Wenn Dämonenblut fließt... von Ryucama (...werden aus Todfeinden Verbündete) ================================================================================ Epilog: Das Ende der Nacht -------------------------- Dies ist also das letzte Kapitel der Fanfiction. Ich danke allen, die dabei geblieben sind über so lange Zeit und hoffe, es gefällt euch noch immer. Mein Stil mag sich über die Zeit verändert haben, aber meine Bewunderung für diese Spiele und ihre Charaktere ist ungebrochen. ^^ insofern: viel Spaß beim Lesen des letzten Kapitels! Es war schwärzeste Nacht, als er sich erhob. Sein kalter Blick durchdrang die Finsternis ohne die geringsten Schwierigkeiten. Langsam schlüpfte er in seinen Mantel und sah zum Fenster. Es war Neumond, niemand würde ihn sehen, wenn er das Haus verließ. Niemand, bis auf etwaige dämonische Wächter... Er strich sein weißes Haar zurück. Sie würden ihn nicht aufhalten können. Niemand konnte das. Seine Hand schloss sich um sein Schwert und wie immer wurde er ruhig, als er es aufhob. Die langen gelben Bänder an der Scheide hingen herab, schwangen etwas, als er sich umdrehte. Die beiden schlafenden Gestalten in den anderen Betten würdigte er keines Blickes. Sie waren es nicht wert, informiert zu werden, sie wären ihm ohnehin nur im Weg. Doch dann fiel ihm wieder ein, was er zu tun gedachte. Kurz glitten seine kalten grauen Augen zurück zu dem Bett, an dessen Ende der rote Mantel lag. Dante hatte ihn gerettet, gestern auf dem Schlachtfeld. Er schüttelte sich. Nein. Er würde Ariev auch ohne die Hilfe seines störenden Zwillingsbruders töten können. Entschlossen verließ er das Haus, sah weder zurück, noch kümmerte er sich darum, ob er Lärm machte oder nicht. Diese beiden Siebenschläfer würden ohnehin nicht aufwachen. Er verschwand in der Dunkelheit. „So gehst du also, rennst wieder mal blind in dein Verderben. Muss ich dich immer wieder raushauen, du Vollidiot?“, flüsterte Dante und trat vom Fenster zurück. Sein Bruder hatte es von Anfang an auf den rothaarigen Dämonenfürsten abgesehen. Und Dante wusste genau, allein würde Vergil untergehen, wie er schon damals gegen Mundus verloren hatte. Er erschauerte, als ihn böse Erinnerungen überkamen. Als er erfahren hatte, dass Vergil der weiße Ritter gewesen war, unter Mundus' Befehl gezwungen durch dessen unfassbare Macht... Dante schluckte. Wie leicht hätte er wie sein Bruder enden können! Allerdings hatte ihm Vergil dabei geholfen. Dadurch, dass Mundus den anderen Zwilling geschlagen hatte, hatte er geglaubt, einen weiteren leichten Gegner vor sich zu haben. Er hatte Dante unterschätzt, wie so viele andere auch. Doch Ariev hatte bereits gegen ihn gekämpft, und er hatte Dante in arge Bedrängnis gebracht. Wenn es erneut zum Zweikampf käme, würde er unterliegen, dessen war er sich sicher. Wenn einer eine Chance gegen den Vampir hatte, so war es Vergil mit seiner selbst für Dämonen unfassbaren Schnelligkeit - aber auch Vergil hatte bereits gegen Ariev verloren! Bedeutete das, dass sie schlussendlich ihren Meister gefunden hatten? Er trat zu Neros Bett. Der jüngere Halbdämon schlief friedlich, hatte sich fest in die Decke gewickelt und den dämonischen Arm um das Kissen geschlungen. Unwillkürlich fragte sich Dante, wie man mit einem solchen glühenden Etwas als Unterarm schlafen konnte, doch dann zuckte er mit den Schultern. Wahrscheinlich Gewohnheitssache, wie so vieles. Er seufzte. Ihm blieb keine wirkliche Wahl. „Nero?“ Er brauchte keine zweite Frage, der Jüngere war sofort hellwach. „Was ist?“ „Ich werde gehen. Mein dummer Bruder meint schon wieder, den Helden spielen zu müssen. Nur vergisst er dabei eine Sache – der Held bin ich, nicht er.“ Nero runzelte die Stirn. „Also was?“ „Er wird Ariev suchen.“ Der jüngere Halbdämon schluckte. „Ich komme mit.“ Dante schüttelte den Kopf. „Nein. Bleib bei Seneca. Ich habe das Gefühl, dass er dich dringender braucht. Zu zweit sollten wir diesen Blutsauger schon trocken legen können. Hat immerhin gestern auch geklappt.“ Nero sah nicht überzeugt aus. Doch er seufzte nur und meinte: „Sei vorsichtig. Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren.“ Dante lächelte. „Ich doch nicht. Immer Kopf und Kragen riskieren, schon vergessen? Keine Angst. Der Dämon, der mir in die Suppe spuckt, ist noch lange nicht aus der Hölle gekrochen!“ Er wandte sich um und wollte seinen Mantel vom Bett auflesen, doch Nero hielt ihn zurück. „Bitte, Dante! Wenn du es auf die leichte Schulter nimmst, wird er dich schlachten und du endest als sein Frühstück! Wenn einer gehen sollte, bin ich es.“ Er zögerte, dann fügte er hinzu: „Es schien, als würde ihm mein Blut nicht schmecken. Vielleicht hilft das?“ Dante lachte leise auf. „Als ob ich ihm eher schmecken würde. Mit einer pulverisierten Zunge schmeckt man nicht eben viel, wusstest du das?“ „Aber das ist der Punkt! Er hat Vergil gefangen gehalten, um von ihm zu trinken! Mich hat er sofort, nachdem er einen Schluck getrunken hatte, rauswerfen lassen!“, versuchte Nero es erneut, doch Dante winkte ab. „Ich mache keine Scherze, Kleiner. Dieser Blutegel wird sich schon bald wünschen, er wäre in der Hölle geblieben und würde dort andere Dämonen aussaugen. Gegen Vergil und mich kann er nicht gewinnen. Und im Gegensatz zu meinem Bruder nehme ich auch kurzfristige Allianzen in Kauf, um dieses Ziel zu erreichen.“ Es war sein letztes Wort, denn er nahm brüsk seinen Mantel auf, schlüpfte hinein und verließ das Zimmer. Nero war klug genug, um ihm nicht zu folgen. Als Dante durch die leeren Straßen eilte und versuchte, Vergils Spur zu folgen, musste er unwillkürlich an Seneca denken. Wie es dem jungen Dämonenjäger jetzt wohl ging? Rebellion fühlte sich schwer auf seinem Rücken an. Dante richtete den Blick stur geradeaus. Zwei Schwerter Spardas würden Ariev vernichten. Jedenfalls hoffte er das. Und wenn nicht... Er berührte sachte Ivorys kalten Lauf. Der Vampir wäre nicht der erste, der ihn unterschätzte. Er war so vertieft in seine Überlegungen, dass er die Sense erst im letzten Moment sah und ihr auch nur noch mit äußerster Mühe ausweichen konnte. Der Dämon kicherte und tauchte in den Boden. Dante fluchte und wollte über das Stück Straße hinwegspringen, da packte ihn etwas um die Hüfte und zerrte ihn zurück, hackte mit einem blutig roten Schnabel auf ihn ein und kreischte ohrenbetäubend. Die Reaktion des Halbdämons kam zu spät. Eine blutig rote Furche zog sich über seine Brust und Dante riss das Schwert hervor, um den Angriff zu parieren. Doch anstatt sich zurückzuziehen, attackierte das blutige Vieh nur umso heftiger. Spardas Sohn verbiss sich einen Kommentar und schlug stattdessen mit einem mächtigen Überkopfhieb zu. Hatte er jedoch gehofft, die Kreatur würde zu Staub zerfallen, so täuschte er sich. Zwar schnitt er sie in der Mitte entzwei, doch die beiden Hälften wurden nur zu unförmigen Bluttropfen, ehe sie sich erneut manifestierten und jetzt zwei Vögel bildeten. Dante fluchte herzhaft und riss Ebony und Ivory hervor, um einen anderen Trick zu versuchen. Wenn die Dämonen das Schwert nicht fürchteten, konnten vielleicht Pistolen helfen. Doch gerade, als er auf beide Kreaturen anlegen wollte, traf ihn etwas hart in den Rücken, ließ ihn stolpern. Der Sensendämon! Ein zweiter Schlag folgte dem Ersten, doch diesmal war Dante schnell genug, ihm auszuweichen. Aber zum Gegenschlag kam er trotzdem nicht, denn jetzt attackierten ihn die fliegenden Dämonen erneut, hackten ihm in den Nacken, in Arme und Beine. Dante zischte, jetzt wirklich wütend, und machte einen Satz nach vorne, wobei er den Dämonen mit der Sense schlicht umrannte und zu Boden schickte, wirbelte dann herum und schoss die blutigen Vögel emotionslos ab. Zu seiner Erleichterung versteinerten die Kreaturen, kaum dass sie von seinen Kugeln getroffen waren. Er holte aus und zerschlug die Steine und diesmal zerfielen die Dämonen zu Staub. „So und jetzt zu dir! Wusstest du schon, wie es sich anfühlt, eine armlange Klinge im Leib zu haben? Nein? Na dann wird’s ja Zeit!“ Er schoss vorwärts, das Schwert waagrecht vor sich haltend und trieb die Waffe in den dürren Körper des Dämons. Kreischend wand sich die Kreatur, wobei Dante ihm nur ein Stirnrunzeln schenkte. Er drehte die Klinge herum und beförderte den Dämonen diesmal endgültig ins Jenseits. Seufzend sah er sich dann um. Von seinen Widersachern waren nur noch Staubhaufen übrig. „Immer dieses Kleingemüse, das sich auch schon für wichtig hält!“, murmelte er, dann machte er sich an Vergils Verfolgung. Doch er kam nur ein paar hundert Meter weiter, dann wurde er erneut aufgehalten. „So, so, wen haben wir denn da? Ist das nicht ein Menschlein mit dämonischem Blut?“ Ein meckerndes Lachen ertönte. „Du schmeckst bestimmt nicht schlecht!“ Ein Sirren, sowie ein flackernd gelbes Glühen warnten Dante und ließen ihn der Attacke ausweichen, ehe sie ihm Schaden zufügen konnte. Der Feuerball schlug wirkungslos in den Boden ein und schwärzte die Erde. „Sieh an, der Braten bringt sein Feuer gleich mit? Was für ein Service!“, grinste der Halbdämon im roten Mantel angesichts eines Dämons, dessen Kopf und geschwungene Hörner die einer Ziege waren. „Nur schade, dass ich Wichtigeres zu tun habe, als mit dir zu Abend zu essen!“ Er hob Rebellion, holte aus und warf die lange Klinge nach dem Ziegendämonen, der zwar ausweichen konnte, sich dafür aber auf seinen Allerwertesten setzte. Plötzlich schien alle Überheblichkeit aus der Kreatur gewichen zu sein, denn als sie sich aufrappelte, erkannte Dante Furcht in den quer stehenden Ziegenpupillen. „I-ich werde nicht verlieren! Du bist Futter!“, meckerte die Kreatur verunsichert und hob die Klauenhände, um einen weiteren Zauber zu wirken. „Nicht für Pflanzenfresser wie dich!“, gab Dante zurück und warf Rebellion erneut – und diesmal traf er. Mit einem schrillen Kreischen verendete der Dämon. „Sammle ich denn alles auf, was hier noch so herumläuft?“, seufzte Dante. Hohl klingende Schritte ließen ihn die Augen verdrehen. „Ja, ja, ich bin ja schon still!“ Noch während er die letzten Worte aussprach, fuhr er herum und zwang sein Schwert in einen kraftvollen horizontalen Hieb, schleuderte die hinkende Kreatur mit dem Sensenarm zurück. Zwei weitere Marionetten torkelten mit zerschnittenen Fäden auf ihn zu, über seinen gestürzten Gegner hinweg, diesen nicht einmal beachtend. Dante hob Ebony und drückte ab. Der linke Dämon taumelte, sein Kopf unkontrolliert auf den dürren Schultern rollend, doch noch immer vorwärts schwankend. Dante seufzte. Was musste er noch tun? Die Kreatur schien sich wieder zu fangen, denn ihre Schritte wirkten plötzlich wieder sicherer, auch wenn sie nun noch ein gutes Stück von dem Halbdämonen im roten Mantel entfernt war. Sein Begleiter jedoch holte bereits zum Schlag gegen Dante aus. Der Halbdämon biss die Zähne zusammen und fuhr wie ein Wirbelwind unter die Marionetten, zerteilte sie, bis die übrig bleibenden Stücke von selbst zu Staub zerfielen. „Ich hab keine Zeit für euch!“, fauchte Dante, als er neue Marionetten heranschwanken sah. Anstatt die Kreaturen eine nach der anderen zu erledigen, wandte er sich um und rannte. Er durfte Vergil nicht verlieren! Er geriet in tiefes Unterholz, als er weiter voranhastete. Der Wald war pechschwarz und Dante hatte Mühe, hier noch den Weg zu sehen, den sich sein Bruder gebahnt hatte. Ein Zischen ließ den Halbdämonen erneut und diesmal wirklich resigniert den Kopf drehen und die Augen gen Himmel rollen. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Vier Kreaturen traten aus dem Wald, jede trug ein glimmendes Amulett um den Hals. Das türkisblaue Leuchten ließ Dante den Kopf schütteln. „Was tut ihr nur? Aber gut. Wenn ihr sterben wollt, bitte.“ Er wollte schon losstürmen, da hob die erste Kreatur die Klauenhand und tauchte blitzartig direkt vor Dante auf, schlug mit ihrem scharfkantigen Stab nach ihm und versenkte die Klauen in der Brust von Spardas Sohn. Zeitgleich sprangen auch die anderen Dämonen vorwärts, Dante sah nur einen Wirbel von Türkis, Amuletten an Kordeln, Klauen und Holzstäben auf sich zurasen, dann wurde er auch schon getroffen. Zwei Treffer am Bein, mehrere in den Oberkörper und einen am Hals, sowie zwei in die Arme. Dem Halbdämonen entfuhr ein leises Ächzen. So viele Wunden auf einmal taten weh! Doch Dante zögerte nicht, sondern schlug zurück. Die erste Kreatur enthauptete er, noch während sie versuchte, ihm den Stab in den Hals zu rammen, die zweite fiel unter seinem Rückhandschlag. Mit den anderen beiden rang er länger, aber hauptsächlich deshalb, weil sie ihn, ähnlich wie die anderen Dämonen zuvor, wechselseitig angriffen und wesentlich schneller waren als ihre Vorgänger. Dante biss die Zähne fester und fester zusammen, je länger sich der Kampf hinzog. Er hatte keine Zeit für so kleine Fische! Immer wieder wichen ihm die Kreaturen mit teuflischer Gewandtheit aus, auch wenn sie selbst dadurch die Chance aufgaben, ihn treffen zu können. Doch wenn Dante sie gehen ließ, würden sie ihm mit Vergnügen die Klauen in die Kehle rammen! Mit einem Schrei stürzte er sich erneut auf die Dämonen und taumelte doch nur wieder ins Leere, als beide Gegner sich blitzartig von ihm zurückzogen. Er fluchte und konzentrierte sich, versuchte, ein Muster in ihren Bewegungen zu erkennen. Dann endlich erwischte er den ersten mit einem Rückhandschlag, den er einem Angriff auf die andere Kreatur angefügt hatte und konnte ihn zur Strecke bringen, indem er ihm mit seinen Pistolen den Kopf durchsiebte. Der Zweite fiel nur Sekunden später durch Rebellion. Keuchend blieb Dante einen Moment lang stehen. Was sollte das? Er sah sich um, fluchte. In der Hitze des Kampfes hatte er den Weg verlassen! Er hatte Vergils Spur verloren. Als Nero am Morgen das Krankenhaus betrat, in das man Seneca gebracht hatte – im Briefkasten hatte er eine kurze Nachricht gefunden – und wo er jetzt noch lag, fühlte er sich mehr als unwohl. Der sterile Geruch machte ihm zu schaffen, mehr, als er sich je eingestanden hätte. Er war fast froh, als man ihn nicht zu dem Dämonenjäger lassen wollte. Verlassen stand er in der Eingangshalle und sah sich um. Menschen kamen und gingen, alle besorgt, manche mit einem Lächeln auf den Lippen, doch die meisten ignorierten ihn. Seinen Arm hatte er vorsorglich unter Verbänden verborgen, man hielt ihn wohl für einen Patienten. Er ließ sich auf eine der Bänke fallen und wartete. Dann sah er die massige Gestalt eines Mannes in einem weißen Kittel auf sich zukommen. Banes sah ihn ernst an. „Ich habe für ihn gesorgt. Aber wo sind die anderen beiden? Ich hatte gehofft, Dante würde mit dir kommen.“ Nero schüttelte still den Kopf und der Arzt bedeutete ihm, ihm zu folgen. Sie gingen durch die langen, unpersönlichen Gänge und schließlich murmelte Nero: „Sie sind losgezogen, um Ariev zu erledigen, diesen Blutsauger. Aber Dante wollte nicht, dass ich mitkomme, sondern nach Seneca sehe.“ Der Arzt neigte den Kopf. „Ich verstehe. Nun, das ist auch eine Art...“ Er wirkte so deprimiert, dass sich Nero unwillkürlich fragte, ob Seneca überhaupt noch lebte. Dennoch wagte er nicht, die Frage zu stellen. Als sie nach oben fuhren, in die Intensivstation, wusste der junge Halbdämon zumindest, dass der Dämonenjäger noch am Leben war. Trotzdem war etwas an Banes' Haltung, das ihn zögern ließ. Sie betraten eines der Zimmer und Nero konnte einen Schauer nicht unterdrücken, der durch seinen Körper lief. Seneca lag blass und zerbrechlich auf dem Bett, angeschlossen an Schläuche und Kabel, mit Verbänden, Pflastern und all dem grausamen Kram, den die Menschen brauchten, um gesund zu werden. Nero sah zu Banes auf und wisperte: „Was hat er?“ Der Arzt schüttelte den Kopf. „Wir haben ihn stundenlang operiert. Alles, was du hier siehst, ist nichts im Vergleich zu der einen Wunde, die...“ Er brach ab, rang die Hände. Plötzlich wirkte er sehr verwundbar, fand Nero, und allein diese Tatsache verunsicherte ihn. Kleinlaut fragte er: „Was denn?“ Er wagte erneut einen Blick auf dieses Häufchen Mensch, das da in dem weißen Bett lag und sich nicht regte außer einem schwachen Atmen. Banes zögerte. Dann sah er Nero an. Tränen standen in seinen Augen, als er sagte: „Sein Rückgrat ist gebrochen. Selbst, wenn alles wieder heilt, er wird nie wieder gehen können.“ Und, zum ersten Mal wirklich sprachlos, schwieg Nero. Dante erreichte die Lichtung, als die Sonne im Zenit stand. Er sah die vielen Staubhaufen, die langsam immer kleiner wurden, je mehr Wind darüberstrich, und er sah das Blut, das den Boden tränkte. Anzeichen eines wirklich heftigen Kampfes. Immer wieder sah er hauchdünne Schnitte in Erde, Wurzeln und Baumrinde. Untrügliche Anzeichen dafür, dass Vergil hier gewesen war – vor Stunden. Dante fluchte. Warum hatte er nur nicht besser aufgepasst? So hatte er den ganzen Spaß verschlafen! Er schritt auf die Lichtung. Hätte er nicht so lange suchen müssen, wäre er vielleicht noch rechtzeitig gekommen. Doch je länger er sich umsah, desto mehr Fragen taten sich auf. Warum hatte Vergil gegen all diese Dämonen gekämpft? Warum nicht nur Ariev? Und wo waren die beiden überhaupt? Weder fand Dante Hinweise auf das Verbleiben des Dämonenfürsten, noch auf seinen Bruder. Er folgte der Schneise der Vernichtung, die sich hinter einigen besonders großen Bäumen fortsetzte. Doch anders als auf der Lichtung fanden sich hier kaum mehr tote Dämonen. Hier ein Fetzen blauer Stoff, dort ein rotes Haar. Ariev und Vergil hatten gekämpft. Mittlerweile war Dante richtiggehend unruhig. Wo waren die Kontrahenden? Schneller und schneller schritt er aus, ließ seinen Blick nur noch flüchtig über die stummen Zeugen des Kampfes gleiten, die sich immer wieder fanden. Vergil, wo bist du?, dachte Dante nur noch, während er durch den Wald rannte. Er fand mehr und mehr Blut, ließ sich schließlich bei einer besonders großen Pfütze nieder und legte die Fingerspitzen darauf. Zurückzuckend keuchte er: „Vergil! Nein!“ und sprang wieder auf. Sensibilisiert durch die Berührung mit dem Blut spürte er, was von wem war – und das Blut seines Bruders überwog das des Vampirs bei weitem! Plötzlich bekam Dante Angst. Nicht noch einmal!, flehte er stumm. Er folgte dem zerrupften, zerschnittenen und verbrannten Pfad durch den Wald. Er wusste, er machte sich gerade eben selbst verrückt – Vergil konnte auf sich aufpassen, verdammt – doch er glaubte zu ahnen, dass sein Bruder Hilfe brauchte. Weiter und weiter folgte er den Spuren. Bis er an die Klippe kam. Dante blieb stehen, wie vom Blitz getroffen. Sein Gesicht verlor schlagartig alle Farbe. „Nein... nein... nein...“ Sein Blick verschwamm. „Warum...“ Er machte einen taumelnden Schritt vorwärts, streckte die Hand aus, machte einen weiteren Schritt. Seine Stimme brach, als er immer weiter, gebetsmühlenartig „Nein!“ flehte. Dann erreichte er den Streifen freien Felsens und Sandes, hinter dem die Klippe lag. Als er auf die Knie fiel, berührten die Finger seiner ausgestreckten Hand den Griff des Schwertes, das da aufrecht in der von Blut aufgeweichten Erde steckte. Ein rotes Haar war in einer Schleife um den Griff gebunden, wehte in einem kaum wahrnehmbaren Luftzug. Yamato. Vergil hatte verloren. Wiederum. Und wieder war er in der Gewalt eines Dämonenfürsten. Es würde keine Rückkehr geben. Diesmal nicht. Nach ihrem Zweikampf in Mundus' Arena, lange später, war Vergil wie durch ein Wunder lebendig zurückgekehrt. Unwahrscheinlich, dass das noch einmal geschah. Ariev würde ihn eher töten, als ihn gehen zu lassen. Und hier, von der Klippe weg, wo die Spuren endeten, konnte niemand ihnen jemals mehr folgen. Spardas Sohn sackte in sich zusammen. Er konnte seinem Zwillingsbruder nicht mehr helfen. Als er den Kopf in den Nacken legte und in seiner Qual aufschrie, rannen ihm Tränen über die Wangen. Vergil war fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)