Mondzeiten von risuma (Eine Drachengeschichte) ================================================================================ Kapitel 11: Schüler Jono - Unterricht in Sachen Mensch ------------------------------------------------------ Jono war nachdenklich. Das Leben der Menschen, insbesondere ihr Gefühlsleben, schien doch wesentlich komplizierter zu sein, als er angenommen hatte. Es schien viele WENNs und ABERs zu geben, viele Möglichkeiten, sich zu entscheiden. Um Seth wirklich verstehen zu können, würden sie noch viele Gespräche führen müssen. Der Kuss, den Seth ihm gerade gegeben hatte, war so voller Liebe und Wärme gewesen. Am liebsten würde er immer weiter machen, und er möchte so gern alles über die menschliche Paarung wissen. Doch er spürte, dass Seth mit diesem Thema jetzt gerne aufhören wollte und so ließ er es für diesen Augenblick bleiben. Er konnte ja später das Thema wieder anschneiden. Er würde wohl noch eine ganze Weile warten müssen, bis er sich mit ihm paaren konnte. Das fand er zwar schade, doch wenn Seth es (noch) nicht wollte, konnte er es nicht ändern. Als Drache möchte er den kleinen Weißen nicht überrumpeln, und als Mensch hatte er keine Ahnung! Ob die Menschen wohl überhaupt so etwas wie einen Paarungsinstinkt hatten? „Haben Menschen eigentlich Instinkte?“, fragte er nach einer Weile und durchbrach damit die Stille. Seth war froh, dass nun etwas Unverfänglicheres zur Sprache kam. „Instinkte kann man es wohl nicht wirklich nennen. Menschen haben vielmehr Reflexe, die ihnen helfen zu überleben.“ „Was denn für Reflexe?“, wollte Jono wissen. „Zum Beispiel der Atemreflex. Egal wie lange ein Mensch versucht die Luft anzuhalten, irgendwann muss er einatmen. Oder der Saugreflex bei Neugeborenen, damit sie nicht verhungern und der Greifreflex, damit sie sich festhalten können. Es gibt noch mehr, aber mir fallen gerade keine weiteren ein. Einige Reflexe verschwinden allerdings mit dem Alter.“ „Heißt das etwa, dass ein Mensch alles, das er zum Leben braucht, erst lernen muss?“, fragte Jono ungläubig. „Genau so ist es.“, antwortete ihm Seth. „Ein Mensch, der gerade erst geboren wurde, braucht jemanden, der sich um ihn kümmert, bis er selbst dazu in der Lage ist. Zusätzlich braucht er jemanden, der ihm alles beibringt, das er wissen muss, um allein überleben zu können.“ „Dann hast du also auch erst gelernt, wie man Feuer macht, und wie man einen Fisch so köstlich mit dem Feuer machen kann?“ „Richtig, das alles hat mir mein Vater gezeigt. Und von meiner Mutter habe ich gelernt, was ich tun muss, damit es noch besser schmeckt. Und natürlich auch andere nützliche Dinge.“ „Kannst du mir das auch alles zeigen?“, erkundigte sich Jono eifrig und bekam glänzende Augen. „Natürlich.“, schmunzelte Seth und freute sich über Jonos Wissbegierde. „Und was willst du als nächstes lernen?“ „Was für Nahrung nimmst du so alles zu dir?“ „Ich jage Wild, sammle Beeren, Nüsse und Obst, suche Gemüse und Kräuter. Die Menschen in ihren Dörfern halten sich dazu noch verschiedene Tiere: Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Hühner und Pferde. Sie geben ihnen Fleisch, Milch, Eier, Leder, Wolle und Federn. Außerdem nutzen sie die Kraft und Schnelligkeit der Pferde.“ Jono ließ sich alle Worte durch den Kopf gehen und sortierte sie nach bekannt und unbekannt. Die Namen der Tiere waren ihm bekannt, doch was war Mich, Wolle und Leder? Und was wollten Menschen mit Vögeln, da war doch überhaupt nichts dran? Er stellte Seth gleich die entsprechenden Fragen. „Vögel?“, fragte Seth, „Meinst du die Hühner? Also ein Mensch kann von einem gebratenen Huhn durchaus satt werden. Und aus den Eiern dieser ‚Vögel’“, Seth betonte das Wort extra, „kann man wunderbar sättigende Mahlzeiten zubereiten. Leder nennt man die getrocknete, gesäuberte Haut der Tiere, mit Ausnahme der Vögel und Wolle sind die verarbeiteten Haare von Tieren mit langem Fell. Milch ist das, was Tiere als erste Nahrung für ihre Jungen produzieren. Auch Frauen haben Milch, wenn sie ein Kind bekommen. Ein Kind ist ein Menschenjunges – bevor du gleich wieder fragst. Na, sind deine Fragen ausreichend beantwortet?“, lächelte Seth. Jono wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Seth beantwortete ihm eine Frage, und schon schwirrten die nächsten zwei in seinem Kopf herum. Wie sollte er da einen Weg finden? Er spürte, dass er auf dem besten Weg war sich fürchterlich zu verirren. Aber sich immer nur auf eine Frage zu konzentrieren, wenn er doch so viel wissen wollte, war so schwer. Seth beobachtete schmunzelnd, das Jono immer verwirrter dreinschaute. Er konnte sich gut vorstellen, wie es Jono innerlich zerriss, da er doch so vieles nicht kannte und wusste. „Komm her“, sagte er warm und nahm Jonos beide Hände. „Ich kann dir nicht auf einmal alles aus meinem Leben erklären. Auch die Menschen kann ich dir nicht in einem Satz erklären. Eine Frage führt zur nächsten, das ist normal. Ich zeig dir nach und nach was ich kann und wie ich lebe. Vieles kann ich dir auch zeigen oder erklären, wenn du ein Drache bist.“ „Aber…“, versuchte Jono einzuwenden. „Nein, Jono, du brauchst nichts zu erklären. Ich weiß auch so gut wie nichts über Drachen.“, versuchte Seth ihn zu trösten. „So, und nun schließ deine Augen und stell mir die erste Frage, die dir einfällt.“ Seth fasste Jonos Hände noch ein wenig fester. Jono folgte Seths Vorschlag und schloss seufzend seine Augen. Dabei spürte er die wohltuende Wärme, die von Seths Händen ausging. Sie beruhigte ihn und machte ihn froh. Es war in seinem Kopf wie ein riesiger Strudel aus Fragen. Er wusste gar nicht, welche er zuerst stellen sollte. Diese...? Oder diese…? Oder besser jene…? „Ganz ruhig, lass dir Zeit“, hörte er die beruhigende Stimme Seths. Seth hatte recht, es wurden immer weniger Fragen, er konnte das Ende des Strudels erkennen. Am Ende blieb nur eine Frage übrig: „Warst du als Jungtier glücklich?“ „Ja.“ „Erzählst du mir davon?“ „Gerne. Aber lass uns erst noch einen Fisch fangen und zurück zur Höhle gehen. Und hinterher erzähle ich dir von meiner Kindheit. Abgemacht?“ Jono fand diese Idee sehr gut und so machten sie sich nach einiger Zeit, jeder mit einem Fisch bepackt, auf den Weg zurück zur Höhle. Später holte Seth seine Decke heraus und bereite ihnen ein Lager auf dem Felsplateau. Jono kuschelte sich an Seth und während sie den Sonnenuntergang betrachteten, begann Seth von seiner Kindheit zu erzählen. Er war das erste Kind seiner Eltern und seine Mutter war besonders stolz auf seine blauen Augen, die die Farbe des Himmels hatten. Sie nannte ihn ihr Glückskind oder ihr Himmelskind. Er erzählte, wie er zu seinem dritten Geburtstag seinen ersten Bogen von seinem Vater geschenkt bekam und sein Vater ihm mit 6 Jahren zeigte wie man eine Angel baute und Pfeil und Bogen herstellte. Mit 8 Jahren nahm sein Vater ihn das erste Mal mit auf die Jagd und mit 10 Jahren schoss er sein erstes Reh. Er war glücklich, als seine kleine Schwester geboren wurde und seine Mutter nahm ihn mit in Wald und Feld und zeigte ihm die verschiedensten Kräuter. Solche zum würzen und solche zum heilen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich einmal bei ihr darüber beschwerte, dass er lauter Weiberkram machen sollte und was sie ihm darauf antwortete: „Auch wenn du ein Junge bist, du kannst nie wissen, in welche Situationen du einmal kommst. Es ist immer gut über Heilkräuter Bescheid zu wissen, denn es kann ganz schnell geschehen, dass du dich auf einer Jagd oder Reise verletzt. Oder krank wirst. Manchmal bist du weiter vom nächsten Ort entfernt als geplant, dann ist es gut, wenn man sich als Junge oder Mann selbst versorgen kann, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.“ Sie war eine liebe und gütige Frau, aber auch unbeirrbar und streng und duldete es nicht, dass er eben diese Dinge nicht von ihr lernte. Außerdem vertrat sie die Ansicht, dass er die Arbeit seiner Ehefrau besser zu würdigen wusste, wenn er wusste, welche Mühe sich dahinter verbarg. Wenn er eine wohlschmeckende Mahlzeit wünschte, sollte er lernen diese auch selbst herstellen zu können. Sie fand, dass ein Mann ruhig mehr können sollte, als nur zu jagen und zu fischen und das nötige Werkzeug dazu herstellen zu können. Sein Vater lehrte ihn alles über Tiere, jagen, fischen, Fallen bauen und stellen, ein Zelt aufzubauen, einen guten Unterschlupf in der Natur finden, ein Lager zu bauen, Spuren zu verwischen. Und abends erzählte er beim Schein des Feuers die Sagen und Geschichten aus den alten Tagen, als Drachen und Menschen in Frieden miteinander lebten. Und von der alten Fehde, die schließlich dazu führte, dass Drachen und Menschen sich hassten und letzten Endes sich bekämpften oder aus dem Weg gingen. Aber die Geschichten aus der Zeit des Friedens zwischen Drachen und Menschen gefielen ihm immer ganz besonders gut. (Warum wohl?^^) Er war der Stolz seiner ganzen Familie und er war genauso stolz auf seine Familie, bis zum ersten Neumond nach seinem 15.Geburtstag, als seine friedliche Welt zerbrach. Jono hörte Seth aufmerksam zu und genoss es seiner wunderschönen samtenen Stimme zu lauschen. Ihm gefiel die Welt, die Seth ihm vorstellte, die Liebe und Güte, aber auch Strenge, die ihn umgab. Sie hatte einen wertvollen Menschen aus ihm gemacht. „Deine Eltern haben dich sehr geliebt.“, stellte er fest. „Ja, bis zu jenem Tag.“, entgegnete Seth traurig. „Nimm es ihnen nicht übel, sie wussten einfach genau so wenig wie du, wie sie damit umgehen sollten. Vergib ihnen.“, tröstend schmiegte sich Jono enger an Seth. „Du hast recht. Jetzt habe ich ja dich.“ Ohne weitere Worte zu verlieren blickten sie den letzten Sonnenstrahlen hinterher und erwarteten das silberne Leuchten des Vollmondes. Es war wirklich ein wunderschöner Anblick, auf dem Plateau zu sitzen und den Mond zugleich am Himmel und im See zu sehen. Vor allem, weil es am Ende des Sees so aussah, als würde der Mond ins Wasser tauchen. Jono genoss die Wärme, die von Seth ausging und schloss seine Augen. Nach einiger Zeit traute sich Seth endlich, Jono zu betrachten. Er sah wunderschön im Mondlicht aus. Seine Haut, obwohl er nie Kleidung trug, wies keine Verletzungen auf. Sein Haar fiel ihm weich ins Gesicht und sein Mund… Wieder konnte er seinen Blick nicht von ihm lösen, aber diesmal machten sich seine Finger auf Wanderschaft. Ganz vorsichtig fuhr er den Linien seiner Lippen nach. Jono hielt ganz still. Die zärtliche Berührung ließ ihn fast die Luft anhalten, so gut fühlte es sich an. Er hatte heute gelernt, dass man sich ganz anders auf Berührungen konzentrieren konnte, wenn man die Augen geschlossen hielt, deshalb ließ er seine Augen geschlossen. Als Jono nichts tat, traute Seth sich vorsichtig weiter. Er wollte wissen, ob sich seine Haut wirklich so weich anfühlte, wie sie aussah. Also ließ er seine Finger langsam weiterwandern. Erst über das ganze Gesicht, strich ihm zärtlich ein paar Haarsträhnen aus demselben, wanderte langsam den Hals hinunter und fuhr über die Schlüsselbeine. Seth fühlte sich ganz seltsam. Jonos Haut war wirklich so zart und weich, er holte tief Luft und sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen. Als seine Finger den Bauchnabel erreichten, klopfte ihm sein Herz bereits bis zum Hals. Noch lag Jonos Penis ganz entspannt auf seinem Bein, aber weiter traute er sich dann doch nicht. Obwohl… Seinen Blick konnte er jedoch nicht gleich abwenden, bis er seufzend sein Gesicht in Jonos Halsbeuge vergrub. Er roch gut, männlich und doch unschuldig süß, berauschend. Er atmete tief Jonos Geruch ein, wollte ihn bis zum nächsten Vollmond mitnehmen. Es war einfach - … - Jono kannte kein Wort dafür, wie er sich gerade fühlte. Eine Gänsehaut nach der anderen fuhr über seinen Körper, aber er hielt trotzdem weiter ganz still. Es war einfach sooo toll, was Seth da gerade mit ihm machte. Er wollte soviel wie möglich davon haben, und hoffte, dass Seth nicht so schnell aufhören würde. Erst als sich Seth seufzend an seinem Hals verbarg, rührte er sich wieder und nahm ihn in den Arm. Er legte die Decke über sie, und drückte Seth fest an sich. Arm in Arm schliefen sie im Licht des Vollmondes ein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Aufgeregt, mit roten Bäckchen und Schokoladen verschmiert, kommen zwei Drachen in mein Zimmer. Der Schwarze trägt eine Schokoladentorte und der Weiße hat eine Schüssel voller Schokoladentaler in seinen Händen. Die Schokoladentorte ist mit gelben Sonnen verziert und auf den Schokoladentalern prangen ebenfalls Sonnen. „Guck mal, haben wir ganz alleine gemacht!“, erzählt der Weiße stolz. „Und für wen habt ihr das alles gemacht?“, frage ich sie. „Für unsere Leser!“ Der Weiße platzt fast vor Stolz. Er sieht zu niedlich aus, so verschmiert wie er ist. „Jeder, der unsere Geschichte von der Favo-Liste aus liest, bekommt einen Sonnentaler,…“ klärt mich der Weiße auf. „… und jeder, der ein Kommi da lässt, bekommt ein Stück Torte.“, ergänzt der Schwarze. „Das ist eine ganze tolle Idee von euch Beiden.“, lobe ich die Zwei. „Dann viel Spaß beim Verschenken eurer Schokolade.“ Ich bin wirklich stolz auf die Beiden, überlege aber gleichzeitig, wie wohl die Küche aussehen wird… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ An meine lieben Sonnen (Kommis) und Sonnenstrahlen (Favs): Es war von mir ursprünglich überhaupt nicht vorgesehen, mehr oder weniger täglich ein Kapitel on zu stellen, das ist einfach so passiert, sagen wir mal zwei Drachen haben ein ziemliches Tempo vorgelegt. Doch jetzt kommt die gemeinsame Zeit, die sie natürlich auch mit euch gemeinsam verbringen wollen. Aber mein kleines Köpfchen braucht eine Weile, um ihre Abenteuer zu Papier zu bringen. Ich schätze mal, dass jetzt das Tempo erreicht sein wird, an das ICH ursprünglich gedacht habe. Wenn euch natürlich halbe DIN A4 Seiten vollkommen genügen…. Also, es liegt ganz an euch… Liebe Grüße risuma und zwei quirlige Drachen ~~~ Ein Instinkt fällt mir allerdings gerade ein, den wir Menschen uns zum Teil bewahrt haben, wenn wir ihm eine Chance geben: Unseren Bauch, wenn unser Bauch uns sagt, das ist gut..., oder das ist schlecht... Entscheidungen, die aus dem Bauch heraus getroffen werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)