Agony von abgemeldet ((Reita x Ruki)) ================================================================================ Kapitel 3: Past --------------- Time: 20:48 Uhr Mood: happy Background music: Bullet for my Valentine, the GazettE, Schandmaul So, und wieder ein neues Kapitel für euch. *smile* Ich hoffe doch, dass noch mehr Leute diese Fanfic hier lesen werden. Ich habe seit 2 Wochen wieder Schule, deshalb hab ich euch mal wieder so lange warten lassen- gomen nasai. *verbeug* Hinzu kommt, dass ich heute erst meinen 1.- Hilfe- Kurs absolviert habe. ~ Es war ein großes Gebäude, in dem man sich nur schwer zurecht finden konnte. Das stellte ich spätestens zu dem Zeitpunkt fest, als ich durch die Glastür eingetreten war, suchend ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Nur zögerlich bewegte ich meinen Körper auf die Rezeption zu, hinter dem eine dicke, kleine Frau saß. Sie trug ein graues Oberteil was man wohl als Strickjacke bezeichnen durfte und ihr Haar hatte sie zu einem Dutt hochgebunden, dazu trug sie eine große Brille auf der Nase, sie musterte mich gleich mit ihren Kieselaugen, sodass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Die Atmosphäre war so drückend dass ich glaubte, fast schon daran zu ersticken, als würde sich eine unsichtbare Hand auf meine Kehle legen und langsam aber sicher zudrücken, weshalb ich leise hustete, mir aber sittsamerweise die Hand vor den Mund hielt. Die Frau schob sich kurz die Sehhilfe auf ihrer Nase zurecht, die so gar nicht zu ihrem Gesicht passen wollte - sie erschien viel zu klein und zu zierlich- bevor sie sich die Frisur mit ihren dicken Fingern zurecht steckte und mir zum wiederholten Male eindringlich in die Augen sah, fast so, als wolle sie mir damit Angst machen. Ich schluckte. “Ano~ … ich habe einen Termin bei Masatoshi-san.” “Den haben sie alle, hätte mich gewundert, wenn Sie unangemeldet hier reingeplatzt wären.”, antwortete die Dame sichtlich genervt und schlug eine Mappe auf, dieser ein Blatt Papier entnahm und den Inhalt mitsamt einem Kugelschreiber auf die Ablagefläche knallte. Was für eine nette Person, dachte ich nur und ergriff den Fragebogen, den man mir nun förmlich unter die Nase hielt. Mir blieb nichts anderes übrig als mich zu setzen und die Fragen zu beantworten. Name, Alter, Beruf… das Übliche eben, allerdings ließ mich ein Satz am unteren Ende des Formulars einen Moment innehalten: der Grund meines Hierseins. Sollte ich wahrheitsgetreu schreiben, dass es auf Drängen eines Freundes war oder sollte ich etwas anderes erfinden? Kopfschüttelnd entschied ich mich für die erstere Variante, schließlich nützte mir das alles ja doch nichts, da der Psychiater mir auf diese Art und Weise nicht helfen konnte, also musste ich mir wohl oder übel meine eigene Schwäche eingestehen und zu Blatt bringen. Allerdings beschloss ich, nur das Nötigste in knappen Stichpunkten wiederzugeben. >Probleme der Selbstakzeptanz<- ausbaufähig, und in diesem Falle noch nicht einmal gelogen. Somit erledigte sich die letzte Frage wie von selbst. Flüchtig hielt ich in meiner Schreibarbeit inne und warf einen prüfenden Blick auf die Uhr. Eine Dreiviertelstunde war nun schon vergangen, seit ich vor dir Hals über Kopf geflüchtet war… von den anderen sorgte sich eh keiner um mich. Und selbst wenn jemand auf die Idee kommen würde nach mir zu suchen, so würde mich niemand gerade hier vermuten. Niemand bis auf Kai wahrscheinlich. Hieß es nicht, dass der Teufel angerannt käme, wenn man von ihm sprach? In diesem Falle jedoch nur symbolisch. Keine Sekunde später klingelte das Handy um mir zu verkünden, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Kai…? “Hey Ruki, wo steckst du? Wir machen uns Sorgen um dich!” Gerade als ich die Sorge des Leaders auslöschen wollte indem ich ihm meinen Aufenthaltsort verriet, ging auch schon die Tür auf und ein großer, schwarzhaariger Mann trat heraus, um mich freundlich anzulächeln und mir die Hand zu schütteln. Ich zog meine allerdings augenblicklich zurück, ich hasste es, von Fremden berührt zu werden. Widerwillig ließ ich das piepsende Ding in meine Jackentasche gleiten und blinzelte den Kerl an, der da gerade vor mir stand. “Guten Tag. Sie müssen Ruki- san sein, habe ich Recht?” Ich nickte nur. Kein Zweifel, das war die Stimme am Telefon. Stumm erhob ich mich aus meiner Sitzposition um Masatoshi zu folgen, der die Frau an der Rezeption breit anlächelte und mich bat, in das Zimmer einzutreten, aus dem er gerade gekommen war. So ganz geheuer war mir die Sache noch immer nicht, also Augen zu und durch lautete in meinem Fall die Devise. Ich muss wohl ziemlich hilflos ausgesehen haben, denn der Mann bot mir an, mich zu setzen. “Also Ruki- san. Weshalb sind Sie hier?” Hatte ich das nicht bereits auf dem Bogen beantwortet? Genervt lehnte ich mich in meiner Haltung zurück und überschlug die Beine. “Ich habe ein Problem.”, flüsterte ich, ohne es bemerkt zu haben. Dabei wollte ich nicht immer so verängstigt klingen, doch es gelang mir einfach nicht. Manchmal glaubte ich wirklich, ich würde auf ewig das kleine, dumme, ängstliche Kind von damals bleiben. Die Hände geduldsam gefaltet wartete mein Gegenüber, dass ich weitersprach. “Ich denke, dass ich… keinerlei Selbstbewusstsein besitze.” Langsam beugte sich der Ältere über den Tisch und musterte mich von oben bis unten, aprubt drehte ich den Kopf zur Seite. Ich hasste es, so angestarrt zu werden. “Verstehe. Können Sie mir sagen, was genau an Ihnen es ist, das Sie stört?” Das war ja wohl nicht allzu schwer zu beantworten. Kurz- ich hasste einfach alles an mir, und das sagte ich ihm auch. Als ich besagte Worte über die Lippen gebracht hatte, entstand eine Pause. Masatoshi schien ernsthaft über meine Worte nachzudenken, denn er legte die Stirn in sichtlich kleine Fältchen, was ihn ein wenig älter erscheinen ließ. “Sehen Sie in den Spiegel hinter sich.” Ich gehorchte. Und wie in Trance wanderte meine Hand über meine weißen Wangen, streichelten sie schon fast zärtlich. Ein Blitz wie von einem Fotoapparat der etwas aufnimmt erschien vor meinem geistigen Auge und es machte >Klick.< Ich sehe dich und Uruha auf der Couch sitzen, wie ihr euch eng umschlungen küsst. Klick. Nun sehe ich dich genau vor mir, wie du langsam näher kommst. Klick. Du bewegst deine Lippen, als ob du mir etwas sagen wolltest. Klick. Gemütlich schlenderst du mit Aoi zu dessen Zimmer. Klick. Dein abweisender Blick, der sich direkt in mein Herz bohrt. Klick. Noch einmal erscheint dieses grelle, kurze Licht und ich reiße erschrocken die Augen auf. Äußerst unsanft vergrabe ich meine Nägel in der Haut, sodass es schmerzt. “Ruki- san! Was tun Sie denn da?!” Das war Masatoshi, doch ich hörte nicht weiter darauf und grub meine Nägel nur tiefer in mein Fleisch, ließ sie hinab gleiten, bis sie dort ihr blutiges Mal hinterließen. Ja… ich bin nicht gut genug für dich. Das bin ich nie gewesen, nicht wahr? “Hören Sie auf!” Als auch das nichts hilft und meine Reaktion ausbleibt, griff er nach meinen Handgelenken und drückte sie mit sanfter Gewalt von meinem Gesicht weg. “Lassen Sie mich los… bitte..”, wimmerte ich mit erstickter Stimme und sank kraftlos auf die Knie, da ich nicht mehr die nötige dazu besaß, mich aufrecht zu halten. “Beruhigen Sie sich, es wird alles gut werden…” Nein, nein, nichts wird gut werden, rein gar nichts wird sich an meiner jetzigen Verfassung ändern. “Mir ist nun klar geworden, wie schwerwiegend Ihr Problem ist.” Väterlich legte der Psychiater mir die Hände auf die schmalen, zierlichen Schultern und sah mich an. “Lassen Sie mich Ihnen helfen. Zusammen bewältigen wir das.” So schön und tröstlich diese Worte auch klangen, innen waren sie hohl, ohne eine Spur von Mitgefühl, aber getränkt in vor Gift triefender Heuchelei. Und genau weil mir dies bewusst war gelangte ich zu der Überzeugung, dass mir niemand jemals würde helfen können. Niemand. Nur langsam gelang es mir schließlich mich aufzurichten, meine Beine zitterten wie Espenlaub, als ich mich mit bebendem Körper auf meinen Sitz fallen ließ- Masatoshi saß mir wieder gegenüber so wie wenige Augenblicke zuvor. “Gibt es denn einen Grund, warum Sie so denken, Ruki- san?”, fragte er nur leise und legte seine große Hand auf die meine, als hätte er meine Gedanken erraten. “Ich… ich weiß es nicht.” Ich wusste in diesem Moment selbst nicht, warum ich den Anderen belog, aber das Thema war schon so lange Zeit nicht mehr aufgegriffen worden. Ich hatte es sorgsam irgendwo tief in mir drin vergraben, allein der Versuch daran mich zu erinnern verursachte mir Übelkeit. “Lassen Sie sich Zeit. Erinnern Sie sich.” Ich nickte und starrte wie aus zwanghaftem Reflex zu Boden. “Meine Mutter.. wollte immer stolz auf mich sein.” Ohne es bewusst registriert zu haben brachen nun all die Worte, all die schmerzhaften Erinnerungen aus meinen Lippen hervor, ich hatte sie jetzt wohl schon viel zu lange unter Verschluss gehalten. Ich weiß bis heute nicht was mich damals dazu gebracht hatte den Mund aufzumachen, doch letzten Endes gelangte ich zu dem Entschluss, dass es besser so war. “Aber sie hat mich gehasst. Auch wenn manch anderer behauptet hat, dass es nicht so war, ich wusste es besser. Seit Vater uns verlassen hatte verlangte sie nur noch sehr gute Leistungen in der Schule.” Ich schloss die Augen, jedoch war ich bemüht, meine Mutter jetzt nicht vor mir zu sehen. Einfach die Seele vor der Welt verschließen, das war es, was ich wollte. So feige das ganze verfluchte Prinzip doch war, so hatte ich mein Leben lang nichts anderes getan. Du hast mich niemals als deinen Sohn angesehen, nicht wahr? “Es war spät am Abend, als sie zurückkam…” Unaufhörlich klopften die Regentropfen mit ihren spitzen Fingern gegen das kalte Glas in Rukis Zimmer, doch dieser bemerkte es noch nicht einmal. Vornüber gebeugt saß der Junge auf seinem Stuhl und las aufmerksam das Buch, in dem die nächsten Prüfungsaufgaben standen. Er war immer bemüht, alles zur völligen Zufriedenheit der Mutter zu erfüllen, doch diese hatte ihn nicht ein einziges Mal angesehen. Der Kleine stieß einen leisen Seufzer aus, klappte das Lehrbuch zu und tapste zu seinem Kleiderschrank. Unsicher entnahm er diesem einen schwarzen Anzug- ob er damit die Aufmerksamkeit seiner Mutter erlangen würde? Sie beschwerte sich doch so über seine zerrissenen Hosen und die schwarz- rot gefärbten Haare hasste sie am allermeisten. Und nun stand der kleine Japaner vor dem Spiegel, sich die Krawatte zurecht zupfend, die sich mit ihrem blütenweißen Farbton vom dem rabenschwarzen Anzug abhob. Plötzlich fuhr er herum und sah in das zornerfüllte Gesicht der Mutter, die in der Tür zu seinem Zimmer stand. “Warum trägst du das?”, fragte sie ruhig, die Lage des Tonfalls machte dem Kleinen Angst. “Mama ich- ich wollte doch nur-” Noch bevor er seinen Satz vollendet hatte verpasste die Frau ihm eine schallende Ohrfeige. “Willst du etwa genauso werden wie dein missratener Vater?” “Nein, ich- ich wollte… ich wollte doch nur, dass du…” “Du bist einfach nur kindisch. Sieh dich doch nur an, wie plump du bist. Schade um den schönen Anzug.”, meinte sie nur abfällig und drängte ihren Sohn dazu, sich noch einmal im Spiegel zu betrachten. Wortlos warf der zerbrechliche Junge ein Blick auf sein Ebenbild im Spiegel, strich vorsichtig über das kalte Glas, als sei es etwas Lebendiges und schloss langsam die Augen. Ein lautes Klirren zerbrach die zum Bersten angespannte Stille in dem Raum, dann ein Körper, der lautlos in sich zusammensackte. Blut, da war überall Blut gewesen… Als wäre ich aus einer anderen Welt wieder ins Diesseits zurückgekehrt öffnete ich langsam meine Augen und sah direkt in die Masatoshis. Mir schien, als hätten meine Lippen seit einer Ewigkeit aufgehört sich zu bewegen, ich fuhr mit der Zunge über die trockene Haut, um sie zu befeuchten und vor Rissen zu bewahren. Ein unangenehmer Duck lastete nun auf meinen Schultern als ich an das darauf Folgende dachte. Ich hatte den Spiegel eingeschlagen, wobei die herumwirbelnden Splitter mein Handgelenk aufgeschnitten hatten. Meiner Mutter war es egal gewesen ob ich sterben würde oder nicht, das wäre ihr nur recht gewesen, erst, als sich ein Nachbar, der uns jeden Abend besuchte um nach mir zu sehen- das Geschrei und das Zerbersten des Spiegels mussten ihn erschreckt haben- in unsere Wohnung geschlichen hatte, konnte ich gerettet werden. Dieser Junge war übrigens der erste und ironischerweise zugleich letzte Mensch, dem ich mich jemals anvertraut hatte, denn er starb wenige Tage nach meinem Selbstmordversuch in einem schweren Autounfall. “Ich… gehe jetzt besser…”, flüsterte ich nur und stand auf. Im Moment benötigte ich einfach Zeit, um das Ganze erneut zu verarbeiten und dabei wollte ich möglichst alleine sein. Ich hatte mir damals solche Vorwürfe gemacht, weil ich den Menschen, der mir am meisten bedeutet hatte, nicht in der Lage gewesen war zu retten. Er war der Einzige in meiner Welt, der wirklich wusste, was in mir vor ging. Er wusste, dass meine Mutter sehr viel von mir erwartete und dass ich daran früher oder später zerbrechen würde. Manchmal lag ich abends auf seinem Schoß, während er mir durch das Haar streichelte und mit vereinzelten Strähnen spielte. Es ist schon eigenartig, ja schon fast unheimlich, an welche Details sich das menschliche Gehirn erinnert, und doch bin ich nicht mehr imstande, mich an sein Gesicht zu erinnern. Ich weiß nur, dass er ungefähr im selben Alter war wie ich. Vielleicht war das eine der Gründe warum er so genau über mich Bescheid wusste. Die Erwachsenen verstanden einfach nichts, egal, was sie auch taten oder versuchten. Als ich die Stufen hinunter nach draußen nahm, zuckte ich erschrocken zusammen und wäre doch beinah die letzten Zentimeter, die mich vom Boden trennten, hinabgestürzt. Verwirrt klammerte ich mich am Geländer fest, denn mein ganzer Körper zitterte so stark, dass ich Halt brauchte. Ich sehe nun in deine tiefbraunen, unergründlichen Augen. Der Blick, mit dem du mich gerade ansiehst- ich kann ihn einfach nicht zuordnen. ~ Nunjah, vielleicht habe ich ein wenig übertrieben. Fragt bitte nicht, wie mir das alles so in den Sinn kommen konnte- ich weiß es wirklich nicht. Und was die Sache mit dem Psychiater angeht, so spreche ich aus Erfahrung. Ich war selbst einmal beim Psychologen. (Ist ein Unterschied!) Mit ein klein bisschen Veränderung kann das mit dem Formular ausfüllen hinhauen. Yeah then, ich hoffe, ihr bleibt mir auch weiterhin treu. (^^=)ö eure Daisuke Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)