Pieces of the Past von Riafya (Die Vergangenheit stirbt nicht) ================================================================================ Kapitel 9: Der Tag, an dem ich dir das erste Mal begegnete ---------------------------------------------------------- Hallöchen, hier bin ich wieder! ^___^ Danke für eure tollen Kommis. Sie haben mir neue Inspiration gegeben. Ich hoffe, ihr alle seid mit Kyoko zufrieden, ich habe mir Mühe gegeben, ihr mehr Text zu geben. Übrigens stecke ich zur Zeit in einer Krativitätssperre und wenn ihr irgendeinen Wunsch zum Verlauf der Geschichte habt (außer der Tatsache, dass Kyoko und Ren zusammenkommen sollen), könnt ihr sie mir mitteilen! Ich werde sie vielleicht berücksichtigen. Aber jetzt erst einmal viel Spaß mit dem Kap. Eure Ayako ------------------------------------------------------------------------ Der Tag, an dem ich dir das erste Mal begegnete >Sie wusste sofort, dass sie sich in einem Kloster befand. Der Geruch, die Geräusche, das Bett, auf dem sie lag. Alles deutete darauf hin. Sie öffnete ihre Augen einen Spalt weit und sah sich verstohlen um. Es schien eine Art Krankenzimmer zu sein, in dem sie sich befand. Sie fragte sich, warum sie ihr geholfen hatten. Sie war eine Hexe, eine Feindin der Kirche. Es gab keinen Grund, weshalb die sie gesund pflegen sollten. Sie öffnete ihre Augen ganz und setzte sich auf. “Ah, du bist wach”, sagte eine Stimme. Sie blickte auf und sah, dass der Mönch, zu dem das Mädchen sie gebracht hatte, in einem Stuhl saß. “Tiberius”, sagte sie und lehnte sich zurück. “Lange nicht gesehen.” “Bruder Tiberius, wenn ich bitten darf.” “Ach ja, du bist jetzt ein Mönch. Das gerade du dich zur Kirche bekennen würdest, hätte ich nicht gedacht.” Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. “Warum nicht? Der Herr vergibt all seinen Schäfchen. Auch du gehörst zu ihnen, Saya. Werde Nonne, dann wirst du erlöst werden.” “Ich werde niemals die Erlösung erlangen”, erwiderte sie gähnend. “Ich bin mein Leben lang gezeichnet.” Sie fuhr sich über ihren Arm. Brandspuren waren dort zu erkennen. “Außerdem habe ich kein Interesse daran, mich mit ihnen zu verbünden. Im Gegensatz zu dir habe ich nicht vergessen, was sie getan haben.” Bruder Tiberius’ Gesicht verfinsterte sich. “Auch ich habe es nicht vergessen, aber ich habe ihnen vergeben. Vergebung ist der erste Schritt zu Gott.” Saya verdrehte die Augen. “Wo ist der Mann hinverschwunden, den ich kannte?” “Er ist gestorben, so wie all die Anderen auch. Was machst du hier?” Sie seufzte. “Ich bin auf der Suche nach einer neuen Heimat. Das Dorf, in dem ich bisher gewohnt hatte, wurde vor Kurzem zerstört. Kennst du einen Ort an dem ich bleiben könnte?” “Erst einmal bleibst du hier, bis dein Fieber geheilt ist. Es ist zwar schon stark runtergegangen, aber zur Sicherheit wollen wir dich noch eine Weile hier behalten.” “Wissen deine Brüder und Schwestern, was ich bin?” “Ja, aber sie werden dir nichts tun.” “Na, das will ich doch schwer hoffen.” “Aaaahhhhh!!!!” Die beiden zuckten zusammen, als diesen Schrei hörten. Schnelle Schritte waren zu hören, dann wurde die Tür aufgerissen und eine schneeweiße Nonne kam hereingerauscht. “Bruder Tiberius, helft mir. Es ist schrecklich!” “Beruhigt euch erst einmal. Was ist denn geschehen?” “Der Abt... er... Er ist tot.” Sie fiel in Ohnmacht. Saya beobachtete, wie der Mönch die Frau auf ein Bett neben ihr legte. “Warum hat sie so geschrieen, nur weil euer Abt gestorben ist? Alte Leute sterben doch andauernd.” “Der Abt ist nicht alt”, erklärte Tiberius. //Zumindest nicht so alt.// Er verließ das Zimmer und ging den Gang entlang. Sobald er um die Ecke bog, wusste er, dass es kein natürlicher Tod gewesen war. Der Abt war erhängt worden.< “Cut!!!! Das reicht fürs erste, ihr könnt jetzt eine Mittagspause machen.” Kuu befreite sich erleichtert von der Schlinge und sprang von dem Glastisch, auf dem er die ganze Zeit hatte stehen müssen. Sein Auftritt war zwar nur kurz, aber er würde jedem in Erinnerung bleiben. Immerhin war er die erste Leiche im Film. Ren schlenderte zu seinem Manager, der sich eifrig mit Sakuras Managerin unterhielt. Diese hatte sich zu Kyoko gesellt. Sie schienen sich sehr gut zu verstehen. Kuu überlegte kurz, dann zuckte er mit den Schultern und lief Ren hinterher, der fast bei Yashiro angekommen war. “Was ist das für eine Überraschung, die ihr zwei für mich vorbereiten wollt?”, fragte er seinen Sohn, sobald er ihn eingeholt hatte. Ren warf ihm einen vernichtenden Blick zu. “Wie du bereits bemerkt hast, ist es eine Überraschung”, antwortete er und eine äußerst ungute Aura breitete sich um ihn herum aus. “Also hör auf, mit mir kommunizieren zu wollen.” Kuu schluckte schwer und beobachtete, wie der Schauspieler sich seinem Manager anschloss, der ihn angsterfüllt musterte. “Ähm, Ren”, sagte Sakura, die sich zusammen mit Kyoko zu ihnen gesellt hatte und ihren Vater besorgt musterte. “Meinst du nicht, dass du es ein bisschen übertrieben hast?” Ren schaute zurück auf Kuu, der immer noch da stand, wo er ihn zurückgelassen hatte. Mit demselben Gesichtsausdruck und ohne sich zu rühren. Sein Betreuer ging zu ihm und versuchte ihn aus der Starre zu befreien, doch er zeigte keine Reaktion. “Nein, habe ich nicht.” Alle sahen ihn erschrocken an. “Wollen wir nicht lieber etwas essen?”, fragte er mit seinem Gentleman-Lächeln und blickte in die Runde. Yashiro und Kyoko wichen ein paar Schritte zurück. Fumiyo blickte fragend zu ihnen hinüber, sie war noch nicht diesem Lächeln vorgestellt worden. Einzig Sakura blieb stehen, wo sie war und musterte ihren Bruder belustigt. “Du willst essen? Freiwillig?” “Was dagegen?” “Nein, das nicht.” //Es ist nur untypisch für dich.// “Ich und Akechi-san haben ein paar Bentos geholt, während ihr gedreht habt”, sagte Yashiro schnell und deutete auf eine Tüte, die neben ihm auf dem Boden lag. “Die können wir essen.” Also setzten sie sich zusammen in einen leeren Raum des Klosters (es regnete, deshalb gingen sie nicht nach draußen). Yashiro und Sakura begannen ein Gespräch über einen Manga, den sie beide gelesen hatten. Fumiyo und Kyoko hörten ihnen neugierig zu. Ren saß einfach nur da, schob sich ab und an einen Bissen in den Mund und beobachtete seine Kohai. Dabei dachte er unwillkürlich an den Tag, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren... “Kuon, könntest du bitte etwas Milch kaufen gehen?”, rief seine Tante und drückte ihm ein paar Münzen in die Hand. Er verließ erleichtert das Haus und lief zu dem Laden, den sie ihm am vorherigen Tag gezeigt hatte. Es war ein sonniger Tag, aber er war ziemlich müde, weil er sich noch nicht an die neue Zeitzone gewöhnt hatte. So kam es, dass er mit seinen Gedanken abschweifte und sich plötzlich an dem Ufer eines Flusses wiederfand. Er befand sich mitten in einer Art Wald. Wo war er? Hier war er noch nie zuvor gewesen [wie auch, immerhin war er erst seit einem Tag in Kyoto]. Wie sollte er wieder zurückfinden? Aber bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, hörte er das Rascheln von Blättern. Er drehte sich um und sah, wie ein vier Jahre jüngeres Mädchen mit zwei Zöpfen zwischen den Bäumen hervor kam. Sie hielt ein zerknülltes Blatt Papier in ihren Händen und weinte. Doch als sie ihn sah, erstarrte sie. Die beiden Kinder sahen sich einen verdutzten Augenblick lang an, dann rannte das Mädchen auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. Kuon war zu verwirrt, um irgendetwas zu tun, aber er merkte, dass dieses Mädchen irgendjemanden brauchte und obwohl er sie nicht kannte, obwohl er eigentlich Milch kaufen musste, obwohl er nicht einmal wusste, warum sie weinte, blieb er bei ihr. “Hey, es wird alles wieder gut”, sagte er immer wieder, während sie in seinen Armen all ihren Kummer und Schmerz rausließ. Von diesem Moment an trafen sie sich jeden Tag. Kuon erfuhr von ihren Problemen mit ihrer Mutter und ihrem geliebten Sho-chan. Sie weinte oft, aber er konnte immer wieder ihr Lachen hervorrufen. Hatte er sich schon damals in sie verliebt oder geschah es erst viele Jahre später, wenn er sie in LME wiedertreffen sollte? Im Nachhinein konnte er das nicht sagen, er wusste nur, dass sie seine erste richtige Freundin war und der erste Mensch, der ihn gebraucht hatte. [Kaede ausgenommen] “Tsuruga-san, warum essen Sie denn nichts?”, fragte Kyoko. Sie stand direkt vor ihm und sah ihn besorgt an. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sie näher gekommen war. “Aber ich esse doch”, erwiderte er und schob sich zum Beweis einen weiteren Bissen Reis in den Mund. Kyokos Augen verengten sich. “Ihr Bento ist noch immer fast voll”, bemerkte sie anklagend. “Sie müssen mehr essen oder Sie werden wieder krank.” Er seufzte. “Ich weiß, Mogami-san, immerhin erinnerst du mich jedes Mal daran, wenn wir uns sehen.” Anstatt einer Antwort schob sie ihm einen weiteren Bissen mit ihren Stäbchen in den Mund. “Weniger reden, mehr essen”, sagte sie bestimmt und setzte sich neben ihn, um kontrollieren zu können, dass er auch wirklich aß. Sakura beobachtete das lächelnd. “Ich habe noch nie jemanden getroffen, der ihn zum Essen bewegen konnte”, erklärte sie den beiden Managern. Yashiro lächelte. “Stimmt, Kyoko-chan ist die Einzige, die das schafft. Du scheinst nicht so wenig zu essen, wie er”, fügte er hinzu und schaute auf ihr leeres Bento. Sie kicherte. “Stimmt. In unserer Familie bin ich die Einzige, die einen normalen Appetit hat. Ren isst nur wenig, wenn überhaupt und Kuu isst für fünf Personen auf einmal und das zu jeder Mahlzeit.” “Ihr scheint eine sehr chaotische Familie zu sein”, meinte Yashiro lachend. Er erschrak, als er sah, wie ihr Lächeln traurig wurde. “Stimmt, das sind wir”, sagte sie leise. “Soll ich dir noch ein Bento holen gehen, Sakura?”, fragte Fumiyo, um das Thema zu wechseln. “Oh, nein, ich bin satt, wirklich, aber wenn du noch Hunger hast, kannst du dir in meinem Namen noch eins holen gehen”, antwortete sie wieder fröhlich. Die Managerin strahlte sie an und ging. “Fumiyo isst meistens doppelt so viel wie ich”, erklärte sie dem verblüfften Yashiro. “Wir kommen oft zu spät zu irgendwelchen Dreharbeiten oder Interviews nur weil sie sich so viel zum Essen bestellt hatte. Wir essen oft in Sushi-Bars oder Familienrestaurants, manchmal auch in einem Restaurant. Vielleicht sollten Sie meinen Bruder auch in solche Läden schleppen.” “Hättest du Lust, mit mir essen zu gehen?”, sprudelte es auf einmal aus Yashiro heraus. Kyoko hatte Ren gerade einen Bissen Reis in den offenen Mund schieben wollen. Beide waren bei den Worten des Managers erstarrt. [Stellt euch das mal vor. Ren sitzt mit offenen Mund da und wartet, darauf dass Kyoko ihn die Stäbchen hineinschiebt, die nur noch ein paar Zentimeter von ihm entfernt sind! Und ganz langsam beginnen die Reiskörner in Richtung Erde zu fallen...] Sakura blinzelte. “Wie bitte?” “Ich kenne da ein gutes Restaurant in Shibuya”, sagte er verlegen. “Das Essen ist dort wirklich sehr gut. Hä... hättest du Lust dort mit mir essen zu gehen?” Für einige Augenblicke war sie völlig sprachlos, dann fasste sie sich wieder. “Also prinzipiell schon, aber in nächster Zeit habe ich leider einen vollen Terminplan, weshalb ich eigentlich keine Zeit habe.” “Oh, verstehe”, erwiderte der Blondhaarige geknickt. //Wäre ja auch zu schön gewesen.// “Aber wenn Sie Zeit hätten, könnten wir ja heute Abend das von neulich nachholen. Ich habe zwar nicht viel Zeit, aber für einen Drink würde es reichen.” Er starrte sie verdattert an. “Wirklich?” Sie lächelte fröhlich. “Klar.” Er strahlte sie an. //Yes!// Ren konnte nur mühsam ein Grinsen unterdrücken. Das schien wohl doch eine Zukunft zu haben. Auch wenn es ihn ein wenig ärgerte, dass es ausgerechnet sein Manager bzw. seine Schwester sein musste. [Wenn ihr versteht, was ich damit sagen will...] Kyoko sah die beiden mit offenen Mund an. Den Reis zwischen den Stäbchen hatte sie ganz vergessen. “Ähm, Mogami-san?” “Ja, Tsuruga-san?” “Der Reis, er fällt gleich auf dein Kostüm.” Kyoko wandte sich um und sah zu, wie genau das geschah. “Waahh!!” Yashiro, Sakura und Fumiyo, die gerade wieder hereinkam, sahen sie erschrocken an. “Kyoko-chan, was ist denn los?” “Der Reis, er ist auf mein Kostüm gefallen. Jetzt ist es ruiniert.” Ren konnte nicht anders, er prustete los. “Das ist nicht lustig, Tsuruga-san!”, rief sie aufgebracht. “Doch, das ist es”, erwiderte er immer noch lachend. Die anderen Anwesenden beobachteten die Beiden nur fassungslos. “Was ist nur mit Tsuruga-san los?”, fragte Fumiyo entsetzt. Yashiro und Sakura grinsten sie nur an und beschlossen, die beiden eine Weile allein zu lassen. Leider rief in diesem Moment Makoto, dass die Dreharbeiten weitergingen. >Der Tod des Abtes rief große Bestürzungen im Kloster auf, doch das war nichts gegen die Reaktionen, nachdem noch ein zweiter Mönch erhängt aufgefunden wurde. Alle waren sich einig, dass es kein Zufall sein konnte, dass die beiden in so kurzer Zeit auf dieselbe Art und Weise starben. “Ein Mörder befindet sich in unserem Kloster”, erzählten sie sich. “Und er wird nicht Ruhe geben, bis er uns alle umgebracht hat.” Naomi saß alleine im Rosengarten, als Tiberius sie fand. Sie hatte ihre Arme um ihre Knie geschlungen und wippte hysterisch auf und ab. “Hey, ist alles in Ordnung?”, fragte er sie besorgt. “Ja, ja, alles in Ordnung.” Plötzlich fing sie an zu weinen. “Stimmt es, dass wir alle sterben werden? Dass wir alle nacheinander umgebracht werden?” Tiberius konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen. Hysterisch und verzweifelt. Er setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. “Keine Sorgen”, sagte er beruhigend. “Dir wird nichts passieren. Das verspreche ich dir. Ich werde dich beschützen.” Naomi schlang ihre Arme um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht in seiner Mönchskutte. Er schloss die Augen und atmete ihren Duft ein. Es war lange her, seit er das letzte Mal ein Mädchen in seinen Armen gehalten hatte...< “Cut. O.k., das war es auch schon wieder. Einen schönen Tag euch allen.” Kyoko löste sich vorsichtig von Ren, der sie aus irgendeinen Grund nicht losließ und sah ihm in die Augen. “Ähm, Tsuruga-san?” “Ja?” “Würden Sie mich bitte wieder loslassen?” “Oh, natürlich”, sagte er schnell und ließ sie los. “Entschuldige bitte.” “Dafür brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen”, sagte sie lächelnd. Er blinzelte. “Nicht?” //Wie meint sie das? Doch nicht etwa...?// “Natürlich nicht. Mir passiert es auch oft, dass ich nicht sofort wieder aus der Rolle herauskomme.” Er fühlte sich, als wäre ein Amboss auf ihn drauf gefallen. //War ja klar. Sie denkt, es wäre Tiberius gewesen, der sie nicht sofort losgelassen hat.// “Habe ich irgendetwas falsches gesagt?”, fragte sie besorgt, als sie merkte, dass sich seine Aura verdüsterte. “Nein, das hast du nicht, wie kommst du denn darauf?”, sagte er mit seinem Gentleman-Lächeln. Kyoko wich ein paar Schritte zurück. Sie hatte etwas falsches gesagt und damit die Wut des Dämonenkönigs auf sich gezogen. //Buddha hilf!// Ren wollte sich am Liebsten selbst schlagen. Jetzt hatte er schon wieder dafür gesorgt, dass sie Angst vor ihm hatte. “Entschuldigung”, rief Kyoko und fiel auf die Knie. “Es tut mir leid, egal, was ich auch immer getan habe, es tut mir leid!!!” Ren schaute sie entsetzt an. //Warum entschuldigt sie sich? Sie hat doch überhaupt nichts getan.// “Kyoko-chan, warum liegst du denn auf dem Boden?”, fragte Sakura neugierig. Sie war zusammen mit Fumiyo und Yashiro zu den Beiden gegangen, um sie daran zu erinnern, dass die Dreharbeiten vorbei waren. “Ich entschuldige mich”, erwiderte Kyoko unter Tränen. “Wofür?” (Sakura) “Das weiß ich nicht!” (Kyoko) “Und warum entschuldigst du dich dann?”, fragte Yashiro verwirrt. “Weil ich Tsuruga-san wegen irgendetwas verärgert habe. Ich weiß es. Er ist wütend auf mich und deshalb entschuldige ich mich, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wofür.” “Mogami-san, ich bin nicht wütend auf dich.” Kyoko blickte auf. “Das sagen Sie jetzt nur, um sich herauszureden.” “Tue ich nicht.” “Tun Sie doch!” “Ich werde wohl immer noch am Besten wissen, was ich tue.” “Sagen Sie mir, warum Sie wütend auf mich sind.” “Ich habe dir bereits erklärt, dass ich nicht wütend bin.” Kyoko öffnete den Mund wurde allerdings von Kuu unterbrochen. “Meine Kinder, wollen wir nicht zusammen zu LME fahren?” Alle wandten sich erschrocken zu ihm um. Niemand hatte gemerkt, wie er näher gekommen war. “Sorry, Dad, aber ich muss nicht zu LME.” “Dann fahre ich dich dorthin, wo du hinmusst”, sagte er strahlend. “Ich bin dein Taxifahrer, Sakuralein.” “Hör auf, mich so zu nennen”, entgegnete sie frostig. “Ich fahre mit meiner Managerin dorthin, wir müssen noch ein paar organisatorische Dinge besprechen. Komm, Fumiyo, wir gehen.” Die Beiden verschwanden. Kuu sah ihnen tiefbetrübt hinterher, dann wandte er sich zu seinem Sohn um. “Wollen wir zusammen dorthin fahren? Und warum kniet dieses Mädchen vor dir? Will sie dich um ein Date bitten?” Kyoko errötete und sprang auf. Ren schloss die Augen und wünschte sich dieser Mann würde verschwinden. “Sie hat mich nicht um ein Date gebeten und nein, ich habe kein Interesse daran, mit dir irgendwo hinzufahren. Kommt, gehen wir.” Er packte Kyoko am Arm und zog sie mit sich fort. Yashiro folgte ihnen. “Ren, warum bist du immer so... unfreundlich zu deinem Vater?” “Können wir dich irgendwo hinfahren, Mogami-san?” “Nun, ich müsste zu LME...” “Schön, da müssen wir auch hin.” Yashiro stutzte. “Müssen wir das?” Ren warf ihm nur ein finsteren Blick zu. Kyoko hielt es am besten für ihre Gesundheit, wenn sie den Mund hielt und mit ihm mitfuhr. “Wo bist du so lange gewesen?”, fragte seine Tante. “Und warum ist dein T-Shirt so nass?” “Es tut mir leid”, erwiderte Kuon. “Es wird nicht wieder vorkommen.” “Das will ich schwer hoffen und jetzt ab unter die Dusche mit dir. In einer Stunde gibt es Abendessen.” “Wo warst du denn die ganze Zeit, O-nii-chan?”, wollte Kaede wissen, als er in ihr gemeinsames Zimmer kam. Seine Tante hatte die Beiden in dasselbe Gästezimmer verfrachtet. “Ich war an einem Fluss”, erzählte er ihr, während er nach einem neuen T-Shirt suchte. “Dort habe ich ein Mädchen getroffen.” “Ein Mädchen?” Kuon nickte. “Sie hat geweint und ich habe sie getröstet, deshalb bin ich auch so nass.” “Warum hat sie geweint?” “Sie hatte nur 80 Punkte in irgendeinem Test.” “80 Punkte? Warum weint sie deswegen? Das ist doch so gut wie ein B, nicht wahr O-nii-chan?” “Ja, das stimmt. Ihre Mutter scheint in dieser Hinsicht sehr streng zu sein.” “So wie Dad?” Er lächelte. “Ja, so ähnlich.” Er stand auf. “Ich gehe jetzt duschen. In einer Stunde gibt es Abendessen bis dahin musst du fertig sein und dir die Hände gewaschen haben. Was malst du dort eigentlich?” Er ging näher an seine Schwester heran und blickte ihr über die Schulter. Sie saß an dem einzigen Tisch und malte mit Tusche. Als er sah, was sie malte, verschlug es ihm die Sprache. Sie hatte ihn, sich selbst, Kuu und ihre Mutter gemalt. Sie standen vor einem Wasserfall und lächelten. Es sah alles ziemlich echt aus. “Seit wann kannst du so gut malen?”, fragte er fasziniert. “Das ist nicht gut, O-nii-chan. Es zeigt nicht die Wirklichkeit.” Kuon wollte etwas sagen, schloss aber den Mund wieder und klopfte ihr seufzend auf die Schulter. “Ich bin dann im Bad.” Kaede blieb alleine sitzen und blickte auf das Bild. Dann tauchte sie den Pinsel in die schwarze Farbe und schrieb zwei Kanjis darüber. Sie schaute seufzend aus dem Fenster und sah, wie die Sonne hinter den Baumwipfeln des kleinen Waldes verschwand, an dem ihre Tante wohnte. Alles hatte ein Ende. Der Sonnenuntergang war der beste Beweis dafür, aber es gab auch einen Anfang. Nach der langen Nacht, die darauf folgen würde, würde es einen Morgen geben, voller Licht und Hoffnung und genauso würde auch immer wieder etwas Gutes kommen, nachdem man etwas Schlechtes erlebt hat. Man musste nur danach suchen. “Tsuruga-san. Es ist grün.” Ren lächelte und gab Gas. Dabei spähte er aus den Augenwinkeln zu Kyoko herüber, die neben ihm saß. Er hatte das Gute gefunden. Es war in diesem Mädchen. Sie war das Licht in seinem Leben, schon seit zehn Jahren. Auch wenn sie nichts davon ahnte, würde sich nie etwas daran ändern. Niemals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)