Mondzeiten von risuma (Eine Drachengeschichte) ================================================================================ Kapitel 40: Unerwartete Gäste ----------------------------- „Das hast du gut gemacht, so ist es richtig.“, lobte Shizuka ihre Tochter. „Und weißt du auch schon, wer kommt?“ „Mein Bruder kommt“, nickte Shisara strahlend, „und natürlich auch Seth.“ „Dann darfst du sie auch am Eingang erwarten.“ Diese Belohnung hatte Shisara sich jetzt verdient, fand Shizuka. Eilig kletterte Shisara aus ihrem Nest und machte sich auf zum Eingang, um die Ankunft ihres Bruders und seines Begleiters zu erwarten. Doch kaum hatte sie ihre Nase, pardon Nüstern, zur Höhle heraus gesteckt, als die beiden Drachen auch schon landeten. Shisara bekam große Augen, als sie Seth sah. „Oh“, sagte sie andächtig, „bist du schön.“ Jono wollte in einem ersten Anflug von Eifersucht beschützend einen Flügel um Seth legen, als er sich einen Narren schalt. Shisara war noch nicht einmal einen Geburtsmond alt, sie war noch lange keine Gefahr für ihn, und dass es junge Weibchen gab, die für seinen Seth schwärmten, damit würde er wohl leben müssen. Genauso wie Seth damit klar kommen musste, dass Menschenweibchen sich für ihn interessierten. „Ja, nicht wahr?“, antwortete Jono stattdessen stolz und zog Seth nun doch an sich. Die beiden noch in der Höhle zurückgebliebenen Weibchen näherten sich den Besuchern, Kisara hielt sich ein wenig hinter Shizuka verborgen. Sie war doch neugierig, wer da so schön sein sollte. Ungläubig schaute Kisara auf das ungewöhnliche Paar, das vor der Höhle saß. Besonders der weiße Drache zog ihre Blicke magisch auf sich... Jono schaute das weiße Weibchen, das aus der Höhle seiner Mutter heraustrat, genauso ungläubig an, und zog Seth gleich noch viel dichter an sich, um seinen Besitzanspruch gleich geltend zu machen. Das Weibchen sah noch ziemlich jung aus, kaum älter als Seth – in Jono zog sich etwas schmerzhaft zusammen... So musste sich Seth gefühlt haben, als die Schwarzhaarige sich für ihn interessiert hatte... Hatte er auch eben noch so großzügig über seine eigene Eifersucht hinweggesehen, so schwer fiel es ihm nun, da ein paarungsfähiges Weibchen vor ihnen stand. Jono versuchte seiner Eifersucht Herr zu werden, und stellte zu seinem Leidwesen fest, dass es gar nicht so einfach war – seine Mutter schied aus, weil Seth niemals mit der Mutter seines Freundes zusammen sein könnte, soviel hatte er ja verstanden, ebenso Shisara, die noch ein Babydrache war, aber dieses Weibchen da vor ihnen... Jono versuchte seine Eifersucht nicht zu zeigen. Seth schaute verblüfft den Weißen Drachen an, der hinter Shizuka aus der Höhle trat, er hatte noch nie in seinem Leben einen weißen Drachen gesehen, von seinem Spiegelbild im Wasser abgesehen. Jonos Reaktion nach zu urteilen musste dies ein Weibchen sein, ein paarungsfähiges Weibchen. Seth fühlte sich immer noch recht schmerzhaft an Jonos Seite gepresst. Aber er konnte Jono verstehen, noch vor einigen Tagen ging es ihm genauso... „Hallo, Shizuka, wie geht es euch denn so? Und wer ist dein Gast hinter dir?“, beschloss Seth die Situation zu entschärfen. Außerdem war er neugierig zu erfahren, wer das wohl war, obwohl er so eine Ahnung hatte... „Das ist meine Mama.“, erzählte Shisara mit stolz geschwellter Brust. „Sie bleibt jetzt bei uns.“ Shisara strahlte ihre Mutter an. Den strafenden Blick Shizukas übersah die Kleine geflissentlich. Sie musste einfach als erste ihren Brüdern die gute Nachricht verkünden. Seth schüttelte nur leicht mit dem Kopf, als er sah, dass Shizuka zu einer scharfen Erwiderung ansetzen wollte. „Dann wohnst du jetzt also mit deinen beiden Mamas zusammen in einer Höhle?“, erkundigte sich Seth höflich bei dem kleinen Drachenmädchen. Dieses nickte eifrig. „Dann kannst du uns sicher auch deiner anderen Mama vorstellen, oder?“, forderte Seth Shisara auf. Ein leicht rosa Schatten zog auf Shisaras Wangen. „Oh, Entschuldigung. Seth, Jono, das ist Kisara, meine Ei-Mama. Mama, das sind Seth und Jono, mein Bruder.“, holte Shisara ihr Versäumnis nach. Shizuka nickte zufrieden. Das hatte ihre kleine Tochter gut gemacht, trotzdem würde sie nachher noch ein Wörtchen mit ihr reden müssen. Mehr Gedanken machte sie sich aber im Augenblick um ihren Sohn. Der schaute gerade gar nicht so glücklich drein. Wenn sie sich nicht ganz täuschte, dann lag das wohl an dem jungen Weibchen, dass sie zu Besuch hatte. „So, du bist also die Ei-Mama von Shisara?“, wandte Seth sich an Kisara. Diese nickte nur stumm. Alles hätte sie erwartet, aber nicht hier einen weißen Drachen zu sehen. Kisara war von dem Verhalten des Schwarzen ein wenig irritiert, das waren doch beides Männchen. Wieso gebärdete er sich, als würde sein Weibchen einem fremden Männchen vorgestellt werden? Überrascht blickte sie zwischen dem weißen und dem schwarzen Drachen hin und her, als der Weiße seinen Schwanz um den des Schwarzen legte. Seth nickte leicht, und beschloss sich erst einmal nicht weiter zu seinem Verhalten zu äußern. Kisara schluckte verlegen, und ihr fiel ein, dass Shizuka ihr sagte, dass ihr Sohn anders sei... Ob sie das damit gemeint hatte? Shisara blickte neugierig zwischen den erwachsenen Drachen um sie herum umher. Es war ja sooo schwer ihren Müttern zu gehorchen und nicht den Gedanken zu zuhören... doch sie bemühte sich aufs beste... aber die Gefühle um sie herum waren schon seltsam, sie konnte sie nicht zu ordnen. Sie waren nicht direkt feindselig, aber doch ziemlich zurückhaltend und nicht gerade freundlich. Aber sie spürte auch, das sich alle Mühe gaben, ihre Gefühle die anderen nicht spüren zu lassen. „Nein, ich darf nicht zuhören.“, betete sie sich immer wieder vor. „Jono“, wandte Shizuka sich an ihren Sohn, „schön, dass ihr uns besuchen kommt. Aber ich hätte gedacht, dass ihr nicht gerade an Vollmond kommen würdet.“, fügte sie lächelnd hinzu. Es war Shizuka schon beim ersten Besuch nicht entgangen, dass Jono eifersüchtig über Seth wachte. Doch sie konnte ihn gut verstehen, aber es sollte doch nicht immer so offensichtlich sein. „Habt ihr einen besonderen Grund, dass ihr gekommen seid, oder trieb euch einfach nur die Neugier hier her?“ Forschend schaute sie ihrem Sohn ins Gesicht. „Hallo, Mama.“, antwortete Jono etwas durcheinander. „Ähm... ja... es hat einen Grund... Ishizu möchte, dass wir Shisara zu ihr bringen. Eigentlich ja heute noch“, antwortete Jono verlegen, „aber wir haben verschlafen...“ Nur ein anderer schwarzer Drache konnte den leichten Rotschimmer erkennen, der sich über Jonos Gesicht legte. „Ishizu?“, fragte Shizuka etwas irritiert nach. „Die Bewahrerin der Menschen. Sie möchte die neue Schwester des Bundes gerne kennen lernen, bevor sie stirbt. Sie ist für Menschen schon sehr alt.“, erklärte Jono ihr. „Ich erinnere mich.“, nickte Shizuka. „Nein, heute wird das wirklich nichts mehr. „Aber gleich morgen nach dem Frühstück können wir uns auf den Weg machen.“ „Wir?“, fragte Jono nicht gerade sehr schlau. „Na, wir alle. Meinst du etwa ich lasse Shisara die Strecke allein fliegen?“, meinte Shizuka bestimmt. „Du musst morgen immerhin Seth tragen – außerdem möchte ich mir diese Ishizu gerne einmal ansehen.“ „Wohin darf ich nicht allein fliegen?“, wollte Shisara wissen. Das war ein öffentliches Gespräch, und es ging schließlich um sie. „Zu Ishizu.“, antwortete ihre Mutter. Seth und Kisara schauten sich die ganze Zeit über an. „Weißt du eigentlich, dass du genauso heißt, wie meine Mutter?“, meinte Seth nach einiger Zeit nachdenklich. „Ja?“ Kisara war verblüfft. Aber wieso sollte es nicht noch ein weißes Blauaugenweibchen mit ihrem Namen geben. Dass sie da ganz falsch lag, wusste sie noch nicht. „Mama“, quengelte Shisara nach einiger Zeit, „ich hab Hunger.“ „Ja, mein Schatz, gleich.“, antwortete Shizuka. „Ihr habt sicherlich auch noch nichts gefressen, oder?“, wandte sie sich an Jono. „Nur was Kleines vorm los fliegen.“, meinte Jono kleinlaut, denn eben meldete sich auch sein Magen ziemlich lautstark. „Kisara, Seth, wir wollen jagen, kommt ihr mit?“, erkundigte sich Shizuka bei den beiden weißen Drachen. „Also, ich komm mit.“, antworte Seth, der auch spürte, dass er hungrig wurde. „Für mich gilt das gleiche.“, schloss sich Kisara an. So machten sich die Fünf auf den Weg sich ihr Abendessen zu besorgen. Bewundernd nahmen Seth und Jono zu Kenntnis, dass Shisara schon fliegen konnte. Und es war ihr heute auch Jagdglück beschert, sie fing sich ein Kaninchen. Die Weibchen fingen jede ein Reh, während Seth und Jono sich an dem Kleinen See an Fischen satt fraßen. Gesättigt flogen sie zur Höhle zurück und setzten sich noch ein Weilchen zusammen, während Shisara es sich in ihrem Nest gemütlich machte. Sie lauschten Shizuka, die, wie jeden Abend, Shisara ihre Gute Nacht Geschichte erzählte, die natürlich von ihrem großen Bruder handelte. Jono saß peinlich berührt in der Ecke, als seine Mutter Geschichten aus seiner Jugend preisgab, Dinge an die er selbst sich schon kaum noch erinnerte. Seth hörte allerdings ziemlich interessiert zu, zeigte es ihm doch ein Bild aus der Zeit, in der Jono noch ein ganz normales Leben führte. Shizuka lud Seth und Jono ein, in ihrer Höhle zu übernachten, doch sie lehnten höflich, aber auch etwas verlegen, ab. Sie wollten lieber draußen übernachten. Shizuka lächelte nur, als die beiden sich bis zum Morgen von ihnen verabschiedeten, doch Kisara wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. „Ist ihnen meine Anwesenheit unangenehm?“, fragte sie vorsichtig Shizuka. „Nein, das liegt nicht an dir.“, lächelte Shizuka. „Sie sind es nur nicht gewöhnt mit mehreren Drachen in einer Höhle zu schlafen. Kisara dachte nach. „Liegt es daran, dass dein Sohn – anders – ist?“, erkundigte sich Kisara vorsichtig. „Ja.“, antwortete Shizuka. „Aber jetzt lass uns schlafen, wir müssen direkt nach Sonnenaufgang aufbrechen.“ Shizuka ließ keinen Zweifel daran, dass sie dieses Thema jetzt nicht weiter verfolgen wollte. Dazu hatten sie noch alle Zeit der Welt, da Kisara ja ihre kleine Familie nicht wieder verlassen wollte. Beide rollten sich auf ihrem Lager zusammen und fielen recht bald in einen unruhigen Schlaf. Seth und Jono suchten ein geschütztes Plätzchen in der Nähe des Sees auf, dass sie schon beim jagen entdeckt hatten... Und bald schon klang das Brüllen sich paarender Drachen durch die Nacht... Mit dem ersten Sonnenstrahl erwachte Seth frierend und kuschelte sich kurz unter Jonos Flügel um sich noch ein bisschen aufzuwärmen. Ein wenig bereute er es gerade, keine Bekleidung dabei zu haben, so im dichten Wald war es am frühen Morgen doch empfindlich kühl... aber bei Shizuka in der Höhle konnte er sich sicherlich noch ein wenig aufwärmen, und später schien ja die Sonne. Als er sich wieder ein wenig wärmer fühlte, weckte er Jono auf. Das war gar nicht so einfach, wie er feststellen musste... Jono erwies sich als ein äußerst hartnäckiger Langschläfer. Seth wandte seine ganze Kraft auf, um Jono an seinem Bauch zu kitzeln. Als er dort jedoch nicht erfolgreich war wählte er den Platz unter seinem Flügel, direkt am Ansatz... Jono begann sich unbehaglich zu fühlen, irgendetwas störte ihn in seinem Wohlbefinden... nach einiger Zeit merkte er auch, was. Etwas kitzelte ihn, Jono schüttelte sich, doch als er das kitzeln nicht loswerden konnte, beschloss er seine Augen zu öffnen, um die Ursache heraus zu finden. Verblüfft erkannte er, dass es Seth war, der ihn kitzelte... >Warum kitzelst du mich?< wollte er verwundert wissen. „Wir müssen zurück zur Höhle und mit Shisara zu Ishizu fliegen.“, antwortete Seth. >Ach, ja, das hatte ich ganz vergessen.< sagte Jono mürrisch. Er hätte viel lieber noch mit Seth gekuschelt und so die Sonne abgewartet. >Dann steig auf, wir fliegen los.< forderte Jono Seth auf. Seth tat wie geheißen und schon nach wenigen Augenblicken erreichten sie Shizukas Höhle. Dort wurden sie schon bereits von Shisara erwartet, die ganz aufgeregt war. Immerhin sollte sie heute ihre Schwester des Bundes kennen lernen... Seth stieg zitternd von Jono ab. Verblüfft beobachtete Kisara wie ein Mensch von Jonos Rücken kletterte und sich schnurstracks zum Nest ihrer Tochter begab. Wer war das, und wo blieb der weiße Drache? Eine Gefahr schien von diesem Zweibeiner nicht auszugehen, im Gegenteil, es schien den beiden Anderen bereits bekannt und vertraut zu sein. „Wer ist das?“, wollte Kisara vorsichtig wissen. „Das ist doch Seth, Mama.“, erklärte ihr Shisara kopfschüttelnd, grad so, als sei es das natürlichste der Welt, dass ein Drache auf einmal ein Mensch wurde. Langsam fragte sich Kisara, welche Geheimnisse der Sohn von Shizuka verbarg. Sie mussten wohl wirklich äußerst schwerwiegend sein, immerhin hatte ihr Gefährte sie deswegen verstoßen... „Wieso ist Seth ein Mensch? Seth ist doch ein weißer Blauaugendrache...“ Kisara verstand nicht, was los war und schaute fragend in die Runde. Shizuka trat zu ihr und legte beruhigend einen Flügel um sie. „Das ist eine längere Geschichte.“, meinte Shizuka ruhig, „Und ich werde sie dir auch erzählen, aber das hat was mit dem Anderssein meines Sohnes zu tun. Mein Sohn verwandelt sich zu Vollmond für einen Tag zu einem Menschen, und so verwandelt sich Seth zu Neumond für einen Tag zu einem Drachen. Und unsere Tochter ist in dieses Geheimnis mit eingebunden... frag mich nicht wie... das versteh ich selbst nicht.“, klärte Shizuka mit kurzen Worten auf. „Unser heutiger Ausflug hat auch damit zu tun. Kommst du mit?“ Abwartend schaute Shizuka das zweite Weibchen an. Kisara dachte nach, diese kurzen Informationen wollten erst sortiert werden. „Diese Ishizu, ist sie ...“ Kisara traute sich nicht so recht, ihre Frage auszusprechen. Zu ungeheuerlich erschien es ihr... „Ja“, beantwortete Shizuka die unausgesprochene Frage, „sie ist ein Mensch. Ich lerne sie heute auch erst kennen, aber soweit ich weiß, ist sie uns ziemlich freundlich gesonnen.“ Kisara rang mit sich – einerseits fürchtete sie die Menschen, hatte man ihr doch auch immer gesagt, wie schlecht sie für Drachen wären, und genau so ein Mensch, verlangte nun ihre Tochter kennen zu lernen, und andererseits, war sie neugierig, was für ein Mensch das war, der ausgerechnet ihre Tochter kennen lernen wollte. „Ich komme mit.“, entschied sich Kisara. „Dann können wir zu zweit auf Shisara aufpassen.“ Wie sie das meinte ließ sie offen, aber Shizuka verstand sie auch so. „Könnt ihr für mich mitjagen?“, fragte Seth Jono, „ich wärm mich in der Zwischenzeit noch ein bisschen auf.“ >Du kannst so lange in mein Nest.< meinte Shisara zu Seth. >Soll ich bei dir bleiben?< Seth schüttelte den Kopf. >Danke für dein Angebot, aber du kannst ruhig mit fliegen.< Die drei erwachsenen Drachen machten sich auf die Jagd, Shisara hatte sich dazu entschieden bei Seth zu bleiben. >Wieso musst du dich aufwärmen?< wollte sie von ihm wissen. >Normaler Weise tragen Menschen so etwas wie eine zweite Haut, die schützt sie vor Kälte und Verletzungen.< erklärte Seth. >Und warum hast du keine zweite Haut?< erkundigte sich Shisara weiter. >Wir sind zum einen etwas ungeplant aufgebrochen, und zum zweiten trage ich meine zweite Haut so gut wie gar nicht mehr.< sagte Seth. >Stimmt, ich kenne dich nur so.< bestätigte ihm die Kleine. >Seit ich Jono kenne, hab ich aufgehört sie anzulegen.< erläuterte er ihr. >Aber warum?< fragte Shisara neugierig. >Weil Jono auch keine zweite Haut trägt, wenn er verwandelt ist, er kennt es also gar nicht anders. Und er mag mich so lieber.“, fügte er errötend hinterher. >Das kann ich verstehen.< meinte Shisara. Sie warteten schweigend darauf, dass die anderen von der Jagd zurückkamen, aber es war ein gutes Schweigen, und Seth fühlte sich richtig wohl. Jono brachte ein Kaninchen für Seth mit und Shisara bekam ebenfalls eines von jeder ihrer Mütter. Gesättigt machten die fünf sich auf den Weg zu Ishizu. Kisara war sehr nachdenklich, aber sie stellte keine Fragen. Wenn sie es recht bedachte, dann war das wirklich eine sehr komplexe Sache, und Shizuka hatte wirklich Zeit es ihr in aller Ruhe zu erklären. Als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, kamen sie an dem See an, an dem Ishizu auf sie wartete. >Oh, da ist aber jemand sehr unzufrieden.< stellte Shisara für sich fest, doch sie hütete sich, ihr Wissen weiterzugeben. Etwas hatte sie aus den Standpauken ihrer Mütter gelernt... den Mund zu halten, wenn sie keinen Ärger haben wollte. Außerdem war es ihr ja auch gestattet worden, auf die Gefühle der anderen zu hören, ihre Emotionen sollte sie aufnehmen... Doch dann spürte sie überrascht, wie sich die Gefühle ihrer Schwester des Bundes änderten, sie wurden wärmer, freundlicher, sie freute sich, sie hieß sie willkommen... ~~~ Lächelnd hatte Ishizu den beiden hinter her geschaut, als sie davon flogen, sie konnte sich schon fast denken, was in den Beiden Köpfen so vorging. Wäre sie noch jung und frisch verheiratet, ihr Sinn stände ganz sicher auch danach... Obwohl, der nackte Seth ließ ein altes Sehnen durchaus auch in ihr wieder aufleben, aber Ishizu lachte darüber und schalt sich eine alte Närrin, Seth könnte ihr Urenkel sein... Gemächlich ließ sie den Tag zu Ende gehen und bereitete alles für ihre Besucher vor. Am nächsten Morgen war Ishizu fleißig dabei ihre Fallen zu prüfen und Kräuter, Obst und Wurzeln zu sammeln. Sie hatte Glück, die Sterne waren ihr wohl gesonnen, und in jeder ihrer Fallen fand sich ein Kaninchen. Aus einem kochte sie zusammen mit den Wurzeln und Kräutern eine schmackhafte Suppe und die anderen legte sie für ihre Besucher beiseite. Als die Sonne den Zenit überschritt, war sie mit ihren Vorbereitungen fertig und brauchte nur noch zu warten. Mit ihrem Enkel und seiner Tochter rechnete sie jeden Augenblick, Jono und Seth erwartete sie nicht vor Abend zurück. So legte sie sich ein wenig in die warme Sonne und döste ein... Erschrocken erwachte Ishizu Stunden später. War sie doch tatsächlich eingeschlafen... Na ja, eine alte Frau, wie sie nun mal eine war, hatte nun doch ein größeres Schlafbedürfnis... Sie prüfte die Suppe, sie war inzwischen schon ziemlich ausgekühlt, erneuerte die feuchten Blätter, mit denen sie die Kaninchen frisch hielt und fachte das Feuer unter der Suppe wieder an... Verwundert schaute Ishizu zum Himmel, die Sonne war bereits am untergehen, aber von ihren Gästen war weit und breit keine Spur zu sehen. Und auch aus dem Wald traten keine Gäste hervor. Ishizu murmelte etwas von der Unzuverlässigkeit der jungen Leute heut zu Tage, und setzte sich an das Feuer, und nahm sich eine Tasse von der wieder erwärmten, aber noch nicht wieder heißen, Suppe. Mit dem letzten Tageslicht trat eine Gruppe von fünf Personen aus dem Wald und Ishizu schrie überrascht auf. „Entschuldige Ishizu“, sagte Karim, ihr Enkel zu ihr, „dass wir erst so spät kommen. Aber wir mussten erst Yugi und Tea zurück in ihr Dorf bringen. Tea konnte sich von der kleinen Ishizu so überhaupt nicht lösen und so bettelten sie, dass sie uns zu dir begleiten dürften. Aber wir mussten erst einmal ihre Eltern um Erlaubnis fragen.“ Ishizu hieß ihre Gäste willkommen und schmunzelte vor sich hin. Damit hätte sie ja auch rechnen können – ein Junge wie Yugi ließ sich das Treffen mit einem Drachen sicherlich nicht entgehen und Tea war in dem Alter, in dem man Mädchen von kleinen Babys nicht mehr wegbekam, besonders wenn es nicht die eigenen Geschwister waren... „Setz euch doch erst mal, ihr seid sicherlich hungrig und die Suppe ist schön heiß.“, forderte Ishizu ihre Gäste auf. Das ließen sich die Neuankömmlinge nicht zweimal sagen, holten sich ihre Becher und langten zu. Die Suppe schmeckte köstlich, und so war der Topf ziemlich schnell über die Hälfte geleert. Ishizu wurde von Karim zur Seite gezogen, da er wissen wollte, warum sie ausgerechnet zu Neumond an den See kommen sollten, und das mit der kleinen Ishizu. „Erinnerst du dich an das Fieber, dass Ishizu letztens hatte?“, erkundigte sich Ishizu bei ihrem Enkel. Dieser nickte. „Es kam von dem Mal, das wir beide auf unserer Stirn tragen. Es wurde noch eine Person mit einem solchen Zeichen geboren, und das hat die Kleine gespürt. Wir, die wir das Zeichen tragen, fühlen uns eng miteinander verbunden, und die andere Zeichenträgerin kommt uns ebenfalls besuchen, damit wir uns alle kennen lernen können. Wer weiß wie lange ich noch lebe.“, schloss Ishizu leise ihre Erklärung. Sie war sich nicht sicher, wie die beiden Erwachsenen auf das erscheinen eines Drachens reagieren würden, doch da sie fürchtete, sie würden nicht bleiben, wenn sie mit der ganzen Wahrheit herausrückte, entschied sich Ishizu dazu, abzuwarten, und das erste Aufeinandertreffen zu beobachten. Mit dem letzten Tageslicht bauten sie noch das Zelt für die kleine Familie von Ishizus Enkel auf, und Yugi und Tea sollten bei Ishizu mit schlafen. Nachdenklich schaute Ishizu immer wieder zum Himmel, und nicht nur sie. Auch Yugi suchte alle Naslang den Himmel nach seinen Freunden ab. Er war doch nur mitgekommen, weil er Jono wieder treffen wollte... „Heute kommen sie nicht mehr.“, meinte Ishizu seufzend zu ihrem kleinen Gast, „Drachen fliegen in der Nacht nicht. Sie können dann nicht so gut sehen. Wir müssen wohl bis morgen warten.“ „Dann waren sie aber schon hier?“, wollte Yugi von der Älteren wissen. „Ja, und ich habe sie mit einem Auftrag losgeschickt... Eigentlich sollten sie längst hier sein, aber sie scheinen sich wohl zu verspäten. Geh ruhig schlafen, heute versäumst du nichts mehr.“, forderte Ishizu anschließend Yugi auf. Der gehorchte auch brav, immerhin würde er morgen Jono wieder sehen. Am nächsten morgen war Ishizu seltsam ungesprächig und ziemlich nervös. Je länger sie zum Himmel blickte und keinen Drachen kommen sah, umso missmutiger wurde sie. Alle gingen ihr ein wenig aus dem Weg, mit einer schlechtgelaunten Ishizu wollte keiner aneinander geraten. Yugi erklärte Tea und Karim seiner Frau, dass sie noch auf jemand wartete, der eigentlich auch schon gestern Abend hätte eintreffen sollen. So hielten alle verstohlen Wache und warteten auf die fehlenden Besucher, mit einem Unterschied, Tea und Yugi schauten zum Himmel, während ihr Enkel den Waldrand beobachtete. Schließlich spürte sie eher, als sie sah, dass sich die erwartete Person näherte, und so legte sich ihr Missmut ganz schnell. Freudig erwartend schaute sie zum Himmel und bemerkte nicht, dass ihr Enkel schon mit gespanntem Bogen neben ihr stand, um seine Familie gegen die Drachen zu schützen. „Nicht.“, riefen Yugi und Tea gleichzeitig laut aus, „Das darfst du nicht. Das sind unsere Freunde.“ Ishizu blickte verwundert zu ihrem Enkel und legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm. „Nicht schießen, das ist der Besuch auf den ich warte.“ Zufrieden beobachtete Ishizu, wie die vier Drachen landeten, einen Schwarzen und einen Weißen hatte sie erwartet, und mit einem weiteren Schwarzen gerechnet. Ihren Irrtum bemerkte sie erst, als Seth von Jonos Rücken herunter kletterte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)