schien sehr zufrieden mit ihm zu sein. Hiroto übte noch einige Zeit weiter, dann meldete er sich wieder zu Wort: „Und wann kann ich was von X-Japan spieln?“ Tora sah ihn kurz an, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Man merkte, dass er sich das Lachen verkniff. „Na ja... Das wird vielleicht noch ein bisschen dauern. Wir lange spielst du schon? Insgesamt bestimmt nicht länger als zwei Stunden, oder?“ Hiroto zuckte mit den Schultern und schob die Unterlippe hervor. „Ach komm, du lernst so schnell...“ Tora setzte sich neben Hiroto aufs Bett. „Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass du ein sehr gemütliches Zimmer hast?“ Hiroto nickte. Tora musste lachen. Er ließ sich rücklings aufs Bett sinken und seufzte. „Ich will hier bleiben.“ Hiroto drehte sich fragend zu ihm um. Tora lachte laut auf. „Also nicht SO hier bleiben. Aber vielleicht sollte ich das nächste mal wieder zu dir kommen, was meinst du?“ „Öhm... Ja... Ist mir egal.“ „Okay. Üb weiter!“ Sofort wendete sich Hiroto wieder der Gitarre zu und spielte weiter. Nach einiger Zeit und vielen neuen Akkorden später, hörte Hiroto auf und legte das Instrument beiseite. „Aua... Das tut weh...“ „Was? Zeig mal...“ Tora griff nach Hirotos linker Hand und sah sich die Handfläche an. „Ach, das geht vorbei.“ Sagte er, „Wenn du erst mal ne Zeit lang spielst, merkst du das gar nicht mehr.“ Tora hielt noch immer Hirotos Hand. „So klein...“ sagte er und lächelte. Hiroto merkte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Was sollte das denn jetzt? „Deine Hände.“ „Äh... Was? Wie?“ „Deine Hände sind so klein, mein ich. Da ist es schwieriger, Gitarre zu spielen, oder?“ „Weiß ich nicht!“ sagte Hiroto hektisch und zog dann schnell seine Hand weg. „Na ja, ich muss jetzt nach Hause.“ Tora stand auf, suchte seine Sachen zusammen und stellte sich startklar vor Hiroto. Dieser sprang auf und begleitete ihn zur Haustür. „Kannst du dir vielleicht eine eigene Gitarre kaufen?“ Hiroto’s Augen weiteten sich. Geschockt starrte er Tora an. Das hieß wohl soviel wie ‚Ich hab genug von dir, bring dir den Scheiß doch selbst bei’. Hiroto, beinahe den Tränen nahe, hob die Schultern. „Ich mein ja nur...“ fuhr Tora fort, „Lohnen würde es sich. Aus dir wird noch was.“ er grinste leicht. „Dann könntest du auch üben, wenn ich gerade mal nicht da bin.“ Erleichterung. Wie konnte Hiroto nur so etwas denken? Nein, er und Tora, sie waren doch jetzt so was wie Freunde! „Da müsste ich ganz schön lange für sparen...“ meinte Hiroto schließlich. „Ich würd’s dir auf jeden Fall empfehlen. Hm... Ich muss los.“ Tora breitete seine Arme aus, doch wartete er diesmal, dass Hiroto ihn umarmte. Hiroto hatte ein sehr komisches Gefühl in der Magengegend, als er sich langsam dem größeren näherte. Tora umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihn an sich. Dann ließ er ihn sofort wieder los. „Du bist schon so ein Süßer.“ Lachte Tora, „Bis morgen dann!“ Auf dem Weg durch den Vorgarten winkte er noch einmal, dann verschwand er in der Dunkelheit des späten Abends. Kapitel 6: Tenseness -------------------- Am nächsten Morgen, in der Schulkantine, setzten sich Hiroto und Nao an ihren Stammtisch. „Warte hier, ich geh uns was holen!“ meinte Nao und ging in Richtung Theke. Hiroto lehnte sich zurück und beobachtete die Leute, die vorbeigingen. Plötzlich entdeckte er Saga in der Menge, der ihn von Weitem her ansah und anschließend in seine Richtung kam. „Ist hier noch Platz?“ fragte er und setzte sich, ohne auf eine Antwort zu warten. Hiroto nickte verstohlen und blickte ihn verwundert an. Kurz darauf kam auch Tora dazu. Erst wartete er unsicher, doch dann setzte auch er sich dazu. „Hi…“ murmelte er in sich hinein und sah dann fragend zu Saga herüber. Später kam Nao mit einem vollbeladenen Tablett in den Händen und quetschte sich durch die vorbeigehenden Leute. Als er sah, wer dort alles an ihrem Tisch saß, klappte ihm prompt die Kinnlade herunter. Stumm und angespannt ließ er sich auf die Bank, ganz dicht neben Hiroto, nieder und stellte das Tablett ab. Wenn er in Saga’s Gegenwart wie immer reagieren würde, würde er jetzt nichts essen können. Und was sollte Hiroto dann mit diesem Berg an Nahrungsmitteln tun? Unsicher schob er es in die Mitte des Tisches. „Ihr könnt was abhaben…wenn ihr wollt.“ Ohne zu zögern griff Saga zu. Nao saß da, mit knallrotem Kopf, und bewegte sich nicht. Saga war am Essen und Tora war still und starrte an die Wand. Wie schon so oft eine sehr peinliche Situation. Plötzlich tauchte ein weiterer Junge auf. „Hey, na ihr~!“ begrüßte er Saga und Tora und setzte sich ohne Aufforderung zwischen die beiden. „Hi, Shou…“ murmelte Tora. Dann bemerkte er auch Hiroto und Nao, die wie zwei Gartenzwerge auf der Bank saßen und gar nichts taten. „Hi, Hiroto! Und hi…äh…Hiroto’s Freund~“ strahlte er sie an. Nao bemerkte ihn gar nicht. Er war viel zu gelähmt von Saga’s Anwesenheit, als dass er solche Personen real mitbekommen würde. „Hallo…“ nuschelte Hiroto leise und versuchte Shou anzulächeln. „Mensch!“ fing Shou an. „Ihr seid hier ja so gesprächig, wie zwei Grashalme in der Wüste!“ „Ha…ha.“ Sagte Tora genervt. Shou’s Sparwitze waren nie lustig, nie lachte jemand, nur er selbst – trotzdem konnte er sie sich nicht verkneifen. Er lachte laut und legte seinen Arm um Tora. „Jetzt lacht doch mal! Ihr müsst zugeben – der WAR lustig!“ Als Hiroto Shou und Tora so sah, verging ihm plötzlich das höfliche Grinsen und ihn überkam ein bedrückendes Gefühl. Saga hingegen ließ sich nicht ablenken und aß ungestört weiter von dem Essen, welches ihm angeboten worden war. „Also! Ihr könnt doch nicht den ganzen Tag so betrübt durch die Gegend wandern! Macht’s wie ich und seid fröhlich!!“ flötete Shou, doch niemand beachtete ihn wirklich. Langsam merkte er, dass die Situation, jemanden hier zum Lachen zu bringen, aussichtslos war. Also erzählte er einfach etwas aus seinem Leben, wie er es immer tat, wenn sonst keiner was zu sagen hatte. Als es nach einiger Zeit zum Unterricht klingelte, war Shou immer noch am labern und ließ sich von Tora nicht unterbrechen, als dieser Hiroto ein stummes „Tschüss~“ zuwinkte. Saga ging mit den beiden mit, bedankte sich nicht für’s Essen, sondern schob das leere Tablett einfach zurück zu Nao. Nach der Schule traf Hiroto wieder auf Tora. „Hey…also…ich wollte mich für Saga’s Verhalten vorhin entschuldigen…“ sagte er und blickte etwas niedergeschlagen auf den Boden. „Aber da kannst du doch nichts für…“ meinte Hiroto. Tora zog die Brauen hoch und sah seinen Gegenüber mit schiefen Mund an. „Ja…ich weiß nicht…“ Hiroto grinste. Doch dann wurde er wieder ernst. „Heute habe ich keine Zeit. Ich will meiner Mutter beim Haushalt helfen, damit sie den Hausarrest aufhebt…“ Tora nickte stumm. „Morgen können wir wieder lernen…am Donnerstag ist die Mathearbeit…“ „Und, biste schon aufgeregt?“ beide lachten. „Na ja, vielleicht ein bisschen.“ Sagte Hiroto. Seine Mutter hob den Hausarrest tatsächlich auf. Es war schließlich das erste Mal gewesen, dass Hiroto so viel zu spät nach Hause gekommen war. Am Abend telefonierte er noch ein wenig mit Nao, der ihm eine Frikadelle, oder eher einen Saga ans Ohr laberte. ~ Der Mittwoch-Morgen war verregnet, grau und ungemütlich. Auch in der Schule war die Stimmung nicht die Beste. Nao war etwas niedergeschlagen, dass Hiroto kaum noch Zeit für ihn hatte. Hiroto versprach ihm, sich mit ihm zu treffen, sobald sie die Mathearbeit hinter sich hatten. Dann würden sie das komplette Wochenende zusammen verbringen. Das Mathelernen am Nachmittag ging diesmal nur langsam und schwerlich voran. Hiroto stand unter Druck, weil er sich bis zum nächsten Tag noch so viel einprägen musste, und Tora hatte auch nicht die beste Laune. Entweder war er wetterfühlig oder er war genervt, weil sich Hiroto so schwer mit seinen Berechnungen tat. In dieser Nacht bekam Hiroto kaum ein Auge zu. Er merkte, wie aufgeregt er eigentlich war. Außerdem stand bei ihm viel mehr auf dem Spiel. Er würde Tora enttäuschen, der sich so viel Mühe gegeben hatte, ihm alles noch rechtzeitig beizubringen. ~ Am nächsten Morgen ging Hiroto mit Nao noch einmal die ganzen Formeln durch. Er erinnerte sich an einige Tipps von Tora sich alles besser merken zu können. Im Klassenraum angekommen, wurde Hiroto zunehmend nervöser und langsam fing er an, doch etwas an sich zu zweifeln. Dann ging die Lehrerin rum, verteilte die Arbeiten und es ging los. Jetzt konnte er zeigen, dass der Nachhilfeunterricht mit Tora wirklich etwas gebracht hatte. Nach der Arbeit, auf dem Rückweg von den Toiletten, traf Hiroto zufällig auf Tora. „Und, wie lief’s?“ fragte er neugierig. „Sehr gut! Ich hab fast alles gewusst~!“ freute sich Hiroto. „Na Mensch, das muss doch gefeiert werden.“ Lachte Tora, „Wir könnten morgen Abend irgendwohin gehen!“ Hiroto sah ihn traurig an. „Aber meine Mutter... Das erlaubt sie bestimmt nicht.“ „Hm... Du kannst ja bei mir pennen, dann erfährt sie nicht, wie lange du draußen bist.“ Hiroto überlegte. Das wäre ganz schön fies seiner Mutter gegenüber. Er würde sie ja regelrecht hintergehen. Allerdings war es ihm unmöglich, dieses Angebot abzuschlagen, also willigte er ein und ging anschließend wieder in seine Klasse, wo er Nao vorfand, der nicht sonderlich erfreut wirkte. „Was ist denn los? Nicht so gut gelaufen bei dir?“ „Doch.“ Hiroto legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Was denn dann?“ „Wo warst du denn so lange? Bestimmt wieder bei deinem Tora, oder? Du brauchst mich gar nicht mehr.“ Nao sah betrübt zu Boden, „Ich hab fast das Gefühl, dass du Tora viel mehr magst als mich...“ Hiroto sah ihn erschrocken an. „Aber Nao~! Du bist und bleibst mein bester Freund! Daran wird Tora doch nichts ändern~!“ versuchte er ihn zu trösten und nahm ihn kurz in die Arme. Nao sah immer noch etwas traurig aus, lächelte aber wieder. „Also. Wollen wir dann heute wieder was zusammen machen?“ ~ Den Nachmittag mit Nao zu verbringen war eine erholsame Abwechslung. Sie hatten Spaß und lachten viel. Doch trotz allem waren Hiroto’s Gedanken hauptsächlich bei Tora. Wie das morgen wohl mit ihm werden würde? Was er wohl tolles mit ihm vorhatte? Vielleicht würde er ihm wieder etwas auf der Gitarre beibringen! Nachdem er sich schließlich von Nao verabschiedete, fiel Hiroto todmüde auf sein Bett und holte seinen versäumten Schlaf nach. Kapitel 7: Romance ------------------ Freitag Nachmittag wartete Hiroto gespannt in seinem Zimmer. Tora hatte gesagt, er würde ihn abholen. Seine Sachen waren bereits gepackt, doch seine Mutter hatte er noch nicht um Erlaubnis gefragt. Allerdings hatte er schon so oft bei Nao übernachtet, dass sie sicher auch bei Tora nichts dagegen haben würde. Es klopfte an der Tür, Tora kam herein und strahlte ihn an. „Oh! Ich hab die Klingel gar nicht gehört!!“ Hiroto sprang auf, schnappte sich seine Tasche und lief zur Zimmertür. Tora machte Platz und Hiroto rannte an ihm vorbei. „Ich sag schnell meiner Mutter bescheid!“ Hiroto fand sie im Arbeitszimmer, vor dem Computer sitzend. „Ich übernachte heut bei Tora, ne?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Bei deinem Nachhilfelehrer?“ Hiroto schüttelte den Kopf. „Das ist mein Freund.“ Seine Mutter sah ihn misstrauisch an. „Ich kenne den doch gar nicht.“ Sagte sie, „Ist er wirklich in Ordnung?“ „Jaahaa~... klar. Natürlich.“ Hiroto war etwas genervt. „Na ja, gut...“ fuhr seine Mutter fort, „Aber gib mir seine Telefonnummer.“ Hiroto nickte wiederwillig, verabschiedete sich anschließend und ging dann zu Tora zurück. „Kann losgehen!“ Sie verließen das Haus. „Was hast du denn alles mitgenommen?“ fragte Tora und zeigte auf die Reisetasche, die nicht unbedingt klein war. „Och... na ja, ein paar Kissen, meinen Pyjama, Zahnputzkrams und noch so Zeugs...“ erzählte Hiroto beiläufig. „Hm... sieht ziemlich schwer aus. Komm, ich helf dir!“ Tora schnappte sich einen der Stoffgriffe von Hiroto’s Tasche. „Dankeschön~“ Bei Tora zu Hause angekommen, legten sie die Sachen ab, Tora wühlte noch in ein paar Schubladen und dann gingen sie wieder raus, Richtung Stadt. „Wo geht’s denn hin?“ fragte Hiroto neugierig. „Na, Eisessen!“ lachte Tora. Hiroto freute sich riesig. Er war Ewigkeiten nicht mehr Eisessen gewesen – das letzte Mal mit Nao. Als sie die Fußgängerzone erreichten deutete Tora auf den Eingang einer Eisdiele, mit italienischer Flagge über der Tür. Sie setzten sich in eine gemütliche Eckbank. „Was darfe sein, Signori?“ fragte der Kellner höflich. Tora nahm einen Früchte-Becher und Hiroto entschied sich schließlich für Spaghetti-Eis. Als der Kellner außer Hörweite war, beugte sich Hiroto zu Tora hinüber, um ihm etwas ins Ohr flüstern zu können: „Sag mal, was ist ein ‚Sinnjorie?’“ Tora lachte laut auf. „Ein WAS?“ „Na, was der da grad gesagt hat. ‚Sinn~jorie’.“ Tora musste noch mehr lachen. „Du meinst ‚Signori’! Na ja, das sagen Italiener zu den Leuten, um höflich rüberzukomm.“ Versuchte Tora zu erklären, „Sowas wie Senora oder Madame. Wie auch immer.“ “Achsoo...“ sagte Hiroto enttäuscht, „Das ist ja langweilig.“ Die Wartezeit vertrieben sich die beiden mit Reden über belanglose Dinge und Hiroto erzählte noch ein bisschen über seine Mathearbeit. Dann kam der Kellner auch schon mit den beiden Kalorienbomben zurück. „Prego~ Buon Appetito!“ „Mmmh... Lecker!“ Hiroto zog sein Eis zu sich und griff nach dem beiliegenden Löffel. Tora amüsierte sich köstlich darüber, wie scharf Hiroto auf Eis war. „Hier~ willst du probieren?“ Tora bot Hiroto einen voll beladenen Löffel Schokoladeneis an. Hiroto zögerte erst, dann öffnete er seinen Mund. Tora lachte und auch Hiroto kicherte mit vollem Mund. „Ahm, warte!“ Tora wischte mit seinem Daumen über Hiroto’s Wange. „So. Bist wieder sauber.“ Hiroto wurde rot und stocherte weiter in seinem Eis herum. Dann merkte er plötzlich, dass sich auch auf dem Tisch ein großer Fleck befand, schob schnell seinen Becher darauf und guckte zu Tora, ob er dies mitbekommen hatte. Tora’s breitem Grinsen zufolge, hatte er es anscheinend beobachtet. „Du bist so süß~“ sagte er leise und Hiroto lief ein kleiner Schauer über den Rücken. Verlegen grinste er seinen Eisbecher an. Nachdem sie aufgegessen hatten, kam schon wenig später der Kellner wieder. „Hat Ihne geschmeckt?“ „Sehr gut!“ meinte Hiroto. „Wir würden dann gerne zahlen.“ Sagte Tora. Plötzlich wurde Hiroto kalkbleich. „Ich hab doch gar kein Geld mit!!“ stotterte er hektisch. „Das macht nix. Ich wollt dir sowieso ein’ ausgeben!“ Tora drückte dem Kellner einen Schein in die Hand. „Passt so.“ „Das ist wirklich dein Ernst?“ fragte Hiroto noch mal vorsichtig nach. „Jaa~“ bestätigte Tora erneut und sie verließen die Eisdiele. Sie schlenderten durch die Straßen und schauten in einige der Schaufenster. Irgendwann kamen sie an einem besonders hübsch geschmückten Fenster eines großen Spielzeugwarenladens vorbei und Hiroto blieb abrupt vor einem riesigen Pandabärenplüschie stehen. „GUCK MAL! So einen will ich unbedingt haben!!“ schwärmte er und zog aufgeregt an Tora’s Ärmel, während er mit seinem Gesicht an der Fensterscheibe klebte. „Wirklich?“ fragte Tora ungläubig. „JA!“ „Wir können ja mal reingehen~“ Tora zog Hiroto von der Fensterscheibe weg in den Laden. Überall war es bunt, Stofftiere hingen von der Decke und überall standen riesige Werbeschilder für GameBoy-Spiele und sonstige Dinge, die sich jedes Kind wünschen würde. Tora sah man an, dass er an solchen Orten nicht unbedingt oft war. Es war absolut nicht sein Stil sich in solchen Geschäften aufzuhalten, aber bei Hiroto machte er eine Ausnahme. Dieser schien auch äußerst begeistert zu sein. Seine Augen funkelten förmlich, als er die vielen verschiedenen Spiele und Stofftiere sah, die er am liebsten alle mitgenommen hätte. „Ey, da gibt’s ja sogar das neue Gundam-Spiel! Davon muss ich Nao erzählen!!“ brüllte Hiroto und zeigte auf ein großes Plakat, welches am anderen Ende des Ladens hing. Tora musste lachen und Hiroto guckte ihn verdutzt an. „Was denn?!“ „Ach nix. Schon gut~“ sagte Tora und versuchte sein Lachen zu unterdrücken. „AH! TORA! GUCK MAL!“ quietschte Hiroto plötzlich los und hielt einen kleinen Pandabärenplüschie in der Hand, der genauso aussah, wie der große im Schaufenster. „Möchtest du den haben?“ fragte Tora anbietend. „Äh….na ja. Da wäre wieder diese Geldsache…ich lass ihn besser hier.“ sagte Hiroto enttäuscht, legte den Plüschie wieder zu den vielen anderen und ging sich weiter umgucken. „Nein, warum denn?! Ich kauf ihn dir.“ Tora nahm das Bärchen wieder heraus und ging zur Kasse um zu bezahlen. Hiroto war etwas verwirrt und huschte ihm hinterher. „Hä? Du willst ihn mir wirklich kaufen?!“ fragte er nach. „Ja~ du kriegst deinen Plüschie.“ sagte Tora und lächelte Hiroto liebevoll an. Natürlich freute sich Hiroto, andererseits hatte er auch ein schlechtes Gewissen, dass Tora wegen ihm jetzt schon so viel Geld ausgegeben hatte. Dann blieb da noch die Frage offen, warum er das alles für ihn tat, was ihn eigentlich am meisten verwunderte. Als sie wieder aus dem Geschäft rauskamen, hielt Hiroto glücklich einen kleinen Pandabärenplüschie in der Hand, der sogar noch eine rote Schleife bekommen hatte. Sie beschlossen weiter in die Stadt zu gehen. Vielleicht würden sie da ja noch das ein oder andere interessante Geschäft finden. Doch statt interessanten Geschäften, reihte sich ein Klamottenladen an den anderen und so bummelten sie einfach nur durch die Gegend, bis ihnen plötzlich ein bekanntes Gesicht entgegenkam. Shou, mit einem haufen Shoppingtaschen in den Händen und einigen Mädels als Anhang, winkte ihnen schon von Weitem zu und strahlte gut gelaunt durch die Gegend. „Hiii~ Was macht ihr denn hier?“ fragte er neugierig und stellte die schweren Taschen einen Moment lang ab. „Och, wir warn nur Eis essen…und du warst, wie ich sehe, mal wieder shoppen, ne?“ Tora deutete auf die großen Taschen vor Shous Füßen. „Ach, diese Shoppingtour diente rein meinen modebewussten Beratungsfähigkeiten, wobei ich mir natürlich auch das ein oder andere mitgenommen hab.“ lachte Shou und die Mädels hinter ihm fingen an zu kichern. Es waren die gleichen Mädchen, die auch in der Schule immer von ihm schwärmten und ständig über jedes Wort kicherten, was seinen Mund verließ. Shou ertrug die Mädchen aber auch nur, weil sie die einzigen waren, die ihn dermaßen für sein Modebewusstsein anhimmelten und ihn oft mit teurem Parfüm oder anderen Sachen überhäuften. „Na ja.“ sagte er schließlich und griff nach seinen Taschen. „Wir müssen dann mal weiter. Viel Spaß noch!“ „Ja…tschüss…“ Als Shou schon einige Meter entfernt war, guckte Hiroto Tora fragend an. „Ja….so ist Shou nun mal.“ Seufzte Tora und auch sie gingen weiter. Irgendwann wurden die vielen Geschäfte immer weniger und sie erreichten die große Pforte des Parkeinganges. Um dem Lärm der Stadt für einen Moment zu entfliehen, gingen sie einen schmalen Weg durch den Park entlang, bis sie schließlich an den großen See gelangten. Dort standen vereinzelt Bänke und Tora schlug vor, sich kurz zu setzen, um sich auszuruhen. Die Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Wenn sie noch ein paar Stunden warten würden, hätten sie wahrscheinlich einen wundervollen Sonnenuntergang miterleben können. Nachdem Hiroto aufhörte, über eine besonders lustig wirkende Ente zu lachen, ergriff Tora das Wort: „Weißt du was?“ begann er zögerlich, „Als ich dich kennengelernt habe, hab ich dich ganz falsch eingeschätzt.“ Hiroto nickte. „Ich dich auch.“ Tora seufzte. „Wahrscheinlich sind jüngere ja doch nicht so schlimm, wie Saga mir immer einzureden versucht. Oder du bist eine Ausnahme.“ Hiroto schüttelte den Kopf. „Nein! Nao ist auch ganz nett.“ Tora lachte. „Darf ich dich was fragen?“ „Nur zu.“ „Hattest du eigentlich schon mal eine Freundin?“ Hiroto, etwas unvorbereitet auf diese Frage, stammelte etwas vor sich hin. „Na ja, also... ja. Nicht wirklich... Also eher nein...“ Wahrscheinlich würde Tora sich nun über ihn lustig machen, doch ihn anzulügen wäre auch doof gewesen. Tora schwieg eine Weile. „Du hast noch nie mit jemandem geküsst?“ Hiroto schüttelte verlegen den Kopf. „Willst du’s mal ausprobieren?“ Auf Hiroto’s geschockten Gesichtsausdruck hin, konnte sich Tora nicht mehr halten und musste laut loslachen. „War doch nur n Scherz, Kumpel.“ Tora durchwuschelte Hiroto’s Haar und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Na ja...“ fuhr Tora fort, „Aber wenn du willst, ließe sich da vielleicht etwas machen, hm...“ Hiroto musste grinsen, verschränkte die Arme, drehte sich von Tora weg und versuchte beleidigt zu gucken. Tora umarmte ihn von hinten... und... ließ ihn nicht mehr los. ~ Als sie sich auf den Heimweg machten, waren die Schatten bereits viel größer geworden und schenkten den Bäumen im Park einen sehr schön anzusehenden Kontrast. Richtig romantisch könnte man meinen, aber wäre es nicht richtiger, mit einem Mädchen und nicht mit einem Jungen Hand in Hand den Weg entlangzugehen? Hiroto versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, dieses überwältigende Gefühl war einfach viel zu toll. ~ In Tora’s Zimmer angekommen, schlug dieser vor, dass Hiroto doch noch ein bisschen Gitarre üben könnte, allerdings war es schon so spät und Hiroto war so sehr müde, dass er dieses Angebot ablehnte. Also machten es sich beide auf dem Bett bequem und schalteten den Fernseher ein. Da Hiroto noch immer ein komisches Gefühl bei dieser ganzen Situation hatte, hielt er einen Meter Sicherheitsabstand, was auf Tora’s riesigem Bett gar kein Problem darstellte. Es dauerte nicht lange, da fielen ihm auch schon die Augen zu. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch als er aufwachte merkte er schnell, dass er sich in Tora’s Armen befand. Schnell machte er einen Satz nach hinten. „Hey!“ protestierte Tora, „Du bist zu mir gekommen, ich hab nichts gemacht!“ Hiroto sah sich um, er war wohl wirklich im Schlaf zu Tora herüber gerutscht. Man, war das peinlich. „Wie spät ist es?“ fragte er gähnend. „Och, so um eins rum.“ Antwortete Tora, „Werd wohl langsam meinen Schlafplatz herrichten.“ Er stand vom Bett auf und holte eine große Rolle aus seinem Schrank, was sich kurz darauf als Futon zu erkennen gab. Hiroto sah von oben aus zu, wie Tora auf dem Boden herumkroch und die Decken zurechtzupfte. „Ich will nicht, dass du da unten pennst.“ Sagte er. Tora sah auf. „Willst du, dass ich zu dir ins Bett komme?“ „Nein!“ kam es ungewollt laut aus Hiroto herausgeschossen, „Äh... Ich mein, lass mich doch auf dem Boden schlafen.“ Tora deutete auf seine Stirn. „Kommt ja wohl mal gar nicht in Frage.“ Sagte er. „Du bist der Gast.“ Hiroto war dies gar nicht Recht. „Dann will ich auch auf dem Boden schlafen!“ Tora lachte. „Ich hab nur einen Futon.“ Hiroto sprang vom Bett. „Dann schlaf ich hier!“ er rollte sich auf dem blanken Fußboden, etwas abseits von Tora’s Schlafplatz, zusammen. Tora versuchte ihn hochzuheben und wieder aufs Bett zu setzen, doch Hiroto schaffte es, Widerstand zu halten. Mit Kitzeln schaffte es Tora wenigstens, ihn bis zu seinem Futon zu befördern. „Na gut, überredet.“ Stöhnte Tora. „Ich werd nachsehen, wo meine Mutter noch son Ding hat.“ Dann verschwand er aus dem Zimmer. Zufrieden kuschelte sich Hiroto in die Decken und atmete Tora’s Geruch ein, der daran haftete. Es war schon komisch, dass er so schnell so viel Vertrauen zu einer Person entwickelt hatte. Eigentlich war er sich sicher gewesen, so etwas nie zu können, da er ja auch nur einen richtigen Freund hatte. Doch bei Tora war irgendwie alles anders. „Tadaa~“ Tora hatte tatsächlich noch einen Futon auftreiben können. Diesen breitete er auch gleich direkt neben Hiroto aus. „Bist du jetzt zufrieden?“ Hiroto nickte eifrig. Später zeigte ihm Tora noch das Bad, wo Hiroto sich bettfertig machen konnte. Wie in allen anderen Räumen, die er bis jetzt von diesem Haus zu Sehen bekommen hatte, war auch dieses Zimmer sehr edel eingerichtet. Alles glänzte und alles war perfekt sauber. „Habt ihr ne Putzfrau?“ fragte Hiroto beiläufig, als er zurück ins Zimmer kam. „Ne, meine Mutter ist halt etwas ordnungsliebend, deswegen... Mensch, du siehst ja drollig aus!“ Hiroto sah auf sich hinunter. Nun ja... Vielleicht hätte er für diese Nacht nicht ausgerechnet seinen Bärchen-Pyjama auswählen sollen, doch Tora schien das nicht weiter zu stören. Er selbst war mit T-Shirt und Boxershorts bekleidet. „Bekomme ich denn gar kein Gutenachtküsschen?“ fragte Tora, bevor er das Licht ausmachte. Hiroto schüttelte den Kopf. „Ne.“ „Echt nicht? Schade.“ Es war ein sehr komisches Gefühl für Hiroto, Tora direkt neben sich zu haben, ihn aber nicht sehen zu können. So wusste er ja nicht, was er macht, oder machen könnte. Er konnte erst schlafen, als er Tora’s ruhige und gleichmäßige Atmung vernahm. Kapitel 8: Jealousy ------------------- Hiroto blinzelte dem hellen Licht entgegen, das aus dem Fenster schien und ihn aufgeweckt hatte. Er sah Tora’s Silhouette vor ihm. Beim zweiten Hingucken erkannte er, dass dieser halbnackt, nur mit einem Handtuch um der Hüfte bekleidet, war und auf ihn hinabblickte. „Oh, du bist wach!“ sagte er, „Guten Morgen~“ Hiroto richtete sich auf und rieb sich die Augen. „Das Bad wäre dann jetzt frei.“ Hiroto gähnte herzhaft und stand dann langsam auf. So gut hatte er lange nicht geschlafen, oder eher gesagt, so gut wie an diesem Morgen fühlte er sich beim Aufstehen nie. Er merkte, dass Tora ihn beobachtete. „Nein, siehst du knuffig aus!“ Tora kam auf ihn zu und strich ihm durch die Haare, die wahrscheinlich in alle Richtungen standen. Wegen der morgendlichen Dusche war Tora noch ganz nass und Hiroto spürte kühle Wassertropfen auf sein Gesicht fallen. „Na ja, du weißt noch, wo das Badezimmer ist, oder?“ Hiroto nickte, griff nach seiner Tasche und tapste aus dem Zimmer. Hiroto wusch sich das Gesicht und kämmte sich die Haare. Er sah wirklich sehr zerknautscht aus. Was Tora daran wohl so ‚knuffig’ fand? Tora... hm... War er es, der Hiroto in diesem Moment so ein Herzklopfen verursachte? In Gedanken versunken griff Hiroto nach seinem frischen Shirt. Es wäre ihm unangenehm gewesen, in einer fremden Wohnung zu duschen. Als er fertig war, ging Hiroto zurück zu Tora. Dieser war mittlerweile auch komplett bekleidet. „Wollen wir frühstücken gehen?“ fragte er lächelnd. Hiroto nickte. „Okay, dann zieh dir die Schuhe an.“ Meinte Tora und kramte auch selbst seine Chucks unterm Bett hervor. „Was? Wo gehen wir denn frühstücken?“ fragte Hiroto verwundert. „Also wenn, dann ja wohl richtig, oder nicht?!“ meinte Tora, „Wir gehen in ein Café.“ Hiroto sah ihn fragend an. „Das geht nicht, ich hab doch kein Geld dabei!“ Tora schüttelte den Kopf. „Das bräuchtest du sowieso für deine Gitarre. Ich werd dir das ausgeben und wehe, du suchst dir das billigste aus.“ Sie gingen in ein recht nahe liegendes Café und bestellten sich ein ‚Frühstück default für zwei Personen’. Außerdem noch einen Kaffee und einen Orangensaft. Sie setzten sich an einen gemütlich wirkenden Tisch neben einem kleinen indoor Springbrunnen. „Was wollen wir heute schönes machen?“ fragte Tora. „Tja... Ich weiß nicht.“ „Kannst du Skateboard fahren?“ Hiroto zuckte mit den Schultern. „Hab ich noch nie ausprobiert.“ „Cool! Dann zeig ich dir das mal!“ meinte Tora und trank den letzten Schluck seines Kaffees. „Okay~“ ~ Als sie zurück bei Tora zu Hause waren, rief Hiroto kurz bei seiner Mutter an, um Bescheid zu sagen, dass es ihm gut ginge. Dann schnappte sich Tora sein Skateboard und sie gingen in den Hinterhof. „Stell dich da erst einmal nur drauf.“ Hiroto verlor allerdings gleich beim ersten Versuch das Gleichgewicht und stolperte zurück. Tora lachte ihn nicht aus. „Versuch’s noch mal, ich halt dich fest.“ Tora schloss Hiroto’s Hände in die seine und Hiroto stellte sich nochmals auf das Brett. Mit Tora’s Hilfe schaffte er es schließlich darauf stehen zu bleiben und ein Stück zu fahren. Als Tora merkte, dass er wieder wacklig wurde, zog er ihn zu sich, damit er sicher in seine Arme fiel. Sie übten noch länger, bis Hiroto etwas sicherer wurde, dann zeigte Tora ihm noch einige Tricks, die er beherrschte und Hiroto fasste den Entschluss, dass dies wohl eher nicht die richtige Sportart für ihn war. „Vielleicht sollten wir das besser lassen...“ meinte er. Tora sah ihn verdutzt an. „Macht dir das keinen Spaß? Was machst du denn so in deiner Freizeit?“ Hiroto überlegte kurz. „Hm... na ja, ich mag Videospiele... Karaoke... und Kino und so was halt.“ „Hö? Du machst keinen Sport?“ Hiroto schüttelte den Kopf. „Nicht mal Billiard oder so?“ „Hab ich noch nie ausprobiert.“ Tora lachte. „Mensch, da haben wir aber vieles nachzuholen.“ ~ Natürlich war es schön, so viel Zeit mit Tora zu verbringen, aber was war mit Nao? Er hatte ihm schließlich versprochen, das ganze Wochenende mit ihm zu verbringen und jetzt war es bereits Samstag Mittag. Er beschloss, ihn wenigstens einmal anzurufen. Dies tat er auch – gleich nach dem Essen (Tora’s Mutter hatte ihnen ein äußerst leckeres Auflauf-Gericht serviert). Nao hatte natürlich sofort gedacht, Hiroto rief an, um sich mit ihm zu treffen und war umso trauriger, als er meinte, dass er gerade bei Tora zu Hause sei. „Und mit wem soll ich jetzt Gundam spielen?“ Nao hatte sonst niemanden, der mit ihm sein Lieblings-Playstation-Spiel spielte. Hiroto entschuldigte sich bei ihm und versprach ihm hoch und heilig, Sonntag mal vorbeizukommen. ~ Tora und Hiroto saßen sich auf Tora’s Bett gegenüber. Bis eben gerade hatten sie noch über lustige Sachen geredet, jetzt sahen sie sich nur noch an und schwiegen. Im Hintergrund lief Luna Sea. Tora hielt nun schon sekundenlang Hiroto’s Hand. „Brauchst du mich jetzt eigentlich noch... Als deinen Nachhilfelehrer?“ Hiroto lächelte. „Na ja, das Schuljahr geht ja noch einen Monat.“ „Stimmt. Dann müssen wir jetzt noch besonders oft lernen.“ Tora klang ernst und völlig von sich überzeugt. Hiroto musste ein wenig kichern. „EY! Jetzt lach nicht!“ Tora sprang plötzlich auf, stürzte sich auf Hiroto und versuchte ihn zu kitzeln. Hiroto lachte laut und wehrte sich gegen Tora’s Attacke. Allerdings war Tora um einiges Stärker und schaffte es irgendwann, auf Hiroto’s Beinen sitzend, seine Arme festzuhalten. „Okay, du hast gewonnen!“ rief Hiroto, noch immer lachend. Tora lehnte sich über ihn. „Du weißt...“ begann er. „Mein Angebot von gestern Abend steht noch.“ Hiroto wusste sofort, was er meinte und wurde still. „Nicht, dass ich’s mir plötzlich anders überlege, ne?“ Hiroto wusste nicht, was er machen sollte und beschloss, einfach zu nicken. Tora lächelte, kam ihm noch ein Stück näher und küsste ihn leicht auf die Nasenspitze. Hiroto schlug das Herz bis zum Hals. Tora nahm wieder etwas Abstand, um ihm ins Gesicht zu schauen. „Das nächste Mal bist du dran.“ Breit grinsend ließ er Hiroto wieder los und ließ sich neben ihm in die Kissen fallen. Sie lagen einige Zeit lang still und unbewegt nebeneinander, bis Tora das Wort ergriff. „Sag mal, Hiro-pon?“ Als Hiroto hörte, wie Tora ihn gerade genannt hatte, fing sein Herz erneut an zu klopfen. „Hm?“ „Was wollen wir denn jetzt machen? Rumliegen….ist auf Dauer irgendwie etwas… eintönig.“ Hiroto überlegte erst einige Sekunden, allerdings fiel ihm nichts sinnvolles ein. „Weiß nich…“ sagte er daraufhin. Dann richtete sich Tora auf. „Hast du nicht vorhin mal erwähnt, dass du gerne ins Kino gehst?“ Tora schaute Hiroto erwartungsvoll an. „Öh…joa.“ „Na dann lass uns ins Kino gehen!“ schlug Tora vor und setzte sich im Schneidersitz vor Hiroto, der sich nun auch aufrichtete. „Dann muss ich aber noch mal kurz nach Hause.“ meinte er. Tora guckte ihn verdutzt an. „Warum denn?“ „Na Geld holen!“ „Das kann ich dir doch ausgeben!“ Hiroto erklärte ihm, dass es ihm unangenehm war, wenn Tora ihm ständig alles ausgeben würde - also stimmte Tora zu und sie machten auf dem Weg einen kleinen Umweg, bei Hiroto vorbei. Vor dem Kino fiel die Entscheidung des Filmes nicht schwer. Zur Auswahl standen ein derart brutaler Horrorfilm, in den Hiroto sowieso nicht reingedurft hätte und ein Anime, dessen Filmplakat doch auch recht ansprechend aussah. Sie kauften sich ihre Karten getrennt, allerdings bestand Tora förmlich darauf, das Popcorn zu bezahlen. Der Kinosaal war schon gut befüllt und die besten Plätze besetzt. Hiroto war eigentlich ein typischer „Ich-will-soweit-nach-vorn-wie-möglich-Sitzer“, allerdings akzeptierte er Tora’s Vorschlag, den ihnen wahrscheinlich weniger Nackenschmerzen bereiten würde und sie setzten sich etwas weiter nach hinten. „So…“ sagte Tora und stellte das Popcorn auf die Lehne zwischen den beiden. „ACH!“ fiel es ihm ein. „Wir haben die Getränke vergessen!!“ „Stimmt!“ sagte Hiroto. „Ich geh noch kurz was holen. Was willst du?“ „hm…Cola.“ Tora quetschte sich an Hiroto und diversen anderen Personen ihrer Sitzreihe vorbei und kaufte noch Getränke. Als er wiederkam, hatte sich der Saal bereits verdunkelt und die Werbung lief. „Dankeschön~“ flötete Hiroto, als Tora ihm seine Cola entgegenstreckte und sich anschließend wieder auf seinem Sitz neben ihm niederließ. Der Film lief schon einige Minuten und Hiroto stopfte sich gerade eine Hand voll Popcorn in den Mund, als Tora vorsichtig seinen Arm um Hirotos Schulter legte. Hiroto starrte mit aufgerissenen Augen und einem bis zum Anschlag vollem Mund geradeaus und fühlte sich plötzlich nicht mehr fähig zu kauen. Ihm wurde warm, wahrscheinlich hatte er einen knallroten Kopf, den man in der Dunkelheit glücklicherweise nicht hätte sehen können. Und was nun? In Hiroto’s Kopf lief plötzlich die schreckliche Vorstellung ab, Tora würde sich zu ihm drehen und ihn auf den Mund küssen. Wahrscheinlich würde er sich dann verschlucken und Tora das ganze Popcorn ins Gesicht spucken. Nervös versuchte Hiroto zu schlucken. Er spürte Toras Finger, wie sie leicht über seinen Oberarm strichen. In diesem Moment fühlte er sich voll und ganz Tora ausgelassen zu sein. Er könnte versuchen, aus dem Saal zu rennen, doch das würden seine weichen Knie sicher nicht mitmachen. Und was auch immer Tora jetzt mit ihm tun würde, er könnte nichts dagegen machen. Würde er in aller Öffentlichkeit über ihn herfallen, er würde sich nicht wehren. Aber, dies passierte nicht. Nein, ganz im Gegenteil. Plötzlich zog Tora seinen Arm wieder weg und stand auf. Hiroto sah ihn erschrocken an. Tora beugte sich zu ihm herunter. „Ich geh nur kurz auf Toilette, bin gleich wieder da.“ Hiroto atmete tief durch. Alles war gut, es ist nichts passiert. Aber wieso nur hatte diese Berührung von Tora, in Hiroto solche Phantasien ausgelöst? Das war doch nicht normal. Sonst stellte er sich nie solche Dinge vor – schon gar nicht mit einem Jungen – schon gar nicht mit Tora. Er hatte jetzt keinen Appetit mehr auf Popcorn. Der Film lief nun sicher schon eine Stunde und Hiroto wusste nicht ansatzweise, worüber er handelte, so wenig hatte er ihn verfolgen können. Er hoffte nur, Tora würde später nicht mit ihm darüber reden wollen. Apropos Tora, dieser kam gerade in diesem Moment zurück und lies sich in seinen Sitz fallen. Mit Tora kam auch die Anspannung in Hiroto’s Körper zurück. Mit starrem Blick auf die Leinwand wartete Hiroto darauf, dass Tora irgendetwas machen würde. Doch statt dass er wieder seinen Arm um ihn legte, spürte er plötzlich seine Hand auf seinem Knie. Erschrocken sah er hinunter. Der Gestik seiner Hand zufolge, wollte Tora etwas haben. Erst der Blick in sein lächelndes Gesicht ließ ihm klar werden, dass Tora seine Hand halten wollte. Zögerlich legte er sie auf Tora’s große Handfläche. ~ Hiroto war gerade dabei, auf dem Boden sitzend, seine Kissen so in seine Tasche zu quetschen, dass sie trotzdem noch zuzubekommen war, da spürte er, wie sich Tora hinter ihn hockte und seine Arme um seinen Bauch schlang. „Hiro-Pon~ Willst du nicht noch bis morgen Abend hier bleiben?“ Hiroto lachte. „Nein, tut mir Leid, das geht nicht.“ „Dann komm ich mit zu dir?!“ Hiroto schüttelte den Kopf. „Ich treff mich morgen mit Nao.“ Tora verstummte. Er löste sich von Hiroto, und setzte sich vor ihn auf den Boden. „Warum?“ Tora sah ihn ernst an. „Warum triffst du dich nicht mit mir?“ „Na ja...“ Hiroto versuchte die richtigen Worte zu finden, „Nao ist mein bester Freund. Außerdem haben wir beide uns doch in letzter Zeit fast jeden Tag gesehen, oder nicht?“ Dies schienen nicht die richtigen Worte gewesen zu sein. „Verstehe.“ Sagte Tora mit freundlicher Stimme, doch der wütende Unterton war nicht zu überhören. „Wenn du genug von mir hast, sag’s mir einfach.“ Hiroto sah entgeistert zu Tora hinüber. „Traust du dich nicht, ne?“ „Was?“ „Ach, fuck you.“ Tora stand auf, verließ das Zimmer, knallte die Tür. Hiroto zog den Reißverschluss der Tasche zu, sah sich um, ob er etwas vergessen hatte, stürmte dann aus dem Raum. Keine Spur mehr von Tora, jedoch traf er auf seine Mutter. „Amano? Ich glaube, der ist grad raus gelaufen. Ich wusste gar nicht, dass du noch da bist.“ Hiroto bedankte sich bei Tora’s Mutter für ihre Gastfreundlichkeit und das Essen, verabschiedete sich und verließ das Haus. Auch auf der Straße war Tora nicht mehr zu sehen. Also beschloss Hiroto nach Hause zu gehen. Dort warf er seine Tasche in eine Ecke, kroch in sein Bett, zog die Decke über sich und weinte. Kapitel 9: Emotion ------------------ Hier kommt das letzte Kapitel~ Viel Spaß dabei^^ ::::::::::::::::::::: Nao freute sich riesig, mit Hiroto den Sonntag verbringen zu können, doch mit einem traurigen Etwas, das beim Gundam zocken nicht mal andeutend eine Herausforderung darstellte, konnte selbst er nichts anfangen. Immer wieder versuchte er, gut auf ihn einzureden und ihn zu trösten, doch Hiroto schien rein gar nichts zu begeistern. „Jetzt weiß ich, wie du dich immer fühlst,“ sagte Hiroto irgendwann, „wenn Saga dich andauernd ignoriert.“ Nao schüttelte den Kopf. „Nein, Hiroto. Das ist doch was ganz anderes.“ Versuchte er ihm zu erklären, „Ich bewundere Saga hin und wieder, das ist richtig, aber du... Du bist verliebt.“ Nao hielt Hiroto fest in seinen Armen, während er weinte und hörte ihm zu, wenn er ihm vom Eisessen oder vom Skateboardfahren erzählte. „Mach dir keinen Kopf,“ sagte Nao schließlich, „er wird das nicht so gemeint haben.“ Hiroto wischte sich, mit seinem bereits durchnässten Ärmel, eine kleine Träne von der Wange. „Aber... Er ist einfach weggelaufen!“ Nao schüttelte den Kopf. „So, wie du mir das erzählt hast, fährt er doch total auf dich ab.“ Sofort füllten sich Hiroto’s Augen wieder mit Tränen. „Nein, das tut er nicht!“ Nao zog Hiroto’s Kopf an seine Schulter. „Warte erst mal ab.“ Sagte er und streichelte Hiroto über den Rücken. „Dann wirst du sehen, dass ich Recht habe.“ ~ Am nächsten Morgen war Hiroto alles andere als glücklich in die Schule zu gehen. Wie würde er sich Tora gegenüber verhalten, wenn er ihm über den Weg lief? Er hatte so Angst vor dieser Vorstellung. Bei jedem Gedanken an ihn hätte er sofort losheulen können und wäre am Liebsten wieder zurück ins Bett gekrochen. Hiroto verließ das Haus mit leerem Magen. Seit dem Tora einfach so abgehauen war, fiel es ihm regelrecht schwer überhaupt einen Bissen runterzukriegen, sodass seine Mutter ihn schon ermahnen musste etwas zu essen. Vor dem Haus wartete Nao auf ihn und er merkte, dass es ihm immer noch nicht besser ging. Nao nahm ihn tröstend in den Arm. „Das wird schon wieder…“ flüsterte er ihm ins Ohr. Den Weg zur Schule gingen sie stumm nebeneinander her. Hiroto mit gesenktem Blick auf die Pflastersteine und Nao besorgt daneben. So ernsthaft niedergeschlagen hatte Nao seinen Freund noch nie gesehen und man sah ihm an, dass es ihm weh tat, ihn so sehen zu müssen. In der Schule, im Klassenraum angekommen, ließ Hiroto sich auf seinen Stuhl sinken, verschränkte die Arme auf dem Tisch und verkroch sich mit dem Kopf darin. Bis jetzt waren sie Tora noch nicht begegnet. Sie hatten nur Saga, Shou und die anderen Jungs zusammen in einer Ecke stehend gesehen. Nao setzte sich neben ihm auf seinen Platz und streichelte Hiroto aufmunternd den Rücken. Hiroto dachte die ganze Zeit an nichts anderes, als an Tora. Wo er wohl sein würde, ob er auch an ihn denken würde… Sein gesamtes Leben drehte sich in diesem Moment einzig und allein um Tora. Dieses warme Gefühl, das Tora in ihm auslöste, wenn sie zusammen waren, hatte er noch nie zuvor gespürt, selbst nicht, wenn er mit Nao seine Zeit verbrachte. Aber jetzt schien es ihm, als wäre seine so heile Welt wie ein Kartenhaus einfach zusammengefallen. „Vielleicht frag ich mal Shou, ob er ihn gesehen hat.“ murmelte Hiroto in seinen Ärmel hinein. „Wäre auf jeden Fall ein Anfang. Vielleicht kommt er ja auch nur etwas zu spät…das kann auch sein.“ meinte Nao. Dann begann der Unterricht, von dem Hiroto so gut, wie nichts mitbekam. In der Pause beschloss er, Shou zu suchen. Der würde ihm eventuell weiterhelfen können. Hiroto brauchte nicht lange, da hatte er ihn mit den anderen zusammen an einem großen Tisch sitzend gefunden. Inklusive Saga, der ihm nur einen mehr oder weniger freundlichen Blick zuwarf. Hiroto bat Shou, einen Moment mit ihm zu sprechen und Shou stand sofort auf, um sich mit Hiroto einige Meter vom Tisch zu entfernen. „Du siehst aber heute gar nicht so toll aus….irgendwie zermatscht.“ bemerkte Shou beiläufig, doch Hiroto beachtete dies nicht weiter und fing unbeirrt an. „Hast du Tora vielleicht gesehen? War er bei dir?“ wollte er wissen. „Ähm…na ja, also das letzte Mal, dass ich ihn gesehen hab, war zusammen mit dir in der Stadt….danach nicht mehr. Wieso denn?“ „Hat er dich dann vielleicht angerufen? Hat er irgendetwas gesagt?!“ Shou blickte verwirrt auf den kleineren Hiroto herab, der ihn fragend und wissbegierig in die Augen guckte. „Er hat mich nicht angerufen. Ich hab wirklich nichts von ihm gehört. Eigentlich dachte ich, er wäre bei dir. Der trifft sich ja kaum noch mit uns, sagt alles ab, um zu dir gehen zu können. Er hat selbst unser wöchentliches Freitagabend-Treffen in unserer Stammkneipe abgesagt, was er selbst mal eingeführt hat!“ Hiroto überkam ein unglaublich schlechtes Gewissen. Tora ließ für ihn seine Freunde im Stich und er hatte nichts Besseres zu tun, als ihn zurückzuweisen? Den Rest des Schultages machte sich Hiroto nur noch Vorwürfe. Diese Last konnte ihm selbst Nao nicht abnehmen, der die ganze Zeit verzweifelt versuchte, Hiroto von dem Gedanken abzubringen, dass er an allem Schuld sei. ~ Hiroto’s Weg führte direkt in sein Zimmer. Lange hatte er darüber nachgedacht, nach der Schule kurz bei Tora’s Haus vorbeizugehen, um ihn wenigstens einmal sehen zu können und um sich für alles zu entschuldigen. Doch die Vorstellung, Tora würde ihm nicht verzeihen wollen, machte ihm viel zu sehr Angst. Also saß er stundenlang auf seinem Bett und starrte Löcher in die Luft. Draußen regnete es. Alles, wirklich ALLES erinnerte Hiroto in diesem Moment an Tora. Selbst die Regentropfen, die gegen die Scheibe prasselten. Fast wäre er wieder den Tränen nahe gewesen. Plötzlich klingelte das Telefon. Hiroto schrak aus seinen Gedanken auf, hechtete vom Bett, rannte aus dem Zimmer, stieß sich dabei seinen Knöchel am Türrahmen und griff mit schmerzverzerrtem Gesicht zum Telefon. „Hiroto? Hey~ Ich bin’s...“ Nao’s Stimme drang aus dem Hörer. „Wie geht’s dir? Hat er sich gemeldet?“ Hiroto realisierte plötzlich, dass es doch lächerlich gewesen war, sich jetzt Hoffnungen gemacht zu haben, dass Tora ihn anrufen würde. Was hätte er denn für einen Grund gehabt? „Mir geht’s nicht gut, hab mich grad an der scheiß Tür gestoßen und, nein, hat er nicht... Ich wollte vorhin zu ihm nach Hause gehen, aber...“ Es klingelte an der Tür. Hiroto’s Puls erhöhte sich schlagartig. „Ich... äh... Ich muss auflegen, ruf dich später noch mal an.“ Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als Hiroto langsam die Tür öffnete. Nein, diesmal hatte ihn seine Vorahnung nicht enttäuscht. Tora stand da, komplett durchnässt, tat jedoch keine Anstalten, schnellstmöglich die Wohnung zu betreten, um ins trockene zu gelangen. Hiroto konnte aus seinem Gesicht nicht viel deuten. „Tora... Es tut mir so Leid! Ich hab alles falsch gemacht!“ Tora sah ihn erschrocken an. „Wie bitte? Ich bin hergekommen, um mich bei DIR zu entschuldigen!“ Tora’s Blick sank zu Boden. „Ich hab mich so dermaßen scheiße benommen. Ja... Ich war total eifersüchtig! Das tut mir so schrecklich Leid...“ Eifersüchtig? Hiroto konnte nicht anders, als einfach auf Tora zuzugehen und sich in seine Arme fallen zu lassen. „Du... bist ganz schön nass.“ Bemerkte er. Tora lachte beschämt. „Ich bin schon etwas länger hier... Hab mich einfach nicht getraut, zu klingeln. Beinahe wäre ich wieder gegangen.“ „Ich bin so froh, dass du nicht gegangen bist.“ Flüsterte Hiroto. „Das bin ich auch.“ Tora schob Hiroto ein Stück zurück, legte dann zärtlich einen Finger unter sein Kinn. Sein Herz schlug nun so heftig, dass Hiroto glaubte, es bald nicht mehr aushalten zu können. ‚Das nächste Mal bist du dran.’ Durchschoss es seinen Kopf. Ihm wurde schwindelig. Er realisierte sein Handeln nicht mehr, es war wie in einem Traum, als sich plötzlich ihre Lippen trafen. Hiroto schloss die Augen. Würde Tora ihn in diesem Moment nicht so fest in den Armen halten, würde er ohne Zweifel das Gleichgewicht verlieren. Wieso nur war Hiroto nicht schon viel früher auf Tora’s Angebot eingegangen? Es war so unglaublich schön. Jetzt endlich wurde ihm richtig bewusst, dass er wirklich in Tora verliebt war. Die Gefühle überschlugen sich. Nun wusste er, dass auch Tora ihn liebte. Und jedes mal, wenn es regnete, würde er daran erinnert werden. FIN. Hosted by Animexx e.V. 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