Die Nische in der Bibliothek von Roter_Panda (Snape x Lily (kurz: Snily)) ================================================================================ Kapitel 3: Nur noch eine! ------------------------- Die Schulglocke dröhnte ungewöhnlich laut im Schulgang. Schüler rannten zu ihren Klassenzimmern. Lily wurde von einigen angerempelt, doch sie dachte gar nicht daran, ihr Schlendern zu beschleunigen. Professor Bizkins trippelte auf ihren hohen Absätzen an ihr vorbei. Die Rothaarige gähnte herzhaft. Sie hatte ganz vergessen, dass der Unterricht in Hellsehen ausfiel, da Madame Genevoix sich eine Grippe eingefangen hat, was sie sogar vorige Woche vorhergesagt hatte... Lily betrachtete sich in einem der Fenster. Ihre Haare waren irgendwie noch ziemlich durcheinander und unter den Augen hatte sie kleine Ringe, da sie in der Nacht nicht richtig hatte schlafen können. Halbe Schulklassen stürmten an ihr vorbei. Erstklässler waren auf der Suche nach ihrem Klassenzimmer. Lily wollte gerade weitergehen, als jemand nach ihrem Umhang griff und sie in eine Nische zog. Severus stand ihr gegenüber. Er wollte etwas sagen, schaute sie dann aber verwirrt an. „Hast du schlecht geschlafen?“ „Äh ja...“, gab Lily etwas durcheinander zu und strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Mmh...“ Snape schaute sie nochmal kurz mit dem einen Auge an, das nicht mit Haaren bedeckt war. „Ich wollte nur sagen, dass ich heute Abend entweder gar nicht oder ziemlich spät in die Bibliothek kommen werde. Ich habe was zu erledigen.“ Lily nickte. Severus wandte sich zum Gehen, als er noch mal stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. „Leg dich vielleicht nochmal hin. Du hast doch zwei Freistunden.“ Dann ging er. Lily stand da und dachte nach. Eine Dame in einem gelb-pink gestreiften Kleid drehte sich in ihrem Gemälde zu ihr um. „Hören Sie auf den jungen Mann, Fräulein. Sie bräuchten wirklich Schlaf.“ Ein älterer Mann mit Bart und Brille nickte im nächsten Bild. „Äh... danke“, murmelte Lily verwirrt. Verwirrt darüber, dass ein Gemälde ihr Tipps gab oder darüber, dass Severus sich Gedanken über sie gemacht hat, wusste sie im Moment wohl selber nicht so ganz. „Remus, wir sind so müde!“, jammerten James, Sirius und Peter beim Mittagessen im Chor. Mit Mühe versuchten sie, die Augen offen zu lassen. „Das kommt davon, wenn ihr immer Ärger machen müsst“, belehrte sie Remus und machte sich Kartoffeln auf den Teller. Er fühlte sich schwach und kränklich – Kein Wunder, denn am Dienstag würde wieder Vollmond sein. Plötzlich hörte James auf, zu nörgeln. Lily war vom Tisch aufgestanden und ging auf die Tore der großen Halle zu. Der Schwarzhaarige wollte gerade aufspringen, um ihr zu folgen, als schon Angus McMillen aus Ravenclaw ihr hinterher sprintete und nun auch die Halle verließ. James seufzte. Sirius lachte auf und schmatzte: „Krone, du bist einfach zu langsam.“ Lily ging den Gang entlang, als plötzlich hinter ihr Schritte zu hören waren. Verwundert drehte sie sich um. Angus, der größte Macho aller Zeiten, rannte auf sie zu. „Hey Lily!“, raunte er und blieb vor ihr stehen. „Bye Angus“, entgegnete sie kühl und wollte gehen, doch Angus hielt sie an der Hand fest. „Geh mit mir aus, Lily.“ „Nein.“ „Ach komm schon. Hab dich nicht so“, flüsterte er und zog sie zu sich ran. „Lass mich in Ruhe, Angus!“ „Ach, ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst“, hauchte er und wollte sie küssen. Lily stieß ihn weg und ohrfeigte ihn. „Du Schwein!“ Eilig rannte sie weg. Von solchen Typen hatte sie nun wirklich die Nase voll. Glauben, sie dürften sich alles erlauben. Angus hielt sich die Wange und schaute ihr hinterher. Wütend spuckte er auf den Boden. „Ich krieg dich noch, du Schlampe.“ Beim Abendessen sah James Lily wieder aufstehen und den Saal verlassen. Er dachte an die Lektion vom Mittagessen und wollte sofort aufstehen und ihr hinterher rennen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Filch grinste ihn wieder schadenfroh an. „Mach den letzten Bissen, Potter. Die Pokale schreien nach dir.“ Er packte ihn wie am Tag zuvor am Kragen, zerrte ihn hoch und schleppte ihn mit sich. Verzweifelt rief James Remus zu: „Moony, du musst sie für mich finden! Such nach ihnen und sag mir wo sie sind!“ Remus legte die Hände hinter die Ohren und tat so, als würde er ihn nicht verstehen. Im nächsten Moment war James hinter der nächsten Ecke verschwunden. Remus wandte sich an Sirius und Peter. „Habt ihr verstanden, was er gesagt hat?“ Die beiden blickten auf. Sirius gab ein „Hä?“ von sich und Peter fragte, wo James plötzlich hin sei. Remus schüttelte den Kopf und sagte, dass nichts sei. Froh darüber, dass seine Freunde schon das ganze Abendessen über von Professor Slughorn abgelenkt waren, der ihnen grinsend und an der Pfeife paffend vom Lehrertisch aus zuwinkte, machte sich Moony wieder über sein Abendessen her. Tatsächlich war nach dem Abendessen kein Severus in der kleinen Nische, sodass Lily alleine saß und weiter nach Kräutern suchte. Nach und nach stapelten sich die Bücher vor ihr. Immer wieder schlug sie enttäuscht ein Lexikon zu, in dem nur das stand, was sie bereits wusste. Irgendwann wurden die Kerzen und Lampen entzündet. Draußen wurde der Verbotene Wald immer dunkler und wirkte mehr und mehr unheimlicher. Die peitschende Weide, die von der Bibliothek aus zu sehen war, wog sich im stürmenden Wind. Mit der Zeit verließen auch die letzten Schüler die Bibliothek, um ihre Freizeit in den Gemeinschaftsräumen zu verbringen. Lily saß immer noch in ihrer kleinen Nische und blätterte durch Lexika und Lehrbücher. „Ich wusste, dass du noch hier bist.“ Sofort drehte sich Lily um. „Hi Severus!“, strahlte sie den Neuankömmling an. „Warum arbeitest du noch? Es ist schon elf Uhr durch.“ Lily grinste, wurde aber auch ein wenig rot. „Ich... ach, es macht gerade so Spaß und ich war so fasziniert von alldem.“ Sie klopfte auf einen Stuhl neben sich. „Komm. Schau was ich entdeckt habe.“ Severus zögerte, setzte sich schließlich dann doch zu ihr und betrachtete ihre Ergebnisse. Sie hatte schon sehr viel heraus gefunden. Ein ganzes Pergament war von ihr beschriftet. Die Namen der Zutaten, Aussehen und ihre Eigenschaften. Sie hatte sogar hinzugefügt, wo man sie finden kann. „Mir fehlt nur noch eine Zutat“, erklärte Lily glücklich und zeigte auf die Beschreibung der gesuchten Zutat im Buch. „Ich habe schon die ganzen Bücher hier durchgesucht, aber ich kann es nicht finden. Obwohl,...“ Sie schlug eines der Lexika auf. „Die Beschreibung hätte ganz gut auf das hier gepasst, wenn da nicht---“ Severus schlug das Lexikon vor ihrer Nase zu. „Severus! Was soll das?“, fragte sie verwirrt. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Du arbeitest zu viel.“ Lily sah ihn an, als würde die Welt untergehen, als er den Zauberstab schwang und die Bücher zurück an ihren eigentlichen Platz flogen. „Schau mich nicht so an, Evans.“ Er packte Lilys Sachen in ihre Tasche. „Man sollte es nicht übertreiben. Lass uns morgen nach der letzten Zutat suchen.“ Sie nickte langsam und stand auf. Als sie durch die menschenleere Bibliothek gingen (menschenleer - ausgenommen von Miss Winsdam, die noch an ihrem Schreibtisch saß und einen Roman laß), hielt Severus die von Lily angefertigte Liste noch in der Hand. „Kann ich die mitnehmen? Damit ich es mir genauer anschauen kann.“ Lily nickte. „Klar, mach ruhig.“ Nachdem sie sich draußen im Gang getrennt hatten drehte sich Severus noch mal um. „Hey Evans!“ Lily schaute verwirrt zurück. „Gute Arbeit!“, rief Severus mit einem ungewohnten Grinsen und winkte mit dem Pergament. Im nächsten Moment war er hinter der nächsten Ecke verschwunden. Als Snape in den leeren Gemeinschaftsraum der Slytherins kam, ging er direkt in den Waschraum, um sich bettfertig zu machen. Nachdenklich putzte er sich die Zähne. Wie Lily verbissen über den Lexika gesessen hat... dieses Bild ging ihm irgendwie nicht aus dem Kopf. Er musste zugeben, dass ihr Verhalten ihn stark an sein Eigenes erinnerte. Es war unglaublich, wie viel an Informationen sie herausgefunden hatte. Und wie stolz sie über ihre Ergebnisse war. Ihm kam das Bild der strahlenden Lily wieder in den Kopf. Er schaute im Spiegel auf sein grinsendes – schon fast eher lächelndes – Gesicht. Unwillkürlich ließ er die Zahnbürste fallen. 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