Pouring Rain von Rolly (One-Shots) ================================================================================ Part Two: Heart's Medicine -------------------------- „But there is one thing that can heal wounds of the heart. It's a troublesome medicine and you can only receive it from another person. The thing that can heal a wound of the heart is love.“ (Yashamaru, Naruto Episode 76) ~ „Yasha-chan!“ Karura springt aufgeregt hinter der nächsten Ecke hervor und erschreckt mich beinahe zu Tode. Ich kann sie nur mit weit geöffneten Augen anstarren und merke, wie ich den Mund öffne und wieder schließe, ohne, dass ihn ein Laut verlässt. „Oh, tut mir Leid, habe ich dich erschreckt?“ Sie lächelt entschuldigend und wuschelt mir durch die Haare. „Ja, du hast mich erschreckt“, erwidere ich etwas genervt. Ihre Hand in meinen Haaren ist so sanft wie eine Feder. Ich liebe dieses Gefühl. „Ach, komm schon! Sei nicht so nachtragend! Ich bin nur so aufgeregt! Yasha-chahan! Ich bin schwanger.“ Als sie das sagte, verschluckte ich mich beinahe an der Luft. Meine Schwester? Schwanger? „Das ist... großartig. Wunderbar. Ich meine, ihr seid schon zwei Jahre verheiratet...“ Sie sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ich weiß, dass sie mir nicht glaubt. Und sie weiß, dass ich es weiß. Ich senke meinen Kopf. Es kommt alles so plötzlich, so ohne Vorwarnung. Sie war immer für mich da, wie eine zweite Mutter, sie hat mich immer furchtbar gern gehabt, selbst, wenn ich Ärger am Hals hatte, weil ich ungezogen war. Und jetzt musste ich sie mit einem Baby teilen. Nein, ich musste sie abgeben. Bald würde ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kind gelten. „Du wirst doch nicht eifersüchtig auf das Kind sein?“ Ihre Stimme klang gleichzeitig gekränkt und belustigt. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sie waren ja schon seit zwei Jahren verheiratet. „Hör mal, Yasha-chan. Du denkst doch nicht, dass ich mich nur noch um das Kind kümmern werde, oder? Du glaubst doch nicht, dass ich dich weniger lieben werde, wenn das Kind kommt?“ Sie sieht mir direkt in die Augen, durchbohrt mich mit ihrem Blick und ich weiß, dass sie mich liebt und nichts in der Welt dies ändern würde. Plötzlich spüre ich Regentropfen auf meinen Armen. „Nanu? Komm, Yasha-chan, es fängt an, zu regnen“, sagt Karura, nimmt mich an der Hand und läuft los. Damals, als Mutter gestorben ist, hat Karura mir immer gesagt, dass ich aufhören solle, zu weinen. „Yasha-chan, du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin bei dir“, sagte sie und lächelte. „Aber es tut weh!“ „Weißt du, es gibt da eine Medizin, die diese Schmerzen heilen kann.“ Karura nahm mich in den Arm und zu dem Zeitpunkt wusste ich, dass ich irgendwann darüber hinwegkommen würde. „Ja? Was ist es, Schwesterchen?“ „Liebe.“ Sie drückte mich ganz fest an sich und strich mir sanft über den Rücken. Ich entspannte mich. „Liebe?“ War das alles, das nötig war, um Schmerzen zu lindern? „Ja, Liebe. Ich liebe dich, Mama hat dich geliebt und Papa auch. Du brauchst nicht traurig zu sein, sie beide hätten es nicht gewollt.“ Es kribbelte in meinem Brustkorb. Dieses Kribbeln breitete sich langsam aus, bis es überall war. Es war nicht unangenehm, sondern das Gegenteil. Karura liebte mich. Meine Eltern liebten mich. Das war das Wichtigste, oder? „Karura, was ist Liebe? Warum fühle ich mich jetzt besser?“ „Wie soll ich es erklären...? Liebe ist, wenn du dich einer Person, die dir sehr wichtig ist und dir nahe steht, hingibst. Wenn du für sie sorgst und sie beschützten willst.“ Sie klang nachdenklich. „Ja, ungefähr so. Deswegen fühlst du dich ja besser, weil du langsam begreifst, dass alles okay ist.“ Ich kuschelte mich noch enger an sie. „Dann liebe ich dich auch, Schwesterchen.“ „Natürlich tust du das, das ist doch logisch.“ Das hat sie damals gesagt. Aber ist Liebe wirklich eine so starke Medizin? Hält Liebe auch so lange, bis die Wunden heilen? Damals gab es auch Regen. Keinen starken. Es war ungefähr so, wie ich mich gefühlt habe, als Mutter gestorben ist. Ich konnte einfach nicht weinen, obwohl ich so traurig war, dass es eigentlich gewittern müsste. Es gab immer diesen Nieselregen, wenn etwas schlimmes passiert war. Als unser Hund gestorben ist, als Vater seinen Arm verlor. Deshalb verstehe ich nicht, warum es heute nieselt. Gerade an dem Tag, an dem sie mir eröffnet hat, dass sie ein Kind bekommen wird. Ich habe es schon nicht verstanden, als sie den Kazekage geheiratet hat. Da habe ich es als Zufall abgetan. Nieselregen gab es schließlich nicht nur, wenn etwas schlimmes passierte. Er kam viel öfter. Hätte ich von Anfang an dieses Zeichen richtig gedeutet, dann hätte ich ihr vielleicht helfen können. Dann hätte ich alles verhindern können. „Yasha-chan...“ Sie kommt mir entgegen wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen habe. Schwach, kraftlos, leblos. Ich renne auf sie zu und schließe sie in meine Arme. „Was ist passiert? Karura, was ist los?“ Sie sieht mich an, aber alles, was ich in ihren Augen erkennen kann, ist blanker Hass. Langsam lasse ich sie los. „Er wird mein Kind... zu einem Werkzeug machen. Er wird mein Kind...“ Immer noch sieht sie mich mit diesen hasserfüllten Augen an. „Werkzeug? Karura, was ist passiert?“ „Er will Shukaku... in meinem Kind versiegeln.“ Unbewusst weiche ich einen Schritt zurück. Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter. „Aber wieso...?“ „Das ist unwichtig! Ich will dieses Kind nicht mehr! Ich will kein Werkzeug zeugen!“ Es wird immer deutlicher, dass sie nicht mehr kann. Sie ist am Ende. Ihre Nerven halten es nicht mehr lange aus. „Yasha-chan. Du liebst mich doch, oder? Bitte, töte es!“ Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. So als würde sie mich bitten, sie zu töten. Die einzige Person, die mir mehr bedeutet als mein Leben. Warum verlangt sie das von mir? „Wenn du mich liebst, dann töte es! Yasha-chan, bitte...“ Sollte ich es aus Liebe tun? Aus Liebe? War das denn wirklich Liebe...? Es nieselt und ich stehe vor ihrem Grab. Man hat mir die Erlaubnis gegeben, sie selbst zu begraben. Letztendlich konnte ich sie und das Kind nicht töten. Es kam auf die Welt und gleich darauf starb sie. Und ich erinnere mich immer noch so deutlich an ihre Worte, gefüllt mit unendlichem Hass, dass es mir Angst einjagt und ich mich frage, ob ich meine Schwester überhaupt richtig gekannt habe. „Ich verfluche dieses verdammte Dorf! Der Name dieses Kindes soll Gaara sein!“ Hat sie mir die Wahrheit erzählt, als sie mich mit diesen süßen Worten über die Liebe aufgeheitert hat? Ich weine. Das erste Mal, wenn ein mir geliebter Mensch stirbt. Meine Tränen vermischen sich mit dem sanften Nieselregen, der auf meinen Kopf und auf ihr Grab tropft. Einen Augenblick lang glaube ich, ihre Hand in meinen Haaren zu spüren... ~ „Love is the spirit of devoting yourself to someone important and close to you. It is expressed by caring for and protecting that person.“ (Yashamaru, Naruto Episode 76) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)