Desert Rose von Riafya (Erinnere mich nicht!) ================================================================================ Kapitel 27: Das Ende -------------------- Das Ende Es war, als wäre er wieder in seinen Träumen. Er befand sich mitten im kalten, schwarzen Wasser und es gab kein Entkommen. Er würde sterben. Das wusste er in diesem Moment. Und diesmal würde er nicht aufwachen. Das hier war kein Traum. Es war die Realität. Doch noch durfte er nicht aufgeben. Er musste kämpfen. Er musste wenigstens versuchen, zu überleben, auch wenn dieser Versuch wahrscheinlich das letzte sein würde, das er jemals tat. Er begann damit, verzweifelt zu strampeln und sich fort zu bewegen. Er wusste nicht, wo oben und unten war. Wie er zum lebensnotwendigen Sauerstoff kommen sollte. Es war eine verzweifelte Tat, aber solange er noch etwas tun konnte, würde er auch etwas tun. Das war er Kyoko schuldig. Ein schmerzlicher Stich durchzog seine Brust, als er an sie dachte. Was würde mit ihr geschehen, wenn er nicht mehr da wäre? Wie sollte sie das überleben? Sie war doch so ungeschickt. Und Sakura. Sie hatte schon zu viele Menschen verloren, die sie geliebt hatte. Er durfte ihr das nicht auch noch antun. Irgendwie musste er doch an die Oberfläche kommen. Er strampelte schneller und sah sich suchend um, während die Kälte seine Knochen durchdrang und ihn immer schwächer werden ließ. Irgendwo musste doch ein Licht... Da! Über ihm, sah er einen leichten Schimmer. Er schwamm schneller. Da war die Oberfläche! Er konnte die Höhle erkennen und draußen die Sterne. Und da stand jemand! Der würde ihm helfen können! Plötzlich fühlte er, wie sein rechter Fuß sich in etwas verfing. //Verdammt.// Sho wanderte schlecht gelaunt über den Strand. Warum hatte er immer so ein Pech mit Frauen? Er hatte am Abend eine total gutaussehende Blondine aufgerissen, doch gerade, als er sie dazu überredet hatte, mit ihm eine Nacht zu verbringen, war ihr Freund aufgetaucht und diese Beziehung war zu ende, bevor sie begonnen hatte. Dann hatte er auch noch den letzten Bus verpasst und seine Managerin war nicht an ihr Handy gegangen. So musste er den ganzen Weg nach Hause laufen. Unterwegs beschloss er, am Strand entlang zu laufen. Dort würde um diese Zeit niemand sein und er hatte seine Ruhe. Deshalb staunte er nicht schlecht, als er auf einmal Sen auf sich zulaufen kommen sah. Der kleine Hund sprang begeistert an ihm hoch. “Hey, ganz ruhig, mein Kleiner. Was machst du hier so ganz allein?” Sen antworte mit einem Bellen und rannte dahin zurück, von wo er gekommen war. Sho sah sich um, dann folgte er ihm in eine Höhle. Sie war zum größten Teil mit Wasser gefüllt und es war stockdunkel. Es konnte leicht passieren, dass man hier... War das dort eine eingebrochene Stelle? Er ging vorsichtig darauf zu und inspizierte die Stelle genauer. Ja, sie war eingebrochen. Entsetzen durchfuhr ihm, als die Schlussfolgerungen in seinem Kopf einrasteten. Er hatte Sen gefunden, den Hund von Kyoko und Ren. Allein. Hier war eine Höhle, mit Wasser gefüllt. Und direkt vor ihm war eine Einbruchsstelle. Hastig kramte er nach seiner Taschenlampe und leuchtete damit durch die Höhle. Halb erwartete er Kyokos Leiche an der Oberfläche schwimmen zu sehen, doch da war nichts. Obwohl... Waren das nicht Luftblasen? Ja! Das waren welche. Da musste jemand sein, der verzweifelt versuchte, an Sauerstoff zu kommen. Er ging eilig näher an das Wasser heran und leuchtete hinein. Ja, da war ein Mensch und er schien Hilfe zu brauchen. Schnell suchte er nach einem Seil oder sonst was, mit dem er der Person helfen könnte, doch dann erkannte er, dass es sich um Ren handelte... Fuwa war plötzlich mitten in seiner Bewegung erstarrt und sah ihn unverwandt an. Dann bückte er sich und hob Sen auf. Ren beobachtete ungläubig, wie er davon ging. Das konnte doch nicht wahr sein! Er hatte ihn doch hundertprozentig gesehen! Wollte er ihn etwa sterben lassen? Das... Das war doch wohl die Höhe. Gut, sie waren niemals beste Freunde gewesen, doch das war kein Grund dafür, ihn hier ersaufen zu lassen! Wenn er hier irgendwie rauskam, würde er ihm eigenhändig den Hals umdrehen! Das nahm er sich fest vor. Aber wie sollte er hier rauskommen? Er war so erschöpft und müde. Und was immer sich auch um seine Füße gelegt hatte, ließ nicht locker. Vielleicht sollte er einfach aufgeben. Das war sicher das beste. Er hatte es verdient, oder nicht? Er hatte bis hierher gekämpft und nun durfte er gehen. Jeder musste es einmal und seine Zeit schien jetzt gekommen zu sein. Für immer tot. War es wirklich so wichtig, was aus den Menschen würde, die er zurückließ? Auch sie würden irgendwann sterben. Jeder tat es. Aber eben noch nicht jetzt. Für ihn war die Zeit gekommen. Er durfte sich gegen dieses ungeschriebene Gesetz der Natur nicht wehren. Und ohne ihn war Kyoko sowieso besser dran. So konnte sie sich in jemanden verlieben, der es verdient hatte und besser für sie geeignet war. Am Anfang würde sie trauern, gewiss. Aber sie würde darüber hinwegkommen. Irgendwann. Und Sakura hatte er auch immer nur Ärger gemacht. Sie würde ebenso wie Kyoko besser dran sein ohne ihm. Er schloss die Augen. Wenn er sie alle doch noch einmal würde sehen können... Das Wasser drang über seine Luftröhre in seine Lungen ein und diese begannen schmerzhaft zu brennen. In seinem inneren Auge sah er sich selbst, er hatte einen Arm um Kyoko gelegt, die ein Baby in ihren Armen hielt. Das hätte sein können. Aber nun war es zu spät. In dem Moment, als Ren Tsuruga das Bewusstsein verlor, ging die Sonne auf und schickte ihre Strahlen über das Land. Es sollte ein wunderschöner Tag werden. Doch er würde ihn nicht erleben. Nie mehr. “Sakura. Habe ich dich geweckt? Das tut mir Leid.” Yashiro war soeben nach Hause gekommen und hatte sich ins Bett legen wollen, da hatte sie sich ruckartig aufgerichtet. Sie sah aus, als sei jemand gestorben. Der Manager setzte sich besorgt neben sie. “Hey, ist alles in Ordnung?” “Ren”, sagte sie. “Ich glaube, ihm ist etwas passiert.” “Das ist doch Unsinn. Was soll ihm denn schon groß passiert sein?” “Ich weiß nicht. Es... ist nur so ein Gefühl... Als wäre irgendetwas schreckliches geschehen.” “Das bildest du dir sicher nur ein. Komm leg dich lieber wieder hin.” “Nein, ich glaube, ich rufe ihn auf dem Handy an. Eher kann ich nicht ruhen.” “Aber er schläft bestimmt. Du würdest ihn sicher wecken.” “Das ist mir egal. Ich muss es tun. Ich muss mich davon vergewissern, dass es ihm gut geht.” Yashiro beobachtet kopfschüttelnd, wie sie aufstand und ihr Handy von der Aufladestation löste. “Du bist eine richtige Dramatikerin.” Sie achtete nicht weiter auf ihn, sonder wählte die Nummer ihres Bruders. “Der Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar. Nach dem Piepton können Sie eine Nachricht hinterlassen.” Sakura legte frustriert auf und wählte Kyokos Nummer. “Also wirklich, das ist doch lächerlich!”, gab Yashiro sein Kommentar ab. Nach dem fünften Klingeln wurde abgenommen. “Ja?” “Hi, Kyoko-chan. Tut mir leid, dass ich dich wecke, aber ist Ren da?” Kyoko sah sich in ihrem Schlafzimmer um. “Ähm, warte. Ich schau mal, ob ich ihn finde.” Sie stand gähnend auf und verließ das Zimmer. “Ren?”, rief sie und erhielt keine Antwort. “Ich glaube, du musst länger warten. Er ist wahrscheinlich auf dem Sofa eingeschlafen oder mit Sen unterwegs.” Sie ging hinunter ins Wohnzimmer. Die Verandatür war offen, das hieß, er war wirklich mit dem Hund unterwegs. Eine Kiste stand vor dem Regal, dass sie gestern zusammengebaut hatten. Sie war halb ausgepackt. Er würde diese Tätigkeit wohl fortsetzten, sobald er wieder da wäre. “Er ist wohl mit Sen unterwegs, aber er ist sicher bald wieder da. Was willst du denn von ihm?” “Ach, ich wollte mich nur vergewissern, dass es ihm gut geht. Sag ihm bitte, dass er mich anrufen soll, wenn er wieder da ist, ja?” “Klar, mach ich. Bis bald.” “Ja, tschau.” Sie legte auf. Danach holte sie sich ihren Morgenmantel aus dem Schlafzimmer und setzte sich auf die Veranda, um auf Ren zu warten. Es war ziemlich frisch, aber die aufgehende Sonne kündigte einen schönen Tag an. Vielleicht könnten sie heute einen Ausflug machen. Einfach so ins Grüne fahren und spazieren gehen. Sen würde das auch freuen. Und es würde sicher schön werden. Die Blätter raschelten im Wind und einige Vögel sangen ihr Lied. Alles in allen eine friedliche Stimmung. Plötzlich hörte sie Sens Bellen und schon kam der Hund um die Ecke geflitzt. Kyoko erhob sich lächelnd und begrüßte den Rabauken. Als sie Schritte hörte, blickte sie auf, um Ren zu begrüßen, doch stattdessen sah sie Sho vor sich stehen. Ihr Herzschlag setzte aus, während in ihr eine schlimme Ahnung aufstieg. //Sakura hat gesagt, dass sie sich vergewissern wollte, ob es Ren gut geht.// Hatte sie auch eine schreckliche Ahnung gehabt? Sie schluckte. “Sho, was... Was machst du denn hier. Und warum bist du mit Sen unterwegs. Wo ist Ren?” Der Sänger zögerte kurz, dann antwortete er: “Ich bin ein bisschen über den Strand spaziert und da kam mir Sen entgegengelaufen. Ich habe mich umgesehen, da ich es seltsam fand, dass er allein unterwegs war, habe allerdings niemanden gesehen. Also habe ich ihn genommen und nach Hause gebracht.” Kyoko sah ihn entsetzt an. “Du hast Ren nicht gesehen?” “Nein. War er denn mit ihm unterwegs?” Kyoko antwortete ihm nicht. Ein paar Tage später wurde Ren Tsuruga für tot erklärt. Doch seine Leiche sollte niemals gefunden werden. Die Wüstenrose stieß durch den heißen Wüstensand und erstrahlte ihre Pracht über die Umgebung. Am Himmel stand ein blutroter Mond, wie ein dunkles Ohmen. Regenwolken gab es keine. Ich streckte meine Hand aus, um die blutroten Blätter der Rose, die wie eine Spiegelung des Mondes wirkten, zu berühren, doch sie verfielen sofort zu Staub. Ich zog meine Hand wieder zurück und setzte mich auf. Die Wüste war leer. Du warst verschwunden. Für immer. Leb wohl, Kuon. Ich werde dich vermissen... Desert Rose - Ende Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)