Digimon Legends von -Apple- (Der Stoff aus dem Legenden gemacht werden) ================================================================================ Prolog: PROLOG -------------- - PROLOG – Sanft streifte er ihr eine Strähne aus den Augen und streichelte über ihre Wange. Zärtlich und zaghaft küsste er sie auf die Lippen und strich langsam über ihren Rücken. Als er den Kuss jäh unterbrach und sie anblickte, seufzte sie. Kurz blickten sie sich tief in die Augen. Er strich ihr mit zwei Fingern sanft über den Arm und küsste sie erneut. Erst wieder zaghaft, doch dann wurde der Kuss intensiver. Ein leidenschaftliches Spiel ihrer Zungen entfachte sich. Er drückte sie sanft in die liegende Position und beugte sich über sie. Ihre Hände wanderten unter sein Shirt und über seinen muskulösen Rücken. Sie schob das Shirt hoch und unterbrach den Kuss kurz, um es ihm abzustreifen und achtlos zu Boden fallen zu lassen. Ihre Hände zogen ihn wieder zu sich herunter, bis er schließlich ganz auf ihr lag und sie setzten ihr leidenschaftliches Zungenspiel fort. Fordernd strichen ihre Finger durch seine Haare. Er schob ihr Oberteil hoch und streichelte ihren Oberkörper. Das zaghafte Klopfen an der Tür überhörten sie einfach und setzten ihr intensives Spiel fort. Immer fordernder und wilder küssten sie sich. Er zog ihr das Oberteil aus, drückte ihren fast nackten schlanken Oberkörper an seinen und küsste ihren Hals und ihre Schulter. Sie hielt die Augen geschlossen und genoss seine Berührungen. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr. Ihre Hände wanderten über seine starke Brust, weiter über seinen muskulösen Bauch, bis zu seinem Hosenbund. Sie öffnete den Gürtel und den Leistenknopf und zog seine Hose so weit wie es diese Position zuließ, herunter. Auch das erneute, etwas lautere Klopfen versuchten sie zu überhören. Er küsste sie wieder leidenschaftlich und beide ließen sich auf das Bett sinken. Seine Hände streichelten ihren gesamten Oberkörper. Sanft schob er mit zwei Fingern einen Träger ihres BHs herunter und wieder vergrub sie ihre Hände in seinem Haar. Das Klopfen war diesmal lauter und dringlicher, doch auch jetzt wollten sie es nicht hören. Ungestört küssten sie sich weiter, ungestört setzten ihre Hände ihre Reise, den anderen Körper zu erkunden, fort. Er drückte seinen Unterleib gegen ihren und schob ihren Rock etwas hoch. Ein leises Stöhnen, durch seine spürbar wachsende Erregung ausgelöst, konnte sie nicht unterdrücken. Seine Zunge suchte ihren Weg ihren Hals entlang zum Schlüsselbein. Sanft saugte er an ihrer Schulter und plötzlich flog die Tür auf. Beide erschraken und fuhren auseinander. „Es tut mir leid, dass ich jetzt so reinplatze, aber ihr reagiert ja auf kein Klopfen!“ „Man, Hikari, verschwinde! Das wir auf kein Klopfen reagieren sagt doch wohl alles!!“, meckerte der noch halb auf Sora liegende Taichi seine kleine Schwester an, die in der Tür stand und sich die Augen zuhielt. „Ja, ich weiß, ich würde ja auch nicht einfach so reinplatzen, ich wollte auch nur sagen, dass Mama und Papa schon halb in der Wohnung stehen!“ „Oh verdammt!“. Tai sprang von Sora, die darüber genauso erschrocken war, auf, zog sich seine Hose hoch und versuchte eilig seinen Gürtel wieder zu zumachen, was aber nicht so recht klappen wollte. „Warum kommen die denn jetzt schon, die wollten doch den ganzen Nachmittag wegbleiben, ich dachte diese doofe Ausstellung würde so lange dauern!?“, grummelte der braunhaarige vor sich hin, während er sein Shirt angelte und anzog. Die peinlich berührte Sora war schon komplett angezogen, richtete ihren Rock und ihre Haare und saß nun unbequem auf dem Bett. Kari schaute ihrem Bruder, der sich in seiner Eile ständig in seinen Klamotten verhedderte, mittlerweile amüsiert beim Anziehen zu. „Na ja…sie waren ja auch den ganzen Nachmittag weg.“, merkte sie grinsend an, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen und schaute zu Sora, die nach kurzem Blickkontakt leicht errötet schnell zu Boden sah. Tais Blick flog zur Uhr, die schon kurz nach sieben anzeigte. „Verdammt….warum hast du nicht eher was gesagt? Und warum musstest du reinplatzen, das hättest du auch etwas weniger nervenaufreibend lösen können!“, warf er Kari vor, während er seine Haare etwas glatt strich. „Also, ich hätte gar nichts gesagt, wenn Mama und Papa eben nicht angerufen hätten, damit jemand den Backofen vorheizt.“ Kari ging in die Küchenzeile und überhörte einfach, was ihr Bruder als letztes sagte. Tai folgte ihr. „Mensch Kari, aber-“, fing Tai an, doch seine Schwester unterbrach ihn. „Tai, ist es dir lieber von deinen Eltern inflagranti erwischt zu werden, oder von deiner kleinen Schwester?“ Kari sah ihn kurz abwartend an, doch als keine Antwort von Tai kam und das Umdrehen des Schlüssels im Schloss der Wohnungstür die jähe Ankunft ihrer Eltern voraussagte, wusste sie, dass die Diskussion beendet war und sie diese gewonnen hatte. Tai musste sich eingestehen, dass es ihm um einiges lieber war von Kari in so einer Situation erwischt zu werden, als von seinen Eltern. Auch wenn es ihm trotzdem sehr unangenehm war. Die Tür ging auf und herein traten Tais und Karis Eltern. „Hi, ihr beiden.“, kam es von ihrem Vater, der die Wohnungsschlüssel auf den Küchentisch warf. „Hi.“, erwiderten Tai und Kari monoton. „Hey ihr zwei.“, begrüßte sie auch ihre Mutter, die ihre Tasche auf dem Tisch ablegte. „War irgendetwas?“ Kari grinste Tai kurz von der Seite an, der sie daraufhin mit einem bösen Blick anfunkelte und sich an die Küchentheke lehnte. „Nein, nein.“, meinte sie und holte aus dem Kühlschrank das vorbereitete Essen heraus. „Außer dass Sora heute mit uns isst.“ „Oh, Sora ist hier?“, fragte Tais Vater und warf diesem einen fragenden Blick zu. Noch bevor er antworten konnte ertönte ein „Hallo“ aus dem Wohnzimmerabteil. Hikaris und Taichis Eltern begrüßten sie freudig. „Na, das ist aber schön, dass du mal wieder mit uns isst.“, bemerkte Tais Mutter. „Ich, ähm…ich kann nicht mitessen, ich hab später Training und muss deshalb jetzt gehen.“, fing Sora an sich zu verabschieden. Tai schaute sie alarmiert an. Er wusste, dass sie heute kein Training hat. „Oh, das ist aber schade. Dann komm doch mal wann anders wieder zum Essen, wir würden uns freuen.“, sagte Tais Mutter freundlich. Sein Vater setzte sich gerade auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. „Oder, Shigeru?“, fügte seine Mutter noch zu seinem Vater gewandt hinzu. „Oh, ähm…ja…ja, komm doch nächste Woche.“, erwiderte dieser und widmete sich dem Fernseher. Sora nickte und kurze Zeit war es still. „Ich begleite dich zur Tür.“, meinte der braunhaarige Jugendliche schnell, schlüpfte aus der Küchenzeile heraus und ging mit Sora zur Tür. Sie schwiegen sich an, während Sora ihre Schuhe anzog. „Ich, ähm…“, versuchte Tai die unangenehme Stille zu brechen. „Na ja, das war wohl heute etwas dumm gelaufen.“ Er grinste sie verlegen an und dachte sich, dass dem obercoolen Yamato so etwas sicher nicht passiert wäre. Sora schenkte ihm nur einen kurzen Blick. Doch Tai konnte aus ihrem Blick nichts herauslesen. Oft konnte er dies bei seiner Freundin, aber manchmal gelang es ihm einfach nicht. Er bekam deswegen oft ein Gefühl der Unsicherheit und Wertlosigkeit und musste dann wieder an Yamato denken. Seinen ‚besten Freund’. Sora umarmte Taichi und riss ihn somit aus seinen Gedanken. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und schmiegte sich an ihn. In Tais Bauch machten sich viele Schmetterlinge breit und er musste zufrieden lächeln, als er ihre Umarmung erwiderte. Ein kleines Weilchen standen sie einfach so dort und genossen die Nähe des jeweils anderen, bis sich schließlich Sora etwas von ihm löste und ihn sanft küsste. „Wir sehen uns morgen.“, flüsterte sie ihm zu und lächelte ihn zaghaft an. Tai nickte und lächelte zurück. Er gab ihr noch einen zarten Kuss, bis sie sich ganz voneinander lösten und Sora die Wohnung verließ. Als Tai die Tür schloss, lehnte er sich kurz an diese, bis schließlich das Telefon klingelte und er dazu aufgefordert wurde ranzugehen, da scheinbar alle mit etwas anderem beschäftigt waren. Er nahm ab. „Oh, hallo, ich hol mal schnell Kari…..ach, du willst mit mir reden?“ Tai war erstaunt, sonst ruft Takeru eigentlich nur an, um mit Kari zu sprechen. „Ja, ist das so wunderlich?“, meinte T.K. und musste lachen, als ihm bewusst wurde, dass er die Yagamis sonst eigentlich nur wegen Kari anrufte. „Okay, hör zu, ich hab mir doch ein N64 gekauft. Ich komm hier nicht weiter, kannst du vielleicht vorbeikommen und mir mal eben helfen?“ „Mmmh…schau doch im Internet.“, schlug Taichi vor. „Auf die Idee kam ich auch schon, aber ich finde im Internet nichts.“ „Na, was kaufst du dir auch keine aktuelle Konsole.“, lachte Tai. „Hättest du dir die neue Playstation gekauft…das Internet ist voll mit Spielen und Cheats.“ „Die Spiele haben Flair, das weißt du. Aber hey, kannst du vorbeikommen? Ich verzweifle.“, flehte T.K. „Ok, ich komme nach dem Essen zu dir und schau mal was du verzapft hast.“, lachte Tai. „Bis später.“ Er legte auf. Als er in sein Zimmer ging, fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste bei welchem Spiel T.K. eigentlich Hilfe brauchte. Er musste in sich hineingrinsen. Der alte Zockerhase Takeru brauchte Hilfe bei einem Spiel. Und suchte diese ausgerechnet bei Taichi, der von den neuesten Spielen keine Ahnung hat. Tai ließ sich auf sein Bett fallen und dachte an Sora. Er seufzte. Sein ungutes Gefühl machte ihm zu schaffen. Takeru ist sicher eine willkommene Ablenkung für ihn, dachte er sich. Dabei war ihm jedoch nicht bewusst, dass sich Sora vor nicht einmal einer halben Stunde Taichi voll und ganz hingegeben hätte… Kapitel 1: Einblicke -------------------- Kapitel 1 ~ Einblicke „Hey, da bist du ja endlich, ich dachte schon du hättest mich vergessen.“, begrüßte der blondhaarige Taichi, als er die Tür öffnete. „Ich habe gerade mal eine halbe Stunde gebraucht.“, erwiderte Tai, als er eintrat. Zusammen gingen sie in Takerus Zimmer, wo auch schon die Konsole und das Spiel an waren. „Wo harkt’s denn?“, fragte der braunhaarige mit prüfendem Blick auf das Start-Menü. „Ach, du spielst ja Zelda!“ „Ja, Ocarina of Time. Was denkst du warum ich dich sonst angerufen habe? Du kennst das Spiel doch in und auswendig.“, erwiderte T.K, nahm den Controler und setzte das Spiel fort. Tai musste zugeben, dass das Sinn machte. So oft wie er das Spiel schon durchgespielt hatte. Er kannte jede Ecke und jedes Geheimnis in dem Spiel. Doch als er auf den Bildschirm blickte, konnte er mit dem was er da sah nicht viel anfangen. „Wo bist du denn da?“, fragte er verwirrt. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals in dieser Höhle gewesen zu sein. „Ich hoffte das könntest du mir sagen.“, antwortete T.K. und rannte mit der Spielfigur in einer stockfinsteren Höhle umher. „Ich frage mich wie ich hierher kam.“ „Das frage ich mich auch.“ „Die kommt die Höhle auch nicht bekannt vor?“ „Nein, noch nie gesehen.“, erwiderte Tai. „Wo warst du denn bevor du in diese Höhle kamst?“ „Schattentempel.“, erwiderte T.K. knapp. „Und plötzlich war ich dor-“ Plötzlich bekam T.K. einen Schlag vom Controler und ließ ihn fallen. „Autsch.“ Er schaute auf seine Hände. „Nicht schon wieder.“ „Scheint als hätte dein Controler nen’ Schlag weg.“, meinte Taichi, nahm ihn vorsichtig in die Hand und prüfte ihn. „Ähm, Tai…“ „Mmmh, ich weiß nicht, er sieht nicht kaputt aus oder so. Er scheint in Ordnung zu sein.“ „Taiii.“ Die panische Stimme von Takeru lenkte schließlich Taichis Aufmerksamkeit auf diesen. Der blondhaarige starrte mit großen Augen auf seine Hände über die kleine Blitze zuckten. „W-Was ist das?“ Genauso plötzlich wie die Blitze kamen verschwanden sie auch wieder. „Aber, aber…“ T.K. schaute ungläubig auf seine zitterten Hände und fragte sich, ob das gerade wirklich geschehen war. Ein verschmorter Geruch drang in Taichis Nase und als er auf den Controler in seiner Hand blickte, sah er, dass aus diesem Qualm strömte. Erschrocken ließ er ihn fallen und sofort zuckten über ihn heftige Blitze. Die Glühbirnen in Takerus Zimmer platzten. Taichi sprang erschrocken auf und T.K. warf schützend seine Arme vor sich. „Was ist denn das?“, rief er panisch. „Tai, sieh mal!“ T.K. deutete auf den Fernseher. Das Spiel schien sich selbstständig gemacht zu haben, denn die Spielfigur lief nun munter in der dunklen Höhle einen Gang entlang. „Liegt das am Controler?“ „Was ist mit der Grafik los?“, fragte Tai, der sich nun zögernd und vorsichtig leicht gebeugt dem Fernseher näherte, immerzu bereit schnell nach hinten zu springen. Die Grafik schien auf einmal sehr real. „Was…hey…das Spiel hat doch kein Sprachmodul!“, merkte der braunhaarige an und musterte den Bildschirm. „Was meinst du?“ Taichi nahm die Fernbedienung und stellte den Fernseher lauter. Die Spielfigur trat nun langsam in einen von Fackeln beleuchteten Höhlenraum. Eine leuchtende Fee schwirrte um seinen grünbemützten Kopf und seine Schritte hallten von den Höhlenwänden. Er trat auf eine blaue Steintafel zu. „Sieh mal!“, ertönte eine Stimme und die Fee schwirrte auf die Steintafel zu. Sie erleuchtete diese ein wenig. „…’der Blick in eine fremde Welt’…“, las sie vor. „Was soll das heißen?“ Sie blickte sich zu dem Protagonisten des Spieles um. Doch dann stockte sie. „L-Link!“, rief sie und er drehte sich um. Beide schauten in Richtung Taichi und Takeru. Die Fee schwirrte langsam auf sie zu, doch schien sie den Fernseher nicht verlassen zu können. Link trat langsam neben seine Fee. Beide schauten verwundert und fragend in T.Ks Zimmer. Link hob seine rechte Hand und legte sie auf die Innenseite des Bildschirms. Es schien als seien sie in dem Fernseher gefangen. Taichi und Takeru starrten ungläubig den Fernseher an. „Der Blick in eine fremde Welt.“, wiederholte die Fee. Plötzlich wurde der Fernseher schwarz. Die beiden Jugendlichen rührten sich nicht. „Das…gehört aber nicht zum Spiel.“, meinte Tai. „Okay…das war krass.“, keuchte Takeru und stand auf. Nervös ging er in seinem Zimmer hin und her. „Was zur Hölle war das?“, fragte er und deutete auf seine Konsole. „Ich hab keine Ahnung.“ Noch immer starrte Tai auf den dunklen Fernseher. „Aber…hey, aber das Spiel und die Konsole werden gar nicht mehr hergestellt. Wo hast du das her? Vielleicht hat das etwas damit zu tun.“ Nun blickte Tai den nervösen blondhaarigen an. Takeru fuhr sich durch seine Haare. „Ich…ich hab sie gebraucht gekauft. Im Internet.“ T.K. ging immer noch nervös auf und ab. Tai stand auf, ging zu dem jüngeren, legte seine Hände auf seine Schultern und fixierte ihn somit. „Hey, beruhig dich erst mal. Es wäre dumm anzunehmen, dass die Digiwelt und die reale Welt die einzigen existierenden Dimensionen seien. Und irgendwie scheinst du ein Fenster in diese andere Welt geöffnet zu haben…oder so etwas ähnliches. Und wenn wir schon in das Computer-Netzwerk reisen können, warum dann nicht auch in ein Konsolenspiel?“, versuchte Tai ihn zu beruhigen und schaute ihm in die Augen. „Wir hatten einen kurzen Einblick in eine fremde Welt. Es ist doch nichts dabei.“ Takeru erwiderte Tais Blick und wusste, dass er Recht hatte. Gerade erinnerte Taichi ihn an Kari. Seine Kari. Er seufzte. Er wünschte er könnte Kari ‚sein’ nennen. Doch irgendwie scheint Kari ihm noch immer nicht zu vertrauen, auch wenn es sich geklärt hat, dass das nur eine blöde Intrige von Davis war. Anscheinend waren Karis Zweifel zu stark. „Ok?“ Tai holte ihn in die Realität zurück. Der blonde Jugendliche nickte vorsichtig. Ihm fiel jetzt wo er Karis Bruder so nahe gegenüber stand auf, dass sie trotz der drei Jahre Altersunterschied gleich groß waren. Jedoch war er sich sicher, dass wenn er in Tais Alter ist, er ein Stückchen größer sein würde als Tai. „Aber wenn ich daran denke, wenn sich unsere Welt mit dieser mischt, wie damals die Digiwelt-“ „Das wird sie nicht, ok?“ Erneut nickte Takeru. Wieder einmal bewies Tai, dass sie ihn nicht umsonst zum Anführer gemacht haben. „Gut.“ Taichi warf einen Blick auf seine Uhr. „Wir sollten noch schnell neue Glühbirnen besorgen und einsetzen, bevor deine Mutter was merkt. Und morgen reden wir mal mit Izzy, der kann sich dann mal deine Konsole und das Spiel anschauen. Und vielleicht sollten wir mal mit dem Vorbesitzer reden.“ „Ja, ich suche morgen den Versandort raus. Und das Elektowaren-Geschäft um die Ecke müsste noch aufhaben.“, meinte T.K. und kramte in seiner Schreibtischschublade nach seinem Geld. Er räumte ein paar Sachen aus der Schublade, einen ganzen Haufen Zettel, Batterien, Ohrstöpsel, sein Digivice, das er zuletzt vor drei Jahren benutzte und schließlich fand er den Briefumschlag, nach dem er suchte, nahm sich ein paar Scheine heraus und verließ mit Tai die Wohnung. Dabei merkten sie nicht, dass über Takerus Digivice einige Blitze zuckten und dieses zu leuchten begann… *************************** „LOS, LOS!“, schrie er. „NACH VORNE!!“. Sein Mannschaftskollege wich einem Spieler der gegnerischen Mannschaft aus und passte den Ball zu Taichi, der ihn gekonnt mit der Brust annahm und nach vorne auf den Strafraum zustürmte. „YAGAMI!!“, rief ihm ein anderer Mitspieler zu und deutete ihm so, dass er frei stand. Tai spielte an ihn ab und stürmte mit ihm zusammen auf das Tor. Ein Spieler aus der gegnerischen Mannschaft versuchte den braunhaarigen Wuschelkopf zu decken, doch Taichi spielte ihn mit guter Beinarbeit aus und sprintete weiter auf das Tor. „SPIEL AB!“, schrie Tai und erhielt sogleich einen perfekten Pass von seinem Kollegen. Die Zuschauer am Spielfeldrand, die überwiegend weiblich waren und dem Training nur zusahen um ihre Schwärme anzuschmachten, feuerten Taichis Mannschaft an. Dieser hatte gerade den letzten gegnerischen Spieler zwischen ihm und dem Torwart umgangen und lief nun direkt auf diesen zu. Der Torhüter machte sich bereit und tänzelte von einem Fuß auf den anderen. Als Tai in den Strafraum vordrang lief er auf ihn zu, doch Tai schoss mit aller Wucht aufs Tor. Der Ball flog nur knapp an der Hand des Torhüters, der sich versuchte in die Schussbahn des Balles zu werfen, vorbei und landete in der rechten oberen Ecke des Tors. Die Zuschauer und Taichis Mannschaft jubelten und auch die ‚gegnerische’ Mannschaft klopfte Tais Schulter. „Hey, super Schuss, Yagami.“, lobte ihn der Torhüter, der gleichzeitig Mannschaftskapitän war. Tai grinste ihn freudestrahlend an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Mannschaft versammelte sich um Tai und den Kapitän. „Ok, Jungs, ihr habt super gespielt, trotz der Hitze und trotz unserer beiden 8-Mann-Mannschaften.“ Er rückte seine Mütze zurecht. „Dann kann ja das Spiel am Samstag kommen.“, meinte er zufrieden. „Seid pünktlich um neun hier, damit wir uns ordentlich warm machen und die Spielzüge noch mal durchgehen können.“ In der Mannschaft machte sich Zustimmung breit und sie verließen langsam das Spielfeld um zu duschen. „Oh und seid ausgeschlafen, klar!?“, rief der Kapitän ihnen noch hinterher. „Besonders du, Matsuda!“ Die Spieler wurden am Rand von ihren Fans und Freundinnen empfangen. Auch auf Taichi wartete jemand, doch nicht die Person, die er hoffte dort zu sehen. Er rollte die Augen und ging auf die Person zu, die schon hin und her hibbelte und ihn nervös erwartete. „Hallo Davis.“, begrüßte Tai ihn ohne anzusehen knapp und ging an ihm vorbei zur Tribüne, auf der er sein Getränk abgestellt hatte. „Hey Tai.“, begrüßte ihn dieser aufgeregt. „Was willst du?“, fragte Tai genervt und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. Er ahnte schon um was sich das folgende Gespräch drehen wird. „Ich wollte nur…wegen Kari. Kannst du ihr vielleicht diesen Brief geben?“, bat Davis flehend. Der 17-jährige blickte den Brief in seiner Hand prüfend an und überlegte kurz. „Davis…“, begann er seufzend. „Du weißt genau, sie will nichts mehr von dir wissen.“ „Ja, aber…sie kann doch nicht ewig auf mich sauer sein!?“ „Hör zu. Ich kenne Kari. Ich kenne sie, seit sie lebt. Und sie will wirklich nichts mehr von dir wissen. Du bist für sie gestorben, kapier es endlich!“ Tai wurde sauer. Er verstand nicht wieso Davis noch immer nicht versteht, dass Hikari ihn nie wieder sehen will. Dieser seufzte. „Aber sie antwortet auf keinen meiner Briefe.“, sagte Davis verzweifelt. „Weil sie keinen deiner Briefe liest und sie sofort wegwirft!“, giftete Tai ihn an. Mittlerweile war er hochgradig genervt von Davis’ täglichen Attentaten auf ihn. „Sie will dich nie wieder sehen, versteh’s doch!“ „Gib ihr bitte diesen Brief.“ Davis hielt ihm einen Umschlag entgegen. Taichi fühlte sich, als würde er gegen eine Wand reden. Sein jüngerer Nacheiferer schien ihm gar nicht zu zuhören. „Bitte.“, wiederholte Davis und sah ihn flehend an. Tai musterte ihn böse funkelnd. „Du willst es nicht verstehen, oder?“ „Versteh doch…ich liebe Kari.“ Davis sah ihn wieder flehend an. „Wenn du sie lieben würdest, dann würdest du das Beste für sie wollen! Wenn du sie lieben würdest, dann würdest du sie endlich in Ruhe lassen! Und wenn du sie lieben würdest, dann würdest du nicht ihr Vertrauen missbrauchen, ihr Verhältnis zu T.K. zerstören und die beiden nicht zu deinem eigenen Vorteil gegeneinander ausspielen!!“, fauchte Taichi ihn an. „Und deinen Brief, kannst du dir sonst wo hin stecken, Kari will nie wieder was mit dir zu tun haben!!“ Mit diesen Worten riss Tai Davis’ Brief aus seinen Händen, zerriss ihn in seine kleinsten Stücke und ließ diese auf den Boden rieseln. Davis sah geschockt auf die Papierschnipsel. „Aber…Aber Tai.“, meinte der empörte Davis. „Was hast du gemacht? Warum hast du meinen Brief zerrissen?“ Tai wurde nun richtig wütend. Er spürte, dass er kurz davor war die Fassung zu verlieren. „Sag mal, kapierst du eigentlich gar nichts? Oder willst du nicht kapieren? Meine Schwester will von dir in Ruhe gelassen werden! Hör auf Briefe zu schreiben! Du kommst weder über mich, noch über unsere Eltern oder über Karis Freunde an sie heran. Also lass gefälligst mich, meine Eltern, Karis Freunde und vor allem Kari selbst in Ruhe!“ „Ich glaube, du willst mir gar nicht helfen.“, stellte Davis fest. „Daisuke…es gab eine Zeit in der ich dich als guten Freund wirklich schätzte. Und in der du echt ein feiner Kerl warst. Aber du hast dich da in was hineingesteigert und verrannt. Hikaris Herz war für Takeru bestimmt, nicht für dich. Das weißt du genau. Und dass du ihre Zuneigung durch Lügen gewonnen hast ist schlimm genug, aber dass du auch noch Takeru mit in deine Intrigen gezogen hast, sodass ihm Kari noch heute nicht wieder richtig vertraut, ist wirklich unterstes Niveau.“ Taichi wurde immer wütender. Er wusste, dass er seine Schwester mittlerweile vor Davis schützen muss. „Ich habe es getan, weil ich sie liebe. Weil ich es nicht ertrage, dass Takeru ihre Nähe genießen kann, während sie mich ständig abweist.“ Das war das erste Mal, dass Davis auf das Gesagte von Tai reagierte. „Das ist meine letzte Warnung. Lass sie in Ruhe, oder du bekommst richtig großen Ärger.“, drohte Taichi, schob Davis barsch zur Seite und ging in Richtung Umkleide. „Ich frage mich was der Unterschied zwischen uns ist.“, rief ihm Davis hinterher. Als Tai seinen Weg unbeirrt fortsetzte, fügte er noch an: „Ich will kein Mädchen, das von meinem besten Freund abgelegt wurde, weil ich keine bessere abbekomme, so wie du Tai! Das ist doch der Grund, warum du mit Sora zusammen bist!?“ Taichi blieb stehen. Seine Mannschaftskameraden und die anderen, die noch am Rande des Spielfeldes standen waren verstummt und sahen zu Tai und Davis. Seine Faust zitterte. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schlimm genug, dass Davis das Verhältnis zwischen Kari und T.K. zerstört hat, dass er sie alle angelogen hatte, dass er böse Intrigen zu seinen Gunsten spielte, dass er täglich nervt und Kari nicht in Ruhe lassen will, aber dass er jetzt auch noch ihn und Sora beleidigte, war einfach zu viel. Er versuchte sich zu beruhigen indem er die Augen schloss und tief durchatmete. „Scheiß drauf!“, dachte sich Taichi, ließ seine Wasserflasche fallen, drehte sich mit einem Mal um und stürzte auf Davis zu. „Tai!“, der Kapitän, der wie die anderen auch das Schauspiel mitbekommen hatte, versuchte ihn noch zurückzuhalten, doch Tai war schon bei Davis und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Jüngere taumelte benommen nach hinten und fiel zu Boden. „Und das, hätte ich schon vor sehr langer Zeit tun sollen!!!“, knurrte Tai Davis an, dessen Nase blutete. „Das war erst der Anfang, wenn du nicht endlich meine Schwester in Ruhe lässt und du noch einmal wagst mir unter die Augen zu treten, dann flippe ich richtig aus!!“ Damit machte Tai kehrt und schob sich durch die Menge. Das Rufen seines Mannschaftskapitäns ignorierte er. Er schnappte sich einfach seine Flasche, ging in die Umkleide, nahm seine Tasche und schlug in voller Fußballmontur den Weg nach Hause ein. Auf dem Weg nach Hause legte sich seine Wut etwas. Der Jugendliche musste zugeben, dass es gut tat Davis zu schlagen. Er hätte ihn schon vor langer Zeit hätte zu Recht weisen müssen, dann wäre die ganze Situation vielleicht gar nicht so sehr ausgeartet. Taichi machte Halt an einer Ampel und wartete bis diese grün würde. Während er zwischen Menschen am Straßenrand stand und noch über Kari, Davis und T.K. nachdachte, fiel ihm auf der gegenüberliegenden Straßenseite jemand auf. Der leichte Wind spielte in seinem blonden Haar. Tai musterte ihn kurz. Nun bemerkte sein gegenüber auch Tai und beide hielten kurzen Blickkontakt, der jedoch durch die Menschen, die um sie herum standen, unterbrochen wurde, indem sie sie nach vorne drückten als die Ampeln grün wurden. Sie gingen aufeinander zu und kurz könnte man meinen, dass sie sich kennen und grüßen würden, doch Taichi und Yamato gingen erhaben aneinander vorbei, ohne den jeweils anderen auch nur eines Blickes zu würdigen. Der braunhaarige seufzte. Es war traurig was aus den Digirittern geworden war. Was aus ihm und seinem damals besten Freund geworden war. In den letzten drei Jahren hat sich so viel verändert, man mag kaum glauben, dass sie zusammen nicht nur einmal die reale und die Digiwelt gerettet hatten. Die Digiwelt. In letzter Zeit musste Tai wieder oft an sie denken. Er vermisste Agumon und fragte sich, was er wohl davon halten würde, wenn er hörte, was aus den Digirittern geworden war. Er war genervt. Nicht nur, dass ihm Davis heute wieder auf den Keks ging, nein, jetzt musste er auch noch Matt über den Weg laufen. Tai konnte kaum glauben, dass Tokio eine Stadt sein soll. Dauernd traf er auf Matt. Auch wenn er nicht mehr auf seine Schule ging, er sah ihn trotzdem fast täglich, weil sie dauernd an den unmöglichsten Orten aufeinander trafen. Manchmal fragte sich Tai wie es Matt wohl geht. Und vor allem, ob er es bereute die Schule zugunsten seiner Musik abgebrochen zu haben. Er versuchte den Gedanken an seinen Ex-besten-Freund abzuschütteln. Die Hitze machte ihm heute zu schaffen, eine kalte Dusche und eine kühle Cola wären jetzt genau das Richtige. Tai beeilte sich nun nach Hause zu kommen. *************************** „Was, sie kam einfach rein??“, lachte Mimi. „Ja sie hielt sich die Augen zu und wollte uns warnen, weil ihre Eltern schon fast zu Hause waren.“, kicherte Sora. „Tai war so erschrocken, dass er es nicht schaffte sich richtig anzuziehen und sich dauernd in seinem T-Shirt verhedderte.“ Mimi musste noch mehr lachen. „Oh mein Gott ich wär’ ja so was von im Boden versunken.“ „Das wär’ ich auch am Liebsten.“, stimmte Sora zu. „Mir war das so peinlich, dass ich nicht mal zum Essen blieb und unter dem Vorwand Training zu haben sofort nach Hause ging.“ „Ohje, armer Tai, er denkt jetzt sicher, du seiest wegen ihm nach Hause gegangen.“, erwiderte Mimi und schlürfte an ihrem Milkshake. Das Eiscafé war brechend voll. Wie immer an warmen Tagen. „Denkst du er hat das auf sich…? Nein…nein, das glaube ich nicht.“ Sora spielte mit ihrem Strohhalm in ihrem Milkshake. „Du meinst: Bei jeder anderen…da hättest du vielleicht Recht. Aber bei dir: Nein.“, grinste Mimi sie an. Ihr braunes Haar leuchtete in der Sonne. „Was meinst du?“ Sora war verwirrt. Was Taichi angeht musste Mimi ihr öfters unter die Arme greifen. „Du bist eben etwas Besonderes für ihn. Das warst du schon immer.“, lächelte sie. „Und jetzt denkt er, du würdest ihn mit…ich meine, er denkt noch oft an die Zeit, in der du mit Yama zusammen warst.“ Mimi hätte sich fast verplappert und hoffte, dass Sora nichts gemerkt hat. „Erinner’ mich nicht an die Zeit mit Yamato.“, ächzte Sora. „Das war das Schlimmste, das ich je erlebt habe.“ Ok, sie hat nichts gemerkt. Mimi war erleichtert, sie hatte doch Tai versprochen nichts zu sagen. „Wie lange wart ihr zusammen?“, harkte Mimi nach um weiter abzulenken und schlürfte wieder an ihrem Milkshake. Sora war richtig froh, dass ihre Freundin wieder in Japan lebte. Sie vermisste Mimi in den letzten Jahren sehr. „Viel zu lange.“, entgegnete Sora augenrollend. „Nun sag schon.“ „Drei Monate. Und es war wirklich, wirklich furchtbar. Die ersten vier Wochen ging es ja noch, aber dann fing es ja an.“, seufzte die rot-blonde. „Und warum bist du dann so lange mit ihm zusammen geblieben?“ „Naja, gerade lange war das ja nicht, aber…ich war verliebt. Und hoffte, dass es sich noch mal ändern würde.“ „Es hätte sich sicher geändert, wenn Yamato nicht Yamato wäre.“, merkte Mimi lachend an. „Wie lange bist du jetzt mit Taichi zusammen?“ „Einen Monat und fast zwei Wochen.“, grinste Sora verlegen und stocherte in ihrem Eisgetränk. Mimi lächelte sie an. Sie freute sich richtig für sie und vor allem für Tai, dass er nach so langer Zeit endlich mit seiner Traumfrau zusammen sein konnte. „Wieso grinst du so?“, fragte Sora mit geröteten Wangen. „Ach…ich seh’ dir schon an, dass du glücklich bist.“ Mimi blickte Sora in die Augen. Diese strahlte sie nur an. „Seht ihr euch später noch? Vielleicht…ungestört, in einer leeren Wohnung, ohne Geschwister und Eltern für eine Begegnung der romantischen Art?“ Das braunhaarige Mädchen grinste sie viel versprechend an. „Mimi…“ Sora stocherte verlegen in ihrem Milkshake rum. „So was kann man doch nicht planen.“ „Warum denn nicht? Wär’ doch eine gute Lösung für das ‚Nie-ungestört-Problem’“, schlug Mimi vor und musterte den Kellner, der sich hinter Sora zwischen ein paar Tischen durchschlängelte. „Na, weil…es sowieso immer anders kommt als erwartet. Und außerdem, weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt schon so weit gehen will“ Mimi schaute sie an. „Warum denn nicht? Ich dachte es wäre fast passiert!?“ Sie leerte ihren Milkshake. „Mh…nein. So läuft das doch dauernd in letzter Zeit ab und ab einem bestimmten Punkt…ist es eben nur noch…also, wir hören auf und kuscheln.“, erklärte Sora leise mit knallrotem Kopf. Ihr war es irgendwie peinlich in einem vollen Eiscafé darüber zu reden. Mimi nickte und beschloss nicht weiter darauf einzugehen. „Und seht ihr euch noch?“ „Mh, nein…Tai wollte mit Izzy und T.K. an T.K.s Konsole rumschrauben. Oder, eher Izzy schraubt daran rum und Tai und T.K. schauen ihm dabei zu und machen irgendwelchen Blödsinn.“ Sora kicherte. „Na, dann lass uns doch mal später bei den Jungs vorbeischauen.“, schlug Mimi vor und kramte etwas Geld heraus. „Meinst du wir können da einfach so auftauchen?“ Sora war sich nicht sicher, ob das nicht etwas zu weit ging. „Klar, wir wollen eben nur…helfen.“, grinste Mimi sie schief an. Die 17-jährige lächelte zurück. Ihr gefiel der Gedanke Tai heute noch mal sehen zu können. *************************** Er fuhr sich durch sein mittellanges Haar und trat seufzend den Heimweg an. Er hatte viel mehr Stress in der Schule als seine Freunde, da er vor drei Jahren auf eine Elite-Schule wechselte, damit er bessere Chancen auf ein Medizin Studium an einer der besseren Unis hat. Obwohl die Mittagshitze schon vorbei war, brannte die Sonne trotzdem noch vom Himmel. Er schlenderte durch den Feierabendverkehr und war mit den Gedanken schon bei seinen Hausaufgaben und der morgigen Klausur. „Hey.“, begrüßte ihn jemand von hinten und legte eine Hand auf seine Schulter. „Du reagierst ja gar nicht.“ Er blickte sich um und sah direkt in die kühlen blauen Augen von Yamato, der mit seiner Gitarre bepackt anscheinend auf dem Weg nach Hause war. „Matt!?“, sagte er erstaunt. Er sah ihn zwar öfter nach der Schule in der Stadt herumlaufen, aber begrüßen tun sie sich eigentlich nie. „Lange nicht gesehen, Joe.“, meinte Matt lässig. „Ähm…ja, ich habe kaum noch Zeit auf unsere Treffen zu gehen.“, erwiderte Joe, immer noch erstaunt darüber, dass Matt ihn tatsächlich angesprochen hat und sich nun sogar ein Gespräch entwickeln zu scheint. „Ich habe die anderen auch schon lange nicht mehr gesehen.“ „Du auch?“ Yamato hatte eine Hand in seiner Hosentasche und mit der anderen hielt er den Gurt seiner Gitarrentasche fest, die ihm locker über der Schulter baumelte. „Was meinst du?“ Der blonde zuckte unberührt die Schultern. „Ich gehe schon seit ein paar Monaten nicht mehr hin. Vor ein paar Wochen überlegte ich wieder hinzugehen, aber…ich habe jetzt Gründe warum ich nicht mehr gehe.“ Joe blickte ihn verwirrt an. „Aber…warum?“ „Hey…ich muss auch da lang, gehen wir doch gemeinsam.“, schlug Matt vor und deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die Joe zuvor gegangen war. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. „Ich hab die anderen schon lange nicht mehr gesehen.“, brach Joe das Schweigen. „Mir ist heute Mittag Tai über den Weg gelaufen.“, merkte Matt tonlos an. „Aber sonst…hab sie auch lange nicht gesehen.“ „Redet ihr immer noch nicht miteinander?“, fragte Joe vorsichtig. Er wusste zwar nicht warum sie nicht mehr miteinander sprechen, aber er wusste, dass es schon eine verdammt lange Zeit zwischen den beiden still war. „Nein.“, antwortete der blonde Jugendliche knapp und nahm sich ein paar Strähnen aus den Augen. „Das wird sich auch so schnell nicht ändern.“ Yamato war mittlerweile noch cooler und gefühlskalter wie sonst, er war der größte Einzelgänger geworden den er kannte, aber dennoch merkte Joe, dass Matt die Situation mit Tai an die Substanz ging. Immerhin waren sie beste Freunde gewesen, das konnte nicht spurlos an jemandem, der das Wappen der Freundschaft trägt, vorbeigehen. „Was ist denn passiert? Hat es was mit Sora zu tun?“, fragte der Brillenträger, während sie an einer Ampel warteten und der Feierabendverkehr vor ihnen auf der Straße vorbeidüste. Matt schüttelte jedoch nur den Kopf. „Es spielt keine Rolle. Taichis und meine Freundschaft ist zerstört und wird es auch bleiben.“ Joe vermutete, dass Tai zu stolz und Matt zu stur ist, als dass sie beide ein klärendes Gespräch führen könnten. „Es ist komisch…“, begann der Ältere und zum ersten Mal seit sie durch die Innenstadt liefen, blickte Matt ihn an. „Ich trage schon seit Tagen wieder mein Digivice mit mir rum.“, führte er nachdenklich fort und schaute nun auch Matt an. Dieser zog nur sein enges schwarzes T-Shirt etwas hoch und legte somit den Blick auf seinen Gürtel frei, an dem ebenfalls sein Digivice befestigt war. Joe grinste ihn an. Er musste in letzter Zeit wieder oft an seine Abenteuer in der Digiwelt denken und war seit Tagen von innerer Unruhe geplagt. „Wie wär’s, wenn ich meine Hausaufgaben und mein Lernen einfach auf später verschieben würde und wir beide einen Abstecher zu Izzy machen.“, schlug Joe vor, während sie die Straße überquerten. „Jetzt?“ Matt war von Joes Spontaneität überrascht. Und auch besonders davon, dass er sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein über den Haufen wirft. „Izzy wohnt auf der anderen Seite der Stadt.“ „Naja, am nächsten von hier würden Tai und Kari wohnen und danach Sora, aber ich bezweifle, dass du Tai oder Sora besuchen willst.“, grinste Joe ihn an. „Komm, um der alten Zeiten Willen.“ Der dunkelhaarige versetzte Matt mit dem Ellbogen einen leichten Stoß in die Rippen. „Mmh…ok.“, murmelte Matt, der nicht genau wusste, was er bei Izzy sollte, da er seit zwei Jahren kaum noch etwas mit ihm zu tun hatte, aber es schien ihm die beste Lösung, denn zu Tai oder Sora wollte er nun wirklich nicht. Eine andere Möglichkeit erschien ihm noch sein Bruder zu sein, aber den sah er als einzigen von den Digirittern regelmäßig. Zu dem Rest ist sein Kontakt ziemlich eingefroren. „Dann müssen wir aber umdrehen. U-Bahn?“ „Nein, lass uns das Wetter genießen, hinlaufen und noch etwas plaudern.“, grinste Joe. „Wir haben uns ja echt schon ewig nicht mehr gesehen, erzähl mal was du so treibst.“ Und somit drehten sie um und schlugen den Weg zu Izzy ein. *************************** Hikari räumte ihr Zimmer auf. Wie immer wenn Langeweile sie plagte. Die Jugendliche seufzte. Eigentlich gab es nichts aufzuräumen hier, denn sie hielt immer Ordnung. Sie überlegte, was sie stattdessen tun könnte. Hausaufgaben hatte sie schon alle gemacht und lernen musste sie heute mal nicht. Nicht mal in der Küche konnte sie was tun oder sonst in der Wohnung, die ganze Wohnung blitzte und glänzte. Ihre Eltern waren auch nicht zu Hause und Tai war mit T.K. bei Izzy. Yolei musste im Laden helfen und auch ihre restlichen Freundinnen, waren entweder nicht da oder anderweitig beschäftigt. Sie seufzte wieder. Zu viel Zeit zu haben fand sie gar nicht toll. Hikari überlegte schon ob sie nicht schlafen gehen sollte, das würde sie auch tun, aber es war noch nicht mal sieben Uhr. Sie ließ ihren Blick durch ihr Zimmer schweifen. Es war perfekt aufgeräumt. Von der Fensterbank über das kleine Tischchen mit dem Fernseher, zum Kleiderschrank, das Regal über ihrem Schreibtisch, der Schreibtisch selbst…alles war sauber aufgeräumt. Ihr fiel ein, dass es vielleicht nur äußerliche Ordnung sein könnte, trat rüber zum Schreibtisch, nahm die oberste Schublade heraus und entleerte deren Inhalt auf dem Boden. Zwischen Stiften, Filmen für ihre Kamera, Zettelboxen und Fotos erblickte sie ihre alte Trillerpfeife. Hikari fischte sie heraus und begutachtete sie. So viele Erinnerungen hingen mit dem Stück zusammen. Schöne Erinnerungen, an eine Zeit, in der noch alles in Ordnung war. Eine Zeit, in der Tai und Matt noch Freunde waren, in der sie mit T.K. glücklich war und Davis noch vertraute, in der Sora und Matt noch miteinander redeten. Es war eine Zeit, in der sie sich alle noch regelmäßig sahen. In der sie alle zusammen viel Spaß hatten. Eine Zeit, in der sie ihr geliebtes Digimon noch sehen konnte. Es war die Zeit, vor und nachdem sie in der Digiwelt waren. Und vor allem die Zeit, in der sie gemeinsam über das Schicksal der Menschheit und der Digiwelt entschieden haben. Hikari seufzte tief. Sie vermisste diese Zeit richtig. Vor sechs Jahren war noch alles in Ordnung. Nein, vor drei Jahren war sie noch in Ordnung. Oder besser gesagt: Vor drei Jahren fing alles an. Die 14-jährige fragte sich, wie sich in dieser Zeit so viel verändern konnte. Sie stand auf und ging wieder zum Schreibtisch. Sie wusste genau wo es war, sie hatte es nie achtlos einfach irgendwohin geschmissen, wie man das oft mit Dingen tut, die man scheinbar nicht mehr braucht, nein, sie hatte ihm behutsam einen Platz gesucht und sieht es noch heute fast jeden Tag an, fast so wie ein Schmuckstück, mit dem man vorsichtig umgehen muss, da es sonst kaputt geht. Sie zog die Schublade auf. Ihr Digivice lag dort wie immer und glänzte sie im Licht der Abendsonne an. Hikari nahm es behutsam heraus und schaute es sentimental an. Ja, sie wusste jetzt was sie machen könnte. Die Jugendliche steckte ihr Digivice an ihren Gürtel und verließ die Wohnung. Die Dinge, die in der Schublade waren und nun auf dem Boden lagen, ließ sie achtlos dort liegen. Wenn sie schon nicht wie in alten Zeiten alle zusammen sein könnten, dann wenigstens mit der halben ersten Generation der Digiritter, dachte sie sich. Die Wohnungstür fiel ins Schloss. *************************** In der Erdgeschosswohnung der Izumys war es still. Nur das Tippen der Tasten des Laptops drang aus Koushiros Zimmer. Dieser saß auf dem Boden, hatte seinen Laptop an Takerus Konsole angeschlossen und versuchte nun irgendwie herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Es klingelte. Der rothaarige blickte verwundert von seiner Arbeit auf. „Es ist offen.“, rief er und als sich die Haustür öffnete fügte er noch an: „Ihr ward aber schnell ich habe euch gar nicht so früh zurück erwartet. Oder habe ich wieder die Zeit vergessen?“ Er blickte auf seine Uhr. „Hallo Izzy.“ Eine bekannte Stimme grüßte ihn, jedoch nicht die, die er erwartet hätte. Verwundert drehte er sich um und erblickte Joe, der in Schuluniform und mit Schultasche im Türrahmen stand. „Joe?“ Izzy sprang freudig auf. „Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen.“ Er lächelte ihn an. „Hey Izzy.“ Nun trat auch Matt aus dem Schatten des Hausflurs und begrüßte ihn lässig. „Wir haben uns auch schon lange nicht mehr gesehen.“, fügte er noch an. „Matt!“, rief Izzy genauso erfreut ihn zu sehen. „Na, das hätte ich ja jetzt gar nicht erwartet. Kommt doch rein und setzt euch. Wollt ihr was trinken? Ich hole euch was zu trinken.“ Izzy war ganz aufgeregt vor Freude. Matt und Joe tauschten kurz einen Blick aus und stellten ihre Taschen im Zimmer ab. Danach setzte sich Joe auf Izzys Bett und der blonde Jugendliche auf Izzys Schreibtischstuhl und legte seine Arme cool auf die Rücklehne. Beide blickten sich schweigend in dem Zimmer ihres Kumpels um, bis sie schließlich an Izzys Laptop und T.K.s Konsole hängen blieben. In dem Moment kam auch schon Koushiro zurück und reichte jedem eine Dose Cola. „Du bastelst?“, fragte Yamato und deutete auf den Laptop. „Ja, an T.K.s Konsole.“, antwortete der rothaarige und blickte auf seine Arbeit. „Ich wusste gar nicht, dass sich T.K. auch mit älteren Konsolen beschäftigt.“, merkte Matt an und nahm einen Schluck aus der Dose. „Und was genau stimmt damit nicht?“ „Naja, T.K. und Tai hatten gestern beim Spielen etwas Seltsames entdeckt und fragten mich, ob ich nicht mal nachschauen könnte.“ Matt blickte nickend zu Boden und erst jetzt fiel Izzy wieder ein, dass er und Tai ja nicht mehr miteinander redeten. Er sah die beiden eigentlich gar nicht mehr an ein und demselben Ort, sodass er täglich daran erinnert würde. Yamato ging ja nicht mehr auf ihre Schule, kam nicht auf die Treffen, die die letzten Monate veranstaltet wurden und überhaupt hatte Izzy seit Monaten nicht mehr wirklich etwas mit ihm zu tun gehabt. Er fragte sich, warum jetzt ausgerechnet Matt hier auf seinem Schreibtischstuhl saß und ihn scheinbar besuchte. Und auch Joe, der ebenso nie auf den Treffen erschien und den er nur noch selten auf der Straße sah. „Was führt euch her?“, fragte der rothaarige kurzerhand, da ihn dieser Gedanke nicht mehr los ließ. Er fragte sich, warum ausgerechnet Joe und Matt zusammen kamen. Izzy könnte sich vorstellen, dass Matt mit T.K. oder gar alleine kommt, aber mit Joe? In den letzten drei Jahren, haben sie sich beide verändert und sind nun so grundverschieden, wie sie es nicht sein könnten. Gut, das waren sie eigentlich schon immer, stellte Izzy fest. „Der alten Zeiten wegen.“, antwortete Joe knapp und rückte seine Brille zurecht. Sein Blick fiel auf Izzys Laptoptasche, den Rucksack, den er schon vor 6 Jahren dauernd mit sich rumschleppte. An dem Gurt war noch immer das Digivice befestigt, als hätte es schon immer dort hin gehört. Izzy konnte mit Joes Antwort nichts anfangen, aber nahm dies so hin. Plötzlich ging die Tür auf und T.K. mit Tai im Schlepptau kam herein. „Hey Izzy, wir konnten dieses Kabel nicht besorgen, da der Elektrohandel schon zu hatte, wegen Urlaub oder so was.“ Erst jetzt fiel Takeru sein Bruder auf, der lässig auf dem Schreibtischstuhl saß. „Matt!?“ Er hätte ihn so gar nicht hier erwartet. Auch Tai sah mehr als geschockt aus, ausgerechnet Matt hier zu sehen. „Hallo Brüderchen.“, begrüßte Yamato seinen Blutsverwandten und ignorierte Tai völlig. Daran, dass Tai und Matt hier aufeinander treffen, hatte Izzy noch gar nicht gedacht. Er spürte die Spannung im Raum, die von den beiden ausging. „Hey, ihr zwei.“, kam es aus der Ecke, in der Koushiros Bett stand. Tai und T.K. wanden sich zu ihm um. „Joe!?“, sprachen beide erstaunt wie aus einem Mund. Ihn hätten sie auch nicht hier erwartet. „Wie geht’s euch?“, fragte dieser zurück. „Ähm…gut.“, antwortete Takeru. Tai nickte zustimmend. „Und dir?“ „Auch gut.“, entgegnete Joe lächelnd. Kurzes Schweigen herrschte im Raum. So war der Abend nun gar nicht geplant gewesen. Jetzt wo sie alle so im Raum standen, konnte Izzy nicht ungestört seiner Beschäftigung nachgehen. Mit T.K. und Tai wäre das kein Problem gewesen, aber nun, da Joe und Matt auch noch aufgetaucht waren, konnte er das nicht tun, da er die beiden schon so lange nicht mehr gesehen hatte, dass er nun den guten Gastgeber spielen musste. Die Stimmung war gespannt und jeder fühlte sich sichtbar unwohl, bis auf Matt, der in fast jeder Situation seine Coolness bewahrt. Das Klopfen an der Tür durchbrach die Stille. Alle blickten fragend zu Izzy, der sich auf den Weg zur Tür machte. In Izzys Vorbeigehen knurrte Tai ein „Erwartest du noch mehr Besuch?“ heraus, der dafür nur einen ‚Woher-sollte-ich-wissen-dass-sie-kommen?’-Blick kassierte. Er öffnete die Tür und davor stand Hikari, die ihn lächelnd begrüßte und meinte, dass sie ihnen etwas Gesellschaft leisten wollte. Izzy geleitete sie herein und sie stand nun auch etwas verwirrt über Joes und Matts Besuch im Raum, dennoch begrüßte sie die beiden freundlich. Tai sah nicht besonders glücklich aus. Wieder herrschte ein unangenehmes Schweigen. „Wollt ihr euch nicht setzen?“, forderte Izzy Kari, T.K. und Tai auf. Tai und Kari setzten sich zu Joe aufs Bett, während sich T.K. einfach auf den Boden vor den Schrank neben seinen Bruder setzte. Izzy nahm Platz neben seinem Laptop. Stille. Keiner wusste was er sagen sollte, oder wollte ein Gespräch anfangen. Alle saßen unbequem auf ihren Sitzmöglichkeiten und starrten Löcher in Luft, Wand, Decke und Boden. Tai überlegte, ob er nicht nach Hause gehen sollte. „Wisst ihr was witzig ist?“, beendete Izzy das Schweigen und lächelte unsicher in die Runde, als ihn jeder fragend anblickte. „Es fehlen eigentlich nur noch Mimi und Sora, dann wären wieder wir Digiritter der ersten Generation komplett.“ Schweigen. Keiner reagierte auf das Gesagte, sondern schauten Izzy nur nichts sagend an und lösten nach ein paar Sekunden wieder den Blick von ihm, um weiter Löcher in alle möglichen Dinge zu starren. Izzy betrachtete dies als missglückten Versuch die Stimmung etwas aufzulockern. Wieder ein Klopfen an der Tür. Alle blickten fragend zu Izzy. Dieser stand auf und ging zur Tür, dabei spürte er die Blicke der anderen im Rücken. Er zögerte kurz und öffnete die Tür dann. Einerseits war er überrascht, andererseits wunderte es ihn aber nicht, dass Sora und Mimi vor ihm standen. „Ähm…hallo.“, begrüßte Izzy sie etwas unsicher und bat sie herein. „Hi Izzy! Wir dachten ihr könntet etwas Hilfe gebrauchen.“, zwinkerte Mimi. Sora musste schmunzeln. Die beiden quetschten sich an Izzy vorbei und gingen in sein Zimmer. Dieser dachte sich, dass sie wirklich Hilfe gebrauchen könnten, nur nicht dabei, woran Mimi sicherlich dachte. Etwas verwirrt Matt zu sehen, betrat Mimi das Zimmer und grüßte in die Runde. Als sie für Sora jedoch den Blick auf Matt freilegte, war diese total erschrocken und starrte ihn aus großen Augen an. Das hätte sie nun wirklich nicht erwartet. Sie fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. Yamato warf ihr kurz einen kühlen Blick zu und schaute dann wieder in die andere Richtung. Nun bereute er es doppelt sich von Joes Spontaneität anstecken lassen zu haben. Izzy schob Sora ins Zimmer, die daraufhin Tai erblickte, der nur grimmig in der Gegend herum starrte. Als er dies bemerkte, schenkte er ihr einen warmen Blick und daraufhin kam Sora zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Taichi umarmte sie von hinten und schmiegte seine Wange an ihre Schulter. Joe war überrascht. Er wusste gar nicht, dass Tai und Sora nun zusammen sind. Er hätte dies eher von Kari und T.K. oder von Mimi und Matt gedacht, aber über Tai und Sora war er irgendwie überrascht. Nach den Abenteuern in der Digiwelt hätte er viel mehr erwartet, dass die beiden zusammen kommen würden, aber dann war ja Sora mit Matt zusammen und nicht mit Tai. Jedoch nicht besonders lange, soweit er sich erinnerte. So langsam wurde ihm bewusst, dass er wirklich lange Zeit nichts mehr mit den anderen Digirittern zu tun hatte. Joe fragte sich, wie lange Tai und Sora schon zusammen waren. Und nun konnte er sich auch denken, warum Matt und Tai nicht mehr miteinander redeten. Es dreht sich bestimmt um Sora. Mimi setzte sich neben Kari, die ihrerseits neben T.K. saß. So hatte sie sich den Abend nun gar nicht vorgestellt. Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, dass Joe und Matt da waren, im Gegenteil, sie war sogar froh die beiden mal wieder zu sehen und auch Kari hatte sie schon lange nicht mehr gesprochen. Es wäre aber um einiges angenehmer gewesen, wenn diese Spannung nicht im Raum wäre. Mimi blickte von Yamato zu Taichi. Der Einzelgänger und der Teamkamerad. Sie seufzte und wünschte für Tai und Sora, dass Matt nicht da wäre. Jedoch fand sie es schön, dass die acht nach so langer Zeit wieder zusammen waren. Wenigstens etwas. Stille. Sie war brechend und kalt. „Was soll das?“ Alle blickten zu Tai. „Was soll das Izzy?“ Izzy schaute ihn verwirrt an. „Was meinst du?“ „Na, das hier.“, erwiderte er. „Hier, wir alle. ‚Zufällig’ sind alle auf einmal aufgetaucht…“ „Ich verstehe nicht…“ „Na klar.“, entgegnete Taichi sarkastisch. „Du weißt von nichts.“ „Ich hab wirklich nicht-“ Izzy wurde von einem Geräusch, das sich anhörte, als würde ein Kabel durchschmoren, unterbrochen. Er blickte alarmiert zu seinem Laptop und der angeschlossenen Videospielkonsole und entdeckte, dass über diese viele Blitze zuckten. „Nicht schon wieder!“, tönte T.K. und fing sich von allen außer Tai fragende Blicke ein. „Siehst du, genau das meine ich, das macht sie dauernd!“, meinte er zu Izzy genervt. „Du hast dir ne Killerkonsole gekauft und hast es mir nicht gesagt!?“ Matt überspielte seine Enttäuschung mit unpassendem Sarkasmus. „Ich, äh, du hattest so viel zu tun und da hab ich eben mit Tai…“ T.K. verstummte, als er den Blick seines Bruders sah. „Ääääh, Leute...!“, versuchte Izzy wieder die Aufmerksamkeit zu gewinnen und starrte auf sein Digivice. Die anderen folgten seinem Blick und stellten erstaunt fest, dass Izzys Digivice hell leuchtete. „Was zum-“ „Seht euch das an!“, forderte Kari auf, die ihrerseits auf ihr Digivice wies, das auch hell leuchtete. „Du schleppst ja dein Digivice mit dir rum!?“, meinte Tai erstaunt. Joe griff in seine Schultasche und zeigte Taichi auch sein leuchtendes Digivice. „Ich auch.“ Nun griffen auch die anderen an ihre Gürtel und in ihre Taschen und zeigten sich gegenseitig ihre Digivices, die alle hell leuchteten. „Sieht so aus, als würden wir alle unsere Digivices mit uns rumschleppen.“, grinste Mimi. Sie genoss das kurze Gefühl der Zusammengehörigkeit aller. „Aber…was hat das zu bedeuten?“, fragte Kari und suchte Schutz bei T.K, indem sie sich etwas hinter ihm versteckte. Die Blitze zuckten immer heftiger über die Konsole, auch über Controler und das Spielmodul selbst, obwohl diese gar nicht an der Konsole angeschlossen waren. Izzy fürchtete um seinen Laptop und versuchte noch die Kabel zwischen Laptop und Konsole zu trennen, doch er bekam einen Schlag und flog an die Wand, die einen Meter hinter ihm war. „Izzy!“ Mimi eilte zu ihm. Dieser stöhnte nur benommen von dem Schlag. Die Blitze zuckten immer heftiger über das Spielzubehör und das Licht in Izzys Zimmer begann zu flackern, bis schließlich die Birnen platzten und es in völlige Dunkelheit legte. Das Licht des ganzen Viertels war ausgefallen. Die Digivices der acht Digiritter erleuchteten das Zimmer in hellem blau-weißem Schein. Plötzlich fing der Laptop an verrückt zu spielen. Über den Bildschirm liefen wirre Zeichen. Der benommene Izzy war nicht fähig irgendetwas zu tun. Alles drehte sich und er nahm das Ganze nur am Rande war. Nicht mal dass Mimi ihn schützend im Arm hielt, spürte er. Taichi, der die mittlerweile neben ihm sitzende Sora an sich drückte, ergriff seine Pflicht als Anführer und näherte sich mutig dem Laptop, der mittlerweile auch von zahlreichen Blitzen umgeben war. Ein besonders großer Blitz, der um sich griff, ließ ihn wieder einen Meter zurückweichen. Taichi warf einen Blick zu Sora, dann zu Joe, der ihm zunickte. Er wusste was Tai sagen wollte. Seine Schwester schien bei T.K. auch in sicheren Händen, Mimi achtete auf Izzy…und Matt? Dieser fixierte das Spielmodul. Tai wusste, dass es ihm nicht egal wäre, wenn Matt etwas zustoßen würde, genauso wenig, wie es ihm nicht egal war, ob den anderen etwas zustieße. Er fühlte sich für alle verantwortlich. Der braunhaarige näherte sich wieder vorsichtig dem Laptop. Er fixierte die Reset-Taste. Sein Digivice schien zu glühen. Immer heftiger schlugen die Blitze um sich. Taichi hielt schützend seinen Arm vor sein Gesicht und schlug auf Reset, doch dadurch schien er alles noch schlimmer gemacht zu haben. Nun leuchtete das Spielmodul in hellem Schein und ein mysteriöser Wind tat sich innerhalb des Raumes auf, der die leichteren Gegenstände im Zimmer umherwirbelte. Taichi stolperte nach hinten und landete vor dem Bett. „VERDAMMT, WAS IST DENN DAS?“ Tai versuchte mit seiner Stimme gegen den lauten Wind anzukämpfen. Ein paar Dinge wurden vom Schreibtisch gefegt. Das Modul glühte. Izzy spürte den Wind, der sich eher wie ein Sog anfühlte. Er nahm die Umrisse seiner Freunde wahr und dass ihn jemand im Arm hielt, doch spürte er auch, dass seine Lider schwerer wurden und er seine Augen kaum mehr offen halten konnte. Der Schlag den er einsteckte schien ihm ziemlich viel abzuverlangen. Er kämpfte dagegen an ohnmächtig zu werden, doch dann wurde es schwarz vor seinen Augen und er sackte in Mimis Armen zusammen… Kapitel 2: Der Schutzpatron --------------------------- Kapitel 2 - Der Schutzpatron „Amerika?“, fragte er traurig. „Wann?“ „In zwei Monaten.“ Beide schwiegen bedrückt. Der Wind säuselte durch ihr sanftes Haar und trug ihren Duft zu ihm. Pfirsich. Er schloss die Augen und sog ihren Duft ein. Er wusste jetzt schon, dass er sie sehr vermissen wird. „Für immer?“ Noch immer hielt er die Augen geschlossen und genoss ihren süßen Duft. Sie blickte ihn von der Seite an. Die Abendsonne, die durch die Blätter der Bäume des Parks schien, verlieh seinem roten Haar einen orangen Schimmer. Die wenigen Wolken am apricotfarbenen Himmel schoben sich langsam über sie hinweg. Auch sie wusste, dass sie ihn sehr vermissen wird. Er war etwas Besonderes für sie. Jedoch war es nicht so, dass sie sich liebten und in zwei Monaten eine interkontinentale Fernbeziehung hätten, nein…sie schätzten und mochten sich als Freunde sehr. „Ich weiß nicht.“, seufzte sie. „Papa meint, dass es sein kann, dass wir schon nächstes Jahr wieder zurück kommen.“ Er blickte ihr in die Augen. „Ich hab dich lieb.“, flüsterte er. „Ich hab dich auch lieb.“, hauchte sie, küsste ihn platonisch auf die Wange und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Gemeinsam genossen sie noch die letzten Sonnenstrahlen, an diesem milden Frühlingstag… Mit brummendem Schädel kam Izzy zu sich. Er stöhnte unter dem Schmerz, öffnete langsam seine Augen und blickte direkt in feuchtes saftiges Gras. Er versuchte seinen Kopf zu heben, doch der daraus resultierende stechende Schmerz ließ ihn dieses Vorhaben abbrechen. Izzy hörte seltsame Vögel zwitschern. Ein kalter Windhauch fuhr ihm sanft durchs Haar. „Aua…“ Sein Schädel hämmerte, er hatte das Gefühl, dass sein Kopf gleich platzen würde. Er fragte sich, warum er hier im Gras lag und was eigentlich passiert war. Das letzte woran er sich erinnerte war, dass er mit den restlichen Digirittern in seinem Zimmer saß, als plötzlich ihre Digivices und T.Ks Konsole verrückt spielten. Ja, wo sind eigentlich die anderen? Izzy blickte um sich. Nichts als Gras und Bäume. Er schien in einem Park zu sein…nein, dafür war das Gras viel zu wild. Er war in einem Wald! Aber wie zur Hölle kam er in einen Wald, wo er sich zuvor noch im dicht bevölkerten Tokio befand? Er startete einen Versuch sich aufzusetzen, was ihm unter ächzenden Kopfschmerzen auch gelang. Izzy fuhr sich mit der Hand an den Hinterkopf zur Quelle seines Schmerzes und spürte, dass er dort eine große Beule hatte. „Autsch!“ Wo hatte er die bloß her? Irgendwie schien er einen Filmriss zu haben. Aber vielleicht war es momentan nicht so wichtig, was passiert war, sondern eher, wo er und wo die anderen waren. Und vor allem wo sein Digivice ist. Er trug es nicht am Körper stellte er fest. Dann fiel ihm ein, dass es sich an seiner Laptoptasche befand. Er seufzte und hoffte, dass diese und sein Laptop auch hier irgendwo waren. Izzy stand mit einem Schwindelgefühl auf. Seine Kopfschmerzen hatten es echt in sich. Er stützte sich an einem Baum ab und schaute sich um. Der Wald erschien ihm seltsam, irgendwie…magisch. Auch wenn dem Logikfreak diese Bezeichnung nicht besonders gefiel. Er dachte an die Digiwelt. Vielleicht war er ja dort, immerhin hatten die Digivices verrückt gespielt. Aber dieser Wald sah ihm nicht aus, als würde er der Digiwelt entstammen. Der rothaarige fuhr sich durchs Haar. Er nahm an, dass die anderen auch hier irgendwo in der Nähe waren und beschloss, dass er sich auf die Suche nach ihnen machte. Noch immer etwas benommen und leicht taumelnd, trat er seinen Weg an um sie zu finden. *************************** Er wusste nicht, wie lange er schon durch den dunklen dicht bewucherten und nicht gerade einladenden Wald lief, aber er war sich sicher, dass hier noch keine Menschenseele war. Eine Spur von seinen Freunden fand er auch keine. Seufzend setzte er seinen Weg fort. Izzy wusste nicht mal in welche Richtung er eigentlich ging. Die Baumkronen waren so dicht, dass er keinen Himmel sah. Er wusste zwar irgendwie, dass es hell war, aber er konnte nicht ausmachen, aber das war auch alles. Einige Meter weiter fiel ihm plötzlich etwas Seltsames auf. Es sah aus, als wäre dort ein Abhang oder so was ähnliches. Der rothaarige eilte zu der Stelle und staunte nicht schlecht, als er inmitten des Waldes in einem kleinen Tal eine Art Dorf entdeckte, dessen Häuser scheinbar aus Stämmen von mächtigen Bäumen bestanden. Die große Lichtung war hübsch anzusehen und sah sehr friedlich aus. Izzy dachte sich, dass es nicht schaden könne, wenn er sich dort etwas umsehen würde. Auf Anhieb erkannte er keine Menschen oder Digimon, die sich dort aufhielten. Vorsichtig und darauf bedacht, möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, trat er aus dem dichten Wald heraus und stand nun auf einer Anhöhe, die allerdings unstabiler als erwartet war und unter Izzys Füßen nachgab, der nun einen steilen Abhang hinunter kullerte, direkt an einem der Häuser vorbei und erst inmitten auf einem Weg, der quer durchs Dorf führte zum Stoppen kam. Innerlich fluchend rappelte er sich ächzend etwas auf und blickte direkt in die Augen eines kleinen blonden Mädchens mit seltsamer grüner Kleidung, die ihn neugierig aus großen blauen Augen anschaute. Izzy erstarrte in seiner Bewegung und schaute erschrocken zurück. Er hätte nicht gedacht, dass er so viel Aufmerksamkeit erregen würde, dass sofort jemand vor im stünde. Der Jugendliche stand ganz auf und klopfte sich den Schmutz aus seiner Kleidung, was aber nicht besonders viel brachte. „Ähm…hallo.“, er lächelte das Mädchen unsicher an, wobei ihm auffiel, dass sie ganz seltsame Ohren hatte, wie eine Elfe oder so etwas. „Wo wir wieder bei Magie wären.“, dachte er sich. Das Mädchen musterte ihn von oben bis unten. „Du kamst aus den verlorenen Wäldern.“ Sie deutete auf den Wald, in dem Izzy aufgewacht war. „Du weißt, dass du jetzt zum Sterben verdammt bist!?“ Das Mädchen war sehr direkt. Der Jugendliche schaute sie geschockt an. „W-was?“ „Nia!“, sagte das Mädchen ohne den Blick von ihm abzuwenden. Hinter ihr tauchte auf einmal ein kleiner leuchtender Ball mit zarten Flügeln auf. Izzy traute seinen Augen nicht. War das etwa eine Fee? „Hol schnell die anderen.“ Und schon schwirrte die Fee in Windeseile davon und tauchte kurze Zeit später mit einer Horde Kinder und kleinen Feen auf, die alle seltsam grün gekleidet waren und auch im selben Alter zu sein schienen, wie das Mädchen. Sie versammelten sich um Izzy und begutachteten ihn neugierig von oben bis unten. „Was hast du da für Kleidung an?“, fragte eines der Kinder und fasste das Oberteil des rothaarigen an. „Ich, ääh-“, versuchte Izzy zu antworten, aber er wurde von einem Mädchen mit rötlichen Zöpfen unterbrochen. „Was sind das denn für Schuhe???“ Alle schauten auf die Turnschuhe des Jugendlichen. Die vielen Kinder, die ihm auf die Pelle rückten, waren ihm sichtbar unangenehm. „Schaut mal, seine Ohren!“ Und schon hefteten die Blicke aller an seinen Ohren. „Die sehen aber komisch aus.“ Ein Junge mit blonden lockigen Haaren stellte sich auf seine Zehenspitzen und fasste vorsichtig Izzys rechtes Ohr an. „Welchem Volk gehörst du denn an?“, fragte ein Junge, dessen grüne Mütze ihm bis in die Augen hing und er somit fast nichts sah. „Volk? Ich…bin Japaner.“, antwortete Izzy, auch wenn er nicht das Gefühl hatten, dass er das meinte. „Japaner??“, staunte ein Mädchen mit kurzen braunen Haaren und einem grünen Haarband. „Er ist Japaner!“, meinte sie dann begeistert. Die Kinder scheinen das Land zu kennen, dachte der Digiritter erleichtert. Logisch, sie sprechen ja auch japanisch, fiel ihm jetzt erst auf. Doch dann fragte das Mädchen: „Was ist ein Japaner?“ „Ein Japaner ist…jemand…der aus Japan kommt-“, versuchte Izzy zu erklären, ehe er unterbrochen wurde. „Hey, zur Seite, lasst mich durch!“, ertönte eine Stimme. Eine grün schimmernde Fee schwirrte um Izzy und die Kinder legten einen Gang zu diesem frei. Ein Junge, der ebenfalls grün gekleidet war, rot-orangene Haare hatte und dessen Gesicht übersäht mit Sommersprossen war, trat auf Izzy zu. Er musterte ihn mit grimmiger Mine und schwieg kurz. „Ich bin Mido. Der Anführer des Waldvolkes der Kokiri. Wir leben hier im Kokiri Wald.“, stellte er sich und die anderen vor und schaute Izzy erwartungsvoll an. „Ich bin Koushiro Izumy und komme aus Tokio in Japan.“, stellte sich dieser seinerseits vor. Nach kurzem erwartungsvollen Schweigen fragte Mido: „Und was willst du hier?“ Izzy schwieg. „Bist du so etwas wie ein Weiser?“, fragte der Anführer mit einer erhobenen Augenbraue. „Oder suchst du den heiligen Stein des Waldes?“ Izzy überlegte kurz. Ein Weiser war er sicher nicht und einen heiligen Stein wollte er auch nicht. Er entschied, die beiden Fragen einfach zu ignorieren. „Ich bin dazu auserwählt eine fremde Welt zu retten und mir ist die Macht zuteil, einem Wesen unglaubliche Kraft zu verleihen, das dann für mich in den Kampf zieht und mir hilft diese Welt zu retten.“ Zwar kein Weiser, aber immerhin etwas, dachte er sich. Die Kinder sahen ihn nur mit großen Augen an und fingen an erstaunt zu murmeln. Mido hob die Hand und sofort erstarb das Gemurmel. „Wo ist das Wesen, dem du diese Macht verleihen kannst? Ist es hier im Wald?“ Er spielte auf den Grund von Izzys erscheinen an. „Es ist nicht hier.“, antwortete der Jugendliche. „Ich…bin durch einen Unfall hierher gelangt.“ *************************** Gemeinsam saßen Izzy, Mido und die drei Weisen in Midos warmem Haus, das mit Holzmöbeln ausgestattet war. Der Kokiri Anführer reichte Izzy, der auf einem Baumstumpf saß, einen geschnitzten Holzbecher mit Wasser. „Du hast sicher Hunger und Durst.“ Mido reichte ihm eine Schale gefüllt mit seltsamen Früchten und Nüssen, die der rothaarige zugleich vorsichtig probierte und feststellte, dass es gar nicht so übel schmeckte. Die Kokiri nahmen ihn recht herzlich auf, nachdem er ihnen erzählt hatte, dass er ohne Anliegen und durch reinen Zufall bei ihnen gelandet war und ihnen auch erklärte woher er kam und wie seine Welt aussieht. Izzy glaubte zwar nicht, dass es ein Zufall war, aber er war sich selbst nicht sicher, wie er hier her kam. Er hatte zwar eine Vermutung, aber er müsste erst die anderen fragen, was geschehen war. Und dazu musste er sie erst mal finden, wenngleich er sich nicht sicher war, ob überhaupt die anderen auch hier irgendwo gelandet waren. „Und, ehm…“, begann er mampfend. „Wo bin ich hier?“ „Im Kokiri-Wald.“, antwortete einer der drei Weisen, die Drillinge zu sein schienen. Izzy stellte sich einen Weisen immer alt und gebrechlich vor, mit einem langen weißen Bart und einem alten Gehstock. Aber diese Weisen hier, waren höchstens zehn oder elf Jahre alt, nicht viel älter als Izzy damals, als er zum ersten Mal in der Digiwelt war. „Ja…aber wo genau ist der Kokiri-Wald? Wie heißt das Land?“ „Hyrule.“, antwortete ein anderer Weiser knapp. Izzy erschien es, als würden sie nie mehr wie nötig sagen. Er nahm sich noch eine Frucht aus der Schale und aß sie. Der dritte Weise musterte den rothaarigen und warf dann einen bedeutungsvollen Blick zu Mido, der diesen nickend aufnahm. „Und eure Eltern?“, fragte Izzy. Der Anführer räusperte sich und nahm Izzy die Schüssel mit den Nüssen und Früchten ab. „Wir müssen dich waschen. Du kannst nicht dreckig vor den Deku-Baum treten!“, meinte Mido. Izzy befand sich in einer Traube von Kokiri-Kindern und Feen, die ihn aufgeregt durch das Walddorf dirigierten, allen voran Mido. Der Weg zog sich quer durch das Örtchen an einer Bach entlang, die in einem kleinen Teich mit kristallklarem Wasser mündete. Dieser separierte das Örtchen von einem dicht bewucherten Waldstück, das weitaus freundlicher aussah, als das in dem Izzy erwachte und durch das ein Pass führte, man jedoch nicht erkennen konnte, wo dieser hinführte. Vor dem Teich stoppte Mido plötzlich und drehte sich zu dem Digiritter um, blickte ihn ernst an. Der Computer Freak wusste gar nicht was jetzt auf ihn zu kam und was sie mit ‚Deku-Baum’ meinten. Er befürchtete ein albernes Aufnahmeritual, was zwar irgendwie abwegig war, da er schon viel zu alt für das Dorf erschien, aber im Moment war er auf alles gefasst. Mido nickte den anderen Kindern zu und trat zur Seite. Diese schubsten Izzy vollbekleidet in den Teich, der darauf nun gar nicht gefasst war. Hustend tauchte er aus dem hüfthohen Wasser wieder auf. „Hey, was soll das?“, fragte er wütend den mit verschränkten Armen am Rand stehenden Mido. „Du musst sauber vor den Deku-Baum treten! Dir ist anscheinend nicht bewusst welche Ehre dir zuteil wird!“, erwiderte dieser barsch. Anscheinend war dieser Baum heilig oder so. „Ok…geh ich eben zu diesem Deku-Baum.“, grummelte er, watete an den Rand und stieg aus dem Wasser. „Allerdings bin ich jetzt pitschnass!“ Er blickte an sich herunter und befürchtete, dass er seine voll gesogenen Shorts verlieren könnte. „Aber sauber!“, meinte Mido bestimmt und schaute, immer noch mit verschränkten Armen, fordernd zu ihm auf. Aus den Augen jedes einzelnen Kindes strahlte Unschuld und Aufrichtigkeit. „Der Deku-Baum kann dir helfen.“, fügte er an. „Der Pass dort führt direkt zu ihm. Trete mit Ehrfurcht vor ihn, dir wird eine große Ehre zuteil, die nur wenige haben, vergiss das nicht!“ Dabei beließ es Mido und ging den Weg zurück. Die anderen Kokiri blickten Izzy noch kurz an. „Bis jetzt durfte nur ein Kokiri vor den Deku-Baum treten. Vor sieben Jahren.“, meinte ein Mädchen. „Ja und Mido glaubt, er habe ihn getötet. Danach verließ er das Dorf und wir haben ihn nie wieder gesehen.“, erzählte ein dunkelhaariger Junge. „Der Deku-Baum beschützt das Dorf vor Monstern. Einige Monate nach seinem Tod tauchten viele böse Monster auf. Danach ging Salia zum Waldtempel um das Dorf zu retten, aber auch sie haben wir nie wieder gesehen.“, erläuterte wiederum ein anderes Kind leise, als hätte es Angst diese Geschichte zu erzählen. „Das Dorf wurde aber trotzdem gerettet von einem großen stattlichen Kerl. Er war sogar noch größer als du und hatte ein Schwert und ein Schild. Und er trug Kokiri-Kleidung um uns zu täuschen, aber wir fielen darauf nicht rein.“, fuhr das erste Mädchen wieder fort. „Auch er trat vor den Deku-Baum.“ „Nein, vor seinen Sohn!“, korrigierte ein Junge. „Aber auch ihn haben wir nie wieder gesehen. Er ging in die verlorenen Wälder in den Waldtempel um uns zu retten und kam auch wieder heraus, aber ich wette er ist tot.“ „Jeder der die verlorenen Wälder betritt und kein Kokiri ist, ist zum Sterben verdammt!“, wiederholte das Mädchen, das Izzy als erstes traf. „Das stimmt gar nicht, man wird in ein Horror-Kid oder eine Pflanze verwandelt.“, rief jemand. „Oh nein, lass den Deku-Baum nicht warten.“, unterbrach ein anderes Kind. „Geh schnell!“ Es schob Izzy in die Richtung des Passes. „Wie müssen hier bleiben, wir dürfen den Pass nicht betreten.“ Alle schauten den Jugendlichen erwartungsvoll an, dem die ganzen Geschichten recht seltsam erschienen. Dennoch trat er den Weg zum Deku-Baum an. Der Wald, der den Pass umgab, erschien warm. Koushiro fühlte sich unerklärlicherweise wohl und wusste, dass ihm hier nichts passieren konnte. Er fragte sich, wie lange er wohl brauchte um dieses Waldstück zu durchqueren und dachte über das, was er eben von den Kokiris erzählt bekommen hat nach. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Kinder von Geschehnissen sprachen, die schon sieben Jahre zurück lagen. Das hieße aber dann, dass sie erst drei oder vier Jahre waren. Und wenn dieser Junge, der das Dorf verließ in ihrem Alter war, ging er als Kleinkind. Izzy überlegte sich, ob er nicht mit seinen Eltern das Dorf verließ, aber er sah keinerlei Anzeichen, dass dort auch Erwachsene lebten. Er seufzte und erreichte unerwartet eine gewaltige Lichtung. Inmitten dieser stand ein mächtiger Baum, der einfach riesig war. Er schien auch eine Art Gesicht im Stamm zu haben, angedeutet durch holzige Augenbrauen, einer Nase und einem Schnauzer. Der Jugendliche musste an diese Mammut Bäume denken, über die er mal ein Bericht im Fernsehen sah. Aber dieser Baum schien noch gewaltiger zu sein, als alles was er jemals in seinem Leben gesehen hat. Nicht einmal die Wolkenkratzer in Tokio reichten nur annähernd an die Höhe und Gewaltigkeit dieses Baumes heran. Izzy fiel ein, dass die Kinder doch sagten, dass der Baum tot war und auch erst jetzt fiel ihm die schale Farbe des Stammes auf und die verdorrten Blätter der Baumkrone. Ein heller Lichtstrahl bahnte sich den Weg durch das verdorrte Geäst der Baumkrone und strahlte auf etwas, das sich vor dem Baum befand, jedoch war der Digiritter noch zu weit davon entfernt um zu erkennen was es war. Er entschied einfach mal hinzugehen und verließ die Anhöhe. Seine quietschenden Turnschuhe erinnerten ihn daran, dass er immer noch pitschnass war. Er brauchte länger als erwartet um dort unten anzukommen. Voller Erwartung trat er vor das angestrahlte Wesen, das vermutlich der Sohn des Deku-Baumes war. Es war ein kleiner Stamm, der Izzy knapp bis zu den Schultern reichte, mit Knopfaugen, Mund, in dem ein kleiner Zweig steckte, und Nase. Seitlich streckte es zwei Zweige, mit einigen saftigen grünen Blättern, vom Stamm, wie zwei kleine Ärmchen. Wenn Izzy daran dachte, dass es mal so groß werden sollte, wie der Deku-Baum, dann müsste es wohl noch Jahrhunderte wachsen. „Hi.“, wurde Koushiro begrüßt, der überrascht über die Lockerheit dieses heiligen Baumes war. „Ich bin der Spross des Deku-Baumes und du bist Koushiro.“ Jetzt war er noch überraschter als eben. „Nun schau nicht so.“, kicherte er. Das strahlende Licht, das aus dem Himmel trat, verlieh dem Spross ein warmes gold-gelbes glitzern in den Augen. „Ähm…hallo.“, grüßte Izzy, etwas unsicher und ehrfürchtig. „Ich hoffe die Kokiri haben dich nicht zu grob ran genommen.“, grinste der Spross und schaute seine Kleidung, die immer noch tropfte, von oben bis unten an. „Oh…nein, nein.“, winkte er lächelnd ab. „Sie schickten mich her, ich hoffe das ist in Ordnung, wenn nicht dann gehe ich auch wieder.“ Irgendwie machte ihn das Wissen, dass dieser Spross heilig und mächtig war, etwas nervös. „Nein, ich wollte, dass du her kommst.“, erwiderte dieser. Izzy zog eine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an. „Setz dich doch.“, forderte der kleine Baum auf. Sofort folgte der Digiritter seiner Anweisung und setzte sich ehrfürchtig vor ihn in den Schneidersitz. Er konnte sich nicht erklären wo diese Ehrfurcht her kam. Vielleicht lag es an dem goldenen Licht, von dem das Bäumchen angestrahlt wurde. „Dir fiel sicher auf, dass die Kokiri andere Ohren haben als du.“ Izzy nickte. „Alle menschlichen Bewohner Hyrules haben solche Ohren. Sie sind so empfänglicher und hören, wenn man nach ihnen ruft oder ihnen etwas sagen will.“ Der Digiritter wusste, dass er nicht die mündliche Ebene meinte. Dieses Land scheint wirklich magisch zu sein. „Und so schickte ich über die Kokiri nach dir, junger Freund, aus einer fremden Welt.“ Eine verheißungsvolle Pause. „Die Kokiri sind ein lebenslustiges Volk. Jedes Kind wird von Geburt an von einer Fee begleitet, die ihm das ganze Leben lang zur Seite steht. Du wirst es kaum glauben, aber die meisten der Kinder sind schon älter als du.“, grinste der Spross den erstaunten Izzy an. „Aber, wie kann das möglich sein?“ „Den Kokiri ist ewige Jugend geschenkt. Sie werden niemals älter oder größer und bleiben immer Kinder. Allerdings können sie nur hier im Wald existieren. Wenn sie ihn verlassen, sind sie zum Sterben verdammt.“ Pause. „Ich wache über sie und den Wald. Die Kokiri stehen unter meinem Schutz.“, fuhr das Bäumchen fort. „Das wolltest du doch wissen, nicht wahr?“ Es blickte ihn schmunzelnd an. Anscheinend konnte es Gedanken lesen, dachte sich dieser und nahm es einfach hin. Von Minute zu Minute wurde ihm klarer, dass ihn hier eigentlich gar nichts wundern brauchte, ähnlich wie in der Digiwelt. „Um nach Hause zu kommen, solltest du erst deine Freunde und dann das, womit ihr hier her kamt, finden.“ „Das, womit wir hier her kamen? Und meine Freunde, wo sind meine Freunde?“, drängte Koushiro. „Wenn ihr nach Hause wollt, müsst ihr euch ins Zentrum dieses Landes begeben und genau das tun, was ihr tatet, als ihr das Portal in diese Welt geöffnet habt. Deine Freunde…sie sind hier…allerdings…sind nicht alle hier! Drei befinden sich in einer anderen Welt, die dieser ähnlich ist und deren Zugang in dieser Welt liegt. Doch nun geh! Ich spüre deine Rastlosigkeit und deine Sehnsucht nach deinen Freunden. Verlasse den Wald, hier wirst du keinen von ihnen und nichts was du gebrauchen könntest, finden. Beginne am Hylia-See.“, schickte der Sprössling. „Aber…ich weiß gar nicht wo das ist, ich habe keine Karte oder so etwas.“ Izzy war mit der Situation überfordert, ganz alleine in einer fremden Welt seine Freunde suchen zu müssen. „Verlasse den Wald und gehe stets gen Süden. Du kannst den Hylia-See dann gar nicht verfehlen.“, erläuterte der Baum. „Und dann? Ich kenne mich doch gar nicht hier aus, ich weiß nicht mal wo Süden ist, ich-“ „Wenn du dich beeilst, kannst du in etwa zwei Tagen den Hylia-See erreichen. Doch sei vorsichtig bei Nacht. Irrlichter, Nachtschwärmer und Untote treiben ihr Unwesen in der Steppe. Aber sobald die ersten Sonnenstrahlen den Himmel erhellen verschwinden sie. Und nun geh! Ich kann dir nicht mehr weiterhelfen.“ Izzy fragte sich, ob er absichtlich nicht auf seine Fragen antwortete, doch er scheint dies hinnehmen und einen anderen Weg suchen zu müssen. Der Spross schlug einen recht abschließenden Ton an und der Teenager wollte auch nicht mit einem Schutzheiligen streiten oder ihn gar verurteilen. Immerhin weiß er jetzt wenigstens, dass er hier niemanden finden wird, dass sich auch nicht alle in dieser Welt befinden und er hat sogar ein kurzfristiges Ziel vor Augen. „Es tut mir leid, mir ist es nicht gestattet auf deine Fragen zu antworten. Ich kann dir nicht mehr preisgeben. Trotzdem wünsche ich dir viel Glück auf deiner Reise, junger Freund.“ Der Spross des Deku-Baumes lächelte den Digiritter warm an. Dieser wusste zwar nicht, was genau es bedeutete, dass er ihm nicht mehr sagen könne, aber damit musste er sich wohl zufrieden geben. Izzy stand auf und lächelte zurück. Er war erstaunt über sich selbst, dass er sich mit allem was der Deku-Spross sagte abfand. Das passte so gar nicht zu ihm. Er schob es auf die hohe Autorität, die von ihm ausging. „Ich danke.“ Er verbeugte sich ehrfürchtig vor dem Deku-Spross, lächelte ihn noch mal kurz an und trat dann den Rückweg ins Dorf an. Er sollte sich sofort auf den Weg zu diesem See machen und war gespannt, wen er dort antreffen würde, doch hoffte er auch, dass er noch jemanden finden würde, wenn er dort ankommt. Kapitel 3: Martimo, Balzac, Byron und Desna ------------------------------------------- Mit tränenüberströmtem Gesicht und geröteter Wange lief sie quer durch die Stadt. Der starke Regen prasselte auf sie nieder und vermischte sich mit ihren schmerzvollen Tränen. Es war zwar schon spät abends, aber sie wusste nicht wo sie sonst hin sollte. Wie konnte er ihr das nur antun? Sie fühlte sich als hätte man ihr das Herz rausgerissen. Ihre Wange schmerzte. Aber dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu ihrem inneren Schmerz, den sie davontrug. Sie wusste, dass sie ihn niemals wieder sehen wollte. Wie konnte sie sich nur so in ihm täuschen? Immer noch weinend betrat sie den friedlichen Wohnblock. Wahrscheinlich schliefen schon alle. Sie hoffte, dass sie nicht allzu sauer sind, wenn sie mitten in der Nacht urplötzlich vor ihrer Tür stand. Schweren Schrittes schleppte sie sich die Treppe hoch, bis in den gewünschten Stock. Vor der Tür angekommen, hob sie ihre Hand und bewegte sie, vorbei an dem Namensschild der Familie, auf die Klingel zu. Doch dann zögerte sie. Nahm ihr Handy und wählte seine Nummer. Nach einigen Sekunden nahm eine verschlafene Stimme ab. Sie musste sofort wieder anfangen zu weinen, sackte vor der Tür zusammen und konnte kaum erzählen was passiert war, jedoch brachte sie gerade so viel heraus, dass sie vor seiner Tür stand. Drinnen hörte sie Schritte, jemand öffnete und ein junger Kerl in Shorts, T-Shirt und mit Handy am Ohr stand vor ihr. Das Licht machte er nicht an. Sofort beugte er sich zu ihr runter, nahm sie in den Arm, tröstete sie, wiegte sie hin und her. Trug sie sogar auf seinen starken Armen herein. Gab ihr trockene Kleidung, eine warme Decke. Und hielt sie die ganze Nacht, während sie erbarmungslos weinte und kein einziges Wort gesprochen wurde… Der verdorrte Baum gruselte sie irgendwie an. Und diese seltsame achteckige Plattform war ihr auch nicht geheuer. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages ließen ihr oranges Haar und das ruhige Wasser warm schimmern. Sie stand oben auf einer seltsamen Insel inmitten eines großen Sees. Die Insel war durch eine Hängebrücke mit einer weiteren höher gelegenen aber kleineren Insel verbunden und diese war wiederum mit einer zusätzlichen Hängebrücke mit dem Ufer, an dem sie ein Haus erkennen konnte, verbunden. Sie beschloss, sich auf den Weg zu diesem Haus zu machen. Dort waren sicher Menschen. Eine einsame Krähe flog über ihren Kopf hinweg, als sie allein über die lange Brücke schritt. Diese wiegte sich etwas im sanften Wind. Sora hätte nicht gedacht, dass sich die Brücke so weit über den See spannte. Sie schätzte, dass sie bestimmt gute zwei Meter über dem Wasser ging. Irgendwie wurde ihr etwas mulmig. Sie griff an das dicke raue Seil und hoffte, dass keines der Bretter morsch war. Angekommen auf der zweiten kleinen Insel, wurde ihr sogleich noch mulmiger. Ein Grabstein zierte diese. Seltsame Schriftzeichen, die Sora nicht entziffern konnte waren dort eingraviert. Und darunter ein Wappen, das aus drei gold glänzenden Dreiecken bestand. Sora hatte ein flaues Gefühl im Magen und setzte schnell ihren Weg fort. Dieser Ort war ihr unheimlich, was wohl größtenteils auch daran lag, dass es zunehmend dunkler wurde und Sora einfach kaum noch etwas sehen konnte. Sie beeilte sich über die zweite Hängebrücke zu kommen und stand nun neben dem Haus, das sie von der Insel aus sah. Als sie dort hinten stand, dachte sie aber nicht, dass das Haus so groß sein würde. Die Rückseite des Hauses schloss genau mit der kleinen Klippe ab. Ob da jemand wohnte? Sie suchte eine Tür und fand diese auch auf der gegenüberliegenden Seite. Vorsichtig klopfte sie. Keiner öffnete. Sie klopfte wieder, diesmal mit etwas mehr Nachdruck. Sora überlegte, dass es doch recht riskant war, dass sie einfach an irgendwelche einsamen Häuser anklopfte, immerhin wusste sie nicht wer oder was darin wohnte. Dass sie nicht in der Digiwelt war, war ihr seit ihrem Aufwachen klar. So sieht die Digiwelt einfach nicht aus. Sie bewegte ihre Hand zu dem Türknopf und öffnete sie vorsichtig. „HEY!“ Sie erschrak und die Tür fiel wieder zu. „Was machst du da? Willst du was klauen?“ Ein Mann mit einer Halbglatze und einer Angel, die er über der Schulter trug und der an der Ecke der Hauswand stand, musterte sie. „Das solltest du lieber lassen. Ich scherze nicht!“ „Ich wollte nur…“, begann Sora, doch wusste sie nicht, was sie dem Angler sagen sollte und verstummte. Dieser schaute sie von oben bis unten an. „Deine Kleidung…du scheinst nicht von hier zu sein…“, fing der Mann an. Sein Blick heftete an Soras kurzem Rock und ihren langen Beinen. „Ist dir dein Kleid gerissen?“ Sie fühlte sich unwohl und konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht richtig deuten. Die 17-jährige wünschte sich zu Tai. Dieser hatte sie noch nie mit einem solchen Blick angesehen. „Suchst du eine Bleibe für heute Nacht?“, fragte der Angler. „Mein Haus ist dort hinten.“ Er deutete mit dem Kinn zur Seite, doch es war mittlerweile zu dunkel als das Sora etwas erkennen konnte. „Ich, ähm…n-nein. Ich wollte…hier nur etwas abholen.“, log sie. Der jungen Frau war unwohl bei dem Gedanken mit dem Angler mitzugehen. Da blieb sie lieber hier draußen. „Oh…der Alte ist schon weg.“, meinte er. Die Dunkelheit schien sie beide zu verschlingen. „Und du solltest nicht alleine hier draußen rumlaufen. Du hast ja nicht mal eine Waffe. Besonders nachts ist es gefährlich.“, merkte er an. Sora blickte an sich herunter. Sie hatte nichts bei sich, das wusste sie selber. Dabei war eine Waffe wohl ihr kleinstes Problem. Sie hatte weder Essen noch etwas zu trinken bei sich. Ihre Kleidung war das Einzige. „Willst du warten bis er zurückkommt?“, fragte der Mann. Sora nickte eifrig. „Ok. Es kann aber noch etwas dauern, er ist auf der Suche nach Glotzfroscheiern und nicht mehr der Schnellste.“, meinte der Angler und stapfte unbeteiligt in seinen Gummistiefeln und mit seiner Angel in die Dunkelheit davon. Sora schaute ihm noch hinterher und war erleichtert, dass er endlich weg war. Sie seufzte. Sollte sie nun wirklich warten, bis der Bewohner dieses Hauses zurückkommt? Und was zur Hölle war ein Glotzfrosch? Sie lehnte sich an den kleinen Zaun hinter sich, der zum Schutz vor dem Herunterfallen von der kleinen Klippe diente und fragte sich, was mit Tai und den anderen passiert war… Vögel zwitscherten munter und die Morgensonne ließ den See gold-gelb glitzern. Sora war dabei aufzuwachen. Sie fühlte sich irgendwie beobachtet. Langsam schlug sie die Augen auf und blickte direkt in die von einem verrückt schauenden alten bärtigen Mann mit schiefen Zähnen und blauer Kleidung. Die 17-jährige erschrak sich. „Na endlich bist du wach. Hab ich dich erschreckt?“, fragte er etwas lispelnd. „Was machst du hier vor meinem Labor?“ Sora stand schnell auf. Das schien der Besitzer des Hauses zu sein. „Ich wollte nur-“ „Du bist nicht von hier!“, lispelte der dürre Alte spuckend weiter. Er war ein Stück kleiner als Sora und hatte eine gebeugte Haltung. „Der Besitzer des Fischweihers hat mir erzählt, dass du heute Nacht vor meinem Haus rumgelungert hast.“ Er musterte sie mit seinen Glubschaugen. Der Alte ging zur Tür und trat ein. Er blickte zu Sora und machte eine einladende Kopfbewegung. Diese folgte ihm. Der seltsame Mann erschien ihr um einiges sympathischer als der Angler, auch wenn er sehr viel verrückter aussah. Im Haus war es sehr dunkel, da es keine Fenster hatte. Im Hinteren Abschnitt befand sich ein Wasserbecken, das in den Boden eingelassen war. Davor standen große Tische, mit allen möglichen Gerätschaften und Reagenzgläsern. An den Wänden waren getrocknete Meerestiere befestigt und in einem großen Aquarium schwamm ein oktopusähnliches Wesen. Der Mann schaute sie von seinem Tisch aus an. „Mein Name ist Martimo.“, sagte der alte Forscher. „Willst du mir behilflich sein?“ Sora rührte sich nicht. „Dort hinten am Ufer ist ein Beet mit Vogelscheuchen. Ich brauche eine Zutat um einen Trank fertig zu stellen. Leider bin ich nicht mehr der jüngste und tue mich schwer diesen Käfer zu fangen. Du bist mit Jugend und Schönheit gesegnet…bitte tu mir den Gefallen und fang den Käfer.“ Er reichte Sora eine leere Flasche mit dickem Bauch. „Die Vogelscheuchen werden dir helfen wenn du nicht weiter weißt.“ Die junge Frau schaute ihn verwirrt an, verließ aber mit der Flasche das Haus und ging runter zum Ufer. An einer Stelle im seichten Wasser waren Platten und einige eckige Säulen eingelassen, wovon eine in der Hälfte abgebrochen war. Dieser Ort sah mystisch aus. Von weitem konnte Sora schon die zwei Vogelscheuchen sehen, die inmitten eines kleinen Beetes standen. Sie ging hin und begutachtete etwas distanziert diese. Wie sollten ihr Vogelscheuchen helfen können? Sora wand sich von ihnen ab und suchte den Boden nach Käfern ab, von denen einige verschiedene rum liefen. Sie fing einfach irgendeinen mit der Glasflasche, verschloss diese mit dem Korken und kehrte wieder um. „Das ist aber der falsche Käfer.“, hörte Sora eine fröhliche Stimme sagen und drehte sich erschrocken um. Aber außer den beiden Vogelscheuchen konnte sie niemanden entdecken! „Wer ist da?“, fragte sie und suchte mit den Augen ihre Umgebung ab. Plötzlich drehte sich eine der Vogelscheuchen zu ihr und lachte: „Na ich!“ Sora traute ihren Augen nicht. Redete da tatsächlich eine Vogelscheuche mit ihr? „Du hast den falschen Käfer.“, wiederholte diese. „Martimo möchte einen der so grünlich glänzt.“ Die Vogelscheuche suchte mit den Augen den Boden ab. Sora blickte auf das Glas und den Käfer, der sich darin befand. „Einen…grünlich glänzenden?“, fragte sie. „Ja, komm schnell her, dort, dort ist einer, beeil dich!“ Die Vogelscheuche deutete mit ihrem Arm heftig vor sich und Sora eilte nach kurzem Zögern zu ihr, ließ den einen Käfer frei und fing den grünlich schimmernden. „Hey, du bist flink.“, lobte die Vogelscheuche sie. „Du bist nicht von hier, stimmt’s? Das sieht man an deiner Kleidung und an deinen Ohren.“ „Was stimmt denn mit meinen Ohren nicht?“, fragte sie und fuhr sich an diese. „Die Hylianer haben spitze Ohren, damit sie das Rufen der Götter hören können.“, antwortete die Vogelscheuche freundlich. „Aber du…“ „Hylianer?“ „Ja, so nennt man die Menschen, die hier in Hyrule leben.“, erläuterte die Vogelscheuche zappelnd. Trotzdem, dass sie sich scheinbar nicht von der Stelle rühren konnte, war sie doch sehr beweglich. „Die Krähe erzählte mir, dass hier Fremde eingedrungen sind, die hier nicht her gehören. Und du gehörst dazu.“ Sora dachte an ihre Freunde. Sind sie tatsächlich alle hier? „Hat sie dir irgendetwas über sie gesagt? Vielleicht wo alle sind?“, fragte Sora hoffnungsvoll. Sie machte sich Sorgen um die anderen, besonders um Tai und würde gerne wieder mit ihnen zusammen sein. Die Vogelscheuche überlegte kurz. „Mh…nein. Sie flüsterte mir nur zu, dass nicht alles, was sich zurzeit in diesem Land befindet, hierher gehören würde.“ Sora musste sich wohl damit zufrieden geben. „Ok.“, meinte sie etwas enttäuscht und ging zurück zum Labor. Die Vogelscheuche schaute ihr kurz nachdenklich nach, zuckte dann die Achseln und tat wieder so, als sei sie leblos. Immerhin wusste Sora jetzt mit Sicherheit, dass ihre Freunde auch hier irgendwo waren. Zurück im Labor überreichte sie dem Forscher den Käfer, der sich freudestrahlend dafür bedankte. Er bot ihr etwas zu Essen an, was Sora dankend annahm. Sie merkte erst jetzt wie hungrig sie eigentlich war. Martimo widmete sich seinen Gerätschaften. Er schien gar nicht so übel zu sein, dachte sich Sora. Trotz seinem etwas abschreckendem Äußerem, war er ein netter Mann. Jetzt fielen ihr auch erst die spitzen Ohren von ihm auf und sie musste daran denken, was ihr die Vogelscheuche darüber gesagt hat. „Haben dir Byron und Balzac geholfen?“, fragte der Laborant, ohne seinen Blick von seinem Tun abzuwenden. „Byron und Balzac?“, fragte Sora. „Die Vogelscheuchen. Die beiden Brüder leben unten im Beet.“, erklärte Martimo. „Wie heißt du eigentlich, mein Kind?“ „Mein Name ist Sora.“ „Sora…sehr schöner Name.“ Er blickte sie kurz an und lächelte. Sora bedankte sich. Ein kurzes Schweigen hüllte den Raum ein. „Du solltest gehen.“, meinte plötzlich der Alte und drehte sich zu ihr um. Er bekam einen fragenden Blick von Sora geschenkt. „Ich spüre, dass dein Herz nach etwas giert, das du hier nicht findest. So verliere keine Zeit und stille deine Sehnsucht.“, forderte Martimo auf. „Aber nimm dies mit.“ Er reichte ihr einen kleinen verschnürten Beutel aus Leder. „Dort drin befinden sich besondere Nüsse. Sie verderben nicht und nur eine Nuss sättigt einen halben Tag.“, erklärte er ihr. „Du solltest immer etwas zu essen bei dir haben wenn du durch das Land reist.“ Sora wusste gar nicht was sie sagen sollte. Der Mann war so gastfreundlich und sensibel, was ihre Sehnsucht nach ihren Freunden anging…sie hätte das gar nicht erwartet. Anscheinend verhalfen ihnen die spitzen Ohren nicht nur dazu, die Götter zu hören, sondern auch die Belange anderer zu ertasten. „Vielen Dank.“ „Ich habe zwar kein gutes Gefühl dabei, ein Mädchen alleine durch das Land reisen zu lassen, aber ich wünsche dir viel Glück auf deiner Reise. Und sei vorsichtig, es ist sehr gefährlich. Vielleicht wartest du hier noch ein oder zwei Tage, es kommen oft starke Männer vorbei, die dich begleiten und beschützen könnten. Ich würde ja selber mitkommen, aber ich bin so alt und schwach, ich könnte dich nicht beschützen. Leb wohl.“, verabschiedete sich der nette alte Mann. „Leben Sie wohl.“, sagte Sora ihrerseits, befestigte den Beutel an ihrem Gürtel und verließ das Haus. Sie wusste gar nicht wo sie hingehen sollte. Also entschied sie, einfach zu Byron und Balzac zu gehen und diese um Rat zu fragen. Auf dem Weg zum Ufer bemerkte sie nicht, dass sie von etwas verfolgt wurde. Sora stoppte an der Stelle, an der sich Pfeiler im Wasser befanden und begutachtete diese. Irgendwas hatte es damit auf sich, das hatte sie im Gefühl, allerdings wusste sie noch nicht genau was es war. „SORA, PASS AUF!“, schrie jemand hinter ihr und noch bevor sie sich umdrehen konnte, wurde sie von etwas hart am Rücken getroffen und fiel ins seichte Wasser. Erschrocken drehte sie sich, halb im Wasser liegend, um und sah, wie ein großes blaues insektenähnliches Wesen mit vier Beinen und einem glühenden roten Auge, auf sie zusprang. „HEY, HIER BIN ICH!!!“, schrie wieder jemand und warf Steine auf das Wesen, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Es war Izzy, der sich jetzt einen stabilen Stock vom Boden griff, auf das Viech zu stürmte und auf es einschlug. Unbeeindruckt davon wendete es sich Izzy zu und schleuderte ihn ein Stück nach hinten, der aber sofort wieder aufstand. Sora suchte etwas, womit sie auch auf das Ungeheuer einschlagen konnte um Izzy zu helfen, jedoch fand sie in näherer Umgebung nichts. Das Wesen widmete seine Aufmerksamkeit wieder Sora und machte einen riesen Satz auf sie zu, die es nur völlig überrascht anstarrte, unfähig noch auszuweichen, wozu es ohnehin schon zu spät war. Sie hörte nur Izzy ihren Namen rufen und bevor das Wesen sie erreichen konnte, zerfiel es plötzlich und seine Körperteile verbrannten rückstandslos in einem blau-grünlichen Feuer. Sora starrte nur unbeweglich auf die Stelle wo sich eigentlich das Viech befinden sollte und auch Izzy war überrascht über sein plötzliches verschwinden. Er lief zu Sora. „Sora…alles in Ordnung?“, er suchte mit den Augen nach sichtbaren Wunden, jedoch schien sie unverletzt. Sora umarmte ihn. „Bin ich froh dich zu sehen.“ „Bin ich froh, dass es dir gut geht.“, entgegnete Izzy und löste sich von ihr. „Ich bin erleichtert, dass du noch da bist, ich befürchtete schon du wärst weg, ich war ganze zwei Tage hierher unterwegs und hab keine Minute geschlafen!“ „Du wusstest, dass ich hier bin?“, fragte sie verwirrt. „Ja, mir wurde gesagt, dass hier jemand von meinen Freunden sei.“, erklärte Izzy, der ziemlich geschafft aussah und dessen Kleidung von ein paar Kämpfen ganz dreckig war. „Weißt du noch etwas über die anderen?“, fragte Sora und begutachtete ihre nasse Kleidung. Izzy schüttelte den Kopf. „Nein, er hat mir nur gesagt, dass du-“ „Na, da hattet ihr aber Glück.“, wurde Izzy unterbrochen. Etwas kam auf sie zu geschwommen und trat auf die Kacheln mit dem seichten Wasser. Es hatte die Figur eines stattlichen durchschnittlichen ausgewachsenen Mannes, jedoch schien es eine Art Fisch zu sein…oder eher ein Menschen-Fisch. Am Hinterkopf hatte es einen langen Fischschwanz und an den Armen Flossen. Zwischen den Fingern und Zehen waren Schwimmhäute. Sora und Izzy wichen einen Schritt zurück. „Oh, habt keine Angst, ich tue euch nichts.“, sagte es und blickte sie aus dunklen Augen an. „Ich habe Euch vor dem Wasser-Arachno gerettet.“, fügte es zu Sora gewandt an und verbeugte sich höflich. „Wer bist du?“, fragte Izzy. „Mein Name ist Desna und ich gehöre dem stolzen Volk der Zoras an.“, stellte er sich vor. „Wer seid Ihr?“ „Ich bin Izzy und das ist Sora.“, stellte Izzy sich und die 17-jährige vor, die den Zora höflich begrüßte. Der Fisch beäugte die beiden und trat näher. Er legte Izzys Kopf schief, schaute auf seine Ohren und ließ ein verheißungsvolles „Oh!“ verlauten. „Jaa, ich weiß, sie sind nicht spitz, wir haben seltsame Kleidung an, wir kommen nicht aus dieser Welt und so weiter.“, meinte Izzy etwas genervt und fing einen irritierten Blick von Sora ein. „Das meinte ich nicht.“, erwiderte der Zora. „In unserer Höhle ist ein Junge aufgetaucht, der ebenfalls keine spitzen Ohren hat, wie sie die Hylianer haben.“ Izzy und Sora blickten sich alarmiert an. „In eurer Höhle?“, fragte Sora und hoffte insgeheim, dass dieser Junge Tai war. „Wo ist eure Höhle?“ „Unsere Höhle befindet sich an Zoras Fluss, direkt bei Zoras Quelle, die sogleich den Ursprung jeglichen Wassers, das durch Hyrule fließt, darstellt.“, erläuterte der Zora gehoben. „Können wir dich vielleicht begleiten?“, bat Izzy. „Dieser Junge gehört zu uns und wir möchten uns zusammen auf den Weg machen, noch die anderen von uns zu suchen.“ Sora nickte. Der Fisch blickte von einem zur anderen. „Nur Mitgliedern der Königsfamilie ist es gestattet Zoras Reich zu betreten. Und ich bezweifle, dass ihr der königlichen Familie angehört.“, lehnte er ab. „Aber…unser Freund ist doch auch dort!“ „Dieser ist dort aus heiterem Himmel erschienen. Und er sorgte schon für genug Aufruhr, da benötigen wir nicht noch mehr von euch, die dort alles durcheinander bringen.“, erwiderte er ungerührt. „Er sorgte für Aufruhr, aber…warum, was passiert dort?“, fragte Sora besorgt. „Das ist Sache der Zoras.“, meinte Desna entschieden. Izzy ärgerte sich über die Sturheit von diesem Zora. Irgendwie mussten sie ihn dazu überreden, ihn und Sora mit zu nehmen. Er hatte auch schon eine Idee. „So, so…“, begann er und fing sich neugierige Blicke von Desna und Sora ein. „Dieser Junge stiftet also Unruhe bei euch im Reich!?“ Der Zora nickte. „Und du willst uns nicht mit ins Reich nehmen…?!“, fuhr Izzy fort. Wieder Zustimmung. „Aber weißt du, wir würden nur mitkommen, um diesen Jungen abzuholen. So würden wir euch den Ärger eigentlich vom Hals schaffen!“, er blickte den Zora an und hob die Augenbrauen. Er wusste, dass er jetzt gewonnen hatte. Der menschliche Fisch überlegte angestrengt. „Ihr würdet ihn mitnehmen und sofort gehen?“, harkte der Zora nach. Koushiro nickte. Wieder überlegte Desna. „In Ordnung. Ich gestatte euch, mit mir zum Zora-Reich zu kommen, aber nur unter der Bedingung, dass ihr dann wirklich sofort das Reich wieder verlasst.“, forderte er. „Ist gut.“, stimmte Izzy zu und grinste Sora mit einem Siegergrinsen an. Er wandte sich wieder dem Fisch zu. „Wie weit ist es bis dort hin? Müssen wir lange laufen?“ Der Zora ging ein Stück weiter ins Wasser, bis dahin, wo die Kacheln aufhörten. Die beiden Digiritter folgten ihm und stellten fest, dass die Kacheln ein gigantischer Block waren. „Wir müssen gar nicht laufen.“, antwortete Desna, mit Blick auf das Wasser vor sich. „Es befindet sich ein Durchgang von hier zu Zoras Reich.“ Izzy weitete die Augen. Der Eingang befand sich unter Wasser? „Liegt Zoras Reich etwa unter Wasser?“, fragte er und machte sich Sorgen um den Digiritter, der sich in dem Reich befand. „Nein. Aber einer der Eingänge befindet sich unter Wasser. Ich werde euch ziehen und versuchen, so schnell wie möglich dort hin zu kommen. Ich hoffe euch ist es möglich, für kurze Zeit die Luft anzuhalten.“ Der Zora blickte von Izzy zu Sora, die beide sehr besorgt aussahen. „Was heißt kurze Zeit?“, fragte Sora, die sich sicher war, dass ihre Definition von ‚kurze Zeit die Luft anhalten’ und die des Zoras verschieden waren. „Zoras Reich wird oft von einem jungen Mann besucht, der es auch schafft unbeschadet durch diesen Tunnel zu kommen. Und er kann auch nur in normalem Tempo schwimmen.“, beruhigte Desna die beiden. „Also sollten wir es locker schaffen, wenn wir von dir gezogen werden!? Wolltest du uns das damit sagen?“ Izzy stand dem ganzen Vorhaben jetzt recht unbehaglich gegenüber. Der Zora stimmte ihm zu. „Gehen wir.“ Damit sprang er ins Wasser und tauchte sofort wieder auf. „Nun kommt.“, forderte er sie auf. „Wir müssen da wohl mit Klamotten durch.“, meinte Izzy. „Ich bin eh schon nass.“, sagte Sora schulterzuckend und starrte ins Wasser. Koushiro blickte sie an. Irgendwie fühlte er sich dazu verpflichtet auf Sora besonders acht zu geben, solange Tai noch nicht bei ihnen war. Er könnte es sich nie verzeihen wenn ihr etwas zustieße und war sich sicher, dass Tai dasselbe für ihn tun würde. „Gib mir deine Hand.“ Izzy streckte Sora seine Hand hin. „Dann verlieren wir uns nicht.“ Er lächelte sie warm an und Sora reichte ihm, nach kurzem Zögern, ihre Hand. „Lass uns Tai finden.“, zwinkerte ihr der 16-jährige zu, woraufhin Sora leicht schmunzeln musste. Ja, Tai, dort wollte sie hin. Gemeinsam sprangen sie ins Wasser. „Gut. Das Mädchen in die Mitte.“ Desna nahm ebenfalls Sora bei der Hand. „Keine Sorge, ich lasse Euch nicht los.“, versicherte er. „Holt nun tief Luft und erschreckt nicht, der Tunnel ist stockdunkel.“ „Ok, auf drei.“, meinte Izzy. „Eins…zwei…drei!“ Sora und er holten gleichzeitig tief Luft und sogleich tauchte der Zora mit ihnen los und schwamm mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den dunklen Tunnel, in dem man die Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Sora hoffte, dass ihre Luft ausreichen würde… Kapitel 4: Zora! ---------------- - Kapitel 4 ~ Zora! - Er starrte seit Stunden schon an die kahle Decke, die mindestens genau so kahl wie sein Leben war. Verstanden hat er nichts von dem, was sie ihm vorgeworfen hat. Und er dachte jede Sekunde darüber nach, was passiert war, warum es sich so entwickelt hat und wieso es so plötzlich geendet hat. Und dann noch ausgerechnet er…warum er? Was war an ihm besser? Er war dumm, stur, ungehobelt, unhöflich, hatte einen flachen Humor und weiß Gott was alles noch. Er konnte kaum glauben, dass es jetzt schon acht Wochen her sein soll. Acht Wochen lang lag er jeden Tag bis tief in die Nacht hier auf seinem Bett und starrte an die kahle Decke. An die kahle Decke, die mindestens genau so kahl wie sein Leben war. Er fragte sich, wie es ein Mensch schaffte, einen Emotionskrüppel aus ihm zu machen. Denn er spürte nichts. Nichts außer Leere, die gefüllt werden will. Die aber auch nur von ihr gefüllt werden kann. Warum? Er wollte nicht mehr hier bleiben. Zum ersten Mal seit acht Wochen drehte er sich auf die Seite und blickte an seine kahle Wand. Die kahle Wand, die mindestens genau so kahl wie sein Leben war. Das Telefon klingelte. Er hatte aber keine Lust ran zu gehen, also blieb er einfach liegen. Der Anrufbeantworter ging dran…Stille…er hörte, wie eine aufgelöste Stimme seinen Namen sagte…wie eine Stimme versicherte, dass sie weiß, dass er zu Hause war. Er war wie erstarrt. Sprang vom Bett, hastete ans Telefon… Schluss? Es war Schluss. Aus zwischen dem anderen und ihr. Er war froh. Sie entschuldigte sich, er verstand aber nicht warum, fragte… Aufgelegt… Zurück ins Zimmer, legte sich aufs Bett, starrte an die kahle Decke. An die kahle Decke, die nun etwas kahler war, als sein Leben… „Was machen wir mit ihm?“, fragte einer. Alle starrten auf seinen leblosen Körper. „Wie kommt er überhaupt hier her?“ „Die Kinder haben gesagt, schimmernde gelbe Lichter seien aufgetaucht und er sei dann erschienen.“ „Vielleicht ist er von einer Gottheit geschickt.“, vermutete jemand und fing sich böse Blicke ein. „Ist er tot?“ Jemand trat näher an ihn heran. „Fass ihn ja nicht an, vielleicht hat er schon Ungeziefer an sich.“, meinte einer angewidert. Er trat jedoch unbeeindruckt näher und beugte sich über ihn. Begutachtete ihn. Tippte ihn vorsichtig an. Bemerkte einen sich auf und ab bewegenden Brustkorb. „Er lebt noch.“, rief er den anderen zu, nahm ihn am Kragen und schleifte ihn grob aus dem seichten Wasser. Takeru kam langsam zu sich. Ächzend kniff er die Augen zu und fragte sich, warum es so nass ist. Was zur Hölle war mit seinem Körper los? Er fühlte sich ganz komisch an, als würde ihn jemand ziehen. Der 14-jährige kam plötzlich zu vollem Bewusstsein und merkte, dass er wirklich von jemandem an der Kapuze seiner dunklen ärmellosen Weste durch das Wasser geschliffen wurde, jedoch konnte er nicht ausmachen von wem. „Aah…hey, was soll das!??“ Er begann sich zu wehren. „Lass mich los!“ T.K. schlug um sich und konnte sich befreien. Er fiel klatschend ins Wasser, sprang sofort auf, um den Übeltäter, der ihn durchs Wasser schliff, auszumachen und staunte nicht schlecht, als er vor ihm ein seltsames Wesen erblickte, das wie eine Kreuzung aus Mensch und Fisch aussah. Der blonde Jugendliche trat einige Schritte zurück. Er hatte zwar keine Angst, aber dennoch Respekt, immerhin wusste er nicht, was das Wesen war, das ihn gerade stolz und erhaben anblickte. Ein paar Meter weiter hinter dem einen Wesen, standen ein paar weitere und schauten neugierig zu Takeru. „Wer oder was bist du?“, fragte er etwas verunsichert. „Und…wo bin ich hier?“ Zum ersten Mal blickte er sich um. Der Digiritter schien in einer Art Höhle zu sein. Der ganze Boden war bedeckt von klarem blauem Wasser und hinter ihm in der Felswand befand sich ein riesiger plätschernder Wasserfall. „Die Frage ist nicht…wer ich bin…sondern was Ihr hier macht!“, antwortete das Wesen barsch und blickte ihn herablassend an. „Ich…weiß nicht.“, antwortete T.K. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. „Wir sind das stolze Volk der Zoras. Und…Ihr bist hier nicht willkommen.“, fauchte er. Takeru strich seine nassen Haare zurück. „Ok…dann gehe ich. Wo ist der Ausgang?“ Er blickte sich um. „Nein!“, hörte er den Zora sagen. „Es gibt nur zwei Wege, wie man in unsere Höhle gelangen kann. Und du hast keinen von beiden benutzt! Glaubst du, wir lassen dich einfach gehen, nachdem du einen Weg gefunden hast, hier unbemerkt einzudringen? Wäre es Nacht gewesen, hätte keiner von uns auch nur die leiseste Ahnung gehabt, dass du hier aufgetaucht bist!“ T.K. fragte sich, wo er nur gelandet war. Irgendwie kamen ihm diese Wesen bekannt vor…was hat er gesagt, sie seien Zoras? Plötzlich traf es ihn wie einen Schlag. Seine Augen weiteten sich. Der Digiritter konnte es nicht glauben und starrte das Wesen mit offenem Mund an. Der Zora schaute ihn misstrauisch an. „Ich habe Euch wohl durchschaut!“, wollte er feststellen. Doch T.K. ignorierte ihn, schaute sich noch mal um. Diese Höhle, der Wasserfall, das ganze Wasser, die Anordnung der Fackeln im Wasser, ja sogar dieser Fisch! „Zoras Höhle!“, brachte er hervor. „Ich bin in Zoras Höhle! Und du bist ein Zora!!“ Alle schauten ihn an als sei er verrückt geworden. Takeru fiel plötzlich noch etwas ein und er war noch aufgeregter als vorher. „Der König…“, flüsterte er vor sich hin. „Der König, DER KÖNIG!!“ Und damit lief er an den Zoras vorbei aus dem Wasser, bog um die Ecke, rannte dabei fast einen Fisch-Menschen um und lief einen schmalen steilen Weg nach oben, der sich über der Wasserstelle befand und direkt zu einer Treppe führte, die im Thronsaal endete. Takeru stand nun vor einem überaus großen Zora, der einen roten Umhang trug. Dieser blickte ihn überrascht an. „Wer seid Ihr?“, fragte er verwirrt. Der Junge lächelte breit und nun kamen auch die Zoras, die ihm folgten an. „Ich wusste es! Ich wusste es!!!“, jubelte T.K. den Zoras zu und deutete auf den König. Dann wand er sich zu diesem: „Wo ist Prinzessin Ruto, ist sie hier irgendwo?“ Er blickte sich aufgeregt im Thronsaal um. König Zora war sprachlos und auch die anderen Zoras sahen sehr verwirrt aus. Der eine, der T.K. durch das Wasser schliff, schob diesen wütend beiseite und trat nach vorne, verbeugte sich ehrfürchtig und sprach mit respektvoller Stimme. „Mein König“, begann er. „Dieser ungehobelte, unhöfliche und respektlose Junge ist eben einfach in unserer Höhle aufgetaucht.“ Er blickte Takeru böse an. „Er, er, er benutzte Magie um hier her zu gelangen und keinen der Eingänge zu unserer Höhle. Eure Majestät…was schlagt Ihr vor, was wir mit ihm tun sollen? Darf ich meine bedenken ihm gegenüber äußern, dass er in guten Absichten kommt?“ Der König betrachtete Takeru nachdenklich. „Ihr habt Magie benutzt um die Höhle zu betreten?“ „Nein, nein…oder…doch? Ich weiß nicht wie ich hier gelandet bin. Ich war ohnmächtig!“, antwortete T.K. desinteressiert. „Mich würde viel mehr interessieren, welche Rolle ich habe. Bin ich der Held? Muss ich Hyrule retten?“ In T.K.s Augen funkelte es euphorisch. Die Zoras blickten sich fragend an und murmelten aufgeregt miteinander. „Wohl kaum!“, zischte der verbeugte Zora. „Ihr seid viel zu…dürr und habt weder einen heldenhaften Charakter, noch die nötige Intelligenz um ein Land zu retten!“ „Ach ja? Ich habe schon zwei ganze Welten gerettet und das schon zwei Mal!“, erwiderte der blondhaarige trotzig und verschränkte die Arme. Der Zora setzte an etwas Scharfes zu erwidern, doch er wurde vom König unterbrochen: „Ihr habt zweimal zwei Welten gerettet? Dann dürfte es Euch ein leichtes sein, eine kleine Aufgabe zu erledigen.“, meinte dieser vielsagend. Der Zora wirbelte zum König und gab seine demütige Haltung auf. „WAS!?? Aber, aber…ER?“ Die Amphibie konnte es nicht glauben. „Er ist wohl kaum dazu geeignet-“ „Halt dein freches Mundwerk!“, erwiderte der vorher so sanftmütig wirkende König wütend. „Lass ihn beweisen, was in ihm steckt!“ „Ja, der kleine Junge vor sieben Jahren konnte auch die Prinzessin retten.“, stimmte ein Zora, aus der versammelten Menge, zu und einige andere nickten. „Und nun, verlasse meinen Thronsaal, Mirai!“, forderte das königliche Oberhaupt. Ohne Widerworte stapfte der eben noch verbeugte Fisch-Mensch böse funkelnd an Takeru vorbei und schob sich grob durch die Menge. „Er hat sich durch seinen Stolz und sein Misstrauen als unwürdig erwiesen.“, fügte König Zora an. „Doch verlasst nun auch ihr meinen Thronsaal und lasst mich mit unserem Besucher allein.“, forderte er auch von dem Rest der Menge. Diese folgten augenblicklich seiner Anweisung. Als der Saal, der vielmehr ein großer Raum in einer Höhle, inmitten dessen sich ein Podest und gegenüberliegend ein kleiner breiter Wasserfall, auf dem es sich der König gemütlich gemacht hat, befand, leer war, ließ der wohlgenährte Fisch-Mensch seinen Blick auf T.K. fallen und musterte ihn kurz. „Wie alt seid Ihr?“, fragte er schließlich höflich. „Ich bin 14.“, antwortete T.K. genauso höflich und begutachtete zwei Fackeln, die die Höhle erhellten. Der König dachte kurz nach. „In letzter Zeit gehen merkwürdige Dinge im Land vor.“, begann König Zora. „Vielleicht seid Ihr nicht grundlos hier gelandet. Eine höhere Macht scheint Euch hergeschickt zu haben. Und wenn Ihr tatsächlich die Macht habt, ganze Welten vor dem Untergang zu bewahren, ist Eure Aufgabe, dieses Land davor zu bewahren. Auch wenn Hyrule schon einen auserwählten Retter hat...“ T.K. wusste genau, auf wen der Fisch-König anspielte und so folgerte er, dass er womöglich gar nicht die Rolle des Heldes im Spiel angenommen hat, sondern eher einen Störfaktor darstellt. „Ich glaube auch nicht, dass ich dessen Rolle annehme.“, formulierte Takeru einen Teil seines Gedankenganges aus und fragte sich, an welcher Stelle des Spielverlaufes er sich befand. Einer der Zoras eben erwähnte einen Jungen, der vor sieben Jahren die Prinzessin rettete, also musste das Spiel schon weiter fortgeschritten sein. Aber dass er hier in Zoras Reich fließendes Wasser vorfand, verwirrte ihn ein wenig. „Ihr macht mir dennoch einen gutmütigen und aufrichtigen Eindruck. Ich habe meine liebe Prinzessin, seid sie zum Wassertempel aufgebrochen ist, nicht mehr gesehen. Falls Ihr sie trefft…gebt ihr bitte diesen Brief.“ König Zora reichte T.K. ein gefaltetes und versiegeltes Blatt Pergament, der es in seine Hosentasche steckte. „T.K.!“, hörte der blondhaarige plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich rufen. Er wandte sich um und wurde sofort umarmt. „Sora!?“ Während er umarmt wurde, bemerkte er Izzy. „Izzy!? Was macht ihr denn hier?“, fragte der 14-jährige die beiden. Sora löste sich aus der Umarmung. „Ihr seid ja total durchnässt.“ „Wir, ähm…kamen auf einem besonderen Weg hierher.“, erwiderte Izzy, der ihre gemeinsame Tauchtour so schnell wie möglich vergessen wollte. „Du bist auch nicht gerade trocken.“, grinste Sora und erntete ebenfalls ein Grinsen von T.K. „Wo sind die anderen?“ Eigentlich erwartete Takeru, dass auch der Rest gleich um die Ecke bog, aber dem war wohl nicht so. „Wenn wir das wüssten…“, seufzte Izzy. „Wir habe dich auch nur gefunden, weil wir hörten, dass du hier Ärger machst.“ Dem Computerfreak erschien es jedoch nicht so, als hätte T.K. besonders viel Ärger veranstaltet. „Vielleicht solltet ihr euch nach Hyrule begeben.“, schaltete sich König Zora ein und gewann somit die Aufmerksamkeit der drei Jugendlichen. „Hyrule?“, wiederholte Izzy. „In der Stadt Hyrule landen früher oder später alle Menschen, die hier im Land leben, selbst wenn sie nur reisende Händler sind. Dort lebt die königliche Familie. Vielleicht findet ihr dort, wonach ihr sucht.“, schlug König Zora vor. Sora und Izzy blickten sich ratlos an, T.K. aber nickte verständnisvoll. „Alles klar!“ „Wo soll denn diese Stadt sein?, fragte Izzy, der etwas verwirrt über Takerus Verständnis war. „Hyrule ist ganz im Norden des Landes.“, antwortete der blondhaarige, auch wenn die Frage nicht an ihn gerichtet war. „Was, woher-“ „Ich erklär’s euch später.“, unterbrach er den Computerfreak. „Es ist schon spät. Wenn ihr hier übernachtet, könnt ihr morgen in aller Frühe und Frische aufbrechen.“, schlug König Zora fort. „Fragt den Händler nach einem Schlafplatz und sagt, dass ihr auf Anweisung des Königs kostenlos übernachten dürft. Wenn ihr dann morgen aufbrecht, folgt einfach nur dem Fluss. Er führt direkt zum Burggraben. Wenn ihr an eine Brücke kommt, müsst ihr diese jedoch überqueren und dem Weg weiter folgen. Dann kommt ihr von ganz allein zur Zugbrücke von Hyrule. In etwa zwei Tagen müsstet ihr dort ankommen“ „Danke.“ T.K. verbeugte sich ehrfürchtig, machte kehrt und schob die fragend dreinblickenden Sora und Izzy die Treppe runter. Nachdem sie den Besitzer des ansässigen Zora-Ladens nach der Übernachtungsmöglichkeit fragten, führte er die drei Digiritter in einen kleinen Hinterraum seines Verkaufsraumes, in dem sich ein Strohbett, ein alter Holztisch mit Stuhl und eine Fackel befanden. Sora und Izzy saßen auf dem Strohbett und löcherten T.K., der sich dafür, dass er zum ersten Mal in diesem Land zu sein schien, viel zu viel darüber wusste, mit Fragen, während sie das auf Befehl des Königs kostenlose Essen zu sich nahmen. Der 14-jährige erklärte den beiden zuvor, dass sie sich innerhalb des Spiels, dass Izzy zu reparieren versuchte, befanden und dass sie scheinbar nicht grundlos hier gelandet seien. Auch dass die anderen praktisch im Land Hyrule sein mussten, war ihm klar. Die nächsten Tage würden sie wohl nur damit verbringen, die restlichen Digiritter zu finden und irgendwann würden sie auch erfahren, was der Grund dafür ist, dass sie hier sind. „Es ist seltsam, dass nicht Izzy sondern du den totalen Durchblick hast.“, kicherte Sora. In der Digiwelt war sonst der rothaarige das erklärende Organ. „Wir müssen auf jeden Fall meinen Laptop finden.“, meinte Izzy, während er ein weiteres Stück Fisch aß. „Mit ihm finden wir auf alle Fälle wieder aus dem Spiel heraus.“ Sie nickten und schwiegen sich kurz an. „Ich hoffe wir finden die anderen bald.“, brach Sora besorgt das Schweigen und Izzy sowie T.K. wussten, dass sie wohl hauptsächlich Tai vermisste. Der rothaarige stellte seine Holzschale zu den anderen Schalen auf den Tisch und meinte, dass sie besser schlafen sollten, damit sie am nächsten Morgen fit genug sind, um nach Hyrule zu wandern. „Sora kriegt das Bett, wir schlafen auf dem Boden.“, beschloss T.K. und erwartete, dass Izzy keine Einwände hat. Somit setzte er sich an die Felswand, verschränkte die Arme und versuchte eine einigermaßen gemütliche Position zu finden. Izzy legte sich seinerseits in die Nähe der Fackel und hoffte, dass diese ihm etwas Wärme spendete. Ihm war es in dieser Höhle eindeutig zu feucht und kühl. Auch Sora legte sich hin, jedoch war ihr gar nicht nach schlafen zumute. Sie lauschte dem Knistern der Fackel und beobachtete ihren Schatten, den das spärliche Licht dieser an die Wand warf. Ihre Gedanken waren bei Taichi und sie hoffte inständig, dass ihm nichts zugestoßen war, immerhin wusste sie nicht, wie gefährlich diese Welt wirklich war und welche gefährlichen Wesen hier ihr Unwesen trieben. Mit diesen Gedanken schlief sie langsam ein… Kapitel 5: Innere Unruh ----------------------- Kapitel 5 ~ Innere Unruh Er konnte es nicht fassen. Wie konnte er ihm das nur antun? Er wusste es ganz genau und doch… Er hätte es ihm doch sagen können, er hätte es mit Sicherheit verstanden, aber so eine miese Tour hätte er ihm nicht zugetraut. An der Hauswand angelehnt, wartete er auf ihn. Er musste unbedingt mit ihm reden und verabredete sich hier mit ihm. Er war schon eine halbe Stunde zu früh da. Es war kalt und schneite und er zitterte. Jedoch nicht wegen der Kälte. Er zitterte vor Aufregung und Angst. „Hey!“ Seine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte auf. Dort stand er, in seinem schwarzen Mantel, die Hände tief in seinen Manteltaschen, und verbarg sein Gesicht bis zur Nase in seinem langen Schal. Seine kühlen blauen Augen blickten ihn gespannt an. Scheinbar hatte er keine Ahnung, warum er mit ihm reden wollte. „Was gibt’s, dass du mich ausgerechnet hier treffen musst?“, fragte er und blickte sich kurz um. Er machte den Eindruck, als würde ihm dieser Ort rein gar nichts sagen. Doch gerade wegen seines Symbolgehaltes, wählte er doch diesen Ort überhaupt erst aus! Es dämmerte. „Weißt du das nicht mehr? Es war genau hier!“, antwortete er mit einem Anflug von Ärgernis und Enttäuschung. Der andere überlegte kurz und schaute sich noch einmal um. Doch als er ihn wieder ratlos anblickte, wusste er, dass die für ihn so bedeutungsvollen Worte für den anderen keinerlei Bedeutung hatten. „Genau hier hab ich’s dir gesagt!“, versuchte er seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Wieder ein ratloser Blick. So langsam wurde er wütend. „Hier hab ich dir gesagt, dass ich mich in sie verliebt habe!“, knurrte er. „Ach so, das…“, erwiderte er desinteressiert. Der kühle Wind strich ihm durch sein Haar und sein gegenüber dachte, dass seine kühle und gefühllose Ausstrahlung perfekt in diese Szenerie passte. „War das alles?“, wollte der Jugendliche mit den blauen Augen wissen. Diese Frage versetzte ihm einen Stich in seinem Herzen. „Ich glaub es ja nicht, ist dir das völlig egal? Ich hab dir hier gestanden, dass ich mich ernsthaft in sie verliebt habe! Du warst der Erste, der es erfahren hat! Ich habe dir hier mein Herz ausgeschüttet, ich habe dir von all meinen Gefühlen erzählt! Glaubst du das war leicht für mich? Und du fällst mir in den Rücken, indem du sie mit deiner obercoolen Ausstrahlung um den Finger wickelst!“ Er war den Tränen nahe. „Ich habe mich eben auch verliebt.“, erwiderte er nur achselzuckend. „Kann ich etwas dafür, dass sie mich wollte und nicht dich? Außerdem hast du doch genug weibliche Fans, die dich sabbernd beim Fußball-Training beobachten, nimm doch eine von denen.“ Er ballte seine Fäuste. „Du elender Mistkerl!“ Er war so wütend, dass ihm Tränen die Wangen herunterliefen. Das rührte den anderen jedoch keineswegs. „Wenn’s dir nicht passt, dass wir zusammen sind, dann hast du Pech gehabt. Wegen dir lasse ich sicherlich kein Mädchen fallen!“ Er blickte ihn fassungslos an und wollte noch etwas erwidern. Stattdessen schnaubte er und ging einfach fort… Das war das letzte Mal, dass sie miteinander sprachen. „NEIN, NEIN, NEIN! Ich hab dir gesagt, dass das für die Trittfläche gebraucht wird! Bring das wieder zurück!“, meckerte Mutoh. Er nahm eine kleine Holzkiste und knallte sie Tai vor die Füße. „Hier sind Hammer, Nägel und Plakate drin! Du wirst es doch wohl auf die Reihe kriegen, die Plakate an den hier auf dieser Karte gekennzeichneten Stellen anzubringen, oder?“ Und damit warf er eine zusammengerollte Karte in die Kiste. Tai seufzte und brachte das Brett, das er angeschleppt hatte, zurück zu den anderen. Er wischte sich mit dem Arm über die Stirn. Die Sonne brannte heute vom Himmel und er hatte das Gefühl, dass er schon stundenlang gearbeitet hatte. Doch ein Blick auf die riesige Turmuhr verriet, dass er gerade mal drei Stunden hinter sich hatte – und somit noch neun vor sich! Taichi nahm die Kiste und prüfte die beiliegende Karte. So wie es aussah, sollte er nicht wenige Plakate aufhängen und die sehen nicht gerade klein aus! In der Kiste befanden sich auch Flyer. „Die verteilst du an alle Leute!“, befahl Mutoh barsch. Mutoh war der glatzköpfige Chef der Bauarbeiter und kommandierte jeden, doch ganz besonders ihn, in einem strengen Ton rum. Und er ging dabei nicht gerade zimperlich mit seinen Leuten um. Alle schufteten zwölf Stunden am Tag, von morgens sechs Uhr bis abends sechs Uhr und das ohne Unterbrechung. Sobald die Turmuhr sechs Uhr schlägt, müssen sie anfangen bzw. aufhören zu arbeiten. Und das jeden Tag, scheinbar kennen sie hier so was wie Wochenende gar nicht. Dennoch konnte Tai sich mehr als nur glücklich schätzen bei den Zimmermännern arbeiten zu dürfen. Das hat er einzig und allein Anju zu verdanken. Ihre Familie besitzt den „Gasthof zum Eintopf“ und will für die Vermietung seines Zimmers Bares sehen. Also besorgte Anju, wahrscheinlich mehr zum Eigennutz als aus Gefälligkeit, Tai den Job bei den Zimmerleuten, was ihr sicherlich nicht schwer fiel, da alle Zimmermänner scheinbar in sie verliebt waren. Und so arbeitete der sportliche Jugendliche schon eine Woche in dieser Stadt, die er nicht verlassen durfte, weil die Wachen ihn nicht aus dem Schutze der Mauern lassen wollten, da er für sie zu jung war und keine Waffe führte. Seine Kleidung war schon mehr als nur abgenutzt und wirklich sauber war er auch schon lange nicht mehr. Er vermisste eine warme Dusche und sein Duschgel und Shampoo. „Hör auf Löcher in die Gegend zu starren!“, schrie Mutoh einen jungen dürren Arbeiter an. Tai überlegte, wenn er sich genügend Zeit mit seiner Aufgabe ließ, dann schaffte er es vielleicht, einige Stunden rumzukriegen. „Hey, Junge!“ Mutoh meinte damit ihn. „Beeil dich gefälligst!“ „Alles klar!“, rief ihm Tai zu und lächelte ihn an. „Hör auf so dumm zu grinsen, du fauler Sack, und mach deine Arbeit!“, schrie sein Chef und augenblicklich hörte Tai auf zu lächeln, schnappte sich die Kiste und verzog sich nach Ost-Unruh-Stadt. Unruh war eine große Stadt, die in Ost-, Nord-, West- und Süd-Unruh aufgeteilt war und jedes Stadtteil ein Tor zum Verlassen der Stadt hatte, das jedoch von jeweils einem Soldaten bewacht wurde. Der riesige Uhrturm stellte das Zentrum der Stadt dar. Tai schlenderte mit der Kiste durch Ost-Unruh und hielt Ausschau nach dem ersten Platz, an dem er eines der Plakate anbringen sollte. In diesem Stadtteil gab es viele Spielhallen, eine Bar und auch der Gasthof befand sich hier, sowie viele Häuser der Ansässigen. Viele Menschen waren mal wieder unterwegs, Anwohner wie auch Touristen, sodass sich Tai mit der Kiste durch die Menge schlängeln musste und nicht vermeiden konnte, dass er den einen oder die andere anrempelte. Neben einer Spielhalle brachte er das erste Plakat an. Er musterte es und musste feststellen, dass er mal wieder keine Ahnung hatte, was darauf zu lesen war. Ihm waren die seltsamen Schriftzeichen in dieser Welt ein Rätsel. Seufzend zog er weiter, brachte die Plakate überall an und verteilte auch sämtliche Flyer an die Leute, die in der Stadt umherliefen. Das letzte musste er in West-Unruh, das bekannt für seine vielen Geschäfte, für die Lotterie, das Postamt und die Bank war, anbringen und setzte sich schließlich zum Verschnaufen auf seine Holzkiste. Den Kopf in die Hände gestützt, dachte er an Sora und Kari. Er hoffte inständig, dass es den beiden gut ging, sofern sie auch hier gelandet waren. Immerhin war er der Einzige, der sich der Konsole genähert hatte, vielleicht war er auch der Einzige, der hierher kam. Er ließ seinen Blick schweifen. Hier war auch Trubel, aber nicht so viel wie in Ost-Unruh. Die Menschen gingen eilig und gut gelaunt an ihm vorbei und nahmen keine Notiz von ihm. Doch, ein Mann blickte ihn im Vorbeigehen fragend an, doch das war er gewöhnt. Anhand seiner Kleidung wussten alle, dass er nicht von hier war. Eine Frau mit Kind schaute ihn auch neugierig an, doch sie ging ebenso weiter. Komisch, immer mehr Leute schauten ihn fragend und neugierig an, dabei saß er hier nur und machte nichts Besonderes. Auf einmal tippte ihn ein Junge auf der Schulter an. Es war einer der Bomber, das sind fünf Kinder, die einen Geheimbund hatten und zu dessen Regeln es gehörte, so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Ihr geheimes Hauptquartier lag hinter einem langen Gang, der unterirdisch aus Unruh herausführte und in einem Observatorium, das ein netter alter Mann bewohnte, endete. Tai hatte seit ein paar Tagen auch Zutritt zum Hauptquartier der Bomber, jedoch war er kein offizielles Mitglied dieser, da er zu alt war. Der Junge mit dem blauen Kopftuch schaute ihn fragend an. „Was ist das für ein Geräusch?“ „Ich höre nichts.“, erwiderte Tai gähnend. Wahrscheinlich war das wieder nur ein albernes Spiel. „Das Geräusch kommt aber von dir!“ Der Bomber war hartnäckig. Tai lauschte kurz und konnte tatsächlich ein ihm bekanntes Geräusch feststellen. Hört sich an wie ein piepsen. Er suchte seine Taschen und seinen Gürtel ab und fand – sein Digivice! Es piepste und auf dessen Bildschirm konnte man einen roten Punkt erkennen, der sich ihm langsam näherte. „Sora!“ Tai sprang auf. „Wer ist Sora?“, fragte der Junge neugierig, wurde jedoch von Tai ignoriert. Er befand sich an der Stadtmauer, also musste Sora außerhalb von Unruh sein. Der Digiritter lief auf das Tor zu, doch der Soldat versperrte ihm wieder einmal den Weg. „Lassen Sie mich durch!“, rief Tai und versuchte sich an ihm vorbeizuquetschen. „Außerhalb der Stadtmauern ist es zu gefährlich ohne Waffen!“ Tai kannte die Sprüche der Wachen schon auswendig. „Dann geben Sie mir eine! Draußen ist jemand, dem ich helfen muss!“ Der Wachposten ließ ihn noch immer nicht durch. „Ich kann dir keine Waffe geben, weil du noch nicht alt genug bist.“ Er stieß Tai zurück, der stolperte und hinfiel. Er bemerkte, dass das Piepsen aufgehört hatte und warf einen Blick auf sein Digivice. Der Digiritter musste feststellen, dass der rote Punkt fort war…also, dass sich Sora wieder von ihm entfernt hatte. „Verdammt!“, knurrte er, stand auf und schob sich durch die Menge. Es hatte keinen Sinn mit den Wachen darüber zu diskutieren, dass er selbst auf sich aufpassen kann, sie lassen ihn eh nicht durch. Anweisung vom Oberbefehlshaber, bla, bla. ************************* Geschafft ließ er sich auf sein Bett fallen. Es war dunkel und draußen, sowie hier im Gasthof, war es absolut still. Komischerweise gingen fast alle sobald es sechs Uhr schlägt nach drinnen und beschäftigen sich in ihren Häusern oder die Erwachsenen besuchten die Milchbar. Tai seufzte. Heute war es besonders anstrengend. Er musste viele Plakate wieder abhängen und neu aufhängen. Woher sollte er wissen, dass sie falsch herum waren? Er konnte doch diese verdammte Schrift nicht lesen… Er schloss die Augen und lauschte dem Knistern des Kaminfeuers, das etwas Licht und Wärme spendete. Das Piepsen riss ihn aus seinem Schlaf. Verdammt, war er doch tatsächlich eingeschlafen! Es war wieder sein Digivice und es zeigte erneut Sora an, doch diesmal schien sie näher wie mittags. Tai sprang aus seinem Bett und hoffte inständig, dass Sora hier in Unruh war. Er verließ sein Zimmer, den Gasthof und lief in die Richtung, in der sich seine Freundin befinden musste. Sein Weg führte am Uhrturm und an einigen wenigen Leuten vorbei, die einen Nachtspaziergang machten oder besoffen aus der Bar kamen und den Nachhauseweg antritten, und schließlich endete sein Weg vor einem Laden in West-Unruh, der sich in der hintersten Gasse und der verstecktesten Ecke befand, sodass Tai ihn noch nie bemerkt hatte. Er vermutete auch nur, dass es ein Laden war, denn immerhin war West-Unruh für seine vielen Shops berühmt. Allerdings müssten die Läden schon geschlossen haben. Trotzdem versuchte er vorsichtig die Tür zu öffnen und zu seinem Erstaunen war sie sogar nicht abgeschlossen. Dahinter fand er doch tatsächlich einen schummrigen kleinen Laden voller Ramsch, der nur einen schmalen Gang zu einer Theke freilegte, hinter der der Verkäufer von einem Stahlgitter gesichert wurde. „Heyyy, nur herein, nicht so zaghaft.“, grüßte der Ladenbesitzer. Als Tai vor ihm stand, kam ihm der Mann ziemlich bekannt vor. „Sind Sie nicht der Besitzer des Gemischtwarenladens, der 24 Stunden geöffnet hat?“, fragte er. „Nur…dass Sie eine Halbglatze haben und eine Sonnenbrille tragen! Aber die Klamotten und-“ „ICH HABE KEINE ÄHNLICHKEIT MIT DEM BESITZER DES 24-STUNDEN-SHOPS!!!“, fuhr der Ladenbesitzer Taichi an. „Aber-“ „Wie kann ich dir helfen?“, unterbrach er ihn erneut und war nun so sanftmütig, wie er eben laut war. „Heute kam ganz heiße Ware rein, hast du Interesse?“ „Ich suche ehrlich gesagt nur ein Mädchen, sie ist etwa-“ „Wenn du ein Mädchen suchst, solltest du auf dem Karnevalsball gehen, ich kann dir damit nicht dienen!“, winkte der Ladenbesitzer ab und rückte seine Sonnenbrille zurecht. „Ich biete dir aber das hier für 20 Rubine an.“ Er grabschte unter seine Theke und bot Tai tatsächlich ein Digivice zum Verkauf an. „Wo haben Sie das her?“, drängte Tai. „Das sag ich dir doch nicht, nachher ruinierst du mich, wenn ich dir sage woher ich meine Ware beziehe!“ Er schob das Digivice außer Tais Reichweite. „Hey, ich kauf das, was wollen Sie? 20 Rubine?“ Der Jugendliche kramte in seiner Tasche und ließ klappernd 20 Rubine auf den Tresen fallen. „Geben Sie’s mir!“ Er langte mit der Hand danach, doch der Ladenbesitzer hielt es noch weiter weg. „Soeben ist die Nachfrage danach gestiegen. Es kostet jetzt…“, er witterte seine Chance zu einem riesen Geschäft und überlegte kurz. „…200 Rubine!“ „WAS, 200??? Sie wissen doch gar nicht was man damit machen kann! Eben hat es noch 20 gekostet!“ „Das ist eben die Auswirkung von Angebot und Nachfrage auf den Preis! Manchmal steigt oder fällt der Preis innerhalb von Sekunden. Aber wenn du keine 200 Rubine hast, dann verschwinde!“ Tai hatte nur 100 Rubine, die er brauchte um im Gasthof weiter wohnen zu können, allerdings wollte er auch Soras Digivice unbedingt haben. Wenn er jetzt ginge um es an einem anderen Tag zu kaufen, ist es womöglich weg. Er musste sich also etwas einfallen lassen. „Ok…wie wär’s mit…einem Tausch!??“, versuchte er sein Glück und hoffte, dass der Ladenbesitzer darauf einging. „Tausch?“ „Ja, ich gebe Ihnen etwas, das 500 Rubine wert ist, im Tausch gegen das Digivice!“ Der Ladenbesitzer überlegte. „Digi-“ „500 Rubine!“, unterbrach ihn Tai. Wenn er noch mehr das Gefühl bekam, dass Tai genau weiß was man damit machte und es dringend brauchte, erhöht der Ladenbesitzer womöglich den Preis noch weiter. Also hoffte er, dass er geldgierig genug war und gerne 300 Rubine Gewinn machen wollte. „Was willst du denn tauschen? Das muss schon sehr wertvoll und selten sein, damit du das hier kriegst!“ Er spielte mit dem Digivice rum und begutachtete es. „Ich gebe Ihnen…“ Tai fiel ein, dass er gar nichts dabei hatte, was er tauschen könnte. Seine Kleidung wollte er schon gerne behalten. Er stöberte in den Taschen und fand eine 500-Yen-Geldmünze. Er hielt sie dem Ladenbesitzer hin. „Ich gebe Ihnen das hier!“ Er wollte sie nehmen um sie zu untersuchen, doch Tai zog sie weg. „Das ist so viel wert, das kann ich Ihnen nicht geben. Womöglich geben Sie es mir nicht wieder zurück.“, meinte Tai und musterte den Kaufmann gespielt misstrauisch von der Seite. Tai war sich sicher, dass die Augen des Ladenbesitzers unter der Sonnenbrille funkelten. Beide hielten inne und schwiegen einige Sekunden lang, bis es der Ladenbesitzer nicht mehr aushielt. „Hier, nimm, und jetzt gib mir das!“ Er knallte das Digivice auf die Theke und streckte die geöffnete Hand ungeduldig nach Tais Münze aus. „Du darfst das hier begutachten, wenn ich nach deinem sehen darf!“ Der Jugendliche witterte seine Chance, das Digivice lag ungeschützt vor ihm. Er warf die Münze durch das Gitter an die Wand hinter der Ladentheke, die daraufhin klimpernd zu Boden fiel und auf die sich der Ladenbesitzer augenblicklich stürzte, schnappte sich das Digivice und flüchtete aus dem Laden. Er lief durch die ganze Stadt und stoppte erst, als er vor dem Gasthof stand und seinen Schlüssel zückte, um auf zu sperren. Als er drinnen war, raste er auf sein Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und schloss ab. Schnaufend setzte er sich auf sein Bett und blickte zum ersten Mal, seit er es an sich genommen hat, auf Soras Digivice. Er hoffte, dass ihr nichts zugestoßen war, sondern sie ihr Digivice einfach nur verloren hatte. Am besten fragt er morgen Anju, was es mit diesem seltsamen Laden auf sich hatte. Er wischte mit dem Daumen etwas Schmutz vom Digivice. „Sora…“ Kapitel 6: Licht und Schatten ----------------------------- Das ist doch wirklich das letzte, dass er so mit ihr spielt. Und das obwohl sie ihm jahrelang vertraut hatte. Sie kennt ihn nun schon so lange und hat so viel mit ihm durchgestanden, dass sie es nicht glauben konnte. Fassungslos starrte sie auf den Hörer in ihrer Hand, durch den sie eben gerade diese Nachricht gehört hatte. Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie war doch glücklich und dachte alles sei in Ordnung. Aber jetzt erkannte sie, wer sie wirklich liebte und wer wirklich das Beste für sie wollte. Die ganze Zeit interessierte sie sich nur freundschaftlich für ihn, aber sie war sich sicher, dass er sie aufrichtig beschützen und lieben würde, egal was komme. Immerhin hat er eben eine ganz edle Tat begangen, indem er sie über sein Verhalten aufgeklärt hat. Dennoch konnte sie nicht glauben, dass er so was tut. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, aber wenn er es sagte, dass es so war, dann wird es wohl auch so gewesen sein. Dies würde aber nichts an ihren Gefühlen für ihn ändern…sie wusste, dass sie für ihn nie solche Gefühle entwickeln könnte, wie für den anderen, obwohl er sie so verletzt hatte... Ein warmer Sonnenstrahl, der ihr direkt ins Gesicht schien, und das muntere Gackern und Krähen der Hühner, die neben dem Haus gehalten wurden, weckten sie. Sie richtete sich auf, gähnte und streckte sich. „Oh, guten Morgen, Hikari!“, begrüßte sie ein junger Mann, aus dem unteren Bereich des Hauses, freundlich. Die Betten standen auf einer Etage, die mittels einer Treppe mit dem Erdgeschoss verbunden war. „Guten Morgen, Ayla!“, grüßte ihn Kari ihrerseits und tapste barfüßig die Treppe herunter. Sie hatte ein langes hemdartiges Oberteil zum schlafen an. „Ich hab dir Frühstück gemacht.“, bemerkte der stattliche Ayla und legte den Blick auf eine Schale mit Früchten frei. „Danke.“, lächelte Kari und setzte sich an den Holztisch, der sich inmitten des großen Raumes, der zugleich die gesamte Wohnfläche darstellte, befand. Die 14-jährige wohnte hier schon einige Tage, seit sie von Ayla gefunden und gerettet wurde. Er erzählte ihr, dies sei das Haus der großen Impa. Impa ist die Frau, die das Dorf damals für arme Aussätzige und Verstoßene gründete und dementsprechend lebten hier keine reichen Kaufleute, sondern ganz normale Zimmermänner und Verkäufer und natürlich Verstoßene. Sie hätte nie gedacht, dass es noch solche gastfreundliche Orte gab. Und gerne würde sie auch diese Impa kennen lernen, sie schien sehr großherzig zu sein, doch man sagte ihr, dass sie verschwunden sei. Nachdem sie gefrühstückt und sich angezogen hatte, streifte Kari durch das ruhige Dorf. Ihr gefiel es hier in Kakariko und seit sie hier war, hatte sie es auch nicht verlassen. Die Bewohner rieten ihr davon ab, da außerhalb des Dorfes viele Gefahren und Monster lauern würden. Sie musste auch schon ihre Erfahrung mit Monstern machen, als sie auf dem Berg von einigen angegriffen wurde. Ayla war zufällig in der Nähe, wofür der Hauptgrund wohl war, dass Kakariko am Fuße des Berges lag, rettete sie und nahm sie mit ins Dorf. Kari hoffte, dass es den anderen gut ging. Sie hörte, dass einige Händler nach Hyrule wollten, um dort ihre Ware auf dem großen Marktplatz anzubieten und beschloss, dass sie diese begleiten würde. Es war sicher eine gute Idee in die Hauptstadt des Landes zu reisen und in Begleitung der Händler war es nicht so gefährlich. Die Jugendliche schlenderte durch das Dorf und beobachtete im Vorbeigehen einige Zimmermänner, die der „Hühnerfrau“, so nannte man sie im Dorf, einen neuen Zaun für ihre gefiederten Freunde bauten. Das Dorf und die Menschen hier waren sehr friedlich und freundlich, doch Kari spürte, dass sie alle eine furchtbare Zeit durchmachen mussten. Sie ging weiter durch einen Torbogen in Richtung Friedhof. Der Friedhof von Kakariko war recht groß und hatte eine unheimlich dunkle Aura. Komischerweise blies hier auch immer ein seltsam kühler Wind. Selbst wenn die Sonne im Dorf strahlend hell schien und der Himmel über dem Friedhof war immer mit dunklen Wolken verhangen. Hikari passierte das große Tor zum Friedhof und ging zu der kleinen schäbigen Holzhütte rechts daneben. Sie klopfte. „Boris? Bist du da?“, rief sie durch die Tür. Drinnen nahm sie Regung wahr, jemand entriegelte die Tür und öffnete diese. Ein kahlköpfiger buckliger kleiner Mann mittleren Alters stand vor Kari. Er lächelte sie freudig an und legte somit den Blick auf seine schlechten Zähne frei. „Hallo, Hikari! Wie hast du geschlafen?“ Er klopfte etwas Schmutz von seiner braunen abgetragenen Kleidung. „Ich hab’ gut geschlafen.“, lächelte sie. „Willst du mir etwas Gesellschaft leisten?“, fragte er und kramte nach einer alten Lampe. „Oh, ja, gerne.“, antwortete Kari. Boris schlenderte mit Kari über den Friedhof. Auch wenn der Mann furchtbar hässlich mit seinen schiefen Zähnen, sofern er noch welche hatte, seinem buckligen Gang, bei dem seine langen Arme fast über den Boden schliffen, und seinen Glubschaugen, bei denen eines seiner Lider furchtbar hing, war, genoss Kari seine Gesellschaft. Sie unterhielt sich extrem gerne mit ihm und fand, dass er den besten Charakter von allen hatte. Nur schade, dass er schon tot war… Sie schien die einzige zu sein, die sich noch mit ihm unterhielt. Viele, die die Gräber ihrer Angehörigen besuchten, berichteten von der furchtbaren Erscheinung des Totengräbers, aber Kari erschrak nicht, als sie ihn zum ersten Mal sah. Sie spürte, dass er ein herzensguter Mensch war und sicherlich keinem etwas antun wollte. Boris spukte eben gerne über seinen Friedhof und erinnerte sich mit Vorliebe an die Zeit, in der er die grausige Grabgrusel-Tour veranstaltete. Angekommen auf der obersten Anhöhe des Friedhofs, der komplett von einer Felswand eingeschlossen war, standen Kari und Boris vor den Gräbern der Königsfamilie, die der Totengräber sehnsüchtig anblickte. „Hier liegt die Mutter der Prinzessin von Hyrule begraben. Sie verstarb bei der Geburt ihrer Tochter.“, erinnerte sich der Geist. „Möge sie in Frieden ruhen.“ Ein eisiger Wind fegte über den Friedhof und ließ verdorrtes Gras durch die Luft fliegen. Hikari hielt ihre Haare aus dem Gesicht und plötzlich überkam sie ein seltsames Gefühl. Es war, als würde die tiefste Dunkelheit nach ihr greifen. Dieses Gefühl hatte sie vor ein paar Tagen schon einmal, doch da stand sie beim Brunnen vor der Windmühle und nicht vor den Gräbern der Königsfamilie. Irgendetwas zog ihren Blick nach oben und sie erkannte eine Einbuchtung in der Felswand. Diese lag in etwa zwei Metern unerreichbar über dem Boden. Boris folgte ihrem Blick. „Ach…dort oben ist der Eingang zum Schattentempel. Nur Impa und der Herr der Zeiten, der den Tempel von seinem Fluch befreite, gelangten dort hin…als das personifizierte Böse an die Macht gelangte, barg sich der Schattendämon im Schattentempel. Eine furchtbare Gestalt, er terrorisierte eine ganze Weile das Dorf. Doch der Herr der Zeiten konnte ihn bannen, so wie Impa ihn schon vor einigen Jahren in den Brunnen einschloss…“, erklärte Boris daraufhin. Kari fühlte plötzlich, wie ihr die Luft abgeschnürt wurde. Etwas drückte unwahrscheinlich stark auf ihre Lunge und sie hatte das Gefühl, als zogen sich all ihre Organe zusammen. Sie sank schmerzerfüllt auf die Knie und griff sich ans Herz. Boris beugte sich besorgt über sie, doch konnte er sie nicht berühren. „Was ist, was hast du?“ Hikari ächzte unter den Schmerzen und kniff ihre Augen zusammen. Sie begann sich zu verkrampfen und brach schließlich ohnmächtig zusammen… Als sie aufwachte blickte sie direkt in Aylas besorgtes Gesicht. Er saß vor dem Bett und nahm den feuchten Lappen von ihrer Stirn und legte ihn in eine Wasserschüssel. „Endlich bist du wach. Ich dachte schon du würdest es nicht schaffen!“, flüsterte er. Kari hatte hämmernde Kopfschmerzen. „Was…was ist passiert?“, fragte sie geschwächt. In ihrer Erinnerung tat sich eine große Lücke auf. „Ich habe dich ohnmächtig bei den Königsgräbern gefunden, nachdem ich…eine Erscheinung hatte.“, antwortete der dunkelhaarige junge Mann. „Boris…“ „Ja…“ Ayla zögerte kurz. „Er ist mir erschienen…“ Er wusste seit er sie das erste mal sah, dass Kari besondere Fähigkeiten zu haben schien. Ayla nahm eine Flasche mit einer roten Flüssigkeit und hielt sie Kari hin. „Hier…trink!“ Er half ihr sich aufzusetzen „Was ist das?“ „Du bist so geschwächt…wenn du das hier getrunken hast, geht’s dir wieder gut.“, versicherte Ayla. Kari zögerte. Das Getränk sah ihr etwas seltsam aus. „Das ist ein magischer Trank der alten Hexe Asa. Sie hat ihren Hexenladen hier im Dorf. Zwar ist sie etwas seltsam, aber ihre Tränke wirken gut, auch wenn sie ziemlich teuer sind.“, versuchte er Hikari zu beruhigen. Das Mädchen blickte die Flasche misstrauisch an, doch dann nahm sie einen vorsichtigen Schluck. Der Trank schmeckte etwas bitter, aber irgendetwas verschaffte ihr wohlbehagen. Sie blickte Ayla überrascht an, der ihr zu nickte und dann leerte sie die ganze Flasche. Augenblicklich verschwanden ihre Kopfschmerzen, ihr benommenes Gefühl und ihre Schwäche. Sie war plötzlich hellwach und fühlte sich so gut, wie schon lange nicht mehr. Überrascht schaute sie zu ihrem Wohltäter, der sich darüber, dass es ihr wieder gut ging, so sehr freute, dass er sie spontan küsste! Kari war wie erstarrt und riss erschrocken die Augen auf, während er seine Lippen noch immer auf den ihren hatte und sanft seine Hand auf ihre legte. Plötzlich erschütterte etwas das Haus. Ayla unterbrach den Kuss und wandte seinen Blick dem Fenster zu. „Was war das?“ Karis Digivice fing plötzlich heftig an zu piepsen und sie spürte wieder dieses dunkle Gefühl, das sie heute schon einmal hatte. Sie sprang aus dem Bett und lief aus dem Haus. Ayla folgte ihr. Draußen entdeckten sie einen pechschwarzen Schwarm, der die Häuser beschädigte und die Menschen angriff. Viele liefen schreiend davon und versteckten sich überall, wo sie glaubten sicher zu sein. „Oh nein, der Schattendämon!“, murmelte Ayla. Er packte Kari an den Schultern und versuchte sie zurück ins Haus zu dirigieren. „Komm, im Haus sind wir sicher.“ Der Digiritter rührte sich nicht. Sie wusste, dass diese innere Schwärze von diesem Wesen kam. „Hikari…komm, bevor er uns sieht!“, flüsterte er ihr zu, doch Kari starrte weiter den Dämon an. Er versuchte sie ins Haus zu ziehen, aber sie riss sich los und ging auf das Wesen zu. Ayla eilte ihr hinterher und hielt sie auf. Er packte sie an den Schultern und zwang sie ihn anzusehen. „Willst du dich töten lassen!??“ „Ich muss es aufhalten, bevor es die ganze Stadt zerstört und noch jemanden tötet!“ „Du hast nicht genug Macht!“ Ayla packte Kari fester an den Schultern. Sie funkelte ihn böse an. „Lass mich los, du tust mir weh!“ Der dunkelhaarige ließ sie, erschrocken über sich selbst, los. „Bitte geh nicht…ich…ich will nicht…ich will nicht, dass dir etwas zustößt!“ Er nahm besorgt ihre Hand. Hikari blickte auf diese, wie sie die ihre hielt. Dann löste sie sich vorsichtig. „Ich bin der Digiritter des Lichts.“ Mit diesen Worten machte sie kehrt und lief auf den Schattendämon zu, der gerade einen Jungen angriff. Ayla blickt ihr besorgt und sehnsüchtig hinterher. Doch machte er keine Anstalten Kari zu folgen. Er verweilte an seinem sicheren Platz und beobachtete die Szenerie aus der Ferne. Der dunkelhaarige ballte seine Fäuste so feste, sodass sich seine Fingernägel in sein Fleisch bohrten. Der Junge kauerte weinend an einer Hauswand. Der Dämon hatte ihn eingekesselt und ließ ihm keine Möglichkeit zu flüchten. Der Schwarm griff sich den Jungen und hob ihn in die Luft. Dieser schrie panisch auf und versuchte sich zu befreien, doch das schien ihm unmöglich. Der Dämon stieg immer höher und Kari fürchtete, dass er den Jungen fallen ließ, oder womöglich sogar durch die Luft schleuderte. Sie packte ihr Digivice und hielt es in Richtung Dämon. Augenblicklich strömte eine blendende Lichtsäule aus dem Gerät und erwischte den gefährlichen Schwarm hart. Dieser fuhr explosionsartig und unter schmerzverzerrtem dämonischem Schreien auseinander und ließ dadurch den Jungen fallen. Kari versuchte den Jungen zu fangen und eilte zu der vermuteten Aufschlagstelle, doch sie schien nicht schnell genug zu sein, um ihn zu retten. Mit einem Hechtsprung fing Ayla ihn im letzten Moment auf und rutschte über den Boden. Der Junge schrie und weinte und Ayla selbst schien sehr erschrocken und überrascht über seine Tat. Er blickte zu Kari, die noch einige Meter von ihnen entfernt war. Ayla weitete plötzlich die Augen. „VORSICHT, HIKARI!“ Doch zu spät. Der dämonische Schwarm prasselte auf den Digiritter nieder und verschlang sie förmlich. Ayla und der Junge glaubten schon, dass sie nun tot sei, doch plötzlich fuhr der Schwarm ein weiteres Mal auseinander und legte Kari, die von grellem Licht umgeben war, frei. Sie schien völlig ungerührt von der Attacke. Und dann begann auch sie mysteriös zu leuchten. Ayla glaubte einen Engel zu sehen. Der Dämon sammelte sich erneut über ihr. Er formte sich zu einer Säule und schmetterte auf Kari nieder, aber kurz über Karis Kopf stoppte er augenblicklich in seiner Bewegung – und plötzlich war alles still. Selbst der Wind war völlig verschwunden. Ayla hielt vor Anspannung den Atem an. Er hätte Kari eine solche Macht gar nicht zugetraut. Die Jugendliche blickte langsam zu der über ihr schwebenden Säule auf. Warmherzig schaute sie diese an und sie schien wie Sand zu zerlaufen. Der Dämon rieselte auf sie nieder und seine Teile blieben um Kari herum zerstreut auf dem Boden liegen. Wieder rührte sich nichts. „Lass das Dorf und dessen Einwohner in Frieden.“ Hikaris sanfte Stimme schien aus allen Richtungen zu kommen. Ayla fühlte sich, als stünde er mitten in der Zitadelle der Zeit, so erhaben klang ihre Stimme. Der Schwarm regte sich und fuhr wieder zusammen. Langsam traten die Bewohner alle, angelockt vom Licht des Digiritters, aus ihren Verstecken und Häusern und versammelten sich um Kari und den Dämon. Ayla hielt noch immer den Jungen schützend in seinen Armen. Der Schattendämon war völlig ruhig und schien Kari zu lauschen. „Geh!“, befahl sie mit ruhiger Stimme. „Geh und lass’ das Dorf in Ruhe!“ Der Dämon reagierte. Er bäumte sich auf, wodurch alle, bis auf Kari, erschrocken und ängstlich zurückwichen, und es schien als würde er den Digiritter verschlingen wollen, doch zog er lediglich an ihr vorbei und löste sich nach und nach auf. Die Szenerie war wie erstarrt. Die Einwohner starrten beeindruckt auf die leuchtende Kari und wagten es nicht, auch nur einen Atemzug zu tun. Nach einigen Sekunden schwand das Licht und die Jugendliche sank auf die Knie. Keiner rührte sich. „Danke!“, brach der kleine Junge in Aylas Arm das Schweigen und gewann so die Aufmerksamkeit aller. „Danke, dass du mir das Leben gerettet hast!“ „Nein!“, rief plötzlich ein älterer Mann. „Danke, dass du uns allen das Leben gerettet hast!“ „Danke, dass du das Dorf beschützt hast!“, schaltete sich eine Frau ein und immer mehr fingen an zu jubeln und Kari überschwänglich zu danken. Auf dem Dach von Impas Haus hatten sie einen herrlichen Ausblick auf den Nachthimmel. Ein Stern leuchtete heller als der andere und Hikari genoss diesen Anblick. Im Dorf rührte sich nichts mehr. Sie schwiegen. „Was da heute Mittag passiert ist…“, brach Kari letztendlich die Stille, ohne ihren Blick von den Sternen abzuwenden. Ayla schaute sie von der Seite an. „Du meinst den Dämon?“ „Nein…ich meine…den Kuss.“ Sie blickte verlegen auf die Ziegel. „Oh…achso.“ Er war sich eigentlich sicher, dass sie ihn auch mochte, doch das alles hörte sich jetzt nach einem großen ‚aber’ an. „Du bist ein netter Kerl und ich bin dir auch sehr dankbar, dass du mich auf dem Berg gerettet hast und mich bei dir hast wohnen lassen…“ Auch Ayla sank seinen Blick. Kari wusste gar nicht, was sie sagen wollte. Sie wusste ihre Gefühle nicht einzuordnen und schwieg einfach darüber. „Ich…ich werde bald das Dorf verlassen und dann werden wir uns nie wieder sehen.“, erklärte sie. Ihre Worte klangen hart. Dies versetzte Aylas Herz einen Stich. Er nickte ohne sie anzuschauen. Kari stand auf und kletterte vom Dach. Der junge Mann blickte sehnsüchtig in den Nachthimmel... Kapitel 7: Gastlichkeit? ------------------------ - Kapitel 7 ~ Gastlichkeit? - Seufzend schlug er das Buch auf. Er hatte wohl doch keine Zeit. Dabei kannte er einen Ort, an dem er jetzt viel lieber gewesen wäre, als hier. Der Termin war für ihn von äußerster Wichtigkeit, das letzte Mal, dass er sie gesehen hatte, war schon so lange her… Doch er konnte jetzt nicht einfach gehen. Morgen wartete eine wichtige Prüfung auf ihn. Und sein Vater würde ihn umbringen, wenn er jetzt einfach ginge. Er strich sich durch’s Haar. Dabei wollte er sie noch sehen, bevor sie wegfliegt. Und überhaupt…er wollte sie alle noch mal sehen. Er vermisste alle richtig. Aber es ließ sich wohl nicht ändern…musste er wohl hoffen, dass er beim nächsten Termin Zeit hatte… Deprimiert begann er, den Stoff durchzugehen… Der Schnee war kniehoch und der eisige Sturm peitschte ihm ins Gesicht. Er konnte rein gar nichts vor sich erkennen, so heftig wie es schneite. Die einzige Hoffnung, die er hatte, war, dass er möglichst bald eine Höhle oder einen anderen Unterschlupf fand, wo er warten konnte, bis der Sturm vorüber war. Allerdings dürfte er vorher nicht erfrieren, was bei dieser Kälte sehr wahrscheinlich war. Mit aller Kraft kämpfte Joe gegen den Sturm an. Er hatte das Gefühl, dass seine Haarspitzen gefroren waren. Mit verschränkten Armen versuchte er seine Hände vor der Kälte zu schützen, da die Gliedmaßen doch immer als erstes abstarben. Leider wusste er immer noch nicht, wo er sich befand, oder überhaupt, in welche Richtung er ging. Joe spürte, wie seine Beine langsam schwächer wurden und er immer schleppender vorwärts kam. Und vor ihm, war nichts als grelles weiß! Oder…? Nein…dort war etwas, ein Schatten. Er konnte erkennen, dass er auf etwas zuging, vielleicht auf einen kleinen Felsen!? Er sammelte seine letzten Kräfte und bewegte sich auf den Schatten zu. Je näher er kam, desto mehr konnte er erkennen. Langsam wurden Umrisse sichtbar, es schien ein Lebewesen zu sein. Er konnte erkennen, dass es kein Mensch war. Also war es mit Sicherheit ein Digimon! Als er schließlich zitternd vor einem braunen Wesen mit großen Kulleraugen stand, das eigentlich mehr an einen Felsen erinnerte, wusste er, dass er vor einem Digimon stehen musste. Dieses blickte ihn neugierig an. „Oh? Ein Mensch! Was machst du hier bei diesem Sturm!?“, fragte es besorgt. Joe fror am ganzen Leib und war sich nicht sicher, ob er noch die Kraft dazu hatte, ein Wort heraus zu bringen. „…Bitte…“, stieß er unter Mühe hervor. „Hilf…m-m-m…mir!“ Das kräftige Digimon, das etwa genau so groß wie er war, hob den halb erfrorenen Joe auf seine Arme und trug ihn mühelos durch den heftigen Schneesturm… Als er langsam wach wurde, befand er sich immer noch auf den Armen des Digimons. Joe war nicht wenig erstaunt, als er einen strahlend blauen Himmel über sich sah. Die Sonne strahlte und Vögel zwitscherten. Er bemerkte, dass um ihn herum alles grün war, die Blätter der Bäume waren saftig, Blumen blühten in aller Pracht und auch das Wasser plätscherte fröhlich in einem Gebirgs-Bach. Joe fühlte sich, als wäre er inmitten eines wunderschönen Frühlingstages in den Bergen und könnte schwören, dass es angenehm warm war, jedoch zitterte er immer noch. Die Kälte machte ihm noch immer zu schaffen. Er fragte sich, wie lange das Digimon ihn schon trug. „Oh, du bist wach.“, bemerkte es. Joe konnte nicht antworten. „Ich bringe dich zum Schmied!“, fuhr es fort. „Bei ihm ist immer angenehm warm, dort kannst du dich von dem Schneesturm erholen. Wie kamst du eigentlich auf die Idee ohne Ausrüstung zum Pic Hibernia zu gehen? Der Weg dort hin ist viel zu gefährlich!“ Pic Hibernia? Joe verstand nicht, wovon das Digimon sprach. Er entdeckte Rauch am Himmel und stellte fest, dass dessen Quelle der Kamin einer großen Berghütte war, auf die das Digimon direkt zuschritt. Bei der Berghütte angekommen, trennten sie nur noch wenige Stufen von der Holztür. Das Digimon trug Joe sogar noch ins Haus. Dort trafen sie, neben typischem Schmiedewerkzeug und einem großen Feuer, auf den Besitzer des Hauses, dem Schmied. Dieser war erst genervt, doch dann besorgt um Joes Zustand. In einer warmen Decke eingewickelt, saß er zitternd auf einem gepolsterten Stuhl und bekam heißen Tee serviert. Der Schmied und das Digimon flüsterten daraufhin miteinander, bis sich schließlich der Schmied zu Joe umdrehte. „Ok. Du kannst hier bleiben, bis es dir wieder besser geht. Du bekommst Tee und etwas zu Essen und darfst auch eine Nacht hier schlafen. Aber morgen früh haust du wieder ab!“, schnaubte er. „Da du nicht zur zahlenden Kundschaft gehörst und nur Platz wegnimmst, kann ich dich hier nicht gebrauchen!“ „UOOOORGH!!“ Der wild gestikulierende muskelbepackte Riese mit der Eisenmaske, der das Feuer schürte, meldete sich zu Wort. „Halt, die Klappe!!!“, meckerte der schmächtige Schmied. „Natürlich kann ich ihn morgen rausschmeißen, das hat nichts mit Kaltherzigkeit zu tun!“ Er verschränkte die Arme. „Dann ist er hier für heute sicher.“, bemerkte das Digimon beruhigt. „Danke, Zubora.“ Es nickte Joe noch einmal freundlich zu und verließ die Schmiede. Der 18-jährige war zutiefst verwirrt. In der Digiwelt schien es, neben Gennai, noch mehr Menschen zu geben. Der Schmied bemerkte Joes Blick. „Was glotzt du so?“, fragte er barsch. „Du sitzt nur hier, weil ich Hirok noch einen Gefallen schulde!“ Er verschränkte die Arme und ließ sich auf die gepolsterte Bank neben Joes Stuhl fallen. „I-i-ich…d-dachte nur, d-dass…es hier k-keine M-m-m-Menschen gi-gibt!“, antwortete Joe zitternd. Der Schmied betrachtete ihn kurz. „Du warst wohl schon ziemlich lange auf dem Berg, vielleicht hast du einen Schlag weg?!“, bemerkte er. „Ich lebe hier schon ewig und schmiede für die Menschen aus der Stadt Schwerte und anderes. Ab und an tue ich auch etwas für die Goronen.“ „G-Goronen?“ Wieder beäugte der Schmied ihn. „Ja, Goronen! Der Typ, der dich hergebracht hat, das ist ein Gorone.“, erklärte er mit einem sarkastischen Unterton. Joe dämmerte es so langsam, dass er hier vielleicht gar nicht in der Digiwelt war. „GUOOOOOH, GOOOOOAAAAAAAAAAR!!!“, rief der Riese. Der Schmied funkelte ihn böse an. „Das ist mir schon klar, dass er scheinbar nicht von hier kommt!“, meinte der Schmied schroff. Er wandte sich zu Joe. „Wie heißt du überhaupt?“ „Joe.“, brachte er hervor. „Joe…ich bin Zubora und dieser große Idiot ist mein Assistent, Gabora.“, stellte er sich und seinen Gehilfen vor. „Du bist sicher auf dem Weg in die Stadt. Sie ist nicht weit von hier. Wenn du den Berg verlässt und dich immer südlich hältst, kannst du sie gar nicht verfehlen.“ Joe nickte. Vielleicht war es gar nicht so eine schlechte Idee in die Stadt zu gehen. Er nahm, noch immer zitternd, die Tasse Tee und trank etwas. „Bis dann, viel Erfolg und Glück auf deinem weiteren Weg!“, winkte Zubora lächelnd und knallte die Tür zu. Drinnen hörte man Gabora und dann wieder Zubora: „Das ist mir völlig egal, dass ich nicht gastfreundlich bin!!!...Nein, wieso sollte ich ihm eine Waffe schenken!!??...Gefahr ist relativ, du Dummkopf. Der Typ hat lange Beine zum Wegrennen!“ Gastfreundlich war er nun wirklich nicht, musste Joe dem Assistenten zustimmen. Aber immerhin durfte er sich eine Nacht in der Schmiede wärmen. Aber welche Gefahren sollten hier lauern? Er sollte vielleicht vorsichtig sein. Joe hatte gestern Recht: Es war wirklich angenehm warm. Das Wetter an diesem Tag, war fast noch besser wie am Vortag. Ausgeschlafen und gestärkt stapfte Joe den Bergweg hinab. Er war froh, dass er den Schneesturm einigermaßen heil überstanden hatte und hoffte, dass er in der Stadt einige bekannte Gesichter treffen würde. Allerdings wusste er gar nicht, wie lange er marschieren musste, um dort anzukommen. Zu seiner eigenen Überraschung tat er diesen Gedanken optimistisch einfach ab und merkte nicht, wie er aus dem Hinterhalt von etwas beobachtet wurde… Kapitel 8: Nachts, wenn es dunkel ist... ---------------------------------------- - Kapitel 8 ~ Nachts, wenn es dunkel ist… - „Was zum…?“ Fassungslos schauten sie auf den großen Teich, der sich vor ihnen auftat und ihnen den Weg abschnitt. „Ich dachte, der Fluss fließt durch den Burggraben!? Und endet nicht in einem...Tümpel!“ Der Anblick des ruhigen Gewässers zerstörte Izzys Hoffnungen. T.K. sah nachdenklich aus. „Nein, nein…wir sind sicherlich in die falsche Richtung gegangen.“, überlegte er. Sora ließ sich auf die Knie sinken. „Jetzt sind wir einen Tag umsonst gewandert!!“ „Aber warum? Wir sind doch theoretisch richtig gegangen, so bin ich doch auch immer-“, führte er seine Überlegungen fort, doch Izzy unterbrach ihn hysterisch und schüttelte ihn an den Schultern. „Jetzt hör auf dauernd von diesem Spiel zu reden, es ist doch ganz anders!“ Der rothaarige hatte das Gefühl noch durchzudrehen, wenn T.K. weiter über den Spielverlauf, Dungeons und Endgegner redete. „Mh…“, entgegnete T.K. „Das würde erklären, warum wir schon so lange unterwegs sind. Eigentlich sind die Wege viel kürzer. Und auch etwas anders…“ Izzy ließ sich genervt auf den Boden fallen. Sora konnte sich nicht erinnern, den 16-jährigen jemals so erlebt zu haben. Sonst war Izzy immer so ruhig und gefasst. „Heey, T.K.“, schaltete sie sich nun ein. „Es ist doch ganz logisch, dass es in diesem Spiel anders ist, als wenn du davor sitzt.“ Sora wusste jedoch nicht, ob man wirklich von Logik sprechen konnte, nachdem sie die sprechende Vogelscheuche getroffen hatte. „Vielleicht sollten wir hier einfach unser Nachtlager aufschlagen und morgen nach Hyrule aufbrechen.“, schlug sie vor. Erst jetzt bemerkte T.K., dass es schon dämmerte. Die Sonne tauchte den Himmel und die wenigen Wolken in ein romantisches apricot. „Ok.“, seufzte Izzy resigniert in den Boden. „Lasst uns schlafen.“ Sora belächelte den Computerfreak. Nachdem sie von dem Proviant der Zoras zu Abend gegessen hatten, legten sich die drei schlafen, um am nächsten Morgen in aller Frühe wieder aufzubrechen. Sie fühlten sich an dem Teich geschützt, hinter ihnen eine Felswand und um sie herum Wasser, war der einzige Weg der zu ihnen führen konnte, der Weg, den sie kamen. Würde jemand versuchen durch das Wasser zu ihnen zu gelangen, würden sie es mit Sicherheit hören. Und über den anderen Weg machten sich die Digiritter eigentlich keine Sorgen, schien der Platz doch recht abgelegen. Als der Mond am höchsten stand, die Sterne am hellsten leuchteten und die Nacht am dunkelsten war, konnte man auf der anderen Seite des Teiches ein schwaches Licht vernehmen. Es schien nicht besonders hell, sodass es nur seine unmittelbare Umgebung kläglich beleuchtete. Die Quelle des Lichtes stellte eine alte Laterne dar, die sanft und geräuschlos über das Wasser schwebte. Unbemerkt flog sie über die Digiritter, die alle drei auf dem Boden lagen und fest schliefen. Die Laterne schwang erst zu T.K., dann zu Izzy und letztendlich zu Sora, als wollte sie sich versichern, dass auch alle drei sie nicht bemerken konnten. Aus dem Nichts leuchteten unheilvoll zwei orangerote Augen auf. Die beiden Schlitze verengten sich und eine unheimliche Hand erschien. Sie langte nach der schlafenden Sora und hielt ihr Mund und Nase zu. Diese wachte sofort auf und versuchte sich gegen ihren Angreifer zu wehren, doch sie konnte nichts ausmachen, außer einem körperlosen Arm und böse leuchtenden Augen. Sie schlug mit Armen und Beinen um sich und weckte dadurch Izzy, der der panischen Sora sofort zu Hilfe eilte. Er rammte kurzerhand den körperlosen Angreifer von Sora, woraufhin diese keuchend und hustend nach Luft schnappte. Das substanzlose Wesen flog zu Boden und das Klappern seiner Laterne weckte T.K., der beim Anblick des Lichtes erschrocken aufsprang. „Was ist denn hier los??“ „Irgendetwas wollte Sora töten!“ Izzy half ihr auf und legte schützend seinen Arm um die noch immer hustende Jugendliche. „Los verschwinden wir von hier!“ Mittlerweile schwebte die Lampe wieder ungestört durch die Luft und schnitt ihnen den Weg ab. Unheilvoll kam sie näher und schließlich materialisierte sich unter gruseligem Kichern ein geistähnliches Wesen, das zerfetzte Lumpen trug, aus dessen Kapuze Augen leuchteten. Izzy stellte sich schützend vor Sora. „Das ist ein Irrlicht!“, rief T.K. „Und was hat das zu bedeuten?“, wollte Izzy wissen, dem es so ganz und gar nicht passte, dass T.K. in diesem Abenteuer den wissenden Part übernahm. „Wie kann man es vernichten?“ Die Digiritter wichen vor dem langsam auf sie zu schwebenden Irrlicht zurück. „Öhm…einfach drauf dreschen. Eigentlich sind sie leicht zu besiegen, aber ziemlich nervig, weil-“ „Wir haben hier nichts zum Dreschen!!“, unterbrach ihn Koushiro hart. Sora hatte sich mittlerweile von dem Erstickungsversuch wieder einigermaßen erholt. Das Irrlicht erinnerte sie aus unerfindlichen Gründen an Leomon, der durch Devimon vom Bösen besessen war und die Digiritter töten wollte. Damals wurde Tai von seinem Digivice geschützt, vielleicht kann ihres bei diesem Geist helfen!? Sie griff an den Gürtel ihres Rockes. „Mein Digivice…es ist weg!“ „Sora, jetzt ist nicht die Zeit um an dein Digivice zu denken!“ Izzy stand immer noch schützend vor ihr. „Nein, unsere Digivices können uns gegen böse Mächte schützen.“, erinnerte sie den rothaarigen. „Mein Digivice ist an der Laptoptasche und die ist zu Hause!“, knurrte Izzy. „Mein Digivice ist auch weg!“, stellte T.K. fest. „Ich hatte es doch noch bevor wir hier her kamen!“ „Das heißt wir haben im Moment keinerlei Schutz gegen das Irrlicht!“, schlussfolgerte Sora mit einem üblen Gefühl in der Magengrube. Das Irrlicht begann plötzlich irrsinnig mit der Lampe zu schwingen und machte einen Satz auf die Digiritter zu, die sich im letzten Moment unter ihm weg ducken konnten. Die Chance, dass das Irrlicht den Weg vor ihnen wieder freigelegt hatte, nutzten sie und liefen so schnell sie konnten am Ufer des Flusses entlang. „Wenn wir jetzt schnell und weit genug weglaufen, kann es sein, dass das Irrlicht verschwindet!“, rief T.K. keuchend. Kurze Zeit schien es auch, als hätten sie das Geistwesen abgehängt, doch dann schnellte ein Licht an den Digirittern vorbei und vor ihnen materialisierte es sich wieder. Bedrohlich funkelten seine Augen. Ohne Vorwarnung schoss es einen kleinen Feuerball auf die Freunde, die wieder nur um Haaresbreite ausweichen konnten. „Verdammt!“, fluchte T.K., als er hart auf dem Boden landete. „Im Spiel sind das nur langsame Flammen, die einen kurzzeitig verfolgen!“ „ICH HAB DIR SCHON TAUSENDMAL GESAGT: DAS HIER IST KEIN SPIEL, SONDERN TODERNST!!!“, fauchte Izzy. Zur Bestätigung feuerte das Irrlicht einen weiteren Feuerball ab, der ihn an der Schulter streifte. Er sank stöhnend auf die Knie. Der Geist schleuderte einen weiteren Feuerball auf Izzy, der mit Sicherheit tödlich gewesen wäre, wenn sich T.K. nicht im letzten Moment auf ihn geworfen hätte. Sora warf einen Stein auf das Irrlicht und traf es am Kopf. Wütend fixierte es Sora, ließ einen weiteren Ball erscheinen und setzte an diesen zu werfen, doch plötzlich wandte es sich alarmiert dem hellen Horizont zu. Erste Sonnenstrahlen kündigten den Morgengrauen an. Augenblicklich verschwand das Irrlicht mit einem schrillen Kichern. Verwirrt blickten die Digiritter noch immer auf die Stelle, an der die geisterhafte Erscheinung vor ein paar Sekunden noch schwebte. „Ist es weg?“, fragte Sora schließlich. „Ich denke schon.“, erwiderte T.K. „Argh…“ Izzy keuchte schmerzerfüllt und lenkte so die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Sora bückte sich zu ihm herunter und besah sich die Wunde. „Das sieht übel aus…trotzdem hattest du aber Glück! Der Feuerball scheint dich nur gestreift zu haben.“ „Wir brauchen Verbandszeug.“ Erst jetzt stellte T.K. fest, dass sie rein gar nichts, was sie gebrauchen könnten, bei sich hatten. Wenn sogar ihre Digivices fehlten… „Nein, es geht schon.“, entgegnete Izzy und riss den versengten Ärmel seines T-Shirts ab. „Es brennt nur so!“ „Lass uns deine Wunde mit dem Flusswasser kühlen.“, schlug Sora vor. Sie setzte sich mit Izzy an das Ufer, befeuchtete den abgerissenen Ärmel und kühlte seine Wunde vorsichtig. Langsam ließ das Brennen etwas nach. Seltsam war nur das Kribbeln unter der Haut, das Soras Hand, die seinen Arm sanft festhielt, auslöste. Plötzlich musste er an Mimi denken und fragte sich, ob sie auch ewig irgendwelchen Monstern begegnete. Immerhin war Izzy schon auf dem Weg zum Hylia-See in der Steppe dem ein oder anderen seltsamen Wesen über den Weg gelaufen, wobei er sich eigentlich nie so direkt mit einem auseinandersetzen musste, da sie ihn nicht bemerkt hatten. Er hoffte, dass Mimi in Sicherheit war. Während Sora sich weiter um seine Verbrennung kümmerte, blickte Izzy sie kein einziges Mal an. Sie verband die Wunde provisorisch mit dem feuchten Stofffetzen und dann machten sie sich wieder auf den Weg schnellstens nach Hyrule zu kommen, bevor sie einem weiteren Irrlicht begegneten. Sicher würde es dann nicht so glimpflich ausgehen, dass sie alle fast nur mit dem Schrecken davonkommen. Die Digiritter wanderten den ganzen Tag den Fluss hinauf. Sie legten nur eine einzige kurze Pause ein, obwohl sie die letzte Nacht kaum geschlafen hatten. Die drei hofften, dass sie vielleicht am nächsten Morgen in Hyrule ankommen würden, wenn sie die ganze Nacht auch noch durchwanderten. Der Tag verlief recht wortkarg und man konnte die Anspannung der Digiritter fast greifen. Die Anstrengung und der Kampf gegen die Erschöpfung verlangte ihnen einiges ab. Als es bereits dämmerte und die Sonne den Himmel in abendliches Rot tauchte, liefen sie immer noch nebeneinander her, jeder in seinen eigenen Gedanken gefangen. Izzys Schulter schmerzte, doch er behielt es für sich, das würde jetzt zu viel Zeit kosten. Die letzten Sonnenstrahlen erhellten den Horizont, während der Rest des Himmels schon in dunklem Blau gehalten war. Die Sterne funkelten sehnsüchtig auf Hyrule nieder und der aufgehende Mond strahlte auf die Digiritter. Die Nacht war recht warm und keiner der Jugendlichen machte anstalten, auch nur ein Wort über ihre Müdigkeit und ihr Verlangen nach Schlaf zu verlieren. Sie schwiegen sich an, wie die Nacht, die über sie hereinbrach. Man hörte jediglich wie das teilweise sehr trockene Gras unter ihren Schritten nachgab und, natürlich, wie der Fluss, der sich neben ihnen langzog, unermüdlich plätscherte. Mit fortschreitender Nacht verlangsamte sich ihr Tempo zunehmend. Sora würde sich am liebsten sofort hinlegen und einfach nur schlafen. Sie war so müde, dass ihr schon beim Gehen die Augen zu fielen und sie Angst hatte, bald einfach schlafend umzukippen. Gerade als ihre Lider wieder unkontrolliert zu fallen wollten, stieß Izzy sie in die Seite und machte sie mit einem Kopfnicken auf etwas einige Meter vor ihnen aufmerksam. Auch T.K. schien es schon bemerkt zu haben und blickte angestrengt dort hin. „Hey…“ Er kniff die Augen zusammen um sicherzugehen, dass es auch das war, was er eben zu erkennen glaubte. Dann fing er aufgeregt zu lächeln an. „Hey! Da…da ist die Brücke! Da vorne! Da vorne über dem Fluss! Das heißt, es ist nicht mehr weit!“ Auch Izzy und Sora erkannten schließlich eine Brücke. Jedoch sah der rothaarige nicht besonders erfreut aus. „Ich meinte eigentlich etwas anderes…“, murmelte er, woraufhin er sich fragende Blicke einfing. Er stoppte. „Da vorne…vor der Brücke…dort ist etwas.“ Sora lief es kalt den Rücken runter und auch T.K. hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. „Ach, das ist nur ein Stein.“, tat er es ab. Doch dann schien der Stein zu leuchten. „Ähm…ein…leuchtender Stein.“ Der blonde wich etwas unsicher zurück. „Glaubt ihr es ist ein-“, begann Izzy, bevor Takeru ihm schnell den Mund zuhielt. „Sag’ es nicht laut!“, zischte er. „Jungs!“ Sora lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den leuchtenden Punkt, der sich erhoben hatte und nun bedrohlich in der Luft schwebte. „Oh, nein…“, brach Izzy heraus und schon schnellte der glühende „Stein“ auf sie zu. Er entpuppte sich schließlich als alte Laterne und augenblicklich erschien kichernd ein Irrlicht. Es versetzte T.K. mit der Lampe einen harten Schlag ins Gesicht, der daraufhin zu Boden fiel. Das Glas splitterte bei dem Treffer. Als es auch nach Izzy und Sora ausholte, konnten diese ausweichen. Takeru lag benommen am Boden und versuchte aufzuschauen. Verschwommen konnte er eine ihm bekannte Stelle wahrnehmen. Mit Mühe rappelte er sich auf. „Leute! Dort drüben…dort drüben sind wir in Sicherheit!“ Wackelig lief er auf die Stelle zu. Sora und Izzy folgten ihm, griffen ihm helfend unter die Arme und flüchteten in die vorgegebene Richtung, weg von der Brücke und auch weg vom Fluss. Sie eilten so schnell sie konnten mit dem benommenen T.K. in Richtung eines dichten Waldes, dessen einzige lichte Stelle eine breite Steintreppe zu sein schien. Takeru stolperte und riss Sora und Izzy mit sich. Ein Feuerball flog direkt über ihre Köpfe hinweg und sprengte bei dessen Aufschlag ein Loch in den Boden. Sie rappelten sich wieder auf und liefen, T.K. stützend, auf die Treppe zu, erklommen diese hastig und staunten nicht schlecht als sie plötzlich vor den Toren eines Dorfes standen. Neugierig und außer Puste betraten sie dieses. Der mittlerweile ohnmächtige T.K. hing nur noch in Izzys und Soras Armen, die ihn einfach mitschleiften. Mit letzter Kraft kamen sie an dem einzigen Baum im Dorf an, brachen erschöpft zusammen und schliefen einfach nur ein. Wie jeden Tag stand er früh auf, wusch sich, zog sich an, frühstückte und verließ das Haus. Bei Sonnenaufgang mussten sie alle bei ihrem Chef antreten, der, wie gestern schon, mehr als genug Arbeit für die Zimmermänner hatte. Der Angriff des Schattendämons beschädigte viele Häuser und vor allem Dächer und diese wollten repariert werden. Als er aus der Haustür trat schien ihm schon die warme Morgensonne entgegen. Heute würde ein herrlicher Tag werden, wusste er und sog die taufrische Luft ein. Viele Bewohner waren schon wach und gingen ihrer Beschäftigung nach, Hühner gackerten fröhlich und einige hatten sich schon an dem großen Baum am Dorfeingang getroffen. Ein weiterer Dorfbewohner lief auf den Baum zu. Der Zimmermann fragte sich, warum dort alle rumstanden, ihm war nicht bekannt, dass dort ein Treffen veranstaltet wurde. Er bog um die Ecke und wurde fast von Ayla und Hikari umgerannt, die ihn Begleitung eines anderen Zimmermannes, auf dem Weg zum Baum zu sein schienen. Das war dem Zimmermann nun doch ziemlich seltsam und er beschloss kurzerhand ein paar Minuten zu spät bei der Arbeit zu erscheinen, um seine Neugierde zu befriedigen. Bei der Menschentraube angekommen, schob er ein paar zur Seite und konnte sich nach vorne durchdrängeln. Da saßen doch tatsächlich zwei Jungs und ein Mädchen auf dem Boden und sahen ziemlich mitgenommen aus. Sicherlich hatten sie eine schwere Reise hinter sich Und Hikari schien die drei zu kennen. Sie umarmte einen der Jungs stürmisch. Ayla stand daneben und schaute sie etwas unbeholfen an. Der Zimmermann zog eine Augenbraue hoch. „So, fertig!“ Kari lächelte T.K. an und packte das restliche Verbandszeug weg. Gerade versorgte sie seine Wunde an der Stirn, die ihm das Irrlicht mit der Lampe zufügte. Auch Izzys Schulter war schon verbunden. „Ihr hattet Glück, mit Irrlichtern ist nicht zu spaßen!“, bemerkte Ayla etwas grummlig. „Das heißt, du wirst gehen? Jetzt wo deine Freunde da sind…“ Ayla blickte Kari eindringlich an. Angespannt ballte er eine Faust. Sie schwieg erst. „Ja…“ Kari erwiderte seinen Blick nicht. „Wir werden morgen mit den Händlern nach Hyrule aufbrechen.“ Ayla schnaubte und verließ wütend Impas Haus. T.K. und Izzy tauschten verwirrte Blicke aus. Nur Sora verstand die Situation und erkundigte sich bei Kari, ob alles in Ordnung sei. Diese nickte nur abwesend. Den restlichen Tag ruhten sich die Digiritter aus, aßen sich satt und Izzy schlief fast die ganze Zeit. Viele Dorfbewohner besuchten Hikari noch und verabschiedeten sich in überschwänglichen Dankesreden für die Rettung des Dorfes von ihr. Nur Ayla ließ sich nicht mehr blicken. Selbst morgens, als sie sich alle fertig machten und sich mit den Händlern am Dorfeingang trafen, fehlte jegliches Zeichen von Ayla. „Wo bleibt sie denn?“, fragte einer der Händler drängend. „Wir müssen bei Sonnenuntergang in Hyrule sein, sonst stehen wir vor einer verschlossenen Zugbrücke…und nachts ist es nicht sehr gemütlich in der Steppe!“ Izzy und Sora tauschten einen Blick aus. „Sie kommt sicherlich gleich, sie wollte sich nur kurz von jemandem verabschieden.“, versuchte Izzy den Händler zu beruhigen. T.K. hielt Ausschau nach Kari. Sie sagte ihnen nicht, wohin sie gegangen war, sie meinte nur, sie wollte sich von einem guten Freund verabschieden. Ob das dieser Ayla war? Immerhin schien sie bei ihm gewohnt zu haben und für T.K.s Geschmack war dieser auch etwas zu gutaussehend. Allerdings konnte er die Situation von gestern Morgen nicht richtig deuten. Er ignorierte einfach den Gedanken, dass sich Kari von Ayla verabschieden wollte. Sie würden mit drei älteren Männern unterwegs sein, von denen einer bepackter als der andere war. Zwei von ihnen diskutierten über ihre Ware, die sie dem hylianischen Volk anbieten wollten. Der eine zeigte gerade seltene Deku-Samen, als der andere ihm Stolz seinen neuesten Fund präsentierte. Der Kerl mit den Deku-Samen begutachtete die Ware von allen Seiten. „Und…was ist das?“, fragte er schließlich, denn so was hatte er noch niemals zuvor gesehen. Selbst das Material war ihm gänzlich unbekannt. „Ok, stell dir vor, du bist mit einer hübschen Dame zum Picknick auf einer wunderschönen Blumenwiese verabredet. Dummerweise hast du aber eine Decke vergessen, auf die ihr euch setzen könntet. Der kluge Mann von heute hat dann so was!“ Er nahm dem anderen das flache Teil aus den Händen und legte es auf den Boden. Dann wendete er sich zu Sora und reichte ihr die Hand, woraufhin Izzy und T.K. auf das Schauspiel aufmerksam wurden. „Darf ich die Dame bitten sich zu setzen?“ Er zeigte auf das flache Teil am Boden. „Hey, das ist mein Notebook!“ Izzy grabschte es hastig vom Boden. „Wo haben Sie das her?“ „Lass meine Ware in Frieden!“ Er wollte es dem rothaarigen wieder wegnehmen, doch der wendete sich vom Händler ab. „Das kostet 100 Rubine!“ „Das gehört mir!“, meinte Izzy empört. „Ich bezahle nicht für etwas, das schon mir gehört!“ „Also, deine Verkaufsrede hättest du dir eindeutig sparen können.“, merkte der Deku-Samen Kerl an und lachte. „Oh, da kommt Hikari endlich.“ Der dritte Händler zeigte auf die herbeieilende 14-jährige. „Wo warst du?“, fragte T.K. sofort. „Ich musste mich noch von einem guten Freund verabschieden.“, meinte diese nur. Takeru war das viel zu unkonkret. Plötzlich machte sich ein trübes Gefühl in ihm breit. Es war ähnlich wie das das er hatte, als er die Sache mit Kari und Davis erfuhr. Sein Herz schlug hohl in seiner Brust und seine Stirn schmerzte. „Können wir jetzt aufbrechen?“, drängte wieder einer der Händler. „Wir müssen uns jetzt schon beeilen um rechtzeitig in Hyrule anzukommen. Das heißt wir machen höchstens zwei Pausen, also kommt schon.“ Die Händler nahmen ihr vieles Gepäck und machten sich auf den Weg. Die Digiritter folgten ihnen. „Hikari, warte!“, rief jemand. Es war Ayla der eilig auf sie zu lief und Kari stürmisch umarmte. Er drückte sie fest an sich und schloss seine Augen. Takeru fiel die Kinnlade runter. Diese Situation und die Erkenntnis, was da zwischen seiner Kari und diesem Ayla vor sich ging, erschlugen ihn. Er war wie erstarrt. „Pass auf dich auf, Hikari…und komm gut zu Hause an, ich werde dich nie vergessen.“, flüsterte Ayla, während er sie noch immer umarmte. „Leb’ wohl.“ Er löste sich von ihr langsam und blickte ihr tief in die Augen. Ayla beugte sich langsam zu Kari runter und wollte sie ein letztes Mal küssen, doch sie drehte ihr Gesicht weg. „Bis dann, Ayla.“ Damit machte sie kehrt und brach ohne sich ein letztes Mal umzudrehen mit den Händlern und ihren Freunden nach Hyrule auf. Ayla blieb etwas hilflos zurück. Hikari dachte an Boris und an das, was er ihr eben gesagt hatte, als sie sich von ihm verabschiedete… Kapitel 9: Freunde für immer ---------------------------- Es regnete in Strömen. Er wusste nicht, warum sie sich bei diesem Wetter mit ihm draußen treffen wollte und dann auch noch um diese Uhrzeit. Da vorne stand sie im Regen und hatte nicht mal eine Kapuze oder einen Schirm. „Hey!“, begrüßte er sie lächelnd, hielt seinen Schirm über sie und wollte sich runterbeugen um sie zu küssen, doch sie wendete ihr Gesicht ab. „Du wolltest mit mir reden?“ Sie schaute ihn sauer an. Hatte sie geweint? Sie schnaufte und spielte ungelenk mit ihren Fingern. Sie machte den Eindruck, als wüsste sie nicht wo sie anfangen sollte. Nervös ging sie ein paar Schritte hin und her. Er verfolgte sie mit den Augen und hatte ein seltsames Gefühl, das er nicht so richtig zuordnen konnte. Sie seufzte. „Wie konntest du mir das antun?“, brach es vorwurfsvoll aus ihr heraus. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Jetzt spiel nicht den Dummen! Ich hab euch gesehen!“ Er lachte trocken. „Uns gesehen? Ich weiß nicht mit wem du mich gesehen haben willst-“ „Letzte Woche! Wir waren verabredet! Und ich wollte dich am Proberaum abholen!“ „Das…wusste ich gar nicht, dass du mich abholen wolltest...“ „Ja…ich wollte dich spontan überraschen und dann…dann hab ich euch gesehen! Wie ihr euch geküsst habt…und, und…euch… befummelt habt!“ Ihre Stimme brach und sie begann zu weinen. „Aber…da war doch nichts.“ Er versuchte sie zu beruhigen, indem er sie umarmte, doch sie stieß ihn weg. „Ich weiß nicht wen du da gesehen haben willst, aber ich war das sicher nicht!“ Er versuchte darüber zu lächeln, doch dies gelang ihm nicht so recht. Das Gefühl, dass sie sie gesehen hatte, brannte unter seiner Haut. „Verkauf mich nicht für dumm!“, schrie sie unter Tränen. „Ich weiß doch, wie mein Freund aussieht! Gib es wenigstens zu!“ Er schwieg und sie schluchzte. Es hatte wohl wenig Sinn alles abzustreiten. Wahrscheinlich würde das alles noch schlimmer machen. „Ok.“ Seine Stimme versagte und sie verstummte, blickte ihn aus verheulten Augen an und wartete auf eine Erklärung. „Was ‚ok’?“ Ihre Stimme zitterte. „Es war so. Ich hab dich betrogen. Und das war nicht das erste Mal. Zwischen uns läuft schon länger was.“, gab er mit kühler Stimme zu und blickte zu Boden. Jetzt wo sie sie sowieso schon gesehen hatte, konnte sie auch die ganze Wahrheit erfahren. „Was?“ Sie fing wieder an zu weinen. „Du elender Mistkerl.“ Sie ohrfeigte ihn…und er konnte es selbst nicht glauben, dass er zurückschlug! Es war mehr Reflex als Absicht. Doch er war sehr erschrocken, wahrscheinlich fast mehr als sie, die nun weinend zusammenbrach. Er bückte sich augenblicklich zu ihr herunter und umarmte sie, entschuldigte sich tausendfach, doch sie wehrte sich gegen ihn, schlug um sich und drückte ihn von sich. Sie riss sich los, schubste ihn weg und lief so schnell sie konnte die Straße entlang, durch den strömenden Regen. Er blieb auf dem nassen Boden sitzen und starrte geschockt vor sich hin. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Was hatte er getan? Sein nasses Haar hing ihm in die Augen. Der Schirm lag auf der Straße und der Wind spielte mit ihm… Der große Glatzkopf mit nacktem Oberkörper stand im seichten Wasser und versuchte sein Netz aus diesem zu ziehen, doch es schien irgendwo zu hängen. Er zog fester sodass langsam das Netz nachgab. Mit einem letzten Ruck riss es schließlich und er fiel nach hinten. „Mist, mein Fang!“ fluchte er. Seine Ausbeute entleerte sich gerade ins Wasser. Matt ließ seine Gitarrentasche am Ufer liegen, lief ins Wasser und versuchte das gerissene Seil wieder zu zuknoten, was sich allerdings als zu schwierig darstellte, da das Netz bis ans äußerste mit Fischen gefüllt war. Der Fischer schaute ihn aus verwunderten Augen an. Er war etwas überrumpelt von Matts unerwartetem Auftauchen. „Ok, ich halte das Loch hier zu und dann tragen wir den Fang gemeinsam aus dem Wasser.“, schlug Matt vor und wartete, bis der kräftige Fischer endlich aufstand. Dieser war immer noch verwirrt über die Hilfsbereitschaft und Kameradschaftlichkeit des Jugendlichen. „Meine Fischerhütte ist dort hinten hinter der Mauer.“, erklärte der Glatzkopf. „Wenn wir das Netz rein tragen würden…“ „Alles klar.“ Beide hoben das Netz an und schliffen es ächzend mehr durch den Sand, als dass sie es trugen, den Strand entlang zur Fischerhütte. Matts Hände taten schon nach kurzem Weg weh vom rauen dicken Seil und vom Gewicht des Fangs. Er hoffte, dass er noch genug Kraft bis zur Hütte hatte. In dem kleinen Heim des Fischers ließ Yamato erleichtert das Netz fallen. Er betrachtete seine roten schmerzenden Hände. „Na, das hat sich aber gelohnt.“, meinte er zum Fischer und deutete auf den üppigen Fang. „Im Moment läuft es gut.“, antwortete dieser und musterte den 17-jährigen. „Was machst du hier an einem solchen Tag?“ „Ich, ähm…“ Matt wusste nicht, was er ihm jetzt sagen sollte. Dass er eigentlich aus einer anderen Welt kommt und nicht weiß wo genau er sich hier befindet? Würde der Große ihm das glauben? „Was ist denn heute für ein Tag?“ „Heute ist Markt in Unruh. Alle Menschen sind dort und kaufen frisches Gemüse und frischen Fisch…den ich ohne dich nicht verkaufen könnte“, fügte der Fischer an. „Was kann ich dir Gutes tun?“ Er flickte das Loch im Netz. Matt überlegte. Er wusste weder wo er hier war, noch was er hier tun sollte. Die anderen waren sicherlich auch hier, aber am Strand hatte er sie nicht entdeckt und er suchte diesen schon eine ganze Weile ab. „Naja…“, begann er. „Hier am Strand scheint nichts los zu sein, vielleicht können Sie mir sagen wo ich am besten nach meinen Freunden suchen sollte!?“ „Ihr habt euch verloren?“, harkte der kräftige Fischer nach ohne von seiner Arbeit aufzusehen. Die Hütte sah wie ein typischer Ort für Fischfänger aus. Überall an den Wänden befanden sich Angeln und Köder und auch Fischtrophäen. Sogar ein riesiges leeres Aquarium stand dort. „Ja, wir haben uns verloren. Wir kommen eigentlich nicht von hier und haben uns verirrt und jetzt weiß ich weder wo ich bin, noch wo ich hingehen könnte um die anderen zu suchen.“, erklärte Matt. Gelogen war das alles ja nicht. Der Fischer musterte ihn erneut kurz, während er einige Dinge aus seiner Hütte in eine Ledertasche packte. „Du bist hier an der Schädelbuchtküste. Heute ist der Strand wie leergefegt, also wirst du hier kein Glück haben, jemanden zu finden. Hör zu, ich biete dir einfach an, mit mir nach Unruh zu kommen. Das ist die zentrale Stadt des Landes und dort leben die meisten Menschen. Früher oder später kommen dort mal alle vorbei.“ Yamato nickte nur. „Danke.“ „Hey, du hast meinen Fang gerettet und somit mein Einkommen für heute. Das ist das mindeste, das ich tun kann.“ Der Fischer haute Matt kumpelhaft auf die Schulter, worunter dieser beinahe zusammen brach. Immerhin war der Mann fast zwei Köpfe größer und um einiges breiter und muskulöser als der blonde. Der Glatzkopf zog das Netz aus der Hütte und wies Matt an, ihm zu folgen. Draußen neben dem Gebäude stand eine größere Handkarre, in den er seinen Fang hievte und seine Tasche warf. „Los geht’s!“, meinte der Fischer und zog die Karre mühelos hinter sich her. Matt war überrascht, dass sie sofort aufbrachen und lief neben dem Mann her. Mit einem letzten Blick auf den Strand fiel ihm auf, dass er beinahe seine Gitarre vergessen hatte und lief diese noch eben holen. „Wie heißt du, Junge?“, fragte der Fischer, als Matt etwas außer Atem wieder zurück kam. Mit nassen Schuhen durch den Sand zu laufen war nicht leicht. „Yamato.“, antwortete er. „Ich bin Sanro.“ Matt musterte das riesige Tattoo an Sanros Oberarm. Er sah eigentlich mehr wie ein Krimineller aus, mit seiner Glatze, den riesigen Schatten unter seinen müden Augen, seinem stämmigen, muskulösen Körper, dem kräftigen Kiefer und der schlangenförmigen Tätowierung. Aber Sanro schien ganz in Ordnung zu sein. Sie wanderten einige Stunden und sahen nichts als Sand und Felsen. Matt glaubte schon, Unruh würde inmitten einer Wüste liegen. Sanro erzählte ihm während der Reise allerhand über die Schädelküste und seinen Fischerberuf. Unermüdlich zog er die Karre hinter sich her, was durch den Sand wahrscheinlich nicht einfach war. Die Sonne brannte und Matt konnte sich nicht vorstellen, dass der Fisch bei ihrer Ankunft noch frisch sein sollte. Ein Blick auf den Fang verriet ihm, dass dieser in der Sonne wunderbar glänzte und noch immer feucht zu sein schien, obwohl sie schon stundenlang unterwegs waren. Er versuchte gar nicht erst, sich diese Tatsache irgendwie zu erklären. „Nicht mehr weit.“, brummte Sanro. „Dort vorne kannst du schon die Stadtmauern erkennen.“ Tatsächlich konnte man in einiger Entfernung eine Anhöhe und Stadtmauern erkennen. Zwar wirkten diese von der Hitze sehr verschwommen, aber man konnte sie doch noch erkennen. Ein großer Turm ragte über diesen in den Himmel. Sanro hielt dem verschwitzten Matt eine Flasche gefüllt mit Wasser hin. „Du scheinst geschafft. Machst so was wohl nicht oft.“, merkte der Glatzkopf an. „Nein, eigentlich nicht.“, antwortete Matt und nahm dankend die Flasche an. Er leerte sie fast ganz und schüttete sich den letzten Rest über seine verschwitzten Haare und Gesicht. Das tat gut! Das letzte Mal, dass er so eine lange Strecke am Stück wanderte, war als er zum ersten Mal in der Digiwelt landete. „Was machst du denn sonst?“, harkte Sanro nach. Matt überlegte, was er meinen könnte. Er wusste nicht, ob er so was wie eine Band kannte, doch er beschloss, ihm von den Teenage Wolves zu erzählen. „Ich habe eine Band, bin Sänger und Gitarrist.“ Sanro schien interessiert. „In der Schädelbucht leben Zoras. Die haben auch eine Band, die Indigo-Gos…sind ganz berühmt und die Sängerin hat eine wundervolle Stimme. Jeder kennt und liebt ihre Lieder. Sie treten auf dem Karneval in der Milchbar Latte auf, das solltest du nicht verpassen!“ Matt nickte. Er wusste zwar nicht, was ein Zora war und welche Instrumente sie spielten, aber wenn sie so berühmt waren, schien ihre Musik nicht schlecht zu sein. Für diese Welt zumindest. „Ich werd’s mir überlegen.“, antwortete er. Eigentlich hatte er keine Lust einem Karneval beizuwohnen, er wollte nur schnell nach Hause. Nach kurzer Zeit kamen die beiden endlich vor den Toren Unruhs an. Das grüne Gras um die Stadtmauern leuchtete saftig und bewies Matt, dass die Stadt nicht in einer Wüste lag. Sie betraten die Tore und standen mitten in West-Unruh. Der Soldat auf dem Wächterposten begrüßte Sanro freundlich. Viele Menschen liefen die Einkaufspassage auf und ab. Der Fischer und der Digiritter gingen schnurstracks gerade aus und kamen bei einer großen Turmuhr an, auf deren Vorplatz noch mehr Menschen umherwuselten. Der Markt war schon in vollem Gange. Yamato begleitete Sanro noch bis zu seinem Stand, bedankte sich dafür, dass er ihn hergebracht hatte und machte sich, mit seiner Gitarre bepackt, auf den Weg Unruh zu erkunden. Er hoffte, dass er hier tatsächlich einige der anderen Digiritter finden würde und sich auch etwas ausruhen könnte. Neugierig schlenderte der blonde Jugendliche über den Marktplatz, drängte sich durch die Menschenmassen und landete schließlich im momentan wenig belebten Ost-Unruh. Sein Magen meldete sich. Wie lange hatte er schon nichts mehr gegessen? Und dann noch diese Wanderung! Yamato war total fertig und wollte nur noch etwas essen. Er ging zu einem der Bomber-Jungen, der vor einem Haus, das wie eine riesige Schatztruhe aussah umherlief und zu spielen schien, und fragte diesen nach einem Laden oder einem Restaurant, in dem man etwas essen könnte. Dieser deutete auf das gegenüberliegende Gebäude, den Gasthof zum Eintopf. „Wenn du so tust als würdest du zu den Artisten gehören, dann kannst du etwas auf Gormans Rechnung essen. Anju kann sich nämlich die Gesichter der Gäste nicht gut merken.“, lachte er. „Und denke daran: Wenn du Hilfe brauchst, wir Bomber sind immer da!“ Der Junge salutierte und ging weg. Yamato schaute ihm verwundert hinterher und dachte sich seinen Teil, aber beschloss dann, seinem Rat zu folgen. Er betrat den Gasthof zum Eintopf und entdeckte an der Rezeption eine junge rothaarige Frau, die sich verbeugte und ihn freundlich begrüßte. „Willkommen im Gasthof zum Eintopf. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Matt lehnte sich locker an die Theke und versuchte seinen Charme spielen zu lassen, so gut das mit seinem Hunger ging. Er blickte ihr cool in die Augen und grinste schief. Der 17-jährige strich sich mit der Hand durch sein leuchtendes Haar. „Wie heißt du?“ „Anju.“, antwortete sie etwas verlegen. Er war froh heute mal frei zu haben und segnete diesen Markt dafür. Den ganzen Tag lag er schon faul im Bett und ruhte sich aus, stopfte sich mit Essen voll und war für den Moment jedenfalls ein wenig glücklich. Auch wenn er diesen verfluchten Ort immer noch nicht verlassen konnte. Nicht einmal den Zaun, der das Observatorium von den Ebenen von Termina abschirmte, konnte er erklimmen. Leidig schaute er auf seine verwundeten Hände. Stacheldraht, an dem man nicht einmal die Stacheln erkennen kann ist übel! Genauso wie diese Welt. Er lag auf dem Bett und schloss die Augen, bis sich ein Bedürfnis meldete. Energiegeladen hüpfte er vom Bettgestell, verließ sein Zimmer und schwang sich enthusiastisch die Treppe ins Erdgeschoss runter. Wie immer warf er dabei einen kurzen Blick in den Empfangsbereich, bevor er um die Ecke bog, aber plötzlich stoppte er in der Bewegung. War das Matt? Er ging noch einmal zurück um sich diesen Kerl genauer anzusehen. „Anju…ein schöner Name.“, wiederholte Matt gespielt verträumt. „Nun ja, ich gehöre zu Gorman und hab etwas Hunger. Wo kann ich denn hier etwas essen?“ Anju errötete etwas und sah nervös aus. Gormans Truppe war nun schon ein paar Tage hier und eigentlich wissen die Artisten wann es etwas zu essen gibt. Sie überlegte sich, ob er sie gerade anmacht. Aber vielleicht waren noch gar nicht alle Artisten eingetroffen!? „Mittagessen ist leider schon vorbei.“ Yamato zog eine gespielt traurige Mine. „Oh, wirklich? Dabei komme ich gerade von einer langen Reise und habe solchen Hunger.“, betonte er übertrieben und rieb sich den Bauch. „Aber, dann kann man ja nichts machen.“ Er drehte sich um und wollte wieder rausgehen. „Warte!“ Matt blieb stehen. „Vielleicht ist noch etwas übrig, ich schaue in der Küche nach.“ Anju ging eilig in die Küche und Matt konnte sich ein Siegergrinsen nicht verkneifen. Hatte diese Junge doch tatsächlich Recht. Das war doch wirklich Matt, der schamlos mit Anju flirtete, nur um an Essen ranzukommen! Tai schüttelte den Kopf und trat zur Rezeption. „Hey, Matt!“ Dieser schaute ihn überrascht an. „Tai...“ Beide starrten sich gefühllos an. „Tut mir leid, es ist leider nichts mehr…“ Anju verfiel in Schweigen, als sie die beiden sah. „Er kann den Rest von mir haben, ich habe nicht alles aufgegessen.“, sagte Tai zu Anju, jedoch ließ er den Blick nicht von Matt ab. „…ok.“, meinte Anju etwas kleinlaut. „Mein Zimmer ist im ersten Stock!“ Sie ließen den Blick immer noch nicht voneinander ab. „Dann gehen wir hoch!“, erwiderte Matt kühl. „Ja, gehen wir hoch!“, wiederholte Tai. Sie schwiegen und man merkte, dass sie sich nicht besonders wohl gesonnen waren. Keiner wollte zuerst den Blick von dem anderen abwenden, als würden sie einen Wettbewerb veranstalten. Anju blickte zwischen den beiden hin und her und fühlte sich etwas hilflos. „Gehen wir.“, wiederholte Tai ein weiteres Mal, wendete sich ab und ging die Treppe hinauf. Yamato folgte ihm grummelig. Warum musste er ausgerechnet Tai als erstes treffen? Im Zimmer angekommen deutete Tai auf den Tisch vor dem Kamin und sagte, dass dort auf dem Tablett noch eine ganze Schüssel Suppe stünde, die zwar jetzt fast kalt sein sollte, aber es besser als nichts sei. Matt ließ seine Gitarre neben sich fallen, setzte sich und begann die Suppe hastig runterzuschlingen. Er hatte schon so lange nichts mehr richtiges gegessen, dass er jetzt einfach nur heilfroh über diese Mahlzeit war. Ohne abzusetzen schlürfte er die Suppe bis auf den letzten Tropfen aus und lehnte sich seufzend in den Stuhl. „Länger nichts mehr gegessen?“, fragte Tai, der sich auf das Bett setzte. „Ewig.“, antwortete Matt. Sie schwiegen sich an. Beide starrten in verschiedene Richtungen, bis sich Matt einen Ruck gab. Sie waren hier in einer Notsituation und mussten über ihre Differenzen hinwegsehen. „Wo sind die anderen?“, fragte der Leadsänger schließlich. Tai zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Ich würde sie suchen, wenn ich aus dieser verdammten Stadt raus käme, aber ich sitze hier fest. Die verdammten Wachposten an allen Ausgängen wollen mich nicht rauslassen, weil es ‚zu gefährlich’ sei.“ Er rollte mit den Augen. Matt nickte verständnisvoll. „Du bist auch der erste, den ich seitdem ich hier bin, sehe.“, fügte Taichi nachdenklich an. „Ich dachte schon, ich sei der einzige, der hier wäre, bis ich…“ Er hielt kurz inne. In Matts Gegenwart wollte er nicht ihren Namen erwähnen und verschluckte einfach das Satzende. Sein gegenüber zog eine Augenbraue hoch und wartete auf die Fortführung des Satzes. „Bis du…?“ „Naja…bis ich…Soras Digivice gefunden habe.“, murmelte Tai schließlich, was ihm sichtbar unangenehm war. „Ich schätze, dass wir alle hier irgendwo sind.“ Matt schaute auf die Blumenvase vor sich. Und wieder erfüllte Schweigen den Raum. Tai dachte darüber nach, was er eben gesehen hatte, wie Matt schamlos mit Anju flirtete, nur um kostenloses Essen zu bekommen. Gut, es war eine Notsituation, aber dennoch…er wusste nicht, was zwischen ihm und Sora genau passiert war, er wusste nur, dass er scheinbar fremd ging. Sora deutete mal so etwas an, aber darüber reden wollte sie nicht. Der braunhaarige Jugendliche überlegte, ob es damals auch mit so einem Flirt angefangen hatte, den Matt nur nutzte, um an irgendetwas ranzukommen und es plötzlich doch weiter ging, als erwartet. „Flirten scheint ja bei dir Mittel zum Zweck zu sein.“, bemerkte Tai. Der Gedanke drängte sich ihm zu sehr auf, als dass er ihn ignorieren könnte. Matt blickte auf. „Wie meinst du das?“ „Naja…eben hast du schamlos mit Anju geflirtet. Einzig und allein wegen etwas essbarem.“, erklärte Tai und schaute Matt vielsagend an. „Ich kann eben meine Wirkung auf andere optimal ausnutzen…und hab so schon manches gekriegt, was andere nicht bekamen!“ Matt grinste etwas schelmisch und dachte, das sei ein guter Witz zur Auflockerung. Bei seinen anderen Kumpels kann er so richtig Stimmung machen. Tai jedoch fiel alles aus dem Gesicht. Spielte der jetzt etwa darauf an, dass er ihm Sora weggeschnappt hatte? Er wurde sauer. „Schön für dich.“, knurrte er. „Aber im Endeffekt hast du doch nur alles verloren!“ Der Leadsänger war über Tais Reaktion leicht verwirrt. „Ich…weiß leider nicht wovon du redest.“, meinte Matt unsicher darüber, worauf Tai hinaus wollte. „Das weißt du ganz genau, Yamato!“, erwiderte dieser nur barsch. Matt hasste es, wenn Tai ihn ‚Yamato’ nannte. Das hatte er schon früher gehasst, als er noch mit ihm befreundet war. Und er wusste, wenn er ihn bei seinem Vornamen nannte, war er sauer! Und zwar ziemlich sauer. Er schnaubte. Bis eben hatte er gedacht, dass es vielleicht noch eine Chance auf ein Wiederaufleben ihrer Freundschaft gab, aber Tai war manchmal so stur und streitsüchtig…und vor allem mischte er sich ständig in Dinge ein, die ihn nicht zu interessieren brauchten. „Oh, tut mir leid, ich habe vergessen, dass dich mein Leben eigentlich nichts angeht.“, konterte Matt schnippisch. Nun sprang Tai vom Bett auf. „Doch, es geht mich seitdem ich mit Sora zusammen bin etwas an!“ Tai wurde langsam laut. Er hatte das Gefühl, Matt machte sich über ihn lustig. „Sora hat gar nichts damit zu tun! Halt doch einfach die Klappe wenn du keine Ahnung hast!“ Auch Matt stand schon. Das ging eindeutig zu weit, was bitte hatte Sora damit zu tun? Immerhin hatte er ja keinen Witz über sie gerissen. Das würde er auch niemals tun. Oder meinte Tai gar nicht den Witz von eben? Vielleicht spielte er darauf an… Ok, vielleicht war es nicht fair sie dafür zu benutzen, aber das war die einfachste und schnellste Möglichkeit…was sollte er denn sonst tun? Aber woher sollte Tai davon wissen? Hatte Sora ihm etwa davon erzählt? „Lass mich in Frieden, Yagami, mein Leben geht dich einen Dreck an! Genauso wie Sora! Ihr beide habt keine Ahnung, was ich durchmachen musste!“ Yamato funkelte sein gegenüber böse an. Musste er sich jetzt vor ihm rechtfertigen? „Sowas muss ich mir doch nicht bieten lassen!“, murmelte er, griff seine Gitarre und verließ zornig das Zimmer, knallte sogar die Tür hinter sich zu, um seinem Zorn Ausdruck zu verleihen. „JA, HAU DOCH AB!!!“, schrie ihm Tai hinterher und tritt an den Bettpfosten. Sauer ließ er sich auf die Matratze fallen, verschränkte die Arme und schaute böse an die Decke. Plötzlich sprang er auf und rannte nach draußen. Vor dem Gasthof stehend, konnte er nur noch erkennen, wie Matt die Stadt durch das Ost-Tor vom Soldaten, der sich gerade mit einer hübschen Frau unterhielt, unbemerkt verließ. Er schrie seinen Namen und dass er stehen bleiben solle, doch sein ex-bester Freund drehte sich nicht mehr um. Taichi wollte ihm folgen und ihn bitten da zu bleiben, doch der Soldat, der durch sein Rufen auf in aufmerksam wurde, hielt ihn unsanft auf. „Lassen Sie mich durch, ich muss jemanden aufhalten!“, drängte Tai, doch der Soldat schubste ihn barsch zurück. „Dir fällt auch jeden Tag etwas anderes ein.“ Der bewaffnete Mann schüttelte den Kopf. „Verschwinde, Junge!“ „Aber, Matt! Ich muss ihm folgen, ich muss ihn zurück holen!“ Tai versuchte sich erneut an ihm vorbeizuschieben, doch der Soldat ließ ihn auch diesmal nicht durch. „Die Stadt wird nicht verlassen! Ich habe niemanden rausgehen sehen!“ „Sie haben ja auch wild rumgeflirtet!“, schrie Tai ihn an und deutete auf die junge hübsche Frau, die sich das Schauspiel etwas ungelenk ansah. Er verlor nun endgültig seine Fassung, wenn er ihn nicht bald durchlässt, ist Matt sicher weg. Leichte Panik machte sich in ihm breit. „Wenn Sie mich nicht durchlassen wollen, dann muss ich Sie eben dazu zwingen!“ Er stellte sich kampfbereit vor ihn und wollte gerade auf ihn losgehen, als der Soldat ihm ungerührt die Speerspitze an die Kehle hielt. Tai stoppte unmittelbar in seine Bewegung und atmete scharf ein. Fast wäre er in einen Speer gelaufen! „Hau…ab!“, befahl der Soldat langsam mit drohender Stimme. Taichi starrte ihn einige Sekunden lang aus ungläubigen Augen an und ließ dann ab. Resigniert ging er zurück in den Gasthof. Gerade eben hatte er seine erste Chance, sich mit einem bekannten Gesicht zusammen zu tun, vertan. Den ersten kleinen Strohhalm, nach dem er greifen konnte, hatte er achtlos weggeworfen. Für einen dummen Streit. Warum musste er ausgerechnet jetzt damit anfangen? Aber er konnte einfach nicht vergessen, was Matt Sora und vor allem ihm selbst angetan hatte. Jedoch wusste er auch nicht, dass er und Matt eben von zwei völlig anderen Dingen sprachen… Kapitel 10: Blaue Rosen ----------------------- - Kapitel 10 ~ Blaue Rosen - „Danke.“ Sie lächelte ihn an, konnte sich aber die Tränen nicht verkneifen, als er ihr sein Abschiedsgeschenk überreichte. „Das ist das schönste von allen.“ Sanft umarmte sie ihn und drückte seinen Körper fest an den ihren. Ihr stieß der angenehme Geruch eines Männerparfüms in die Nase. Hatte er etwa für ihren Abschied extra Parfüm aufgelegt? Sie wusste, dass das eigentlich nicht seine Art war. Langsam löste sie sich aus der Umarmung. „Ich werde dir schreiben. Jeden Tag schreibe ich dir einen Brief und erzähle dir, wie es dort ist.“, schniefte sie. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr der Abschied so schwer fallen würde. „Du musst jetzt gehen.“, drängte er und zeigte auf die große Uhr am Terminal. Er sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. Sie blickte ihn herzzerreißend an und hielt sein Abschiedsgeschenk fester. Sie wollte noch etwas sagen. Ein Wort zum Abschied. Doch sie wusste nicht was und wie. Bis dann? Das hörte sich an, als würden sie sich morgen wieder sehen. Tschüss? Nein, das gefiel ihr nicht. Auf Wiedersehen? Zu förmlich. Leb wohl? Sie werden doch nicht sterben. Sie fand einfach keine passenden Worte. Stattdessen nahm sie ihren Rucksack und hing sich diesen über die Schulter, blickte ihm noch in sein trauriges Gesicht. Er lächelte. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass sie sein trauriges Gesicht in Erinnerung behielt, sondern sein lächelndes. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum keiner sonst hier aufgetaucht war. Aber sie wollte das sowieso nicht. Sie hat ihnen gesagt, dass sie sie nach ihrer Feier nicht mehr sehen wolle. Dennoch kam er…als einziger. Sie rang sich ein letztes Lächeln ab und drehte sich um, wollte gehen. Doch sie stoppte. Warum musste sie ihren Abschiedsgruß in Worte fassen? Entschlossen drehte sie sich wieder zu ihm, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Danach ging sie, ohne ein weiteres Wort, ohne zurückzublicken. Im Flugzeug hielt sie die wunderschöne blaue Blume fest in ihren Händen. Sie wusste nicht, welche Blume das war, aber sie wusste, dass blaue Blumen Sehnsucht bedeuteten. Seine Worte hallten wider…“Tut mir leid, dass es keine blaue Rose ist…aber…rein blaue Rosen gibt es leider nicht.“ Solche Mühe, nur für sie… Eine einsame Träne suchte sich ihren Weg über ihre Wange und tropfte auf die Blüte der Blume… Trällernd befeuchtete sie die Blumen. Sie liebte ihren sommerlichen Duft und erinnerte sich immer an ihr liebes Digimon. Sie hatte richtige Sehnsucht nach dem kleinen Wesen. „Wie viel sollen die denn kosten?“, fragte eine junge Frau, deutete auf eines der Gestecke und riss sie somit aus ihren Gedanken. „Ähm-“ „15 Rubine.“, antwortete die Besitzerin des Blumenstandes lächelnd und legte eine Hand auf Mimis Schulter. „Mimi, willst du nicht die Blumen ins Schloss bringen?“ Mimi nickte und lächelte zurück. Die Besitzerin widmete sich wieder ihrer Kundin und die 16-jährige belud den Holzwagen mit den bestellten Blumenkästen. Jeden Tag schien mehr Trubel auf dem Marktplatz in Hyrule. Gaukler und Händler aus dem ganzen Land boten täglich ihre Ware an und die Menschen schienen unermüdlich diese kaufen zu wollen. Mimi gefiel es hier. Sie kümmerte sich gerne um die Blumen und zog mit der Blumenfrau durchs Land. Dabei hoffte sie natürlich jeden Tag einem der anderen Digiritter über den Weg zu laufen und versprach sich eben dies beim Herumreisen. Was war denn angenehmer? Durch ein unbekanntes Land geführt zu werden oder alleine panisch umher zu irren und nicht zu wissen, wohin man sollte? Natürlich war es ihr lieber, sie würde ihre Freunde wieder finden und nach Hause zurückkehren. Aber bis jetzt hatte sie noch kein Lebenszeichen von ihnen wahrgenommen. Sie verließ mit der beladenen Karre den Marktplatz und folgte dem Weg zum Schloss. Mimi glaubte nicht, dass sie es betreten würde, wahrscheinlich würden einige Soldaten die Blumen wieder am Eingangstor empfangen. Bis jetzt sah sie vom Schloss nicht besonders viel. Die Entfernung vom Eingangstor des Hofgartens, bis zum Eingang des Schlosses war viel zu weit und auch viel zu hügelig um etwas davon sehen zu können. Dennoch beeindruckte sie jedes Mal das riesige Gebäude. Für Mimi war das romantischste das es gab, ein großes Schloss. Welches Mädchen träumte nicht einmal davon, eine Prinzessin zu sein und irgendwann einen gutaussehenden mutigen Prinzen, der auf einem Schimmel reitet und mit einem glänzenden Schwert bewaffnet, kennen zu lernen. Natürlich musste dabei noch eine atemberaubende Rettungsaktion von statten gehen. Mimi seufzte. So was gibt’s nur im Märchen. Aber sie fühlte sich in diesem Land auch, als sei sie in einem. Und die hiesige Prinzessin Zelda lebte wahrscheinlich auch noch ihre Träume! Am riesigen Metallgatter angekommen, begrüßte sie schon der Soldat. Sie war so oft hier her gekommen, dass er sie einfach kennen musste. Der Mann in der glänzenden Rüstung untersuchte die Karre und schob mit dem Speerstab die Blüten einiger Blumen auseinander. Mit einem kurzen Blick prüfte er Mimi und trat wieder zurück auf seinen Posten. Die Jugendliche kannte diese Prozedur schon. „Ist ok.“ Mit der Speerspitze klopfte er an das Gatter. „Lasst sie durch!“ Sofort öffnete sich das Tor. Mimi war perplex. Durfte sie jetzt tatsächlich zum Schloss gehen? Sie rührte sich nicht. Der Soldat wies sie an durchzugehen und dem Weg zum Schloss zu folgen. Ungläubig kam Mimi seiner Anweisung nach und schritt über einen breiten Pfad, der zwischen einem wunderschönen Schlossgarten, zum zweiten Tor vor dem Schloss, führte. Als die beiden Wachposten wieder die Blumen durchsuchten, warf Mimi einen Blick hinter sich und ließ diesen über den riesigen Schlossgarten schweifen. Überall waren wunderschöne Blumen und Bäume. Es sah einfach prächtig aus. Hier war nichts von dem Trubel des Marktplatzes zu spüren, so friedlich wie es war. Erst jetzt fielen Mimi die vielen Wachposten die im Garten umherzogen auf. „Lasst sie durch!“ Das Tor öffnete sich und Mimi stand nun genau vor dem Schloss. Sie konnte nicht glauben wie riesig es war. Das einzige, das sie jetzt noch vom Betreten des Gebäudes hinderte, war der Burggraben und die geschlossene Zugbrücke. Wieder Wachposten, die die Blumen durchsuchten. Hier war es ja schlimmer bewacht als in Fort Knox! Ein Soldat musterte sie mit seltsamem Blick. Mimi lächelte einfach zuckersüß. Der andere Soldat gab ein Handzeichen und augenblicklich wurde die kleinere Version der Zugbrücke vor der Stadt heruntergelassen. Durfte sie jetzt etwa rein? Ein Bediensteter empfing sie höflich und bedankte sich herzlich für die Blumen. „Diese passen wirklich wunderbar in den Innenhof. Prinzessin Zelda wird sich sehr freuen.“ Er lächelte Mimi freundlich an. „Eine ausgezeichnete Züchtung!“ Er betrachtete einen der Kästen und roch an den Blumen. Der junge Bedienstete hörte gar nicht mehr auf die Blumen zu loben. Als er den nächsten Kasten aus dem Karren hob, traute Mimi ihren Augen nicht. Die Blumen waren ihr beim beladen gar nicht aufgefallen. Der Bedienstete bemerkte ihren Blick. „Die sind schön, nicht? Eine ganz seltene und wertvolle Züchtung. Das sind die Lieblingsblumen der Prinzessin. Sie hat einen ausgezeichneten Gecshmack.“ Mimi konnte nur nicken. Der königliche Diener stellte den Kasten zu dem anderen und die Jugendliche wusste, dass sie solche Blumen wahrscheinlich nie wieder sehen würde. „Moment.“ Der junge Mann hielt verwundert inne, als er Mimi hörte. „Kann ich eine davon haben?“ Die Trägerin des Wappens der Aufrichtigkeit wusste, dass das wohl der Höhepunkt ihrer Unverschämtheits-Laufbahn war, aber sie musste einfach eine solche Blume haben. Der Diener deutete fragend auf den einen Kasten und pflückte Mimi, nach deren Bestätigung, eine der Blumen. Die 16-jährige bedankte sich etwas verlegen und verließ den königlichen Schlosshof, nachdem die Karre leer geräumt war, wieder. Die Blume verstaute sie behutsam in ihrer Umhängetasche. Die Sonne strahlte vom Himmel und unter normalen Umständen würde er sich wahrscheinlich prächtig fühlen, aber ein Gedanke ließ ihn nicht los: Ayla! Nachdem er die Umarmung von Ayla und Kari gesehen hatte, fragte er sich ständig, was zwischen ihnen gelaufen war. Haben sie sich verliebt? Waren sie zusammen? Haben sie sich geküsst? T.K. war völlig deprimiert. Eigentlich hoffte er ja, dass er vielleicht noch eine Chance bei Kari hätte, aber so recht glaubte er nicht mehr daran. Der blonde seufzte tief. „Was ist los?“, erkundigte sich Kari, die neben ihm lief. „Das war ja ein verzweifelter Seufzer!“ Sie kicherte und schien gut gelaunt zu sein. Na, kein Wunder wenn man eine wunderbare Zeit mit dem festen Freund verbringen konnte. „Ach…der Marsch ist so lang.“, log T.K. ohne sie anzusehen. „Und mein Kopf tut weh.“ „Wir sind bald da.“, rief einer der Händler nach hinten zu den Digirittern. Obwohl die drei Männer voll bepackt mit allerhand Dingen waren und die vier Freunde keinerlei Last zu tragen hatten, waren die Händler sehr viel schneller unterwegs. Sie gingen ein ganzes Stück vor den Jugendlichen. Schon eine ganze Weile führte sie der Weg an der Stadtmauer und dem Burggraben Hyrules vorbei, doch beides schien kein Ende zu nehmen. „Ich bin völlig fertig…“, seufzte Sora. Diese Steppe war unerträglich. Es war zwar nicht allzu heiß, aber wenn man die ganze Zeit durch die Sonne lief und nur alle paar Kilometer einen Baum antraf, konnte einem der feurige Stern schon zu schaffen machen. „Hoffentlich treffen wir in Hyrule den Rest der Mannschaft.“, merkte der gut gelaunte Izzy an, der froh war, seinen Laptop heil gefunden zu haben. „Solange wir keinen Ayla treffen…“, knurrte T.K. unverständlich hinterher. Sora schaute ihn fragend an. Ihr war schon als sie aufbrachen aufgefallen, dass er ziemlich deprimiert aussah. Aber sie wusste nicht so recht, was der Anlass dafür war. Sora konnte nicht einmal Vermutungen anstellen, da ihr nichts Besonderes aufgefallen war. Sie glaubte nicht, dass es etwas mit Kari zu tun hatte. Sie waren zwar einmal zusammen, gingen aber auch schnell wieder auseinander und waren doch jetzt nur noch Freunde. Was vorgefallen war, wusste sie aber nicht. Sie vermutete, dass es vielleicht mit Davis zu tun hatte. Tai deutete mal etwas an, aber erzählen wollte er nichts. Er schien jedoch ziemlich verärgert. „Dort vorne ist es.“, rief ein anderer Händler nach hinten und blieb stehen. „Nun beeilt euch doch!“ Er winkte ihnen heftig zu. Erleichtert traten die Digiritter den Endspurt an und staunten nicht schlecht, als sie kurze Zeit später inmitten des belebten Marktplatzes standen. An dem kleinen Brunnen, der im Zentrum des Platzes stand, verabschiedeten sie sich dankend von den drei Händlern, die ihnen viel Glück auf ihrer Reise und Suche wünschten. Die Digiritter beschlossen, getrennt über den Markt zu schlendern und sich später wieder am Brunnen zu treffen. So zogen Sora und Kari in die eine Richtung und Izzy und T.K. in die andere. „Wow, ich hätte nicht gedacht, dass hier so viele Menschen sind.“, bemerkte Kari, als sie sich mit Sora durch die Menge schob. „Ich frage mich, ob wir hier überhaupt jemanden von den anderen finden können.“ Einige Kinder liefen an ihnen vorbei. „VIEH! KAUFT VIEH! HIER GIBT ES GÜNSTIGES VIEH!“, schrie ein auf einer Kiste stehender Mann, neben einem Stand, der viele Hühner in Käfigen und auch einige Kühe bot. Ein Hund kläffte die Hühner an, die panisch gackerten und mit den Flügel schlugen, worauf hin der Standbesitzer diesen schimpfend wegscheuchte. „Ich glaube, du hast recht, Sora.“, erwiderte Kari. „Hier ist so viel los, ich verstehe mein eigenes Wort kaum.“ „Was??“, rief Sora und Kari lachte. Sora schaute sie etwas verwirrt an. Sie gingen weiter über den Marktplatz. „Was ist eigentlich mit T.K.?“, fragte Sora, als sie an einem Blumenstand vorbeikamen. „Er schien mir etwas deprimiert zu sein.“ „Ich weiß nicht.“, meinte Hikari nur achselzuckend. „Vielleicht hat es etwas mit Ayla zu tun!??“, vermutete Sora und spielte auf die Umarmung der beiden an. Sie glaubte zwar immer noch nicht, dass T.K.’s Stimmung etwas mit ihm zu tun hatte, aber so konnte sie einen gekonnten Bogen zu Ayla ziehen, um zu erfahren, was zwischen Kari und ihm war. „Sora!“, rief plötzlich jemand und umarmte diese aus heiterem Himmel, als sie sich nach der Stimme umdrehte. „Mimi!“, hörte die 17-jährige nur Kari freudig rufen. „Mimi?“ Sora schaute ungläubig und erst als Mimi ihre Umarmung unterbrach und sie anlächelte, wusste Sora, dass es wirklich ihre beste Freundin war. „Mimi!!“ Sie drückte die braunhaarige stürmisch. Auch Kari wurde mit einer festen Umarmung begrüßt. „Gott, bin ich froh euch gefunden zu haben.“ Mimi stießen vor Freude Tränen in die Augen. „Ich dachte schon ich würde euch nie wieder sehen.“ Sora strahlte sie förmlich an. „Wo sind die anderen?“, fragte Kari, in der Hoffnung, dass sie jetzt wieder alle zusammen sein würden. „Ich hoffte, das könntet ihr mir sagen.“, antwortete die 16-jährige, deren Zuversicht, dass die anderen mit Sora und Kari unterwegs waren, starb. „Ihr seid die ersten, die ich seit meiner Ankunft hier sehe.“ „Ach so.“ Kari war etwas betrübt. „Immerhin haben wir dich jetzt gefunden!“ Mimi nickte eifrig. „Mimi?“ Die Blumenverkäuferin suchte ihre Gehilfin, woraufhin diese wieder zum Stand ging. Die anderen beiden folgten ihr. „Flora, darf ich vorstellen, meine beiden Freundinnen Sora und Hikari.“ Flora begrüßte die beiden freundlich. „Sieht so aus, als würdest du dann deine Stelle als meine Gehilfin aufgeben und wieder nach Hause gehen.“, merkte die junge Frau freundlich lächelnd an. Sie freute sich für Mimi endlich ihre Freunde gefunden zu haben, war aber dennoch etwas betrübt darüber, dass sie nun auf deren Gesellschaft verzichten müsste. „Oh, tut mir leid, das war keine Absicht!“ T.K. sammelte hastig die Splitter des zerbrochenen Kruges auf und entschuldigte sich in einer Tour. Izzy stand daneben und schaute dem Schauspiel zu. War Takeru doch tatsächlich über einen riesigen Krug gestolpert und jetzt läuft hier überall Milch auf dem Boden rum. Izzy schüttelte den Kopf. Wie kann man den übersehen haben? Aber immerhin schien der Besitzer der Milchkrüge gutmütig zu sein. Er war ganz und gar nicht sauer und verlangte von T.K. auch erstaunlicherweise keine Entschädigung. Stattdessen wollte er nur, dass er aufhörte, die Scherben einzusammeln, immerhin würde das auch nichts mehr gut machen und Scherben bringen doch Glück. Der bärtige zwinkerte dem 14-jährigen zu. „Steh schon auf!“ Izzy zog T.K. am Arm hoch. „Wir entschuldigen uns für dieses Missgeschick und verschwinden auch wieder ganz schnell.“ Der rothaarige wollte gehen, doch der Mann hielt sie auf. Er musterte sie auf seltsame Weise. „Ihr…habt gar keine spitzen Ohren!“, bemerkte er. „Wirklich?“, fragte Izzy und konnte sich einen etwas sarkastischen Unterton nicht verkneifen. „Woher kommt ihr denn?“, fragte er neugierig. T.K. und Izzy blickten sich an. „Naja…aus einer anderen Welt.“, merkte T.K. trocken an. „Und dort wollen wir auch wieder hin.“ Der Mann nickte verständnisvoll. „Ich kenne da jemanden, der euch dabei vielleicht helfen könnte.“, meinte er. Izzy und T.K. tauschten erneut Blicke aus. „Echt? Wen?“, fragten sie aufgeregt. „Ich kann euch heute Abend mit auf meine Farm nehmen. Dann werdet ihr es sehen.“, bot der wohlgenährte Mann an. „Ok! Wir werden am Brunnen mit ein paar anderen warten.“, bestätigte Izzy aufgeregt. T.K. zog Izzy, unter dem Blick des Bärtigen, ein paar Schritte weiter weg. „Wir können nicht nach Hause, weil wir noch nicht alle gefunden haben!“, meinte dieser etwas überrascht von Izzys schneller Reaktion. „So können wir aber zumindest erfahren, wie wir nach Hause kommen können! Die anderen können wir danach immer noch suchen! Aber so eine Chance wird sich uns sicher nicht mehr bieten!“, erklärte der rothaarige. Das klang durchaus plausibel. T.K. nickte langsam. Sie wandten sich wieder dem Milchverkäufer zu. „Jap, wir werden heute Abend am Brunnen auf Sie warten. Allerdings gehören noch zwei andere zu uns und-“ „Die kommen natürlich auch mit.“, lächelte der freundliche Mann. „Bis heute Abend dann. Macht euch noch einen schönen Tag auf dem Markt.“ T.K. und Izzy verließen aufgeregt den Stand. Wenn sie schon keinen von den anderen fanden, so können sie wenigstens schon in Erfahrung bringen, wie sie nach Hause kommen. Na wenn das keine guten Nachrichten waren. Als der Abend dämmerte, leerte sich der Marktplatz zunehmend. Man konnte fast nicht glauben, dass sie sich noch am selben Ort wie heute Mittag befanden. Mimi saß am Rand des Brunnens und freute sich schon riesig T.K. und Izzy zu sehen. Immerhin war der Großteil der Freunde dann schon zusammen. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten und trafen zusammen mit Talon, dem Milchverkäufer von mittags, beim Brunnen ein. Sie begrüßten Mimi ausgiebig. Kari und Sora blickten Talon neugierig an, der diese freundlich anlächelte. „Darf ich vorstellen: Das ist Talon!“ Izzy machte eine präsentierende Handbewegung. Die drei Mädchen warfen sich fragende Blicke zu. „Es ist was Tolles passiert!“, fuhr T.K. freudig fort. „Ich habe einen Krug zerbrochen!“ Die Jugendlichen tauschten erneut einen Blick aus, diesmal aber einen verwirrten. „Dadurch haben wir Talon kennen gelernt.“, lachte Izzy, der sich über T.K.’s Wortwahl amüsierte. „Genau.“, bestätigte der blonde aufgeregt. „Er kennt jemanden, der uns helfen kann, wieder nach Hause zu kommen.“ „Ernsthaft?“, harkte Mimi nach. „Das ist ja toll!“ Sie freute sich übermäßig, da sie schon dachte, sie würden hier ewig festsitzen. Aber dass sie so schnell nach Hause könnten, hätte sie nicht erwartet. Sora schaltete sich jetzt ein. „Moment! Was ist mit Tai und den anderen? Wir können sie doch nicht einfach hier lassen!“ Sie war etwas entrüstet über ihre Freunde. „Das werden wir auch nicht. Aber wenn wir schon die Möglichkeit dazu haben, sollten wir uns mal mit der Person unterhalten, die weiß, wie wir nach Hause kommen. Danach können wir die anderen immer noch suchen. Wir haben dadurch jedenfalls keine Zeit vergeudet.“, erklärte Izzy. Sora nickte langsam. Das kling plausibel. „Ok.“ Er wandte sich zu Talon. „Das sind Hikari, Sora und Mimi.“, stellte er sie einzeln mit einer Geste vor. Die Mädchen nickten ihm höflich zu. „Dann brechen wir jetzt am besten auf, damit wir morgen früh da sind.“, meinte Talon, nickte in Richtung Zugbrücke und ging los. Sora, T.K. und Izzy blickten sich alarmiert an. Komischerweise stach gerade jetzt Izzys Wunde an der Schulter, obwohl sie den ganzen Tag nicht schmerzte. „Was ist los?“, fragte Mimi, die Talon eigentlich folgen wollte. „Wir können jetzt nicht durch die Steppe gehen, es dämmert schon!“, bemerkte T.K. Der Gedanke, dass sie sich wieder eine Nacht in der Steppe mit Irrlichtern herum schlagen mussten, gefiel ihm ganz und gar nicht. „Was ist denn in der Steppe?“, harkte Mimi verwirrt nach. „Irrlichter!“, antwortete Izzy ernst. „Wir haben schon Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Zwei Nächte lang mussten wir flüchten und kamen mehr oder weniger mit dem Schrecken davon.“ „Wieso lauft ihr auch nachts ohne Lampe durch die Steppe?“ Mimi hob verwundert eine Augenbraue und fing sich verdutzte Blicke von den dreien ein. Sie zuckte mit den Schultern. „Naja, überall ist es allgemein bekannt, dass man Irrlichter mit einer hellen Lampe oder viel Lärm fernhalten kann.“, erklärte sie. „Am Besten beides zusammen. Viele hängen ihre Lampe an eine Eisenstange, so haben sie Licht und die Laterne schwingt gleichzeitig beim Gehen hin und her, sodass sie immer wieder gegen die Stange knallt.“ Sora, Izzy und T.K. waren sprachlos. So leicht kann man diese Quälgeister von sich fern halten? „Woher weißt du das?“, erkundigte sich Kari. „Ich war mit der Blumenfrau öfters durch die Steppe gereist. Und sie hat mir das gesagt.“ „Das macht aber keinen Sinn! Die Irrlichter haben doch selbst eine Laterne bei sich, wieso sollten sie sich dann von einer anderen Laterne abschrecken lassen? Das ist völlig unlogisch!“, warf Izzy ein. Mimi zuckte mit den Achseln. „Diese Welt ist nicht logisch.“, tat sie Izzys Einwurf ab und musste unweigerlich an die Blume in ihrer Tasche denken. „Kommt ihr?“, rief Talon und lenkte somit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Nach kurzem zögern folgten sie ihm. Der Bärtige führte sie quer durch Hyrule zum Vorhof der Zugbrücke. Dort stand schon ein Pferd mitsamt Gespann bereit zur Abfahrt. „Ihr könnt es euch auf der Ladefläche bequem machen und euch etwas ausruhen.“, schlug der Milchverkäufer vor. „Vor morgen früh werden wir mit Sicherheit nicht auf der Farm ankommen.“ Die Digiritter taten wie ihnen geheißen, kletterten auf das Gespann und setzten sich zu der wenigen Ladung. Talon begab sich auf seinen Sitzplatz. Neben ihm rankte eine Eisenstange, an der eine Laterne hing. Einer der Wachposten trat näher und entzündete die Laterne mit einer anderen. Der Bärtige bedankte sich. „Gute Reise.“, verabschiedete sich der Soldat. „Pass auf dich auf!“ Talon nickte ihm zu. Der bewaffnete Mann gab ein Zeichen und augenblicklich wurde die Zugbrücke heruntergelassen. Klappernd verließ das Gespann Hyrule, während sich ein Teil der Digiritter besorgte Blicke zuwarf. Es schien, als würde der Mond sie verfolgen. Er strahlte hell und tauchte die Umgebung in ein mysteriöses silbernes Licht. Es herrschte völlige Stille. Nur die Laterne, die im Takt gegen die Stange schlug, brach diese. Sora, Kari, Mimi und T.K. schliefen schon eine ganze Weile. Nur Izzy lag auf dem Rücken, stützte seinen Kopf auf seinen unverletzten Arm und beobachtete die Gestirne, während er seine Beine von dem Gespann baumeln ließ. Er konnte nicht schlafen. Stattdessen dachte er an alles und nichts. Seit er hier angekommen war, verbrachte er keine 24 Stunden an einem Ort, im Gegensatz zu Kari. Sie hatte die Gelegenheit, sich in Kakariko eine richtige Existenz aufzubauen, während er fast jeden Tag um sein Leben bangte. Die Sterne glitzerten am Himmel. Irgendwie schien diese Nacht friedlich zu sein. Trotzdem befürchtete er, dass sie auf ein Irrlicht treffen würden, obwohl er noch kein einziges gesehen hatte. Neben ihm regte sich Mimi. Sie wachte auf und blickte Izzy aus verschlafenen Augen an. Irgendwie sah sie so schon süß aus. „Wieso bist du wach?“, fragte sie leise, als sie bemerkte, dass die anderen alle schliefen. Izzy blickte sie ruhig an. „Ich kann nicht schlafen.“, erwiderte er und schaute wieder in den Himmel. Mimi folgte seinem Blick. Der Mond beruhigte sie unheimlich. Die braunhaarige legte ihren Kopf an Izzys. „Hier ist der Himmel viel klarer als bei uns.“, merkte sie flüsternd an. Der rothaarige nickte. Dann schwiegen beide. Die Laterne schlug immer noch klappernd gegen die Stange und Talon summte friedlich eine Melodie. T.K. bewegte sich murmelnd im Schlaf und legte sich rum. Mimi blickte vom Himmel zu Izzy. Sein rotes Haar schimmerte im silbernen Licht. Sie musste wieder an die Pflanze in ihrer Tasche denken. Das musste sie, seit sie ihn gesehen hatte. Und besonders, seit sie hier unterwegs waren, doch sie traute sich nicht, ihm die Blume zu zeigen. Ihr Blick fiel auf Izzys Verband. Vorsichtig strich sie mit einem Finger über diesen. „Was ist passiert?“, fragte Mimi leise. „Wir wurden von Irrlichtern angegriffen und das ist davon übrig geblieben.“, erklärte der rothaarige, ohne seinen Blick vom Himmel ab zu wenden. Sein Arm kribbelte von Mimis Berührung und ließ seine Wangen erhitzen. Er fragte sich, warum ihn jeglicher Körperkontakt so ausflippen ließ. Wenn es nur bei Mimi wäre, würde er glauben, dass er in sie verliebt sei, aber bei Sora oder bei Kari oder überhaupt, bei jeder Berührung ist es immer dasselbe. Vielleicht verbrachte er doch zu viel Zeit mit seinem Laptop. Mimi tat es unglaublich Leid, dass Izzy beim Kampf etwas abbekommen hatte. Ohne weiter nachzudenken setzte sie sich auf und nahm ihre Tasche. Izzy warf ihr wegen der plötzlichen Reaktion einen neugierigen Blick zu. „Ich möchte dir etwas geben.“, flüsterte Mimi ohne ihn anzusehen. Auch Izzy setzte sich auf und fragte sich, was Mimi ihm geben möchte. Diese kramte eine Weile in ihrer Tasche. Nicht, weil sie so viel drin hatte, es sei denn Geldbeutel, Haustürschlüssel und Taschentücher sind viel, sondern weil sie einfach noch etwas Mut fassen musste. Sie wusste nicht, warum sie so aufgeregt war. Mimi hielt den Stängel in ihrer Hand und fasste sich ein Herz. Behutsam nahm sie die Blume aus der Tasche und hielt sie Izzy hin. „Die…die Besitzerin des Blumenstandes züchtet Blumen. Und darunter war auch…diese hier.“, erklärte die Jugendliche etwas verlegen. „Und…da dachte ich, dass ich sie dir unbedingt zeigen muss, wegen…damals. Du weißt schon!“ Der rothaarige staunte nicht schlecht, als Mimi ihm tatsächlich eine blaue Rose überreichte. Er betrachtete sie behutsam, als könnte sie zerbrechen, wenn man sie zu feste anschaut. „D…Danke!“, erwiderte Izzy mit glühendem Kopf. Er konnte Mimi nicht ansehen, dafür war er zu verschämt. Damals, als der Computer-Freak Mimi am Flughafen verabschiedete, schenkte er ihr eine blaue Blume und entschuldigte sich dafür, dass es keine blauen Rosen gebe, da diese doch viel schöner seien und ihr Symbolgehalt viel stärker zur Geltung kämen. Plötzlich schoss ihm Mimis Abschiedskuss in den Kopf und er fühlte sich noch viel heißer an. Er konnte förmlich ihre Lippen auf den seinen spüren und roch ihren Lippepflegestift. Kirsche. Seitdem mochte er den Duft unheimlich gerne. Er erinnerte sich genau an den damaligen Tag, obwohl er schon vier Jahre her war. Zumal der Kuss an jenem Tag sein erster war. Die Verlegenheit beider schaffte eine seltsame Stimmung. „Weißt du, ich-“, setzte Mimi flüsternd an, doch das Zerbersten der Laterne ließ sie jäh unterbrechen. Das Zugpferd sträubte sich und Talon versuchte es unter Mühe wieder zu beruhigen. Er redete dem Pferd zu, setzte sein Können als Kutscher ein und schaffte dies letztendlich. Das fehlende Licht der Laterne schaffte eine kühle Atmosphäre. „Was ist passiert?“, rief Izzy Talon zu. „Irgendetwas hat die Laterne zerschmettert!“, erwiderte Talon mit besorgniserregender Stimme. Mimi und Izzy hatten beiderseits ein beklemmendes Gefühl. Das war kein gutes Omen. Die anderen wachten auf und schauten sich verwirrt und verschlafen um. „Was ist los? Wieso fahren wir nicht mehr?“, murmelte T.K. „Irgendwas stimmt hier nicht!“, knurrte Izzy und spähte angespannt in die Steppe vor ihnen. Das Pferd schien ruhig zu bleiben. Plötzlich wurde der rothaarige rücklings von dem Gespann gerissen und fiel hart auf den Boden. Er hörte noch Mimi, wie sie seinen Namen rief, doch alles verschwamm vor seinen Augen. Izzy stöhnte und hielt sich den Kopf. Dann hörte er Schreie und ängstliches Pferde-Wiehern. T.K. rief etwas. Der rothaarige ächzte und kniff die Augen zusammen. Er schüttelte seinen Kopf und riss sich zusammen. Etwas wackelig rappelte er sich auf. Die Digiritter und Talon wurden gerade von stämmigen lebendigen Skeletten und Irrlichtern angegriffen. Das erklärte, warum das Licht zerstört wurde. Die Skelette waren mit schweren rostenden, aber dennoch scheinbar extrem scharfen, Schwertern und einem großen Schild bewaffnet. Izzy machte seine Gegner aus. Es waren drei Skelettkämpfer und bestimmt ein dutzend Irrlichter. Sie zerschmetternden das hölzerne Gespann mühelos und so schrill wie die Irrlichter lachten, so dumpf und dunkel war das Gelächter der Skelettkrieger. Mimi duckte sich unter einem Irrlicht hinweg, das über sie fort flog und einen harten Schlag von Talons Eisenstange einfing. Dumpf fiel es zu Boden und löste sich in Asche auf. Dessen Laterne zerbrach. Der bärtige Mann wollte gerade Sora helfen, als sich ihm ein Skelett in den Weg stellte und ihn ohne zu zögern mit dem Schild rammte. Er flog ein ganzes Stück weit und wirbelte bei seinem Aufschlag etwas Staub auf. Das Skelett lachte fies. Dann fiel sein Blick auf Mimi. Seine leuchtenden Augen fixierten sie und sie wich einige Schritte zurück. „Mimi!“, rief Izzy alarmiert und eilte zu ihr. Er stellte sich schützend vor sie. „Lass sie in Ruhe!“, befahl er dem Untoten drohend und funkelte ihn böse an. Izzy blendete die Kampfgeräusche der anderen aus. Sogar das ständig wiehernde Pferd und die Schläge, die sich nach einem harten Schwertkampf anhörten, nahm er nicht mehr wahr. Er wollte nur noch Mimi beschützen. Das Skelett blickte ihn eindringlich an und verpasste ihm ungerührt einen Hieb mit der Faust, in der er das Schwert hielt, sodass der rothaarige wieder zu Boden fiel und sich überschlug. Mimi wollte zu ihm laufen, doch das Skelett stellte sich ihr in den Weg. Es trat unheilvoll auf sie zu, während Mimi weiter zurückwich. Das Skelett hob das Schwert und setzte zum letzten Schlag an. Die 16-jährige kniff die Augen zusammen und erwartete jede Sekunde ihren eigenen Tod, doch stattdessen hörte sie wiedermals das Wiehern eines Pferdes und einen kräftigen metallischen Schlag. Als sie erschrocken die Augen öffnete, sah sie nur ein Pferd, das sich bedrohlich aufstellte und auf dem ein stattlicher junger Mann ritt, der mit einem Schwert, das im Mondlicht würdevoll schimmerte, und einem Schild ausgerüstet war und der unerschrocken gegen das Skelett kämpfte. Mit Leichtigkeit besiegte er es und stieg vom Pferd. Er beugte sich besorgt zu Mimi herunter und erkundigte sich, nach ihrem Befinden, doch diese war sprachlos. Sie starrte ihn aus großen Augen an. War sie jetzt doch im Märchen gelandet? Er setzte wieder an um etwas zu sagen, doch noch ehe er beginnen konnte, wurde Mimi schwarz vor den Augen und sie fiel in Ohnmacht… Kapitel 11: Eifersucht ist eine Leidenschaft... ----------------------------------------------- - Kapitel 11 ~ Eifersucht ist eine Leidenschaft… - Ein warmer Sonnenstrahl kitzelte ihre Nase. Entfernt hörte sie einen Vogel fröhlich zwitschern und ein dumpfes Rauschen der Blätter, als der Wind durch einen Baum strich. Langsam öffnete sie die Augen und blickte auf eine hölzerne Decke. Seitlich neben ihr stand eine Kommode. Sie fragte sich, wie sie hier her kam. Das letzte, an das sie sich erinnerte war, dass sie Izzy die Rose schenkte. Aber wie kam sie hier her? Unterhalb des Bettes, in dem sie lag, befand sich ein Kamin, der jedoch kein prasselndes Feuer inne hatte. Mimi legte ihren Kopf wieder ab und erspähte eine kleine Lichtkugel über sich und überlegte, ob das ein Kugelblitz sein könnte. Sie hatte schon mal im Fernsehen einen Bericht über außergewöhnliche Naturerscheinungen gesehen, wobei er auch vor kam. Das Licht bewegte sich und verschwand durch die Tür. Mimi blickte ihm etwas verwirrt nach und bemerkte, dass es kleine glitzernde Lichtperlen hinter sich abstieß. Lichtperlen? Drehte sie jetzt etwa vollkommen durch? Das ist wohl um einiges wahrscheinlicher als ein Kugelblitz. Plötzlich ging die Tür auf und leise betrat ein junger Kerl in grüner Kleidung und mit grüner Mütze den Raum. Die 16-jährige blickte ihn fragend an. Wer zur Hölle war das? Etwa auch ein Hirngespinst? Er lächelte sie warm an und Mimi blickte direkt in seine kristallblauen Augen. Plötzlich traf sie die Erinnerung wie ein Schlag. Sie wurden angegriffen und gerade als eines der Skelette sie töten wollte, wurde sie von diesem Kerl gerettet, dessen Haar und Schwert im silbernen Mondlicht so leuchteten. Sie erinnerte sich an ihren Traum, den Prinzessin Zelda lebte. Doch jetzt hatte sie einen neuen Traum. Einen eigenen. Mimi war es etwas peinlich, eben noch den Gedanken gehabt zu haben, verrückt zu sein. Bei dem Anblick des jungen Kerls, wäre es viel zu schade, wenn alles ein Traum wäre. „Geht’s dir gut?“, fragte er warmherzig und blickte sie neugierig an. Spätestens nach seiner Stimme war Mimi hin und weg. Sie konnte nur nicken. „Schön.“ Er lächelte sie wieder an und erst jetzt fiel Mimi die glitzernde Lichtkugel neben ihm auf. Sie schien ihn zu begleiten. Der Grünbemützte bemerkte ihren Blick und schaute zu dem fliegenden Ball. „Oh, das ist Navi. Sie ist meine Fee. Und ich bin übrigens Link.“ Mimi starrte ihn an. Er sah so gut aus und war so stattlich, sie war einfach nur sprachlos und konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Sie achtete auf den Klang seiner dunklen Stimme und wie freundlich sie sich anhörte. Dabei vergaß sie jedoch, ihm zu zuhören. Link kratzte sich am Kopf. Eigentlich hatte er auf eine Antwort gewartet und hätte nicht gedacht, dass es so schwer war mit ihr ein Gespräch ins Rollen zu bringen. „Und du bist?“ „Ähm…Mimi. Ich bin Mimi. Mimi Tachikawa.“ Erst jetzt bemerkte sie, dass sie die ganze Zeit damit beschäftigt war, ihn anzustarren und ihm gar nicht zuhörte. Sie spürte wie ihr die Röte in den Kopf stieg und schaute schnell auf die Bettdecke. Link nickte. „Wenn du Hunger hast, unten ist noch etwas Essen übrig.“ Mimi beteuerte eifrig, dass sie gleich aufstehen und sich etwas nehmen würde, woraufhin Link ihr ein Lächeln schenkte und mit seiner Fee den Raum wieder verließ. Die Jugendliche starrte ihm mit halb-offenem Mund hinterher. Er hatte nicht nur ein umwerfendes Lächeln, wunderschöne kristallblaue Augen, eine tolle Stimme und wundervolle Haare, er hatte auch einen wahnsinnig gutaussehenden Körper, eine stattliche Figur, eine überwältigende Gestik und überhaupt… Sie wartete noch einige Sekunden, da sie nicht wollte, dass er das Gefühl hatte, sie sei ihm hinterher gelaufen. Eilig schlug sie dann die Decke beiseite, sprang energiegeladen aus dem Bett und richtete ihre Haare und Kleidung. Sie verließ das Zimmer und ging in den unteren Stock. Sogleich kam sie in einem großen Raum mit einem Tisch, einer Ablage mitsamt Spiegel und einem Kamin an. Der Tisch, auf dem noch etwas zu essen zu finden war, stand auf einem großen runden Teppich. Gerade öffnete sich eine Tür, die scheinbar nach draußen führte, und Link betrat den Raum. Als er Mimi erblickte, sah er etwas überrascht aus. „Du warst aber schnell. Ich dachte, du seist noch nicht ganz bei Kräften.“ Er kam einige Schritte näher, wobei sich Mimi innerlich verfluchte, dass sie doch nicht lange genug gewartet hatte. „Ich habe deinen Freunden bescheid gesagt, dass du aufgewacht bist.“ Wie auf Kommando öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und die anderen kamen herein gestürzt, allen vorweg Izzy. „Mimi! Dir geht’s gut! Fehlt dir etwas?“, fragte er besorgt und begutachtete sie von unten bis oben, doch Mimi blickte ihn an, als befände sie sich in einer anderen Welt. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich diesmal Sora und musterte sie. „J-ja…alles in Ordnung.“ Mimi kicherte schrill und künstlich, wobei sie sich noch mehr fragende und verwirrte Blicke einfing. „Du scheinst keine Verletzung zu haben.“, bemerkte Kari. Die 16-jährige schüttelte den Kopf. „Nun iss doch erst mal etwas.“, ertönte eine helle gutmütige Stimme, die scheinbar von der Fee kam, denn Link nickte dieser zustimmend zu. Er legte seine Hand auf Mimis Rücken und drückte sie sanft in Richtung des Tisches. Die Berührung brannte und kribbelte unter ihrer Haut. Sie setzte sich an den Tisch, woraufhin sich die anderen, mitsamt Link, zu ihr gesellten. Dabei hatte Mimi gar keinen Hunger. Sie hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend, bei dem sie glaubte, wenn sie jetzt etwas essen würde, müsste sie sich sofort übergeben. T.K. schien ganz aufgeregt zu sein. Er rutschte auf seinem Stuhl ständig hin und her und meinte ständig zu Kari, wie cool das doch sei. Kari warf Sora einen Blick zu, während Izzy Mimi und Link musterte. Sein Laptop lag mitsamt Tasche unter seinem Stuhl. Die Tasche hatte Basil, ein Arbeiter auf der Farm, im Stall gefunden und hatte sie zufällig bei einem Gespräch erwähnt. Izzy war heilfroh darüber, nicht nur, weil das Digivice an seiner Tasche war, sondern weil sich auch sämtliche Verbindungskabel und einige wichtige Disketten in der Tasche befanden. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was alles verloren wäre, wenn er ohne seine Tasche nach Hause gereist wäre. „Nimm ruhig.“, meinte Link und schob etwas Essen zu Mimi, da er vermutete, sie würde sich nicht trauen sich zu bedienen. „Wir haben alle schon gegessen, es gehört alles dir.“ „Nein, ich habe keinen Hunger, Danke.“ Sie lächelte etwas unsicher ohne ihren Retter anzuschauen. Retter. Ihr fiel ein, dass sie sich noch bei ihm bedanken musste. Aber sie glaubte nicht, dass sie so etwas jetzt zu Stande brachte. „Dann trink wenigstens etwas Milch, sie kräftigt dich auch.“ Der Blonde goss ein wenig von dem weißen Getränk in einen Becher und stellte ihn Mimi hin. Sie lächelte verlegen und bedankte sich leise. Sora beäugte sie immer noch mit seltsamem Blick. Sie kannte Mimi zwar jetzt schon einige Jahre, aber so hatte sie sie noch nie erlebt. Schon allein, dass ihre Freundin den Blick fast nur gesenkt hielt, fand sie sehr wunderlich. Und so wortkarg war sie auch nie, sie posaunte doch immer heraus, was sie dachte. „Kommst du aus dem Kokiri Wald?“, fragte Izzy, dem Links Kleidung sehr bekannt vor kam, und riss Sora aus ihren Gedanken. „Ja. Ich bin dort aufgewachsen.“, antwortete Link. Izzy nickte verstehend. „Aber mir wurde erzählt, dass die Kokiri nicht altern.“, erwiderte der rothaarige mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Und du siehst nun wirklich nicht so aus, als seist du noch ein Kind.“ Für Izzys Geschmack war Link etwas zu gutaussehend. Er wusste zwar nicht warum, aber er wusste, dass ihm das aus unerfindlichen Gründen ganz und gar nicht gefiel. „Er ist kein Kokiri, er ist Hylianer!“, antwortete T.K., gerade als Link ansetzte und fing sich einen leicht genervten Blick von Izzy ein. Der grünbemützte nickte stattdessen nur. „Das stimmt.“ Er wunderte sich nicht über T.K.s Aussage, sein Ruf war weit verbreitet und eigentlich kannte jeder im Land den Helden der Zeit. Der 14-jährige musste also schon irgendwo von ihm gehört haben. Mimi nahm einen kleinen Schluck der Milch. Sie saß neben Link und fühlte sich, als würde ihre rechte Seite, mit der sie zu ihm saß, in Flammen stehen. Die braunhaarige traute sich kaum ihn anzusehen und starrte im Grunde nur an Sora vorbei an die andere Wand oder auf ihren Becher Milch. „Wir haben gehört, du könntest uns helfen.“, nahm Izzy wieder das Wort an sich und richtete so aller Aufmerksamkeit auf Link, denen diese Frage schon seit ihrer Ankunft und dem Wissen, dass Talon am Vortag von ihm sprach, auf der Seele brannte. „Ich werde euch helfen wo ich kann. Erst müsst ihr mich aber über eure Situation aufklären.“, sagte er in die Runde. Die Digiritter tauschten einen Blick aus. Ein Hoffnungsschimmer war schon mal da. „Na gut.“, begann Izzy, der sich etwas lächerlich bei dem Gedanken, an seine folgende Erklärung vor kam. „Wir sind irgendwie hier gelandet und wissen nicht wie und warum geschweige denn wo, wir wissen nur, dass das hier nicht unsere Welt ist, alle getrennt wurden und wir keine Ahnung haben, wie wir wieder nach Hause kommen sollen.“ Link blickte ihn verständnisvoll an und schwieg kurz. „Eine andere Welt….“, bemerkte er. „Ich kenne nur eine Welt, die direkt mit dieser hier verbunden ist, aber ich glaube nicht, dass ihr von dort kommt.“ Link dachte nach und verschränkte die Arme. „Ihr wurdet getrennt?“, harkte Navi, dir über dem Tisch schwebte, nach. „Das heißt, ihr seid noch nicht vollständig?“ „Nein.“, antwortete Hikari. „Mein Bruder und zwei andere fehlen noch.“ „Kann es sein, dass sie auch hier irgendwo sind?“, erkundigte sich Sora. „Naja…möglich wäre es. Habt ihr schon alles abgesucht?“ „Kokiri Wald, Steppe, Hylia See, Zoras Reich, Steppe, Kakariko, wieder Steppe, Hyrule, noch mal Steppe und jetzt sind wir hier.“, zählte T.K. auf. „Möglich wären also noch die Gespenster-Wüste, das Gerudo-Tal und die Gerudo-Festung.“ „Du kennst dich gut aus.“, bemerkte Link jetzt doch etwas verwundert. Dafür, dass sie hier fremd waren, und vor allem Izzy eben meinte, sie wüssten nicht wo sie sind, kannte T.K. jeden Ort, was doch schon etwas seltsam war. „Ja, naja.“, T.K. lachte etwas und nahm Links Äußerung als Kompliment auf. Dabei fing er sich wieder einen bösen Blick von Izzy ein. „Wie lange seid ihr schon hier?“ Die Digiritter warfen sich fragende Blicke zu. „Wir sind schon ein paar Tage hier. Wir wissen es nicht mehr so genau, nach zwei Wochen haben wir aufgehört zu zählen.“, antwortete Kari. „Das reicht schon.“, erwiderte Link. „Neuigkeiten verbreiten sich unheimlich schnell und auf Grund eurer Kleidung seid ihr recht auffällig, deswegen hab ich schon von euch gehört. Allerdings habe ich nur von fünf Jugendlichen gehört, die anderen drei sind mir unbekannt.“ „Vielleicht sind sie noch zu Hause?“, vermutete T.K. „Nein, wir waren doch alle bei mir im Zimmer, es ist recht unwahrscheinlich, dass nur wir fünf hier gelandet sind.“, entgegnete Izzy. „Aber was hat es mit der anderen Welt auf sich, die mit dieser verbunden ist?“ Link überlegte. „Von dort habe ich eigentlich noch nichts darüber gehört, dass dort Fremde aufgetaucht sind. Aber ich war auch schon einige Tage nicht mehr dort. Es lohnt sich mit Sicherheit, in Termina einmal vorbeizuschauen und uns um zu hören.“ „Aber was ist mit diesem Gerudo-Tal?“, fragte Sora. „Was, wenn sie doch dort sind?“ „Das können wir noch schnell genug in Erfahrung bringen.“, beruhigte Link sie. „Der Eingang zu Termina liegt hier auf der Farm. Wenn wir durch das Tor gehen landen wir direkt in Unruh, Terminas Zentrum, dort können wir uns nach den neuesten Erzählungen umhören. Dann wissen wir sehr schnell, ob sich dort auch jemand von euch aufhält und das nimmt sehr viel weniger Zeit in Anspruch, als wenn wir jetzt erst einmal ins Gerudo-Tal reisen würden.“ Sora nickte langsam. Sie machte sich immer noch unheimliche Sorgen um Tai und je länger sie ohne ein Lebenszeichen von ihm unterwegs war, desto mehr fürchtete sie um sein Leben. Selbst wenn er in dieser anderen Welt sein sollte, vielleicht war diese noch gefährlicher, als Hyrule. „Das nimmt keine Zeit in Anspruch, wir sind spätestens in einem Tag wieder hier.“, fuhr Link fort, als alle schwiegen. „Macht euch keine Sorgen um eure Freunde.“ „Und…wann gehen wir in die andere Welt?“, harkte Izzy nach. „Sofort.“, antwortete Link, stand auf, nahm aus einer Truhe in einer Ecke ein Schwert und ein schweres Schild und rüstete sich damit aus. Die anderen blieben regungslos auf ihren Plätzen sitzen und blickten ihn etwas überrumpelt an. „Ich, ähm, dachte wir gehen erst morgen-“, begann T.K., bevor er von Link unterbrochen wurde. „Je eher wir aufbrechen, desto besser ist es. Jede Stunde, die wir weiter warten, könnte eure Freunde in unnötige Gefahr bringen.“, erläuterte er mit ernstem Ton. „Jetzt kommt schon!“ Er verließ das Haus und ließ die Tür in das Schloss fallen. Alle blickten erst die Tür und dann sich an. „Da hat er wohl recht.“, bemerkte Izzy und kramte nach seinem Laptop. „Wir sollten lieber sofort aufbrechen.“ Zustimmung machte sich breit und die Digiritter folgten Link. Draußen löste Link gerade sein rotbraunes Pferd von einem in den Boden gerammten Pfahl. Er wies die anderen an ihm zu folgen und gemeinsam gingen sie auf die Koppel, auf der noch mehr Pferde umherliefen und spielten. Auf dem Weg dorthin, nahm Izzy T.K. barsch beiseite. „Sag mal, spinnst du?“, zischte er. Der blonde blickte ihn etwas überrascht an und wollte gerade etwas erwidern, aber Izzy war schneller. „Musst du jedem unter die Nase reiben, dass du dieses Land kennst? Wir können froh sein, dass wir Hilfe gefunden haben, jetzt ist er schon wegen deiner Eskapaden etwas misstrauisch geworden!“ „Du findest also, es ist besser ihn anzulügen? Ja, klar, das schafft natürlich mehr Vertrauen, als wenn man die Wahrheit sagt.“, erwiderte T.K. sarkastisch. „Nein, es geht nur darum, dass er irgendwann fragen wird, woher du das alles weißt, sollen wir ihm dann sagen, dass er der Held eines Videospiels ist?“ „Einer ganzen Videospielreihe!“, korrigierte ihn der 14-jährige. „T.K., ich weiß nicht ob dir klar ist, wie ernst die Lage ist.“ „Natürlich weiß ich, wie ernst die Lage ist! Wir müssen die anderen finden und wieder nach Hause kommen!“, meinte der blonde borstig. Izzy wollte noch etwas erwidern, aber er ließ es sein, da ihm nichts Gescheites einfiel. Stattdessen ging er vor und schloss zu Sora und Mimi auf. Takeru blickte ihm missbilligend hinterher. Er wusste gar nicht, wie Izzy daran zweifeln konnte, dass er nicht wisse um was es ging. Immerhin waren sie hier in dem mit Abstand besten Game, dass der blonde Jugendliche besaß. Die meisten anderen können mit Sicherheit nur davon träumen einmal leibhaftig in ihrem Lieblingsspiel zu sein, warum durfte er sich also nicht freuen oder aufgeregt sein oder den anderen mit seinem Wissen helfen? T.K. vermutete, dass Izzy nur eifersüchtig auf ihn war, weil er diesmal keine Ahnung hatte was in dieser Welt ablief. Sein Ärger verflog augenblicklich, als er Kari wahrnahm. Sie sah etwas niedergeschlagen und nachdenklich aus. „Hey, Kari!“ Der 14-jährige ging zu ihr herüber. „Was ist los?“ Er legte seinen Arm um ihre Schulter, um sie etwas zu trösten, ihr zu zeigen, dass sie beschützt wurde, aber wohl auch um ihre Nähe ein wenig zu genießen, die er schon so lange vermisste. „Lass das!“, wies ihn Kari stattdessen nur ab, schlug seinen Arm von ihren Schultern und ging einige Schritte vor, ohne ihn ein einziges Mal anzusehen. Sie fühlte sich von ihm angemacht und konnte nicht verstehen, warum er ihre Stimmung dafür ausnutzen musste. Ihm schien es nichts auszumachen, dass sein Bruder weg war, sich wahrscheinlich in Lebensgefahr befand, oder sogar schon tot sein konnte. Im Gegensatz zu ihr. Sie würde im Moment alles dafür tun, nur ein winziges Zeichen von Tai zu erhalten. Und sie wusste, dass es Sora ähnlich ergehen musste. Vielleicht schlimmer, oder vielleicht fiel es ihr leichter. Sie wusste nicht genau, wo der Unterschied zwischen geschwisterlicher Liebe und „richtiger“ Liebe war. Immerhin kannte sie nur die geschwisterliche. Plötzlich lief Link mit seinem Pferd voraus, als er jemanden erblickte. Kari wusste nicht wer es war, aber dort stand jemand, wahrscheinlich eine junge Frau, mit rotem langem Haar. Alle folgten Link weiterhin und als sie bei den beiden ankamen, konnten sie noch das Ende des kurzen Gespräches mitverfolgen. „…also, wenn du auf Epona aufpassen würdest solange ich weg bin, wär ich dir wirklich sehr dankbar.“ Links Stimme war erstaunlich ruhig, viel ruhiger als eben, als er mit Mimi am Bett sprach. Das gefiel der braunhaarigen überhaupt nicht und sie musterte die rothaarige mit einem missfallenden Blick. „Aber, natürlich.“, lächelte die junge Frau zuckersüß und bekam von Link die Zügel überreicht, wobei sich ihre Hände einen Tick zu lange berührten. Sie blickten sich etwas zu ausgiebig an und wirkten auch ein bisschen zu sehr, als seien sie für einen kurzen Moment in einer anderen Dimension. Mimi wusste nicht warum, aber sie hustete leicht, obwohl sie keinen Hustenreiz verspürte. Somit riss sie einen Teil von Links Aufmerksamkeit wieder an sich, wenigstens wusste er wieder um ihre Präsenz. Der grünbemützte ließ die Zügel los, tätschelte sein Pferd sanftmütig und verabschiedete sich von der rothaarigen, die nun sogar etwas rotwangig zu sein schien, und wies die Digiritter an, ihm zu folgen, wobei er scheinbar einen letzten Blick auf sein Pferd zurück warf. Die fünf Jugendlichen folgten ihm quer über die Farm, wobei sich Sora fragte, ob ihr Weg überhaupt ein Ziel hatte. Auf sie machte es nicht den Eindruck, als sei auf dieser Farm das Tor zu einer anderen Welt, so karg und leer wie diese war. Die Richtung, die die Gruppe einschlug, schien ein großer Turm zu sein, der wohl Heu oder etwas Ähnliches lagerte und nach einigen weiteren Metern, war sich Sora sogar schon fast sicher, dass sie zu diesem gingen. Dort angekommen, öffnete Link die Tür und ließ alle in den hohen, aber nicht sehr breiten, Turm eintreten. Er schloss die Tür hinter sich und steuerte direkt auf eine der Wände zu, indem er T.K. und Izzy beiseite schob. Prüfend klopfte Link an einen der großen Steine und lauschte an diesem, woraufhin er diesen einfach eindrückte, sodass er ein eckiges Loch in der Mauer hinterließ. Auch drei weitere Steine drückte er ein, die ebenfalls auf der anderen Seite zu Boden fielen und nun ein großes Loch sichtbar wurde, das den Blick auf einen zweiten geheimen Raum, hinter der Mauer, freilegte. Link reichte Kari die Hand, die als erste durch das Loch kletterte, und schon bald folgten die anderen, bis sie sich schließlich vor einem großen eisernen Tor wiederfanden. „Sind alle da?“, fragte Link und blickte in die Runde, die daraufhin alle nickten. Bestimmt drehte sich der grünbemützte zu dem schweren Tor, fixierte es kurz und drückte sich mit aller Kraft gegen es. Unter seinem Ächzen gab es schließlich allmählich nach und öffnete sich langsam. Als ein ausreichend breiter Schlitz geöffnet war, stoppte Link und begutachtete diesen ein wenig atemlos. Man konnte einen verschwommenen Blick in das Innere eines dunklen vermoderten Gemäuers werfen. Die Digiritter hatten das Gefühl, sie würden durch Wasser in dieses Gemäuer schauen. „Das müsste ausreichen.“ Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Seid ihr bereit?“ „Klar.“, erwiderte Sora, deren Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug. Sie hoffte inständig, dass sich hinter diesem Portal Tai finden ließ. „Gut. Dann kommt mit.“ Link ging voraus und trat durch den wässrigen Schimmer, der daraufhin wilde Wellen schlug, als sei ein großer Wassertropfen in einen klaren Teich getropft und befand sich schließlich hinter dem wellenartigen Schein. Die Digiritter folgten ihm, einige etwas unsicher, aber besonders T.K. völlig unerschrocken. Als alle hindurch waren, befanden sie sich tatsächlich in einem dunklen Gemäuer, das genauso modrig roch, wie es aussah. Es schien eine Art Kanal zu sein, da neben ihnen eine größere Wasserrinne war. Wiedermals ging Link voraus und die anderen folgten ihm über steile metallene Platten nach oben. Irgendwie schien dies doch eine Art Turm zu sein. „Der legt aber ein ganz schönes Tempo vor.“, murmelte Izzy schnaufend, der sich schon jetzt eine Atempause wünschte. Link war ihm jetzt nicht nur zu gutaussehend, sondern auch zu ausdauernd, zu stark und zu Gentleman-like. Immerhin war der Kerl mit Schwert und Schild trotzdem noch schneller, als er mit seinem leichten Laptop. Der Weg führte die Gruppe an einem senkrechten, sich geräuschvoll drehenden Balken vorbei, der scheinbar mit einem Zahnradmechanismus etwas antrieb. Wobei der eigentliche Antrieb wohl das Wasser darstellen musste, das würde jedenfalls dessen Präsenz genauer erklären. Schließlich kamen sie auf einem Plateau an, das wohl durch dieses hölzerne Tor verlassen werden konnte. Link wollte gerade ansetzen, auch dieses aufzuschieben, doch Izzy hielt ihn ab. „Lass mich das machen.“ Er drückte Link etwas beiseite, atmete einmal tief ein um seine Kräfte zu sammeln, warf sich mit aller Kraft gegen das Tor und begann zu drücken und zu schieben, doch nur mühsam öffnete es sich. Als er es beim dritten Anlauf immer noch nicht weit genug offen hatte, half ihm Link mit einer Hand, woraufhin sich das Tor wie von selbst öffnete. Izzy stolperte und fiel fast, doch er konnte sich noch halten. Er warf Link einen bösen Blick zu und bedankte sich knurrend. Dieser lächelte ihn nur freundlich an und nahm von seinem Blick scheinbar gar nichts wahr. Der rothaarige fühlte sich wie ein schwaches kleines Mädchen. Link schob sich an Izzy vorbei nach draußen. Allen voran folgte ihm Mimi, die mittlerweile solche Sterne in den Augen hatte, dass sich der 16-jährige am liebsten übergeben hätte. Als letztes schloss er sich an und verließ ebenfalls den Turm. Draußen wurden Link und die Digiritter von der Sonne derart geblendet, dass sie erst einmal gar nichts sahen, bis sich unter blinzeln schließlich das Bild des Uhrturm-Vorplatzes von Unruh langsam abzeichnete. Wie gewöhnlich bestimmte wildes Treiben die Szenerie, begleitet von dem Hämmern und Arbeiten der Zimmerleute und besonders von dem lauten Schreien von Mutoh, der mal wieder seine Leute zurecht wies. Sie befanden sich noch nicht einmal eine Minute an diesem Ort und Link wurde schon von fünf Leuten freudestrahlend begrüßt, während die Digiritter von allen etwas seltsam angeschaut wurden. „Mmmh, wer weiß immer über den neusten Klatsch und Tratsch bescheid?“, überlegte Link leise während er sich mit den Digirittern durch die Menge schob. „Es ist doch Karneval!“, schaltete sich Navi ein. „Die zwei Jonglier-Akrobaten von Gormans Truppe wissen immer über alles bescheid!“ „Du hast Recht. Besuchen wir also mal den Gasthof.“ Link setzte seine Schritte gezielt in Richtung der Treppe, die zu Ost-Unruh führte, und kam so an einer Traube von Zimmermännern vorbei, die Mutohs Geschrei ertrugen. „WAS ZUR HÖLLE HABT IHR HIER FÜR EINEN MIST FABRIZIERT!???“, kreischte er aus vollem Halse und machte keinesfalls den Anstand heiser zu werden, da seine Stimme eine solche Lautstärke gewöhnt war. „WIR SIND SOWIESO SCHON IM VERZUG, UND JETZT SEHT EUCH MAL DIESES GESCHMIERE AN!“ Der Graue deutete auf den Turm, den seine Männer errichten sollten und der einen unstabilen Eindruck machte. Er schnaufte tief. „KÖNNT IHR MIR ERKLÄREN, WARUM IHR EINES DER SEITENTEILE ALS TRAGENDES STÜCK FÜR DIE DRITTE EBENE BENUTZT HABT!??? ICH WAR NUR EINEN TAG WEG!! KANN MAN EUCH NICHT ALLEINE ARBEITEN LASSEN!?? IHR SEID SO EIN FAULER MISSRATENER DRECKSHAUFEN!“ „N-nunja…“, begann einer der Zimmermänner unsicher und knetete seine Mütze. „Wir hatten jeder unsere Aufgabe. Und…d-der Neue, der war für das Beischaffen der Bauteile-“ „DER NEUE!??“ Mutoh warf suchend einen Blick in die Runde. „WO ZUR HÖLLE IST ER??“ „Ähm, er…er…ist noch nicht da.“, antwortete ein anderer Zimmermann ängstlich. Mutoh starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Der Arbeiter dachte schon er sei erstarrt, bevor dieser puterrot anlief und sich die Ader an seiner Schläfe mehr als nur deutlich abzeichnete. „NICHT DAAAAAAAAAAA!!!???????????“, schrie er aus voller Kehle und hatte zum ersten Mal Anzeichen von Heiserkeit. „WAS HEIßT ER IST NICHT DA!????“ Die Zimmermänner wichen alle zurück. Kari taten die Männer Leid, dass sie unter einem solchem Chef angestellt waren. Gerade als sie den Blick wieder von den Männern abwandte, wurde sie von jemandem hart umgerannt und fiel zu Boden. Dieser half ihr hastig, unsanft und sich entschuldigend wieder auf und setzte seinen Weg eilig fort. Erst als sie die Schrecksekunden überwunden hatte und ihren Weg fortsetzen wollte, drehte sie sich entgeistert um. „…Tai!??“ Sie hielt die anderen, die von dem Zusammenstoß nichts mitbekamen an und erzählte ihnen, dass sie glaubte, eben Tai gesehen zu haben, aber nicht wisse, wo er hin sei. Die kurzzeitige Stille wurde wieder von Mutohs hervorstechender Stimme durchbrochen. „VERSCHLAFEN!??? WAS IST DAS FÜR EIN WORT!????? EIN ZIMMERMANN KENNT EIN SOLCHES WORT NICHT!!!“ „Du sagst er ist dort entlang?“, harkte Link nach und deutete in die gezeigte Richtung. Kari nickte nur, während sich der grünbemützte denken konnte, wo er hin war. Immerhin sind die Zimmermänner hier schon fast erzogen und nur jemand, der hier nicht aufgewachsen war, konnte zu spät kommen. Link schob sich mit den anderen wiedermals durch die Menge, bis zu den Zimmermännern vor und als Mutoh diesen erblickte, erstarb seine Schimpfkanonade fast augenblicklich. Der graue blickte ihn gefasst an, genauso wie seine Arbeiter und der junge braunhaarige Kerl, der nicht so ganz in das Bild passte und den Mutoh eben scheinbar zurecht wies. Kari kam zwischen Link und einem Zimmermann hervor und strahlte Tai an, der erst große Augen machte, sich aber dann auch freute, nachdem ihm Kari um den Hals gefallen war und ihn fest umarmte. „Kari! Dir geht’s gut!“, stellte er lächelnd fest, umarmte sie wieder und hob sie, noch immer umarmend, hoch. Link sah zufrieden aus. Seine Vermutung bestätigte sich schon fast unmittelbar bei ihrer Ankunft. Tai ließ seine Schwester wieder runter und wurde auch von Izzy und Mimi begrüßt, die etwas Mühe hatten durch die Menge zu kommen. Auch T.K. wurde mit einem Handschlag und einem kurzen Drücken begrüßt. Hikari sah sich dann fragend zu Link um. „Wo ist Sora?“ „Sora?“ Tai wurde hellhörig und erblickte Sora neben Link. Sie fielen sich in die Arme und umarmten sich lange und innig. Sora konnte ihre Freudentränen nicht unterdrücken. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“, schniefte Sora. Tai wischte ihre Tränen von den Wangen. „Natürlich geht’s mir gut.“, lachte er bei dem Gedanken, dass ihn ohnehin niemand aus der Stadt ließ und ihm so überhaupt nichts zustoßen konnte. Sora schaute ihn verwirrt über sein Lachen an. „Es ist alles in Ordnung.“, beruhigte Tai sie. „Und dir geht’s scheinbar auch gut und das freut mich.“ Sora nickte und lächelte leicht, woraufhin Tai sie lang und innig küsste. Seine ganze Sorge, die er die letzten Wochen spürte, sowie seine Erleichterung, dass es ihr gut ging, legte er in diesen Kuss. Tais Zimmer war mit den Digirittern ziemlich gefüllt. Er saß mit Sora, die sich an ihn schmiegte, auf seinem Bett und erzählte von Unruh, während ihm die anderen schon von ihren Abenteuern erzählten. „…und ich habe die letzten Wochen, die ich hier verbracht habe, nichts gesehen, außer dieser verdammten Stadt! Ich habe sogar bei den Zimmerleuten eine Säge mitgehen lassen, damit es wenigstens den Anschein hatte, dass ich bewaffnet sei, aber nicht mal dann wollten mich diese bekloppten Soldaten nach draußen lassen! Dabei wollte ich euch doch suchen!“, beschwerte er sich. „Aber das war doch eh nicht nötig, jetzt haben wir dich ja gefunden.“, kicherte Kari, die auf dem anderen Bett saß. Sora nahm Tais Hand, begutachtete dann jedoch seine Handinnenflächen, die völlig wund waren. „Was hast du gemacht?“, fragte sie besorgt. „Ach…“, er blickte auf seine Hände. „Naja, jeden Tag schwere ungeschliffene Bretter zu schleppen ist nicht so angenehm.“ „Du solltest sie verbinden, sonst entzündet sich noch was.“ „Verband stört nur beim Bretter schleppen.“, erwiderte er. „Im Endeffekt hatte ich ihn völlig aufgerissen, sodass ich nur noch Stofffetzen anhatte, die erahnen ließen, dass ich mal einen Verband hatte.“ „Wusstest du eigentlich, dass Hyrule mit Termina verbunden ist?“, fragte T.K. Tai. „Ähm…ja, in gewisser Weise schon. Jedenfalls gibt es die im Nachfolger von Ocarina of Time.“, antwortete der braunhaarige. T.K. nickte nur. „Naja…von daher kamen wir nämlich. In diesem riesen Uhrturm ist der Durchgang.“ Tai blickte ihn mit halb offenem Mund an. „Du hast Recht. Auf die Idee, dass ich nach Hyrule gehen könnte, bin ich gar nicht gekommen.“ Er ärgerte dich über seine eigene Dummheit. „Du warst wohl zu fixiert auf das Ziel die Stadt zu verlassen.“, lachte Takeru und auch die anderen lachten, ausgenommen Izzy. Er schaute nur trübsinnig zu Boden. „Was ist los?“, fragte Sora an ihn gerichtet, der seine schlechte Laune schon länger aufgefallen war. „Ach…nichts.“, erwiderte dieser abweisend. Kurz schwiegen alle. „Hey, wieso ist eigentlich Mimi mit Link mitgegangen? Er hat doch gemeint, wir sollten uns ausruhen.“, fragte Tai in die Runde. Sora und Kari tauschten einen Blick aus. „Naja.“, grinste Hikari. „Ich glaube, sie hat sich in ihn verknallt.“ Sora und T.K. stimmten ihr lachend zu, nur Izzy warf schnaubend einen Blick zur Seite. „Link ist ein dämlicher Macho! Er glaubt er sei der Stärkste und Schnellste und Schlauste, nur weil er ein dämliches Gewand und ein Schwert und ein Schild hat, mit dem er wahrscheinlich noch nicht mal richtig umgehen kann. Und er macht immer so auf liebenswert, damit er wahrscheinlich alle möglichen Weiber rumkriegt. Er ist so was von schmierig!“, knurrte er. „Link hat alleine ein riesiges Eisentor aufgeschoben und Izzy hat es ohne Hilfe nicht geschafft, ein mittleres Holztor zu öffnen.“, flüsterte Sora erklärend in Tais Ohr. „Ich glaube sein Ego ist ziemlich angeschlagen.“ Tai nickte verständnisvoll. „Gar nicht gut für einen Kerl.“, tuschelte er. Jemand klopfte und dann betraten Link und Mimi den Raum. Izzy schnaubte wieder und verschränkte die Arme. „Okay, wir haben mit den Jongleuren geredet, die meinten, sie hätten gehört, dass ein Fremder im Sumpf gesehen wurde und ein anderer komischer Kerl zuletzt in der Nähe von Takuuros Nest.“, erklärte Link. „Wir haben Glück, beides liegt in östlicher Richtung. Komisch ist nur, dass sie behauptet haben, hier sei neben dir noch ein anderer Kerl dagewesen, aber nicht mal für einen halben Tag, er hätte Unruh wieder schnell verlassen. Aber ich denke, wenn er zu euch gehört hätte, wäre er doch sicher hier bei dir geblieben, oder?“ Tai blickte erst ertappt zu Boden, versuchte seinen Gesichtsausdruck aber zu verbergen. „Ähm…ja, klar, mit Sicherheit.“, antwortete er schnell und hoffte, niemand würde seine Lüge bemerken. „Aber ich habe auch niemanden von uns getroffen…oder so.“ „Wir müssen uns so oder so auf die Suche machen.“, meinte Sora. „Wir sollten lieber nicht zu lange warten.“ „Ja, stimmt, jetzt wo wir schon fast komplett sind und sogar wissen wo Joe und Matt sind.“, stimmte T.K. zu. „Gut, dann ruht euch hier bis morgen aus. Wir haben eine lange und schwere Reise vor uns und brechen morgen in aller Frühe auf.“, kündigte Link an. „Schon mal Gute Nacht.“ Die Digiritter wünschten ihm auch eine gute Nacht. Der Held verließ den Raum und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, jedoch rührte er sich nicht von der Stelle. Er senkte seinen Blick und schaute von unten her zu Navi, die vor ihm schwebte. „Der verheimlicht doch was!“, flüsterte diese. „Ja…da hast du vollkommen Recht. Und wir werden noch herausfinden, was!“, erwiderte Link und blickte finster den Flur entlang. Kapitel 12: ...die mit Eifer sucht, was Leiden schafft! ------------------------------------------------------- - Kapitel 12 ~ …die mit Eifer sucht, was Leiden schafft! - Noch lag vollkommene Stille über der sonst unruhigen und hektischen Stadt. Scheinbar schliefen alle, bis auf ein paar Hunde und Katzen, die den frühen Morgen nutzten, um ungestört durch die Stadt zu streunen und Essensreste vom Vortag zu suchen, und selbst der sonst so wachsame Link ruhte mit tief ins Gesicht gezogener Mütze und verschränkten Armen in sitzender Position auf der Bank vor dem Gasthof zum Eintopf, jederzeit kampfbereit, falls ein Monster ihn wecken sollte. Auch die Digiritter machten noch keine Anstalten aufzuwachen…bis auf einen. Tai hatte eine sehr friedlose Nacht. Die meiste Zeit lag er wach und beobachtete die silbernen Mondstrahlen, die durch das Fenster in sein Zimmer fielen, oder er lauschte dem Ticken der Turmuhr. Nur selten schlief er ein und dann träumte er auch noch schlecht und war schneller wieder wach als ihm lieb war. Den braunhaarigen blagte der Gedanke an Matt und vor allem seine Lüge. Spätestens wenn sie den blonden finden kommt mit Sicherheit heraus, dass dieser schon in Unruh war, auf Tai traf und die Stadt wegen einem Streit wieder verließ. Taichi überlegte hin und her, aber wie er es auch drehte und wendete, er kam immer auf dasselbe Ergebnis: Seine Freunde werden heraus finden, dass er sie schamlos belogen hatte! Aus Peinlichkeit! Weil er mal wieder, oder vielleicht immer noch, an der vergangenen Beziehung zwischen Sora und Yamato knabbern musste. Wieso wusste er selbst nicht genau. Wenn er ehrlich war, wäre es ihm auch lieber, wenn sie Matt nicht finden würden. Aber sie können ihn auch nicht einfach hier lassen. Und wenn die anderen dann heraus finden, dass Tai mutwillig einen Streit vom Zaun brach, obwohl sie sich in einer solch misslichen Lage befanden, dann würden seine Freunde wahrscheinlich noch wütender werden. Er seufzte tief. Sora regte sich und kuschelte sich enger an den braunhaarigen, bei dem sie im Arm lag. Wenn er sie so betrachtete, schmerzte sein Herz bei dem Gedanken an seine Lüge. Sora sah so unschuldig und friedlich aus, wie ein Engel. In Tais Gedanken war Sora oft sein Engel. Sie war gutmütig und hilfsbereit und viel zu lieb um auf einer harten und grausamen Erde zu leben. Der Überzeugung war Tai schon seit er sie im Kindergarten kennen gelernt hatte. Er schob seine freie Hand unter seinen Kopf und ließ seien Blick durch das Zimmer schweifen. Alle schliefen tief und fest, das konnte man hören. Seine Schwester, die mit Mimi in dem anderen Bett schlief, murmelte etwas, während sich Izzy, neben T.K. auf dem Boden schlafend, auf die andere Seite drehte. Tai blickte wieder zur Decke und drückte Sora fester an sich. Er fühlte sich schlecht, fast wie ein Verräter. Was sollte er nur tun? Der 17-jährige brauchte dringend einen Plan. Mittlerweile war es schon hell draußen und auch wenn er die Uhr nicht sah, war er sich sicher, dass es bald sechs Uhr schlagen müsste. Tai fragte sich, wann sie wohl los zogen um die anderen zu suchen und hoffte inständig, dass sie Joe zuerst fanden und Matt möglichst die Klappe hielt, was seinen kurzen Aufenthalt in Unruh angeht. Aber dem war wohl nicht auszuweichen. Er seufzte und schloss die Augen. Sein Kopf tat von der Müdigkeit weh und er fühlte sich, als wäre er nur teilweise in seinem Körper. Tai spürte wie sich Soras Brustkorb sanft hob und wieder sank. Er roch ihren Duft und spürte, wie sein Atem allmählich abflachte und dass er wirklich sehr, sehr müde war… Plötzlich riss Tai erschrocken die Augen auf und blickte direkt in das Gesicht seiner Freundin, die sich über ihn beugte und ihn anlächelte. „Du bist ja schwerer zu wecken als ein Toter!“, kicherte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Tai richtete sich auf. Im Zimmer war der reinste Trubel, alle waren total aufgeregt und unterhielten sich laut, während sie am Tisch saßen und sich ein Frühstück genehmigten. Der 17-jährige konnte nicht glauben, dass er doch noch eingeschlafen war und schnell machte sich sein Schlafentzug durch hämmernde Kopfschmerzen bemerkbar. Sora zog ihn an den Händen auf die Beine und schleifte ihn zum Tisch. „Du solltest schnell was essen, wir ziehen gleich los.“ Die anderen begrüßten ihn munter, während er sich setzte und führten ihr Gespräch fort. „Also, wenn alles glatt gehr, sind wir schon bald wieder zu Hause.“, meinte Izzy und aß ein Stück Brot. „Ich frage mich, wie viel Zeit zu Hause vergangen ist.“, merkte Kari nachdenklich an. „Unsere Eltern machen sich sicher schon Sorgen.“ „Vielleicht…“, erwiderte T.K. verheißungsvoll und gewann so die Aufmerksamkeit aller. „Aber vielleicht ist auch schon so viel Zeit vergangen, dass wir 100 Jahre in der Zukunft ankommen und unsere ganze Familie schon längst tot ist. Und dann müssen wir feststellen, dass die Evolution rückwärts läuft und wir uns wieder in der Steinzeit befinden. Alle Städte sind nur noch verwahrloste Ruinen und Dinosaurier regieren die Welt.“ Alle bis auf Izzy und Tai lachten. „Na, das wollen wir ja nicht hoffen.“, kicherte Kari. „Ich möchte schon noch meine Eltern sehen und umarmen.“ Es klopfte. Auf hereinbitten öffnete sich die Tür und Link betrat den Raum. Mimi lächelte ihn zuckersüß an, woraufhin Izzy genervt die Augen verdrehte. „Seid ihr fertig? Wir sind in Verzug, wenn wir uns nicht beeilen, ist die Nacht hereingebrochen, bevor wir einen Unterschlupf gefunden haben. Wenn es dunkel ist, ist es nicht besonders gemütlich außerhalb der Stadtmauern.“, drängte Link besorgt. Er wusste nicht, ob sich die Digiritter selbst schützen konnten und jemanden verlieren wollte er auch nicht. „Sicher.“, antwortete Mimi munter und sprang auf. „Es kann los gehen!“ Sie schmiegte sich an Links Arm. Dieser blickte fragend in die Runde. „Ähm…ja, wir können.“, bestätigte Kari, stand auf und setzte dadurch auch die anderen in Bewegung. Link nickte und schüttelte Mimi sachte von seinem Arm ab. „Dann kommt, wir müssen uns beeilen.“ Die Digiritter folgten ihm, allen voran die aufgedrehte Mimi, gefolgt von den kichernden T.K. und Kari, der glücklichen Sora und dem mürrischen Izzy und Tai. „Moment, geht schon mal weiter, ich habe etwas vergessen.“ Tai lief zurück zu der Kommode neben dem Bett und zog die oberste Schublade auf. Zwei Digivices lachten ihn an. Das hatte er völlig vergessen. Tai hatte ja noch Soras Digivice! Er nahm beide und verließ schnell das Zimmer. In einer geschlossenen Gruppe verließen sie den Gasthof. Auf dem Platz vor dem Gebäude war wieder viel los, auch wenn sich der eigentliche Trubel vor dem Uhrturm abspielte. Link drehte sich zu den Digirittern um und blickte etwas besorgt in die Runde. „Ok, was auch immer da draußen passieren mag, achtet nicht auf mich, sondern bringt euch gleich in Sicherheit.“ Er schaute alle eindringlich an. „Ihr Jungs, könnt ihr mit Waffen umgehen?“ Die angesprochenen tauschten Blicke aus. „Ähm…naja.“, begann Taichi, wurde jedoch von T.K. unterbrochen. „Sicher!“, antwortete er vergnügt. Link nickte, war sich jedoch nicht sicher, ob er dem schlaksigen T.K. glauben sollte. Er sah für ihn nicht gerade aus, als hätte er schon einmal eine schwere Waffe gehalten. „Gut, dann nehmt die hier.“ Er händigte Takeru einen Bogen und Köcher, Taichi ein extrem langes Schwert und Izzy eine Schleuder mitsamt Munitionstasche aus. Die Augen des blonden begannen zu leuchten. „WOW! Ein Bogen!“ Er begutachtete das Kampfgerät und spannte probeweise die Sehne. „Ist ja abgefahren!“ „Ja…total.“, brummte Izzy und besah sich seine Waffe. „Das ist doch ein Spielzeug. Ich glaub der will mich verarschen!??“ „Du kannst deins wenigstens tragen!“, schnaufte Tai und hievte das Schwert. „Ich kann das Schwert kaum halten.“ „Du kannst deine Gegner erstarren lassen, wenn du die Deku-Kerne auf sie schießt!“, erklärte Link, dem Izzys Bemerkung nicht entgangen war. „Und das…“, begann er, während er Tai das Schwert abnahm und auf dessen Rücken anlegte. „…ist ein Langschwert, das hält man mit beiden Händen!“ Der rothaarige brummelte nur vor sich hin und war noch miesmutiger als vorher. Er verstaute die Schleuder und verschränkte entnervt die Arme. Tai war sich seinerseits nicht sicher, ob er das Schwert überhaupt mit zwei Händen halten konnte, ohne selbst umzufallen. Der braunhaarige hatte schon jetzt leichte Gleichgewichtsstörungen durch das Gewicht der Waffe und er trug diese nur auf dem Rücken. Er war sich fast sicher, dass wenn es zum Kampf kommen sollte, er auf jeden Fall drauf ging, weil er entweder umfallen oder gar nicht erst zum kämpfen kommen würde. Der Gurt drückte sich schwer auf seine Schulter. „Wieso kriegt er überhaupt ein Schwert?“, fragte Izzy säuerlich. „Und wir nicht!“ „Weil er der Kräftigste von euch ist.“, antwortete Link, als sei seine Entscheidung ganz selbstverständlich und klar nachvollziehbar. „Du könntest das Schwert kaum tragen, weil es fast so groß ist wie du und er ist zwar groß genug, aber zu schlaksig.“, meinte er, mit einem Deut auf T.K. „Ich bin ganz froh mit dem Bogen!“, winkte der blonde ab. Koushiro verdrehte wahrscheinlich zum tausendsten Mal die Augen und schaute desinteressiert zur Seite. Link wandte sich den Mädchen zu. „Für euch habe ich etwas zur Verteidigung, so müsst ihr nicht direkt an den Kämpfen teilnehmen.“ „Wie aufmerksam!“, strahlte Mimi und himmelte den grünbemützten an. „Und so schlau durchdacht.“ „Krieg’ dich wieder ein!“, schnaufte Izzy. „Das ist ja kaum auszuhalten, was diese-“ Taichi räusperte sich sehr laut, sodass man den letzten Teil des Satzes nicht hören konnte. Dabei fing er sich einen bösen Blick des rothaarigen ein. „Nun ja…“, fuhr Link fort. Er holte drei Kristalle hervor, die jeweils verschiedenfarbige kugelartige Zentren im Inneren hatten. Den mit dem roten Zentrum überreichte er Sora. „Mit diesem magischen Kristall kannst du eine Feuerwand um dich herum erschaffen, die sich ausbreitet und alles verbrennt. Und dieser“ Er wandte sich zu Kari und reichte ihr einen Kristall mit einem blauen Zentrum. „macht dich für kurze Zeit unverwundbar. Der letzte“ Er übergab den grünen Mimi. „kann dich aus dem Geschehen heraus in Sicherheit transportieren. Die Reichweite ist zwar nicht besonders weit, aber es reicht, wenn man sich bedeckt hält.“ „Toll!“ Mimis Begeisterung war kaum zu stoppen. „Gut, dann gehen wir.“, ordnete der grünbemützte an und ging allen voran in Richtung Uhrturmvorplatz, um durch das Osttor die Stadt in Richtung Sümpfe zu verlassen. Die Digiritter folgten ihm, teils schwärmerisch und zufrieden, teils mürrisch und missvergnügt. „Siehst du.“ Mimi stieß Sora leicht in die Rippen. „Er war um mich am meisten besorgt und will nicht, dass mir etwas zustößt. Das ist so aufmerksam von ihm. Ist er nicht wundervoll!??“ „Ähm…ja.“, Sora versuchte zu lächeln und sah hilfesuchend zu T.K. „Du, Mimi.“ Die Angesprochene wandte sich dem blonden zu. „Du weißt, dass Link viele Mädchen haben könnte.“ „Na und? Was willst du mir damit sagen?“, fragte sie barsch. „Naja, dass du wohl kaum gegen eine Prinzessin eines ganzen Landes konkurrieren könntest!“, erklärte er. „Ich will dich ja nicht von deiner Wolke runterholen, aber im Vergleich zu Prinzessin Zelda bist du…einfach…“ „Jaaaa…?“ Mimis Stimme wirkte bedrohlich, fast schon Angst einflößend. Sie starrte ihn böse an. „Also,…“ T.K. musste sich eingestehen, dass Mimis Strategie aufzugehen schien, und disponierte kurzerhand um. „…du…ich meine…ihr würdet ein wunderbares Paar abgeben!“ Der 13-jährige spielte seine Begeisterung und handelte sich einen vorwurfsvollen Blick von Sora ein. „Ich, ähm, geh dann mal.“ Er lächelte ein letztes Mal und flüchtete zu Kari. „Siehst du, Sora.“ Mimi hakte sich bei ihr ein. „T.K. ist genau deiner Meinung.“ Sora seufzte und stimmte ihr resigniert zu. Die braunhaarige hat sich mal wieder in eine Idee dermaßen verrannt, dass sie einfach nichts als Zustimmung hören will. Die 17-jährige hat beschlossen, dass sie dieses Mal einfach ihre Klappe hält und Mimi machen lässt, was sie für richtig hält, bis sie, hoffentlich bald, selbst darauf kommt, dass sie einer Illusion nachgejagt hatte. Der Weg führte die Gruppe durch den Trubel des Uhrturmvorplatzes, vorbei an dem Wachposten des Osttors, der Tai skeptisch beäugte, worauf ihm dieser seinerseits ein eingebildetes Siegerlächeln zuwarf, und schließlich erreichten sie die Ebene von Termina. Frischer Wind wehte den Digirittern durchs Haar, es duftete nach Freiheit. Im Gegensatz zu Soras Vorstellungen und der hylianischen Steppe, war das Land grüner und saftiger wie es nicht sein könnte. Viele gesunde Büsche und Bäume zierten die Ebene, die man nun wirklich nicht mit der Steppe vergleichen konnte. „Takuuros Nest liegt südöstlich und um an die Sümpfe zu gelangen, müssen wir einfach nur geradeaus gehen. Da das Nest aber näher liegt, schlage ich vor, dass wir zuerst dort suchen. Wenn wir uns beeilen, könnten wir sogar weiter bis zur Ranch gehen und da übernachten.“, erklärte Link und schaute abwartend in die Runde. „Ok.“, stimmte Mimi freudig zu, ohne abzuwarten, was die anderen zu sagen hatten. „Dann los!“ Sie hielt sich an Links Arm fest. „Allerdings habe ich etwas Angst, dass wir von Monstern überfallen werden. Kannst du mich beschützen?“ Ihr Blick erinnerte stark an ein Katzenjunges, dem man wohl kaum etwas abschlagen konnte und wollte. „Ähm…na klar.“ Link war sich etwas unsicher darüber, wie er Mimi behandeln sollte. „Wir müssen uns beeilen, sonst wird’s ungemütlich!“, drängte Navi, die um Links Kopf schwirrte. Dieser stimmte ihr zu und forderte die anderen auf wachsam und schnell zu sein. Gemeinsam schlugen sie den Weg Richtung Takuuros Nest ein, wobei Izzy und Tai das Schlusslicht bildeten. „Hey Izzy!“ Taichi setzte sich mit ihm ein wenig ab. „Was ist los mit dir?“ „Was meinst du?“, erwiderte dieser hart. „Genau das. Du bist unausstehlich.“ „Dann rede doch nicht mit mir!“ Izzy wurde lauter, seine Wut stand ihm deutlich in die Augen geschrieben. „Hey!“ Tai nahm seinen Freund am Arm. „Ich meine deine Stimmung, klar? Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles.“ Izzy nickte. „Tut mir leid.“ Kurz schwiegen sie. „Es ist nur…“, begann Izzy. „Dieser Link, er ist der totale Schönling und wahrscheinlich der feuchte Traum der schlaflosen Nächte aller Mädchen. Und gerade mal so nebenbei ist er auch noch der Held zweier ganzer Welten, die nicht einmal in Zusammenhang miteinander stehen, jeder mag ihn und achtet ihn und seine Gegner fürchten ihn mit Sicherheit…“ Tai hörte ihm zu und nickte verständnisvoll. „Und wo liegt das Problem?“ Der braunhaarige wusste es zwar ganz genau, aber er wollte es aus Izzy herauskitzeln. „Naja…mit Leichtigkeit kriegt er alle Mädchen rum, einfach nur, weil er ein Held ist, da muss er sich nicht einmal anstrengen. Glaubst du nicht auch, dass er das ausnutzt?“ „Du meinst…!?“ Tai deutete auf Mimi. Irgendwie war es doch nicht so das, was er erwartet hatte zu hören. Er hatte wohl das Verhalten des Computerfreaks völlig falsch eingeschätzt, anscheinend machte sich ein bester Freund einfach nur Sorgen um eine beste Freundin. „Ja. Was meinst du was Mimi machen würde? Sie ist so verknallt, dass sie ihn doch ohne Widerworte ranlassen würde! Und dabei würde sie noch denken, dass er sie liebt!“ Tai dachte kurz nach. „Mh, weißt du, Link ist bestimmt nicht der Typ für so einen miesen Zeitvertreib. Außerdem musst du daran denken, dass wir uns hier in einem Computerspiel befinden und Link ein Held, nein, der Held ist. In solchen Spielen gibt es nur schwarz und weiß, nur Gut und Böse, es gibt keine Grauzonen. Jeden den du hier triffst, kannst du in eine der beiden Kategorien stecken. Selbst wenn jemand zu den Guten gehört und von etwas Bösem besessen ist, kannst du nicht sagen, dass dieser Grau ist. In dem Moment ist er einfach Böse und wenn der Bann gebrochen ist, ist er wieder Gut.“, versuchte der braunhaarige zu erklären und hoffte, dass es plausibel klang. „So radikal läuft das hier!?“, harkte Izzy nach. Tai nickte und hatte das Gefühl, seinen Kumpel beruhigt zu haben. „Mach dir keine Sorgen. Selbst wenn es soweit kommen sollte, Mimi ist in guten Händen.“ Er klopfte dem rothaarigen kameradschaftlich auf die Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. Koushiro nickte. „Wenn du das sagst. Dennoch ist es nicht gut, er ist ja nicht einmal eine reale Person! Und warum zur Hölle hat er mir eine verdammte Schleuder zur Verteidigung gegeben??“ „Das gehört sicher zu seiner Strategie.“, antwortete Tai, wobei er sich selbst nicht sicher war, warum Izzy ausgerechnet eine lausige Schleuder als Waffe bekam. Aber er hatte den rothaarigen gerade wieder einigermaßen auf den Damm gebracht, da konnte er dies nicht wieder durch ein ‚Ich weiß es nicht’ kaputt machen. „Du hast Recht.“, bestätigte Izzy und lächelte zum ersten Mal seit Tagen wieder. „Du hast mich von einem üblen Trip runter geholt. Danke Tai! Du bist ein echt guter Freund.“ Er nickte ihm dankbar zu, doch bemerkte er nicht, dass er den braunhaarigen mit diesen Worten einen harten Schlag verpasste. Guter Freund? Tai war mit Sicherheit kein guter Freund, wenn er so schamlos seine Freunde belog und einfach verheimlichte, dass er Matt fortgejagt hatte. Mit jedem Schritt den sie taten, kamen sie ihm ein Stück näher. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis alles aufgedeckt werden würde. Tai hatte Angst davor, was würden sie von ihm denken? Er war es mit Sicherheit nicht würdig den Titel eines guten Freundes zu tragen und schon gar nicht der Anführer zu sein. Obwohl Link ja nun diese Rolle übernahm. Tai blickte zu Sora, die sich gerade angeregt mit T.K. und Kari unterhielt und trotz der schlimmen Lage eigentlich relativ glücklich aussah. Er war sich sicher, dass das mit ihm zu tun hatte, so wie sie ihn in der Nacht festgehalten hatte, hätte sie wirklich nichts von ihm losreißen können. Sein schlechtes Gewissen machte sich wieder bemerkbar. Tai hatte sie gar nicht verdient, sie war immer so aufrichtig und unendlich süß. „Was ist los?“ Der Computerfreak holte Tai aus seinen Gedanken zurück. „Ach…ich frage mich nur, wann wir wieder zu Hause sind. Schließen wir lieber wieder zu den anderen auf, bevor wir sie verlieren.“ Izzy nickte, verstand jedoch nicht, wie sie die anderen verlieren sollten, sie waren höchstens fünf Meter hinter ihnen gegangen. Einige Stunden lang folgten die Digiritter dem sehr ausdauernden Link, der seinem Tempo keinen Abbruch tat. Die Sonne schien hell und obwohl es anfangs gar nicht so warm war, hatten alle das Gefühl, dass die Sonne unglaublich heiß vom Himmel schien. Tais Rücken schmerzte und vor allem seine Schulter tat ihm unglaublich weh. Zu Beginn war das Schwert schon furchtbar schwer, aber jetzt hatte er beinahe das Gefühl unter der Last zusammen zu brechen. Selbst Mimi war zu geschafft um sich an Link ranzumachen. Nur T.K. und Kari schienen noch bei guter Laune, so energiegeladen wie sie sich unterhielten. „Link!“ Navi suchte die Aufmerksamkeit des Helden. „Was denn?“ Ungestört setzte er seinen Weg fort. „Link, schau doch mal!“ „Mh?“, er blickte fragend zu Navi, die hinter ihn deutete. Link drehte sich um und fand einige Meter hinter sich einen müden Haufen bestehend aus sechs Digirittern, die schnauften, schwitzten und fertig aussahen. „Was ist los?“, fragte er in die Runde. „Können wir nicht mal eine Pause machen?“, jammerte Mimi. „Wir haben’s doch gleich.“, erwiderte er motiviert. „Wirklich?“, brachte Sora hoffnungsvoll hervor. „Ja. Seht ihr, da hinten könnt ihr schon den Baum sehen!“ Der grünbemützte deutete nach vorn. In weiter Entfernung konnte man schemenhaft einen verdorrten, alten und großen Baum sehen, der keinerlei Blätter trug. Mimi kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen. „Was? Du meinst…DA hinten???“ „Genau.“ Link lächelte sie an. „Ist nicht mehr weit, hab ich Recht?“ „Ich glaube seine Definition von Entfernung ist anders als unsere.“, flüsterte T.K. Kari zu. „Ja, aber nur ein bisschen.“ Hikari blickte den blonden mit gespieltem Ernst an, bis beide anfangen mussten zu kichern. „Bis dahin schaff ich’s nicht mehr.“ Mimi ließ sich resigniert auf den Boden sinken. „Ich kann nicht mehr.“ Link beäugte alle. Die Digiritter sahen allesamt nicht mehr ganz so fit aus. „Vielleicht sollten wir eine Pause machen.“, schlug Navi vor. Der Held nickte. „Dort drüben können wir rasten.“ Er deutete zu einem Baum der von hohem Gras schützend umgeben war. Alle stimmten erleichtert zu und begaben sich zur besagten Stelle. Dort angekommen ließen sich Mimi, Izzy und Sora in den Schatten des Baumes sinken, während Tai einfach nur auf den Rücken fiel. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Schwert so schwer sein kann.“, keuchte er. Der 17-jährige hatte das Gefühl, dass seine Beine ihn kein Stück mehr tragen könnten. „In Videospielen sieht das immer so leicht aus.“ Tai schloss die Augen und genoss die Ruhepause. Das einzig Positive an seinem Schmerz in der Schulter war, dass er so Matt vergaß. Was jedoch nicht bedeutete, dass sie ihn nicht finden würden. Auf irgendetwas schien er zu liegen, etwas drückte unangenehm in sein Kreuz. Er tastete unter sich den Boden ab, doch dort war nichts. Der braunhaarige erfühlte seinen Gürtel und bemerkte zwei Digivices. Das hatte er ja völlig vergessen! Schon wieder! Tai versuchte sich schwungvoll aufzurichten, doch hielt in das Langschwert, auf dem er lag zurück. Mühsam legte er den Gurt ab und setzte sich auf. „Hey, Sora.“ Er kramte nach dem Digivice und ließ sich neben ihr nieder. „Ich habe ganz vergessen, dir das zu geben.“ Tai überreichte ihr das kleine Gerät. Sora blickte erstaunt auf dieses. „Aber, woher…?“ „Eines Nachts hat mein Digivice reagiert und ich bin dem Signal gefolgt, in der Hoffnung dich zu finden, allerdings…hab ich nur das Digivice gefunden.“ Tai flüsterte fast und schaute auf seine Hände während er sprach. „Oh, Tai.“ Sie umarmte ihn. Es rührte sie mit welchem Gefühl er dies sagte. „Danke. Ich dachte schon, ich würde es nicht mehr wiederfinden.“ Sie küsste ihn sanft auf die Wange und strich über seine Hand. Da war es schon wieder. Schon wieder wurde er für etwas belohnt, obwohl er es gar nicht verdient hatte. Wenn sie wüsste… „Was ist los?“, fragte Sora besorgt. „Du bist schon den ganzen Tag so…komisch.“ Taichi spielte kurz mit dem Gedanken es ihr zu sagen. Dann wäre es endlich raus. Und besser von ihm, als wenn sie es erfährt, wenn sie Matt finden. Aber er war sich nicht einmal sicher, wie ihre Gefühle zu dem Sänger sind. Angst hatte er, dass sie die beiden miteinander verglich und dass er gegen Matt in diesem Wettrennen nicht ankam. Immerhin schaffte es dieser auch in kürzester Zeit Sora rumzukriegen, während Tai schon eine ganze Weile sein Glück versuchte. „Ich…“, begann er. „Sieht das nicht wunderschön aus?“, fragte Kari T.K. begeistert, während sie sich einen kleinen natürlichen Teich anschaute, der einige Meter von dem Baum, unter dem alle rasteten, entfernt lag und der einfach nur bezaubernd aussah. Takerus Herz klopfte wild gegen seine Brust. Kari ging in die Hocke um die klare Wasseroberfläche besser beobachten zu können. „Ja.“, stimmte T.K. zu. Er hatte ein Gefühl, ein sehr starkes und positives Gefühl, das ihm sagte, dass jetzt nichts mehr schief gehen kann. „Ja…so wunderschön wie du.“ Kari blickte zu ihm auf, erschrocken oder überrascht, der blonde konnte den Blick nicht genau deuten. „Was?“, fragte sie etwas unsicher, als wüsste sie nicht, ob sie das nun wirklich gehört oder nur geträumt hatte. „Der Teich ist wunderschön. Und…du bist auch wunderschön!“, wiederholte der Basketballer mit etwas zittriger Stimme und hoffte auf eine positive Antwort, woran er nach Karis erster Reaktion allerdings nicht mehr so sehr glaubte. „Ach, Takeru…“, begann sie leise und blickte abwesend über die Wasseroberfläche. Sie erhob sich ohne ihn anzublicken und verharrte kurz. Dann wollte sie sich abwenden und weggehen, T.K. hielt sie jedoch am Handgelenk fest. „Warte! Kari ich…ich halte das nicht mehr aus. Ich kann so nicht weiter machen, ich kann nicht dein Kumpel sein, wenn ich so starke Gefühle für dich habe…noch immer. Mich bringt es fast um, dich nicht berühren und küssen zu können, bitte Kari.“ Er wartete auf eine Reaktion, oder zumindest darauf, dass sie sich zu ihm drehte und ihn anblickte. Doch sie rührte sich nicht. Stattdessen seufzte das Mädchen nur. „Du kannst nicht mit mir befreundet sein und ich kann nicht mit dir zusammen sein…“, flüsterte sie schon fast. „Aber…warum?“ „Das weißt du genau, das haben wir so oft besprochen, T.K., es geht einfach nicht.“ „Nur, weil er alles kaputt gemacht hat!? Ich habe dir doch gesagt, wie es war! Ich habe dir alles erklärt!“ Langsam stieg Wut in ihm auf. Er wollte nicht glauben, dass alles vorbei sein sollte, nur weil dieser Idiot so einen Müll erzählt hatte. „Sieh mich an! Und sag mir, dass du keine Gefühle mehr für mich hast!“ Kari schaute ihn an, tief in die blauen Augen, sodass T.K. das Gefühl hatte, sie würde seine Seele berühren. Ihr Blick war nicht sauer oder dergleichen, dennoch ließ er nichts Gutes vermuten. „Ich kann dir das nicht sagen-“ „Siehst du, das bedeutet-“ Kari ignorierte das was T.K. sagen wollte und fuhr einfach fort. „Weil ich lüge, wenn ich das sage!“ Sie blickte ihm fest in die erschrockenen Augen. Das hatte er jetzt nicht erwartet. Dieser Satz warf ihn völlig aus der Bahn, er wusste nicht wie ihm geschah. Kari nutzte die Situation und löste sich aus T.K.s Griff. „Aber ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein, du weißt genau, dass ein Funken Wahrheit in seiner Lüge steckt!“ Entschlossen drehte sie sich um und ging zu den anderen, ließ Takeru einfach stehen, in seiner Starre und seinem kleinen Schock. Der blonde konnte nicht fassen, was sie eben sagte. Es schien alles so einfach, aber doch so schwierig zu sein. Was eine kleine egoistische Lüge nicht alles kaputt machen kann… Einerseits wünschte er sich, dass sie noch Gefühle für ihn hatte, aber andererseits erwartete er dies ganz und gar nicht. Das machte es für ihn noch schlimmer. Er könnte mit ihr zusammen sein, er könnte ihre Nähe spüren, er könnte sie küssen und anfassen und sie würde es sogar zulassen, es sogar wollen, weil sie ihn noch liebt, aber sie kann nicht. Sie kann nicht, weil eine kleine dumme Tat mit einer großen dummen Lüge im Weg steht. Takeru seufzte resigniert. Er hatte es geschafft die gute Stimmung mit einem dummen Satz zu ruinieren. Mit hängenden Schultern schlurfte er zurück zu den anderen. Sora massierte Tai zärtlich die Schulter, da sich dieser zuvor beschwerte, dass das Schwert so furchtbar schwer sei und seine Schulter von dem schweren Gurt schmerzte. Er setzte zwar an, es Sora zu sagen, die Situation war optimal dafür, doch hatte er nicht den Mumm dazu. „Du bist völlig verspannt, versuch dich mal zu entspannen.“, schlug Sora vor. Doch Tai wagte nicht einmal daran zu denken sich zu entspannen. Wie sehr er es auch wollte, er konnte es einfach nicht, nicht solange er das Gewicht seiner Lüge, oder seines Geheimnisses, das klang für ihn positiver, mit sich herumtragen musste. „Ich glaube du hast zu viel auf dem Bau gearbeitet.“, kicherte Sora bei der Vorstellung, wie ein verschwitzter oberkörperfreier Tai schwere Dinge schleppen musste. „Ich frage mich wen diese Jongleure gesehen haben wollen…“, murmelte Mimi vor sich hin, die im Schatten lag und ihre Augen mit dem Arm bedeckte. „Was?“ Tai erschrak, was Sora etwas stutzig machte. „Was meinst du?“ „Diese Jongleure, die wir gefragt haben, sagten, dass jemand in seltsamer Kleidung in Unruh war, es aber schnell und aufgebracht wieder verließ. Das finde ich schon komisch.“, erklärte Mimi, die ausnahmsweise mal nicht nur an Link dachte. „Ja, da hast du Recht.“, entgegnete Sora, während sie sich weiter Tais Verspannung widmete. Dieser fühlte sich arg in Bedrängnis und an die Wand getrieben, schwieg jedoch. „Hast du niemanden bemerkt, Tai?“, fragte Mimi, noch immer liegend. „Ich denke wenn Tai jemanden von uns gesehen hätte, wäre derjenige bei ihm geblieben.“, meinte Sora. „Oder, Tai?“ Das Herz des braunhaarigen schlug ihm bis zum Hals. Was sollte er nur sagen? Ihm schwirrte Matt und das Gespräch mit ihm im Kopf rum und dass es seine Schuld war, dass sie stritten und dass er wieder ging, er wusste nicht was er sagen sollte, er wollte nicht lügen, nicht seine Freundin und nicht den Rest seiner Freunde anlügen, doch er dachte nur an den blonden Gitarristen und Sänger, er dachte an sein Haar, seine blauen Augen, seinen Gang, seine Gitarre, sein T-Shirt, sein Name, er suchte eine Antwort, sein Kopf tat weh. „Tai?“, wandte sich Sora an ihren abwesenden Freund, riss diesen aus seinen Gedanken und forderte gleichzeitig eine Antwort von ihm. Sie drängte ihn an die Wand, er musste etwas sagen, doch er dachte nur an Matt, aber sie erwarteten eine Antwort. „Nein.“, begann der braunhaarige. „Ich habe Matt nicht gesehen!“ Sora stoppte ihre Massage, Mimi setzte sich auf und blickte ihn zum ersten Mal seit diesem Gespräch an und auch Izzy, der an den Baum gelehnt neben Mimi saß und das Gespräch verfolgte, schaute nun fragend zu ihm. Tai wurde bewusst, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Nur was? Er ließ seine Antwort Revue passieren…hatte er da tatsächlich gesagt, dass er Matt nicht gesehen habe? Matt? Hat er seinen Namen gesagt? Und sich somit verraten? „Ich meine…“ Schlimmer Anfang, der fast schreit, dass das eben kein Versprecher war. „…ich…“ Durch Stottern wird es auch nicht besser. Tai blickte zu Boden und bemerkte, dass er jetzt schon wieder bestätigte gelogen zu haben. Er seufzte. Innerhalb von Sekunden hatte er sich soweit hineingeritten, sodass er keine Möglichkeit mehr hatte, sich herauszureden. „Ich habe Matt gesehen.“, gab er zu. Mimi stand der Mund offen. „Wie…du hast ihn gesehen?“, fragte sie ungläubig. „Ich habe ihn gesehen, mit ihm gesprochen, wir haben gestritten und er verließ die Stadt!“, erklärte Tai kurz und prägnant. Alle schwiegen. Es war unerträglich. Kari und T.K. kamen hinzu, bemerkten die drückende Stimmung und fragten was los sei, doch die anderen ignorierten sie und schauten weiter geschockt zu Tai. „Was?“, fragte Sora. „Ja, ihr habt schon richtig gehört.“ Tai stand auf und blickte in die Runde. Er spürte ihre Augen wie Messerstiche. „Lasst uns weiter gehen, die Pause war lange genug.“ Link, der die ganze Zeit im Terrain um den Baum herum gestreunt war, kam hinzu und bemerkte erst jetzt die Spannung zwischen den Digirittern. Unerträgliches Schweigen lag in der Luft, bis sich einige rührten, um sich auf den zu Weg machen. Nachdem auch Mimi ging und Link schließlich der Gruppe folgte, saß nur noch Sora vor Tai und starrte diesen geschockt und sauer zugleich an. Tai erwiderte fest ihren Blick und gerade als er etwas sagen wollte, schüttelte sie nur den Kopf, stand auf und ließ ihn alleine zurück. Der braunhaarige ballte eine Faust und schaute zu Boden. Er war rasend vor Wut, Wut auf sich selbst, weil er feige war und es jetzt so, durch einen dummen Versprecher, rauskommen musste. Zwei Mal hätte er die Möglichkeit gehabt, zwei Mal hatte er sie nicht genutzt. Tränen bildeten sich in seinen Augen, während er weiter auf das saftig grüne Gras starrte und sich auf die Lippe biss. Die anderen waren nun schon ein ziemliches Stück weg. Er beschloss ihnen zu folgen, immerhin wollte er ja nach Hause, auch wenn er der Meinung war, es nicht verdient zu haben, nach Hause zu dürfen. Er schnappte sich das schwere Schwert in der Scheide, legte es umständlich und mühsam an und setzte seinen Weg fort. Tai hatte nicht wenig Lust einfach wegzugehen und den anderen nicht zu folgen, einfach nur um nicht mit der Scham leben zu müssen, die ihm im Moment die Luft abschnürte. Der Gurt schnitt in seine Schulter, das spürte er deutlich. Er hatte das Gefühl Soras wohltuende Berührungen durch Schmerz ersetzt zu haben. Was er im Grunde auch hatte. Schlurfend ging er den anderen nach und beschloss den Abstand, den er momentan zu ihnen hatte, beizubehalten. So musste er ihre Blicke nicht spüren und ihre Worte nicht hören. Unfassbar wie eine einzige kleine Rast so viel kaputt machen kann… Es müssten Stunden vergangen sein, schon wieder, dabei schien die Entfernung zu diesem alten Baum gar nicht so weit zu sein. Oder kam es ihm nur wie Stunden vor? Er wusste es nicht genau, er wusste nur, dass sein Kopf völlig leer und seine Stimmung auf dem Nullpunkt war und es Stunden waren, in denen sich kein einziger der Digiritter zu ihm umdrehte oder auf ihn wartete. Nicht einmal seine Schwester. Langsam dämmerte es auch schon. Und dafür, dass Link jedem eine Waffe gab, gab es hier recht wenige Gefahren. Tai seufzte und merkte nicht, wie er den anderen immer näher kam. Sie schienen gestoppt zu haben. Machten sie Pause? Tai konnte es nicht erkennen, die Sonne war schon zu weit untergegangen. Plötzlich erschien ein großes blaues Feuer, das umherzufliegen schien. Es bewegte sich seltsam, als würde es…kämpfen! Tais Herz blieb stehen. Er musste ihnen helfen! So schnell seine Beine ihn mit dem Schwert tragen konnten, lief er zu seinen Freunden, hatte schon fast vergessen was vorgefallen war. Weitere Feuerbälle erschienen und je näher er kam, desto lauter hörte er Kampfgeräusche und Schreie, die ihn motivierten schneller zu laufen. Er bemerkte, dass sie den alten Baum schon erreicht hatten. Er sah sehr groß und wirklich morsch aus, als könnte er jeden Moment zusammenbrechen. Auf einem großen Ast konnte man ein großes Nest erkennen. Das war es mit Sicherheit, Takuuros Nest! Gleich hatte er seine Freunde erreicht. Tai hatte Angst, vor allem um Sora und Kari. Er musste sie beschützen. Noch mehr Feuerbälle erschienen um die Digiritter und Link, die sich gegen diese zu wehren versuchten. Tai legte seine Hand an den Griff des Schwertes, bereit es herauszuziehen und zuzuschlagen sobald er die Gruppe erreichte, doch plötzlich und ohne Vorwarnung schoss vor ihm etwas aus dem Boden, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte, als er versuchte auszuweichen und er schließlich, sich ein paar Mal überschlagend, hinfiel. Er hörte seltsame Geräusche als er sich wieder aufrappelte. Tai suchte das, was ihn zu Fall brachte und musste feststellen, dass es scheinbar eine riesige fleischfressende Pflanze war, die einen dünnen Stängel und einen großen blauen Kopf ohne Augen, aber mit einem riesigen Maul, hatte. Die Geräusche gingen von dieser Pflanze aus, es schien eine Art knurren oder so etwas Ähnliches zu sein. Sabber rann ihr aus dem Maul und sie ließ ihre Zunge aus diesem hängen. Tai war ganz schön erschrocken, dass es ihn von den Füßen riss, aber die Pflanze machte nicht den Anschein, dass sie laufen könnte. Durch das hohe Gras konnte er es zwar nicht sehen, aber sie hätte ihn mit Sicherheit dann schon angegriffen. Das Biest klappte das Maul auf und zu, riss es dann bedrohlich wie eine Schlange auf und duckte sich. Sie schien sogar vor Tai zurück zu weichen. Dieser wollte sich gerade erleichtert den anderen zuwenden, als die Pflanze plötzlich nach vorne schoss und nach ihm schnappte. Der Digiritter erschrak sich wiedermals und fiel zurück, sodass die Pflanze ihn nur beinahe erwischte und er unverletzt blieb. Geschockt blickte er zu dem Viech, das ihn durch die Attacke vollgespuckt hatte. Es konnte zwar nicht laufen, aber anscheinend war seine Reichweite nicht gerade begrenzt. Tai entschloss sich einfach abzuhauen und die Situation mit der Pflanze so ruhen zu lassen. Er rutschte ohne den Blick von ihm zu wenden nach hinten, drehte sich um und stand auf, als er sicher war, dass es ihn nicht mehr erreichen konnte. Der braunhaarige eilte zu den anderen, von denen ihn keiner bemerkte, da jeder mit einem brennenden, fliegenden Totenkopf zu kämpfen hatte. Link erledigte gerade einen, indem er ihn mit dem Schwert kurzerhand in zwei Teile schnitt und drehte sich, nach einem neuen Gegner suchend, kampfbereit um. Mimi duckte sich unter einem weg. „Wie funktioniert dieser verdammte Kristall?“, rief sie sich beschwerend. Link kämpfte mit einem weiteren Totenkopf. „Du musst-“ Er blockte die Attacke mit seinem Schild, woraufhin das Feuer des Totenkopfes erlosch und dieser wie ein Stein zu Boden fiel. „-seine Macht-“ Er holte mit dem Schwert über seinem Kopf aus und rammte es von oben in den Totenkopf und in den Boden. Dieser ließ einen letzten dämonischen Schrei und zerfiel in seine Einzelteile. „-heraufbeschwören!“ „Und wie?“, fragte Mimi, während sie sich wieder duckte. Link eilte zu ihr, half ihr auf, stellte sich hinter sie, nahm ihre Hände und schwang sie nach oben, in die Endposition eines V’s. Augenblicklich erschien eine blaue leuchtende Kugel, legte sich um beide und ließ sie verschwinden. Im selben Moment tauchten sie einige Meter weiter weg, und somit völlig aus dem Kampfgeschehen heraus, wieder auf. „TAI!“ T.K. zielte mit dem Bogen auf den braunhaarigen und ehe dieser auch nur einen Gedanken fassen konnte, zischte ein Pfeil an seinem Ohr vorbei, wonach er wieder diesen dämonischen Schrei vernahm. Hinter ihm befand sich einer dieser Totenköpfe und Takeru hat ihm das Leben gerettet. Taichi nickte ihm dankend zu. Umständlich versuchte er das Schwert zu ziehen. Es war einfach viel zu lang! Er legte die Schwertscheide schnell ab, ließ sie auf den Boden fallen und zog das Schwert so mit beiden Händen heraus. Als er es schützend und kampfbereit vor sich hielt, konnte er es nicht mehr halten und ließ es nach vorne sacken. „Verdammt!“, grummelte der Sportler. „Es ist viel zu schwer!“ Er beschloss die Waffe einfach hinter sich her zu schleifen und mit Schwung zuzuschlagen, wenn es notwendig wird. Tai hielt nach Sora und Kari Ausschau. Nirgends zu sehen. Es war einfach zu viel Trubel, überall diese feurigen Totenköpfe! Im Augenwinkel bemerkte er noch rechtzeitig eine Feuerwand, die auf ihn zukam, und unter der er sich im letzten Moment wegducken konnte, indem er sich auf den Boden fallen ließ. Das hohe Gras in dem er lag brannte an den Spitzen etwas, als er sich wieder aufrichtete um nach dem Quell der Attacke zu sehen. Er entdeckte Sora, die scheinbar gleich drei auf einmal erledigt hatte. Sie sah sich um und rannte zu T.K. „Wo sind Mimi, Link und Kari?“, fragte sie, während er einige Totenköpfe in der Ferne erledigte. „Link und Mimi haben sich weggebeamt.“, antwortete stattdessen Izzy, der sich aus dem Gras erhob. „Was??“, fragte Sora ungläubig. „Ja, Link musste Mimi zeigen, wie der Kristall funktioniert und hat sich dadurch selbst mit ihr weggebeamt - Runter!“ Takeru warf sich mit Sora ins Gras, woraufhin ein Totenkopf über sie hinwegflog. Schnell erhoben sie sich wieder. „Wir müssen alle erledigen, ansonsten kommen wir nicht mehr weiter!“, bemerkte Izzy. Sora und T.K. nickten und liefen in verschiedene Richtungen, um die dortigen Totenköpfe zu bekämpfen. Ein dämonischer Schädel flog direkt auf Tai zu. Dieser hatte Mühe sein Schwert zu heben, doch mit letzter Kraft und den Schwung nutzend konnte er diesen entzweien. Das Schwert ging durch den Schädel wie durch Butter. Tai hätte nie im Leben erwartet, dass es so scharf sei. Ein weiterer griff an, jedoch konnte der braunhaarige das Schwert nicht richtig schwingen, sodass er den Untoten nicht mit der Schneide, sondern mit der breiten Seite der Klinge erwischte. Er prallte daran ab, im Flug erlosch sein Feuer und er landete einige Meter weiter im Gras. Tai folgte der Flugbahn und fand den Totenkopf hilflos im Gras umherhüpfen. Der Digiritter holte aus und ließ die Klinge in den Untoten sinken, wobei er sein Schwert aus Versehen noch ein ganzes Stück in den Boden rammte. Er versuchte es herauszuziehen, doch es steckte zu tief und zu fest. Mit aller Kraft zog er an ihm. Das Schwert rührte sich jedoch keinen Millimeter. Ein Schrei lenkte den 17-jährigen von der Klinge ab. Einer der Totenköpfe hatte Kari und versuchte sie zu verschleppen. Er hob sie in die Luft und schwirrte davon. „HIKARIII!!!“ Tai rannte dem Totenkopf hinterher und versuchte seine Schwester zu packen, doch plötzlich schoss wieder eine Pflanze aus dem Boden und brachte ihn jäh zum stoppen. Der braunhaarige wollte an ihr vorbeilaufen, doch sie versperrte ihm den Weg. „KARI!!“ T.K. hörte Tais panisches Rufen und wurde auf den Totenkopf mit Kari aufmerksam. „Ich mach das!“, rief er als er an Tai vorbeizischte und dem Totenkopf hinterher rannte. Einen Moment der Unachtsamkeit handelte dem Fußballer einen harten Schlag in die Magengrube von Seiten der Pflanze ein, der an Kraft kaum zu überbieten war und Tai hart an den morschen Baum fliegen ließ. Er fiel zu Boden, der unter ihm sofort nachgab und er nur noch weg springen konnte um sich zu retten. Anscheinend war nicht nur der Baum morsch, sondern auch das Wurzelwerk und der Boden. Schon wieder schoss eine Pflanze aus dem Boden, direkt neben Tai, doch wickelte sie dieses Mal ihren langen Stängel um den Hals des Digiritters und begann ihn zu würgen. Der braunhaarige ächzte und würgte und versuchte den Stängel zu lockern, doch es gelang ihm nicht. Izzy weigerte sich die Schleuder als Waffe einzusetzen. Die Monster würden mit Sicherheit über ihn lachen. Im Gras suchte er nach etwas anderem, das er als Waffe benutzen könnte, ein größerer Stein oder ein stabiler Stock würden schon reichen. Er ging durch das Gras und suchte weiter, als ihn plötzlich etwas Hartes mit Wucht am Hinterkopf traf. Izzy rieb sich die Stelle und drehte sich um, erblickte nur einige Meter weiter Sora, die einen Stock in der Hand hielt und mit den Totenköpfen anscheinend Baseball spielte. „’Tschuldigung!“, rief sie etwas verlegen. Der rothaarige blickte neben sich ins Gras, wo sich gerade der Untote, von dem er anscheinend getroffen wurde, auflöste. Er blickte wieder fragend zu Sora, rieb sich die Stelle, als ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und er ohnmächtig ins Gras fiel. „Izzy!“ Sora war erschrocken, dass sie ihre eigenen Leute K.O. schlug und wollte zu dem Computerfreak eilen, doch tauchte direkt vor ihr ein Totenkopfschädel auf, der sie bedrohte. Sora versuchte an ihm vorbeizulaufen, doch wurde dies durch einen weiteren Schädel verhindert. Immer mehr tauchten auf und flogen bedrohlich langsam auf sie zu, drängten sie zum verdorrten Baum und ließen ihr keinen einzigen Weg zur Flucht. Sora stolperte bereits über eine Wurzel des Baumes, es kann nicht mehr lange dauern, bis sie mit dem Rücken an diesem steht. Gerade als der erste Schädel angreifen wollte, zerfiel er in seine Einzelteile, wie auch die anderen. Sora wusste nicht wie ihr geschah und was passiert war, sie jedenfalls hatte nichts damit zu tun. Wahrscheinlich hatte T.K. oder Link sie gerettet. Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen um weiterzukämpfen, auch wenn sie keinen einzigen ihrer Freunde, dafür aber viele, viele Feinde entdecken konnte. Auf einmal legte sich ohne Vorankündigung eine unheimliche Hand auf ihren Mund und um ihre Hüfte und schleppte sie nach hinten. Sora versuchte zu schreien und sich zu wehren, doch das Monster war viel zu stark. Bedrohlich schleppte es sie humpelnd nach hinten, brachte sie zu Fall und schleifte sie in einen Hohlraum direkt unter den Baum, noch immer den Mund zuhaltend… Kapitel 13: Verirrt - Teil 1 ---------------------------- - Kapitel 13 ~ Verirrt – 1. Teil - Es nahm den süßen Duft eines Pilzes wahr, während es verletzt durch den Wald rannte. Es röchelte und flüchtete so schnell es konnte, stieß dabei mit seinen Schultern gegen die umherstehenden Bäume, bis es stolperte und einen Abhang herunterfiel. Vor einem klaren See kam es zum liegen. Das Gewässer glitzerte vom sternenklaren Himmel, der strahlende Mond spiegelte sich in der ruhigen Oberfläche. Es kroch zu dem Ufer. Kurz zögerte es und blickte in seine Spiegelung. Das Untier erkannte eine Fratze wie die eines Schweins, mit dunklen, unheimlich leuchtenden Augen und Hauern, die ihm aus der sabbernden Schnauze ragten. Seine übergroßen Ohren wippten mit jeder Bewegung. Es betrachtete seine Vorderhufe und jaulte schmerzerfüllt. Sein Kopf zierte strähniges helles Haar, das im Mondlicht trüb schimmerte und ihm in die Augen hing. Das einzige, das noch übrig geblieben ist, ist seine Kleidung, die es noch immer trug. Zwar sah diese von der Flucht und den vielen Kämpfen sehr mitgenommen aus, aber sie verdeckte noch alles. Plötzlich horchte es auf und wirbelte herum. Sie waren ihm dicht auf den Fersen, es konnte ihren Geruch wahrnehmen und sie hören. Mit gepeinigt gebücktem Gang schlurfte es am Ufer des Sees entlang und flüchtete sich in den Schutz der Bäume. „Wir haben uns verirrt!“, musste Takeru zum hundertsten Mal feststellen. Er ließ sich resigniert in das feuchte Gras fallen. „Das kam mir gar nicht so weit vor.“, murmelte Kari und rieb sich wieder mal die Schulter. T.K.s Rettungsaktion schien doch länger gedauert zu haben, als es ihr vorkam. Der Totenkopf hatte sie ein ganzes Stück weiter geschleppt als sie dachte. Der blondhaarige blickte durch das Laubdach der Bäume in den Himmel und beobachtete die Sterne. Seit er den Totenkopf im Wald mit einem gezielten Pfeilschuss zur Strecke bringen konnte irrten sie umher und fanden nicht aus dem Wald heraus. Dabei mussten sie doch den anderen helfen! Aber was ihn noch mehr bedrückte war die Situation mit Kari. Sie redeten die ganze Zeit nur davon, so schnell wie möglich wieder zu den anderen zu kommen und dass sie sich hoffnungslos verirrt haben. Doch kein Wort über das Gespräch am Teich. „Lass uns weitergehen, bevor wir noch von irgendeinem Monster hier im Wald angegriffen werden. Mir ist es bei Nacht nicht mehr geheuer…“, forderte Kari auf und T.K. erhob sich. Er fühlte sich auch nicht besonders wohl hier, zu viele Bäume und Büsche konnten irgendwelchen Unwesen Schutz gewähren, sodass sie aus dem Hinterhalt angegriffen werden konnten. Es spürte wie das Gras gegen seine Beine peitschte. Sein aufrechter Gang war untypisch für ein normales Schwein, aber es war ja auch kein normales Schwein, das wusste es. Plötzlich stieß ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Es war nicht das feuchte Gras oder Frösche oder die Rinde der Bäume oder die süße Waldluft. Nein, diesen Geruch hatte es schon lange nicht mehr wahr genommen. Es hielt inne und schnüffelte grunzend, seine schweinsartige Schnauze hoch in der Luft haltend. Das Wesen nieste und rotzte in das Gras. Sein Instinkt sagte ihm, es sollte dem Geruch folgen. Es wusste zwar nur, dass es diesen Duft kannte, aber es wusste nicht mehr woher. Weit entfernt hörte es sie kommen. Ein fernes Heulen drang an sein überempfindliches Ohr. Panisch folgte es dem Geruch, lief durch Geäst und Büsche, unter Bäumen durch, Äste peitschten ihm ins Gesicht, rissen seine Haut auf und ließen es bluten, doch musste es diesen Schmerz in Kauf nehmen, wenn es überleben wollte. Der Mond warf sein helles silbernes Licht durch die Laubdecke. Karis Haar schimmerte in dem Licht mystisch und T.K. war drauf und dran sich in dessen Anblick zu verlieren, als sich Kari unerwartet zu ihm umdrehte. „Spürst du das?“, fragte sie besorgt. Takeru lief einen Schauer über den Rücken. Kari war so feinfühlig und sensibel, es war fast als hätte sie übernatürliche Kräfte. „Was…meinst du?“, fragte T.K. etwas unsicher. Sein Herz klopfte stark. Er hatte das Gefühl, dass gleich etwas passieren würde. „Ich-“ „Shhhh…hör mal!“ T.K. lauschte. Er hörte das leichte Säuseln des Windes, Blätterrauschen, das Gras wie es sich bewegte, Grillen und andere Insekten und…das laute Knacken von Ästen, das immer näher kam, als würde jemand durch den Wald laufen. Es kam schnell näher. Die beiden 14-jährigen regten sich nicht und lauschten einfach nur dem Geräusch. Man konnte ein entferntes Heulen und Bellen hören. „Was ist das?“, flüsterte Kari. Unbewusst stellte sie sich näher zu T.K. Der blonde versuchte festzustellen aus welcher Richtung es kam. Das Knackgeräusch der Äste wurde immer lauter. „Oh nein…“ „Was ist?“, fragte Hikari besorgt. „Es kommt auf uns zu!“ Takeru suchte die Umgebung ab, doch nirgends konnte er auf die schnelle ein sicheres Versteck ausmachen und schon sprang plötzlich ein unheimliches Wesen aus dem Gebüsch, es rannte schlurfend und mit gebeugter Haltung auf die beiden zu. T.K. stellte sich schützend vor Kari, das Untier machte nicht den Anschein, als wollte es stoppen, es stürzte sich auf T.K., der das Mädchen noch zur Seite stoßen konnte, und fiel mit ihm hart auf den Boden. Sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Schultern des blonden abstützend blickten seine leuchtenden Augen in die hellblauen von T.K. Das Untier brüllte ihn heiser an, wand sich kurz um und setzte seinen Weg fort. Erstarrt vor Schock konnte er sich erst nicht bewegen, bis Kari zu ihm eilte. „Oh mein Gott, ist alles in Ordnung?“ „J-ja.“, nickte T.K. „Was war das denn?“, fragte die braunhaarige und blickte in die Richtung, in die es wieder verschwunden war. „Ich…ich weiß es nicht.“ Takeru richtete sich auf. „Ich glaube es war ein…ein Mensch, der in ein Schwein verwandelt wurde.“ „Du meinst…ein…Werschwein?“, harkte Kari nach. „Ja, und es hat mich angebrüllt als…als…“ Takeru hielt inne und lauschte. Schon wieder konnte man das Knacken der Äste hören, diesmal war es aber stärker und hektischer. Der Jugendliche erinnerte sich daran, wie sich das Werschwein umdrehte und in die Richtung blickte aus der es kam. „…als…als wollte es uns warnen!“ T.K. sprang auf seine Beine und wie auf Kommando preschten dunkle Wölfe aus den Büschen, die das Schwein scheinbar verfolgten. Der erste rammte den blondhaarigen, der schroff auf den Boden fiel und sich den Kopf aufschlug, und die weiteren folgten ihm, außer einem, der knurrend und mit erhobenen Klauen auf Kari sprang, ihr einen gefährlichen Hieb versetzte, und den anderen augenblicklich folgte. So schnell sie gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder und liefen fort. Weit entfernt konnte man nur noch ein Heulen, Knurren und Bellen hören, das schließlich von der Stille der Nacht verschluckt wurde, bis es wieder vollkommen still war… Sora versuchte sich noch immer zu wehren, doch das was auch immer sie zu verschleppen versuchte, war einfach zu stark. Sie fürchtete um ihr Leben, als sie sich schließlich in einer dunklen und feuchten Erdhöhle unter dem morschen Baum wiederfand. Sora wollte sich losreißen, doch damit erreichte sie nur, dass sie noch fester gehalten wurde, sie wollte wieder schreien, doch schaffte sie es nicht wegen der Hand, die sich feste auf ihren Mund drückte und ihr beinahe die Luft nahm. „Shh!“, wurde ihr ins Ohr gezischt. „Ich bin’s doch!“ Eine ihr wohl bekannte Stimme flüsterte ihr ins Ohr. Der Griff lockerte sich und sie konnte ihrem Entführer ins Gesicht blicken. „Tai?“ Sie war unendlich erleichtert. „Psst!“ Er legte den Finger auf seine Lippen. „Sie dürfen uns nicht hören.“ Draußen konnte man das Brennen und Schwirren der Totenköpfe hören, jedoch keine Kampfgeräusche mehr. „Was ist passiert?“, fragte Sora im Flüsterton. „Ich weiß nicht. Sie sind alle auf einmal weg. Und ich konnte auch nur gerade so dem sicheren Tod entkommen, als der Boden unter mir nachgab, als mich eine Pflanze würgte.“ Er blickte zur Seite auf eine tote fleischfressende Pflanze. Noch immer rannte ihr frische Spucke aus dem aufgerissenen Maul. Die lange spitze Zunge lag auf dem Boden. „Anscheinend habe ich ihre Wurzeln bei meinem Fall aus der Erde gerissen, woraufhin sie gestorben ist.“ Tai blickte nach oben. Man konnte ein moosverhangenes Loch entdecken, durch das man den Nachthimmel sehen konnte. Das Licht des Mondes erhellte die Grube ein wenig. „Ich hoffe von außen sieht man es nicht, dann sollten wir hier in Sicherheit sein.“ Er blickte zu Sora. Sie schwiegen. „Sollen wir jetzt etwa hier warten, bis diese Monster weg sind?“, fragte sie etwas ungläubig. „Wieso bist du auf einmal so forsch? Sonst war doch immer ich derjenige, der sich jedem Kampf stellen wollte.“, stellte Tai leicht lächelnd fest. Er wollte die Stimmung auflockern. „Wir könnten fast vollständig sein und jetzt haben wir die anderen wieder verloren!“, erwiderte Sora aufgebracht, versetzte Tai somit einen Stich. Könnten fast vollständig sein…damit meinte sie ganz klar Matt! Der braunhaarige senkte den Blick. Warum musste sie gleich so an die Decke gehen? Erst jetzt bemerkte Sora was sie da gesagt hatte und vor allem wie es wirken musste. Es war ein Versehen, eigentlich wollte sie es nicht. „Es…tut mir leid.“, merkte sie leise an, wollte die Situation retten. „Nein! Nein, es tut dir nicht leid! Das ist es doch, was du die ganze Zeit schon denkst!“, erwiderte Tai hart. „Ja, natürlich weißt du besser was ich denke, als ich selbst!“ Sora schnaufte. „Ich merke es doch! Du bist doch schon die ganze Zeit auf der Suche nach Matt, du hättest ihn doch am liebsten als erstes gefunden, am besten noch verletzt, dass du ihn schön verarzten kannst!“ Tai war sauer. „Ich glaub du spinnst! Ich habe keinen einzigen Gedanken an Matt verschwendet, seit wir getrennt sind.“ „Ach, komm.“ Tai winkte ab. „Ich weiß genau, dass du mich mit ihm vergleichst. Wer küsst denn besser? Er? Als Liebhaber kannst du uns ja noch nicht vergleichen!“ „Was?? Ich…wir…“ Das ging jetzt zu weit. „Ich merke wie sehr du mir vertraust. Ich habe keine Lust mich mit dir hier zu verkriechen und zu streiten, ich versuche die anderen zu finden!“ Mit diesen Worten verließ Sora das Erdloch. „Nein! Sora, warte!“ Er verfluchte sich mal wieder selbst. Wieso war er nur so streitsüchtig geworden? Und alles wegen seinen verdammten Minderwertigkeitskomplexen bezüglich Matt. Aber wer würde die nicht haben, wenn die Freundin mit dem größten Mädchenschwarm gegangen war, den man an Coolness kaum übertreffen konnte? Tai folgte Sora. Immerhin war es draußen nicht gerade gefahrlos und er war nicht scharf darauf, sie auch noch aus den Augen zu verlieren. Sora suchte sich geduckt einen Weg durch die dämonischen Fratzen. Sie konnte nirgends auch nur ein Zeichen der anderen entdecken. Nicht einmal Izzy konnte sie finden, der eigentlich noch im Gras liegen müsste. Aber vielleicht war er aufgestanden und wurde fortgejagt. „Das muss ich mir doch nicht bieten lassen!“, murmelte sie wütend vor sich hin. Sora war völlig aufgebracht, wie konnte er so etwas nur von ihr denken? Abgelenkt durch ihre Gedanken an Tai, bemerkte sie nicht, wie sich ein Schädel bedrohlich näherte. „SORA!“ Sie drehte sich um und blickte direkt in die Fratze, erschrocken wich sie zurück und warf sich ungeschickt auf den Boden, als diese angriff. Sora versuchte aufzustehen, doch kaum stand sie, zog sich ein stechender Schmerz durch ihr Fußgelenk und sie sackte wieder ächzend ins Gras. Die 17-jährige rieb sich ihren Knöchel und könnte sich selbst wegen ihrer Dummheit ohrfeigen. Wie konnte man bei einem unspektakulären Ausweichmanöver so dämlich fallen, dass man sich das Fußgelenk verknackst? Die feurige Fratze schwebte bedrohlich über ihr und funkelte sie an. Sie schien zu grinsen, doch irgendwie sah es doch bei allen Totenköpfen so aus, als würden sie ihre Umgebung verschmähen. Sora überlegte wie sie aus dieser Situation entkommen könnte, doch aufstehen und wegrennen konnte sie schlecht. Sie musste sich etwas anderes überlegen. Aber im Grunde hoffte sie auf Tai. Er war jetzt ihre letzte Chance. Der Schädel klapperte mit dem Gebiss und holte aus für den letzten Schlag. „VERGISS ES!!“ Tai schmetterte das Viech mit einem gezielten Stockhieb weg. Er beugte sich zu Sora, die ihn etwas ängstlich ansah. „Alles in Ordnung?“ „Nein…mein Knöchel…“ Sie rieb diesen. Tai berührte Soras Fußgelenk, woraufhin diese die Luft scharf einzog. „Das sieht nicht gut aus…“, murmelte er. „Vorsicht!“ Sora deutete hinter ihn, wo sich ein weiterer Totenkopf in Kampfbereitschaft begab. Tai griff den Stock und stellte sich schützend vor Sora. Sein Gegner klapperte mit dem Gebiss und wollte gerade angreifen, als sich plötzlich sämtliche Totenköpfe in Luft auflösten. Eine seltsame Stille lag über dem Feld. „Was ist passiert?“, fragte Sora. „Ich weiß es nicht, es ist mir aber auch egal.“ Tai warf den Stock beiseite und wandte sich um. Sein Blick war bestimmt und sauer. „Wir verschwinden hier!“ Er beugte sich zu Sora runter. „Ich schätze du kannst nicht laufen!?“ Sora schüttelte den Kopf. Tai nickte und ging in die Hocke. „Steig auf, ich nehm’ dich Huckepack!“ Sora hielt sich an ihm fest und der braunhaarige stellte sich auf. Bestimmt schlug er den Weg nach Unruh ein. „Wo gehst du hin?“ „Nach Unruh.“, antwortete Tai nur knapp. „Aber…was ist mit den anderen?“, fragte Sora etwas kleinlaut. „Sie sind nicht hier. Und suchen können wir sie nicht, weil du zum einen verletzt bist und wir uns hier nur verlaufen würden. Warten will ich hier auch nicht, der Platz ist sicherlich verflucht. Unruh ist die einzige Möglichkeit die wir haben, durch den Uhrturm können wir die Stadt gar nicht verfehlen! Dort sind wir wenigstens in Sicherheit.“ Sora nickte schweigsam. Ihr tat der Streit unheimlich leid und jetzt war sie auch noch auf Tai angewiesen. Das war ihr sehr unangenehm. Dennoch fühlte sie sich auf seinem Rücken wohl und sicher. Sora drückte sich an ihn und hielt sich gut fest. Tai ging an dem im Boden steckenden Schwert vorbei. „Willst du es nicht mitnehmen?“, fragte sie etwas verwundert. Immerhin war es ein feiner Zug von Link ihnen Waffen anzubieten. „Entweder trage ich dich oder das Schwert. Beides geht nicht.“ Tais Stimme war sehr bestimmt und abweisend. „Außerdem steckt es zu fest im Boden.“ Sie schwiegen, während der braunhaarige den Weg in die Stadt fortsetzte. Mit den Gedanken bei ihren Differenzen, dem Kampf und der Hoffnung bald in Sicherheit zu sein, merkten sie nicht, dass sie nur wenige Meter an dem ohnmächtigen Izzy vorbeiliefen, der im hohen Gras lag… Das gepeinigte Untier schnappte nach Luft. Erschöpft lag es auf dem Boden, mit halbem Körper im Sumpfgewässer. Stille erfüllte den dämmernden Morgen. Wie jedes Mal. Immer wenn die ersten Sonnenstrahlen das Sumpfgebiet erhellten, war die Jagd beendet. Jedoch wurde es von Nacht zu Nacht immer schwächer. Irgendwann könnte es nicht mehr bis zum Morgengrauen durchhalten. Irgendwann würden sie es kriegen. Es hörte Schritte, die auf es zu kamen. Jedoch interessierte es sich gerade nicht dafür. Es war zu fertig um sich Gedanken darüber zu machen, wessen Aufmerksamkeit es hatte. Wäre es jemand, der sich bedroht von ihm fühlte, würde es jetzt sterben müssen. Das nahm es hin. Wäre es jemand, der ihm Gutes will, würde es jetzt vielleicht geheilt werden. Es war ihm völlig gleich was mit ihm geschah, wenn doch endlich diese Hatz ein Ende nehmen würde. Es hörte ein schrilles Kichern und ein süßlicher Geruch von Pilzen drang an seine Nase. „Ein schlimmer Fluch der da auf dich gelegt wurde.“ Die Stimme war genauso schrill wie das Lachen. Das Untier schnaufte. Es regte sich nicht, es hatte keine Kraft mehr. „Das kommt davon, wenn man sich zu lange in den verlorenen Wäldern aufhält…dann wird man verflucht!“ Die Person beugte sich zu ihm herunter und betrachtete es. „Irgendwann wirst du keine Kraft mehr haben jede Nacht durch die Wälder zu hetzen.“, bemerkte die Stimme abwägend. „Alleine wirst du den Fluch aber auch nicht lösen können. Dir wurde diese Gestalt verliehen, damit die Menschen sich vor dir fürchten und dir nicht helfen wollen.“ Das Untier atmete schwer. „Hast du ein Glück, dass ich dir zufällig über den Weg gelaufen bin und schon so manches Hässliches gesehen habe, ansonsten würdest du in ein paar Tagen elendig verrecken!“ Es hatte nicht genug Kraft sich aufzurichten und der Person in das Gesicht zu sehen, es konnte nur seiner Stimme lauschen. Die Person streichelte es und tätschelte seinen Hals. „Hab keine Angst, dieser Fluch ist leicht zu lösen.“, flüsterte sie, stand auf und kramte in ihrer Robe. Das Untier spürte wie etwas auf es gestreut wurde. Es fühlte sich erst etwas seltsam an, doch dann wurde ihm übel. Seine Innereien krampften sich zusammen und es brüllte unter Schmerzen. Es war unerträglich, leidend wälzte es sich umher, stellte sich auf alle Viere und jaulte herzzerreißend. Das Untier schrie und spürte, wie es sich langsam veränderte. Seine Hufe formten sich langsam zu menschlichen Händen, wie auch der Rest seines Körpers menschliche Formen annahm. Die Hauer zogen sich zurück, die Schnauze wurde zu einer normalen Nase, der Unterkiefer formte einen Mund, die Ohren schrumpften und die Augen nahmen eine blaue Farbe an. Längeres blondes, strähniges und strubbeliges Haar verwiesen auf eine schlimme Zeit, die er durchleben musste. Noch vor Schmerzen gekrümmt lag er am Boden. Seine Kleidung war dreckig, teils zerrissen. Er atmete heftig, beruhigte sich jedoch schnell. Langsam setzte er sich auf seine Knie, betrachtete seine Hände, die nun menschlich waren, betrachtete seinen Körper, ertastete sein Gesicht. Erleichtert lachte er und blickte zu seiner Wohltäterin auf. Es war eine alte Hexe mit einer rieseigen Nase, Glubschaugen, grüner Haut und sehr kurzen Beinen. „Alles so wie vorher?“, fragte sie ihn. Er nickte eifrig. „Ich schlage vor, dass ich dich zum Sumpf-Infocenter bringe, dort kann man dir mit Sicherheit weiterhelfen.“ Die Hexe beschwor einen Besen und schwang sich auf diesen. „Steig auf, Kleiner.“, forderte sie ihn auf. „Ach…wie heißt du eigentlich.“ „Yamato.“, antwortete er etwas heiser. Die Sonne strahlte mittlerweile durch das Blätterdach der Bäume, als T.K. die Augen aufschlug und direkt in die großen Kulleraugen eines weißen Affen blickte. Erschrocken schrie er auf, sprang auf die Beine und schüttelte den Affen von sich ab. Dieser hüpfte fröhlich vor ihm herum. „Hallo!“, begrüßte der Affe den blonden. Dieser blickte ihn mit offenem Mund an. „W-was?…Hast du gerade gesprochen??“ „Ja, habe ich.“, antwortete der Affe höflich und hüpfte weiter auf und ab. Flink kletterte er auf die Schulter des Digiritters. „Ich habe euch heute Nacht gesehen.“, meinte er fröhlich. „Uns gesehen?“ Mit einem Mal schoss T.K. Kari in den Sinn. „Oh, nein, Kari! Wo ist sie?“ Panisch suchte er sie, hoffte eigentlich, sie würde irgendwo in der Gegend stehen, aber befürchtete, dass die Wölfe sie entführt haben. „Ooooh, du suchst das Mädchen?“, fragte der Affe und ringelte seinen Schwanz. „Sie ist dort drüben, ein Wolfheimer hat sie verletzt.“ Takeru folgte der Deutung und fand tatsächlich Kari im Gras liegen. Sie war ohnmächtig, blutüberströmt und schien nicht mehr zu atmen. „Kari!“ Takeru kniete sich neben sie, versuchte einen Puls zu finden und hörte, ob sie noch atmete. Tatsächlich konnte er einen Herzschlag feststellen, auch wenn er nicht so stark war, wie er sich wünschte. „Gott sei Dank, sie lebt noch.“, entfuhr es ihm erleichtert. Er stellte fest, dass sich eine tiefe Kratzspur von der Schulter her, quer über das Dekolletee zog. Selbst Hals und Wange blieben nicht verschont. Noch immer blutete sie. T.K. fragte sich, wie lange er ohnmächtig war und ob er noch darauf hoffen konnte, dass sie überlebte. „Du blutest auch!“, bemerkte der Affe und fuhr an T.K.s Stirn. Dieser wandte sein Gesicht ab. „Ich muss sie hier wegbringen, bevor sie stirbt! Gibt es hier in der Nähe irgendjemanden, zu dem ich mit ihr gehen könnte?“, fragte T.K. hilfesuchend den Affen, der eifrig nickte. „Oh, ja. Es gibt gleich zwei Orte.“ „Ok, bring mich zu dem, der am nächsten liegt!“ T.K. hob Kari behutsam auf seine Arme, der Affe lief vor, hangelte sich aufgeregt an ein paar Ästen entlang und wies ihn an, ihm zu folgen. Der Digiritter tat wie ihm geheißen und kämpfte sich mit der schwer verletzten Kari durch den dichten Wald. Er hoffte inständig, dass sie nicht auf einen dieser Wölfe treffen und vor allem, dass Kari durchhält. Wie jeden Morgen krähte mit den ersten Sonnenstrahlen der Hahn und kündigte einen neuen Tag an. Doch fing dieser für Cremia, der Besitzerin der Romani Ranch, schon sehr viel früher an. Es war noch dunkel wenn sie aufstand und frühstückte, in den Stall ging, die Kühe auf die Weide ließ und diesen ausmistete. Erst Wenn es schon längst hell war begann sie die Kühe zu melken und die Milchkannen zu füllen. Heute Abend stand wieder eine Lieferung in die Stadt an, sie musste sich aber ranhalten, damit sie noch den legendären Château Romani zubereiten konnte. „Guten Morgen, Cremia!“, begrüßte sie ein dürrer Mann mit Irokese, der gerade mit einer Angelrute die Ranch verließ. „Oh, guten Morgen, Grog!“, erwiderte sie freundlich. „Heute gibt’s wieder Fisch?“ „Ja…meine Hühner brauchen etwas Abwechslung, sie sind ganz nervös.“ „Das liegt vielleicht an dem nahenden Unwetter, die Kühe sind auch unruhig. Ich hoffe, ich kann meiner Lieferung heute Abend nachkommen.“ Grog brummelte und ging unbehelligt weiter. Cremia musste schmunzeln. Ein komischer Kerl war das und immer stets besorgt um seine Hühner. Sie molk die Kuh weiter. Wie jeden Morgen stand er um dieselbe Uhrzeit auf. Er zog sich an und begab sich in das untere Stockwerk, das neben einem gedeckten Tisch, einem Kamin und vielen Schränken, mit Romani, Cremias kleiner Schwester, aufwartete. Ihr Hund bellte vergnügt und konnte es kaum abwarten endlich nach draußen zu kommen. „Guten Morgen.“, gähnte er etwas verschlafen. „Hallo, Joe!“, begrüßte ihn Romani freundlich. „Heute gibt es frische Eier!“ „Oh, super.“, lächelte er sie an. Romani war ihrer Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie könnten auch gut Mutter und Tochter sein. Joe gesellte sich zu dem kleinen Mädchen und fing an zu frühstücken. „Bist du aufgeregt? Das ist das erste Mal, dass du in die Stadt fährst! Ich wär’ mit Sicherheit total aufgeregt.“, plapperte Romani drauf los. „Es hält sich in Grenzen.“, antwortete der dunkelhaarige. Das Mädchen leerte seinen Teller und stand auf, packte seinen Bogen und Köcher und riss die Tür auf. Dabei rannte sie fast ihre Schwester um, die gerade eintreten wollte. „Hallo!“, rief das Mädchen ihrer Schwester im Vorbeilaufen zu und rannte, dicht vom Hund gefolgt, raus. „Nicht so stürmisch!“, lachte Cremia und schloss die Tür hinter sich. Sie blickte zu Joe. Beide schwiegen. Die junge Frau nahm Feuerholz aus einer Ecke und legte es für Abends neben dem Kamin hinter Joe bereit. „Ein Unwetter zieht auf.“, meinte sie ruhig, immer noch mit dem Rücken zu Joe gewandt. „Hoffentlich gibt es keine Lieferschwierigkeiten.“ Joe schwieg. Sie ging rüber zu dem Ofen. „Ich muss den Ofen für den Château vorbereiten.“, murmelte sie mit zittriger Stimme. Cremia stellte einen großen Topf auf den Ofen und kniete sich vor diesen um Feuer anzuzünden. Langsam stand sie wieder auf. Sie faltete ihre Hände vor ihrer Brust und blickte gedankenverloren auf das glänzende Metal des Topfes. Cremia spürte nur noch wie jemand dicht hinter sie trat, seine Arme eng um ihre Hüften legte und seinen Kopf auf ihrer Schulter ruhen ließ. Blaue lange Strähnen kitzelten ihren Hals. „Es muss sein…“, flüsterte Joe. „Ich muss wissen wie es meinen Freunden geht…“ Cremia nickte kaum merklich. Eine leise Träne lief sanft über ihre Wange… Fortsetzung folgt Kapitel 14: Verirrt - Teil 2 ---------------------------- - Kapitel 13.2 ~ Verirrt – 2. Teil Er stöhnte als er die Augen aufschlug und ihn die strahlende Sonne blendete. Mit beiden Händen rieb er sich die Augen und blinzelte in die Helligkeit um sich an die Sonne zu gewöhnen. Langsam richtete er sich auf und blickte über das hohe Gras. Idyllische Stille lag über dem Feld, der leise Wind wog die Grashalme und vereinzelte Vögel flogen am heiteren wolkenlosen Himmel. „Ähm…Leute!??“ Stille. Izzy stand auf und blickte sich schon fast panisch um. „Hallo? Ist hier jemand?“ Keine Antwort. Der Computerfreak ging ein paar Schritte durchs Gras. Er konnte überall Kampfspuren entdecken, von dem Feuer der Dämonenfratzen verbrannte Grashalmspitzen und hie und da plattgedrückte Grasflächen. Doch keine Spur von seinen Freunden. Er befürchtete, dass sie von den Knochenfratzen entführt wurden, oder womöglich sogar…er wollte gar nicht daran denken. Izzy hoffte, dass sie alle nur geflüchtet waren und sich irgendwo versteckten und ihn während der Zeit, in der er ohnmächtig war, einfach nicht gefunden hatten. Wobei er mehr befürchtete, dass sie ihn vergessen hatten, aber die andere Erklärung war ihm weitaus lieber. Der rothaarige überlegte. Was könnte er tun? Er war allein, schutzlos und kannte sich hier keineswegs aus. Izzy blickte sich um. Ein paar Meter weiter sah er ein langes Schwert im Boden stecken. Wenn ihn nicht alles täuschte, war es Tais Schwert. Er zuckte die Achseln, soviel zum Thema schutzlos. Jetzt konnte er sich wenigstens richtig verteidigen. Izzy lief zu der Waffe und versuchte sie mit aller Kraft aus dem Boden zu ziehen, aber sie steckte einfach zu tief in der Erde. Nach einigen weiteren Anläufen und nachdem er schon fast glaubte das Schwert nicht herausziehen zu können, rührte es sich plötzlich und mit der letzten Kraft seiner Muskeln schaffte er es schließlich, es aus der Erde zu ziehen. Schwer atmend betrachtete er die Klinge. Na das ist doch mal eine Waffe! Im Gegensatz zu dieser blöden Schleuder… Im Gras liegend fand er die Scheide und steckte die Waffe in den Schutz. So, jetzt konnte er sich richtig verteidigen. Seine einzige Sorge war nur das Gewicht des Schwertes. Irgendwie war es etwas problematisch das Ding zu tragen, leicht war es nicht gerade. Anlegen konnte er es auch nicht, da er zum einen seine Laptoptasche auf dem Rücken trug und zum anderen das Schwert viel zu lang war für seine Größe war. Izzy überlegte, dass es vielleicht doch nicht so unüberlegt von Link war, Tai das Schwert zu geben. Er musste zugeben, dass er der sportlichste und wahrscheinlich stärkste von ihnen drei war. Der Computerfreak schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Er wollte sich keinen Fehler eingestehen, der auch noch Link zugunsten kam! Ok, er brauchte einen Plan. Warum kamen sie wieder hier her? Wegen irgendeinem komischen Nest, an dem angeblich Matt oder Joe gesehen wurden. Damit ist mit Sicherheit der verdorrte Baum gemeint, auf dem ein riesiges Nest aus kleinen Zweigen zu sehen war. Izzy beschloss die Suche einfach fort zu führen. Hier zu warten würde gar nichts bringen, vor allem wenn diese Fratzen wieder auftauchten. Der rothaarige überlegte sich, dass er einfach geradeaus weiter ging, am Baum vorbei zu dem dahinter liegenden Waldweg. Schaden konnte es allemal nicht. Er ging gezielt, das Schwert hinter sich her schleifend, auf den Waldweg zu und hoffte, dass er dort irgendjemanden finden würde. Link war sich sicher, wenn er Navis Gesicht sehen könnte, hätte diese gerade die Augen genervt gerollt. Er selbst hatte im Moment auch sehr große Lust dazu, aber daran wäre wohl nichts Ehrenwertes gewesen. Mimis krächzen hallte durch die Höhle. Eigentlich war sie ja selbst Schuld, dass sie jetzt gewürgt wurde, was musste sie auch, nach allem was sie bis jetzt hier erlebt hatte, zu einem scheinbar abgetrennten, halb vergammelten Arm rennen, der auf dem Boden lag!? Und das auch noch, obwohl Navi sie davor gewarnt hatte, da hier mal ein Hirnsauger hauste und der Arm scheinbar übrig blieb und immer noch seiner Bestimmung folgte. Die braunhaarige versuchte den Griff des Armes zu lösen und röchelte nach Luft, doch sie entkam nicht. Link trat mehr gelangweilt zu Mimi und ihrem Angreifer, zog sein Schwert und durchtrennte den Arm mit einem leichten Hieb. Die 16-jährige fiel zu Boden und hielt sich nach Luft schnappend den Hals. Link ging in die Hocke. „Alles ok?“, fragte er höflicherweise. „J-ja.“, hustete Mimi und beruhigte sich wieder. Sie blickte auf, direkt in die aufrichtigen Augen des Hylianers. Da war es wieder, dieses Gefühl, als ob ihr nichts passieren könnte wenn er in der Nähe war. Sie erinnerte sich an die Nacht, in der Link sie rettete, wie er auf seinem Pferd saß und sein Schwert schwang, mit Leichtigkeit die Irrlichter vertrieb und ihr das Leben rettete. Genauso wie jetzt. Sie glaubte schon seit sie ihn zum ersten Mal sah, dass ihr langersehnter Traum war geworden war. Ihr gutaussehender Prinz, mit Schwert und Mut, der sie stets rettete und immer ehrlich war…den hatte sie jetzt gefunden. „Ok, dann komm!“ Link griff Mimis Arm und zog sie in eine stehende Position. Etwas ungeschickt fiel sie nach vorne in seine Arme, sie wusste selbst nicht ob es nun beabsichtigt war oder nicht. Jedenfalls versetzte Links Nähe ihr Herz in rasen. Mimi wurde heiß und kalt gleichzeitig, sie schaute ihm tief in die Augen und war nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Sie spürte wie er sie an Taille und Rücken festhielt und starrte sehnsüchtig auf die Lippen des blonden, die sich langsam zu öffnen schienen. Mimi wusste, dass er ihr jetzt sagen würde, dass er sie liebte. Sie spürte wie er ein letztes mal einatmete und ansetzte ES zu sagen, noch immer hing sie verlangend an seinen Lippen, die schließlich die magischen Worte formen sollten: „…..du stehst auf meinem Fuß!“ „Ich lie-….“ Mimis Verstand setzte wieder ein und holte sie in die Realität zurück. „Wie bitte?“ „Du stehst auf meinem Fuß!“, wiederholte Link etwas verlegen. Der Blick der braunhaarigen schnellte nach unten und tatsächlich…sie stand auf seinem Fuß. Schnell riss sie sich von ihm und sicherte sich ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen ihnen beiden und stammelte mit hochrotem Kopf und gesenktem Blick eine Entschuldigung heraus. „Schon ok.“, versicherte Link und lächelte, als gerade Navi angeschwirrt kam. „Hey, dort hinten ist ein Ausgang!“, jubelte sie. „Alles klar, lass uns von hier verschwinden.“, meinte er zu Mimi und ging Navi hinterher, die den Weg der Höhle etwas erhellte und vorausflog. Mimi wäre am liebsten auf der Stelle gestorben, so peinlich war ihr die Situation. Gott, sie hatte auf seinem Fuß gestanden und das muss er ausgerechnet dann sagen, wenn sie bereit war ihn zu küssen…ihr schlich sich der leise Verdacht ein, dass er womöglich gar nicht so empfindet wie sie, sondern sie einfach nur für ein nerviges kleines Bündel hielt, dass er dauernd retten musste. Immerhin waren sie ja auch nur wegen ihr in dieser Höhle, weil sie mit dem Teleporterstein nicht zurecht kam, er ihr helfen musste und sie sie beide ständig woanders hingebeamt hatte, bis sie schließlich in dieser Höhle gelandet waren, ehe die Kraftreserven des Kristalls erschöpft waren. Und ihre Freunde? Link war ohne Zweifel der stärkste von allen, wie sollten sie ohne ihn gegen all diese Monster antreten? Sie hoffte inständig, dass alles gut gegangen war. Das immer heller werdende Tageslicht, das den Anfang der Höhle beleuchtete, riss sie aus ihren Gedankengängen. „Wir sind gleich draußen!“, hörte sie Navis hohe Stimme fröhlich sagen. „Bin mal gespannt wo wir gelandet sind!“, meinte Link nur und kniff die Augen zusammen, als sie aus der dunklen Höhle in das helle Tageslicht traten. Die Landschaft, oder eher, der Wald, der sich vor Mimi auftat, war nicht viel anders wie das, was sie schon die ganze Zeit gesehen hatte. So langsam glaubte die braunhaarige, dass es in diesem Land überhaupt nichts anderes als Gras, Bäume und Felsen gab. Sie würde es nicht wundern, wenn sie sich hoffnungslos verirren würden. „Mmmmh…“, kam es nachdenklich von Link. „So auf Anhieb kommt mir hier nichts bekannt vor.“ Er blickte in die Baumkronen und versuchte dann zwischen den Baumstämmen einen Horizont auszumachen, doch der Wald um sie herum war viel zu dicht bewachsen um weiter als ein paar Meter sehen zu können. Der Held blickte nach rechts und links, als würde er abwägen, welche Richtung sie einschlagen sollten. Sein Blick blieb links hängen. „Da lang!“ Er schritt frohen Mutes vor, Mimi trottete ihm nach. War das jetzt Absicht, dass er sie förmlich ignorierte? Sie seufzte und dachte an die Aktion von eben. Es war ihr immer noch unheimlich peinlich. Unerwartet drehte sich der blonde zu ihr um. „Hey, kommst du?“ Er lächelte sie mit seinem Heldenlächeln an und Mimi war sofort wieder hin und weg. Ihre schlechte Stimmung war förmlich weggeblasen. Sie nickte freudig und holte zu ihm auf. Izzy blickte in den wolkenverhangenen Himmel. Es beunruhigte ihn, dass scheinbar ein Unwetter aufzog. Zumal er immer noch unter freiem Himmel umher irrte und nicht wusste wo er war. Der rothaarige verfluchte sich innerlich, dass er nicht zurück nach Unruh gegangen war. Die Stadt konnte man auf der Ebene leicht finden, doch er musste ja unbedingt diesen Pfad hinter dem Baum nehmen, weil er dort Joe oder Matt vermutete. Und jetzt ging er hier schon gefühlte vier Tage lang und die Landschaft wollte sich einfach nicht ändern. Dann wurde auch dieses Schwert immer schwerer, es war wirklich zum Verrückt werden. Der Computerfreak seufzte. Er beschloss eine Pause einzulegen und setzte sich unter einen großen Baum, der am Wegesrand stand. Er hörte, wie der Wind in den Blättern rauschte und spürte wie dieser in seinen Haaren spielte. Izzy fuhr sich durch seinen roten Schopf. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass es für seine Verhältnisse schon relativ lang geworden war, auch wenn er immer noch die kürzesten Haare von allen hatte. Eigentlich wäre es mal wieder Zeit für den Friseur und seinen typischen Kurzhaarschnitt. Er seufzte wieder und ließ sich auf den Rücken sinken, sodass er in die Baumkronen blicken konnte. Wie lange war er jetzt schon hier? Einen Monat? Ja, das kam in etwa hin. Aber warum zur Hölle waren sie hier? Izzy konnte sich keinen Reim darauf machen. In der Digiwelt gab es wenigstens Probleme, die sie zu lösen hatten, aber hier? Dieses Land hatte einen Helden, der hier schon längst aufgeräumt hatte. Was war also die Funktion der Digiritter hier? Diese Frage konnte selbst T.K nicht beantworten… Als Izzy sich energisch aufsetzte, machte sich ein ihm wohlbekanntes Gefühl breit. In letzter Zeit war es nur noch ansatzweise da, wenn überhaupt. Er hatte schon ganz vergessen was es bedeutete und dass es überhaupt existierte. Gott, was war er nur für eine Schlafmütze und ein Griesgrämer geworden. Der rothaarige hasste sich für die letzten vier Wochen in denen er seine Zeit vertrödelt hatte. Er war nicht er selbst gewesen, schon seit Monaten oder sogar Jahren… Das Gefühl brannte, als er zu seinem Laptop griff und ihn aufklappte. Seit er ihn wieder hatte, schenkte er ihm kaum Beachtung. Hoffnungsvoll ließ er seinen Zeigefinger über dem On-Schalter schweben. Er biss sich leicht auf die Unterlippe und ließ ihn auf diesen sinken. Zu seiner Überraschung ging der Laptop mit seinen wohlbekannten Hochfahr-Geräuschen wirklich an und er grinste freudig. „Jetzt geht’s los…“, drohte er schon fast. In seinen Augen konnte man sehen, wie etwas in ihm brannte. Dieses Brennen sah man früher oft in seinen Augen, aber mit den letzten Jahren ließ es nach…seine Neugierde wurde wieder entfacht. „Hier, bring das nach draußen!“, befahl der Betreiber des Sumpf-Info-Centers schon fast und deutete auf ein paar Kisten. „Der Deku-Kerl vor dem Haus braucht das.“ Matt stöhnte innerlich auf. War er zu nichts gut außer als Laufbursche hier herum zu rennen? Hatte der Betreiber nicht irgendwann mal einen Sohn erwähnt? „Na los, ich bezahl dich nicht fürs rumstehen!“, drängte der dicke und behaarte Betreiber, der sich lässig auf seine Theke stützte. Nein, er wurde gar nicht bezahlt! Matt setzte an etwas zu erwidern, doch im letzten Moment ließ er den Ansatz im Keim ersticken. Immerhin hat ihn der Dicke aufgenommen und ihm neue Kleidung gegeben, da seine alte völlig zerfetzt war. Er blickte an sich herunter. Das weiße mittelalterliche Hemd war zwar zu groß und die dunkelbraune Hose aus seltsamem Stoff, aber die braunen Lederstiefel gefielen ihm irgendwie. Seufzend stemmte er die erste Kiste hoch und schleppte sie nach draußen. Als er alle Kisten draußen hatte und sich seufzend und verschwitzt an sie lehnte, sah er eine scheinbar hölzerne Kreatur, mit Säcken bepackt, auf ihn zufliegen, wobei ihm seine Mütze mit propellerartigen Blättern zum Fliegen verhalf. Der Blonde schaute das Wesen neugierig an und bemerkte, dass es auf ihn zuflog. War das dieser Deku-Kerl? Das Wesen ließ sich neben Matt nieder und stellte die Säcke ab. „Hallo!“, begrüßte es ihn freundlich. „Da bist du ja, hier nimm das.“ Es reichte Matt eine Flasche mit einer seltsamen Flüssigkeit. „Beeil dich!“, drängte es weiter, doch kassierte nur einen verwirrten Blick von dem Musiker, der das Gefäß kritisch beäugte. „Was soll ich denn damit?“ Das Wesen starrte ihn plötzlich aus riesigen Augen an. „Hör auf Witze zu machen, bring das sofort zum Deku-Palast!“, befahl der Deku. „Äh, zum…Deku…Palast?“, fragte Matt ungläubig. „Ja, du bist doch der Bote, also mach dass du weg kommst, es geht um Leben und Tod!“ Das Wesen schüttelte den blonden. „Wenn du am Ufer des Sumpfes entlanggehst, kommst du automatisch zum Palast. Jetzt geh!“ Es schob ihn in Richtung der Leiter, die von der Plattform, auf der sich das Sumpf-Info-Center befand, herunter führte. Matt zögerte erst, doch beeilte er sich dann hastig die Sprossen herunter zu kommen. Er wollte nicht daran schuld sein, wenn jemand starb. Außerdem hatte es den netten Nebeneffekt, dass er von diesem blöden Betreiber weg kam, dennoch war er sich sicher, dass der Deku-Kerl ihn da mit jemandem verwechselt hatte. Die Flasche fest umklammert lief er am Ufer entlang und fragte sich, wie weit wohl dieser Palast entfernt lag. Tai spürte schon lange seine Beine nicht mehr, dennoch schritt er kontinuierlich auf Unruh zu. Noch immer trug er Sora auf dem Rücken. Sie war eigentlich recht leicht, dennoch war sie in Anbetracht der Hitze und des stundenlangen Marsches ziemlich schwer geworden. Er versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen und ging weiter. Gesprochen haben sie nichts mehr seit sie aufgebrochen sind und Sora ließ schon eine ganze Weile locker die Arme über Tais Schultern hängen. Anscheinend schlief sie. Bald hätten sie es aber geschafft, der braunhaarige konnte Unruhs Lärm schon förmlich hören. Er biss die Zähne zusammen und schritt schnurstracks auf die Stadt zu. Nicht nur die ständig lauernde Gefahr und dass er sich unbewaffnet diesen stellen müsste animierte ihn dazu, auch der immer dunkler werdende Himmel war mehr als nur Anlass seine Schritte zu beschleunigen. Ein Unwetter schien sich anzubahnen und wenn er die Wolken so betrachtete, wurde er immer nervöser. Er beschleunigte seine Schritte noch mal und bahnte sich den Weg durch das hohe Gras. „Ja!“, jubelte Izzy. Gerade hatte er es geschafft mit seinem Laptop Verbindung zu den Digivices herzustellen, nachdem er schon erfolgreich jeweils eine Karte von Termina und Hyrule herunter geladen hatte. Die Digivices leuchteten jeweils als Punkte in ihren Farben. Izzy beschloss zu dem Punkt zu gehen, der am nächsten von ihm war. Das war der grüne. Also Mimi. Sie bewegte sich in Richtung Farm. Wenn Izzy quer durch den Wald abkürzen würde, würde er sie erreichen. Auf der Karte entdeckte er auch Matt und Joe. Allerdings befand sich keiner der beiden auch nur ansatzweise in der Nähe des verdorrten Baumes, oder überhaupt in dem Gebiet hinter diesem Baum. Aber er musste Mimi davon abhalten, einen solchen Umweg zu machen. Entschlossen stand er auf, hielt den Laptop vor sich um Mimis Position genau zu sehen und ging in die Richtung, die der Computer ihm anzeigte, in der Hoffnung, dass bald alle wieder vereint sind. Kapitel 15: Die liebe Liebe --------------------------- - Kapitel 14 ~ Die liebe Liebe - Seine Beine fühlten sich an, als würde jemand mit tausenden von Nadeln hinein stechen. Er spürte deutlich wie er bei jedem Schritt schwächer wurde, wie seine Muskeln schon vor Anstrengung zitterten. Sein Kreuz tat unglaublich weh von der geneigten Haltung und er war so verschwitzt, dass er das Gefühl hatte, dass Sora an ihm kleben würde. Aber jetzt hatte er es so weit geschafft, die paar Meter würde er auch noch schaffen. Immerhin trat er gerade durch das Tor zur Stadt und war nur noch einige hundert Meter von dem Gasthof zum Eintopf entfernt. Gerade rechtzeitig, da der Himmel so schwarz war, wie er schwärzer nicht sein konnte, und es gerade zu tropfen begann. Der Wind war schon recht stark geworden, er wusste gar nicht, wie Sora noch schlafen konnte. Gezielten Schrittes schlängelte sich Tai mit seiner immer noch schlafenden Sora durch die Menschenmenge. Er hatte das Gefühl jeden Moment vor Anstrengung zusammen zu brechen. Wie viele Stunden war er jetzt schon ohne Pause unterwegs? Er wusste es nicht. Kraftlos schleppte er sich die Treppen zu Ost-Unruh hinauf. Nicht mehr weit… „Tai…?“ Er vernahm ein Murmeln neben seinem Ohr, auf dessen Seite Soras Kopf auf der Schulter ruhte. Sie schien aufzuwachen. „Wir sind gleich da!“, versicherte der braunhaarige atemlos. Soras Arme schlangen sich im Halbschlaf enger um seinen Hals und sie kuschelte sich wieder näher zu ihm. Es schien nur eine kleine Geste zu sein, doch solche kleinen Gesten zeigten Tai, wie sehr er sie liebte. Immer wenn er sie nur sah, in ihrer Nähe war oder sie berühren konnte. Immer dann war er der glücklichste Mensch auf Erden. Für den Moment genoss er es einfach. Vielleicht war es aber das letzte Mal, dass er sie so Nahe bei sich haben konnte… Gott sei Dank stand die Tür zum Gasthof offen. Tai verstand zwar nicht warum, da sich ein großes Unwetter zu nahen schien, aber er nahm es hin und ging sofort die Treppen zu den Zimmern rauf. Mit Mühe stieß er die Tür zu seinem Zimmer auf und lief direkt auf eines der Betten zu. Vorsichtig ließ er Sora darauf ab und fiel fast augenblicklich neben sie auf den Rücken und schnaufte laut. Die mittlerweile wache Jugendliche blickte ihn fragend an. „Wieso hast du keine Pause gemacht?“ Sie rieb ihren schmerzenden Knöchel und gähnte. „Zum einen“, erwiderte er etwas atemlos. „weil du geschlafen hast und zum anderen, weil sich da was zusammenbraut!“ Er deutete zum Fenster, durch das man den wolkenverhangenen Himmel sehen konnte. Noch regnete es nicht viel. Tai setzte sich schwungvoll auf. „Ich hole Verbandszeug.“ Er stand auf und verließ das Zimmer. Sora blickte ihm hinterher. Langsam machte sich ein Gefühl der Beklemmung in ihr breit. Sie waren zwar jetzt in Sicherheit, doch der Gedanke, dass sie nun ganz allein mit Tai hier war, machte ihr irgendwie Angst. Noch vor ein paar Tagen hätte sie für einen solchen Moment jemanden getötet. Aber jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie sich immer mehr von Tai entfernen würde. Gerade war er ihr so fremd und so weit weg…als würde sie ihn kaum kennen. Weit entfernt hörte sie ein erstes leises Grollen des Donners. Izzy hatte das Gefühl, dass es gerade dabei war Nacht zu werden, so dunkel war es auf einmal geworden. Er blickte durch das Laubdach in den Himmel. So schwarze Wolken hatte er noch nie gesehen und der Anblick beruhigte ihn auch nicht gerade, da er immer noch allein quer durch den Wald umherirrte. Sein Laptop gab kontinuierlich ein piependes Signal von sich, das ihm anzeigte, dass Mimi nicht mehr weit entfernt war. Der rothaarige spielte schon mit dem Gedanken, dass sie einfach ihr Digivice verloren hatte, aber glücklicherweise schien es sich zu bewegen und Izzy hoffte einfach mal, dass es wirklich die 16-jährige war. Allerdings müsste er sich ranhalten, die Wolken ließen nichts Gutes vermuten. Er beschleunigte seine Schritte und watete durch das hüfthohe Gras in die Richtung, die ihm der Laptop anzeigte. Plötzlich stolperte er förmlich auf einen schmalen Pfad, der sich durch den Wald zog. Und gerade noch konnte er jemanden hinter einem Busch in der Kurve verschwinden sehen. Das musste Mimi sein! Aufgeregt lief Izzy hinterher und tatsächlich…es war Mimi. „MIMI!“, rief er und lief weiter auf sie zu. Die angesprochene drehte sich um und erst jetzt bemerkte der Computerfreak auch Link. „Izzy!? Wo kommst du denn her?“, fragte Mimi überrascht. Sie hätte ihn ganz und gar nicht hier erwartet. „Es hat wirklich geklappt!“, freute er sich etwas außer Atem. „Geklappt?“, harkte die 16-jährige nach. „Ja, hier, schau mal.“ Er hielt ihr den Laptop hin, auf der sie einen Ausschnitt einer Landkarte und einen grünen und purpurnen Punkt erkennen konnte. Die Punkte lagen fast übereinander. „Hier, das sind wir. Ich kann den Standort von jedem von uns Digirittern herausfinden!“ Er zoomte aus der Karte heraus, sodass man das ganze Land überblicken konnte. An den verschiedensten Stellen konnte man verschiedenfarbige Punkte aufleuchten sehen. „Oh nein, wir sind aber ganz schön auseinander gerissen!“, bemerkte Mimi. „Hey, wir sind in der Nähe der Romani Ranch!“, rief Link, der auch neugierig auf die Karte lugte und zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm. „Lasst uns dort hin aufbrechen!“ Izzy und Mimi blickten ihn beide fragend an. „Aber was ist mit unseren Freunden?“, fragte Mimi und zog eine Augenbraue hoch. „Da hinten ist doch niemand!“ „Die können wir morgen auch noch suchen, bald geht das Unwetter los!“ Der blonde deutete in den Himmel. „Es fängt gleich an zu regnen, wenn wir uns beeilen, kommen wir nur durchnässt an und müssen nicht durch den Sturm laufen!“ Ok, das war einleuchtend. Izzy packte seinen Laptop in die Tasche und zog ihn auf den Rücken. „Dann mal los!“, meinte er schon fast vergnügt und fing sich einen verwirrten Blick von Mimi ein, die ihn nach den letzten Tagen kaum wieder zu erkennen schien. „Was ist los?“, fragte die braunhaarige verwirrt. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Izzy legte den Kopf etwas schief und bemerkte selbst, dass er gerade sehr vergnügt war. „Ich-“ Plötzlich sprang etwas aus dem Gebüsch und warf sich auf Link, der damit so wenig gerechnet hatte wie Izzy und Mimi, und mit dem Wesen zu Boden fiel. „Argh!“ Link versuchte sich gegen den Wolfsheimer, der auf ihm saß, und ihn zu schlagen und beißen versuchte, zu wehren. „Wir müssen ihm helfen!“, meinte Mimi, die vor Schreck neben Izzy sprang. Dieser nickte nur zustimmend und griff an seinen Gürtel. Doch packte er nur Luft. Etwas verwirrt griff er über seine Schulter, doch auch hier landete seine Hand nur im Leeren. „Verdammt! Wo ist das Schwert?“ Er drehte sich um die eigene Achse und fummelte auf seinem Rücken. Plötzlich hielt er inne, als ihn ein Geistesblitz durchfuhr. „Der Baum! Ich hab es vor lauter Aufregung beim Baum vergessen!“ „Was für ein Baum?“, fragte Mimi mit hochgezogenen Augenbrauen. Izzy wollte darauf antworten, doch wurde seine Aufmerksamkeit durch Links Ächzen wieder auf den Helden gelenkt. Irgendwie musste er ihm helfen. Also packte er nach dem einzigen, das er als Waffe nutzen könnte: Die Schleuder. Er glaubte selbst nicht, dass er gerade mit einer dummen Schleuder auf einen Werwolf, oder was das auch immer war, er wusste es nicht, zielte und hoffte, diesen dadurch verletzen zu können. Der Computerfreak kniff ein Auge zusammen und dehnte den Gummi soweit er konnte. Er peilte das Untier an und ließ den Gummi los, der das Geschoss direkt in dessen Rippen versenkte, woraufhin es aufschrie, zur Seite fiel und nach einigem Winseln und sich Winden schließlich ohnmächtig wurde. Izzy traute seinen Augen nicht. Erstaunt blickte er die Schleuder an. Er hätte nie im Leben gedacht, dass sie eine solche Durchschlagskraft hätte. Oder war sie irgendwie magisch? Er konnte sich mittlerweile vieles vorstellen hier. Link setzte sich etwas atemlos auf und rieb sich den Hinterkopf. „Uh…der hat mich aber überrascht, kam schon lange nicht mehr vor. Danke, der Deku-Kern hat ihn außer Gefecht gesetzt.“ „Hast du dir weh getan?“, fragte Mimi den blonden besorgt und blickte ihn fürsorglich an. Izzy blickte zur Seite. Es bereitete ihm Magenschmerzen. „Ähm, nein!“, antwortete Link schnell, doch als er ansetzte noch etwas zu sagen, wurde er von weiteren aus dem Gebüsch springenden Wolfsheimern unterbrochen. Der grünbemützte zog augenblicklich sein Schwert und sein Schild und stellte sich schützend vor Mimi und Izzy. „Los, verschwindet! Ihr wisst wo die Farm ist, wir treffen uns dort!“, befahl Link schon fast. „Aber-“ „Haut ab!“, rief er, als ihn ein Wolfsheimer angriff und er sich hinter seinem Schild schützte, während noch ein dutzend weitere aus dem Wald auftauchten. „Los komm!“ Izzy packte Mimi am Handgelenk und lief mit ihr den Waldpfad entlang in Richtung der Farm. Doch sie wehrte sich zunehmend und schaffte es ein paar hundert Meter weiter sich von dem rothaarigen los zu reißen. „Nein, wir müssen ihm helfen, das sind zu viele!“ Sie wollte wieder zurück laufen, doch Izzy hielt sie am Arm fest. „Bist du lebensmüde? Du kannst ihm nicht helfen, er schafft das ganz allein!“ „Nein, ich helfe ihm!“ Sie riss sich wieder los und lief zurück, dennoch konnte Izzy sie nach ein paar Schritten einholen und wieder festhalten. „Lass mich gefälligst los!“, beschwerte sich die 16-jährige. „Er braucht Hilfe!“ „Das ist doch Wahnsinn, Mimi! Willst du drauf gehen?“ Izzy packte sie an den Schultern und zwang sie somit ihn an zu sehen. „Es ist mir egal, ob ich drauf gehe, ich werde ihm helfen, du kannst machen was du willst!“, erwiderte sie bestimmt. „Mir ist es aber nicht egal, ob du drauf gehst, Mimi!“ „Ach ja?“ Mimi versuchte sich wieder aus Izzys Griff zu befreien, doch er hielt sie fester. „Lass mich los, ich will nicht, dass Link etwas passiert, ich liebe ihn!“ Plötzlich ließ der rothaarige sie los. Mimi blickte ihn verwirrt an, doch er schaute abwesend zurück. Er senkte den Blick und schaute auf seine Hände, die zitterten. „Ich…“, begann er leise. „Ich will auch nicht, dass dir etwas passiert, weil…“ Mimi schaute ihn immer noch verwirrt an. Wieso war er so komisch? Plötzlich traf es sie wie der Schlag. Sie schaute ihn aus großen Augen an und schüttelte leicht den Kopf. „Mir…mir ist gerade klar geworden, dass ich mich Hals über Kopf in dich verliebt habe…“, meinte Izzy in leicht ungläubigem Flüsterton mehr zu sich selbst und blickte zu Mimi, die ihn erschrocken anstarrte. „Und es tut weh, dass du in Link…“ Er beendete den Satz nicht. „Tu nicht so, als hättest du es nicht gewusst!“, flüsterte sie schon fast. „Was?“ Der Computerfreak war verwirrt. Hatte er doch gerade wirklich erst gemerkt, dass er in Mimi verknallt war, glaubte sie ihm etwa nicht? „Tu nicht so, als hättest du gerade erst gemerkt, dass ich Link liebe!“ Es versetzte ihm einen Stich. War sie jetzt etwa sauer? Oder war das gerade eine astreine Abfuhr? Wahrscheinlich beides… Matt lief noch immer in Richtung dieses Palastes, doch war er schon völlig durchnässt vom strömenden Regen. Die Flasche fest umklammert hoffte er noch rechtzeitig anzukommen, wenn es wirklich um Leben und Tod ging. Aber vielleicht hatte dieser Deku-Kerl auch nur übertrieben, damit er sich beeilte. Er hätte ja selbst fliegen können, das wäre mit Sicherheit schneller gewesen. Plötzlich hielt Matt inne und wandte sich um. War das nicht…? Er ging ein paar Schritte zurück und bückte sich nach etwas, das am matschigen Boden lag und schon vom Schlamm fast völlig verdeckt war. Mit einer Hand griff er danach und hielt es in seiner flachen Hand, wischte mit dem Daumen den Schmutz ab und war sich nun vollkommen sicher: Es war ein Digivice! Er konnte sich nicht länger damit beschäftigen, sondern stopfte es einfach in seine Hosentasche, er würde es sich später genauer ansehen. Der blonde lief weiter in Richtung Palast, denn wenn es das große eckige Ding dort hinten war, das in dieser riesigen Felswand eingelassen war, war er fast angekommen. Zielsicher rannte er weiter durch den Regen. Er spürte schon gar nicht mehr die Tropfen, da er durch und durch nass war, als sei er eine Runde mit Klamotten im Pool schwimmen gewesen. Ein paar Meter vor der Felswand erkannte er, dass das eckige Ding, das er von weitem sah, eine gewaltige quadratische Holzwand war, die man mit einer dicken grünen Wellenlinie versah, die sich horizontal, etwa in Matts Höhe, von einer Seite auf die andere erstreckte und ihn an Indianerstämme erinnerte. Wie vermutet, war die Wand in den Stein eingelassen. Erst als er sie erreichte, erblickte er jedoch einen weiteren Deku-Kerl, der größer und erhabener aussah als der Händler und sich mit einem Schirm aus großen Blättern vor dem Regen schützte. Atemlos hielt Matt vor diesem Wesen an, das ihn abschätzend anblickte. „Bist du der Bote?“, fragte es mit seiner quirligen und höflichen Stimme. Der Musiker nickte und hielt ihm das Gefäß vor die Nase. „Mh, na gut. Wir müssen uns beeilen.“ Es verbeugte sich und machte mit einem Arm eine ausladende Geste, woraufhin sich augenblicklich die Holzwand spaltete und nach innen öffnete. Sie war ein riesiges Tor. Der Deku führte Matt durch dieses, das sich sofort wieder nahtlos schloss. Sie standen vor einem riesigen hölzernen Palast, der durch Sumpfgewässer vom restlichen Ufer geschützt war, doch konnte man ihn leicht durch mehrere schwimmende Holzelemente, die sozusagen als Brücke fungierten, erreichen. Der Deku lief leichtfüßig über diese, doch Matt fiel einige Male fast ins Wasser. Immer wieder animierte das Wesen den Jugendlichen dazu, dich zu beeilen und als sie die Deku-Wachen vor dem Palast passierten, warf der blonde einen letzten Blick nach hinten. Ein Blitz zog sich über den Himmel, woraufhin es augenblicklich laut donnerte. „Schnell!“, forderte der Deku wieder auf und bog nach links in einen Gang, dem noch viele weitere folgen sollten. Matt war beeindruckt von dem Gebäude, nicht nur, dass viele Teile unter freiem Himmel zu liegen schienen, der ganze Palast schien aus Holz zu sein und verzichtete auf edlen Fußboden, nein, er war völlig auf dem Grund und Boden gebaut, auf dem Matt schon die ganze Zeit her lief. Anscheinend fühlten sich diese Wesen so naturnah am Wohlsten. Auf dem Weg liefen sie an vielen anderen Dekus vorbei, die sehr besorgt schienen, soweit Matt das im vorbei rennen beurteilen konnte. Vor einem Durchgang, oder eher einem Türrahmen, bei dem einundurchsichtiger seidener Vorhang als ‚Tür’ fungierte, waren recht viele aufgeregte Dekus versammelt, die miteinander tuschelten. „Sind wir zu spät?“, harkte der Deku, dem Matt die ganze Zeit folgte, nach, jedoch wartete er keine Antwort ab, sondern betrat sofort den Raum hinter dem Vorhang. Der blonde folgte ihm. In diesem Raum, der zur Abwechslung überdacht war und reichlich Fackeln und eine große Feuerstelle, die Wärme und Licht spendeten, bot, waren einige Dekus um etwas oder jemanden versammelt, das Matt nicht ausmachen konnte, da sie sein Blickfeld versperrten. „Es ist da!“, kündigte der Deku an, woraufhin sich einige zu Matt umdrehten. „Endlich!“ Ein sehr großer und mit Blumenschmuck verzierter Deku löste sich aus der Gruppe, trat auf den blonden zu und nahm ihm das Gefäß ab. Er überreichte es einem anderen Deku, der, so wie Matt vermutete, wohl der Arzt oder Medizinmann, oder wie diese Wesen es auch immer bezeichneten, war. Dieser öffnete augenblicklich die Flasche und verarztete wohl einen verletzten Stammesangehörigen. „Den Göttern sei Dank! Es war noch rechtzeitig!“, hörte Matt den Medizinmann erleichtert sagen. „Dann wird es ihr bald besser gehen!?“, fragte eine ihm wohlbekannte Stimme beruhigt. Während der Medizinmann antwortete, trat Matt näher, um die Stimme auszumachen und staunte nicht schlecht, als er bemerkte, dass er sich nicht irrte. „T.K.?“ Sein Bruder blickte auf, doch schenkte er ihm nicht viel Beachtung. Verwirrt folgte Matt seinem Blick. „Oh mein Gott, Kari! Was ist passiert?“ Augenblicklich beugte er sich zu ihr herunter. Ihr Shirt war von der linken Schulter herunter bis zum Dekollete völlig zerfetzt und blutdurchtränkt, das wohl das Resultat der tiefen Kratzwunden war. Eine unnatürlich rote Flüssigkeit glänzte auf der Wunde. Das war wohl das, was Matt hier her transportierte, es war ein Wundheilmittel! Und er dachte schon es sei ein Zaubertrank. Unwillkürlich musste er wieder an diese komische Hexe denken und an seine…Verwandlung. „Was ist denn passiert?“, harkte der 17-jährige nach. „Naja…diese seltsamen Wölfe haben sie verletzt…“, erinnerte sich T.K. traurig. „Wolfsheimer waren das!“, bemerkte der kleine weiße Affe, den Matt erst jetzt bemerkte. Er kam näher und beschnupperte den Sänger aufmerksam. „Mmmh…dein Geruch kommt mir bekannt vor. Ich kenne dich irgendwo her…“ Der Affe schnupperte weiter aufmerksam. „Jetzt weiß ich!“, jubelte das weiße Tier. „Du bist das verfluchte Ungeheuer!“ Die beiden Brüder blickten gleichermaßen verwirrt. „Das Ungeheuer, das dazu verdammt war, auf ewig von Wolfsheimern verfolgt zu werden? Wie hast du den Fluch gebrochen?“, schaltete sich der Deku mit dem Blumenschmuck ein. Plötzlich hatte T.K einen Geistesblitz. „Moment mal….DU warst dieses Monster aus dem Wald?“ Matt zuckte nur mit den Achseln. „Ich erinner’ mich kaum daran. Ich bin an einem Strand aufgewacht und hab einen Fischer getroffen, der mich mit in die Stadt nahm. Dort traf ich Tai, wir stritten uns und ich verließ sauer die Stadt…ich hab wohl etwas überreagiert, auf Grund unserer Lage hätte ich mich ihm anschließen müssen…“, erklärte Matt. „Ja, wir haben Tai schon getroffen…“, erwiderte T.K. und wandte seinen Blick ab. Die Dekus hörten gespannt zu, bis sich der mit Blumenschmuck erhob und ein Zeichen gab, das wohl bedeutete, dass sie den Raum verlassen sollten. Es hatte den Anschein, dass sie etwas zu klären hatten und er wollte mit seinem Volk nicht dabei stören. „Wenn Euch etwas fehlt, sagt bescheid!“, meinte er zu den Digirittern. „Es sind zu Eurer Sicherheit zwei Wachposten vor dem Raum postiert. Ihr wird es bald wieder besser gehen, es heißt jetzt nur noch abwarten.“ Nun verließ auch er den Raum. Stille. Man konnte nur noch das Knistern des Feuers hören und Karis stoßweise Atmen. Takeru strich ihr eine verschwitzte Strähne aus der Stirn. „Sie hatte Glück, mh?“, flüsterte Matt schon fast. Sein Bruder nickte mit noch immer abgewandtem Blick. „Ich hätte sie beschützen müssen…deine Warnung hat nichts gebracht…ich hab sie erst verstanden, als es schon zu spät war.“ Tränen bildeten sich in seinen Augen und er ballte die Hand auf der er sich im sandigen Boden abstützte zu einer Faust. Matt bemerkte, dass auch Takeru völlig mit Blut verschmiert war. Allerdings vermutete er, dass es nicht das seines Bruders war. Er musste Kari hier her getragen haben. „Mach dich nicht fertig! Offensichtlich hast du dich gut um sie gekümmert, sie wird dir dankbar sein…“, warf Matt aufmunternd ein. „Gib die Hoffnung nicht gleich auf…“ Takeru nickte und schluckte seine Tränen herunter. „Warum ist Tai nicht bei euch?“, wollte der Gitarrist wissen, teils um seinen Bruder abzulenken, teils um seine eigene Neugierde zu befriedigen. „Weil wir wieder getrennt wurden…Tai, Sora, Mimi, Izzy, Kari und ich…wir waren schon alle zusammen. Haben sogar jemanden getroffen, der uns geholfen hat. Und dann waren wir auf der Suche nach dir und Joe…bei einem seltsamen Baum wurden wir dann von fliegenden Totenköpfen angegriffen und getrennt…“, erklärte T.K. mit bedrückter Stimme. „Ich weiß nicht ob die anderen noch zusammen sind, aber Kari und ich landeten dann schließlich in diesem Wald und haben uns verirrt.“ Plötzlich traf es Matt wie einen Schlag. „Wald? Ihr habt euch verirrt?“ „Ja, das sagte ich doch gerade…“, erwiderte Takeru etwas genervt. „Ihr habt förmlich das Ende des Waldes gesehen, aber musstet feststellen, dass ihr scheinbar noch weiter in ihn reingelaufen seid?“, drängte der blonde Sänger schon fast. „Äh…ja?“, erwiderte er wieder. Es erinnerte ihn an diesen Wald in seinem neuen alten Zelda-Spiel, das er sich letztens zugelegt hatte und durch das sie scheinbar hier her kamen. „Dann hattet ihr aber Glück…ich hab mich auch in diesen Wäldern verirrt…jeder der sich dort verirrt wird verdammt!“, erklärte Matt. „Die verlorenen Wälder?“, fragte Takeru mit einer hochgezogenen Augenbraue. Sein Bruder nickte. „Die gibt es hier auch?“ T.K. kratzte sich am Kopf. „Wieso ‚auch’?“ „Na, mein neues Spiel…dort gibt es sie auch. Und dieses Land hier ist mit dem Land von meinem Spiel verbunden. Mimi, Izzy, Sora, Kari und ich kamen durch ein Portal hier her.“, erinnerte sich T.K. „Und in Unruh haben wir dann Tai getroffen und uns fast sofort auf die Suche nach dir und Joe gemacht.“ Matt nickte bedächtig. „So ist das…Meinst du, dass wir durch dieses Portal zurück in die andere Welt und von der wieder zurück in unsere können?“, fragte der Musiker nachdenklich. „Könnte sein.“, vermutete T.K. „Hoffentlich geht es Kari bald besser…“ Der 14-jährige blickte traurig auf die noch immer schlafende Jugendliche herunter und streifte mit zwei Fingern leicht ihre unverletzte Schulter. Das heftige Trommeln der Regentropfen auf dem Dach des Palastes verriet, dass das Unwetter über den Sümpfen schon in vollem Gange war. Cremia schloss gerade den Stall, als sie die letzte Kuh hereingetrieben hatte und blickte besorgt in den Himmel Richtung Süden. Schwarze Wolken und zuckende Blitze zeigten ihr, dass es dort schon kräftig am Stürmen und Regnen war. „Ich mach dich tot, ich mach dich tot!“, rief Romani, Cremias kleine Schwester, und zielte mit dem Bogen auf die dunklen Wolken. „Blödes Unwetter!“ Ein kräftiger Windstoß fegte über die Farm und kündigte das nahende Gewitter an. Romanis kleiner Hund bellte den Wind an. „Los, geh rein, Romani!“, rief Cremia. Sie machte sich Sorgen, dass sich Dachziegeln oder Bäume lösen könnten und ihre Schwester verletzen würden. „Nein, ich kämpfe gegen das Unwetter!“, rief sie mutig und spannte wieder die Sehne ihres Bogens. Ein nahes Aufheulen eines Wolfheimers ließ Romani zusammen zucken. „Geh schon rein!“, rief Cremia fast wütend. „Die Wölfe treiben sich schon umher!“ Die Ranch war zwar durch den hohen Zaun vor den umliegenden Wäldern geschützt, allerdings könnten dennoch durch das große Eingangstor verschiedene Monster eindringen. Romani rief ihren Hund zu sich und lief ins Haus. Cremia dachte allerdings noch lange nicht daran nach drinnen zu gehen. Eigentlich wollten sie ja heute Abend in die Stadt fahren, doch das wäre aufgrund der Wetterlage lebensmüde. Sie ließ ihren Blick über die große Weide fallen. Alles schien in Sicherheit zu sein. Das laute wiederholte Zuschlagen des Eingangtors erinnerte sie daran, dass dieses noch geschlossen werden müsste, sonst suchten sich allerhand Untiere Schutz in der Ranch. Der starke Wind blies ihr das rote Haar ins Gesicht. Gegen diesen ankämpfend, machte sie sich auf den Weg zu dem Tor um es zu schließen, doch hatte sie das Gefühl kaum voran zu kommen. Plötzlich legte sich etwas auf ihre Schulter und riss sie herum. „Hey, hörst du mich nicht!? Wo willst du hin!?“, schrie Joe sie schon fast an, da man durch den lauten Wind kaum etwas verstehen konnte. „Ich muss das Tor schließen!“, antwortete Cremia und wollte weitergehen, doch Joe ließ sie nicht los. „Nein, lass es offen, der Wind ist zu stark!“, versuchte er sie davon abzubringen, doch sie schüttelte nur heftig den Kopf. „Es muss geschlossen werden, sonst kommen Monster herein, die Zuflucht vor dem Sturm suchen!“ Joe blickte auf zu dem Tor und wieder zu Cremia. „Geh rein, ich werde es zu machen!“, meinte er entschlossen und ging an ihr vorbei. Die rothaarige blickte ihm nur sorgenvoll hinterher. Als er fast das Tor erreicht hatte, donnerte es heftig, woraufhin ein Blitz in einen Baum vor dem Tor einschlug und diesen spaltete. Ein Teil des zerfetzten Holzes hätte Joe fast erwischt, wäre er im letzten Moment nicht ausgewischen. Cremia lief zu ihm und half ihm wieder auf. „Oh mein Gott, hast du dir etwas getan?“, fragte sie besorgt. „Du solltest doch ins Haus gehen!“, erwiderte Joe nur, rappelte sich wieder auf und legte einen Arm schützend um Cremias Hüfte. Er rückte seine Brille zurecht. „Hast du das gerade gehört?“ Cremia schüttelte nur den Kopf. Spielte ihm der Wind schon Streiche? Joe schüttelte ebenso den Kopf. „Nein, hörst du es nicht? Hört sich an als würde jemand schreien…“, bemerkte er nachdenklich. Wie auf Kommando hörten sie beide einen gellenden Schrei, der nur einige Meter weit entfernt zu sein schien. In hohem Bogen flog jemand aus dem umliegenden Wald und landete vor dem Farmtor hart auf dem Boden. Augenblicklich stürzte sich ein dunkelgrauer Wolfsheimer auf die am Boden liegende Gestalt und knurrte laut, rangelte mit ihm. „NEIN!“ Mimi lief in hellem Aufruhr aus dem Wald heraus und schlug mit einem Stock auf den Wolfsheimer ein. Dieser allerdings schien sehr unbeeindruckt von der Attacke und stieß sie mit einer harten Prankenbewegung von sich weg. Plötzlich allerdings bäumte sich das Untier schreiend auf und sackte zusammen. Verwirrt starrte sie auf es, doch es rührte sich nicht mehr. Der starke Wind fuhr durch das struppige Fell. Ächzend rollte Izzy es von sich herunter und stand auf. Einige Schürfwunden zierten sein Gesicht und er blickte schwer atmend in den Wald. Zwischen den Bäumen stand Link, der noch immer seinen Bogen zielend vor sich hielt. Langsam senkte er die Waffe und lief auf die beiden zu. „Alles ok?“, rief er, gegen den Wind ankämpfend Beide nickten. „Da kamst du genau richtig.“, merkte Mimi an. „Izzy! Mimi!“ Erst jetzt bemerkten sie Joe, der mit Cremia noch immer hinter dem Tor stand und das Schauspiel beobachtete. „Oh, Joe!“, rief Mimi ihm freudig zu, als gerade wieder ein heftiger Windstoß über die Ranch zog und sie schützend die Arme hob. „Los, kommt rein, geht ins Haus!“, rief Joe ihnen zu. Das ließen sich die drei nicht zweimal sagen und Izzy und Mimi liefen sofort mit Cremia in Richtung des Hauses. „Hilf mir das Tor zu verriegeln!“, bat er Link, mit dem er schwerfällig das Tor schloss und es unter Mühe abriegelte. Gemeinsam beeilten sie sich auch schnellstmöglich zum Haus zu kommen, Link mit einer Hand seine Mütze und mit der anderen Joe festhaltend, der sich kaum auf den Beinen halten konnte. Von einem Moment auf den anderen fing es wie aus Kübeln an zu schütten und so konnten sich die beiden bis auf die Knochen durchnässt ins Gebäude retten, bevor das Unwetter richtig loslegte. Drinnen angekommen schob Cremia sofort den Riegel vor und schloss die Holzklappläden der Fenster. Nur mit dem Feuer im Kamin als einzige Lichtquelle, kauerte Romani mit ihrem Hund in einer Ecke, zu der sich auch die restlichen gesellten, teils um das Mädchen zu beruhigen und ihm Schutz zu bieten, teils um sich selbst zu beruhigen. Lauter Donner ergrollte über der Ranch. Romani, die zwischen Cremia und Mimi saß, durch deren Nähe sie sich schon weitaus sicherer fühlte, kniff die Augen zusammen und hoffte, dass es bald vorbei sein würde. Der Sturm wütete heftig und riss an den Läden, sodass alle das Gefühl hatten, dass das Haus jeden Augenblick auseinander brechen würde. Nur Link schien gänzlich unbeeindruckt von dem Unwetter, der im Schneidersitz gemütlich zwischen Joe und Mimi saß und seine nasse Mütze ausdrehte. Steine flogen an die hölzernen Läden und das laute Grollen des Donners, sowie einige sich gefährlich anhörenden Geräusche, ließen vermuten, dass nicht alles das Unwetter unbeschadet überstehen würde, und seien es nur einige der umstehenden Bäume. Cremia betete nur, dass die Kühe nicht ausrasten würden und der Stall heil blieb, und legte schützend ihren Arm um ihre kleine Schwester. „Autsch!“ Sora zuckte zusammen, woraufhin Tai sofort seine Hände von ihrem Fuß nahm. „Entschuldige!“ Er blickte sie seit sie hier waren kein einziges Mal an, was Sora sehr zu schaffen machte. Sie erwiderte nichts. Der Fußballer verteilte den Rest der Creme, nahm einen Verband, den er auch von Anju bekommen hatte, und verband vorsichtig Soras Fuß, die vor Schmerzen das Gesicht verzog. Sie befürchtete schon, dass sie sich einen Bruch zugezogen hatte. Das würde gerade noch fehlen, dann sei sie ja nur noch eine Last! Als wären sie nicht schon genug belastet, dadurch, dass sie zum einen unvollständig und zum anderen in einer fremden gefährlichen Welt waren. „Ok.“ Abschließend prüfte Tai ob der Verband nicht zu fest, aber auch nicht zu locker war und schien mit dem Ergebnis zufrieden. „Anju meinte, mit dieser Salbe würde es schnell heilen. Komisch, dass im Gegensatz zu der realen Welt, die Wunden wirklich schnell heilen…“, meinte er nachdenklich und blickte auf seine Handinnenflächen, auf denen vor zwei Tagen noch tiefe Schürfwunden zu sehen waren. Sora erwiderte wieder nichts. Sie wusste, dass er das nur sagte, damit sie sich nicht anschwiegen und die unerträgliche Stille ertragen mussten. Taichi seufzte, stand auf und setzte sich auf das gegenüberliegende Bett, seine Ellbogen auf seine Oberschenkel und seinen Kopf in seine Hände stützend. Wieder seufzte er, diesmal noch tiefer. Sora konnte allerdings sein Gesicht nicht erkennen und konnte nicht feststellen, an was er wohl denken mochte. Aber eigentlich wusste sie das auch so, wahrscheinlich dachte er an Kari oder Matt oder ihren Streit… Mittlerweile war es draußen schon dunkel geworden und einige Regentropfen, die an das Fenster prasselten, sowie das immer wieder kurz von entfernten Blitzen erleuchtete Zimmer, ließen vermuten, dass das Unwetter bald über Unruh sein würde. Nur eine einsame Kerze auf dem Nachtschrank erhellte das Zimmer, die ab und zu bedrohlich flackerte, da durch das Fenster scheinbar Luft hinein ziehen konnte. Sora blickte auf ihren Fuß. Seit Tai ihn verbunden hatte, rührte sie sich nicht und saß noch genauso wie vorher auf dem anderen Bett. Ihr Fuß schmerzte, aber er kribbelte auch angenehm, durch Tais Berührungen. „Taichi…“ Sie flüsterte fast und ihr Herz schien stehen zu bleiben, als Tai sie das erste Mal seit einem Tag wieder ansah. Sora rang nach Worten, doch ihr schwirrte so viel im Kopf herum, dass sie keine spezifische Frage stellen konnte. „Was ist los, Taichi?“ Ihr gegenüber schien leicht erschrocken und starrte sie kurz an, bevor er seinen Blick wieder senkte. Es gab so viel was er jetzt hätte sagen können. „Naja…Kari…“, antwortete er nur. Sora legte den Kopf schief. „T.K. ist bei ihr, ihr geht’s gut, mach dir keine Gedanken.“, beruhigte sie ihn. „Aber das meinte ich nicht.“ Tai schaute sie verwirrt an. „Ich meine, was die ganze Zeit mit dir los ist, seit wir hier sind…du bist so verändert, ich erkenne dich kaum wieder.“, erklärte Sora und seufzte. Doch er erwiderte nichts. Er wusste nicht was, fühlte sich in die Ecke gedrängt und irgendwie ertappt. „Und dass du in einer solchen Situation mit Matt streitest…“ Tai ballte eine Faust. „Bei dem was er zuerst mir und dann dir angetan hat, ist das auch kein Wunder!“, knurrte er. „Aber was für ein Problem hast du dann mit mir?“, fragte Sora schon fast verzweifelt. „Du warst mit ihm zusammen.“, antwortete Tai knapp und versetzte ihr somit ungewollt einen Stich. „Das ist dein Problem, dass ich mit ihm zusammen war?“ Egal wie sehr es weh tun würde, sie würde diesem Streit ein Ende bereiten. Natürlich könnte sie sich jetzt beleidigt hinlegen und so tun als würde sie schlafen wollen, wobei sie sowieso kein Auge zu tun würde, aber sie wollte nicht mehr streiten und endlich reinen Tisch machen. „Nein…“, erwiderte Tai etwas resigniert. „Nicht dass du mit ihm zusammen warst ist das Problem…ER ist das Problem, dass Yama Yama ist.“ Sora blickte ihn verwirrt an. Für sie hörte sich diese Version der Erklärung nicht viel anders an, als die vorige. „Stell dir vor, ich wäre mit dem beliebtesten und hübschesten Mädchen aus ganz Tokio gegangen, die Model und Schauspielerin und was weiß ich noch alles ist…würdest du dir da nicht auch etwas minderwertig vorkommen?“, versuchte sich der Sportler zu erklären. Sora blinzelte etwas ungläubig. „Nein, weil ich keinen Augenblick an deinen Gefühlen für mich zweifele!“ Tai fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Seine Freundin hatte Recht, er sollte nicht an ihren Gefühlen zweifeln. Daran hatte er noch gar nicht gedacht, dass er im Grunde durch seine Selbstzweifel nur Soras Gefühle für sich in Frage stellte. Er fühlte sich mies und fragte sich, ob man das überhaupt noch toppen könnte. „Nur weil Matt beliebt bei Mädchen ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch ein toller Freund ist.“, erklärte Sora weiter. „Wieso sollte er denn nicht? Er hat einen Ruf zu verlieren.“ „Ja…er hat einen Ruf zu verlieren…“, wiederholte sie. „…und er kann von Glück aus sagen, dass ich meine Klappe halte.“ Tai nahm es kaum wahr. Er war am Boden zerstört, da ihm bewusst wurde, dass er mit seinem Verhalten Sora am meisten verletzt und gekränkt haben muss. Sie hasst ihn bestimmt… Tai vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Seine Schultern bebten und er konnte ein schluchzen nicht unterdrücken. Wo war sein Mut hin? Seine Anführermentalität? Früher hätte er sich niemals von so etwas unterkriegen lassen. Er spürte wie jemand eine Hand auf sein Knie legte und blickte auf. Vor ihm saß Sora, die ihn traurig anblickte. „Sora…dein Fuß…“, meinte er nur besorgt. Ihr wurde klar, dass er sich nicht Gedanken über solche Dinge machte, weil es ihm spaßig erschien oder er sich unbedingt streiten mag. Nein, er hatte einfach nur große Angst sie zu verlieren, weil…weil… Sora schaute ihm tief in die Augen. „Alles was im Moment zählt bist du…sind wir.“, flüsterte sie und nahm seine Hand in die ihre, küsste sie und legte sie auf ihre Wange. Kurz herrschte Stille, während sie sich so anblickten. „Ich liebe dich, Taichi!“ Das Licht der Kerze flackerte und ließ die Schatten im Raum tanzen. Der Sturm der draußen wütete, ließ die Regentropfen hart gegen die Fenster schlagen. Tai konnte es nicht fassen. In seinem Bauch flatterten tausende Schmetterlinge, ihm war heiß und kalt zugleich. Er wollte etwas sagen, doch seine Gedanken rasten nur um die letzten Worte. „Sora, ich-“ Er wurde von einem Finger auf seinen Lippen unterbrochen. Seine Freundin schüttelte leicht den Kopf. Sie setzte sich mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß, legte ihre Arme um seinen Hals und kraulte Tai ganz leicht im Nacken, was ihm eine kleine Gänsehaut bescherte, die er aber voll und ganz genoss. „Ich vertraue dir, Taichi.“, flüsterte Sora und blickte ihm immer noch tief in die Augen. Nach einem kurzen Moment legte sie ihre Lippen vorsichtig auf die seinen und küsste ihn zärtlich. Sie blickte ihm wieder in seine braunen Augen. Strich sanft über seine Wange. Und zog plötzlich ihr Oberteil aus, ließ es achtlos auf den Boden fallen. Tai blickte sie überrascht an. „Aber, Sora, du…“ Er verstummte leise auf Soras Kopfschütteln hin. Sie strich ihm von den Schultern, über seine Arme, hinunter zu seinen Händen, nahm diese und legte sie auf ihre Hüfte. Sora spürte deren Wärme und wusste sofort, dass sie das Richtige tat, auch wenn ihr vor Aufregung ganz schlecht war. Sie fuhr über seine Brust und küsste ihn sanft. Saugte vorsichtig an seiner Lippe und bat mit ihrer Zunge um Einlass, den sie sofort gewährt bekam. Langsam spielten ihre Zungen miteinander, während sie vorsichtig begannen den Körper des jeweils anderen zu streicheln. Sora unterbrach den Kuss und streifte Taichis Oberteil ab, küsste dann sein Ohr, seinen Hals hinunter zur Halsbeuge und schließlich seine Brust. Sie blickte ihn wieder an. Er strich ihr über den Rücken, legte seine Hände auf ihre Wangen und küsste sie. Dann nahm er sie an der Hüfte und setzte sie auf das Bett, strich mit einer Hand sanft von ihrer Wange, über ihren Hals zu ihrem Dekollete und küsste dieses dann. Sora zog ihn an den Schultern wieder hoch, küsste ihn nun etwas fordernder, löste sich wieder von ihm und ließ sich langsam nach hinten auf das Bett fallen. Tai beugte sich über sie und begann vorsichtig an ihrer Lippe zu knabbern, während seine Hand ihren Weg über ihren Körper suchte und dabei keine einzige Stelle ausließ. Die 17-jährige öffnete seine Hose und zog sie ein Stück weit nach unten, rollte sich über ihn, setzte sich auf ihn und zog ihm diese ganz aus. Langsam strich sie mit ihren Fingern über seinen Körper, fuhr die Konturen seiner angedeuteten Muskeln nach und beugte sich zu ihm runter um ihn zu küssen. Nach kurzem Zungenspiel unterbrach er grinsend den Kuss und rollte nun über sie, um ihr den Rock auszuziehen. Er legte sich auf sie und schaute ihr tief in die Augen, während er mit einem Finger über ihre Wange strich und in ihrem Haar spielte. Sora fand es toll sein Gewicht auf ihr zu spüren und streichelte seinen Nacken. „Sora…“, flüsterte er. „Ich liebe dich auch!“ Sie schaute ihn gerührt an und zog ihn zu sich herunter, küsste ihn leidenschaftlich und ließ ihre Hände verlangend über seinen Rücken wandern. Etwas verwirrt blickte sie ihn an, als er plötzlich wieder den Kuss unterbrach, sich von ihr herunter rollte und sich erregt atmend neben sie legte. „Was ist los, Tai?“, fragte sie leise. „Jetzt ist der Zeitpunkt aufzuhören.“, antwortete er ebenso leise. „Wie immer.“ Sora legte ihren Kopf auf seine Brust und konnte seinen Herzschlag hören. Sie streichelte ihm mit zwei Fingern über die Wange, ließ diese über seinen Hals und seine Brust über seine Rippen und seinen Bauch wandern. Das flackernde Licht der Kerze auf dem Nachttisch ließ Schatten den Großteil des Raumes verschlingen. „Es ist nicht vorbei, Tai.“, flüsterte sie in sein Ohr und küsste ihn auf die Wange, während ihre Hand den Weg in seine Shorts suchte… Das Unwetter, das nun schon in vollem Gange war, nahmen sie schon lange nicht mehr wahr. Ein kühler Tropfen, der auf ihre Wange fiel, weckte sie auf. Langsam öffnete sie ihre Augen und fand sich selbst in einem seltsamen Raum ohne Fenster, bei dem Wände und Decke aus Holz zu sein schienen. Sie spürte, dass ein Feuer, das neben ihr munter prasselte, sie wärmte. Kari versuchte sich aufzusetzen, doch zog sich ein dröhnender Schmerz durch ihren Oberkörper, woraufhin sie beschloss, einfach liegen zu bleiben. Was war das nur für ein Schmerz? Ein Seufzen neben ihr lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den im Sitzen schlafenden T.K. Was war passiert? Sie erinnerte sich nicht mehr, egal wie sehr sie es versuchte. Takerus Kopf kippte zur Seite und er wachte unsanft auf. Verschlafen und müde gähnte er und schaute zu Kari, die zu seiner Überraschung wach war. „Oh mein Gott, Kari!“ Er kniete sich augenblicklich neben sie und betrachtete sie besorgt. „Wie geht’s dir?“ „Was ist passiert?“, fragte Kari mit schwacher Stimme und ignorierte seine Frage nach ihrem wohlbefinden einfach. Der Gedanke, dass etwas vorgefallen war und sie nicht wusste was, war ihr unerträglich. Zumal sie starke Schmerzen hatte und nicht einmal wusste warum. „Wölfe haben dich verletzt…“, antwortete der blonde augenblicklich. „Tut es sehr weh?“ Die Frage hätte er sich auch sparen können, wenn er ihre Wunden anschaute. Kari nickte langsam. „Es ist schon ok.“, meinte sie. Dabei hätte sie vor Pein am liebsten geschrien. Sie musste sich irgendwie ablenken und nicht dauernd an den Schmerz denken. „Wo sind wir hier?“ „Im Deku-Palast. Ein Affe hat mich hierher geführt und die Dekus waren sehr gastfreundlich und haben uns geholfen.“, erklärte T.K. „Oh und dann kam sogar noch-“ Genau in diesem Moment und als hätte er es geahnt betrat Matt mit einigen Schüsseln den Raum und begrüßte seinen Bruder. Als er bemerkte, dass Hikari wach war, ließ er fast die Schüsseln, in denen er scheinbar ihr Frühstück transportierte, fallen und ließ sich neben sie auf die Knie fallen, sofort nach ihrem wohlbefinden fragend. „Hallo Matt!“, begrüßte Kari ihn und lächelte schwach. „Lange nicht gesehen.“ „Du musst was essen um dich zu stärken…“, meinte der Gitarrist besorgt und nahm eine von den Holzschalen, die er mitgebracht hatte. „Hier, ich habe von den Dekus etwas bekommen.“ T.K. half Kari sich aufzusetzen und Matt reichte ihr die Schale. Erst jetzt nahm sie den riesigen Hunger den sie hatte wahr. Während sie aß, klärten die Brüder das weitere Vorgehen ab. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Matt. „Wir können ja jetzt schlecht irgendwohin gehen!“ T.K. nickte. „Stimmt. Müssen wir eben warten, bis es Kari besser geht.“ Diese fühlte sich etwas schuldig. „Ich denke, dass es mir morgen schon wieder besser geht…“, versicherte Kari kauend. „Ja…einer der Dekus hat gemeint, es würde nach der Behandlung schnell verheilen.“ Auch Matt aß aus einer der Schüsseln. „Die Frage ist nur, wo wir dann hin gehen. Wir wissen nicht wo die anderen hin sind…ich glaube kaum, dass sie jetzt noch bei diesem Nest sind…“, spekulierte T.K. „Warum gehen wir dann nicht zurück in die Stadt?“, schlug Kari vor. „Wir kennen hier sonst nichts und dort liegt auch das Tor, ich denke, dass die anderen auf jeden Fall wieder dorthin kommen werden. Wir können ja einfach dort warten.“ Der 14-jährige blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Daff ift eine gute Idee!“, stimmte er mit vollem Mund zu. Matt nickte und freute sich ganz und gar nicht auf ein weiteres Zusammentreffen mit Tai. Er würde sogar lieber hier in dieser Welt bleiben, als mit ihm heim reisen zu müssen, aber irgendwie wollte er doch nach Hause. „Die Schäden haben sich ziemlich in Grenzen gehalten.“, stellte Cremia erleichtert fest, als sie nach ihrer Inspektion in das Haus eintrat. Mimi, Link, Izzy und Joe saßen mit Cremias kleiner Schwester an dem großen Tisch und frühstückten herzhaft. „Super, dann kannst du ja in die Stadt die Lieferung machen!“, freute sich Romani, nachdem sie das Glas Milch mit einem Zug geleert hatte. „Ja…“, erwiderte Cremia, während sie den Blick etwas senkte. Link, dem dies nicht entgangen war zog eine Augenbraue hoch. „Warum so traurig?“ Jetzt lag auch die Aufmerksamkeit der anderen auf der rothaarigen Frau. Bis auf Joes, der sich viel zu intensiv mit seinem Frühstücksbrot beschäftigte und nicht aufblickte und Romani, die eigentlich nur Bogenschießen, ihren Hund und spielen im Kopf hatte. „Ach, nichts, nichts.“, wehrte sie sich. „Ich bereite das Pferdegespann vor. Link, hilfst du mir die Milchkrüge zu laden?“ Gerade öffnete der angesprochene den Mund um etwas zu antworten, doch Joe stand plötzlich energisch auf. „Ich werde dir helfen!“ Er verließ den Frühstückstisch und schob sich an Cremia vorbei nach draußen. Diese senkte nur den Blick und folgte ihm, ließ die anderen dabei mit verwirrten Gesichtern zurück. Nachdem die Tür in das Schloss gefallen war und einige Sekunden Stille herrschte, stellte Romani, die gerade ihre neue Milch wieder ausgetrunken hatte, ihr Glas geräuschvoll ab. „Ich geh’ raus spielen.“, meinte sie fröhlich, sprang auf und rannte aus der Tür. „Sagt mal…wisst ihr vielleicht, was mit Joe und Cremia los ist?“, fragte Mimi leicht verwirrt. Joe und Frauen…das passte für sie einfach nicht zusammen. Izzy verschränkte nur desinteressiert seine Arme. „Wen interessiert’s denn!?“, antwortete er missgelaunt. Nicht nur, dass Mimi ihm eine harte Abfuhr erteilte und noch immer hinter Link, der scheinbar noch nichts von seinem Glück ahnte, her hechelte, jetzt saß er auch noch mit den beiden alleine in diesem Haus hier herum. Mimi rollte genervt ihre Augen. „Jetzt reg dich mal ab, Mann!“, fuhr sie ihn an. „Du bist echt nicht zum Aushalten, die ganze Zeit meckerst und maulst du nur rum und-“ „Ach ja!? Na wer wohl daran schuld ist…!?“, unterbrach Izzy sie und zog seine Augenbrauen hoch. In seinem Bauch machte sich ein sehr unangenehmes Gefühl bemerkbar. „Oh, Entschuldigung, aber du kannst die Dinge eben nicht erzwingen!“, erwiderte Mimi mit leicht sarkastischem Unterton. Der rothaarige schnaubte. „Immerhin jage ich keinen Seifenblasen hinterher…“, murmelte er abschließend und verließ mit seinem Laptop wütend das Haus. Link zog wieder beide Augenbrauen hoch und kratzte sich am Kopf. Erneut herrschte Stille im Raum. „Naja…“, begann Link. „Ich geh dann mal nach draußen und helfe Cremia mit der Ladung.“ Er setzte seine Mütze auf, legte Schwert und Schild an und ließ Mimi alleine im Haus zurück. Diese rührte sich nicht. Nach einigen Minuten seufzte sie. Irgendwie fühlte sie sich nicht besonders gut. „Das hier ist der letzte.“, meinte Joe außer Atem und hob mühsam den letzten der hüfthohen Milchkrüge auf die Kutsche. Cremia, die oben stand und jeden der Krüge in Empfang nahm und an die richtige Stelle rückte, nickte nur. Sie hat die ganze Zeit noch kein einziges Wort gesprochen und Joe nicht eine Sekunde angeblickt. Als der Krug geladen war, setzte sich der blauhaarige erschöpft auf die Ladefläche und ließ die Beine herunter baumeln. Gedankenverloren blickte er in den tiefblauen Himmel und blinzelte in die strahlende Sonne. Es war einfach ein herrlicher Tag, der keineswegs an das Unwetter in der vorigen Nacht erinnerte. Als wäre es nie geschehen. So fühlte er sich auch, wenn er an sein zu Hause dachte. Als wäre er nie dort gewesen. Ein tiefes Seufzen aus Cremias Richtung holte ihn wieder in die Realität zurück. „Wie lange brauchen wir bis in die Stadt?“, fragte Joe ruhig. „…ein paar Stunden.“, antworte sie fast flüsternd. „Das heißt wohl, das hier sind die letzten Stunden, die wir miteinander verbringen…“, seufzte er ohne sie anzuschauen. „Ja…“, antwortete Cremia und schluckte den Klos in ihrem Hals herunter. Sie fühlte sich, als würde ihr jemand den Halt unter den Füßen wegreißen. Tränen bildeten sich in ihren Augen, was Joe nicht bemerkte, da er mit dem Rücken zu ihr saß. Der 18-jährige setzte an wieder etwas zu sagen, doch wurde er von dem griesgrämig aussehenden Koushiro davon abgehalten, der sich gerade dem Pferdegespann näherte. Mit einem ‚Hmpf!’ setzte sich der rothaarige vor diese, klappte seinen Laptop auf seinen Beinen auf und tippte auf diesem wütend herum. Joe blickte ihn fragend an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der jüngere seit er ihn gestern traf, durchgehend mies gelaunt war. „Hey Izzy…was ist los?“, fragte er ihn kurzerhand, schob seine eigenen Probleme zurück, um sich um die seines Freundes zu kümmern. „Ach, nichts…“, grummelte der angesprochene und rief auf seinem Laptop die Karte des Landes auf, die die Aufenthaltsorte der Digivices zeigte. Jetzt wurde Joe neugierig, rutschte von der Kutsche herunter und setzte sich neben Izzy. „Was ist das? Sieht aus wie eine Karte…“ „Ist es auch.“, antwortete der Computerfreak. „Das ist die Karte von Termina und diese leuchtenden Punkte hier“ Er deutete auf sie. „Sind die vermutlichen Aufenthaltsorte der anderen.“ Joe nickte verstehend. „Mh, aber irgendetwas stimmt da nicht…“; merkte er an und kassierte einen verwirrten Blick von Izzy. „Hier sieh’ mal, mein Aufenthaltsort wird dort hinten angezeigt, obwohl die Ranch hier unten ist…“ Der rothaarige erkannte, dass er Recht hatte. Joes Aufenthaltsort wurde sehr weit östlich auf der Karte angezeigt, sie befanden sich jedoch im Süd-Westen des Landes. Koushiro kratzte sich am Kopf. „Hast du dein Digivice bei dir?“ „Ähm, nein, ich hab es irgendwo verloren…“, antwortete Joe. Cremia setzte sich auf die Ladefläche, so dass sie auch auf den Laptop-Bildschirm sehen konnte und hörte den beiden aufmerksam zu. „Das ist vermutlich der Aufenthaltsort deines Digivices…“, erklärte Izzy nachdenklich. „Jetzt müssen wir nur noch irgendwie heraus finden, wer sein Digivice bei sich hat.“, meinte Joe. Der rothaarige nickte. „Das ist ganz leicht. Tai, Sora und Kari haben auf jeden Fall ihre Digivices…Matt…keine Ahnung und T.K. hat seines ebenfalls verloren.“, führte er auf. „Aber da hier“ Er deutete auf den südlichsten Punkt der Karte, in dem die Sümpfe lagen. „Matts, T.K.s und Karis Digivices genau auf einem Fleck sind, vermute ich, dass zumindest Matt und Kari zusammen sind…oder Kari hat einfach nur ihre Digivices gefunden…und Tai und Sora…sind in der Stadt…“ „Die Stadt? Wir fahren doch in die Stadt, dann treffen wir sie.“, meinte Joe schon in halber Vorfreude, endlich wieder einen Teil seiner Freunde zu sehen, doch der Gedanke an die hinter ihm sitzende Cremia, ließ dieses Gefühl rasch absterben. Diese schaltete sich auch mal wieder ein. „Wir müssten auch möglichst jetzt aufbrechen, sonst wird es dunkel…“, sorgte sie sich. Die beiden Digiritter nickten, als gerade Link zu ihnen stoß. „Wann geht’s los?“ Er stellte sich breitbeinig mit verschränkten Armen vor sie. „Jetzt.“, entgegnete Joe und stand auf. „Ich gehe Mimi holen.“ „Ja…“, grummelte Izzy ironisch. „Wir wollen sie ja nicht vergessen!“ Er klappte wütend seinen Laptop zu und stand auf. „Wo können wir sitzen?“ „Oh, hier hinten ist genug Platz für drei und einer sitzt vorne neben mir.“, erklärte Cremia und stieg mit Hilfe von Links Hand von der Ladefläche herunter. „Ich setze mich zu dir nach vorne.“, bot Link an. „Falls wir angegriffen werden, kann ich helfen.“ Cremia nickte erleichtert. Mit Links Schutz konnte ihnen ja nichts mehr passieren. Als Joe mit Mimi zurückkam, verabschiedeten sie sich von Romani, auf die der seltsame Grog acht gab, und brachen mit dem Pferdegespann in Richtung Stadt auf. Allerdings hatten alle im Moment solch unbesorgte Gedanken, dass sie sich kaum um die folgenden Stunden sorgten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)