Ikes Erbe von Ryucama (was nach dem Krieg geschah) ================================================================================ Kapitel 10: Lagernacht ---------------------- hm, das wird jetzt aber interessant.... mal sehen, wie ich es hinbekomme, es gibt so einige Unbekannte im Moment. Das wird ne Spontanaktion! *schauder* Titania lag auf ihrem Lager und starrte nach oben an die Zeltdecke. Ihr Haar war geöffnet und flutete über Decke, Kissen und einen Gutteil des Zeltbodens. Neben ihr schliefen friedlich Mia, Ilyana und Jill. Die drei jungen Frauen hatten nicht lange gebraucht, um Schlaf zu finden. Ganz anders Titania. Sie lag wach, bestimmt seit Stunden. Ihr ging zu viel im Kopf herum. Ziharks Auftrag, die Laguzkinder zurückzubringen, das Medaillon, Aljas und Rolfs Entführung, schließlich Muarims Auffinden. Und dann Geoffrey. Der Ritter lag noch immer mit seinen schweren Verletzungen darnieder, Rhys war wie erwartet nicht in der Lage gewesen, seine Wunden zu heilen. Crimeas General war zwar zäh wie Unkraut, aber dennoch machte sich die Kommandeurin von Greils Söldnern Sorgen. Geoffrey war sehr geschwächt und was er gesagt hatte, bereitete Titania Kopfschmerzen. Elincia war entführt worden. Und, was fast genauso schwer wog, ein Regiment der besten Ritter Crimeas war vernichtet worden, und zwar so gründlich, dass nur ein einziger Mann - ihr General selbst, der zweite Verwundete war kurz vor Sonnenuntergang seinen Wunden erlegen - den Überfall überlebt hatte. Titania drehte sich auf die Seite und seufzte. Es war nicht einfach... Vielleicht ergab sich noch eine Lösung ihres Problems, wenn sie nur lange genug darüber nachdachte? Doch nach bestimmt einer halben Stunde setzte sich die Rothaarige auf und schüttelte den Kopf. Sie kam einfach zu keiner vernünftigen Lösung! Als sie so auf Jills entspanntes Gesicht hinabsah - das Mädchen hatte den rechten Arm um das Kissen geschlungen und schlief tief und fest - tauchte ein Gedanke aus den Tiefen ihres Verstandes. Das Gesicht der jungen Frau veränderte sich vor ihrem geistigen Auge. Dann erhob sich die Kommandeurin langsam. Ihre Finger fanden von selbst den hellen Umhang, legten ihn um ihre Schultern. Sie öffnete die Zeltklappe, stieg in ihre Schuhe und trat hinaus in die Nacht. Am Feuer saßen zusammengesunken Boyd und Shinon, und irgendwo wahrscheinlich auch noch Darahan, doch ihn konnte sie nicht sehen. Als sie dann hinüber zu dem Zelt ging, in dem der Verletzte lag, hob der Scharfschütze beunruhigt den Kopf, entspannte sich dann aber wieder, als er Titania erkannte. Sein Blick glitt müde über den dunklen Wald, der sich hinter ihrem Lager erstreckte. Titania nickte. Der Schütze war wach und aufmerksam. So würde ihnen das, was Geoffrey passiert war, nicht zustoßen. Sie konnte nur mutmaßen, doch sie vermutete, dass die Wache, die hätte aufpassen sollen, eingeschlafen war. Oder dass die Ritter ihre Flanken vernachlässigt hatten. Beides hätte nicht passieren sollen. Sie nahm sich vor, den General beim nächsten Mal zu fragen. Doch als sie schließlich das Zelt betrat, wusste sie, dass sie das auf später würde verschieben müssen. Ihr schlug ein Geruch nach menschlicher Krankheit entgegen, vermischt mit Schweiß und Blutgeruch. Die kleine Laterne, die im Zelt stand und es notdürftig erhellte, tauchte das Gesicht des Ritters in warmes goldenes Licht. Titania ließ sich bei ihm nieder und legte die Hand auf Geoffreys Stirn. Sie spürte brennende Hitze und kalten Schweiß auf seiner Haut. Langsam zog sie die Hand zurück. Wo war Rhys? Er hätte bei ihm bleiben sollen! Titania sah sich in der Düsternis um und erkannte eine Schale mit Wasser, in der ein Tuch lag. Dieses nahm sie heraus, wrang es etwas aus und legte es auf die Stirn des fiebernden Ritters. Geoffrey zuckte zurück, verzog das Gesicht vor Qual und stöhnte leise. Titania strich über sein feuchtes Haar und seufzte. Was, wenn der junge Mann vor ihr starb? Was, wenn er nicht mehr in der Lage war, Elincia zurückzuholen? Dann schüttelte sie den Kopf und ihre Hand verharrte auf Geoffreys Wange. "Bitte... stirb nicht..." Sie nahm wahr, wie sich Geoffreys graublaue Augen öffneten und ihr fiebrig entgegensahen. "Ti..ta...nia..." "Schsch, ruhig. Ihr sollt doch nicht sprechen, Geoffrey!" Der junge Ritter senkte den Blick und Titania wurde bewusst, dass er sie kaum erkennen konnte. Sie rückte näher und Geoffrey sah wieder zu ihr auf. "Ihr... habt... Elincia noch nicht...?" Sie schüttelte den Kopf und er seufzte schwer. Seine Hände krampften sich um die Bettdecke. "Habt Ihr starke Schmerzen? Ich kann Euch vielleicht etwas geben, das sie lindert..." Geoffrey schloss die Augen und wandte den Kopf ab und Titania begriff, dass sein Leiden weniger körperlich denn geistig war. "Macht Euch keine Sorgen, General. Elincia wird schon nichts passiert sein. Sie wollen sie lebendig." Der Ritter zwang sich, den Blick wieder auf Titania zu richten, und die Rothaarige sah Tränen in seinen Augen schimmern. "Was... bin ich für... ein Ritter?" Seine Worte kamen schwach, doch voller Bitterkeit und Trauer. "Sie... hat... sich auf mich... verlassen!" Titania legte ihm die Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf. "Macht Euch keine Gedanken deswegen. Ich bin mir sicher, dass Ihr getan habt, was in Eurer Macht stand. Es hat nicht sein sollen. Jetzt solltet Ihr Euch auf das Gesundwerden konzentrieren, damit Ihr Elincia möglichst schnell retten könnt!" Geoffrey gelang es, zu nicken, doch dann wandte er wiederum den Kopf ab. Tränen rannen über sein Gesicht. "Warum? Warum... war ich... so schwach?" "Nein, Geoffrey! Ihr seid nicht schwach, keineswegs. Jeder macht Fehler, glaubt mir. Ihr seid da keine Ausnahme. Elincia wird Euch verzeihen, da bin ich mir sicher!" Der Ritter schluckte schwer, dann nickte er. "Ich... werde es versuchen..." Er hustete, keuchte, als Schmerzen seinen gemarterten Körper überfielen. Das Licht der Laterne verbarg Geoffreys Blässe nicht mehr. "Beruhigt Euch. Elincia nutzt es nichts, wenn Ihr vor Anstrengung sterbt. Schsch, Geoffrey, ich bin hier!" Der Ritter würgte vor Schmerz, zuckte auf seinem Lager, kniff die Augen zusammen. Titania, die nicht wusste, was sie tun sollte, fasste die schweißüberströmte Schulter des jungen Mannes und strich ihm mit der anderen Hand fest über das Gesicht. Dabei rutschte ihr der weiße Umhang von den Schultern und gab den Blick auf ihr weiches Nachtgewand frei. Die Söldnerin störte sich nicht daran, doch der Ritter errötete tief, als er plötzlich sehen konnte, was die Kommandeurin gewöhnlich unter ihrer Rüstung versteckte. Aller Schmerz war vergessen, als Geoffrey stammelte: "Titania... Ihr... ah, Ihr seid..." "Im Nachtgewand, ja. Dachtet Ihr, ich sei ein Ritter aus Stahl? Natürlich verbirgt sich Fleisch unter meiner Rüstung, sonst hätte ich sie wohl kaum nötig!", bemerkte sie säuerlich und Geoffrey errötete noch tiefer. "Verzeiht..." Er wurde sich Titanias Hand bewusst, die noch immer auf seiner Wange lag. Titania sah das Erschrecken in seinen Augen und zog sich zurück. Sie spürte, wie auch in ihr Gesicht die Röte schoss. "Entschuldigt. Ich wollte nicht unhöflich oder mütterlich erscheinen." Der Ritter wirkte noch verunsicherter als zuvor. Titania wurde bewusst, dass er ihr offenes Haar musterte. Sie strich es zurück auf ihren Rücken und meinte leise: "Was habt Ihr, Geoffrey? Es ist nur mein Haar! Warum seid Ihr so... verändert?" Der Blick des Generals flackerte, rasch sah er weg. "Ich... ich... dachte nur nicht... dass Ihr... so... freizügig wärt..." Dies entlockte Titania ein leises Lachen. "Also wirklich! Freizügig ist etwas anderes!" Sie wuschelte Geoffrey durch das Haar, was diesen zurückzucken ließ. "Beruhigt Euch, kleiner Junge. Ich werde schon nicht über Euch herfallen. Ihr seid mir zu jung." Geoffrey schien sich etwas zu entspannen, wenn auch nicht vollständig. Die Rothaarige sah seine Finger vor Schmerz zucken, doch sein Gesicht war ausdruckslos, ganz der unbewegte Ritter. Sie seufzte. Früher war sie genauso gewesen, früher, als sie noch bei den Rittern Crimeas gewesen war. Bei den Söldnern hatte sie diese Angewohnheit, nichts von den Gefühlen durchdringen zu lassen, sehr schnell abgelegt. Doch manchmal sehnte sie sich nach ihrer eisernen Härte, der undurchdringlichen Maske der Beherrschung zurück. "Ah, Titania... könnt Ihr... etwas... für mich... tun?" Die leise, angestrengte Stimme des Ritters riss sie aus ihren Gedanken. "Ja?" "Ich... möchte, dass Ihr... mir helft..." Sie hielt überrascht inne, dann nickte sie langsam. Als Geoffrey weitersprach, und das Licht der Laterne über sein Gesicht strich, fiel ihr auf, wie jung der Ritter tatsächlich war. Geoffrey konnte nicht viel älter als Ike und Elincia sein. "Ich werde Euch helfen, Elincia wohlbehalten zurückzubringen. Dafür möchte ich aber auch etwas von Euch." Der General Crimeas sah zu ihr auf, fragend, verunsichert. "Ich möchte, dass Ihr überlebt. Egal was passiert. Ihr sollt leben, Geoffrey." Der Ritter blinzelte, aus dem Konzept gebracht. "Ich... werde es versuchen..." "Nein, das werdet Ihr nicht!", unterbrach ihn Titania rüde. "Ihr werdet überleben. Versprecht mir das!" Geoffrey biss sich auf die Lippe, nickte schließlich. Titania fuhr fort: "Wenn Ihr es nicht tut, solltet Ihr wissen, dass Elincia sicher nie mehr froh wird. Ihr, Juri und Lucia seid ihre einzigen Bezugspersonen, zusätzlich zu Ike. Wenn einer von euch sterben würde, wäre sie am Boden zerstört." Sie richtete sich auf. Geoffrey sah zu ihr auf. Titanias langes Haar glitt wie ein roter Wasserfall über ihren Rücken und lag fedrig-weich auf Geoffreys Lager. "Ihr..." "Ruht Euch aus, Geoffrey. Ich werde jetzt gehen, bevor Ihr mir noch den Heldentod sterbt!" Der Ritter sah sie an, verwirrt und irgendwie... ja, wie eigentlich? Titania seufzte. "Schlaft gut." "Ihr auch." Geoffreys Stimme klang müde. Sie winkte ihm zum Abschied noch einmal zu, dann verließ sie leise das Zelt. Als sie sich noch einmal umdrehte und ins Zeltinnere zurücksah, erkannte sie, dass der junge Ritter die Augen bereits geschlossen hatte. Seine Hand lag ruhig auf dem festen Verband über seiner Wunde, seine Züge wirkten entspannt. Titania lächelte, als sie begriff, dass er bereits schlief. Dann ging sie zurück zu ihrem Zelt. In ihrem Bett tauchte wieder Geoffreys Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Was war das nur? Der Ritter ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie ihm dieses Versprechen nur abgenommen hatte, um etwas anderes zu kaschieren, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Aber sie weigerte sich, es auszusprechen. "Er ist noch so jung und unsicher. Er ist verletzt und verzweifelt. Und ich komme auf solche Gedanken. Ich sollte mich um anderes kümmern und ihn Rhys' heilenden Händen überlassen!", schalt sie sich selbst. Ihre Hände krallten sich in die langen Strähnen ihres Haares. Was sollte das nur noch alles werden? ha, das wars schon wieder! *sorry* ist zwar ein wenig kurz, aber es soll ja auch nur ein kleiner Zwischenteil werden, bevor es weitergeht. (ich hoffe, ich schaffs bis zum nächsten Kapi, dass das passiert, was ich plane! *hibbel* oh je, das ist mal wieder soooo fies...) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)