Irrgarten des Schicksals von Renegat11 (Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Ivars Konzentration wurde abgelenkt, denn aus der Kutsche stieg eine wunderschöne junge Frau, ihr langes schwarzes Haar fiel offen um ihre Schulten und ihre zarten Hände krallten sich in den Stoff ihres roten Kleides. Sie war offensichtlich beunruhigt. Ein Passagier in einer Kutsche mit den Steuergeldern war eine Seltenheit und irgendwie hatte Ivar das Gefühl, dass etwas unecht an dieser Frau war. Hogart zog eine Augenbraue hoch. Diese Lady war genau sein Typ. Vielleicht könnte er sie ja als Beute mit zurück nehmen. Jetzt wartete er nur noch auf den Angriff der Räuber. "Einen schönen guten Tag, Mylady. Es tut mir leid, dass ich ihre Reise unterbrochen habe!" Ein Soldat trat zu ihr und griff sie am Arm, sah dabei aber nicht wirklich autoritär aus. „Ihr habt nicht mit der Dame zu reden!“ Ihre dunklen Augen richteten sich flehend an Hogart. „Bitte helft mir“ flüsterte sie beinahe, doch noch bevor Hogart etwas erwidern konnte griffen die Räuber an. Ivar hatte gesehen was da vor sich ging und wollte nun eingreifen, bevor diese Frau Hogart bezirzen konnte. Leider war es für diese Unterbrechung zu spät. Die Frau, dessen Alter man genau so wenig wie Toraes erahnen konnte, hatte den bärtigen Räuber schon in ihren Bann. Beherzt griff Hogart an seinen Degen und ging auf die Soldaten los. "Lasst sie frei!!!!!" Die Soldaten waren überraschend schnell entwaffnet und in Ivar wuchs das Gefühl, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging. Seine Männer fesselten wie befohlen die Soldaten und sperrten sie in die Kutsche, nur Hogart schien davon nichts wissen zu wollen und so konnte Ivar beobachten, wie er auf die schöne Frau zu ging, doch anstatt ihm dankbar zu sein, begann sie hysterisch zu kreischen und um Hilfe zu rufen. "Aber bitte, beruhigen sie sich doch Mylady! Wir wollen ihnen nichts tun!", redete der Bärtige mit Engelszungen auf sie ein. Doch sie schrie und wollte einfach nicht aufhören. Das wiederum hörte Torae, der im Wald auf der Suche nach den Räubern war, weil er ihre Spur verloren hatte. Er konzentrierte sich für einen Moment auf den Lärm und stand dann am Waldrand, wo er den vermeidlichen Überfall beobachten konnte. Doch, dass Einigste was er sah, war, wie der ungehobelte Räuber, mit dem er schon solche schlechte Erfahrung gemacht hatte, auf eine verschreckte junge Frau zuging. In seinen Augen erschien es wie ein tätlicher Angriff und Ivar stand, zu seinem Entsetzten, nur stumm daneben. "NEIN!!!", schrie der Weißhaarige und rannte weiter auf die Kutsche zu. "AUFHÖREN... Bitte, aufhören!" Aufgeschreckt wirbelten die Räuber herum und beobachteten mit großen Augen, wer da auf sie zukam. „Torae!? Was tust du hier??“ Auch Hogart zuckte zusammen, aber sein Blick ruhte weiterhin auf dieser wunderschönen Frau. "Bitte Ivar, siehst du nicht, dass sie Angst hat! Tut ihr nichts!", sagte Torae als er sie endlich erreicht hatte. „Haben wir doch gar nicht vor!!“ verteidigte er sich, „Was kann ich dafür, dass die Tante so labil ist und gleich anfängt zu schreien?“ Er konnte es nicht verhindern, dass er begann negative Gefühle für die Fremde zu haben. Kopfschüttelnd ging Torae langsam weiter auf die Frau zu. "Es ist alles in Ordnung, wirklich! Bitte beruhigen sie sich!" Im Gegensatz zu Hogart, schaffte es der Langhaarige die schöne Frau zu beruhigen und sie schenkte ihm sogar ein zaghaftes Lächeln. "Ihr seid nicht vom König um mich unterwegs zufällig zu ermorden?" Lächelnd schüttelte der junge Mann noch einmal den Kopf. "Nein... Es ist alles gut!" Mit finsterer Miene sah Hogart, wie die Frau auf Torae reagierte und Eifersucht stieg in ihm hoch, wollte er doch ihr strahlender Retter sein. „Hey! Jetzt tu mal nicht so, als ob ich ihr was tun wollte!!“ Darauf wusste der Junge erst einmal nichts zu sagen, weil er die ganze Situation nicht kannte. Er wollte gerade noch einen Schritt auf die junge Frau zugehen, als Grid mit einem lauten Schrei vom Himmel hinabstieß und auf seiner Schulter landete. Die Schwarzhaarige war abgrundtief schlecht, das konnte die Adlerdame deutlich spüren. Sie musste ihren Herrn schützen. "Oh, ist der Raubvogel aber schön..." Stellte die rot Gekleidete fest und ihr Lächeln zu Torae wurde breiter. „Das reicht jetzt!“ Endlich mischte sich auch Ivar ein, der genug von der Situation hatte, beim prüfen der Kutsche war es klar geworden, dass es keinerlei Geld gab, dass transportiert wurde. „Das Ganze hier ist überflüssig! Sperrt sie zu den Soldaten in die Kutsche, wir gehen!“ Die Fremde zuckte. "Nein, bitte nicht! Wenn wir gefunden werden, bringen sie mich zum König und das werde ich nicht überleben!", sagte sie flehend und mit zitternder Stimme. Torae verstand. Sie war wohl genau so eine Verfolgte wie die anderen Räuber und er. "Ivar... Bitte. Sie teilt unser Schicksal, überlass sie nicht dem Tode..." „Ja sind wir denn ein Armenhaus?? Wir nehmen doch nicht jeden auf und die hat bei uns sicher nichts verloren!“ Abfällig sah Ivar die Frau an, sie war, in seinen Augen der lebende Beweis, warum er Männer bevorzugte. „Soll sie doch selbst sehen, wie sie zu Recht kommt!“ „Boss!“ protestierte nun auch Hogart. „Wir können doch niemanden abweisen, der so ganz offensichtlich unsere Hilfe benötigt!“ Die restlichen Männer nickten zustimmend mit den Köpfen. Vorsichtig trat die Fremde auf den Räuberhauptmann zu und sah ihm tief in die Augen. "Ich werde mich einfügen und auch nicht nutzlos sein, bitte...", flehte sie. Doch im Hintergrund war sie in Ivars Erinnerungen abgetaucht und sah die Gefühle für Torae. Das könnte noch sehr nützlich sein um ihr Ziel zu erreichen. Noch einmal schrie Grid und flog nun auf die Schulter des Dunkelhaarigen. Sie hoffte, er würde bei seiner negativen Einstellung bleiben. Das Grid sich freiwillig auf seine Schulter setzte bestätigte Ivar nur in seiner Meinung, abfällig sah er auf die zierliche Gestalt herab. „Du willst dich nützlich machen?“ fragte er spöttisch, „Und was wenn du dir einen Nagel abbrichst?? Nein, das Einzige wozu du nützlich wärst, wäre zum Vergnügen meiner Männer!“ Angewidert schloss die Schwarzhaarige ihre Augen. "Nein, ich kann kochen! Sogar sehr gut!" Hoffnungsvoll sah sie in die Runde der Räuber die ihr eben noch Rückendeckung gegeben hatte. Dabei verweilte sie besonders lange auf Hogart und Torae. Noch bevor Ivar sie abweisen konnte schritt Hogart ein: „Eine neue Köchin können wir gebrauchen, die alte Margot, die Besitzerin unserer Schenke bräuchte dringend Hilfe!“ "Ich mache alles!" Sagte auch die Fremde, bevor der Räuber noch etwas erwidern konnte.„Wir können das Risiko nicht eingehen!“ versuchte nun Ivar das Ruder rum zu reißen, denn er war zwar der Anführer, aber gegen eine Mehrheitsentscheidung konnte er sich nicht stellen. "Und doch bist du das Risiko mit mir eingegangen...", lächelte Torae und schritt auf ihn zu um den Älteren zart zu küssen. "Gib ihr eine Chance, wenn sie diese nicht besteht, werde ich mich um das Problem kümmern!" Empört über diese Aussage zog Grid ihren Kopf zurück. Der Junge meinte doch nicht etwa die selbe Weise, als er sich um die Soldaten am See gekümmert hatte? Ivar wusste, auf wie viel Torae in seinem bisherigem Leben verzichten musste und deshalb versuchte er ihm immer alle Wünsche zu erfüllen, zumindest redete er sich ein, dass das der Grund wäre, in Wirklichkeit war er dem Weißhaarigem einfach verfallen. „Mir gefällt das Ganze nicht, aber wenn du die Verantwortung übernimmst…“ Dankbar schloss Torae seine Arme um Ivar. "Ja... Ich übernehme die Verantwortung und werde mögliche Probleme selbst lösen!" Die Fremde im Hintergrund beobachtete ruhig und zeigte ein gewinnendes, kaltes und arrogantes Lächeln, dass nur der Hauptmann und der Adler in dieser Situation sehen konnte. Ivar sah die Frau an und wusste, dass er die falsche Entscheidung getroffen hatte. Auf was sie es aber in Wirklichkeit abgesehen hatte, sollte er und auch Grid vorerst nicht erfahren. Torae löste sich wieder von seinem Liebhaber und schritt auf die Frau. "Ich bin übrigens Torae. Das ist Ivar und das Hogart..." Er stellte auch noch den Rest der Bande vor und war glücklich jemandem geholfen zu haben. "Wir müssen sie im Auge behalten!", flüsterte hingegen der Vogel in Ivars Ohr. „Ist mir klar“ raunte er zurück. Ihm gefiel gar nicht, wie nah sie bei seinem Torae stand. "Und ich bin Levanah... Ich danke euch sehr!" Schnell ging sie an die Kutsche und befreite fachmännisch eines der Pferde. "Dann zeigt mir mal mein zukünftiges Heim..." Jede ihrer Bewegungen wurde von Ivar wahrgenommen und katalogisiert, wenn klär würde, was sie bezweckte, wäre er bereit. „Verbindet ihr die Augen!“ befahl er dann. Bereitwillig ließ Levanah sich auf ihrem Pferd die Augen verbinden. Sie würde sich den Weg auch ohne Sicht merken können. "Du bist ein Schatz!", sagte hingegen Torae und küsste Ivar nochmals. „Dafür bist du mir was schuldig.“ Grolle ihm der Dunkelhaarige zu und legte dann demonstrativ einen Arm um Torae, als sie zu der Stelle gingen, an dem ihre Pferde versteckt waren. Gut gelaunt und äußerst dankbar kuschelte sich Torae an. "Ich zahle dir alles!" Grid hingegen blieb stumm und artig auf Ivars Schulter. Die nächsten Tage und vermutlichen Wochen würde sie alle Kraft kosten. „Das will ich auch schwer hoffen.“ Die Räuber bestiegen ihre Pferde und Hogart nahm die Zügel Levanahs Pferd, um es zum Dorf zu führen. Toraes Gaul, den er in der Aufregung nicht angebunden hatte, schien sich aus dem Staub gemacht zu haben und so holte Ivar ihn vor sich auf sein Pferd. Lächelnd schmuste der Weißhaarige sich an. Levanah hingegen grinste in sich hinein. Sie hatte die ersten kleinen Saatkörner ihrer Zwietracht problemlos sähen können. Gemeinsam erreichten sie dann das Dorf und die Schwarzhaarige merkte das sie stehen blieben. "Sind wir da? Darf ich die Binde wieder abnehmen?" „Noch nicht!“ grollte Ivar ihr ungehalten entgegen, ihre Stimme störte ihn bloß in der Zweisamkeit mir Torae. Das Tor des Dorfes wurde hinter einem Vorhang aus Büschen enthüllt und öffnete sich für die Räuberbande. Richtig fröhlich stieg der junge Mann auf dem Marktplatz wieder von Ivars Pferd und streckte sich. "Ich freu mich gleich auf etwas zu essen!" Auch Ivar stieg ab und übergab seine Zügel an einen herbeigeeilten Stallburschen. „Dann lass uns nach Hause, Großvater wartet sicher schon auf uns.“ Aus dem Augenwinkel sah er wie Hogarth sich zum Affen machte, als er Levanah vom Pferd half. "Aber wo wird Levanah schlafen?", fragte der Jüngere vorsichtig. „Was kümmert es mich!?“ Bittend sah Torae seinen Liebsten an. "Aber sie kann doch nicht mitten auf der Straßen schlafen... Ich bin doch eh jede Nacht in deinem Bett. Gib ihr doch, bis wir ihr morgen alles organisiert haben, diese Nacht mein Zimmer..." „Kommt nicht in Frage! Die kommt mir nicht ins Haus! Soll sie doch bei den anderen Huren schlafen!“ Das ging nun wirklich zu weit, erst brachte dieses Flittchen seine Männer auf ihre Seite und jetzt sollte er sie noch bei sich aufnehmen, das kam nun überhaupt nicht in Frage. Überrascht und doch traurig schaute Torae ihn an. "Wenn ich euch nicht mit diesen dämlichen Kräften gezeigt hätte, dass ihr nicht alles machen könnt, hättest du mich wohl unter den Pferden gelassen, was? Aber sie kann doch auch nichts für ihre Vergangenheit!" Nervös biss der Weißhaarige auf seiner Unterlippe herum. "Es tut mir Leid... Das hätte ich nicht sagen dürfen, bitte verzeih mir!" „Dass ich dich gerettet habe, hatte nicht das geringste mit deinen Kräften zu tun!“ erklärte Ivar aufgebracht. "Es tut mir leid!", heiße Tränen flossen über Toraes Wangen und er drehte sich weg. "Ich weiß nicht, was mich da gerissen hat. Sie tut mir einfach nur leid. Das hätte ich dir nicht an den Kopf werfen dürfen. Du bist mir doch genau so wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als mein Leben!" „Dummkopf.“ Zärtlich lächelte er Torae an und nahm dessen Gesicht in seine Hände. Mit liebevollen Küssen auf seine Wangen versuchte Ivar Torae wieder zu beruhigen. „Jetzt wein doch nicht.“ "Es tut mir leid!", wiederholte der Jüngere noch einmal und schmiegte sich an. "Vielleicht kann sie ja erst einmal bei Hogart bleiben?" „Gute Idee.“ Ivar wand seinen Kopf seinem ersten Mann zu. „Hogart du darfst sie behalten!“ Mit einem schneidenden Blick an den Hauptmann, wendete Levanah sich mit einer schmeichlerischen Stimme an den Bärtigen. "Ich bin zwar kein Privateigentum, aber ich würde mich geehrt fühlen, bei dir bleiben zu dürfen!" Hogarth lief rot an, wie ein verliebter Schuljunge. „A… Aber natürlich dürft ihr!“ „Na siehst du, sie muss nicht auf der Strasse schlafen.“ Leise fügte Ivar noch ein „Obwohl es ihr gut getan hätte“ zu. „Jetzt lass uns nach Hause, ich habe deine Schulden bei mir einzutreiben.“ Weiterhin Hogart anlächelnd ging die Schwarzhaarige mit ihm. Fast schon natürlich begann dabei ein zuerst noch sanfter Nebel das Dorf zu umhüllen. Dankbar knabberte Torae an Ivars Ohr. "Die brauchst du nicht eintreiben, die zahle ich ohne Aufforderung!" Ineinander vertieft wanderten die Beiden über den vertrauten Weg zu ihrem Haus und bemerkten dabei gar nicht die Schwaden, die um ihre Beine strichen. Ein breites, befriedigtes Lächeln lag auf den Gesichtern von Ivar und Torae, als der nächste Tag angebrochen war. Die Sonne war hinter einem dichten Nebel verschwunden und der Weißhaarige rollte sich noch einmal zusammen. "Morgen...", nuschelte er trotzdem. „Morgen“ erklang es direkt neben seinem Ohr, an dem Ivar genüsslich seine Nase rieb. "Ich hab dich lieb...", nuschelte der Jüngere noch schlaftrunken und träumte von der letzten Nacht und den starken Armen Ivars. Jener kicherte vergnügt, obwohl er nie zugeben würde, so eines unmännlichen Geräusches überhaupt fähig zu sein. „Das hast du gestern mehr als nur bewiesen.“ Mit einem Wohlfühlgeräusch kuschelte sich der Langhaarige noch enger an. "Ich hoffe, dass Levanah auch gut geschlafen hat. Ich wüsste zu gern, warum der König hinter ihr her ist!" Ungehalten grollte Ivar und biss leicht in Toraes Ohrläppchen. „Musst du ausgerechnet jetzt von ihr anfangen?“ Entschuldigend nickte der Jüngere. "Es lässt mir keine Ruhe. Sie scheint von edler Herkunft zu sein..." „Wenn interessiert es?“, murmelte Ivar gegen Toraes Hals. "Mich...", gestand er und kraulte Ivars Rücken. "Ich würde wirklich gern mehr über sie wissen!" Angesäuert ließ Ivar von Torae ab und drehte sich auf den Rücken. „Du weißt echt, wie man die Stimmung kaputt machen kann.“ "Wir sollten sie aber auch noch früh genug in die Schenke bringen, damit sie arbeiten kann. Deshalb sollten wir eh bald aufstehen!" Noch einmal versuchte Torae ihn zu kraulen und zu besänftigen. „Na wenn du es so eilig hast, kann ich ja auch aufstehen und Frühstück machen.“ Toraes Hände von sich streifend stand Ivar auf und zog sich an. Der Weißhaarige seufzte. "Was hast du gegen sie?" „Was findest du an ihr?“ konterte Ivar. Torae brachte lange um zu Antworten. "Ich weiß es nicht... Sie tut mir einfach leid..." „Du bist zu gutherzig. Meiner Ansicht nach ist sie eine falsche Schlange, die sich dein Vertrauen erschleichen will.“ Verwirrt setzte er sich auf und die Decke rutschte dabei elegant von seinen Schultern. "Warum?" „Das habe ich noch nicht herausgefunden, aber das werde ich noch. Solange solltest du in ihrer Gegenwart vorsichtig ein.“ Ivar strich sich noch einmal über sein frisches Hemd und sah dann Torae an. „Wir sehen uns beim Frühstück.“ "Warte!" Schnell stand der junge Mann auf und lief zu seinem Partner. "Bist du etwa böse auf mich?" „Warum sollte ich?“ fragte der Dunkelhaarige mit gleichgültig klingender Stimme. "Eben genau deshalb... Du bist so abweisend..." Torae war geknickt, das hatte er nicht gewollt. "Levanah hat nicht gesehen, wo das Dorf ist. Ich werde gleich mit ihr reden und sie fortbringen. Ist dir das lieber?" Ivar seufzte und legte seine Stirn gegen Toraes. „Ja, es wäre mir lieber, aber es würde das Problem doch nicht lösen, oder? Du hättest Schuldgefühle und würdest dich immer fragen, was wohl aus ihr geworden ist.“ Eindringlich schüttelte der Jüngere seinen Kopf. "Sie wird dort wo ich sie hinbringe in Sicherheit sein. Wenn du nicht möchtest, dass sie hier ist, bringe ich sie weg!" Sanft berührten seine, Ivars Lippen. „Und wie würdest du dich dann fühlen?“ fragte der Dunkelhaarige gegen Toraes zarten Mund. Unwillig schüttelte Torae seinen Kopf. "Ich kann ja immer mal wieder nach ihr sehen, dann ist das in Ordnung!" „Warum ist sie dir so wichtig?“ Ivar klang gereizt. „Du bist nicht in der Lage sie so einfach rauszuschmeißen! Aber warum? Sie ist doch bloß eine dahergelaufene Fremde!!“ Torae zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es wirklich nicht. Sie tut mir einfach nur leid und es erinnert mich irgendwie daran, wie ich wochenlang gelaufen bin. Auch wenn sie in der Kutsche gefahren wurde." Unbewusst hatte er eine Ähnlichkeit zwischen sich und Levanah gespürt, wenn auch nur wegen ihrer Fähigkeiten. Doch wie sollte er Ivar etwas sagen, was er selbst nicht wusste. „Sie ist nicht wie du.“ Zärtlich strich er durch Toraes langes Haar. „Ich hab gleichgesehen, was für ein wundervoller Mensch du bist, bei ihr spüre ich genau das Gegenteil.“ Seufzend lehnte der Weißhaarige sich in seine Hand. "Was soll eine einfache Frau denn schon anstellen? Wir als Team sind doch unschlagbar!" „Da hast du Recht.“ Zärtlich küsste er Toraes Nasenspitze. „Jetzt zieh dich an, ich mach dir was zu essen.“ Wieder grinsend, nickte er und lief zum Schrank. "Oh ja, ich liebe dein Frühstück!" Schnell öffnete er die Türen und kramte in den Sachen herum. Stolz streckte Ivar die Brust raus. „Wenn du dich beeilst brat ich dir auch noch ein paar Eier.“ Erschrocken und mit großen Augen starrte Torae den Älteren an und hielt seine Hände schützend vor seine Genitalien. "Das ist nicht dein Ernst?" Glucksend rollte Ivar die Augen. „Du weißt schon, dass wir nen Hühnerstall hinterm Haus haben?“ Torae schüttelte den Kopf und wandte sich ab. "Dann bin ich ja erleichtert!" Er beeilte sich auch weiterhin mit dem Anziehen und erschien beim Frühstück. Schweigend setzte er sich und wartete darauf, dass Ivar fertig war und sich ebenfalls setzte. Es dauerte nicht lange, bis jener mit Essen für sie Beide erschien, mit Iskander mussten sie noch nicht rechnen, denn jener hatte sich das Recht genommen im Alter ausschlafen zu dürfen. "Danke...", sagte Torae leise und aß langsam sein Frühstück. Er überlegte, wie er am besten mit Levanah reden sollte. Er würde es um jeden Preis machen, allein deshalb weil Ivar ihm auch jeden Wunsch von den Augen ablas. „Worüber denkst du nach?“ fragte Ivar und tippte gegen Toraes gerunzelte Stirn und grinste ihn an. „Schmecken dir deine Eier nicht?“ In Windeseile war das Ei in dem Jungen verschwunden und er schüttelte den Kopf. "Nein... Lecker! ... Ich überlege nur, wie ich am besten mit Levanah reden kann...", sagte er leise. „Levanah, Levanah, Levanah! Denkst du über nichts anderes nach?“ Verärgert stocherte Ivar in seinem Ei herum. "Na ja, ich hab sie hierher gebeten und jetzt lade ich sie wieder aus..." Kurzentschlossen stand Torae auf und ging zur Tür. "Warte hier, ich werde es gleich erledigen. Dann hab ich es hinter mir!" Die Türe öffnete und schloss sich wieder und der Weißhaarige war aus der Küche und kurz danach auch aus dem Haus gegangen. Seufzend legte Ivar sein Besteck nieder und seine Stimme hallte durch den leeren Raum. „Mir wäre es lieber, wenn du dich einfach nur von ihr fernhalten würdest.“ Schnell huschte Torae durch die Wege und klopfte schließlich am Haus von Hogart. "Hallo, schon jemand wach?" Der Nebel hier draußen war sehr unangenehm und erschwerte das Atmen. Grid hatte der Junge auch seit dem er aufgezogen war nicht mehr gesehen. Hoffentlich verzog der sich bald wieder! „Wer ist da?“ kam es grimmig von der anderen Seite der Tür. "Ivar schickt mich... Ich muss mit Levanah reden!" Torae klang eindringlich. Nicht minder unfreundlich öffnete Hogart die Tür. Er trug eine Schürze und das Eigelb in seinen Barthaaren sprach dafür, dass er versucht hatte seinem Gast Essen zu machen, was beunruhigend war, da es im Dorf bekannt war was für eine Niete der Räuber in der Küche war und sich deshalb niemals in eine verirrte. „Was willst du?“ Ohne sich ein weiteres Mal von ihm aufhalten lassend, betrat Torae das Haus. Im Hintergrund sah er, wie Levanah dem Räuber beim Kochen behilflich war. Es wurde dem Weißhaarigen schwer ums Herz. Was war, wenn die Frau doch nicht so schlecht war, wie Ivar annahm? "Ich habe einen Fehler begangen, den werde ich jetzt wieder gerade biegen!", sprach er schließlich mit brüchiger Stimme. Die Schwarzhaarige winkte ihm aus dem Hintergrund und zwinkerte ihn an. "Morgen Torae!" Missmutig sah Hogart den Eindringling an. „Sag was du zu sagen hast und dann geh! Wir wollen in Ruhe essen!“ Torae nickte und ging dann geradewegs auf Levanah zu. Zart aber bestimmt legte er ihr seine Arme um die Schultern und flüsterte. "Dort wo du jetzt hingehst, bist du in Sicherheit. Hier ist es nicht möglich!" Dabei lief ihm eine Träne über die Wange, weil er nicht wusste, ob es das Richtige war oder nicht. Dennoch würde er es für Ivar durchziehen. Die Frau schien aus Torae unbekannten Gründen damit gerechnet zu haben und sie lächelte ihn kalt an. Dann strich sie seine Träne mit einem Finger weg und zeigte sie ihm. "Ob ich bleibe oder nicht, diese Träne wird dein Untergang und der Rest dieses Dorfes verschwindet ebenfalls, weil du sie heimgesucht hast!" Noch bevor Der Weißhaarige ihre Worte verstand, hatte er Levanah schon in das Heimatdorf seiner Eltern geschickt. Dort würde der König nicht nach ihr suchen lassen. „Was hast du getan!?“ schrie ein aufgebrachter Hogart und ehe Torae sich versah wurde er von dem rauen Räuber angegriffen. "Ahh..." Der Kleinere schrieb erschrocken auf und hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht. "Es war das Beste!" „Wie konntest du es wagen!! Sie mochte mich!!“ Wütend holte Hogarth aus und ließ seine geballte Faust auf Torae nieder kommen. Es tat dem Weißhaarigen unendlich leid, denn er hatte gesehen, wie Hogart glück mit dieser Frau das Essen zubereitet hatte. Also wehrte er sich nicht und ließ auch noch ein paar weitere gezielte Schläge über sich ergehen. Dann sah er vorsichtig auf. Er konnte nichts zu seiner Verteidigung sagen und er konnte sehen, wie Hogart mit seinen Gefühlen kämpfte und plötzlich jener die Faust sinken ließ. „Verschwinde! Raus hier!!“ Schweigend nickte Torae und schlich langsam hinaus. Genau so langsam schlich er durch den Nebel zurück zu Ivar. Jeder Schritt fiel ihm schwer und auch das Atmen war fast unmöglich für ihn. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte er das Gebäude und trat hinein. "Bin wieder da...", erklang seine Stimme durch die Räume. Der junge Mann fühlte sich schlaff und ausgelaugt und mit jedem Schritt durch die feuchte Luft vor dem Haus hatten sich seine Haare erneut geändert. Sie waren nun wieder pech schwarz. „Torae?“ Ivar trat in den Flur um seinen Geliebten zu begrüßen, er hatte das Geschirr von Frühstück abgewaschen und trocknete sich mit einem Tuch die Hände, als er Torae erblickte. „Was zum…?!“ Erschrocken blieb Ivar stehen und starrte den anderen mit offenem Mund an. "Ich hab sie fortgebracht... Hogart ist ziemlich wütend... und jetzt würde ich mich gern wieder hinlegen!" Torae schlich an ihm vorbei und streifte sanft ihrer beider Hände während dessen aneinander. Ivar ergriff Toraes Arm und hielt ihn bei sich. „Was… was ist mit dir passiert?“ Seine freie Hand fuhr durch die nicht mehr weißen Haare. "Ich glaube du hattest Recht, es ist gut, dass sie weg ist... Ich hab sie mitten ins Gebirgen gebracht!" Sanft machte der Jüngere sich los. "Lass mich jetzt bitte noch etwas schlafen!" Fest packte Ivar Torae an den Oberarmen. „Torae! Ist irgendetwas passiert?! Warum siehst du so aus??“ Er ergriff eine Haarsträhne und hielt sie vor Toraes Gesicht. Verwundert, erfreut und doch zu tiefst traurig betrachtete er sein Haar. "Es ist wieder schwarz..." Dann sah er ernst zu Ivar auf. "Ich glaube, sie ist wirklich wie ich. Sie faselte etwas von Untergang, bevor sie fort war..." „Oh, Liebling.“ Fest drückte Ivar den Kleineren an sich. „Es wird alles wieder gut.“ Trotz seiner Worte spürte Ivar die Panik in seiner Magengegend, ihm war klar, dass etwas Großes auf sie zukommen würde. Ganz ruhig machte Torae sich los und sah den Hauptmann unter Müden Augen an. "Kannst du mir einen Gefallen tun?" „Aber natürlich, alles was du willst, Liebes.“ Besorgt sah Ivar den Jüngeren an, er wollte ihn bloß wieder in seine Arme schließen und nie wieder loslassen. Lächelnd gab der junge Mann ihm einen Kuss. "Suche bitte nach Grid für mich. Sie wird uns bestimmt helfen können. Ich muss dringend schlafen, bitte..." „Natürlich mach ich das, aber erst mal bringen wir dich ins Bett, ok?“ Ohne auf Toraes Einverständnis zu warten hob er den Jungen auf seine Arme. Sanft lächelnd schmuste Torae sich an. "Ja..." Ivar trug ihn bis in sein Zimmer und legte ihn dann vorsichtig aufs Bett. Er zog Torae Schuhe und Hose aus, bevor er ihn zudeckte. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich von ihm. „Ich bin so schnell wie möglich zurück, ruh dich schön aus.“ Torae konnte ihm leider nicht mehr antworten. Er war in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen. Warum er jedoch so ausgelaugt war, konnte er sich selbst nicht erklären. War es der seltsame Nebel im Dorf... War es Levanah gewesen, die ihm die Kräfte entzog... Oder war es, die Entfernung in die er die Fremde geschickt hatte... Es sollte wohl vorerst ein Geheimnis bleiben. Und während er auf dem Bett total verausgabt lag begann der Nebel sich im Dorf zu bewegen und kroch immer dichter werdend um Ivars Haus. Er drückte sich durch alle Risse und Spalten, durch Türen, Fenster und er kam sogar durch den Kamin. Der feuchte Schleier schien genau zu wissen, wo er hinwollte. Denn sein Ziel war der Schwarzhaarige. Undurchdringlich umhüllte er ihn und sammelte sich in dem Lederarmband, welches er trug. Als sich alles in diesem Armband befand, löste es sich auf und der Spuk schien vorbei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)