Wanna know how it feels von dat_Yoh-Chan (~Bittersweet Pain~) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er saß allein im Backstagebereich und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Noch waren die anderen nicht da, doch er war sich sicher, dass auch sie bald hier erscheinen würden, aber zuerst mussten sie ihre übliche Show abziehen, Plektren und Drumsticks loswerden. Er hatte keine Zeit verloren, war gleich verschwunden. Er seufzte tief und senkte den Blick. Die feinen roten Spuren waren noch immer sichtbar – und es waren noch mehr geworden. Er wusste, seine Bandmitglieder hatten sie bereits bemerkt, aber niemand hatte ihn darauf angesprochen. Und er war froh darüber. Fast 2 Wochen war es her. 2 unerträglich lange Wochen. Jeder Tag zog sich hin wie Kaugummi und wahrscheinlich würde es auch noch lange so weitergehen. Es tat immer noch weh. ~Flashback~ Er war vollkommen fertig. Dieses Konzert war der Hammer gewesen und er war sich sicher, mindestens die Hälfte der Fans, die an diesem Abend anwesend gewesen waren, würden den nächsten Tag heiser sein. Er grinste schief, als er sich die Menge in Erinnerung rief. Es war einfach unglaublich, wie viel vergessen zu haben schienen, dass sie auch einfach nur ganz gewöhnliche Jungs waren. Jungs, die eben einfach gute Musik machten, sich gut verkauften und ein wenig mehr Glück gehabt hatten als andere. Er schleifte sich in sein Hotelzimmer und begann, einige der verstreuten Sachen einfach achtlos in den Koffer zu werden, während sein Körper noch immer von Endorphinen geschüttelt wurde. Schon morgen früh würde es weitergehen und er wusste nicht, wie lang er dieses Mal schlafen würde. Immerhin hatte er es erst das letzte Mal geschafft, zu verschlafen und hatte damit den gesamten Verkehr aufgehalten. Aber er konnte doch auch nichts dafür, dass er regelmäßig seinen Wecker überhörte?! Doch bald würde es sowieso nach Haus gehen und er konnte endlich zu seiner Freundin. 5 Jahre. 5 Jahre waren sie nun zusammen und sie war mit ihm durch dick und dünn gegangen, hatte alles mitgemacht und ertragen. Es war die beste Zeit seines Lebens, dachte er sich, als sich ein abwesendes Lächeln auf seine Lippen schlich. Ein plötzliches Klingeln ließ ihn zusammenzucken und in der Bewegung erstarren. Sein Handy! Wo verdammt hatte er es nur wieder hingelegt? Er folgte dem Klingelton und schon bald hatte er es gefunden. Als er die Nummer auf dem Display erkannte, legte er den Kopf schief und sein Lächeln wurde etwas breiter. Wie er sie doch liebte! Er hob ab und legte sich den Hörer an sein gesundes Ohr. „Hey Aya-chan.“, sagte er liebevoll und ließ sich aufs Bett fallen. Packen konnte er später immer noch. „Konbanwa Tooru.“, hörte er die Frauenstimme am anderen Ende und hob eine Augenbraue. Irgendwie klang sie komisch. „Ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte er deshalb besorgt und vernahm ein leises Seufzen. „Nein ist es nicht. Ich vermisse dich.“, sagte sie nachdrücklich. „Ich vermisse dich doch auch, aber-“ Weiter kam er nicht, da er mitten im Satz unterbrochen wurde. Etwas, was er von Aya gar nicht gewohnt war und das verwirrte ihn zusehends. „Ich halte das nicht mehr aus. Ständig bist du weg! Wann konnten wir zusammen das letzte Mal etwas unternehmen – ohne deine Arbeit. Immer redest du nur davon, was ihr noch alles machen müsst, vertröstest mich mit Terminen, von denen ich weiß, dass du sie doch nicht einhalten kannst.“, sagte sie leise, klang verzweifelt und sein Gesicht wurde ernst. Sie wollte doch nicht darauf hinaus, was er befürchtete?! „Weswegen genau rufst du an?“, fragte er deshalb ernst, ließ keine Emotionen erkennen. „Es ist einfach alles nicht mehr so wie es einmal war und wie es sein sollte. Du bist nicht mehr der Mann, den ich kennen und lieben gelernt habe. Und so geht das nicht mehr weiter.“, erklärte sie, doch er wusste, dass er all das, was sie gesagt hatte nicht ändern konnte und sie wusste es auch. „Was genau – willst du damit sagen?“, hauchte er ihr zu, wusste nicht weshalb, denn die Antwort kannte er bereits. „Es fällt mir nicht leicht das zu sagen aber –“ Er krallte sich an den Hörer, vernahm das leise Knacken von Plastik. „Es ist vorbei.“, flüsterte sie und er schloss die Augen, unfähig etwas zu sagen, lauschte der Stille, die nun herrschte. Sein Atem ging schwer und er bemerkte den wachsenden Kloß in seinem Hals, als sich alles in ihm zusammenzog. „Es war schön mit dir. Es tut mir leid.“, hörte er sie flüstern, doch er hatte Angst, würde er nun etwas sagen, würde ein Damm in ihm brechen. Und da er nicht antwortete, lauschte er nur wenig später dem monotonen Tuten. Sie hatte aufgelegt und er hatte nicht einmal versucht sie zu halten. Hatte er sie einfach aufgegeben?! Das Telefon entglitt seinen schlanken Fingern und er rollte sich auf dem großen Hotelbett zusammen, so sehr es ihm möglich war. Er fühlte sich, als müsse er zerreißen. Wie sollte er nun weitermachen? ... ~Flashback Ende~ Er holte tief Luft, hatte das Gefühl zu ersticken, doch niemand half ihm. Dieser Schmerz ließ nicht nach. Er wusste nicht, was er tun sollte und ihm war klar, niemand würde ihm helfen. Niemand wusste davon. Aber schon morgen früh würde er heimkehren. Heim, in die Wohnung, die er bei seiner Abreise noch mit Aya geteilt hatte. Sicher war sie schon ausgezogen. Was sollte sie auch noch dort? In der Wohnung eines Mannes, dem sie anscheinend nicht einmal genug wert war, dass er sich änderte. Er könnte es doch! Es wäre schwer, aber sie war sein Leben, er würde alles für sie tun. Doch es war zu spät. Sie hatte sich kein weiteres Mal gemeldet und jeder seiner Anruf wurde ignoriert. Was sollte er denn tun? War es wirklich das letzte Mal, dass er mit ihr gesprochen hatte? Und wieder schlossen sich die Wogen des tiefen Schmerzes über seinem Kopf und er ballte die Hände zu Fäusten, als er seine Knie an die Brust zog. Er war ein Nichts, er war ein Niemand. Er hatte genügend Fans, ausreichend würden auch nicht Nein zu ihm sagen, aber das war etwas vollkommen anderes und er würde es nie tun! Genügend Stolz hatte er dafür noch. Auch wenn er sich selbst hasste. Er war nicht hübsch, nicht groß, schwamm irgendwo im Durchschnitt Japans. Und er konnte nicht einmal den wichtigen Menschen in seinem Leben glücklich machen. Er hob den Blick, sah sich um, bis er seine Jacke fixierte. Die anderen waren noch immer nicht da und vielleicht konnte er bis dahin noch etwas tun, um seinen Schmerz zu kompensieren. Er würde ihn nie ganz verschwinden lassen, aber wenigstens half es ihm für den Moment, sich wenigstens etwas besser zu fühlen. Er wusste, schlechter konnte es nicht werden. Also stand er auf und ging hinüber, um seine Jackentaschen zu durchforsten, bis er fand, wonach er suchte. Ein kleines Taschenmesser. Er hatte es einmal geschenkt bekommen. Von Aya. Es sollte ihm Glück bringen. Er grinste schief, als er den Gegenstand in den Händen drehte. Hatte wohl nicht funktioniert. Doch es war noch scharf und so würde es ihm wenigstens Erleichterung bringen. Langsam senkte er die Klinge, drückte sie in das Fleisch. Erst nur vorsichtig, doch dann immer fester. Er fühle sich so hilflos, so wertlos und Tränen traten ihm in die Augen, auch wenn er den Schmerz nicht fühlte. Vielleicht sollte er es ganz beenden? Wer würde ihn schon vermissen?! „Was machst du da?“, wollte plötzlich eine strenge Stimme wissen und ließ den Sänger zusammenzucken. Er hatte nicht bemerkt, dass Die ebenfalls schon aufgetaucht war, ihn dabei störte, sich in seine eigene Welt zu retten. Sein Griff um den Stiel des Messers wurde fester, er bewegte sich nicht, beobachtete nur, wie Tropfen um Tropfen des roten Lebenssaftes an der Klinge hervorquoll. Was sollte er tun? Jetzt wo Die hier war, was würde er sagen? Was denken? Was würde er tun? Er ballte die freie Hand zu einer Faust, spürte das Ziehen im Unterarm und genoss es. Genoss die Ablenkung, sodass er sich nicht einmal die Mühe machte, zu überlegen, was er als Ertappter nun tun sollte. Doch der Gitarrist nahm ihm das Denken ab, stand plötzlich neben ihm und umfasste vorsichtig seine Hand, in der er das Messer hielt, entfernte sie langsam von der schmalen und trotzdem schon tiefen Wunde. Er sah hinauf zu dem Rothaarigen, während er den Arm sinken ließ, sich aber noch immer krampfhaft an die scharfe Klinge klammerte. Die schien verwirrt, wollte eine Antwort auf das Warum, doch er sah nur in zwei ausdruckslose Augen. Er würde keine Antwort bekommen, niemand würde das und er spürte, wie das warme Nass seinen Arme entlanglief bis es fiel und jeder Tropfen auf dem harten Boden der Realität in viele tausend Teile berstete. Genau wie sein Herz, das schmerzhaft gegen seine Brust schlug. Würde Die den anderen davon erzählen? Doch in diesem Augenblick sagte er nichts, starrte ihn nur an, bis er ihn plötzlich in eine Umarmung zog, ihm Halt geben wollte. Doch er spürte, wie er immer weiter fiel. Und irgendwann würde auch er aufschlagen und vollkommen zerspringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)