Mondzeiten von risuma (Eine Drachengeschichte) ================================================================================ Kapitel 37: Unerwarteter Besuch ------------------------------- Jono schlief nicht richtig in dieser Nacht, zuviel ging ihm in seinem Kopf herum. Seths Verhalten auf der Hochzeit gab ihm viele Rätsel auf. Wenn es ihm doch nicht gefiel, was die Schwarzhaarige mit ihm machte, warum hatte er so lange zugesehen und sie gewähren lassen? Und weshalb war er dann so wütend auf sie? Menschen – sie waren wie ein Buch mit sieben Siegeln. Er konnte sie nicht verstehen. Doch die anderen hatten genauso lange zugesehen und nichts getan. Wenn Seth nicht mehr schlafen würde, wollte er ihn darüber befragen. Doch bis dahin genoss er es Seth in seinem Arm zu halten und mit ihm zu kuscheln. Genüsslich sog er seinen Geruch ein... täuschte er sich, oder hatte sich sein Geruch verändert? Oder nahm er ihn nur anders wahr? Seth kuschelte sich zufrieden auf sein menschliches Kopfkissen. Es roch so gut, so… männlich, der Geruch ließ Erinnerungen in ihm wach werden, und schon lugte ein kleiner Mann freudig erwartend in die Welt hinaus. Nein, Jono täuschte sich nicht, Seths Geruch hatte sich verändert, der kleine Jono bestätigte ihm das. Zärtlich ließ er seine Hände über Seths Körper wandern und fand sehr schnell dessen kleinen erwartungsvollen Freund. Er streichelte ihn ein wenig, doch wenn er ihn richtig verwöhnen wollte, dann musste er Seth von sich herunter nehmen. Also beließ er es beim Streicheln und küsste stattdessen Seth liebevoll auf den Mund. Seth seufzte zufrieden auf, und erwiderte diesen Kuss leidenschaftlich. Auf diese Weise bekam Jono Seth doch auf den Rücken gelegt und konnte seine Lippen wandern lassen, bis sie am Ziel ihrer Wünsche angelangt waren. Der kleine Seth freute sich riesig über seine Beachtung, und Seth gab wohlige Laute von sich. Während Jono sich dem kleinen Seth widmete, begaben sich seine Hände auf Wanderschaft, und schickten einen Schauer nach dem anderen über Seths Körper. Und sie fanden auch wieder den Weg zu Seths verborgener Öffnung. Neugierig wollte Jono diese zarte Stelle untersuchen, als Seth sich wieder verspannte und unwillig brummte. Irritiert ließ er von seinem Tun ab und schaute Seth ins Gesicht. Er schaute überhaupt nicht erwartungsvoll aus, sondern ziemlich verbissen. „Magst du nicht, wenn ich das tue?“, fragte er ihn enttäuscht. Bisher ließ Seth ihn doch auch alles tun, was er ihm gezeigt hatte. Seth schüttelte energisch den Kopf. „Ich bin der Mann!“, wiederholte er nur die Worte der Nacht. Nein, das ging nicht, das konnte er nicht, er konnte nicht zulassen, dass Jono hierbei gleich zog. „Nicht traurig sein, bitte.“, versuchte er Jono zu trösten, da er ihn so enttäuscht anschaute. „Nie?“, wollte Jono von ihm wissen. Seth zog es bei seinem geknickten Anblick das Herz zusammen. So konnte er ihn ja nicht abfertigen, Jono sollte glücklich sein. „Lass uns doch erst einmal so unsere Erfahrungen machen.“, schlug er Jono deshalb vor. „Und wenn wir besser Bescheid wissen, und mehr Ahnung haben, dann können wir ja tauschen.“ „Versprochen?“ Jono schaute Seth hoffnungsvoll an. „Ja.“, versprach Seth, doch ihm war nicht wohl dabei. Er konnte sich noch immer nicht vorstellen Jono an diese Stelle zu lassen. Aber die Vereinigung mit ihm heute Nacht war wirklich berauschend gewesen. Seth besiegelte das Versprechen mir einem Kuss. Trotzdem war die schläfrige Stimmung dahin, Jono war geknickt und Seth hatte trotz allem ein schlechtes Gewissen. „Bist du mir böse?“, erkundigte sich Seth bei Jono und zog ihn in seine Arme. Er wollte ihn halten, so lange er noch ein Mensch war, die Sonne kam schnell genug. Als Jono sich an Seth ankuschelte spürte er dann doch ein Ziehen in seinem Inneren und auch seine Kotöffnung nahm er auf einmal ganz anders wahr. „Wie fühlst du dich?“, fragte Seth nach einer Weile. „Seltsam.“, antwortete ihm Jono nach einer Weile nachdenklich. „Ich hab so ein Brennen in meinem Hintern.“ „Ist es schlimm?“, erkundigte sich Seth besorgt. Jono forschte nach. „Nein, es geht.“, meinte er nach einer Weile. Seth fiel ein großer Stein vom Herzen. „Hat es eigentlich wehgetan?“, stellte Seth die Frage die ihn am meisten interessierte. Jono kuschelte sich dicht an ihn, und bohrte seine Nase in Seths Halsbeuge. „Nur ganz am Anfang. Und dann war es einfach unbeschreiblich.“, antwortete Jono ihm träumerisch. „Aber warum darf ich dir nicht dieselben schönen Gefühle schenken?“ Jono konnte es immer noch nicht begreifen. Seth schluckte. Jetzt waren sie ja schon wieder beim gleichen Thema. „Ich kann das noch nicht.“, gab er endlich verschämt zu. „Ich brauch noch eine Weile, bis ich die Frau sein kann.“ Jono nickte, doch er verstand nicht wirklich was Seth meinte. Da war es schon wieder, dieses Mann und Frau. Nun hatte er noch mehr zum grübeln. Aber er wollte Seth jetzt lieber nicht mehr danach fragen, dass würde er lieber tun, wenn er wieder ein Drache war. Da konnte Seth ihm manches besser erklären. So begnügten sie sich damit bis Sonnenaufgang zu kuscheln und genossen noch die gegenseitige Handpaarung. Kaum, dass sie damit fertig waren, ging auch schon die Sonne auf, und Jono verwandelte sich zurück in einen Drachen. ~~~ Yugi war ganz aufgeregt. Die Hochzeit war wunderschön gewesen, Anzu und Yami waren ein wunderschönes Brautpaar gewesen, doch am schönsten war es, dass Seth und Jono gekommen waren. Jono – er war ein kleines Rätsel für ihn. So wie es aussah, war er Seths ’Verlobte’. Aber wo war der andere Jono, der Drache? Ishizu hatte zwar gesagt, dass er erst nach Sonnenaufgang zu ihrer Lichtung gehen sollte, aber ihn hielt nichts mehr im Bett. Der Sonnenaufgang war nicht mehr weit, und so machte er sich schon mal auf, um zu Seth und Jono zu gehen, um ihnen die Botschaft von Ishizu zu überbringen. Die Sonne ging gerade auf, als er auf die Lichtung trat, und mit großen Augen dabei zusah, wie sich das Zelt von Seth und Jono in die Luft erhob und wie ein Kragen um den schwarzen Hals von Jono lag. ~~~ Es wurde etwas zugig um Seth, als Jono sich wieder verwandelte. Schmerzhaft zog Seth die Luft ein, denn Jono stand mit seinem Vorderbein auf Seths linkem Arm. >Entschuldige.< zerknirscht hob Jono sein Bein von Seth herunter. Schon wieder hatte er die drohenden Anzeichen der Verwandlung übersehen, und Seth deshalb Schmerzen zugefügt. Doch sie nutzten die Zeit immer voll und ganz aus, und so dachte er nie an seine Rückverwandlung. >Hilfst du mir mit dem Zelt?< bat er Seth und beugte sich zu ihm herunter. Seth half ihm die Zeltkrause abzunehmen, wie er sie lachend getauft hatte. Als Seth das Zelt zusammengelegt hatte und sich wieder aufrichtete, blickte er in verwunderte violette Augen. „Oh, hallo Yugi.“, sagte er überrascht. „Was machst du denn hier?“ Yugi stand immer noch mit offenem Mund da, und versuchte zu begreifen, was er da eben gesehen hatte. „Jo..jo..jo..no?“, stotterte Yugi, er hatte Seths Frage überhaupt nicht gehört. „Yugi?“ Seth stellte sich in Yugis Blickwinkel und wartete auf eine Reaktion. „Was ist da eben mit Jono passiert?“, fragte Yugi endlich Seth, und schaute dabei von Seth zu Jono und zurück. „Und wieso hatte er das Zelt um den Hals?“ „Na ja, er war halt noch im Zelt, als er sich verwandelte. Deshalb hatte er das Zelt um den Hals.“, erklärte ihm Seth ohne Umschweife. Yugi dachte einen Augenblick nach. „Dann ist Jono immer ein und derselbe?“, stellte Yugi fragend fest. „Ja, das ist er.“ Seth fand es müßig Yugi etwas vorschwindeln zu wollen. Immerhin war ihr Geheimnis bei ihm gut aufgehoben. „Aber sag mal,“, wollte Seth nun endlich von Yugi wissen, „warum bist du eigentlich schon so früh hier?“ Yugi brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, was Seth von ihm wissen wollte. „Ähm, ach ja, ich soll euch was von Ishizu ausrichten: Sie wäre, wenn die sieben Tage der Paarbindung vorbei wären, wieder am See. Ihr wüsstet schon Bescheid, meinte sie.“, erzählte nun Yugi. „Aber das erklärt immer noch nicht, warum du schon so früh hier bist.“ Seth ließ nicht locker. „Na ja,“, gestand Yugi verschämt, „ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ishizu betonte zwar ausdrücklich, dass ich erst nach Sonnenaufgang gehen solle, aber ich wollte so gern Jono sehen. Ist Jono wirklich deine Verlobte?“, rutschte ihm noch so raus. „Wie kommst du denn darauf?“ Jetzt saß Seth aber wirklich in der Klemme. „Du hast mir doch erzählt, dass deine Verlobte Jono heißt, und – ich hab euch gestern Abend gesehen. Ich hab gehört was du über Jono gesagt hast.“ Jetzt grübelte Seth. Was war eigentlich gestern gewesen? Was hatte er denn bloß gesagt? Fragend blickte er zu Jono. >Du hast mich an dich gepresst und gesagt, dass ich vergeben sei, und zu dir gehöre.< beantwortete Jono Seths stumme Frage. „Das habe ich gesagt?“, wiederholte Seth entsetzt. Jono und Yugi nickten beide mit ihrem Kopf und verstanden nicht so recht, warum Seth so entsetzt war. „Und wer hat das alles gehört?“ Seth hielt gespannt die Luft an. „Solomon, Ishizu und Makio.“, antwortete Yugi. „Dann brauch ich wohl nicht mehr in euer Dorf zu kommen.“, seufzte Seth. „Aber warum?“ Yugi schaute Seth verständnislos an. „Weil Solomon mich nicht mehr willkommen heißen wird.“, antwortete Seth trocken. „Warum?“, fragte Yugi nach. Er konnte nicht verstehen, warum Seth wegen Jono nicht mehr ins Dorf kommen wollte. „Ein Mann ist nicht mit einem anderen Mann zusammen. Das ist gegen die Regeln.“, erklärte Seth freudlos. „Aber Ishizu schien ziemlich zufrieden zu sein.“, versuchte Yugi Seth aufzumuntern. „Ähm, Seth,“, meinte Yugi auf einmal mit rotem Kopf, „weißt du eigentlich, dass du gänzlich unbedeckt bist?“ Seth schaute an sich hinunter und tat Yugi den netten Gefallen ebenfalls ein wenig rot zu werden. Es war für ihn schon so selbstverständlich, in Jonos Gegenwart keine Kleidung mehr zu tragen, dass er sich, als Yugi auftauchte, gar keine Gedanken darüber gemacht hatte. Außerdem waren sie gerade vorher ja noch mit etwas intimeren beschäftigt gewesen. So oder so wäre Yugi in jedem Fall zu früh da gewesen. Auch ohne Sonnenaufgang… Seth drehte sich um, ging zu seinen Sachen und band sich erst einmal das Lendentuch um. Yugi fühlte sich nun sichtlich wohler, einen jungen Mann im Lendentuch zu sehen war für ihn nichts Ungewöhnliches. „Ich nehme an, dass Ishizu uns in sieben Tagen am See sehen will?“, erkundigte sich Seth bei Yugi. „Ich denke schon, sonst hätte sie mich bestimmt nicht hinter euch her geschickt.“, nickte er. „Dann kannst du ihr ausrichten, dass wir kommen werden.“, trug Seth Yugi auf. „Aber komm, möchtest du mit uns frühstücken?“, wollte er von dem Jüngeren wissen. Yugi nickte, er freute sich, wenn er noch eine Weile mit den Beiden zusammen sein konnte. >Wir können ja gemeinsam ein Stück fliegen.< schlug Jono vor. Seth schaute überrascht. >Meinst du?< fragte er vorsichtig zurück. Jono nickte. „Hast du Lust ein Stück zu fliegen?“, gab Seth Jonos Vorschlag weiter. „Wirklich? Du meinst, ich darf wirklich auf Jono fliegen?“, fragte Yugi ungläubig. „Wenn du möchtest, ja.“, lächelte Seth, als er in das ungläubige Gesicht von Yugi blickte. Yugi strahlte Seth mit leuchtenden Augen an und tanzte vor Freude einmal um die Beiden herum. „Na, dann komm.“, forderte Seth in auf, als Jono sich vor ihnen niederbeugte. Mit zitternden Knien kletterte Yugi auf Jonos Rücken und Seth setzte sich hinter ihn. Jono schlug zweimal mit den Flügeln, drückte sich mit seinen Beinen vom Boden ab, und erhob sich mit seinen Passagieren in den Himmel. Yugi konnte sein Glück nicht fassen, sein größter Traum wurde gerade Wirklichkeit. Sie flogen nicht weit, nur bis zu einem kleinen See, den Yugi noch gar nicht kannte. Jono landete und stillte erst einmal seinen Durst. Seth machte schnell zwei Angeln, und so setzten sie sich ans Ufer und hofften auf Beute. Jono durchforstete die nahe liegende Umgebung, und fing zwei Kaninchen und einen Hirsch. Mit seiner Beute zufrieden begab er sich zu den beiden Anglern am See. Seth hatte mit dem Angeln keinen Erfolg, aber Yugi zog stolz einen kleineren Fisch aus dem Wasser. Seth zeigte ihm, wie er den Fisch ausnehmen und ihn auf einen Stock aufspießen musste und Jono briet seinen Fisch. Während Jono und Yugi den Fisch brieten, bereitete Seth die Kaninchen vor. Jono fraß schnell die Innereien, und als die Kaninchen gar waren, fraß auch er seinen Hirsch. Yugi fand es wieder ziemlich verblüffend, wie ästhetisch ein Drache seine Mahlzeit zu sich nahm. Gesättigt begaben sie sich wieder zurück auf die Lichtung und als Seth all ihre Sachen zusammengepackt hatte, verabschiedeten sie sich von Yugi, mit dem Versprechen wieder vorbei zu kommen. ~~~ Kisara quälte sich durch das Leben mit Gozaburo, er ließ ihr keine Ruhe, immer wieder drängte er ihr die Paarung auf, grad so, als wollte er erzwingen, dass sie sein Ei austragen würde. Am Tag des Vollmonds, als ihre Tochter nun 28 Tage alt war, stellte sie mit Entsetzen fest, dass seine Bemühungen Erfolg zeigten. Sie trug bereits wieder ein Ei. Normaler Weise würde sie frühestens in dreißig Jahren wieder ein Ei tragen, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass sie ihre Tochter nicht selbst großzog… An diesem Tage triezte er sie ganz besonders schlimm, scheuchte sie hier hin und scheuchte sie dort hin… nichts konnte sie ihm recht machen. Die Sehnsucht nach dem großen Schwarzen, der so viel Verständnis für sie hatte, wurde immer größer. Oder das Verständnis, dass sie bei der schwarzen Drachendame gefunden hatte… In Kisara reifte ein Entschluss: Ihr Junges würde nicht in dieser Kolonie groß werden, es würde ebenfalls seinen Vater nicht kennen lernen. Aber kein Vater wäre allemal besser, als Gozaburo als Vater zu haben… Wo hatte Shizuka gemeint, läge ihre Höhle? Westlich von diesem Tal… Kisara überlegte, ob sie wohl jemanden vermissen würde, wenn sie die Kolonie verließe… Nein, stellte sie fest, es gab niemanden an dem ihr Herz wirklich hing, nur ihre Tochter, doch die war ja nicht hier. Sie beschloss ihre Tochter zu suchen und zu besuchen, was danach sein würde, das würde sich dann schon zeigen. An Neumond war die Situation günstig, Gozaburo wollte mit drei anderen Männchen jagen gehen, sie fürchtete dass sie wieder irgendwelche Menschensiedlungen überfielen, sie hatte da so etwas munkeln gehört. Doch auch wenn die Menschen ihr Leid taten, aber heute war sie ihnen für ihr Vorhandensein dankbar. Denn von den Jagd mit seinen drei Freunden ließ sich Gozaburo auf keinen Fall abhalten. Also wartete sie, bis sich die vier Drachenmännchen auf den Weg machten, und flog selber los, Richtung Westen. Kisara war so mit ihren Fluchtplänen beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, dass Gozaburo mit seinen Freunden noch längst nicht so weit entfernt waren, wie sie dachte. Gozaburo sah sie gerade noch über den westlichen Bergkamm verschwinden und sah ihr grimmig hinterher, doch er konnte seine Freunde nicht dazu überreden, ihre Richtung zu ändern. Darum würde er sich erst morgen kümmern können. Kisara flog vorsichtig in Richtung Westen und versuchte sich an alles zu erinnern, das Shizuka ihr erzählt hatte. Kurz vor Sonnenuntergang fand sie endlich den Wald mit dem kleinen See, und nach einigem Suchen fand sie auch die Höhle. Sie ruhte sich erst einmal ein wenig auf dem Felsen oberhalb der Höhle aus, bevor sie zu der Höhle hinunter fliegen wollte. Wie erstaunt war sie, als sie nach einem kurzen Moment ein kleines weißes Drachenmädchen aus der Höhle heraus hüpfen sah, eindeutig mit der Jagd auf etwas befasst. ~~~ Am Tag des Vollmondes, als sie 28 Tage zählte, erhob Shisara sich zum ersten Mal für einen kleinen Augenblick vom Boden, auch wenn es nur für ein ganz kleines Stückchen war. Aber sie strahlte übers ganze Gesicht und Shizuka leckte ihr zärtlich über die geröteten Wangen. Nach einer weiteren Woche war sie soweit, dass sie schon eine kleine Strecke fliegen konnte, und so begann Shizuka sie mit auf die Jagd zu nehmen, und sich ihr Futter selbst jagen zu lassen. Natürlich hatte sie noch nicht immer Erfolg, aber sie wurde täglich besser, und brauchte immer weniger Unterstützung von Shizuka, um satt zu werden. Auch das Fliegen wurde von Tag zu Tag besser und kräftiger. Shizuka und sie machten jeden Tag einen ein wenig längeren Flug, und wenn Shisara überhaupt nicht mehr konnte, dann ruhte sie sich auf Shizukas Rücken aus. Am Tag des Neumondes, Shisara jagte gerade einer Maus hinterher, die sich vorwitzig in ihre Höhle geschlichen hatte, hörte sie, wie sich ängstliche Gedanken näherten. Sie legte ihren Kopf ein wenig schief, um den Gedanken besser lauschen zu können und rief überrascht: „Mama, komm schnell, meine Mama ist da.“ ~~~ Kisara schaute zärtlich zu, wie ihre Tochter hinter etwas herjagte, und anschließend sogar erfolgreich war. Sie war verblüfft darüber, dass ihre Tochter schon jagen konnte. Das war ungewöhnlich, aber es erfüllte sie auch mit Stolz. Shisara legte ihren Kopf schief, als ob sie nach etwas lauschen würde, interessiert wartete sie ab, was nun weiter geschehen würde. Erschrocken wich sie zurück, als sich ein schwarzer Kopf im Höhleneingang zeigte, nur um erleichtert wieder aufzuseufzen. Natürlich, Shizuka, sie war ja schwarz... Die beiden stellten sich an den Rand des kleinen Plateaus, breiteten ihre Schwingen aus und erhoben sich in die Lüfte. Kisara hielt vor Überraschung die Luft an, als sie sah, wie sich das kleine Drachenmädchen in die Luft erhob. Wann begannen Drachenkinder mit fliegen noch einmal? Soweit sie wusste, nicht bevor sie sechs Monde alt waren... ~~~ „Mama, darf ich... darf ich...“, bettelte Shisara. „Ich kann dich doch nicht davon abhalten“, lächelte Shizuka, „aber ich bin direkt unter dir.“ Shizuka wartete, bis ihre Tochter los geflogen war, und erhob sich ebenfalls, um auf ihre Tochter aufzupassen. Sie folgte einfach ihrer Tochter, und war gespannt, wohin sie sie führen würde. Die Gegend über ihrer Höhle bot nicht viele Landeplätze für einen Drachen... Es war doch noch ganz schön anstrengend, aufwärts zu fliegen, stellte Shisara fest, und war froh ihre Mama als Sicherheit hinter sich zu wissen, doch sie wollte ihre Mutter aus eigener Kraft erreichen. Kurz bevor sie ihre Kräfte verließen, erblickte sie endlich Kisara. Jetzt brauchte sie nur noch einen Platz zum Landen, ihre Augen schweiften umher – da – endlich hatte sie etwas Passendes für sich gefunden. Mit letzter Kraft erreichte sie die Stelle, und legte eine wunderbare Bauchlandung hin... ihre Schwingen hatten einfach keine Kraft mehr... Sie rappelte sich auf, krabbelte zu Kisara und schaute sie mit roten Wangen an. „Schön, dass du uns besuchen kommst, Mama.“, sagte sie und schaute sie mit strahlenden blauen Augen an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)