One and a half Lovesong von -Yue (Wie alles begann) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Ruki war vollauf begeistert als Reita ihm von seinem plötzlichen Wiedersehen mit Uruha berichtet hatte. Seine Wangen hatten vor Erregung einen rosa Farbton angenommen während er Reita jede Einzelheit über den gestrigen Abend zu entlocken versucht hatte. Reita wusste, dass der Sänger spürte, dass er ihm etwas vorenthielt, doch er hatte die drängenden Fragen des Brünetten ignoriert. Schließlich war es nicht von Wichtigkeit für die Band und bevor er nicht wusste was in ihm selbst vorging, wollte er es für sich behalten. Ruki war überrascht gewesen als der Blonde ihm eröffnet hatte, durch Aoi auch einen Drummer ausfindig gemacht zu haben und sein Groll auf den schwarzhaarigen Gitarristen schien zu schrumpfen. Reita seinerseits war froh einen stummen Kompromiss gefunden zu haben, der die Spannungen auf bestimmte Zeit lösen würde. Die Stunden waren zäh dahin geschlichen und Reita hatte die Minuten gezählt bis er endlich seine Tasche schultern und sich zum Proberaum hatte aufmachen können. Es dämmerte bereits als er das Schulgebäude erreicht hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr und setzte sich schließlich auf den kalten Treppenabsatz. Er war so spät wie möglich losgegangen und doch zu früh angekommen. Ein wenig nervös zupfte er an dem weiß-grau melierten Stück Stoff an seiner Nase. Der Blonde hatte die Zeit totgeschlagen indem er drei weitere Binden angefertigt hatte und irgendwie fand er langsam gefallen daran. Reita unterbrach sein Vorhaben einen erneuten Blick auf seine Uhr zu werfen, denn er vernahm nicht weit entfernte Stimme und schon als er aufsah, erkannte er Aoi und Yune, die auf ihn zukamen. Langsam erhob er sich, zog seine Tasche mit sich und ging ein paar Schritte auf die beiden Musiker zu. Aoi hatte sein typisches Grinsen aufgesetzt als er Reita in eine Umarmung zog und ihm wohlwollend auf den Rücken klopfte. Seine gewohnte Lässigkeit ließ Reita ruhiger werden. „Das ist Yune. Ihr kennt euch ja flüchtig.“ Dieser beschränkte sich darauf Reita die Hand zu reichen. Seine mittellangen Haare verdeckten die Sicht auf seine Augen fast gänzlich. „Hat dir wohl ganz schön imponiert mein Kumpel hier, hm?“ Er grinste verhalten und legte Aoi freundschaftlich einen Arm um die Schultern. „Ich mag seine Art“, antwortete Reita nüchtern und erntete von Seiten Aois ein Glucksen. In anbetracht der Lage hätte man Yunes Frage sicherlich auch anders auslegen können. „Wollen wir schon mal reingehen?“ Der Blonde friemelte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete die Glastüre, durch die man schemenhaft das Innere erahnen konnte. Nachdem sie eingetreten waren, war Reita bereits im Begriff die Treppen hinab zu steigen als Aoi urplötzlich einen überraschten Laut ausstieß, der, gefolgt von einem Scheppern, in dem langen Flur widerhallte. Irritiert blieb Reita stehen und betrachtete das Spektakel, welches sich ihm bot mit hochgezogenen Augenbrauen. Allem Anschein nach hatte Aoi seine Finger nicht bei sich behalten können und musste dem, neben einem Klassenzimmer stehenden, Skelett die Hand schütteln, die sich Vorwitzigerweise mitsamt dem Unterarm gelöst hatte und nun den grauen Boden zierte. „Du magst also seine Art!“ Yune lachte schallend auf. „Das ist nicht witzig“, brummte der Gitarrist während er versuchte dem, im Dunkeln leuchtenden Knochenmann, seinen Arm zu richten. „Doch ist es.“ Die Türe schloss sich mit einem leisen Klicken hinter Ruki. Der Sänger hatte den Vorfall unbemerkt beobachtet und ging nun zielstrebig auf Reita zu, um ihn zu begrüßen. Aoi beobachtete die beiden stumm, die sich so vertraut umarmten, bevor er sich erneut daran machte die Hand samt Unterarm zu befestigen. Nachdem Ruki sich von seinem Freund gelöst hatte, schüttelte er dem Drummer die Hand während er sich vorstellte und trollte sich, sich Aois stechendem Blick entziehend, die Treppen hinab gefolgt von Yune und Reita. Ein Sirren ertönte als das Licht im Keller ansprang und sie nacheinander den Proberaum betraten. Yune stieß einen anerkennenden Pfiff aus nachdem er seinen Blick erkundend durch den Raum geschickt hatte. Er begab sich hinter das Schlagzeug, das er eingehend inspizierte und nahm schließlich mit einem zufriedenen Laut auf dem schwarzen Lederhocker platz. Ruki betätigte einige Schalter bevor er sich ein paar Notenblätter schnappte und den Mikrofonständer seiner Größe gerecht einstellte und auch Reita hatte, kaum da sie sich ihrer Jacken entledigt hatten, Position an der Bassgitarre bezogen. Er fand die nötigen Einstellungen schnell und sicher, denn er hatte sich gestern schon an dem fremden Bass einspielen können. Es erschien ihm unsinnig sein eigenes Instrument jedes Mal mitzubringen, wenn er auf einem genauso guten Vorhandenen spielen konnte. „Schau mal wen ich aufgegabelt habe!“ Drei Blicke hefteten sich fast gleichzeitig auf die soeben aufgeflogene Türe und mindesten zwei davon versuchten zu begreifen warum Aoi einen, so wie es schien völlig überrumpelten, Gitarristen in einem Griff, der dem eines Sumoringers glich, hielt und dabei strahlte wie ein Schneekönig. Sein Blick traf auf Yune, der nun seinerseits anfing zu grinsen und sich erhob. „Was machst du denn hier?!“ Aus seiner Stimme sprach gleichermaßen Freude wie Überraschung und auch Uruha hatte die Situation, seinem Blick nach zu urteilen, noch nicht ganz realisiert. „Er wird hier spielen! Zusammen mit uns! Und er hat nichts gesagt, dieser kleine Geheimniskrämer.“ Aoi knuffte dem Brünetten freundschaftlich in die Seite. „Du hättest mir aber auch was sagen können.“ Gespielt vorwurfsvoll wanderte sein Blick zu Reita, woraufhin Ruki genervt die Augen verdrehte. „Es stand erst seit gestern Abend fest. Reita ist dir gegenüber zu so etwas schließlich nicht verpflichtet und so wie du dich freust ist ihm seine nicht geplante Überraschung doch gelungen oder?“ Abwehrend hob Aoi die Hände und schenkte Reita einen weiteren bedeutungsschweren Blick bevor er sich daran machte seine Gitarre aus dem Koffer zu holen und an den Verstärker anzuschließen. Reita war so abgelenkt von den beiden gewesen um einem möglichen Streit entgegen zu wirken bevor er entflammen konnte, dass er erst jetzt bemerkte wie Yune und Uruha in vertrauter Umarmung bei der Tür verharrten. Das Blut pochte in seinen Adern als er die Finger des Drummers über Uruhas Rücken wandern sah und das sanfte Lächeln auf den Lippen des Gitarristen, das nur bestätigte, dass diesem die Berührung gefiel. „Woher kennt ihr euch?“, fragte Ruki in die Stille hinein, die sich zwischen die einzelnen Distanzen gelegt hatte und brachte Yune so dazu sich von Uruha zu lösen, der lächelnd in die Runde sah bevor er seine Sachen ablegte. Reita beobachtete den Brünetten, studierte seine Gesichtszüge, die von einem Moment auf den anderen strenger geworden zu sein schienen während Yune anfing ihnen zu erzählen wie Aoi Uruha ein Jahr zuvor kennen gelernt und fast um seinen Job gebracht hatte. „Du arbeitest in einem Musikladen?“ Ruki blickte den Gitarristen blinzelnd an. „Neben dem Studium in den Semesterferien.“ Uruha lächelte sanft. „Du studierst?!“ Der Gitarrist lachte leise auf. „Ja. Aber lass Yune zu ende erzählen.“ Aoi, der sich schon in Sicherheit gewogen hatte verzog gequält das Gesicht und vielleicht war es genau diese Regung, die Ruki die Ohren spitzen ließ. „Also“, fuhr Yune in gewichtigem Ton fort, der Aoi schon jetzt die Röte ins Gesicht trieb, „Aoi ging wie gesagt voller Vorfreude und Aufregung durch die Gitarrenabteilung um sich seine erste selbst finanzierte Zukünftige auszusuchen. Übrigens dieses Schmuckstück hier.“ Er deutete auf die schwarz glänzenden Yamaha, die befestigt an einem Gurt an Aois Taille hing. „Jedenfalls war er als er sie erblickte so fasziniert von ihr, dass er die Finger einfach nicht bei sich behalten konnte…“ „So wie vorhin“, warf Ruki schelmisch grinsend ein und erntete bestätigendes Kopfnicken von Yune und ein aufgebrachtes Schnauben von Seiten Aois, dem allerdings nichts einfiel, was er dagegen hätte erwidern können und so ließ er den Drummer resignierend weitererzählen. „Zu Aois Unglück hatte jemand, womöglich die Putzfrau, das Schild „Bitte nicht anfassen“ entfernt, wobei ich glaube so paralysiert wie er war hätte er es sowieso übersehen…“ „Hei!“ „Und als er die Gitarre von der Wand nahm…“ Yune hatte sich durch Aois Einruf nicht beirren lassen und machte eine gewichtige Pause bevor er fort fuhr, Reitas und Rukis Blicke auf sich ziehend, die schon ahnten was jetzt folgen würde. „…kamen ihm gleich zwei weitere entgegen“, schmunzelte er fröhlich und stürzte Aoi mit diesen Worten ins bodenlose, denn dieser hatte sich mit hochrotem Kopf abgewendet und inspizierte interessiert die Gummiabdichtung der kleinen Kellerfenster. „Der Ladenbesitzer war natürlich alles andere als begeistert und machte Uruhas Unachtsamkeit für den Vorfall verantwortlich.“ Mit einem galanten Schwenker übertrug er Uruha die Aufgabe des Redners, immerhin war er derjenige, der dabei gewesen war, und begab sich zurück hinter das Schlagzeug. Der Brünette hatte mittlerweile auf dem mit Holz verkleideten Pult platz genommen und die Beine übereinander geschlagen. „Auch wenn Aoi mir eine menge Ärger damit eingebrockt hatte war er es, der die Situation gerettet hat.“ Uruha lächelte ihm freundlich zu. „Er betonte in einem Fort meine Unschuld an dem Missgeschick und stellte sich als den letzten Trottel dar.“ Mit diesen Worten erstickte der Gitarrist Aois aufhellende Laune im Keim. Rukis nicht weichen wollendes Grinsen machte die Situation keinen Deut besser für den Schwarzhaarigen und beinahe schmollend drehte er den Anwesenden den Rücken zu. „Irgendwann erbarmte sich mein Chef, ließ mich dort weiter arbeiten und verbannte Aoi einen Monat unendgeldlich hinter die Ladentheke. Was ihn allerdings nicht vom Kauf seiner Gitarre abhielt und wahrscheinlich war das ein triftiger Grund weswegen mein Chef sich mit nur einem Monat Arbeit begnügt hatte.“ Er pustete sich kokett eine hellbraune Haarsträhne aus dem Gesicht, ließ sich vom Pult gleiten und stiefelte lächelnd zu seiner Gitarre, die er neben Reita in den Verstärker stöpselte. „Und? Magst du seine Art immer noch?“ Einen Stick in der Hand drehend sah Yune den Bassisten an. Reita legte die Stirn in Falten bevor er lächelte. „Noch mehr als zuvor.“ Langsam drehte Aoi sich um. „Worauf warten wir eigentlich noch? Lasst uns endlich anfangen!“ Das typische Strahlen war in sein Gesicht zurückgekehrt. Yune und Uruha warfen sich verstohlen lachende Blicke zu und selbst Ruki schluckte bei diesem kindlichen Gesichtsausdruck seinen Kommentar herunter und knipste das Mikro an. Nach einer kurzen Lagebesprechung war schnell herausgefunden, wer sich an welchen Bands orientierte und so spielten sie einige Songs ihrer Idole, in denen sie einige Male improvisieren mussten. Es funktionierte besser als Reita erwartet hatte und er wurde den Gedanken nicht los, dass zumindest Aoi und Uruha nicht das erste Mal gemeinsam spielten. Yune seufzte zufrieden auf und streckte sich hinter seinen Drums ausgiebig. „War doch gar nicht mal so schlecht.“ Aoi nickte beipflichtend und kramte in seinem Rucksack nach einer Wasserflasche. Er nahm einen großen Schluck und reichte sie an Uruha weiter während er sich mit dem Handrücken über die Lippen strich. Der brünette Gitarrist nickte ihm lächelnd zu und trank nun seinerseits aus der halbvollen PET-Flasche. Währenddessen blickte er stirnrunzelnd zwischen Reita und Aoi hin und her. Er blinzelte irritiert bevor er die Flasche mit einem Ruck absetzte und anfing kräftig zu husten. Erschrocken eilte Reita zu ihm, klopfte dem Gitarristen auf den Rücken, streichelte schließlich sanft darüber als dieser sich zu beruhigen schien. Sich noch immer räuspernd blickte Uruha Reita aus seinen braunen Augen an und der Ansatz eines Grinsens umspielte dessen Lippen. Seine Mundwinkel zuckten leicht als er durchatmete. „Aoi hat dir das Nasenbein gebrochen richtig?“, hauchte er leise, strich Reita mitleidig über die Wange und trieb dem Bassisten die Röte ins Gesicht. Der Blonde hatte das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen und setzte zu einer Erklärung an, doch Uruha schüttelte lächelnd den Kopf und warf Aoi seine Flasche zurück. „Du solltest welche mit kleinerem Verschluss kaufen, das ist ja gemeingefährlich.“ „Ach, jetzt bin ich schuld, dass du dich verschluckt hast weil dir engeren Öffnungen lieber sind?“ Aoi grinste dreckig und zauberte dem Brünetten einen hauch Rosa auf die Wangen, der sich verstärkte als dieser Yunes belustigten Blick bemerkte, der auf ihm ruhte. „Schluss für heute, blödeln könnt ihr auf dem Heimweg, ich brauch ein Bett.“ Ruki steckte schon fix und fertig in seiner Jacke und hing sich gerade die Tasche über die Schulter. „Musst du morgen arbeiten?“ Reita trennte den Bass von Strom und Verstärker. Der Sänger nickte, tippelte unruhig von einem Fuß auf den anderen und wartete ungeduldig auf den Rest der Mannschaft. Als Yune auf dem Rückweg erfuhr, dass Ruki sich im Haare schneiden übte, stellte er sich prompt als Versuchsmodell zur Verfügung. „Also ich würde ihn nicht an meine Haare lassen“, warf Aoi gespielt geschockt ein und Reita glaubte Rukis bissige Erwiderung schon hören zu können, bevor sie überhaupt ausgesprochen wurde, doch der Brünette blieb stumm und nahm Aoi so förmlich den Wind aus den Segeln. „Hör nicht auf ihn, er ist kein besonders guter Komiker“, lenkte Yune versöhnlich ein. „Er soll auf der Bühne ja auch keine Witze reißen. Es genügt völlig wenn er ein besonders guter Gitarrist ist.“ Und da war es. Das erste Lob, das Ruki dem Schwarzhaarigen aussprach, die erste Bekundung von Zuneigung, die Reita vollkommen baff auf seinen Freund schauen ließ. Sowie er es nicht gewohnt war solche Worte aus Rukis Mund zu hören und war die Andeutung noch so unterschwellig, waren Uruha und Yune verwundert über Aois Sticheleien, mit denen der sonst so liebenswürdige Gitarrist nie von selbst anfing. An diesem gingen die Worte des Kleineren runter wie Öl und den weiteren Weg bis zur U-Bahnstation brachte er mit einem zufriedenen Lächeln hinter sich. Die drei neuen Bandmitglieder verabschiedeten sich mit einem Händeschütteln und Reita war ein wenig enttäuscht darüber, dass Uruha ihn nicht wie das Letzte Mal umarmt hatte, doch er selbst wagte diesen Schritt nicht zu gehen. Einen Augenblick später war er mehr als froh darüber denn es versetzte ihm einen Stich als er sah wie Yune dem Brünetten einen Arm um die Taille legte und mit ihm und Aoi im Untergrund verschwand. „Komm schon! Oder willst du da Wurzeln schlagen?“ Reita zuckte zusammen als Ruki ihn am Arm fasste und mit sich zog. „Und was sagen die Katzen zum Gold?“, grinste Ruki den Größeren an. „Sie wetzen ihre Krallen daran.“ ~*~ Bedächtig schwenkte Yune das Glas mit der roten Flüssigkeit in seiner Hand und warf Uruha einen bedeutungsvollen Blick zu. „Wann willst du es ihnen sagen?“ Er nippte an dem Wein, der einen feinherben Geruch verströmte. Uruha zuckte die Schultern und sank zurück in die Kissen. Wenige Kerzen erhellten das kleine Wohnzimmer und der Brünette folgte mit den Augen den zitternden Schatten an der Zimmerdecke. Yune stand auf und setzte sich mit einem leisen Rascheln neben ihn, zog den Größeren sanft in eine Umarmung und küsste ihn beruhigend auf die Schläfe. „Ich konnte doch nicht ahnen, dass er ausgerechnet Aoi für die Band anheuern würde.“ Uruhas Wispern verhallte noch während sanfte Lippen die seinen versiegelten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)