Mondzeiten von risuma (Eine Drachengeschichte) ================================================================================ Kapitel 48: Aufbruch -------------------- Seth und Jono waren gleich in ihr Tal zurückgekehrt, ohne noch einen kurzen Abstecher bei Ishizu zu machen. Ein paar Tage wollten sie jetzt erst einmal für sich haben... Es war zwar schön, dass sie bei ihren Familien und Freunden gewesen waren, und die Gesellschaft derer war auch ziemlich angenehm, aber ein paar Tage der Ruhe für sich selbst, war auch nicht zu verachten. Viele Stunden saßen sie nebeneinander am Ufer oder vor der Höhle und betrachteten die Gegend... Seth hatte herausgefunden, dass in der Umgebung der Höhle einige Obstbäume standen, doch das Obst war noch nicht reif... Er würde es später für den Winter ernten, besonders die Äpfel eigneten sich prima dafür. Die Kirschen und Pflaumen konnte er seiner Mutter bringen... Wenn er es sich recht eingestand, so freute Seth sich darauf, seine Familie bald in der Nähe zu haben. Seth überlegte, dass es gut wäre, wenn Jono das Gestell trug, dass sie für ihren ersten großen Ausflug gebaut hatten, und als er weiter darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass es gut wäre, wenn sie auch für ihn so ein Gestell haben würden, damit sich seine Mutter auch sicher fühlen würde. So verbrachten Seth und Jono den Tag vor ihrer Abreise damit, ein Gestell für Seth zu bauen. ~~~ Hiro hatte sich auf den Weg zum nordwestlichen Gebirge und dem großen Waldgebiet davor gemacht. Er hatte Herberge beim Dorfvorsteher eines Dorfes gefunden, das in ziemlicher Nähe zu diesem Wald lag. Der Dorfvorsteher war hin und her gerissen: Einerseits kannte er die Menschen, die im Wald lebten, und sie trieben auch Handel miteinander, doch andererseits glaubte er auch dem Gerücht, das Bakura in die Welt gesetzt hatte. So waren sie alle froh, dass die Wäldler, wie sie die Bewohner der drei Dörfer im Wald nannten, ihnen Wild, Leder und Felle aus dem Wald brachten und dafür kauften, was sie im Wald nicht hatten. Er versprach dem Dorfvorsteher sich gut vorzusehen und machte sich auf den Weg. Er war gespannt, ob es in diesem Wald wirklich Drachen gab, einen weißen Drachen gab, einen bestimmten weißen Drachen gab... Hiro wäre froh, wenn er seinen Sohn endlich finden würden, denn dann könnte er ihm sagen, wie unendlich leid ihm alles tat... Und dass er ihn als Sohn nie vergessen konnte, nachdem der Schock abgeklungen war. Hiro hatte gerade sein Nachtlager aufgebaut, saß am Lagerfeuer und wartete darauf, dass sein Kaninchen gar briet, als ein Mensch sich seinem Lagerplatz näherte. „Guten Abend.“, grüßte Hiro freundlich den Ankömmling. „Möchtest du einen Tee?“ „Danke, gerne.“, nickte der Ankömmling und setzte sich ans Feuer. „Ich hab dich noch nie hier gesehen? Woher kommst du? Und wie lautet dein Name?“, wollte er von Hiro wissen. „Mein Name ist Hiro und ich komme aus der Gegend südlich von der Hauptstadt. Und wie heißt du?“, wollte Hiro im Gegenzug wissen. „Ich heiße Karim, und wohne in einem der Dörfer hier im Wald.“, antwortete der Ankömmling. „Du wohnst hier im Wald?“, erkundigte sich Hiro freudig überrascht. „Das trifft sich gut.“ „Warum?“, fragte Karim irritiert. „Dann kannst du mir mit Sicherheit sagen, ob an den Gerüchten, die man von diesem Wald hört, etwas wahres dran ist.“, meinte Hiro zuversichtlich. „Welche Gerüchte denn?“, forschte Karim vorsichtig nach. „Dass es hier Drachen geben soll.“, erzählte Hiro. „Wieso interessiert dich das?“, wollte Karim wissen. „Ich suche nämlich nach einem Drachen.“, beugte sich Hiro flüsternd zu Karim. „Du – SUCHST – nach einem Drachen?“, fragte Karim verblüfft. „Ja.“, nickte Hiro. „Warum suchst du nach einem Drachen?“, erkundigte sich Karim neugierig. „Ich habe an einem etwas wieder gut zu machen.“, antwortete Hiro ehrlich. Er wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dass er diesem Menschen vertrauen konnte. „DU – hast an einem Drachen etwas wieder gut zu machen?“, fragte Karim erstaunt nach. „Ja.“ Bekümmert senkte Hiro seinen Kopf. „Ich habe ihm vor langer Zeit ziemlich unrecht getan. Und dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Karim überlegte fieberhaft. Der Fremde wirkte ziemlich vertrauenswürdig und er schien es auch ehrlich zu meinen. Sollte er, oder sollte er nicht? Hiro deutete indes Karims Schweigen falsch. „Hast du vielleicht einen Fremden gesehen, oder von ihm gehört, der Augen, so blau wie der Himmel, hat?“, erkundigte er sich nun. „Wie?“ Karim schrak aus seinen Grübeleien auf. „Ich bin außerdem auf der Suche nach einem Mann mit Blauen Augen.“, wiederholte Hiro das vorher gesagte. „Oh, ja, den hab ich gesehen.“, antwortete Karim ohne weiter nachzudenken. „Er war Gast bei meiner Großmutter, als wir sie besuchten.“ „Meinst du, er ist noch da?“, wollte Hiro begierig wissen. „Glaub ich nicht.“, schüttelte Karim den Kopf. „Wo könnte er dann hingegangen sein?“, grübelte Hiro laut. Endlich hatte er eine weitere Spur seines Sohnes gefunden, doch er war, wie immer, schon wieder fort. „Komm doch erst Mal mit in unser Dorf, dann kannst du selbst mit meiner Großmutter reden.“, lud Karim Hiro ein. „Oh, danke gerne.“, bedankte Hiro sich freundlich. Ja, das klang gut, Karims Großmutter könnte ihm vielleicht etwas über die Reisepläne seines Sohnes erzählen. In der Zwischenzeit war das Kaninchen nun auch gar, und gemeinsam, mit Karims Reiseproviant teilten sich die Beiden das Kaninchen und führten ein lockeres Gespräch, ohne die vorher angeschnittenen Themen noch einmal zu berühren. „In meinem Zelt ist genügend Platz.“, bot Hiro schüchtern an, als das Feuer herunter gebrannt war. „Wenn du möchtest...“ Karim nahm auch diesmal dankbar an, ihm gefiel der höfliche Mann – und so langsam hatte er so einen Verdacht, wen er da gerade kennen gelernt hatte... ~~~ Mazakazu entschied sich dafür mit dem Ältesten zu reden, denn wenn er recht hatte, dann konnten sie die Suche nach Kisara aufgeben. Außerdem hatte er sich dazu entschlossen auch das sonstige Unwesen, dass Gozaburo mit seinen Freunden trieb, und zu denen er früher mit dazu gehört hatte, vor dem Ältesten zu offenbaren. Der Älteste hörte ihm SEHR aufmerksam zu. Einerseits war er etwas erschüttert, was Mazakazus Vermutung in Bezug auf Kisara betraf, und andererseits bestätigte es ihm nur seine Vermutungen, die er selbst schon hatte. Er bat Mazakazu noch um Stillschweigen, wenn er auch nun mitbekam, dass auch andere schon so ihre Zweifel an Gozaburo hatten. Doch als er zu Gozaburos Höhle kam, war diese leer... ~~~ Zwei Tage vor Neumond machten sich zwei Gruppen auf den Weg zu Ishizu. Seth befestigte beide Gestelle auf Jono, kleidete sich an und nach einem ausgiebigen Frühstück flogen sie los. An anderer Stelle frühstückten vier Drachen ebenfalls sehr ausgiebig und machten sich dann auch auf den Weg. Shisara war schon ganz aufgeregt, sie sollte die zwei Tage allein bei Ishizu bleiben. Wie das wohl werden würde? Sie hatten sich sicherlich eine Menge zu erzählen... Und auch Yugi und Tea waren ganz aufgeregt, doch sie hatten keine große Zeit sich mit warten aufzuhalten, denn Ishizu hielt sie ganz schön auf Trab. Allerlei wollte vorbereitet werden, immerhin würden sie zwei weitere Gäste in ihrer Mitte begrüßen können. Tea war schon auf Seths Schwester gespannt... Um die Mittagszeit kamen Seth und Jono als Erste an, und wurden von Yugi und Tea stürmisch begrüßt. Ishizu bedachte Seth mit einem wohlgefälligen Blick. Eine leichte Röte zog sich über Seths Gesicht, er wusste genau, was Ishizu dachte... Yugi half ihm dabei, das Zelt von Jono abzuladen und aufzubauen, Seth wollte sein Zelt seiner Mutter und seiner Schwester zur Verfügung stellen, bis sie im Dorf wohnen konnten. Als Seth nach dem Gatter für die Kühe fragte, griff Yugi mit leuchtenden Augen nach seiner Hand und zog ihn freudestrahlend ein Stückchen weiter in den Wald hinein zu einer Lichtung. Dort war schon alles für den Aufenthalt der Kühe vorbereitet. „Das hab ich alles ganz alleine gemacht.“, sagte er mit stolz geschwellter Brust. Seth lobte Yugi überschwänglich und Yugi wurde gleich eine Handbreit größer... Auf dem Weg zurück liefen ihnen zwei Kaninchen über den Weg, doch sie konnten nur eines fangen, da sie weiter keine Waffen dabei hatten, und Yugi es nur mit Glück mit bloßen Händen fangen konnte. Ishizu bedankte sich freundlich für das Kaninchen und legte es erst einmal beiseite. Das Essen, das sie mit Tea vorbereitet hatte, war inzwischen gar und so konnten sie sich zusammensetzen und gemeinsam essen. Jono stillte seinen Hunger im See und setzte sich dann zu ihnen. Am späten Nachmittag trafen dann auch die anderen Drachen ein, und Ishizu musste lächeln, als sie vier Drachen landen sah. Da hatte sich wohl noch jemand dazu bereit erklärt zu helfen, und sie hatte auch schon so eine Ahnung, wer das sein könnte. Jono stellte Katsuya Ishizu als seinen Onkel und Shisaras Vater vor. „So, so, Shisaras Papa... Wer hätte das gedacht.“, meinte Ishizu lächelnd. „Die Welt ist doch klein.“ >Ja.< antwortete Kisara verlegen. „Freut mich, dich kennen zu lernen.“, begrüßte Ishizu den Neuankömmling in ihrer Runde. „Schön, dass du auch helfen willst.“ „Kannst du etwa verstehen, was die Menschen reden?“, fragte Katsuya irritiert seine Schwester. „Ja, du etwa nicht?“, fragte Shizuka zurück. Katsuya schüttelte den Kopf. „Er hat doch noch gar nichts von den Blättern zu sich genommen.“, mischte sich Shisara ein. „Ach, stimmt ja, das habe ich vollkommen vergessen.“, schüttelte Shizuka unangenehm berührt den Kopf. >Ishizu<, wandte Shizuka sich an die Ältere. >Hast du noch was von den Blättern da?< „Nein“, antwortete Ishizu, „ich muss erst welche sammeln. Wieso fragst du?“ >Katsuya kann dich nicht verstehen, und die anderen auch nicht.< antwortete Shizuka. „Oh, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.“, erwiderte Ishizu schnell. Wie hätte sie auch ahnen können, dass ein fremder Drache mitkommen würde... Aber, die beiden Menschen, die die Drachen holen sollten, würden sich ja auch nicht mit ihnen verständigen können... >Shisara, meine Kleine.< wandte sich Ishizu an die Bewahrerin der Drachen. >Weißt du, ob der Trank frisch zubereitet werden muss?< >Besser wäre es wohl schon, denk ich mal.< antwortete der kleine weiße Drache. >Und wie frisch müssen die Blätter sein?< wollte Ishizu als nächstes wissen. >Je frischer, umso besser.< meinte Shisara ehrlich. >Aber warum willst du das wissen?< >Seths Mutter und seine Schwester können sich nicht mit Drachen, und Katsuya kann sich nicht mit Menschen verständigen.< erklärte Ishizu. >Dann erscheint es mir am sinnvollsten, wenn Seth den Trank direkt nach seiner Ankunft kocht.< dachte Ishizu laut. >Ja, das wird wohl am besten sein. Ich kann es Papa ja erklären.< meinte die Kleine Shisara. >Ja, tu das, und ich rede mit Seth und erklär im noch einmal alles.< nickte Ishizu zufrieden. Katsuya erklärte, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn er noch einen Tag warten müsste, bis er die Menschensprache verstehen könnte, wenn er sich dann aber endlich mit ihnen verständigen könnte. Und Seth hörte aufmerksam zu, was Ishizu ihm erklärte, damit er für seine Mutter und seine Schwester den Verständigungstrank richtig zubereiten würde. Shizuka erkundigte sich bei Ishizu, ob sie Shisara für die Zeit, die sie unterwegs wären, bei ihr lassen könnten. Ishizu erklärte sich gerne dazu bereit auf die kleine Shisara aufzupassen, und Tea war ebenfalls begeistert, dass das kleine Drachenmädchen bei ihnen bleiben sollte. >Mama, wo soll ich denn in der Zeit schlafen?< wollte Shisara von Shizuka wissen. >Hmmm.< überlegte Shisara. >Für ein Zelt bist du ja wohl zu groß...< Seth hatte Shisaras Frage mitbekommen und überlegte ebenfalls... „Du kannst unser Zelt nehmen, wenn du möchtest.“ bot Seth Shisara an. >Es kann sich wie eine Decke, ähm wie eine Haut, um dich legen, es ist so gebaut. Und wenn du dich mit der Öffnung zu dem anderen Zelt legst, dann bist du auch nicht alleine.“, erklärte er Shisara. Mit Yugi, Tea und Shisara zusammen ging Seth zu den beiden Zelten, und gemeinsam stellten sie Seths Zelt so um, dass Shisara gerade so Platz darin fand. Tea ging nachdenklich um die Zeltkonstruktion herum, und nach einer Weile meinte sie zu Seth, dass wenn sie das Zelt vor den Eingang von Ishizus Zelt stellten, und mit Seths Zelt einen neuen Eingang schufen, dann hätte Shisara noch etwas mehr Platz. Seth fand diese Überlegung ziemlich vernünftig und als sie Teas Vorschlag in die Tat umsetzten, hatte Shisara tatsächlich mehr Platz. Inzwischen war das Abendessen für die vier Menschen fertig und während sie aßen, sorgten die Drachen ebenfalls für ihre Abendmahlzeit. Anschließend versammelten sie sich noch etwas um das Feuer und unterhielten sich noch über dies und das. Shizuka und Jono übersetzten für Katsuya, damit er auch an der Unterhaltung teilhaben konnte. Shisara, Tea und Yugi tanzten noch eine Weile glücklich um das herunterbrennende Feuer herum, bevor sie sich zur Ruhe begaben. Tea blieb nicht lange auf ihrem Lager liegen, sondern schnappte sich recht bald ihre Decke und mogelte sich zu Shisara und kuschelte sich an sie. Seit sie Shisara kennen gelernt hatte, war auch sie richtig in Drachen vernarrt. Und das kleine Drachenmädchen hatte es ihr wirklich angetan. Ishizu musste lächeln, als sie Shisara und Tea so dicht aneinander gekuschelt schlafen sah, doch sie wollte Seth jetzt nicht mehr stören, um ihm das friedliche Bild zu zeigen. Während der Nacht wurde Yugi wach, und als er Tea nicht neben sich liegen sah, schnappte er sich ebenfalls seine Decke und kuschelte sich gleichfalls an Shisara an... Shisara genoss die Wärme, die von den beiden Kindern an ihrer Seite ausging und schlief richtig gut, genauso auch Tea und Yugi. Ishizu wunderte sich am frühen Morgen nicht wenig, als sie ganz alleine in ihrem Zelt lag, aber auch nicht wirklich... Dafür waren die Beiden einfach zu große Drachenliebhaber. Leise verließ Ishizu das Zelt und entfachte schon mal ein Feuer, um Tee für alle zu kochen. Danach machte sie sich auf die Suche nach den Drachenblättern, die Seth mitnehmen sollte. Das Wasser war gerade heiß, als sie wieder zurückkam, und Seth und Jono waren auch schon munter. Leise zeigte Ishizu Seth das schlafende Dreiergrüppchen, und sie wurden von einer munter blickenden Shisara begrüßt. >Pssst.< flüsterte sie in ihren Gedanken. >Sie träumen noch so richtig schön.< >Du kannst sie noch eine Weile schlafen lassen.< antwortete Ishizu lächelnd. >Aber nicht mehr zu lange, denn wir werden bald los fliegen.< meinte Seth. >In Ordnung.< sagte Shisara, >ich werde sie gleich aufwecken.< Shisara erhob sich etwas und reckte sich und verließ das Zelt. Murrend drehten Tea und Yugi sich um und begannen zu frieren... Doch dann standen sie flugs auf und traten zu den anderen vor das Zelt. Dankbar nahmen sie den Becher Tee von Ishizu entgegen. Die vier großen Drachen und Seth waren schon fertig für die Abreise. Katsuya hatte darauf bestanden, das andere Gestell von Seth auf seinem Rücken festgebunden zu bekommen und nachdem nun auch Tea und Yugi wach waren, verabschiedeten sich die Fünf und machten sich auf den Weg zu Seths Heimatdorf. ~~~ Kisara hatte zwei Tragegestelle gebaut, mit denen sie ihr Hab und Gut transportieren wollten. Drei Tage vor Neumond war die ganze Hütte ziemlich leer geräumt. Doch Kisara hatte sich verschätzt. Die beiden Gestelle reichten nicht aus, es blieben noch ein Kleiderbündel, der Eimer fürs Melken und die Käserei übrig. Das Kleiderbündel würden sie ja wohl noch irgendwie mitnehmen können, doch um die Käserei war es wirklich schade. Aber wenn es nicht ging, dann ging es nicht. Aber das würden sie noch feststellen. Die Dosierung für das Schlafmittel für die Kühe hatte sie auch herausgefunden. Die Kuh gestern hatte fast bis zum Sonnenuntergang geschlafen. Langsam begann sich eine gewisse Nervosität bei ihnen breit zu machen. Moka rannte immer wieder durch ihre Hütte und schaute nach, ob sie auch nichts vergessen hätten und schaffte es beinahe damit, ihre Mutter zum Wahnsinn zu treiben. Dann kam sie auf die glorreiche Idee, doch ein paar Geschenke zu basteln, doch das fand Kisara dann doch wiederum nicht so toll – noch mehr Gepäck. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Moka ja noch ein paar Seile flechten könnte. Moka suchte sich passendes Material und war so den Nachmittag über beschäftigt. Kisara und Moka hatten sich dazu entschieden sich bei niemandem zu verabschieden – die Dorfbewohner mieden sie eh meist – also, würden sie bestimmt nicht vermisst werden. Nur für Hiroshi schrieb sie eine Nachricht, für den Fall, dass er doch noch lebte und eines Tages zurückkehren würde, und hinterlegte sie an ihrem geheimen Platz. Die Hütte sah jetzt richtig ungemütlich aus, so leer geräumt. Morgen würden sie die Kühe zum vereinbarten Treffpunkt bringen, Moka hatte schon ein provisorisches Gatter vorbereitet. Die vier Kühe, die sie mitnehmen konnten, würden sie gesondert anbinden... Wehmütig ging Kisara durch die vertrauten Räume – sie hatte hier viel Schönes erlebt, aber auch schon schwere Stunden durchlebt. Leicht fiel es ihr nicht, den Ort ihrer Liebe, der Erinnerung an Hiroshi... Doch die Dorfbewohner machten ihr das Fortgehen leicht, eigentlich zu leicht... Längst hatten sie zu spüren bekommen, dass sie in dem Dorf nicht mehr willkommen waren. Nach Mokas Ausbruch hatte Kisara mal darauf geachtet, und Moka hatte Recht – die Dorfbewohner wollten sie lieber heute als morgen los sein. Nur hatte keiner den Mut, ihnen das ins Gesicht zu sagen, schließlich war Hiroshi als nächster Dorfvorsteher vorgesehen gewesen, und vor seinem Verschwinden die rechte Hand des Dorfvorstehers. Zum Schluss stand sie in Hiroshis Werkstatt, und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie seine Werkzeuge noch nicht eingepackt hatte. Aufgeregt rannte sie durch das Haus, auf der Suche nach einem Stück Leder, in das sie Hiroshis Werkzeuge einwickeln konnte. Als sie keines finden konnte, kam sie auf den Gedanken ihre Decke zum einwickeln zu nehmen. Doch das verwarf sie auch schnell wieder, denn ihre Schlafdecke würde sie ja gleich wieder benötigen. Also musste sie sich etwas anderes einfallen lassen. Sie knüpfte das letzte Kleiderbündel auf, und verstaute erst einmal Hiroshis Werkzeuge darin. Später konnte sie ein Leder nehmen, und die Werkzeuge richtig verpacken. Jetzt war es zu spät, doch im Kleiderbündel waren sie erst einmal gut aufgehoben. Das Frühstück am nächsten Morgen bestand aus Milch und Brot, das Kisara in den letzten Tagen reichlich gebacken hatte. Als die Kühe gemolken waren, begannen sie damit, sie in den Wald zu führen. Zuerst brachten sie die vier ältesten Kühe in den Wald, danach die vier Kälber mit ihren Müttern. Zum Schluss holten sie den Stier und die letzte Kuh. Nun waren alle ihre vierzehn Kühe im Wald. Sie blieben bei ihnen, bis sie gemolken werden mussten, und gingen dann noch einmal zurück zu ihrer Hütte. Dort verbrachten sie ihre letzte Nacht in ihrem Haus und in ihrem Dorf. Es war zwar nicht so ausgemacht, dass sie Seth schon mit ihrem ganzen Gepäck erwarten würden, aber ihn im Haus zu erwarten, und die Kühe alleine zu lassen, das konnten sie dann doch nicht. So schulterten Kisara und Moka am nächsten Morgen ihre beiden Tragegestelle und brachten sie zum Treffpunkt. Kisara ging noch einmal alleine zum Haus zurück, um den Rest zu holen, während Moka in der Zwischenzeit die Kühe molk. Als ihre Mutter zurückkam, wartete Moka schon mit einem Eimer voll Milch auf sie. Die restliche Milch verfütterte sie an die Kälber, die sich begeistert auf die Milch stürzten. Jetzt hieß es warten, dass ihre Gäste ankommen würden. ~~~ Hiro wurde aufmerksam beäugt, als er mit Karim das Dorf betrat. Auch hier waren Fremde nicht so häufig, doch in letzter Zeit kam keiner mehr vorbei, und Karim wusste jetzt auch, warum. Es war wegen dem Gerücht um einen weißen Drachen. Was genau hier im Wald vorgefallen sein sollte, wusste Karim nicht, aber er glaubte jetzt zu wissen, wer daran beteiligt gewesen war. Als Hiro sich als Bogenmacher vorstellte, wurde er gleich noch herzlicher willkommen geheißen, und seiner Bitte eine Weile im Dorf bleiben zu dürfen, wurde nur zu gerne nachgegeben. Karim lud Hiro zu sich ein, doch Odeon, der Dorfvorsteher ließ es sich nicht nehmen, den Fremden bei sich zu beherbergen. Er lebte mit seiner Frau alleine, seine Kinder hatten längst eigene Familien gegründet, und so war Hiro eine willkommene Abwechslung. Hiro gefiel das Leben im Dorf, er konnte sich gut vorstellen hier sesshaft zu werden, wenn sich diese Information über einen weißen Drachen als falsch erweisen sollte. Ja, Hiro war des Umherreisens müde geworden, und wollte gerne eine längere Zeit an einem Ort bleiben. Doch bevor er mit Odeon darüber sprach, wollte Hiro sein Treffen mit Karims Großmutter abwarten. ~~~ Gozaburo wurde immer ungeduldiger, es fiel ihm immer schwerer sich vom Ältesten vertrösten zu lassen. Dieser war aber auch ziemlich angespannt – so kannte er Shizuka überhaupt nicht. Die Sonne war nun schon fast untergegangen, und noch war keine Flügelspitze weder von Ihr, noch von ihrem Bruder zu sehen. „Wo bleibt sie denn nur?“, fragte Gozaburo ziemlich gereizt. „Ich kann dir leider nicht sagen, warum Shizuka noch nicht hier ist.“, antwortete der Älteste ratlos. Shizuka – genau, so hieß doch das Drachenweibchen, dass das Ei ausgebrütet hatte... Gozaburo verließ erregt die Höhle und ließ ein wütendes, zorniges Gebrüll hören. Erstaunt vernahm der Älteste das wütende Gebrüll – das passte überhaupt nicht zu einem besorgten Gefährten. Besorgt wartete er auf die Rückkehr von Shizuka und Katsuya. Hatte er am Ende einen Fehler gemacht? ~~~ Shisara verbrachte den Tag mit den beiden Kindern. so lange es ging, lauschte sie den Gefühlen der davon fliegenden Drachen, doch irgendwann waren sie zu weit weg, und die Verbindung zu ihnen war unterbrochen. Ishizu betrachtete lächelnd die Drei, wie sie ausgelassen umher tollten... ganz besonders lustig war es mit anzusehen, als Shisara ihnen beibringen wollte, wie sie ein Kaninchen fangen sollten. Tea und Yugi gaben sich ja redlich Mühe, doch ihre Reflexe waren einfach nicht so schnell, wie die von Shisara. >Tea, jetzt schau doch noch mal richtig zu...< „Ich geb mir ja Mühe.“ >Nein, tust du nicht!< „Doch!“ >So geht das...< „Mist, schon wieder entwischt...“ >Ach Yugi, steh doch nicht wie ein Baum in der Gegend herum, meinst du, die Kaninchen kommen von alleine in deine Hände gerannt?< „Nicht??? Ich hab mich schon gewundert...“ >Du musst wie ein Kaninchen denken!< „Denk... mümmel... denk... mümmel...“ >Nimmst du mich eigentlich auch mal ernst?< „Aber sicher doch...“ Im Gegenzug sollte Shisara versuchen mit Pfeil und Bogen ein Kaninchen zu schießen – dafür waren ihre Vorderbeine nicht so ganz gemacht. Shisara entschied, dass wohl jede Spezies ihre eigenen effektive Art zu jagen entwickelt hatte... Aber trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf, dass Tea mit bloßen Händen ein Kaninchen fangen würde. Ishizu jedenfalls bekam eine Menge Kaninchen zum zubereiten, dafür bekam Shisara zum Abendessen das Reh, dass Yugi erlegt hatte. Die Sonne stand noch rot am Himmel, als die Drei sich ziemlich müde in Shisaras Zelt zurückzogen und schlafen gingen. Wie selbstverständlich quetschten sie sich zu Dritt in das Zelt... Ishizu schlief in dieser Nacht nicht viel, sie blieb am Feuer sitzen, trank ihren Tee und dachte über eine Menge nach. Die Drei hatten ihr ganz deutlich gezeigt, dass Drachen und Menschen sehr gut von einander profitieren konnten, und dass es möglich war, ganz ungezwungen miteinander umzugehen. Und so ungezwungen, wie die Kinder miteinander umgingen, konnte auch der Umgang der Erwachsenen miteinander sein. Sie hoffte sehr, dass sie es schafften... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)