Al Anochecer von Ra-chan (Das RPG) ================================================================================ Kapitel 2: Die Jagd ------------------- Die beschlagenen Hufe seines Pferdes knallten hart auf dem Pflaster nieder, während Lyrin mitsamt seines Rosses unter dem stachelbewehrten Tor durchtauchte - vorbei an den schreienden Wachen, fort von dem Aufruhr der wie ein Bienenstich vom gesamten Palast Besitz ergriffen hatte und den klagenden Schreien der Hohen. Irgendwo in der Nähe krachte das grelle Leuchten eines Blitzes in den grasüberwucherten Boden ein und es war der Moment, in dem sich seine Augen erkennend weiteten. Direkt vor ihm, mitten auf dem Weg stand auf einmal Suzunas Gestalt, die sich wie auf fremdes Geheiß in Zeitlupe zu ihm umdrehte und die Augen öffnete. Instinktiv riss Lyrin die Zügel zurück und sein Rappe stieg unter wieherndem Protest kurz vor der Elfenprinzessin empor. "Ich bin allein, so entführe mich.", hörte er sie im letzten Moment noch sagen und so kurz sein Blick zurück zu den hohen Mauern glitt, an denen sich bereits die schreienden Wachmannschaften mit ihren Armbrüsten postierten, so rasch war seine blinde Entscheidung gefallen. Noch während das Pferd wieder auf dem Boden traf, packte er Suzunas Hand und zog sie unter dem alarmierten Kreischen der Elfen hinauf, bevor er das Tier wieder anspornte. Wenig später jagte er mit ihr zusammen fort, hin zu einem versteckten Lager dass noch etliche Stunden entfernt war. Die Pfeile hinter ihm trafen lediglich nackten Boden, während er ihr leise etwas ins Ohr hauchte. "Närrin." Obwohl die Prinzessin sich wie eine Puppe von ihm wegbringen ließ verhielt, die keine eigene Wille hat und sich nicht wehren kann, nahm sie alles wahr. Sie war sich darin im Klaren was sie tat und was geschah. Als Lyrin ihr ins Ohr hauchte, schloss sie die Augen und lächelte kalt. "Du selbst bist ein Narr. Das du meinen Vater getötet hast und mich mit dir genommen hast, das wird dir zum Verhängnis." flüsterte sie leise und krallte sich nun mit beiden Händen an ihm fest. "Ich weiß warum du uns hasst. Ich weiß, warum du mich hasst. Ich bin das Licht. Wegen mir lebst du in tiefster Dunkelheit." fuhr sie dann fort bevor sie ihren Kopf etwas hebte und ihn anschaute. Da er auf dem Weg achten musste, konnte er ihr schlecht in die Augen blicken, oder wenn doch, dann nur ganz kurz. Langsam legte sie dann eine Hand auf seine Wange. "Dein Herz ist pechschwarz, deine Seele ist verloren im dunklen Meer. Wieso suchst du nicht nach der Sonne?" fragte sie mit erstikender Stimme. Ihr war kalt und sie fühlte sich schrecklich. Sie konnte es einfach nicht verkraften was heute passiert ist. Und sie... konnte es sich nicht verzeihen, dass sie Lyrin nicht hassen konnte. Es überraschte ihn, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, sondern lediglich ihre Züge erkalteten und sie es sogar wagte von seinem eigenen Verhängnis zu sprechen. Es hätte einer Elfe ähnlicher gesehen, wenn sie nach dieser dummen Tat gewimmert hätte, um ihre Freilassung bettelte ... aber sie tat es nicht. Während er die Zügel fester ums Handgelenk wickelte, spürte Lyrin wie sich ihre Finger in seiner Kleidung verhakten und trotz des hohen Tempos hielt sie noch immer ihr Gleichgewicht. Das Ross fegte trotz der doppelten Belastung unter den einsetzenden Weidenbäumen hinweg und dem Dunkelelf gelang nur ein kurzer Blick zu Suzuna hinab, ehe er zurück auf den Weg sah. Dennoch umspielte ein kühles Lächeln seine Lippen, als er sich unter einem Zweig hinwegduckte. "Du magst damit Recht haben, dass ich deinesgleichen hasse, aber dass wir in Dunkelheit leben...?", er unterdrückte ein hartes Auflachen, "Erzählen sie euch immer diese Märchen?" Abrupt lenkte er das wiederspenstige Pferd vom bepflasterten Weg herunter, hinein in einen ausgetretenen Pfad, der von Sträuchern und wuchernden Büschen flankiert wurde. Während die Blätter hinter ihnen emporstoben, fühlte Lyrin wie die Elfe ihre Fingerspitzen an seine Wange legte und ihre zerbrechliche Stimme erneut erklang. Erst ihre Worte verleiteten ihn jedoch dazu, zu ihr hinabzusehen und trotzdem ihre Silben abweisend klangen, sah sie ... verletzt aus. Ihr Anblick ließ ihn einen Moment geistesabwesend werden und erst das kreischende Wiehern des Pferdes brachte ihn dazu wieder auf den Weg zu achten. Gleichzeitig riss er ihre Fingerspitzen von seiner Haut, hielt sie jedoch mit der eigenen Hand fest. "Was für eine Sonne?", fragte er dann höhnisch nach, "Schatten ist überall, mehr braucht man nicht! Mach dir lieber Gedanken darum, was meine Männer mit dir anstellen wenn wir das Lager erreichen..!" Suzuna schweigte eine ganze Weile. Es regnete immernoch. Aber das... war ihr schon lange egal. Nun störte sie es nichtmal, dass es ihr so kalt war, dass sie den Körper nicht mehr spürte. Als Lyrin ihre Aussage kommentierte brach sie die Stille erneut. "Unter Dunkelheit verstehe ich nicht einen Ort wo es kein Licht gibt. Deine Seele ist in der Dunkelheit gefangen und findet keinen Weg mehr daraus." hauchte sie leise. Ihre weichen Lippen waren schon leicht blau und sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen waren geschossen und sie merkte, dass sie kaum noch was spürte. Jedoch musste sie auf seine Frage antworten, als er wissen wollte welche Sonne sie meinte. Die lilahaarige öffnete die Augen einen Spalt und atmete die kühle Luft ein. "Die Sonne.... Deine Sonne. Jeder... hat eine Sonne... einen Lichtstrahl, der einem den Weg zeigt. Ohne diese Sonne, ohne dieses Licht ist man verloren." hauchte sie bevor sie wieder die Augen schloss. Seinen letzten Satz hörte sie kaum. Als Letztes flüsterte sie nurnoch ein Wort. "Nicht...." Ohne ihr eine Antwort auf ihre Erwiderungen einzuberäumen, jagte er dem Pferd die Absätze in die Flanken, dass daraufhin noch einmal wiehernd an Tempo zulegte. Die Umgebung zog in einem stummen Regenband an ihnen vorbei, selbst die nachtschwarzen Bäume hoben sich kaum von ihrem Hintergrund ab. Es fiel ihm nur unwesentlich auf, dass sie mit jedem zurückgelegten Kilometer ruhiger wurde und ihre Antworten schlussendlich nur noch gebrochen kamen, so dass er doch noch einen weiteren Blick zu ihr riskierte als sie auf eine Lichtung durchbrachen. Lyrin sah gerade noch, wie ihre Lider zufielen und die letzte Silbe kaum hörbar ihre Lippen verließ, dann schien die Spannung in ihrem Körper bereits so versagen. Es war mehr ein Instinkt, dass er zufasste bevor sie gänzlich vom Pferderücken rutschen konnte und gleichzeitig mit der anderen Hand die Zügel erbarmungslos verkürzte. Das Tier bockte schmerzerfüllt und einen Moment dachte er tatsächlich, dass sie stürzen würden, doch dann hatte sich der Rappe wieder gefangen und tänzelte störrisch über das feuchte Gras. Kaute lediglich auf der Tremse. Noch während der Dunkelelf einen prüfenden Blick auf die Elfe warf, kam ihm das amüsierte Gegröhle zu Ohr und mit einem Seitenblick erkannte er, dass er bereits das Lager erreicht hatte. "Du bist heute aber stürmisch!", wurde er feixend begrüßt, ehe ein anderer dem Sprecher auf die Schulter schlug. "Und schau mal, was unser Schnuckeputz uns mitgebracht hat!" Erneut das harte Gelächter der anderen Dunkelelfen, aber er ignorierte es vollständig und dirigierte sein Pferd lediglich stumm zum prasselnden Lagefeuer - warum es auch immer im Regen brennen konnte. "Lecker, lecker, wo machst du denn den Fang?", lachte es neben ihm, ehe sich der Vierte seiner Begleiter vorschob und zu ihrem Anführer aufsah. "Sie gehört mir.", unterbrach Lyrin jeglichen Vorschlag, der in den gierigen Augen der anderen Dunkelelfen zu lesen war. Von dem Alles bekam Suzuna nichts mehr mit. Ihr zerbrechlicher Körper zitterte immernoch, aber da sie nicht mehr bei Bewusstsein war, konnte sie mindestens weder die Kälte noch den Schmerz wahrnehmen. Das Gelächter der anderen Dunkelelfen hörte sie auch nicht. Die Prinzessin wusste nicht wie viel Zeit verging, seitdem sie das letzte Mal die Augen öffnete, jedoch war ihr klar, dass sie nicht mehr draußen war. Es war angenehm warm, ihre Lippen waren wieder rosa und sie zitterte auch nicht mehr. Ihr weißes Nachthemd, was sie trug, als sie das Schloss verließ, war aber immernoch nass und deswegen auch ganz durchsichtig. Zuerst wusste die Lilahaarige nicht wo sie war, deshalb schaute sie sich erstmal um. Als er die Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm, blickte Lyrin automatisch in die entsprechende Richtung und wenn ihm Suzuna auch noch etwas benommen erschien, war sie zumindest schon einmal wieder zu sich gekommen. "Schönheitsschlaf beendet?", erkundigte er sich mit einem spöttischen Lächeln, während Lyrin selbst der Länge nach ausgestreckt auf dem trockenen Boden lag. Über ihnen bebte die Zeltplane unter dem prasselnden Regen, aber diese hatte schon mehr als den kleinen Schauer erlebt und würde auch weiterhin dicht halten. Zumindest bevorzugte er den kleinen Raum der Außenwelt, auch weil er von einer schwach aufgedrehten Öllampe erhellt wurde - und die Aussicht auch um einiges besser war. "Übrigens solltest du dir entweder die Decke dort umwickeln", Lyrin deutete mit einem knappen Kopfnicken zu der grauen Wolldecke zu Suzunas Füßen, "Oder aber du kannst dein Nachthemd auch gleich ausziehen." Suzuna musste erstmal richtig wach werden, denn sie war noch etwas benebelt von dem Schlaf. Jedoch als sie diese Worte hörte griff sie sofort nach der Decke und zog diese über sich. "Was ist dieser Ort? Wo bin ich hier? Was ist überhaupt passiert?" erkundigte sich die Prinzessin, die auf einem Schlag hellwach wurde. Seitdem sie "entführt" wurde, erinnerte sie sich kaum noch an etwas... von dem Punkt also. Die Prinzessin schaute sich hektisch im Zelt um bevor irh Blick auf Lyrin ruhen blieb. "Du.... du hast mich hierher gebracht." sagte sie dann leise. "Du bist der selbe Mann... mit dem ich getanzt habe." stellte sie fest und ihr wurde Einiges klar. "... Ja, der Mann den ich gebeten habe meinen Vater am Leben zu lassen und dem meine Bitte nichts bedeutete. Du hast ihn ermordet, nicht wahr?" mit jedem Wort wurde ihre Stimme leiser und am Ende konnte sie nichts mehr sagen. Sie schloss die Augen kurz bevor sie dann die Decke beiseite warf und aufsprang. "Ich gehe!" klang ihre Stimme entschlossend und schon wollte die Elfe aus dem Zelt raus, raus auf dem Regen... Natürlich wusste sie nicht was für eine Dummheits sie grade vorhatte--- Momentan war sie nicht in der Lage eine richtige Entscheidung zu treffen, geschweige denn überhaupt richtig nachzudenken. Amüsiert verfolgten seine malachitfarbenen Augen wie sie die Decke innerhalb von Herzschlägen bis knapp unter ihr Kinn gezogen hatte, ganz so als ob er zuvor keine Möglichkeit gehabt hätte sie auch nur anzusehen. Zumindest schien dieser Schock ihre Lebensgeister belebt zu haben und auch ihre Zunge zu lockern, während sie offenbar ihre Erinnerungen durchging. "In meinem Zelt - immer noch mein Zelt - Etliches.", beantwortete Lyrin vergnügt ihre Fragen, bis ihr gehetzter Blick bei seiner eigenen Statur hängen blieb und er lediglich fragend die Augenbraue empor hob. Dafür dass sie sich hatte entführen lassen, reagierte sie ihm etwas zu panisch. Andererseits hätte er sonstwas mit ihr anstellen können während ihrer Ohnmacht, was ihre Aufregung durchaus rechtfertigte. Auf ihre Feststellungen reagierte er jedoch nur mit einem kurzen Nicken, erst als sie die Decke wütend von sich schmiss und trotz der niedrigen Höhe des Zeltes aufsprang, entfuhr ihm eine verblüffte Frage. "Wo willst du hin?" Die Antwort freilich ließ ihn noch im selben Moment hochfahren und obwohl er sich an der Plane den Kopf anstieß, hatte er sie nach zwei Schritten bereits wieder am Handgelenk gepackt und erbarmungslos zurückgezerrt. "Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen, oder was?", zischte er dann eindringlich und mit wütend-gedämpfter Stimme, während die Eingangsluke verräterisch an ihren alten Platz schwang. Draußen unterbrach sich das heitere Gejohle kurzzeitig und die angetrunkene Stimme eines anderen Dunkelelfen drang mühelos gackernd bis zu ihnen vor. "Wenn du fertig bist, lass uns auch mal ran, Lyrin!" Der Angesprochene warf Suzuna lediglich einen zweiten scharfen Blick zu, ehe er ihre Hand wieder losließ. "Also wenn du jetzt immer noch gehen willst, da ist der Ausgang.", knurrte er säuerlich. Verblüfft und etwas schockiert über das Gehörte starrte Suzuna zuerst zu dem Ausgang und dann starrte sie Lyrin an. Auf die Frage wo sie hinwollte, kannte sie die Antwort selbst nicht. Sie wollte einfach weg von hier. Der einzige Grund warum sie sagte, was sie sagte, also er solle sie entführen war, dass sie sich einsam fühlte. Jedoch dachte sie im Moment als dieser Satz ihre Lippen verließ nicht wirklich darüber nach was für Folgen ihre Bitte haben könnte. Nun war sie in einem Zelt, alleine mit dem Mörder ihres Vaters und sie trug nur ein nasses Nachthemd - sie war ihm also schutzlos ausgeliefert... Innerlich schlukcte die Elfe. Trotz ihrer Naivität und ihrer Unschuld wusste sie was geschehen könnte und das machte ihr Angst. Ab dem Moment, wo sie am Handgelenk gepackt wurde, benahm sie sich ruhig. "Ich gehe nicht weg." murmelte sie etwas nervös, innerlich fügte sie jedoch noch hinzu "Noch nicht". Ihr Herz schlug mit jeder Sekunde schneller, je mehr Gedanken ihr über den Kopf gingen. Am Ende wanderte ihr Blick zu Lyrin und sie konnte nicht anders, sie stellte die Frage, die ihr die meisten Kopfschmerzen bereitete: "Du willst mir doch nichts tun, oder?" fragte sie mit Mauserstimme und schaute ihn ängstlich an. Sie hatte noch nie solche Angst. Doch da kam ihr eine Idee und sie sagte noch etwas bevor er überhaupt auf die Frage reagieren konnte. "Ich bin verlobt!" sagte sie. Ihr Vater sagte doch soetwas, Jemand hätte um ihre Hand angehalten. So war es doch, oder? Dann gehöre ihre Jungfräulichkeit doch dem Mann, der sie zur Frau nehmen wollte und keinesfalls einem Dunkelelfen, wie Lyrin. "Du darfst mir nichts tun!" flüsterte sie dann noch und krallte sich mit den Händen etwas aufgebracht in ihr nasses Nachthemd. Während sich der Dunkelelf wieder missmutig auf seinen alten Platz fallen ließ, fragte er sich was in dem Moment als er sie aufs Pferd gehoben hatte, eigentlich bei seinen Sicherungen fehlgeschlagen war. Nun gut, sie hätte sich dazwischen werfen können und er wäre eventuell an seiner Flucht gehindert worden, aber Tatsache blieb doch, dass er sich bisher wohl mehr Ärger eingehandelt hatte als Nutzen. Skeptisch blickte er wieder zu Suzuka, die ihm angespannter als zuvor vorkam und irgendetwas in ihm flüsterte, dass sie zumindest jetzt die Dummheit ihrer Idee begriffen hatte. Immerhin etwas ... Dennoch hob er bei ihrer Frage ungläubig die Augenbraue an. Er - ihr etwas tun? Ehe Lyrin jedoch dazu kam ein Widerwort an den Tag zu legen, hatte sie hastig noch zwei weitere Argumente aufgezählt und griff sich nervös in den immer noch halbdurchsichtigen Stoff ihres Nachthemdes. Lyrin schloss lediglich seufzend die Augen. "Jetzt hör mir mal gut zu, Schätzchen.", begann er dann gedehnt und beinahe so als ob er zu einem begriffsstutzigen Mädchen sprach, "Wenn ich dir etwas tun wollte, hätte ich nicht bis jetzt gewartet und es wäre mir auch garantiert egal gewesen, ob du bereits an jeder Hand ein Dutzend Bälger kleben hast." Abwartend blickte er zu Suzuna hinüber, die immer noch wie vom Donner gerührt da stand. "Und wenn du dir jetzt bitte wieder diese Decke umwickelst, wäre ich dir sehr dankbar, da ich ansonsten doch noch auf falsche Ideen komme. Danke." Wie von Blitz getroffen zog sich Suzuna wieder die Decke rüber und seufzte bedrückt. "Verstehe." sagte sie mit leicht beleidigter Stimme. Es gab da aber etwas was sie nicht verstand. Mit fragenden Blick setzte sie sich wieder. "Warum... warum hast du die Finger von mir gelassen? Du bist ein dreckiher Mörder, ein Mistkerl, ein Monster, Jemand dem andere egal sind... Wieso hast du dann nichts mit mir angestellt?" fragte sie neugierig und wartete auf eine ehrliche Antwort. Sie konnte es einfach nicht begreifen, warum er ihre Unschuld nicht nahm. Das war ein schöner Tat, er ließ sie in Ruhe und das schätzte sie auch, aber sie verstand es nicht. Als sie so nachdachte kamen ihr wieder die Worte ihres Vaters in dem Sinn. Und sie stellte sich die Frage. "Wer wollte mich zur Frau haben? Bzw. wer will mich zur Frau haben?" fragte sie murmelnd, die Frage war aber an sich selbst gerichtet und enttäuscht musste sie feststellen, dass sie keine Ahnung hatte wer sie verloben wollte. "Verlobt und du weißt nicht mit wem?", griff er ihre letzte Frage mit skeptischer Miene auf, bevor er die zusammengerollten Decken in seinem Rücken etwas zurecht rückte. Ihr Blick schien jedoch keine Antwort auf diesen Sachverhalt zu wünschen, sondern eher auf den ersten und so zuckte der Dunkelelf zunächst die Schultern, bevor er aus einer Schale am Boden einen Apfel griff. "Abgesehen davon, dass du den Kurs für charmante Konversation scheinbar geschwänzt hast", kommentierte Lyrin unbeeindruckt, bevor er abbiss, "Hätte ich nichts davon. Dein Wert für eine Erpressung des Königshauses würde sinken und den Spaß kann ich mir auch woanders holen." Damit bedachte er sie mit einem leicht provokanten Blick, ehe ein amüsiertes Lächeln auf seine Züge trat. "Lernt man bei euch eigentlich immer alle Vorurteile auf einmal aufzuzählen?" Suzuna schaute etwas unschlüssig zu Lyrin. Sie wusste selber nicht, was sie auf seine Frage antworten sollte. Ja, sie war wahrscheinlich verlobt aber mit wem...? Das wusste sie nicht. Seufzend rutschte sie etwas nach hinten auf dem Bett und zog die Beine an sich, legte die Arme um diese. Die weiteren Bemerkungen ließen Suzuna kalt, deshalb reagierte sie auf diese auch gar nicht. Die Prinzessin war etwas in Gedanken versunken. Verlobt... das hatte sie sich anders vorgestellt. Ja, oft hatte sie davon geträumt sich zu verlieben und dann zu heiraten. Aber in ihren Träumen war alles viel schöner, romantischer und einfacher. Jetzt war alles so kompliziert. Sie hatte das Gefühl, dass es nie so wird wie sie es sich vorgestellt hatte. Das Gefühl machte ihr Angst. Kein Traum geht in Erfüllung, kein Plan wird durchgeführt und kein Ziel wird erreicht. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Ihr war klar, sie durfte das nicht zulassen. Bilder von der Zukunft zerplatzen wie Seifenblasen. Man muss aber weiter hoffen, das würde sie auch tun, das wird sie auch tun. Sonst gibt es ja nichts mehr wofür sie leben könnte. Langsam hob sie den Kopf und schaute einfach vor sich hin. Ihre goldenen Augen glänzten, als sie ins Feuer sah, da ihr Blick auf eine Kerze fiel. Sie fing an leise ein altes Lied zu summen, was sie einmal vor langer Zeit von einem Freund gehört hat. Wenn sie keinen Ausweg mehr sah, summte sie immer diese Melodie, da sie dadurch neue Hoffnung gekam. "Erinnerst du dich noch an die alten Zeiten? Damals war alles noch schön, wir waren immer zusammen, wie eine kleine Familie - wir die wahren Freunde. Aber dieses Lied ist ein wenig zu nostalgisch, da diese kleine Bande sich schon lange verlaufen hat. Und du erinnerst dich noch bestimmt an das eine Mädchen, die so lange darauf gewartet hat, dass Jemand sich in sie verliebt. Dafür, dass du dieser Jemand wurdest, konntest du eigentlich nichts. Gezwungen wurdest du auf jedem Fall nicht. Sie sind nun weg. Sie sind weg, all die alten Freunde. Und sie kommen nie wieder zurück. Aber suche das Mädchen! Ich weiß, du wirst sie finden. Sie ist dir noch etwas böse, aber trotzdem wartet sie noch auf dich." konnte man Suzuna singen hören und ihr Blick zeigte, dass sie irgendwie abwesend war. "Bitte, verstehe es, sie liebt dich wirklich - obwohl du komisch bist, manchmal,ja das stimmt. Du brauchst ihr nichts vorzuspielen. Plane keine Vorführung für sie! Hier hilft keine Maske, du brauchst kein Kostüm! Nur geh endlich, denn dieses Mädchen wartet schon auf dich! Sie sind gegangen! Sie sind weg, all die alten Freunde! Und sie kehren nie wieder zurück. Aber suche das Mädchen! Ich weiß, du wirst sie finden. Sie ist dir noch ein wenig böse, aber trotzdem wartet sie auf dich! Erinnerst du dich noch an die alten Zeiten...?" am Ende summte sie schon so leise, dass man es kaum hören konnte. So schloss sie die Augen und vergrub ihr Gesicht im Schloss. Das verzerrte Lächeln blieb mühelos seinen Gesten erhalten, immerhin hatte er nicht ernsthaft mit einer Antwort gerechnet und Lyrin sah sich wieder einmal in der Annahme bestätigt, dass Elfen den Wahrheiten auswichen, die sie nicht vertrugen. Den Gedanken, dass sein eigenes Volk sich kaum anders verhielt, schob er gewissenhaft beiseite - nur weil sie diese eine Gemeinsamkeit teilten, galt das noch lange nicht für den Rest. Während Suzuna sich etwas bequemer hinzusetzen schien, fing sie an irgendeine urtümliche Melodie vor sich hinzusummen, der rasch auch der dazugehörige Text folgte. Obwohl Lyrin nicht viel von Gesang hielt, ließ er sie schulterzuckend gewähren und biss abermals in den Apfel, den er anschließend zwischen seinen Fingern drehte. Ohne es äußerlich erkennen zu lassen, lauschte er ihren Sätzen und warf dann und wann einen Blick auf ihre Gestalt, die im Kerzenlicht in einem warmen Orange ertönte. Fantasie, um zu erkennen dass sie momentan in einer anderen Sphäre weilte, brauchte er nicht, das verrieten schon die Zeilen, die so selbstverständlich ihren Weg fanden. Dennoch ließ er grinsend seinen Kopf sinken, als Suzuna endete und es vergingen einige Herzschläge bevor er sie fixierte. "Seid ihr Elfen eigentlich alle hoffnungslose Romantiker?", fragte er wenig taktvoll nach, "Oder macht es euch einfach nur Spaß euch an irgendwelche Geschichten zu klammern, die sich ein alter Narr bei zuviel Met ausgedacht hat?" Lachend ließ er sich dann tiefer an seinem Platz sinken, so dass er die Zeltplane über sich im Blickfeld hatte ehe er die Augen schloss. "Du solltest besser schnell lernen, worauf es im Leben ankommt, Schätzchen." Seine tiefe männliche Stimme riss die junge Prinzessin aus den Gedanken, erneut. Etwas irritiert über seine Frage, stand die junge Frau nun auf. Antworten wollte sie ihm nicht, aber eines wollte sie, ihm die Augen öffnen. "Du solltest lernen zu hoffen und zu glauben. So wirst du nie glücklich. Und was bringt es lange zu leben, wenn man dabei nicht glücklich ist? Dann hat eh nichts einen Sinn." meinte Suzuna ruhig und lächelte dann leicht. "Soll ich dir beweisen, dass Ehrlichkeit jeden verändern kann?" fragte sie bevor sie seinen Mantel, der neben dem Bett auf einem Stuhl lag, in die Hände nahm und dann anzog. Sie hatte sich entschlossen nun raus zu den anderen Dunkelelfen zu gehen - sie hatte vor mit ihnen zu reden. Lyrin setzte sich in dem Moment wieder auf, als sich Suzuna von ihrem Platz erhob und ihm in einer beinahe schon dreisten Selbstverständlichkeit diktierte worauf -er- Achtgeben sollte. "Du scheinst dein komisches Glück für alle über den gleichen Kamm zu scheren.", räusperte sich der Dunkelelf verächtlich, "Und hoffen tun nur diejenigen, die zu schwach sind sich ihre ... wie nennt ihr es? Träume?", überlegte er kurz, "Sich ihre Vorhaben zu erfüllen." Trotz seines Einwurfes fuhr die Elfe jedoch fort zu lächeln und wenn Lyrin das auch nicht unbedingt auf seine Aussagen bezog, missfiel ihm dieser Gesichtsausdruck. Skeptisch verfolgte er wie sich die junge Frau seinen Mantel angelte und über die Schulter warf, während in ihrem Gebaren eine Sicherheit auftauchte, die ihn nervös werden ließ. "Was hast du nun schon wieder vor?", fragte er lauernd, bevor er selbst mit einem Sprung wieder auf den Beinen war und sie grob an der Schulter festhielt. "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dort besser nicht rausgehst.", zischte er scharf, "Oder heißt bei euch Elfen Ehrlichkeit einfach nur Dummheit?!" Wütend funkelte Lyrin die Kronprinzessin an, während vor dem Zelteingang das rohe Gelächter einen neuen Höhepunkt erreichte. Suzuna runzelte ihre Stirn etwas, als der Dunkelelf sie grob an den Schultern packte. Sie seufzte dann leise und schloss ihre Augen für einige Sekunden. Als sie die Augen wieder öffnete, schaute sie Lyrin ernst und ruhig an. "Sag mir, wie ist das Leben? Erklär mir, warum ist es so wie es ist! Und erkläre mir warum das Leben schön ist! Und wenn nicht, dann wieso nicht. Versuch mir zu erklären warum Jemand gut ist und warum man böse wird!" forderte sie den Mann auf, der anscheinend überrascht und etwas genervt auf ihre blöde Fragen und Aufforderungen reagierte. Sie furh aber fort: "Sag mir bitte, wem soll ich glauben? Und wem nicht? Und verrate mir mal, wer kann was erreichen? Und wie schmeckt das Wasser des Lebens? Erkläre mir auch warum Jahre so kurz erscheinen wie paar Augenblicke! Warum muss alles ein Ende haben und wann fängt alles an?" sie lächelte lange nicht mehr, sie war so ernst, wie vielleicht noch nie. All ihre Fragen, die sie ihm stellte waren wichtig. Sie wollte es ihm klar machen, dass er sehr wenig über die Welt und über das Leben wusste. Wenig, genau wie sie. Es ist ganz natürlich, dass sie hier wegwill, dass sie ihr Leben weiter leben will, dass sie die Welt in der sie lebt erforschen will. Mit Ehrlichkeit kann man Ziele erreichen, sodass man dadurch auch anderen die Augen öffnen kann. Er schien sie aber nicht zu verstehen, was sie traurig machte. Deshalb redete sie weiter: "Sag mir, wie soll ich leben? Mein Vater sagte, ich solle Niemandem wehtun. Deshalb habe ich nie jemandem wehgetan und ich wurde auch nie von Jemandem verletzt. Sag mir aber warum wir da sind! Meine Mutter sagte, damit wir glücklich werden. Aber sie erklärte mir nicht wie ich glücklich werden soll. Sag, warum?!" die Elfenprinzessin schaute dem Dunkelelfen tief in die Augen und sie versuchte dadurch seine Seele zu erblicken - die Seele war ja auch so bekannt als "Spiegel der Seele". Mit einem derartigen Schwall an Fragen hatte er nun weißgott nicht gerechnet und wenn ihm eines klar wurde, dann zumindest dass dieses Mädchen nicht so naiv war wie sie vielleicht den Anschein weckte. Dennoch kam er nicht einmal dazu ihr eine einzige Frage zu beantworten, da sie stetig eine neue anbrachte und wenn Lyrin mit einer Haltung auf dem Kriegsfuß stand, dann der dass man ihm nicht die Möglichkeit einberäumte Stellung zu beziehen. Ärgerlich runzelte er die Stirn, wodurch er sie scheinbar weiter animierte in ihrer Rede fortzufahren und kurz bevor er den Punkt erreichte, an dem er ihr einfach die Hand auf die Lippen pressen würde, um sie zum Schweigen zu bringen, hielt sie tatsächlich inne. Ihr intensiver Blick war zwar nicht unbedingt das, was er als angenehm bezeichnete, aber er hielt ihm eine Weile stillschweigend stand ehe er sich zu einer Erwiderung entschloss. "Du kannst keine absolute Wahrheit finden, gleich wieviele Fragen du in den Raum wirfst. Jede Medaille hat zwei Seiten und in dem Moment in dem du dich für eine entscheidest, schließt du die andere aus.", erklärte Lyrin frostig, "Freilich kannst du eine Weile versuchen auf deiner Kante entlang zu spazieren und über alles schimpfen, was du nicht verstehst-", damit ließ er die Hand von ihrer Schulter sinken und wandte sich auf dem Absatz herum, "-Aber es wird dir nichts bringen. Vielleicht war dein bisheriger Weg auch der Falsche, schonmal daran gedacht?" Lyrin warf ihr einen scharfen Blick über die Schulter zu. "Und wenn dir diese Tatsache auch nicht schmeckt, solltest du vielleicht überlegen, ob du deinem Leben nicht einfach ein Ende setzt anstatt dich tagein, tagaus mit irgendwelchen Halbwahrheiten herumzuschlagen. Es ist dein Leben, nicht meines.", wies er sie dann zurecht. "Und meine Wahrheiten werden nicht die deinen sein, Elfe." "Suzuna." sagte sie leise. "Mein Name ist Suzuna." wiederholte sie und ging an dem Dunkelelfen vorbei. "Jede Medaille hat zwei Seiten, ja das stimmt. Aber vergiss nicht, man kann nicht einfach NUR böse oder NUR gut sein. Es gibt kein Wesen, das nie einen dunklen Gedanken hatte und es gibt auch kein solches Wesen, das nie etwas Gutes in sich trug." gab die Prinzessin von sich und wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. "Ich würde also sagen, jedes Wesen ist wie eine Medaille - jeder hat zwei Seiten. Ich auch. Du aber auch, Dunkelelf." beendete sie ihren Satz und ging noch einen Schritt auf den Ausgang zu. Wortlos nahm er ihren Namen zur Kenntnis, auch wenn er innerlich die Auffassung vertrat, dass es zu ihrem Erscheinungsbild passte. Dennoch verfolgte er aufmerksam, wie sie an ihm vorbeischritt und in seinen Augen schien sie dabei aufrechter denn je zu gehen, aber vielleicht entstand diese Wirkung auch einfach nur durch den Wahrheitsgehalt ihrer Worte. Amüsiert fuhr er sich letztendlich durch die dunklen Haare. Er unterhielt sich doch tatsächlich mit einer Elfe..! "Denk was du willst, Schätzchen.", entgegnete er dann mit einem undefinierbaren Lächeln. "Aber bis dahin wäre ich dir dankbar, wenn du nicht von dir auf andere schließt. Ich mag mich vielleicht nicht auf den ersten Blick wie die Brüder meines Volkes verhalten, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es nicht könnte." Kurzerhand deutete er auf den dicken Stoff, der den Eingang verschlossen hielt. "Aber wenn du testen möchtest, ob ich doch kein Lügner bin, kannst du dein Glück gern dort draußen versuchen.", bot er dann kalt lächelnd an. "Erwarte dann nur nicht von mir, dass ich als Ritter auf irgendeinem weißen Gaul daherkomme, um dir zu helfen." Ganz unerwartet drehte sich Suzunazu Lyrin um und schrie ihn mit rotem Gesicht an. "Ich bin nicht dein Schätzchen!!!" fauchte sie ihn an und fasste sich dann beschämt an der Wange. Noch nie wurde sie so wütend wegen so einer Kleinigkeit. Aber Lyrin konnte sie echt aus der Fassung bringen, das war klar. "Keine Sorge, ich bleibe hier drinn... bis morgen. dann verschwinde ich von hier!" fügte sie noch hinzu bevor sie sich wieder aufs Bett setzte. Seinen Mantel hatte sie immernoch an. "Du musst nicht schreien, ich habe ein ausgezeichnetes Gehör.", erwiderte er trocken, ehe das Lächeln doch wieder Gestalt annahm und er gedanklich das Schätzchen boshaft wieder ransetzte. Dass sie ihm überhaupt soviele Widerworte entgegenbrachte, stimmte schon mit dem Eindruck überein, den er auf dem Geburtstagsball Yamatos gewonnen hatte, aber die Krallen würde sie sich selbst kürzen müssen wenn sie den letzten Teil der Reise lebend überstehen wollte. Wortlos verfolgte er dann wie sich Suzuna auf sein behelfsmäßiges Bett fallen ließ, denn immerhin hatte er keinerlei Zeit auf dieser Mission ein komplettes Mobiliar mitzuschleifen, sondern aus einigen übereinandergestapelten Decken das behelfsmäßige Lager gebastelt. "Übrigens nett, dass du mir beim Schlafen Gesellschaft leisten willst, ich hätte gedacht du wärst schüchterner.", gab Lyrin spitz zu verstehen ehe er begann die Ösen an seinem Gürtel zu lösen. Suzuna lag bereits gemütlich auf dem Bett und wollte sich grade richtig entspannen, als er das sagte. Ihr stieg sofort die Röte ins Gesicht und sie sprang mit so einer Schnelligkeit vom Bett, als ob sie etwas gestochen hätte. "Ich schlafe auf dem Boden!" sagte sie rasch und legte eine Decke hin, auf die sie sich niederließ. Auf keinem Fall wollte sie mit ihm ein Bett teilen! Schüchtern schaute sie zur Seite und wartete darauf, dass er sich umzog. Die Bewegung kam zu abrupt, um ihn nicht in heiseres Gelächter ausbrechen zu lassen, er hatte zwar mit einem entsetzten Gesicht gerechnet, aber das übertraf dann doch alles. Nachdem er den ledernen Gürtel mit der silbernen Schnalle zu Boden gleiten ließ, deutete er jedoch erneut auf den Platz, den das Mädchen so abrupt verlassen hatte. "Ich habe ohnehin die erste Nachtwache, mir ist es gleich wo du schläfst.", gab er mit einer gewissen Spur des verbliebenen Amüsements zurück. "Im Morgengrauen reiten wir weiter und wenn du vorhast bis dahin zu fliehen, solltest du dich verdammt unauffällig bewegen - Nicht, dass es dir gelingen wird, aber dann macht es mehr Spaß dich wieder einzufangen.", lachte Lyrin dann, ehe er sich unter dem Rand des Zeltdaches wegduckte und an die frische Luft heraustrat, die noch immer regenfeucht war. "Mach dich nur ruhig lustig über mich! Du wirst es aber noch sehen, dir wird das Lachen bald vergehen!" warnte die Prinzessin Lyrin und erhob sich ein zweites Mal. Sie legte sich zurück aufs Bett. "Und wehe du versuchst dich neben mir zu legen! Das wäre dann dein letzter Tat!" sprach sie weiter warnend und schloss die Augen. Sie hatte Angst. Ja, das stimmte. Sie wollte nurnoch hier weg. Lyrins Drohungen und seine arrogante Art war ihr schon egal. Ihre letzten Verwünschungen hörte er nur noch gedämpft, da der Stoff am Eingang bereits an seine alte Position gerutscht war und lediglich noch ein wenig hin und herschwankte, bis er sich völlig beruhigt hatte. Seine Begleiter stießen immer noch fröhlich lachend ihre Krüge aneinander und wenn Lyrin sich auch nur einen Moment fragte, woher sie die Unmengen an Wein nahmen, zuckte er dann resignierend die Schultern. Immerhin war diese Überlegung genauso sinnig als wenn er sich fragte, warum er Suzuna tatsächlich mitgenommen hatte und es würde genauso ergebnislos bleiben. Während dem Dunkelelfen der herbe Geruch der durchnässten Gräser in die Nase stieg, trat er einem seiner sitzenden Handlanger ins Kreuz, der sich wenig später verblüfft am Boden wiederfand. "Geht schlafen.", kommentierte Lyrin kühl ohne auf das einsetzende Gemaule der anderen Dunkelelfen einzugehen. Einer von ihnen wagte es dennoch einen lüsternen Blick in Richtung des Zeltes ihres Anführers zu werfen, aber die eisige Miene verleidete ihm die aufkommende Idee sogleich wieder. Murrend hatte er sich alsbald getrollt, so dass sich der hochgewachsene Dunkelelf nun gleichgültig auf einem umgefallenen Baumstamm niederließ. Suzuna schlief nur paar Stunden, denn ihr war klar, dass sie heute Chance hatte zu fliehen. Deshalb wachte sie noch vor Tagesanbruch auf und stand vorsichtig auf. Den Mantel des Dunkelelfen zog sie nicht aus, da dieser groß und warm war und da es draußen kalt war. Ganz leise schlich sie sich dann aus dem Zelt und achtete darauf, dass sie von Niemandem gesehen wurde. Als sie dann endlich den Lager verließ, atmete sie erleichtert auf. //Das war ja ganz leicht.// dachte sie und hoffte, dass sie von Niemandem verfolgt wurde. Sie zögerte nicht weiter und rannte los. //In wenigen Tagen müsste ich die kleine Hütte erreichen wo ich immer als kleines Kind gespielt habe. Dort würde ich in Sicherheit sein.// mit dem Gedanken beschleunigte sie ihre Schritte und rannte weiter so schnell sie konnte. Es war ihr jedoch immernoch kalt, trotz dass sie den großen Mantel trug. Lyrin selbst unterdrückte ein herzhaftes Gähnen hinter seinem Handrücken, während die andere Hand die schwarzen Zügel locker umfasste und das Pferd unter ihm unruhig auf der Stelle tänzelte. Im Gegensatz zu ihm schien es von diesem morgendlichen Ausflug überhaupt nichts zu halten und die Tatsache, dass sie in direkt-entfernter Entfernung zum Lager waren, schien die Laune des Pferdes nicht unbedingt zu verbessern. Die sanften Atemwolken, die es dabei im Schatten der Bäume ausstieß, verdunsteten fast augenblicklich und auch wenn es noch eine gute Stunde bis zum Sonnenaufgang sein würde, ließ sich der Dunkelelf davon wenig beeindrucken. "Etwas Geduld noch.", murrte er seinem Ross zu, dass augenblicklich seine Ohren nach ihm ausrichtete und widerwillig schnaubte. Lyrin selbst warf einen kurzen Blick zu den Ästen empor, ehe ihm das erwartete Geräusch von rasch aufeinanderfolgenden Schritten und heftigen Atembewegungen ans Ohr drang. "Drei .... zwei ...", begann er mit gelangweilter Miene zu zählen, bevor er seinem Pferd einen Tritt in die Flanken verpasste, dass daraufhin direkt auf den Pfad preschte und einer erschrocken aufschreienden Suzuna den Laufweg versperrte. "Guten Morgen, Suzuna.", beendete der Dunkelelf seinen Satz. "Whaaa!" schrie die Prinzessin erschrocken auf und fiel fast nach hinten. //Das gibt´s doch nicht! Nein!// dachte sie verzweifelt und schluckte. Sie schaute sich schnell um, bevor sie in eine Richting losrannte. Ihr war natürlich klar, dass Lyrin auf dem Pferd sie locker einholen konnte, deshalb versuchte sie so einen eg zu finden, wo man mit dem Pferd nicht durchkommen konnte. Blitzschnell warf sie sich ins Gebüsch und versuchte sich da durchzukämpfen wo das Pferd nicht durchpasste. //Ich.. ich gehe da nicht zurück!// Nun gut, das hatte er sich ehrlich gesagt anders vorgestellt..! Anstatt geschockt innezuhalten, warf Suzuna hastig einige Blicke mit schreckgeweiteten Augen um sich, ehe sie ihrer erstbesten Intuition zu folgen schien und ins Dickicht brach. "Komm sofort wieder zurück!", entfuhr es Lyrin verärgert. Heftig ruckte der Dunkelelf an den Zügeln, so dass sein Ross den Kopf zuerst nach hinten riss und auf der Stelle trat. Sekunden später spannten sich jedoch die Muskeln unter dem mattglänzenden Fell und das Tier schnellte samt Reiter hinter der fliehenden Elfe hinterher. Während ihre Haare wehend im Gebüsch verschwanden, dessen Zweige grob zurückschnellten, verließen die Hufe in einem Satz das Pflaster - nur um Sekunden später am Gewirr der Äste zu scheitern und das empörte Wiehern wurde von einem noch lauteren Fluchen begleitet. Innerhalb von Herzschlägen hatte sich Lyrin aus dem Sattel geschwungen und setzte zu Fuß zur Verfolgung an. Suzuna dachte nicht daran stehen zu bleiben. Ihr Puls raste, genauso wie ihre Gedanken. Sie fühlte richtig wie das Blut in ihren Adern pulsierte. //Schneller, schneller!// dachte sie und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass sie schneller rennen kann. Die Äste kratzten sie unterwegs mehrmals, sie verlor sogar Lyrins Mantel, was ihr aber ermöglichte schneller zu rennen. Mit jeder Sekunde hatte sie mehr Kratzer und ihr weißes Nachthemd, was sie immernoch trug, wurde von Sekunde zu Sekunde zerfetzter. Die Elfe wäre sicher noch weitergerannt, hätte sie nicht an einem Fluss halt machen müssen. //Nicht!// schrie sie in Gedanken auf und warf sich dann nach kurzem Zögern ins Wasser. In der nächsten Sekunde kam sie hoch um nach Luft zu schnappen. Die Strömung riss sie mit sich. Den zurückschnellenden Ästen wich er mit geübter Präzision aus, wenn gleich ihm das auch nicht bei allen Hindernissen fehlerlos gelang und mit jedem Treffer fühlte er ein wenig mehr Zorn in seinen Adern pochen. Sie dachte doch nicht ernsthaft, dass sie ihm hier entkommen konnte?! Akribisch verkniffen sich seine Iriden, als zwischen dem Grün des Dickichts immer wieder ihre auffällige Haarfarbe hindurchschimmerte und so setzte Lyrin konzentriert über eine kniescheibenhohe Wurzel hinweg, während sich der Abstand immer weiter verkürzte. "Bleib gefälligst stehen!", rief er Suzuna zu, die in diesem Moment an den rauschenden Fluten eines Flusses ankam. Und als ob die Elfe noch mehr Widerstand zeigen musste, sprang sie ohne Rücksicht auf Verluste hinein. Lyrin selbst kam keinen Atemzug später an der überschwemmten Uferböschung an und ließ seine Iriden hektisch über die peitschende Oberfläche huschen, die Suzuna wieder durchbrach. "Dummes Mädchen.", knurrte der Dunkelelf ungehalten als die Strömung ihrer habhaft wurde, die durch den vorangegangen nächtlichen Regen noch an Kraft gewonnen hatte. Augenblicke später hatte er sein Hemd abgestreift und den Gürtel ins Gras geworfen, dann fühlte er auch schon das eisige Nass an seiner Haut während Lyrin sich zu der Elfe vorkämpfte. Suzuna sah, dass der Dunkelelf sich auch ins Wasser warf, was sie ehrlichgesagt überraschte. Sie fühlte keine Gefahr im Wasser, obwohl die Strämung sehr stark war. Lyrin verstand nicht warum sie so verzweifelt weiter um ihre Freiheit kämpfte und warum sie anscheinend keine Angst vor dem Fluss hatte. Bald erreichten beide einen kritischen Punkt wo das kalte Wasser in die Tiefe herabstürzte. Suzuna bemerkte das als Erste und schaute kurz erschrocken zu Lyrin, der erst durch ihren Blick verstand was auf beide wartete. Suzuna wollte aber noch nicht sterben, nicht so und nicht heute. Deshalb nahm sie all ihre Mut zusammen und schloss die Augen kurz bevor sie von paar starken Wellen nicht unter Wasser gezogen wurde. Für ein paar Sekunden war sie verschwunden, einfach von den Wellen verschluckt, doch dann passierte etwas. Die Wellen trennten sich und das viele Wasser, der ganze Fluss "öffnete" sich. Das war Suzuna zu verdanken, die ihre magischen Kräfte einsetzte um ihr Leben zu retten. Und da stand sie wieder am Boden des Flusses auf kleinen Steinchen. Hinter ihr konnte man eine Klippe sehen, also einen Wasserfall. Das Wasser floß aber nicht weiter , sondern gehorchte der Prinzessin und richtete sich auf, wie echte Mauer an zwei Seiten des Flusses. Arina, platschnass und erschöpft öffnete die Augen, murmelte immernoch etwas. eine Zauberformel, was die Wasser kontrollierte. Lyrin war auch schon außer Gefahr, er stand paar Meter von ihr auf nassem Boden des Flusses. Es vergingen nur Sekunden, nichtmal eine halbe Minute ... die Lilahaarige ging paar Schritte nach hinten und lächelte kurz bevor sie sich in die Tiefe fallen ließ. In der selben Minute erwachte das Wasser wieder und eine große Welle stoß Lyrin aus dem Fluss, sodass er gegen einen Baum knellte. Von Suzuna war nichts mehr zu sehen. Sie war einfach spurlos verschwunden, genauso wie an dem Abend wo sie zusammen getanzt haben. Lyrin bereute fast noch im Moment des Sprunges, dass er sich so ohne Weiteres in die Fluten gestürzt hatte, die ihn erbarmungslos umschlangen. Kurz gelang es der Strömung ihn unter die eisige Oberfläche zu ziehen, dann hatte er sich mit einer kräftigen Bewegung zurück an die kühle Morgenluft gekämpft. Die einzelnen Wasserperlen schienen noch auf seiner Haut gefrieren zu wollen, aber seine Gedanken wurden erstickt von dem ohrenbetäubenden Getöse um ihn herum. Selbst der Sog schien sich noch verstärken zu wollen, aber dessen ungeachtet ließ er einen hastigen Blick über die peitschenden Wellen gleiten und hatte wenige Augenblicke später Suzuna im Blickfeld. Noch während er etwas Unverständliches in die Fluten verwünschte, kämpfte sich Lyrin mit kräftigen Zügen zu ihr vor, was angesichts der Wasserkraft eher als halber Spielball aussah. Zwischen zwei Wellenbergen schnappte er fluchend ihren Blick auf, aber der Dunkelelf erkannte erst beim zweiten Mal dass sich die angenommene Überraschung als Entsetzen entpuppte und weitere Sekunden später, wurde ihm auch klar warum sich die Strömung stetig verschnellerte. Noch ehe Lyrin die Zeit hatte auch nur eine halbe Nuance blasser zu werden, fühlte er bereits wie das Wasser von seinem Körper ... moment, Wasser wich doch nicht so einfach...?! "Was zur Hölle?", echote er ungläubig, ehe der Dunkelelf durch eine weitere Wellenfront glitt und keine fünf Herzschläge später den feuchten Boden des Flussbettes unter seinen Füßen spürte. Boden?! Noch während Lyrins Blick wie in Trance zur Elfe glitt, sah er sie bereits langsam zurückweichen und im nächsten Moment nach hinten fallen. "Su..!" Zu mehr kam er nicht, da im nächsten Herzschlag bereits das Wasser auf ihn zuschoss und trotzdem er die Arme vors Gesicht riss, fühlte er kurz darauf nur einen lähmenden Schmerz im Rückgrat ehe er von Schwärze umfangen wurde. Es vergingen Stunden. Lange Stunden. Alles war friedlich. Die Sonne schien, die Vögel zwietschten, der Wind spielte mit den Blättern der Bäume. Suzuna lag auf einer großen Wiese, die von unzähligen weißen Blumen bedeckt wurde. Ihre Augen waren geschlossen, sie genoß das warme Sonnenlicht auf der Haut. Sie entspannte sich und ruhte sich etwas aus bevor sie weiterzog. Sie wusste, sie würde ihre Kraft brauchen, denn Lyrin war nicht so ein Dämon, der leicht aufgeben wollte. Nach einer Zeit öffnete sie deshalb ihre Augen wiedr und setzte sich auf. Ihr Nachthemd war schon fast ganz getrocknet, genauso wie ihre Haare auch. Langsam richtete sich die Elfenprinzessin auf, streckte sich und gähnte leise. "Ich muss weiter" sagte sie zu sich selbst und setzte sich in Bewegung, schaute aber einmal noch in den klaren Himmel und dachte für eine Sekunde an Lyrin. Was er wohl machte? Ob es ihm gut ging? "Dieses verfluchte ... Weibsbild..", zischte der Dunkelelf missmutig vor sich hin, während er wohl zum geschätzten zwanzigsten Mal seinen Hinterkopf betastete. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er geschworen dass ihm eine halbe Herde wildgewordener Pferde darüber galoppiert war, aber immerhin - er wusste es besser. Wie Suzuna es fertig bekommen hatte die Wassermassen derart für sich in Anspruch zu nehmen, war ihm zwar nach wie vor nicht klar, aber Tatsache blieb, dass sie es sich eindeutig zu leicht vorstellte! Mit einem scharfen Pfiff rief er nach seinem Ross, das bereits wenige Augenblicke später gehorsam durch das Dickicht herantrabte und seinen Umhang zwischen den Kiefern zermahlte. Lyrin bedachte das Tier lediglich mit einem wütenden Blick, bevor er es ihm wieder entriss und das empörte Schnauben ignorierte. Wenig später schwang er sich in den Sattel und trieb das Pferd in Richtung der herabfallenden Stromschnellen an, bevor er es in harter Linie die einzelnen Steinbrocken entlang des Wasserfalls hinunterscheuchte. "Zähl deine Stunden..", knurrte er halblaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)