Der Traum vom Fliegen von -Harlekin- ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- 1. Kapitel „Nein! Lass mich los, du Blechbüchse!“ Der blonde Junge versucht sich zornig aus dem Griff des Soldaten zu befreien. „Gib mir sofort mein Geldbeutel zurück oder du bekommst mächtigen Ärger, Straßenjunge!“ Ein paar Menschen auf der Straße drehen sich um und wundern sich über das Geschrei. Einer von den Passanten wollte gerade eingreifen, doch als er die robuste und schön verzierte Rüstung mit dem gefürchteten Wappen sieht, hält er inne. Er war ein archadianischer Soldat. „Vaan! Was hast du nur wieder angestellt!“, ruft ein angerannter Junge. „Du kannst doch nicht einen Soldaten bestehlen! – Ich entschuldige mich für meinen kleinen Bruder. Er gibt Ihnen das Geld zurück.“ Nur widerwillig mit enttäuschter Miene gibt sich Vaan geschlagen und reicht dem Soldaten das gestohlene Diebesgut zurück. Der Soldat schaut zu den Kindern herab: „Mit euch dreckigen Straßenkindern ist es doch immer dasselbe! Nur Ärger hat man mit euch. Beim nächsten Mal kommt ihr mir aber nicht mehr so leicht davon!“ Als der Soldat gegangen war und sich die Situation beruhigt hat, atmen beide Jungen erleichtert auf. „Das hätte ich auch alleine geschafft, Reks! Hör auf mich immer wie ein kleines Kind zu behandeln! Ich bin immer hin schon 15.“ „Ja, man hat echt gesehen, wie du die Situation im Griff hattest! Du hättest wirklich in große Schwierigkeiten geraten können…besonders zu dieser Zeit ist mit archadianischen Soldaten nicht zu Spaßen. Jetzt wo wir knapp vor einem Krieg stehen könnten und nur jede Gelegenheit gesucht wird, einen Krieg anzufangen. Wenn wir einen überhaupt noch verhindern können. In der dalmaskischen Zeitung wird gerade wild spektakuliert…“ – „Passt schon, Reks. Ich weiß was los ist. Deswegen habe ich ja so einen Hass auf diese Blechbüchsen!“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- 2. Kapitel Heute ist wie jeder andere Tag. Mühselig versuchen ich und Vaan etwas Geld und Essen aufzutreiben. Als Straßenkinder hat man es nämlich in Rabanastre nicht leicht. Besonders mit so einem Bruder, der dauernd in Schwierigkeiten gerät. Und wenn man von den vielen Kindern auch noch als „Anführer“ erkoren wird. Aber zum Glück hat uns Migelo unter seine Fittiche genommen und gibt uns das Nötige zum Leben für ein bisschen Arbeit. Migelo ist ein guter und sehr bekannter Bangaa, ohne ihn wären wir und noch andere Waisen ziemlich aufgeschmissen. Schon seit einem Jahr übe ich heimlich Schwertkunst in der Kanalisation für die dalmaskische Armee. Es steht fest, dass es bald Krieg geben wird und ich muss Dalmaska und vor allem meinen Bruder beschützen. Er ist der einzige der mir von meiner Familie geblieben ist. Und wenn der erwartete Krieg beginnt, werde ich sofort aufbrechen. Die Armee wird jeden Mann brauchen. Doch Vaan weiß noch nichts davon. Ich weiß auch gar nicht wie er reagieren wird, wenn ich gehen muss… Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- 3. Kapitel Überall hängen Plakate über die Hochzeit der Prinzessin Ashe und dem nabradischen Prinzen Rasler, die in den nächsten zwei Wochen stattfinden wird. Die Hochzeit soll die Freundschaft der beiden Länder Dalmaska und Nabradia festigen. Und viele Menschen kommen auf ganz andere Gedanken. So wird mehr über die Hochzeit als über den drohenden Krieg geredet. „Vaan, wir müssen unbedingt zusammen zur Hochzeit gehen. Das wird ein großes Ereignis!“, erklärt das Mädchen Penelo neben Vaan, als sie und ein paar andere Waisenkinder im Migelos Lager Kisten aufstapeln. „Zur Hochzeit wird bestimmt ganz Rabanastre und viele Reisende aus Nabradia kommen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind sogar auf allerhöchste Warnstufe erhöht worden.“ Ein weiterer Straßenjunge behauptet: „Ja, ich habe auch gehört, dass jeder Reisende an den Toren genau untersucht wird und die archadianischen Leute erst gar nicht reingelassen werden.“ „Na dann hat Vaan glücklicherweise keine Gelegenheit mehr jemanden zu bestehlen und unangenehm aufzufallen.“ Vaan schaut Penelo wütend an: „Du verstehst einfach nichts! Bist du etwa auf der Seite dieser Blechbüchsen, oder was?! Immer wieder wirfst du mir das vor!...“ Die anderen wissen, dass es wieder zu einem üblichen Vaan-Penelo-Streit ausarten wird also versucht einer das zu verhindern: „Ähm…Vaan. Wollte denn Reks heute nicht auch kommen und Migelo helfen?“ Vaan lässt von Penelo ab und schaut etwas betrübt: „Ach, keine Ahnung….“ Er geht aus dem Lager hinaus auf die Einkaufsstraße und hinterlässt eine erstaunt dreinblickende Gruppe zurück. Er hat einfach keine Lust über seinen großen Bruder zu sprechen. Immer diese Ausreden… Enttäuscht wirft er einen kleinen Stein auf den Boden und verschwindet langsam in der Menschenmenge. PS: ab dem 3. kapitel werden die abschnitte länger ^.^ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- 4. Kapitel In der Kanalisation hört man schallende Geräusche. Das stinkende Wasser fließt langsam an den düsteren Gängen vorbei und rauscht an kleinen Abhängen hinunter. Ab und zu huscht eine Werratte umher und verschwindet, so schnell wie sie gekommen war, wieder in ein anderes kleines Abwasserloch. Die Werratten konnten sich in diesem Jahr um ein Vielfaches vermehren und aus mindestens jedem zweiten Abwasserloch warten nur ein Paar rote Knopfaugen im Dunkeln darauf, ein Opfer zu finden und zu überfallen. Neben dem Wasserrauschen und dem Quietschen der einzelnen Werratten, ertönt im Hauptraum mit den vielen Schleusen ein undefinierbares Kampfgeschrei und der Klang eines Schwertes. Ich erschlage mit meinem Schwert einige Werratten, die auf mich zu kommen. Sie warten nur darauf, dass ich einmal nicht aufpasse, um mich anzugreifen. Sie warten nur auf eine kurze Unachtsamkeit. Doch ich lasse keine einzige Ratte an mich ran und kann jede mit einem einzigen gezielten Schlag auslöschen. Es läuft schon Schweiß über mein Gesicht und die Bilder verschwimmen etwas, doch ich darf nicht aufgeben. Seit einem Monat, wo der Krieg immer näher kommt, versuche ich mindestens jeden Tag einige Stunden zu trainieren. Ich muss immer besser werden, um ein guter Soldat zu werden. Besser als nur gut...Ich bin noch viel zu schwach. Immer wieder übe ich die Kampftechniken aus dem Buch, das ich seit einem Jahr in einem Billig-Laden gekauft habe. Ich muss die Techniken perfekt beherrschen. Das Soldatenschwert, werde ich mit in den Krieg nehmen. Es ist ein altes, aber sehr scharfes Schwert, das höchstwahrscheinlich ein dalmaskischer Soldat in der Stadt rumliegen gelassen hatte. Es ist viel stärker, als die normalen Schwerter, die man beim Eintritt in die Arme ausgehändigt bekommt. Ein klarer Vorteil. Ein starkes Schwert... Zum Glück konnte ich es rechtzeitig an mich nehmen und in einer Nische der Kanalisation verstecken und immer wieder zum Trainieren benutzen. In die Kanalisation geht eh niemand mehr, da sich die Werratten vermehrt haben und niemanden diesen Ort interessiert. Der perfekte Trainingsort. Man könnte sogar schon sagen, dass es zu meinem Zufluchtsort geworden ist... Es wird Zeit für eine Pause und ich gehe in den Vorraum um mich etwas auszuruhen. Eigentlich sollte ich durchtrainieren...ich bin ein echter Schwächling. Wenn ich nicht viel besser werde, wie soll ich dann im Krieg bestehen? Und was wird dann aus Vaan? Ich darf das nicht zulassen... In dem Vorraum kommen nur selten Ratten, da diese das matte Licht vom Eingang meiden. Als ich mich in den Raum begebe, bewegt sich irgendwas im Schatten hinter der Wand. Was könnte das sein? Eine Werratte? Nein...viel zu groß für eine Ratte...Da habe ich aufeinmal eine Vermutung...bitte...bitte lass es eine andere Person sein...Vom Training erschöpft und etwas irritiert muss ich mich erst mal setzen. Die Person gibt keinen Laut von sich und beobachtet mich wahrscheinlich gerade. Ob sie schon die ganze Zeit dort gestanden ist? Bestimmt...und diese Stille...diese unheimliche Stille. Es soll aufhören! „Seit wann weißt du es schon?“ Mir ist unbehaglich und ich hoffe, dass die Person sich als Obdachloser, Räuber oder als riesige Werratte herausstellt. Hauptsache, nicht die Person, die ich vermute...bitte. Lass es jemand anders sein... „Erst seit kurzem…Deine Ausreden konnten ja nicht mehr lange gut gehen…“ Also doch...und ein großer Knoten breitet sich in meinem Magen aus. Ich habe es doch innerlich gewusst...irgendwann musste es ja soweit sein. „Und….was denkst du darüber?“ Die Person kommt aus dem Schatten hervor. Und es erstaunt mich nicht im Geringsten als plötzlich Vaan vor mir steht. „Wieso hast du mir das nicht gesagt? Was hast du vor?! Du trainierst doch nicht etwa für den Krieg?!!“ Und es erstaunt mich noch weniger, dass er wütend reagiert... „Doch…und das weißt du, Vaan.“ „Aber Soldat ist nichts für dich! Wir wollten doch immer Luftpiraten werden! Mit einem eigenen Luftschiff durch die Wolken fliegen und den ganzen beschissenen Albtraum hinter uns lassen! Weißt du das etwa nicht mehr…?“ Nein...sag das nicht...das ist genau das, was ich nicht hören will. Dieser Blick! Hör auf mich so anzusehen! Ich ertrage es nicht… „Natürlich weiß ich das noch! Aber bald ist Krieg und es muss verhindert werden, dass Rabanastre vielleicht übernommen wird! Die Hochzeit, die schon bald stattfinden wird, und die Menschen vom Krieg ablenkt ist doch nur eine günstige Gelegenheit für Archadia uns anzugreifen! Alle werden von dem großen Ereignis geblendet sein und nicht mehr an die bedrohliche Gefahr denken. Unsere Feinde warten doch nur darauf! Sie warten nur darauf, dass wir einen Schwachpunkt zeigen!“ „Mag sein! Aber sie haben genug Soldaten! Du musst da nicht hin! Du bist doch genauso wie ich noch zu jung dafür und….was nützt mir das alles, wenn du tot bist?“ Wenn ich tot bin…? „In die Armee wird man schon ab 17 Jahre zugelassen, auch wenn man erst ab 19 wehrpflichtig ist. Und außerdem werde ich nicht sterben. Wir werden es diesen blöden archadianischen Soldaten zeigen! Dalmaska hat eine große Streitmacht und wir…“ „Hör auf mich zu belügen, Reks! Jeder weiß dass wir gegen Archadia keine Chance haben! Sie haben eine viel größere und fortschrittlichere Streitmacht als wir. Die dalmaskischen Zeitungen versuchen nur, das zu vertuschen!“ Ja...du hast Recht. Es wird schwer...sehr schwer, aber mit Nabradia... „Ich werde nicht aufgeben, Vaan. Zusammen mit Nabradia haben wir eine Chance! Und ich werde wieder zurückkommen! Alles wird dann wieder wie früher!“ Immer noch dieser Blick...so hoffnungslos... „Ich hoffe, dass du Recht behältst…“ Gut…er weiß dass er mich nicht aufhalten kann. Ich bin froh darüber, dass er erst 15 Jahre alt ist, sonst wäre er bestimmt mitgekommen. Aber ich hätte das nicht zugelassen. Niemals… Vaan…sei doch wieder fröhlicher…was dich traurig macht, macht mich auch traurig…aber ich weiß wie ich dich aufmuntern kann. „Komm! Wenn du willst zeig ich dir die Grundlagen des Schwertkampfes. Als Luftpirat, wirst du das gebrauchen können.“ Ich schau ihn lächelnd an und er erwidert mein Lächeln, was mich sehr freut. Dieses Lächeln habe ich schon sehr vermisst. Aber diesen Blick…behält er…Er macht sich einfach zu viele Sorgen…Auch in mir steigt langsam eine tiefsitzende Angst. Ich habe schon einiges über Krieg gehört und einen Angriff auch miterlebt, aber besser ich denke nicht so viel darüber nach. Vaan wird mir die Kraft geben durchzuhalten, egal was auch passieren möge… Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- 5. Kapitel „Argh! Ich kann immer noch nichts sehen!“ Die Hochzeit war im vollen Gange und das königliche Hochzeitspärchen geht glücklich zur Trauung. Neben ihnen sind viele Menschen, die das Pärchen bejubeln und Blumen werfen. Es gibt keine Anzeichen von einem bevorstehenden Krieg. Und Vaan versucht im Augenblick über die Menschenmasse etwas zu erkennen. „Was erwartest du? Hier sind Millionen von Menschen. Da kann man nur froh sein, wenn man wenigstens in einem Bruchteil einer Sekunde etwas von den beiden sehen könnte.“ Reks bemüht sich ein Blick zwischen den Leuten auf das Ereignis zu erhaschen, aber es war unmöglich. „Hey Jungs! Ich glaube sie sind gerade in die Kirche reingegangen, aber ich bin mir nicht ganz sicher…“ Die Brüder schauen verblüfft über ihnen und sehen Penelo auf einen etwas höhergelegenen Pfosten sitzen. „Aber wie schon gesagt kann ich fast gar nichts erkennen. Sie sind so klein wie Ameisen.“ Vaan kann ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Er kennt Penelo schon sehr lange. Als seine Eltern starben, hat er und Reks sie auf dem Straßenrand sitzend und weinend gefunden. Aus ihrer Familie wurde jeder umgebracht. Sie war ganz alleine. So taten sie sich zusammen und wurden die besten Freunde. Heute gehören sie zu den ältesten Waisen. Plötzlich ertönt aus dem Lautsprecher eine Nachricht: „Prinzessin Ashe und Lord Rasler wurden soeben vermählt! Ein Hoch auf eine gemeinsame kooperative Zusammenarbeit mit Nabradia! Gerade eben wurde auch der Große Markt eröffnet!“ Die Menschenmenge jubelt und schmeißt ihre Hüte in die Luft. Heute ist ein sonniger Tag, an dem jeder fröhlich ist und seine Sorgen wenigstens für ein paar Stunden vergessen kann. Der Große Markt erstreckt sich in ganz Rabanastre und bietet, wegen den vielen Händlern aus der ganzen Welt, eine unglaubliche Vielfalt an verschiedensten Gütern. Die Masse bewegt sich in allen Richtungen zu den Ständen. Dabei werden Vaan und Reks von der Menge mitgezogen und verlieren Penelo aus den Augen. „Penelo! Penelo!“ Vaan stemmt sich gegen die Leute in Richtung Pfosten, wird aber schnell wieder zurückgeschleppt. „Penelo! Bleib auf den Pfosten! Wir treffen uns in einer Stunde vor Migelos Laden, ok?!!“ „Ok, Vaan!!“ Erleichtert darüber, dass es dem Mädchen gut geht und sie ihn gehört hat, drängt er sich weiter zu Reks. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- 6. Kapitel Die beiden Jungs schlendern durch die Straßen und schauen sich die unzähligen Stände an. Reks fällt auf, dass Vaan etwas ruhig ist und nervös auf den Boden schaut. „Keine Sorge. Penelo geht es bestimmt gut. Sie war ja auf den Pfosten. Und in einer dreiviertel Stunde werden wir sie vor Migelos Laden antreffen. Wahrscheinlich darüber motzend, dass sie von der Hochzeit, vor allem von den Prinzen, nicht viel sehen konnte.“ Vaan muss wieder lächeln und auf das Lachen von Reks eingehen. Er ist sich sicher, dass es genauso ablaufen wird. „Na, Reks. Wie wärs wenn wir ein paar Sternfrüchte klau….äh kaufen??“ „Mmh…Sternfrüchte. Mein Lieblingsobst.“, grinst dieser verträumt. So bleiben sie bei einem Obststand stehen. Als Reks sich gerade bei dem Händler nach dem Preis von den Sternfrüchten erkundigt, schaut sich der Jüngere die Früchte schon genauer an. Gerade will sich Reks ein paar Früchte nehmen, als er das freche Grinsen seines Bruders bemerkt. „Ach, weißt du. Mir gefällt hier das Obst nicht so. Gehen wir doch besser zum nächsten Stand.“ „Ähm…Vaan. Du hast doch nicht…“ Noch bevor Reks seinen Satz beenden kann, ruft der Händler „Dieb!!!“. „Vaan, du…“ - „Wir sollten jetzt besser die Erwägung ziehen zu verschwinden, meinst du nicht?“ Und sofort packt der Dieb seinen Bruder am Arm und beginnt zu laufen, als sie in der Nähe das Klappern einer Soldatenrüstung vernehmen. Beide rennen, wie vom Teufel gejagt, die Straße runter und versuchen in der Menschenmenge unterzutauchen. „Ihr kleinen Diebe entkommt mir nicht!“ Der Soldat kann trotz seiner schweren Rüstung erstaunlich schnell laufen und bleibt ihnen auch fünfzehn Stände weiter noch auf den Versen. Einmal stolpert Reks sogar über eine Kiste, kann sich aber schnell wieder aufrappeln. Nach einiger Zeit sind die beiden erschöpft und torkeln in eine Gasse, um sich zu verstecken. Doch der Soldat bleibt auch stehen und eilt in die Gasse. Nun sind die Brüder in eine Falle getappt und sehen keine Möglichkeit mehr zu fliehen. „Tja. Das Spiel ist aus. Jetzt muss ich euch gefangen nehmen. Und versucht nicht, euch zu wehren. Denn im Gegensatz zu euch habe ich ein Schwert.“ Langsam kommt der große Soldat auf sie zu, holt erstmal Luft und nimmt seine Handschellen heraus. Etwas erstaunt schaut er zu Vaan herüber: „Hey. Dich kenn ich. Du hast schon öfters etwas mitgehen lassen, aber jetzt ist es vorbei mit dem Klauen.“ „Nein, so leicht lassen wir uns nicht gefangen nehmen!“ Vaan versucht sich zu verteidigen und hebt seine Fäuste. Darüber kann Reks nur den Kopf schütteln. Als ob sein kleiner Bruder gegen einen Soldaten mit bloßen Fäusten ankommen würde. Grinsend sieht Reks neben sich eine lose dünne Holzplatte und hebt sie auf. „Was könnt ihr Kinder schon gegen mich ausrichten? Hört auf mit dem Unsinn und kommt mit.“ Selbstsicher darüber, dass die Kinder gegen ihn machtlos sind, kam der nächste Schritt total unerwartet für ihn. Reks zwinkert seinen Kompanen zu und geht ganz locker einige Schritte leichtsinnig auf den Soldaten zu. Vaan bewundert seinen Bruder, dass dieser kein einziges Anzeichen von Angst zeigt. Blitzschnell und gezielt schlägt dieser den Soldaten mit dem Holz in die Seite. Über diesen Angriff und die Wucht des Schlages zu sehr überrascht, stolpert dieser stark gegen die Wand und fällt zu Boden. Das war die Gelegenheit für die beiden Jungs zu fliehen. Verdutzt ruft der Mann hinterher: „Junge! Wo hast du das gelernt?!“ Doch die beiden Jungs sind schon längst in der nächsten Abbiegung verschwunden. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- 7. Kapitel Vaan ist total begeistert von seinem Bruder: „Wow! Wie hast du das bloß hingekriegt?? Dein Training hat sich echt ausgezahlt! – Hier kommt der große Reks und macht alle Blechbüchsen platt!“ Beide lachen darüber und setzen sich auf die Treppe am Hauptplatz. Genüsslich vertilgen sie ein paar Sternfrüchte. „Großer Reks... bring mir das Schwerkämpfen bei. Ich möchte so stark wie du werden.“ Vaan steht grinsend auf und wartet ungeduldig auf eine Antwort. „Ich bin nicht stark, Vaan. Ich habe nur oft geübt, aber ich bin immer noch zu schwach.“ Unzufrieden mit der Antwort wirft Vaan eine Sternfrucht vor die Füße von Reks. „Ach komm schon. Sei doch nicht immer so selbstkritisch.“ „Ich habe dir schon alles beigebracht was ich weiß. Jetzt liegt es an dir.“ Vaan setzt sich wieder zu ihm und isst enttäuscht eine weitere Frucht. „Sag mal…was ist das zwischen dir und Penelo?“ Sofort spuckt Vaan die Frucht wieder aus und wird etwas rot im Gesicht. „Äh?? Was meinst du? Was soll da denn sein?“ „Achso…ich dachte da wäre irgendwas.“ Reks grinst seinen kleinen Bruder nur vielsagend an und Vaan muss gekünstelt husten. Und wenn man gerade vom Unglück spricht, taucht Penelo schon auf. „Spinnt ihr?! Ihr habt gesagt, dass wir uns in einer Stunde bei Migelo treffen! Aber ihr seid gar nicht aufgetaucht?? Was habt ihr denn gemacht?!“ Die Jungs stehen auf und versuchen sie etwas zu beruhigen. „Sorry! Wir haben die Zeit ganz vergessen. Wir waren noch ein bisschen auf dem Markt und haben Obst gekauft!“ Reks hebt vorsichtig als Beweis eine Sternfrucht hoch, die Penelo schnell wütend an sich reißt und auf Vaan schmeißt. „Vaan! Du hast doch gesagt, dass wir uns treffen!“ Er versucht in Deckung zu gehen, bekommt aber trotzdem die Frucht direkt ins Gesicht. „Hey! Spinnst du?!!” Während sich Vaan und Penelo streiten, versucht Reks unauffällig zu verschwinden. „Reks! Wo willst du hin?? Mit dir habe ich auch noch ein Huhn zu rupfen!“ Nach einer halben Stunde hat sich Penelo wieder beruhigt. Der Streit endete mit einigen fliegenden Früchten und einer Menge Spaß. Sie genießen das fröhliche Fest und sind glücklich. Aber wie lange noch...? Vaan schaut seinen Bruder an und hofft auf das Wunder, das niemals ein Krieg stattfinden wird. Doch die große Angst, die er zurzeit öfters spürt, überwältigt ihn. Und er muss sich an die schreckliche Vergangenheit erinnern. Früher als Vaan noch viel jünger war, hat er sich schon einmal sehr große Sorgen um seinen Bruder machen müssen. Rabanastre wurde von Archadia vor ein paar Jahren angegriffen. Es war kein schwerwiegender Angriff und Rabanastre konnte die Soldaten zurückdrängen. Trotzdem sind eine Menge von Menschen gestorben, darunter auch die Eltern vieler Kinder, die heute als Straßenkinder ums Überleben kämpfen. Als Soldaten in das Haus von Vaan und Reks einbrachen und ihre Eltern kaltblütig töteten, konnten diese noch fliehen. Reks war leicht verletzt, hatte aber einen schweren Schock erlitten. Vaan hatte im Gegensatz Glück und ist unverletzt entkommen. Beide wurden nach dem Zurückdrängen der Soldaten in ein Krankenhaus gebracht. Aber Reks stand noch immer unter Schock. Der Ältere saß in ihrem gemeinsamen weißen Krankenzimmer einfach nur da. Er sprach nicht. Er bewegte sich nicht. Er saß einfach nur da in diesem weißgrellen Licht vor dem Fenster und war von der Außenwelt abgeschirmt. Egal was Vaan machte oder sagte, er bekam nie eine Reaktion von seinem Bruder. Das hat den kleinen Jungen mitgenommen und er dachte schon, sein Bruder würde sich nicht mehr erholen und konnte oft ein Heulen über die ganze Situation nicht unterdrücken. Dieses helle Licht…und der starre Gesichtsausdruck von seinem Bruder machten ihn fast wahnsinnig. Nach ein paar Tagen hat sich Reks aber glücklicherweise wieder vom Schock erholt und war fast wie immer, außer das ihn von da an ein trauriger Schleier begleitet. Doch wegen seinem kleinen Bruder, konnte er wieder Fuß fassen und sich zusammenreißen. Er musste doch für Vaan da sein. Nach dieser Erinnerung spürt Vaan eine Träne auf seiner linken Wange, die er sofort schnell wegwischt. Reks darf davon nichts mitkriegen. Sein Bruder hat schon genug Probleme und er will ihn nicht weiter belasten. Vaan will über das Vergangene eigentlich auch gar nicht nachdenken und versucht sich wieder heiter dem Fest zu zuwenden. Froh darüber, dass sein Bruder noch bei ihm ist. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- 8. Kapitel Wie schon vorherbestimmt wurde nach nur wenigen Tagen der Krieg angesagt. Nabradia mitsamt ihrer Hauptstadt wird von der archadianischen Armee angegriffen. Doch die Streitkraft von Nabradia allein ist viel zu schwach und hält nicht mehr lange durch, deswegen soll ein großer Anteil der dalmaskischen Streitkraft zur Grenze von Nabradia geschickt werden. Es werden alle dalmaskischen Soldaten, Wehrpflichtige und Kriegsfreiwillige einberufen. So habe auch ich eine Meldung erhalten. Nun ist die Zeit gekommen… Jetzt stehe ich an eines der Tore von Rabanastre und will mit den einberufenen Soldaten mit nach Nabradia gehen. Ich stehe hier unwissend, was mich der Krieg erwarten wird. Ich stehe hier unwissend, wie der Krieg ausgehen wird. Und ich stehe hier unwissend, ob ich meinen Bruder und die anderen jemals wieder sehen werde. In einer leichten Rüstung, mit meinem Schwert und mit einer Heidenangst, die aber im Moment von einem anderen Gefühl unterdrückt wird. „Du kannst dich als Kriegsfreiwilliger immer noch abmelden, Reks!“ Flehend schaut mich Vaan an, doch ich weiß was ich zu tun habe. Niemand wird mich aufhalten können. „Bitte…Reks…“ Er gibt nicht auf, genauso wenig wie ich. Die anderen Waisenkinder stehen auch am Tor und verabschieden sich weinend von mir, ihrem „Anführer“. Ich hoffe, dass Vaan meinen Part dann einnimmt. Er starrt mich wahrscheinlich immer noch vorwurfsvoll an, aber ich kann ihm nicht ins Gesicht sehen und bewundere die kleinen Kiesel auf dem Boden. Sie sind verschieden farbig. Luftpiraten…Es gibt braune Kiesel, weiße Kiesel und schwarze Kiesel. Aber es grabbeln auf dem Boden auch ein paar Ameisen. Wir wollten doch Luftpiraten werden… Dort grabbelt sogar eine Art Marienkäfer. Ein schöner Käfer. Mit einem eigenen Luftschiff… Doch jemand tritt auf den Käfer und zerquetscht ihn, ohne das der Passant etwas merkt. Wieso ist der Käfer nicht einfach weggeflogen? „Reks! Schau mich doch an!“ Vaan…ich kann nicht. Penelo ist schon heulend weggegangen, weil der Abschied für sie zu schmerzvoll ist. Wieso gehst du nicht auch einfach? „Komm wir gehen dich abmelden…“ Abmelden? Und was dann? Rumsitzen und warten bis uns Archadia einnimmt? „Reks…bleib hier.“ Langsam hebe ich meinen Kopf und sehe in die traurigen Augen meines Bruders. Meines kleinen Bruders, der schon soviel erlitten musste. Dann sehe ich in die Augen der anderen Waisenkinder und entdecke dieselben Augen. „Nein. Ich werde gehen…“ Das Tor geht auf und die Soldaten können aufbrechen. Endlich. Ich muss fliehen. Diese Trauer und der Abschied…ich kann nicht mehr. Ich drehe mich um und gehe in Richtung Tor, doch Vaan prescht vor und hält meine Arme fest. „Du gehst in die falsche Richtung. Die Abmeldung ist weiter hinten.“ Über diesen Kommentar muss ich erstaunlicherweise kurz grinsen. „Ich gehe schon in die richtige Richtung. Ich melde mich nicht ab.“ Langsam kapiert Vaan, dass er mich egal was auch passiert nicht aufhalten kann. „Versprich mir, dass du wieder kommst…“ Ich drehe mich um und da war er wieder, dieser traurige Blick in seinen Augen. Mir bleibt nichts anderes übrig als richtig zu antworten. „Ich verspreche es.“ Wir umarmen uns und ich merke wie Vaan versucht seine Tränen krampfhaft zurückzuhalten. Auch ich kämpfe mit den Tränen und versuche mich an glückliche Momente zu erinnern, wie gestern auf dem Markt. Ob ich je wieder solche glücklichen Momente haben werde? Werde ich überhaupt zurückkommen? Und was wenn nicht? Was wird dann aus Rabanastre und den Waisenkindern und…Vaan? Vaan…Ich muss gehen. Ich muss in den Krieg und Nabradia helfen und somit Dalmaska vor einem weiteren Angriff bewahren. Ich…muss doch meinen kleinen Bruder beschützen…und wenn ich zurückkomme…dann werden wir zusammen irgendwann mal in einem Luftschiff durch die Luft segeln, viele Abenteuer erleben…und endlich glücklich sein. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)