Mondzeiten von risuma (Eine Drachengeschichte) ================================================================================ Kapitel 47: Jonos Entscheidung und Gozaburos Plan ------------------------------------------------- Seth erwachte, weil etwas unangenehm in seine Seite drückte und stellte fest, dass er auf Jonos Ellbogen lag. Doch Jono hatte seinen Arm um ihn gelegt und zog ihn dicht an sich, weshalb Seth seine Stirn runzelte. Normalerweise hatte er doch Jono im Arm... Doch langsam erinnerte er sich, er hatte Jonos Herzschlag gelauscht, und war müde geworden. Seth kuschelte sich wieder an Jono zurecht, und lauschte wiederum seinem Herzen. Es schlug gleichmäßig und war angenehm beruhigend... doch mit einem Mal beschleunigte sich Jonos Herzschlag und Seth konnte spüren, dass sich auch etwas anderes geregt hatte. Jono hatte die Nacht in einem leichten Schlummer verbracht. Immer wieder erwachte er und schaute sich den schlafenden Seth an. Er versenkte seine Nase in Seths Haaren und fiel wieder in einen leichten Schlummer. So bekam er natürlich mit, als Seth sich regte und sich wieder an ihn schmiegte. Dabei kuschelte Seth sich so fest an ihn, dass der kleine Jono auch erwachte und Jono Sehnsucht nach Seth bekam. Zärtlich streichelte er Seths Rücken, leider kam er nicht ganz bis an das Ende seines Rückens. Leicht enttäuscht seufzte Jono auf... Seth brummte ganz leise vor Wohlgefallen, als er so zärtlich von Jono gestreichelt wurde und hatte nicht vor, so schnell den Platz an seinem Herzen zu verlassen. Doch als Jono enttäuscht seufzte blickte er hoch. „Was ist denn?“, wollte Seth besorgt von Jono wissen. „Meine Arme sind nicht lang genug.“, klagte Jono. „Wofür?“ Seth runzelte nun schon zum zweiten Mal die Stirn. „Ich komm nicht bis an deine schönen Pobacken ran.“, seufzte Jono enttäuscht. „Und was willst du mit meinen Pobacken machen?“, schmunzelte Seth. „Na, sie streicheln und liebkosen.“, meinte Jono bekümmert. „Nun, da kann ich wohl ein wenig nachhelfen, meinst du nicht auch?“ Seth schaute seinen Jono liebevoll an. Nein, bekümmert oder gar traurig mochte er seinen Jono nicht sehen. Ein Ruckeln hier, ein Ruckeln da, und schon waren Jonos Arme lang genug um überall hinzukommen, wo sie wollten. Und sie wollten an einen Ort, der Seth gar nicht behagte. Schnell brachte er seinen Po wieder aus der Gefahrenzone... Das wiederum gefiel Jono überhaupt nicht und er zog einen Schmollmund. „Später, nicht traurig sein.“, versuchte Seth Jono zu trösten. „Dann will ich es auch nicht.“, entschied Jono und blickte Seth entschlossen an. Seth seufzte. Oh je, wenn er es noch mal machen wollte, dann würde er wohl oder übel doch in den sauren Apfel beißen müssen... Seth merkte sehr schnell, dass Jono es wirklich ernst meinte, er ließ sich nicht ’überreden’ und war ein äußerst gelehriger Schüler... Jono konnte seinen Po genauso schnell vor Seths suchenden Fingern in Sicherheit bringen, wie Seth seinen vor Jono... Nur ein kleines Mäuschen wurde Zeuge ihres Tanzes um Berührung und vermeiden der Berührung. Schließlich gab Seth auf und kümmerte sich auf andere Weise um den kleinen Jono, der längst schon sehnsüchtig darauf wartete beachtet zu werden. Liebevoll und entschuldigend nahm er den kleinen Jono in den Mund und verwöhnte ihn nach Strich und Faden. Das gefiel Jono sehr und genussvoll hatte er die Augen geschlossen. Seth nahm sich Zeit, immer wieder machte er eine Pause, bis Jono endlich darum bettelte, dass er nicht mehr aufhören sollte. Stöhnend gab er sich seinem Höhepunkt hin und Seth legte sich kuschelnd auf seinen Bauch. Doch während die beiden darauf warteten, dass Jono sich erholte, ging die Sonne auf, und Seth fand sich auf dem Bauch des Schwarzen Drachen liegend, mit dem Zelt auf seinem Rücken. >Oh, das tut mir jetzt aber leid.< meinte Jono zerknirscht. >Jetzt hast du gar keine Paarung gehabt.< „Ist schon gut.“, antwortete Seth leise. „Dafür hab ich ja gestern ganz viel von dir gehabt, und du nichts.“ Es war ein merkwürdiges Gefühl für Seth, so auf Jonos Bauch zu liegen, aber auch gemütlich. Allerdings das Zelt war doch ziemlich unangenehm, und so half Jono Seth aus seiner etwas misslichen Lage heraus. Seth kuschelte sich noch ein wenig unter Jonos Flügel und so schliefen Beide noch, bis es draußen wärmer geworden war. Schnell hatten sie nach einem kleinen Frühstück ihr Lager abgebaut und flogen zurück in ihr Tal. ~~~ Nach drei Tagen beschlossen Seth und Jono Ishizu am See einen Besuch abzustatten und mir ihr über Kisara und den bevorstehenden Umzug von Seths Familie in den Wald zu reden. Ishizu begrüßte die unerwarteten Besucher überrascht, und Yugi bekam sich nicht mehr ein vor lauter Freude. Seth überließ Jono den beiden Kindern, und Yugi und Tea hatten einen Riesenspaß mit ihrem großen schwarzen Freund. Seth erzählte Ishizu inzwischen von seiner Begegnung mit seiner Mutter und seiner Schwester. Er ließ nichts aus, erzählte, was er über seinen Vater erfahren hatte und von den Anfeindungen der Menschen des Dorfes. Am Schluss kam er zu der Stelle, dass sie seiner Mutter versprochen hatten, sie an Neumond aus ihrem Dorf abzuholen und in den Wald zu bringen. Als Seth geendet hatte, blickte er erwartungsvoll zu Ishizu... Ishizu wiegte nachdenklich ihren Kopf. Das waren eine Menge Neuigkeiten. Vieles wollte bedacht werden... „Es ist gut, dass du gleich zu mir damit gekommen bist.“ Ishizus Blick ruhte nachdenklich auf Seth. „Auf keinen Fall können sie gleich in Salomons Dorf gebracht werden. Und dass sie mit Kühen mal so unterwegs waren, kann man auch keinem weismachen. Eigentlich wäre es ja gut, wenn die Kühe zu euch ins Tal könnten, doch ich fürchte, die anderen Drachen werden keinen Zutritt zu eurem Tal erhalten. Lass mich ein bisschen nachdenken, und kommt zwei oder drei Tage vor Neumond noch einmal bei mir vorbei, dann kann ich euch antworten. Seth seufzte erleichtert auf. Er hatte gehofft, dass Ishizu sie unterstützen würde, doch sicher war er sich nicht gewesen. Nun mussten sie nur noch mit Shizuka und Katsuya reden, dann konnte der nächste Neumond kommen... Diese Nacht würden sie bei Ishizu bleiben und am besten morgen früh gleich zu Shizuka weiter fliegen. Jono legte eine Pause ein, und machte sich auf die Suche nach Beute, die sie zum Abendessen verzehren konnten. Er hatte Glück, er erlegte einen Hirschen und kurze Zeit später ein Wildschwein. Ishizu war begeistert, Wildschwein stand schon lange nicht mehr auf der Speisekarte. Sie rief sich Tea und Yugi heran, um ihnen zu zeigen, wie man ein Wildschwein zu bereitet. Zuerst zogen sie dem Wildschwein das Fell ab, daraus würden sie später Leder machen. Tea war schon sehr geschickt im Ausnehmen von Tieren, und so überließ Ishizu ihr diese Aufgabe. Sie kontrollierte inzwischen ihre Kräutervorräte und überlegte, welche Kräuter am besten zu dem Wildschwein passen würden. Seth und Yugi bereiteten in der Zwischenzeit die Feuerstelle für den Wildschweinbraten vor. Als das Wildschwein endlich über dem Feuer garte, machten Yugi und Seth sich an die Arbeit, die Därme zu säubern. Ishizu hatte sie darum gebeten. Jono hatte ziemlich interessiert dem ganzen zu gesehen, und nun saßen sie um das Feuer herum, tranken von dem Tee, den Ishizu immer fertig gekocht hatte, und unterhielten über das, was sie erlebt hatten, seit sie auseinander gegangen waren. Yugi und Tea hörten mit immer größer werdenden Augen zu, als Seth von seiner Mutter und seiner Schwester erzählte, doch Tea freute sich, als sie hörte, dass die Beiden hierher kommen sollten. Am nächsten Morgen flogen Seth und Jono weiter zu Shizukas Höhle. Auch hier wurden sie ziemlich überrascht willkommen geheißen und stellten fest, dass Shizukas Höhle viel zu klein, für so viele Drachen auf einmal, war. Nach einem ausgiebigen Frühstück, für das die drei schwarzen Drachen sorgten, erzählten Seth und Jono auch hier von ihrem Besuch bei Seths Familie, und dass sie versprochen hatten, sie am nächsten Neumond von dort fortzuholen. „Dazu bräuchten wir allerdings eure Hilfe.“, bat Jono Shizuka. „Nun, ich kann nur für mich reden, aber ich helfe euch gerne.“, meinte Shizuka. „Shisara ist noch zu klein, und Kisara sollte wegen ihrem Ei besser nicht mitfliegen.“, ergänzte sie. „Dem kann ich nur zustimmen.“ sagte Katsuya. „Aber ich könnte auch mit euch fliegen.“, bot er seine Hilfe an. „Aber warum darf ich denn nicht mitfliegen?“, wollte Kisara wissen. „Meine Eiablage ist erst ungefähr zu Vollmond.“ Katsuya und Shizuka blickten sich an. „Und du bist dir absolut sicher?“, zweifelnd schaute Shizuka Kisara an. „Ja.“, nickte sie. „Und was geschieht in der Zwischenzeit mit Shisara?“, warf Katsuya ein. „Sie könnte bei Ishizu bleiben.“, schlug Jono vor. „Wir sollen sie zwei oder drei Tage vor Neumond noch mal besuchen, sie will uns sagen, was dann genau mit der Mutter und der Schwester von Seth geschehen soll.“ „Das klingt vernünftig.“, bestätigte Shizuka. „Dann schlag ich doch vor, wir treffen uns zwei Tage vor Neumond bei Ishizu.“, beschloss sie. „Ja, das ist eine gute Idee.“, pflichtete Jono ihr bei. Shisara hatte sich während der ganzen Zeit zurückgehalten, doch sie fand es sehr interessant, was da so erzählt wurde. Wenn sie es richtig verstand, dann sollte sie für einige Tage bei Ishizu am See bleiben. Das würde gewiss ziemlich interessant werden. Die alte Frau wusste unwahrscheinlich viel – sie freute sich darauf, sich mit ihr über ihre gemeinsamen Erinnerungen auszutauschen. Jono und Seth wollten nicht über Nacht in Shizukas Höhle bleiben, doch Shisara guckte ihren Bruder sooo traurig an, dass sie sich breitschlagen ließen, doch zu bleiben. Katsuya und Kisara meinten, sie würden eh die Nacht lieber außerhalb der Höhle verbringen, und als Jono sie verwundert anschaute, erblickte er eine leichte Röte auf ihren Wangen. „Meine Mama und mein Papa sind jetzt richtig zusammen.“, erklärte Shisara ihm stolz. „Wirklich?“, erkundigte sich Jono bei seiner Mutter. „Ja, das sind sie.“, antwortete Shizuka lächelnd. Sie freute sich wirklich für die Beiden, und das Zusammensein mit Katsuya tat Kisara wirklich gut. Sie war richtig aufgeblüht. Die Angst vor Gozaburo war jetzt nicht mehr vorherrschend, und außerdem war sie jetzt doppelt geschützt. „Das freut mich, meine Kleine.“, nickte Jono Shisara zu. >Ich freu mich auch für dich.< fügte Seth hinzu. Auch ihm gefiel es, dass Shisara mit Vater UND Mutter aufwachsen konnte. >Du bist jetzt bestimmt richtig glücklich, oder?< „Ja, das bin ich.“, antwortete Shisara zufrieden. „Und bald krieg ich noch ein Brüderchen.“ Stolz blickte sie in die Runde der versammelten. „Schon?“, meinte Jono verwundert. „Das ging aber schnell.“ „Es ist von Gozaburo. Mama wollte nicht, dass mein Brüderchen bei ihm aufwächst. Deswegen ist sie zu uns gekommen.“, erklärte Shisara ihrem großen Bruder. Kurz bevor die Sonne ganz untergegangen war, verabschiedeten Katsuya und Kisara sich verschämt von den Anderen für die Nacht. >Se-eth?< kam Shisara zu Seth gekrochen. >Kommst du wieder zu mir in mein Nest?< bettelte das kleine Drachenmädchen und schaute ihn bittend mit ihren blauen Augen an. Seth schaute fragend zu Jono. >Mach ruhig.< meinte Jono und blickte lächelnd auf seine kleine Schwester herab. „Na, wenn du es so gern möchtest.“, nickte Seth und begab sich mit Shisara in das Nest am Eingang. Shizuka schaute ihrer kleinen Tochter schmunzelnd zu. Ja, Shisara war sehr direkt, wenn es darum ging, einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Jono wachte über die Beiden, bis sie eingeschlafen waren. Es war ein seltsames Gefühl, Seth an einen anderen Drachen angekuschelt schlafen zu sehen. Langsam begab er sich in den hinteren Teil der Höhle und legte sich auch schlafen. Darauf hatte Shizuka nur gewartet. „Jono“, begann Shizuka ernst, „es gibt da noch etwas das ich noch mit dir besprechen müsste.“ „Was ist denn los?“, wollte Jono neugierig wissen. „Katsuya hat mir erzählt, dass sie vor einigen Tagen einen weißen Drachen aus ihrem Territorium vertrieben haben, und er glaubt, dass es Gozaburo war. Er rät uns sehr gut aufzupassen und dass solltet ihr auch. Die Kolonie ist in Alarmbereitschaft, ihr solltet die nächste Zeit nicht gerade zu Neumond hierher kommen.“ „Das sieht nicht gut aus.“, meinte Jono bedenklich. „Gozaburo sucht also nach seiner Gefährtin. Und die Kolonie verjagt weiße Drachen. Natürlich werden wir euch zu Neumond dann nicht besuchen kommen.“, stimmte Jono seiner Mutter zu. „Ich nehme an, dass ihr die Beiden dann auch nicht jagen lasst.“ „So ist es.“, betätigte Shizuka Jonos Vermutung. „Nun, dann kann ich aber auch verstehen, warum Kisara so unbedingt mit wollte. Untätig in der Höhle sitzen und trotzdem noch Angst davor zu haben, entdeckt zu werden, macht keinen Drachen froh.“ „Das ist vollkommen richtig.“, erwiderte Shizuka. „Aber Kisara weiß es noch gar nicht.“, „WIE – ihr wollt es vor ihr geheim halten? Wie wollt ihr es ihr dann erklären, dass sie nicht jagen darf?“, fragte Jono entsetzt. „Darüber hatten wir uns noch gar keine Gedanken gemacht.“, gestand Shizuka verschämt. „Ich finde, sie sollte es wissen, und auch Shisara.“, meinte Jono sehr bestimmt. „Shisara weiß es ja – sie soll jetzt besonders gut auf sie aufpassen.“, versuchte Shizuka Jono zu beruhigen. „Jeder soll es wissen, nur der Betreffende wird verschont.“ Der Sarkasmus in Jonos Stimme war nicht zu überhören. „Du hast ja recht – gleich morgen früh werde ich es ihr sagen.“, gab Shizuka überredet nach. „Aber – wir wollten sie doch, so kurz vor ihrer Eiablage, nicht ängstigen.“, versuchte sie sich noch zu verteidigen. „Ist ja schon gut – ihr meint es ja nur gut mit ihr.“, besänftigte Jono seine Mutter. „Aber glaub mir, es ist besser für sie, wenn sie Bescheid weiß. So ein mutiges Weibchen hat es verdient, informiert zu sein.“, stellte Jono sich auf Kisaras Seite. „Ja, das hat sie wohl.“, nickte Shizuka. „Aber jetzt lass uns schlafen.“ „Dann schlaf gut.“, wünschte Jono seiner Mutter eine Gute Nacht und rollte sich auf dem Boden zusammen. Jono schlief unruhig – immer wieder wachte er kurz auf. Seth war an Shisara gekuschelt eingeschlafen, weil sie es sich so gewünscht hatte, doch auch er konnte nicht so richtig schlafen. Der erholsame Schlaf wollte einfach nicht kommen. Shisara hatte eben nicht die richtige Größe – und den richtigen Geruch, um unbeschwert schlafen zu können. Irgendwann fühlte er sich so unwohl, weil ihm etwas sehr vertrautes fehlte, dass er aus seinem Halbschlaf erwachte. Seth kletterte aus Shisaras Nest und suchte sich seinen Platz unter Jonos Flügel. Ja, hier war er richtig... hier fühlte er sich sicher und geborgen... zufrieden seufzend kuschelte sich Seth an seinen Jono und schlief tief ein. Jono spürte, wie Seth sich an ihn kuschelte und konnte nun auch endlich richtig einschlafen. Am nächsten Morgen wachten alle, mehr oder weniger, erholt auf. Katsuya und Kisara hatten schon gejagt und brachten für Shisara ein Kaninchen mit. Jono und Seth erklärten sich bereit noch zu bleiben, bis auch Shizuka jagen war und Jono leistete ihr dabei Gesellschaft. Shisara stiftete ihr Kaninchen bereitwillig Seth, und schaute ihm interessiert dabei zu, wie er das Kaninchen für sich vorbereitete. Bereitwillig verzehrte sie alles, das er nicht benötigte und dann spendete sie ihm ihre Flamme, damit er sein Kaninchen braten konnte. Shizuka hatte sich schon so etwas gedacht, und so brachte sie für Shisara ein Reh mit. Kisara betrachtete indes misstrauisch ihre Tochter. Sie erschien ihr ZU fügsam... Irgendetwas stimmte hier doch nicht... „Sag mal“, fragte Kisara ihre Tochter schließlich, „warum bist du nicht mit zum jagen geflogen?“ Shisara schreckte ein wenig auf. Was sollte sie jetzt nur antworten? „Ähm... weil Seth doch noch da ist.“, antwortete sie schließlich und freute sich über ihre, wie sie fand, gelungene Ausrede. „Ach so, wenn Seth zu Besuch ist, dann brauchst du nicht zu jagen...“ Kisara ließ offen, wie sie es meinte. „Ja.“, nickte Shisara begeistert mit dem Kopf. „Nun, wenn das so ist, dann musstest du selbstverständlich hier bleiben.“, schloss Kisara. Shisara fühlte sich etwas unbehaglich. Sie mochte es eigentlich nicht, ihre Mutter zu beschwindeln, aber sie musste doch erst noch mit Shizuka darüber reden... Was sie nicht wusste, war, dass man ihr ihr schlechtes Gewissen ansehen konnte, doch Kisara beschloss es darauf beruhen zu lassen, denn sicherlich war der kleinste Drache ihrer Gemeinschaft nicht von alleine auf diese Idee gekommen. Sie würde sich an einen der Erwachsenen wenden und sie entschied auf Shizuka zu warten. Diese würde ihr allerdings Rede und Antwort stehen müssen... Shisara stürzte sich mit einem Heißhunger auf das Reh, dass Shizuka ihr mitbrachte, dass diese nur schmunzeln musste. „Man sollte nicht glauben, dass du schon ein Kaninchen zum Frühstück hattest.“, meinte sie schmunzelnd. „Wab... wich... woch... wauch... wicht...“, antwortete Shisara mit vollem Mund. „Sooo? Wer hat denn dann dein Kaninchen gegessen?“, wollte Shizuka von ihrer kleinen Tochter wissen. „Weth.“ Shisara war nicht davon abzubringen, ihre Mahlzeit zum antworten zu unterbrechen. Inzwischen hatte sich Kisara ganz unauffällig neben Shizuka gelegt. „Shisara hat ja Seth ziemlich in ihr Herz geschlossen.“, begann sie unauffällig. „Ja.“, nickte Shizuka, „Sie hat ihm sogar ihr Kaninchen überlassen.“ Shizuka bemerkte nicht den aufmerksamen Blick, mit dem Kisara sie betrachtete. „Sogar auf das Jagen verzichtet sie, wegen ihm.“, fuhr Kisara fort. Shizuka zuckte kurz zusammen. Kisara schien also wirklich Lunte gerochen zu haben. „Eigentlich wollte sie auf dich aufpassen, wegen dem kleinen Brüderchen.“, versuchte Shizuka sich noch rauszureden. „Ach komm, das glaubst du doch selbst nicht.“, gab Kisara etwas ungehalten zurück. „Ihr verheimlicht etwas vor mir, das kann ich deutlich spüren. Shisara hat mich vorhin angelogen...“ Oh, damit hatte Shizuka nun überhaupt nicht gerechnet – Kisara hatte ihre Tochter bereits befragt... „Wir glauben, das Gozaburo hier war.“, sagte Shizuka leise. „…“ Kisara schnappte nach Luft. Das war eine ziemlich schwerwiegende Sache. „Frag am besten Katsuya danach, er hat ihn zuerst entdeckt.“ „Das werde ich machen.“, antwortete Kisara schwer. Doch erst einmal musste sie diese Information verdauen. Wenn Gozaburo wirklich hier gewesen war, dann bedeutete das, dass ihre Flucht nicht so unbemerkt geblieben war, wie sie es sich erhofft hatte. Bedrückt ging sie zu Katsuya. „Was ist los, mein Liebling?“, wollte Katsuya wissen, als Kisara sich so geknickt neben ihm nieder ließ. „Ihr meint, Gozaburo war hier?“ Kisara blickte Katsuya fest an. „Genau kann ich es nicht sagen, aber als ihr für zwei Nächte fort wart, landete hier bei Shizukas See ein großes weißes Bauaugenmännchen, und es schien etwas zu suchen. Zum Glück suchte es hier im Wald nicht so genau, es hat mich und diese Höhle nicht gesehen, doch es flog ziemlich dreist direkt auf unsere Kolonie zu, und wurde von den Ältesten wieder nach Osten, in das Gebiet der Blauaugendrachen ’begleitet’. Ich flog mit ihnen mit. Der Weiße schien von dieser Aktion überhaupt nicht begeistert gewesen zu sein, und hätte ich versucht, es mit ihm allein aufzunehmen, so wäre er einem Kampf wohl nicht ausgewichen.“, antwortet Katsuya ihr ernst. „Ja, das klingt nach Gozaburo.“, meinte Kisara ehrlich. „Wir sind uns sicher, dass er es nicht aufgegeben hat. Deswegen ist die Kolonie in Alarmbereitschaft, sie patrouilliert an der Reviergrenze... und deswegen erscheint es uns sicherer, wenn du und Shisara im Moment besser nicht jagen. Immerhin seit ihr weiße Drachen.“, sagte Katsuya besorgt. „Ja, das ist wohl sicherer.“, stimmte Kisara ihm zu. „Und wenn ihr alleine seid, kann Shisara mit ihren Fähigkeiten auf dich auf aufpassen.“, fuhr Katsuya fort. „Ja, das kann sie.“, lächelte Kisara. ~~~ Gozaburo wurde immer unruhiger – er wollte endlich wieder auf die Jagd nach seiner Gefährtin gehen. Den direkten Weg konnte er nicht mehr nehmen, die Schwarzen patrouillierten wirklich wachsam an ihrer Grenze. Aber er musste unbedingt auf das Gebiet der Rotaugen, denn er war sich sicher, dass Kisara zu diesem schwarzen Drachenweibchen, dass bei ihnen das Ei ausgebrütet hatte – Kisaras Ei, wie er wieder grimmig feststellte – geflohen war. Glaubte sie denn wirklich, dass die Schwarze ihr Schutz vor ihm gewähren konnte? Das wäre doch wirklich gelacht. Wenn er doch nur erst zu der Kolonie kam... und mal mit einem der Ältesten reden könnte... dann würden sie ihm die Suche nach seiner Gefährtin gewiss nicht weiter verweigern. Grübelnd verbrachte er die Zeit in seiner Höhle, nur für das unbedingt Notwendige verließ er sie. Mitleidig betrachteten die Anderen aus der Kolonie seinen Höhleneingang, sie glaubten alle, dass er nun geknickt und mit gebrochenem Herzen dort auf seinem Lager lag, und den Verlust seiner Gefährtin betrauerte... Nur der Älteste wagte es ihn zu besuchen, denn keiner von den Anderen wagte es, seinen Unmut auf sich zu ziehen. Ja, Gozaburo hatte sich einigen von seiner wahren Seite gezeigt, als sie ihn bei seinen Grübeleien mit ihren Beileidsbekundungen gestört hatten. So nach und nach fiel ihnen ein, dass Gozaburo gar kein so angenehmer Zeitgenosse war, und einige überlegten nun, ob Kisara wohl wirklich einem Menschenunfall zum Opfer gefallen war... Einige der Weibchen bekamen ein schlechtes Gewissen... Jede hatte die Augen vor Gozaburos wahrem Charakter verschlossen und wollte nicht sehen, dass Kisara nicht so glücklich war, wie sie es zu sein hätte, denn sie waren einfach nur froh gewesen, dass sie sich endlich für einen Gefährten entschieden hatte. Diese Weibchen schämten sich, dass sie Kisara so ganz allein gelassen hatten, denn wenn sie ehrlich waren, keine von ihnen hätte Gozaburo zum Gefährten haben wollen. Als Gozaburo mitbekam, wie einige zu flüstern begannen, dass Kisara mit Mazakazu vielleicht doch besser dran gewesen wäre, hob das seine Laune ganz und gar nicht. Er spürte, wenn er bei den Schwarzen eine Chance haben wollte, dann musste er sich eine gute Strategie ausdenken. Schließlich war es der Älteste, der seine Ohren vor den beginnenden Zweifeln an Gozaburo verschloss, wenn er ihn auch wegen der Angriffe auf die Menschen im Auge hatte, der ihn auf die Lösung für sein Problem brachte. Er musste sich nur ein wenig verstellen und ehrlich besorgt und verzweifelt sich den Schwarzen stellen, dann könnte er vielleicht Zutritt zu deren Kolonie bekommen. Drei Tage vor Neumond, direkt nach Sonnenaufgang, verließ Gozaburo seine Höhle und flog nach Westen zum Gebirge, wo er auf die schwarzen Drachen zu stoßen hoffte. Gozaburo hatte Glück – bald schon tauchten einige schwarze Drachen auf, und diesmal ließ er sich nicht zurück ’begleiten’, sondern landete und wartete darauf, dass die Schwarzen ebenfalls landen würden. Und sein Plan ging auf – die Schwarzen landeten neben ihn und sprachen ihn an. „Was suchst du auf unserem Territorium?“, wollte der erste von ihm wissen. „Es tut mir leid, in euer Gebiet eingedrungen zu sein.“, begann Gozaburo entschuldigend seine Rede, „Aber meine Gefährtin ist nun schon seit längerer Zeit verschwunden, und wir können sie in unserem Gebiet nicht finden... Wir glaubten erst, dass sie von Menschen angegriffen worden wäre, aber wir haben sie weder verletzt noch getötet auffinden können, und deshalb habe ich die Befürchtung, dass sie vielleicht in eure Richtung geflogen sein könnte, und sich eventuell verflogen hat. Ich möchte euch daher bitten, mir zu gestatten, auf eurem Gebiet nach meiner Gefährtin suchen zu dürfen.“ Demütig hielt Gozaburo seinen Kopf gesenkt, es war ja nicht so, dass er nicht wusste, WIE man sich zu benehmen hatte... „Nun, das können wir nicht entscheiden, denn immerhin hast du unsere Kolonie in Alarmbereitschaft versetzt. Das warst doch du neulich gewesen, nicht wahr?“, meinte der Zweite. „Aber wir können dich zu unserem Ältesten bringen.“, schlug er vor. „Allerdings haben wir hier bisher kein weißes Blauaugenweibchen gesehen.“ Die Schwarzen waren erleichtert, als sie die Geschichte des Weißen gehört hatten, denn es schien kein Krieg um die Territoriumsgrenzen anzustehen. Nur zu gerne glaubten sie dem Weißen seine Geschichte, würde es doch bedeuten, dass sie nicht mehr Patrouille fliegen mussten, und endlich wieder zurück zu ihren Familien konnten. Sie geleiteten also Gozaburo zu ihrer Kolonie und stellten ihn dem Ältesten vor. Der Älteste hörte sich Gozaburos Geschichte interessiert an, und entschied, dass er sich in der Kolonie umhören durfte. Natürlich hatte Gozaburo immer einen der beiden Schwarzen an seiner Seite... Enttäuscht musste Gozaburo feststellen, dass keiner der Bewohner der Kolonie etwas von Kisara gesehen hatte, und auch das schwarze Weibchen, das bei ihnen das Ei ausgebrütet hatte, war nicht darunter. Kurz vor Sonnenuntergang brachten ihm zwei weitere Männchen einen großen Hirsch und luden ihn im Namen des Ältesten ein, die Nacht in ihrer Kolonie zu verbringen. Gozaburo nahm dankbar an, und verbrachte die Nacht in der Höhle des Ältesten. Am nächsten Morgen fragte der Älteste, ob er denn nun etwas über seine Gefährtin in Erfahrung gebracht hätte, doch Gozaburo musste leider verneinen. „Tut mir leid, dass wir dir nicht weiterhelfen konnten.“, entschuldigte sich der Älteste bei Gozaburo. „Doch wir wünschen dir viel Erfolg, bei deiner weiteren Suche.“ Er wollte gerade seinen Sohn rufen, damit er mit ihrem Gast zurück zu seinem Gebiet fliegen sollte, als ihm etwas einfiel. „Moment, eine haben wir noch nicht gefragt, vielleicht weiß sie ja etwas.“, begann der Älteste. „Etwas abseits der Kolonie lebt ein Drachenweibchen allein in einer Höhle, die könnten wir noch besuchen, wenn du möchtest.“, schlug er Gozaburo vor. Eine Hoffnung tat sich in Gozaburo auf. Ein allein lebendes Weibchen... das wäre perfekt für Kisara, um sich zu verstecken... und auch um ein Junges unbemerkt aufziehen zu können. Der Älteste ließ es sich nicht nehmen, Gozaburo selbst dorthin zu begleiten, immerhin besuchte er Shizuka hin und wieder und so wäre es auch nicht weiter verdächtig, wenn er mitkäme. Außerdem freute er sich tatsächlich darauf, sie wieder zu sehen – er hatte sie schon ziemlich lange nicht mehr besucht, wie er gerade feststellte. Als Gozaburo und der Älteste an der Höhle ankamen, musste Gozaburo stark an sich halten. Zum einen, weil er sich in dieser Gegend schon mal aufgehalten hatte und die Höhle nicht entdeckt hatte, und zum anderen, um nicht einfach hinein zu stürmen und Kisara zur Rede zu stellen. Denn er war sich absolut sicher, dass sie hier ihren Unterschlupf gefunden hatte. „Shizuka, bist du da?“, rief der Älteste in die Höhle hinein. Doch als keine Antwort kam, gingen sie vorsichtig hinein. Erstaunt betrachtete der Älteste das Nest, das sich am Eingang befand und blickte sich irritiert um. Irgendwie hatte die Höhle sich verändert... sie sah so – bewohnt – aus... Und mit den Nüstern konnte er viele verschiedene Gerüche wahrnehmen... Zwei davon waren ihm bekannt, der von Shizuka und der von Katsuya – aber die anderen fünf konnte er nicht wirklich einordnen. Obwohl, einer davon schien ihm entfernt bekannt vorzukommen und einer roch ziemlich menschlich – aber das konnte doch nicht sein... Gozaburo betrat hinter dem Ältesten die leere Höhle. Als erstes stellte er fest, dass sie noch nicht so lange leer stand, diese Nacht hatte definitiv jemand in der Höhle verbracht. Und seine Nüstern sagten ihm, dass Kisara hier war, wenn ihr Geruch auch nicht mehr ganz so deutlich auf dem Lager zu vernehmen war. Dafür roch das Nest nach ihr, beziehungsweise nach den Eierschalen... Das Junge war also auch hier – das musste die Höhle der Schwarzen sein, darüber war sich Gozaburo ganz sicher. Aber die anderen Gerüche, die er wahrnehmen konnte, schürten seine Eifersucht gewaltig... Hier waren auch einige Männchen gewesen. „Shizuka und ihr Bruder sind sicher auf der Jagd und kommen bald zurück.“, meinte der Älteste gequält lächelnd, da ihm nämlich jetzt erst wieder eingefallen war, dass Katsuya sich bei ihm abgemeldet hatte, um wegen dem Weißen auf seine Schwester aufzupassen. Die Beiden würden ihm eine Menge zu erklären haben... Gozaburo sah das Ganze nicht so gelassen, und es fiel ihm sehr schwer sich zu beherrschen und seine Wut vor Enttäuschung und Eifersucht nicht einfach rauszubrüllen und die Höhle zu verwüsten. Der Älteste hielt die angestrengte Zurückhaltung Gozaburos nur für die Angespanntheit endlich etwas über seine Gefährtin zu erfahren. Denn dass sie hier gewesen sein könnte, davon ging auch er inzwischen aus, zu viele fremde Gerüche waren in der Höhle vorhanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)