Mondzeiten von risuma (Eine Drachengeschichte) ================================================================================ Prolog: Ein Besuch ------------------ Zwei Drachen klopfen bei mir an und schauen mich mit ihren Augen gaaaanz lieb an: „Ja, was ist?“ „Du, risuma, wir hätten sooo gern mal eine Drachengeschichte!“ „Was denn für eine Drachengeschichte?“ „Na, so eine, die über uns geht.“ „Warum wollt ihr denn eine Drachengeschichte über euch?“ „Hier sind so viele Geschichten, aber immer geht es nur um andere, aber niemals nur um uns. Wir wollen so gern eine Geschichte ganz für uns. Geht das?“ „Hm, mal seh’n was sich machen lässt. Schaut doch in ein paar Tagen noch mal vorbei.“ „Danke. Du bist ja sooo lieb.“ Kapitel 1: Der Fremde --------------------- Mit letzter Kraft schaffte er es bis zu seiner Höhle. Er hatte die Männer zu spät bemerkt, die es auf dieselbe Beute abgesehen hatten, wie er. Als er sich das Reh, das zum trinken ans Wasser gekommen war, schnappen wollte, geriet er in einen Pfeilhagel und musste unverrichteter Dinge abdrehen. Einige Pfeile hatten ihn empfindlich getroffen, einer steckte in seiner rechten Flanke und zwei in seinem linken Flügel, weshalb das Fliegen sehr anstrengend für ihn wurde. Hungrig und verletzt kehrte er in seine Höhle zurück. Den Pfeil in seiner rechten Flanke schaffte er noch herauszuziehen, doch dann brach er erschöpft zusammen. Um seinen linken Flügel würde er sich erst am nächsten Tag kümmern können. So gut es ging rollte er sich zum schlafen zusammen. Am nächsten Morgen erwachte er mit einem knurrenden Magen und großen Schmerzen in seiner rechten Seite. In der linken Schulter und im linken Oberarm steckten noch die Pfeile. Mit zusammengebissenen Zähnen zog er sich vorsichtig die Pfeile heraus und machte sich auf die Suche nach Heilkräutern, die in der Nähe seiner Höhle wuchsen. Als er genug gesammelt hatte, begab er sich zurück in seine Höhle. Sterne tanzten vor seinen Augen, als er vom Blutverlust geschwächt auf sein Lager sank. Doch er riss sich noch einmal zusammen, er musste erst noch seine blutenden Wunden versorgen, bevor er sich endlich ausruhen konnte. Als die Sonne unterging wachte er schweißgebadet auf. Er hatte Durst und musste unbedingt etwas essen. Da es in seiner Höhle nichts zu essen gab, musste er sich auf die Suche nach etwas zu essen machen. In der Nähe der Höhle befanden sich ein kleiner Tümpel, an dem er seinen Durst stillte, und mehrere Beerensträucher, so dass er seinen Hunger ebenfalls stillen konnte. Glücklicherweise waren seine Selbstheilungskräfte als Drache ziemlich groß und in Verbindung mit den richtigen Kräutern hatten seine Wunden bereits aufgehört zu bluten. Gesättigt kehrte er zu seiner Höhle zurück und ließ sich erschöpft auf das Felsplateau vor seiner Höhle nieder. Von dort hatte er einen wunderbaren Blick über sein Tal und seinen See und er ließ seinen Blick darüber schweifen. Er liebte diese Stunde, wenn sein See silbern das Licht des Vollmondes widerspiegelte. Auf einmal bemerkte er, wie sich vorsichtig ein junger Mann aus dem nahe gelegenen Wald in Richtung See bewegte. Er setzt sich ans Ufer und schien ins Wasser zu schauen. Das war ungewöhnlich, denn bisher hatte er noch nie andere Besucher als die Tiere des Waldes an seinem See. Interessiert beobachtete er den jungen Mann, doch der schien tatsächlich nichts anderes zu machen, als ins Wasser zu schauen. Wer er wohl war? Wo er wohl herkam? Was führte ihn hierher, hier in das versteckte Tal, das bisher noch nie von einem Menschen entdeckt worden war? Irgendetwas in der Haltung des Fremden berührte ihn schmerzlich, doch er konnte nicht genau sagen, was. Auf jeden Fall konnte er nicht aufhören ihn zu beobachten und wenn ihn seine Schmerzen nicht dazu gezwungen hätten, sich wieder zu seinem Lager zu begeben, wäre er bis zum Mondunter- und Sonnenaufgang auf seiner Terrasse sitzen geblieben und hätte dem Fremden zugeschaut. So aber schleppte er sich in seine Höhle, legte noch einmal die Kräuterverbände an und legte sich wieder hin. Nicht mehr lange, dann wäre Vollmond vorbei und er würde sich wieder in das verwandeln, was er eigentlich war: ein Drache, ein einsamer schwarzer Rotaugendrache. Bis zum nächsten Vollmond. Er wusste nicht, warum dies so war, doch seit erreichen der Geschlechtsreife verwandelte er sich jedes Mal bei Vollmond in einen Menschen, einen jungen Mann mit blonden Haaren und braunen Augen. An diesem Tag wurde er aus der Drachenkolonie ausgestoßen und fortan von Menschen UND Drachen gejagt. Seit diesem Tag war er allein und froh, als er nach langer Suche endlich dieses versteckte Tal fand, mit dem lang gestreckten See voller Fische, genügend Wild in den umliegenden Wäldern und dieser gemütlichen Höhle, mit dem Felsplateau vor seinem Eingang. Der perfekte Ort für einen Drachen. Menschen und Drachen ließen ihn hier in Ruhe. So lebte er sein Leben: unbehelligt, aber allein. Nur manchmal, wenn ihn die Sehnsucht packte, verließ er sein Tal und jagte außerhalb, stets darauf bedacht, sich nicht von Menschen oder Drachen sehen zu lassen. Am nächsten Morgen krabbelte er auf sein Plateau und versuchte vorsichtig seinen linken Flügel zu bewegen. Aber schon nach dem ersten Versuch ließ er es lieber sein, es würde noch zwei oder drei Tage dauern, bis er seinen Flügel wieder bewegen und somit auch wieder fliegen konnte. Solange würde er in seiner Höhle bleiben müssen und hoffen, dass sich eine Maus oder ein Kaninchen in seine Höhle verirren würde, damit wenigstens etwas in seinen Magen kam. Während er darauf wartete, dass sein Flügel heilte, musste er über den Fremden nachdenken, der so einsam und verloren an seinem See gesessen hatte. Ob er ihn wohl wieder sehen würde? Es wäre schön. Denn er sah nicht so aus, als ob er gefährlich für ihn werden könnte. Es wäre schön, wenn es in diesem Tal noch jemand geben würde, jemand der ihm seine Einsamkeit nahm. Als die Dämmerung herankam legte er sich erwartungsvoll auf sein Felsplateau und beobachtete den Wald, die Richtung, aus der der Fremde gestern kam. Aber die Nacht verging und der Fremde erschien nicht. Ebenso am nächsten Tag. Am Tag darauf probierte er, ob er schon wieder fliegen konnte und freute sich, als er merkte, dass ihn sein Flügel wieder für kurze Strecken tragen konnte. Er flog zu seinem See hinunter, stillte erst einmal seinen furchtbaren Durst und machte sich daran Fische zu jagen. Gesättigt flog er zu seiner Höhle zurück und ließ sich, auf dem Plateau liegend, von der Sonne bescheinen. Noch zwei Tage, dann wäre sein Flügel richtig ausgeheilt, dann könnte er wieder lange Strecken fliegen, und dann wollte er den Fremden suchen. Nach drei Tagen, an denen er nichts anderes tat als zum See zu fliegen, sich den Bauch mit Fischen voll zuschlagen und sich weiter zu erholen, war er vollständig genesen. Nichts erinnerte ihn mehr an das Desaster vor dem letzten Vollmond, nicht einmal das kleinste Ziepen. Frisch gestärkt beschloss er nun seine Umgebung nach dem Fremden abzusuchen, doch er konnte ihn nicht finden, nicht einmal die Spur eines Lagers, das auf seine Anwesenheit hingedeutet hätte. Enttäuscht kehrte er am Abend in seine Höhle zurück. Blaue Augen beobachteten ihn aufmerksam aus ihrem Versteck. Kapitel 2: Kleiner weißer Blauaugendrache ----------------------------------------- Endlich, so hatte er geglaubt, hatte er einen Platz für sich gefunden, ein friedliches Stück Erde an dem er in Ruhe und Frieden leben konnte. Der Ort schien perfekt: ein schöner großer See mit reichlich Fisch, ausreichend großes und kleines Wild, genügend Bäume und Sträucher die Früchte trugen. Sogar eine Höhle hatte er entdeckt. Dort konnte er sich häuslich einrichten und wäre bei Wind und Wetter geschützt. Wie es schien, waren dieses Tal und diese Höhle unbewohnt, doch er hatte aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt. Er würde vorsichtig sein und Tal und Höhle erst einmal aus seinem sicheren Versteck heraus beobachten. Nichts war in der Regel so, wie es nach dem ersten Anschein aussah. Und er hatte recht, am dritten Tag nahm er eine Bewegung am Höhleneingang wahr und erschrak: Ein riesiger schwarzer Rotaugendrache tauchte plötzlich auf dem Plateau vor der Höhle auf und begann mit den Flügeln zu schlagen. Wollte der Rotaugendrache jetzt los fliegen? Er kroch ein wenig tiefer in sein Versteck unter den Büschen und hoffte, dass der Rotaugendrache ihn nicht bemerkte. Doch der Rotaugendrache schien sich nicht um seine Umgebung zu kümmern. Etwas unsicher flog er zum See, trank ausgiebig und fraß sich an Fischen satt. Als er damit fertig war flog er zurück zu seiner Höhle. Er entschied, dass er für die nächste Zeit in seinem Versteck bleiben würde. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf die Höhle und konnte sehen, wann das Rotauge wieder seine Höhle verließ. Es wäre besser, wenn er das Tal verlassen würde, aber irgendwie brachte er das nicht übers Herz. Auch wenn er dem Schwarzen nicht so recht traute, aber ihn eine Weile zu beobachten und vielleicht so etwas mehr über Drachen herauszufinden, reizte ihn doch sehr. Immerhin war er bisher noch nie einem Drachen so nahe gewesen, na ja, bis auf… aber das zählte nicht. Außerdem gab es hier in seinem Versteck noch ausreichend Nüsse und Beeren und so konnte er es hier noch eine Weile aushalten. Die nächsten zwei Tage macht der Schwarze nichts anderes, als zum See hinunter zu fliegen und ausgiebig zu fischen, um sich anschließend auf dem Plateau vor seiner Höhle zu sonnen. Zum Sonnenuntergang kam er noch einmal zum fischen herunter und verschwand dann in seiner Höhle. Nun konnte auch er sein Versteck vorsichtig verlassen, um sich mit frischem Wasser zu versorgen, immer darauf bedacht, ja keine Spuren zu hinterlassen, die den Schwarzen auf ihn aufmerksam machen würden. Er wusste nicht, dass der Schwarze sein Erscheinen bereits bemerkt hatte, und sich seine Gedanken längst nur noch um ihn drehten. Und darum konnte er auch nicht wissen, dass der Schwarze sich auf die Suche nach im machen würde, sobald er wieder ganz genesen wäre. So verging ein Tag nach dem anderen, immer mit dem gleichen Ablauf: Mit Sonnenaufgang erwachte er, beobachtete die Höhle und wartete darauf, dass der Schwarze erschien. Fasziniert beobachtete er, wie der Schwarze zum See hinab flog und ins Wasser stieß, um sich seine Beute zu holen. Hinterher zog der Schwarze elegante Kreise über dem See, bevor er in eine Richtung abschwenkte. Wohin der Schwarze flog konnte er von seinem Platz aus nicht erkennen. Solange der Schwarze unterwegs war fiel er in einen oberflächlichen Schlaf, bis er das Rauschen der Flügel hörte. Er beobachtete ihn bei seiner Abendmahlzeit und seiner Rückkehr zur Höhle. Nach einer angemessenen Zeit verließ er vorsichtig sein Versteck, ging hinunter zum See, um seine Wasservorräte aufzufüllen, und setzte sich dann ans Ufer, um das Wasser zu betrachten. Der See strahlte eine ungeheuere Ruhe auf ihn aus, er ließ ihn vergessen, was er vergessen wollte: die Menschen. Sie hatten ihn zu sehr verletzt, egal wo er hin kam, überall war es das Gleiche. Sobald Neumond war, musste er um sein Leben fürchten und wurde als Monster bezeichnet und davon gejagt. Es hatte sich in sein Herz eingebrannt: der Ekel im Gesicht seiner Mutter, der Abscheu und die Wut im Gesicht seines Vaters, die Angst und das Unverständnis im Gesicht seiner kleinen Schwester, die Worte seiner Mutter, als sie schrie, sie hätte kein Monster zum Sohn. Wie sie vor ihm zurückwichen, als hätte er eine tödliche, ansteckende Krankheit, und ihn Steine werfend verjagten. Anfangs hoffte er noch, sich wo anders ein neues Leben aufbauen zu können, aber der Frieden dauerte niemals länger als zwei, drei Monate. Zuerst war er überall willkommen. Sah er doch hübsch aus, mit seinen Braunen Haaren und den blauen Augen. Immerhin waren blaue Augen eine Seltenheit, er kannte nur Menschen mit braunen Augen. Außerdem war er gut gebaut und konnte mit anpacken. Die Mädchen rissen sich um ihn, versuchten ihn für sich zu gewinnen und hofften seine Auserwählte zu werden. Die Frauen träumten davon, ihn als Schwiegersohn zu bekommen, würde er doch Glanz in ihre Familien bringen, vom frischen Blut ganz zu schweigen, und träumten von blauäugigen Enkelkindern. Die Männer waren von seinem Geschick, seinem Können und seinen kräftigen Armen ganz angetan, bedeutete es für sie doch eine verlässliche Hilfe zu haben und jemanden, der sicher seine Familie beschützen konnte. Außerdem schien er kein Hitzkopf und auch kein Raufbold zu sein, wie man an seinem Umgang mit den anderen jungen Männern erkennen konnte. So jemand war jedem Mann als Schwiegersohn willkommen. Einzig und allein seinen Altersgenossen war er ein Dorn im Auge: Stach er sie doch alle aus, an Schönheit, Stärke, Klugheit und Besonnenheit. Außerdem schien er das Wohlwollen aller Erwachsenen auf sich zu ziehen, und wer konnte dagegen schon gewinnen. Daher war es auch kein Wunder, dass es in der Regel dann auch eben jene jungen Männer waren, die sein Geheimnis herausfanden und dafür sorgten, dass er wieder mit Schimpf und Schande als Monster davon gejagt wurde, wenn er nicht sogar um sein Leben fürchten musste. So hatte er die letzten Jahre seines Lebens zugebracht, am Ende nur noch darauf bedacht, allen Menschen aus dem Weg zu gehen. Ein Dorf suchte er nur noch auf, wenn er unbedingt etwas kaufen musste, Kleider oder so ähnliches. Die Frauen rissen sich ja förmlich darum, ihm etwas nähen zu dürfen und oftmals war es ihnen Lohn genug, wenn er dafür mit ihnen das Lager teilte. So bekam er, was er brauchte, und als i-Tüpfelchen den Zorn des Ehemannes, des Verlobten oder des Vaters noch dazu. Aber das machte ihm nichts mehr aus, war er doch den Männern allesamt überlegen, und außerdem zeigte es ihm, dass er noch lebte. Doch nun, nach fünf Jahren, konnte er nicht mehr, er fühlte sich ausgebrannt und konnte die Blicke voller Abscheu, Ekel, Angst, Hass und Wut nicht mehr ertragen, wenn sie wieder einmal sein Geheimnis herausgefunden hatten. Wenn er in diesem Tal nicht bleiben konnte, dann wollte er für immer von dieser Welt verschwinden. Aber noch war es nicht so weit. Wenn ihn auch das Auftauchen des Schwarzen zuerst erschreckte, so war er doch schon in seinem Bann gefangen. Er konnte ihn noch nicht verlassen, außerdem glaubte er, dass er allein in diesem Tal lebte, hatte er doch bisher noch keinen anderen Drachen gesehen. Das Tal war ein besonderes Tal, ein magisches Tal, es hatte die Kraft zu verändern: Schmerzen zu lindern, Verletzungen zu heilen, Frieden zu geben. Auch der Blauäugige wurde davon nicht verschont. Er konnte bereits spüren, wie die Bitternis, die in ihm herrschte schwächer wurde. Und so entschied er sich, auf jeden Fall hier zu bleiben und zu hoffen, dass der Schwarze ihn dulden würde. Platz genug gab es hier ja eigentlich. Nach drei weiteren Tagen spürte er die ihm nun schon bekannte Unruhe in sich, und ein Blick zum Himmel bestätigte ihm, dass morgen Neumond sein würde. Also entledigte er sich seiner Kleidung, nahm nur seine Decke mit sich und suchte nach einer Lichtung, die weit genug von seinem Versteck entfernt, aber auch groß genug für ihn war. Dort wartete er, in seine Decke eingewickelt, den Tag des Neumondes ab. In dieser Nacht plagten ihn immer besonders schlimme Albträume, holte ihn seine Vergangenheit besonders heftig ein, schmerzte ihn sein Verlust am stärksten. Am nächsten Morgen lag auf der Lichtung ein wunderschöner, junger weißer Blauaugendrache. Kapitel 3: Neumond ------------------ Er hatte bereits das ganze Tal abgesucht, aber von dem Fremden immer noch keine Spur gefunden. Doch es ließ ihm keine Ruhe, jeden Tag flog er aufs Neue hinaus und suchte ihn. Es kam ihm so vor, dass es sehr wichtig war ihn zu finden und dass sein Leben davon abhinge. Genau dies machte ihn furchtbar unruhig, wusste er doch nicht, was das alles bedeuten sollte. Nun, mit 120 Jahren war er zwar kein junger Drache mehr, aber um ein weiser, allwissender Drache zu sein, fehlten ihm noch so 200 Jahre. Selbst wenn er es nicht verstehen konnte, setzte er die Suche nach dem Fremden fort. Wie jeden Tag machte er sich nach einem ausgiebigen Frühstück im See auf die Suche nach dem Fremden. Er war schon unzählige Male über die Lichtung am anderen Ende seines Sees geflogen, aber heute war etwas anders. Beim näher kommen entdeckte er den Grund: Ein junger, weißer Blauaugendrache lag dort, und schaute ihm zitternd und mit ängstlichen Augen entgegen. Was musste der Kleine alles durchgemacht haben, dass er sich so vor ihm fürchtete? ~~~ Es war ihm bewusst gewesen, als er sich auf die Lichtung zurückgezogen hatte, dass der Schwarze ihn finden würde. Was soll’s, morgen wäre er eh nicht mehr da. Zumindest als Drache. Es wäre sinnlos gewesen sich verstecken wollen zu versuchen, denn einen Drachen kann man nicht so einfach verstecken. Dazu bräuchte es schon eine große Scheune, oder eben eine Höhle. Aber hier im Tal gab es nur eine Höhle, und dort lebte ja schon der Schwarze. Also wartete er auf die Ankunft des Schwarzen, nicht wissend, wie diese Begegnung verlaufen würde. Als der Schwarze endlich kam, schlug sein Herz aufgeregt gegen seine Rippen. Er konnte das Gefühl nicht einordnen, dass ihn durchströmte. War es Furcht? War es Angst? War es Unsicherheit? War es Erwartung? Auf jeden Fall war es so heftig, dass er zu zittern anfing. Sollte der Schwarze ihn töten wollen, wäre er nicht in der Lage zu fliehen, er war wie gelähmt an seinen Platz gefesselt. Ergeben erwartete er sein Schicksal, das sich ihm in Gestalt des Schwarzen Rotaugendrachens näherte. Gütig blickten ihn zwei warme rote Augen an. ~~~ „Hey, Kleiner, hab keine Angst!“, versuchte er den Kleinen zu beruhigen. Vorsichtig ließ er sich vor dem kleinen weißen Blauaugendrachen nieder, blickte ihm ruhig in die Augen und hoffte, dass er sich beruhigen würde. Er kam sich vor, wie die große, böse Schlange vor dem zitternden Kaninchen, das wie hypnotisiert darauf wartet, verschlungen zu werden. Dabei wollte er dem Kleinen doch gar nichts tun. Er war selbst viel zu sehr überrascht darüber, hier in seinem Tal einen anderen Drachen zu sehen. Als er sich von seiner Überraschung erholt hatte, fragte er sich, wo der Drache herkam und was ihn hierher verschlagen hatte. Er konnte nicht verleugnen, dass er Herzklopfen bekam, als er den kleinen Drachen so betrachtete. Er war noch nicht sehr alt, höchstens 50 Jahre, gerade in die Geschlechtsreife gekommen. Wenn der Kleine wollte, würde er ihn in seine Höhle aufnehmen, groß genug war sie ja. ~~~ Langsam entspannte er sich. Der Schwarze schien nichts gegen ihn zu haben, ihn nicht vertreiben zu wollen. Er hatte sich stets vor dem Zusammentreffen mit einem Drachen gefürchtet, wusste er doch überhaupt nichts über sie. Das einzige, das er wusste war, dass sich Drachen und Menschen so gut es ging aus dem Weg gingen. Deshalb war ihm über Art und Lebensweise der Drachen nichts bekannt. Waren sie fürsorglich und lebten in Familien oder Gruppen? Oder waren sie Einzelgänger, lebten jeder für sich und verteidigten ihr Territorium zähnefletschend gegen jeden Eindringling? So, wie der Schwarze gerade reagierte, vermutete er ersteres, auch wenn der Schwarze allein zu leben schien. Er selbst fühlte sich als Drache immer hilflos und ängstlich. Wenn es ging blieb er für den einen Tag in seinem Versteck, wenn er etwas gefunden hatte, das diese Bezeichnung verdiente. Doch der Blick dieser roten Drachenaugen war so warm und gütig, ja beinahe liebevoll und zärtlich, wie die Augen einer Mutter. Sie luden ihn ein in ihnen zu versinken und sich geborgen zu fühlen. Sein kleines Drachenherz schlug immer noch heftig, genau das war es, wonach er sich so sehnte. Geborgenheit. Seit der großen Schwarze bei ihm gelandet war, hatte er sich nicht bewegt, und da seine Augen ihm Sicherheit anboten, traute er sich zu ihm hinzugehen und vorsichtig mit seinen Nüstern seinen Geruch in sich aufzunehmen. ~~~ Seit er bei dem Kleinen gelandet war, hatte er sich nicht vom Fleck bewegt, weil er ihm keine Angst einjagen wollte. Trotzdem beobachtete er ihn aufmerksam und blickte ruhig in die blauen Augen, die ihn ängstlich ansahen. Nach einer Weile bemerkte er, dass das Zittern des Kleinen nachließ und die Angst in seinen Augen sich in Vertrauen verwandelte. Der Kleine hatte das Angebot seiner Augen angenommen. Er freute sich, als er sah, dass der Kleine näher kam, um den ersten Kontakt aufzunehmen. Der warme Atem seiner Nüstern kitzelte ihn, als er ihn beschnupperte, so wie es bei Drachen üblich war. Er hatte ganz vergessen, wie kitzlig Drachen sein können, und ganz besonders er. Erschrocken wich der Kleine zurück, als er es nicht mehr aushielt und sich kräftig schütteln musste. „Hab keine Angst, ich bin nur ziemlich kitzlig“, versuchte er den Kleinen zu beruhigen. Dieser schaute ihn ganz ungläubig an. „Dr…du bist kitzlig?“ waren seine ersten Worte. Amüsiert ließ er den Klang seiner Stimme auf sich wirken. Sie war angenehm, nicht mehr die eines Jungdrachens, aber auch noch nicht die eines voll ausgewachsenen Drachens. Sie würde noch etwas tiefer werden und das leichte Grollen, das schon in ihr war, ließ ihn erschauern, und weckte Sehnsucht in ihm. Die Sehnsucht nach einem Gefährten... „Darf ich?“, fragte er den Kleinen, denn nun wollte auch er den Geruch des anderen in sich aufnehmen. Schüchtern nickte der Kleine. Der Kleine roch gut, ein bisschen wie der Frühlingswind, aber da war noch etwas anderes, nicht unangenehm, auch nicht unbekannt, aber er konnte den anderen Duft noch nicht zu ordnen. Lächelnd bemerkte er, dass auch der Kleine ein wenig an seiner Flanke kitzlig war. „Hast du heute schon was gefressen?“, fragte er ihn, um die Situation etwas aufzulockern. Verneinend schüttelte der Kleine den Kopf. „Hast du Lust zu fischen? Hier gibt es jede Menge Fisch, und er ist viel leichter zu bekommen, als das Wild.“, zwinkerte er ihm zu. Wieder nickte der Kleine nur. Schade, er hätte seine schöne Stimme gern wieder gehört. „Na, dann komm, ich könnte ein zweites Frühstück gebrauchen“, forderte er den Kleinen auf ihm zu folgen. ~~~ Er roch interessant, wie ein warmer Sommerabend. Es war ein angenehmer Geruch, verhieß er ihm doch die Geborgenheit, die ihm die Augen schon angeboten hatten. Augen und Körper sprachen dieselbe Sprache. Er konnte dem Großen also vertrauen. Plötzlich zuckte er zurück, als der Große anfing sich zu schütteln. Irritiert blickte er zu ihm auf. „Hab keine Angst, ich bin nur ziemlich kitzlig“, sagte der Große lächelnd. „Dr…du bist kitzlig?“ fragte er ungläubig. (Uff, gerade so noch einmal hingebogen.) Das wusste er nicht, Drachen waren kitzlig? „Darf ich?“, fragte ihn der Große einige Zeit später. Er konnte nur nicken, saß ihm doch ein dicker Kloß in der Kehle. Er wusste doch gar nichts über Drachen und kam sich gerade schrecklich dumm vor. Große Nüstern näherten sich ihm und ein warmer Atem strich über seine Haut. Sein Herz, das dich gerade ein wenig beruhigt hatte, begann wieder schneller zu schlagen und eine schmerzhafte Sehnsucht breitete sich in ihm aus, so zärtlich fühlte es sich an. Als der Große an seine Flanke kam, kitzelte es auf einmal so fürchterlich, dass er nicht anders konnte, als sich kräftig zu schütteln. So, er war also auch kitzlig... „Hast du heute schon etwas gefressen?“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er schüttelte den Kopf. „Hast du Lust zu fischen? Hier gibt es jede Menge Fisch, und er ist viel leichter zu bekommen als das Wild.“, zwinkerte der Große ihm zu. Wieder konnte er nur nicken. Was er genau tun musste, konnte er ja die letzen Tage beobachten, nur - er war noch NIE geflogen, und gejagt hatte er auch noch nie. Es reichte vollkommen aus, wenn er sich am Abend vorher richtig satt aß, dann konnte er den Tag als Drache auch ohne Nahrungsaufnahme überstehen. Am Morgen danach war er dann zwar etwas hungriger als gewöhnlich, aber es ließ sich aushalten und zwang ihn nicht dazu, als Drache auf die Jagd zu gehen. „Na, dann komm, ich könnte ein zweites Frühstück gebrauchen.“, forderte ihn der Größere zum mitkommen auf. Unsicher erhob er sich und folgte dem Großen mit immer sicherer werdenden Flügelschlägen zum See. Himmel, war das toll. Das Fliegen sooo schön war hatte er nicht gewusst. Dann wäre er ja schon viel früher geflogen. Also, wie war das: Sturzflug in den See und einen Fisch schnappen. Das war leichter gesagt, als getan. Doch beim dritten Anlauf klappte es und so füllte er zum ersten Mal in seinem Leben seinen Drachenmagen. Das fühlte sich gar nicht mal so schlecht an. Roher Fisch war gar nicht mal so übel. Daran könnte er sich glatt gewöhnen. Jedoch, von der Menge, die er gerade als Drache verputzt hatte, könnte er als Mensch fast eine Woche leben. „Hast du Lust, dich vor meiner Höhle zu sonnen?“, lud der Schwarze ihn ein, als sie sich nach dem Fischen am Ufer des Sees nieder ließen. Er schluckte. „Oder soll ich dir erst mein Tal zeigen?“ Er blickte in zwei bittende Augen. Dem Großen schien an seiner Gesellschaft ja viel gelegen zu sein. „Erst einmal sonnen“, entschied er sich, interessierte ihn doch die Höhle ungemein und außerdem musste er sich erst einmal von dem ungewohnten Fliegen noch ein wenig erholen und den köstlichen Fisch verdauen. ~~~ Der Kleine war zu niedlich. Offensichtlich hatte er vorher nie gefischt, aber nach zwei Fehlversuchen stellte er sich dann doch ganz geschickt an. Er war ja mit solch einer Begeisterung dabei, dass es eine Freude war, ihm zuzusehen. Der Kleine erinnerte ihn an vergangene Tage, an die Zeit, als er selbst noch ein verspielter und unbeschwerter Jungdrache war. Als er noch nichts davon ahnte, was für ein Schicksal ihn ereilen würde. Es war eine schöne Zeit, als er mit seinen Freunden die Wälder und Seen unsicher machte. Während er dem Kleinen beim Fischen zusah, spürte er eine Sehnsucht in sich aufsteigen, die er lange nicht mehr in sich gespürt hatte. Natürlich hatte er sich mit seinen Freunden über die Drachenmädchen in ihrer Kolonie unterhalten, und hatte auch versucht die eine oder andere auf sich aufmerksam zu machen. Doch solange er nicht seinen 50. Geburtsmond erreicht hatte, und damit als Geschlechtsreif galt, war es ihm verboten sich an die fortpflanzungsfähigen Drachenmädchen heranzumachen. Aber seine sehnsüchtigen Träume erfüllten sich nicht, denn schon beim ersten Vollmond nach seinem Geburtsmond verwandelte er sich in einen Menschen. Noch während er versuchte zu begreifen was geschehen war, wurde er aus seiner Kolonie ausgestoßen und verbannt. Traurig zog er durch die Welt und selbst, wenn er auf eine Drachendame stieß, wies sie ihn ab, selbst wenn sie seine Verwandlung nicht zu sehen bekommen hatte. Es war, als würde er eine Krankheit in sich tragen, die ihn zur Paarung ungeeignet machte. Nachdem ihm dies immer wieder passierte, und erst Recht, als er dieses Tal fand, fand er sich damit ab, diese Gefühle niemals ausleben zu können. Und je länger er allein war, desto weniger plagte es ihn. Aber jetzt, da er dem kleinen Weißen in seinem unbekümmerten Tun zu schaute, regte sich dieses Gefühl wieder in ihm, und zwar mit einer solchen Macht, dass er an sich halten musste nicht einfach über den Kleinen herzufallen. Er wollte den kleinen Weißen behalten, er sollte bei ihm bleiben, hier in seinem Tal, für immer. Er wärmte ihm jetzt schon sein Herz und vielleicht auch bald sein Lager? Na ja, und diesen einen besonderen Tag konnte er ja eventuell vor ihm verbergen. „Hast du Lust, dich vor meiner Höhle zu sonnen? Oder soll ich dir erst mein Tal zeigen?“ (Wieso muss ich nur an meine Briefmarkensammlung denken? ^^) Er musste sich zusammenreißen und durfte das dünne Band des Vertrauens zu dem Weißen nicht zerstören. Er musste es erst noch festigen, bevor er seiner Sehnsucht nachgeben durfte. Es wäre wirklich zu schön, wenn der Kleine zur Nacht in seine Höhle käme. Doch der Tag war noch jung, erst einmal standen andere Dinge auf dem Plan: Sich zusammen sonnen, gemeinsam durchs Tal fliegen… „Erst mal sonnen.“, antwortete der Kleine mit seiner wunderschönen Stimme. ~~~ Das Plateau war großzügiger, als es von unten wirkte. Hier hatten sogar zwei ausgewachsene Drachen ausreichend Platz. Und die Aussicht auf das Tal war beeindruckend. Die Sonne hatte den Fels wunderbar erwärmt und so ließ er sich von der Sonne von oben und unten wärmen. Genüsslich schloss er die Augen, dies war für ihn Luxus pur, so was hatte er als Drache noch nie erlebt. Sein Drachendasein bestand daraus sich in kalten, dunklen und feuchten Wäldern zu verstecken, damit die Menschen ihn nicht fanden. Ein Blick in die Höhle ließ ihn aufseufzen. Sie sah so gemütlich aus, ein Ort, der sich mit Recht ein Zuhause nennen durfte. Viel zu lange musste er ein solches schon entbehren. Ach, er wünschte sich, er könnte für immer ein Drache sein. Dann könnte er hier bleiben, denn die stumme Einladung dazu konnte er längst in den warmen roten Augen lesen. Jedoch der Tag heute war nur ein geborgtes Glück, Glück für einen Tag. Morgen würde er wieder in seinem Versteck unten am See liegen und hoffen, dass der große Schwarze ihn nicht entdeckte. Aber heute wollte er sein Glück genießen, denn irgendwie mochte er den großen Schwarzen schon jetzt. Eines war aber jetzt schon sicher, er würde dieses Tal niemals wieder verlassen, konnte er hoffentlich doch 12 Tage im Jahr so wie diesen verbringen. Er war sicher, der Große würde ihn niemals verjagen. „Warum seufzt du?“, fragte ihn der Große. „Du hast es wunderschön hier.“, antwortete er wehmütig. „Dann bleib doch hier!“ Jetzt war ausgesprochen, was er bisher nur vermutet hatte. Sicher war der große Schwarze auch einsam und würde sich über einen Gefährten freuen. „Mal sehn, vielleicht…“, gab er ausweichend zur Antwort. „Na, überleg es dir. Du bist immer herzlich willkommen.“, gab der Große leicht enttäuscht zurück. Es schmerzte ihn, den Großen enttäuschen zu müssen, aber er konnte doch nicht einfach zu ihm sagen: ‚Hör zu, ich bin nur bei Neumond ein Drache, ansonsten bin ich ein Mensch.’ Das ging doch nicht. Er würde ihn genauso verjagen und nichts mehr von ihm wissen wollen, wie bisher die Menschen. Und dann wäre er wieder ganz allein. Da die Sonne ihn so schön wärmte, duselte er ein wenig ein und es war ihm so, als wäre der große Schwarze ein Stückchen näher zu ihm gekrochen. Auf jeden Fall hatte er seinen Geruch in den Nüstern und er fühlte sich einfach rundum zufrieden und geborgen. Das Morgen verdrängte er einfach in den hintersten Winkel seines Kopfes. Ganz entspannt schlief er ein. Als die Sonne unterging erwachte er wieder. Er fühlte sich äußerst erholt, konnte er doch die vergangenen Stunden sorglos schlafen. Er schaute auf und blickte in warme rote Augen, die liebevoll auf ihm ruhten. „Na, ausgeschlafen? Die Sonne war wohl ein bisschen zu warm für dich.“ Glücklicherweise bekamen Drachen keinen Sonnenbrand, sonst sähe er jetzt aus wie ein gekochter Krebs, so lange, wie er in der Sonne gelegen hatte. „Magst du jetzt eine Runde fliegen, bevor die Sonne ganz untergegangen ist?“, fragte ihn der Große lächelnd. „Gerne, dein Tal sieht so schön aus. Zeigst du mir deine Lieblingsplätze?“, wagte er sich mutig vor. Dann könnte er ihn vielleicht an diesen hin und wieder beobachten. „Wenn du möchtest.“, freute sich der Große. Er genoss es mit dem Großen zu fliegen und bewunderte seinen eleganten Flug. Das Tal war wirklich wunderschön. An der rechten Seite der lang gezogene See, welcher sich in der Mitte ein wenig verjüngte und mit einer kleinen Insel in seinem hinteren Teil. Rechts davon grenzte ein Gebirge an den See und am linken Ufer schloss sich ein großer Wald an. In diesem gab es noch einen kleinen See und viele kleine Lichtungen und dahinter konnte man in der Ferne einen weiteren Gebirgszug erkennen, welcher das Tal einrahmte. Die Höhle selbst war in ein Felsmassiv eingebettet, welches das Tal zu diesem Ende hin verschloss. Der See wurde von verschiedenen kleinen Flüssen aus dem Gebirge gespeist und einem größeren Fluss am hinteren Ende des Sees, der aus dem Wald kam und den kleinen See mit dem größeren verband. Insgesamt war das Tal von Gebirge umschlossen und der Kleine fragte sich, wie er überhaupt den Weg in dieses Tal gefunden hatte. (Ich weiß es ^^) ~~~ Die Lieblingsplätze des Schwarzen waren die kleine Insel im See, die Lichtung im Wald, auf der er den Kleinen gefunden hatte (warum wohl ^^) und zwei weitere Felsvorsprünge in der Gebirgswand am See. Es freute ihn, dass sein Tal dem Kleinen so gefiel und er hoffte, dass er ihn überzeugt davon hatte bei ihm zu bleiben. Nach einem ausgiebigen Fischzug zogen sich die beiden Drachen in die Höhle zurück und legten sich nieder. ~~~ Eigentlich müsste er sich jetzt einen Weg suchen, um einen vernünftigen Abgang hinzubekommen, aber er hatte immer noch nicht die leiseste Ahnung wie. Der Große hatte ihn so vereinnahmt, schien ihn ständig in Bewegung zu halten, als könne er dadurch einen Abschied verhindern. Er wollte ja selbst auch am liebsten bleiben, weshalb er bisher auch nur halbherzig daran dachte zu gehen. Viel zu gerne nahm er die Einladung an, die Nacht in der Höhle zu verbringen. Wollte er es am Ende vielleicht unbewusst darauf anlegen, dass der Große sein Geheimnis entdeckte, dass ihm die Entscheidung abgenommen wurde es ihm zu zeigen oder nicht? ~~~ Der große schwarze Rotaugendrache auf jeden Fall war glücklich, dass der kleine weiße Blauaugendrache ihn in die Höhle begleitete und die Nacht bei ihm verbrachte. Lange lag er noch wach und beobachtete den Kleinen, wie er zusammengerollt auf seinem Lager eingeschlafen war. Auch wenn er sich am liebsten direkt zu ihm gelegt hätte, so wollte er doch noch nicht zu zutraulich sein, um ihn nicht zu verschrecken. ~~~ Noch vor Sonnenaufgang erwachte er wieder. Zum Glück schlief der Große noch. Wenn er jetzt nicht aufwachte, dann würde er es noch schaffen zur Lichtung hinunter zu fliegen, bevor er sich wieder zurück verwandelte. Aber allzu viel Zeit durfte er sich nicht lassen. Leise schlich er sich aus der Höhle heraus, breitete die Flügel aus und ließ sich zum See hinab gleiten. Mit drei, vier Flügelschlägen ereichte er die Lichtung, und das nicht zu früh, denn kaum war er angekommen, begann auch schon seine Rückverwandlung. Und genau mit Sonnenaufgang erreichte er sein Versteck und ließ sich erschöpft, aber traurig nieder. Heiße Tränen liefen über sein Gesicht, als er einschlief. Kapitel 4: Liebeskummer ----------------------- Als der schwarze Rotaugendrache mit dem Sonnenaufgang erwachte, war er allein in seiner Höhle. Suchend blickte er sich um, wo war der Kleine nur? Sah er sich draußen den Sonnenaufgang an? Nein, vor der Höhle war er auch nicht. Aufgeregt begann er sich auf die Suche nach dem Kleinen zu machen. Es war zum Verrückt werden: zuerst tauchte der Fremde wie aus heiterem Himmel auf, um dann spurlos wieder zu verschwinden, und danach der kleine weiße Blauaugendrache, an den er längst sein Herz verloren hatte. Beide waren plötzlich da und dann genauso plötzlich verschwunden. Jedoch hoffte er wenigstens von dem Kleinen eine Spur zu finden. So ein Drache war ja nicht eben klein und war auch nicht gerade leicht. Aber so sehr er auch suchte, im ganzen Tal war keine Spur von dem weißen Drachen zu finden. Hatte er am Ende das Tal wieder verlassen? Traurig und mit hängenden Schultern (falls Drachen so etwas überhaupt können) kehrte er in seine Höhle zurück. Kraftlos sank er auf das Lager des Kleinen nieder, das noch ganz schwach nach ihm roch. Warum? Warum durfte er nach all der Zeit einen Blick in den Himmel werfen, um dann so grausam wieder daraus herausgestoßen zu werden? Dieser Schmerz war größer, als der Schmerz aus der Kolonie ausgestoßen worden zu sein. Hatte er damals doch noch die Hoffnung, jemanden zu finden. Aber heute, nach 70 Jahren, wusste er es besser. Traurig schloss er die Augen und zwei Tränen rollten über sein Gesicht. ~~~ Seth erwachte aus dem unruhigen Schlaf in den er gefallen war, nachdem er sich zurückverwandelt hatte, als er den Großen die Höhle verlassen hörte. Dieser nahm sich erst gar nicht die Zeit zu fischen, sondern flog sofort das ganze Tal ab. Er konnte sich denken, warum er so davon stürmte. Er suchte ihn, doch er würde ihn nicht finden. Nicht als weißer Blauaugendrache. Denn er saß hier in seinem Versteck und blickte ihm mit trüben Augen hinterher. Als der Große zu seiner Höhle zurück “geschlichen“ kam, wäre er so gerne zu ihm gegangen, um ihn zu trösten. Sein Flug hatte seine Kraft und seine Eleganz verloren und es betrübte ihn, ihn so zu sehen. Der Große verschwand in seiner Höhle und kam nicht mehr heraus. Seth und der schwarze Rotaugendrache hatten beide die Freude am Leben verloren. Appetitlos verbrachte jeder seinen Tag auf seinem Lager: Seth in seinem Versteck und der Drache in seiner Höhle. Am 7.Tag nach Neumond erschien der Drache vor seiner Höhle und brüllte sein Leid aus sich heraus. Seth zerriss es beinahe das Herz ihn so leiden zu hören. In ihm reifte der Entschluss am nächsten Neumond zu ihm zu gehen und bei ihm zu bleiben, bis sein Geheimnis sich ihm offenbarte. Wie sollte er ihm sonst verständlich machen, dass er sein kleiner weißer Blauaugendrache war? ~~~ Der schwarze Rotaugendrache wollte nicht mehr. Der geheimnisvolle Fremde, der eine Abwechslung in seinem Leben versprach, war nicht zu finden und auch von seinem süßen kleinen Weißen war kein Fitzelchen zu sehen. Höchst wahrscheinlich hatte er das Tal längst verlassen, aber er brachte die Kraft einfach nicht auf außerhalb des Tals nach ihm zu suchen. Wo sollte er auch suchen, die Welt war groß, er konnte mittlerweile überall sein. Sein Sonnenschein hatte ihn verlassen, und sein Wille allein weiterzuleben auch. Doch ein Drache stirbt nicht so leicht – jedoch ein Mensch... Bei Vollmond wollte er es beenden... ~~~ Von all dem hatte Seth keine Ahnung. Er tröstete sein trauriges Herz damit, dass es ja wieder einen Neumond geben würde. Dann wollte er zu seinem Großen gehen und den Dingen ihren Lauf lassen. Und wenn ihn der Große dann nicht wollte, würde er seinem Leben ein Ende setzen... (Hey, wo kommt eigentlich das ganze Depri her? Kann mir das mal einer sagen….?) ~~~ Am Morgen des Vollmondes wachte er zerschlagen auf seinem Lager auf. Ihm war schwindlig, da er, seit der Kleine fort war, nichts mehr gefressen hatte. Auf wackligen Beinen begab er sich zum Höhlenausgang. Zuerst wollte er sich vom Felsplateau runterfallen lassen, aber dann wollte er doch lieber in seinem See sterben. Also machte er sich auf den Weg von seiner Höhle runter zum See. Da er nicht mehr so ganz sicher auf seinen Beinen war, und ihm immer wieder schwindlig wurde, rutschte er ständig aus, ganz im Gegensatz zu früheren Abstiegen. Als er endlich an seinem See angekommen war, ging er in den See hinein und schwamm einfach los. Erschöpfung und Nahrungsmangel würden das ihrige tun... ~~~ Seth wurde von ungewohnten Geräuschen am Tag des Vollmondes geweckt. Da er die Geräusche nicht einordnen konnte, verließ er sein Versteck um sich umzusehen. Das Geräusch kam von der Felsseite und es waren herunterkullernde Steine, die er hörte. Während er noch überlegte, was die Steine losgetreten haben könnte, kam ein junger Mann zum See getorkelt, ging ohne zu stoppen hinein und schwamm los. Ihn hatte der junge Mann überhaupt nicht bemerkt. Nach einiger Zeit tauchte er unter. Irgendetwas war seltsam an diesem Mann, deswegen zog er schon mal seine Kleidung aus. Als er nicht mehr auftauchte, überlegte Seth nicht lange, sondern schwamm hinaus, um nach dem Rechten zu sehen. An der Stelle, an der er ihn zuletzt gesehen hatte, tauchte er. Zum Glück fand er ihn auf Anhieb, packte ihn unter den Armen und zog ihn mit hinauf zur Oberfläche. Oben angekommen jappste er nach Luft und schwamm mit ihm zum Ufer und legte ihn vorsichtig ab. Seth kniete sich neben den Blonden und drückte ein paar Mal auf seinen Brustkorb. Doch als eine Reaktion ausblieb, versuchte er ihm Luft in die Lunge zu blasen. Seth hatte mal gehört, dass das helfen sollte, aber erlebt hatte er es noch nicht. Er versuchte es immer wieder, auf den Brustkorb drücken und Luft einblasen, und immer wieder flehte er den Blonden an, doch endlich wieder Luft zu holen. Immer und immer wieder. Als er es schon fast aufgeben wollte, begann der Blonde zu husten und das Wasser herauszuwürgen. Glücklich und erschöpft sank Seth neben dem Blonden nieder. Vorsichtig bettete er seinen Kopf auf seinem Schoss und betrachtete ihn. Er hatte die Augen geschlossen und atmete noch etwas unregelmäßig. Doch langsam normalisierte sich seine Atmung und er entspannte sich. Als der Blonde seine Augen öffnete, blickte Seth in zwei haselnussbraune Augen. „Hallo, da bist du ja.“ ------------------------- Hallo, ihr treuen Leser! Erst einmal vielen Dank für die Fähnchen und die vielen Knuddeleinheiten, brummm. Ich fühle mich geschmeichelt. Namen müssen sein, und ich hab lang mit mir gerungen, welche ich letzten Endes nehmen soll. Zum Schluss habe ich mich für Seth und Jono entschieden. Leider fällt mir kein Name für den großen Schwarzen ein. Er hat doch keinen Menschennamen, sondern einen, für Menschen unaussprechbaren, Drachennamen, und Jono soll nur eine Kurzform daraus sein, die Seth wählt. Also wenn jemand einen Vorschlag hat, immer her damit, ihr helft einer armen kleinen risuma damit aus der Klemme. Vielen Dank Eure risuma Kapitel 5: Vollmond ------------------- Zwei Drachen kommen schüchtern zu mir herein. „Risuma, hast du schon mit unserer Geschichte angefangen?“ „Hier schaut“, zeige ich auf meinen Computer. „Oh, toll“, freuen sich beide. „Ui, 16 Kommentare“, entdeckt der Schwarze. Ich öffne die Favoliste. „Und 13mal Favo“, freut sich der Weiße. Glücklich tollen beide ausgelassen in meinem Zimmer herum. „Hey, passt auf, dass ihr nichts umschmeißt.“, muss ich sie dann aber doch in ihrer überschwänglichen Freude ein wenig bremsen. „Daaaaanke, ihr lieben Leser!“ Glücklich schwirren sie wieder hinaus. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als das Wasser tief genug war, hörte er einfach auf weiter zu schwimmen und empfing, als er auf den Boden sank, dankbar die wohlige Dunkelheit, die ihn umhüllte und alles Leid vergessen ließ. Tiefer Frieden füllte ihn aus. Leise, ganz leise war es ihm, als würde eine Stimme jemanden bitten, doch wieder Luft zu holen. Ganz leise erst, dann immer lauter werdend, hatte die Stimme einen flehenden Klang und auf einmal erkannte er, dass die Stimme ihn bat, wieder Luft zu holen. Der Klang der Stimme ließ sein Herz vor Freude aufjauchzen und deshalb gab er gerne der Bitte nach und versuchte zu atmen. Doch er musste erst einmal fürchterlich husten und eine ganze Menge Wasser loswerden. Erschöpft wollte er einfach nur liegen bleiben, aber liebevolle Hände hoben seinen Kopf an und betteten ihn auf eine weiche Unterlage. Das war angenehm und tat irgendwie gut. Als seine Atmung sich beruhigt hatte, fühlte er sich in der Lage seine Augen zu öffnen um nachzuschauen, wer sich so fürsorglich um ihn kümmerte. Neugierig öffnete er seine Augen und blickte in besorgte blaue Augen. Und augenblicklich wusste er, dass das der Fremde war, den er so lange gesucht hatte. „Hallo, da bist du ja.“, mehr konnte er nicht zu dem Blauäugigen sagen. Erstaunt vernahm er seine Stimme, denn er hatte bisher noch nie geredet. „Schön, dass du aufgewacht bist.“, strahlten ihn die blauen Augen nun an. Dieser Fremde schien sich wirklich darüber zu freuen, dass er lebte. Dann wollte er sich auch darüber freuen. Außerdem roch er so gut. Es kam ihm so vor, als kannte er diesen Geruch. Nein, nicht so intensiv. Diesem Geruch war er noch nie begegnet. Aber er war angenehm. Das Strahlen der blauen Augen und der Duft des Fremden ließen ihn sich wohlig fühlen. Zufrieden schloss er seine Augen und beschloss diesen Platz, den er gerade innehatte, auf keinen Fall zu räumen. ~~~ Seth freute sich riesig, als er diese Worte hörte, wenn sie ihn auch ein bisschen verwirrten. ‚Hallo, da bist du ja.’ Hatte der Blonde etwa auf ihn gewartet? Oder ihn gesucht? Nein, das konnte nicht sein. Er hatte hier im Tal keinen anderen Menschen gesehen oder bemerkt. Trotzdem freute er sich über die Begrüßung, hieß es für ihn doch erwartet und willkommen zu sein. Während er an den vergangenen Tagen versuchte, sich das Leben an der Seite des großen Schwarzen auszumalen, verhieß ihm die Gesellschaft des Blonden eine noch größere Zufriedenheit. Er liebte den Schwarzen, das war ihm in den vergangenen Tagen klar geworden, doch er würde mit ihm niemals eine solche Verbindung haben können, wie mit einem anderen Menschen. Als der Blonde wieder seine Augen schloss, schaute Seth ihn sich erst einmal ganz in Ruhe an. Er blickte in ein ebenmäßiges Gesicht, umrahmt von schönem goldblonden Haar, wunderschön geschwungenen Augenbrauen, einer zierlichen Stupsnase, einem kleinen Kinn mit einem Grübchen und perfekt geformten Lippen, die zum… Hoppla, was dachte er denn da? Auch der Rest konnte sich sehen lassen, schmale Schultern, schön geschwungenen Schlüsselbeinen, kräftigen Armen und einen wohlgeformten Oberkörper. Seine Haut sah aus wie aus Alabaster, und fühlte sich bestimmt samtweich an. Seths Blick wanderte tiefer, zu einem kleinen Bauchnabel, goldfarbenen Schamhaar, das sich leicht kringelte und einem schön geformten Penis, der ganz entspannt auf langen schlanken Beinen ruhte. Alles in allem war dies der schönste Mann, den Seth je gesehen hatte. Die samtweiche Haut lud förmlich ein gestreichelt zu werden und diese schönen rosafarbenen Lippen schienen regelrecht dazu aufzufordern geküsst werden zu wollen. Zärtlich strich er ihm eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht. Seth konnte seine Augen nicht von diesen Lippen abwenden. Magnetisch zogen sie seinen Blick an und ehe er sich versah, drückte er einen zärtlichen Kuss auf diese Lippen. Der Blonde seufzte zufrieden auf. Langsam wurde es für Seth jedoch unbequem und er wollte sich gerne anders hinsetzen, aber irgendwie schien der Blonde damit überhaupt nicht einverstanden zu sein. Doch nach einigen Versuchen schaffte er es, sich wenigsten auch ausstrecken zu können und döste nach einer Weile ein. ~~~ Der Blonde träumte in der Zwischenzeit von Liebe und Geborgenheit, ganz wie zu der Zeit, als er noch ein kleiner Drache war und seine Mutter ihn nie aus den Augen ließ. Es war ein schöner Traum und er fühlte sich gerade so richtig wohl, als etwas seinen Mund berührte. Er wusste nicht, was es war, aber es fühlte sich ganz toll an. Als die Berührung verschwand, seufzte er unbewusst auf, denn das hätte ruhig noch länger dauern können. Seinem Herz wurde ganz warm, so angenehm war es. Als er spürte, dass sein Kopfkissen verschwinden wollte, hielt er es ganz fest, denn er brauchte es doch noch. Das Kopfkissen blieb zwar da, aber es war nicht mehr so gemütlich, wie bisher. Als es ihm zu ungemütlich wurde, verließ er das Land der Träume und schlug die Augen wieder auf. Hey, wo waren denn die Strahleaugen? Er setzte sich auf, und konnte den jungen Mann vor sich schlafend auf dem Rücken liegend sehen. Ausführlich betrachtete er den vor sich liegenden Mann. Er hatte noch nie einen Menschen von nahem gesehen, außer seinem Spiegelbild. Prinzipiell sahen sie gleich aus, aber einiges war doch anders. Zum Beispiel die Körperbehaarung, er war sonnengelb und der andere haselnussbraun. Auch an der Stelle zwischen den Beinen. Arglos betrachtete er den anderen und suchte weitere Unterschiede, bis ihm etwas gänzlich Unterschiedliches auffiel: während sein Teil zwischen den Beinen einfach so herunterhing, sah es bei dem anderen ganz anders aus. Erst schien es so wie bei ihm zu sein, doch verwundert beobachtete er, wie es sich veränderte, es richtete sich auf, bis es zu der kleinen Kuhle zeigte, die auf dem Bauch des anderen war. Seltsam, so was hatte er noch nie gesehen, auch nicht bei sich selbst. Während er über diese Merkwürdigkeit nachdachte, fiel sein Blick auf den Blauäugigen. Dieser hatte mittlerweile seine Augen wieder geöffnet und einen leichten Rotschimmer in seinem Gesicht. „Gefällt dir, was du siehst?“ „Ja“, nickte er, denn der Blauäugige gefiel ihm tatsächlich. Aber (noch) nicht in dem Sinne, den der andere ansprach. Davon hatte er noch keine Ahnung. ~~~ Eben noch warm, wurde es plötzlich kühler auf seinem Schoß. Seth öffnete die Augen und registrierte zweierlei: der Blonde saß neben ihm und schaute ihn ganz genau an, und zweitens war er immer noch nackt, genauer gesagt, waren sie beide nackt. Als der Blonde ihn so musterte, spürte er, wie sich zwischen seinen Beinen das Blut sammelte und sich etwas regte. Diese unschuldige Musterung ließ ihn nicht kalt, ganz und gar nicht kalt. Und seltsamer Weise störte es ihn überhaupt nicht, im Gegenteil, es ließ sein Herz schneller schlagen. Schmunzelnd beobachtete Seth den Blonden, der dem kleinen Schauspiel, das sein Penis bot, ungläubig folgte. Er war einfach zu niedlich. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er, als der Blonde ihn anschaute. Der Blonde nickte und gab ein ehrliches „Ja“ zur Antwort. Auch wenn es ihm alles andere als unangenehm war von dem anderen gemustert zu werden und nackt vor ihm zu stehen, begann er doch zu frösteln, denn die Sonne war im Begriff unterzugehen. Er drehte sich um und wollte zu seiner Kleidung zurückgehen. „Bleib.“, hörte er leise die Stimme des Blonden hinter sich. Seth drehte sich um, lächelte den Blonden an und sagte: „Keine Angst, ich geh nicht weg. Ich will nur meine Kleidung holen, die dort hinten bei dem Busch liegt. Mir wird nämlich langsam kalt.“ „Kleidung?“, fragte der Blonde irritiert und schaute Seth hinterher. Seth zog sich langsam unter den aufmerksamen Blicken des Blonden an. Mit geübten Griffen band er sich sein Lendentuch um, schlüpfte anschließend in seine ledernen Hosen, warf sich sein weites Hemd über, band sich den Gürtel um, schlüpfte in seine ledernen Stiefel und zog zum Schluss seine Lederweste über und schnürte sie zu. So, wie ihm der Blonde dabei zusah, konnte man den Eindruck gewinnen, dass er noch nie jemanden beim anziehen zugesehen hätte. Wie recht er damit hatte, konnte Seth ja nicht wissen. „Und wo hast du deine Kleidung?“, wollte Seth von dem Blonden wissen. Dieser schaute ihn immer irritierter an. ~~~ Der Blauäugige schaute ihn lächelnd an. Nach einiger Zeit drehte er sich um und wollte gehen. Sein Herz erschrak. Nein, er sollte nicht weggehen, er sollte bleiben. Er hatte ihn doch so lange gesucht und ihn gerade erst gefunden. „Bleib.“, konnte er nur leise sagen und wusste nicht, ob der Blauäugige ihn hörte. Der Blauäugige drehte sich jedoch um, lächelte ihn an und sagte: „Keine Angst, ich geh nicht weg.“ Das war gut und ihm fiel ein Stein vom Herzen. „Ich will nur meine Kleidung holen, die dort hinten bei den Büschen liegt. Mir wird langsam kalt.“ „Kleidung?“, dachte er laut. Was ist das? Was macht man damit? Dem Blauäugigen musste das wichtig sein, wenn er extra die Mühe auf sich nahm, zu diesem hinzugehen. Interessiert beobachtete er das Tun des Blauäugigen: Er hob etwas vom Boden auf, versteckte sein Teil dahinter und wickelte es sich um den Bauch. Danach nahm er etwas, in das er seine Beine steckte, und durch das flatternde Etwas, steckte er seinen Kopf. Anschließend nahm er etwas, das wie eine Liane oder Schlangenhaut aussah und wickelte es sich um den Bauch. Für seine Füße hatte er auch noch etwas und ganz zum Schluss steckte er seine Arme durch eine Tierhaut und schaute wieder zu ihm. Während der ganzen Zeit blieb ein Lächeln auf dem Gesicht des Blauäugigen. „Und wo hast du deine Kleidung?“, wurde er gefragt. Wie, er sollte auch so etwas haben? Verlegen senkte er den Kopf und schüttelte ihn. Nein, so etwas hatte er nicht. Er wusste gar nicht, dass die Menschen eine zweite Haut hatten, die sie nach Belieben an- und ablegten. Er lief immer nur in seiner Haut herum, so wie als Drache auch. „Was machst du denn, wenn dir kalt ist?“, fragte darauf der Blauäugige. ‚Kalt’, schon wieder dieses Wort. Kalt war der Schnee, die Luft im Winter, manchmal das Wasser im See oder der Regen, aber was bedeutete: wenn dir kalt ist? Meinte er damit vielleicht ungemütlich sein? „Ich geh in meine Höhle“, antwortete er deshalb ohne weiter nachzudenken. „In deine Höhle?“, fragte der Blauäugige überrascht. „Ja“, nickte er. „Komm.“ Er nahm an, dass es dem anderen ungemütlich wurde und deshalb ging er mit ihm zu seiner Höhle. Es war für ihn selbstverständlich in seine Höhle zurückzugehen. Es wusste gerade zurzeit nicht, dass er ein in einen Menschen verwandelter Drache war. Dieses Wissen hatte er mit seinem Leid verdrängt. Einzig und allein das Bewusstsein um diesen Menschen an seiner Seite hatte Platz in ihm… ~~~ Mit wachsendem Erstaunen folgte Seth dem Blonden. Er lebte in einer Höhle? Er hatte doch gar keine zweite Höhle entdecken können, auch nicht an dem Tag, als er als Drache über das Tal flog. Diese Höhle musste wirklich sehr gut versteckt liegen, so dass sie vor dem großen Schwarzen sicher war. Der Blonde gab ihm ziemliche Rätsel auf. Er lief wie selbstverständlich nackt durch die Gegend und lebte in einer Höhle, die man nicht sofort sehen konnte. Kleidung war ihm vielleicht etwas völlig fremdes. Doch etwas anderes beschäftigte Seth noch, hatte der Blonde denn überhaupt keine Angst vor Drachen? Alle Menschen, die Seth bisher kennen gelernt hatte, fürchteten sich vor Drachen. Ob er ihm wohl etwas über den Rotaugendrachen erzählen konnte? „Hast du denn keine Angst vor dem schwarzen Drachen?“, fragte er, als er ihm zur Höhle folgte. „Drache?“, fragte der Blonde zurück. „Ja, Drache.“ „Nein.“ ~~~ Der Blauäugige stellte seltsame Fragen. Er war überhaupt seltsam. Wofür brauchte er eine zweite Haut? Was hat das mit dem ‚Kalt’ auf sich? Warum fragt er nach Drachen? Er hatte hier noch nie einen Drachen gesehen. Doch wenn er auch sein Drachensein ‚vergessen’ hatte, so ging er doch sicheren Fußes den Weg zur Höhle hinauf. Die Gesellschaft des Blauäugigen gab ihm die nötige Kraft. ~~~ Seth staunte immer mehr. Der Blonde führte ihn geradewegs zur Drachenhöhle, schien aber gleichzeitig keine Ahnung von der Existenz des Drachen zu haben. Als Seth die Höhle betrat, fühlte er sich seltsam beklommen. Für ihn stand diese Höhle für Geborgenheit, liebevolle Zuwendung, Sehnsucht nach einem Partner, aber auch für den schmerzhaften Rückzug, Trauer und Verlust. Der Blonde ergriff seine Hand, zog ihn zu dem ihm schon bekannten Lagerplatz und bedeutete ihm, sich neben ihm niederzulassen. Seth kam dieser Aufforderung gerne nach. Der Blonde schien nicht gewillt zu sein, ihn in irgendeiner Weise allein lassen zu wollen, denn er schmiegte sich sofort ganz dicht an ihn. Gerade so, als hätte er Angst davor, verlassen zu werden. (Wie recht du doch hast, Seth) Seth begann gerade die Wärme zu genießen, die von dem Blonden ausging, als lautes Magenknurren ihn daran erinnerte, dass er heute noch nicht so viel gegessen hatte. Die Ereignisse des heutigen Tages hatten alle Gedanken an Essen und Trinken verdrängt. Doch nun, da er zur Ruhe kam, erinnerte sein Körper ihn daran, dass er auch noch andere Bedürfnisse hatte. ~~~ Ohne darüber nachzudenken hatte er den Blauäugigen aufgefordert, ihn zu seiner Höhle zu begleiten. Dort begab er sich zu seinem Lieblingsplatz und forderte den Blauäugigen auf, sich neben ihm niederzulassen. Er freute sich, dass er seiner Bitte nachkam und kuschelte sich sofort an ihn. Er mochte seinen Geruch und die Wärme, die von ihm ausging. So wollte er bleiben und sich so schnell nicht wieder bewegen. Er hatte es sich gerade so richtig gemütlich gemacht, als lautes Magenknurren ihm zeigte, dass sein Gast Hunger hatte. Zerknirscht stand er auf und forderte den anderen auf, es ihm gleichzutun. Er reichte ihm seine Hand und sagte nur ein Wort. „Komm.“ Sie gingen an einen Platz in der Nähe der Höhle, an dem die herrlichsten Beeren und Nüsse wuchsen. Gemeinsam ließen sie sich Beeren und Nüsse schmecken und stillten ihren Durst am nahe gelegenen Tümpel. Anschließend kehrten sie zur Höhle zurück und ließen sich auf dem Lager nieder. Sogleich kuschelte er sich wieder an den Blauäugigen. Er suchte bewusst die Nähe des anderen, spendete sie ihm doch Trost. ~~~ Seth sah dem Blonden schmunzelnd zu, wie er versuchte sein Versäumnis wieder gut zu machen. Neben der Höhle wuchsen Sträucher mit Beeren und Nüssen und ein Tümpel, an dem er seinen Durst stillen konnte, gab es ebenfalls. Auch konnte er erkennen, dass viele Heilkräuter hier wuchsen. Wirklich der perfekte Platz für eine Höhle. Als sie wieder in der Höhle waren, setzten sie sich wieder auf das Lager. Sofort kuschelte sich der Blonde wieder an ihn. War ja irgendwie süß. Es war schön, jemanden zu haben, den man in den Arm nehmen konnte. Vorsichtig legte er einen Arm um den Blonden und wurde mit einem zufriedenen Seufzer belohnt. Der Blonde kuschelte sich gleich noch dichter an ihn und Seth würde sich nicht wundern, wenn er diese Nacht als menschliches Kopfkissen herhalten sollte. Aber das würde Seth nicht stören, sehnte er sich doch selbst nach menschlicher Nähe. Satt und zufrieden drückte er den Blonden an sich. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte er schläfrig. „?“ „Wie ist dein Name?“ „?“ „Wie hat deine Mutter dich genannt?“ „Grm,shn,jo,rmk,no,br.“ „Hm, ich werde die Jono nennen.“, wunderte sich Seth über den seltsamen Namen. Der Blonde nickte. „Gut. Hallo Jono, ich bin Seth. Schön dich kennen zu lernen.“ ~~~ Erst verstand er nicht, was der Blauäugige von ihm wollte, aber so nach und nach begriff er, dass er wissen wollte, wie er ihn rufen sollte. JONO. Dieser Name gefiel ihm. Es weckte in ihm das Gefühl der Zugehörigkeit. Namen waren bei Drachen etwas sehr persönliches, sie bezeichneten die Zusammengehörigkeit und machten Beziehungen verbindlich. Nur engste Familienmitglieder nannten einen beim Namen. Es gefiel ihm, dass SETH, er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, so eng mit ihm zusammen sein wollte. Zufrieden schlief Jono an Seth angekuschelt ein. Dass er sich wieder in einen schwarzen Rotaugendrachen verwandelte, bekam er überhaupt nicht mit. Kapitel 6: Geheimnisse werden gelüftet - oder doch nicht? --------------------------------------------------------- Als Seth am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich unbehaglich. Etwas drückte ihm unangenehm in den Rücken. Er drehte sich um, und erschrak: Er lag direkt neben dem Schwarzen Rotaugendrachen. Wie? Was? … Wäre Seth nicht ein von Mondzeiten geplagtes Wesen, so würde er jetzt schreiend aus der Höhle stürmen und das Weite suchen. Aber so konnte er sich einiges zusammenreimen. Es konnte nicht anders sein, der Schwarze und der Blonde mussten ein und dasselbe Wesen sein, und dann würde alles einen Sinn ergeben: das Ertränken im See, die unverhohlene Neugier, das ungläubige Mustern und die offensichtliche Unkenntnis von Kleidung. Ebenso wie sein Kuschelbedürfnis und die Suche nach Trost. Wenn der Schwarze sich für einen Tag in einen Menschen verwandelte, so wie er in einen Drachen, dann hatte er genauso viel Ahnung über Menschen, wie er über Drachen. Nur eines konnte er nicht verstehen: Wenn er sich verwandelte, wieso hat er ihn dann mit in die Höhle genommen? Es hätte ihm doch klar sein müssen, dass sein Geheimnis auffliegen würde. Na ja, das würde er schon noch herausfinden. Und auch, weshalb er zu ihm sagte: „Hallo, da bist du ja.“ Das würde er zu gern wissen. Aber jetzt wollte er erst einmal abwarten, wie der Schwarze auf seine Anwesenheit reagieren würde. Der Schwarze rührte sich und seufzte traurig auf. Langsam öffnete er die Augen und Seth blickte in tieftraurige rote Augen. Sein Herz zog sich zusammen, als er diesen traurigen Blick sah. Er würde viel lieber strahlende Freude in ihnen sehen und er war sich sicher, dass ihm das auch gelingen würde. ~~~ Der Drache erwachte, weil die kleine Wärmequelle an seinem Rücken verschwunden war. Als nächstes wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass er noch lebte und sein Leid nicht hinter sich gelassen hatte. Er seufzte auf. Er fühlte sich beobachtet und öffnete langsam seine Augen. Fragende blaue Augen schauten ihn an. Ein Mensch? Wie kam ein Mensch in seine Höhle? Er musterte ihn genauer. Das war doch der Fremde, den er die ganze Zeit gesucht hatte. Würde er ihn jetzt töten? Einerseits wäre es ihm recht, dann wäre sein Leid zu Ende, doch andererseits sah der Fremde nicht danach aus. Irgendwas in diesem Blick rührte ihn ganz tief an, doch er wusste nicht, was. „Wr brst dr?“, versuchte er den Fremden zu fragen, doch der schien ihn nicht zu verstehen. Auch wenn es wahrscheinlich sinnlos war, so wollte er es auf dem telepatischen Wege versuchen. >Wer bist du?< Überrascht schaute der Fremde ihn an. „Ich bin Seth.“, gab er zur Antwort. >Wie kommst du hierher?< „Du hast mich doch gestern selbst mit hierher genommen.“ >Gestern?<, fragte er ungläubig. „Ja, gestern.“, bestätigte Seth. „Ich hab dich aus dem See gefischt und du hast mich dann mit hierher genommen.“ >DU hast mich aus dem See gefischt?< fragte er völlig perplex. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mensch einen Drachen… Moment… >War gestern Vollmond?<, fragte er vorsichtig nach. „Ja.“ >Dann war ich gestern kein…?“ Er traute sich nicht die Frage ganz auszusprechen. „Richtig, gestern warst du kein Drache. Gestern warst du ein Mensch.“ >Was ist gestern geschehen?< Er konnte sich so überhaupt nicht an den gestrigen Tag erinnern. „Du bist in den See hinausgeschwommen und auf einmal untergegangen.“ Seth wollte ihm nicht sagen, dass er davon ausging, dass er sich das Leben nehmen wollte. Immerhin kannte er ja den Kummer des Drachens. >Und du hast mich dann aus dem See herausgeholt?< wollte der Drache wissen. „Ja, als du nicht wieder aufgetaucht bist, bin ich dir hinterher geschwommen und hab dich rausgeholt. Du hast nicht mehr geatmet, also hab ich versucht dich wieder zum atmen zu bringen, was ich auch nach einigem Mühen geschafft habe. Hinterher haben wir uns am Ufer ausgeruht, genauer gesagt haben wir bis zum Sonnenuntergang geschlafen und du hast mich mit zur Höhle rauf genommen. Nach reichlich Nüssen und Beeren sind wir dann eingeschlafen. Und, …du hast mir deinen Namen genannt.“ >Meinen Namen?< fragte der Drache ungläubig. „Ja“, schmunzelte Seth. „Ich habe Jono daraus gemacht und hoffe, das ist dir recht. Ich könnte zwar versuchen den Namen auf deine Weise auszusprechen, aber er ist für Menschen doch etwas ungewöhnlich.“ „JO,NO“, grollte der Drache leise. >Ja, das klingt gut. Das ist ein schöner Name. Und du heißt Seth?<, fragte Jono. „Ja, seit meiner Geburt“, grinste Seth. >Fürchtest du dich denn nicht vor mir?< „Nein.“, antwortete Seth schlicht. „Ich war mir zwar nicht sicher, was du mit mir tun wirst, aber selbst wenn du mich töten solltest, wäre es mir recht gewesen.“ >Warum?< „Wenn ich nicht hier bleiben kann, dann will ich nicht mehr leben.“ >So schlimm?< „Hmhm.“ >Und wie hat es dich in mein Tal verschlagen? Du bist, so lange ich hier bin, der erste Mensch, der in mein Tal gekommen ist.< „Wie lange bist du denn schon in diesem Tal?“ >70 Jahre.< „So lange schon?“, fragte Seth mitfühlend. >Ja.<, gab Jono traurig zur Antwort. Dann fiel ihm etwas auf. >Hab ich dich richtig verstanden, du willst bei MIR bleiben?<, fragte er vorsichtig nach. „Wenn ich darf? Mir ist an der Gesellschaft der Menschen nichts gelegen. Sie mögen mich nicht, und ich mag sie nicht. Deine Gesellschaft ist mir allemal lieber.“, antwortete Seth ihm ehrlich. >Meine Gesellschaft ist dir lieber? Wirklich?< Jono konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte. „Ja“, nickte Seth. „Außerdem ist es in deinem Tal so still und friedvoll. Ich habe mich vom ersten Augenblick an wohl gefühlt, grad so, als wäre ich nach Hause gekommen.“ >Genau so ging es mir auch, als ich in dieses Tal gekommen bin.>, nickte Jono. „Ich finde dich nett“, sagte Seth unvermittelt. >Ja?< freute sich Jono über diesen Satz. >Ich dich auch.< Auf einmal bemerkte Seth, dass einige Körperfunktionen dringend auf sich aufmerksam machten. „Du, Jono, sag mal, wo kann ich…“, druckste Seth herum. Es war ihm ziemlich peinlich, so direkt danach zu fragen, aber es musste wohl sein. >Was denn?< „Mich erleichtern.“ >Erleichtern?< „Umh“, langsam begann es schon zu drängen, „Wasser lassen, pinkeln, pissen, einen Haufen machen, scheißen, kacken…“ >?< „Na ja, die verdauten Nahrungsreste loswerden.“ >Ach so, Exkremente absetzen.< gab Jono erleichtert von sich, >wenn du dem Pfad neben der Höhle nach oben folgst, führt er dich zu einer Lichtung. Du kannst sie gar nicht verfehlen. Dort kannst du… Wasser lassen? Einen Haufen machen?< Letzteres waren Ausdrücke, mit denen er etwas anfangen konnte. Drachen und Menschen sprechen wohl zwei verschiedene Sprachen, stellten Seth und Jono fest. ‚Na, das konnte ja noch lustig werden’, dachte Seth, ‚wenn ich immer wieder alles so lange erklären muss, bis wir einen gemeinsamen Nenner finden.' Obwohl, langweilig würde es garantiert nicht werden und lustige Verwechslungen waren vorprogrammiert. Aber jetzt musste er sich wirklich sputen, sonst ginge es, im wahrsten Sinne des Wortes, in die Hose. Und richtig, er fand den beschriebenen Ort und konnte sich erleichtern. Es war sogar ein kleiner Bach vorhanden, in dem er sich reinigen konnte. Auf dem Rückweg fand er ein paar Beeren, die er sogleich verdrückte. Während dessen musste Jono in der Höhle über den Umstand nachdenken, dass er vom gestrigen Tag überhaupt nichts wusste, nicht mal einen kleinen Schimmer hatte. Für gewöhnlich waren es doch nur rein körperliche Verwandlungen, sein Geist blieb immer derselbe. Er konnte es nicht wirklich verstehen. Aber auch wenn es ihn froh stimmte Seth bei sich zu haben, den Verlust des Kleinen konnte er noch nicht verkraften. Aber Seth würde ihm dabei helfen, darüber hinweg zu kommen. Auf dem Rückweg überlegte Seth, wie er denn nun mit seinem Geheimnis umgehen sollte. Er kannte ja jetzt nun das Geheimnis von Jono, immer zu Vollmond verwandelte er sich in einen Menschen. Und er zu Neumond in einen Drachen. Sollte er, oder sollte er nicht? Seth wusste nicht, was er machen sollte, was besser wäre. Als er wieder zur Höhle zurückkam, hatte er einen Entschluss gefasst: Erzählte ihm Jono von dem weißen Drachen, dann würde er ihm von seinem Geheimnis erzählen. Ansonsten wäre es für Jono ein Geschenk zum nächsten Neumond. Denn der kam ganz sicher. Kapitel 7: Erstes Zusammenleben ------------------------------- >Wie wär’s mit Frühstück?<, begrüßte ihn Jono, als er wieder zurückkam. „Klingt gut, aber roher Fisch ist nicht so mein Fall.“, gab Seth zu bedenken. >Wenn du Feuer brauchst, kein Problem.< Jono ließ vorsichtig eine kleine Flamme entstehen. „Dann wär ja alles geklärt,“, freute sich Seth. Gerösteter Fisch, köstlich. Schon allein die Vorstellung ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Nur, wie komm ich runter zum See?“ >Na, in dem du dich einfach auf meinen Rücken setzt und wir gemeinsam runter fliegen.< „Das würdest du erlauben?“, fragte Seth ungläubig nach. >Sicher, das ist am einfachsten, sichersten und am praktischsten. Sonst müsste ich ja solange auf dich warten.< Seth nahm das Angebot dankend an und so kletterte er draußen auf dem Plateau vorsichtig auf Jonos Rücken. Es war schon ein seltsames, aber tolles Gefühl auf dem Rücken des Drachen zu sitzen, fand Seth. Sein Herz schlug vor Aufregung ganz heftig, erinnerte er sich doch gerade an seinen ersten Flug. Wie es sich wohl anfühlt auf Jono zu fliegen? Bestimmt genauso toll, überlegte Seth. Und dann flog Jono los. Nicht ohne Seth vorher darauf hinzuweisen, sich auch ja gut festzuhalten. Der Flug war toll, besser als jeder Ritt auf einem Pferd. Jono flog vorsichtig, hatte er doch bisher noch nie jemanden auf seinem Rücken gehabt. Als der Wind um seine Nase strich, fühlte Seth sich unbeschwert und frei. Tief in seinem Inneren bildete sich ein Schrei, der sich alsbald lautstark seinen Weg nach draußen suchte. Kurz vor der Landung stieß Seth ein lautes und glückliches „JAAAAAH!“ heraus. Jono setzte Seth am Ufer ab und flog zum fischen. Er stillte erst einmal ausgiebig seinen Hunger, bevor er mit einem letzten Fisch zu Seth zurückkehrte. Seth hatte sich in der Zwischenzeit einen Stock gesucht, auf den er den Fisch aufspießen konnte. Als Jono mit dem Fisch kam, spießte er ihn auf und hielt ihn hoch, damit Jono ihn mit seiner Flamme rösten konnte. Als er glaubte, der Fisch wäre richtig, nahm er ihn aus dem Feuerstrahl und probierte vorsichtig. >Und, schmeckt’s?<, fragte Jono und schaute Seth interessiert dabei zu, wie er den Fisch aß. „Köstlich“, erwiderte Seth mit vollem Mund. >Wo hast du denn dein Lager?<, wollte Jono nach einiger Zeit wissen. Seth musste ein Lager haben, so lange wie er schon hier im Tal war. Jono hatte bei seinen Ausflügen außerhalb des Tals gelernt, dass die Menschen sich immer ein Lager bauten. „Mein Lager?“, fragte Seth nach. „Siehst du dort hinten die drei Bäume?“ Er zeigte etwas abwärts des Sees auf eine kleine Baumgruppe. „Daneben ist eine große Ansammlung von Büschen, die eine Senke überwuchert haben. Dort habe ich mein Lager.“ >Wenn du möchtest, können wir ja deine Sachen holen.< bot Jono vorsichtig an. „Gerne“, freute sich Seth über das Angebot des Drachens. Auch wenn sie nicht darüber geredet hatten, so war es für sie doch irgendwie selbstverständlich, dass sie von nun an gemeinsam in der Höhle leben würden. >Was hältst du davon, wenn wir deine Sachen holen, sie zur Höhle bringen und dann noch ein kleines bisschen durchs Tal fliegen?< Es war Jono nicht entgangen, wie sehr es Seth gefallen hatte, auf ihm zu fliegen. Die Baumgruppe war Jono bekannt, ebenso das große Gebüsch daneben, nur das eine Senke damit überwachsen war, war ihm neu. Jono staunte nicht schlecht, als er das nicht zu verachtende Lager Seths erblickte. Ja, es war ein gutes Versteck, weil es gleichzeitig blickdicht und geräumig war. Und, wie er noch erkennen konnte, es wuchsen dort sogar Beeren und Nüsse. Und es war auch nicht weit vom Wasser entfernt. Jono entschied, dass er dieses Versteck im Auge behalten sollte, hatte es doch die Anwesenheit Seths perfekt verborgen. Außerdem wäre es nicht schlecht, das Tal nach weiteren solchen Verstecken abzusuchen, nicht dass sie eines Morgens eine böse Überraschung erleben würden. (Keine Sorge, dieses Tal ist ein magisches Tal ^^) Seth packte seine Sachen zusammen, schnallte sich sein Bündel auf den Rücken und kletterte wieder auf Jonos Rücken. Der Flug zur Höhle war zwar wiederum nur kurz, aber er genoss ihn trotzdem in vollen Zügen. Er steigerte nur seine Vorfreude auf später. Neugierig beäugte Jono Seth, als er seine Sachen in der Höhle auspackte. Es war alles neu und fremd für ihn, und für die meisten Dinge hatte er auch keine Worte. Also zeigte er auf jedes Ding, fragte nach seinem Namen und nach seiner Verwendung. Als er die Pfeile sah, zuckte er zusammen, erinnerten sie ihn doch an sein letztes Zusammentreffen mit Menschen. Aber auch, dass er Seth zum ersten Mal gesehen hatte. Seth klärte ihn geduldig über alles auf, das er bei sich führte. Er freute sich über den Wissensdurst des Drachens, geht es ihm anders herum doch auch nicht anders. Sie hatten die Chance alles über ihre Verwandlungsform voneinander zu lernen. Und darüber war er froh. Und er war sich sicher, Jono würde ein genauso eifriger Lehrer sein, wie er jetzt Schüler war. Und das allerschönste an seiner Gemeinschaft mit Jono war, dass er nicht mehr verachtet und verstoßen wurde, dass er voll akzeptiert wurde. Jetzt schon und auch nach Neumond immer noch. Endlich konnte er ganz ICH sein, ohne einen Teil von sich verbergen zu müssen. Den Teil, der von den anderen abgelehnt wurde, das „Monstersein“, das sich Verwandeln. Hier würde ihn niemand mehr ein Monster nennen. Als sie mit dem einrichten Seths in der Höhle fertig waren, fragte Jono ihn, wie es denn jetzt mit einem kleinen „Aus“flug aussehen würde und Seth war sofort mit Begeisterung dabei. Als Jono mit ihm los flog, um ihm sein Tal aus der Luft zu zeigen, fühlte Seth sich wie im Rausch. Es war überwältigend, unbeschreiblich, so… befreiend für ihn (das Fliegen, nicht das Tal). Die Last der letzten Jahre wurde einfach von dem Wind, der um seinen Kopf rauschte, hinweggefegt. Alle Bitternis, alle Verzweiflung, alle Einsamkeit, alles Leid – alles fort. Und machte Platz für Frieden, Freude, Geborgenheit, Liebe und Glück. Ja, Seth war in diesem Moment absolut glücklich, und er wusste, auch Jono würde bald glücklich sein. Er freute sich schon darauf. Sie hatten soviel voneinander zu lernen. Nein, Seth sah seiner Zukunft nicht mehr düster entgegen, sie hatte sich an diesem Morgen in Licht verwandelt. Jono konnte diese überschwängliche Freude, die in Seth herrschte, beinahe körperlich spüren. Es stimmte ihn zufrieden und machte ihn auch ein Stück weit froh. Eines Tages würde er mit ihm glücklich sein können, dessen war er sicher. Doch der Verlust des Weißen war noch zu frisch, es schmerzte noch zu sehr. Aber mit Seth an seiner Seite konnte auch er wieder zuversichtlicher der Zukunft entgegenblicken, und so ließ er sich von seiner Freude anstecken. Immer übermütiger wurde sein Flug. >Halt dich gut fest.<, erinnerte er Seth und dann begann er mit den ersten vorsichtigen Sturzflügen und engen Kurven, kurzum, er begann wie ein junger Drache herumzutollen. Dem Weißen hatte er stolz sein Tal gezeigt, aber jetzt holte die Freude zu leben ihn einfach ein. Und alles nur, weil Seths überschäumende Freude auf ihn übersprang. So glücklich und ausgelassen waren sie schon lange nicht mehr und dies tat ihren gepeinigten Seelen mehr als nur gut. Zu Sonnenuntergang gönnten sie sich wieder eine ausführliche Mahlzeit aus Fisch und Seth sich noch ein paar Beeren, bevor sie sich wieder in die Höhle zurückzogen. Jono legte sich auf sein Lager, Seth holte seine Decke und lehnte sich an Jonos rechte Flanke. Nach einigem hin und her Geruckel fanden die Beiden eine für sie angenehme Position. Eine angenehm wohlige Stimmung machte sich in der Höhle breit. Nachdenklich schaute Seth zu Jono. ‚Hallo, da bist du ja.’, dieser Satz ging Seth nicht aus dem Kopf. „Darf ich dich was fragen?“ unterbrach Seth die friedliche Stille. >Ja, was denn?< „Als ich dich aus dem See geholt hatte, …warum hast du als erstes zu mir gesagt: ‚Hallo, da bist du ja!’?“ >Das hab ich als erstes zu dir gesagt?<, fragte Jono erstaunt zurück. „Ja,“, nickte Seth, „ich muss die ganze Zeit daran denken.“ >Ich weiß nicht, aber es hat vielleicht damit zu tun, dass ich dich seit dem letzten Vollmond gesucht habe.< „DU hast mich gesucht?“ ungläubig blickt Seth zu Jono. >Ja.< „Warum?“ >Letzten Vollmond, als ich verwandelt war, hatte ich mich am Tag zuvor schwer verletzt. Ich hatte mir Kräuter gesucht und einen Wundverband gemacht und ruhte mich ein wenig auf dem Plateau aus. Ich wollte mir die Mondspiegelung im See ansehen, als ich auf einmal eine Bewegung am Ufer wahrnahm. Ein Mensch kam aus dem Wald, setzte sich ans Ufer und schaute die ganze Zeit nur ins Wasser. Ich wollte wissen, wer das ist, aber meine Schmerzen zwangen mich auf mein Lager zurück. Als ich endlich wieder gesund war, machte ich mich zwar sofort auf die Suche, doch ich konnte keine Spur von ihm finden, von dir finden. Bis ich in der Höhle neben dir aufgewacht bin. Tut mir leid, aber ich kann mich an den letzten Vollmond überhaupt nicht erinnern.< „Das tut mir leid.“ >Aber jetzt weiß ich ja, warum ich dich nicht finden konnte, du warst wirklich gut versteckt.< musste Jono anerkennend zugeben. „Und es ist schön, dass du mich gesucht hast.“, kuschelte Seth sich gleich noch dichter an Jono und war schon nach einiger Zeit eingeschlafen. Liebevoll wachte Jono über Seths Schlaf, bis auch er in einen kurzen tiefen Schlaf fiel. Die nächsten Tage vergingen immer nach dem gleichen Schema: Nach dem gemeinsamen Frühstück unten am See flogen sie ein Paar Runden durchs Tal. Mittags ruhten sie sich am Ufer oder oben vor der Höhle aus und führten viele Gespräche. Meistens war es so, dass Jono ganz viele Fragen über Menschen stellte und Seth sie so gut wie möglich beantwortete. Manchmal stellte auch Seth ein paar Fragen über Drachen und Jono beantwortete sie. Hin und wieder zogen sie auch Vergleiche zwischen den Drachen und den Menschen. Doch manchmal blickte Jono ganz traurig, und auch wenn Seth den Grund dafür ganz genau kannte, so sprach er Jono nicht darauf an. Er hatte sich vorgenommen ihn nicht auf den Weißen anzusprechen, wenn Jono nicht davon anfing. So vergingen die Tage und es näherte sich der nächste Neumond. Seth spürte, wie immer, den nahenden Wechsel, und freute sich wie ein kleines Kind auf Jonos überraschtes Gesicht, wenn er als weißer Blauaugendrache morgen früh neben ihm lag. ---------- Hallo, soraya-solan! Vielen Dank für deine lieben Kommis, ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich hier ein wenig gerafft habe, aber ich wollte so gern den Neumond erreichen. Doch die Gespräche wird es schon noch geben, denn ich stelle es mir auch ganz lustig vor, wenn sie hin und wieder gewaltig aneinander vorbeireden. LG risuma Kapitel 8: Kleiner weißer Blauaugendrache II. --------------------------------------------- Das erste Mal in seinem Leben konnte Seth es nicht mehr erwarten, sich zu verwandeln. Immer wieder wachte er auf, und als die Verwandlung zu Sonnenaufgang vollzogen war, konnte vor lauter Aufregung und Vorfreude auch gar nicht mehr einschlafen. Außerdem hatte er viel zu viel Angst davor, den Augenblick zu verpassen, an dem Schwarze erwachte und sah, wer da neben ihm lag. Jono hatte ihm immer noch nichts von dem Kummer, der ihn plagte, erzählt, von dem er ihn heute erlösen würde. Draußen ging langsam die Sonne auf und Seth wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Jono erwachte. Er war ganz hibbelig und es kostete ihn viel Mühe und Beherrschung still liegen zu bleiben, um den anderen nicht zu wecken. Gespannt ließ er seinen Blick nicht von Jonos Gesicht. Da, endlich war er da, der Moment, den er herbeisehnte, den er kaum noch erwarten konnte. Der Moment an dem Jono sein Geschenk entdecken würde. Langsam öffnete Jono die Augen. Er hatte gerade eben sehr intensiv von dem kleinen Weißen geträumt, und wollte noch gar nicht die Welt der Träume verlassen. Er erblickte kurz den kleinen weißen Drachen, um seine Augen niedergeschlagen wieder zu schließen. Das musste ein schlechter Scherz sein. Nur weil er von dem kleinen Weißen geträumt hatte, halluzinierte er jetzt, dass ein kleiner weißer Blauaugendrache neben ihm in der Höhle lag. Ein kleiner weißer Blauaugendrache lag neben ihm in der Höhle…? Langsam sickerte diese Information in Jonos Gehirn und ungläubig riss er im nächsten Moment seine Augen wieder auf. Das war kein Traum, keine Halluzination, da lag er, SEIN kleiner weißer Blauaugendrache. Der Geruch war unverkennbar. Fassungslos blickte Jono den kleinen Weißen an. Total erschüttert war Jono nicht in der Lage sich zu rühren oder gar etwas zu sagen. Langsam füllten seine Augen sich mit Tränen und mit ihnen floss auch das Leid aus seinem Herzen. Er war so fest davon überzeugt gewesen den kleinen weißen Blauaugendrachen niemals wieder zu sehen, und nun lag er hier, in seiner Höhle, bei ihm. Gespannt beobachtete Seth den Gefühlsausbruch von Jono. Er hatte erwartet, dass er heftig sein würde, aber so sehr, überraschte auch ihn. Und doch hatte es etwas Befreiendes an sich, das spürte er. Und so wartete er und ließ Jono alle Zeit, die er brauchte. Trotzdem machte ihn dieser heftige Gefühlsausbruch glücklich, zeigte es ihm doch, wie viel er Jono bedeutete. Als Jono sich wieder beruhigt hatte, blickte er in erwartungsvolle blaue Augen. „Du bist wieder da?“, fragte er heiser. „Ich war niemals fort.“, antwortete der Weiße zärtlich mit seiner samtenen Stimme. „Niemals fort?“ Unglaube spiegelte sich in Jonos Augen. „Aber wo…?“, langsam begann Jono zu begreifen. „Du … bist Seth?“, fragte er vorsichtig nach. „Ja“, nickte der Weiße und strahlte ihn an. Wäre er jetzt ein Mensch, dann würde er ihm überglücklich um den Hals fallen. Erst nachdem der Weiße ihm bestätigt hatte, Seth zu sein, konnte Jono sich endlich freuen, und tief in seinem Inneren sammelte sich diesmal bei ihm ein Schrei, vielmehr ein Gebrüll. Jono verließ kurz die Höhle und ließ ein Brüllen los, so laut und heftig, so gewaltig, so glücklich, dass alle Tiere im Tal erschrocken davon stoben. Lächelnd erwartete ihn Seth, als er wieder in die Höhle zurückkehrte. Und nun konnte er seine Nüstern nicht mehr von dem Kleinen lassen. Aber dieser auch nicht von ihm. Ausgiebigst rochen sie an einander, nahmen den Geruch des anderen immer wieder in sich auf und begannen so langsam einen Tanz. Keiner von beiden konnte jetzt noch still liegen bleiben. Nach einer Weile des Tanzens, dämmerte es Jono langsam, was sie im Augenblick taten. Sie vollführten den Paarungstanz. Errötend senkte er seinen Blick (können Schwarze Rotaugendrachen eigentlich erröten?) und stockte in seinen Bewegungen. „Was ist los?“, fragte Seth, der diesen wunderschönen Tanz noch nicht beenden wollte. Er fühlte sich in diesem Augenblick einfach so … intensiv. Er konnte das Gefühl, das im Moment in ihm vorherrschte, nicht beschreiben. Er wusste nur, dass es sehr intensiv war, dass er mehr davon haben wollte, dass Jono mit dem Tanz nicht aufhören sollte. „Weißt du eigentlich, was wir hier gerade tun?“, fragte Jono leise. „Nein, aber es gefällt mir sehr!“, antwortete Seth atemlos. „Wir tanzen gerade den Paarungstanz.“ „P – a – a – r – u – n – g – s – t – a – n – z?“ Ungläubig blickten zwei ziemlich verwirrte blaue Augen in unsicher blickende rote Augen. Geschockt plumpste Seth auf seine Hinterbeine, diese Information musste er erst einmal verdauen. Sie wirkte wie eine kalte Dusche auf ihn. Dass Seth so reagieren würde, hatte Jono sich schon fast gedacht. Immerhin war er ja fast noch ein Babydrache, von seiner Lebensdauer als Drache her gesehen. Seth wusste nichts über Drachen, jedoch seine Instinkte waren gut ausgeprägt. Sie hatten gemeinsam den Paarungstanz getanzt, ohne es beabsichtigt zu haben. Seth konnte über den Paarungstanz ja noch gar nichts wissen, aber der Tanz mit ihm war so süß, so unschuldig, so verheißungsvoll. Es hatte ihn ja fast selbst umgehauen, als er merkte, was sie gerade taten. Wenn Jono nicht so erstaunt über diese Erkenntnis gewesen wäre, dann hätte er sicher nicht den Tanz unterbrochen, viel zu sehr sehnte er sich nach dem Kleinen. Doch es war schon besser so, er hätte es später vielleicht nicht mehr bremsen können. Denn der Kleine war doch noch so unschuldig, er hätte es sich niemals verzeihen können. Seth roch so süß nach Unschuld, aber dass Jono ebenfalls den Duft der Unschuld an sich trug, war ihm nicht bewusst, denn sein Duft war jetzt kaum wahrzunehmen. Er würde erst zu Vollmond voll ausgeprägt sein. Auch wenn Seth noch immer ziemlich geschockt über das eben erfahrene war, so schlug sein Herz trotzdem noch wahnsinnig schnell. Aufgewühlt wusste er nicht mit den, in ihm tosenden, Gefühlen umzugehen. Ihm war heiß, so furchtbar heiß, und selbst der Schock darüber gerade den Paarungstanz getanzt zu haben, konnte diese Hitze nicht löschen. Drachen tanzten also einen Paarungstanz. Wieder etwas neues, dass er über Drachen erfuhr. Tanzten sie, um ein Weibchen für sich zu gewinnen, wie bei einer Balz, oder tanzten sie um sich in Stimmung zu bringen, oder war der Tanz bereits Bestandteil des Liebesspiels? Wenn das der Fall wäre,…nein, darüber wollte Seth lieber nicht weiter nachdenken. Es würde nämlich bedeuten, dass er Jono auf unmissverständliche Art und Weise dazu aufgefordert hätte, sich mit ihm zu paaren. Wenn er jedoch genauer darüber nachdachte, dann war das Gefühl, als Jono den Tanz unterbrach, genau das gleiche Gefühl, wie wenn eine Frau ihn erst ganz heiß machte, um dann kurz vor dem letzten Schritt einen Rückzieher zu machen. Es fühlte sich ganz genauso an. Und so konnte sich Seth auch die Hitze erklären, die in ihm tobte, und das starke Herzklopfen. Sein Körper war bereits für den nächsten Schritt bereit gewesen. Deshalb auch die Enttäuschung. Aber wollte er überhaupt, überlegte Seth. Wenn er ehrlich war, JA. Sie waren einander in solch tiefer Liebe zugetan, wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Auch wenn sie sich noch so gut wie überhaupt nicht kannten. Es war ihm so, als könnte nur der andere die tiefe Sehnsucht, die in ihm war, stillen. Seth musste lächeln, als er daran dachte, wie sehr ihn die unschuldige Musterung Jonos erregt hatte. Schweigend saßen sich die Beiden gegenüber und versuchten, das so eben geschehene zu verdauen. Nach einiger Zeit erhob sich Jono und fragte Seth: „Kommst du mit frühstücken?“ Seth konnte nur nicken. Jetzt etwas ganz banales und alltägliches zu tun war keine schlechte Idee. Erleichtert darüber jetzt etwas ganz unverfängliches tun zu können, begaben sich Jono und Seth hinunter zum See und jagten sich erst einmal ausreichend Fische. Gesättigt ließen sie sich am Ufer nieder und hatten all ihre Befangenheit abgelegt. „Du verwandelst dich also immer bei Neumond?“, begann Jono das Gespräch. „Ja.“ „Und wie lange schon?“ „Seit meinem 15.Geburtstag, das sind jetzt also etwas mehr als 5 Jahre.“ „Und wie ist es dir ergangen?“ „Meine Eltern haben mich angesehen, als hätte ich die Pest, und meine Mutter schrie, dass sie keinem Monster das Leben geschenkt hätte. Ich durfte mir wenigstens noch ein paar Sachen aus der Hütte holen, bevor sie mich mit Steinen davon jagten.“ „Wie hast du es gemerkt?“ „Ich war mit Freunden jagen, wir blieben über Nacht im Wald. Ich erwachte davon, dass sie schreiend davon liefen. Und dann kamen sie mit den Dorfbewohnern wieder, die beschuldigten mich, mich aufgefressen zu haben. Sie konnten doch nur meine zerrissene Kleidung sehen. Vor lauter Furcht konnte ich sie nur anbrüllen und sie zogen sich erschrocken zurück. Als ich am nächsten Tag nackt vor unserer Hütte stand, hielt meine Mutter mich für einen Geist, mich hatte ja ein Drache aufgefressen, und all meine Versuche ihr zu erklären, dass ich der Drache war, brachten sie nur dazu mich ein Monster zu nennen. Ordentliche Menschen verwandeln sich nicht in irgendwelche Tiere. Und so wurde ich davon gejagt. Die Drachenjagd, die das Dorf am nächsten Tag startete verlief erfolglos, wie du dir ja wohl denken kannst.“ Jono legte mitfühlend einen Flügel um Seth. „Sind die Menschen denn mit ihrem 15.Geburtstag ausgewachsen?“ „Nicht ganz, etwas bin ich noch gewachsen. Das Hemd das ich trug, als ich fort ging, wurde mir zu klein und die Hose zu kurz.“ Jono wand sich etwas. „Nein, ich wollte wissen, ob du schon geschlechtsreif warst.“ „Geschlechtsreif?“ Seth dachte nach. „Wenn du den ersten Samenerguss meinst, ja den hatte ich schon.“ Jono war immer noch nicht mit der Antwort zufrieden. „Durftest du dich schon paaren?“ Endlich fiel bei Seth der Groschen. „Offiziell noch nicht, aber in einem Jahr wäre ich ein Mann gewesen und hätte heiraten dürfen.“ „Also hat man dich auch fortgejagt, bevor du eine Partnerin hattest.“, seufzte Jono traurig. „Und wie war das bei dir?“, wollte Seth wissen. „Vom Prinzip her genauso, nur dass bei Drachen alles etwas später ist. Bis zu meinem 50.Geburtsmond durfte ich mich den geschlechtsreifen Weibchen nicht nähern. Die Alten haben schrecklich genau aufgepasst, die letzten 2 Jahre waren furchtbar. Ab dem 50.Geburtsmond gelten Drachen als geschlechtsreif und dürfen sich paaren, wenn das Weibchen es auch will. Ich kann dir sagen, es ist gar nicht so leicht von einem Drachenweibchen erhört zu werden. Aber ich hatte keine Möglichkeit es zu versuchen, drei Tage nach meinem Geburtsmond war Vollmond… Ich wurde genauso wie du aus meiner Gemeinschaft vertrieben. Ein Ältester hatte genau wie bei dir vor mir bemerkt, dass ich meine Gestalt geändert hatte. Er war sogar Zeuge meiner Verwandlung gewesen. Am nächsten Tag, als ich wieder ein Drache war, verjagte man mich mit den Worten, dass ich unreines Blut in die Kolonie bringen würde.“ „Hast du dich jemals gepaart?“, fragte Seth mitfühlend. „Nein.“, schüttelte Jono traurig den Kopf. „Alle Weibchen, die ich später traf, wollten mich nicht. Sie spürten, das irgendetwas mit mir nicht stimmte. Sie wollten mich nicht für ihre Jungen.“ „Dann bist du also gänzlich unberührt.“, stellte Seth fest. „Und du?“, wollte Jono wissen. „Ich hatte etwas mehr Glück. Die Menschen haben nicht so ein feines Gespür, wie die Tiere, also auch Drachen. Sie sondern andere nicht gleich aus Fortpflanzungsgründen aus. Im Gegenteil, mir liefen die Frauen und Mädchen, also die Weibchen, regelrecht hinterher. Was mir dafür stets Ärger mit den Männern einbrachte. So konnte ich zwar meine Triebe befriedigen, aber so viel besser war das auch nicht.“ „Aber du durftest deine Triebe wenigstens befriedigen.“, erwiderte Jono darauf traurig. Danach schwiegen sie eine ganze Weile. Es war für Beide immer wieder ein schmerzhaftes Ereignis an ihre Vergangenheit erinnert zu werden. „Und wie bist du dann in dieses Tal gekommen?“, stellte Jono die Frage, die Seth bisher noch nicht beantwortet hatte. „Ich war total am Ende, und wollte so nicht mehr weiterleben. Überall, wo ich hinkam, stand ich im Mittelpunkt, erst, weil ich so klug, hübsch und hilfsbereit war, und dann weil man mein Geheimnis entdeckt hatte. Und als ich mir schwor, noch vor dem nächsten Neumond mein Leben zu beenden, befand ich mich in diesem Wald, und an diesem See. Als ich mich ans Ufer setzte und den Vollmond betrachtete, der sich im Wasser spiegelte, wurde mir so wohl. Ich fühlte mich auf einmal getröstet, und beschloss hier zu bleiben. Doch da wusste ich noch nichts von dir. Als du dann auf einmal auftauchtest, erschrak ich fürchterlich. Doch dann wollte ich bleiben, in der Hoffnung, von dir etwas über Drachen zu lernen.“ „Ich war in einer ähnlichen Stimmung, als ich das Tal erreichte. Auch für mich hatte das Leben keinen Sinn mehr, von allen vertrieben und als schadhaft betrachtet, für den Nachwuchs nicht geeignet. Auch ich hatte gerade beschlossen, meinem Leben ein Ende zu setzen, wenn ich das nächste Mal ein Mensch sein würde, als ich mich in diesem Tal befand und vor diesem See stand. Ich fühlte mich seltsam getröstet, und auf einmal hatte es keine Eile meinem Leben ein Ende zu setzen. Auch meine Triebe meldeten sich nicht mehr, bis über Nacht ein gewisser kleiner weißer Blauaugendrache auftauchte, und mein ganzes Leben durcheinander wirbelte. So wie ein Frühlingssturm.“ „Wenn ich nicht in diesem Tal hätte bleiben können, dann wollte ich nicht mehr weiterleben.“, sagte Seth nachdenklich. „Und mein Leben hatte endgültig seinen Sinn verloren, als ich dich nicht finden konnte, mein kleiner Drache.“, fügte Jono hinzu. „Aber jetzt wird mich nichts und niemand mehr aus diesem Tal und von deiner Seite vertreiben können.“, bestätigte Seth. Gedankenverloren blickten sie in den See und genossen die Stille in ihrem Tal. Als die Sonne schon am untergehen war, meinte Jono nur: „Komm, lass uns den Sonnenuntergang vor der Höhle genießen.“ „Und vorher noch eine Portion Fische verdrücken.“, stimmte Seth zu. So ausgelassen sie die letzten Tage waren, umso nachdenklicher verbrachten sie den heutigen Tag. Zuviel war in den letzten Tagen geschehen. Alles hatte heute einen Sinn bekommen, und etliche Fragen wurden beantwortet. Natürlich blieb noch so einiges offen, aber zwei Leben lassen sich nun mal nicht an einem Tag bearbeiten. Wunden, die geschlagen wurden, konnten nun verheilen und sehnsüchtiges Verlangen würde gestillt werden, jedoch nicht heute. Nicht diese Nacht. Als die Sonne endlich untergegangen war und die Nacht Einzug ins Tal hielt, zogen Jono und Seth sich in ihre Höhle zurück. Jono begab sich auf das Lager und Seth legte sich an seine Seite. Wie schon am Ufer legte Jono einen Flügel über Seth und Seth kuschelte sich ganz dicht an seine Seite. Jono versteckte seinen Kopf an Seths Hals, um seinen Geruch ganz tief in sich aufzunehmen. Es würde wieder bis zum nächsten Neumond dauern, bis er diesen unschuldigen, süßen, betörenden Duft würde einatmen können und er wollte ihn als letzte Erinnerung an diesen Tag mitnehmen. Vertrauensvoll in die Zukunft blickend, schliefen sie Seite an Seite, fest aneinander geschmiegt, ein. Kapitel 9: Kleiner unschuldiger Jono - ? ---------------------------------------- Jetzt, nachdem alle Geheimnisse gelüftet waren, bekam das Leben einen ganz neuen Sinn. Für Beide – Jono und Seth. Der Schmerz aus Jonos Augen war verschwunden und stilles Glück hielt Einzug in ihre Herzen. Auch wenn sie manche Tage wie junge ‚Welpen’ herumtollten und sich einfach an ihrem Leben erfreuten, so saßen sie oft schweigend nebeneinander und ließen die Stille, den Frieden und die Magie des Tales auf sich wirken. Sie hatten sich gefunden. Seth war für Jono, was Jono für Seth war – Balsam für die, so oft von den eigenen Artgenossen verletzte, Seele. Jedoch Verletzungen brauchen Zeit und Ruhe, um zu heilen, und sie nahmen sich die Zeit, die sie brauchten. Hatten sie doch jetzt alle Zeit der Welt. Es genügte ihnen nebeneinander zu sitzen, den anderen an seiner Seite zu wissen und die Gewissheit zu haben, nie wieder allein und einsam zu sein und verjagt zu werden. Sie waren endlich zu Hause. Als der nächste Vollmond bevorstand, wurde Jono unruhig. Er war unsicher und hatte Angst davor Fehler zu machen. Es war ihm nicht entgangen, dass Seth sich stets mit seiner zweiten Haut versah, doch er traute sich nicht so richtig, ihn darauf anzusprechen. Seth war, als er nach dem letzten Neumond neben ihm erwachte, sofort aufgestanden und hatte sich seine zweite Haut sofort angelegt. Jono fand das etwas seltsam, er hatte ihm in seiner eigenen Gestalt besser gefallen. Aber jetzt war er unsicher, ob er, wenn er sich verwandelt hatte, auch so eine zweite Haut tragen musste. Hier in seinem Tal hatte er immer frei leben können, es machte eigentlich keinen Unterschied, ob er gerade Drache oder Mensch war, von dem ‚Verlust’ einiger praktischen Fähigkeiten mal abgesehen. Er fühlte sich so unsicher, da er von den Sitten und Bräuchen der Menschen doch so gar keine Ahnung hatte. Am Abend vor Vollmond, als sie wieder in der Höhle auf ihrem Lager lagen, fasste Jono sich ein Herz und sprach Seth darauf an, was ihn so bedrückte. >Seth, schläfst du schon?< „Mmh, fast. Was ist denn?“ >Sag mal, warum trägst du eigentlich immer eine zweite Haut?“ Mit klopfendem Herzen wartete Jono auf die Antwort. „Zweite Haut?“ Seth überlegte einen Augenblick. „Meinst du das hier?“, fragte er und zeigte auf Hose und Hemd. >Ja.<, nickte Jono. „Eine gute Frage. Zum einen aus Gewohnheit, Ich kenn es nicht anders, als Kleidung zu tragen. Seit meiner Geburt.“, grinste Seth. >Kleidung, nennt man das so?< „Ja, man nennt es Kleidung, obwohl zweite Haut trifft es auch ganz gut. Also wie gesagt: zum einen aus Gewohnheit, aber zum anderen, weil es mich schützt. Vor Wind und Wetter, Kälte, Regen, Schnee, Sonne, aber auch vor Verletzungen. Menschen haben eine empfindlichere Haut, als Drachen und Tiere. Und, …Menschen verbergen ihr Geschlecht mit der Kleidung.“ >Sie verbergen ihr Geschlecht?< Das war für Jono gänzlich unbegreiflich. >Wie erkennen sie dann, was Männchen und was Weibchen ist?< „Sie haben andere Unterscheidungsmerkmale geschaffen. Frauen, also Weibchen, tragen langes Haar und Kleider und Männer, also die Männchen, haben kürzere Haare und tragen Hosen.“ >Aber, warum tun die Menschen das?< Jono verstand die Menschen nicht. Erst verbargen sie ihr Geschlecht, um dann künstliche Merkmale zu schaffen. Das machte für ihn überhaupt keinen Sinn, Eine leichte Röte hielt Einzug in Seths Gesicht. „Es ist ihnen einfach unangenehm ihre Geschlechtsteile von allen anderen sehen zu lassen.“ Jono konnte das zwar immer noch nicht begreifen, aber er wollte nicht darauf herumkauen, es würde sein Verständnis doch nicht ändern können. „Aber sag mal, warum willst du das jetzt eigentlich wissen?“, fragte Seth nachdenklich. >Muss ich auch Kleidung tragen, wenn ich ein Mensch bin?<, stellte Jono die Frage, die ihn vor allem beschäftigte. „Nein“, lächelte Seth, „solange du in deinem Tal bist brauchst du das nicht.“ >Dann stört es dich nicht, wenn ich mein Geschlecht nicht verberge?< „Überhaupt nicht“, beruhigte ihn Seth. „Bleib ruhig so, wie du bist.“ Zufrieden mit dieser Antwort zog Jono Seth dichter unter seinen Flügel und gemeinsam schliefen sie ein. Am nächsten Morgen erwachte Seth, weil er fror. War Jono schon draußen vor der Höhle? Das konnte nicht sein, Jono hatte jeden Morgen solange auf ihn gewartet, bis er erwachte. Dann hatte er seinen Flügel von ihm genommen und ihm einen Guten Morgen gewünscht. Seth blickte sich um. Hinter ihm lag, an ihn gekuschelt, der menschliche Jono. Jetzt verstand Seth auch die Fragen vom Vorabend. Heute war Vollmond. Leise stand er auf und zog sich seine Kleidung aus. Er legte sie ordentlich auf einen Haufen und holte seine Decke. Jono schien bei Vollmond wohl etwas länger zu schlafen, denn er hatte von der ganzen Aktion nichts mitbekommen. Als Seth sich wieder neben ihn legte und die Decke über sie zog, kuschelte Jono sich zufrieden seufzend an ihn. Nach nicht allzu langer Zeit öffnete Jono seine Augen und wünschte Seth einen Guten Morgen. Er wunderte sich, dass eine Decke über ihnen beiden lag, doch er blickte Seth ganz erstaunt an, als er bemerkte, dass er keine Kleidung mehr anhatte. „Warum hast du das gemacht?“, fragte er neugierig. „Als Drachen sind wir doch auch ganz gleich.“, bekam er lächelnd zur Antwort. „So gefällst du mir viel besser!“, seufzte Jono zufrieden auf. „Du gefällst mir so auch ganz gut.“, gab Seth ihm zurück. „Was frühstückst du eigentlich, wenn du ein Mensch bist?“, wollte Seth wissen. „Meistens Beeren und Nüsse, oder auch manchmal einen Fisch, den ich am Vorabend mit in die Höhle gebracht habe. Aber wenn ich mir vor Vollmond den Bauch so richtig voll schlage, halte ich es auch einen Tag so aus.“ „Das kenn ich, als Drache habe ich auch den ganzen Tag gehungert, aber es ging. „Na, dann lass uns frühstücken gehen.“, forderte Seth Jono auf. Sie pflückten sich eine Handvoll Beeren und machten sich auf den Weg runter zum See. Seth zeigte Jono, wie man sich eine Angel baut, um sich damit einen Fisch zu angeln. Geduldig saßen sie nebeneinander und warteten darauf, dass ein Fisch anbiss. Als nach einer Stunde Jono seinen ersten Fisch an der Angel hatte tanzte er ausgelassen mit Seth am Ufer herum. Sie fielen sich in die Arme, und Seth gab ihm glücklich einen kurzen Kuss. Verwirrt schaute Jono ihn an und Seth schreckte zurück. „Was ist das, dieses Mund auf Mund?“, wollte Jono wissen. „Das nennt man einen Kuss.“ „Machen das die Menschen immer, wenn sie sich freuen?“ „Oft, aber nicht immer. Sie umarmen sich öfter, als sich zu küssen.“, erklärte Seth. „Das ist aber dumm“, fand Jono. „Wieso?“ „Weil es sich gut anfühlt. Alles was sich gut anfühlt, sollte man so oft wie möglich machen.“ „So, meinst du?“, gab Seth schmunzelnd zurück. „Aber Umarmungen sind doch auch was schönes“, meinte Seth und umarmte Jono ein weiteres Mal. „Hmh“, stimmte Jono zu. Umarmungen waren so ähnlich wie kuscheln, fand er. „Aber beides zusammen ist das allerschönste.“, sagte Seth und gab ihm noch einen kleinen Kuss auf den Mund. „Ja!“ Jono war begeistert und wollte am liebsten mehr davon. „Erinnerst du dich an den Paarungstanz?“ „Ja, warum?“, fragte Jono. „Wenn wir so weiter machen, dann beginnt so etwas wie ein menschlicher Paarungstanz.“, klärte Seth ihn auf. „Doch damit sollten wir lieber noch ein bisschen warten.“ Jono war ein wenig enttäuscht, er hätte damit gern weiter gemacht. Aber vielleicht hatte Seth ja wirklich recht damit, und sie sollten sich erst noch ein wenig näher kennen lernen. Immerhin hatte er sich bei dem kleinen Weißen auch zurückgehalten, vielleicht ging es Seth ja eben gerade genauso. Jono war ja so unglaublich süß, fand Seth. Unwahrscheinlich unschuldig und naiv. Ganz leicht zu verführen. Doch das wollte Seth nicht. Er wollte seine Unerfahrenheit und seine Unwissenheit nicht ausnutzen. Sicher wäre Jono total begeistert, aber es gab noch andere Dinge, die sie erst voneinander lernen sollten. Jetzt würde Seth erst einmal ein Feuer entfachen, damit sie die Fische, die sie geangelt hatten über dem Feuer rösten konnten. Interessiert schaute Jono ihm dabei zu und fragte sich, wie der Fisch denn jetzt wohl schmecken würde. Er kannte bisher ja nur rohen Fisch. Seth zeigte ihm, wie man den Fisch ausnehmen und auf einen Stock spießen musste, damit man ihn dann übers Feuer halten konnte. Während der Fisch über dem Feuer briet, suchte Seth ein paar große Blätter und gemeinsam sammelten sie Beeren, um zu ihrem Fisch noch etwas dazu zu haben. Es war für Jono äußerst interessant zu sehen, wie die Menschen so lebten, welche Nahrung sie zu sich nahmen und in welcher Form. Es erstaunte ihn, dass Seth sich zu dem Fisch noch etwas dazu suchte, aber Seth erklärte ihm, dass das Essen (das war sein Wort für Nahrung) so abwechslungsreicher wäre. „Pass auf, er ist noch heiß.“, sagte Seth zu ihm, als der Fisch fertig war. Heiß? Feuer war heiß, aber Fisch? Wie konnte Fisch heiß sein? Jono hatte noch nie etwas angefasst, das direkt aus dem Feuer kam, und als er gerade herzhaft in den Fisch beißen wollte, zuckte er erschrocken zurück. Das tat weh. Seth konnte ein Auflachen gerade so unterdrücken, als er das verdutzte Gesicht Jonos sah. Schnell drückte er ihm ein paar Beeren in die Hand und forderte ihn auf, sie zu essen. Mmh, die Beeren taten gut, doch dem Fisch näherte sich Jono mit Respekt. Immerhin hatte dieser tote Fisch ihm gerade wehgetan. „Du musst pusten, Luft darauf blasen, wenn etwas aus dem Feuer kommt.“, klärte Seth Jono auf, und machte es ihm vor. Gott, Jono war zu putzig, wenn er so hilflos war. Ob er auf Jono genauso wirkte, wenn er ein Drache war? überlegte Seth. So unwahrscheinlich war das ja nicht, fühlte er sich als Drache doch immer ziemlich hilflos. Jono folgte den Anweisungen Seths, blies Luft auf den Fisch (auch wenn ihm der Sinn dessen immer noch nicht klar war) und konnte diesen nun vorsichtig kosten. Die Konsistenz des Fisches war etwas ungewohnt, aber es schmeckte ihm - schmeckte ihm sogar ausgezeichnet. „Legst du alle Nahrung ins Feuer?“, wollte Jono sogleich von Seth wissen. „Nein“, antwortete dieser, „nur Fleisch und bestimmtes Gemüse. Aber“, fuhr er fort, „wenn ich einen Topf hätte, würde ich Wasser darin erhitzen und dort verschiedene Dinge hinein tun.“ Gesättigt, und nachdem sie das Feuer gelöscht hatten, sprangen sie in den See, um eine Runde zu schwimmen. Erfrischt und sauber ließen sie sich am Ufer nieder und schauten in den Himmel. „Ich mag dich.“, sagte Jono und rückte ganz dicht an Seth heran. „Ich dich auch.“, antwortete Seth und genoss das wohlige Gefühl, das ihm die Nähe des Blonden vermittelte. Beide hatten sie für Menschen ein ungewöhnliches Erscheinungsbild: Seth hatte blaue Augen, statt der üblichen braunen, und Jono hatte blondes Haar, anstelle der üblichen braunen bis schwarzen Haare. Egal, wo sie auftauchen würden, sie würden überall hervorstechen, nicht nur durch ihre ungewöhnliche Augen- und Haarfarbe, nein, sie waren auch für einen Mann außergewöhnlich schön. Seth konnte zu seinem Leidwesen bereits ein Lied davon singen. Während sie so im Gras lagen und sich von der Sonne wärmen ließen, dachte Seth darüber nach, wie ungewohnt es für ihn war, so völlig unbekleidet zu sein. Für Jono war dies selbstverständlich, er kannte es gar nicht anders. Und woher auch, er war ja nur für einen Tag ein Mensch, und suchte nicht die Nähe dieser. Aber er? Es war schon irgendwie so – nackt. Er kam sich so entblößt vor, so ausgeliefert. Nichts hinter dem man sich verstecken konnte, alles war so – offensichtlich. Nun ja, es hatte durchaus aber auch etwas für sich, so luftumspült… Seth grinste vor sich hin. Ob er sich Jono wohl mal in Ruhe anschauen konnte? Seth drehte sich zur Seite und blickte in warme braune Augen, die ihn aufmerksam musterten. Jono lächelte ihn an, als er so unvermittelt die blauen Saphire zu sehen bekam, die in Seths Gesicht wohnten. Doch warum färbte sich Seths Gesicht jetzt auf einmal rot? Seth musste an die letzte Musterung Jonos denken, als er in seine Augen sah, und augenblicklich begann sich zwischen seinen Beinen etwas zu regen. Jonos Augen waren einfach zu schön, und als dieser ihn so ansah, kribbelte Seth es im ganzen Körper. Er folgte Jonos Blick und sah, wie dieser interessiert in seiner Mitte hängen blieb. „Na, was interessantes entdeckt?“, fragte Seth schmunzelnd. Jono nickte. Es war wirklich interessant, was da mit Seths kleinem Schwanz (Drachen haben nun mal einen viel größeren. Schwanz – nicht Penis, woran ihr schon wieder alle denkt!) so gerade passierte. „Wie machst du das?“, fragte Jono neugierig. Seth wurde eine Spur röter. Wie, Jono wollte wissen, wie man eine Erektion bekommt? Wie sollte er ihm .das. denn erklären? „Ich mach das nicht“, begann er vorsichtig seine Erklärung, „es geschieht einfach.“ Himmel, war das kompliziert. „Es geschieht einfach?“, fragte Jono ungläubig. Bei ihm ist das noch nie passiert, wie konnte es dann so einfach geschehen? Nichts geschieht einfach, alles hat einen Grund, davon war Jono fest überzeugt. „Na ja, also dieses Teil hier“, Seth zeigte auf seinen Penis, „ist mein Geschlecht. Man nennt es Penis und nur Männer, Männchen, haben es. Wenn ein Mann erregt ist, dann wird der vorher schlaffe Penis hart und richtet sich auf.“ Hoffentlich wird es nicht noch peinlicher, hoffte Seth, doch Jono war nicht dumm. „Wenn ein Mann erregt ist, will er sich dann paaren?“, fragte er vorsichtig nach. Seths Gesicht wurde noch eine Spur roter. Musste Jono denn so direkt werden? Seth schluckte und konnte nur nicken. Bitte nicht! flehte er in Gedanken… „Du willst dich mit mir paaren?“, fragte Jono folgerichtig. Da war sie die Frage, die Seth lieber nicht hören wollte. „Ja.“, kam es leise von Seth. „Es gefällt mir, wenn du mich so ansiehst.“ Jetzt konnte Seth endgültig jeder reifen Tomate Konkurrenz machen. Er wusste jetzt außerdem auch wieder, weshalb Kleider so praktisch waren, sie sorgten dafür, dass man nicht gleich so offensichtlich verraten wurde. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hilfe, wieso hat jetzt eigentlich Seth die rote Birne? So sollte das doch eigentlich nicht seiiiiiiiin! Seth und Jono, wo habt ihr mich schon wieder hingeführt? Kapitel 10: Die Leiden des jungen Seth -------------------------------------- Wieso musste Jono so verdammt unschuldig und neugierig sein? Jetzt stand er da, mit einem Ständer und knallrotem Kopf und wusste nicht, was er machen sollte. Seth fühlte sich plötzlich von der Situation überfordert. ER war doch der der erfahrene, ER wollte Jono doch in Verlegenheit bringen, ER wollte doch das Spielchen spielen. Aber Jono in seiner Naivität drehte den Spieß einfach um und führte ihn vor. Es war einfach zum Verrücktwerden. Ja, es erregte ihn, von Jono so angeschaut zu werden und ein Blick in seine wunderschönen Augen sorgte dafür, dass sein ganzer Körper kribbelte. Aber etwas fehlte Seth. Die Sehnsucht, sich mit ihm vereinigen zu wollen, die alle Bedenken über Bord werfen würde. Er war doch ein Mann. Jono verfolgte Seths Minenspiel und war überrascht, wie vielfältig der Gesichtsausdruck der Menschen sein konnte. Aber er konnte nicht alles so ganz verstehen, was er zu „lesen“ bekam. Mit Gefühlen wie Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Unsicherheit und Freude konnte er etwas anfangen. Aber Verlegenheit war ihm fremd. Er wusste nicht, dass es Dinge gab, die Menschen peinlich sein konnten. Deshalb wusste er auch nicht, dass es eben genau dieses, seine so unschuldigen Fragen, es war, dass Seth erröten ließ. „Wieso bist du eigentlich so rot?“, wollte Jono dann aber doch neugierig wissen. Musste Jono denn immer noch weiter in dieselbe Kerbe schlagen? stöhnte Seth innerlich auf. Er würde nicht drum herum kommen, Jono alles zu erklären, soviel war ihm klar. Jono würde erst Ruhe geben, bis er eine zufrieden stellende Antwort auf seine Fragen bekam. Ok, er würde erst einmal mit dem einfachsten anfangen. „Das Rot werden“, begann Seth leise, „kann geschehen, wenn einem Menschen etwas peinlich ist, oder er sich schämt.“ Schon wieder neue Worte, deren Bedeutung Jono nicht kannte. „Peinlich? Schämen? Was bedeutet das?“, wollte Jono auch sogleich wissen. „Das ist soviel wie, dass einem etwas unangenehm, sehr unangenehm, ist. Aber weniger im körperlichen, als im gefühlsmäßigen Sinne. Zum Beispiel, wenn man etwas fühlt, dass man nicht fühlen möchte, oder wenn man sich nicht sicher ist, ob man so fühlen will.“, versuchte Seth zu erklären. Jono dachte nach. Seth atmete währenddessen kräftig durch und versuchte sein Herz und seine Gefühle zu beruhigen. Er ahnte, eine oder zwei schockierende Fragen würden garantiert noch kommen. Also, fasste Jono die neuen Informationen zusammen, Seth ist rot geworden, weil er sich unangenehm fühlte. „Warum fühlst du dich unangenehm?“, fragte er besorgt. Seth holte tief Luft. „Ich fühle mich unangenehm, weil die Fragen, die du mir stellst, so persönlich sind. Du musst wissen, die Menschen reden nicht so gern über ihr Geschlecht und ihre Geschlechtlichkeit. Und auch nicht gern über das miteinander paaren. Fragen darüber sind – so – persönlich.“ Schlimmer kann es ja nicht mehr werden, er war ja schon rot bis hinter die Ohren, dachte sich Seth. „Und, willst du mir nicht sagen, was daran für dich am unangenehmsten war?“, fragte Jono verstehend. „Ich weiß nicht. Als du gefragt hast, wie man eine Erektion macht, oder als du gefragt hast, ob ich mich mit dir paaren will? Irgendwie ist beides ziemlich unangenehm.“ „Und, beantwortest du mir die Fragen?“, fragte Jono ernst. „Ehm, hab ich doch schon.“, versuchte Seth sich doch noch zu drücken. „Was ist eine Erektion?“ Jono war unerbittlich. „So nennt man es, wenn der Penis hart wird und sich aufrichtet.“ „Und wie kann ich das machen?“ Seth schluckte. ‚Und ich dachte, dass es nicht mehr peinlicher werden kann.’, dachte er. „Wenn du jemanden siehst, den du sehr magst und den du anziehend findest, dann ist es möglich, dass sein Anblick dich erregt. Es gibt aber auch noch einen anderen Weg: wenn man den Penis zärtlich streichelt, dann richtet er sich auf.“ „Zärtlich streicheln?“ „So etwas ähnliches wie kuscheln.“ „Und wer macht das?“ „Du selbst, oder jemand anderes.“ „Jemand anderes? Würdest du das auch machen?“, fragte Jono interessiert. „Ja.“, gab Seth sich geschlagen. Jono würde doch keine Ruhe geben, bevor er nicht alles ganz genau wusste. „Und wenn man eine Erektion hat, will man sich dann paaren?“, hakte Jono wiederum nach. „Für gewöhnlich, Ja.“ „Dann willst du dich also jetzt mit mir paaren?“ Jono wollte es ganz genau wissen. Er hatte so überhaupt keine Ahnung von der menschlichen Paarung, vom Ritual, von den Gefühlen. Ob es bei den Menschen auch so ein Gefühl von innen heraus gab, ein Instinkt, dass sie die Paarung anstreben ließ? Instinkte waren praktisch, man brauchte nicht nachdenken, man handelte einfach, so wie die Natur es vorgegeben hat. Aber, wie war das bei den Menschen? In Bezug auf Seth konnte er im Augenblick nichts von dem fühlen, das dem nahe käme, was er für den kleinen Weißen fühlte. Obwohl er Seth von ganzem Herzen liebte und nicht mehr ohne ihn sein wollte. Seth wiederum wusste nicht, was er genau auf diese Frage antworten sollte. Jonos Schlussfolgerung war absolut logisch. Aber auch wenn es ihn erregte von Jono begutachtet zu werden und sich ein Kribbeln in seinem Bauch ausbreitete, wenn er in Jonos Augen schaute, das Gefühl des Begehrens fehlte. Er hatte einfach noch keine Zeit gehabt, sich mit dem menschlichen Körper Jonos auseinander zu setzen, er musste sich vielmehr dessen Fragen stellen. „Selbst wenn es im Augenblick vielleicht danach aussieht, eigentlich möchte ich mich im Moment eher nicht mit dir paaren. Ich mag es, wenn du mich so anschaust, und es erregt mich auch ungemein. (Der kleine Seth genießt einfach nur unwahrscheinlich die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird.) Aber ich begehre dich nicht, ich habe bisher nicht den Wunsch, mich mit dir zu vereinen.“ „Begehren? Ist das so was wie beim Paarungstanz? So ein inneres Verlangen, eine Hitze, die einen an nichts anderes mehr denken lässt?“, fragte Jono. „Ja, so könnte man es sagen.“ Jono nickte verstehend, auch ihm fehlte bisher das Gefühl, dass er hatte, wenn der kleine Weiße bei ihm war. Was den Weißen betraf, so war er sich sicher, was er wollte. Bei dem Braunhaarigen jedoch stand bisher die Neugier auf die andere Lebensform im Vordergrund. Aber, dieses Mund auf Mund, das hatte ihm schon sehr gefallen. „Bei diesem Mund auf Mund hast du gesagt, es wäre wie beim Paarungstanz. Kann das so ein Verlangen auslösen?“, fragte Jono nach einiger Zeit. „Ja, für gewöhnlich ist das der Hauptauslöser.“, gab Seth zur Antwort. Seths Gesichtsfarbe begann sich langsam wieder zu normalisieren. Auch wenn es ihm immer noch furchtbar peinlich war, mit Jono darüber zu reden. Zudem blieb seine Erektion die ganze Zeit über bestehen, was ihm wiederum peinlich war. Aber nur ein bisschen, freute es ihn andererseits doch auch, so im Mittelpunkt von Jonos Interesse zu stehen. „Können wir das Mund auf Mund nicht noch einmal machen?“, fragte Jono und sah Seth bittend an. Jono schien wirklich alles zu mögen, das mit Körperkontakt zu tun hatte. Aber wenn man 70 Jahre lang allein gelebt hatte, ist das wirklich verständlich, fand Seth. Seinen ‚kleinen Seth’ ignorierend, nahm er Jonos Gesicht in beide Hände und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Irgendwann zu Vollmond würden sie miteinander schlafen, aber vorher wollte er Jono noch ein wenig mehr über die Gefühle der Menschen nahe bringen. Er wollte erst mit Jono schlafen, wenn es für sie beide der Ausdruck innigster Verbundenheit sein würde. Er hatte keine Ahnung, wie es bei Drachen war, ob sie sich nur aus Instinkt paarten oder auch aus Liebe. Aber als Mensch wollte er nur aus Liebe mit Jono schlafen. Kapitel 11: Schüler Jono - Unterricht in Sachen Mensch ------------------------------------------------------ Jono war nachdenklich. Das Leben der Menschen, insbesondere ihr Gefühlsleben, schien doch wesentlich komplizierter zu sein, als er angenommen hatte. Es schien viele WENNs und ABERs zu geben, viele Möglichkeiten, sich zu entscheiden. Um Seth wirklich verstehen zu können, würden sie noch viele Gespräche führen müssen. Der Kuss, den Seth ihm gerade gegeben hatte, war so voller Liebe und Wärme gewesen. Am liebsten würde er immer weiter machen, und er möchte so gern alles über die menschliche Paarung wissen. Doch er spürte, dass Seth mit diesem Thema jetzt gerne aufhören wollte und so ließ er es für diesen Augenblick bleiben. Er konnte ja später das Thema wieder anschneiden. Er würde wohl noch eine ganze Weile warten müssen, bis er sich mit ihm paaren konnte. Das fand er zwar schade, doch wenn Seth es (noch) nicht wollte, konnte er es nicht ändern. Als Drache möchte er den kleinen Weißen nicht überrumpeln, und als Mensch hatte er keine Ahnung! Ob die Menschen wohl überhaupt so etwas wie einen Paarungsinstinkt hatten? „Haben Menschen eigentlich Instinkte?“, fragte er nach einer Weile und durchbrach damit die Stille. Seth war froh, dass nun etwas Unverfänglicheres zur Sprache kam. „Instinkte kann man es wohl nicht wirklich nennen. Menschen haben vielmehr Reflexe, die ihnen helfen zu überleben.“ „Was denn für Reflexe?“, wollte Jono wissen. „Zum Beispiel der Atemreflex. Egal wie lange ein Mensch versucht die Luft anzuhalten, irgendwann muss er einatmen. Oder der Saugreflex bei Neugeborenen, damit sie nicht verhungern und der Greifreflex, damit sie sich festhalten können. Es gibt noch mehr, aber mir fallen gerade keine weiteren ein. Einige Reflexe verschwinden allerdings mit dem Alter.“ „Heißt das etwa, dass ein Mensch alles, das er zum Leben braucht, erst lernen muss?“, fragte Jono ungläubig. „Genau so ist es.“, antwortete ihm Seth. „Ein Mensch, der gerade erst geboren wurde, braucht jemanden, der sich um ihn kümmert, bis er selbst dazu in der Lage ist. Zusätzlich braucht er jemanden, der ihm alles beibringt, das er wissen muss, um allein überleben zu können.“ „Dann hast du also auch erst gelernt, wie man Feuer macht, und wie man einen Fisch so köstlich mit dem Feuer machen kann?“ „Richtig, das alles hat mir mein Vater gezeigt. Und von meiner Mutter habe ich gelernt, was ich tun muss, damit es noch besser schmeckt. Und natürlich auch andere nützliche Dinge.“ „Kannst du mir das auch alles zeigen?“, erkundigte sich Jono eifrig und bekam glänzende Augen. „Natürlich.“, schmunzelte Seth und freute sich über Jonos Wissbegierde. „Und was willst du als nächstes lernen?“ „Was für Nahrung nimmst du so alles zu dir?“ „Ich jage Wild, sammle Beeren, Nüsse und Obst, suche Gemüse und Kräuter. Die Menschen in ihren Dörfern halten sich dazu noch verschiedene Tiere: Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Hühner und Pferde. Sie geben ihnen Fleisch, Milch, Eier, Leder, Wolle und Federn. Außerdem nutzen sie die Kraft und Schnelligkeit der Pferde.“ Jono ließ sich alle Worte durch den Kopf gehen und sortierte sie nach bekannt und unbekannt. Die Namen der Tiere waren ihm bekannt, doch was war Mich, Wolle und Leder? Und was wollten Menschen mit Vögeln, da war doch überhaupt nichts dran? Er stellte Seth gleich die entsprechenden Fragen. „Vögel?“, fragte Seth, „Meinst du die Hühner? Also ein Mensch kann von einem gebratenen Huhn durchaus satt werden. Und aus den Eiern dieser ‚Vögel’“, Seth betonte das Wort extra, „kann man wunderbar sättigende Mahlzeiten zubereiten. Leder nennt man die getrocknete, gesäuberte Haut der Tiere, mit Ausnahme der Vögel und Wolle sind die verarbeiteten Haare von Tieren mit langem Fell. Milch ist das, was Tiere als erste Nahrung für ihre Jungen produzieren. Auch Frauen haben Milch, wenn sie ein Kind bekommen. Ein Kind ist ein Menschenjunges – bevor du gleich wieder fragst. Na, sind deine Fragen ausreichend beantwortet?“, lächelte Seth. Jono wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Seth beantwortete ihm eine Frage, und schon schwirrten die nächsten zwei in seinem Kopf herum. Wie sollte er da einen Weg finden? Er spürte, dass er auf dem besten Weg war sich fürchterlich zu verirren. Aber sich immer nur auf eine Frage zu konzentrieren, wenn er doch so viel wissen wollte, war so schwer. Seth beobachtete schmunzelnd, das Jono immer verwirrter dreinschaute. Er konnte sich gut vorstellen, wie es Jono innerlich zerriss, da er doch so vieles nicht kannte und wusste. „Komm her“, sagte er warm und nahm Jonos beide Hände. „Ich kann dir nicht auf einmal alles aus meinem Leben erklären. Auch die Menschen kann ich dir nicht in einem Satz erklären. Eine Frage führt zur nächsten, das ist normal. Ich zeig dir nach und nach was ich kann und wie ich lebe. Vieles kann ich dir auch zeigen oder erklären, wenn du ein Drache bist.“ „Aber…“, versuchte Jono einzuwenden. „Nein, Jono, du brauchst nichts zu erklären. Ich weiß auch so gut wie nichts über Drachen.“, versuchte Seth ihn zu trösten. „So, und nun schließ deine Augen und stell mir die erste Frage, die dir einfällt.“ Seth fasste Jonos Hände noch ein wenig fester. Jono folgte Seths Vorschlag und schloss seufzend seine Augen. Dabei spürte er die wohltuende Wärme, die von Seths Händen ausging. Sie beruhigte ihn und machte ihn froh. Es war in seinem Kopf wie ein riesiger Strudel aus Fragen. Er wusste gar nicht, welche er zuerst stellen sollte. Diese...? Oder diese…? Oder besser jene…? „Ganz ruhig, lass dir Zeit“, hörte er die beruhigende Stimme Seths. Seth hatte recht, es wurden immer weniger Fragen, er konnte das Ende des Strudels erkennen. Am Ende blieb nur eine Frage übrig: „Warst du als Jungtier glücklich?“ „Ja.“ „Erzählst du mir davon?“ „Gerne. Aber lass uns erst noch einen Fisch fangen und zurück zur Höhle gehen. Und hinterher erzähle ich dir von meiner Kindheit. Abgemacht?“ Jono fand diese Idee sehr gut und so machten sie sich nach einiger Zeit, jeder mit einem Fisch bepackt, auf den Weg zurück zur Höhle. Später holte Seth seine Decke heraus und bereite ihnen ein Lager auf dem Felsplateau. Jono kuschelte sich an Seth und während sie den Sonnenuntergang betrachteten, begann Seth von seiner Kindheit zu erzählen. Er war das erste Kind seiner Eltern und seine Mutter war besonders stolz auf seine blauen Augen, die die Farbe des Himmels hatten. Sie nannte ihn ihr Glückskind oder ihr Himmelskind. Er erzählte, wie er zu seinem dritten Geburtstag seinen ersten Bogen von seinem Vater geschenkt bekam und sein Vater ihm mit 6 Jahren zeigte wie man eine Angel baute und Pfeil und Bogen herstellte. Mit 8 Jahren nahm sein Vater ihn das erste Mal mit auf die Jagd und mit 10 Jahren schoss er sein erstes Reh. Er war glücklich, als seine kleine Schwester geboren wurde und seine Mutter nahm ihn mit in Wald und Feld und zeigte ihm die verschiedensten Kräuter. Solche zum würzen und solche zum heilen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich einmal bei ihr darüber beschwerte, dass er lauter Weiberkram machen sollte und was sie ihm darauf antwortete: „Auch wenn du ein Junge bist, du kannst nie wissen, in welche Situationen du einmal kommst. Es ist immer gut über Heilkräuter Bescheid zu wissen, denn es kann ganz schnell geschehen, dass du dich auf einer Jagd oder Reise verletzt. Oder krank wirst. Manchmal bist du weiter vom nächsten Ort entfernt als geplant, dann ist es gut, wenn man sich als Junge oder Mann selbst versorgen kann, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.“ Sie war eine liebe und gütige Frau, aber auch unbeirrbar und streng und duldete es nicht, dass er eben diese Dinge nicht von ihr lernte. Außerdem vertrat sie die Ansicht, dass er die Arbeit seiner Ehefrau besser zu würdigen wusste, wenn er wusste, welche Mühe sich dahinter verbarg. Wenn er eine wohlschmeckende Mahlzeit wünschte, sollte er lernen diese auch selbst herstellen zu können. Sie fand, dass ein Mann ruhig mehr können sollte, als nur zu jagen und zu fischen und das nötige Werkzeug dazu herstellen zu können. Sein Vater lehrte ihn alles über Tiere, jagen, fischen, Fallen bauen und stellen, ein Zelt aufzubauen, einen guten Unterschlupf in der Natur finden, ein Lager zu bauen, Spuren zu verwischen. Und abends erzählte er beim Schein des Feuers die Sagen und Geschichten aus den alten Tagen, als Drachen und Menschen in Frieden miteinander lebten. Und von der alten Fehde, die schließlich dazu führte, dass Drachen und Menschen sich hassten und letzten Endes sich bekämpften oder aus dem Weg gingen. Aber die Geschichten aus der Zeit des Friedens zwischen Drachen und Menschen gefielen ihm immer ganz besonders gut. (Warum wohl?^^) Er war der Stolz seiner ganzen Familie und er war genauso stolz auf seine Familie, bis zum ersten Neumond nach seinem 15.Geburtstag, als seine friedliche Welt zerbrach. Jono hörte Seth aufmerksam zu und genoss es seiner wunderschönen samtenen Stimme zu lauschen. Ihm gefiel die Welt, die Seth ihm vorstellte, die Liebe und Güte, aber auch Strenge, die ihn umgab. Sie hatte einen wertvollen Menschen aus ihm gemacht. „Deine Eltern haben dich sehr geliebt.“, stellte er fest. „Ja, bis zu jenem Tag.“, entgegnete Seth traurig. „Nimm es ihnen nicht übel, sie wussten einfach genau so wenig wie du, wie sie damit umgehen sollten. Vergib ihnen.“, tröstend schmiegte sich Jono enger an Seth. „Du hast recht. Jetzt habe ich ja dich.“ Ohne weitere Worte zu verlieren blickten sie den letzten Sonnenstrahlen hinterher und erwarteten das silberne Leuchten des Vollmondes. Es war wirklich ein wunderschöner Anblick, auf dem Plateau zu sitzen und den Mond zugleich am Himmel und im See zu sehen. Vor allem, weil es am Ende des Sees so aussah, als würde der Mond ins Wasser tauchen. Jono genoss die Wärme, die von Seth ausging und schloss seine Augen. Nach einiger Zeit traute sich Seth endlich, Jono zu betrachten. Er sah wunderschön im Mondlicht aus. Seine Haut, obwohl er nie Kleidung trug, wies keine Verletzungen auf. Sein Haar fiel ihm weich ins Gesicht und sein Mund… Wieder konnte er seinen Blick nicht von ihm lösen, aber diesmal machten sich seine Finger auf Wanderschaft. Ganz vorsichtig fuhr er den Linien seiner Lippen nach. Jono hielt ganz still. Die zärtliche Berührung ließ ihn fast die Luft anhalten, so gut fühlte es sich an. Er hatte heute gelernt, dass man sich ganz anders auf Berührungen konzentrieren konnte, wenn man die Augen geschlossen hielt, deshalb ließ er seine Augen geschlossen. Als Jono nichts tat, traute Seth sich vorsichtig weiter. Er wollte wissen, ob sich seine Haut wirklich so weich anfühlte, wie sie aussah. Also ließ er seine Finger langsam weiterwandern. Erst über das ganze Gesicht, strich ihm zärtlich ein paar Haarsträhnen aus demselben, wanderte langsam den Hals hinunter und fuhr über die Schlüsselbeine. Seth fühlte sich ganz seltsam. Jonos Haut war wirklich so zart und weich, er holte tief Luft und sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen. Als seine Finger den Bauchnabel erreichten, klopfte ihm sein Herz bereits bis zum Hals. Noch lag Jonos Penis ganz entspannt auf seinem Bein, aber weiter traute er sich dann doch nicht. Obwohl… Seinen Blick konnte er jedoch nicht gleich abwenden, bis er seufzend sein Gesicht in Jonos Halsbeuge vergrub. Er roch gut, männlich und doch unschuldig süß, berauschend. Er atmete tief Jonos Geruch ein, wollte ihn bis zum nächsten Vollmond mitnehmen. Es war einfach - … - Jono kannte kein Wort dafür, wie er sich gerade fühlte. Eine Gänsehaut nach der anderen fuhr über seinen Körper, aber er hielt trotzdem weiter ganz still. Es war einfach sooo toll, was Seth da gerade mit ihm machte. Er wollte soviel wie möglich davon haben, und hoffte, dass Seth nicht so schnell aufhören würde. Erst als sich Seth seufzend an seinem Hals verbarg, rührte er sich wieder und nahm ihn in den Arm. Er legte die Decke über sie, und drückte Seth fest an sich. Arm in Arm schliefen sie im Licht des Vollmondes ein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Aufgeregt, mit roten Bäckchen und Schokoladen verschmiert, kommen zwei Drachen in mein Zimmer. Der Schwarze trägt eine Schokoladentorte und der Weiße hat eine Schüssel voller Schokoladentaler in seinen Händen. Die Schokoladentorte ist mit gelben Sonnen verziert und auf den Schokoladentalern prangen ebenfalls Sonnen. „Guck mal, haben wir ganz alleine gemacht!“, erzählt der Weiße stolz. „Und für wen habt ihr das alles gemacht?“, frage ich sie. „Für unsere Leser!“ Der Weiße platzt fast vor Stolz. Er sieht zu niedlich aus, so verschmiert wie er ist. „Jeder, der unsere Geschichte von der Favo-Liste aus liest, bekommt einen Sonnentaler,…“ klärt mich der Weiße auf. „… und jeder, der ein Kommi da lässt, bekommt ein Stück Torte.“, ergänzt der Schwarze. „Das ist eine ganze tolle Idee von euch Beiden.“, lobe ich die Zwei. „Dann viel Spaß beim Verschenken eurer Schokolade.“ Ich bin wirklich stolz auf die Beiden, überlege aber gleichzeitig, wie wohl die Küche aussehen wird… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ An meine lieben Sonnen (Kommis) und Sonnenstrahlen (Favs): Es war von mir ursprünglich überhaupt nicht vorgesehen, mehr oder weniger täglich ein Kapitel on zu stellen, das ist einfach so passiert, sagen wir mal zwei Drachen haben ein ziemliches Tempo vorgelegt. Doch jetzt kommt die gemeinsame Zeit, die sie natürlich auch mit euch gemeinsam verbringen wollen. Aber mein kleines Köpfchen braucht eine Weile, um ihre Abenteuer zu Papier zu bringen. Ich schätze mal, dass jetzt das Tempo erreicht sein wird, an das ICH ursprünglich gedacht habe. Wenn euch natürlich halbe DIN A4 Seiten vollkommen genügen…. Also, es liegt ganz an euch… Liebe Grüße risuma und zwei quirlige Drachen ~~~ Ein Instinkt fällt mir allerdings gerade ein, den wir Menschen uns zum Teil bewahrt haben, wenn wir ihm eine Chance geben: Unseren Bauch, wenn unser Bauch uns sagt, das ist gut..., oder das ist schlecht... Entscheidungen, die aus dem Bauch heraus getroffen werden... Kapitel 12: Von Drachen und Menschen ------------------------------------ Am nächsten Morgen wachte Seth wieder neben dem großen Schwarzen auf. Er fühlte sich seltsam verloren, das Wechselbad der Gefühle vom Vortag hatte er noch nicht verdaut. Jonos Wissbegierde in punkto menschlicher Paarung hatte ihm gewaltig zu schaffen gemacht. Doch genauso machte ihm zu schaffen, dass er nicht genügend Zeit hatte, sich für Jono zu interessieren, sie hatten doch so wenig Zeit miteinander. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, wollte er ja eigentlich genau dasselbe wie Jono. Doch das Jono ein Mann war, machte es für ihn nicht einfach. Er fühlte genau, dass er ihn liebte, so liebte, dass er irgendwann auch mit ihm schlafen wollen würde, aber er hatte doch keine Ahnung über das WIE. Er war so froh, dass Jono am Abend schon schlief (wenn er wüsste…), als er endlich seiner eigenen Neugier, nein Sehnsucht, nachgeben konnte. Jono roch so gut und jetzt dauerte es wieder 28Tage, bis er diesen betörenden Geruch wieder einatmen konnte. Traurig seufzte Seth auf. >Was hast du?< fragte Jono besorgt. >Warum bist du so traurig?< „Der Tag mit dir war viel zu kurz, und es dauert so furchtbar lang, bis du wieder ein Mensch bist.“, gab Seth traurig zur Antwort. >Ich kann dich verstehen, nach Neumond ging es mir genauso.< „Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich von ganzem Herzen und will nie wieder fort von dir.“ >Das weiß ich doch. Du bist für mich auch etwas ganz besonderes, wenn du ein Drache bist, mein kleiner weißer Drache bist. Nur dann kannst du mir geben, wonach ich mich am meisten sehne. Und zu Vollmond, wenn ich ein Mensch bin, bin ich ebenso etwas ganz besonderes für dich, denke ich. Unsere Gefühle für einander verändern sich, wenn unser Körper sich verändert. Liebe ist eine Sache, Sehnsucht nach einem Partner eine andere und der Wunsch sich paaren zu wollen etwas ganz besonderes. Auch bei Drachen.< „Wie ist das eigentlich bei Drachen?“, wollte Seth nach einiger Zeit wissen, als er sich immer noch ein wenig verloren fühlend an Jono schmiegte. „Ich meine mit der Liebe.“, fügte er leise hinzu. >Drachenweibchen sind sehr wählerisch. Es ist nicht leicht, ein Drachenweibchen zu erobern und ihre Zustimmung zu erhalten, ist noch schwieriger. Ich hab mal gehört, da soll es über 50Jahre gedauert haben. Hat sie aber erst einmal ihre Zustimmung gegeben, dann geht sie einen lebenslangen Bund mit ihrem Partner ein. Und erst dann darf er sich mit ihr paaren. Die Paarung selbst ist bei Drachen ein Ausdruck ihrer innigen Verbundenheit und nicht jede Paarung endet mit einer Eiablage, denn ein Drachenweibchen brütet in ihrem Leben nur 3-5 Eier aus.< „Und wie sucht sich das Weibchen ihr Männchen aus?“ >Das kann ich dir auch nicht sagen, ich selbst hatte nie die Ehre. Aber Weibchen riechen unwahrscheinlich verführerisch, kann ich dir sagen.< Jonos Blick verklärte sich abwesend. „Und was ist mit mir? Ich bin schließlich kein Weibchen.“, interessierte sich Seth. >Das kann ich dir auch nicht sagen, aber als ich dich gefunden hatte, schien es mir, als ob ich mein ganzes Leben lang nur auf diesen Tag gewartet hätte, dass ich nur auf dich gewartet hätte. Und deshalb wollte ich auch nicht mehr leben, als ich dich nicht mehr fand.< fügte Jono leise hinzu. >Du bist kein Weibchen, Drachenmännchen suchen untereinander keinen Partner, wenn es nicht genügend Weibchen gibt. In einer Drachenkolonie ist die Anzahl von Weibchen und Männchen immer ausgeglichen. Fehlen Weibchen, dann gibt es solange weibliche Jungtiere, bis es wieder ausgeglichen ist. Umgedreht natürlich genauso.< fuhr Jono fort. >Dein Duft jedoch ist für mich das süßeste und verheißungsvollste, das ich jemals gerochen habe, süßer als alle Weibchen, die ich je kennen lernte. Du bist für mich einfach der perfekte Gefährte. Warum das so ist, kann ich dir auch nicht sagen. Aber mein Herz, mein Verstand und mein Körper sagen mir, dass ich richtig liege. Du bist seit jeher mein Gefährte, dessen bin ich mir absolut sicher, es kann nicht anders sein. Wieso sonst liebe ich dich so, auch wenn du ein Mensch bist und ich ein Drache? Liebe zwischen den Rassen ist nicht vorgesehen, nicht solche Liebe.< „Ich versteh dich, ich liebe dich, obwohl du ein Drache bist, wie einen Menschen, mit dem ich mein Leben teilen möchte.“, gab Seth zu. „Es ist schön, dass Drachen sich nur einen Partner suchen. Das ist gut für mich.“, freute sich Seth. „Menschen haben zwar oft auch nur einen Partner, doch manchmal trennen sie sich, oder nehmen es mit der Paarung nicht so genau. Viele Menschen paaren sich, auch wenn sie keinen Partner haben.“ >Dürfen sie das denn?< fragte Jono erstaunt. „Na ja, es kommt ein wenig auf die Gemeinschaft an, zu der sie gehören. In einigen Gemeinschaften wird es geduldet, dass die jungen geschlechtsreifen Menschen sich austoben und Erfahrungen sammeln, bevor sie eine Partnerschaft eingehen und Verantwortung übernehmen. Es gibt aber auch Gemeinschaften, in denen das nicht so gern gesehen wird. Dort ist eine lebenslange Verbindung, wie bei den Drachen, das erklärte und erwünschte Ziel.“, erklärte ihm Seth. >Was ist eine Gemeinschaft?< fragte Jono nach. „Ein anderes Wort für Kolonie. Menschen nennen nur große Gruppen einiger Tiere eine Kolonie.“, bekam er von Seth als Antwort. >Was hältst du eigentlich von Frühstück? Ich bekomm langsam Hunger.< wechselte Jono das Thema. „Klingt gut“, stimmte Seth zu, „lass uns zum See fliegen.“ Jono fing für Seth einen Fisch und während Seth seinen Fisch zum braten vorbereitete, fraß er sich im See an Fischen satt. Anschließend sah er Seth dabei zu, wie er seinen gebratenen Fisch verspeiste. Es gefiel ihm einfach zu sehr, Seth dabei zuzusehen. „Sag mal, du hattest erzählt, dass du verletzt warst, als ich in das Tal gekommen bin. Was war denn passiert?“, fragte Seth einige Zeit später. >Manchmal fliege ich aus dem Tal heraus, um zu jagen. Ich bringe es einfach nicht übers Herz die Tiere in meinem Tal zu töten, deshalb jage ich außerhalb, wenn ich etwas anderes als Fisch fressen möchte. Da sah ich dann das Reh, dass zum trinken ans Wasser kam, übersah dabei aber die Jäger, die es ebenfalls auf das Reh abgesehen hatten. Ich drehte zu spät ab und wurde von drei Pfeilen getroffen. Zwei trafen den linken Flügel und einer in die rechte Flanke.< erzählte Jono. „Und was hast du dann gemacht?“, wollte Seth wissen. >Den Pfeil in meiner rechten Flanke zog ich mir noch in der Höhle heraus, bevor ich zusammen brach, die beiden anderen Pfeile erst am nächsten Tag. Da Vollmond war, steckte ein Pfeil in meiner linken Schulter und einer im linken Oberarm. Um die Blutung zu stillen machte ich mich dann auf die Suche nach Heilkräutern.< „Woher wusstest du, welche Kräuter die richtigen sind?“, forschte Seth nach. >Ich weiß nicht. Das Wissen um die Heilkräuter war einfach vorhanden.< „Aber du hast keine Narben.“, wunderte sich Seth. Diese Verletzungen waren zu frisch, man müsste eigentlich noch Spuren davon sehen. >Hast du denn Narben von irgendwelchen Verletzungen?< frage Jono Seth. Seth überlegte einen Augenblick. „Nein.“, stellte er überrascht fest. Auch sein Körper trug keine Narben, obwohl er sich in seiner Kindheit ein paar Mal schlimm verletzt hatte. „Ob das daran liegt, dass wir uns verwandeln?“, mutmaßte Seth. >Ich glaube schon. Drachen haben sehr gute Selbstheilungskräfte, sie benötigen keine Heilkräuter zur Heilung, 2-3 Tage Ruhe reichen vollkommen aus und sie sind wieder in Ordnung, doch sie behalten Narben von ihren Verletzungen. Alte Drachen sind mit Narben übersät, aber meine Verletzungen heilten stets narbenfrei ab.< Beide blieben lange Zeit still und ließen diese Informationen auf sich wirken, hatten sie bisher doch noch nie darüber nachgedacht. Sie kamen zu dem Schluss, dass sie bereits mit dieser Bestimmung sich zu verwandeln, wenn sie alt genug dazu sind, geboren wurden. „Meine Mutter sagte zu mir immer, dass ich ein besonderes Glückskind bin, weil nie eine Narbe von meinen Verletzungen zurück blieb, und nichts dieses schöne Kind jemals entstellen könne.“, erinnerte sich auf einmal Seth mit einem Lächeln. >Hast du Lust zu fliegen?< lockerte Jono die Stimmung zwischen ihnen nach einiger Zeit auf. „Aber Ja!“, begeisterte sich Seth. Fliegen war einfach das Größte. Es war perfekt dafür geeignet wieder einen klaren Kopf zu bekommen und sich auf die Freude am Leben zurück zu besinnen. Außerdem festigte das gemeinsame Fliegen ihr Band des Vertrauens. Seth lernte sich nur mit den Beinen festzuhalten und kostete den Rausch des Windes voll aus. Und wieder spülte der Wind alle negativen Gefühle von ihnen beiden fort. Sie landeten auf der kleinen Insel im See. Seth erforschte die Insel, während Jono sich am Strand ausruhte. Begeistert kam er wieder, er hatte ein Beet mit Walderdbeeren gefunden, und Seth liebte Erdbeeren. Jono konnte mit den Erdbeeren nichts anfangen, sie waren zu klein für ihn. Aber beim nächsten Vollmond würden sie wieder kommen und dann wollte er sie auch probieren, nahm er sich vor. So begeistert, wie Seth schien, mussten sie wirklich etwas ganz köstliches sein. >Was machen Menschen, wenn es für sie zu weit zum Schwimmen ist?< fragte er Seth. „Sie bauen sich ein Boot oder ein Floß um übers Wasser zu gelangen.“, gab Seth Auskunft. >Kannst du so ein Boot oder Floß bauen?< wollte Jono wissen. „Wenn ich das richtige Werkzeug habe, dann ja.“ >Hast du es denn nicht bei deinen Sachen?< fragte Jono erstaunt. „Nein, ein Beil und einen Hammer habe ich nicht bei mir.“, antwortete ihm Seth. Seth führte nur Werkzeug mit sich, dass er brauchte, um sich ein Lager zu bauen, oder Angel, Pfeil und Bogen herzustellen. Brauchte er etwas anderes, so erlegte er ein Wild oder angelte Fisch und bot diese im Tausch für die benötigten Dinge an. Wenn gerade kein Mann in der Nähe war, der Einspruch erheben könnte, dann ließen viele Frauen eine Liebesnacht als Währung gelten, träumten sie doch von einem Kind mit seinen blauen Augen (welches sie aber niemals bekommen würden^^). >Ja, aber was machst du dann, wenn du einen Fluss oder einen See überqueren musst?< hakte Jono nach. „Um Seen laufe ich herum und wenn ein Fluss zu breit ist und ich keine Brücke finde, dann binde ich mir mehrere dicke Zweige mit ausreichend Geäst zusammen. Darauf kann ich meine Sachen festbinden und mich selbst daran festhalten. Mit einigen korrigierenden Schwimmstößen lasse ich mich dann von der Strömung ans andere Ufer treiben.“ >Können wir das auch machen?< „Warum fragst du?“, wollte Seth nun aber doch wissen. Könnte man es sehen, Jono bekam eben rosa Bäckchen. >Ich würde die Erdbeeren auch gerne probieren, aber es ist soweit vom Ufer entfernt.< gestand Jono verschämt. >Außerdem würde ich diese Insel auch gerne erforschen, ich habe mich bisher nur auf ihr ausgeruht.< gab Jono zu. „Wir brauchen doch gar nicht zu schwimmen.“, lächelte Seth. >Wirklich?< entfuhr es Jono ungläubig. „Wir brauchen doch bloß den Tag von Vollmond auf der Insel verbringen. Am Abend vorher fliegen wir her, verbringen die Nacht auf der Insel und wenn du dich verwandelt hast, können wir die Insel erforschen. Und wenn ich mein Werkzeug mitnehme, können wir uns sogar ein Lager bauen.“, schlug Seth vor. >Das klingt ja richtig gut.< Jono war richtig aufgeregt, auf diesen Gedanken war er noch nie gekommen. >Ja, das machen wir! Gleich am nächsten Vollmond!< stimmte er begeistert zu. Seth lächelte. Jono war ja so einfach glücklich zu machen. Also würden sie am nächsten Vollmond auf der Insel sein, und er würde Jono zeigen, wie man ein Lager baut. Alles Notwendige war auf der Insel vorhanden, soviel hatte er schon erkennen können. Doch, darauf freute er sich schon. Kapitel 13: Wie paaren sich Drachen? ------------------------------------ Am Tag vor Neumond wurde Seth sehr unruhig. Ihm war nicht entgangen, dass Jono sich danach sehnte, sich mit ihm zu paaren. Und genau dies machte ihn so fürchterlich unsicher. Wie lief eine Paarung bei Drachen überhaupt ab? Hatten Drachen denn so etwas wie einen Penis? Er hatte etwas Ähnliches bei sich jedenfalls noch nicht entdeckt. Und hatte Jono nicht gesagt, dass Drachenmännchen sich nicht miteinander paarten? Wo eigentlich? Diese Frage beschäftigte ihn auch als Mensch. Wo eigentlich? Ein Mann hatte doch keine Scheide. Doch nicht etwa? Nein, das konnte nicht sein, das war ja… eklig! Bei dieser Vorstellung schüttelte es ihn gewaltig. Nein, daran wollte er lieber nicht denken. Aber was sollte er dann mit einem drängenden Problem anstellen? Selbst Hand anlegen war ja schön und gut, baute auch überschüssigen Druck ab, aber es konnte das andere nicht wirklich ersetzen. Die Ekstase, die einen die Sterne sehen ließ. Nur, wie war das bei den Drachen? War eine Vereinigung für sie so ähnlich? Ein Höhenflug ins Paradies? Drachen paarten sich nicht nur, um Nachwuchs zu zeugen, hatte Jono gesagt. War es dann möglich, dass ähnlich intensive Gefühle dahinter standen? Seth fiel es schwer, all dies auf sich zukommen zu lassen. Er hatte die letzten Jahre zu sehr damit verbracht seine Unsicherheit und Verletzlichkeit vor den Menschen zu verbergen. Seit seinem 15. Geburtstag hatte er seine Unbeschwertheit und Neugier dem Leben gegenüber verloren. Das Schicksal hatte ihm seine Unschuld genommen. So blickte er bangend dem Neumond entgegen und wenn er ehrlich war, hatte er Angst, Angst vor dem Unbekannten. Auch wenn die Erinnerung an den Paarungstanz die Hitze in ihm aufsteigen ließ. Sie ließ sogar den kleinen Seth nicht ganz unberührt, er spürte, wie die Hitze sich zwischen seinen Beinen sammelte. Aber trotzdem hatte er Angst. Jono betrachtete Seth nachdenklich. Er sah so in sich gekehrt aus. Etwas schien ihn zu bedrücken. Doch was? Er konnte es in seinem Gesicht nicht lesen. Es spiegelte Unsicherheit, Fragen, Unwillen, Sehnsucht aber auch Angst wider. Würde er ihm antworten, wenn er ihn jetzt danach fragte? >Was hast du?< fragte Jono vorsichtig. Seth schreckte zusammen, so sehr war er in seinen Gedanken versunken gewesen. „Hast du was gesagt?“, fragte er zurück. >Bedrückt dich was?< forschte Jono nach. „Nein, nichts.“, log Seth. >Nach nichts hast du gerade aber nicht ausgesehen!< ließ Jono sich nicht abspeisen. „Es. ist. NICHTS!“, beharrte Seth. Er wollte Jono nicht sagen, worüber er gerade nachgedacht hatte. Es war ihm einfach zu… unangenehm. Man fragte doch nicht einfach nach solchen Dingen… (Dummer Seth, wie willst du lernen, wenn du nicht fragst…?) Jono schüttelte nur den Kopf und ließ die Sache auf sich beruhen. Es war um die Mittagszeit und die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Um Seth von seinen Gedanken abzulenken hatten Jono eine Idee: Er würde mit Seth heute „baden“ gehen. Ihre gemeinsamen Flüge waren immer sicherer geworden, und so wollte er heute einmal etwas ausprobieren. >Hast du Lust auf einen kleinen Flug?< fragte er Seth. „Fliegen? Aber natürlich!“ ließ Seth sich sofort begeistern. Jono flog eine Weile mit ihm über das Tal und vollführte einige rasante Sturzflüge, als er auf einmal sagte: >Halt dich gut fest, ich möchte gerne etwas ausprobieren.< „Ist gut“, sagte Seth und klammerte sich an Jono. >Los geht’s!< sagte Jono und begann mit einem Steigflug, aus dem er in einen schraubenden Sturzflug wechselte. Seth schlug das Herz bis zum Hals, als Jono ersten Mal zur Seitwärtsrolle ansetzte. Aber er vertraute ihm, dass er ihn sofort auffangen würde, sollte er fallen. Als sich Jono kurz über der Wasseroberfläche wieder zum Normalflug abfing, löste sich wiederum ein Schrei tiefster Freude aus Seth und übertrug sich, wie schon so oft auf Jono. >Und, wie war das?< fragte Jono erwartungsvoll. „Einfach toll, unglaublich, unbeschreiblich“, antwortete Seth atemlos. >Lust, noch was anderes auszuprobieren?< lächelte Jono. „Noch was?“ Seth war begeistert. „JA!“ >Na dann, halt dich gut fest!< sagte Jono und stieg wieder hinauf. Kurz bevor er zum Sturzflug ansetzte sagte er zu Seth: >Hol tief Luft, wenn wir über dem Wasser sind, verstanden?< „Ja“, sagte Seth, auch wenn er noch nicht so ganz begriff, warum. Doch als Jono ins Wasser eintauchte, verstand er. Vor lauter Schreck vergaß er fast die Luft anzuhalten. >Geht’s?< fragte Jono besorgt. >Hmhm.< antwortete Seth in Gedanken. >Aber gleich muss ich wieder an die Luft.< >In Ordnung< sagte Jono und schon tauchte er aus dem Wasser auf. >Hat es dir gefallen?< wollte Jono von Seth wissen. „Es kam etwas sehr überraschend, aber dann war es toll.“ >Ich wollte dich damit überraschen, deswegen hab ich dir nichts gesagt.< gab Jono zu. „Aber das nächste Mal würde ich gerne vorher meine Kleidung ausziehen. Denn, was nicht nass wird, muss auch nicht wieder trocken werden. Ist das möglich?“ >Aber dann können wir es ja gar nicht ganz spontan machen.< maulte Jono. „Es dauert nicht lange, mich auszuziehen, aber es dauert sehr lange, bis meine Kleidung wieder trocken ist.“ >Auch, wenn ich mit meinem Feuer nachhelfe?< „Auch, wenn du mit deinem Feuer nachhilfst.“ >Also gut, das nächste Mal sag ich vorher Bescheid.< gab Jono nach. In der Nacht plagten Seth wieder Albträume. Aber dieses Mal träumte er nicht davon verjagt und getötet zu werden, nein diesmal verfärbte sich sogar während des Schlafens sein Gesicht rot. Er träumte davon, dass alle möglichen männlichen Lebewesen sich für seinen Hintern interessierten und ihn besteigen wollten. Er war die ganze Zeit auf der Flucht vor all diesen Monstern, und als er sich endlich in Jonos Arme, ehm Flügel, flüchten wollte, grinste dieser ihn nur an und meinte: „Was hast du denn, ist doch gar nicht so schlimm.“ Schreiend wachte Seth auf und sein Herz schlug bis zum Hals. Tränen liefen ihm übers Gesicht, doch das merkte er überhaupt nicht. Im Traum hatte Jono ihn verraten und ihm keinen Schutz geboten. Er fühlte sich gerade als würde er endlos tief fallen, und es gab nichts, um seinen Sturz aufzuhalten. Draußen ging gerade die Sonne auf. Jono erwachte, weil ihm ein wundervoller Duft in die Nüstern stieg. Er hatte von Seths unruhigem Schlaf und Erwachen nichts mitbekommen, doch als er die Augen öffnete, lag neben ihm fürchterlich zitternd der kleine Weiße, dem die Tränen nur so über die Wangen liefen. „Hey, was ist denn los?“, fragte er zärtlich. „Ich hab Angst.“, schluchzte Seth hemmungslos auf. Jono wollte ihn beschützend mit einem Flügel an sich ziehen, aber Seth schreckte zusammen. Besorgt runzelte Jono die Stirn (habt ihr schon mal einen Drachen die Stirn runzeln sehen? Köstlich…). Wie sollte er Seth beruhigen, wenn er so zurückschreckte? Dagegen war ihr erstes Zusammentreffen ein Klacks. „Wovor hast du denn solche Angst?“ Vielleicht konnte er ihm helfen, wenn er den Grund dafür erfuhr. Seth fühlte sich elend. Er wollte Schutz bei Jono suchen, er suchte die Geborgenheit die er ihm immer gab, aber da er sich Traum von ihm verraten fühlte, war ihm dieser Weg im Augenblick versperrt. Er schüttelte den Kopf. „Aber Kleiner, wenn du mir nicht sagst, wovor du dich fürchtest, dann kann ich dir doch nicht helfen und dich beschützen.“ „Das ist es ja gerade, du HAST mich ja nicht BESCHÜTZT, du WARST genauso gemein, wie die anderen.“, fuhr Seth ihn an. Ui, das war wirklich ein harter Brocken, fand Jono. „Was hab ich denn gemacht?“ Seth funkelte ihn nur böse an. „Also, was hab ich demnach NICHT gemacht?“, versuchte Jono auf diese Weise heraus zu finden, was genau mit Seth los war. Seth war hin und her gerissen. Wenn er von Jono getröstet werden wollte, dann musste er seinen gekränkten Stolz überwinden, Jono vertrauen und ihm von seinem Traum erzählen. Seth schluckte, er sehnte sich zu sehr nach Jonos Trost. „Ich hab geträumt, ich schlief. Irgendwas weckte mich, denn es schnüffelte an meinem Hintern. Ich öffnete die Augen, und stellte fest, dass alle männlichen Tiere des Waldes hinter mir her waren und mich besteigen wollten. Stell dir das mal vor, ein Hirsch wollte mich gerade… als Mensch. Seth schüttelte sich bei dieser Erinnerung. Aber es war alles so real. Alle Tiere wollten nur das gleiche. Ich rannte fort, und lief und lief, und alle Tiere hinter mir her. Ich erreichte dich, du solltest mich beschützen, aber du hast nur gelacht, und gesagt: Was hast du denn, ist doch gar nicht so schlimm. Es war so furchtbar, und dann bin ich gefallen, tiefer und immer tiefer, und du hast mich nicht aufgefangen.“, schluchzte Seth. „Armer Kleiner!“ Seth ließ sich nun an Jono ziehen. „Glaubst du wirklich, dass ich so denken und reagieren würde? Glaubst du wirklich, dass ich dir SO wehtun könnte? Eher würde ich sterben, als das ich zuließe, dass dir jemand so wehtun dürfte.“ Jono zog Seth noch dichter an sich heran und barg ihn unter seinem linken Flügel. Seth machte sich ganz klein um so viel Schutz wie möglich von Jono zu erhalten. Er steckte seine Nüstern so tief es ging unter Jonos Flügel, um seinen beruhigenden Duft einzuatmen. Während Jono darauf wartete, dass der kleine Weiße sich beruhigte, dachte er über das eben gehörte nach. Also, wenn er zwei und zwei zusammenzählte, dann konnte es nur einen Grund geben: Seth fürchtete sich vor der Paarung. Sein armer kleiner unschuldiger weißer Drache. Jono verkannte aber das wirkliche Problem, das dahinter steckte. Und dieses gründete sich in der menschlichen Anatomie, von welcher Jono keine Ahnung hatte. Drachen hatten eine Kloake, durch die sie ihre festen und flüssigen Exkremente absetzten, und die auch für die Paarung und die Eiablage zuständig war. Das Geschlechtsorgan, welches in einer Bauchfalte verborgen lag, war lediglich für die Paarung vorgesehen. Als Mensch hatte Jono ja auch nur diese eine Öffnung. Auch wenn es ihn schon verwunderte, dass er sein Wasser über diesen kleinen Schwanz abließ und nicht durch die Kloake. Er wusste nicht, dass Menschenweibchen zum Zwecke der Paarung und des Nachwuchses einen eigenen Zugang hatten, der nur für das Geschlechtsorgan bestimmt war. „Komm, lass uns erst einmal ausgiebig frühstücken und uns dann in die Sonne legen“, schlug Jono vor, als Seth sich endlich beruhigt hatte. Draußen, in der hellen Sonne und mit einem vollen Magen, würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Später müssten sie allerdings dann doch das Problem Paarung angehen, denn wenn Seth seine Furcht davor nicht verlor, würde sie wie eine Mauer zwischen ihnen stehen. Also lockte Jono Seth aus der Höhle heraus und wie erwartet, lockerte das Fliegen den kleinen Weißen schon etwas auf. Jono schlug vor, sich zum sonnen auf die kleine Insel zu begeben, denn diese war für Seth bisher nur mit positiven Gefühlen verbunden. Jono beglückwünschte sich zu dieser Idee, als er sah, wie sich Seth mehr und mehr entspannte. „Jetzt sind wir schneller wieder auf der Insel, als gedacht.“, kicherte Seth. Jono fiel ein Stein vom Herzen, als Seth wieder so munter war. Er wartete bis Mittag, bis die Sonne ihren höchsten Stand erreichte und die Schatten der Welt am kleinsten waren, um das Problem zur Sprache zu bringen. „Seth, darf ich dich was fragen?“, begann Jono diplomatisch. Jetzt, da er hier in der warmen Sonne lag, ging es Seth wieder gut. Vergessen waren die Schrecken der vergangenen Nacht. „Hmh“, brummte er daher gutmütig. „Was ängstigt dich denn so an der Paarung?“, begann Jono. Seth schluckte, doch jetzt war er bereit sich dem Thema zu stellen. Wie sagte sein Vater einmal zu ihm: „Nur Wissen besiegt die Furcht!“ Seth holte tief Luft: „Ich weiß nichts über Drachen. Auch nichts über ihre Geschlechtmerkmale. Und schon gar nichts über ihre Paarung. Ich sehe als Drache so anders aus, als ein Mensch. Weil ich ein Mann bin, nehme ich an, dass ich auch ein Drachenmännchen bin. Aber sicher bin ich mir nicht. Woran erkennt man, ob ein Drache männlich oder weiblich ist?“ „Zuerst, du bist auf jeden Fall ein männlicher Drache. Weibliche Drachen haben schmalere Köpfe und schmalere Schultern. Außerdem fehlt ihnen die Bauchfalte, in der das männliche Geschlechtsorgan ruht.“ Jono zeigte auf das Ende seines Bauches, an dem Seth tatsächlich eine schlitzartige Bauchfalte erkennen konnte. Doch als er an sich entlang sah, konnte er ähnliches nicht an sich erkennen. „Aber ich hab das nicht.“, erklärte er. „Doch, du hast das auch. Bei dir ist die Falte nur noch nicht geöffnet. Männliche Drachen tragen ihr Geschlechtsorgan in einer Bauchfalte, welche bis zu ihrer Geschlechtsreife verschlossen ist. Kurz vor erreichen der Geschlechtsreife, beginnt sie dünner zu werden und langsam aufzureißen. Dies ist der Moment, ab dem junge Drachenmännchen unter der ständigen Aufsicht der Drachenältesten stehen. Bis sie gelernt haben mit ihrem Trieb umzugehen und ordentlich um ein Weibchen zu werben. Und natürlich außerdem die Geschlechtsreife erreicht haben.“, erklärte ihm Jono. „Tut es weh, wenn die Haut aufreißt?“, fragte Seth, weil er wissen wollte, was ihm noch so bevorstünde. Er erinnerte sich daran, was für ein Theater die meisten Mädchen bei ihrer Entjungferung gemacht hatten. (Hey, hättest du nicht etwas sanfter mit ihnen umgehen können? *Ohrfeige von risuma kassier*) „Na ja, wehtun ist nicht das richtige Wort. Es ist mehr wie ein Spannen und Jucken, es macht einen mitunter wahnsinnig, bis dann das erlösende Reißen kommt. So wie bei einem Nieser, der sich stundenlang vorher ankündigt.“, folgte die weitere Erklärung Jonos. „Und wo kommt das Geschlechtsorgan rein?“ Seth sah angestrengt auf den Boden, damit Jono seine Verlegenheit nicht so deutlich zu sehen bekam. „Na in die Kloake, wohin denn sonst?“, schüttelte Jono den Kopf über so viel Unwissenheit. Hatte Seth nicht erzählt gehabt, dass er sich schon viele Male gepaart hatte? Und dann wusste er das nicht? In die Kloake? Seth schluckte. Hatten Drachenweibchen denn keine Scheide? Er war davon ausgegangen ein Drachenmännchen zu sein, weil er nur einen After hatte. OK, ganz ruhig, sagte sich Seth. Jetzt nur nicht wieder panisch werden. DAS erklärte natürlich alles (oder vieles). Dann war für Jono die Paarung mit einem anderen Männchen nicht etwas abartiges, perverses, sondern einfach nur etwas ganz unübliches. „Machen das die Menschen denn nicht genauso?“, fragte Jono irritiert. „Nein, Frauen, also Menschenweibchen, haben ihre eigene Öffnung für die Paarung und die Geburt der Jungen. Der After ist nur für die Entsorgung der Nahrungsreste bestimmt, und ü – b – e – r –h – a – u – p – t nicht dafür vorgesehen, dort etwas hineinzustecken!“ Seth wurde zum Schluss etwas lauter. Hoi, jetzt musste Jono erst einmal kräftig schlucken. Langsam bekam alles einen Sinn und er konnte das Bild das Seth abgab, verstehen. Nach einigen Minuten betretenem Schweigen begann Jono die Panik Seths zu begreifen, die ihn am frühen Morgen befallen hatte. Wie es schien hatte sich Seth wohl genau darüber gestern Gedanken gemacht. Nämlich über das Wie und vor allem, das WO. Deshalb lag seine Betonung gestern auch so auf: Es ist NICHTS. Es war Jono natürlich nicht entgangen, dass die Paarung genau das Thema war, das Seth am liebsten mied. Allerdings konnte Jono sich nicht vorstellen, dass dies wirklich ein Problem sein sollte. Seth allerdings schon, er wusste, WIE groß ein voll erigierter Penis sein konnte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Tja, wie paaren sich Drachen? Ich hab mir die Krokodile als Vorbild genommen und die Informationen, die ich auf Wikipedia gefunden habe, versucht für meine Belange einzuarbeiten oder zu interpretieren. Glücklicher Weise sind Drachen keine real existierenden Geschöpfe, weshalb ich mit den Biologen keine allzu großen Probleme haben dürfte. Für unsere Zwecke jedoch habe ich beschlossen, dass unsere Drachen ruhig auch einen Penis haben dürfen und nicht nur eine halbgeschlossene Begattungsrinne. risuma ~~~~ Geschlechtsmerkmale von Krokodilen: (für die Untersuchung zur Geschlechtsfeststellung) Bei großen Schildkröten und Krokodilen kann die Palpation des Penis in der Kloake erfolgreich sein (Fingermethode). Geschlechtsaktive und -inaktive Zeiten sind für die Größe des Penis, insbesondere dem der Krokodile zu berücksichtigen. Paarung bei Kriechtieren: Bei vielen Wirbeltierarten hat sich aus der Kloake ein Begattungsorgan entwickelt. Dieses kann doppelseitig sein wie bei Schlangen und Echsen. Die Biologen sprechen dann von einem Hemipenis. Schildkröten und Krokodile haben nur einseitig ausgebildete, solide Gebilde hervorgebracht, die einem Penis schon recht ähnlich sind und ebenfalls in die Kloake des Weibchens eingeführt werden können. Das Begattungsorgan der Schildkröten ist im Ruhezustand zurückgezogen und im unteren Raum der Kloake. Bei sexueller Erregung kann dieses Gebilde durch erhebliche Blutzufuhr stark anschwellen und aus der Kloake heraustreten. Das wichtigste der Befruchtung im Körperinneren dienende äußere Fortpflanzungsorgan ist der Penis – ein vorstehendes, bei manchen Arten erektionsfähiges Organ, das die Samenzellen in die Kloake oder Scheide des Weibchens leitet. Eintagsfliegen und bestimmte Reptilien haben einen paarigen Penis. Manche Strudelwürmer besitzen einen stilettförmigen Penis, den sie an einer beliebigen Stelle in den Körper des Paarungspartners hineinstoßen. Bei Schildkröten und Krokodilen liegt der Penis an der Bauchseite der Kloake und hat an der Oberseite eine Vertiefung. Durch diese Rinne fließen die Samenzellen in die weibliche Kloake. Kapitel 14: Tanz mit mir ------------------------ Keiner von beiden wusste, was er so recht sagen sollte und so schwiegen Beide eine lange Zeit. Dass Menschen und Drachen SO unterschiedlich waren, machte Jono ziemlich sprachlos. Wenn sein kleiner Weißer ihm irgendwann gehören sollen sollte, dann musste er noch viel vorsichtiger an die Sache herangehen. Einer Eingebung folgend stupste Jono Seth an und sagte: „Fang mich!“, und schon erhob er sich und flog davon. Seth brauchte einen Moment, um zu realisieren, was Jono gerade von ihm wollte. Fang mich? Nun gut, dann wollte er versuchen Jono zu fangen. Er erhob sich ebenfalls in die Lüfte und versuchte sein Glück. Doch das war leichter gesagt, als getan. Jono war größer, stärker und schneller als er. Seth musste sich ganz schön anstrengen, um überhaupt an Jono heranzukommen. Jono freute sich, dass Seth auf das Spiel einging. Junge Drachen spielten das Spiel tagelang, nur durch die Nachtruhe unterbrochen. Es war geeignet zum Kräfte messen, ohne sich zu verletzen. Vor allem weil die Rolle des Fängers nicht automatisch festgelegt war. Man konnte immer wieder einen neuen Fänger festlegen, die Rollen tauschen. Aber jetzt wollte er Seth erst einmal so richtig auspowern, ihm seine Freude am Leben zurückgeben. Und wie es schien, war ihm das bereits gelungen. Mit „roten Backen“ vor lauter Anstrengung jagte Seth hinter ihm her und versuchte durch Abkürzungen dichter an ihn heran zu kommen. Nach einer ganzen Weile flog Jono hin und wieder langsamer, um Seth dichter an sich heran kommen zu lassen, nur um dann kurz vorher wieder davon zu schießen. So ging es dann wieder eine ganze Weile. Nach dieser Zeit „ruhte“ sich Jono auf der Insel aus, um auch hier kurz vor dem gefasst werden davon zu stürzen. Seth schien es mächtig viel Spaß zu machen, denn er beschwerte sich kein bisschen darüber, sein Ziel immer wieder knapp zu verfehlen. Jono war gespannt, wie Seth sich verhalten würde, er kannte ja die subtilen Spielchen nicht, die heranwachsende Drachenmädchen mit den Drachenmännchen spielten. Jono spielte mit Seth: Erobere Jono. Aber diesmal würde er ihm die Bedeutung ihres tuns nicht verraten. Für Seth sollte es im Augenblick nichts anderes als eine ganz normale Hetzjagd sein. Er sollte sich auspowern und einfach nur ganz als Drache fühlen. Alles andere würde später kommen. Von ganz alleine kommen, hoffte Jono. Als die Sonne am untergehen war, hatte Jono ein Einsehen und ließ sich von Seth endlich fangen. Dazu ließ er sich langsam auf der Insel nieder und tat so, als bemerkte er Seth nicht. Und mit einem überglücklichen: „Ich hab Dich!“ von Seth purzelten sie gemeinsam auf das Ufer der kleinen Insel. Verknäult wie waren, blieben sie für einen Augenblick so liegen, um zu verschnaufen und wieder zu Atem zu kommen. Seth war stolz auf sich. Er hatte seinen Jono gefangen. Erschöpft und glücklich kuschelte er sich an ihn und atmete zufrieden seinen Geruch ein. „Duhu, Jono, krieg ich jetzt auch eine Belohnung?“ „Was hättest du denn gern als Belohnung?“, fragte Jono lächelnd. „Dich.“, murmelte Seth träumend. So, so, lächelte Jono, ließ man Seth keine Zeit zum Denken, dann sprach einfach sein Herz. Und das, was sein Herz so sprach, gefiel Jono außerordentlich gut. Seths Herz schlug immer noch heftig. Während er so an Jono gekuschelt lag und sich an seinem Geruch labte, baute sich vor seinem inneren Auge die Erinnerung an einen anderen Neumondtag auf. Und gleichzeitig kam die Erinnerung an seine Gefühle zurück. Seth nahm Jonos Geruch auf und wurde immer unruhiger. Er roch so gut, so wahnsinnig gut. Fast automatisch setzten seine Nüstern sich in Bewegung. Er musste einfach nach“riechen“, ob Jono überall so gut roch. Jono versuchte, so gut es ging, still zu halten. Er wollte Seth nicht wieder erschrecken. Aber das war überhaupt nicht einfach. Und ehe er es sich versah, schnupperte er auch vorsichtig an Seth, atmete seinen süßen Duft ein. Als Seth sich davon nicht stören ließ, machte er weiter. Nein, Seth störte es nicht im geringsten, dass Jono auch anfing ihn zu beschnuppern. Im Gegenteil, es schien irgendwie dazugehören zu müssen. Wieder bestimmten ihre Nüstern den Weg, dem der Rest ihres Körpers folgen musste und so begannen sie wieder den anmutigen Tanz der Paarung. Seth konnte einfach nicht aufhören, an Jono zu riechen. Dieser Geruch – er suchte sich direkt einen Weg in sein Herz, in seinen Körper und in seine Beine. Er fühlte sich so - berauscht - er konnte nicht aufhören, wollte immer mehr davon. Er war süchtig nach diesem Geruch. Und dass Jono ebenfalls an ihm roch, jagte lauter Schauer durch seinen Körper und machte ihn noch wuschiger. Er musste immer weiter machen und weitere Stellen an Jono erkunden. Da, auf einmal fand er einen Duft, der noch verheißungsvoller war, als alles andere, schwerer und süßer. Ihm wurde ganz heiß und sehnsüchtig von diesem Geruch. Seths Herz begann immer kräftiger gegen seine Brust zu hämmern, als er die Stelle erreichte, an der dieser Duft am aller stärksten war – Jonos Bauchfalte. Atemlos bestaunte er das, was nun geschah: Jonos Bauchfalte öffnete sich und herauskam, so prächtig und schön, sein Geschlechtsorgan, Jonos Penis. Seth hielt die Luft an. War er extra nur für ihn so schön? Es war für Seth, als hätte er noch nie in seinem Leben so etwas Schönes gesehen. „Trau dich ruhig“, sagte Jono zärtlich, als er merkte, dass Seth zögerte den Geruch von seinem Penis in sich aufzunehmen. Auch Jonos Atmung hatte sich beschleunigt und sein Herz schlug schneller als sonst, hatte er doch bisher auch noch nie den Paarungstanz getanzt. Es war so süß, wie der kleine Weiße, ohne nachzudenken, ihn zum Tanz aufforderte. Und jetzt stand er vor ihm, sah, was er bisher noch nie in seinem Leben zu sehen bekommen hatte, und wusste wahrscheinlich nicht weiter. Auch wenn es für ihn selbst ebenfalls sein erster Paarungstanz war, so wusste Jono doch, was er jetzt als nächstes machen müsste. Aber so sehr es ihn auch drängte, Seth sollte weiterhin das Tempo bestimmen, so klar war er immer noch in seinem Kopf. Seth senkte vorsichtig seine Nüstern auf Jonos Penis und atmete tief seinen Geruch ein. Und mit einem Mal füllte ein Sehnen ihn aus, so mächtig und heftig, das nach Erlösung schrie, doch er wusste nicht wie. Ein Spannen und Drücken am Ende seines Bauches brachte ihn dazu, unruhig mit seinem Bauch auf dem Boden zu scheuern und heftig mit seinem Schwanz hin und her zu peitschen. Jono kannte dieses Zeichen, es zeigte die Paarungsbereitschaft bei Weibchen an. Als junger Drache wurde er einmal unfreiwillig Zeuge eines Paarungstanzes und der anschließenden Paarung. Selbst wenn er sich hätte unauffällig davonschleichen können, so war das ganze viel zu aufregend und interessant gewesen, um zu verschwinden. Er verhielt sich ganz ruhig, das einzig störende war seine Bauchfalte, die sich ausgerechnet jetzt zum ersten Mal bemerkbar machen musste. Doch er durfte sich nicht bewegen, sonst hätten die Beiden ihn bemerkt. Und als das Drachenweibchen so auf dem Boden zu rutschen begann… Seth blickte Jono hilflos mit seinen blauen Augen an. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte, was jetzt zu geschehen hatte. Sein Herz klopfte bis zum Hals, als Jono seinen Kopf zu seinem brachte, um ihn zärtlich zu berühren. „Willst du aufhören?“, fragte Jono ihn. Seth schüttelte seinen Kopf. „Soll ICH weitermachen?“, fragte Jono rau. Seth nickte. „Bist du sicher?“ „Ja, mach weiter.“, bat Seth sehnsuchtsvoll. Egal, was jetzt kommen würde, es würde auf jeden Fall das richtige sein, darauf vertraute er. Schlimmer wäre es für ihn, wenn sie jetzt beide aufhören würden. Dessen war es sich sicher. Als Jono mit den Nüstern seine Kloake berührte, stöhnte Seth auf. Unbeholfen versuchte er sich unter Jono zu bringen, damit er seinen Penis in ihn einführen konnte. Als Seth seinen Schwanz zur Seite bog, stieg Jono über ihn, biss ihn sacht in die Schulter und führte seinen Penis langsam in Seths Kloake ein. Das Gefühl war so überwältigend, dass Seth laut stöhnend aufbrüllte. Jono antwortete ebenso laut. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als ich "Say anything" von X-Japan hörte, tauchte auf einmal das Bild von zwei tanzenden Drachen vor meinem inneren Auge auf. Also habe ich bei diesem Kapitel fleißig "Say anything" von X-Japan gehört. LG risuma ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Meine Drachen kommen mich wieder besuchen. Der Schwarze flüstert mir etwas verschämt ins Ohr: „Gibt es auch adulte Teile von uns?“ Ich sehe dem Weißen an, dass es ihm peinlich ist, dass der Schwarze mich das fragt. „Wollt ihr das denn?“, frage ich sie. Begeistert nickt der Schwarze und der Weiße wird knallrot. „Nun“, entscheide ich und schaue dabei den Weißen an, „mein 11jähriger Sohn hat gefragt, ob er auch meine Geschichte lesen kann. Also werde ich erst einmal eine jugendfreie Version schreiben.“ Erleichtert seufzt der Weiße auf. „Aber, wenn du dann noch möchtest, kann ich dir später auch die adulten Teile geben.“, flüstere ich dem Schwarzen ins Ohr. Mit meiner Aussage zufrieden ziehen die beiden wieder ab. Kapitel 15: Der Tag danach -------------------------- Jono war glücklich. Sein kleiner Weißer hatte ihn erhört, hatte sich mit ihm gepaart, wurde sein. Er konnte nicht schlafen, nicht in dieser besonderen Nacht. Schließlich hatte er seinen kleinen Weißen doch nur diese eine Nacht. Nein, lieber schaute er sich seinen kleinen Weißen an, das konnte er eh schon nicht so oft. In der Regel hatte er ja Seth im Arm, pardon, im Flügel. Und nun war er endgültig sein. Ein Drache sucht sich in seinem Leben nur einen Partner und bleibt ihm ein Leben lang treu, auch über den Tod hinaus. Und nun war der kleine Weiße sein Partner. Wie lange hatte er schon auf ihn gewartet und nun hatte er ihn glücklich gemacht. Die vergangene Nacht war überwältigend für ihn gewesen. Dafür hatten sich die 70 Jahre warten wirklich gelohnt. Es war zu niedlich wie der Kleine seinen Penis bewunderte, ihn atemlos bestaunte, wobei, wenn sich Seths Geschlechtsorgan regte, fand er es auch ganz spannend und interessant. Seth erwachte kurz vor Sonnenaufgang, weil etwas unangenehm an seinem Bauch spannte und juckte. Er verspürte das unbändige Bedürfnis mit seinem Bauch über irgendetwas scheuern zu müssen. Rote Augen ruhten zärtlich auf ihm. „Wie geht es dir?“, fragte Jono liebevoll. „Die Sonne geht gleich auf, schaffst du es noch rüber bis zur Höhle?“ „Mir ist jetzt nicht nach fliegen.“, antwortete Seth müde. „Ich fühle mich, als wäre eine Horde Rinder über mich weggetrampelt.“ Seth hatte von der Hetzjagd einen riesigen Muskelkater. So viel, schnell und anstrengend war er noch nie geflogen, seine Flügel taten ihm fürchterlich weh. Und sein Bauch juckte und spannte… Seth begann auf dem Boden herumzuscheuern. „Lass das besser“, unterbrach Jono sein Tun. „du verletzt dich bloß!“, versuchte er ihm zu erklären. „Woran?“, fragte Seth verständnislos. „An deiner Bauchfalte.“ „Bauchfalte?“ Ach ja, da war ja was. Seths Gesicht überzog eine sanfte Röte. „Lass mich mal sehen“, forderte der Größere ihn auf, ihm die Stelle am Bauch zu zeigen. Die Röte in Seths Gesicht nahm noch zu, doch er kam der Aufforderung Jonos nach, zu unangenehm war das Gefühl, das er im Augenblick hatte. „Das dauert noch ein bisschen. Das nächste Mal wird deine Bauchfalte wohl aufreißen, dann ist das Jucken und Spannen vorbei. Warte noch ein wenig, dann geht es dir wieder besser.“ Fragend blickte Seth zu Jono. „Na, gleich ist doch Sonnenaufgang und du müsstest dich jeden Augenblick zurückverwandeln. Und wie fühlst du dich sonst?“, stellte Jono die Frage, die ihn am brennendsten interessierte. „Sonst?“ Seth wusste gerade nicht, worauf Jono hinaus wollte. „Gestern Abend, Sonnenuntergang, wir haben getanzt und…“ „…wir haben uns gepaart.“, flüsterte Seth leise. Jono wollte ja nicht drängeln, aber die Sonne ging gleich auf, und noch war er der kleine Weiße… „Wie fühlst du dich?“, fragte er besorgt. Seth horchte in sich hinein. „Ich merke nur meinen Bauch, der so fürchterlich juckt und spannt.“, antwortete ihm Seth. „Und dein Schwanz?“, wollte Jono als nächstes wissen. Seth bewegte vorsichtig seinen Schwanz. „Nur ein riesiger Muskelkater, nehme ich mal an.“ „Und… deine Kloake?“ Jetzt war Jono doch ein wenig unsicher. „Bisher nichts“, sagte Seth und drückte, als wolle er etwas absetzen. „Nein“, staunte Seth, „es tut nichts weh.“ Jono plumpste ein riesiger Felsbrocken vom Herzen. Er hatte sich nämlich nicht besonders gut zurückhalten können. „Und, war’s schlimm?“, fragte er in Erinnerung an Seths ängstlichem Aufwachen am Tag zuvor. „Nein, es war sehr schön.“, lächelte Seth verträumt. „Und es hat soooo gut getan.“, seufzte er auf. Wenn man von diesem fürchterlichen Jucken und Spannen absah, fühlte er sich großartig. Genau in diesem Augenblick ging die Sonne auf und Seth verwandelte sich wieder in einen Menschen. >Komm, steig auf, wir fliegen zurück zur Höhle.< sagte Jono. Doch als Seth aufstand, um auf Jonos Rücken zu klettern, hatte er ziemlich wackelige Beine. „Ist das normal, dass ich jetzt als Mensch auch Muskelkater von gestern habe?, fragte er vorsichtshalber nach. >Doch natürlich, dein Körper verändert zwar seine Gestalt, aber was immer dir passiert, die Auswirkungen sind für dich immer dieselben, egal in welcher Gestalt. Meine Verletzung, die ich als Drache bekommen habe, hatte ich auch als Mensch.< gab Jono Auskunft. Seth schluckte. Zum Glück tat ihm sein Hintern als Drache nicht weh, denn sonst würde er jetzt wohl nicht sitzen können. Jono war immerhin nicht besonders klein gewesen… „Können wir nicht noch ein wenig hier bleiben?“, fragte er aus diesem Grund. >Natürlich,< Jono hatte nichts dagegen, >aber willst du denn nicht deine Kleidung haben?< „Im Augenblick reicht mir dein Flügel, um mich zu wärmen. Ich würde gern noch ein wenig schlafen.“, gestand Seth leise. >Du bist noch müde?< Jono war erstaunt, denn er fühlte sich großartig und könnte Bäume ausreißen, so Energie geladen war er. Seth nickte. >Na, dann komm her.< schmunzelte Jono. Für den kleinen Weißen war es wohl gestern doch ein wenig viel gewesen. Seth kuschelte sich in Jonos Flügel und genoss die Wärme, die er ausstrahlte. Mit geschlossenen Augen stellte er die Frage, die ihm gerade durch den Kopf ging: „Du, Jono, wann gelten Drachen denn als zusammengehörig?“ >Wenn sie seinem Werben das erste Mal nachgibt.< gab Jono Auskunft. „Sie ihn zum ersten Mal erhört?“ >Ja.< „Tanzen sie dann auch zum ersten Mal zusammen?“ Glücklicherweise konnte Jono ihn jetzt nicht sehen, denn Seth war schon wieder rot geworden. Es war ihm nur zu deutlich bewusst, dass er nicht unmaßgeblich an den gestrigen Ereignissen beteiligt war. >Ja, wenn sie sich das erste Mal paaren, gilt das als Besiegelung ihrer Partnerschaft.< „Dann war das also unsere Hochzeitsnacht.“, murmelte Seth leise. >Was hast du gesagt?< fragte Jono, da er ihn nicht richtig verstehen konnte. Seth schluckte. „Dann war das also unsere Hochzeitsnacht.“, wiederholte er das eben gesagte lauter. >Nennt man so die erste Paarung bei den Menschen?< wollte Jono neugierig wissen. „Im Idealfall, Ja, aber auf jeden Fall ist es die erste gemeinsame Nacht - ähm Paarung - als Eheleute. Und bevor du fragst: Zu Eheleuten werden Menschen durch eine Zeremonie, die der Älteste oder Vorsteher einer Gemeinschaft abhält.“ >Und wer entscheidet, wer zu Eheleuten wird?< „Die beiden selbst. Wenn ein Mann und eine Frau sich einig geworden sind, dann sagen sie dem Ältesten Bescheid und werden im Beisein aller als Paar zusammen gegeben. Und woher wissen die anderen Drachen, dass sich zwei Drachen zusammengetan haben?“, wollte Seth im Gegenzug wissen. >Drachenmännchen werben um Drachenweibchen, am Anfang mehrere, doch mit der Zeit kann man bemerken, wie ein Weibchen einem Bewerber den Vorrang gibt. Hat sie ihn dann endlich erhört und sich mit ihm gepaart, laufen sie schwänzelnd durch die Kolonie, um ihre Zusammengehörigkeit zu demonstrieren.< „Das gefällt mir.“, fand Seth lächelnd. >Und, bist du immer noch müde?< erkundigte sich Jono. „Nicht richtig müde, eher etwas schlapp.“, gab Seth zurück. „Zu schlapp, um auf dir reiten zu können.“ >Na, dann schlaf noch ne Runde und erhol dich. Ich pass solang auf dich auf.< „Danke.“, sagte Seth und kuschelte sich in Jonos Flügel ein. Als die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, spürte Jono, wie sich Seth langsam wieder regte und sich aus seinem Flügel schälte. „Jetzt könnte ich einen riesigen Fisch verdrücken.“, bekannte Seth, nachdem sein Magen außerordentlich laut geknurrt hatte. >Na, dann sollst du deinen Fisch auch bekommen und ich endlich mein Frühstück.< antwortete Jono gutmütig. Seth suchte sich in der Zwischenzeit einen Stock und einen scharfen Stein, mit dem er dann den Fisch bearbeiten konnte. Als der Fisch fertig geputzt auf dem Stock steckte, kam Jono gesättigt aus dem See zurück und briet ihm den Fisch. Dies ließ er sich nicht nehmen, für Seth den Fisch zu braten und ihm dann beim Essen zu zusehen. Nach einer kurzen Verdauungspause schlug Jono vor, doch nun wieder zur Höhle zurück zu fliegen, denn er nahm an, dass Seth sich ohne seine Kleidung nicht wohl fühlte. Seth jedoch ließ sich einfach auf dem von der Sonne angewärmten Fels nieder und genoss die Aussicht über den See. Jono legte sich neben ihn und betrachtete ihn nachdenklich. Es wunderte ihn ein wenig, dass Seth sich noch nicht wieder bekleidet hatte, da er sonst so viel wert darauf gelegt hatte. Aber er störte sich nicht daran, war Seth für ihn doch so viel natürlicher. Er hatte als Drache sowieso kein „Verständnis“ für das menschliche Schamgefühl, und solange es Seth nicht störte, oder auffiel, wollte er auch nichts dazu sagen. Seth genoss es, einfach so in der Sonne neben Jono zu sitzen und sich wärmen zu lassen. Es war ihm noch nicht wirklich bewusst geworden, dass er noch nackt war, da es ihm im Augenblick ziemlich egal war. Außerdem hatte er seine Hochzeitsnacht mit Jono hinter sich, wenn auch als Drache, und somit war für ihn ihre Beziehung intimer geworden, also weshalb sollte er sich jetzt noch vor ihm schämen? Auch wenn er noch nicht genau wusste wann und wie, so war ihm jetzt deutlich bewusst, dass die zweite Hochzeitsnacht folgen würde. Dies sagte ihm nicht sein Verstand, sondern sein Körper. Denn wenn er an den vergangenen Tag dachte, so begann sein Herz schneller zu schlagen. Er fühlte sich immer noch atemlos, wenn er an die Hetzjagd und das danach dachte. Es war also wirklich so, seine Gefühle als Drache hatte er auch als Mensch, auch die körperlichen Empfindungen. Und da er sich als Drache nach der Paarung mit Jono gesehnt und sie auch vollzogen hatte, sehnte er sich jetzt schon nach der Paarung mit Jono als Mensch. Er spürte es sehr deutlich, denn der kleine Seth schien ein gewichtiges Wörtchen mitreden zu wollen. Während Seth so in Gedanken versunken auf den See unter sich blickte, entging Jono nicht, dass sich zwischen Seths Beinen etwas zu regen begann. >Denkst du gerade an gestern Nacht?< fragte Jono amüsiert. „Ja, warum?“ antwortete Seth gedankenverloren. >Das ist deutlich zu sehen.< meinte Jono lächelnd. „Deutlich zu sehen? Was kann man…? Oh…“, dämmerte es Seth und er schaute an sich hinunter und sah seinen kleinen Kameraden, der gerade vorwitzig seine Nase in die Luft streckte. Und als er ihn so betrachte, begann auf einmal sein Unterbauch fürchterlich zu spannen und zu jucken. Sich heftig kratzend überlegte er das Warum, als ihm die Erleuchtung kam: „Sagtest du nicht, mit Sonnenaufgang wäre es vorbei und ich hätte bis nächsten Neumond Ruhe damit? Mein Bauch spannt und juckt entsetzlich, wie soll ich das bis Neumond bloß aushalten?“ >Hat dein Bauch schon die ganze Zeit gejuckt und gespannt?< fragte Jono, denn er hatte da so eine Vermutung. Seth dachte einen Augenblick nach. „Nein, erst seit…“, sagte er beschämt und blickte an sich herab. >Nun dann darfst du halt nur keine Sehnsucht haben, dann geht es dir besser. Das hilft jungen Drachen übrigens auch. Aber ein Bad im kühlen See hilft auch.< schlug Jono vor. „Abkühlen? Keine schlechte Idee.“, fand auch Seth. Ja, ein Bad im See würde eine willkommene Ablenkung sein, praktischer Weise war er ja schon, eher immer noch, nackt. Er kletterte auf Jonos Rücken und gemeinsam flogen sie los. Der gemeinsame Flug entspannte ihn wie immer. Als Jono ganz weit oben war und zum Sturzflug ansetzte, schrie er vor lauter Begeisterung laut auf. Kurz über der Wasseroberfläche holte er noch mal tief Luft und tauchte mit Jono in die Fluten ein. Als er wieder Luft brauchte, machte er sich Jono bemerkbar. >Noch einmal?< fragte Jono und freute sich wie immer an seiner Begeisterung. „Ja, so oft wie du willst.“, gab Seth freudestrahlend zurück. >Na, dann los.< Jono stieg wieder hoch in die Lüfte. Und mit jedem Mal konnte Seth länger unter Wasser bleiben. Er genoss es, wie das Wasser um seinen Körper spülte, das war ganz anders als schwimmen. Köstlicher, aufregender. Einige Zeit später verspürte Jono das Bedürfnis, sich ein wenig auszuruhen und ließ sich auf dem Rücken über das Wasser treiben. Seth lag auf seinem Bauch und ließ sich von der Sonne bescheinen. Mit geschlossenen Augen genoss er die Stille, die das Tal ausfüllte. Nur hin und wieder konnte man einen Vogel hören. Friedlich genossen beide die Nachmittagssonne. Einem plötzlichen Impuls folgend, öffnete Seth seine Augen und schaute Jonos Bauch entlang bis hinunter zu seiner Bauchfalte. Sie erschien ihm gar nicht so groß, wie das was sich in ihr verbarg, oder täuschte ihn seine Erinnerung? Er war von Jonos Penis wirklich ziemlich beeindruckt gewesen, nicht nur seine Größe, sondern auch seine Schönheit. Was dachte er da eigentlich? Schönheit und Penis waren zwei Worte, die nach seinem bisherigen Verständnis nicht zusammengehörten. Doch über diese Kuriosität konnte er sich nicht weiter Gedanken machen, da ihn urplötzlich sein Bauch wieder zu plagen begann. Er fluchte in Gedanken, und richtig, der kleine Seth zeigte überdeutlich, dass auch er eine Meinung zu dem Thema Jonos Bauchfalte und Penis hatte. Bevor er sich jetzt blutig kratzte entschied er sich doch lieber wieder mit dem Wasser vorlieb zu nehmen. Seth stand auf und machte einen gekonnten Kopfsprung ins Wasser. Von dem Platscher aus seinem Dusseln aufgeweckt, öffnete Jono die Augen und erkannte, dass Seth nicht mehr auf seinem Bauch lag. Suchend blickte er sich um, als Seth auch schon neben ihm auftauchte und ihn anprustete. >Hey, erschreck mich doch nicht so.< murmelte er. „Von dem bisschen Wasser hast du dich erschreckt?“, kicherte Seth. >Nein, weil du fort warst. Mach das bitte nicht noch mal,< ernst schaute Jono Seth an. „In Ordnung, ich sag das nächste Mal bescheid.“, akzeptierte Seth Jonos Bitte. Ein Blick in seine Augen sagte ihm, dass Jono nicht zum scherzen aufgelegt war. „Meinst du, es wäre möglich, dass wir gemeinsam fischen können?“, versuchte er Jono abzulenken. Jono dachte nach. >Ein Versuch wäre es auf jeden Fall wert, und wenn es nicht klappt, kann ich dich ja am Ufer absetzen.< Gesagt, getan, Jono und Seth probierten eine neue Art des Fischens aus. Und gar nicht mal so erfolglos, Seth konnte mit Jonos Tauchgängen ziemlich gut mithalten. Das Training machte sich bezahlbar. Allerdings würde Seth im Laufe der Zeit merken, dass er immer länger die Luft unter Wasser anhalten konnte, Drachen konnten zwar nicht unter Wasser atmen, jedoch ein Vielfaches länger als Menschen die Luft anhalten. Und Seth, als „Halb“drache, konnte auch länger als andere Menschen die Luft anhalten. Zum Abschluss fing Jono einen Fisch für Seth und gemeinsam flogen sie nun hinauf zur Höhle, da sie fanden, für heute genug zu haben. Als Seth sich auch satt gegessen hatte, setzten sie sich auf das Plateau und schauten sich gemeinsam den Sonnenuntergang an, und wie er sich im See spiegelte. Als es kühler wurde, legte Jono wieder seinen Flügel um Seth und langsam fielen beide in einen ruhigen Schlaf. Kapitel 16: Seths 'kleines' Problem ----------------------------------- Noch nie fiel Seth das Warten bis zum nächsten Neumond so schwer, wie zur Zeit. Die Hochzeitsnacht mit Jono hatte doch tatsächlich ernst zu nehmende Folgen für ihn: Immer, wenn er eine Erektion bekam, meldete sich ebenso sicher sein Bauch. Und das nicht etwa angenehm, wie etwa Schmetterlinge im Bauch. Oh nein, seine Drachenbauchfalte, in menschlicher Gestalt eigentlich gar nicht vorhanden, musste stets darauf aufmerksam machen, dass er sich noch nicht paaren konnte, als Drache wohlgemerkt. Es war zum Haare ausraufen! Und als wäre das nicht schon schlimm genug, immer wenn er Jonos Bauch zu sehen bekam, sagte doch so ein kleiner Frechdachs: „Hallo, hier bin ich!“ Noch nie war ihm sein kleiner Kamerad so lästig, wie gerade zur Zeit. Keine feuchten Träume waren erlaubt, selbst die Morgenlatte führte schon zu jener unangenehmen Begleiterscheinung. Womit hatte er das nur verdient!? Jono hatte so ein schlechtes Gewissen, wenn er Seth so leiden sah. Das hatte er wirklich nicht gewollt. Er hatte wirklich gedacht, dass sich dieses Problem lediglich auf seine Drachenform beschränken würde. (Seth hätte aber so oder so dort hindurch gemusst, wie gesagt, was der einen Körperform geschieht, betrifft auch immer die andere, Jono hatte das „Glück“ an seiner Haut herumpulen zu können, um den Prozess zu beschleunigen, doch das hatte er bereits vergessen.) Seth musste hilflos leiden, denn die Stelle, die ihn gerade so quälte, besaß der menschliche Körper nicht. Seth badete viel in dieser Zeit, versuchte sich so gut es ging abzulenken, aber es war wie verhext: Je mehr er versuchte nicht daran zu denken, um so präsenter waren all die Dinge, die zur Hochzeitsnacht gehörten. Und auch die kleinen feinen Ereignisse davor, die dem kleinen Seth schon recht gut gefallen hatten. Und unabhängig davon, wuchs seine Sehnsucht nach Jono von Tag zu Tag. Jono machte ihn immer wieder auf die verschiedensten Heilkräuter aufmerksam und gemeinsam versuchten sie die unterschiedlichsten Kräuterverbände, um sein Leiden zu mildern, doch nichts half. So näherte sich der Tag des nächsten Vollmondes und somit Jonos Verwandlung. Wenn Seth nur daran dachte, begann sein Herz schneller zu schlagen, nur um ihn gleich darauf laut fluchen zu lassen. Wie geplant packte Seth am Abend vor Vollmond ein paar seiner Sachen in sein Tragegestell und sie flogen hinüber zur kleinen Insel. Seth wollte Jono zeigen, wie man einen Unterstand baut, und vor allem, wie gut Erdbeeren schmecken. Jono war schon ganz aufgeregt, er würde das erste Mal in seinem Leben einen ganzen Tag lang nur Menschensachen machen. Andauernd fragte er, ob sie auch wirklich alles hätten, oder ob er noch etwas aus der Höhle holen sollte, solange er noch fliegen konnte. Das einzige, das Seth ihn dann noch tun ließ war, ihnen fürs Frühstück einen großen Fisch zu fangen, den er in große Blätter eingewickelt über Nacht ins Wasser legte. So brauchten sie am frühen Morgen nicht erst noch zu angeln. Als dies alles vorbereitet war, legten sie sich wie üblich schlafen, Seth unter Jonos Flügel. Sie genossen diese Art von Zweisamkeit, erstens konnten sie so einander spüren, zweitens beschützte Jono Seth auf diese Art und Weise vor allem möglichen Getier (Mücken mögen Drachen nicht so besonders) und drittens wärmte er Seth für die Nacht, da Seth seit Neumond seine Kleidung nicht wieder angelegt hatte. Seine Haut hatte inzwischen überall einen sanften Bronzeton angenommen, und warum sollte er in ihrem Tal nicht nackt herumlaufen? Es schonte die Kleidung, und außerdem sah ihn eh kein anderer außer Jono und manchmal einige Tiere. Seth erwachte, weil er fror. Jono hatte sich verwandelt und seine „Decke“ war ihm dadurch abhanden gekommen. Er stand auf und holte aus seinem Tragegestell die Decke heraus und deckte sie beide damit zu. Jono kuschelte sich sofort an ihn und Seth begann augenblicklich an die hässlichsten Frauen zu denken, die ihm einfielen. Als die Sonne begann sie zu wärmen, zündeten sie das Feuer an, dass sie am Abend vorher schon vorbereitet hatten, holten den Fisch aus dem Wasser und bereiteten ihn zum braten vor. Während der Fisch über dem Feuer war und nur noch braten musste, suchten sie sich Beeren zum Fisch dazu. Seth zeigte Jono, wie man sich aus Blättern Körbchen für Beeren herstellen konnte und aus größeren Blättern ein Trinkgefäß drehte. Jono staunte, was man mit Blättern so alles anstellen konnte. Für ihn waren sie nur ein Zeitvertreib zum Spielen gewesen. Als sie mit ihrem Frühstück fertig waren, suchte Seth mit Jono eine geeignete Stelle, um einen Unterstand zu bauen. Seth erklärte Jono, dass ein moosiger Boden als Untergrund weich und angenehm war. Mit Blättern abgedeckt würde er absolut trocken und bequem sein. Also suchte Jono mit Feuereifer moosige Stellen. Danach erklärte Seth Jono, welche Stellen dazu geeignet waren, um nach oben zu schützen, es sollte nicht nur vor Regen schützen, sondern auch vor Wind und auch ein wenig vor Kälte. Jono erinnerte sich an das Gebüschlager, in welchem Seth zuerst lebte, als er in das Tal gekommen war. Also suchte er größere Gebüsche oder niedrige Bäume, die auch noch einen moosigen Untergrund hatten. Schließlich fanden sie eine schöne Stelle, direkt neben einem Erdbeerfeld. Und ein kleiner Quell war auch in der Nähe. Nun mussten sie ihren Unterstand nur noch mit weiterem Astwerk verstärken und mit größeren Blättern wasserdicht machen. Jono war auch hier mit Feuereifer dabei, und stellte sich außerdem gar nicht so ungeschickt an. Als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, konnte man schon einen respektablen Unterstand erkennen, groß genug für zwei Personen und einigen Gerätschaften. Nach einem kleinen Mittagsmahl, bestehend aus Beeren und Früchten, zeigte Seth Jono wie man einen Windschutz herstellte, den sie vor den Eingang zum Unterstand hängten. Jono war wahnsinnig stolz auf sich, als sie den Unterstand fertig hatten. Nun holten sie all die Dinge, die Seth aus der Höhle mitgebracht hatte, um den Unterstand fertig herzurichten. Sie bauten sich ein gemütliches Lager auf dem Moos mit unzähligen Händen von Laub und zum Abschluss einer von Seths Decken. Jono war überrascht, was man mit den Dingen des Waldes so alles machen kann, aber es war schon mühsam, erkannte er. Er war wirklich froh, seine Höhle zu haben, und all diesen Aufwand als Drache nicht zu benötigen. Trotzdem bewunderte er Seths Geschick in diesen Dingen, zeigte es ihm einen Teil aus seinem Leben. Als Jono sich zum ersten Mal auf das Lager zum Probe liegen hinlegte, war er überrascht, wie weich das Lager geworden war. Weich und federnd. Zufrieden mit sich und der Welt schloss er seufzend die Augen. Seth stand lächelnd daneben und freute sich, dass es Jono solchen Spaß machte, Dinge aus seinem Leben zu lernen. Ob es Jono mit ihm wohl ebenso ging, überlegte er. Als der Unterstand fertig war, begaben sie sich wieder an den See, um zu fischen. Wie man mit einer Angel umging, wusste Jono ja schon bereits. Doch es machte ihm Spaß, auch wenn es wesentlich länger dauerte, als wenn er als Drache durch den See pflügte. Andersherum brauchte er dafür nur einen Fisch, um satt zu werden. Nachdem sie sich gesättigt hatten, gingen sie zu ihrem neuen Lager, um von dort aus den Sonnenuntergang zu betrachten und anschließend die Nacht dort zu verbringen. Seth war zufrieden, den ganzen Tag hatten ihn sein kleiner Freund, und somit auch sein Bauch, in Ruhe gelassen. Doch das sollte sich bald ändern. Es gab da nämlich etwas, dass Jono zu gern wissen wollte, und jetzt, da sie ruhig nebeneinander saßen, kuscheln war in der letzten Zeit etwas zu gefährlich für Seth, wollte er es nun endlich wissen. (Na, wisst Ihr schon, was jetzt kommt?^^ Richtig…) „Du, Seth, kannst du mir zeigen, wie du das mit deinem Penis machst?“ Seth verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke, als er diese Frage hörte. Wieder ein Abend, eine Nacht mit Qualen. Aber Jono würde ja doch keine Ruhe geben. Hoffentlich gab sein kleiner Freund nicht sofort seinen Senf dazu. „Erinnerst du dich an deine Gefühle, als wir uns gepaarten hatten? Versuche dir ganz genau vorzustellen, wie du dich fühltest. Das Herzklopfen, das Sehnen, die Unruhe, mein Geruch, das Gefühl beim eindringen, die finale Erlösung.“ Seth hoffte, dass der kleine Seth lang genug Ruhe gab… Jono schloss seine Augen und legte sich auf das Lager. Also, wenn er Seth richtig verstanden hatte, musste er sich nur an sein Sehnen erinnern, dass er seit jener Nacht in sich trug. Aber nichts geschah. „Wie muss es sich denn anfühlen?“ fragte Jono neugierig. „Ach, dass wirst du später merken.“, antwortete Seth und ging über zu ’Plan B’. Den kleinen Seth und seinen Bauch ignorierend, legte er sich neben Jono und streichelte leicht über seinen Penis. Jono hielt die Luft an. Das fühlte sich ja toll an, so richtig liebevoll. Was hatte Seth gesagt, wie kuscheln? Das war besser als kuscheln. Seth streichelte immer weiter mit einem Finger zärtlich über Jonos Penis, solange bis er spürte, dass Jonos Penis anfing zu wachsen und sich zu versteifen. „Und wie fühlt sich das an?“, wollte Seth wissen. „Schööööön.“, seufzte Jono. Seth nahm Jonos Penis nun ganz in die Hand und hielt sie ganz ruhig. Jono seufzte etwas lauter, das wurde ja immer besser. Seths Hand war so warm und angenehm. Da konnte sie ruhig bleiben, denn dort gefiel sie ihm sehr gut. Das Kribbeln, das er jetzt spürte, war neu aber äußerst angenehm. Es hatte in seinem Bauch begonnen und war langsam zwischen seine Beine gewandert. Und nun lag sein Penis in Seths Hand und er hatte Gefühle, die irgendwie so – mehr wollten. Sie erinnerten ihn schon ein wenig an seine sehnsüchtigen Gefühle während des Paarungstanzes. Seth wusste nicht, wie lange er sein Problem noch ignorieren konnte. Jono hatte es ihm so wunderbar leicht gemacht und er wollte es ihm doch auch schön machen, aber die Umstände waren gegen ihn. Er war sich immer noch nicht so sicher, dass das funktionieren würde, obwohl er es ja schon auch irgendwie wollte, doch in seinem jetzigen Zustand ging schon mal gar nichts. So gern er Jono weiter verwöhnen wollte, aber er musste sich jetzt erst einmal um sein eigenes Problem kümmern. Baden gehen war jetzt keine gute Alternative, aber in seinem Lederbeutel war noch Wasser. Wenn er eine Ecke der Decke damit nass machen würde… Gesagt, getan, …aaaah, welch eine Wohltat, das Jucken und Spannen wurde erträglicher, nur der kleine Seth ließ enttäuscht den Kopf hängen. (Keine Angst kleiner Seth, deine Zeit kommt auch noch^^) Hey, wo war denn auf einmal Seths Hand geblieben? Ein kleiner Jono vermisste plötzlich die angenehme Wärme, die ihn bis eben umgeben hatte. Jono grummelte unzufrieden und öffnete seine Augen. „Warum gehst du weg?“, wollte er enttäuscht wissen. „Tut mir leid, aber es ging nicht mehr länger, du weißt doch, mein Problem…“, gab Seth geknickt zur Antwort. „Sollen wir es denn lieber aufs nächste Mal verschieben?“, schlug Jono schweren Herzens vor. Seth schüttelte den Kopf. „Ich glaub ich hab ne Lösung gefunden. … Na ja, nicht für alles…“, schränkte Seth allerdings ein. Jono schaute interessiert auf Seth und blickte fragend auf die nasse Ecke der Decke. „Das kühlt schön“, erklärte Seth und legte sich wieder neben Jono. Seine Hand wanderte an Jonos Bauch entlang, bis er wieder an seinem Penis angelangt war. Jono schloss aufseufzend seine Augen und konzentrierte sich wieder auf seine Gefühle. Endlich schloss Seths Hand sich wieder um seinen Penis. Doch diesmal machte Seth etwas anderes, ein Schauer durchfuhr Jono und es drängte ihn, sich in Richtung Seths Hand zu bewegen. Die Bewegungen wurden immer schneller, ihm wurde immer heißer, sein Herz begann zu rasen, bis es ihn auf einmal zu zerreißen schien: Laut aufstöhnend kam, einem Vulkanausbruch gleich, eine heiße Flüssigkeit aus seinem Penis heraus. „Was war das?“, fragte er atemlos und mit leuchtenden Augen. „Das nennt man einen Samenerguss, oder auch zum Höhepunkt kommen, einen Orgasmus haben, ganz wie du möchtest.“ „Und das haben Menschen immer, wenn sie sich paaren?“ „Ja, aber nur die Männer, Männchen. Bei den Frauen ist es etwas anders.“ Jono drehte sich auf die Seite und sah zu Seth. „Geht’s?“, fragte er Seth mitfühlend nach einem Blick auf seinen Bauch und seinen erigierten Penis. „Gibt schlimmeres“, antwortete Seth lakonisch. „Darf ich ihn mal anfassen?“, fragte Jono vorsichtig. „Aber sicher doch“, lächelte Seth. Hatte er da richtig gehört? Ging es jetzt gerade um ihn? Der kleine Seth reckte und streckte sich, um sich in aller Pracht und von seiner schönsten Seite zu zeigen. Viel zu sehr hatte Seth ihn in den letzten Tagen ignoriert. Das nahm er ihm ein bisschen übel. Aber jetzt sollte er wohl doch endlich zum Zug kommen und da musste er doch zeigen, dass er bereit dazu war. Seth hielt die Luft an. Das feuchte Tuch tat gute Dienste und er konnte sich jetzt ganz auf Jono konzentrieren. Neugierig näherte Jono sich mit seiner Hand Seths Penis. Seine Haut war ganz zart und weich. Er fühlte sich interessant an, nicht so hart wie ein Stock und fester als ein Fisch. Spannender Weise konnte man ihn federn lassen. Das machte ihm Spaß. Seth stöhnte auf, als Jono ihn vorsichtig berührte. Oh man, wie lange hatte er darauf gewartet. Ein Schauer durchrieselte seinen Körper, denn die Berührung durch Jono war etwas ganz besonderes für ihn. Es war ihm, als hätten noch nie fremde Hände ihn berührt. Na ja, stimmte ja auch fast, ein anderer Mann hatte ihn ja auch noch nie berührt. Jonos unschuldige Berührungen hatten etwas an sich, dass er nicht wirklich beschreiben konnte. Sie machten ihn ganz wuschig und hibbelig. Jono wusste nicht so recht, was er jetzt machen sollte. Das, was Seth mit ihm gemacht hatte, war so schön gewesen, ob er das auch konnte? Zuerst streichelte er, ebenso wie vorher Seth bei ihm, Seths Penis, um ihn dann schließlich ganz in die Hand zu nehmen. Und fast automatisch setzte auch seine Hand sich in Bewegung, um Seth schöne Gefühle zu bereiten. Seth konnte nicht still liegen bleiben und begann sich in Jonos Hand zu bewegen. Nach einiger Zeit spürte er, wie sich in seinem Inneren sein Höhepunkt ankündigte und sich alsbald auch mit Macht in Jonos Hand ergoss. Jono schaute sich die weißliche Flüssigkeit in seiner Hand an. „Was ist das?“, wollte er nun neugierig von Seth wissen. So etwas hatte er noch nie gesehen. „Das ist der Samen, den du zur Befruchtung einer Frau brauchst.“, gab Seth Auskunft. „Aber ist das denn nicht Verschwendung, so außerhalb des Körpers?“, gab Jono zu Bedenken. „Vielleicht, aber nicht jede menschliche Paarung führt auch zu Nachwuchs.“ „War das jetzt eine menschliche Paarung?“, wollte Jono als nächstes wissen. „Nicht ganz, ein Teil daraus. Es ist eine Form sich gute Gefühle zu machen, denn man kann dies auch alleine machen.“ „Alleine? Das ist nicht schön.“, fand Jono. „Ja, aber wenn du alleine bist, dann kannst du auf diese Art und Weise deine Sehnsucht ein wenig befriedigen. Aber es ist längst nicht so, wie mit einem anderen Menschen zusammen zu sein. Das ist viel schöner.“ „Drachen haben diese Möglichkeit nicht, wenn kein Weibchen sie erwählt, dann werden sie nie…“, senkte Jono traurig seinen Kopf. „War es sehr schlimm für dich?“, mitfühlend streichelte Seth über Jonos Kopf. „Die ersten Jahre schon, aber je länger ich in diesem Tal lebte, um so mehr nahm die Sehnsucht ab, bis ich sie schließlich ganz vergessen hatte. Bis zu dem Tag, als du zu mir kamst, mein kleiner weißer Blauaugendrache.“ Liebevoll schaute Jono zu Seth. Seth machte die Ecke der Decke noch einmal richtig nass und legte sich wieder neben Jono. Unter einer weiteren Decke kuschelten sie sich fest aneinander und schliefen zufrieden ein. Kapitel 17: Reisevorbereitungen ------------------------------- Seth erwachte, weil sein Bauch fürchterlich juckte. Jono lag hinter ihm, hatte den Arm über ihn gelegt und seine Hand lag auf dem kleinen Seth. Dieser war sofort der Meinung sich dichter an Jonos Hand drängen zu müssen. Außerdem konnte Seth spüren, dass sich etwas gegen seinen Hintern drängte. Kein Wunder, dass sein Bauch so entsetzlich juckte. Da der Wassersack schon wieder leer war, stand Seth auf, um ihn mit Wasser von der kleinen Quelle zu füllen. Auf dem Rückweg pflückte er noch ein paar Erdbeeren, die er Jono füttern wollte, bevor die Sonne wieder auf ging. Jono mit einem Steifen zu sehen, hatte schon was an sich. Irgendwie niedlich, aber auch mehr. Der kleine Seth war äußerst begeistert. Ursprünglich wollte er Jono ja nur mit den Erdbeeren füttern, aber wenn er schon leiden musste, dann konnten sie ja auch die restliche Zeit ganz anders nutzen, besser nutzen. Mal sehn, ob Jono aufwachte, wenn er ihn auf eine besondere Art weckte. Er kuschelte sich von vorn dicht an Jono, so dass ihre beiden kleinen Freunde auch miteinander kuscheln konnten. Im Gegenzug biss er die Zähne aufeinander, sein Bauch… Jono brummte zufrieden und kuschelte sich noch dichter an Seth. Doch ein ungewohntes Gefühl vor seinem Bauch ließ ihn die Augen öffnen. Vor ihm lag Seth und schaute ihm direkt in die Augen. „Guten Morgen, Jono“, sagte Seth und küsste ihn zärtlich. Gleichzeitig wanderte seine Hand Bauch abwärts, um den quälenden Juckreiz zu besänftigen. Dabei ließ es sich nicht verhindern, dass er Jonos Penis ebenfalls berührte. Was aber auch nicht so ganz unbeabsichtigt war. Immerhin ging gleich die Sonne auf, und Jono wäre dann wieder ein Drache. Als Jono Seths Hand an sich spürte, ließ er seine Hand ebenfalls zwischen sie beide wandern. Er wollte Seth auch noch ein wenig berühren, bevor ihre gemeinsame Zeit vorüber war. Sie begannen sich gegenseitig zu streicheln, doch schnell wurde mehr daraus, denn ihnen war bewusst, dass sie nicht mehr allzu viel Zeit hatten. Immer schneller bewegten sie ihre Hände, heftiges Atmen erfüllte ihr Lager, bis sie laut stöhnend ihren Höhepunkt erreichten. Verschwitzt, erschöpft, atemlos und glücklich lagen sie nebeneinander und ließen ihren Orgasmus abklingen. Seth griff neben sich nach der nassen Ecke, um erst mal seinen fürchterlich juckenden Bauch zu kühlen. Als er wieder zu Atem gekommen war, lächelte Seth Jono an. „Mund auf“, forderte er Jono auf und fütterte ihn mit den mitgebrachten Erdbeeren. „Mmh, lecker“, bedankte Jono sich bei ihm. Und genau als er die letzte Erdbeere aufgegessen hatte, ging die Sonne auf und Jono verwandelte sich wieder in einen Drachen. Unglücklich hockte Jono neben Seth. Das war ihm ja so unangenehm, aber Seth schaute auch nicht besser drein – ihr schönes Lager. Damit hatten sie sich soviel Mühe gegeben und der Platz war einfach perfekt… >Das tut mir jetzt wirklich leid!< sagte Jono mit hängendem Kopf. „Du hast keine Schuld, ich hätte selbst daran denken müssen, du konntest es doch gar nicht wissen. Ich hab mich jedes Mal am Abend vor Neumond zu einem größeren Platz aufgemacht um mein Lager nicht zu gefährden.“, nahm Seth die Schuld auf sich. „Was hältst du davon, schon mal fischen zu gehen, während ich hier alles raushole, dass heil geblieben ist, und dann zu dir ans Ufer komme?“, schlug Seth anschließend vor. >Und ich kann dir sonst nichts helfen?< fragte Jono leise. „Nein, hier kannst du mir jetzt nicht helfen. Aber ich werde bald einen fürchterlichen Hunger haben, und da könnte ich einen großen Fisch sicher gut gebrauchen.“. lächelte Seth und versuchte Jono zu trösten. >Gut, dann fang ich dir einen Fisch und warte am Ufer auf dich.< gab Jono nach einigem Nachdenken nach. Er wollte Seth so ungern alleine lassen, aber er sah ein, dass er hier nur – unpassend war. Seufzend machte er sich auf den Weg und versuchte dabei nicht noch mehr zu zerstören. Seth könnte sich ohrfeigen, warum hab ich Jono nicht vorher… Aber wenn er ehrlich sich selbst gegenüber war, dann hatte er den Umstand der Verwandlung total verdrängt. Na ja, nicht wirklich verdrängt, nur die Tatsache der Größen Veränderung, denn er wollte ja noch soviel Jono wie möglich haben, bevor er wieder der große Schwarze war. Und hatte dabei aber ganz übersehen, dass der Unterstand für einen Drachen viel zu klein war… Und nun saß er hier und betrachtete den angerichteten Schaden. Ok, das Moos würde sich erholen, und die Bäume hatten die Verwandlung auch unbeschadet überstanden. Nur die Büsche, die diese Stelle abgerundet hatten, waren in ziemliche Mitleidenschaft gezogen. Jedoch, wenn man es sich genauer besah, konnte man den Unterstand wieder herrichten. Aber würde er beim nächsten Mal nicht gleich wieder zerstört werden? Er musste Jono unbedingt fragen, denn wenn er nicht spürte, dass die Verwandlung gleich begann, dann war es vergebliche Liebesmüh den Unterstand wieder auf zu bauen. Dann musste er eine andere Lösung finden. Als Seth zurück zum Ufer kam, wartete dort bereits ein ziemlich niedergeschlagener Jono auf ihn, mit einem großen Fisch für ihn im Maul. Mit geübten Handgriffen bereitete Seth sich seinen Fisch zu, so dass Jono ihn nur noch braten musste. Während er aß, saßen sie beide stumm nebeneinander. Keiner von Beiden wusste so recht, was er sagen sollte. „Du, Jono“, unterbrach Seth schließlich die Stille, „kannst du es eigentlich merken, dass deine Verwandlung bald beginnt? Ich meine, wirst du wach, weil du spürst, dass du dich gleich verwandeln wirst?“ Jono überlegte einen Augenblick. >Hmh, manchmal, doch meist wache ich in der anderen Gestalt auf, es sei denn, ich werde abgelenkt…< grinste er schelmisch Seth an. „So etwas habe ich mit schon gedacht.“, nickte Seth. „Dann muss ich mir was einfallen lassen, schließlich werd ich nicht automatisch vor Sonnenaufgang wach, um dich zu wecken.“ >Wieso?< fragte Jono irritiert nach. „Ich meine den Unterstand. Wenn du vorher nicht wach wirst, dann zerstörst du ihn mit jeder Verwandlung. Und das wäre doch schade. Oder sollen wir uns keinen Unterstand mehr bauen? Keinen anderen Lagerplatz außerhalb der Höhle haben?“, erklärte ihm Seth. >OH!< Das war alles, was Jono im Augenblick dazu einfiel. Dies war etwas, über das er sich wirklich noch NIE Gedanken gemacht hatte, seine Höhle war groß genug, da hatte er solche Probleme nicht. >Aber glaubst du denn, dass du oder ich in Zukunft an Vollmond nachts wirklich schlafen werden?< gab Jono nach einigen Augenblicken zu bedenken. >Meinst du nicht, dass wir viel mehr abgelenkt sein werden, so wie heute morgen?< lächelte Jono wissend. „Schon, aber wenn du erschöpft liegen bleibst und gerade dann die Sonne aufgeht?“, gab Seth zurück. >Können wir denn nicht einen ausdehnbaren Unterstand bauen, oder einen, der von Anfang an groß genug für mich ist?< seufzte Jono. „Einen Unterstand in dieser Größe zu bauen ist nicht möglich. Dann müssten wir schon ein richtiges Haus bauen. Aber das wäre nicht so gemütlich.“, erklärte ihm Seth. „Obwohl“, kam ihm eine Idee, „aber dazu bräuchten wir viel Leder. Dafür müsste ich aber zu den Menschen gehen, denn ich selbst kann kein Leder herstellen. Das konnte meine Mutter nicht, das haben wir immer eingetauscht. Und ein paar andere Werkzeuge bräuchte ich auch noch.“ >Ich kann dich überall hinfliegen. Und was bräuchten wir, damit du diese Dinge von den Menschen bekommen kannst?< „Große Fische oder Wild. Fasane machen sich auch ganz gut, wegen der schönen Federn.“, gab Seth sein Wissen kund. >Fische sind kein Problem, ich kann sofort welche fangen, und dann machen wir uns gleich auf den Weg.< ereiferte sich Jono mit leuchtenden Augen. „Nicht so schnell.“, bremste Seth ihn lächelnd ab. Jono war in seinem Eifer wirklich niedlich. „Wir müssen erst eine Halterung für mein Tragegestell für dich bauen, damit ich besser auf dir fliegen kann.“ >Na, dann fangen wir eben damit gleich an.< Jono war nicht zu bremsen, so aufgeregt war er. Mit Seth gemeinsam das Tal verlassen! Er hatte jetzt schon Reisefieber. Das war wie in die Ferien fahren oder Urlaub machen, wenn er diese Wörter kennen würde. Aber zu jener Zeit reiste man nicht einfach so, wie heut zu Tage, wer auf Reisen war, hatte immer einen Grund dazu. In der Regel Handel oder Krieg. Jono war aufgeregt, nicht dass er sich danach sehnte das Tal zu verlassen (also für immer), aber mal rauskommen und was anderes zu sehen, war doch nichts Schlechtes. Doch jetzt flogen sie erst einmal zur Höhle rüber, um Seths Sachen wieder an einem Ort zusammen zu haben. Seth saß in der Höhle vor seinen Sachen und ging in Gedanken durch, was er alles benötigte, um eine Halterung für Jono zu bauen. Lederriemen waren zwar haltbarer, dafür standen Lianen ihm jedoch ausreichend zur Verfügung. Dazu brauchte er gerade Äste in unterschiedlicher Stärke und Länge. Außerdem überlegte er, wo er die Halterung am besten auf Jono unterbringen könnte. Nach einigem Hin und Her entschied er sich, die Halterung längs auf Jonos Rücken zu befestigen und selbst direkt davor zu sitzen. Zu diesem Ergebnis gekommen, begab er sich zu dem Felsplateau, auf dem Jono ihn schon ungeduldig erwartete. Er hatte ihn aus der Höhle geworfen, damit er in Ruhe nachdenken konnte. >Und, bist du jetzt fertig?< fragte Jono neugierig. „Ja.“, lächelte Seth. >Und, kann ich dir jetzt irgendwie helfen?< wollte Jono eifrig wissen. „Ich könnte 20 lange Lianen gebrauchen.“, meinte Seth nach einem taxierenden Blick auf Jono. Und schon stürmte Jono davon. Er hatte Hummeln im Hintern, wie man so schön sagt, und war überglücklich helfen zu können. Seth suchte in der Zwischenzeit die Umgebung der Höhle nach passenden Ästen ab. Zufrieden mit seiner Ausbeute kehrte er zur Höhle zurück. Dort wartete bereits Jono auf ihn. Erwartungsvoll schaute er ihn an, ob er auch das richtige mitgebracht hatte. Seth musste schmunzeln, als er Jono neben seiner „Beute“ sitzen sah. Wie ein Hündchen, dem man gerade apportieren beigebracht hatte und nun auf sein Lob wartete, sah er aus. Seth sichtete die Ausbeute Jonos und war sehr zufrieden. Ja, diese Lianen konnte er sehr gut verwenden. Na, dann sollte Jono jetzt auch sein Lob bekommen. „Diese Lianen sind genau richtig.“, lobte er Jono. „Wollen wir zusammen fischen?“, wollte Seth anschließend von Jono wissen. >Ja, gern!< gab Jono erfreut zurück. Er liebte einfach alles, dass er mit Seth gemeinsam machen konnte. Sie flogen zum See und Jono schlug sich den Bauch voll, bevor sie mit einem Fisch für Seth, zur Höhle zurück flogen. Seth bereitete sich den Fisch zu, Seth briet ihn und Seth lehnte sich mit dem Rücken an Jono, während er seinen Fisch aß. Zum Abschluss aß er noch die Beeren, die er sich von der Suche nach den richtigen Ästen mitgebracht hatte. Gemeinsam genossen sie die Stille eines ausklingenden Tages und warteten auf den Sonnenuntergang. >Das Hand an Penis war sehr schön.< begann Jono. Er wollte sich bei Seth für diese wunderschönen Gefühle bedanken, die er von ihm geschenkt bekommen hatte. >Und du sagst, das war noch nicht die menschliche Paarung?< fragte Jono ungläubig nach. Wie konnte etwas, dass sich so toll anfühlte, noch nicht die Paarung sein? Wie fühlte sich am Ende dann die richtige Paarung an? >Machen wir das jetzt jedes Mal, wenn ich ein Mensch bin?< wollte Jono von Seth wissen. Oh, er hoffte doch sehr, dass ja… „Ja, dies und noch viel mehr“, zärtlich blickte Seth zu Jono, „wenn mich erst diese vermaledeite Bauchfalte in Ruhe lässt!“ Schon wieder juckte es unwahrscheinlich an seinem Bauch. Am nächsten Morgen begann Seth damit die Halterung für Jonos Rücken zu bauen. Kurze Äste als Verstrebungen einzubauen verwarf er bald wieder, so konnte er die Halterung nicht fest genug auf Jonos Rücken festbinden. Also entschied er sich vier lange Stangen mit Lianen zu verbinden. An die beiden inneren Stangen knüpfte er eine Anzahl von Lederschlaufen, um daran sein Tragegestell, einige Decken, Fische und einige andere Dinge befestigen zu können. An die äußeren Stangen kamen die Lianen, mit denen das Gestell auf Jono festgebunden wurde. Am Ende war er mit seinem Ergebnis äußerst zufrieden, Jono konnte sich sehr gut damit bewegen und auch beim Fliegen behinderte es ihn nicht. Jono war wahnsinnig aufgeregt, er konnte es kaum erwarten, dass sie sich endlich auf den Weg machen würden. >Geht es jetzt endlich los?< wollte Jono aufgeregt wissen. „Nein, Jono, heute geht es noch nicht los. Für heute hab ich genug, heute will ich mich nur noch ein bisschen in die Sonne setzen. Morgen früh, wenn wir gefrühstückt haben, kannst du noch ein paar Fische fangen, die wir zum tauschen mitnehmen können. In Ordnung?“ bremste ihn Seth. Es freute Seth Jono so eifrig zu sehen. Aber jetzt, da ihrem Ausflug nichts mehr im Wege stand, war er ein wenig skeptisch geworden. Und darüber wollte er mit Jono lieber hier im Tal, in ihrer Höhle, reden, bevor sie sich auf den Weg machten. „Jono, ich freue mich genauso wie du auf unseren Ausflug nach draußen. Und es ist nötig andere Menschen zu treffen, damit wir das Leder bekommen, das wir brauchen. Hast du aber auch daran gedacht, dass die Menschen sich vor Drachen fürchten und sie jagen, weil sie glauben, dass sie ihnen ihr Vieh stehlen? Wir werden nicht direkt vor einer Siedlung oder einem Dorf landen können, du musst mich außerhalb absetzen, dort wo dich niemand sehen kann. Das bedeutet, dass du wahrscheinlich mehrere Stunden, eventuell auch einen ganzen Tag allein auf mich warten musst. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich zur Nacht zu dir zurückkommen werde. Meinst du, du schaffst das? Ohne die Menschen zu ängstigen, oder das Dorf anzugreifen? Nur wenn du mir das versprichst, dass du dich ruhig verhältst, dann können wir morgen los fliegen.“ Seth war es ziemlich ernst mit dem, was er sagte. Das konnte Jono deutlich sehen. Nachdenklich sah Jono zu Seth. Darüber hatte er wirklich nicht nachgedacht. Vor lauter Vorfreude hatte er vergessen, dass Menschen und Drachen nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Dass das für ihn mit stundenlangem Warten, alleine Warten, verbunden sein würde, war ihm bisher noch nicht bewusst gewesen. Das war etwas, das ihm nicht so gut gefiel, er sollte seinen Seth alleine lassen? Und was ist, wenn Seth in Gefahr geriet? Dann konnte er ihm nicht helfen. >Aber was ist, wenn du in Gefahr gerätst? Dann kann ich dir nicht helfen. Das ertrag ich nicht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert.< Jono war hin und her gerissen. Einerseits wollte er mit Seth zu den Menschen fliegen, um das zu besorgen, was er braucht. Aber andererseits wollte er sich nicht von Seth trennen. Seth dachte nach, er konnte Jonos Argument durchaus nachvollziehen. Wenn er mit Jono als Mensch unterwegs wäre, hätte er auch Angst um ihn. So saßen sie eine ganze Weile neben einander und wussten nicht, wie sie dieses Problem lösen konnten. Doch auf einmal… „>Ich hab’s<“, riefen beide gleichzeitig aus. „Erst du!“, sagte Seth. >Nein, erst du!< gab Jono zurück. „Na gut. Wie unterhalten wir uns im Augenblick?“, fragte Seth. >Na, du redest und ich antworte dir in Gedanken.< antwortete Jono. „Genau, das meine ich. Du redest in Gedanken mit mir. Vielleicht kann ich das ja auch? Soll ich das mal ausprobieren?“ >Daran dachte ich auch.< sagte Jono. >An was denke ich?< fragte Seth. >Weiß ich doch nicht.< gab Jono beleidigt zurück. >Dummerchen, was habe ich dich gerade gefragt?< fragte Seth schmunzelnd. >Du hast gefragt: An was denke ich?< antwortete Jono leicht ungehalten. >Und, habe ich ein Wort davon laut ausgesprochen?< deutlicher konnte Seth Jono nun nicht mehr darauf hinweisen, dass es funktionierte. >Wie, du hast kein Wort gesprochen?< Jono war perplex. Er hatte es überhaupt nicht bemerkt, sondern darauf gewartet, dass sie ein JETZT ausmachen würden. >Jetzt müssen wir nur noch ausprobieren, ob es auch auf Entfernung klappt.< überlegte Seth. >Na, das haben wir gleich.< Jono erhob sich und flog hinter die Höhle. >An was denke ich?< stellte Jono jetzt die Frage. >Du denkst daran, ob ich dich jetzt hören kann.< antwortete Seth lächelnd. >Und wo bin ich jetzt?< wollte Jono wissen. Dieses Spiel begann Jono zu gefallen. >Sag mir was du siehst.< gab Seth zurück. >Ich sehe einen kleinen Tümpel, umgeben von Beerensträuchern und Kräutern.< >Du bist im Wäldchen hinter der Höhle.< >Und jetzt?< Jono war ein Stück weiter geflogen. >Ich sehe einen kleinen See in einem Wald< >Ja, ich kann dich sehen.< rief Seth. Jetzt war auch Seth ganz aufgeregt. >Willst du über das Gebirge fliegen?< mutmaßte er, als er Jonos Flugrichtung betrachtete. >Ich will versuchen, wie weit unsere Verbindung reicht. Machst du bitte die Augen zu, damit du mich nicht sehen kannst?< bat Jono. >Wird gemacht. Und was machst du jetzt? Wie wollen wir prüfen, dass du mich noch hören kannst?< >Wie wärs mit zählen?< schlug Jono vor. >Keine schlechte Idee, am besten abwechselnd.< besserte Seth nach. Und so geschah es dann auch, Jono flog über das Gebirge und sie zählten bis 250, danach drehte Jono um. Jono war zufrieden, mit dieser Entfernung konnte er leben. So konnte er nachfragen, wie es Seth ging, was er gerade machte und wenn er Hilfe brauchte, würde er sofort kommen und sich nicht um die Menschen kümmern. Als Jono wieder bei Seth auf dem Felsplateau landete, war seine Welt wieder in Ordnung. Sie hatten herausgefunden, dass sie beieinander sein konnten, auch wenn sie sich mal trennen mussten. Dem Abenteuer Leder besorgen stand nun nichts mehr im Weg. Kapitel 18: Das erste Dorf -------------------------- Jono konnte in der Nacht nicht besonders gut schlafen. Auch wenn das Problem mit der Verständigung gelöst war und er seinem Seth jederzeit zur Hilfe eilen konnte, die Tatsache, dass Seth allein, ohne ihn, unterwegs sein würde, nagte doch ganz schön an ihm. Nach ihrem Frühstück machten sie sich reisefertig. Während Jono am See war und Fische fing, holte Seth seine Kleidung und alles, was er für unterwegs so brauchte, aus der Höhle und kleidete sich an. Als alles auf Jono verstaut war, konnte es endlich losgehen. Sie verließen das Tal über das westliche Gebirge und Seth war gespannt, wie weit sie wohl fliegen mussten, bis sie auf eine menschliche Siedlung stoßen würden. Seth staunte, als er sah, wie weitläufig der Wald jenseits des Gebirges war, seine Einschätzung nach 4-5 Tagesreisen groß. Doch er hatte den Wald nicht so groß in Erinnerung… Endlich kam die erste Siedlung in Sicht. Die suchten sich eine Lichtung, die groß genug für Jono war und landeten dort. Seth band die Fische von Jono los und gab ihm zwei davon zum Fressen. Es war jetzt kurz vor Mittag, er würde gegen Mittag in der Siedlung sein können… >Und du schaffst das auch wirklich ohne mich?< fragte Jono besorgt. „Ja!“, lächelte Seth. Er hatte schon so vieles alleine geschafft, er hatte die letzten 5 Jahre überlebt... >Und du brauchst mich wirklich nicht?< fragte Jono betrübt und ließ seinen Kopf hängen. „Jono, das haben wir doch schon besprochen. Wir können uns doch jederzeit in Gedanken verständigen. Aber, du kannst ja, wenn es gar nicht anders geht, von hoch oben in der Luft aus meinen Weg beobachten. Aber bitte hoch genug, damit die Menschen dich nicht bemerken und dich nicht als Bedrohung betrachten. Es kommt sowieso selten genug vor, dass hier Drachen gesehen werden.“ >Na ja,< gab Jono kleinlaut zu, >das letzte Mal, als diese Menschen mich sahen, haben sie mich verletzt.< „Dann bleib bitte am Boden, nicht dass du wieder verletzt wirst.“, sorgte sich jetzt auch Seth. Die Menschen hier kannten Jono? Das war ihm neu. Obwohl… Jono hatte ihm doch von seinem Jagdpech erzählt, dass ihm das entfallen war… Es konnte ja nur hier in der Umgebung gewesen sein… >Ja.< war Jono auf einmal ganz artig. >Verletzt werden will ich nun wirklich nicht schon wieder. Wie soll ich dir dann zu Hilfe eilen können? Und wie kämen wir dann wieder in unser Tal zurück?< „Danke!“, fiel Seth ein Stein vom Herzen. „Komm mal mit deinem Kopf zu mir runter.“, bat er Jono anschließend. Irritiert tat Jono, wie erbeten. Seth drückte sein Gesicht ganz fest an Jonos und hauchte zum Schluss ganz leicht, mit roten Wangen, einen zarten Kuss auf Jonos Nüstern. „Pass bitte gut auf dich auf, Ja!?“, bat er leise. >Du auch!< antwortet Jono ihm ebenso ernst. Irgendwie fiel es ihnen jetzt doch schwer, sich zu trennen, auch wenn sie sich doch noch gar nicht so lange kannten. Seth band sich einige Fische an das Tragegestell, schulterte Pfeil und Bogen, und machte sich auf den Weg zur Siedlung. Es war seltsam, jetzt wieder so allein unterwegs zu sein. Er hatte sich schon zu sehr an Jonos Anwesenheit gewöhnt. Als er ungefähr die halbe Strecke des Weges zurückgelegt hatte, sah er auf einmal einen Hirsch etwas weiter vor sich. Zum Glück stand der Wind günstig, so konnte der Hirsch ihn nicht wittern. Vorsichtig schlich er sich an den Hirsch heran, spannte seinen Bogen, und schoss… Volltreffer! Der Hirsch sank augenblicklich zu Tode getroffen zu Boden. Seth war zufrieden, jetzt konnte er noch mehr zum Tauschen anbieten. Eigentlich sogar etwas besseres, er konnte im Gegenzug ein neues Fell für Leder anbieten, und das Fleisch noch dazu. Das war sogar besser, als der Fisch. Die Menschen trennten sich so vielleicht leichter von einem fertigen Leder, wenn sie sich im Gegenzug dazu ein neues anfertigen konnten. >Was ist los?< hörte er Jono fragen. >Ich hab noch einen Hirsch erlegt, der gerade günstig stand.< antwortete Seth. >Ist das gut?< kam die Gegenfrage. >Sogar sehr gut.< lächelte Seth. >Jetzt trennen die Menschen sich höchst wahrscheinlich leichter von einem Leder, sie können sich ja ein neues anfertigen.< >Das wäre ja schön.< gab Jono zufrieden zurück. Seine Last war zwar jetzt um etliches größer und schwerer, aber Seth fand, das dies die Mühen wert war. Bald schon tauchte das Dorf vor ihm auf, und er seufzte erleichtert auf. Der Hirsch wurde jetzt doch langsam ziemlich schwer. >So, ich bin jetzt an der Menschsiedlung angekommen.< meldete er sich bei Jono. >Pass auf dich auf, ja?< jetzt war Jono unruhig. Schweren Herzens rollte Jono sich zusammen und wartete nun darauf, dass Seth zu ihm zurückkehrte. Er wusste ja nicht, wie lange er warten musste und hatte Angst davor, dass Seth nicht zu ihm zurückkommen würde, egal was er vorher über sein Verhältnis zu den Menschen gesagt hatte. Seth holte tief Luft und betrat das Dorf. Es dauerte auch nicht lange, bis sich die ersten Kinder Seth näherten. Kinder waren immer die ersten die einen Fremden neugierig beäugten, doch sie warteten immer auf die Erwachsenen, bevor sie etwas sagten. Er näherte sich einer kleinen Gruppe Frauen und älteren Männern und blieb mit gebührendem Abstand stehen. „Guten Tag. Mein Name ist Seth. Wäre es möglich mit dem Dorfvorsteher zu sprechen?“, stellte er sich höflich vor. „Was willst du von dem Dorfvorsteher?“, fragte vorsichtig einer der Männer. Es kam nicht so häufig vor, dass sich ein Fremder in diesen Winkel der Welt verirrte. „Ich wollte ihn um ein Tauschgeschäft bitten.“, antwortete Seth offen. „Und was wollen sie tauschen?“, wurde er von demselben Mann gefragt. „Vor einigen Tagen wurde mein Zelt von Wildschweinen zerstört, während ich mich am nahe gelegenen Bach gewaschen hatte. Nun wollte ich fragen, ob ich diesen Hirsch und diese Fische gegen Leder bei ihnen eintauschen könnte, um mir daraus ein neues Zelt anfertigen zu können.“ „Haben wir fertiges Leder vorrätig?“, wandte der Mann sich an die Frauen. „Ich habe ein Großes.“ „Ich habe mehrere Kleine.“, gaben die Frauen Auskunft. „Ich hätte in zwei Tagen zwei große fertig. Allerdings wollte ich daraus den Hochzeitsanzug für meinen Sohn anfertigen. Wenn ich im Gegenzug jedoch zwei neue große Felle bekäme, dann würde ich immer noch rechtzeitig fertig werden.“, bot eine andere Frau an. „Noch zwei weitere Hirsche, oder reichen auch Rehe?“, erkundigte sich der Mann bei der Frau. „Es sind zwei Rehhäute.“, antwortete die Frau. „Wenn du also noch zwei weitere Tiere erledigen würdest, könntest du in zwei Tagen drei große Lederhäute von uns bekommen. Wäre das in Ordnung für dich?“ der Mann drehte sich zu Seth um. „Das wäre wunderbar.“, bedankte sich Seth freundlich. Das Dorf würde einen guten Schnitt machen, für drei große Lederhäute bekäme es das Fleisch von drei Tieren umsonst dazu. Doch wenn man bedachte, dass eine Hochzeit anstand, dann war das Fleisch äußerst willkommen. „Darf ich dich solange, bis das Leder fertig ist, als Gast in meine Hütte einladen?“, wurde Seth nun von dem Mann gefragt. Seth nahm an, dass er der Vorsteher dieses Dorfes war, da er die Verhandlungen geführt hatte. „Danke für dieses großzügige Angebot.“, nahm Seth die Einladung höflich an. Es schickte sich nicht, als Fremder die Einladung im Dorf zu nächtigen abzuschlagen. >Jono, hörst du mich?< rief Seth in Gedanken nach Jono. >Ja, was ist denn?< >Ich kann erst in zwei Tagen wieder weg, eine Frau hat zwei große Lederhäute in zwei Tagen fertig, die wir haben könnten, für zwei weitere Hirsche. Und der Dorfvorsteher hat mich eingeladen, während dieser Zeit bei ihm zu wohnen.< teilte ihm Seth mit. >Dann kommst du heute nicht mehr zu mir?< Jono war enttäuscht. >Es geht leider nicht anders.< versuchte Seth ihn zu trösten. >Aber morgen muss ich ja zwei Hirsche erledigen, da komm ich dann auf jeden Fall bei dir vorbei. Ja?< >Gib zu, du magst die Menschen lieber als mich.< maulte Jono. >Nein, ich mag sie nicht lieber. Aber es ist unhöflich, und außerdem verdächtig, wenn man als Fremder die angebotene Gastfreundschaft ausschlägt.< erklärte ihm Seth. >Und wir haben dann schon drei große Lederhäute.< >Aber du kommst morgen auf jeden Fall vorbei?< fragte Jono noch nicht ganz überzeugt. >Ja, auf jeden Fall. Vielleicht kann ich auch noch ein paar Fallen auslegen.< beruhigte ihn Seth. >Aber meinst du nicht, dass dieser Wald hier schon ziemlich leer gejagt ist?< gab Jono zu bedenken. >Schon möglich. Doch wenn ich es schaffe allein fort zukommen, dann könnten wir ja ein Stück weiter weg jagen, auch was für dich. Hm, was meinst du?< schlug Seth vor. >Klingt schön.< seufzte Jono auf. >Bleibst du heute Nacht hier, oder fliegst du zurück?< wollte Seth noch von Jono wissen. >Spinnst du? Natürlich bleibe ich hier. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich hier alleine lasse.< empörte sich Jono. >Ist ja schon gut. Sei mir bitte nicht böse, ja?< bat Seth zerknirscht. >Das muss ich mir bis morgen überlegen.< zog Jono Seth etwas zu ernst auf. Ein junges Mädchen löste sich aus dem Hintergrund. „Kommst du mit?“, wandte es sich schüchtern an Seth. „Wenn du die Tochter des Dorfvorstehers bist, gerne.“, antwortete Seth schmunzelnd. Der Mann blickte Seth nachdenklich an. Ein schlaues Kerlchen, dachte er sich. Das würden bestimmt interessante Gespräche werden. Seth folgte dem Mädchen in eine der Hütten. Dort bekam er etwas zu trinken und auch etwas zu essen. „Wo kommst du her? Und wo willst du hin?“, wollte sie von ihm wissen. „Das wollen viele wissen, Anzu. Also löchere unseren Gast bitte nicht mit Fragen. Später ist für alles Zeit. Hast du mich verstanden?“, schimpfte der Vorsteher mit seiner Tochter. „Ja, Vater.“, entschuldigte sich Anzu. „So, und jetzt bereite unserem Gast eine Schlafstatt zu und sag deiner Mutter und den anderen Frauen Bescheid, dass wir heute alle zusammen auf dem Festplatz essen werden. Jeder wird die Geschichten hören wollen, die unser Gast zu erzählen weiß.“, ordnete der Vorsteher an. „Ja, Vater.“, gehorsam verneigte sich Anzu vor ihrem Vater und schickte sich an, den Raum zu verlassen. „Nehmt es ihr bitte nicht übel, meine Tochter ist ein vorlautes Ding.“, entschuldigte sich der Vorsteher bei Seth. „Seid nicht so streng mit ihr.“, bat Seth lächelnd. „Ich konnte als Kind meine Neugier auch nie zügeln. Sie ist doch ein liebes Ding, und wie mir scheint auch eine ebenso gehorsame Tochter.“ Anzu konnte diese Worte noch im Hinausgehen hören und wurde ganz rot vor Freude. „Entschuldige, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe, ich bin Solomon, der Dorfvorsteher. Meine Tochter Anzu hast du ja schon kennen gelernt. Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, dass wir heute gemeinsam mit dem Dorf zu Abend essen werden. Es ist selten, dass sich ein Fremder in unsere Gegend verirrt.“, entschuldigte sich der Mann. „Das kann ich gut verstehen. Fremde sind immer eine Abwechslung im Leben. Natürlich habe ich nichts dagegen, Solomon. Ich fühle mich geehrt, der Ehrengast heute Abend zu sein.“ Seth blickte Solomon lächelnd an. „Na, dann schau dich ruhig ein wenig in unserem Dorf um. Anzu wird dich zu gegebener Zeit schon finden und holen.“ Wohlwollend ruhte Solomons Blick auf Seth. So ein höflicher junger Mann, dazu ein Fremder, war ihm schon lange nicht mehr begegnet. Seine Mutter hatte ihn gut erzogen, er hatte keinen Teil der Etikette für Fremde ausgelassen oder lasch gehandhabt. Warum er wohl unterwegs war? Na, heute Abend würde er hoffentlich mehr wissen. Seth beschloss dem Vorschlag Solomons zu folgen und sich ein wenig im Dorf umzusehen. Das Dorf war nicht allzu groß, er zählte 25 Hütten, zwei weniger als in seinem Dorf, als er es verließ. Sie hatten sogar eine Schmiede, das fand er bewundernswert. Vielleicht konnte er ja noch ein Beil aushandeln, das wäre schön. Seth spürte genau, wie die Blicke der Menschen ihm folgten. Bald war er wieder von den Kindern umringt, sie waren am unschuldigsten und neugierigsten. Seth lächelte ihnen zu, er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er begeistert den Fremden gefolgt war, wenn sie in ihr Dorf gekommen waren. Etwas abseits konnte er das eine oder andere ältere Mädchen, und so manche junge Frau sehen, die sich nicht mehr trauten ihm so unbeschwert wie die Kinder zu folgen. Und er konnte Interesse in ihren Augen lesen. Wie immer halt. Früher hatte er sich die Angebote unauffällig angeschaut, und sich seine nächtliche Unterhaltung ausgesucht. Aber heute bedeutete es ihm nichts mehr. Er hatte mit den Gefühlen der Frauen und Mädchen gespielt, und wahrscheinlich viele gebrochene Herzen auf seinem Weg hinterlassen. Jetzt schämte er sich dafür, doch damals erschien es ihm nur gerecht, seine Rache an den Menschen. Er lächelte ihnen zu, aber er würde nie mehr ein Stelldichein mit einer von ihnen ausmachen. Und er würde nie mehr einer von ihnen das Herz brechen. Und auch nie wieder mit dem schalen Geschmack von Sex ohne Liebe aufwachen. Das war ein für allemal vorbei. Denn er hatte seine Liebe gefunden, und er würde auch einen Weg finden… Kurz vor Sonnenuntergang holte ihn Anzu zu ihrem Vater ins Haus. Er konnte sehen, wie die Frauen des Dorfes den Festplatz herrichteten, und nach und nach die ganzen Speisen aufgetragen wurden. Nun wurde es langsam Zeit, sich zu überlegen, was genau er nachher so erzählen sollte. Die Wahrheit ja wohl nicht, aber vielleicht… Es herrschte ein aufgeregtes Treiben auf dem Festplatz. Frauen mit hochroten Köpfen schleppten große Töpfe und Platten zu den aufgestellten Tischen, Kinder stellten Stühle auf oder wurden von ihren Müttern verscheucht, weil sie nur im Weg herumstanden und die Männer standen an der Feuerstelle und brieten den Hirsch, den Seth mitgebracht hatte. Die Frau, die die zwei Lederhäute geben wollte, hatte den Hirsch bekommen, um schon mit dem ersten Leder anfangen zu können. Dann kam der Augenblick, an dem Seth mit Solomon und Anzu gemeinsam auf dem Festplatz erschienen. Mittlerweile waren die Frauen fertig, die Tische waren fertig gedeckt und das gemeinsame Essen konnte beginnen. Wer ihn bisher noch nicht gesehen hatte, beäugte Seth nun neugierig. Woher er wohl kam? Wie alt er war? Wohin war er unterwegs? „Wir haben uns heute hier zum gemeinsamen Essen versammelt,“ begann Solomon, „da wir unerwarteten Besuch erhalten haben. Und damit unser Gast Seth,“ er forderte Seth auf aufzustehen, damit ihn jeder sehen konnte, „nicht alles unzählige Male erzählen muss, da jeder seine Geschichte hören will, sind wir zu diesem Zweck hier versammelt. Lasst uns zuerst essen, und dann lasst uns unserem Gast zuhören. Einen Dank an unsere fleißigen Frauen, die unser Essen zubereitet haben, und den Männern die für den Braten gesorgt haben. Seth, da du den Hirsch erlegt hast, den wir uns jetzt gemeinsam teilen, steht dir auch das erste Stück Fleisch zu.“ Solomon beendete seine kurze Rede und forderte Seth auf, sich zu der Feuerstelle zu begeben und sich das erste Stück Fleisch zu holen. Danach begann ein fröhliches und ausgelassenes Schmausen, man konnte spüren, wie sehr sich alle über diesen unerwarteten Anlass des Festes freuten. Aber die Neugier auf Seth war nicht zu übersehen. Als die meisten nun gesättigt waren, hauptsächlich aber Seth, ergriff Solomon wiederum das Wort. „Hunger und Durst sind gestillt, nun wollen wir den Hunger der Wissbegierde stillen. Seth, dürfen wir dich nun bitten, uns deine Geschichte zu erzählen?“ Seth stand auf. „Danke Solomon. Ich möchte mich bei dir und deinem Dorf für die Gastfreundschaft bedanken, die ihr mir entgegen bringt. Und ich erzähle euch gern meine Geschichte.“ Seth setzte sich wieder hin und begann: „Ich komme aus dem Süden des Landes. Vor meiner Hochzeit – allgemeines Aufseufzen aller jungen unverheirateten Frauen – bat ich mir von meiner und der Familie meiner Braut aus, für ein Jahr durchs Land wandern zu dürfen, um andere Menschen und ihre Gebräuche, und auch andere Landschaften und Länder kennen zu lernen. Nun ist Halbzeit und ich befinde mich wieder auf dem Weg nach Hause, und bin leider mit einem Rudel Wildschweinen aneinander geraten, die mir mein Zelt, auf der Suche nach Nahrung, zerstört haben. Jetzt im Augenblick bin ich mit einem Drachen unterwegs, um mir die Welt von oben anzusehen.“ Allgemeines Gelächter, denn dies klang so unwahrscheinlich, und auch einen Drachen hatte niemand gesehen. Nein, mit einem Drachen unterwegs zu sein, das war ein guter Witz. Aber die Kinder schauten Seth ehrfürchtig an, ein Drache, davon hatten sie alle schon mal geträumt. Die Kinder träumten noch von Drachen, kannten auch sie die Geschichten aus den Alten Tagen, als Drachen und Menschen in Frieden miteinander lebten. Doch die Erwachsenen fürchteten sie, konnten sie doch ganze Dörfer zerstören und waren ein Konkurrent bei der Jagd. Ein Mensch und ein Drache gemeinsam unterwegs – undenkbar. Danach stellten die Dorfbewohner allerlei Fragen, was er denn alles so erlebt hatte, und wie andere Menschen so waren, ob sie unterschiedliche Gebräuche hatten, oder Kleidung, wie es mit der Verständigung war. Seth erzählte alles was er so erlebt hatte, nur die Dinge, die mit seinem Drachendasein zu tun hatten, ließ er aus. Als das Feuer niedergebrannt war, begaben sich alle in ihre Hütten und legten sich schlafen. >Hey, Jono, schläfst du schon?< fragte Seth vorsichtig nach. >Nein. Und du ja wohl auch noch nicht.< schmunzelte Jono. Er war froh, dass sich Seth gemeldet hatte, er fühlte sich schon ganz schön einsam, so allein im Wald. Langsam bekam er einen Eindruck davon, wie Seth sich immer zu Neumond gefühlt haben musste. >Und wie ist es bisher so gelaufen?< wollte er noch von Seth wissen. >Ganz gut. Die übliche Neugier halt. Ich hab ihnen erzählt, dass ich für ein Jahr durch das Land wandere, bevor ich heirate. Die jungen Damen waren ganz enttäuscht, dies zu hören, dass ich heiraten würde, meine ich. Na ja, ich bin ja auch wirklich vergeben, nicht wahr?< beendete Seth zärtlich seine Antwort. >Aber jetzt bin ich müde. Ich komm morgen zu dir, versprochen. Gute Nacht.< sagte Seth. >Ja. Dir auch eine gute Nacht.< wünschte ihm Jono ebenfalls. Kapitel 19: Yugi ---------------- Kurz vor Sonnenaufgang erwachte Seth. Langsam wurde es zur Gewohnheit, die Sonne morgens aufgehen zu sehen. Leise zog er sich an, nahm seine Gerätschaften zum Jagen und machte sich auf den Weg in den Wald. Er hatte das Gefühl, wenn er darauf warten würde, dass die anderen ebenfalls erwacht waren, dann könnte er nicht mehr allein in den Wald und zur Jagd gehen. Es war noch etwas frisch, als er den Wald betrat, doch das zügige Ausschreiten sorgte dafür, dass ihm schon bald angenehm warm wurde. Und die Aussicht Jono gleich wieder zu sehen, beflügelte seine Schritte noch mehr. Er hatte ihm doch ganz schön gefehlt. Das Schlafen unter seinem Flügel hatte etwas äußerst beruhigendes für ihn und war ihm schon ziemlich vertraut. Das Bett in der Hütte war nicht schlecht, ja sogar richtig weich, aber es konnte ihm nicht die Geborgenheit geben, die er bei Jono fand. Ob Jono noch schlief? Er würde ihn ja gern überraschen, aber so, wie er Jono kannte, hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen und wartete bereits auf ihn. Vorwitzig wagten sich zwei Kaninchen auf den Weg und er hatte ruckzuck eines davon erlegt. Das zweite war zu schnell, noch ehe er den zweiten Pfeil einlegen konnte, war es verschwunden. Aber so hatte er immerhin ein kleines Frühstück für Jono. „Guten Morgen, Frühstück!“, begrüßte er Jono, als er auf die Lichtung trat, und zeigte ihm das Kaninchen. >Immerhin mehr, als eine Maus.< grummelte Jono, froh ihn zu sehen. „Hey, nicht sauer sein, Ja?! Ich hab mich extra für dich aus dem Dorf geschlichen, damit wir den Tag zusammen verbringen und gemeinsam ein Stück fliegen können.“, verteidigte sich Seth. >Hast du denn schon was gegessen?< erkundigte sich Jono, nachdem er das Kaninchen verspeist hatte. „Nur eine Handvoll Beeren auf dem Weg hierher.“, antwortete Seth. >Dann lass uns gleich los fliegen und uns ein anständiges Frühstück suchen.< drängelte Jono. Er wollte Seth jetzt für sich haben und hatte Angst, dass noch etwas dazwischen kommen könnte. „Ja“, nickte Seth und kletterte auf Jonos Rücken, „los geht’s.“ Jono flog bis fast zurück zu ihrem Tal, dort gab es keine Menschen und das Wild war zahlreich. Es dürfte also kein Problem sein zwei Hirsche zu fangen und auch noch etwas für sie selbst. Sie suchten sich ein Plätzchen für die Landung aus. Seth untersuchte den Boden nach Spuren während Jono seine Nüstern in den Wind hielt und schnupperte, ob er ein Wild ausmachen konnte. Seth kam nach einer Weile zurück und hatte mehrere Losungen gefunden, die alle zu einem kleinen Bach führten, den die Tiere als Tränke nutzten. Jetzt hieß es nur noch warten, und hoffen, dass der Wind nicht drehte und ungünstig für sie stehen würde… Doch sie hatten Glück, das Wetter liebte sie und der Wind drehte nicht. Seth erlegte drei Kaninchen, die sie sich zum Frühstück genehmigten, Jono roh und Seth in gebratener Form. Gegen Mittag trat ein Hirsch an die Tränke und wurde von Seht erlegt und am Nachmittag konnte Seth einen zweiten Hirsch erlegen. Sie machten sich auf den Rückweg und Jono seufzte tief, als sie wieder an der Lichtung ankamen. Jetzt hieß es sich wieder zu trennen, und er gab seinen Seth überhaupt nicht gerne wieder her. „Jetzt guck doch nicht so traurig“, sagte Seth seufzend. >Ich will nicht, dass du gehst!< maulte Jono. „Aber du weißt doch noch, warum wir hier sind, oder?“, fragte ihn Seth. >Ja.< gab Jono zu, >Wir brauchen Leder für unser Lager auf der kleinen Insel.< „Wenn es dir lieber ist, können wir es aber auch bleiben lassen.“, bot Seth an. >Was bleiben lassen?< jetzt kam Jono gerade nicht richtig mit. „Na, das Lager auf der Insel, mein ich, dann bräuchten wir auch kein Leder mehr.“, erklärte Seth. Jono war hin und her gerissen. Das Lager auf der Insel hätte ihm schon gefallen, aber Seth zu den Menschen gehen zu lassen, allein gehen zu lassen, fiel ihm doch sooo schwer… >Wir könnten jetzt sofort zurückfliegen?< Jono blickte Seth hoffnungsvoll an. „Das wäre nicht so gut, ich würde alle meine Sachen im Dorf lassen müssen. Außerdem würden sie sich Sorgen um mich machen und mich suchen, weil sie denken würden, dass mir etwas Fürchterliches zugestoßen wäre. Das fände ich den Dorfbewohnern gegenüber nicht recht.“, erwiderte Seth. >Du hast ja sicher recht, immerhin kennst du die Menschen besser als ich. Aber ich mag das trotzdem nicht, dass du gehst. Und es gibt nichts, womit du mich vom Gegenteil überzeugen könntest. Und jetzt geh, sonnst überleg ich es mit noch.< sagte Jono harsch. „Ach Jono, mach es mir doch nicht so schwer.“, seufzte Seth, „ich will dich doch auch nicht allein lassen. Was glaubst du wohl, was die Menschen mit dir anstellen würden, wenn sie dich zu Gesicht bekämen? Sie würden dich töten wollen!“ >Meinst du, ich weiß das nicht?< gab Jono traurig zurück. >Was glaubst du wohl, warum ich dich allein gehen lasse? Auch wenn es mir schwer fällt?!< „Danke!“ Seth schmiegte sich an Jono und gab ihm einen kleinen Kuss auf seine Nüstern. „Ich muss jetzt gehen, bis morgen.“ Seth schulterte einen der beiden Hirsche und machte sich auf den Weg zurück ins Dorf. Ungläubig beobachteten violette Augen das Geschehen. ~~~ Yugi war im Wald und schaute nach den Fallen, die er ausgelegt hatte. Er hoffte, dass sich einige Fasane darin gefangen hätten, denn er wollte so gern die Fasanenfedern haben, damit seine Mutter sie an das Hochzeitsgewand seines Bruders nähen konnte. Es sollte sein Hochzeitsgeschenk an ihn sein. Doch damit es etwas hermachte, brauchte er mindestens 20 Fasane. Vier Fasane hatte er schon, jetzt wollte er nur noch die Schlingen bei der Lichtung kontrollieren und dann musste er auch schon wieder ins Dorf zurück, denn die Sonne war bereits am untergehen. Er war schon fast an der Lichtung, als er lautes Flügelschlagen hörte. Neugierig, welcher großer Vogel das wohl sein würde, schlich er sich vorsichtig zur Lichtung. Er hatte das Glück, schon viele der großen Vögel gesehen zu haben, einmal war es sogar ein Adler, aber von diesem Vogel hatte er immer nur geträumt und nieeee geglaubt, jemals einen in Natura zu sehen zu bekommen. Er war einfach wunderschön, so groß und majestätisch. Yugi hielt die Luft an, er hatte Angst diesen wunderschönen Anblick zu zerstören. Dann sah er Seth, wie er von diesem majestätischen Geschöpf herabkletterte und sich mit ihm zu unterhalten schien. Er konnte es nicht fassen, Seth hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt und war mit einem Drachen unterwegs. Und er hatte zwei Prachtexemplare von Hirschen dabei. Als Seth sich auf den Weg machte, schlich er zu seinen Fallen zurück und hatte Glück. Es hatte sich noch ein Fasan in ihnen verfangen. Doch jetzt musste er sich sputen, damit er rechtzeitig im Dorf war. Er kannte eine Abkürzung, und hoffte, dass Seth ihn nicht entdecken würde. Aber Seth war schneller, als er dachte, und so war er auf einmal hinter ihm. Seth drehte sich zu ihm um, und grüßte ihn freundlich. ~~~ „Hallo, du bist doch der Junge, der sich so für die Drachengeschichten interessiert hat, oder?“, grüßte ihn Seth. „Ja.“, wurde Yugi vor Freude ganz rot. Dass er sich daran erinnerte… „Du bist ja richtig erfolgreich gewesen! Fünf Fasane, wenn ich mich nicht täusche.“, meinte Seth anerkennend. „Die sind für meinen Bruder, ich meine die Federn.“, sagte Yugi schüchtern. „Sieht dein Bruder so aus wie du?“, wollte Seth von ihm wissen. Er meinte sich erinnern zu können, einen jungen Mann gleichen Aussehens am Abend gesehen zu haben. „Ja“, nickte Yugi stolz. „und zur Sonnenwendwendfeier heiratet er.“ Yugi liebte seinen großen Bruder, er wollte eines Tages auch so klug und stark wie er sein. „Dann ist die Haut dieses Hirsches also für sein Hochzeitsgewand.“, stellte Seth fest. „Ja.“, konnte Yugi wiederum nur nicken. „Und die Federn sind für sein Oberteil bestimmt?“, vermutete Seth. Der Junge gefiel ihm. Er erinnerte ihn ein wenig an seine kleine Schwester. Sie wäre gewiss ebenso eifrig bei der Sache, wenn es sich um seine Hochzeit handeln würde. „Ja.“, sagte Yugi. „Und, wie heißt du, „Kleiner Bruder“?“, zwinkerte Seth Yugi zu. „Yugi.“, antwortete Yugi schüchtern. Er war ja gestern schon von Seth begeistert gewesen, aber nun hatte er Ehrfurcht vor ihm. Er war auf einem Drachen geflogen, die Geschichten aus alter Zeit waren also wahr, aber die Erwachsenen glaubten nicht daran. Für sie waren das nur Märchen, die man den Kindern erzählte, ansonsten mieden sie Drachen oder hielten sie für böse. Nein, er würde Seths Geheimnis nicht verraten, doch nun hatte er einen neuen Traum. Wenn er groß wäre, wollte er sich auch einen Drachen suchen… Dass dies bei Seth ganz anders war, konnte er ja nicht wissen. „Und wie heißt die neue Schwester, die du bekommen wirst?“, erkundigte sich Seth. „Anzu, die Tochter vom Ortvorsteher.“, gab Yugi Auskunft. „Aha, ist sie denn schon alt genug zum heiraten?“ „Am Tag vor Sonnenwende wird sie 16 Jahre alt. Mein Bruder und sie sind von Kind an unzertrennlich gewesen. Also haben unsere Eltern beschlossen, dass sie zur Sonnenwendfeier zusammen gegeben werden sollen.“, erklärte ihm Yugi. „Fühlst du dich denn nicht einsam, wenn dein großer Bruder fort ist?“ „Nein“, lachte Yugi, „er baut seine Hütte doch direkt neben unserer Hütte. Und außerdem ist da ja auch noch Tea, Anzus kleine Schwester.“, bekannte Yugi errötend. „Wird sie dann deine Braut?“, neckte ihn Seth. Yugi wurde der Antwort enthoben, da sich ihnen ein junger Mann in den Weg stellte, als sie aus dem Wald heraus traten. „Yugi, da bist du ja endlich. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht.“, wurde Yugi vorwurfsvoll erleichtert von seinem Bruder begrüßt, der wie seine ältere Ausgabe aussah. „Entschuldige Yami, ich habe Seth im Wald getroffen, als ich auf dem Weg von meinen Fallen zurück ins Dorf war. Seth, das ist mein Bruder Yami.“, stellte Yugi seinen Bruder vor. „Darf ich dir den Hirsch abnehmen? Er ist sicherlich nicht besonders leicht, du musst ganz schön erschöpft sein.“, bot Yami an. „Herzlichen Dank. Du hast Recht, jetzt zum Schluss wurde der Hirsch doch ganz schön schwer.“, bedankte sich Seth über das Angebot. „So, und du bist also auch versprochen?“, erkundigte sich Yami bei Seth. „So ist es.“, gab Seth zur Antwort. „Und deine Braut hat dich so einfach gehen lassen?“, hakte Yami nach. „Anzu würde mir eher die Augen auskratzen, als mich für ein Jahr gehen zu lassen, um mir die Welt anzusehen.“ „Es ist Jono auch nicht leicht gefallen mich gehen zu lassen. Aber es war so besser für uns, weil wir noch nicht heiraten konnten. Deshalb ließ sie mich für dieses eine Jahr gehen.“ „Und wann ist eure Hochzeit?“, wollte Yami noch wissen. „Zur Wintersonnenwende.“ „Ist sie dann auch endlich alt genug, um heiraten zu dürfen?“, zwinkert Yami Seth zu. Er kannte d i e s e s Problem selbst nur zu gut. Seth enthielt sich der Antwort und Yugi fühlte sich ein wenig überflüssig. Yami hatte ihn noch überhaupt nicht gelobt und von seinen Fasanen Notiz genommen. Unterdessen waren sie im Dorf angekommen und waren nicht unbemerkt geblieben. „Der Hirsch ist ja wohl für euch.“, trennte sich Seth von den Beiden, als er den Dorfvorsteher erblickte. „Und Yugi, danke für die nette Begleitung.“ Seth ging zum Dorfvorsteher und auf einmal stand Yugi im Interesse aller. „Du warst mit ihm unterwegs?“ „Erzähl, wie ist er so?“ „Hat er was über sich erzählt?“ „Hast du ihm bei der Jagd zu gesehen?“, prasselten die Fragen nur so auf ihn nieder. Yugi wusste überhaupt nicht, wo ihm der Kopf stand, was er antworten sollte, und fühlte sich ziemlich unwohl. „Lasst meinen kleinen Bruder einfach in Ruhe!“, nahm Yami seinen kleinen Bruder in Schutz und begab sich mit ihm zu ihrer Hütte, in der ihre besorgte Mutter schon auf sie wartete. In der Zwischenzeit durfte sich Seth von dem Dorfvorsteher auch eine kleine „Gardinenpredigt“ anhören. „Es ist wirklich nicht schön, dass du dich so still und heimlich auf den Weg gemacht hast. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht.“, schimpfte der Dorfvorsteher nicht mehr ganz so ernst. „Ich war schon vor Sonnenaufgang wach und konnte nicht mehr schlafen. Ich wollte niemanden aufwecken, um mich zu verabschieden. Es war ganz und gar nicht meine Absicht, dass sich jemand Sorgen um sich macht. Entschuldigt vielmals.“ Seth verbeugte sich höflich. „Ist schon in Ordnung, ich möchte dich nur darum bitten, dass du Bescheid gibst, bevor du wieder zum jagen aufbrichst. Unsere Männer haben vor nicht allzu langer Zeit einen Drachen gesehen, der ihnen die Beute streitig machen wollte und haben ihn verletzt.“ Seth schluckte. „Wo war das?“, wollte er vorsichtig wissen. „Am See nördlich vom Dorf. Pass gut auf dich auf, wenn du jagen gehst, ja? Es könnte ja sein, dass er noch irgendwo in der Nähe ist.“, bat Solomon. „Ich kann dir ja schlecht verbieten, allein zur Jagd zu gehen, da du ja allein unterwegs bist, aber meinen Männern ist es zur Zeit untersagt allein jagen zu gehen. Aber bevor ich es vergesse: du hast Yugi im Wald getroffen?“, wechselte Solomon das Thema. „Ich traf ihn direkt am Waldrand, in Sichtweite des Dorfes.“, beschwichtigte Seth Solomon. „Und soweit ich gehört habe, greifen Drachen ja wohl auch keine Dörfer direkt an. Oder ist das falsch?“, lenkte Seth von Yugi ab, denn er wollte nicht, dass er Ärger bekam. Yugi hatte sich wohl etwas weiter vom Dorf entfernt, als es ihm gestattet war. Aber er wollte es nicht sein, der ihn auffliegen ließ. „Außerdem werde ich mich vom See fernhalten.“, kam Seth zum ursprünglichen Thema zurück. „Nicht, dass ich am Ende eine unliebsame Begegnung mit einem Drachen habe. Danke, für die Warnung.“ Oh ja, Seth bedankte sich wirklich für diese „Warnung“. Jono musste sich sehr vorsehen, und vor allem sollten sie tatsächlich bald von hier verschwinden, bevor ihn noch jemand entdeckte. Er war diesen Menschen tatsächlich bekannt. Und es war ein Glück für sie, dass sie ihn in Ruhe jagen ließen, damit er die beiden Hirsche erlegen konnte. Die anderen Dorfbewohner wollten ihm nicht im Wege stehen. Nach einem einfachen Abendessen zog Seth sich zum Schlafen zurück. Immerhin war er ja heute schon vor Sonnenaufgang aufgestanden. >Jono, schläfst du schon?< wollte er von Jono wissen. >Nein, ich hab auf dich gewartet.< antwortete ihm Jono. >Die Dorfbewohner haben dich noch nicht vergessen und sind sehr wachsam. Aber mir können sie dass allein jagen ja nicht verbieten. Ich komme morgen etwas später, um den Hirsch zu holen. Ach ja, auf dem Rückweg bin ich einem kleinen Jungen begegnet. Er hatte mir gestern Abend Löcher über Drachen in den Bauch gefragt. Er scheint Drachen sehr zu mögen. Ein richtig aufgeschlossener Junge.< erzählte Seth. >Du magst ihn, nicht wahr?< Jono konnte die Eifersucht nicht ganz unterdrücken. >Ja, aber dich mag ich viel mehr. Er ist ein Junge von ungefähr 10 Jahren, außerdem hat er schon eine kleine Freundin. Also keine Sorge.< beruhigte Seth. >Ich versuchs.< antwortete Jono. >Aber du kommst morgen auf jeden Fall?< >Ja, aber diesmal besser erst nach dem Frühstück. Sonst macht sich Solomon nur wieder unnötige Sorgen.< >Hoffentlich kommst du morgen ungesehen los.< hoffte Jono. >Ja, dass hoffe ich auch. Schlaf schön, ich bin jetzt wirklich müde.< gab Seth zurück. >Ja, du auch. Ich vermisse dich.< >Ich dich auch.< antwortete Seth. Kapitel 20: Kleiner Drachenfreund --------------------------------- Yugi war viel zu aufgeregt, um zu schlafen. Natürlich durfte er sich von seiner Mutter eine Standpauke anhören, die sich gewaschen hatte. Doch er wusste ja, dass sie es nur gut mit ihm meinte, immerhin wurde sein Vater von einem verwundeten Wildschwein so schwer verletzt, dass er an seinen Verletzungen starb. Nachdem sie ihn kräftig ausgeschimpft hatte, rupften sie gemeinsam die Fasane, und bereiteten sich einen davon als Abendessen zu. Jetzt lag er auf seinem Lager und träumte. Er träumte von einem Drachen, einem Drachenbaby, mit dem er herumtollte. Sie waren beste Freunde und alle beneideten ihn um ihn. Aber der Drache spielte nur mit ihm, und mit seiner Freundin Tea, mit keinem anderen sonst. Yugi lächelte im Schlaf. Der Traum änderte sich, Yugi und der Drache waren älter, und nun war der Drache groß und stark genug, dass er auf ihm fliegen konnte. Yugi war glücklich, noch immer gehörte der Drache nur ihm allein. Doch auf einmal veränderte sich der Traum, die Dorfbewohner wollten den Drachen nicht mehr in ihrer Nähe haben. Sie beschuldigten ihn, das Wild zu verjagen oder zu töten und gingen mit Waffen auf ihn los. Wenn er seinen Drachen beschützen wollte, dann musste er sich von ihm trennen, oder das Dorf verlassen. Aber dass konnte er nicht, seine Tea erwartete doch gerade ihr erstes Kind. Schweren Herzens nahm er Abschied von seinem Drachen. Es fiel ihm nicht leicht, ihm verständlich zu machen, dass er nie wieder in das Dorf zurückkehren dürfe und sie sich nie wieder sehen würden. Yugi warf sich auf seinem Lager herum. Yami wurde von seinem unruhigen Schlaf geweckt und als er ihn wecken wollte, sah er, dass Yugi Tränen über die Wangen liefen. Yami nahm seinen Bruder in den Arm und tröstete ihn so gut er konnte, doch er bekam keine Antwort darauf, was denn so traurig gewesen wäre. Seth erwachte wie üblich wieder kurz vor Sonnenaufgang, doch da er Solomon versprochen hatte, sich nicht wieder still und heimlich zu verdrücken, blieb er noch ein wenig liegen und dachte nach. Die Leute im Dorf waren ja ganz nett, aber so sehr er es sich auch noch vor kurzer Zeit gewünscht hatte, zu einer Gemeinschaft dazu zu gehören, nicht wieder ausgestoßen zu sein, es bedeutete ihm nichts mehr. Ja, sogar die Sehnsucht danach, von den Menschen so akzeptiert zu werden, wie er war, war verschwunden. Er wollte nur noch mit Jono zusammen sein, er war alles für ihn, nichts bedeutete ihm mehr, als die Gemeinschaft mit ihm. Ihm wurde ganz warm ums Herz, als er so an Jono dachte. >Guten Morgen, bist du schon wach?< vernahm er mit einem Mal Jonos Gedanken. >Ja.< >Und wie hast du geschlafen?< wurde Seth von Jono gefragt. >Na ja, geht so. Bei dir schlafe ich auf jeden Fall besser. Und du? Hast du geschlafen?< erkundigte sich Seth. >Nicht richtig. Geduselt, aber ich hatte immer ein offenes Auge. Ich kann in der Nähe von Menschen nicht unachtsam sein. Ich muss doch über uns beide wachen.< >Das ist lieb von dir.< bedankte sich Seth. >Nach dem Frühstück versuche ich mich auf den Weg zu dir zu machen.< >Wenn du mir wieder ein oder zwei Kaninchen mitbringen könntest, wäre das sehr schön. Ich hab nämlich Hunger.< verabschiedete sich Jono. >Ich versuchs. Aber wenn du willst kannst du auch den Hirsch verdrücken und wir machen uns nachher auf die Suche nach einem anderen.< >Ach, ich warte lieber auf dich.< lehnte Jono das Angebot dankend ab. >Ist gut, bis nachher.< verabschiedete sich auch Seth. Kurz darauf konnte er hören, dass Solomon sich von seinem Lager erhob, und stand ebenfalls auf. Nach einem Frühstück aus Hirsebrei mit Beerenmus und Fladenbrot machte sich Seth auf den Weg in den Wald. Solomon versuchte zwar, ihm einzureden eine Begleitung mitzunehmen, aber er schaffte es, ihm dies wieder auszureden. „Solomon, es ehrt dich, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber für mich macht es keinen Unterschied, ob ich jetzt allein jagen gehe, oder morgen mich wieder auf meinen Weg nach Hause begebe. Wenn mich der Drache, so er überhaupt noch in der Nähe ist (lautes Räuspern von risuma im Hintergrund), anfallen will, dann könnt ihr das auf meinem weiteren Weg doch auch nicht verhindern. Außerdem bin ich kein schlechter Schütze, denke ich mal, und kann mich recht gut selbst verteidigen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Seth bei Solomon und seiner Frau. Vor der Hütte traf er auf Anzu. „Guten Morgen.“, begrüßte ihn Anzu lächelnd. „Guten Morgen.“, grüßte er lächelnd zurück. „Du bekommst ja einen prachtvollen Ehemann.“, neckte er sie und Anzu errötete. „Ja, ich weiß. Und ich bin so glücklich, dass ich hier bleiben kann, und nicht auf Ishizu warten muss, bis sie einen Ehemann für mich in einem der anderen Dörfer gefunden hat.“, erzählte Anzu stolz. „Dann stammen Yami und Yugi nicht von hier?“, erkundigte sich Seth. „Oh, geboren sind sie schon hier. Aber ihre Eltern kamen aus einem anderen Dorf. Sie hatten sich zu einem Stelldichein verdrückt, doch als sie wieder zurückkamen, war ihr Dorf nur noch Schutt und Asche. Räuber hatten es überfallen, und so zogen sie es vor, sich ein neues Zuhause zu suchen. Mein Großvater nahm sie gerne bei uns auf, da sie frisches Blut in unser Dorf brachten. Und so konnte ich mir meinen Ehemann selbst aussuchen.“, erzählte Anzu stolz. Die anderen Mädchen beneideten sie darum, sie mussten warten, bis Ishizu einmal im Jahr vorbei kam. Ishizu führte die Familienbücher der Dörfer in diesem Gebiet. Es gab nicht viele die Lesen und Schreiben konnten. Außerdem hatte sie ein enormes Gedächtnis und war schon uralt. Sie sorgte dafür, dass es keine Inzucht in ihrem Gebiet gab, denn sie kannte die genauen Verwandschaftsverhältnisse der Menschen untereinander. „Das freut mich für euch.“, freute sich auch Seth für sie, und machte sich mit einem freundlichen Nicken auf den Weg. ~~~ Yugi hatte seinen Traum nicht vergessen. Er betrachtete ihn als eine Warnung, den Erwachsenen nichts von seiner Entdeckung zu erzählen. Sie waren übervorsichtig seit die Männer Frühlingsvollmond aufgeregt von der Jagd zurückkamen und von einem Drachen erzählten, der ihnen ihre Beute streitig machen wollte. Es war schwer seitdem, einfach mal so in den Wald zu gehen, wie er es sonst so gerne tat. Er liebte es im Wald umher zu streifen, und seine Mutter erlaubte es ihm im Moment nur schweren Herzens, weil er es sich in den Kopf gesetzt hatte, dass sein Bruder unbedingt ein Hochzeitsgewand mit Fasanenfedern tragen sollte. Seine Mutter hatte ihre Zustimmung allerdings nur gegeben, weil sein Vater auch Fasanenfedern auf seinem Hochzeitsgewand hatte. Nach dem Frühstück verabschiedete Yugi sich von seiner Mutter und seinem Bruder, um wieder nach seinen Fallen zu sehen. (Wer’s glaubt^^)Seiner Mutter war es auf jeden Fall lieber, dass er bei Tageslicht in den Wald ging und nicht erst wieder so spät, wie gestern. Vorsichtig schlich er durch den Wald, denn er wollte niemanden auf seine Anwesenheit aufmerksam machen. Hoffentlich war er vor Seth bei dem Drachen. Er wollte ihn sich doch so gern in aller Ruhe anschauen. Er glaubte ja nicht, dass es der Drache war, von dem die Männer erzählt hatten, aber wenn doch, so war und blieb es der Drache, mit dem Seth unterwegs war, und der konnte niemals so gefährlich sein, wie die Erwachsenen immer erzählten. Yugi hatte Glück, der Drache lag allein auf der Lichtung. Aber bei seinem Anblick zog es ihm das Herz zusammen. Nicht vor Freude, denn der Drache sah so fürchterlich unglücklich aus. Es schien fast als würde er weinen und Yugi musste den Impuls unterdrücken, zu ihm hingehen zu wollen und ihn zu trösten. Aber der Drache war trotzdem wunderschön, so majestätisch, erhaben und ja, auch ein wenig gefährlich. Aber so eine angenehme Gänsehaut verursachend gefährlich. Er konnte seinen Blick nicht von ihm wenden. Drachen waren für ihn einfach die schönsten Tiere auf der Welt, die es gibt. Und er wünschte sich die Alten Zeiten zurück, in denen Drachen und Menschen in Frieden und Harmonie miteinander lebten. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich die Stimmung des Drachen veränderte. Er schaute auf einmal nicht mehr so unglücklich, er war aufmerksam gespannt und schien auf etwas zu warten. Es erstaunte Yugi nicht im Geringsten, als Seth auf die Lichtung trat. Neidvoll sah er zu, wie Seth zu dem Drachen trat, ihn liebevoll umarmte und ihm einen Kuss auf die Nüstern gab. Er wäre niemals auf die Idee gekommen, ein Tier zu küssen, aber Drachen waren ja auch keine Tiere im herkömmlichen Sinne. Denn man aß kein Drachenfleisch und man stritt mit den Drachen um Herrschaftsgebiete. Sie waren den Menschen gleichberechtigt und gleichzeitig ihr schlimmster Feind. So sagten die Erwachsenen jedenfalls. Yugi sah zu, wie der Drache den Hirsch fraß, den Seth gestern noch hatte liegen lassen, und war erstaunt darüber wie ästhetisch das Ganze auf ihn wirkte. Drachen hatten eben doch Anstand und Sitte. Er würde sich nicht wundern, wenn sie nach ähnlichen Regeln lebten, wie die Menschen. Als Seth auf den Rücken des Drachen kletterte, um mit ihm davon zu fliegen, schlich sich ein leiser Seufzer aus Yugis Mund, den die Beiden aber zum Glück nicht bemerkten, da sie ganz miteinander beschäftigt waren. Nachdem Seth mit dem Drachen fort geflogen war, erinnerte sich Yugi wieder daran, dass er ja nach seinen Fallen sehen wollte und machte sich schleunigst auf den Weg, denn er hatte seiner Mutter versprochen, zu Mittag wieder da zu sein. ~~~ Seth hatte auf dem Weg zu Jono keine Kaninchen fangen können, es liefen ihm nämlich keine über den Weg. Also gab er Jono den Hirsch zum Frühstück, und sie flogen dorthin zurück, wo sie die beiden Hirsche erlegt hatten, um noch einen Hirsch zu erlegen. Jono genoss den Frieden auf der kleinen Lichtung, während sie den Bach beobachteten und auf einen Hirsch warteten. Und Seth machte es sich unter Jonos Flügel bequem. Ach, wie vermisste er das Schlafen unter Jonos Flügel. Und wieder hatten sie Glück, gegen Nachmittag kamen die Tiere zur Tränke. Seth wartete bis ein schöner Hirsch an den Bach trat und schoss. Der Hirsch brach zusammen und die anderen Tiere ergriffen die Flucht. Aber ein Hirsch reichte Seth und so machten sie sich wieder auf den Rückweg. Als Jono auf der Lichtung landen wollte, tummelten sich dort gerade ein paar Kaninchen. Seth spannte den Bogen und schoss, während Jono sich mit seinem Maul eines schnappte. So war Jonos Abendessen gesichert, und Seth machte sich schweren Herzens wieder auf den Weg. Doch es war nur noch eine Nacht, denn morgen konnten sie wieder zurück in ihr Tal fliegen. Yami hatte Seth noch kurz aufgehalten, bevor er das Dorf verließ, und ließ ihm von seiner Mutter ausrichten, dass sie das Leder heute nur noch walken musste, und er es heute Abend haben könnte. Als Seth wieder im Dorf ankam, wurde er von Yugi bereits sehnsüchtig erwartet. Er hielt sich mit Tea in der Nähe von Solomons Hütte auf. Seth wusste nicht, wer jetzt nun den zweiten Hirsch bekommen sollte. Aber Tea wusste Bescheid und führte Seth zu der entsprechenden Hütte. Die Frau bedankte sich sehr höflich bei Seth für den Hirsch und gab ihm zum Austausch dafür ihr fertiges Leder. Seth bewunderte die Qualität des Leders und lobte die Handwerkskunst. Yugi bot ihm an, das Leder für ihn zu Solomons Hütte zu bringen, und hoffte, dass Seth sich noch ein wenig mit ihm beschäftigen würde. Seth konnte den hoffnungsvollen violetten Augen nicht widerstehen. „Na, hast du heute wieder ein paar Fasane gefangen?“, erkundigte sich Seth bei ihm. „Ja, noch drei Stück.“, erzählte Yugi stolz. „Und, wie viel Fasane musst du noch fangen, bis du genug Federn hast?“, wollte Seth nun noch von ihm wissen. „Ungefähr fünf oder sechs. Ganz toll wäre es ja, wenn ich einen jungen Fasan fangen könnte.“, schwärmte Yugi ihm vor. „Einen jungen Fasan? Warum?“ „Die Federn würden sich wunderbar für den Halsausschnitt machen.“, erklärte ihm Yugi. „Das klingt wirklich hübsch.“, meinte Seth. Inzwischen waren sie bei Solomons Hütte angekommen, und Seth legte das Leder zu seinen Sachen. Nach einer Pause rückte Yugi mit seinem eigentlichen Anliegen heraus, jetzt da er Seths Aufmerksamkeit hatte. Er würde so gern noch etwas über Drachen erfahren. Ja, und vielmehr noch über den Schwarzen im Wald. Aber konnte er es wirklich wagen, ihn darauf anzusprechen? Er würde ihm ja damit zeigen, dass er ihn entdeckt hatte. Yugi entschloss sich für einen Kompromiss. „Du, Seth, kann ich dich mal was fragen?“, begann er schüchtern. „Ja, gerne. Was möchtest du denn wissen?“, lächelte Seth ihn an. Yugi nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Bist du wirklich mit einem Drachen unterwegs?“ Yugis Herz schlug wahnsinnig schnell und mit angehaltener Luft wartete er auf Seths Antwort. Seth verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. Er hatte es zwar scherzhaft erwähnt, weil er ja nicht lügen wollte (Na, wer redet denn da von einer Braut, und ein Jahr durch die Gegend ziehen?). Er war fest davon ausgegangen, dass ihm niemand glauben würde. Es glaubte ihm ja auch keiner, bis auf ein kleiner Junge. Doch wenn er ehrlich war, als Kind hätte er diese Frage auch gestellt. Viel zu sehr hatten ihn Drachen immer fasziniert. Deshalb mochte er Yugi auch so, er erinnerte ihn an sich selbst, als er noch ein Kind war. Doch, was sollte er ihm jetzt antworten? „Und wenn es so wäre?“, wollte er von Yugi wissen. „Das wäre der Wahnsinn.“, ging Yugi auf seine Antwort ein. Er konnte ihn ja verstehen, keiner wollte sich verraten. „Und dann? Was würdest du dann tun?“ „Ich würde ihn sehen wollen.“ „Und wenn du ihn gesehen hast?“ „Dann würde ich ihn anfassen wollen, und mich davon überzeugen, dass ich nicht träume.“ „Und weiter?“ „Ich würde auf ihm fliegen wollen.“ Seth konnte die Sehnsucht in Yugis Augen nicht übersehen. Da war tatsächlich jemand, dem Drachen etwas bedeuteten. „Und wann würdest du die Männer auf ihn hetzen, damit sie ihn töten?“ Seth wurde jetzt ganz ernst. Zuviel hing von dieser Antwort ab. „Ihn töten lassen?“ Entsetzt schaute Yugi zu Seth. „Bist du wahnsinnig? Ich könnte niemals einen Drachen töten lassen. Eher würde ich ihn verstecken.“ Seth war mit dieser Antwort sehr zufrieden. Er hatte sich in Yugi nicht getäuscht. Doch trotzdem wagte er es nicht, Yugi direkt zu sagen, dass er mit Jono unterwegs war und er im Wald auf ihn wartete. „Und, bist du nun mit einem Drachen unterwegs, oder bist du’s nicht?“, versuchte Yugi es noch einmal. „Such dir eine Antwort aus, und das Gegenteil davon ist höchst wahrscheinlich die Wahrheit.“, beendete Seth das kleine „Verhör“. Er war sich sicher, dass Yugi keine Ruhe geben würde, doch jetzt würde er ihm dazu keine weiteren Fragen mehr beantworten. Aber Yugi überraschte ihn auch jetzt, denn er schien mit seiner Antwort zufrieden zu sein. Yugi wunderte es nicht, dass Seth so antwortete. Er würde es an seiner Stelle auch nicht anders machen. Ein Drache war ein viel zu kostbares Gut, das konnte man nicht so leichtfertig vor anderen ausbreiten. Man musste sich erst vielfach davon überzeugen, dass der andere ehrlich war und keine Gefahr darstellte. Doch es erfüllte ihn mit Stolz, dass Seth ihn nicht angelogen hatte, sich die Möglichkeit offen gelassen hatte, trotzdem ehrlich zu bleiben. Er hatte es nicht weit von sich gewiesen oder als einen dummen Scherz dahingestellt. „Hier seid ihr ja.“, kam Yami auf Seth zu. „Mutter lässt fragen, ob sie dich heute Abend als Gast begrüßen dürfte. Außerdem soll ich dir ausrichten, dass das Leder fertig ist.“ „Danke für die Einladung, ich komme gerne. Ich muss mir doch mein Leder abholen kommen.“, zwinkerte Seth Yami zu. „Ach Yugi, Mutter sucht dich bereits. Sie benötigt deine Hilfe, und du sollst sofort zu ihr kommen. Und sag ihr, dass Seth zum Abendessen kommen wird.“ „Ja, mach ich. Bis später Seth.“, verabschiedete sich Yugi und machte sich auf den Weg zu seiner Mutter. „Ja, bis später.“, rief Seth ihm hinterher. Kapitel 21: Erwischt -------------------- „Lust auf einen kleinen Spaziergang?“, fragte Yami. „Ja, warum nicht?“, antwortete Seth. Er war gespannt, was Yami wohl von ihm wollte. Yami ging mit ihm in Richtung Wald, aber nicht mit ihm hinein. „Sag mal, du bist doch auch versprochen“, begann Yami vorsichtig. „Ja“, antwortete Seth, „das sagte ich bereits.“ „Hast du keine Sehnsucht nach deiner Braut? Willst du nicht bei ihr sein?“ Der Boden war doch sehr interessant fand Yami, während er auf Seths Antwort wartete. „Doch, mehr als alles andere.“, gab Seth zu. „Und was machst du, wenn die Sehnsucht zu groß wird?“ Auch die Ameisen waren äußerst interessant. „Handarbeit, oder schwimmen gehen, wenn es zu schlimm wird.“ Seth dachte da an die letzten Tage. „Habt ihr schon mal?“ Yamis Ohren glühten vor Verlegenheit. „Nicht so wirklich. Aber angefasst schon.“ Seth dachte an die kleine Insel. „War es schön?“ Spinnen gab es ja auch noch. „Ja, sehr.“, wenn man mal von dem dämlichen Bauch absah. „Hattest du Angst?“ Yami hatte jedenfalls welche. „Wovor?“, wollte Seth wissen. „Ihr weh zu tun.“ Yami wurde immer leiser. Langsam verstand Seth Yamis Problem, er war noch Jungfrau. Und er schämte sich, denn er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht. Ihm waren die Mädchen ehrlich gesagt egal gewesen. Für ihn zählte nur sein eigenes Bedürfnis. Erst später, als er auch mit verheirateten Frauen schlief, lernte er auf die Bedürfnisse der Frauen einzugehen. (Einige hatten ihm ganz schön den Kopf gewaschen ^^) Jetzt fürchtete er sich nur noch vor seinen eigenen Schmerzen. (Wie er nur darauf kommt? ^^) „Nein, hatte ich nicht.“, antwortete Seth. „Und hast du schon mal?“, stellte Yami die nächste Frage. Jetzt war Seth in der Zwickmühle. Dachte er an Jono, seine „Braut“, dann natürlich nicht so richtig, und an die Frauen vorher, dann reichlich… Er konnte Yami ja so gut nachfühlen, denn in Bezug auf Jono war er genauso unschuldig und unerfahren, wie Yami gegenüber Frauen. „Einmal.“ Er dachte an Samira, sie hatte ihm gehörig den Kopf gewaschen und ihm aber anschließend so viel beigebracht, dass er hinterher ganz anders über Frauen, und ganz speziell Mädchen, dachte. Er hatte zwar immer noch an sein Vergnügen gedacht, aber ließ es nicht mehr an der nötigen Rücksicht und dem nötigen Respekt fehlen. „Jünger oder Älter?“ „Älter.“ „Dann hatte sie schon Erfahrung?“ „Ja“, nickte Seth. „Aus deinem Dorf?“ „Nein, erst auf der Reise.“ „Und, hast du deiner Braut gegenüber ein schlechtes Gewissen?“ „Ein bisschen.“ „Warum nur ein bisschen?“ „Weil sie so nett war, mir zu sagen worauf ich in meiner Hochzeitsnacht achten sollte.“ „Und worauf muss man so achten?“ Genau das war die Frage, die Yami niemandem hier im Dorf stellen konnte. Und die alte Ishizu kam erst nach der Sonnenwendfeier vorbei. „Zu allererst, nehmt euch ausreichend Zeit. Viel Küssen ist auch nicht schlecht, und überall streicheln, ganz lange und wirklich überall. Und nur ganz langsam ausziehen. Und vor allen Dingen, tu nichts, was sie nicht will. Dann soll es so schön werden, wie du es dir erträumst.“ „Danke, jetzt hast du mir die Angst genommen alles falsch zu machen.“, bedankte sich Yami. „Gern geschehen.“, antwortete Seth. Yami konnte er beruhigen, aber seine eigenen Befürchtungen waren nicht so leicht zu zerstreuen. Außerdem, WEN konnte er denn schon DARÜBER befragen? „Gehen wir? Mutter wird schon auf uns mit dem Essen warten.“, bat Yami. „Aber sicher doch. Lassen wir sie nicht warten. Und Yugi wartet mit Sicherheit auch schon.“, grinste Seth. Es war ein geselliges Abendessen. Anzu und Tea nahmen ebenfalls daran teil und Solomon ließ sich entschuldigen. Sie redeten über dies und das, vor allem aber über die bevorstehende Hochzeit. Yugi und Tea langweilte das Ganze schon, fast jeden Abend wurde über diese blöde Hochzeit gesprochen. Nicht, dass sie etwas gegen die Hochzeit hatten, aber im Augenblick könnte es manchmal ein bisschen weniger davon sein. Seth musste lächeln, als er in die gelangweilten Gesichter von Yugi und Tea blickte. Sie konnten sich sicherlich etwas Interessanteres als Hochzeitsvorbereitungen vorstellen, wenn Besuch da war. Seth genoss es so im Kreis einer Familie zu sitzen und den täglichen Planungen zu zuhören. Doch während er sich noch vor nicht allzu langer Zeit wünschte, selbst ein Teil davon zu sein, war es nun nicht mehr wichtig für ihn. Seine Familie war jetzt Jono, und die Dinge die sie zu planen hatten, besprach er jetzt mit ihm. Yugi blickte von Seth zu Tea und wieder zurück. Dürfte er… sollte er… wäre es schlimm wenn… Tea war doch seine beste Freundin, seine engste Vertraute, er hatte keine Geheimnisse vor ihr, bis jetzt… Yugi war unsicher wie Tea wohl darauf reagieren würde, und so ließ er es bleiben. Seth war das Wechselspiel in Yugis Mimik nicht entgangen, und er konnte sich schon denken, woran er gerade dachte. Als Yugi sich dafür entschied Tea nichts zu erzählen, atmete Seth innerlich erleichtert auf. Yugi durfte Seth noch zurück zu Solomons Hütte bringen, da er sich ja morgen wieder auf den Weg machen würde. Yugi war traurig darüber, aber wenn er einen Drachen hätte, dann würde er auch so schnell wie möglich das Dorf wieder verlassen wollen. „Na, hast du dein Wissensdurst über Drachen gestillt?“, wollte Seth lächelnd von ihm wissen. „Ja, fast“, erwiderte Yugi, „ist dein Drache ein Männchen oder ein Weibchen?“ „Was denkst du denn?“, blieb Seth weiterhin bei den unverbindlichen Antworten. „Also ich glaube, es ist ein… oder doch ein… ach ich weiß nicht, wie unterscheidet man denn Drachen?“ es gefiel Yugi, dass Seth mit ihm noch ein wenig über Drachen redete. „Vielleicht an der Größe, oder an der Statur? Aber wie soll man das unterscheiden können, wenn man noch nie einen Drachen gesehen hat?“, meinte Seth. Yugi war zwar ein wenig von der Antwort enttäuscht, aber er bewunderte Seth auch dafür, dass er sich nicht aufs Glatteis führen ließ. Als sie an Solomons Hütte ankamen, waren Anzu und Yami schon längst da und küssten sich ausgiebig. Na, da waren sie ja schon auf dem richtigen Weg, schmunzelte Seth. Yugi und Yami wünschten ihnen eine Gute Nacht und gingen zurück, als sie die Hütte betraten. Seth wünschte Anzu ebenfalls noch eine Gute Nacht und begab sich zu seinem Schlafplatz. >Jono, schläfst du schon?< rief Seth in Gedanken nach Jono. >Na, was glaubst du wohl? Natürlich nicht, ich warte wie schon die letzten Tage auf dich. Du weißt doch, dass ich nicht richtig schlafen kann, solange du bei den Menschen bist. < antwortete Jono. >Morgen kannst du wieder in der Höhle schlafen, und ich bei dir.< tröstete Seth sie beide. Es blieb dabei, seit er bei Jono war, schlief er unter seinem Flügel am besten. Geborgen und sicher, ohne Angst. Und Jonos Herzschlag war unwahrscheinlich beruhigend für ihn. >Dann hast du die drei Lederhäute?< wollte Jono wissen. >Ja, hab ich. Es ist alles erledigt und wir können uns morgen auf den Weg machen.< >Das ist schön.< freute sich Jono. >Ach ja, ich hab heute ein äußerst interessantes Gespräch über Drachen geführt.< musste Seth Jono noch unbedingt erzählen. >Der Kleine von gestern?< erkundigte sich Jono. >Ja, der Kleine von gestern. Er ist unwahrscheinlich an Drachen interessiert, am liebsten würde er zur Zeit der alten Zeiten leben, als Menschen und Drachen noch in Einklang lebten.< >Wäre schon schön, wenn es mehr Menschen wie ihn gäbe.< seufzte Jono. >Ja, dass wäre schön, und für uns wäre alles so viel leichter.< gab Seth zurück. >Aber jetzt bin ich müde und möchte ein wenig schlafen. Gute Nacht Jono, bis morgen.< >Ja, Schlaf schön, bis morgen.< wünschte Jono ebenfalls eine Gute Nacht. Seth legte sich hin und dachte noch ein wenig über den heutigen Tag nach und musste schmunzeln. Yami suchte Fachmännischen Rat bei ihm und Yugi? Man könnte geradewegs den Eindruck gewinnen, dass er etwas ahnte. Seine Fragen erschienen so zielgerichtet. Yugi träumte auch diese Nacht wieder von einem großen schwarzen Drachen. Er tobte mit ihm herum, sah ihm beim jagen zu, und flog auf ihm. Der Drache beschützte ihn und er beschützte den Drachen. Er war etwas besonderes, denn er konnte auf einem Drachen fliegen. Die anderen bewunderten ihn und wollten auch auf dem Drachen fliegen, aber der Drache ließ sie nicht, er war der einzige der auf ihm fliegen durfte. Das machte ihn unsagbar stolz und er genoss die Bewunderung der anderen unwahrscheinlich. Doch auch diesmal änderte sich sein Traum: Die Menschen begannen sich um die Drachen zu bekriegen. Sie wollten es nicht akzeptieren, dass die Drachen sich nicht dressieren ließen. Sie töteten die Menschen, die mit den Drachen befreundet waren, und die Drachen schlugen zurück und rächten ihre Freunde. Unruhig warf Yugi sich auf seinem Lager herum, das viele töten und morden machte ihn unruhig und traurig. Erschlagen wachte Yugi am Morgen auf. Er war traurig, warum konnten die Träume einfach nicht so schön bleiben, wie sie begannen? Doch eigentlich kannte er die Antwort schon, sie mahnten ihn vorsichtig zu sein, und sich seine Mitwisser äußerst vorsichtig und mit Bedacht auszuwählen. Seth war wie üblich schon mit Sonnenaufgang wach. Er freute sich, das Dorf wieder verlassen zu können und bei Jono zu sein. Die Menschen hier waren ja ganz nett und Solomon hatte schon durchklingen lassen, dass er hier sehr willkommen wäre, sollte er es sich anders überlegen, und nicht mehr in sein Dorf zurückkehren zu wollen. Aber, so war es bisher ja auch schon überall gewesen, bis zum ersten oder zweiten Neumond, dann war dieser Frieden stets vorbei. Es gab immer Neider… Seth nutzte die Zeit und packte schon mal seine ganzen Sachen zusammen. Kaum damit fertig geworden, hörte er, dass die anderen Bewohner dieser Hütte auch wach wurden. Er half Anzu bei der Zubereitung des Frühstücks und lauschte lächelnd, wie sie sich auf die Hochzeit freute. Ja, sie würde eine gute Ehefrau abgeben, und sie und Yami würden gewiss hübsche Kinder bekommen. Das Frühstück lief verhältnismäßig fröhlich ab, in Anbetracht der Tatsache, dass es das Abschiedsessen war. Und dann war der Moment gekommen, an dem es zum Abschied nehmen kam. „Pass gut auf dich auf.“, mahnte Solomon. „Der Drache könnte noch hier in der Gegend sein. Soll dich nicht doch jemand noch ein Stück begleiten?“, versuchte Solomon es noch einmal. „Ja, ich pass schon auf mich auf. Das hab ich die ganze Zeit doch auch schon. Und was den Drachen betrifft, so bin ich mir sicher, dass er nur auf der Durchreise war, und nachdem er auf eure Männer gestoßen war, ganz schnell weiter gezogen ist. Und ich brauche keine Begleitung, oder willst du mir eine Eskorte bis in mein Heimatdorf mitgeben?“, meinte Seth scherzend. Oh weh, hoffentlich war das jetzt kein Fehler… „Nein, das geht natürlich nicht.“, lenkte Solomon ein. Er brauchte jeden Mann im Dorf, und Seth hatte ja nicht unrecht… Es folgte ein allgemeines Verabschieden. Jeder wünschte ihm Glück für seine weitere Reise, und Gesundheit, und dass er zuhause alles wohlbehalten vorfinden möge. Als letztes trat Yami auf ihn zu. „Danke, du hast mir sehr geholfen.“, umarmte Yami ihn. „Jetzt geht es mir besser, und ich bin sehr erleichtert. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder.“ „Ja, vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, und dann schau ich mir eure hübschen Kinder an.“, erwiderte Seth die Umarmung und Anzu, die daneben stand, wurde ganz rot bei diesen Worten. Dann war es soweit, Seth schulterte sein Tragegestell und machte sich unter allgemeinem Winken auf den Weg. Als er den Waldrand erreichte drehte er sich noch einmal um, und verschwand dann hinter den Bäumen. Etwas war seltsam, ein Gesicht bekam er den ganzen Morgen über nicht zu sehen. >Jono, ich bin jetzt unterwegs.< rief er seinen Freund. >Wurde ja auch Zeit.< grummelte dieser zurück, konnte aber die Freude nicht ganz unterdrücken. >Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu.< freute sich auch Seth. Ja, jetzt ging es zurück nach Hause, in ihr Tal. Er war sich nicht sicher, ob sie noch einmal einen Ausflug in die Menschenwelt machen würden. Die Trennung von Jono war nicht schön, und das Lügen war noch viel schlimmer. ~~~ Yugi gab sich alle Mühe seine Niedergeschlagenheit zu verbergen. Immerhin wollte er nicht, dass jemand Fragen stellte und sich Sorgen um ihn machte. Er hatte heute noch etwas vor, und das wollte er auf jeden Fall tun und konnte keinen gebrauchen, der ihn aufhielt. Er wünschte sich sehr, dass Seth noch bei ihnen bliebe, und damit auch der schwarze Drache, aber je länger Seth blieb, desto größer wurde die Gefahr, dass der Drache entdeckt wurde. Und das war für beide einfach zu gefährlich. Er hatte sich auf seine Art schon gestern Abend von Seth verabschiedet, jetzt wollte er noch einmal zu dem Drachen, und zusehen, wie Seth mit dem Drachen fort flog. Fort von dieser Lichtung, diesem Dorf, diesen Menschen, diesem Wald, von ihm. Sein Herz wurde immer schwerer. Ihm war nur zu deutlich bewusst, dass er beide nie mehr wieder sehen würde. An der Lichtung angekommen, suchte er sich ein Versteck, aus dem er einen guten Blick auf den Drachen hatte, aber selbst nicht gesehen wurde. Er brauchte gar nicht mehr so lange warten, bis er an dem Verhalten des Drachens erkennen konnte, dass Seth gleich kommen musste. Seth betrat die Lichtung und umarmte seinen Drachen stürmisch. „Na, komm schon raus. Ich weiß, dass du da bist.“ ~~~ Tea war misstrauisch. Yugi verhielt sich schon den ganzen Morgen so seltsam. Aber er sagte ihr nicht, warum. Wiegelte immer ab und meinte, sie würde sich das alles nur einbilden. Tea tat als würde sie ihm glauben, aber sie entschied, Yugi ganz genau zu beobachten. Es wunderte sie, dass Yugi sich nicht von Seth verabschiedete, sich sogar abseits von dem ganzen Abschiedsgetue hielt. Und trotzdem konnte sie erkennen, dass er etwas vorhatte, allein vorhatte, ohne sie, ohne sie einzuweihen. Das tat ihrem kleinen Herz weh. Yugi hatte bisher noch nie ein Geheimnis vor ihr gehabt, doch jetzt hatte er eins. Sie war fest entschlossen, heraus zu finden, was es war. Die Erwachsenen waren abgelenkt, und kümmerten sich nicht um die größeren Kinder. Als Yugi zum Wald schlich, schlich sie ihm hinterher. Immer tiefer in den Wald ging er, und sie musste gut aufpassen, damit er sie nicht entdeckte, denn er drehte sich ab und zu um. Doch Yugi schaute nicht, ob ihm jemand folgte, sondern er prüfte, ob er Seth schon sehen konnte. Nach einer ganzen Weile näherten sie sich einer Lichtung, doch Yugi betrat sie nicht, sondern versteckte sich und schien etwas zu beobachten. Was es dort wohl zu sehen gab?, fragte sich Tea neugierig. Sie suchte sich ebenfalls ein Versteck nahe der Lichtung, denn sie wollte noch nicht, dass Yugi wusste, dass sie ihm gefolgt war. Als sie jedoch auf die Lichtung blickte, erschrak sie im erst einmal fürchterlich. Da lag ja tatsächlich ein großer schwarzer Drache. Schlief er? War er gefährlich für sie? Doch was war das? Was hatte er denn da auf dem Rücken? Äste? Wieso hatte ein Drache Äste auf dem Rücken? Gerade wollte sie dem Impuls nachgeben und zu Yugi gehen, als etwas geschah. Der Drache, der bis eben ziemlich traurig und teilnahmslos auf dem Boden gelegen hatte, erhob sich, freudig wie es schien, und auf einmal trat Seth auf die Lichtung. Er umarmte den Drachen so stürmisch, wie man jemanden umarmt, den man lange nicht gesehen hatte, oder wie jemanden, der unbeschadet von einer gefährlichen Jagd zurückgekehrt ist. Seth hatte also keinen Witz gemacht, als er sagte, dass er mit einem Drachen unterwegs wäre. Dann konnte der Drache aber auch nicht gefährlich sein, wie sonst wäre es einem Menschen möglich mit einem Drachen unterwegs sein zu können. Auf einmal zuckte Tea zusammen. „Na, komm schon raus. Ich weiß, dass du da bist.“ ~~~ Endlich hatte Seth sich von allen verabschiedet, na ja, von fast allen. Es erschien ihm seltsam, dass Yugi und auch Thea ihm keine gute Reise gewünscht hatten. Aber vielleicht war Yugi auch nur einfach zu traurig und Thea tröstete ihn. Seth beeilte sich zu Jono zu kommen, auch wenn sie sich jeden Tag gesehen hatten, die Angst, dass ihm etwas passieren könnte blieb. Endlich erreichte er die kleine Lichtung, auf der Jono auf ihn wartete. Als er Jono sah, konnte er nicht anders, als auf ihn zu zustürmen und ihn ganz fest umarmen. >Endlich können wir los.< freute sich Jono, als Seth endlich bei ihm war. >Ja, gleich können wir zurückfliegen. Ich muss nur noch eine Kleinigkeit erledigen.< erwiderte Seth. >Was denn?< fragte Jono neugierig. Seth hatte nichts davon gesagt, als er auf dem Weg hierher war. >Pass auf, gleich wirst du eine Überraschung erleben.< sagte Seth schmunzelnd. Er trat einen Schritt zur Seite. Wenn ihn nicht alles täuschte, wenn er mit seinen Vermutungen richtig lag, dann würde er sich jetzt noch von jemandem verabschieden. „Na, komm schon raus. Ich weiß, dass du da bist.“ ~~~ Tea erschrak. Woher wusste Seth, dass sie hier war? Dass er Yugi meinen würde, war ihr in diesem Augenblick entfallen. Zögernd verließ sie ihr Versteck. Yugi zuckte zusammen. Seth wusste, dass er hier war? Nein, er vermutete es sicherlich nur. Aber andererseits, nach den Fragen, die er ihm gestern so gestellt hatte… Seth war sicherlich nicht dumm, denn seine Antworten waren nicht so gewesen, wie er den anderen geantwortet hätte. Und so trat auch er, zeitgleich mit Thea, auf die Lichtung. „Jono, darf ich dir deinen größten Verehrer vorstellen!“, w o l l t e Seth sagen, doch ihm blieben vor Überraschung die Worte im Mund stecken. Da standen doch plötzlich zwei Kinder auf der Lichtung. Eines schüchtern verschämt, und dem anderen stand vor lauter Überraschung der Mund offen. „Tea, was machst du denn hier?“ Yugi konnte es überhaupt nicht fassen, seine Freundin hier zu sehen. „Ich bin dir nachgegangen.“, antwortete sie trotzig. Sie fand es einfach ungerecht, dass Yugi ihr nichts von dem Drachen erzählt hatte. Sicher, sie war nicht so von Drachen besessen wie er, aber sie dachte auch nicht so über sie, wie ihre Eltern, und die anderen Erwachsenen im Dorf. „Na, da wurde der Geheimniskrämer aber mit seinen eigenen Waffen geschlagen.“, grinste Seth nun von einem Ohr zum anderen. „Also Jono, darf ich dir Yugi und Tea vorstellen? Meine kleinen Freunde aus dem Dorf und auch gleichzeitig deine größten Bewunderer!“, stellte Seth die beiden Kinder vor. >Ist das dann jetzt nicht gefährlich für uns?< wollte Jono wissen. >Nein, wir fliegen ja gleich los. Selbst wenn die Kleine sich verplappern würde, sie könnten von dir nichts mehr finden.< beruhigte ihn Seth. „Und Yugi, ist deine Frage nun zur Zufriedenheit beantwortet?“, lächelte Seth. „Ja. Darf ich ihn mal anfassen?“, stellte nun Yugi die Frage, die ihn am meisten drängte. >Darf Yugi dich anfassen?< wollte Seth von Jono wissen. >Ja.< Jono senkte den Kopf und beide Kinder konnten ihre Hand an seinen Kopf legen. Der Drache fühlte sich richtig gut an. Richtig warm. Tea schlug vor lauter Aufregung das Herz bis zum Hals, und Yugi ging es nicht viel besser. Sein größter Traum wurde wahr. Jetzt müsste nur noch auf ihm fliegen dürfen… „Wie heißt er?“, wollte Yugi von Seth wissen. „Er heißt Jono.“, antwortete ihm Seth. „Ist er ein Männchen?“ „Ja, er ist ein Männchen.“ „Darf ich mal auf ihm fliegen?“ „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“ Seth erschien das zu gefährlich. „Biiiiitte!“, violette Augen blickten ihn ganz groß an. >Fliegen finde ich zu gefährlich.< mischte sich Jono in das Gespräch ein. >Aber sie dürfen gerne auf mich raufklettern und ich beweg mich ein bisschen.< „Jono meint auch das Fliegen zu gefährlich ist, aber ihr dürft gerne mal auf ihn raufklettern, wenn ihr das wollt.“, gab Seth weiter. „Besser als gar nichts!“ Yugi war begeistert. „Willst du auch?“, fragte er Tea. „Wenn ich darf?“, antwortete Tea schüchtern. „Natürlich darfst du auch.“, lächelte Seth. „Na, dann auf…“ Jono winkelte ein Bein an, ließ Thea aufsteigen und hob es ein wenig in die Höhe, damit sie sich auf ihn setzen konnte. Danach half er Yugi auf die gleiche Weise. Yugi und Thea waren begeistert. Es war ein tolles Gefühl auf einem Drachen zu sitzen. Und als Jono begann sich ein wenig zu bewegen, und die beiden hin und her zu schaukeln, quiekte Tea überrascht auf. Jono lief auch noch ein paar Kreise und ließ Yugi und Tea wieder herunter klettern. „Und hat es euch gefallen?“, stellte Seth wohl die überflüssigste Frage der Welt. „Ja.“, antworteten beide einstimmig mit roten Backen. „Aber für euch ist es jetzt an der Zeit zu gehen, und für uns auch. Nicht dass am Ende noch jemand aus dem Dorf kommt.“ Seth kletterte nun ebenfalls auf Jono und befestigte sein Tragegestell auf seinem Rücken. „Ach, und Yugi, denk an deine Fallen….“, erinnerte Seth Yugi und schon hoben sie ab und flogen davon. Traurig blickte Yugi den beiden hinterher bis sie nicht mehr zu sehen waren. Danach machte er sich mit Tea auf den Weg und sie suchten gemeinsam alle seine Fallen ab. Er fand drei Fasane und schweigsam machten sie sich zurück auf den Weg ins Dorf. „Ach Tea, es wäre besser, wenn du im Dorf nichts davon erzählen würdest. Wir dürften sonst das Dorf vermutlich gar nicht mehr verlassen.“, meinte Yugi bevor sie das Dorf erreichten. „Vermutlich.“, stimmte ihm Tea zu und damit war es beschlossene Sache und sie hatten wieder ein gemeinsames Geheimnis mehr. „Moment mal, war Jono nicht auch der Name von Seths Braut?“, überlegte Yugi, als sie auf dem Weg zurück ins Dorf waren. ~~~ Mit diesem Kapitel verabschieden wir uns in die Osterferien. Es wird also eine Weile dauern, bis es mit den Abenteuern von Seth und Jono weitergeht, auch auf die Kommis werde ich erst später antworten können, * Urlaub – kein Computer, kein Internet * aber bewaffnet mit Füller und Kladde, so hoffe ich doch euch ein, oder auch zwei, Kapitel aus dem Urlaub mitbringen zu können. Schöne Feiertage und viel Spaß beim Ostereier suchen Eure risuma, Seth und Jono Kapitel 22: Zurück im Tal ------------------------- Jono war überglücklich, es ging zurück in ihr Tal – nach Hause. Er verstand ja, dass er nicht zu nah an die Menschen durfte, aber Seth mit ihnen allein zu lassen... Aber es war ja schon niedlich, als die beiden Menschenjungen in der Lichtung auftauchten. Sie waren aufrichtig und meinten es ernst, als sie versprachen, ihn nicht zu verraten. Sie mochten ihn wirklich und hatten keine Angst vor ihm. Der kleine Junge wollte wirklich auf ihm fliegen! Das Mädchen war zurückhaltender, aber es war auch neugierig. Die Beiden waren nach Seth die ersten Menschen, zu denen er Kontakt hatte. Aber auch wenn sie ihm wohl gesonnen waren, sie waren doch nur Jungtiere und hatten nichts zu sagen. Zumindest jetzt noch nicht – wenn sie erst erwachsen waren, dann vielleicht... Hoffentlich flogen sie nicht so bald wieder zu den Menschen – das Warten, allein im Wald, war überhaupt nicht schön. Er war viel lieber mit Seth in seinem Tal, in seiner Höhle, hatte ihn für sich allein... Seth hatte es ebenso eilig die Lichtung zu verlassen, denn er fürchtete wirklich, dass Solomon einige der Dorfbewohner hinter ihm her schicken würde. Natürlich wären sie nur auf der Jagd und hätten ihn zufällig getroffen... Er lag gar nicht mal so falsch mit seiner Vermutung, Solomon hatte tatsächlich mit genau eben diesem Gedanken gespielt, ihn aber am Ende als zu durchschaubar und kindisch verworfen. Außerdem hatte Seth ja recht, bis wohin hätte die Begleitung dann gehen sollen? Bis zu Seths Dorf? Damit hätte er Seth als Lügner hingestellt und ganz offensichtlich sein Misstrauen ausgesprochen, dass er leider trotzdem ein wenig hatte. Seth musste lächeln, als er an Tea und Yugi dachte. Die Beiden waren wirklich süß. Yugi hätte ihm als kleiner Bruder sehr gut gefallen, er erinnerte ihn an sich selbst, als er noch so jung war, jung und unbeschwert. Doch so sehr er die Gesellschaft von Yugi und Yami auch genossen hatte, und auch den väterlichen Rat von Solomon schätzte, jetzt wollte er nur noch so schnell es ging zurück ins Tal und bei Jono sein. Als sie endlich das Gebirge zu ihrem Tal überflogen hatten, fiel ihnen ein großer Stein vom Herzen, denn insgeheim hatten sie beide befürchtet, doch noch von Menschen entdeckt und angegriffen zu werden. An ihrer Höhle angekommen, befreite Seth Jono von seinem Gestell, zog seine Kleidung aus und fragte: „Hast du Lust auf eine Runde tauchen und schwimmen?“ Oh, und wie Jono Lust darauf hatte. >Komm, steig auf, ich kann es kaum erwarten. Eine kleine Erfrischung wird mir gut tun, nach dem langen langweiligen Liegen dort auf der Lichtung.< rief Jono begeistert aus. Sie waren nur drei Tagen fort gewesen, doch Jono begrüßte seinen See, als hätte er ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Das Toben im Wasser tat ihnen Beiden gut und spülte den schalen Beigeschmack, den der Besuch bei den Menschen hinterlassen hatte, von ihnen fort. Jetzt waren sie wieder zusammen und genossen es, unbeschwert zusammen sein zu können. Jono wusste nicht warum, aber hier im Tal fürchtete er sich nicht vor den Menschen, gerade so, als ob sie ihm hier nichts anhaben könnten. Jono fing ein paar Fische und mit dem letzten begaben sie sich hinauf zu ihrer Höhle. Seth bereitete sich den Fisch zu und Jono briet ihn anschließend. Während Seth seinen Fisch aß, blickten sie auf den See und genossen die friedliche Stille, die in ihrem Tal herrschte. Im Wald auf der Lichtung war es zwar auch still, aber nicht wirklich friedlich für sie. Jono war die ganze Zeit in Alarmbereitschaft und fühlte sich überhaupt nicht wohl. Ganz anders als hier in seinem Tal. Hier fühlte er sich sicher und geschützt. „Was hältst du von Yugi?“, begann Seth das Gespräch. >Ein aufgewecktes und neugieriges kleines Kerlchen.< meinte Jono. >Ob er sich seinen Glauben an Drachen bewahren kann, wenn er älter wird?< „Das weiß ich nicht, aber ich wünsche es ihm. Die anderen werden versuchen es ihm aus zureden, es als Kinderkram und Märchengeschichten abzutun... Aber er wird nicht ruhen, bis er selbst mehr über Drachen weiß. Es würde mich nicht wundern, wenn er jetzt davon träumt, ebenfalls einen Drachen zum Freund zu haben.“, meinte Seth lächelnd. >Träumen davon bestimmt, doch ob er einen Drachen findet? Die Drachen sind den Menschen gegenüber ebenso wenig freundlich gesonnen...< gab Jono zu bedenken. Nachdenkliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. „Ich hätte nie geglaubt, jemals einen Drachen kennen zu lernen, geschweige denn, mit einem von ihnen befreundet zu sein, mit ihm zusammen zu leben“, fuhr Seth nach einer Weile fort, „ihn zu lieben...“, fügte er leise hinzu. >Hast du dir das denn als Kind gewünscht? Ich mein, einen Drachen kennen zu lernen und mit ihm zusammen zu leben?< wollte Jono von ihm wissen. „Du meinst, so wie in den Alten Zeiten?“ fragte Seth nach. „Oh, ja, ich hab davon geträumt, so, wie wahrscheinlich Yugi jetzt auch. Ich konnte nie genug davon hören, wenn mein Vater die Geschichten aus den Alten Zeiten erzählte. Einmal meinte er scherzend, ich würde eines Tages noch als Drache aufwachen, soviel, wie ich von ihnen wissen wollte.“, erzählte Seth lächelnd. Doch dann trübte sich sein Blick. „Aber als ich dann tatsächlich ein Drache war, nannte er mich nicht mehr liebevoll „Mein kleiner Drache“. Es war für ihn eben doch ein Unterschied, als Kind von einem Drachen zu träumen, oder selbst zu einem zu werden.“ >Das war bestimmt schlimm für dich.< meinte Jono mitfühlend. „Ja, denn ich hatte bis dahin nicht das Gefühl gehabt, dass er so über Drachen dachte, wie die anderen Menschen.“, antwortete Seth ehrlich. Nachdenklich blickten sie auf den See hinaus und bewunderten die untergehende Sonne. „Kennen Drachen eigentlich die Geschichten aus den Alten Zeiten?“, wollte Seth nach einiger Zeit wissen. >Ich weiß nicht, mir wurden sie jedenfalls nicht erzählt. Es wurde immer nur gesagt, dass wir uns vor den Menschen in acht nehmen sollten, dass sie uns nur töten wollten. Ich wusste gar nicht, dass Menschen und Drachen früher in Eintracht miteinander lebten. Weißt du denn, was diese Eintracht zerstört hatte?< „Nein, darüber weiß ich auch nichts. Mein Vater hat mit immer nur von den Abenteuern aus jener Zeit erzählt. Wie es zu den Kriegen zwischen Drachen und Menschen kam, wusste er auch nicht. Jeder wusste nur, dass es sie gab, und dass als Folge dessen das friedliche Zusammenleben von Drachen und Menschen zerstört war und sie nicht mehr gut aufeinander zu sprechen waren.“, erklärte Seth. >Würdest du mir ein paar Geschichten aus den Alten Zeiten erzählen?< bat Jono. „Gern, alle die ich kenne, wenn du willst. Und wenn du magst, erzähle ich dir immer eine abends zum Sonnenuntergang. Was hältst du davon?“, schlug Seth vor. >Das gefällt mir sehr gut. Ich stell es mit sehr schön vor, zum Sonnenuntergang Geschichten von Drachen und Menschen zu hören – für einen Drachen von einem Menschen erzählt.< begeisterte sich Jono. Und so hielten sie es auch. Jeden Abend, zum Sonnenuntergang, erzählte Seth Jono eine der Geschichten aus den Alten Zeiten, so wie es sein Vater bei ihm gemacht hatte, und dessen Vater vor ihm, und dessen Vater vor ihm... Jono liebte die Geschichten, genauso wie Seth sie als Junge geliebt hatte. Ganz besonders gefiel ihm die Geschichte, in der ein Drachenjunge sich mit einem Menschenjungen angefreundet hatte. Gemeinsam erlebten sie viele Abenteuer. Immer wieder musste Seth sie ihm erzählen, aber das störte ihn nicht, war es doch auch seine Lieblingsgeschichte. So vergingen die Tage in friedlichem Einklang. Zum Frühstück gab es Fisch, Seth stellte ein paar Fallen oder schoss ein Wild, sie badeten im See und abends, zum Sonnenuntergang erzählte Seth die Geschichten aus den Alten Zeiten. Doch das Thema „Besuch bei den Menschen“ mieden sie Beide. Die Tage vergingen, und es näherte sich Neumond. Sie vermieden alles, das Seth an sein „kleines“ Problem erinnern könnte, und so hatte er es auch schon fast vergessen, bis zur Nacht vor Neumond. Seth wachte lange vor Sonnenaufgang auf, weil sein Bauch fürchterlich juckte. Er ertappte sich dabei, seinen Bauch so heftig zu kratzen, dass er fast blutete, und es half diesmal überhaupt nichts, dass er eine Ecke der Decke anfeuchtete. Seth war verwirrt, nichts deutete darauf hin, dass er feuchte Träume gehabt hatte. Er war ratlos. Was sollte er jetzt nur tun? Auf einmal fiel ihm ein, dass er von Anzu eine wohlriechende Handcreme für seine Braut geschenkt bekommen hatte. Er suchte nach dem kleinen Tiegel, nahm ein wenig von der duftenden Creme und verteilte sie mit kräftigen Strichen auf seinem Bauch. Das feste Einstreichen tat seiner Haut gut, auch wenn es seinen Juckreiz nicht ganz vertreiben konnte. Immer wieder mit seinen Händen Kreise auf seinem Bauch ziehend, tigerte er in der Höhle herum und wartete auf den Sonnenaufgang. Aber was er dann machen sollte, war ihm immer noch nicht klar. Von dem blumigen Duft aus seinem Tiefschlaf geholt, blieb das ganze umher Gelaufe von Jono nicht unbemerkt und so wachte auch er noch vor Sonnenaufgang auf. >Was ist denn los?< fragte er verschlafen, als er Seth so hin und her laufen sah. >Dein Bauch?< „Ja, aber diesmal will es überhaupt nicht aufhören.“, antwortete Seth verzweifelt. >Ist heute Neumond?< fragte Jono nach einigem Nachdenken. „Ja.“, nickte Seth. >Dann wird deine Bauchfalte heute höchst wahrscheinlich aufreißen, und juckt deshalb besonders stark.< meinte Jono. „Das wäre schön.“, seufzte Seth gequält. „Denn sonst muss ich ja bis zum nächsten Neumond warten.“ Diese Aussicht war alles andere als begeisternd, denn es würde ja nicht besser, sondern immer schlimmer werden. Und an Vollmond könnte er mit Jono immer noch nicht... Jono wurde ganz aufgeregt – heute war Neumond, gleich hatte er seinen kleinen Weißen wieder... selbst wenn ihm Seth schon ziemlich leid tat, und sie wirklich das Problem mit der Bauchfalte heute lösen sollten, aber es war Neumond! DRACHENTAG! Sein Herz jubilierte und in seiner Bauchfalte wurde etwas wach. „Kannst du dich noch daran erinnern, wie es bei dir war, als deine Bauchfalte noch nicht gerissen war?“, erkundigte sich Seth. Jono wurde rot. Er konnte Seth doch nicht erzählen, dass er dem Drachenpärchen nachspioniert hatte, nachdem er zum ersten Mal - wenn auch zufällig – Zeuge bei ihrer Paarung war. Immer, wenn er daran dachte, spürte er, wie sich ein Druck unter seiner verschlossenen Bauchfalte aufbaute. Und eines Tages, als er ihnen wieder hinterher geschlichen war, wurde der Druck so übermächtig, dass es seine Bauchfalte auf sprengte, als das Männchen das Weibchen bestieg. Aber DAS konnte er Seth doch nicht erzählen. Oder? Und vorher? Wie war es vorher? Was wusste er noch darüber? >Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass meine Mutter, und auch alle anderen Erwachsenen ständig ermahnten, nicht auf dem Boden herum zu rutschen. Aber ich tat es trotzdem, wenn es keiner sah. Als bei einem Freund, der es übertrieben hatte und mit einem Stock nachhelfen wollte, sich die Bauchfalte entzündete, wurde ich vorsichtiger, und suchte mir nur noch Grasflächen dafür aus.< „Und wie ist deine Bauchfalte dann gerissen?“, unterbrach Seth ihn ungeduldig. Es war ja alles schön und gut, was Jono ihm da gerade erzählte, doch er wollte doch nur wissen, ob es bestimmte Tätigkeiten gab, die diesen Prozess beschleunigten. >Na ja, ich weiß ja nicht, wie es bei den anderen war,< rückte Jono mit der Sprache raus, >aber ich hab da mal ein Paar – ganz zufällig, ehrlich – bei der Paarung beobachtet, und das hat mich so erregt, dass meine Bauchfalte aufgerissen ist.< gestand Jono verschämt. Seth grinste. Jono war also auch kein so braver Junge gewesen... „Dann ist eine Paarung also durchaus förderlich für diesen Prozess.“, stellte Seth zufrieden fest. >Ja, aber nicht notwendig.< entgegnete Jono. „Aber sie beschleunigt es, nicht wahr?“ Genau in diesem Augenblick ging die Sonne auf und Seth verwandelte sich in den weißen Blauaugendrachen. Sofort stieg Jono der süße, unschuldige Duft, der von dem kleinen Weißen ausging, in die Nüstern und machte ihn ganz wuschig. Am liebsten würde er sofort… Seth blickte ganz unglücklich drein, das Jucken seines Bauches, das bis jetzt immer so an der Grenze des Erträglichen gewesen war, schien ihn jetzt umbringen zu wollen. So sehr er es auch wollte, er konnte einfach nicht still halten und scheuerte auf dem Boden herum, um damit die Qual zu mildern. „Komm mit,“ forderte Jono ihn liebevoll auf, „wir fliegen hinunter zum See.“ So schnell war Seth noch nie im See gewesen… Er begrüßte das kühlende Nass und entspannte sich ein wenig. Der schlimmste Juckreiz verschwand, auch wenn er nicht ganz abnahm. Aber er wurde erträglicher. Gemeinsam fischten sie und schlugen sich die Bäuche voll und ließen sich anschließend am Ufer nieder, um sich von der Morgensonne trocknen zu lassen. Jono bat Seth ihm den Bauch zu zeigen, damit er sich ein Bild von seiner Bauchfalte machen konnte. Auch wenn es ihm immer noch ein wenig peinlich war, so kam Seth Jonos Bitte nach und zeigte ihm seinen Bauch. Die Haut, die die Bauchfalte verschloss, war schon ganz dünn und es fehlte nicht mehr viel, bis sie riss. Seth stöhnte gequält auf, das Stillhalten fiel ihm ziemlich schwer und der Drang sich irgendwo dran zu schuppern wurde immer größer. Als er Jonos warmen Atem auf seiner Haut spürte, drängte er sich seinen Nüstern entgegen, in der Hoffnung irgendwie Erleichterung zu erhalten. Von der Bewegung des Weißen überrascht, atmete Jono seinen Geruch ganz tief ein. Er roch ja so unglaublich gut, so süß und verführerisch, dass er, ohne weiter darüber nachzudenken, begann mit seiner rauen Zunge über die dünne Haut zu lecken. Seth durchfuhr ein heftiger Schauer, als er Jonos Zunge auf seinem Bauch spürte. Das tat ja sooo gut, und war so… erregend. Schlagartig hörte das peinigende Jucken auf und machte einem anderen Gefühl platz – einem Spannen und Drücken… Seth spürte ein Kribbeln, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete und langsam in seine untere Bauchregion wanderte, ähnlich wie bei seiner menschlichen Erregung, selbst das pulsierende Drängen fehlte nicht. Jono sollte mit dem Lecken bloß nicht aufhören… Der Weiße drängte sich immer wieder an ihn heran, und begann an ihm zu schnuppern. Jono konnte einfach nicht mit dem Lecken aufhören, es schien dem kleinen Weißen sehr gut zu gefallen und gut zu tun. Außerdem war ihm nicht entgangen, dass ein Schauer durch seinen Körper ging, als er mit seiner Zunge seinen Bauch berührt hatte. In seiner Bauchfalte begann es sich ebenfalls zu regen. Nach einiger Zeit fühlte sich die Bauchfalte des Weißen etwas anders an und auch sein Geruch veränderte sich, wurde schwerer, betörender… Als er nachsah, konnte er erkennen, dass eine kleine Stelle schon aufgerissen war. „Was ist?“, wollte Seth wissen, „Warum hörst du auf?“ „Schau, hier ist schon eine kleine Stelle aufgerissen.“, erklärte ihm Jono. Seth blickte seinen Bauch hinunter und konnte den kleinen Riss erkennen. Gleichzeitig nahm er einen ihm unbekannten intensiven Geruch wahr, der wohl von ihm stammen musste. „Machst du weiter?“, bat er sehnsuchtsvoll. „Ja.“, flüsterte Jono erregt. Der neue Duft des kleinen Weißen ließ ihn überhaupt nicht kalt. Liebevoll fordernd leckte er immer wieder über die Bauchfalte des Weißen, welcher leise aufstöhnte. Jono fühlte sich wie beim Paarungstanz, aufgeregt, wuschig… Er wollte nicht mehr aufhören, er wollte endlich sehen, was sich in der Bauchfalte des kleinen Weißen verbarg. Seth wurde immer unruhiger, erregter. Seine Nüstern wollten auch auf Wanderschaft gehen, er wollte am Geschehen teilhaben und nicht nur passiv sein. Aber dann hätte Jono mit seinem Tun aufhören müssen… Seth stöhnte immer lauter auf und drängte sich Jono immer heftiger entgegen. Er spürte eine gewaltige Spannung in sich, ein Druck der sich nach Befreiung sehnte, ein Sehnen das nach Erfüllung schrie… Ein letztes forderndes Lecken Jonos, und seine Bauchfalte riss. Seth bestaunte seinen Drachenpenis: So groß – So schön… Aber auch Jono gefiel, was er zu sehen bekam. Und er roch so gut! Er musste mit seinen Nüstern dieses Prachtstück von allen Seiten begutachten, es ging nicht anders. Ob es Seth mit ihm genauso ging? Seth hielt vor lauter Überraschung ganz still, das Jono sich so für seinen Penis interessierte… Der warme Atem Jonos löste wiederum Schauer in ihm aus und er begann jetzt, so gut es ging, auch an Jono zu schnuppern. Nach einiger Zeit stieg ihm Jonos schwerer süßlicher Geruch in die die Nüstern und er wusste genau, wo dieser am stärksten war… Jono fühlte sich seltsam, als er den kleinen Weißen beschnupperte. Sein Schwanz begann zu zucken, der Wunsch sich mit ihm zu paaren wurde immer stärker und als der kleine Weiße ebenfalls an ihm zu schnuppern begann, spürte er, wie sich seine Bauchfalte zu öffnen begann… Seth konnte nicht mehr still halten, er wollte an Jonos Bauch schnuppern, wollte zu seiner Bauchfalte… Auch wenn sie nicht den Paarungstanz getanzt hatten, so fühlte er sich mehr als paarungsbereit. Das Jucken an seinem Bauch war verschwunden, Jono roch so unwahrscheinlich gut, doch jetzt wollte er endlich an Jonos Bauchfalte, sich mit ihm paaren… Als er endlich an Jonos Bauchfalte angekommen war, versenkte er seine Nüstern ganz tief in ihr, um den schweren Duft, der ihr entströmte mit tiefen Atemzügen in sich aufzunehmen, und das Wunder, das sich in ihr verbarg heraus zu locken. Seine Bemühungen wurden belohnt, Jonos Bauchfalte öffnete sich und ihr Inhalt zeigte sich in ganzer Pracht. Seth seufzte zufrieden auf. Sein Schwanz begann hin und her zu schlagen, doch als er auf dem Boden zu rutschen begann, zuckte er auf. Er wurde unangenehm auf eine äußerst empfindliche Stelle aufmerksam gemacht. Auf dem Boden zu rutschen war also nicht so gut. „Duhu, Jono,“ begann er schüchtern, „wie bekommt man ihn wieder in die Bauchfalte zurück?“ Jono schaute ihn erst einmal etwas irritiert an, denn er war mit seinen Gedanken gerade ganz woanders gewesen. „Spann deine Bauchmuskeln an und versuche ihn zu deinem Bauch zurück zu ziehen, dann rutscht er in die Bauchfalte rein.“ Half er ihm. Seth versuchte es, und es klappte tatsächlich. „Warum?“, fragte Jono nach. „Er war etwas im weg.“, antwortete Seth verschämt. „Im Weg?“ Jono brauchte einen Augenblick. „Oh…“ „Bitte, mach weiter,“ bat Seth und stupste Jono an. Diese zärtliche Berührung war fast zuviel für Jono. Er schnupperte nun ebenfall weiter an Seth und als der kleine Weiße seinen Schwanz zur Seite bog, stieg er über ihn... Leise stöhnend brüllte Seth auf. Doch während des Paarungsaktes drängte sich sein Penis wieder aus der Bauchfalte heraus, weil er ebenfalls erregt war. Da es ihm jetzt aber unmöglich war, ihn wieder in die Bauchfalte zurück zu ziehen, stellte er sein Füße, so dicht es ging, unter seinen Bauch, und schützte ihn so vor dem steinigen Boden. Während der Paarung, blieb es nicht aus, dass auch Seth sich leicht bewegte. Dies war ziemlich angenehm und auch erregend und ergänzte für ihn die Paarung auf eine ziemlich intensive Art und Weise. Kapitel 23: Ishizu ------------------ Ishizu war nicht mehr die Jüngste, ihr Körper wollte nicht mehr so, wie noch vor ein paar Jahren. Sie hatte bereits 99 Sommer gesehen, doch ihre Augen und ihr Geist waren immer noch so wach, wie die eines jungen Mädchens. Seit Jahrzehnten wartete sie darauf, dass ihr ein Mädchen geboren wurde, das Mädchen, das ihr Wissen weiter tragen würde. Ihr war bewusst, dass sie eine besondere Rolle spielte, da sie bisher noch keine weibliche Nachfahrin hatte. Die Frau ihres jüngsten Enkels war gerade schwanger und würde in Kürze ihr erstes Kind gebären, vielleicht bekam sie ja das Mädchen, auf das sie schon so lange wartete. Heute war sie auf dem Weg zu Solomons Dorf. Zwei junge Männer begleiteten sie, sie waren auf der Suche nach einer Braut und in Solomons Dorf gab es einige passende Mädchen für sie. Ishizu kannte jeden hier in dieser Gegend, sie wanderte zwischen den vielen Dörfern umher und trug das Wissen um sämtliche Blutsverwandtschaften mit sich. Früher führte sie Buch über alle Heiraten und Geburten, jetzt hatte die Frau ihres jüngsten Enkels diese Aufgabe für sie übernommen. Wenn sie einmal nicht mehr wäre, dann würde sie ihre Nachfolgerin sein. Sie hatte ihr Lesen und Schreiben beigebracht, und wenn ihr Kind kein Mädchen wäre, dann würde sie sie in das Familiengeheimnis einweihen, das immer nur von Mutter zu Tochter vererbt wurde. Ihr Wissen durfte nicht verloren gehen, wer wusste schon, wie lange sie noch leben würde… Als sie das Dorf Solomons erreichte, wurde sie jubelnd empfangen. Die jungen, heiratsfähigen Frauen beäugten neugierig die jungen Männer, die sie begleiteten, und die Kinder freuten sich immer auf ihre Geschichten. Doch diesmal hatten auch die Kinder etwas zu erzählen. Sie erzählten ihr von dem Fremden, der hier gewesen war und Leder bei ihnen eingetauscht hatte, und dass es wegen ihm sogar ein Fest gab, bei dem alle gemeinsam gegessen hatten. Die Kinder durften deswegen später schlafen gehen, deshalb war dies für sie so besonders gewesen. Und die jungen Frauen und Mädchen schwärmten alle von seinen blauen Augen. Als Ishizu das mit den blauen Augen hörte, wurde sie hellhörig. Könnte es sein, dass nun ihre Zeit gekommen war? Sie begann vorsichtig die Dorfbewohner auszufragen, und dass, was sie zu hören bekam, ließ sie hoffen und sich innerlich auf eine ganz gewisse Begegnung vorbereiten. Jedoch zwei Kinder verhielten sich seltsam, fand sie. Sie waren nicht so aufgeschlossen, wie die anderen Kinder, und schienen sich ganz genau zu überlegen, was sie erzählten, und was nicht. Sie beschloss diesem Verhalten auf den Grund zu gehen. Yugi fürchtete sich ein wenig vor Ishizu, sie hatte Augen, die bis auf den Grund seiner Seele blicken konnten, fand er. Auf jeden Fall konnte man nichts vor ihr geheim halten, sie wusste immer alles über einen. Das war ihm unheimlich. Selbst seine Mutter wusste nicht so viel über ihn, wie Ishizu. Deswegen ging er ihr lieber aus dem Weg, ganz besonders jetzt, denn er wollte Seth und Jono nicht verraten. Aber egal wohin er auch ging, Ishizu war schon da. Sie schien überall zu sein, es war ihm unmöglich sich vor ihr zu verstecken. Es kam ihm so vor, dass sie ihn suchen würde… „So, junger Mann, jetzt will ich aber wissen, was genau du vor mir verheimlichen willst!“ stellte sie ihn zur Rede. Yugi schwitzte Blut und Wasser. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest.“ versuchte er sich noch raus zu reden. „Na, dann will ich dir mal ein wenig auf die Sprünge helfen,“ meinte Ishizu, „der Fremde war nicht das, was er vorgab zu sein. Nicht wahr?“ „Der Fremde? Meinst du Seth?“ versuchte Yugi immer noch auszuweichen. Er wand sich innerlich, er wollte doch nicht…, aber Ishizu sah ihn mit ihren Augen so wissend an… „Ja, genau der. Seth war nicht allein, hab ich Recht? Er hatte jemanden bei sich, der nicht gesehen werden sollte. Oder täusche ich mich etwa?“ forschte Ishizu nach. „Aber wenn du mir nicht antworten willst, kann ich es ja einmal bei Tea versuchen.“ Damit hatte sie Yugis Widerstand gebrochen. Es fiel Tea sowieso schon viel schwerer als ihm, dieses Geheimnis zu bewahren, aber sie sollte nicht an einem schlechten Gewissen leiden müssen, weil sie Ishizu alles gesagt hätte. Und so erzählte er ihr, wie er zufällig gesehen hatte, dass Seth auf einem Drachen angeflogen kam und diesen Drachen auf der Lichtung zurück ließ, als er ins Dorf ging, mit einem Hirsch, den er gejagt hatte. Er erzählte auch, wie er sich am Tag darauf wieder zur Lichtung schlich, um sich den Drachen genauer anzusehen, denn vorher musste er unbedingt ins Dorf zurück, da es dunkel wurde. Und er erzählte ihr, dass Tea ihm nachgeschlichen war und so den Drachen entdeckte. Aber auch, dass Seth ihn entdeckt hatte, als er das Dorf wieder verließ, um mit dem Drachen wieder fort zu fliegen, und dass sie beide, Tea und er, auf dem Drachen sitzen durften, da fliegen als zu gefährlich von Seth und Jono abgelehnt wurde. Ach wie gern wäre er auch einmal auf einem Drachen geflogen. Ishizu lächelte, als Yugi leise am Ende aufseufzte. „So, so, du träumst also davon, ein Drachenreiter zu sein.“ schloss sie Yugis Erzählung ab. „Danke für dein Vertrauen, du hast mir sehr geholfen.“ bedankte sie sich bei Yugi und streichelte ihm über seinen Kopf. „Bewahre dir deinen Glauben an die Drachen und an das Gute in ihnen.“ Nun hatte sie alle Informationen zusammen, die sie brauchte. Die Zwei, die zusammen gehörten, hatten sich also gefunden. Es war also an der Zeit, sich zu dem See zu begeben, an dem die Dorfbewohner ihren Zusammenstoß mit dem Drachen hatten, und dort zu warten, bis sie Besuch von den Beiden bekam. Sie würden zu ihr kommen, das stand fest, denn es gab keinen Weg für sie, um zu den Beiden zu gelangen. Ihre Aufgabe war es jetzt, auf die zwei zu warten und ihnen alles zu erklären, was sie betraf. Darauf wartete ihre Familie schon über hundert Jahre, dies war die Aufgabe, die seit Jahrhunderten (oder –tausenden?) von Mutter auf Tochter überging. Sie hatte stets alles bei sich, was sie brauchte, um diese Beiden treffen zu können. Immer war sie dazu bereit, schon seit 59 Jahren, als ihre Mutter starb. Die beiden jungen Männer, die sie begleitete, würden sie noch zu dem See bringen und ihr beim Zelt aufbauen helfen, bevor sie in ihr Dorf zurückkehrten und ihrem Enkel sagten, wo sie zu finden sei. Sie würde so lange an diesem See bleiben, bis sie die Beiden getroffen hatte, die zu treffen ihre Bestimmung war. Hier am See hatte sie alles, was sie brauchte: frisches Wasser, Fische, und genügend Platz um ein Trockengestell für Kräuter aufzustellen. Außerdem war sie nicht ungeschickt im Fallen stellen und Beeren und Wurzeln fand sie überall. Nun brauchte sie nur noch auf ihren Besuch zu warten. Zu Neumond träumte sie, dass ihr Enkel eine kleine Tochter bekommen hätte, mit genau dem gleichen kleinen Muttermal auf der Stirn, wie sie es auch trug, genau wie ihre Mutter vor ihr, und deren Mutter, und deren Mutter… Ishizu nutzte die Zeit des Wartens, um ihre Kräutervorräte aufzufüllen, und überprüfte ihre Schriftrollen, als sie am Nachmittag des Neumondes die beiden Drachen über den See fliegen sah, einen Schwarzen und einen Weißen. Zufrieden blickte sie ihnen nach. Sieben Tage später kam ihr Enkel vorbei, um ihr etwas Mehl zu bringen und von seiner süßen kleinen Tochter zu erzählen, die er bekommen hatte. Da sie ebenso wie Ishizu ein kleines rautenförmiges Muttermal auf ihrer Stirn trug, wollten sie sie gerne ebenfalls Ishizu nennen. Darüber freute sich Ishizu sehr, denn sie mochte ihren Namen, und es zeigte ihr, wie sehr ihr Enkel und seine Frau sie ehrten und liebten. So verbrachte Ishizu ihre Zeit am See und wartete auf den Vollmond. Ob sie an diesem Vollmond schon Besuch bekommen würde? Oder erst zum nächsten? Sie wusste es nicht und konnte einfach nur abwarten. ~~~ Seth seufzte zufrieden auf und kuschelte sich an Jono. Ihm ging es gerade so richtig gut, denn sein Bauch machte ihm keine Probleme mehr. Seine Bauchfalte war geöffnet und die Paarung mit Jono war einfach toll gewesen. Er fühlte sich angenehm entspannt, satt und zufrieden und hatte noch den ganzen Tag als Drache vor sich, ohne das lästige, störende Jucken der Bauchfalte. Jono war glücklich. Die Tage, an denen er seinen kleinen Weißen hatte, waren die schönsten in seinem Leben. Natürlich liebte er Seth auch in seiner menschlichen Form, aber er war nun einmal ein Drache… Dass sie Seths „kleines“ Problem so schnell behoben bekamen, damit hatte er nicht gerechnet, und auch noch auf diese besondere Art und Weise… Ob andere männliche Jungdrachen sich eventuell auch auf diese Weise Abhilfe verschafften, um die Bauchhaut zum zerreißen zu bringen? Er hielt es nicht mehr für ausgeschlossen. Es hatte auf jeden Fall etwas an sich, an der Bauchfalte des Weißen zu lecken hatte ihm sehr gut gefallen, das könnte er öfter machen… Jetzt ruhten sie sich erst einmal aus, um wieder zu Kräften zu kommen, obwohl er sich fühlte, als könnte er die ganze Welt aus ihren Angeln heben. „Wie geht es dir?“ fragte Jono nach einer Weile. „Wunderbar!“ meinte Seth schläfrig. „Hast du Lust ein wenig zu fliegen?“ schlug Jono vor. „Wohin?“ erkundigte sich Seth träge. „Raus aus dem Tal vielleicht, und ein Wild jagen?“ kam Jonos Vorschlag. „Und die Menschen?“ wandte Seth vorsichtig ein. „Ich glaub nicht, dass wir auf welche treffen.“ entgegnete Jono. „Und die Männer aus Solomons Dorf?“ setzte Seth dagegen. „Glaub mir, die werden die Gegend um den See noch eine ganze Weile meiden.“ meinte Jono, „Und ihn dann erst einmal lange beobachten. Außerdem müssen wir ja nicht bis an den See heran fliegen, in der Nähe gibt es eine Menge Lichtungen, die hervorragend zum Jagen geeignet sind.“ „Wenn du dir sicher bist?“ stimmte Seth dem Ausflug zu. „Ganz sicher. Außerdem bleiben die Menschen immer auf der anderen Seite des Sees, und wir kommen ja vom Gebirge her.“ erklärte Jono. Langsam reizte ihn der Flug doch. Er hatte immerhin nicht so oft die Möglichkeit selbst zu fliegen, längere Strecken zu fliegen. Und die Aussicht auf frisches Wild… in seinem Drachenmaul lief der Speichel zusammen. So flogen die Beiden los, raus aus ihrem Tal, hinweg über das Gebirge und zu dem See in der Nähe von Solomons Dorf (na ja, so nah dann auch wieder nicht, es war schon ein sehr strammer Tagesmarsch, und gemütlicher mit Übernachtung). Das Fliegen machte Seth riesigen Spaß, die Welt so von oben anzusehen, ließ alles auf einmal in einem anderen Licht erscheinen, klein und unbedeutend. Sie fanden eine Lichtung, auf der mehrer Rehe ästen, groß genug, dass sich jeder eines schnappen konnte, bevor alle davon stoben. Es war eine neue Erfahrung für Seth so ein ganzes Reh auf einmal zu verspeisen, und dazu auch noch roh. Aber als Drache schmeckte es ihm ausgezeichnet. Als Mensch zog er es allerdings in gebratener Form vor. Nach einer kleinen Verdauungspause flogen sie noch eine kleine Runde über den See, bevor sie in ihr Tal zurückkehrten. Als sie vor ihrer Höhle auf dem Plateau saßen fragte Seth: „Hast du auch das kleine Zelt und die alte Frau am See bemerkt?“ „Nein!“ Jono schaute Seth überrascht an. „Da war eine Frau?“ „Ja, sie war am Ufer und hängte Kräuter an einem Trockengestell auf. Ich denke, dass sie uns gesehen hat.“ meinte Seth nachdenklich. „Ich glaub, die hab ich da schon öfter gesehen.“ erinnerte sich Jono nach einer Weile. „Ich denk nicht, dass sie eine Gefahr für uns ist.“ Stimmt ja, Jono lebte hier ja schon seit annähernd 70 Jahren, dachte Seth und schmiegte sich wieder an Jono. Zum Sonnenuntergang wollte Seth wieder eine Geschichte aus den Alten Zeiten erzählen, doch diesmal unterbrach ihn Jono. „Heute will ich dir mal eine Geschichte erzählen.“ sagte er bestimmt. Überrascht wandte Seth Jono sein Gesicht zu und sah ihn neugierig an. Jono erzählte die Geschichte von einem Drachen, der seine Kolonie verlassen musste und einsam sein Leben fristete, bis er einen kleinen weißen Drachen fand und mit ihm die Liebe in sein Leben einkehrte. Darüber war der einsame Drache so froh, dass er von nun an nie mehr ohne den kleinen weißen Drachen sein wollte. Jono war so glücklich, seinen kleinen Weißen zu haben, dass ihm zwei Tränen die Wangen herab liefen. Zärtlich leckte Seth sie auf. „Komm, lass uns rein gehen.“ forderte er Jono leise auf. Als sie sich auf ihr Lager begaben, seufzte Jono tief auf. Ihm wurde bewusst, dass nun wieder ein Tag zu Ende ging. „Was ist los?“, fragte Seth besorgt. „Ach, der Tag mit dir geht immer viel zu schnell vorbei. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten, damit du immer ein weißer Blauaugendrache bleibst, mein weißer Blauaugendrache…“antwortet Jono ihm bekümmert. Der Weiße musste schlucken. So sehr bekümmerte es den Großen, das sie immer nur diesen einen Tag zusammen hatten? Er fand es ja auch nicht schön, dass sie immer nur einen Tag verwandelt waren, egal in welcher Gestalt. Aber sie hatten doch alle 14 Tage die gleiche Gestalt, zu Vollmond würden sie beide ein Mensch sein. „Warum willst du, dass ich ein Drache bleibe? Warum du nicht ein Mensch?“ fragte er vorsichtig nach. „Ich liebe dich so sehr,“ flüsterte Jon leise. „Dein Geruch, dein Wesen, du füllst mich ganz aus, du lässt mich mich lebendig fühlen… doch immer wenn die Nacht kommt, ist es mir, als würdest du mich für eine lange Zeit verlassen.“ schniefte Jono unglücklich. „Aber ich bleibe doch bei dir, für immer.“ versuchte Seth ihn zu trösten. „Das weiß ich ja,“ entgegnete Jono, „aber ich wünsche es mir trotzdem sooo sehr.“ Darauf wusste Seth auch nichts mehr zu antworten, denn diesen Wunsch konnte er Jono nun mal nicht erfüllen. Schweigend lagen sie nebeneinander, jeder in Gedanken versunken, und versuchten sich Trost zu spenden, die Nüstern dicht am Körper des anderen, um seinen Geruch tief in sich auf zu nehmen. Den kleinen Weißen bekümmerte es sehr seinen großen Schwarzen so traurig zu sehen. Er sollte nicht traurig sein. Er sollte stark und zuversichtlich sein. ER wollte doch bei ihm Schutz suchen können, sich sicher bei ihm fühlen. Doch er wusste nicht, wie er ihn trösten konnte. Mit einem Mal fiel ihm ein, dass Jono ja kitzlig war. Immer wenn seine kleine Schwester traurig war, konnte er sie mit einer Kitzelattacke wieder aufmuntern. Vielleicht half das ja auch bei Jono. Sein Plan ging auf. Zuerst war Jono etwas irritiert, weil Seth nicht mehr mit ihm kuschelte, aber als er an seine kitzlige Flanke kam und dort verweilte, musste er sich so heftig schütteln und lachen, dass es ihm gleich wieder besser ging. DAS konnte er nicht auf sich sitzen lassen – dieses Spiel konnten zwei spielen. Also fing auch er an, an Seth zu schnuppern, bis er seine kitzlige Stelle fand. So „jagten“ sie sich eine ganze Weile, bis ihr Spiel auf einmal zärtlichere Formen annahm. Sie hatten nun mal nur diesen einen Tag und diese eine Nacht, und so nahmen sie sich die ganze Nacht Zeit, um sich zärtlich zu lieben. Ausruhen konnten sie sich ja nach Sonnenaufgang. Die nächsten Tage verbrachten sie wie gewohnt, und Seth dachte darüber nach, was er genau mit den Lederhäuten anstellen konnte. Für einen großen Unterstand auf der kleinen Insel waren es zu wenige. Nach einigem hin und her kam er zu dem Schluss, dass ein „offenes“ Rundzelt am praktischsten wäre. Wenn er Stangen und Leder so zu einer Einheit verband, das Anfang und Ende nur übereinander gestellt, aber nicht miteinander verbunden wurden, dann wäre es egal, ob Jono sich in einen Drachen verwandelte, das Zelt würde auseinander fallen, aber nicht kaputt gehen. Außerdem könnten sie es auch auf Ausflüge außerhalb des Tals mitnehmen. Und wenn Jono sich wieder zu einem Drachen verwandelte, würde es wie ein kleines Häubchen einfach auf ihm drauf liegen. Er erklärte Jono seine Idee und gemeinsam suchten sie alles Nötige zusammen, denn Jono wollte mit Seth zusammen das Zelt bauen. In der Nacht vor Jonos Verwandlung hatte Seth einen seltsamen Traum. Er träumte von seiner Schwester. Sie waren gemeinsam im Wald unterwegs und wollten nach ihren Fallen sehen, die sie ausgelegt hatten, als sie sich plötzlich am See wieder fanden, an dem er die alte Frau gesehen hatte. Sie winkte ihm zu und bedeutete ihm, dass er zu ihr kommen sollte, doch gerade als er sich auf den Weg machen wollte, kamen Räuber aus dem Wald und überfielen die Frau. Es war ihm, er riefe sie ihm zu: „Beeil dich, sonst ist es zu spät!“ Seth wachte schweißgebadet auf. Der Traum hatte ihn erschreckt und er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie besser so schnell wie möglich dorthin kommen sollten. Ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass es bis Sonnenaufgang noch ein wenig dauern würde und sie es bis zu Jonos Verwandlung vielleicht noch schaffen könnten. Er schnappte sich zwei Hosen und zwei Kittel und weckte Jono. Der wollte gar nicht gerne wach werden, da er gerade so schön träumte. Doch Seth ließ nicht locker: „Schnell, wir müssen jetzt SOFORT zum See, wo ich die alte Frau gesehen habe.“ drängte er den verschlafen Jono. >Wieso?< murrte der verschlafene Jono. „Jetzt flieg schon los, wir haben nicht mehr viel Zeit!“ drängelte Seth wieder. „Ich erklär die alles unterwegs.“ >Ja, ja, ich flieg ja schon.< beeilte sich Jono. Langsam wurde ihm Seth ein wenig unheimlich, so kannte er ihn ja gar nicht. Das Seth so drängelte war schon sehr ungewöhnlich, also gab er lieber nach, denn es schien ihm ziemlich wichtig zu sein. Jono flog mit Seth so schnell er konnte in Richtung See. Seth erzählte ihm währenddessen von dem Traum und Jono hatte begriffen, dass er bis Sonnenaufgang so nah wie möglich bis zu dem See kommen musste. Er konnte den See schon sehen, und überflog die Lichtung in der sie die Rehe gejagt hatten, als er spürte wie seine Kräfte nachließen. Er landete gerade noch rechtzeitig, als er den Boden unter seinen Füßen spürte ging gerade die Sonne auf und er verwandelte sich in einen Menschen. Seth reichte eines der Kleiderbündel an Jono. „Hier, das solltest du besser anziehen. Wir wissen nicht, ob wir auf andere Menschen treffen werden, und wie du weißt, laufen Menschen normaler Weise nicht unbekleidet herum.“ Er half Jono beim Anziehen der Sachen und kleidete schließlich sich selbst an. Sie machten sich auf den Weg in Richtung See und erreichten ihn, als die Sonne die Welt zu wärmen begann. Am See angekommen erkannte Seth, dass drum herum zu laufen bis fast zum Abend dauern würde, der Weg über den See aber sehr viel kürzer sein würde. Er würde die Strecke schwimmen können. „Schaffst du es über den See zu schwimmen?“ wollte er von Jono wissen. Jono warf einen prüfenden Blick über den See. „Ich glaube schon.“ meinte er. „Dann lass uns einen Ast mit Buschwerk suchen, auf den wir unsere Kleidung packen können.“ forderte Seth auf. Als sie einen passenden Ast gefunden hatten, zogen sie ihre Kleidung aus und banden sie darauf fest. Seth schob den Ast vorsichtig ins Wasser und sie stiegen hinterher. Ach, so unbekleidet fühlte sich Jono gleich wieder besser. Er hatte ja vorher noch nie etwas angehabt und fühlte sich dadurch etwas eingeengt. Mit ruhigen, gleichmäßigen Zügen begann Seth los zu schwimmen und Jono tat es ihm gleich. Noch bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, kamen sie am anderen Ufer an und legten sich einen Augenblick ans Ufer, um sich trocknen zu lassen. Danach kleideten sie sich wieder an und machten sich auf den Weg zum Zelt der alten Frau. Vor dem Zelt saß eine alte Frau, die mit dem trocknen von Kräutern beschäftigt war. Sie schaute auf, als die Beiden aus dem Wald heraustraten. Schwarze tiefgründige Augen blickten Seth und Jono an, als sie vor der alten Frau standen. „Augen so blau, wie der Himmel – Haare so gelb, wie die Sonne. Tretet ein, ich habe euch erwartet.“ Kapitel 24: Der Bund -------------------- Jono fühlte sich unwohl. Die ungewohnte Kleidung engte ihn ein, er fühlte sich darin gefangen, und der durchdringende Blick dieser Augen ließ ihn sich auch nicht besser fühlen. Diese Augen versuchten in ihm zu lesen und er wusste nicht, wie er dem entgehen konnte. Während Jono sich einfach nur unwohl fühlte, war Seth ziemlich überrascht. Diese Frau hatte auf sie gewartet? Wie konnte das sein? Er kannte sie doch gar nicht, und sie ihn doch auch nicht. „Setzt euch, ich habe Suppe gekocht.“, lud Ishizu die beiden ein bei ihr Platz zu nehmen. Jono blickte zögernd zu Seth, und als dieser sich hinsetzte, tat er es ihm gleich. Ishizu reichte jedem eine Schale von der Suppe und amüsierte sich über das verwirrte Gesicht von Jono. „Was ist das?“, fragte er Seth. „Das ist Suppe. Man nimmt Wasser, macht es über Feuer heiß, und kann dann verschiedene Dinge darin zubereiten, zum Beispiel Fleisch oder Wurzeln. Das nennt man kochen. Und wenn man alle Dinge klein schneidet und in dem Wasser lässt, dann nennt man das Suppe.“, erklärte ihm Seth. Ishizu war beeindruckt. Wie geduldig der Braunhaarige dem Gelbhaarigen erklärte, was eine Suppe war. Die Beiden waren wirklich ein schönes Paar und schienen sich ziemlich gut zu ergänzen. „Und wie isst man Suppe?“, wollte Jono nun wissen. „Man hält die Schale in beiden Händen,“ führte Seth ihm vor, „führt sie zum Mund,“ Seth führte seine Schale zum Mund, „pustet vorsichtig hinein und trinkt dann die Suppe aus der Schale.“ Jono schaute Seth aufmerksam dabei zu, wie er die Suppe aus seiner Schale trank und versuchte es nun selbst. Hatte Seth nicht gerade etwas von pusten gesagt? Pusten, was war das noch mal? Ach ja, der tote Fisch, der ihm so weh getan hatte… erinnerte er sich. Er roch erst mal an dem ungewohnten – es roch gar nicht mal schlecht, und nahm dann vorsichtig einen Schluck von diesem Suppenwasser. Das schmeckte ja richtig gut. Jono gefiel dieses Suppenwasser, ganz besonders das Fleisch darin. Kaninchen, wenn er sich nicht täuschte. „Und?“, forschte Seth neugierig nach. Die Suppe von dieser Frau war ausgezeichnet. „Das schmeckt ja richtig gut.“, begeisterte sich Jono. „Ich hab noch nie Wasser mit Geschmack getrunken.“ Jono war begeistert und Ishizu freute sich. „So, nach dem wir uns alle etwas gestärkt haben, kommen wir zu Euch.“, lächelte Ishizu die Beiden an. „Zuerst möchte ich mich vorstellen: Ich bin Ishizu, lebe seit 99 Jahren und bin Heilerin, Hochzeiterin und Bewahrerin. Ich warte schon mein ganzes Leben darauf, euch zu treffen.“ Die Blicke der Beiden waren Gold wert, fand Ishizu. Sie konnte es nicht lassen, sie musste die Beiden noch ein wenig auf die Folter spannen. „Sie warten schon ihr ganzes Leben lang – auf MICH?“ Ungläubig schaute Seth Ishizu an. „Ich bin erst 20 Jahre alt!“ Das konnte nicht sein, die Frau wollte ihn zum Narren halten und erzählte Märchen. „Nun, auf dich genau, Seth, habe ich selbstverständlich nicht gewartet, aber auf jemanden, wie dich.“ erklärte ihm Ishizu. „Aber auf dich, Jono,“ dabei schaute sie Jono fest an, „auf dich, denke ich schon.“ Wie von der Tarantel gestochen, sprang Seth auf. Diese Frau wurde ihm langsam unheimlich. Woher kannte sie ihre Namen? Und, kannte sie etwa ihr Geheimnis? Aber, woher? Unruhig lief Seth hin und her und übertrug seine Unruhe dadurch auch auf Jono, der sich plötzlich ebenfalls wieder sehr unwohl fühlte und sich der Kleidung auf seiner Haut bewusst wurde. Unsicher schaute er zu Seth. „Woher ich eure Namen kenne?“ fragte Ishizu. Himmel, Gedankenlesen kann sie auch noch! Seth wusste nicht mehr, was er von dem Ganzen halten sollte. „Ich war vor kurzem in Solomons Dorf und traf dort auf euren Freund Yugi.“, erklärte sie ihnen. Ishizu musste ihr Geheimnis kennen, woher sonst wusste sie, dass der junge Mann bei ihm Jono war. Und dann diese Andeutung mit dem Warten… Seth bereute zum ersten Mal, dass er der drängenden Aufforderung seines Traumes nachgegeben hatte. >Was ist los?< versuchte Jono Kontakt zu Seth aufzunehmen. >Die Frau weiß alles über uns! Und ich weiß nicht, wieso!< schrie Seth selbst noch in Gedanken aus sich heraus. >Ist das schlimm für uns?< wollte Jono wissen. >Was weiß ich? Ich hab keine Ahnung! Ach, wären wir doch bloß im Tal geblieben.< stöhnte Seth. >Sind wir aber nicht. Jetzt sind wir nun mal hier. Ich bin sicher, gleich werden wir eine Antwort auf all das von ihr bekommen.< versuchte Jono ihn zu beschwichtigen. >Setz dich hin, und beruhige dich erst einmal wieder.< Die ruhige Gelassenheit, mit der Jono zu ihm sprach, tat Seth gut und er beruhigte sich tatsächlich, setzte sich wieder hin und gab Ishizu so die Gelegenheit mit ihrem Erzählen fort zu fahren. „Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe.“ meinte Ishizu mitfühlend zu Seth. „An deiner Stelle würde ich wohl genauso reagieren. Aber wie ich schon sagte, ich bin eine Bewahrerin. Die Bewahrerin des Wissens um den Bund zwischen Menschen und Drachen, der noch vor den Alten Zeiten zwischen ihnen geschlossen wurde.“ Und Ishizu erzählte ihnen die Geschichte über den Ursprung ihres Seins, den Bund zwischen Drachen und Menschen. Der Bund Vor langer Zeit lebten Drachen und Menschen in Frieden und Eintracht miteinander. Sie pflegten einen regen Austausch, schlossen Freundschaften und profitierten von einander. Zu jener Zeit konnten Drachen und Menschen noch zaubern, mächtige Zauber wirkten in dieser Zeit, wie es sie heute nicht mehr gab. Und so geschah es, dass Drachen und Menschen einen Bund miteinander schlossen, aus gegenseitigem Respekt und Achtung, und um ihre Verbundenheit miteinander zu zeigen. Um den Bund zu besiegeln „schenkte“ jedes Volk dem anderen ein Kind. Es sollte die Fähigkeiten beider Rassen in sich vereinen und auch gleichzeitig das Verständnis für das andere Volk fördern. In einer Vollmondnacht nahmen sie einen frisch geschlüpften Drachenjungen und ein frisch geschlüpftes Drachenmädchen und in der darauf folgenden Neumondnacht einen neugeborenen Menschenjungen und ein neugeborenes Menschenmädchen und sprachen über sie die Worte, die ihre Rassen enger miteinander verbinden sollten, und riefen die Sterne als Zeugen für dieses Bündnis an. Mit erreichen der Geschlechtsreife sollten sich der Drachenjunge zu Vollmond und der Menschenjunge zu Neumond in jeweils die Gestalt der anderen Rasse verwandeln. Die Mädchen waren dazu auserwählt die Erinnerung an diese Zeremonie in sich zu tragen und das Wissen darum an ihre weiblichen Nachfahren weiter zu vererben. Als Zeichen für ihr Wissen erschien auf ihrer Stirn ein kleines rautenförmiges Mal. Der Menschenjunge erhielt als Zeichen für den Bund mit den Drachen blaue Augen und würde zu einem weißen Blauaugendrachen werden, und der kleine Rotaugendrache erhielt als Mal eine kleine rautenförmig rote Stelle zwischen seinen Flügeln und sollte als Mensch Haare so gelb wie die Sonne bekommen. Die beiden Mondkinder, wie sie liebevoll von ihren Völkern genannt wurden, wuchsen eng miteinander auf, da das Menschendorf, aus dem Seth, der Menschenjunge, stammte mitten im Gebiet der Drachenkolonie lag, zu der Jono, der Drachenjunge, gehörte. Sie waren beste Freunde, wo der eine war, fand man auch den anderen. Mit 15 Jahren verwandelte sich Seth zum ersten Mal bei Neumond in einen weißen Blauaugendrachen und deshalb wurde ihm zu Ehren, von Drachen und Menschen gemeinsam, ein großes Fest veranstaltet. Ganz besonders freute sich der junge Rotaugendrache über seine Verwandlung, fühlte er sich doch schon immer ganz besonders zu diesem Menschenjungen hingezogen. Und nun wurde Seth zu seinem allerbesten Freund. Sie lernten gemeinsam, was ein Drache so alles zu lernen hatte und Jono genoss diese Tage ganz besonders. Seth war ein eifriger Schüler, auch wenn ihm Sitten und Gebräuche der Drachen nicht so fremd waren. Immerhin lag sein Dorf in einer Drachenkolonie, und ganz besonders die jungen Drachen und die Kinder liebten es, ihre Zeit miteinander zu verbringen. Die Menschen nutzten Kraft und Stärke der Drachen und ihre Fähigkeit zu fliegen, und die Drachen profitierten davon, dass die Menschen kleiner und geschickter als sie waren. Die beiden Mädchen freundeten sich ebenfalls eng an. Sie gingen ihr gemeinsames Wissen immer wieder durch und konnten von diesem „Spiel“ nicht genug bekommen. Den anderen Kindern wurde dies recht bald langweilig und so blieben die Mädchen bald unter sich. Am liebsten waren sie mit den beiden Jungen zusammen, die auch an dem Bund beteiligt waren, denn sie waren ebenfalls anders als die anderen. Die Mondkinder eben. Ishizu, die Bewahrerin der Menschen, wurde mit Seth vermählt, da sie nicht miteinander verwandt waren. Sie bekam, zu ihrem Bedauern, keinen Sohn mit blauen Augen von ihm. Doch die zweite Tochter, die sie bekam, trug ebenso das Zeichen auf der Stirn, wie sie und Shizuka, und sie konnte deutlich spüren, dass sie ebenfalls das Wissen um den Bund in sich trug. Seth war ihr ein guter Ehemann, aber manchmal war er mit seinen Gedanken nicht bei ihr. Ganz besonders spürte sie dass, wenn dies beim Geschlechtsakt der Fall war. Wenn sie ihn dann fragte, was los sei, dann konnte er ihr keine Antwort darauf geben. Nicht, dass er nicht wollte, nein, er hatte wirklich keine Antwort auf ihre Frage. Er verstand es ja selbst nicht. So vergingen die Jahre, er konnte sehen, wie sein Sohn zu einem starken jungen Mann heran wuchs, und seine Töchter zu hübschen jungen Frauen wurden. Seine zweite Tochter, Zui, war genauso klug, wie ihre Mutter, und hatte von Geburt an das Wissen um den Bund. Es beruhigte ihn zu sehen, dass diese wichtige Fähigkeit vererbt wurde. So war gewährleistet, dass es immer Antworten für seine Nachfahren gab. Die Nachfahren der Mondkinder, wie man sie auch nannte. Als Zui sich verliebte und mit dem jungen Mann, dem ihre Liebe galt, herumschäkerte, wurde ihm bewusst, was ihm in seinem Leben fehlte. Er mochte Ishizu und achtete sie, aber er liebte sie nicht, nicht so, wie seine kleine Zui ihren Ryou liebte. Für ihn waren die Tage am schönsten, die er in der Drachenkolonie bei Jono verbrachte. Dort fühlte er sich am wohlsten. Oft gesellte sich Shizuka zu ihnen, und er genoss die Gespräche mit ihr. Noch durften sie Umgang mit ihr haben, doch wenn sie in die Geschlechtsreife kam, durften sie keinen Umgang mehr mit ihr haben. Drachenmännchen mussten sich, während der Zeit ihrer Geschlechtsreife, von den Weibchen fernhalten, bis sie ihren 50. Geburtsmond erreichten und sich als Zeichen ihrer Geschlechtsreife ihre Bauchfalte geöffnet hatte. Und Seth galt, auch wenn er schon 84 Drachenjahre zählte, noch nicht als Geschlechtsreif, da seine Bauchfalte noch verschlossen war. Jono beschwerte sich bei Seth, dass sein Bauch, seine Bauchfalte so fürchterlich juckte. Immer, wenn es zu schlimm wurde, legte Seth beruhigend seine Hände auf Jonos Bauch und massierte ihn ein wenig. Und es half auch fast immer, doch manchmal konnte Jono sich nicht beherrschen. Seth verbrachte immer mehr Zeit mit Jono, während Ishizu damit beschäftigt war, die Hochzeit von Zui und Ryou vorzubereiten. An seinem 49. Geburtsmond riss Jonos Bauchfalte komplett auf, und dies hatte eine merkwürdige Wirkung auf Seth: Seine bisher noch verschlossene Bauchfalte meldete sich, und der Prozess der Bauchfaltenöffnung wurde durch den veränderten Geruch, der von Jono ausging, in Gang gesetzt. Dieser Geruch, den seine feinen Nüstern wahrnahmen, machte Seth schier verrückt, er ließ ihn unruhig werden, ließ ihn sich nach Jono sehnen. Moment!, stoppte Seth seine Gedanken, wohin sollte das denn jetzt führen? Er sehnte sich nach Jono, wie er sich damals danach gesehnt hatte, endlich den Geschlechtsakt mit einer Frau zu vollziehen? Und stärker, als er sich je nach seiner Frau sehnte? Seth war verwirrt, wie konnte er solche Gefühle haben? Jono betrachtete seinen Freund aufmerksam. Es war ihm nicht entgangen, dass dieser ihn schon eine geraume Zeit ziemlich irritiert anschaute. Als er ihn darauf ansprach, antwortete Seth ihm verblüfft, dass er den Wunsch verspürte, sich mit ihm paaren zu wollen. Und wie zur Bestätigung dessen, fühlte er auf einmal ein heftiges Drängen in seinem Bauch, so heftig, dass er auf dem Boden herum zu rutschen begann. Jono bat ihn, ihm den Bauch zu zeigen und konnte eine starke Schwellung bemerken. Mit einigen kräftigen Zungenstrichen wollte Jono Seth beruhigen, so wie er es bei ihm mit seinen Händen gemacht hatte. Doch er erreichte eher das Gegenteil: der Druck in Seths Bauch nahm zu, so stark und heftig, dass mit einem Mal auch seine Bauchfalte aufriss und zu erkennen gab, was in ihr ruhte. Jono blieb von dem veränderten Geruch, der jetzt auch von Seth ausging, ebenfalls nicht unberührt. Auch ihn ließ dieser schwere süßliche Duft sich nach der Paarung mit Seth sehnen, und noch ehe sie sich beide darüber im Klaren waren, was nun geschah, bestimmten ihre Nüstern ihr weiteres Handeln. Sie begannen sich gegenseitig zu beschnuppern, überall, und ganz besonders in der Bauchregion, und vollzogen so, langsam und auch noch ein wenig unbeholfen, den Paarungstanz. Jono schützte seine empfindliche Bauchregion, in dem er seine Füße ganz eng darunter stellte, als Seth sich mit ihm paarte. „Das nächste Mal bin ich aber an der Reihe.“, meinte er nur, als sie sich hinterher ausruhten und Seth nickte nur dazu. So verging die Zeit, immer zu Vollmond paarten sie sich, immer im Wechsel, jeden zweiten Vollmond war der gleiche das „Weibchen“. Sie störten sich überhaupt nicht daran, dass sie mit ihrem Tun gegen sämtliche Regeln ihrer beider Völker und Rassen verstießen. Ihnen erschien es einfach richtig so. Seth fühlte sich auf einmal viel ausgeglichener, so sehr, dass es auch Ishizu auffiel. Er hatte vor ihr keine Geheimnisse, immerhin war auch sie ein Kind des Bundes, und so erzählte er ihr, dass er sich mit Jono immer an Vollmond paaren würde, seit dessen Bauchfalte, und anschließend auch seine, gerissen war. Ishizu war darüber nicht weiter verwundert, sie hatte irgendwie schon damit gerechnet. Und auch vor Shizuka blieb dies nicht verborgen, auch wenn sie mit Jono zurzeit keinen Kontakt pflegen durfte, denn sie traf sich regelmäßig mit Ishizu und Zui. Die Bewahrerinnen, wie sie sich aufgrund ihrer Bestimmung nannten, trafen sich oft. Sie waren Freundinnen, ebenso wie Seth und Jono Freunde waren, von Geburt an. Nach einigem Bereden der Gegebenheiten, kamen sie zu dem Schluss, dass Seth und Jono, nach Jonos erster Verwandlung, den Wunsch verspüren würden, sich auch als Menschen paaren zu wollen. Also sannen sie darüber nach, wie sie ihnen denn helfen könnten. Sie untersuchten die Unterschiede zwischen Körperbau und Paarungsgewohnheiten von Drachen und Menschen, und entschieden, dass Jono und Seth etwas brauchen könnten, dass ihnen die menschliche Paarung leichter und angenehmer machen würde. Nach einigem Nachdenken entschlossen sie sich, ein Öl dafür herzustellen und sammelten dazu verschiedene ölhaltige Samen und Kerne. Sie probierten die unterschiedlichsten Zusammensetzungen aus, bis sie schließlich mit dem Ergebnis zufrieden waren. Mit duftenden Heilkräutern versetzt, füllten sie ihr Produkt in einen kleinen, extra dafür angefertigten und kunstvoll verzierten Lederbeutel, den sie aus dem Magen eines Kaninchens hergestellt hatten. Dies würde ihr Geschenk an Jono zu seiner ersten Mondzeit sein. Seth und Jono waren ziemlich aufgeregt, als Jonos erste Mondzeit nahte. Wie würde Jono wohl als Mensch aussehen? Seth war hingerissen, als er Jono zum ersten Mal als Mensch sah: Er hatte Haare, so gelb wie die leuchtende Sonne und seine roten Augen wurden zu einem warmen Haselnussbraun. Er verliebte sich sofort in ihn, auch wenn er soviel jünger war als er. Jono erging es nicht viel anders, als er Seths Reaktion auf sein Aussehen sah. Die blauen Augen Seths, die er schon sooo lange kannte, begannen zu leuchten und färbten sich langsam dunkel wie die Nacht (nachtblau ^^). Ishizu, Shizuka und Zui traten an sie heran und überreichten ihnen ihr Geschenk: einen gefüllten, kunstvoll verzierten, kleinen Wassersack aus Leder. Überrascht schauten blaue und braune Augen sie an, sie hatten keine Ahnung, was sie damit anfangen sollten. Ishizu meinte dazu nur, dass ihnen der Inhalt gewiss noch nützlich sein würde, wenn sie Zeit zu zweit verbrächten. Es dauerte eine Weile, bis sie die Bedeutung dessen verstanden. Seth war der erste, und machte seiner Frau den Gefallen bis an die Ohren rot zu werden. Er flüsterte Jono ins Ohr, zu welchem Zweck dieses Geschenk gedacht. Nun überzog auch Jonos Gesicht eine leichte Röte, die ihm allerliebst stand, fanden alle drei Frauen. Das Geschenk probierten sie allerdings erst in der nächsten Mondzeit aus, da Jono vor lauter neugierigen Gratulanten nicht zur Ruhe kam. Außerdem wurde auch ihm zu Ehren ein Fest zu seiner ersten Verwandlung, seiner ersten Mondzeit, gefeiert, und es wäre äußerst unhöflich gewesen nicht anwesend zu sein. Mit diesem Fest wurde Jono außerdem als ein besonderes Mitglied in die Schar der erwachsenen Drachen aufgenommen. Die Weibchen rissen sich förmlich um ihn, es wäre ihnen eine Ehre, seine Gefährtin werden zu dürfen, doch er erwählte keine von ihnen. Sein Herz gehörte schon seit Jahren dem weißen Blauaugendrachen und auch Seth, dem Menschen. Er erwählte Shizuka als Gefährtin, damit Ruhe in die Kolonie einkehrte, doch er paarte sich mit ihr nur zweimal, damit sie Junge bekommen konnte. Shizuka legte zwei Eier, aus dem ersten schlüpfte ein Junge und aus dem zweiten schlüpfte die Tochter, die ihr Wissen weiter geben konnte. Sie trug ebenfalls das Zeichen des Bundes, und wuchs gemeinsam mit Zuis jüngster Tochter auf, die auch das Zeichen des Bundes auf ihrer Stirn trug. Ihre Frauen wahrten das Geheimnis ihrer Liebe, und so erfuhr niemand im Dorf und in der Kolonie, dass Seth und Jono nicht nur durch den Bund miteinander verbunden waren, sondern auch durch die Liebe. Seth lebte viele Jahre länger als andere Menschen, er trug Ishizu, Zui und seine anderen Kinder, sowie deren Kinder zu Grabe, erst Zuis Enkeltochter Ishizu trug ihn zu Grabe. Er wurde 120 Jahre alt und Jono trauerte unendlich um ihn. Shizuka machte sich große Sorgen um ihn und befürchtete schon, dass ihn sein Lebenswille verlassen hätte, als bei den Menschen wieder ein kleiner Junge mit strahlend blauen Augen geboren wurde. Wegen seiner blauen Augen wurde auch dieser Junge Seth genannt. Als Ishizu den Säugling zu Jono brachte, und er ihm in seine blauen Augen schaute, wusste Jono, dass er seinen Bündnispartner nicht verloren hatte. Es verwunderte niemanden, dass der kleine Seth den großen schwarzen Drachen und auch den gelbhaarigen Mann innigst liebte. Für alle stand fest, für Drachen und Menschen, dass die beiden Mondkinder zu einander gehörten. Sie waren zwar keine Blutsbrüder, aber durch den Bund genauso eng miteinander verbunden. Das dieser Bund noch tiefer ging, wussten sie nicht, und das war auch gut so, denn sie hätten diese Liebe nicht geduldet, weder Menschen noch Drachen, und einzig die Bewahrerinnen wussten um die Sehnsucht, die sie nur gegenseitig stillen konnten. So vergingen die Jahrhunderte. Das Wissen um den Bund bewahrten die Nachfahrinnen von Ishizu und Shizuka, und wenn ein Mondkind starb, wurde ein neuer Sohn des Bundes geboren. Die Sterne waren die Zeugen des Bundes gewesen, zu ihnen hatten Drachen und Menschen geschworen, und sie waren es auch, die darüber wachten, dass keines der Mondkinder allein leben musste. Doch die Zeiten veränderten sich. Während die Anzahl der Drachen sich in einer Kolonie nicht vermehrte, vermehrten die Menschen sich immer mehr. Und so begannen sie sich gegenseitig den Platz streitig zu machen und führten einen grausamen Krieg gegeneinander, denn sie beherrschten noch immer mächtige Zauber. Im Laufe dieses Krieges musste die Bewahrerin der Drachen miterleben, wie ihre Tochter, noch vor ihrer Geschlechtsreife, getötet wurde. Als auch sie tödlich verwundet war, rief sie die Sterne an, denn sie fürchtete um die Mondkinder. Ihr Schicksal würde in Zukunft das Leben von Verbannten sein, verachtet von Menschen und Drachen, denn diese standen sich mittlerweile unerbittlich und unversöhnlich gegenüber. Sie bat die Sterne um Beistand für die Mondkinder, dass sie einen Ort für sie schufen, der nur für die Mondkinder bestimmt war und weder von Drachen noch von Menschen betreten werden konnte. Einen Ort, den nur sie finden und auch betreten konnten. Wenn die Welt es ihnen unmöglich machen würde in Frieden leben zu können, sollten sie zu diesem Ort gelangen können. Und so wurde der letzte mächtige Zauber auf dieser Welt gesprochen. Sterbend sprach Shizuka die Worte, die allen Zauber von dieser Welt nahmen, nur noch der Ort für die Mondkinder sollte von Zauber geschützt sein und die Bewahrerinnen der Menschen sollten Kenntnis von diesem Ort erlangen, damit sie die Mondkinder treffen konnten. Und sie treffen können mussten sie, um ihnen von dem Bund erzählen zu können. Dem Bund, den Drachen und Menschen gemeinsam miteinander geschlossen hatten, und den auch nur beide gemeinsam hätten auflösen können. Doch wenn dieser Zauber vollendet war, gäbe es keine Möglichkeit mehr diesen Bund zu lösen, denn auch dafür wäre ein mächtiger Zauber nötig. So lange diese Welt bestand würde es immer zwei Mondkinder geben und die Bewahrerin ihr Wissen an ihre weiblichen Nachfahren vererben. Shizuka spürte, wie der Zauber wirkte und als aller Zauber von der Welt verschwunden war, schloss sie die Augen und die Bewahrerin der Drachen war nicht mehr. Ihrer Zauberkräfte beraubt, fand auch der Krieg zwischen Drachen und Menschen ein Ende. Doch die Mondkinder wuchsen nicht mehr miteinander auf, und auch nicht mit einer Bewahrerin, und so geriet mit der Zeit in Vergessenheit, was niemals hätte vergessen werden dürfen. Die Mondkinder fristeten ein trostloses Leben, nachdem sie ihre erste Mondzeit hatten. Wenn sie es überlebten, fanden sie den Weg in das verborgene Tal, dass die Sterne ihnen geschaffen hatten, und wenn sie Glück hatten, fanden sie sogar einander. Und fanden sie den Weg in das Tal, dann trafen sie auch auf eine Bewahrerin, um ihre Geschichte zu erfahren. Kapitel 25: Bakura ------------------ „Und genau deshalb bin ich hier und habe auf euch gewartet.“, schloss Ishizu ihren Bericht. Seth und Jono waren überwältigt und auch gleichzeitig erschüttert. So ein schöner Anfang und so ein grausames Ende, an dessen Schluss sie standen. Sie begriffen, dass ihre Verwandlung ursprünglich etwas Positives war und es als Ehre galt, das Bindeglied zwischen den Völkern zu sein. „Können Drachen und Menschen sich denn nicht wieder vertragen?“, wollte Jono wissen. „Ich weiß nicht, ob das möglich ist,“ meinte Ishizu, „denk doch an deine Begegnung mit den Männern aus Solomons Dorf. Sie halten dich für eine Bestie, die ihnen die Nahrung streitig macht und, wenn es gerade Lust dazu hat, auch ihr Dorf zerstören kann.“ „Aber sie erzählen ihren Kindern doch die Geschichten aus den Alten Zeiten.“, wandte Jono ein. „Ja, aber sie betrachten sie als Märchen. Sie glauben nicht daran, dass Drachen und Menschen jemals in Frieden miteinander gelebt haben, denn es war bequemer so. Sie müssten sich sonst die Frage gefallen lassen, warum sie es nicht wieder miteinander versuchten.“, entgegnete Ishizu. „Das stimmt.“, ergänzte Seth. „Ein Streit ist schnell entstanden, doch es ist viel, viel schwerer sich wieder zu versöhnen.“ „Besonders, wenn man sich im Streit getrennt hat und jede Seite unversöhnlich ist.“, fügte Ishizu hinzu. „Glaubst du denn, dass Menschen und Drachen sich wieder vertragen könnten?“, wollte Jono von Ishizu wissen. Ishizu lächelte. Sie dachte an einen kleinen aufgeschlossenen Jungen, mit markanter Igelfrisur, dessen größter Wunsch es war, eines Tages genauso mit einem Drachen befreundet zu sein, wie Seth es war. „Doch, möglich wäre es schon, mit den richtigen Drachen… den richtigen Menschen… zur richtigen Zeit… am richtigen Ort…“ Ishizu konnte es nicht lassen, sie liebte es in Rätseln zu sprechen, es war einfach ihre zweite Natur, und mehr würde sie den Beiden dazu auch nicht sagen. „Das ist schön.“, zufrieden seufzend gab Jono sich mit ihrer Antwort zufrieden. „Möchtet ihr noch eine Schale Suppe?“, fragte Ishizu Seth und Jono. „Oh ja, gerne,“ freute sich Seth. „Ist das Kaninchen in der Suppe?“, wollte Jono wissen. „Dein Geschmackssinn ist ausgezeichnet.“, bewunderte Ishizu Jonos Gespür und reichte jedem noch eine Schale von der Suppe. Das Erzählen hatte sie hungrig gemacht. ~~~ Bakura war gereizt. Wie waren sie bloß in dieser absolut unbewohnten Gegend gelandet? Nirgendwo gab es Menschen, mit denen man sich etwas vergnügen konnte. Sie mussten tatsächlich jagen und sich selbst das Essen zubereiten, welch eine Schmach. Was musste er bloß auf den Händler hören, der ihnen von den einsamen Dörfern in dieser Waldregion im nördlichen Teil des Landes erzählt hatte? Ja, es war schon ein Ort, an dem man sich vor den Häschern des Herrschers verstecken konnte, aber ganz so einsam liebte er es dann doch nicht. Und seine Männer wollten unterhalten sein, sonst würde er seine Führerschaft verlieren. Sie waren jetzt schon seit zehn Tagen hier in diesem Wald, eigentlich hätten sie schon längst auf das erste Dorf stoßen müssen, wenn er den Händler richtig verstanden hatte. An irgendeiner Stelle hatten sie sich verlaufen, das behagte ihm überhaupt nicht. Jetzt liefen sie schon den zweiten Tag an diesem See entlang, aber immer waren noch keine Anzeichen von Menschen zu sehen. Am späten Mittag sah er dann das Zelt auf der anderen Uferseite des Sees. Es war zwar ein Lichtblick, aber sonst war es nur ärgerlich, denn es bedeutete, dass sie den ganzen Weg zurücklaufen mussten, da keiner von ihnen schwimmen konnte. Murrend kehrten seine Männer um, wussten sie doch, dass sie Menschen wohl nur auf der anderen Seite des Sees treffen würden. Aber die Aussicht auf ein wenig Spaß, und etwas zu essen, munterte sie ein bisschen auf. ~~~ „Gibt es sonst noch etwas, dass ihr wissen wollt?“, erkundigte sich Ishizu bei den Beiden. Seth und Jono schauten sich an und nickten. „Hast du mich heute Nacht gerufen?“, wollte Seth wissen. Ishizu schaute ihn überrascht an. „Nein?! Was ist geschehen?“, erkundigte sie sich. „Ich habe heute Nacht von dir geträumt.“, meinte Seth. „Geträumt? Von mir?“, fragte Ishizu nach. „Was denn?“ „Ich war mit meiner Schwester im Wald, und auf einmal waren wir an diesem See und wurden Zeuge davon, wie Räuber aus dem Wald kamen, dich überfielen und tödlich verletzten. Mit letzter Kraft schienst du mir zu zurufen: Beeil dich!“, erzählte Seth. „Und dies schien wirklich dringend zu sein. Deshalb sind wir hier.“ „Er hat mich aus meinen schönsten Träumen gerissen, nur um ganz schnell hierher zu kommen.“, beschwerte sich Jono. „Wir hätten es heute sonst nicht mehr geschafft, sondern erst morgen.“, wies Seth ihn zurecht. „Und was wäre daran so schlimm gewesen?“, maulte Jono zurück. Er hatte nämlich sooo schön von dem kleinen Weißen geträumt. „Morgen wäre es wahrscheinlich zu spät gewesen.“, fasste Ishizu die Informationen zusammen. „Wie es scheint, bekommen wir heute noch Besuch, von nicht so freundlichen Gesellen, wie ihr es seid.“ „Aber ich verstehe immer noch nicht, warum es so dringend war, sofort hierher zu kommen.“ Jono war immer noch nicht überzeugt. „Einmal, um eure Geschichte, die Geschichte des Bundes, zu erfahren.“, erklärte ihm Ishizu. „Aber auch, um mich zu beschützen. Damit auch nachfolgende Söhne des Bundes die Geschichte des Bundes erfahren können, scheint es absolut wichtig zu sein, dass ich den heutigen Tag überlebe. Überlebe ich den heutigen Tag nicht, sind auch die Bewahrerinnen der Menschen verschwunden, wie es scheint. Und es gäbe niemanden mehr, der euch, und zukünftige Söhne des Bundes, über euer Schicksal würde aufklären können.“ Wie es schien, war ihre Rolle nicht damit beendet, Seth und Jono alles zu erzählen. „Ach so.“ Jono schaute wenig intelligent drein. Das war ihm alles zu ungreifbar (hypothetisch). Seth seufzt auf. Jono war so schwer zufrieden zu stellen. „Also, wenn wir nicht gekommen wären, dann würde Ishizu heute noch sterben, ohne uns etwas erzählt zu haben. Zufrieden?“, fasste Seth zusammen, aber Jono blickte ihn nur beleidigt an und sagte nichts mehr. Er konnte die Dringlichkeit ihres Hier seins immer noch nicht erkennen, hatte er doch auch keine Ahnung von hellseherischen Träumen. Die Geschichte des Bundes, seine Geschichte, zu erfahren, war ja schon nicht schlecht, doch er lebte jetzt schon 70 Jahre ohne das Warum zu kennen und kam ganz gut klar damit. Aber was so dringend daran sein sollte, das zu erfahren, konnte er immer noch nicht verstehen. Er hatte verstanden, dass es immer einen Seth und einen Jono geben würde, und dass sie sich liebten, dass immer ein neuer Jono oder Seth geboren wurde, wenn der vorherige starb, ohne sein direkter Nachkomme zu sein, denn dann hätte seine Mutter gewiss Bescheid gewusst. „Ich muss mich mal erleichtern.“, übernahm Jono Seths Ausdrucksweise und verzog sich etwas tiefer in den Wald. Irgendwie wollte er jetzt einen Augenblick alleine sein, und außerdem spürte er tatsächlich ein gewisses Drücken. „Pass auf dich auf, ja?“, murmelte Seth, als Jono ging. Ishizu schaute ihn mitleidig an. Sie hatten es nicht geschafft, Jono von ihren Sorgen zu überzeugen. Am liebsten wäre Seth aufgesprungen und wäre Jono hinterher gelaufen, doch er war sich nicht sicher, ob das Jono gefallen hätte. Jono hatte jedoch gehört, was Seth so leise gesagt hatte. Oh man, schon wieder diese Anspielung… Was hatten die Beiden nur damit? Jono nervte das Ganze gerade ein wenig. Er suchte sich ein geschütztes Plätzchen und entledigte sich seiner Beinlinge um Kot abzusetzen. Als er damit fertig war, reinigte er sich mit ein paar großen Blättern und war gerade dabei, sich seine Beinlinge (wie er seine Hose nannte) wieder anzulegen, als ein Mann mit weißen Haaren und zwei Begleitern aus dem Gebüsch trat. „Hey, Leute, guckt mal, Frischfleisch!“, meinte er nach einem anerkennenden Blick auf Jonos Gemächt. Jono schaute irritiert von einem zum anderen, als der Weißhaarige auch schon neben ihn trat und den Arm um ihn legte. „Hey, Kleiner, so allein hier? Hast du nicht Lust uns ein wenig Gesellschaft zu leisten und Spaß mit uns zu haben?“, meinte er grinsend und ließ Jono keine andere Wahl als „Ja“ zu sagen. Jono hatte keine Ahnung, was die Männer von ihm wollten, und was meinten die mit „Spaß haben“? „Bist du schon lange bei Jono im Tal?“, fuhr Ishizu mit dem Gespräch fort. „Ich hab dich nämlich noch nie hier gesehen.“ „Aber Jono hast du schon gesehen?“, stellte Seth eine Gegenfrage. „Als Drache? Ja!“, sagte Ishizu. Sie hatte den großen Schwarzen schon oft in ihrem langen Leben über diesen See fliegen sehen. „Es ist jetzt Jonos vierte Mondzeit, die ich erlebe.“, meinte Seth. „Dann bist du ja wirklich noch nicht lange hier.“, stellte Ishizu fest und stand auf. Sie ging in ihr Zelt und holte dort etwas heraus. „Ich glaube, dann kannst du das hier gut gebrauchen.“, meinte sie lächelnd und drückte Seth einen kunstvoll verzierten und gefüllten kleinen Wassersack in die Hand. Überrascht blickte Seth auf die Gabe und dann zu Ishizu. „Was ist dort drin?“, wollte er wissen „Das wirst du schon herausfinden.“, meinte Ishizu zuversichtlich. Es war niedlich, wie Seth so unverständig guckte, fand Ishizu. Seth nahm seine Suppenschale wieder auf, um den Rest Suppe aus zu trinken, als Ishizu gaaanz harmlos fragte: „Habt ihr euch schon gepaart?“ Seth spukte prustend die Suppe wieder aus. Neugierig war diese Frau ja überhaupt nicht. Ging sie das überhaupt etwas an? Doch bevor sein Kopf entschieden hatte, antwortete sein Mund verschämt: „Ja, an meinen beiden letzten Mondzeiten.“, und eine leichte Röte zog über sein Gesicht. Ishizu war zufrieden. Seth hatte also die Notwendigkeit ihres kleinen Geschenkes noch nicht herausgefunden. „Wo bleibt eigentlich Jono so lange?“, fragte sie nach einer Weile nach. Seth schaute auf. Stimmt, Jono war schon eine ganze Weile fort… Er versuchte ihn zu erspüren, und schoss auf einmal, wie von der Tarantel gestochen auf. JONO! Jono war in Gefahr! Er rannte in die Richtung, in die Jono sich entfernt hatte und hatte auch schon bald die Angreifer ausgemacht. Zwei hielten den sich wehrenden Jono am Boden fest, während ein Dritter, der offenbar der Anführer war, gerade dabei war seine Hose zu den Füßen zu streifen. Wie sehr wünschte Seth es sich in diesem Augenblick ein Drache zu sein. Jedoch in seiner Wut strahlte die Aura des weißen Drachens aus ihm heraus. Die Männer, die feixend zusahen, und die Beiden, die Jono festhielten, sahen nur, wie ein schimmernder weißer Drache wütend auf sie zugestürmt kam und nahmen ängstlich Reißaus. „Hey, könnt ihr den Jungen nicht besser festhalten?“, beschwerte sich der Weißhaarige bevor auch er sich umdrehte, fluchend seine Hose wieder hochzog und ebenfalls das Weite suchte. Jono war verwirrt und überwältigt zu gleich. ~~~ Bakura trieb seine Männer grimmig an. Er hatte die Nase von diesem Wald und diesem See gestrichen voll. Aber zu diesem Zelt mussten sie noch unbedingt, denn sonst würden sie immer noch tagelang in diesem Wald umher irren. Sie hatten das Zelt schon fast erreicht und mussten nur noch um diese eine Bucht herum. Sie bogen gerade um eine Wegbiegung, als sie auf einen jungen Mann stießen. Er schien ihnen ein Geschenk des Himmels zu sein, ein Lohn für ihre Mühsal. Sie würden heute ganz gewiss noch ihren Spaß haben, der Jüngling würde sich wünschen nie geboren worden zu sein, wenn sie erst mit ihm fertig waren. Sie grinsten sich dreckig an, als sie den gelbhaarigen Jüngling betrachteten, der gerade sein Geschäft verrichtete. Bakura wartete ab, bis er sich gründlich gereinigt hatte, bevor er in sein Sichtfeld trat. „Hey, Leute, seht mal her,“ meinte Bakura und musterte anerkennend das entblößte Geschlecht des Gelbhaarigen, „Frischfleisch!“ Das war echtes Frischfleisch, fand Bakura, denn der Junge zog weder seine Hose hoch, noch versuchte er seine Blöße mit seinen Händen zu bedecken. Er schaute ihn nur irritiert an. War das am Ende noch eine echte Jungfrau? Bakura lief das Wasser im Mund zusammen. Er liebte es eine Jungfrau zu knacken. Er trat zu dem Kleinen, legte einen Arm um ihn und meinte dreckig grinsend: „Hey, Kleiner, so allein hier? Hast du nicht Lust uns Gesellschaft zu leisten und Spaß mit uns zu haben?“ Dabei zog er den Kleinen dichter an sich heran und verstärkte schmerzhaft seinen Griff um dessen Oberarm. „Schau, meine Freunde und ich fühlen uns gerade etwas einsam, und du könntest uns die Einsamkeit ein doch wenig vertreiben.“, meinte Bakura, während zwei seiner „Freunde“ zu ihnen traten. „Sei ein braver Junge und halt schön still, dann wird es dir auch nicht so wehtun.“, meinten sie lachend, während sie ihn von Bakura übernahmen. Bakura wurde langsam ungeduldig, er blickte immer noch in fragende braune Augen. Er wollte endlich das Erkennen, die Angst in ihnen sehen, denn sonst würde es ihm ja keinen richtigen Spaß machen. Obwohl, so einen, wie diesen gelbhaarigen Kleinen, hatte er noch nie gesehen, er war eine richtige Schönheit. Er beschloss ihn später mit zu nehmen, er kannte da so ein paar Männer, an die er ihn gewiss für ein hübsches Sümmchen verborgen konnte. Als seine Männer ihn packten und zu Boden drückten, damit er seinen Spaß haben konnte, begann der Kleine, zu seiner Freude, sich endlich zu wehren. Die Lust in Bakura stieg ins Unermessliche und er konnte es kaum noch erwarten, sich über den Kleinen her zu machen. Er hatte gerade seine Hose herunter gezogen, und sein kleiner Bakura federte erwartungsvoll an die Luft, als seine Männer den Kleinen los ließen. „Hey, könnt ihr den Jungen nicht besser festhalten!“, beschwerte er sich, denn so kräftig sah der Junge doch gar nicht aus. Doch als seine Männer einfach davon rannten, ihn mit herunter gelassener Hose stehen ließen und ein Strahlen in den Augen des Kleinen erschien, drehte er sich doch um. Was er da zu sehen bekam, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren, fluchend seine Hose hochziehen (der kleine Bakura hatte bei diesem Anblick überhaupt keine Lust mehr) und schleunigst das Weite suchen. Mit einem wütenden Drachengeist wollte er sich nicht anlegen. Was war das überhaupt für ein Mensch, der von einem Drachengeist beschützt wurde? In diesen Wald würden er und seine Männer nie mehr einen Fuß setzen. Und somit waren Solomons und die anderen Dörfer gerettet, denn Bakura und seine Männer machten sich einen Spaß daraus, Dörfer zu überfallen, abzubrennen, zu vergewaltigen und niemanden am Leben zu lassen. ~~~ Menschen waren doch wirklich eine schwierige Rasse. Man konnte überhaupt nicht schlau aus ihnen werden. Der erste Mensch, den er traf, war Seth. Ihn liebte er sofort (jetzt weiß man ja auch, warum^^) und er hatte überhaupt keine Probleme damit, ihn zu verstehen. Höchstens Verständigungsschwierigkeiten. Die zweiten Menschen, waren Yugi und Tea, zwei aufgeschlossenen Kinder, die er und sie ihn mochten. Der dritte Mensch, Ishizu, war schon rätselhafter, aber eigentlich auch gewitzt. Jono glaubte, dass sie es liebte mit Menschen ein wenig zu spielen, sie zu narren. Aber die vierten Menschen, die konnte er überhaupt nicht einordnen, und Seth war nicht da, um sie ihm zu erklären. Diese Menschen waren irgendwie falsch, soviel konnte er spüren, aber er konnte es nicht einordnen. Gewalt war ein unbekannter Begriff für ihn. Er wusste nicht, dass Menschen grausam sein können, dass sie Spaß daran hatten, grausam zu sein, anderen Menschen weh zu tun. Als dieser Weißhaarige etwas von „Spaß haben“ zu ihm sagte, dann klang das nicht so wie: Vogelgezwitscher in der Brust haben, Lebensfreude, Lachen, es klang so – falsch. Doch er konnte sich nicht vorstellen, was der Andere darunter verstehen würde. Auf einmal drückte der Weißhaarige ihn fester an sich und der Griff um seinen Oberarm tat richtig weh, aber er wusste immer noch nicht, was der Andere von ihm wollte. „Schau, meine Freunde und ich fühlen uns gerade etwas einsam, und du könntest uns doch unsere Einsamkeit ein wenig vertreiben.“, sagte der Weißhaarige zu ihm und seine Freunde kamen näher. Einsam? Wieso fühlten die sich einsam? Sie waren doch eine ganze Gruppe. Diese Menschen wurden für Jono immer unerklärlicher, unbegreifbarer. Er glaubte nicht, dass die wirklich wussten, was Einsamkeit bedeutete. Dann, mit einem Mal, griffen zwei von ihnen nach seinen Oberarmen und drückten ihn auf den Boden. „Sei ein braver Junge und halt schön still, dann wird es dir auch nicht so wehtun.“, sagte einer der Männer. Der machte wohl einen Witz, es war ziemlich unangenehm für ihn, da er auf einigen ziemlich spitzen Steinen lag. Er wollte sich gerne etwas komfortabler hinlegen, wenn es schon nötig sein sollte zu liegen, doch die beiden Männer hinderten ihn daran. Dies war der erste Moment, an dem er begann sich etwas zu wehren. Festgehalten zu werden war ihm absolut fremd, er war es gewohnt über seinen Körper frei zu verfügen. Er versuchte sich gerade aus dem Griff der beiden Männer zu befreien, als der Weißhaarige sich mit einem Grinsen vor ihn stellte und seine Beinlinge herunter ließ. Er bekam dessen Geschlecht zu sehen, das, wie nannte das Seth?, erregt war. Wieso war das Geschlecht des Weißhaarigen erregt? Wollte er sich etwa paaren? Doch mit wem? Etwa mit ihm? Aber wieso? Sie hatten keinen Paarungstanz miteinander getanzt, auch nicht dieses Mund auf Mund gemacht. Also, er hatte nicht das Bedürfnis, sich mit dem Weißhaarigen zu paaren, und Seths Anzeichen waren auch irgendwie ganz anders. Jono konnte nicht wissen, dass es Menschen gab, die sich die Paarung gewaltsam erzwangen, und die Lust dabei empfanden, anderen bei der Paarung Schmerzen zu zufügen. Drachen taten so etwas nicht. Vor der Paarung kam der Paarungstanz, oder etwas ähnlich angenehmes, wie er mit Seth bereits erlebt hatte (auch als Mensch^^). Doch mit Gewalt und Zwang? Das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Dass er genau einen solchen Menschen vor sich, und etliche hinter sich hatte, die sich eben genau jenes ziemlich gut vorstellten, konnte er nicht wissen. Auf einmal spürte er, wie die beiden Männer ihn wieder los ließen und als er aufblickte, konnte er hinter dem Weißhaarigen die Silhouette des weißen Blauaugendrachens erkennen, und freute sich darüber ihn zu sehen. Doch der Weißhaarige schien nicht damit einverstanden zu sein, dass die beiden Anderen ihn nicht mehr fest hielten. „Hey, könnt ihr den Jungen nicht besser festhalten?“, beschwerte er sich. Aber dann drehte der Weißhaarige sich um, wurde blass, seine Erregung verschwand und laut fluchend zog er sich seine Beinlinge hoch und rannte seinen Männern hinterher. Jono freute sich Seth zu sehen, mit dem Drachen hinter sich, doch so wütend hatte er ihn noch nie erlebt. ~~~ Wütend stürmte Seth auf den Weißhaarigen zu, der so offensichtlich vorhatte seinem kleinen, unschuldigen Jono weh zu tun. Und der Weißhaarige tat gut daran, ebenso wie seine Spießgesellen, von sich aus das Weite zu suchen, denn Seth hätte ihm gewiss mehrere Knochen gebrochen. Zum Glück war der Weißhaarige noch nicht zum Zuge gekommen, und die anderen sahen auch nicht so aus, als wollten sie nur zugucken. Jono wusste überhaupt nicht, in welch großer Gefahr er geschwebt hatte und hätte bestimmt den Schock seines Lebens bekommen. „Seth!“, strahlte Jono den Braunhaarigen an, während er sich aufsetzte, „Du warst sooo schön!“ „Geht es dir gut? Haben sie dich verletzt?“, wollte Seth besorgt von Jono wissen und kniete sich zu ihm. „Eh, schön? Ich bin wütend!“ „Ja. Nein. Auf mich?“ Jono zuckte zusammen. Hatte er etwas falsch gemacht? Gut, er war maulig gewesen, als er ging, aber deshalb wütend werden… „Nein, nicht auf dich.“, beruhigte ihn Seth gleich, ihm war nicht entgangen, dass Jono zusammen gezuckt war. „Auf dieses Gesindel…!“ Er war so wütend, dass er keine Worte dafür fand, und er hatte eine solche Angst um ihn gehabt… „Aber warum bist du denn so wütend?“, erkundigte Jono sich vorsichtig. „Komm, steh erst mal auf und zieh deine Hose hoch,“ meinte Seth, „und dann gehen wir wieder zurück.“ „Ins Tal?“ „Nein, zu Ishizu. Sie macht sich Sorgen.“ „Um mich?“ „Ja,“ nickte Seth, „komm!“ Jono stand auf und zog sich die Hose hoch. „Sagst du es mir jetzt?“, forschte Jono auf dem Weg zu Ishizu nach. „Wie soll ich es dir sagen? Der Mann eben, der wollte dir wehtun, er wollte dir sogar ziemlich wehtun, und das hätte ihm auch noch großen Spaß gemacht. Den Anderen übrigens auch.“ Jono schaute ungläubig zu Seth. Es gab Menschen die Spaß daran hatten anderen Menschen weh zu tun? „Wie wollte er mir denn wehtun?“, fragte Jono. „Der Mann wollte sich mit dir paaren.“, begann Seth. „Das hatte ich mir schon gedacht.“, warf Jono ein. „Ja, aber nicht gefühlvoll, voller Liebe, sondern ohne Vorbereitung, ohne Paarungstanz. Die Paarung sollte dir wehtun, er wollte dich verzweifelt sehen, du solltest Angst haben.“ Seths Herz wurde immer schwerer, denn ein längst vergessenes Bild erschien vor seinem inneren Auge. Als kleiner Junge kam er einmal dazu, als dies gerade mit einem Mädchen geschah. Er hatte ihre verzweifelten Schreie gehört und wollte ihr helfen, doch sie lag unter diesem Mann, und er konnte ihr nicht helfen. Ohnmächtig trommelte er mit seinen Fäusten auf dessen Rücken ein, aber der Mann grinste nur, schleuderte ihn zur Seite und machte weiter, bis er fertig war. Danach stand er zufrieden auf und verschwand im Wald, den Mann sah er nie wieder. Das Mädchen blieb stumm, sprach mit niemandem mehr ein Wort und rannte vor jedem Mann panisch schreiend davon. Und Seth hatte Angst gehabt, dass Jono ebenso reagiert hätte. „Kann die Paarung von Menschen denn wehtun?“, wollte Jono daraufhin von Seth wissen. „Wenn man es falsch macht, ja, manchmal sogar sehr.“, antwortete Seth. „Und du meinst, es gibt Menschen, die machen es mit Absicht falsch?“, fragte Jono überrascht nach. „Ja.“, war die kurze Antwort von Seth. „Machen das nur die Männchen oder auch die Weibchen?“, erkundigte sich Jono. „Also, von Weibchen kann ich es mir nicht vorstellen.“, entgegnete Seth. Inzwischen waren sie bei Ishizu angekommen, und ein Blick in ihre Gesichter sagte ihr, dass wirklich etwas vorgefallen sein musste. „Da waren so ein paar zwielichtige Gestalten, die wollten Jono vergewaltigen.“, klärte Seth Ishizu auf. „Dann war dein Traum wirklich eine Warnung! Bei diesen Strauchdieben hätte ich den heutigen Tag nicht überlebt.“, stellte Ishizu fest. „Und meine kleine Urenkelin wäre höchst wahrscheinlich auch durch ihre Hand gestorben. Danke, dass ihr sofort reagiert habt.“ Dankbar schaute Ishizu die Beiden an. „Ich hab Tee gekocht. Möchtet ihr welchen?“, bot Ishizu an. „Ja, gerne.“, dankbar nahm Seth Ishizus Angebot an und so erhielten beide einen dampfenden Becher mir Tee. „Tee, lieber Jono,“ übernahm Ishizu die Erklärung, „ist heißes Wasser, in dem Kräuter oder Früchte aufgekocht werden. Man wählt dazu Kräuter oder Früchte aus, die besonders wohlschmeckend sind. In der Regel verwendet man getrocknete Kräuter oder Früchte, da sie lange haltbar sind. Aber Vorsicht, der Tee ist noch heiß.“, warnte sie noch. Jono hatte die Bedeutung von „heiß“ schon kennen gelernt, hatte Ishizu herausgefunden. Jono schaute Seth dabei zu, wie er vorsichtig seinen Becher an seinen Mund führte, kräftig pustete und vorsichtig einen Schluck trank. Also machte er es ihm, genau wie bei der Suppe, wieder nach. Dieser Tee roch gut, und nachdem er ebenfalls gepustet und vorsichtig einen Schluck aus dem Becher getrunken hatte, stellte er fest, dass er richtig gut schmeckte. Während Seth und Ishizu noch über verschiedenes redeten, musste Jono über das nachdenken, dass Seth ihm gerade erzählt hatte. Ehrlich gesagt, verstand er das alles ganz und gar nicht. Wie eine menschliche Paarung vor sich ging, das wusste er nicht und auch nicht, was genau dabei passierte. Dass man dem anderen wehtun konnte, wenn man es falsch machte, konnte er gerade noch so verstehen. Aber alles andere war für ihn absolut unbegreiflich, unverständlich, er konnte damit absolut nichts anfangen. Alles was mit dem Begriff Gewalt zu tun hatte lag außerhalb Jonos Begriffsvermögen. Er kannte keine Gewalt. Tiere kämpften – um die Vorherrschaft, um ein Weibchen, um Futter, um ein Revier, aber sie hatten keinen Spaß daran andere zu verletzen. Sie folgten nur ihren Instinkten, oder wie bei den Drachen, ihren Ritualen. Jono war auch der Begriff bösartig nicht bekannt. Er verstand außerdem immer noch nicht, dass es Menschen gab, die andere dazu zwangen sich gegen ihren Willen mit ihnen zu paaren. Er hatte immer noch nicht das Gefühl in Gefahr gewesen zu sein. Während sie ihren Tee tranken, senkte sich langsam der Abend über das Land. Jono hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass Ishizu und Seth Fische gefangen hatten, die bereits über dem Feuer brieten. Sie hatten ihn in Ruhe gelassen, damit er die Menge an neuen Informationen verarbeiten konnte. Er würde später, immer wieder, noch viele Fragen dazu haben. Im letzten Licht der Abendsonne, bot Ishizu den Beiden an, in ihrem Zelt zu schlafen, aber sie lehnten dankbar ab. Seth erzählte Ishizu von ihrem „kleinen“ Missgeschick auf ihrer Insel und Jono schaute verlegen drein. „Nun, wenn ihr das Zelt nicht möchtet… Ich hab noch eine Unterlage und einige Decken für euch, dass sollte genügen.“ Seth und Jono bedankten sich höflich bei Ishizu für ihr Nachtlager und Ishizu begab sich in ihrem Zelt zu ihrer Nachtruhe. Kapitel 26: Zeit der Zärtlichkeit --------------------------------- Im Licht des Mondscheines saßen Seth und Jono am Ufer des Sees und schauten sich die silberne Spiegelung des Mondes im Wasser an. Jono seufzte. „Weißt du eigentlich, wie schön du vorhin warst?“ Seth schüttelte den Kopf. Wieso kam Jono darauf, dass er schön war? „Wie kommst du darauf?“, wollte er von Jono wissen. „Als du gekommen bist, hast du wie ein schimmernder weißer Drache ausgesehen. So majestätisch und stark.“ Jono war immer noch beeindruckt. „Die haben mich als Drachen gesehen?“, ungläubig schaute Seth Jono an. „Ja, und sie haben sich vor dir gefürchtet. Du warst so wundervoll!“, geriet Jono immer mehr ins Schwärmen. Das war SEIN Seth gewesen, so liebte er ihn. Darauf wusste Seth nichts zu antworten, aber dass Jono stolz auf ihn war, gefiel ihm gut. „Du hast gesagt, dass der Weißhaarige es falsch machen wollte.“, fiel Jono einige Zeit später ein. „Zeigst du mir, wie man die menschliche Paarung richtig macht?“, bat er Seth. Seth schaute ihn an und sah in seinen Augen – Liebe – grenzenloses Vertrauen – und Sehnsucht. Und es war ihm, als wollte er in diesen warmen braunen Augen ertrinken. Sie schauten direkt bis in sein Herz und öffneten die Knoten, die sich seit dem frühen Morgen um sein Herz geschlungen hatten. Er hatte eine wahnsinnig große Angst gehabt, Jono zu verlieren. Er hatte in einem Dorf einmal eine Frau getroffen, die einen solchen Überfall auf sie überlebt hatte. Sie war ein Schatten ihrer selbst, eine lebende Tote. Er wollte nicht, dass Jono auch zu einem lebenden Toten wurde. Ja, er wollte Jono die richtige Art sich zu paaren zeigen. Sein Körper begann zu kribbeln, als er diesen Entschluss gefasst hatte. „Komm,“ sagte er rau zu Jono, „lass uns zu unserem Lager gehen.“ Seth stand auf, fasste Jono an der Hand und half ihm auf. „Dort haben wir es bequemer.“ „Und vor allem keine spitzen Steine im Rücken.“, ergänzte Jono. Seth ließ Jonos Hand nicht los, während sie sich zu ihrem Lager begaben. Sein Herz begann ganz aufgeregt zu schlagen und in seinem Bauch musste gerade ein ganzer Schwarm Schmetterlinge eingezogen sein. Dass Seth seine Hand hielt, gefiel Jono, es gefiel ihm sogar sehr. Der Tag heute hatte ihn ziemlich durcheinander gebracht, und es würde lange dauern, bis er alles zu einem Ganzen zusammengefügt haben würde. Aber jetzt wollte er bei seinem Seth sein, ganz nah und nur bei ihm, und wieder die schönen Gefühle mit ihm teilen, wie auf ihrer kleinen Insel im See. Sie erreichten ihr Lager und Seth war aufgeregter, als bei seinem ersten Mal. Sie hatten sich zwar schon gegenseitig befriedigt, aber da gab es ja noch sein störendes Problem. Doch das gab es jetzt nicht mehr, und so fühlte er sich wie eine Braut vor ihrer Hochzeitsnacht. Selbst wenn Jono der unerfahrene Mensch war, so betrat er mit ihm gemeinsam Neuland, und er hatte keine Ahnung, was geschehen würde. Er wollte mit Jono den „Paarungstanz“ der Menschen tanzen. An ihrem Lager angekommen drehte Seth sich zu Jono um, und hielt die Luft an. Im Schein des Vollmondes, mit dem See im Hintergrund, sah Jono einfach atemberaubend schön aus. Der Wind spielte sacht mit seinen Haaren und er konnte einfach seinen Blick nicht von ihm lösen. Wie von selbst hob sich seine Hand und streichelte zärtlich über sein Gesicht. Seine Haut war so weich und zart. Jono hielt ganz still, als Seth sich zu ihm drehte. Die Wärme seiner Hand war bis in sein Herz gewandert und ließ ihn ganz ruhig werden. In dem Augenblick, als Seth ihn berührte, legte sich sein Herz vertrauensvoll in Seths Hand und wartete ruhig auf das, was nun geschehen würde. Ruhig schauten braune Augen in Blaue und es war, als würden die Sterne für einen Augenblick die Zeit anhalten. Er spürte, wie sich Seths Hand auf seine Wange legte und sich der Abstand ihrer beider Gesichter verringerte. Ohne den Augenkontakt zu lösen, trafen sich ihre Lippen zu einem ersten zarten Kuss, um sich gleich wieder zu lösen. Ein Kribbeln durchfuhr Jono und er fand es wunderschön. Die blauen Augen schlossen sich und ihre Lippen fanden sich zu einem weiteren Kuss. Jono horchte in sich hinein, diese Nähe zu Seth gefiel ihm außerordentlich gut. Sein Mund fühlte sich so angenehm warm und weich an, er mochte diese Verbindung überhaupt nicht lösen. Braune Augen schlossen sich, um sich auf dieses Gefühl zu konzentrieren. Jonos Lippen waren so weich, wie sie aussahen. Seth klopfte das Herz bis zum Hals und die Schmetterlinge in seinem Bauch waren auch noch nicht zur Ruhe gekommen. Er schloss die Augen, um sich ganz auf seine Gefühle zu konzentrieren, diese warmen Lippen fühlten sich einfach wunderbar an. Er wollte wissen, ob Jono auch so gut schmeckte, wie er sich anfühlte. Sacht fuhr er mit seiner Zunge über Jonos Lippen und wartete darauf, dass sie sich für ihn öffneten. Jono war ein wenig überrascht als er Seths Zunge auf seinen Lippen spürte, doch es fühlte sich überhaupt nicht schlecht an. Als Seths Zunge die Linie zwischen den Lippen entlang fuhr, konnte Jono nicht anders, öffnete seinen Mund und hieß die Zunge willkommen. Neugierig begrüßte seine Zunge ihren Gast und ein wohliger Schauer durchfuhr seinen Körper. Seth seufzte wohlig auf, als Jonos Lippen sich öffneten und sein Mund ihn willkommen hieß. Und als auch seine Zunge ihn begrüßte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Jono schmeckte angenehm, fast süß, noch ein wenig nach dem Tee. Zärtlich streichelte er die Gastgeberin, und Freude erfüllte ihn, als diese die zärtliche Berührung erwiderte. Die Art, in der ihre beiden Zungen sich liebkosten, erinnerte ihn stark an den Paarungstanz. Und nicht nur ihm ging es so, auch Jono fühlte sich sehr an den Paarungstanz erinnert. Denn die Gefühle, die dieser Kuss in ihm auslöste, weckten Sehnsucht in ihm auf. Sehnsucht nach Seth. Und nicht nur diese: jemand begann sich zu beschweren, nicht genügend Platz zur Verfügung zu haben. Seth registrierte zufrieden, dass es sich in Jonos Hose zu regen begann, ließ ihn dieser Kuss doch ebenfalls nicht kalt. Er genoss diesen ersten, unschuldigen tiefen Kuss. Nach einiger Zeit lud er Jonos Zunge zu sich ein. Jono nahm diese Einladung freudig an und drang vorsichtig in Seths Mundhöhle ein. Neugierig erkundete er den Inhalt und Seth ließ ihn lächelnd gewähren, bis sich beide Zungen wieder trafen. Und wieder umkreisten sie sich, streichelten zärtlich aneinander hin und her, doch schon nicht mehr so unschuldig, wie zuvor. Dieser Kuss ließ die Sehnsucht in Jono immer stärker werden. Seth hatte während dieses Kusses Jono dichter an sich herangezogen, und seine Hände ruhten jetzt auf dessen Rücken. Jono schlang ebenfalls seine Arme um ihn, es schien ihm irgendwie passend zu sein. Jono gefiel dieses Mund auf Mund, und noch besser das Zunge in Mund. Es waren schöne Gefühle, die dies ihm bescherte, und ganz besonders gefiel ihm die enge Nähe zu Seth, die er jetzt hatte. Sie lösten ihren Kuss immer wieder, um zu neuem Atem zu kommen. Jono hatte inzwischen erkannt, dass Luft anhalten keine gute Idee war. Einige Küsse später stahlen sich Seths Hände unter Jonos Kittel und er begann seinen Rücken zu streicheln. Jono wollte mehr von diesen Händen, das fühlte sich ja sooo gut an. Jonos Sehnsucht steigerte sich immer mehr und vorsichtig begannen auch seine Hände Seth zu streicheln und fanden den Weg unter seinen Kittel. Seth fand es schön, dass Jono angezogen war. Das langsame sich voran tasten, Stück für Stück ausziehen, nach und nach den anderen Körper zu erobern, die Leidenschaft zurückhalten, das alles gehörte für ihn zum perfekten Liebesspiel. Und als er Jonos Hände auf seinem Rücken spürte, seufzte er zufrieden auf. Er löste den Kuss, und als Jono ihn fragend ansah, zog er ihm langsam den Kittel über den Kopf. Jetzt konnte er Jonos Oberkörper überall streicheln. Seine Hände begaben sich auf Wanderschaft, jeder Zentimeter von Jonos Oberkörper wurde erforscht. Jono zuckte zusammen, als Seth an seiner Seite entlang streichelte, da es fürchterlich kitzelte. Jono genoss die vielen kleinen Schauer, die Seth über seinen Körper jagte. Doch das Seth seinen Kittel noch anhatte, begann Jono zu stören. Also zog er ihm kurzerhand den Kittel ebenfalls aus. Seths Schmetterlinge beruhigten sich langsam, doch sein Herz schlug immer noch so heftig. Es gefiel ihm, dass Jono Schritt für Schritt mitzog. Er zog Jono ganz dicht an sich, um seine Haut auf seiner zu spüren und verwickelte ihn erneut in einen tiefen Kuss. Und wieder gingen vier Hände auf Wanderschaft, bis sie den Kuss lösen mussten, um wieder zu Atem zu kommen. Seth wusste jetzt, wie köstlich Jonos Mundhöhle schmeckte, doch nun wollte er wissen, wie der restliche Jono schmeckte. Aber Jono kam ihm zuvor. Ein Leben lang gewohnt, seine Nase als wichtiges Informationsinstrument einzusetzen, begann Jono nun an Seth zu riechen. Er roch an seinem Haar, seinem Hals, seinen Ohren, seinen Armen und Händen und zum Schluss an seiner Brust. Alles roch so vertraut, doch aber auch ein wenig anders. Zum einen, weil Dinge für ihn als Mensch ein klein wenig anders rochen, aber auch, weil Seth erregt war, und seine Erregung ganz anders als die des weißen Drachens roch. Seth roch ein wenig herb, aber gut, doch am besten gefiel ihm der Geruch in Seths Halsbeuge. Seth durchrieselte ein wohliger Schauer, als Jono seine Nase wieder in seine Halsbeuge versenkte. Doch jetzt wollte er endlich kosten, wie Jono schmeckte. Sein Hals war ja schon fast verführerisch nah. Erst drückte er mehrere leichte Küsse in Jonos Halsbeuge, dann durfte seine Zunge – endlich – den leicht salzigen Geschmack kosten. Seth konnte sich nicht von der Stelle lösen - Jono schmeckte einfach nach mehr - und saugte sich an ihm fest. Von Jono war ein leises Brummen zu hören, also schien es ihm zu gefallen. Er hinterließ einen roten Fleck, als er diese Stelle verließ, und wanderte weiter zu Jonos Kehle. Jono hielt überrascht die Luft an, als Seth diese empfindliche Stelle berührte, doch er entspannte sich gleich wieder. Er fühlte sich Seth ausgeliefert, er könnte jederzeit sein Leben beenden, aber es gefiel ihm so. Vertrauensvoll legte er sein Leben in Seths Hände. Seth verließ nach einiger Zeit auch diese wunderbare Stelle, und wanderte, kleine zarte Küsse hinterlassend, bis zu Jonos Ohr. „Gefällt es dir?“, hauchte er leise in sein Ohr. Jono nickte. „Soll ich weiter machen?“, forschte er nach. „Ja!“ Jono schluckte. Seth sollte unbedingt weitermachen. Immer wieder schickte er ihm kleine und größere Schauer durch den Körper, und das gefiel Jono sehr. „Ist das die richtige Art sich zu paaren?“, wollte Jono wissen. „Der Anfang davon.“, bejahte Seth. „Dann ist das jetzt also der Paarungstanz?“, fragte Jono weiter. „Wenn du es so willst, JA. Dies ist ein Teil vom Paarungstanz.“, antwortete Seth. „Dann gefällt mir dieser Paarungstanz.“, stellte Jono zufrieden seufzend fest. „Du riechst gut.“, sagte Jono verträumt und bohrte seine Nase gleich wieder in Seths Halsbeuge. Seth griff nach Jonos Händen und zog ihn mit sich hinunter zu ihrem Lager. Er wollte lieber im Liegen weiter machen, und bedeutete Jono sich hinzulegen. Jono schaute ihn erwartungsvoll an. Was jetzt wohl kam? Dieses Mund auf Haut war so prickelnd, es erregte ihn und ließ ihn sich nach mehr sehnen. Seth strich Jono zärtlich die Haare aus dem Gesicht und küsste ihn zart auf Stirn, Augen, Nase und Mund, und wanderte von dort wieder zu einem Ohr. Er knabberte an Jonos Ohrläppchen, was diesen zu einem wohligen Brummen veranlasste. Von dort wanderte Seth leichte Küsse hinterlassend bis zu Jonos Brustwarze. Es lockte ihn, diese kleine Perle zu reizen. Ob Jono genauso reagierte, wie die Frauen es taten, wenn er sich ihrer Brustwarzen annahm? Vorsichtig umschloss er die zarte Brustwarze mit seinen Lippen und seine Zungenspitze begann die kleine Gefangene zu reizen. Jono stöhnte auf, als feuchte Lippen sich um seine Brustwarze schlossen und eine Zunge über die empfindliche Haut leckte. Seine Brustwarze kribbelte, wurde hart und richtete sich auf. Seth registrierte dies mit einem wohligen Seufzen. Er spielte zärtlich mit der kleinen Perle, die sich gebildet hatte und saugte an ihr. Jono stöhnte leise auf, als Seth an seiner Brustwarze zu saugen begann, das Gefühl war einfach unbeschreiblich. Er wollte gleichzeitig, dass Seth weitermachte und aufhörte, so intensiv war es. Und es sorgte dafür, dass sich all seine Gefühle in seiner unteren Bauchregion versammelten. Der kleine Jono begann sich nach Beachtung zu sehnen. Seth ließ von Jonos Brustwarze ab und wanderte weiter tiefer zu Jonos Bauchnabel. Er tauchte seine Zunge in die kleine Kuhle und bemerkte erfreut die leichte Gänsehaut, die über Jonos Körper zog. Jono hatte sich die ganze Zeit auf Seths Tun und seine Gefühle konzentriert, aber seine Hände wurden unruhig und fuhren fahrig durch Seths Haare. Er versuchte soviel wie möglich von Seths Haut zu spüren. Als Seth seinen Bauchnabel erforschte, konnte er nicht mehr anders, er zog seinen Kopf zu sich , um wieder einen Kuss von ihm zu bekommen. Seth ließ sich nur zu gern von Jono erneut in einen Kuss verwickeln. Doch während ihre Zungen sich umkosten, aneinander rieben und den Geschmack aufnahmen, waren zwei Kameraden sich einig: Sie wollten endlich auch bei diesem Spiel mitspielen! Der kleine Seth und der kleine Jono wollten nicht länger nur zuschauen, sie wollten endlich auch aktiv werden. Seths Hände hatten ein Einsehen mit den kleinen Kameraden und fanden den Weg zu Jonos Hose. Jonos Hände fanden diese Idee ziemlich toll und folgten diesem Beispiel auf der Stelle. Seth liebte diesen Augenblick – Geschenke auspacken nannte er es immer für sich. Und auf dieses Geschenk freute er sich besonders – es war eben schon ein Unterschied, ob etwas verborgen war oder ob man es ständig sah. Er schmunzelte, als er Jonos prächtige Erektion zu sehen bekam, Jonos Erregung stand seiner in nichts nach. Jono kuschelte sich ganz eng an Seth, als sie endlich unbekleidet waren. Er wollte endlich spüren, sein kleiner Jono wollte endlich den kleinen Seth begrüßen. Er seufzte zufrieden auf, als er Seth endlich spüren konnte und verwickelte ihn in einen Kuss. Jono wollte Seth mit seiner Hand gute Gefühle verschaffen, aber Seth war damit nicht einverstanden. Er hatte Jono noch nicht ganz erforscht, deshalb unterbrach er ihn in seinem tun. „Hey, warum machst du das?“, maulte Jono. „Ich will weiter machen.“ „Später, Jono, später.“, vertröstete ihn Seth und küsste ihn zärtlich. Seufzend ließ sich Jono auf später vertrösten. Neugierig wartete Jono gespannt darauf, was Seth als nächstes machen würde. Seth ließ seinem Kuss wieder eine Reihe zärtlicher Küsse folgen. Er wanderte wieder über Jonos Körper, widmete sich erneut Jonos Brustwarzen und schaute noch an seinem Bauchnabel vorbei, bevor er weiter tiefer lauter kleine Küsse setzte. Seth fühlte sich seltsam aufgeregt, fast unwirklich. Der kleine Jono wartete sehnsüchtig darauf, auch ein paar von diesen Küssen abzubekommen. Er schaute Seth so erwartungsvoll an (mit großen Hundeaugen *grins*), dass Seth ihn, ohne weiter zu überlegen, einfach mit einbezog. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich in diese, ihm unbekannte, Gefilde wagte, die für ihn trotzdem immer noch den Hauch des Verbotenen hatten. Jono wusste nicht, was ihm geschah, als er die Lippen Seths spürte. Das Gefühl, das ihn durchfuhr, übertraf alles vorher gewesene. Sein Herz begann immer schneller zu schlagen, und je länger Seth sich mit ihm beschäftigte, desto unruhiger wurde er. Er wusste nicht, was tun, wohin mit seiner Unruhe. Seine Hände suchten Halt am Boden, auf der Decke, und fanden sie schließlich in Jonos Haaren. Als Seth ihn schließlich mit seinem Mund verwöhnte, stöhnte er, ob dieser süßen Folter. Er hätte ihm ja gerne gleiches mit gleichem vergolten, aber dazu war Seth zu weit weg von ihm. Überrascht bemerkte er, wie seine verborgene Öffnung Besuch von Seths Finger bekam, der aber nur ganz kurz dauerte. Seth fühlte sich noch nicht dazu bereit, den letzten Schritt mit Jono zu gehen. Jono fühlte sich ausgelaugt, auch wenn er eigentlich selbst nichts gemacht hatte. Das mit dem Penis im Mund war ja noch so viel besser, als Penis in Hand. Atemlos lag er da, lauschte seinem rasenden Herzschlag und war überwältigt. Er konnte sich keine Steigerung mehr vorstellen, doch er ahnte, dass es sie noch geben würde. Als er sich etwas beruhigt hatte, kuschelte er sich dankbar an Seth und küsste ihn. Der Geschmack war anders, als beim Kuss zuvor, und er nahm an, dass dies der Geschmack von seinem Samen war. „Das war wirklich schön.“, seufzte er matt. Seth lag neben ihm und war ebenfalls geschafft. Zum Schluss wurde er richtig schnell, es war, als würde es ihn von innen heraus antreiben, er konnte gar nicht mehr aufhören, selbst wenn er es gewollte hätte. Er war zufrieden, dass es Jono so gut gefallen hatte. „Das war aber noch nicht die richtige Paarung, nicht wahr?“, stellte Jono fest. „Nein, das war noch nicht die richtige Paarung.“, antwortete Seth. „Die kommt später.“ Er hatte recht gehabt, es gab noch mehr, die Menschen hatten einen ziemlich heftigen Paarungstanz, entschied Jono. Aber, es gefiel ihm. Als er sich erholt hatte, wollte Jono sich jetzt aber auch bei Seth bedanken. Es ging ja nicht, dass nur er gute Gefühle hatte, Seth sollte auch welche bekommen. Also ließ er seine Finger über Seth wandern, und streichelte ihn so vorsichtig, wie vorher Seth ihn. Und das mit den Lippen auf Haut wollte er auch einmal ausprobieren. Das fühlte sich wirklich gut an und er wollte überall einen kleinen Kuss hinterlassen. Seth hatte wirklich recht, das war irgendwie so etwas wie ein Paarungstanz – einmal angefangen, konnte er nicht mehr aufhören. Als nächstes wollte er wissen, wie sich die Brustwarze anfühlen würde, und ob er Seth auch solche Laute entlocken konnte. Überrascht stellte er fest, dass sich die weiche Haut der Brustwarze zusammenzog, als er mit seiner Zunge darüber leckte und sich eine kleine Perle bildete. Was für ein hübsches Spielzeug. Jono war begeistert, damit konnte man ja wirklich wundervoll spielen. Kein Wunder, dass ihm ein Schauer nach dem anderen durch den Körper gefahren war. Und wie zur Bestätigung dessen, stöhnte Seth verhalten auf und ihre kleinen Freunde meldeten sich zurück. Jono gefiel es, das und wie Seth reagierte, und auch, dass er von seinem Tun auch etwas hatte, denn es war für ihn genauso erregend. So war es nämlich nicht nur Arbeit, sondern auch für ihn ein Vergnügen. Seth freute sich darüber, dass Jono so ein gelehriger Schüler war. Er zog immer gleich, alles musste er sofort ausprobieren, dass Seth ihm zeigte. Alles? Sofort? Seth schluckte. Nein, sooo weit war er wirklich noch nicht. Doch er hatte keine Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen, da Jono sich eine kleine Geisel genommen hatte und ihn damit ein wenig „quälte“. Er spürte, wie sich der kleine Seth schmerzhaft bemerkbar machte, denn immerhin hatte er noch keine Beachtung geschenkt bekommen. „Moment!“, protestierte der kleine Seth, „Ich hatte sie ja, aber du hast sie mir wieder weggenommen.“ Seth hielt die Luft an, als Jono von seinen Brustwarzen abließ und sich nach unten zu dem kleinen Seth vorarbeitete. Der kleine Seth frohlockte, jetzt würde er endlich zu seinem Recht kommen. Seth stöhnte auf, denn er konnte das Warten kaum noch ertragen. „Selbst Schuld.“, war der Kommentar des kleinen Seth dazu. Jono näherte sich dem kleinen Seth und freute sich riesig, Seth endlich schöne Gefühle bereiten zu können. Wie gut es sich anfühlte, wusste er ja schon, jetzt wollte er wissen, wie es sich anfühlte es zu tun. Er küsste den kleinen Seth ganz zärtlich. Er fühlte sich so zart an, er liebte ihn jetzt schon… Jono gefiel es Seth schöne Gefühle zu bereiten, und Seth reagierte zu seiner vollsten Zufriedenheit. Er wollte seine verborgene Öffnung untersuchen, doch das schien Seth nicht zu gefallen, darum ließ er es bleiben und widmete sich wieder voll und ganz dem kleinen Seth. Seine Anstrengungen wurden belohnt: mit lautem Stöhnen ergoss sich Seths Samen in seinen Mund. Ishizu lag in ihrem Zelt und lauschte zufrieden den Geräuschen der Nacht. Kapitel 27: Auf Wiedersehen, Ishizu ----------------------------------- Zufrieden und erschöpft kuschelten sich Seth und Jono aneinander. „Duhu, Seth,“ begann Jono und spielte mit einer braunen Haarsträhne von Seth. „warum war das noch keine Paarung? Wir haben doch beide unseren Samen von uns gegeben. Drachen machen das nur bei der Paarung, aber nicht beim Paarungstanz.“ „Na ja, Paarung nennt man es nur, wenn der Mann seinen Penis in die Scheide der Frau steckt, genau wie auch bei den Drachen. Aber der Mann kann seinen Samen auch ohne Paarung abgeben.“, versuchte Seth zu erklären. „Ja, aber wie nennt man es dann?“, wollte Jono wissen. „Ist es nicht für einen Paarungstanz ein bisschen viel?“ „Stimmt schon irgendwie.“, gab Seth ihm recht. „Ein Mann nimmt seine Hand ja auch anstelle der Paarung, als Ersatz sozusagen. Auf diese Weise kann er sich Erleichterung verschaffen, auch wenn seine Frau gerade nicht in der Nähe ist. Bei der Jagd zum Beispiel.“ „Aber warum paaren sich denn nicht die Männer untereinander, oder machen sich gegenseitig schöne Gefühle?“, fragte Jono. „Männer machen doch so etwas nicht untereinander!“, wies Seth entrüstet zurück. „Oder paaren sich Drachenmännchen untereinander?“, stellte er die Gegenfrage. Bevor Jono auf Seth traf, hätte Jono diese Frage, ohne zu überlegen, mit NEIN beantwortet, aber seit er Seth bei seiner Bauchfalte geholfen hatte, hatte er da so seine Zweifel. Wenn die jungen Drachenmännchen sich so lange von den Weibchen fernhalten mussten, bis sie ihren 50.Geburtsmond erreicht und die Bauchfalte sich geöffnet hatte, und ihre Bauchfalte sich so gar nicht öffnen wollte… vielleicht verschafften sie sich ja auch gegenseitig Abhilfe, so wie er Seth geholfen hatte. Oder die älteren Drachenmännchen, die über sie wachten, halfen ihnen dabei, aber auf jeden Fall wurde nicht darüber geredet. Und Drachenmännchen bildeten auch keine Partnerschaft, nein das gab es nicht, und er glaubte auch nicht, dass dies gern gesehen würde. Hatte nicht Ishizu auch so etwas Ähnliches erzählt? Seth und Jono waren zusammen, ohne dass die anderen dies wussten? Nur die Bewahrerinnen? „Nein, du hast recht, Drachenmännchen paaren sich auch nicht.“, antwortete er langsam. „Eben.“, erwiderte Seth. „Und bei den Menschen gibt es das eigentlich auch nicht. Aber es soll Räuberbanden geben, die da keinen Unterschied machen sollen, die auch Männer, vor allem schöne junge Männer, wie Frauen behandeln und sich mit Gewalt mit ihnen paaren.“ „Dann sind wir wirklich etwas Besonderes?“ Jono konnte es kaum glauben. „Das hat Ishizu doch erzählt. Unsere Vorfahren, und seitdem alle Mondkinder, sind durch eine besondere Liebe miteinander verbunden. Sie sollten immer jemanden haben, mit dem sie eine Partnerschaft eingehen können, auch wenn ihre Artgenossen sie ablehnten. So, wie es bei uns beiden der Fall war.“ „Aber wie heißt das denn nun, was wir da gemacht haben?“, kam Jono auf seine ursprüngliche Frage zurück. „Ich weiß nicht, ich glaube, andere Menschen haben dies noch nie gemacht, und haben auch kein Wort dafür.“, antwortete ihm Seth. „Wenn ein Mann sich selbst von seinem Samen befreit, nennt man das „selbst Hand anlegen“.“ Jono dachte einen Augenblick nach. „Also mir gefiele Handpaarung und Mundpaarung ganz gut, denn wir haben es ja nicht alleine gemacht, sondern du hast meinen Samen befreit und ich deinen, wie bei einer Paarung.“ „Ja, das klingt gut.“, stimmte Seth zu und zog Jono dicht an sich. Die Nacht war noch jung, und Vollmond nicht jeden Tag, und so streichelten und küssten sie sich immer wieder. Und immer wieder kamen auch ihre kleinen Freunde nicht zu kurz, auf die eine oder andere Art und Weise, doch die verborgene Öffnung blieb unbeachtet, obwohl Jono das schade fand. Aber Jono bekam ganz leise eine Ahnung davon, was der Weißhaarige wohl mit ihm machen wollte, wenn er es auch noch nicht mit Schmerzen in Verbindung bringen konnte. Als Drache schmerzte das nun einmal nicht. Erst nach Sonnenaufgang fanden in dieser Nacht drei Personen etwas Schlaf. Ishizu freute sich einfach an der Liebe der Beiden und überlegte, ob Seth schon Sinn und Zweck ihres Geschenkes herausgefunden hatte. Sie hatte da so ihre Zweifel, es kam ihr so vor, als hätte immer nur einen von Beiden laut stöhnen gehört, obwohl, das eine oder andere Mal glaubte sie auch Beide zusammen gehört zu haben. Und Seth schlief unter Jonos Flügel zufrieden ein. Die Mittagssonne weckte die Beiden auf, Seth schälte sich aus Jonos Flügel heraus und gähnte und streckte sich herzhaft. „Guten Morgen.“, ertönte eine fröhliche Stimme. „Möchtest du etwas Suppe?“ Ishizu saß am Ufer und rührte die dampfende Suppe um. Dabei musterte sie wohlgefällig den nackten Seth. Dies war wahrhaftig ein prächtiger Mann, diesen würde sie auch heute noch nicht von ihrem Lager stoßen, aber solche Angebote bekam sie schon lange nicht mehr. Ishizu seufzte. Seth zuckte zusammen, als er von Ishizu angesprochen wurde. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie sich nicht in ihrem Tal befanden, er nackt war und Ishizu ihn unverholen musterte. Eine satte Röte überzog sein Gesicht und Seth wollte seine Blöße bedecken. „Ach, lass einer alten Frau doch die Freude.“, bat Ishizu lächelnd. „Meine alten Augen bekommen solch eine Schönheit nicht mehr oft zu sehen.“ Auf was sich die Schönheit wohl bezog? Seth schluckte. Was sollte er tun? Er ignorierte sein anerzogenes Schamgefühl und setzte sich zu Ishizu. Es war ja nun nicht mehr wirklich ungewohnt für ihn, im Tal lief er ja mittlerweile auch immer nackt herum. „Danke für die Suppe.“, bedankte er sich höflich für die Schale mit Suppe, die Ishizu ihm reichte. „Und du, Jono, bist wirklich ein stattlicher Drache.“, nickte Ishizu Jono zu. „Magst du dich nicht zu uns setzen?“, lud sie ihn ein. >Danke, aber erst mag ich mir ein paar Fische zu Frühstück genehmigen.< bedankte er sich. „Du bist aber ein höflicher Drache.“, entgegnete Ishizu. Seth wunderte sich kein bisschen mehr. Ishizu steckte voller Überraschungen. Aber da sie auch zu den Kindern des Bundes gehörte, war das eine Fähigkeit, die nur sie haben konnte. Außer Seth natürlich. Jono erhob sich und drehte eine Runde über den See, bevor er sich hinein stürzte und sich sein Frühstück genehmigte. Wie gewohnt brachte er den letzten Fisch für Seth mit, den Ishizu ausnahm und zum Braten vorbereitete. Der Fisch schmeckte später wirklich köstlich. „Und, habt ihr eine schöne Nacht gehabt?“, zwinkerte Ishizu den Beiden zu. Seth verschluckte sich an dem Stück Fisch, dass er gerade im Mund hatte und wurde rot. Ob Ishizu schon immer so direkt war, überlegte Seth während er versuchte wieder normal zu atmen. >Ja, wir hatten eine sehr schöne Nacht.< übernahm Jono das Antworten. >Wir waren uns sehr nah.< „Das freut mich aber.“, kicherte Ishizu. Wenn Ishizu ehrlich war, dann war sie so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Seit Generationen wurde das Wissen weitergegeben, ohne dass ein Kontakt mit Drachen stattfand, aber sie durfte es erleben. Und ihre kleine Urenkelin war die von ihr so lang erwartete Erbin ihres Wissens. Sie würde ihr Wissen weiter tragen und sogar auch noch die Mondkinder kennen lernen. Irgendwie sagte ihr ihr Gespür, dass dies so sein würde. Überhaupt – diese Beiden – und Yugi und Tea – und das sie schon so alt war – es lag etwas in der Luft… ~~~ Yugi schlich bedrückt herum. Immer wenn seine Mutter ihn fragte, was los sei, antwortete er ihr, dass alles in Ordnung wäre. Aber Tea ließ sich nicht abspeisen, wie immer. „Gib es zu, du läufst so rum, seit Ishizu hier war.“, meinte sie. Yugi seufzte. „Du hast ja recht. Ich hab ihr von Seth und Jono erzählt, ich konnte nicht anders… Du weißt doch… ihre Augen…“, gestand er betrübt. „Ich hab Jono verraten…“ Ihm schmerzte das Herz bei diesem Gedanken… „Aber, wenn ich es ihr nicht gesagt hätte, wäre sie zu dir gekommen…“, Yugi stöhnte gequält auf. Tea hielt vor Schreck die Luft an. Die alte Ishizu war so unheimlich wenn sie etwas wissen wollte, und dann bekam sie es auch. Aus diesem Grund fürchteten sich alle Kinder ein wenig vor ihr. Allerdings hatten die Erwachsenen nicht wenig damit zu tun, sie drohten den Kindern damit, Ishizu zu holen, wenn sie nicht mit der Sprache heraus rücken wollten. „Ob, das schlimm war?“, fragte Yugi geknickt. „Ich weiß nicht.“, gestand Tea, „Aber gesagt hat sie es bestimmt keinem, denn sonst hätte Solomon gewiss etwas zu uns allen gesagt.“ „Sie wirkte irgendwie zufrieden, als sie das Dorf verließ.“, meinte sie nach einiger Zeit. „Hoffentlich geht es den Beiden gut.“, sorgte sich Yugi. „Ob wir sie jemals wieder sehen werden?“ Yugi schaute sehnsüchtig zum Himmel. „Hast du denn schon die Kükenfedern?“, versuchte Tea ihn abzulenken. „Kükenfedern?“, fragte Yugi verständnislos. „Für Yamis Hochzeitskittel.“, half Tea ihm auf die Sprünge. „Ach so, die! Nein, die hab ich noch nicht, aber die Küken müssten jetzt geschlüpft sein. Vielleicht fangen wir ja welche.“ Yugi war dankbar, dass Tea ihn von seiner großen Sehnsucht ablenkte. Er träumte jeden Tag davon, auch einen Drachen zu haben… Yugi und Tea gingen zu Mana, seiner Mutter, und baten sie um Erlaubnis in den Wald gehen zu dürfen, um nach Fasanenküken zu sehen. Mana erteilte Yugi die Erlaubnis, und so fragte sie noch Teas Mutter und zogen mit zwei Säcken bewaffnet los. Yugi zog es wie magisch zu Jonos Lichtung, immer hegte er die Hoffnung ihn dort wieder vor zu finden. Diese Hoffnung wurde zwar jedes Mal enttäuscht, doch dafür führte eine Fasanenmutter gerade ihre Küken auf der Lichtung spazieren. Yugi und Tea hatten Glück, es war kein Schreivogel in der Nähe, um die Fasanenfamilie vor ihnen zu warnen. So konnten sie sich anschleichen, ihre Säcke über sie werfen und sie so, eins nach dem anderen einsammeln. Yugi warf noch mit einem Stein nach der Fasanenmutter, traf sie, und so hatten sie auch noch gleich eine Braten für den nächsten Tag. ~~~ Bakura und seine Bande hatten den „Drachenwald“, wie er für alle Zukunft heißen würde, kopflos verlassen. Doch seitdem er auf den gelbhaarigen Jüngling gestoßen war, hatte ihn sein Glück ganz und gar verlassen: sie liefen den Häschern des Herrschers direkt in die Arme und wurden ohne viel Federlesens hingerichtet. Zuviel Leid hatten sie über Land und Leute gebracht. Akunadin suchte sie schon seit über 10 Jahren. Er ließ überprüfen, ob es in dem Wald wirklich Drachen gab, doch die Menschen aus den Dörfern, die sei fanden, wussten alle nichts von einem weißen Drachen. Nach einem Schwarzen hatte ja niemand gefragt… ~~~ Am späten Nachmittag verabschiedeten sich Jono und Seth von Ishizu. „Danke für die Suppe und alles andere.“, bedankte sich Seth. >Ja, danke für deine Gastfreundschaft.< bedankte sich Jono ebenfalls. „Ach, das hab ich doch gern gemacht.“, gab Ishizu zurück. „Aber ich hab viel mehr zu danken. Wenn ihr nicht gewesen wärt, dann hätte diese Räuberbande ein leichtes Spiel gehabt, und auch die anderen Dörfer hier wären bald nicht mehr.“ „Kommt ihr mich mal besuchen?“, fragte Ishizu, als sie Jono umarmte. >Gerne.< antwortete ihr Jono. >Jederzeit.< „Aber nicht so bald,“ meinte Ishizu, „ich geh jetzt erst einmal zurück zu meinem Enkel und meiner neugeborenen Urenkelin. Ich hab sie ja noch nicht gesehen, sie ist doch meine Nachfahrin. Aber zur Sonnenwendfeier bin ich in Solomons Dorf, ich kann mir doch Yamis und Anzus Hochzeit nicht entgehen lassen.“ Sie trat zu Seth. „Und, hast du schon herausgefunden, wofür mein Geschenk ist?“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Seth wurde rot. „Nein, noch nicht.“, antwortete er verlegen. „Keine Angst, das wirst du schon noch.“, lächelte Ishizu und küsste ihn zum Abschied auf die Wange. Seth lächelte zurück, stieg auf Jono und gemeinsam flogen sie in ihr Tal zurück. Nachdenklich saßen sie vor ihren Höhle und schauten auf ihren See. >Kannst du mir erklären, was das für Männer waren?< fragte Jono nachdenklich. >Sie waren irgendwie nicht so wie du, oder Ishizu, oder Yugi und Tea.< „Man nennt solche Männer oft eine Räuberbande. Sie haben kein Zuhause, wohnen also in keinem Dorf und halten sich an keine Regeln. Sie nehmen sich, was sie wollen, ohne vorher zu fragen. Sie zerstören, Menschen und Dörfer.“ >Sie zerstören Menschen?< Jono war irritiert. „Erst tun sie den Menschen Gewalt an, paaren sich mit Gewalt, das nennt man auch Vergewaltigung, und anschließend töten sie die Menschen. Und sollte ein Mensch einen solchen Überfall, wie durch ein Wunder, überlebt haben, so ist er doch innerlich zerstört, sein Leben lang. Und hinterher werden die Dörfer, oder auch nur Hütten, hinterher verbrannt. Solche Menschen nennt man grausam, denn sie kennen kein Mitleid.“ Jono ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. >Grausam, ist das dann das Gegenteil von liebevoll?< wollte er wissen. „Ja, so könnte man es schon nennen, obwohl es viel, viel heftiger als das einfache Gegenteil ist.“ >Und Gewalt? Was bedeutet Gewalt?< fragte Jono als nächstes. „Gewalt – mit sehr viel Kraft absichtlich Schmerzen zufügen oder zu zerstören.“ >Also nichts, was man sich oder anderen wünscht?< „Ja!“ >Und vertrieben oder verstoßen werden ist das auch grausam?< „Ja, weil die Seele und das Herz verletzt wird.“ >Das kann ich verstehen.< Jono dachte nach. >Und es gibt wirklich Menschen, denen so etwas Spaß macht? Denen es gefällt so zu sein, und so etwas zu tun?< Unglaube spiegelte sich in Jonos Worten wieder. „Ja, leider.“ Seth konnte solche Menschen nicht in Schutz nehmen. >Ich denke, solche Menschen sind krank.< nickte Jono. >Krank in Seele, Kopf und Herz.< bestätigte er sich selbst. „Das hast du gut gesagt.“ Seth kuschelte sich in Jonos Flügel, und es dauerte nicht lange, da waren auch schon Beide eingeschlafen. Die nächsten Tage verbrachten sie damit das Zelt nach Seths Vorstellungen anzufertigen, auch wenn Jono ein wenig enttäuscht darüber war, nicht wirklich mithelfen zu können. Aber er wollte auch nicht bis zum nächsten Vollmond warten… Jono hatte Blut geleckt, das Blut der Freiheit, den Rausch des Fliegens… Auch wenn sein Tal nicht gerade klein war, es zog ihn hinaus, er wollte mal wieder richtig fliegen, weit fliegen…. >Hast du Lust mit mir mal eine größere Strecke zu fliegen?< wollte Jono eines Morgens von Seth wissen. „Ja!“, freute sich Seth. „Und wohin?“ >Ach, einfach nur so, mal ein Stück raus aus dem Tal…< meinte Jono. „Dann lass uns frühstücken und los fliegen.“, entschied Seth. >Willst du dir nicht Kleidung anlegen?< „Nö, sieht mich doch eh keiner! Und wenn doch…“ Seth zuckte mit den Schultern. Ein nackter Mann war weniger ein Problem, als ein Drache… >Na dann, Komm.< forderte Jono Seth auf und sie verließen das Tal in Richtung Norden. Seth genoss die Aussicht. Die Welt so von oben zu sehen, mit ihren Wäldern, Wiesen, Flüssen und Seen war einfach Wahnsinn. Und man konnte auch prima von hier oben die Dörfer und Wege der Menschen erkennen, sogar die Äcker, die die Menschen angelegt hatten. Auch einige Kuhherden konnte er erkennen. Dazwischen gab es immer wieder Flächen, die völlig unbewohnt schienen. Befand sich in der Nähe ein Berg, oder auch mehrere, so, erklärte ihm Jono, dass dies wohl Drachenkolonien seien oder waren. Da sie aber bisher noch keinem Drachen begegnet waren, waren sie sich nicht so sicher, ob hier noch Drachen lebten. In der Ferne konnte er die eine oder andere kleinere Stadt ausmachen, doch die mieden sie lieber und umflogen sie mit einem weiten Bogen. Am späten Nachmittag rasteten sie an einem See, um zu fischen und sich etwas auszuruhen, als Jono auf einmal ganz unruhig wurde. Er hatte schon eine ganze Weile so ein eigenartiges Gefühl gehabt, und konnte es nicht einordnen. Aber jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, er war, mehr oder weniger direkt, nach Hause geflogen. Noch konnte man sie nicht sehen, aber direkt hinter dem Gebirgszug zu ihrer Rechten, lag die Kolonie, in der er geboren wurde. Kapitel 28: Shizuka ------------------- „Was ist los?“, erkundigte sich Seth, dem Jonos Verhalten nicht entgangen war. >Ich bin schon mal hier gewesen.< antwortete Jono zurückhaltend. „Der See oder die Gegend?“ >Beides.< „Und wann?“ >Ich bin hier geboren.< „Hier ist deine Kolonie?“, fragte Seth erstaunt. >Ja, hinter dem Gebirge.< „Willst du mir nicht dein Zuhause aus der Luft zeigen?“, fragte Seth. Jono zögerte. Er hatte Angst, dass man ihn entdecken und jagen könnte. >Ich flieg aber einen großen Bogen, ja?< Er wollte vorsichtig sein. Alte Wunden, die nie richtig verheilt waren, rissen auf. >Aber nur wenn du mir dann auch zeigst, wo dein Zuhause ist.< Jono wollte eine Gegenleistung. „Ja, dann zeig ich dir auch, wo ich aufgewachsen bin, aus der Luft.“, gestand Seth ihm zu. „Wir schauen es uns ja nur aus der Luft an, landen müssen wir ja nicht und mit jemandem reden.“, schlug Seth vor. Auch er hatte Probleme damit, sich vorzustellen, vor seine Eltern zu treten. Nachdem sie sich darauf geeinigt hatten, stieg Seth auf Jono und er flog zögernd los. Jetzt, nachdem er wusste wo er war, hatte er seinen unbeschwerten Flug verloren. Vorsichtig stieg er in den Himmel und Seth konnte seine Anspannung förmlich spüren. Jonos Gefühle übertrugen sich ungefiltert auf Seths Haut. „Ist schon gut.“, versuchte er ihn zu beruhigen. „Du musst nicht, wenn du nicht willst. Wir können ja auch erst einmal in eine andere Richtung fliegen, und du überlegst es dir noch einmal.“ Jono war dankbar für Seths Verständnis und so flog er erst einmal ein Stück an dem Gebirge entlang, bevor er noch höher in den Himmel stieg und das Gebirge überquerte. Sie konnten eine große Anzahl von Höhlen entdecken, und vor einigen saßen sogar Drachen. Diese Kolonie war also noch bewohnt. Jonos Herz schlug mit einem Mal ganz aufgeregt, als er seine Geburtshöhle entdeckte. Ob seine Mutter noch lebte? Sie war noch keine 100 als er aus dem Ei schlüpfte. Die Sonne war am untergehen, nicht mehr lange, und sie konnten nicht mehr so gut sehen. Außerdem flogen Drachen nicht bei Nacht, sie brauchten die Sonne, und war sie noch so schwach zu erkennen… Jono hatte nicht mehr auf die Sonne geachtet, seit ihm bewusst geworden war, wo er sich befand. Sie brauchten für die Nacht einen Lagerplatz. Er erinnerte sich daran, dass es eine unbewohnte Höhle etwas abseits der Kolonie gab, dort konnten sie lagern. Jono flog dorthin. Seth sah sich anerkennend um, die Gegend gefiel ihm, sie wirkte so „gemütlich“ auf ihn. Jono steuerte gerade den Höhleneingang an, als er eine Bewegung wahrnahm und ein Drache aus der Höhle schaute. Erschrocken drehte er ab und suchte das Weite. Das schwarze Rotauge blickte ihm nachdenklich hinterher. „Wo willst du jetzt hin?“, wollte Seth von Jono wissen. >Zurück zum See.< antwortete Jono gequält. „Warum?“, forschte Seth nach. >Ich trau mich nicht.< gab Jono zu. „Aber warum?“, erkundigte sich Seth. „Heißen Drachen Wanderer denn nicht willkommen und bieten ihre Gastfreundschaft an?“ >Ist das bei Menschen so?< wollte Jono von Seth wissen. „Ja, egal wo ich hinkam, einen Schlafplatz bot man mir überall an, und manchmal auch etwas zu essen, je nach dem, wie viel die Familie selbst zur Verfügung hatte. Doch auf keinen Fall wurde ich verjagt.“, erklärte ihm Seth. Jono schämte sich, doch er war schon so lange alleine gewesen, er hatte Angst vor der Begegnung mit anderen Drachen, den kleinen Weißen ausgenommen. >Du hast ja recht.< versuchte er mutig zu sein. >Aber – hast du nicht etwas dabei vergessen?< Seth schaute ihn verständnislos an. Ich bin nicht allein unterwegs.< „?“ >Mit wem rede ich wohl gerade, hm?< „Oh,…“ Seth wurde ein wenig rot, „daran hatte ich gerade überhaupt nicht gedacht.“ >Eben.< bemerkte Jono. „Aber du könntest doch trotzdem höflich anfragen, ob du vor der Höhle schlafen darfst, und ich würde dann später zu dir kommen.“, schlug Seth vor, >Meinst du?< Jono blickte etwas skeptisch. „Du setzt mich in der Nähe ab, und ich komm dann zu dir gekrochen und du kannst mich unter deinen Flügel nehmen, wie sonst auch.“, ergänzte Seth. >Und du glaubst, das klappt? Drachen haben gute Ohren und Nasen, das weißt du doch.< Jono war immer noch skeptisch. „Ach du scharrst einfach ein wenig, bis ich bei dir bin.“ Seth war zuversichtlich. „Und bestehst darauf vor der Höhle zu schlafen, da macht das mit dem Geruch nicht soviel aus.“ >Im schlimmsten Fall können wir ja immer noch wieder wegfliegen.< stimmte Jono letztendlich zu. ~~~ Shizuka saß vor ihrer Höhle und blickte in den Himmel. Sie hatte Flügelrauschen gehört und war heraus gekommen um zu sehen, wer sie besuchen kam. Wenn sie Glück hatte, war es einer der Ältesten oder seine Partnerin, mit denen verstand sie sich ganz gut. Ihre Freundin konnte es nicht sein, sie rief immer schon aus einiger Entfernung nach ihr. Doch manchmal kamen diese Halbstarken, nur um sie zu ärgern. Als sie aus der Höhle schaute, sah sie nur noch, wie der schwarze Rotaugendrache abdrehte. Nein, es war niemand aus der Kolonie, und doch war es ihr, als käme ihr der Drache irgendwie bekannt vor. Könnte es sein? Ob er es war? Jetzt saß sie also vor ihrer Höhle, schaute in den Himmel und hoffte, dass ihr unbekannter Besucher zurückkäme. Ihr Herz machte vor Freude einen Hüpfer, als sie die Silhouette am Himmel ausmachte, die immer näher kam. Die war sich sicher, dass er der fremde Drache war… ~~~ Jono setzt Seth oberhalb der Höhle ab und flog zögernd darauf zu. >Keine Angst, ich bin bei dir.< versuchte Seth ihn aufzumuntern. >Ich versuchs ja, aber was, wenn ich wieder verjagt werde?< antwortete Jono kläglich. >Das glaube ich nicht, und außerdem ist es doch nur eine einzelne Höhle…< erwiderte Seth. „Schön, dass du zurückgekommen bist.“, ertönte eine warme freundliche Stimme, als er sich dem Höhleneingang näherte. „Hab ich dich erschreckt?“, wollte der Drache wissen und schaute ihn freundlich an. Jono wusste nicht, was er sagen und wie er sich verhalten sollte. „Eh, ja, ich dachte die Höhle wäre unbewohnt.“, antwortete Jono. Er musterte sein Gegenüber unauffällig. Es musste eine Drachendame sein, der schmale Körperbau, der schlanke Kopf… „Danke, das ist sehr freundlich. Ich suche tatsächlich einen Platz für eine Nacht, meine Höhle ist zu weit weg, um sie vor Sonnenuntergang noch zu erreichen.“, bedankte sich Jono höflich für die Einladung. „Dann ruh dich ruhig hier bei mir aus.“, sagte Shizuka freundlich. „Lebst du hier alleine?“, erkundigte sich Jono. „Ja.“, kam die Antwort von Shizuka. „Warum?“, fragte Jono nach. „Ich hab mich aus der Kolonie zurückgezogen, weil wir Differenzen miteinander hatten.“, erklärte Shizuka. „Was für Differenzen?“, wollte Jono wissen. Aus irgendeinem Grund schlug sein Herz immer heftiger. Es schien ihm, als hätte er etwas sehr wichtiges vergessen, aber es wollte es ihm nicht einfallen. Rote Augen sahen ihn warm an. „Mein Sohn wurde aus der Kolonie ausgestoßen, doch als ich nach ihm suchen wollte, bekam ich Ärger mit meinem Gefährten und einigen Ältesten. Und weil sie mich nicht suchen lassen wollten, habe ich diese Höhle bezogen.“, erzählte Shizuka. „Haben sie denn nach ihrem Sohn gesucht?“, fragte Jono beklommen. „Ja, das hab ich. Allerdings viel zu spät, ich fand nur noch seine Spuren.“, sagte Shizuka traurig. „Sie wissen also nicht, was aus ihm geworden ist?“ Jonos Kehle war ganz trocken. „Vielleicht kannst du mir das ja sagen, Grm,shn,jo,rmk,no,br.“, sagte sie warm. PLUMPS. Vor Schreck blieb Jono beinahe das Herz stehen. Hatte sie ihn gerade bei seinem Namen genannt? Aber, woher…? „Nun schau doch nicht so entgeistert, ich freu mich so, dich zu sehen, mein Sohn.“ Jono war sprachlos. „Du. bist. meine. Mutter?“ Jono konnte es kaum glauben. Doch wenn er sie genau ansah, meinte er sich an ihr Gesicht erinnern zu können. „War dein Schmerz so groß, dass du vergessen hast, wie ich aussehe?“, fragte Shizuka voller Mitgefühl. Jono konnte nur verblüfft nicken. „Und wie kommt es, dass du hier in der Gegend bist?“, erkundigte sich Shizuka. „Wir haben einen Ausflug gemacht und es ist reiner Zufall, dass ich hierher geflogen bin.“, antwortete ihr Jono. „Wir? Du bist nicht allein unterwegs?“, wollte Shizuka erfreut wissen. Wie? Woher weiß sie das? Jono war schon wieder geschockt. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er von „Wir“ gesprochen hatte. „Ähm, ja.“ Jono war gerade nicht sehr gesprächig. „Magst du mir deine Gefährtin nicht vorstellen?“, bat Shizuka. „Ich hab keine Gefährtin,“ erklärte Jono, „niemals eine gehabt.“ „Aber mit wem bist du dann unterwegs?“, wollte Shizuka wissen. „Mit einem Menschen.“, sagte Jono trotzig. Jetzt würde sich zeigen, ob seine Mutter es ehrlich meinte. Shizuka schwieg einen Augenblick. „Dann heißt das, du veränderst deine Gestalt immer noch.“, stellte sie fest. „Immer zu Vollmond.“, antwortete Jono. „Hast du – ist es eine Sie oder ein Er?“, wollte sie wissen. „Ein Er, und er heißt Seth – und – er ist ein Sohn des Bundes, genau, wie ich.“, sagte Jono immer noch trotzig. „Darf ich ihn trotzdem kennen lernen?“, meinte Shizuka warm. „Aber nur, wenn du ihm nichts tust.“ Jono traute ihr noch nicht so recht über den Weg. „Wie könnte ich deinem Freund etwas tun? Er ist doch wichtig für dich und braucht keine Angst vor mir zu haben.“, versuchte Shizuka ihn zu beruhigen. „Na gut, ich will dir glauben.“, antwortete Jono vorsichtig. >Seth, hörst du mich?< rief Jono Seth in Gedanken. >Ja. Und, wie ist es gelaufen?< wollte Seth wissen. >Überraschend.< >Überraschend?< >Ja, du kannst ruhig kommen, es wird dir nichts geschehen.< sagte Jono. >Na, da bin ich aber neugierig.< antwortete ihm Seth. Gespannt kletterte Seth den Hang hinunter und trat zu der Höhle. Dort saßen zwei schwarze Rotaugendrachen und musterten ihn unterschiedliche. Der eine, sein Jono, hatte Zweifel in seinen Augen, doch der andere schaute ihm freundlich interessiert entgegen. >Was schaust du so zweifelnd?< wollte er von Jono wissen. >Ach, …< Jono wusste nicht zu erwidern. Shizuka gefiel das Menschenkind, das vor ihr stand. Es war noch nicht besonders alt, aber definitiv kein Junges mehr. Es war in der Menschenwelt wohl so alt, wie ihr Sohn jetzt, schätzte sie. Blaue Augen blickten sie unverwandt abwartend an. Als sie ihre Nüstern auf ihn senkte, konnte sie keine Furcht in ihm spüren. Er blieb entspannt und gelassen. Dafür verspannte sich ihr Sohn neben ihr immer mehr. Was fürchtete er? Dass sie den Menschen auffraß? Igitt, Menschen fraß man doch nicht. Bei diesem Gedanken musste Shizuka sich innerlich schütteln. Gut, sie hatte davon gehört, dass einige Drachen schon mal einen Menschen gefressen hatten. Doch sie verurteilte das. Auch wenn sich Drachen und Menschen weitestgehend aus dem Weg gingen, so waren Menschen ihnen doch gleichgestellt und keine Beutetiere. „Hallo, du bist also Seth, ein Freund meines Sohnes?“, begrüßte sie ihn freundlich. >Was hat der Drache gesagt?< fragte er Jono. >Sie. Sie hat gesagt: Hallo, du bist also Seth, ein Freund meines Sohnes?< übersetzte Jono für Seth. >Sie ist deine Mutter?< ungläubig schaute Seth von einem zum anderen. Widersprüchliche Gefühle rasten durch seinen Kopf. Dies war Jonos Mutter, ein Drache, der um die Verwandlung wusste… >Weiß sie von mir?< wollte er wissen. >Nicht direkt. Nur wenn sie mit: Sohn des Bundes etwas anfangen kann.< meinte Jono zurückhaltend. Auch seine Gefühle waren zwiespältig. Seine Verletzungen waren zu tief gewesen, um jetzt mit fliegenden Fahnen zu seiner Mutter überzulaufen und sie freudig in seine „Arme“ zu schließen. Seth nickte verstehend. „Ich grüße dich, Mutter von Jono.“, neigte er sich höflich vor Shizuka, ganz so, wie er es gelernt hatte. Shizuka verneigte sich ebenfalls, um ihm zu zeigen, dass sie seinen Gruß anerkannte. Doch verstehen konnte sie ihn nicht. „Was hat er gesagt?“, fragte sie Jono. „Ich grüße dich, Mutter von Jono.“, übersetzte Jono für seine Mutter. >Du bist ein höflicher junger Mensch.< Überrascht hörte Seth Shizuka in seinen Gedanken. >Danke.< sagte Seth verwirrt. Doch wenn er so darüber nachdachte… Wenn Drachen und Menschen früher zusammen lebten, so mussten sie sich ja auch miteinander verständigt haben können. >Du brauchst doch nicht zu erschrecken.< meinte Shizuka. Seth wurde rot. >Entschuldige, ich bin es nicht gewohnt, so angeredet zu werden.< versuchte Seth sich zu rechtfertigen. >Schon geschehen. Ich rede immerhin auch zum ersten Mal mit einem Menschen.< erwiderte Shizuka. >Und wie bist du auf die Idee gekommen, mich so anzusprechen?< wollte Seth wissen. >Ich hab gesehen, wie du mit Jono geredet hast.< antwortete Shizuka. >Hey, redet auch mal wieder jemand mit mir?< maulte Jono. >Ich bin auch noch da.< „Das weiß ich doch.“, sagte Seth beruhigend und streichelte seine Flanke. Jono war immer noch recht verspannt. Die Sonne war nun fast untergegangen und darum wiederholte Shizuka ihre Einladung in ihrer Höhle zu übernachten. >Möchtet ihr nicht doch diese Nacht in meiner Höhle verbringen? Beide?< fragte sie Seth. Fragend schaute Seth zu Jono. „Und, wollen wir hier bleiben?“ >Ja,< antworte Jono >lass und hier bleiben.< >Danke, für diese freundliche Einladung.< bedankte sich Seth höflich bei Shizuka. >Wir verbringen gerne die Nacht bei dir in deiner Höhle.< Sie folgten Shizuka in die Höhle und suchten sich einen Platz in der Nähe des Ausgangs. Seth legte sich neben Jono und dieser bedeckte ihn wie üblich mit seinem Flügel. Nachdenklich ruhte Shizukas Blick auf ihrem Sohn. Er war ja ein richtig stattliches Männchen geworden. Schade, dass er kein Weibchen zur Gefährtin hatte, er würde gewiss prächtige Junge haben. Sie seufzte. Aber mit Seth schien er glücklich zu sein, er hatte ihn so verteidigt, wie sie ihre Jungen verteidigt hätte. Nachdenklich schlief sie ein. Eine Wolke schob sich vor die verschwindende Sichel des Mondes. Seth schlief unruhig. Immer wieder wurde er wach und konnte sich nicht erklären, warum. Ob es an dem fremden Drachen und seiner Höhle lag? Immerhin konnte er den fremden Geruch wahrnehmen. Sie hatten die letzten Tage nicht auf den Mond geachtet, und darum nicht mitbekommen, dass Neumond bevor stand, sonst wären sie sicher in ihrem Tal geblieben. Mit dem ersten Sonnenstrahl verwandelte sich Seth in den weißen Blauaugendrachen. Jono murrte ein wenig, da Seth auf einmal mehr Platz forderte. Doch schon gleich hob sich seine Laune merklich. Noch bevor er seine Augen öffnete, sagten ihm seine Nüstern, wer neben ihm lag. Lächelnd seufzte er auf und öffnete seine Augen. Seth stupste ihn zärtlich an und gemeinsam blieben sie nebeneinander liegen und genossen die Nähe des anderen. Shizuka wälzte während des Schlafes ebenfalls Gedanken. Ihr Sohn, gerade erwachsen geworden, entpuppte sich als ein…, nein, für sie war er kein Monster mehr, so wie für alle anderen. Auch wenn sie nicht verstand, was geschah, oder warum es geschah – nach dem ersten Schock hatte sie Mitleid mit ihrem Sohn. Doch sie konnte es ihm nicht mehr sagen, denn die Ältesten hatten ihn bereits der Kolonie verwiesen und ihr Gefährte, Jonos Vater, verbot ihr, hinter ihm her zu fliegen und ihn zu suchen. Eine Weile fügte sie sich diesem Befehl noch, aber nach einem Jahr, an Jonos Geburtsmond, siegte ihr Mutterherz und sie machte sich auf die Suche nach ihm, egal, was alle anderen sagten. Einzig ihre beste Freundin hielt zu ihr und verstand sie. Doch zu ihrem Leidwesen konnte sie ihn nicht finden. Sie fand nur Spuren von ihm, Drachenweibchen, die ihn wegen seiner Besonderheit abgelehnt hatten. Nach einem Jahr Suche kehrte sie zur Kolonie zurück. Ihr Gefährte hatte sie verstoßen und sich eine neue Gefährtin genommen, das gab es noch nie… Ihr Gefährte hatte sie für nicht mehr existent erklärt und fand bei den Ältesten große Zustimmung damit, und durfte sich um ein neues Weibchen bemühen. So bezog sie diese Höhle am Rande ihrer Kolonie… Sie bereute es nicht, nach ihrem Sohn gesucht und sich den Ältesten und ihrem Gefährten widersetzt zu haben. So war sie wenigstens mit ihrem Herzen im reinen… Ihre Gedanken bewegten sich weiter und ließen den Abend noch einmal an ihr vorbei ziehen. An einem Satz blieben sie hängen: „Er ist ein Sohn des Bundes – genau wie ich.“ Ihr Sohn war ein Sohn des Bundes? Welchen Bundes? Über ihre Grübelei schlief sie unruhig ein. Immerhin schlief ein Mensch in ihrer Höhle, und auch der Geruch ihres Sohnes war ihr nicht mehr vertraut, er hatte sich verändert… Sie wurde aus ihrem leichten Schlummer geweckt, als ein neuer Geruch in ihrer Höhle auftauchte. Irritiert öffnete sie ihre Augen und sah einen jungen weißen Drachen neben ihrem Sohn liegen. Wie kam ein weißer Drache in ihre Höhle? Seth bemerkte, dass Shizuka ihn musterte und schaute sie an. „Wer bist du?“, fragte Shizuka vorsichtig. „Ich bin Seth.“, antwortete Seth ruhig. „Seth?“ Shizuka wollte nicht glauben, was sie gerade hörte. „Du – bist Seth?“ „Ganz genau, eben dieser.“, erwiderte Seth. „Aber, wie…?“, wandte Shizuka ein. „Nun, zu Neumond verwandele ich mich in einen weißen Blauaugendrachen, so wie Jono sich zu Vollmond in einen Menschen verwandelt.“, erklärte Seth. „Und gerade ist Neumond.“ „Bei den Menschen gibt es auch solche…?“ Shizuka war irritiert. „Ja, auch bei den Menschen gibt es eine Person, die sich verwandelt – immer zu Neumond… Wir sind die Mondkinder, die Söhne des Bundes.“, sagte Seth. „?“ „Nach dem Frühstück erzähl ich dir alles, was ich weiß. In Ordnung?“, schlug Seth Shizuka vor. Shizuka willigte ein, aber sie war jetzt noch verwirrter, als zuvor. Seth kuschelte sich noch ein wenig an Jono, der noch keine Anstalten machte sein Lager verlassen zu wollen, sondern so tat, als schliefe er noch. Neben ihm lag SEIN weißer Drache, er wollte ihn mit niemandem teilen, auch nicht mit seiner Mutter… „Komm, Jono, ich weiß dass du nicht mehr schläfst.“, sagte Seth nach einiger Zeit zu Jono. „Lass uns das Lager verlassen und frühstücken. Ich hab langsam Hunger.“ „Meinetwegen,“ maulte Jono, „dann lass uns frühstücken.“ „Guten Morgen, ihr Zwei.“, begrüßte sie Shizuka, als sie aus der Höhle traten. Sie streckten sich in der Morgensonne und flogen los, sich ein Frühstück zu besorgen. Sie hatten Glück, sie fanden recht bald ein Rudel Rehe und jeder schnappte sich eins und nahm es mit zur Höhle. Nachdem sie ihre Beute verspeist hatten, ließen sie sich von der Morgensonne bescheinen und blickten über den Wald, der sich vor der Höhle erstreckte. „Also,“ begann Shizuka das Gespräch, „du bist ein Mensch, der sich an Neumond in einen Drachen verwandelt, so wie Jono ein Drache ist, der sich zu Vollmond in einen Menschen verwandelt?“, fasste sie das bisher gehörte zusammen. „Ja,“ antwortete Seth, „das bin ich.“ „Aber warum ist das so?“, fragte sie nach. „Das wussten wir Beide auch lange nicht.“, sagte Seth. „Wir kennen den Grund auch erst seit dem letzten Vollmond.“ Und Seth erzählte Shizuka alles, was sie von Ishizu erfahren hatten. „Dann ist diese Ishizu also eine Nachfahrin jenes weiblichen Menschenjungens?“, fragte Shizuka anschließend nach. „Ja, das ist sie.“, antwortete ihr Seth. „Und bei den Drachen gibt es niemanden wie Ishizu mehr?“, stellte Shizuka die nächste Frage. „Nicht, nach Ishizus Wissen. Die letzte Bewahrerin der Drachen hatte ihr, mit Hilfe der Sterne, ihr Wissen sterbend zukommen lassen.“, beantwortete Seth diese Frage. „Also, ich finde es ziemlich schade, dass dieses Wissen nicht weiter bekannt ist.“, meinte Shizuka nach einigem Nachdenken. „Vor allem bei den betroffenen Familien, es hätte ihnen viel Leid erspart.“ Dabei dachte Shizuka an sich und ihren Sohn. „Und wie ist es dir mit deiner Familie ergangen?“ „Sie haben mich ein Monster genannt und davon gejagt. Nicht mehr viel, und sie hätten mich getötet.“, sagte Seth verbittert. Shizuka nickte bedächtig mit ihrem Kopf. Die Menschen konnten also genauso wenig damit umgehen, wie die Drachen. Shizuka bedauerte, dass das Wissen um den Bund bei den Drachen verloren gegangen war. Aber jetzt, wo sie es wusste, reifte in ihr der Gedanke, das Wissen um den Bund in anderer Form bewahren zu wollen. „Du bist übrigens ein ziemlich hübscher junger Drache.“, meinte sie anerkennend zu Seth. Seth wurde ob dieses Komplimentes ein wenig verlegen und seine Wangen bekamen einen zarten Rotstich. „Danke.“, murmelte er verlegen. Sofort legte Jono schützend seinen Flügel um ihn und schaute seine Mutter böse an. Das war SEIN weißer Drache, er gehörte zu ihm und zu niemand anderem sonst. Shizuka musste schmunzeln, als sie Jonos besitzergreifendes Verhalten sah. Wie lange sie sich wohl schon kannten? Der Weiße war noch ziemlich jung, aber schon Geschlechtsreif, wie sie an seiner Bauchfalte erkennen konnte. „Und wie lange kennt ihr euch schon?“, stellte sie ihre Frage. „Seit fünf Mondzeiten.“, gab Seth Auskunft. „Und so lange warst du allein?“, fragte Shizuka Jono fassungslos. „Ja, 70 Jahre.“, antwortete Jono tonlos. Shizuka war erschüttert, dass ihr Sohn solch ein schweres Los zu tragen hatte, machte sie sehr betroffen. „Und, wie habt ihr euch kennen gelernt?“ „Er tauchte eines Vollmonds an meinem See auf und beobachtete mich, bis ich ihn eines Tages näher kennen lernte.“, erzählte Jono. Mehr brauchte seine Mutter nicht zu wissen, fand er. „Und seitdem wir unser Geheimnis kennen,“ fügte Seth hinzu, „leben wir zusammen.“ Welche Schlüsse Shizuka daraus ziehen würde, oder auch nicht, war ihm so egal. Und warum sollten Drachen oder Menschen nicht wissen, dass sie Gefährten waren, ihr Lager miteinander teilten, verheiratet waren, sich paarten…? Auch in Seth regte sich ein gewisser Trotz. Mittlerweile stand die Sonne fast auf Mittag und Jono wurde immer hibbeliger. Es war Neumond… er wollte seine Zeit mit dem Weißen anders verbringen, als hier bei seiner Mutter zu sitzen und Geschichten zu erzählen. Und das, was er am liebsten vorhatte, wollte er garantiert NICHT hier tun… Seth spürte Jonos Unruhe, und es ging ihm auch nicht viel anders. Irgendwie mussten sie einen eleganten Abgang hinbekommen, und sich auch nicht mehr soviel Zeit damit lassen… Shizuka bemerkte das veränderte Verhalten der Beiden, ebenso den leicht veränderten Geruch… er erinnerte sie… wenn sie es sich recht überlegte, benahm sich Jono geradewegs so, als würde sich ein fremdes Männchen seiner Gefährtin nähern… und irgendwie erschien es ihr gar nicht mal so abwegig… „Ähm. Jono,“ begann sie diplomatisch, „so schön es auch ist, dich nach so langer Zeit mal wieder gesehen zu haben, aber ich erwarte heute noch Besuch. Und ich glaube nicht, dass du wild darauf bist, dann noch hier zu sein, oder?“ „Nein.“, antwortete Jono überrascht. „Da hast du völlig recht.“ „Aber ihr könnt mich gerne mal wieder besuchen kommen.“, lud sie die Beiden ein wieder zu kommen. „Ich würde mich wirklich darüber freuen.“ „Das machen wir gerne.“, bedankte sich Seth höflich für diese Einladung. „Ich danke, dass wir uns noch viel zu erzählen haben.“ „Ihr seid mir also nicht böse, dass ich euch gerade „raus werfe“?“, erkundigte sich Shizuka. „Nein,“ antwortete Jono ein wenig zu schnell, „überhaupt nicht.“ Shizuka lächelte, also hatte sie richtig mit ihrer Vermutung gelegen. „Na, dann wünsch ich euch einen guten Heimflug, und schaut mal wieder vorbei.“, verabschiedete sie die Beiden und Seth und Jono flogen zurück in ihr Tal. Gerade als die Sonne anfing sich rot zu färben, erreichten sie ihr Tal. Sie gönnten sich ein reichliches Mal in ihrem See und zogen sich dann in ihre Höhle zurück, um ausgiebig ihre Drachenzweisamkeit zu genießen. Kapitel 29: Shisara ------------------- Shizuka schaute den Beiden hinterher und seufzte. Auch wenn Jono es nicht so zeigte, aber er schien glücklich zu sein. Er hatte in Seth jemanden gefunden, der ihn so akzeptierte, wie er war, und nicht seine ganze Existenz in Frage stellte. Shizuka erwachte, weil sie ein Kind weinen hörte. Es rief ganz laut nach seiner Mutter, doch es bekam keine Antwort. Sie sah eine einsame Wiese, nah an einem Hügel, am Rand ein sonnenbeschienenes Gebüsch und darin verborgen lag ein Drachenei. Das Weinen, das sie hörte, kam aus dem Ei und der Stand der aufgehenden Sonne zeigte ihr, dass die Wiese östlich von ihr lag. Sie erwachte, da das Weinen des Kleinen immer kläglicher und dringlicher wurde, und sie entschloss sich, nach dem Kleinen zu suchen. Mit Sonnenaufgang verließ sie ihre Höhle, suchte sich ein Frühstück und machte sich dann auf den Weg. ~~~ Ängstlich schaute sich Kisara um. Hoffentlich war ihr keiner gefolgt. Sie konnte es nicht länger hinauszögern und die Ältesten hatten von ihr gefordert, sich bis Vollmond zu entscheiden. Seit zwei Jahren warben nun zwei Drachenmännchen um sie, aber sie konnte sich nicht entscheiden, nein, sie wollte sich eigentlich nicht entscheiden. Doch sie musste sich für einen von ihnen entscheiden. Mit ihm würde sie eine Partnerschaft eingehen und der andere ging leer aus, denn es gab für ihn im Augenblick kein passendes Weibchen in der Kolonie. Das nächste Weibchen zählte erst 10 Geburtsmonde und war noch ein Kind. Entsprechend heftig warben beide Männchen um das einzige Weibchen und versuchten sich gegenseitig auszustechen. Als es ihr zuviel geworden war, hatte sie die Kolonie unter einem fadenscheinigen Grund verlassen und war eine Weile durch die Gegend geflogen. Dabei hatte sie ein Drachenmännchen getroffen – und sich mit ihm gepaart. Er war sehr nett zu ihr gewesen. Sie hatte ihm ihr Herz ausgeschüttet und sich von ihm trösten lassen, und dabei ist es dann passiert. Nicht, dass sie es bereute, nein, er war zärtlich und einfühlsam gewesen und sie mochte ihn sehr. Doch sie konnte nicht bei ihm bleiben, ihre Kolonie würde sie suchen, sie konnte auf sie als Weibchen nicht verzichten. Deshalb kehrte sie zurück und musste recht bald zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie ein Ei trug. Man trug doch sonst nicht gleich nach der ersten Paarung ein Ei! (*Schuppen rauf*) Es war zum Verzweifeln, dieses Ei durfte sie nicht bekommen, nicht in dieser Kolonie. Sie konnte das Ultimatum der Ältesten bis nach der Eiablage aufschieben, aber dann musste sie einen der Beiden zum Gefährten nehmen. Sie hätte dann ihr Ei nicht mehr unbemerkt bekommen können. Es war in den letzten Tagen schwierig für sie geworden, einen Moment für sich alleine zu sein, stets tauchte einer der Beiden wie aus dem nichts bei ihr auf. Doch heute hatte sie Glück: sie konnte sich von der Kolonie entfernen, ohne dass es einer der Beiden merkte. Doch sie blieb vorsichtig, es konnte trotzdem noch geschehen, dass einer der Beiden auftauchte. Doch heute war es unabdingbar, dass sie unbeobachtet blieb, denn sie musste ihr Ei legen. Endlich hatte sie ein geschütztes, warmes Plätzchen gefunden, an dem sie ihr Ei legen konnte. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie das Ei legte, es beschnupperte und sich von ihrem ungeschlüpften Jungen verabschiedete. In der Kolonie hätte es nicht bleiben dürfen, denn sie war ein weißer Blauaugendrache und hatte sich mit einem schwarzen Rotaugendrachen gepaart. Dieses Junge würde nie und nimmer als das Junge eines der Bewerber durchgehen können. Sie wünschte sich von Herzen, aus tiefstem Herzen, dass es vielleicht schlüpfen und leben könnte, oder aber einen schnellen Tod fände. Traurig und schon gar nicht mehr so vorsichtig flog sie zurück in ihre Kolonie und fügte sich in ihr Schicksal. ~~~ Als Shizuka in dem kleinen Tal landete, fand sie ein Ei, so, wie in ihrem Traum. Es war noch warm, doch von seiner Mutter keine Spur. Sie setzte sich auf das Ei und wärmte es erst einmal richtig durch. Shizuka entschied sich dazu, hier zu bleiben und das Ei auszubrüten. Und wenn das Kleine geschlüpft wäre, wollte sie es mit in ihre Höhle nehmen und es dort aufziehen. Einmal schien es ihr, als würde ein weißes Blauaugendrachenweibchen über dem Tal kreisen, und am nächsten Tag landete, wie zufällig, ein weißes Drachenweibchen in ihrer Nähe und warf einen scheuen Blick in ihre Richtung. Doch gerade als sie mit ihr ein Gespräch beginnen wollte, landete neben ihr, ungehalten, ein Männchen, das wohl ihr Gefährte war, und fragte sie grimmig, was sie hier machen würde. Shizuka erklärte ihm freundlich, dass die Zeit ihrer Eiablage überraschender Weise früher gekommen sei, und sie es nicht mehr bis zu ihrer Höhle geschafft hätte. Sie bat um Erlaubnis ihr Ei hier ausbrüten zu dürfen um dann mit ihrem Jungen in ihre Höhle zurückkehren zu können. Wo denn ihr Gefährte wäre, wollte der Weiße wissen. Shizuka erklärte ihm, dass er unachtsamer Weise eine unliebsame Begegnung mit Menschen gehabt hatte und an seinen Verletzungen erlegen wäre. Das letzte Andenken eines Männchens müsse man ehren, akzeptierte das Männchen und gestattete ihr großzügig das Verweilen, doch wenn das Junge geschlüpft wäre, müsse sie verschwinden. Shizuka bedankte sich höflich und gratulierte ihm zu seiner hübschen Gefährtin, die gewiss eine gute Mutter werden würde. Sie erntete dafür einen dankbaren Blick von dem Weibchen und das Männchen hob stolz seine Brust. Der Weiße forderte seine Gefährtin auf, ihm zu folgen und erhob sich in die Lüfte. Shizuka nickte dem Weibchen zu und dankbar leuchteten ihre blauen Augen auf. „Danke.“, flüsterte das Weibchen leise und folgte seinem Gefährten in den Himmel. Was für einen Grund sie wohl hatte, ihr Ei zu verheimlichen?, überlegte Shizuka. Aber welchen Grund sie auch immer haben mochte, sie hat es nicht leichtfertig getan, dachte Shizuka. Drachenweibchen bekamen nicht oft genug ein Ei, um es auszusetzen. Shizuka dachte nicht, dass sie das Drachenweibchen noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Umso erstaunter war sie, als am nächsten Tag das Weibchen bei ihr auftauchte und einen großen Fisch mitbrachte. Sie legte ihn vor Shizuka hin und meinte, dass dieser Fisch für sie wäre. Shizuka bedankte sich höflich für den Fisch und erkundigte sich, weshalb sie ihr den Fisch gebracht hätte. Darauf hin antwortete ihr das weiße Weibchen, dass ihr Gefährte ihr den Auftrag dazu erteilt hätte, damit sie schneller mit dem Brüten fertig wäre und wieder verschwinden würde. Dem Weißen war also ihre Anwesenheit mehr als nur unangenehm, schloss Shizuka daraus, aber da Männchen darauf angewiesen waren, dass Weibchen ihren Nachwuchs zur Welt brachten… und nur darum hatte er seiner Gefährtin also den Auftrag erteilt, ihr jeden Tag Fressen zu bringen, damit sie sich nicht selbst darum kümmern musste, und das Ei nicht abkühlte. So kam das weiße Weibchen jeden Tag, brachte ihr etwas zu Fressen und verschwand auch sogleich wieder. Shizuka nahm an, dass ihr Gefährte in der Nähe war und sie beobachtete, denn sie konnte die Fragen in ihren Augen sehen. Am 7.Tag aber, ließ sich das Weibchen direkt bei ihr nieder, und schien etwas Zeit zu haben. „Es ist dein Ei, nicht wahr?“, sprach Shizuka ihre Vermutung aus. Verlegen blickte die Weiße auf den Boden. „Ja.“, was sollte sie auch weiter sagen, es stimmte ja. „Und dein Gefährte weiß nichts davon, richtig?“ Erneute bejahte die Weiße die Frage. „Du brauchst mir nicht zu erzählen, warum, aber dein Kleines wird ein gutes Zuhause bei mir haben, das verspreche ich dir.“, sagte sie warm. „Sein Vater ist ein schwarzes Rotauge, genau wie du.“ Kisara wollte ehrlich zu dem netten Rotaugenweibchen sein, sie sollte wissen, worauf sie sich einließ. „OH!“, sagte Shizuka nur. Das war in der Tat allerdings ziemlich heftig. Sie atmete einmal tief durch und sagte freundlich: „Das wird nichts daran ändern, ich werde mich gut um dein Junges kümmern." Tränen standen in Kisaras Augen. Ihr Junges würde ein liebevolles Zuhause bekommen. „Aber bekommst du denn keinen Ärger?“, wollte sie wissen. „Da mach dir mal keine Sorgen drum,“ antwortete Shizuka lächelnd, „ich bin Ärger gewohnt, und lebe immer noch.“ Kisara schaute sie fragend an. „Ich habe einen Sohn, der – nun – auch ein wenig anders ist.“, erklärte ihr Shizuka. „Außerdem lebe ich nicht direkt in der Kolonie, sondern etwas außerhalb in einer einzelnen Höhle.“ „Ist es weit von hier?“, erkundigte sich Kisara leise. „Nach Westen, ungefähr bis zur Mittagssonne. Es ist ein kleines waldiges Tal mit einem Hügel in der Mitte. Du kannst es nicht verfehlen.“ „Danke.“, sagte Kisara leise. „Ach, übrigens, ich bin Shizuka.“, holte Shizuka die längst fällige Vorstellung nach. „Ich heiße Kisara.“, stellte sich Kisara schüchtern vor. „Wenn dein Sohn – anders – ist, dann hattest du es wohl auch nicht leicht.“, meinte sie voller Anteilnahme. „Ich hab mich durchgesetzt, dafür hat mein Gefährte mich verstoßen.“, sagte Shizuka schulterzuckend. „Oh, das tut mir leid.“, sagte Kisara mitfühlend. „Ach, das braucht es nicht, ich hatte mich nun mal für meinen Sohn entschieden.“, antwortete Shizuka ehrlich. Kisara wurde unruhig. „Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen. Ich bin schon viel zu lange hier.“ Ungern verabschiedete sich Kisara. Shizuka wollte sie gerade verabschieden, als sie auf einmal etwas spürte. „Warte noch einen Augenblick – im Ei hat sich gerade etwas getan.“, hielt Shizuka sie auf. „Möchtest du dich nicht kurz einmal darauf setzen?“ Kisara zögerte, doch dann siegte ihre Sehnsucht. „Wenn ich darf?“ Shizuka erhob sich und Kisara ließ sich vorsichtig auf ihrem Ei nieder. Sie konnte es tatsächlich spüren, wie ihr Junges sich bewegte. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl machte sich in ihr breit. „Jetzt dauert es noch ungefähr 7 Tage, bis das Junge schlüpft.“, meinte Shizuka, „Komm, so oft du kannst.“, lud sie Kisara ein. Kisara erhob sich bedauernd von ihrem Ei, denn jetzt musste sie auf jeden Fall los. „Danke, und bis morgen.“, sagte sie, als sie sich in die Lüfte erhob und zurück zu ihrer Kolonie flog. Shizuka blickte ihr nachdenklich hinterher. Ein Mischling. Das war nicht üblich, keine Kolonie duldete einen Mischling. Das Kleine würde es schwer in seinem Leben haben, doch wer weiß, was für ein Schicksal die Sterne ihm beschieden hatten. Nichts geschah zufällig, soviel hatte sie gelernt, für alles gab es einen Grund. Die nächsten drei Tage kam Kisara nur kurz und brachte ihr etwas zu Fressen vorbei, doch am vierten hatte sie wieder etwas Zeit. Sie tauschten die Plätze, und Kisara erzählte ihr, wie es zu diesem Jungen gekommen war. Shizuka hörte ihr interessiert zu und konnte die innere Zerrissenheit Kisaras gut nachvollziehen. Kisara war glücklich sich doch noch ein wenig um ihr Ei kümmern zu können, und Shizuka hatte ihr gesagt, wo ihr Junges aufwachsen würde. Sie konnte es sogar mal besuchen – später. Ihr Gefährte wurde langsam ungeduldig, jeden Tag fragte er nach, ob das Junge schon geschlüpft sei, und somit der fremde Drache verschwunden wäre. Doch sie konnte immer nur verneinen. Zwei Tage später war es dann soweit, Kisara hatte gerade mit Shizuka den Platz getauscht, als das Junge in dem Ei ziemlich unruhig wurde und sie ein leises Fiepen hörte. Die Eischale bekam einen Sprung und als Kisara einen Stups an ihrem Bauch spürte, erhob sie sich und betrachtete staunend und zärtlich ihr Junges. Liebevoll ruhte Shizukas Blick auf den Beiden und traurig dachte sie daran, dass Kisaras Herz gleich brechen würde. Der Abschied würde ihr schwer fallen, aber sie konnte das Junge nicht behalten. Kisara leckte ihr Junges trocken und machte Shizuka Platz, damit sie auch über das Junge lecken konnte und somit dem Jungen zeigte, dass es zu ihr gehörte. Danach schauten sie es sich an: Es war ein Weibchen, vom Körperbau her ein Rotauge, doch es war weiß und hatte die blauen Augen seiner Mutter. Außerdem hatte es ein kleines rautenförmiges Mal auf seiner Stirn. „Welchen Namen wollen wir unserer Tochter geben?“, fragte Shizuka Kisara. „Einen Namen aus unseren beiden?“, schlug Kisara vor. „Also Shisara oder Kizuka?“, meinte Shizuka. Kisara nickte. „Und, welcher ist schöner?“ Die beiden überlegten eine Weile. Dann entschieden sie sich für Shisara, denn sie würde ja als Tochter von Shizuka aufwachsen. Da Shisara von Gestalt her ein Rotauge war, sollte sie als farbloses „Rotauge“ groß werden. Kisara leckte ein letztes Mal über ihre Tochter und flog, ohne Abschied und ohne sich noch einmal umzusehen, davon. Doch Shizuka nahm ihr das nicht übel, sie hätte an ihrer Stelle nicht anders gehandelt. Shizuka platzierte die kleine Shisara vorsichtig zwischen ihre Beine und ihren Bauch und flog langsam los zu ihrer Höhle. Sie würde etwas länger brauchen, aber bis zum Sonnenuntergang würde sie es auf jeden Fall schaffen. Und sie hatte recht, die Sonne stand noch rot am Himmel, als sie mit ihrer neuen Tochter ihre Höhle erreichte und sich vorsichtig mit ihr niederließ. Sie zeigte ihr die Höhle und machte sich auf die Jagd, denn die Kleine bekam langsam Hunger und brauchte unbedingt etwas zu fressen. Sie hatte Glück, auf einer kleinen Lichtung tummelten sich ein paar Kaninchen und sie konnte mit jedem Fuß eines greifen und zur Höhle zurück fliegen. Die kleine Shisara saß vertrauensvoll in der Ecke und blickte ihr hungrig entgegen. Shizuka reichte ihr das erste Kaninchen und sie schnappte gierig danach, und fraß es mit kleinen Happen. Anschließend stürzte sie sich, immer noch hungrig, auf das zweite Kaninchen, das Shizuka ihr hinlegte. Als ihr kleines Bäuchlein nun gefüllt war, kuschelte sie sich satt und zufrieden an Shizuka und schlief zufrieden ein. Shizuka legte sich um ihre Tochter, bedeckte sie mit ihrem Flügel und schloss ebenfalls die Augen. Die Zeit ihrer Einsamkeit war nun auch zu Ende, denn auch sie lebte seit fast 70 Jahren alleine in ihrer Höhle. Sie wollte nicht daran denken, was die anderen sagen würden, aber sie würde alles tun, um ihre kleine Tochter zu beschützen. Silbern leuchtete der Vollmond in ihren Höhleneingang und betrachtete zufrieden das Bild. ~~~ Ishizu hielt ihre kleine Urenkelin auf dem Arm. Sie war die letzten Tage nicht zu beruhigen gewesen, sie schlief unruhig, trank schlecht, weinte in einem fort und fand nur auf Ishizus Armen hin und wieder etwas Ruhe und Schlaf. Ihre Mutter war schon ganz verzweifelt, sie glaubte als Mutter versagt zu haben, und ließ sich von Ishizu nicht vom Gegenteil überzeugen. Doch heute, am späten Morgen, war etwas geschehen, sie konnte es genau spüren. Die kleine Ishizu öffnete ihre Augen und schaute sie strahlend an. „Ja, meine Kleine, wir dürfen uns wirklich freuen.“, sagte Ishizu zu ihr. „Heute ist uns eine kleine Schwester geboren.“ Sie hatte es genau gespürt, ihr Zeichen hatte für einen Augenblick geglüht und auch die Stirn der kleinen Ishizu war ganz warm gewesen. Sie hatte die Geburt eines neuen Zeichens gespürt, eine neue Bewahrerin war den Drachen geboren worden. Zufrieden seufzend schloss die kleine Ishizu ihre Augen und kuschelte sich an Ishizu. Als sie tief eingeschlafen war, übergab Ishizu sie ihrer Mutter und sagte ihr, dass jetzt alles wieder in Ordnung wäre. Wenn sie ausgeschlafen wäre, würde sie wieder ganz normal trinken und schlafen. Sie streichelte ihr noch einmal über ihren kleinen Kopf und murmelte leise: „Und glaub mir, wir werden unsere neue Schwester noch kennen lernen, meine Kleine.“ ~~~ Am Abend flog Kisara noch einmal zu der Stelle, an der ihr Ei gelegen hatte, und sie es war, bei der das Junge, ihre Tochter Shisara, schlüpfte. Einige Eierschalen lagen noch herum, und traurig hob sie eine auf, als sie erschrocken herumfuhr. Ihr Gefährte war neben ihr gelandet und fuhr sie an: „Du siehst ja, dass das andere Weibchen fort ist. Nun ist also Schluss mit der Seufzerei.“, es gefiel ihrem Gefährten überhaupt nicht, dass sie sich so für dieses Drachenweibchen interessierte. Er kam zum Glück nicht auf die Idee, dass ihr Interesse dem Ei gelten könnte. „Es wird Zeit, dass du dein eigenes Ei, mit meinem Jungen legst, dann ist Schluss mit dieser herum Fliegerei.“ Kisara seufzte auf. Wo war nur das höfliche, zuvorkommende Männchen geblieben? Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie nicht die falsche Wahl getroffen hatte… Kapitel 30: Zweifel, süße Träume und ein Tag im Regen ----------------------------------------------------- Seth hatte inzwischen mit Hilfe von Jono das Zelt fertig gestellt und nun wollten sie es endlich ausprobieren. Seth packte alles Nötige zusammen und sie flogen auf ihre kleine Insel, um den morgigen Tag dort zu verbringen. Seth legte alles bereit und nach einem ausgiebigen Abendessen setzten sie sich ans Ufer und betrachteten den Mond, der sich silbern im Wasser spiegelte. Noch war er nicht ganz voll, aber morgen würde Vollmond sein, und deshalb verbrachten sie die Nacht schon auf der Insel. Ihre Gefühle waren unterschiedlich: während Jono sich einfach wie ein kleines Kind freute und neugierig darauf war, was sie wohl morgen so machen würden, vor allem welche Form der Paarung Seth auswählen würde, machte genau eben dies Seth ein wenig nervös. Seit sie Ishizu verlassen hatten, grübelte er darüber nach, wofür ihr Geschenk sein sollte. Er hatte den kleinen Lederbeutel geöffnet und seinen Inhalt untersucht. Es duftete köstlich, nach verschiedenen Kräutern und hatte eine ölige Beschaffenheit. Doch wobei sollte es ihm gute Dienste leisten? Er hatte nicht den Eindruck, dass es zum Kochen bestimmt war, dafür war Ishizus Verhalten viel zu „schlüpfrig“ gewesen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es irgendwie für die Paarung bestimmt war. Jono freute sich am meisten darüber, dass sie diese Mondzeit ganz für sich alleine hatten. Kein überstürzter Aufbruch wegen irgendwelcher Träume, kein überraschendes Treffen auf irgendwelche Angehörige, nein, nur sie beide, ganz alleine. Sie waren hier in ihrem Tal, auf ihrer Insel und nicht bei irgendwelchen Weiblichen Wesen. Ishizu zu treffen war ja irgendwie interessant gewesen, sie hatte immerhin etwas Wichtiges zu erzählen gehabt, doch seine Mutter? Er wusste nicht, was er fühlen sollte, weil er sie wieder gesehen hatte. Er hatte nie geglaubt, sie jemals wieder zu sehen. Oberflächlich gesehen konnte er ihr nicht verzeihen, aber nachdem, was er von ihr gehört hatte, war er doch stolz auf sie. Sie hatte ihn nicht vergessen, hatte letztlich zu ihm gehalten, auch wenn er das schon nicht mehr mitbekommen hatte. Und wenn er ganz ehrlich zu sich war, tief in sich drin, dann war er froh, sie wieder gesehen zu haben. Er würde sie mit Sicherheit wieder besuchen, aber nicht, wenn gerade Neumond war… der Weiße gehörte IHM. Aber morgen war erst einmal Vollmond und er freute sich wie ein kleiner Jungdrache auf diesen Tag. Er wollte das Zelt ausprobieren und Seth meinte, dass es noch die leckeren Erdbeeren gab… Für ihr Essen hatten sie schon vorgesorgt, im Wasser lagen in zwei große Blätter eingewickelte Fische und ein Kaninchen hatte sie auch noch mitgebracht, das sie morgen gemeinsam zubereiten wollten. Seth kuschelte sich unter Jonos Flügel. „Ich mag deine Mutter.“, sagte er zu Jono. „Sie ist ganz schön mutig.“ >Meinst du?< fragte Jono. „Ja! Sie hat sich gegen die Ältesten und ihren Gefährten, deinen Vater, aufgelehnt und sich auf die Suche nach dir gemacht. Sie hat sich durchgesetzt, und lebt seitdem fast genauso lange alleine in ihrer Höhle wie du.“ >Fast genauso lange wie ich?< Jono war perplex, so hatte er das überhaupt noch nicht gesehen. Dann war seine Mutter ja fast genauso einsam gewesen wie er… das konnte er seinem Vater nicht verzeihen… „Meinst du nicht, dass sie sich über einen weiteren Besuch freuen würde?“, fragte Seth. >Kann schon sein,< meinte Jono, >aber nur, wenn du ein Mensch bist.< fügte er trotzig hinzu. „Wieso als Mensch?“, wollte Seth jetzt aber wissen. >Sie hat dich – so – angeschaut, dass gefällt mir nicht… du sollst dich nicht mit ihr paaren!< antwortete Jono heftig. „Sie wollte sich doch nicht mit mir paaren,“ lächelte Seth, „sie hat mich nur begutachtet.“ >Du hast doch keine Ahnung von Drachen!< brachte Jono aggressiv hervor. „Wenn du es sagst?!“ Seth war erstaunt. Wie kam Jono eigentlich auf all das? >Sie ist ein Weibchen, und du ein Männchen… du sagst sie war so lange allein… sie will sich sicher mit dir paaren…< Jono klang ziemlich verzweifelt. „Aber – gehören nicht immer zwei dazu?“, fragte Seth beruhigend. >?< „Wenn einer der beiden nicht will, können sie sich dann immer noch paaren?“, wollte Seth von Jono wissen. Jono dachte nach. Hm… so gesehen… hatte Seth wohl recht… und dann müsste ja auch er… >Wenn du es nicht willst, dann geht es nicht.< war sein Ergebnis. „Eben, also wovor hast du Angst? Ich könnte mich NIE mit deiner Mutter paaren… sie ist doch deine MUTTER… und DU bist MEIN Liebster.“, erklärte ihm Seth. Jono ging das Herz weit auf. Seth hatte zum ersten Mal gesagt, das er sein Liebster wäre… Morgen würde bestimmt ein SEHR schöner Tag. >Du bist auch mein Liebster.< murmelte er leise. (Kann man in Gedanken eigentlich leise murmeln?) >Ich freu mich so auf morgen.< Jono drückte Seth ein wenig fester an sich. „Ich auch,“ murmelte Seth schläfrig, „ich auch.“ Seth erwachte kurz, weil er fror, da Jono sich verwandelt hatte. Er deckte sich und Jono mit einer Decke zu und kuschelte sich an ihn. So oft hatte er diese Möglichkeit nicht, also nutzte er jeden Moment für eine solche Kuscheleinheit. Es war schön, seinen Körper um Arm zu halten. Seth liebte den Geruch von seinen Haaren, er hatte seine Nase ganz tief darin vergraben. Jono murrte erst ein bisschen, weil er sich so eingeengt fühlte, doch dann kuschelte er sich, zufrieden seufzend, ganz eng an Seth. So schliefen beide noch eine kleine Weile und hatten die süßesten Träume ^^. Von den süßen Träumen recht angetan, erwachten zwei kleine Kameraden zum Leben und begrüßten sich. Sie waren der Meinung, dass es viel zu schade wäre, nur zu träumen… Jono gefiel sein Traum, und träumend suchte seine Hand nach dem kleinen Seth, um mit ihm schöne Dinge zu tun. Seths Traum wurde eine Spur heißer, sein kleiner Freund fühlte sich gerade so richtig wohl, als er von seinem eigenen Stöhnen wach wurde, und Jonos Hand bemerkte, welche gerade eifrig bei der Sache war. Jono hatte seine Augen geschlossen und lächelte glücklich. Träumte er etwa? Seth war verblüfft. Jono holt ihm träumend einen runter? Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht! dachte er noch, doch da lenkte ihn Wichtigeres vom weitergrübeln ab. Der Druck in ihm wurde immer stärker und mit einem tiefen Stöhnen entlud er sich in Jonos Hand. Dieser schien immer noch zu schlafen, jedenfalls führte er mit geschlossenen Augen seine Hand zu seinem Mund, um von dem Inhalt darin zu kosten. Selig schmatzte er laut auf – und da konnte Seth nicht mehr an sich halten – und prustete laut los. Es war einfach zuuu niedlich… Jono fühlte sich gestört. Wer lachte da so laut? Wer machte da gerade seinen süßen Traum kaputt? Er konnte die Quelle nicht ausmachen und darum löste er sich von seinem Traum und öffnete seine Augen, um sich tränennassen, lachenden blauen Augen gegenüber zu sehen. Dann erst bemerkte er die Hand an seinem Mund und die Feuchtigkeit in ihr. Irritiert blickte er sie an und verstand gar nichts mehr, und Seth prustete wieder los. „Was ist denn so lustig?“, wollte er beleidigt wissen. „Du hast wohl grad was sehr schönes geträumt, nicht wahr?“, meinte Seth lachend. Oh, man, ihm tat schon der Bauch weh vor lachen. „Ja,“, irritiert schaute Jono Seth an, „aber, woher weißt du das?“ „Du hast mich gerade phänomenal gemolken – und es noch nicht mal gemerkt.“, kicherte Seth. In Jono arbeitete es – 3 – 2 – 1 – er blickte ungläubig in seine Hand… dann zu Seth… wieder auf seine Hand… und wurde flammend rot… Seth prustete wieder los… es war einfach zu köstlich… Beleidigt schaute Jono Seth an. Konnte der nicht endlich mit dem Lachen aufhören? Lachend schloss Seth seine Arme um Jono und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund. „So kannst du mich gern jedes Mal wecken.“, meinte er lächelnd. „Es war äußerst – befreiend.“ Anschließend setzte Seth einen zärtlichen Kuss auf Jonos Schläfe. „Danke,“ flüsterte er ihm leise ins Ohr, „das war sehr schön.“ Nun war auch für Jono die Welt wieder in Ordnung, und er konnte jetzt auch darüber grinsen, wie tatkräftig sein süßer Traum gewesen war… Sie zündeten sich ein Feuer an, bereiteten die Fische zu und während diese im Feuer lagen, suchten sie sich Erdbeeren dazu. Nach dem Frühstück legten sie sich in den Sand und genossen die warme Sonne auf ihren Bäuchen. Seth drehte sich auf die Seite und sah Jono liebevoll an. Das war sein Jono – seine große Liebe… Ob er es heute wohl schaffte? Er wollte gerne mit ihm zusammen sein, so eng wie es nur zwei Liebende sein konnten… Nein, so hatte er bisher noch nie für einen anderen Menschen gefühlt, auch nicht für eines der vielen Mädchen und Frauen. Er würde gerne das Letzte, das Intimste, mit ihm teilen, aber die Vorstellung, an welcher Stelle das sein würde, schreckte ihn immer noch ein wenig ab… „Dafür, dass du mich heute morgen so wunderschön geweckt hast,“ meinte er zärtlich, „hast du dir eine Belohnung verdient.“ Seth beugte sich über Jono und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Jono schloss seine Augen, als Seths Zunge seine Lippen berührte, und hieß ihn willkommen. Zärtlich lud er Jonos Zunge zu einem kleinen Tänzchen ein. Er löste den Kuss und wanderte mit seinen Lippen Jonos Hals hinunter zu seinen Brustwarzen. Während seine Zunge eine Brustwarze umkreiste und mit der kleinen Perle, die sich gebildet hatte, spielte, streichelten seine Hände über Jonos Bauch und an seiner Seite entlang. Seth schickte lauter kleine Schauer über Jonos Körper und Jono seufzte selig auf. Jono wollte bei dem Spielchen mitmachen, Seths Rücken lud geradewegs verführerisch dazu ein, doch Seth lehnte ab. „Ich bin dran.“ Seth knabberte noch ein wenig an der anderen Brustwarze und widmete sich anschließend Jonos Bauchnabel. Der kleine Jono schaute schon ganz interessiert, hatte er doch nicht vergessen, was das letzte Mal nach dieser Station folgte. Erwartung breitete sich in Jono aus, pulsierend wartete der kleine Jono darauf, auch an die Reihe zu kommen. Seth lächelte zufrieden, als er den kleinen Kameraden sah, der ihn so erwartungsfroh ansah. Doch bevor er sich ihm zuwandte, schenkte er Jono noch einen langen Kuss. Zwei Finger wanderten zielstrebig Richtung kleiner Jono und stupsten ihn zärtlich an. Ein leichter Seufzer entfuhr Jono. Das war richtig verheißungsvoll. Die Finger gingen auf ihm spazieren und schlossen sich langsam um ihn. Bedächtig und noch ohne viel Druck, bewegte Seth seine Hand. Jono genoss das wohlige Kribbeln, das sich in seinem Körper breit machte. Seth ließ sich Zeit, erst nach und nach verstärkte er den Druck, bis Jono schließlich mit lautem Stöhnen seinen Samen von sich gab. Also, wenn so die Belohnung für tatkräftige Träume war, dann sollte er sich das angewöhnen, überlegte sich Jono wohlig. „Wann bauen wir eigentlich das Zelt auf?“, wollte Jono einige Zeit später wissen. Er fühlte sich, nach diesem Nachtisch, voller Tatendrang und wer weiß? vielleicht kam er ja heute auch noch mal dazu, mit dem kleinen Seth zu spielen… Eigentlich hatte er es sogar fest vor… „Wenn du möchtest, gleich.“, meinte Seth lächelnd. Jono war immer so – ungeduldig – aufgeregt – Jonos kindliche Art gefiel ihm, sie vertrieb seine Ernsthaftigkeit und Verbitterung, gab ihm seine Unbeschwertheit zurück. Also schulterten sie alles, was sie für ihr Zeltlager brauchten und machten sich auf den Weg zu der Lichtung, auf der sie ihr erstes Lager gebaut hatten. Jono fand immer noch ein paar Sträucher mit Erdbeeren, und auch die einen oder anderen Himbeeren, und machte ein äußerst glückliches und zufriedenes Gesicht. Jonos Unbekümmertheit gab Seth ein Stück seiner Kindheit zurück, den Teil, den er seit seiner Verbannung verloren hatte. Als sie die Lichtung erreichten, war Jono mit Feuereifer dabei, das Zelt aufzubauen und das Lager einzurichten. Am Schluss sah es richtig gemütlich aus, und hätte die Sonne nicht so schön geschienen, dann wäre er gleich hineingekrochen und hätte sich hingelegt. Aber so entschieden sie sich dafür zurück zum Strand zu gehen, das Kaninchen zu zubereiten, und während es briet eine Runde schwimmen zu gehen. Jono machte das Schwimmen mit Seth sehr viel Spaß. Er konnte sein Menschsein endlich in vollen Zügen genießen. Er stellte fest, dass Schwimmen als Mensch ganz anders war, als das Schwimmen als Drache. Seit er in diesem Tal war, hatte er zwar versucht, seinen Tag als Mensch auch irgendwie zu gestalten, doch meist wartete er nur auf den nächsten Morgen. Sie beendeten das Schwimmen, als das Kaninchen fertig gebraten war. Sie wollten gerade mit dem Essen beginnen, als sich eine schwarze Wolke vor die Sonne schob und auch schon die ersten Tropfen fielen. Überrascht schauten sie zum Himmel, die dunklen Wolken hatten sie gar nicht kommen sehen, und es sah überhaupt nicht danach aus, dass es nur ein leichter Schauer wäre. Schnell packten sie ihr Essen und machten sich lachend und rennend auf den Weg zu ihrem Zelt. Nun würde sich zeigen, ob sie gut gearbeitet hatten. Immer noch lachend ließen sie sich im Zelt nieder und verspeisten ihr Kaninchen, während der Regen auf das Zelt nieder prasselte. Jono fand das sehr gemütlich und nach dem Essen kuschelte er sich wieder an Seth. Sie waren noch etwas feucht und Seth roch interessant, ganz anders als sonst. Diesmal wollte Jono Seth ein wenig Gutes tun, und so ließ er seine Hand über seinen Körper wandern. Überall streichelte er ihn: das Gesicht, wuschelte durch die nassen Haare, den Rücken, den Bauch, verweilte etwas an den Brustwarzen, erforschte den Bauchnabel und sagte dem kleinen Seth „Guten Tag“. Aber Handpaarung wollte er jetzt nicht… er stellte sich einen anderen Nachtisch vor… Seth ließ Jono gewähren, er schaute ihm interessiert zu und konzentrierte sich ganz auf seine Gefühle. Als Jonos Hand sich seinem Hintern näherte hielt er die Luft an, und stieß sie erleichtert aus, als sie zum Bauch weiterwanderte. Er traute Jono nicht so ganz… er hatte nicht die Zweifel, die ihn quälten… Aber noch hatte er nichts getan, dass er ihm nicht vorgemacht hatte, dass allerdings immer gleich sofort… Zart streichelten seine Finger über den kleinen Seth und seine Lippen suchten Seths zu einem Kuss. Seine Lippen schmeckten einfach gut, noch ein wenig nach dem Kaninchen, lecker. Dann sagte er der Bewohnerin in Seths Mundhöhle guten Tag und machte sich, kleine Küsse verteilend, über Kinn und Schlüsselbein abwärts auf den Weg zu Seths Brustwarzen. Er wusste ja schon, dass er mit Lippen und Zunge Seth ein wenig zum „tanzen“ bringen konnte, und das hatte er auch vor. Also spielte er genüsslich mit der kleinen Gefangenen, die sich seinem Spielchen nicht entziehen konnte, und während der ganzen Zeit gingen seine Finger immer noch auf dem kleinen Seth spazieren. Seth stöhnte auf, das war ja die reinste Folter, die Jono mit ihm anstellte. Längst hatte er sich auf seinen Rücken gelegt, doch alles, was Jono tat, stachelte seine Lust nur noch mehr an. Aber Seth wollte seinem Verlangen, sich unter Jono zu winden, nicht nachgeben. Jono reizte ihn immer mehr, und als er den ersten flüchtigen Kuss spürte konnte er fast nicht mehr an sich halten. Aber die Folter war noch nicht vorbei, Jonos Lippen wanderten auf dem kleinen Seth auf und ab, immer wieder. Jono gefiel dieses Spielchen, es war schön einen Spaziergang auf Seth zu machen und hin und wieder an besonderen Stellen zu verweilen. Als er der Meinung war, sich genug um die Brustwarzen gekümmert zu haben, wanderten seine Lippen weiter abwärts. Sie saugten leicht am Bauchnabel und wanderten endlich zum Objekt seiner Begierde. Seth hatte seine Augen geschlossen, auf dieses Gefühl wollte er sich ohne Ablenkung konzentrieren. Sein Atem ging schneller, sein Herz begann zu rasen, als sich Jonos Mund um ihn schloss... Er spürte wie sich seine Erlösung anbahnte und unter lautem Stöhnen suchte sich sein Samen den Weg nach draußen. Noch etwas atemlos blickten blaue Augen in glücklich strahlende braune Augen. „Diesmal weiß ich ganz sicher, was ich getan habe.“, sagte Jono zufrieden. „War es schön?“ „Schööön?“, meinte Seth ergriffen. „Schön ist noch untertrieben. Es war einfach… (sucht euch ein Wort dafür aus ^^)!“ Als Mensch mochte Jono ja noch nicht viel Erfahrung haben, aber er war äußerst lernfähig, oh ja. Jono war ein unwahrscheinlich begabter Liebhaber, etwas Besseres war Seth noch nie begegnet. Seth nahm Jono in seinen Arm, küsste ihn zärtlich und gemeinsam lauschten sie dem Regen, der immer noch auf ihr Zelt prasselte. „Du, Seth, wir nennen Menschen das Wasser, das vom Himmel fällt?“, fragte Jono nach einer Weile. „Sie nennen es Regen.“, antwortete Seth schläfrig. „Und Drachen?“ „Bei uns heißt es auch Regen.“, stellte Jono erfreut fest. „Ich finde es gemütlich bei Regen in dem Zelt zu sitzen.“, fügte er hinzu. „Na, sitzen ist wohl nicht so ganz richtig.“, lächelte Seth. „Wir liegen doch.“ „Und kuscheln mit einander.“ Jono drückte sich noch dichter an Seth. Das Kuscheln fand er am allerbesten an den Mondtagen, das und natürlich auch noch… „Was machen wir heute noch?“, wollte er einige Zeit später wissen. „Hm, ich weiß auch nicht so recht…“, überlegte Seth. Bei Regen verkroch er sich immer am liebsten. So war die Gefahr am geringsten krank zu werden, und es war nicht gut unterwegs mit Fieber irgendwo liegen zu bleiben, ungeschützt… „Hast du einen Vorschlag?“ „Wenn es nicht kalt ist, renn ich immer ein bisschen durch den Regen…und versuche die Regentropfen mit meinem Mund zu fangen.“, erzählte ihm Jono von seiner Beschäftigung an solchen Tagen. „Das ist lustig.“ „Meinst du?“, fragte Seth zweifelnd. Er ging den Regentropfen lieber aus dem Weg, statt ihnen hinterher zu jagen. „Wir können es ja versuchen.“, wollte er Jono jedoch eine Freude machen. Das hatte er sich verdient, fand er. „Oh, ja!“, begeistert sprang Jono auf und zog Seth mit sich nach draußen. „Wer die meisten fängt, darf sich was wünschen.“ „?“ Wie bitte wollte er Regentropfen zählen? Aber Seth hatte beschlossen, alles an diesem Spiel mitzumachen, sie konnten ja sonst nicht viel anderes tun. Also stürmten sie los, mit offenen Mündern und versuchten Regentropfen zu fangen. Amüsiert beobachtete Seth die kindliche Freude, die Jono bei diesem Spiel hatte, und stellte fest, dass es tatsächlich Spaß machte. Es war zwar ein sinnloses Unterfangen, aber eine Beschäftigung, die den ganzen Körper forderte. Nach einiger Zeit ließen sie sich erschöpft auf den nassen Waldboden fallen. „Ich hab 1034.“, sagte Jono stolz. „Ich hab bei 814 aufgehört zu zählen.“, sagte Seth, aber in Wirklichkeit hatte er überhaupt nicht gezählt. Doch das wollte er Jono nicht sagen, denn er wollte ihn nicht um seinen Lohn bringen. „Der Gewinner darf sich was wünschen, hast du gesagt,“ meinte er zu Jono, „du hast gewonnen, also: Was wünschst du dir?“ Jono überlegte nicht lange. „Noch gaaaanz viele solche schöne Tage mit dir.“, sagte er glücklich. „Die sollst du haben.“, antwortete Seth und gab ihm einen langen zärtlichen Kuss. „Aber nun lass uns wieder ins Zelt gehen und uns trockenreiben.“ „Ein Glück, dass ich die Lederreste eingepackt habe.“, meinte Seth und reichte Jono eines, damit er sich ein wenig trocken wischen konnte. Jono schaute ihm interessiert dabei zu und machte es ihm nach. Zum Schluss wrang er das Wasser aus seinen nassen Haaren und schaute Seth nachdenklich an. „Wieso ist das Fell auf deinem Kopf eigentlich länger, als meines?“, wollte er von Seth wissen. Er hatte so den Eindruck, dass es am Anfang irgendwie kürzer gewesen wäre. „Fell auf meinem Kopf?“ Seth schaute etwas irritiert. „Ach, du meinst meine Haare?“, und nahm eine Strähne seiner Haare in die Hand. „Ja – das – Haare.“ Wieder hatte Jono einen neuen Begriff gelernt. Seine – Haare – blieben irgendwie immer gleich, sie gingen ihm bis zu den Ohren, aber erreichten die Schultern nicht. Ganz anders bei Seth, seine – Haare – fielen über die Schultern hinab. „Sie sind gewachsen, seit ich in das Tal gekommen bin.“ Seth betrachtete seine Haare. Er könnte sie wohl mal wieder ein Stück schneiden, überlegte er. „Haare – wachsen?“, fragte Jono ungläubig. „Ja,“ lächelte Seth, „und wenn sie einem zu lang sind, kann man sie auch abschneiden.“ „Abschneiden?“, fragte Jono nach. „Ja, abschneiden, mit einem Messer.“, erklärte Seth lächelnd und holte ein Messer aus seinen Sachen. „Soll ich dir mal zeigen, wie?“ Seth fasste seine Haare und drehte sie zu einem Zopf. „Aber wieso?“, schaute Jono fragend zu Seth. „Können Haare denn zu lang sein?“ „Das kommt ganz auf die Person an.“, meinte Seth und setzte sein Messer an. „Manche finden lange Haare schön, auch bei Männern, aber viele Männer finden kürzere Haare praktischer. Lange Haare brauchen immer so lange, bis sie entwirrt sind.“ „Entwirrt?“ „Haare können sich verknoten und dann rupft es wahnsinnig, wenn man mit ihnen irgendwo hängen bleibt. Dann hat man nur zwei Möglichkeiten, man trägt sie zu einem Zopf gebunden oder trägt sie kurz, so wie du.“, erklärte ihm Seth. „Und ich mag einen Zopf nicht so.“, fügte er hinzu und schnitt mit einem Zug seinen Zopf ab. Jono war verblüfft, als Seth seinen Kopf schüttelte, damit seine Haare wieder auseinander fielen. Jetzt waren Seths Haare so lang wie seine. Er hatte gar keine Zeit gehabt zu fragen oder sich eine Meinung zu bilden. Aber so gefiel ihm Seth, wenn seine Haare ihm leicht ins Gesicht fielen. „Außerdem werden meine Haare jetzt auch wieder viel schneller trocken.“, fügte Seth hinzu und holte seinen Kamm heraus. „Komm, setz dich vor mich.“, forderte er Jono auf. Jono schaute ihn fragend an. „Lass dich überraschen.“, meinte Seth lächelnd. Jono folgte ihm zögernd, aber auch ziemlich neugierig. Davon hatte Seth schon lange geträumt, einmal dieses schöne feine Haar zu kämmen. Ganz vorsichtig nahm er Strähne um Strähne und entfernte alle Knoten aus ihnen. Und zum Schluss kämmte er alles auf einmal durch. Er schluckte, Jono sah einfach toll aus, wenn jetzt die Sonne auf seine Haare schien, würden seine Haare ihre Strahlen einfach zurückwerfen und ihn blenden. Jono brummte leise, das fühlte sich ja unwahrscheinlich gut an, was Seth da machte. Sein ganzer Kopf schien zu kribbeln. Das könnte ewig so weiter gehen, oh – schon vorbei? Jono seufzte leise und Seth grinste. Ja, gekämmt zu werden war schon eine feine Sache. „Ist das schwer?“, wollte Jono wissen. „Nein, das ist ganz einfach, wenn man weiß wie es geht.“, erklärte ihm Seth. „Zeigst du es mir?“, bat Jono. „Warum?“, forschte Seth lächelnd nach. „Ich will das auch bei dir machen.“, kam Jonos Erklärung. Seth grinste übers ganze Gesicht. Jono war ja so berechenbar, sein Plan war voll und ganz aufgegangen. „Du nimmst ein paar Haare und ziehst von unten Stückchenweise den Kamm durch sie.“, zeigte er Seth an dem Büschel abgeschnittener Haare. Jono griff nach dem Büschel. „So?“, er versuchte es Seth nach zu machen. „Ja, genau so.“, lobte ihn Seth. Jono setzte sich hinter Seth und machte sich mit Feuereifer an die Sache. Vor lauter Konzentration schaute seine Zungenspitze heraus und er gab ein ganz süßes Bild für einen Betrachter ab. Ab und an zuckte Seth ein wenig zusammen, aber im Großen und Ganzen machte Jono seine Sache gar nicht schlecht und er genoss es in vollen Zügen, von Jono gekämmt zu werden. „Machst du das eigentlich jeden Tag?“, wollte Jono von ihm wissen. „Ich hab dich dabei noch nie gesehen.“ „Nicht?“, tat Seth erstaunt. Jono konnte ihn dabei nicht beobachtet haben, da er es in der Regel machte, während er Jono beim Fischen zusah. „Wie wär’s mit etwas Fisch?“, lenkte Seth geschickt ab. „Ich krieg langsam Hunger.“ „Oh, ja, lass uns angeln gehen.“, war Jono sofort begeistert dabei. So machten sie sich auf den Weg zurück zum See, den sie vor einer ganzen Weile ziemlich überstürzt verlassen hatten. Sie nahmen ihre Angeln mit, und begrüßten, dass es mittlerweile kaum noch regnete. Am See angekommen warfen sie ihre Angeln aus und setzten sich ans Ufer. Die Fische waren ihnen freundlich gesonnen, und so dauerte es nicht lange, bis jeder einen prächtigen Fisch an der Angel hatte. Sie machten ihn sich sauber und versuchten das Feuer wieder anzubekommen, doch das Holz war so nass, dass sie keinen Erfolg hatten. Das war neu für Jono, dass nasses Holz nicht brennt (oder so gut wie gar nicht, wenn man keinen trockenen Zunder hat). Also entschieden sie sich dafür, den Fisch roh zu essen, dafür schnitt Seth ihn in feine Streifen. Interessiert beobachtete Jono sein Tun, ihm war es egal, er hat seine Fische früher immer roh gegessen, und in sie hinein gebissen. Doch er musste zugeben, die feinen Streifen, zusammen mit ein paar Beeren, schmeckten gar nicht mal so übel. Gesättigt blieben sie noch eine Weile am Ufer sitzen, doch Jono wollte wieder zurück in ihr gemütliches Zelt. Dort war es immer noch trocken und es roch nach ihnen beiden, und das gefiel Jono. Er hatte noch ein wenig Lust zu kuscheln, er war nicht oft so klein wie Seth, und seit er Seth kannte, wurde das Menschsein für ihn immer schöner, und spannender. Er lernte Gefühle kennen, von denen er bisher noch nicht einmal wusste, dass es sie gab… Schnell gab Seth Jonos drängeln nach, denn wenn er ehrlich war, dann wollte er eigentlich auch nichts anderes… hatten sie den letzten Vollmond doch schon nicht für sich alleine gehabt… Sie ließen ihre Hände und ihre Lippen immer wieder über ihre Körper wandern, reizten sich, streichelten sich, nahmen die eine oder andere kleine Gefangene, küssten sich immer wieder zärtlich bis leidenschaftlich und schenkten ihren kleinen Kameraden sehr viel Beachtung. Jono war der experimentierfreudigere von ihnen beiden, sie versuchten immer wieder den anderen ein wenig zu überraschen, aber als Jono sich noch einmal der verborgenen Öffnung näherte versteifte Seth sich sofort, und so machte er um die Pofalte einen großzügigen Bogen. Als der Mond silbern am Himmel stand, waren sie endlich so erschöpft, dass sie sich zusammen unter eine Decke Kuschelten und zufrieden einschliefen. Und immer noch fiel leichter Regen auf ihr Zelt. Kapitel 31: Erste Schritte -------------------------- Seth erwachte, weil etwas Schweres auf seine Brust drückte. Als er die Augen öffnete schaute er auf blonde Haare und lächelte. Jono benutzte ihn als Kopfkissen und schaute ganz zufrieden drein. Sacht wuschelte er ihm durch die Haare und wurde mit einem wohligen Brummen belohnt. Jono bewegte sich etwas und schon spürte Seth ein paar saugende Lippen an seinem Hals. Er stöhnte leise auf, das fühlte sich einfach zu gut an. Jono suchte eine andere Stelle und saugte sich wieder fest. Und wieder durchlief Seth ein wohliger Schauer. Jono wanderte über Seths ganzen Brustkorb, saugte sich immer wieder mit seinen Lippen fest und hinterließ so eine Spur kleiner roter Male auf Seth. Schließlich landete er wieder an seinem Hals, und nach einem letzten saugenden Kuss, seufzte er zufrieden auf und kuschelte sich wieder an Seth. Das gibt’s doch nicht, dachte Seth, er träumt schon wieder. Na, dann will ich ihm seine Träume noch ein wenig versüßen, beschloss er grinsend. Er ließ nun seinerseits seine Hand an Jono entlang wandern, um dem kleinen Jono einen Guten Morgen zu wünschen. Dieser war über den Besuch äußerst zufrieden, schmiegte sich groß und hart in Seths Hand und freute sich über die Zuwendung die er erhielt. Jono seufzte auf, als Seth seinen Penis berührte, und mit zunehmender Aktivität, begann er zu stöhnen. Erst leise, dann immer lauter, und schließlich kam sein Samen unter lautem Stöhnen aus ihm heraus. Aber auch jetzt war Jono immer noch nicht wirklich wach. Jono hatte einen wunderbaren Traum. Er hatte sich an Seth geschmiegt, sie streichelten sich überall, am ganzen Körper und nach einigen zärtlichen Küssen, machte er sich auf den Weg über Seths Körper. Er roch so unwahrscheinlich gut, er musste unbedingt ausprobieren, ob er auch so gut schmeckte. Und so kostete er Seths Haut an mehreren Stellen. Hm, lecker, das schmeckte ja nach mehr… viel mehr. Aber die Haut in der Halsbeuge schmeckte ihm einfach an besten, und so überprüfte er dies, in dem er sich noch einmal um die Halsbeuge kümmerte. Immer wieder ließ er ein zufriedenes leises Seufzen hören. Danach küsste sich Seth an seinem Körper entlang und blieb an seinem Penis hängen. Zärtlich schlossen sich seine Lippen um den kleinen Jono und saugten sachte an ihm. Jono seufzte zufrieden und stöhnte leise auf, als Seths Aktivitäten Wirkung zeigten. Der Druck in seinem Inneren wurde stärker und mit einem lauten Stöhnen kam er in Seths Mund. Zufrieden kuschelte er sich wieder auf sein Kissen. Moment – wieso lag er mit seinem Kopf auf Seth? War er nicht noch eben mit seinem Kopf zwischen seinen Beinen? Jono war irritiert. Langsam öffnete er seine Augen, er lag auf Seths Brust und als er seinen Blick hob, blickte er in amüsierte blaue Augen. „Wenn du träumst, dann wohl richtig?“, meinte Seth lächelnd. „Dann kann dich wohl aber auch gar nichts wecken.“ „?“ Jono schaute Seth verwirrt an. Schon wieder? Was hatte er diesmal nicht mitbekommen? Moment – dann war das am Ende gar kein Traum, sondern alles Wirklichkeit gewesen? „Hast du…?“, fragte er verschämt. „Was hast du denn geträumt?“, wollte Seth von ihm wissen. „Du hast… mit dem Mund…“, antwortete Jono. „Nein, mit dem Mund hab ich nichts gemacht.“, erklärte ihm Seth und spannte ihn noch ein wenig auf die Folter. „Du hast doch aber, oder…?“, wollte jetzt Jono aber doch wissen. Seth lächelte ihn an. „Ja, hab ich… schau, es ist noch warm…“, sagte er, und zeigte Jono den Inhalt in seiner Hand. „Und davon bin ich nicht wach geworden?“ Das war Jono ja so peinlich… Seth machte so was Schönes mit ihm, und er bekommt es noch nicht einmal mit. „Es hat wohl besonders gut in deinen Traum gepasst.“, meinte Seth schmunzelnd. „In meinem Traum hast du ja auch was Schönes mit mir gemacht.“, sagte Jono aufseufzend. „Na, siehst du, dann ist es ja auch nicht so schlimm.“ Seth wuschelte Jono mit der anderen Hand durch die Haare. Jono kuschelte sich noch wieder an Seth, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging, und er sich zurückverwandelte. Erst jetzt fielen ihm die vielen kleinen roten Flecke auf, die Seths Brustkorb verzierten. „Hast du was Schlechtes gegessen?“, wollte er wissen. „Nein, das hab ich nicht,“, grinste Seth, „aber jemand muss beim Schlafen sehr hungrig gewesen sein, und hat überall von mir gekostet.“ Jono wurde rot. Das hatte er geträumt. Hatte er schon wieder seinem Traum Taten folgen lassen? „Hab ich das schon wieder im Traum gemacht?“, fragte er vorsichtig nach. „Tatkräftige Träume scheinen eine Spezialität von dir zu sein.“, meinte Seth immer noch lächelnd. „Aber das ist eine nette Spezialität, die gefällt mir recht gut.“ Jono überlegte einen Augenblick, dann krabbelte er zwischen Seths Beine und wünschte dem kleinen halbschlafenden Seth einen Guten Morgen. Der begrüßte ihn ganz freudig und reckte sich ihm sofort entgegen. Jono platzierte einen zarten Kuss auf seine Spitze, bevor er seine Hand zu Hilfe nahm, und die Haut langsam zurückzog. Seth stöhnte wohlig leise auf. Jono würde sich beeilen müssen, die Sonne ging gleich auf. Jono hielt sich auch gar nicht lange mit Spielchen auf und reizte den kleinen Seth ziemlich heftig. Seth spürte schon nach kurzer Zeit, wie sich in seinem Bauch der wohlbekannte Druck aufbaute. Es dauerte auch nicht lange , dass er sich in Jonos Mund ergoss. Und kaum, dass er sich erleichtert hatte, wurde es ziemlich frisch um ihn und er lag mitten im Freien und spürte schmerzhaft Jonos Vorderbeine auf seinen Oberschenkeln. Himmel, war Jono schwer. Entschuldigend stieg Jono von Seth herab, das war ihm ja jetzt so unangenehm, er könnte Seth glatt unter sich zerquetschen. Doch Seth konnte ihm nicht böse sein, denn er sah schon wieder einfach zu niedlich aus. Da stand er, der große Drache, mit einer prächtigen Halskrause, die einmal ihr Zelt war, und ließ verschämt den Kopf hängen. Seth musste stark an sich halten, um nicht schon wieder laut loszuprusten, aber ein Grinsen konnte er sich dann doch nicht verkneifen. >Immer lachst du mich aus.< beschwerte sich Jono beleidigt bei Seth. „Ich lach dich nicht aus,“ versuchte Seth sich zu rechtfertigen, doch es gelang ihm nicht so ganz. „aber du hast dich von einer ganz neuen Seite gezeigt, die einfach zu köstlich ist… Vor allem hinterher, wenn du gemerkt hast, was du wieder getan hast.“ Jono war immer noch ein wenig beleidigt. Doch dann bemerkte er das Zelt um seinen Hals und musste selbst ein klein wenig lachen. >Ich seh bestimmt ganz lustig aus,< meinte er kichernd, >was meinst du?< „Du bist herausgeputzt, wie für ein Fest.“, meinte Seth grinsend. „Jono, bleib so, wie du bist und werde ja nicht zu ernst. Du bringst einfach Lachen und Freude in mein und in unser Leben.“ >Aber kannst du trotzdem das Zelt von mir runter nehmen?< bat er Seth. >Es fängt an, fürchterlich zu kitzeln, und ich möchte nicht, dass es kaputt geht.< „Sicher,“ antwortete ihm Seth, „beug dich einfach zu mit runter und ich nehme dir das Zelt ab.“ Seth hatte Jono mit einigen Handgriffen von dem Zelt befreit. Jono schüttelte sich einmal kräftig und schaute wieder ganz zufrieden drein. >Was hältst du davon, wenn wir uns noch ein bisschen ausruhen, es ist doch noch so früh am Tag.< schlug Jono vor und lud Seth ein unter seinen Flügel zu schlüpfen. „Gerne,“ meinte Seth und nahm das Angebot dankend an, „die Nacht war mal wieder viel zu kurz.“ >Aber wir mussten sie doch ausnutzen,< gab Jono zu, >Vollmond ist nun mal nicht jeden Tag.< „Eben,“ erwiderte Seth, „und deswegen lass uns noch ein wenig ruhen.“ Und damit kuschelte sich Seth unter Jonos Flügel und beide schliefen bis die Sonne hoch am Himmel stand. ~~~ Shizuka erwachte, weil ein klägliches Fiepen an ihre Ohren drang. Irritiert öffnete sie die Augen, und wusste im ersten Moment nicht, was los war. Doch dann spürte sie das kleine Wesen, das sich an sie schmiegte und sie aus kläglichen Augen ansah. „Na, Kleine, was ist, hast du schon wieder Hunger? Oder musst du dich erleichtern?“ Shisara schaute sie immer noch mit ihren blauen Augen an. „Nun, ich glaube es ist beides. Na, dann komm mit,“ forderte Shizuka Shisara auf, „dann wollen wir dir erst einmal Erleichterung verschaffen.“ Shizuka ging vor und zeigte Shisara den Ort, an dem sie sich erleichtern konnte. Doch für das erste Kot absetzen, musste sie ihr erst noch ein wenig behilflich sein. Sie massierte mit ihrer Zunge solange Shisaras Kotöffnung, bis sie die Bewegung spürte, die anzeigte, dass Shisara sich gleich erleichtern würde. Und richtig, mit hochrotem Köpfchen presste Shisara ihren ersten Kot heraus, und schon ging es ihr gleich wieder besser. „Aber Hunger hast du mit Sicherheit auch gleich.“, meinte Shizuka zu ihr, „Dann werd ich mich mal auf die Jagd machen, damit du nicht so lange warten musst. Bleib schön in der Höhle, bis ich wieder zurück bin.“, forderte sie Shisara auf und brachte sie zurück zur Höhle. „Ich bin gleich wieder da.“ Shizuka stieß sich vom Boden ab und flog hinunter in den kleinen Wald und Shisara sah ihr kläglich nach. Nein, normaler Weise blieb ein neugeborener Drache nicht alleine in der Höhle zurück. Die Mutter bekam Hilfe von den anderen Drachen, ganz besonders von ihrem Gefährten, dem Vater des Jungtieres, aber dies war eine besondere Situation. Shizuka hatte Glück und fand gleich ein Reh, das konnte sie sich mit Shisara teilen. Sie brachte es in die Höhle und legte es vor Shisara ab, um noch einmal ganz kurz davon zu fliegen, während Schisara ihren Hunger stillte. Ganz in der Nähe gab es eine Weide, und diese erleichterte sie um eine ganze Reihe von den biegsamen Zweigen. Damit wollte sie in der Höhle ein Kuschelnest für Shisara bauen, in das sie sich legen konnte, wenn sie noch auf der Jagd war. Als Shisara satt und zufrieden war, massierte sie mit ihrer Zunge ihr kleines Bäuchlein, legte sich wieder um sie und Shisara schlief auf der Stelle ein. Diesmal schlief Shisara nicht so lang, und sie erwachte auch nicht, weil sie Hunger hatte, oder sich erleichtern musste. Shisara schaute sich neugierig in der Höhle um, und steckte ihre kleinen Nüstern überall hinein, um ihr Zuhause richtig kennen zu lernen. Die ganze Höhle trug Shizukas Geruch, bis auf das eine Lager in der Nähe des Ausgangs, dort konnte sie mehrere andere Gerüche finden. Fragend blickte sie ihre Mutter an. „Auf dem Lager haben vor einiger Zeit mein Sohn und sein Gefährte übernachtet.“, erklärte sie Shisara. Shisara nickte und war mit ihrer Antwort zufrieden. „Wo soll ich das Nest hinbauen?“, wollte Shizuka von Shisara wissen. Shisara schaute sich um, und lief zielstrebig zu Seth und Jonos Lager. Es war schön vorne am Eingang, sie konnte hinaus schauen und – sie mochte den Geruch, der von dem Lager ausging. „Gut, dann bau ich dir dein Nest hier vorne hin.“ Shizuka war mit Shisaras Wahl sehr zufrieden und machte sich an die Arbeit. Nachdem sie aus den Zweigen einen schönen Kessel hergestellt hatte, flog sie davon, um Gras zu rupfen, damit sie das Nest damit auspolstern konnte. Doch als sie damit wieder kam, musste sie lächeln. Shisara war eifrig damit beschäftigt, ihr Nest mit dem Lager von Seth und Jono auszupolstern. Shizuka war stolz auf ihre kleine Tochter. Nein, um Shisara brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, sie würde sich nicht unterkriegen lassen, niemals. Sie hatte einen starken und festen Willen, wie sie an dieser „kleinen“ Aktion sehen konnte. Kisara konnte stolz auf ihre Tochter sein… Aber das Gras hatte sie nicht umsonst geholt, wenn Shisara es nicht brauchte, dann würde sie ihr eigenes Lager ein wenig damit auspolstern. Sie entschied Shisara nicht zu stören, legte das Gras ab und machte sich auf den Weg noch ein Wild für das Abendessen zu erlegen. Mit einem Reh im Maul kehrte Shizuka zu ihrer Höhle zurück und betrachtete das Werk ihrer Tochter. Das hatte sie wirklich gut gemacht. „Na, Kleine,“ sagte sie zärtlich, „du hast jetzt bestimmt Hunger.“ Mit roten Backen schaute Shisara sie erwartungsvoll an. „Das hast du wirklich gut gemacht.“, lobte sie die Kleine. „Ich hätte es nicht besser machen können. Ist es denn bequem?“ Shisara krabbelte in ihr Nest, rollte sich ein und seufzte zufrieden auf. „Möchtest du nicht erst noch etwas fressen, bevor du einschläfst?“, wollte Shizuka lächelnd von ihr wissen. Shisara hob ihren kleinen Kopf, schaute Shizuka an, blickte auf das Reh und schüttelte müde den Kopf. Nein, sie wollte sich jetzt erst einmal in ihrem Nest ausruhen, der Hunger kam später von ganz alleine. „Na, dann ruh dich aus und nimm dein Nest in Besitz.“, stimmte Shizuka ihr zu. „Ich warte mit dem Fressen auf dich, bis du auch Hunger hast.“ Als die Sonne schon fast den Boden berührte erwachte Shisara wieder. Sie hatte in ihrem Nest wunderbar geschlafen, es war gemütlich und es roch so gut. Ob sie Shizukas Sohn mal kennen lernen würde? Das wäre schön, das wäre ja wohl dann – ihr Bruder, erkannte sie. Es gefiel ihr, einen großen Bruder zu haben. Ob er sie wohl mögen würde? Doch als sie darüber nachdachte, fiel ihr etwas auf. Das Reh konnte warten, sie musste erst etwas nachprüfen. Nachdenklich untersuchte sie die ganze Höhle, in jede Ritze steckte sie ihre Nüstern gleich zweimal. Sie roch und suchte… etwas fehlte… es fehlte ein Geruch… Sie ging zu Shizuka, stupste sie mit ihrer kleinen Schnauze an und schaute sie fragend an. „Was ist meine Kleine?“, fragte Shizuka warm. Sie hatte das Tun der Kleinen aufmerksam beobachtet, und wusste noch nicht genau, worauf dies hinaus laufen sollte. >Mama, wo ist meine Mama?< wollte Shisara wissen. Sie hatte keine Zeit zu warten, bis sie richtig sprechen konnte, also versuchte sie in Gedanken mit ihrer Mutter Kontakt aufzunehmen. Shizuka war für einen kleinen Augenblick erschrocken, als sie Shisaras Stimme in ihrem Kopf vernahm. Als nächstes irritierte sie die Frage. „Ich bin doch hier, meine Kleine.“, antwortete sie ihr. >Nein, ich meine meine andere Mama, die die das Ei gelegt hat und bei mir war, als ich geschlüpft bin.< erklärte Shisara ernst. Shizuka war verblüfft. Woher konnte Shisara das wissen? Gut Kisara hatte die Kleine trocken geleckt, aber sie fragte nach einer Mama, und nicht nach einem Papa. Was sollte sie ihr nur sagen? >Die Wahrheit. Mama, sag mir bitte die Wahrheit.< bat Shisara. Shizuka erschrak, Shisara konnte Gedanken hören oder gar lesen. >Nein, lesen kann ich sie nicht, aber ich kann deine Gedanken hören.< erklärte ihr Shisara. Shizuka holte tief Luft. „Deine Mama heißt Kisara,“ begann sie, „doch sie konnte dich nicht behalten. Traurig legte sie ihr Ei in ein windgeschütztes, sonniges Nest, und hoffte, dass ihr Junges leben würde.“ >Aber, warum konnte sie mich nicht behalten?< fragte Shisara interessiert. „Es war zu früh für sie ein Ei zu bekommen, denn sie hatte noch keinen Gefährten erwählt, sich also noch nicht offiziell gepaart. Sie musste sich zwischen zwei Bewerbern entscheiden, und durfte doch noch gar kein Ei tragen. Ein Weibchen bekommt ihr Ei erst, - nachdem – sie sich einen Gefährten erwählt hatte. Aber du warst nicht das Junge von einem dieser Bewerber, dein Vater ist jemand gänzlich anderes. Er gehörte nicht zur Kolonie, ja nicht einmal zu ihrer Rasse. Sie konnte ihn nicht zum Gefährten nehmen, gemischte Verbindungen waren in den Kolonien nicht geduldet, und Mischlinge erst recht nicht. Und in ihrem Fall war sie das einzige Weibchen, das für eine Partnerschaft zur Verfügung stand. So fürchtete Kisara um dein Leben, und um die Rache der betrogenen Bewerber.“, erzählte Shizuka. Shisara hatte eine Menge zum Nachdenken. Sie krabbelte in ihr Nest, und ließ ihre Gedanken schweifen. Ihre Mutter musste sich von trennen… und ihr Vater gehörte einer anderen Rasse an… >Mama, weißt du, welcher Rasse mein Vater angehört?< fragte sie nach einer Weile. „Dein Vater ist ein schwarzes Rotauge, genau wie ich.“, antwortete ihr Shizuka. >Und wem seh ich ähnlich?< wollte sie als nächstes wissen. „Deine Gestalt ist die eines Rotauges, aber von der Färbung her bist du ein Blauauge.“, sagte Shizuka. >Seh ich dann so aus, wie du?< „Ja, nur eben weiß.“ Shisara schaute nachdenklich. Da war aber noch etwas, dass sie irritierte, doch sie kam nicht darauf… Moment… >Mama, wer hat mich ausgebrütet?< forschte sie weiter. „Ich hab dich ausgebrütet,“ erklärte Shizuka, „aber immer wenn Kisara es konnte, kam sie vorbei und setzte sich auf ihr Ei. Und als du geschlüpft bist, saß sie gerade auf dem Ei.“ >Ob ich Mama einmal wieder sehen werde?< meinte Shisara traurig. „Könnte schon sein.“, meinte Shizuka. „Ich hatte ihr gesagt, wo meine Höhle liegt.“ Shisara überlegte weiter. >Wann kommt mein Bruder das nächste Mal her?< wollte Shisara als nächstes wissen. „Das weiß ich nicht.“, sagte Shizuka traurig. Shisara horchte auf. Was war mit ihrem Bruder? Warum machte er Mama traurig? Sollte sie fragen? Shisara schüttelte leicht den Kopf, nein jetzt noch nicht, vielleicht später. Aber jetzt bekam sie doch ein wenig Hunger, kletterte aus ihrem Nest und machte sich über das Reh her. Als sie gesättigt war, krabbelte sie zu Shizuka, kuschelte sich an sie und schlief zufrieden ein. Shizuka fraß den Rest des Rehs und legte sich um Shisara. Sie wachte über ihren Schlaf und genoss die Wärme, die ihr Herz erfüllte. Shisara erstaunte sie. Sie war gerade einmal ein Tag alt, aber sie stellte Fragen, wie eine heranwachsende… Shizuka war sich sicher, dass Shisara etwas Besonderes war, das es kein Zufall war, dass Kisara von dieser einen Paarung ein Ei getragen hatte. Sie wusste nur noch nicht, warum und in welcher Form. Und, Shisara hatte sie gewiss nicht zum letzten Mal verblüfft. Aber sie musste doch schmunzeln, als sie daran dachte, wo Shisara sich ihr Nest gebaut hatte. Und wie eifrig sie sich ihr Polster ausgesucht und es auch eingebaut hatte... Nach einiger Zeit schlief auch sie ein, morgen wartete ein neuer Tag auf sie. Mit Shisara und gewiss noch mehr Überraschungen. Nein, das Leben mit Shisara würde gewiss nicht langweilig werden. Kapitel 32: Neue Ziele ---------------------- Seth kontrollierte das Zelt, ob es Jonos Verwandlung heil überstanden hatte. Und siehe da, sein Ansatz war richtig gewesen. Auch wenn Jono sich verwandelte, hielt das Zelt mit. Jedoch die Krause hatte Jono wirklich gut gestanden, fand er. Mit diesem Zelt konnten sie auch wieder Ausflüge außerhalb des Tals machen, und mal wieder Yugi besuchen, oder Ishizu. Seth war erstaunt über sich, er hätte nicht gedacht, dass er sich noch einmal Gedanken darüber machen würde, andere Menschen zu besuchen. Aber, vor Ishizu brauchte er sich nicht mehr zu verbergen, sie wusste genau, wer oder was er war. Und Yugi, kannte seinen besonderen Freund…Ja, diese Beiden gaben ihm ein wenig den Glauben an die Menschen zurück. Und deshalb würde er sie auch gern einmal wieder besuchen wollen. Und jetzt, nachdem er Jonos Mutter Shizuka kennen gelernt hatte, und ihr Verständnis erleben durfte, hatte der Gedanke daran, einmal bei seinem Zuhause vorbei zu schauen, überhaupt nichts beängstigendes mehr. „Was hältst du davon, wenn wir deine Mutter ab und an besuchen?“, wollte er von Jono wissen. >Ich weiß nicht.< kam es gedehnt von Jono. >Vielleicht.< Jono machte eine Pause. >Aber vorher will ich deine Familie kennen lernen, du hast es mir versprochen.< erinnerte er Seth an sein Versprechen bei seiner Mutter. „Aber das wäre nur zu VOLLMOND möglich.“, gab Seth zu Bedenken, und betonte Vollmond dabei so eigenartig. Vollmond – wenn er ein Mensch wäre… Jono schluckte, an Vollmond wollte er doch ganz andere Sachen mit Seth machen… Aber – es gab ja immerhin noch die Nacht… entschied er. >Dann müssen wir eben an Vollmond bei dir sein.< meinte Jono zustimmend. >Und wie weit ist es bis zu deinem Dorf?< wollte er von Seth wissen. „Das kann ich dir leider überhaupt nicht sagen.“, antwortete ihm Seth verschämt. „Ich habe überhaupt keine Ahnung, wo dieses Tal hier liegt. Und vorher bin ich 5 Jahre lang kreuz und quer durch das Land gezogen.“ „Aber ich vermute mal, südlich von hier.“, meinte er nach einer Pause. >Dann suchen wir es halt eben.< meinte Jono zuversichtlich. >Du kannst mir ja erst einmal ein wenig von der Gegend erzählen, in der du groß geworden bist.< schlug Jono nach einigem Nachdenken vor. „Keine schlechte Idee.“, stimmte Seth zu. Er lehnte sich zurück, schloss seine Augen und versuchte sich zu erinnern. „Als ich unser Dorf verließ, gab es dort 27 Hütten und eine Schmiede. Die Hütte meiner Eltern lag etwas abseits, da wir einige Kühe hielten und aus der Milch Käse und Butter herstellten. Und so brauchten sie etwas mehr Platz.“, erzählte Seth. >Und wie sah die Gegend aus, in der euer Dorf lag?< forschte Jono nach. „Das Dorf selbst lag an einem Hügel, etwas oberhalb war ein Wald.“ Seth schauderte, er dachte nicht gern an den Wald zurück. „Dort wurde ich von meinem Geheimnis überrascht und auch gleich entdeckt. Östlich vom Dorf waren ausgedehnte Wiesen, auf denen die Tiere des Dorfes gehalten wurden: Kühe, Schafe, Ziegen und Schweine. Westlich des Dorfes waren die Äcker, die von allen gemeinsam bewirtschaftet wurden.“ >Und andere Dörfer? Gab es in der Nähe noch andere Dörfer?< wollte Jono weiter wissen. „4 Tagesreisen südlich gab es eine kleine Stadt, dazwischen waren drei oder vier Dörfer, in denen man übernachten konnte. Die Hauptstadt war sogar 10 Tagesreisen entfernt. Aber dort war ich nie.“, erzählte Seth weiter. >Weißt du denn, in welcher Richtung die Hauptstadt lag?< erkundigte sich Jono. „Ich glaub es war südöstlich von der kleinen Stadt aus, aber sicher bin ich mir nicht.“, antwortete Seth. „Weißt du denn wo die Hauptstadt liegt?“ >Als ich meine Kolonie verlassen musste, bin ich ein oder zwei Mal darüber hinweg geflogen, man kann sie aus großer Entfernung recht gut erkennen. Und daran können wir uns ja orientieren.< meinte Jono. „Das klingt gut.“ Seth war von Jonos Verschlag überzeugt. >Und wenn wir das Zelt mitnehmen, können wir ja auch ein paar Tage unterwegs bleiben. Wir brauchen uns ja nicht anderen Menschen zu zeigen, es gibt überall abgelegene Plätze.< Wenn Seth nicht in ein Dorf zu anderen Menschen wollte, dann hatte er auch keine Probleme damit, mit ihm unterwegs zu sein. Und auch ihm haben die Begegnungen mit Ishizu, Yugi und Tea, und auch mit seiner eigenen Mutter Mut gemacht. >Es ist doch ganz geblieben?< fragte Jono ängstlich. „Ja.“, lächelte Seth. „Sei ganz unbesorgt, du hast das Zelt diesmal nicht zerstört. Ich hab es doch so gebaut, dass es auseinander fallen kann.“ Jono war beruhigt. „Aber eigentlich brauchen wir das Zelt nicht, ich schlaf doch sowieso am liebsten unter deinem Flügel.“ So waren Seth und Jono sich einig, sie wollten die nächsten Tage dazu nutzen, das Heimatdorf von Seth ausfindig zu machen, damit sie an Vollmond leicht dorthin gelangen konnten. ~~~ Shisara hatte gut geschlafen, doch jetzt weckte sie ihr hungriges Bäuchlein. Sie bewegte sich und versuchte ein wenig mehr Platz zu bekommen und weckte damit Shizuka auf. „Guten Morgen, meine Kleine.“, begrüßte Shizuka sie. „Und, hast du schon Hunger?“ Shisara nickte. „Weißt du noch, wo du dich erleichtern kannst?“, fragte Shizuka nach. Shisara nickte ein zweites Mal. „Schaffst du es schon alleine?“, erkundigte sich Shizuka fürsorglich. >Ich glaub schon.< Shizuka erschrak, als Shisara ihr auf diese Weise antwortete. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie sich daran gewöhnt hatte. „Ich könnte in der Zwischenzeit jagen gehen, oder soll ich lieber noch so lange bleiben?“, wollte Shizuka wissen. >Bleib bitte noch da.< bat Shisara leise. „Gut, dann warte ich, bis du fertig bist.“, sagte Shizuka zärtlich. Als Shisara sich erleichtert hatte, kam sie in die Höhle zurück und krabbelte in ihr Nest. Dort kuschelte sie sich zufrieden ein und Shizuka konnte sich auf die Jagd machen. Nach einiger Zeit kehrte sie mit einem Kaninchen und einem Reh zurück und Shisara konnte ihren Hunger stillen. Shizuka schaute ihr dabei zu, denn sie hatte bereits beim jagen ein Kaninchen verspeist. Nach dem Essen schaute sich Shisara die nähere Umgebung der Höhle an und Shizuka beobachtete sie dabei. Um die Mittagszeit ruhte sich Shisara wieder ein wenig in ihrem Nest aus und löcherte später Shizuka mit allerlei Fragen über ihren Bruder. Sie konnte nie genug von ihm hören, Shizuka musste ihr immer wieder von seiner Kindheit erzählen. Sie mochte ihren Bruder, nein sie liebte ihn jetzt schon, auch wenn sie ihn noch nie gesehen hatte. Sie konnte den Tag kaum erwarten, an dem er endlich einmal vorbeikommen würde. Nach drei Tagen fühlte sich Shisara stark genug, Shizuka jagen zu lassen während sie sich erleichterte und anschließend auf sie wartete. Die ersten zwei Tage verbrachte sie noch in ihrem Nest, aber am dritten lief ihr, als sie gerade zur Höhle zurückkehren wollte, eine Maus über den Weg. Aufmerksam folgte sie ihr mit ihren Augen und schaute wohin sie lief. Die Maus verschwand in einem kleinen Loch, das wohl zu ihrem Bau führte. Am vierten Tag schaute sie, ob sie die Maus wieder sah, und sie hatte Glück. Am fünften Tag begann es in ihr zu zucken, und am sechsten konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und versuchte die Maus mit ihrem Maul zu fangen. Doch sie hatte keinen Erfolg damit, und die Maus verschwand wie der Blitz in ihrem Loch. Ihr Hunger wurde immer größer, und so ging Shizuka dazu über, auch am Abend noch zu jagen. Shisara verbrachte weiter ihre Zeit damit, zu versuchen die Maus zu fangen. Sie wurde mit der Zeit zwar immer schneller, aber sie schaffte es immer noch nicht die Maus mit ihrem Maul zu fangen. Also änderte sie ihre Taktik und versuchte auf die Maus zu springen und sie mit ihrer Pfote zu erwischen. Und siehe da – sie hatte Erfolg damit. Als sie 14 Tage alt war, hatte Shisara ihre erste Maus gefangen und präsentierte sie stolz ihrer Mama. Shizuka war stolz auf ihre kleine Tochter, sie hatte sich ganz allein das jagen beigebracht, und auch aus ihrem Fehler gelernt. Rund um ihre Höhle waren die Mäuse vor Shisaras neu entdeckter Jagdleidenschaft nicht mehr sicher. Und es dauerte nicht lange, da beklagte sich Shisara darüber, dass sie keine Maus mehr fangen würde. Also brachte ihr Shizuka lebende Kaninchen mit, damit Shisara ihrer neuen Leidenschaft frönen konnte. Als nächstes machte sich Shisara daran das fliegen zu lernen. Jeden Tag sah sie ihre Mutter davon fliegen, und wieder ankommen. So versuchte sie auch hierbei ihr Glück. Als erstes probierte sie ihre kleinen Flügel aus, sie schlug sie fleißig auf und ab und rannte dabei in der Höhle herum. Aber mit dem Ergebnis war sie äußerst unzufrieden. Mama musste nicht herumrennen, sie breitete ihre Flügel aus, schlug einmal kräftig damit und hob vom Boden ab. Aber bei Shisara klappte das nicht so. Frustriert verzog sie sich in ihr Nest und grübelte nach. Shizuka schaute ihren Bemühungen lächelnd zu. Nein, sie würde ihr nicht helfen – ihre Tochter war ehrgeizig, sie würde es allein herausfinden, und auch allein herausfinden wollen. Außerdem war sie so beschäftigt, und hatte keine Zeit für Nörgeleien. Aber auf eines verzichtete Shisara nie: auf ihr Mittagsschläfchen in ihrem Nest und auf ihre Nachtgeschichte, die natürlich über ihren Bruder gehen musste. Das Leben in der Kolonie interessierte sie hingegen überhaupt nicht, und Shizuka war froh darüber. Noch stellte sie keine Fragen darüber, warum sie hier alleine lebten, ohne andere Drachen… Auch nach ihrer Mutter fragte sie kein zweites Mal. ~~~ Kisara wurde immer trauriger. Es zog sie immer wieder zu Shisaras Platz zurück, so sehr es ihrem Gefährten Gozaburo auch missfallen mochte. Sie schaffte es immer wieder Gozaburo zu entwischen. Aber sie konnte ihre Tochter nicht vergessen, sie musste einfach immer wieder zu dem einzigen Ort, der sie mit ihrer Tochter verband. Und wieder saß sie auf diesem Platz und trauerte. Sie hätte niemals gedacht, wie weitreichend die Folgen von ihrem Tun für sie wären. Sie hatte ein Tabu gebrochen, eine Regel verletzt, genauer gesagt sogar zwei: 1. Sie hatte sich mit einem fremden Männchen gepaart 2. Sie lebte nicht mit dem Männchen ihrer ersten Paarung zusammen 3. Sie hatte ihr Ei ausgesetzt – war dann aber doch dabei, als ihre Tochter aus dem Ei geschlüpft ist und 4. musste sie doch einer Fremden überlassen. Wenn sie so darüber nachdachte, dann hatte sie jede Regel gebrochen, die für ein Drachenweibchen galten. Sie war davon ausgegangen, dass es nichts ausmachen würde, nicht mit dem Männchen der ersten Paarung zusammen zu leben, aber es war ganz anders. Sie hatte zwar gewusst, dass Drachenweibchen mit dem Partner, den sie für die erste Paarung auswählten, bis zu ihrem Tod zusammenblieben… aber dass es ihr so schwer fallen würde, mit dem zweiten zusammen zu leben, hatte sie nicht erwartet. Wenn sie jedoch ehrlich war, sie hätte, wenn es noch andere Männchen gegeben hätte, keinem von den Beiden, zwischen denen sie sich entscheiden musste, den Vorzug gegeben. Vielleicht hatte sie auch deshalb geschehen lassen, was geschehen war. Das schlimmste an der ganzen Geschichte war für sie jedoch, dass sie niemanden hatte, mit dem sie darüber reden konnte. In ihrer Kolonie waren einfach alle nur froh gewesen, als sie sich für Gozaburo entschieden hatte, damit jedes der beiden Männchen endlich wusste, wo es hin gehörte, und endlich Ruhe einkehrte. Gozaburo hatte sich, nachdem sie sich für ihn entschieden hatte, als ein ziemlich herrisches Männchen herausgestellt. War er schon immer so, oder ahnte er am Ende etwas? Wen konnte sie nur darüber befragen? Seine Mutter war schon vor einigen Jahren gestorben und sein Vater galt als vermisst… Aber sie konnte ihre Entscheidung nicht rückgängig machen, auch wenn das andere, das abgewiesene Männchen, ihr jetzt als die bessere Wahl erschien. Und selbst wenn es ihr gestattet wäre, Gozaburo würde es nicht zu lassen, er betrachtete sie als sein persönliches Eigentum, und ihre eigentliche Aufgabe war es, ihm endlich sein Ei zu legen. Jeden Abend bestieg er sie, stets wollte er wissen, wann sie endlich sein Ei in sich trug, sie mochte es nicht, wenn er das tat. Immer wieder fragte sie sich, ob er auch so gewesen wäre, wenn nicht… Aber das würde sie niemals erfahren, denn er war nun mal nicht ihr erster Paarungspartner gewesen… Und nun musste sie immer wieder daran denken, wie nett der Schwarze zu ihr gewesen war, wie zartfühlend er auf sie eingegangen war, und wie wohl sie sich in seiner Gegenwart gefühlt hatte. Sie würde ihn nie wieder sehen, sie kannte weder seinen Namen, noch wusste sie, wo seine Kolonie lag. Als sie Gozaburo erwählte, erschien ihr sein Besteigen wie ein Triumph über sie, er war ziemlich rücksichtslos. Sie hatte mal gelernt, dass es einem Männchen zur Ehre gereichte, wenn ein Weibchen es erwählte, und dass jede Paarung von neuem von dem Weibchen gestattet werden müsste, doch Gozaburo befahl es ihr einfach und machte sich auch nicht allzu große Mühe… Wenn ihr Herz nicht so trauern würde, dann würde sie sich sicher seine Behandlung so nicht gefallen lassen, obwohl… er Widerspruch auch höchstwahrscheinlich gar nicht zu lassen würde. Was Kisara nicht wusste war, dass Gozaburo den Brutplatz nach der Abreise der Schwarzen sehr genau unter die Lupe nahm. Er hatte gesehen, wie sie mit dem Jungen davon geflogen war und es erschien ihm für ein Junges von schwarzen Rotaugen ziemlich hell zu sein, und als er an den Eierschalen roch, rochen sie verdächtig stark nach seiner Gefährtin. Oh, er war wütend, so wütend wie schon lange nicht mehr. Nicht nur dieses entwürdigende Werben um das einzige zur Verfügung stehende Weibchen, und die Gefahr der Verlierer zu sein… Kaum das er geglaubt hatte, endlich der Gewinner zu sein, was seinem überzogenen Selbstbewusstsein mehr als nur schmeichelte, musste er erkennen, dass seine Gefährtin ihn nur als das bessere Übel betrachtet hatte. Jeden Abend ließ er seinen Frust und seine Wut an ihr aus, und dass sie es einfach so über sich ergehen ließ, machte ihn noch wütender. Und als er die Eierschalen untersucht hatte, und sie eindeutig nach seiner Gefährtin rochen, musste er außerdem feststellen, dass er auch noch der Betrogene war. Sie hatte gut getan, dieses Ei vor ihm zu verbergen, er würde niemals das Junge eines anderen in seiner Höhle dulden. Er wurde von Tag zu Tag wütender, ließ Kisara täglich seine Wut spüren, und erkannte, dass ihr Herz bei diesem Jungen und diesem Anderen war. Er wollte ihr mit Macht ein Ei einprügeln, sie sollte endlich sein Ei tragen, sein Junges ausbrüten… ~~~ Sie waren nun seit zwei Tagen unterwegs und hatten noch nichts gefunden, auf das Seth Erinnerungen zu trafen. Es war nicht einfach, in der Nähe der Hauptstadt gab es kein einsames Plätzchen für sie, an dem sie schlafen konnten, ohne von anderen Menschen entdeckt zu werden. Morgen wäre Neumond, da wollten sie zurück in ihr Tal fliegen, Seth hatte große Lust daran gezeigt einmal eine solch weite Strecke zu fliegen. Das lange fliegen hatte ihm schon bei Shizukas Besuch gefallen … Nördlich der Hauptstadt hatten sie nun schon wirklich alles abgesucht und nichts gefunden, also entschieden sie sich, doch auch noch südlich der Hauptstadt zu suchen. Am Morgen des Neumondes wachte Seth wie gewohnt kurz vor Sonnenaufgang auf, schälte sich aus Jonos Flügel heraus und wartete darauf, sich zu verwandeln. Als er wieder ein weißer Blauaugendrache war, kuschelte er sich noch ein wenig an Jono und wartete darauf, dass auch er erwachen würde. Er erfreute sich immer seines Anblicks, wenn Jono sich im Halbschlaf an ihn drückte und so selig ausschaute. Und richtig, Jonos Nüstern benötigten nur einen kleinen Augenblick, um sich auf den Weg unter seinen Flügelansatz zu machen und behaglich den Geruch einzuatmen. „Dir gefällt es wohl ebenso unter meinem Flügel, wie mir unter deinem.“, begrüßte ihn Seth lächelnd, als Jono seinen Kopf wieder unter Seths Flügel heraus zog. Jono nickte nur. „Du riechst einfach zu gut,“ meinte er schwärmend, „ich kann von dir nie genug kriegen.“ Sprachs und begrüßte seinen Weißen erst einmal in aller Ausführlichkeit. Das ließ er sich an Neumond nicht nehmen. Doch als er sich Seths Bauchfalte nähern wollte, wiegelte Seth ab. „Nicht jetzt, wir haben heute noch etwas vor, und wenn wir zu Sonnenuntergang in unserer Höhle sein wollen, dann sollten wir uns jetzt besser etwas zu Fressen suchen und uns auf den Weg machen.“ Außerdem fühlte Seth sich etwas unbehaglich, sich so in der Öffentlichkeit zu paaren, ganz besonders in Menschengebiet. In ihrem Tal war das etwas anderes, dort waren sie geschützt, aber hier draußen… Drachen waren zu keiner Zeit angreifbarer und verletzlicher als bei der Paarung, ihre ganze Wachsamkeit war dahin, nur die Paarung hatte noch Raum in ihrem Kopf und alle damit verbundenen Gefühle. Nein, er zog ihre Höhle vor, dort fühlte er sich sicher und geborgen. Jono verstand, und auch wenn er ein klein wenig schmollte, so hatte Seth ja recht. Also machten sie sich auf die Suche nach etwas Essbarem und begaben sich dann in südliche Richtung. Sie wollten das Gebiet südwestlich der Hauptstadt absuchen… Die Heimat Seths musste doch zu finden sein… 10 menschliche Tagesreisen waren von der Luft aus gesehen doch kein so unüberschaubares Gebiet… Seth zweifelte schon manchmal an seiner Erinnerung, doch da er damals sein Dorf Kopflos und übereilt verlassen musste, und tränenblind davon gelaufen war, nur darauf bedacht allen anderen Menschen aus dem Weg zu gehen, hatte er KEINE Ahnung, in welcher Richtung er überhaupt seine Heimat verlassen hatte. Doch heute schienen sie endlich Glück zu haben, sie konnten in der Ferne eine hügelige Landschaft ausmachen, und aufgeregt flog Seth darauf zu. Da er sich ja heute niemandem zeigen wollte, und sich so seiner Vergangenheit stellen musste, hatte er keine Angst davor, wie die Dorfbewohner wohl auf ihn reagieren würden. Je näher sie kamen, umso mehr vertrautes fand er wieder, und schließlich hatten sie das Dorf erreicht. Es schien nicht größer geworden zu sein. „Hier war also dein Zuhause.“, stellte Jono fest. „Eine schöne Gegend.“ „Ja,“ meinte Seth leise, und erinnerte sich an die Ausflüge, die er mit seinem Vater oder auch mit seiner ganzen Familie gemacht hatte. „Es ist eine schöne Gegend. „Da,“ wies er Jono auf eine größere Hütte hin, die alleine und etwas abseits stand, „das ist mein Elternhaus, dort bin ich geboren und aufgewachsen.“ „Warum steht die Hütte alleine?“, wollte er von Seth wissen. „Meine Eltern hatten sich entschieden, mehr als nur eine Kuh halten zu wollen, und wollten auch ganz dicht bei ihren Tieren sein, deshalb bauten sie diese Hütte, und etwas abseits,“ Seth zeigte auf eine kleinere Hütte, die in den Hügel hineingebaut war, „bauten sie noch einen Lagerplatz für Käse und Butter. Wenn der Sommer gut war, und die Kühe viel Milch gaben, dann konnte mein Vater einigen Käse in der Hauptstadt verkaufen. Und die Dorfbewohner gaben meinen Eltern von ihren Feldfrüchten ab, dafür dass sie ihren Käse bei uns lagern durften.“, erklärte er Jono. Jono fand diese Aufteilung ziemlich gut, und als er sich weiter umblickte, konnte er noch einige mehr von diesen Hügelhütten erkennen und wies Seth darauf hin. Seth war erstaunt, aber nicht wirklich überrascht, wahrscheinlich hatte die Lagerhütte seiner Eltern nicht mehr ausgereicht. Ohne es zu bemerken flogen sie etwas tiefer, und die Kühe auf der Wiese wurden unruhig, als eine Tür aufging. Eine Frau trat heraus, redete beruhigend auf die Kühe ein und blickte hinauf in den Himmel. Und auch über diese Entfernung wusste Seth, dass sie sich genau in die Augen schauten. „Ist sie das?“, fragte Jono vorsichtig nach. „Ja, das ist meine Mutter.“, antwortete Seth seltsam berührt. ~~~ Kisara hörte die Kühe aufgeregt muhen und ließ ihre momentane Arbeit ruhen, um nach dem rechten zu sehen. In ihrer Rechten hatte sie die Heugabel, als sie vor die Hütte trat. Ob das wieder diese Halbstarken waren, die ihre Kühe ärgern oder gar eine davon stehlen wollten? Erstaunt blickte sie um sich, als sie sah, dass sich kein anderer Mensch bei ihren Kühen befand, und auch kein Wolf zu erkennen war. Doch was hatte ihre Kühe aufgescheucht? Sie schaute hinauf zum Himmel und war überhaupt nicht erstaunt, einen weißen Drachen zu sehen. Heute war Neumond, und seit 5 Jahren schon blickte sie immer wieder an Neumond zum Himmel, in der Hoffnung ein Lebenszeichen von ihrem Sohn zu erhalten. Sie war sich sicher, dass dies ihr Sohn war, es konnte gar nicht anders sein, etwas anderes ließ ihr Kopf auch gar nicht zu – von ihrem Sohn ging keine Gefahr aus… beruhigend redete sie auf ihre Kühe ein. Es war ihr, als würden sie sich in die Augen sehen, auch über solch eine Entfernung hinweg… und erst im nächsten Augenblick fiel ihr auf, dass der Weiße Drache Begleitung von einem Schwarzen Drachen hatte. Sie schienen zusammen zu gehören, es wirkte auf sie nicht wie ein Kampf oder eine Jagd… Kisara war glücklich, ihr Sohn lebte, schien eine Gefährtin gefunden zu haben und war nicht einsam… Sie hatte sich solche Sorgen um ihn gemacht, nachdem sie ihren ersten Schock überwunden hatte, aber von ihm war keine Spur mehr zu finden gewesen, so sehr sie und ihr Mann auch nach ihm gesucht hatten. Sie waren bereit gewesen, mit ihm zusammen das Dorf zu verlassen, wenn sie ihn nur gefunden hätten... Sie blickte den beiden Drachen hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen waren und ging nachdenklich in ihre Hütte zurück. Abwesend stellte sie die Heugabel an ihren Platz und nahm ihre Arbeit wieder auf. „Was ist los, Mutter?“, wollte Moka von ihrer Mutter wissen. Sie war irritiert, die Kühe waren unruhig gewesen, und ihre Mutter kam zurück und erzählte ihr nicht, was los gewesen war. „Ich hatte grad einen Traum…“, sagte Kisara immer noch abwesend, „dein Bruder lebt, und es geht ihm gut…“ „Wirklich?“ Moka freute sich, ihre Mutter hatte sich alles viel zu sehr zu Herzen genommen, und als ihr Vater vor 2 Jahren aus der Hauptstadt nicht zurückkam, hatte sie sich immer mehr in sich zurückgezogen. Nur die Sorge um ihre Kühe und um sie hatte sie am Leben erhalten, und natürlich die Hoffnung, eines Tages ihren Sohn wieder zu sehen. Natürlich war es am Anfang ein ziemlicher Schock für sie gewesen, als sie erfuhr, dass ihr Bruder sich in einen Drachen verwandelt hatte. Aber heute fand sie es einfach nur toll, einen Bruder zu haben, der sich in einen Drachen verwandeln konnte. Doch das durfte sie nicht laut sagen, ihre Mutter begann zu heulen und die anderen Kinder im Dorf nannten sie Monsterschwester oder Schwesternmonster, und erzählten ihr mit schadenfrohem Grinsen lauter Gruselgeschichten, in denen Drachen Menschen auffraßen, und fragten sie: „Na, wie viel Menschen hat dein Bruder schon aufgefressen?“ „Wenn du 15 bist, verwandelst du dich dann auch in einen Menschen fressenden Drachen?“ Oh, wie sie das hasste, und dann wünschte sie sich, dass sie sich wirklich in einen Drachen verwandeln könnte, um es all denen heim zu zahlen. Doch das wiederum durfte sie ihrer Mutter nicht erzählen. Seit ihr Vater nicht mehr da war, hatte sich ihr Leben im Dorf gewaltig verschlechtert. Die Halbwüchsigen hatten angefangen sich an ihren Kühen zu vergreifen, und sie zu ärgern, und keiner der anderen Erwachsenen bot ihnen wirklich Einhalt. Daran konnte Moka erkennen, wie alle im Dorf über sie dachten, so lange ihr Vater noch da, wagten sie es nicht, ein Wort zu sagen, er war ein viel zu guter Jäger und Bogenbauer, als dass sie auf ihn verzichten wollten. Aber als er nicht mehr zurückkam, bauten sie sich sogar ihre eigenen Kühlhütten, nur um nichts mehr mit ihnen zu tun haben zu müssen. Moka hatte ihrer Mutter schon mehrmals vorgeschlagen, doch das Dorf zu verlassen, und wo anders neu anzufangen, aber ihre Mutter lehnte immer wieder ab. „Wo soll Seth dann nach uns suchen sollen?“ ~~~ Kurz vor Vollmond, als Shisara etwa einen Mond alt war, hörte Shizuka, dass sie Besuch bekamen. „Shisara, sei so lieb und begib dich in den hinteren Teil der Höhle, bis ich dich rufe.“, forderte sie die Kleine auf. „Ja, Mama, mach ich.“ Shisara fragte nicht, warum, es war ihr klar, dass noch niemand wusste, dass es sie gab, und ihre Mama musste noch ein wenig vorsichtig sein. „Oh, hallo Katsuya.“, hörte sie ihre Mama erleichtert sagen und lugte neugierig hinter ihr hervor, um zu sehen, wer da gekommen war. Ohne die Vorstellung ihrer Mutter abzuwarten, lief sie zum Eingang und beschnupperte neugierig das fremde Drachenmännchen. Nein, das war nicht ihr Bruder, der roch ganz anders. „Hallo, wer bist du denn?“, begrüßte Katsuya das kleine Wesen zu seinen Füßen. Shisara blickte ihn von unten an und fragte ernst: „Bist du mein Papa?“ Kapitel 33: Unerwartete Begegnungen ----------------------------------- „Shisara!“, schnappte Shizuka nach Luft, ihr war fast das Herz stehen geblieben. „So etwas fragt man doch keinen Fremden.“, versuchte sie sie zurecht zu weisen. Unschuldig blickte Shisara zu ihrer Mutter. „Nein, ich bin nicht dein Papa.“, antwortete Katsuya freundlich dem kleinen Wesen an seinen Füßen, denn er nahm an, dass Shizuka die Mutter der Kleinen war. „Hab ich etwas nicht mitbekommen?“, fragend schaute er zu Shizuka. „Ja und Nein,“ lächelte Shizuka, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte. „Bist du der Papa von meinem Bruder?“, mischte sich Shisara ein. Sie wollte wissen, wer dieses Männchen war, ihre Mutter schien keine Angst vor ihm zu haben und ihn gut zu kennen. „Nein, ich bin auch nicht der Papa von deinem Bruder.“, antwortete Katsuya immer noch ganz geduldig. „Aber du scheinst mir ein ganz schön neugieriges Persönchen zu sein.“, lächelte er Shisara an. „Ich bin Katsuya, der Bruder deiner Mama, und deshalb kann ich auch nicht dein Papa sein, und auch nicht der von deinem Bruder. Doch sag mir, wer bist du denn kleine Drachenlady?“ „Oh!“ Shisara wurde rot, denn eben wurde ihr erst bewusst, wie unhöflich sie gewesen war. „Ich bin Shisara.“ „Freut mich, dich kennen zu lernen, Shisara.“ Katsuya verbeugte sich höflich vor Shisara. „Aber jetzt möchte ich mit deiner Mama reden. Meinst du, du schaffst das?“ „Ja.“, antwortete Shisara kleinlaut. „Na, dann ist ja alles in Ordnung.“ Katsuya streichelte mit seinem Flügel leicht über Shisaras Kopf. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“, begann er wieder und schaute Shizuka an. „Beim mitbekommen haben.“, antwortete Shizuka lächelnd. Sie würde nachher mit Shisara noch ein ernstes Wörtchen reden müssen, aber jetzt wollte sie erst einmal mit ihrem Bruder reden. „Sie sieht etwas ungewohnt aus.“, meinte Katsuya nach einem nachdenklichen Blick auf Shisara. „Bist du dir sicher, dass sie gesund ist?“ „Absolut sicher.“, antwortete Shizuka ernst. Sie überlegte, ob sie ihrem Bruder die ganze Wahrheit sagen sollte, oder eine kleine Lüge... „Und was macht dich so sicher?“, fragte Katsuya nach. Auch wenn er das Verhalten der Anderen nicht gut geheißen hatte, als sie Shizukas Sohn aus der Kolonie ausgestoßen hatten, dieses farblose Drachenmädchen würde gewiss Schwierigkeiten bekommen, wenn Shizuka eine mögliche Krankheit für die Anderen nicht glaubhaft widerlegen konnte. „Sie ist ein Mischling.“, entschied sich Shizuka für die Wahrheit. Katsuya schluckte. Das war ja fast noch schlimmer. Wie konnte seine Schwester mit einem Männchen einer anderen Gattung ein Junges zeugen? „Und welcher Rasse gehört ihr Vater an?“, fragte er vorsichtig nach. Shizuka musste lächeln. „Ihr Vater ist ein Rotauge.“ „Wie, ein Rotauge?“ Katsuya schaute sie ungläubig an. Shizuka machte dieses kleine Verwirrspielchen sichtlichen Spaß, und Shisara schaute aufmerksam zwischen den Beiden hin und her. Es gefiel ihr, wie die Beiden miteinander umgingen. „Dann… bist… du…nicht die… Mutter?“, irritiert blickte Katsuya zwischen den Beiden hin und her. Dann bekam die Frage der Kleinen ja gleich eine ganz andere Bedeutung. „Nein, ich bin nicht ihre Mutter, auch wenn ich sie ausgebrütet habe.“, erklärte Shizuka ihrem Bruder. „Doch ich hab von ihrer Mutter ihre Geschichte kennen gelernt.“ Jetzt war Katsuya vollends verwirrt. „Ihre Mutter ist ein Blauauge, sie sollte sich zwischen zwei Männchen ihrer Kolonie entscheiden, von denen sie keines richtig leiden konnte. Sie verließ die Kolonie um einen klaren Kopf zu bekommen, da sie von allen Seiten bedrängt wurde.“ Katsuya fühlte sich eigenartig berührt von Shizukas Erzählung. Es kam ihm irgendwie so bekannt vor. Ein Bild schob sich vor seine Augen… „Sie traf auf ein Rotaugenmännchen, erzählte ihm von ihrem Leid und er tröstete sie. Dabei kamen sie sich näher und am Ende trug sie ein Ei von ihm, ein Ei, das sie nicht behalten konnte, ein Junges, das sie nicht aufziehen durfte. So legte sie ihr Ei und hoffte für ihr Junges. Ich fand es, als es noch warm war und beschloss es auszubrüten und sie kam heimlich vorbei und erzählte mir ihre Geschichte.“ Katsuya hatte sich schon oft gefragt, was aus dem kleinen weißen Drachenweibchen geworden war – jetzt wusste er es. Sie hatte ein Ei bekommen, von ihm, von diesem einen Mal. >Du bist ja doch mein Papa.< stellte Shisara erstaunt fest. Erschrocken schnappte Katsuya nach Luft. Was war das denn eben gewesen? Hatte er eben tatsächlich die Stimme von Shisara in seinem Kopf gehört? >Ja, das hast du.< bestätigte Shisara seine Vermutung. Shizuka sah das verwirrte Minenspiel ihres Bruders und schaute ihre Tochter streng an. „Shisara, es gehört sich nicht, die Gedanken eines Anderen zu lesen!“ „Aber ich lese sie doch nicht, das kann ich doch überhaupt nicht.“, versuchte Shisara sich zu rechtfertigen. „Ich kann sie doch nur hören.“ Shizuka versuchte ernst zu bleiben, denn Shisara sah einfach zu niedlich aus, wenn sie versuchte sich zu verteidigen. Aber es ging nun einmal nicht… Katsuya erholte sich langsam von seinem Schock. „Bleibst du jetzt bei uns, Papa?“, forschte Shisara nach. Diesmal war es an Shizuka zu schlucken. Papa? Wie kam Shisara denn jetzt wieder darauf? „Was genau hast du in Katsuyas Gedanken gehört?“, fragte sie streng und duldete keinen Widerspruch. Shisara schaute sie von unten kleinlaut an und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sie draußen ein Geräusch hörte. Neugierig wie sie war, lauschte sie schon wieder fremden Gedanken und stürzte begeistert nach draußen. „Mama, schau, mein Bruder ist da!“ ~~~ Zurück im Tal, war Seth ziemlich schweigsam. Es hatte ihn mehr durcheinander gebracht seine Mutter zu sehen, als er angenommen hatte. Sie hatten sich direkt in die Augen gesehen, das konnte er genau spüren und es ging ihm bis ins Herz. Sie hatte ihn erkannt, obwohl er als Drache über ihr Haus geflogen war. Sie hatte ihn nicht vergessen, genauso wenig wie Jono von seiner Mutter vergessen wurde. Heimweh plagte ihn, auch wenn er es nie zugeben würde. Doch der Blick ihrer Augen hatte ihn zutiefst erschüttert. Jono legte sich neben Seth und spendete ihm Trost durch seine Nähe. Es war jetzt nicht an der Zeit zum Reden, das spürte er. Seth musste erst mit sich ins Reine kommen. Seth genoss die beruhigende Wärme, die von Jonos Nähe ausging, er konnte Jonos Trost jetzt gut gebrauchen. Jono legte seinen Flügel um Seth und zog ihn ganz dicht an sich. Seth lehnte seinen Kopf an Jono, atmete langsam seinen Geruch ein und wurde immer ruhiger. Auch wenn das Gefühl des Heimwehs noch nicht ganz verklungen war, Jonos Geruch vermittelte ihm Geborgenheit und… Ein sehnsüchtiges Kribbeln erfüllte ihn und Seth vergrub seine Nüstern ganz tief in Jonos Halsbeuge. „Schon gut,“ flüsterte Jono, „ich bin ja bei dir.“ Doch dann bemerkte er, dass sich die Stimmung des kleinen Weißen verändert hatte – er brauchte mehr, als nur Trost. Und genau das konnte er ihm heute auch geben… Vorsichtig begann er mit dem Paarungstanz, auf den Seth nur zu bereitwillig einging, und Jono war erstaunt, wie heftig die Paarung diesmal ausfiel. Doch hinterher blieb noch genügend Zeit für eine zärtlichere und langsamere Variante und kuscheln bis zum Sonnenaufgang. >Wollen wir an Vollmond deine Mutter besuchen?< wollte Jono am nächsten Morgen von Seth wissen. Er hoffte auf diese Weise Seth in ein Gespräch über seine Mutter verwickeln zu können, denn er wollte wissen, was Seth dachte und wie er sich fühlte. „Diesmal noch nicht.“, antwortete Seth leise. >Willst du mit mir darüber reden?< fragte Jono liebevoll. Seth schüttelte den Kopf. Er war noch zu durcheinander. Er konnte weder seine Mutter jetzt besuchen, noch über sie reden. Diese Gefühle waren einfach zu heftig für ihn und er war Jono dankbar, dass er nicht weiter nachforschte. >Aber friss es nicht zu lange in dich rein, ja?< bat Jono leise. „Ja.“, antwortete Seth leise. Aber Seth blieb auch die nächsten Tage in sich gekehrt, so sehr, dass Jono begann sich Sorgen zu machen, denn es gab nichts, dass Seth wirklich aufmunterte. Auch das gemeinsame Fliegen machte keinen wirklichen Spaß mehr und so entschloss sich Jono jemanden um Rat zu fragen. Der einzige Mensch der ihm einfiel, war Ishizu. So machte er sich auf den Weg zum See, an dem sie Ishizu getroffen hatte, doch als sie am See ankamen, konnte er von ihr keine Spur entdecken. Deshalb flog er weiter und entschied seine Mutter um Rat zu fragen. Vielleicht konnte sie ihm ja weiter helfen. Seth interessierte sich nicht wirklich dafür, wohin Jono flog. Er ließ sich einfach treiben und Jono machen, was er wollte, solange er nur mit Jono zusammen war. Denn von ihm getrennt sein – das wollte er nicht. Sie erreichten Shizukas Höhle genau in dem Augenblick, als Shizuka ihre Tochter zur Rede stellte: „Was genau hast du in Katsuyas Gedanken gehört?“ Seine Mutter hatte Besuch? Jono wollte gerade abdrehen, als ein kleiner Drache aus der Höhle gestürmt kam und rief: „Mama, schau, mein Bruder ist da!“ Bruder? Jono war verwirrt. Wer war das und wessen Bruder war gekommen? Jono schaute sich um und konnte keinen anderen Drachen, außer sich selbst, entdecken. Er war der Bruder? Aber von wem? Seine Mutter konnte das nicht sein, sie hatte doch gesagt, dass ihr Gefährte, sein Vater, sie verstoßen hatte, als sie nach ihm suchte. ~~~ Katsuya war wirklich erstaunt. Er wollte doch nur seine Schwester besuchen, wie er es immer wieder mal tat, doch diesmal war alles anders. Erst einmal dieses Drachenmädchen, das sich auch noch als seine Tochter herausstellte. Ein Mischling, wie es ihn eigentlich nicht geben durfte. Normaler Weise töteten die Ältesten einen Mischling, sollte es mal einen geben. Die Rassenreinheit war oberste Priorität, und genauso waren auch gemischte Partnerschaften nicht nur nicht erwünscht, sondern schlicht und einfach verboten. Nun hatte er also eine gemischte Tochter, von einem jungen mutigen Weibchen, dass sich zwar den Regeln ihrer Kolonie fügte, aber eigentlich lieber einen anderen Weg gegangen wäre. Sie mochte keinen der beiden potentiellen Partner, und als es geschah, dass sie sich paarten, und auch hinterher, schien sie es nicht zu bereuen. Als sie ein Ei trug, das sie niemals hätte tragen dürfen, beschloss sie, mutig wie sie war, diesem Leben eine Chance zu geben. Und es war ein ganz süßes Mädchen, wenn er ehrlich war, vorwitzig und neugierig, sie gefiel ihm die Kleine. Aber sie würde dies auch alles brauchen, in ihrem zukünftigen Leben. Und nun sagt dieses kleine Wesen doch tatsächlich, dass ihr Bruder da wäre. Doch nicht etwa der Sohn von Shizuka? Nein, das war unmöglich, seit 70 Jahren hatte ihn niemand mehr gesehen, seit jenem schicksalhaften Tag. Shizuka wurde sogar von ihrem Partner verstoßen, dies hatte es vorher noch nie gegeben. Neugierig, wer da wohl vor der Höhle sein mochte, folgte er den Beiden nach draußen vor die Höhle. Er war erstaunt ein Drachenmännchen zu sehen, und wenn er sich nicht ganz täuschte war es wirklich der Sohn von Shizuka. Es war wirklich etwas los und er würde ganz gewiss noch eine ziemlich interessante Geschichte erfahren. Noch neugieriger wurde er allerdings, als er den Menschen auf Jonos Rücken sah. Wer das wohl war? Und was hatte er mit Jono zu tun? ~~~ Jono schaute verblüfft auf die Gesellschaft die aus der Höhle trat. Zuerst ein Drachenjunges, noch nicht lange geschlüpft, dann seine Mutter, die etwas ärgerlich schien und zum Schluss ein Drachenmännchen, welches ihm sogar ein wenig bekannt vorkam. Shizukas Gesicht wandelte sich von ärgerlich in freudig überrascht, als sie Jono sah. Sie wunderte sich langsam über gar nichts mehr, und würde sich daran gewöhnen müssen, dass ihre kleine Tochter ihre Fähigkeiten vorläufig auch ständig einsetzen würde. Doch über Jonos überraschten Blick wunderte sie sich auf gar keinen Fall. Immerhin gab es jetzt ein Drachenjunges in ihrer Höhle und ihr Bruder war auch zu Besuch. „Äh, Hallo.“, sagte Jono zurückhaltend. „Hallo, Jono.“, antwortete ihm Shizuka. „Schön dich zu sehen. Ich hätte nicht so schnell erwartet euch wieder zu sehen.“ >Hallo, Seth.< grüßte sie Jonos Begleiter, doch Seth antwortete nicht auf ihren Gruß. „Was ist mit ihm?“, wollte sie von Jono wissen. „Er ist traurig wegen seiner Mutter.“, mischte sich Shisara ein. „Was ist geschehen?“, fragte Shizuka daraufhin. „Wir sind bei seinem Elternhaus vorbei geflogen, und er hat seine Mutter gesehen, als er ein Drache war.“, erklärte Jono ihr. „Uns seitdem ist er so?“, wollte Shizuka wissen. „Ja, er will nicht mit mir darüber reden, und es gibt nichts, dass ihn aufmuntert. Mein fröhlicher Seth ist einfach verschwunden, und ich weiß nicht, wie ich ihn wieder finden kann.“, seufzte Jono auf. „Am besten hilft gegen Heimweh, nach Hause zu gehen.“, meinte Shizuka. „Aber er will nicht, ich hab es ihm auch schon vorgeschlagen.“, sagte Jono geknickt. „Und wenn du einfach mit ihm hinfliegst?“, überlegte Shizuka. „Nein, das will er überhaupt nicht. Wenn Jono das macht, springt er von ihm runter.“, mischte sich Shisara wieder ein. Auch wenn er nicht mit ihm sprach, so hörte er ihrem Gespräch wohl zu, erkannten Jono und Shizuka. In diesem Fall war es wohl doch sehr praktisch, dass Shisara Gedanken hören konnte. Doch halt, er konnte die Drachensprache doch überhaupt nicht verstehen, wie kam dann diese Antwort zustande? „Er kann sich denken, was ihr gerade vorhabt, er würde an eurer Stelle auch nicht anders handeln.“, klärte sie Shisara auf. >Nein, ich fliege nicht mit dir zu deiner Mutter. Nicht bevor du es nicht selbst wünschst.< versprach ihm Jono erneut. >Aber bitte, sei doch wieder fröhlich.< flehte Jono ihn an. >Ich kann nicht.< gab Seth zurück. Shisara fand, Jono sollte sich über Seths Willen hinwegsetzen und ihn zu seinem Glück zwingen und meinte dies auch zu ihrer Mutter. >Das ist keine gute Idee, meine Kleine.< antwortete ihr Shizuka, >aber eine Ablenkung wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht.< „Kennt ihr andere Menschen?“, wollte Shizuka von Jono wissen. „Ja,“ antwortete Jono, „aber Ishizu ist weiter gezogen. Ich weiß nicht, wo ich sie suchen soll.“ „Kennst du eine Menschenkolonie?“, forschte Shizuka weiter. Jono überlegte einen Augenblick. Ja, natürlich, dass er nicht gleich darauf gekommen war. Yugi und Tea, die beiden Menschenjungen im Wald… „Ja, ich weiß ungefähr, wo ein Menschendorf ist.“, meinte Jono jetzt schon etwas zuversichtlicher. „Und ich habe sogar zwei reizende Menschenjungen kennen gelernt.“, erklärte er seiner Mutter. „Am besten flieg ich gleich los.“ Froh eine mögliche Lösung gefunden zu haben, wollte sich Jono sofort auf den Weg machen. „Halt, nicht so voreilig.“, bremste ihn Shizuka aus. „Er wird bestimmt nicht alleine zu den Menschen gehen, oder nimmt er dich als Drache mit zu den Menschen?“, wandte sie ein. „Oh!“ Daran hatte Jono nicht gedacht. Enttäuschung breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Aber, wenn du noch zwei Tage wartest, dann ist Vollmond…“, half Shizuka ihm auf die Sprünge. „Was hat der Vollmond denn damit zu tun?“, fragte Jono verständnislos. „Oh!“ kam es wieder eine Weile später. Jono hatte verstanden, er sollte mit Seth zu den Menschen gehen, wenn er AUCH ein Mensch war. Ja, das könnte klappen, fand er. Dankbar blickte er seine Mutter an. „Danke.“, seufzte er laut hörbar auf. Shizuka lächelte, als sie die sichtliche Erleichterung ihres Sohnes sehen konnte. Jetzt erst bemerkte Jono so richtig, in welcher Gesellschaft sie sich befanden. Das Drachenjunge war ein seltsames Rotauge, und als er den Blick des Kleinen spürte, schaute er überrascht in himmelblaue Augen. „Du hast aber auch eine Menge zu erzählen, wie mir scheint, seit wir hier gewesen sind.“, meinte er neugierig zu Shizuka. „Darf ich? Darf ich?“, bettelte Shisara. Sie war ganz hibbelig, sie wollte auch endlich an der Unterhaltung Teil haben. „Meinetwegen.“, erlaubte Shizuka ihr gutmütig. Sie war ja bis jetzt ganz brav gewesen, und hatte ihnen bei Seth auch eine ganzes Stück weitergeholfen. Shisara stellte sich stolz in Position und schaute Jono ganz fest an. Doch bevor sie begann, huschte sie noch einmal kurz zu ihm hin und steckte ihre kleinen Nüstern an seinen Bauch, denn höher kam sie noch nicht. „Hm, du riechst wirklich gut. Genau wie das Lager, das am Höhleneingang war. Ich mag dich, großer Bruder.“, und begab sich wieder an ihren ursprünglichen Platz. „Also, ich bin Shisara. Meine Mama Kisara ist ein weißes Blauauge und das da ist mein Papa.“, sagte sie stolz und zeigte auf Katsuya. „Aber meine Mama Kisara durfte mich nicht behalten, und so hat Mama Shizuka mich ausgebrütet und mit zu sich genommen. Aber das Katsuya mein Papa ist, weiß ich auch erst seit eben.“ Stolz schaute Shisara erst zu ihrer Mama und ihrem Papa, und danach zu ihrem Bruder. Sie war der Meinung, dass alles nötige gesagt war. Shizuka freute sich über den Eifer von Shisara, sie war eben doch noch ein ziemlich junger Drache, und liebte es offensichtlich im Mittelpunkt zu stehen. Katsuya zog eine eher zurückhaltende Miene, er wusste noch nicht, welche Entwicklung diese neueren Ereignisse nehmen würden. Aber Jono gab sich mit ihrer Erklärung vollkommen zufrieden, und gewann so die Sympathie von Shisara, die es sich natürlich nicht nehmen ließ, seinen Gedanken zu lauschen. „So, meine Mama hat dich als Kind angenommen, dann bist du ja wirklich meine kleine Schwester. Und was für eine hübsche noch dazu.“, lächelte Jono sie an. „Dann pass gut auf meine Mama auf, sie übernimmt sich leicht gerne.“, riet er ihr, mit einem zwinkern und schaute seine Mutter verschwörerisch an. „Das mach ich.“, sagte Shisara mit stolz geschwellter Brust. Shizuka lächelte zurück. Jono konnte wirklich gut mit Jungen umgehen, das hatte er früher schon bewiesen. Schade eigentlich, dass ihn nie ein Weibchen erhört hatte. „Aber wollen wir uns nicht erst einmal richtig begrüßen, so wie es sich gehört?“, schlug Jono vor. Das ließ sich Shisara nicht zweimal sagen. Viel zu lange schon wartete sie doch darauf, ihren Bruder kennen zu lernen. Ein kleiner Kopf näherte sich wieder dem großen Körper und beschnupperte ihn, so gut er ihn erreichen konnte, und Jono senkte seine Nüstern auf das kleine Wesen unter sich und nahm so seinen Geruch auf. „Hallo, Shisara, schön dich kennen zu lernen.“, meinte er freundlich, nachdem er fertig mit Beschnuppern war. „Ebenso.“, meinte Shisara kichernd und freute sich riesig von ihrem Bruder so ernst genommen zu werden. Katsuya räusperte sich. Wenn jetzt das allgemeine Begrüßen losging, dann war es jetzt an der Zeit, sich auch vorzustellen. „Ich bin Katsuya, der jüngere Bruder deiner Mutter.“, meinte er zu Jono. „Vielleicht kannst du dich ja noch an mich erinnern.“ Verlegen blickte Jono zu Boden. Es war ihm ja so peinlich, dass er seine Mutter nicht wieder erkannt hatte. Seth hatte seine Mutter gleich wieder erkannt. „Ja, ich kann mich noch an dich erinnern.“, sagte Jono leise und mit einem entschuldigenden Blick zu seiner Mutter. „Und du bist wirklich der Vater?“, wollte er dann doch wissen. „Das bin ich offensichtlich.“, erwiderte Katsuya. „Ich traf auf einem meiner Ausflüge auf ein ziemlich verzweifeltes junges weißes Blauaugenweibchen. Es sollte sich zwischen zwei Männchen entscheiden, doch sie mochte beide nicht, aber sie waren eine kleine Kolonie und die beiden Männchen hatten schon 10 Jahre darauf gewartet, dass sie endlich geschlechtsreif würde. Das Werben um sie empfand sie als Last, denn beide kämpften verbissen darum, nicht der Verlierer zu sein, das nächste Weibchen war nämlich noch ein Jungtier von 10 Jahren. Also hab ich sie getröstet, und dabei ist es dann passiert, dass wir uns gepaart haben.“ „Dann warst du ihr erster Partner?“, wollte Jono wissen. „Dann denkt sie sicher oft an dich.“, meinte er mitfühlend. „Hast du denn eine Gefährtin?“ „Nicht mehr, sie hatte eine unangenehme Begegnung mit Menschen, als sie auf der Jagd war, und wurde leider von ihnen tödlich verletzt.“, sagte Katsuya traurig. „Das tut mir aber leid.“, meinte Jono ehrlich. „Aber sag mal, wen hast du denn eigentlich bei dir?“, fragte Katsuya neugierig und zeigte auf Seth, der immer noch auf Jonos Rücken saß. „Das ist mein Gefährte Seth.“, erklärte ihm Jono und wartete gespannt auf seine Reaktion. „Gefährte?“, wollte Katsuya auch sofort verblüfft wissen. Doch nicht nur er, auch Shisara hörte jetzt ganz gespannt zu. Dies war wirklich eine äußerst interessante Familie, in der sie aufwachsen würde. „Ja, Gefährte.“, sagte Jono mit einem zärtlichen Lächeln. „Sooo ein Gefährte?“ Katsuyas Erstaunen nahm immer mehr zu. „Ja, sooo ein Gefährte.“, bestätigte ihm Jono. Shisara blickte befremdet zwischen den Beiden hin und her, und verstand gerade überhaupt nichts. Shizuka lächelte. Das kommt schon noch, dachte sie, aber Shisara lauschte gerade mal nicht ihren Gedanken. „Aber wie?“ Das konnte sich Katsuya jetzt gerade beim besten Willen nicht vorstellen. „Seth ist ein Mondkind, oder Kind des Bundes, genau wie ich.“, begann Jono mit seiner Erklärung. „So, wie ich mich zu Vollmond in einen Menschen verwandle, verwandelt er sich zu Neumond in einen Drachen, genauer gesagt in einen weißen Blauaugendrachen.“ Nun hatte Jono die vollkommen ungeeilte Aufmerksamkeit Shisaras. „Und in diesen Zeiten ist er mein Gefährte.“, beendete er seine Erklärung. Shizuka seufzte, sie wusste jetzt schon, Shisaras Fragen in Bezug – sooo ein Gefährte – würden nicht lange auf sich warten lassen. Die Kleine war noch nicht einen Mond alt, aber stellte Fragen, wie sie sie Drachenweibchen kurz vor der Geschlechtsreife stellten. Kapitel 34: Fragen und Entscheidungen ------------------------------------- Shizuka sollte recht behalten. Doch zum Glück interessierte sich Shisara nicht für die – sooo Gefährten – sondern viel mehr für die Mondkinder. „Mama, sind Mondkinder etwas Schlimmes?“, wollte sie von Shizuka wissen. „Nein, eigentlich nicht.“, antwortete ihr Shizuka. „Aber mit dem Krieg der Menschen gegen die Drachen, ging das Wissen um den Bund, und damit auch um die Mondkinder – oder auch Kinder des Bundes – leider verloren. Die Menschen und auch die Drachen haben vergessen, dass ihnen ein männliches Junges geboren wird, das mit erreichen seiner Geschlechtsreife jeweils für einen Tag die Gestalt der anderen Rasse annehmen wird.“ In Shisaras Kopf begann es zu arbeiten. Das Wissen, mit dem sie geboren wurde, begann zu erwachen. Es brauchte nur einen kleinen Anstoß, damit sie es auch nutzen konnte. „Meinst du damit, dass die Menschen und Drachen nicht darauf vorbereitet sind, wenn sich ein Männchen zum ersten Mal verwandelt?“, fragte sie nach. „Genau das meine ich. Und wenn es dann soweit ist, werden alle, auch das betreffende junge Männchen, davon ziemlich überrascht. Doch niemand betrachtet es mehr als Ehre, sondern die Armen werden als Monster betrachtet und werden verstoßen.“, erklärte Shizuka traurig. „Wurde mein Bruder dann auch verstoßen?“, erkundigte sich Shisara mitfühlend. „Ja, dein Bruder wurde leider auch verstoßen, und ich habe ihn vor zwei Monden erst wieder gesehen.“, antwortete ihr Shizuka. Shisara nickte und schaute zu Jono. „Das war bestimmt schlimm für euch beide.“, meinte sie leise. „Aber jetzt habt ihr Brüder des Bundes euch ja gefunden.“ Shisara nickte zufrieden. „Aber, wo ist meine Schwester des Bundes?“, wollte sie von Shizuka wissen. Alle schauten sie verblüfft an. Shizuka und Jono wussten ja worum es ging, aber Katsuya verstand überhaupt nichts mehr. „Deine Schwester des Bundes?“, erkundigte sich Jono vorsichtig. „Bist du denn auch ein Kind des Bundes? Ich dachte die Bewahrerinnen der Drachen wären ausgestorben, die letzte Bewahrerin der Drachen fiel dem großen Krieg zum Opfer, und hinterließ keine Tochter, die auch das Wissen in sich trug.“ „Ich weiß nicht, warum, aber ich bin eine Bewahrerin, das weiß ich ganz genau.“, erklärte Shisara ernst. „Und, kennst du meine Schwester des Bundes?“, erkundigte sie sich bei Jono. „Ja,“ antwortete ihr Jono, „ich habe deine Schwester vor nicht allzu langer Zeit kennen gelernt. Sie heißt Ishizu und ist auch für Menschen schon ziemlich alt.“ „Ich möchte sie kennen lernen.“, meinte Shisara. „Meinst du, dass das geht?“ Shisara sah Jono mit bittenden Augen an. „Ich glaube schon.“, meinte Jono zu ihr. „Doch ich weiß im Augenblick nicht, wo sie sich aufhält. Aber ich bin sicher, wenn sie von dir wüsste, dann würde sie dich ganz bestimmt auch sehen wollen.“ Shisara dachte einen Augenblick nach. „Ich glaub, sie weiß schon von mir.“, meinte sie erstaunt nach einem Augenblick des innerlichen Nachforschens. Je länger sie darüber nachdachte, umso sicherer war sie sich. „Wenn ich sie gefunden habe, dann sag ich ihr, dass sie zum See kommen soll, damit du sie kennen lernen kannst.“, versprach ihr Jono. „Ich komme dich dann holen.“ „Versprichst du mir das?“, erkundigte sich Shisara. „Ja, versprochen.“ Katsuya hörte sich interessiert die ganze Unterhaltung an, und überlegte, dass in dieser kleinen Familie gerade wesentlich mehr geschah, als in der Kolonie in zehn Jahren. Seine kleine Tochter war wirklich ein ziemlich spannendes Wesen. In Zukunft würde er oft vorbei kommen, das stand auf jeden Fall fest. Und wenn er seine Tochter nicht falsch einschätzte, erwartete sie auch genau das von ihm. Nachdem dies zu Shisaras Zufriedenheit geregelt war, begab sie sich in die Höhle und kuschelte sich in ihr Nest. Jono und Katsuya folgten ihr und beobachteten lächelnd ihr Tun. „Du hast aber ein gemütliches Nest.“, stellte Jono anerkennend fest. „Ja, und es riecht so gut nach dir… und Seth, glaube ich.“, seufzte Shisara zufrieden. „Nach mir?“, fragte Jono irritiert. „Sie hat ihr Nest ganz alleine aus eurem Lager gebaut.“, erklärte Shizuka, die dazu kam. „Du hast dein Nest ganz alleine gebaut?“, bewundernd schaute Jono zu Shisara. „Aber warum gerade aus unserem Lager?“, wollte er von ihr wissen. „Es riecht so gut nach euch.“, erklärte Shisara ihre Entscheidung. „Und ich fühle mich nicht so einsam, wenn ich euren Geruch rieche.“ „Eine interessante Entscheidung.“, fand Jono und Katsuya konnte dem nur zustimmen. Seine Tochter war wirklich sehr praktisch veranlagt. Und weil es außer ihrer Mama keinen anderen Drachen in ihrer Nähe gab, suchte sie sich einfach etwas, dass an einen weiteren Drachen erinnerte. Es war eben nicht üblich, dass ein Drachenjunges alleine blieb. Während der ganzen Zeit, blieb Seth auf Jono sitzen und rührte sich nicht vom Fleck. Teilnahmslos schaute er den Drachen zu, deren Gespräch er nicht verstehen konnte. Doch er spürte Jonos Erstaunen und auch seine Bewunderung, die er dem kleinen Drachenjungen entgegenbrachte. Dieser kleine Drache, den er vorhin in seinen Gedanken spüren und hören konnte, begann ihn zu interessieren. Etwas steif kletterte er von Jonos Rücken herunter, als er sich mit dem Kleinen unterhielt, und krabbelte in das Nest. Er fühlte sich auf einmal ziemlich müde, und dieser Drache schien auch ein wenig ruhen zu wollen. >Möchtest du dich ein wenig bei Shisara ausruhen?< erkundigte sich Jono fürsorglich bei Seth. >Wer ist Shisara?< wollte Seth wissen. >Na, die Kleine, in deren Nest du gerade liegst.< lächelte Jono. Er freute sich, dass Seth doch vielleicht wieder ein wenig Anteil an seiner Umwelt nahm. >Es ist ein Weibchen?< fragte Seth. >Ja, und außerdem ist sie auch ein Kind des Bundes. Sie ist die neue Bewahrerin der Drachen.< klärte Jono ihn auf. >Oh!< war alles was Seth dazu einfiel. Aber das erklärte so einiges, ganz besonders die Fähigkeit seine Gedanken hören zu können. Ganz wie Ishizu. „Mama, ich hab Hunger.“, quengelte Shisara mit einem Mal. „Oh – ja – natürlich – tut mir leid.“, bemerkte Shizuka beschämt den Hunger ihrer Tochter. Seit sie gerade zum Jagen los fliegen wollte, überschlugen sich gerade zu die Ereignisse in und vor ihrer Höhle. „Tut mir leid ihr Beiden“, wandte sie sich an Jono und Katsuya, „aber ich muss jetzt dringend mal los und für Shisara was zu fressen jagen.“ „Wir können doch mit kommen.“, meinte Katsuya freundlich. „Gemeinsam haben wir viel schneller genügend Beute zusammen. Oder, was meinst du?“, wandte er sich an Jono. „Na ja, wir haben heute auch noch nichts gefressen.“, meinte Jono. „Wäre schon nicht schlecht, wenn ich auch mitkommen würde.“ >Was meinst du?< wandte er sich an Seth. >Hast du etwas dagegen, wenn ich kurz jagen ginge?< „Er schläft.“, antwortete Shisara. „Mach dich ruhig auf den Weg, und bringt ihm auch etwas mit. Ich pass so lange auf ihn auf.“, versprach sie Jono. „In Ordnung, wenn du auf ihn aufpasst, dann kann ich ja beruhigt selbst etwas für uns jagen. Danke schön, kleine Schwester.“, meinte Jono und verbeugte sich lächelnd vor ihr. Shisara kicherte und blickte Jono von unten an. „Aber jetzt macht schon.“, drängelte sie. „Ich hab schließlich Hunger, und Seth schläft auch nicht ewig.“ Mit diesen Worten schickte sie nun endlich die Drei los zur Jagd. Shisara kuschelte sich an Seth und atmete seinen Geruch ein. Ja, das Nest trug unverkennbar auch Seths Duft, und doch war sein jetziger Geruch ein anderer. Also mussten sie an Neumond hier gewesen sein, Schlussfolgerte sie. Sie schlief an Seths Seite oberflächlich ein, und belauschte mit ihren Ohren ihre Umgebung. Immer, wenn ihre Mutter nicht da war, schlief sie nicht tief, sondern belauschte ihre Umgebung, um andere, fremde Drachen auszumachen, und sich zu verstecken, wenn sie ihre Gedanken hörte. Seth fühlte sich seltsam geborgen, während er in Shisaras Nest ruhte. Es roch vertraut nach Jono, und auch nach ihm, aber auch nach dem fremden Drachen, dem dieses Nest gehörte. Auf jeden Fall strömte es Geborgenheit aus, genau das, was ihn jetzt am meisten tröstete. Er bekam überhaupt nicht mehr mit, dass Jono sich von ihm verabschiedete, sondern fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Doch eines spürte er, eine weibliche Stimme, die ihm Trost und Schutz versprach. Seth begann zu träumen. ~~~ Seth war aufgeregt, morgen war sein Geburtstag und seine Eltern taten schon richtig geheimnisvoll. Sie schauten sich immer wieder strahlend an, wenn sie sich trafen und wuschelten ihm übers Haar. Seth liebte diese Geste seiner Eltern, und freute sich immer wieder, wenn sie dies taten. Und er fand auch immer wieder einen Grund, sich ihnen so zu nähern, dass sie gar nicht anders konnten, als ihm durch die Haare zu fahren. Da er so gar nicht anders schlafen konnte, hatte seine Mutter sich zu ihm gelegt, während sein Vater noch mit einigen Dingen beschäftigt war. Doch auch wenn total davon überzeugt war, überhaupt nicht schlafen zu können, war er doch nach kurzer Zeit eingeschlafen, nachdem seine Mutter sich zu ihm gelegt hatte. Er erwachte davon, dass ein überaus köstlicher Duft durch die Hütte zog und stellte erstaunt fest, dass er allein im Bett lag. Seine Mutter war schon zu Sonnenaufgang aufgestanden und bereitete nun die kleinen weichen Küchlein zu, die er so liebte. Verschlafen stand er auf und gesellte sich zu seiner Mutter an die Kochstelle. „Guten Morgen, mein Großer.“, begrüßte ihn seine Mutter und wuschelte ihm durch das Haar. „Guten Morgen, Mama.“, grüßte er zurück und drückte sich eng an ihre Beine. „Machst du mir süße Küchlein?“ „Ja, die mach ich. Du hast doch heute Geburtstag, da bekommt man doch sein Lieblingsessen gekocht.“, sagte sie lächelnd. „Wenn du noch einen Augenblick warten kannst, dann kannst du das erste kosten, und die anderen essen wir dann zusammen mit Papa, wenn er wieder da ist.“ „Wo ist Papa denn hin?“, wollte Seth von seiner Mutter wissen. „Ich glaub er wollte noch einmal kurz an den Fluss“, meinte seine Mutter, „doch er müsste gleich hier sein.“ Seth schaute seiner Mutter interessiert beim Kochen zu und freute sich auf seine Küchlein. Ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen, denn es roch so köstlich. Doch er musste sich noch ein bisschen gedulden, sie sahen noch gar nicht fertig aus. „Wenn du dein Küchlein gegessen hast, magst du dann noch ein paar Beeren aus dem Garten holen?“, fragte Kisara ihren Sohn aufmunternd. „Ja, Mama, das mach ich.“, sagte Seth eifrig. „Ich kann doch auch schon jetzt gehen, nicht wahr?“, meinte er ungeduldig. Jetzt musste er eh noch warten, da konnte er doch auch gleich in den Garten gehen. „Ja, mach das, das ist eine gute Idee.“, meinte seine Mutter. Schnell sog sich Seth seine kleinen Holzschuhe an, nahm seinen Korb und machte sich auf den Weg in den Garten. Er wusste schon genau, wo er suchen musste, und schnell hatte sich sein Körbchen mit leckeren Erdbeeren gefüllt, und auch noch ein paar Himbeeren fanden den Weg in seinen Korb und nicht nur in seinen Mund. „Na, da ist ja aber einer schon richtig fleißig heute Morgen.“, hörte er die amüsierte Stimme seines Vaters. Seth sprang vor Freude auf und in seine ausgebreiteten Arme. Das er dabei den Korb mit den Beeren umwarf, bemerkte er überhaupt nicht, und auch wenn, es hätte ihn nicht gestört. „Papa, Papa!“, jubelte er glücklich. „Die Küchlein sind gleich fertig – und ich hab noch keinen davon genascht.“, sagte er ganz stolz auf sich. „Na, dann lass uns ganz schnell die Beeren wieder aufsammeln, und dann zu Mama reingehen, damit sie nicht noch länger warten muss.“ Gemeinsam sammelten sie die heraus gefallenen Beeren wieder in den Korb, und gingen dann in die Hütte in der Kisara längst schon lächelnd auf die Beiden wartete. „Na, da hast du aber eine besonders große Beere gefunden.“, meinte sie fröhlich und gab ihrem Mann einen Kuss. „Will auch, will auch.“, drängelte sich Seth dazwischen und hielt seiner Mutter seine gespitzten Lippen hin. „Natürlich, du bekommst auch einen.“, lächelte Kisara und küsste ihren Sohn zärtlich. „Aber jetzt lasst uns frühstücken.“, forderte sie ihre beiden ‚Männer’ auf sich an den Tisch zu setzen. Die Eltern betrachteten wohlgefällig ihren Sohn, wie er in Windeseile seine geliebten Küchlein verputzte und dazu auch die Beeren nicht verachtete. Mit rot verschmiertem Mund und strahlenden Augen wandte sich Seth seiner Mutter zu, und gab ihr einen dicken, fetten Kuss auf ihre linke Wange. „Danke, Mama, das hat ganz lecker geschmeckt. Das ist wirklich ein schönes Geburtstagsgeschenk.“, sagte er zufrieden. „Das schönste überhaupt.“ „Na, dann brauchst du mein Geschenk ja überhaupt nicht mehr.“, meinte sein Vater gespielt traurig. „Noch ein Geschenk? Wirklich? Wirklich?“ Seth rannte zu seinem Vater. „Wo ist es? Wo ist es? Kann ich es gleich haben? Was ist es?“ Aufgeregt hüpfte er im Zimmer herum. „Papa, beeil dich doch.“ „Nun sei doch nicht so ungeduldig, mein Sohn.“, meinte Hiroshi lächelnd. „Wenn du mit raus kommst, dann bekommst du es. Na, komm schon mit.“, forderte er Seth auf, ihm nach draußen zu folgen. Schnell schlüpfte Seth in seine Holzschuhe und folgte neugierig und aufgeregt seinem Vater in den Garten. Erstaunt blickte er auf die kleine Zielscheibe aus Stroh, die dort aufgestellt stand. Wann hatte er denn die aufgestellt? Oder hatte er sie einfach nur übersehen? Wie magnetisch wurde mit einem Mal sein Blick von dem kleinen Köcher, der über der Zielscheibe hing, angezogen, und auch ein passender Bogen stand dabei. Ungläubig blickte er zwischen seinem Vater und dem Arrangement hin und her, und erst als sein Vater ihm aufmunternd zu nickte, strahlten seine Augen auf, und er stürzte zu seinem Geschenk. Zärtlich und vorsichtig nahm er den kleinen Bogen auf, hängte sich den kleinen Köcher über den Rücken, legte einen Pfeil ein, zielte – und schoss… und traf meilenweit daneben. Er versuchte es noch zwei weitere Male, bevor er enttäuscht aufgab. Bei seinem Vater sah das immer so leicht aus, er traf nie daneben… Hiroshi kniete sich hinter seinen Sohn und nahm ihn in die Arme. „Keine Angst, du lernst das auch noch. Ich bin auch nicht immer so gut gewesen, wie heute. Auch ich hab mal so klein angefangen, wie du.“, tröstete er seinen Sohn. Gemeinsam legte es mit Seth einen Pfeil ein, spannte mit ihm den kleinen Bogen, erklärte ihm das Zielen, und ließ mit ihm den Pfeil sausen. Diesmal traf der Pfeil schon die Zielscheibe, wenn auch noch nicht in der Mitte. Und so übten Vater und Sohn, bis sie zum Mittagessen gerufen wurden. Nach dem Essen ging Seth voll neuer Energie und Tatendrang wieder hinaus in den Garten und versuchte wieder sein Glück. Und siehe da, er traf. Zwar noch nicht die Mitte, doch der Pfeil ging schon einmal dahin, wohin er wollte. Konzentriert und auch ein wenig verbissen übte er den ganzen Tag, und seine Eltern schauten ihm lächelnd dabei zu. Seth würde ein guter Schütze werden. Und am Abend fiel er glücklich in sein Bett, denn er hatte es einmal geschafft und die Mitte getroffen. ~~~ Shisara lächelte. Sie lauschte die ganze Zeit Seths Traum, denn diesen konnte sie auch hören. Es gefiel ihr ziemlich gut, was sie da zu hören bekam. Als sie merkte, dass Seth wieder am erwachen war, streichelte sie leicht mit ihrem Flügel über Seths Kopf. „Keine Angst, es wird alles wieder gut.“, flüsterte sie leise in seinen Gedanken. Seth seufzte erleichtert auf, entspannte sich und kuschelte sich vertrauensvoll an Shisara. Shisara war zufrieden, Seth befand sich auf dem richtigen Weg. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis die drei großen Drachen zurückkamen. Jeder hatte ein Kaninchen dabei, Shizuka und Katsuya hatten jeweils ein lebendiges Kaninchen und Jono hatte seines bereits getötet. Shisara hob interessiert ihren Kopf, als sie die anderen kommen hörte, und der Geschmack eines frischen Kaninchens war genau das, was sie jetzt gebrauchen konnte. Geübt kletterte sie aus ihrem Nest und schaute ihre Mama erwartungsvoll an. Katsuya und Shizuka ließen die Kaninchen los und Shisaras Augen strahlten. Lebendige Kaninchen zum jagen, herrlich. Shisara bedankte sich höflich und machte sich daran ihre Kaninchen zu jagen. Sie hatte gerade ihr erstes gefangen und auch schon verputzt, als Seth wieder erwachte. Vorsichtig kletterte Seth aus Shisaras Nest und wäre beinahe über das verschreckte Kaninchen gestolpert. Jono brachte ihm sein Kaninchen und wollte von ihm wissen, ob er es vorher noch ausnehmen sollte. Als Seth nickte, riss Jono mit einer Kralle die Bauchseite auf, entfernte vorsichtig die Innereien und fraß diese mit einem Haps auf. Jono erkundigte sich, ob er die Haut auch abziehen sollte bevor er das Kaninchen röstete. Seth entschied sich für die gehäutete Variante, da sie schneller gar war, denn er hatte doch tatsächlich Hunger bekommen. Jono freute sich, als er Seth so mit Appetit essen sah. Es ging ihm wohl ein wenig besser. Seth fühlte sich tatsächlich besser, nachdem er geschlafen hatte. An seinen Traum konnte er sich jedoch nicht mehr erinnern. Und als er sein Kaninchen aufgegessen hatte, ging es ihm gleich noch ein wenig besser. Neugierig betrachtete er sich die Drachengesellschaft, die in der Höhle versammelt war. >Hallo, Shizuka.< begrüßte er Jonos Mutter und verbeugte sich vor ihr. >Wie ich sehe, hast du noch mehr Besuch?< >Hallo, Seth, geht’s dir wieder besser?< erkundigte sich Shizuka freundlich. >Etwas.< meinte Seth etwas verschämt. >Und wen hast du alles zu Besuch?< >Zu Besuch ist nur mein Bruder Katsuya,< erklärte ihm Shizuka lächelnd, >und das hier ist meine Tochter Shisara.< >Deine Tochter?< Seth war überrascht. Shizuka hatte bei ihrem Besuch überhaupt nichts Diesbezügliches erwähnt. >Ich habe ihr Ei gefunden und sie dann ausgebrütet.< erzählte sie ihm. >Und Katsuya ist mein Papa.< mischte sich Shisara ein, denn sie fand, dass sie nun auch mal wieder ein wenig beachtet werden konnte. >Dein Bruder ist ihr Vater?< ungläubig schaute Seth Katsuya an. Shizuka erzählte Seth in kurzen Worten Shisaras Geschichte. Jono beobachtete aufmerksam Seths Verhalten, doch er konnte nichts beunruhigendes mehr an ihm entdecken. >Hey< sprach er Seth liebevoll an, >geht’s dir wieder besser?< „Ja, das tut es.“, sagte Seth und schmiegte sich an Jono. >Und, willst du jetzt mit mir darüber reden?< Jono schaute Seth fragend an. „Ja.“, sagte Seth ernst und schaute ihm ins Gesicht. „Ich habe Sehnsucht und Angst – Sehnsucht nach zu Hause und Angst davor, wieder verjagt zu werden. Lach nicht, aber meine Mutter hat mir bis ins Herz geschaut, und das schmerzt ziemlich.“ Shizuka nahm Shisara zur Seite und schaute ihr tief in die Augen. „Was hast du mit Seth gemacht?“, fragte sie streng und duldete keine Ausflüchte. „Ich hab gar nichts gemacht.“, meinte Shisara zurückhaltend. „Na ja, fast nichts. Er hat von seinem Geburtstag geträumt, und ich hab ihn am Schluss nur einmal kurz gestreichelt und ihm gesagt, dass alles wieder gut wird. Danach hat er ganz tief und zufrieden geschlafen.“ „Dann hat er es ja fast von alleine geschafft.“, meinte Shizuka beruhigt. Sie hatte Angst gehabt, dass sich Shisara richtig bei Seth eingemischt hatte. >Du hast einfach nur Heimweh, meint meine Mutter.< erklärte Jono Seth. >Und die einzige Medizin, die dagegen hilft, ist nach Hause zu gehen.< „Ja, ich möchte auch gern nach Hause.“, sagte Seth leise. „Aber du musst mitkommen. Allein trau ich mich nicht.“ Jono war glücklich. Seth hatte ausgesprochen, was ihn bedrückte und den Wunsch geäußert, sein zu Hause zu besuchen. Und vor allem, er suchte wieder den Kontakt zu ihm, die Zweisamkeit. >Sollen wir lieber wieder zurück in unser Tal fliegen?< forschte Jono nach. „Nein, das muss nicht sein.“, antwortete Seth nach einigem Nachdenken. „Aber vorher sollten wir deine Mutter fragen.“ Jetzt da es ihm wieder besser ging, wollte er gern noch ein bisschen da bleiben und wenn möglich, übernachten. Shisara ließ es sich nicht nehmen, und hörte Seths und Jonos Gedanken zu, und was sie da hörte gefiel ihr ausnehmend gut. „Nicht wahr Mama, Seth und Jono können doch noch bleiben?“ Erwartungsvoll schaute Shisara ihre Mutter an. „Aber natürlich können die beiden bleiben. Wollen sie denn?“ Shizuka gab es auf ihre Tochter darauf hinzuweisen, dass es unhöflich war andere Gedanken zu belauschen. Irgendwann würde sie es selbst erkennen. >Ihr könnt gerne bis morgen bleiben, wenn ihr wollt.< sprach sie ihre Einladung an Seth aus. >Ja, das wäre schön.< antwortete ihr Seth. Er hatte noch keine Ahnung, was Jono und seine Mutter alles beredet hatten, doch Jono würde ihm gewiss davon berichten, wenn es etwas Wichtiges wäre. Und so wurde beschlossen, dass Seth und Jono über Nacht bei Shizuka und Shisara blieben. Seth blieb wieder bei Shisara, als die drei großen Drachen jagen flogen, und Shisara erzählte ihm alles, was so an diesem Tag geschehen war. Am meisten imponierte ihm Shisaras Nest, vor allem, weil sie es ganz alleine gebaut hatte. Jetzt, da Seth Jonos Familie kannte, hatte er auch keine Probleme mehr damit in der Höhle zu schlafen. Er fühlte sich absolut sicher, doch das Angebot Shisaras in ihrem Nest zu schlafen, lehnte er dankend ab. Er schlief, seit sie sich getroffen hatten, am besten unter Jonos Flügel, und das würde auch immer so bleiben. Katsuya verließ die illustere Gesellschaft kurz vor Sonnenuntergang, versprach aber, am nächsten Morgen wieder zu kommen. Er hatte viel nach zu denken, obwohl – sein Entschluss stand eigentlich schon fest. Wenn seine Schwester nichts dagegen hatte, dann wollte er sich mit ihr gemeinsam um Shisara kümmern. Gleich in ihre Höhle mit einziehen, das wollte er nicht, es erschien ihm, nach 70 Jahren alleine sein, als etwas viel für Shizuka. Shisara lächelte nur, als sie die Gedanken ihres Vaters vernahm, ja, das würde ihr sehr gut gefallen… und für Shizuka war es auch etwas Gutes. Am nächsten Morgen brachte Katsuya zwei Kaninchen mit, als er wieder zur Höhle kam. So konnten Shisara und Seth schon fressen, während die drei anderen jagten. Gesättigt, und mit zwei weiteren Kaninchen kamen sie wieder zurück und ließen sich alle vor der Höhle nieder und sonnten sich. Als die Sonne jedoch Mittag erreicht hatte, verabschiedeten sich Seth und Jono von den anderen, jedoch nicht ohne zu versprechen, bald wieder zu kommen. „Erst müssen wir jetzt Seths Familie besuchen, dann kommen wir wieder.“, sagte Jono zu seiner Mutter. „Ich finde, es ist trotzdem eine gute Idee, morgen an Vollmond zu der Kolonie der Menschen zu gehen.“, meinte Shizuka zu Jono. „Es wird Seth auf andere Gedanken bringen.“ „Ja, das glaube ich auch.“, stimmte ihr Jono zu. „Vielleicht hat er ja Lust dazu.“ Seth stieg auf Jonos Rücken und gemeinsam flogen sie in ihr Tal zurück. Kapitel 35: Jonos Ausflug in die Menschenwelt --------------------------------------------- Am Nachmittag kamen sie vor ihrer Höhle an und Seth seufzte erleichtert auf. Das brauchte er jetzt, sein Zuhause mit Jono, hier fühlte er sich sicher… Jono war ebenfalls erleichtert, das war langsam wieder sein Seth. >Hast du Lust fischen zu gehen?< fragte er nach einer Weile der Stille. Jono schaute aufmunternd zu Seth. Seth überlegte nicht lange – ja, fischen gehen mit Jono… „Auf deinem Rücken?“, fragte Seth vorsichtig nach. >Wenn du willst?< Jono freute sich, endlich hatte er seinen Seth wieder da, wo er ihn haben wollte. Seth kletterte auf Jono und schon ging es los. Jono erhob sich hoch in den Himmel und ließ sich im Sturzflug auf das Wasser fallen. >Luft holen!< kam der knappe Befehl für Seth. Seth atmete zweimal kurz und dann ganz tief ein, bevor sie ins Wasser tauchten. Es tat gut das kühle Wasser um sich herum zu spüren. Als ihm die Luft kapp wurde tauchte Jono wieder auf und zusammen setzten sie sich ans Ufer und aßen den Fisch. Jono saß nachdenklich neben Seth. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte, aber er wollte den Ratschlag seiner Mutter gern befolgen und dafür müssten sie aber heute noch ihr Tal wieder verlassen. Ob Seth mitmachen würde? Seth schaute Jono nachdenklich an, er merkte dass ihn etwas umtrieb. „Hey“, stupste er ihn an, „was ist los?“ >Jetzt, nachdem es dir wieder besser geht, weiß ich gar nicht, ob du das überhaupt tun willst.< begann Jono zögernd. „Was denn?“, fragte Seth neugierig. Das hatte bestimmt damit zu tun, das Jono mit seiner Mutter beredete hatte. >Ich würde gern Yugi und Tea besuchen, als Mensch, meinst du das geht?< Gespannt schaute Jono zu Seth. Überrascht schaute Seth Jono an. Er wollte in Solomons Dorf? Doch warum eigentlich nicht, überlegte er, es wäre sein erster Kontakt mit anderen Menschen als Mensch, und in Solomons Dorf könnte er sich ganz allein auf ihn konzentrieren, ohne die Lähmende Unsicherheit seiner Familie gegenüber im Hintergrund. „Gern, wenn du es willst, dann können wir das gerne machen.“, stimmte Seth Jono zu. >Dann müssen wir aber ganz schnell alles nötige zusammenpacken und heute noch los fliegen, denn morgen ist Vollmond.< drängelte Jono. Das war Seth noch gar nicht aufgefallen, aber er hatte ja sowieso ein wenig sein Zeitgefühl verloren gehabt. „Ja, da hast du wohl recht. Dann lass uns schnell in die Höhle fliegen und alles zusammensuchen, damit wir aufbrechen können." Schnell waren alle nötigen Sachen zusammen gesucht, besonders die Kleidung für Jono war wichtig, er konnte ja nicht nackt ins Dorf gehen. Das würde nur unnötige Fragen aufwerfen. Überhaupt, wie sollte er den Dorfbewohnern sein kommen erklären? Er hatte ja noch eine Nacht darüber nachzudenken. Und Jono konnte er auch noch fragen. >Sollten wir nicht ein Geschenk mitbringen?< erkundigte sich Jono. „Das ist gar keine schlechte Idee,“, bestätigte Seth Jonos Vorschlag, „hast du an etwas Bestimmtes dabei gedacht?“ >Kaninchen?< fragte Jono zögernd. „Die sind immer gut.“, nickte Seth. „Etwas zum Essen und etwas zum Behalten.“ >Für jeden eins?< erkundigte sich Jono. „Warum nicht?“ Seth fand dies vernünftig, ein Geschenk für Yugi und eins für Tea. Nachdem dies nun alles geklärt war, machten sie sich auf den Weg. Als sie die Lichtung am Dorf erreicht hatten, baute Seth schnell das Zelt auf und räumte all ihre Sachen hinein, bevor sie auf die Jagd gingen. Schnell hatten sie die beiden Kaninchen gefangen, und auch ein drittes für Seth, sowie ein Reh für Jono gehörte zu ihrer Jagdbeute. So wurden sie für den Abend wunderbar satt und ihren Durst stillten sie an einem nahe gelegenen Tümpel. Jono rollte sich neben dem Zelt zusammen und Seth hatte unter seinem Flügel seinen vertrauten Schlafplatz. Als die Sonne aufging und Jono sich verwandelt hatte, begaben sie sich in das Zelt und kuschelten noch eine Runde. Ihre Hände hielten nicht so ganz still, aber das wollten sie ja auch nicht, und ihre beiden kleinen Freunde waren äußerst zufrieden. Doch dann hatte Jono eine Idee. Wenn sie nicht Kopf an Kopf lagen, sondern einer sich umdrehte, dann könnten auch zwei Münder sich gleichzeitig betätigen. Dies wollte er auch gleich ausprobieren, aber Seth brauchte einen Augenblick um zu verstehen, was Jono vorhatte. Jono fand es spannend, wenn sie auch nicht gleich eine Position fanden, in der sie sich verwöhnen lassen und verwöhnen konnten. Doch dann konnten sie es genießen, und auch Seth war hinterher ganz begeistert. Jono sowieso… ihm gefielen alle Arten der Paarung. Als sie sich einigermaßen erholt hatten, und der Morgen noch angenehm kühl war, zogen sie sich an, nahmen die beiden Kaninchen und machten sich auf den Weg ins Dorf. Jono beschwerte sich unterwegs immer wieder über die Unbequemlichkeit von Kleidung… sie engte ihn ein und er begann zu schwitzen. Dies war etwas ganz neues für ihn. Als sie aus dem Waldrand traten, sahen sie, dass das Dorf in heller Aufregung war. Erst dachte Seth es wäre wegen ihnen, doch dann stellte er fest, dass sie überhaupt nicht beachtet wurden. Seth wunderte sich ein wenig darüber, und sagte dies auch zu Jono, als ihm plötzlich etwas einfiel. „Du Jono, es könnte sein, dass heute die Zusammengabe von Anzu und Yami ist.“ „Wirklich? Das wäre ja toll.“ Jono war auf einmal aufgeregt wie ein kleines Kind. Jetzt lernte er nicht nur andere Menschen kennen, sondern auch eines ihrer wichtigsten Feste. „Seeeeeeeth!“, schallte es über den Dorfplatz. Yugi kam Freudestrahlend auf sie zu gerannt. „Was machst du denn hier? Wolltest du nicht auf dem Weg in dein Dorf sein?“ Dabei zwinkerte er ihm zu. „Und wen hast denn bei dir?“, wollte er nach einem Blick auf Jono wissen. „Äh, hallo Yugi.“, begrüßte Seth erstmal den Jüngeren und dachte angestrengt nach. Verflixt, er hatte sich immer noch nichts wegen Jono ausgedacht. „Ich bin Jono“, stellte sich Jono vor, „ich fand ihn fiebernd im Wald und hab ihn gesund gepflegt. Und jetzt wollte er noch einmal kurz vorbei schauen, bevor er nach Hause reist.“ „Da kommt ihr gerade richtig, heute ist die Hochzeit von Yami und Anzu. Die Kaninchen sind gewiss für sie.“, meinte Yugi nach einem Blick auf die Tiere an ihrer Seite. „Ja, das sind sie.“, meinte Seth. Er konnte ihm ja jetzt schlecht sagen, dass er die Hochzeit total vergessen hatte. Ja, die Kaninchen waren natürlich besser als Hochzeitsgeschenk geeignet. Auf einmal fiel ihm etwas ein, wenn heute Hochzeit war, dann wäre es gut möglich, dass auch Ishizu anwesend war. „Das ist gut.“, sagte Yugi freundlich. „Jetzt lass uns zu Solomon gehen, er wird sich sicher freuen dich zu sehen. Und Anzu und Yami auch, sie sind schon beim Ältesten und werden für die Zeremonie vorbereitet. Dort kannst du auch gleich die Älteste Frau in unserer Gegend kennen lernen. Sie heißt Ishizu und ist die Hochzeiterin.“, erklärte er ihnen. So gingen alle drei zum Haus des Dorfvorstehers und trafen dabei natürlich auch auf Tea. Sie war ziemlich aufgeregt. Weil ihre Schwester heute heiratete, durfte sie das Gebinde überreichen, dass Anzu nach der Hochzeit als verheiratete Frau ausweisen würde, und welches von Yami angefertigt worden war. Aber als sie Seth erblickte strahlte sie. „Seth, wie schön… Anzu wird sich sicher freuen, dass du bei ihrer Hochzeit dabei bist.“, sagte sie freudestrahlend und warf sich an seinen Hals. Jono lächelte. Jungtiere waren doch alle gleich, sie konnten sich noch ehrlich freuen und ihre Freude auch zeigen. Anzu griff nach Seths Hand und zog ihn einfach in die Hütte. „Anzu… Mutter… Vater… schaut wer gekommen ist!“, rief sie lautstark in die Hütte hinein. Solomon schaute neugierig hinter der einen Tür hervor, und Anzu hinter der anderen. Dabei konnte man eine Frauenstimme laut schimpfen hören. Anzu lächelte, als sie sah, wen ihre kleine Schwester da hinter sich herzog, und war ihr dankbar über die Unterbrechung, denn Ishizu ging ihr langsam auf die Nerven. Es langweilte sie ungemein, was sie noch alles an Verhaltensregeln mit auf den Weg in die Ehe bekam – als hätte ihr das in den letzten Tagen nicht ständig jeder ungefragt mitgeteilt. Sie konnte es einfach nicht mehr hören. Bei Ishizu gehörte es ja mit dazu, das konnte sie ja auch verstehen, doch dass die Dorfbewohner meinten, ihr dies auch noch alle erzählen zu müssen… Yami erging es im Übrigen nicht anders, nur dass er sich dies alles noch einmal vom Dorfältesten anhören durfte, der auch zugleich noch der Vater war. Auch er war dankbar für die Unterbrechung – wer immer da auch gekommen war, er würde es schon noch erfahren. „Seth!“, erschallte da freudig die Stimme Solomons. „Wie schön dass du da bist.“ Nun wussten auch alle anderen, welcher Gast gekommen war, und so konnten sich alle ihrem eigentlichen Tun widmen. Zeit zum Reden war später, jetzt galt es die Zeremonie vorzubereiten und Anzu und Yami fügten sich. Ishizu konnte sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen, doch sie tat besser so, als würde sie Seth nicht kennen, und seinen Begleiter, der gewiss jetzt bei ihm sein dürfte. Seth und Jono verließen die Hütte wieder, damit die Hochzeitsvorbereitungen nicht weiter gestört würden und gingen mit Yugi zu seiner Hütte. Bewundernd betrachtete Seth die neue Hütte, die daneben stand, sie würde ab heute Abend das neue Zuhause von Yami und Anzu sein. Begeistert wurden sie von Yugis Mutter empfangen. Sie ließ es sich nicht nehmen, den beiden Gästen noch eine Kleinigkeit zum Essen anzubieten und setzte sich zu ihnen. Yugi schickte sie mit einem Auftrag los, das ganze Dorf war auf den Beinen, und die größeren Kinder wurden überall zum Helfen eingespannt. Yugi flitzte los, wenn er es geschickt anstellte, dann reichte die Zeit dazu aus auch noch einen kleinen Abstecher in den Wald machen zu können. Schnell beeilte er sich seinen Auftrag zu erledigen und machte sich auf den Weg zur Lichtung. Er kannte ja eine Abkürzung und so war er auch ganz schnell an seinem Ziel angekommen. Er wollte so gern Jono wieder sehen. Jedoch als er die Lichtung betrat, fand er nur ein Zelt vor, aber keinen Drachen. Yugi dachte nach. Langsamer ging er zurück ins Dorf. Er hatte jetzt keine Zeit zum rennen, auch wenn seine Mutter ihn ausschimpfen würde. Seth war jetzt wieder da, dachte er, und der Drache gehört zu Seth, das stand fest. Der Drache flog nicht ohne Seth davon, das war auch sicher, und der Drache hieß Jono. Yugi grübelte. Seth kannte ganz schön viele Jonos, stellte er fest. Der Drache hieß Jono, seine Verlobte hieß Jono und sein Begleiter ebenfalls. Das war irgendwie ein Jono zu viel. Es ließ ihm keine Ruhe, doch jetzt hatte er keine Zeit mehr, dieses Rätsel zu lösen, das musste bis morgen warten. Außerdem wollte er auch mit Tea darüber reden. Mädchen hatten manchmal auch ganz schön schlaue Gedanken. Nachdenklich erreichte er das Dorf und lief Tea direkt in die Arme. „Dich such ich schon überall.“, meinte das Mädchen vorwurfsvoll, doch dann bemerkte sie seinen nachdenklichen Blick. „Was ist los?“, erkundigte sie sich. „Ich war eben im Wald bei der Lichtung, aber es ist kein Drache da.“, antwortete er ihr grübelnd. „Na und, dann wird er fort geflogen sein.“, meinte Tea. „Nein, er ist immer in der Nähe von Seth, das hat mir Seth erzählt.“, widersprach Yugi bestimmt. „Ja, dann kann ich dir auch nicht weiter helfen.“, antwortete Tea. „Aber jetzt sollen wir allen Dorfbewohnern Bescheid sagen, dass die Zeremonie gleich beginnt.“, teilte sie ihm ihren eigentlichen Auftrag mit. Dies war schnell getan, und so war in kurzer Zeit das ganze Dorf um Solomons Hütte versammelt. Seth und Jono fanden einen Platz ganz vorne, dafür hatte Yugi gesorgt. Solomon trat vor die Hütte, und begann die Zeremonie. Jono war ganz aufgeregt. Er hatte noch nie eine Zusammengabe der Menschen gesehen, und war auch noch nie mit so vielen auf einmal zusammen gewesen. Aufgeregt griff er nach Seths Hand und ließ sie nicht mehr los. Seth fand dies für diese Situation ziemlich passend und unternahm auch nichts dagegen. Solomon räusperte sich, und begann: „Wir haben uns heute versammelt, weil wir eine besondere Zusammengabe feiern wollen. Es ist die Zusammengabe zweier Kinder unseres Dorfes – es kommt nur selten vor, dass ein Sohn das Dorf seiner Mutter nicht verlässt, um zu heiraten. Das Gegenteil ist für gewöhnlich die Regel. Deshalb ist es ist es ein Fest dass der reinen Freude dient, der Sohn bleibt sogar neben der Mutter wohnen. Und kann ihr auch so eine Stütze sein. Beide kennen sich nun von Kindheit an, waren schon früh ein Herz und eine Seele und hatten die Möglichkeit sich unbedarft kennen zu lernen. Anders, als wenn der Bräutigam aus einem anderen Dorf kommt. Und trotzdem freuen wir uns, dass sie nun gemeinsam den Weg als Eheleute gehen wollen und eine Familie gründen. Lasst uns nun also das Brautpaar begrüßen.“ Nach diesen Worten öffnete sich die Tür und heraus kamen Anzu, Yami und Ishizu. Anzu hatte einen roten Schimmer auf ihren Wangen, da sie die Worte ihres Vaters natürlich in der Hütte auch hören konnte. Und das Familie gründen hatte ihr diese Röte ins Gesicht wandern lassen. Doch sie stand ihr allerliebst und alle klatschten laut Beifall, als das Brautpaar nun vor dem Dorfältesten Aufstellung nahm. Ishizu stand als Familienchronistin jetzt neben Solomon und hielt die Schriftrolle in der Hand, in die sie gleich diese neue Verbindung eintragen würde. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie Seth und Jono Hand in Hand in vorderster Reihe stehen sah, beide erwartungsvoll gespannt. Man konnte fast meinen, es wäre ihre Zeremonie, so feierlich wirkten sie. Ishizu setzte nun die Rede fort: „Wenn zwei sich nun entscheiden sich zusammen zu tun, und bei dem Dorfältesten um die Zeremonie der Zusammengabe bitten, gehen sie eine Verpflichtung einander gegenüber ein. Der Mann versorgt und unterstützt die Frau, und die Frau auf ihre Weise den Mann. Keine Arbeit die geleistet wird ist geringer anzusehen, als die des anderen. Gemeinsam versprechen sie sich um die Kinder zu kümmern, die aus dieser Verbindung hervor gehen, bis sie alt genug sind, auf eigenen Füßen zu stehen. Der Mann verspricht seine Frau bei der Sorge um ihre Eltern zu unterstützen, so gut er kann. Im Gegenzug verspricht die Frau, sich um die Eltern des Mannes zu kümmern, sollten sie keine Tochter haben. Ich frage euch nun, Anzu und Yami: Seid ihr gewillt dem anderen zu geloben, stets an seiner Seite zu sein und ihn in all seinem Tun zu unterstützen und für ihn da zu sein, wann immer Hilfe nötig ist?“ Ishizu schaute zuerst Anzu an, mit einem kleinen Seitenblick auf Seth. „Ich gelobe.“, antwortete Anzu mit zitternder Stimme. Und nun wanderte ihr Blick zu Yami und auch ein kleiner Seitenblick auf Jono. „Ich gelobe.“, sprach Yami feierlich. Solomon trat zu den Brautleuten. Er hielt ein rotes Band in der Hand. „Hiermit,“, er knüpfte das eine Ende an Anzus rechte Hand, „erkläre ich euch,“, das zweite Ende wurde an Yamis linke Hand gebunden, „zu Mann und Frau. Dieses Band soll euch mit einander verbinden und so wie die eine Hand die andere Hand braucht, um eine Arbeit verrichten zu können, seid ihr von nun an aufeinander angewiesen. Nach Ablauf von sieben Tagen dürft ihr das Band entfernen, und euren Arbeiten wieder getrennt nachgehen, aber solange macht ihr alles gemeinsam. Und als Zeichen der verheirateten Frau, bekommt Anzu nun den von dir gefertigten Halsschmuck.“ Solomon winkte Tea und diese trat mit einem, auf weißem Fell liegenden, Halsschmuck an die Beiden heran. Die erste gemeinsame Aufgabe, die sie jetzt lösen mussten war, Anzu den Halsschmuck anzulegen. Erst als dies geschafft war, durfte Yami Anzu das einzige Mal in aller Öffentlichkeit küssen. Jeder weitere Kuss gehörte ins Verborgene. Das ganze Dorf klatschte laut und begann nun die Brautleute zu beglückwünschen. ~~~ Seth fühlte sich merkwürdig. Schon als Ishizu aus dem Haus heraustrat und sie anlächelte hatte er so ein seltsames Gefühl. Es schien ihm, als wären die folgenden Worte direkt an ihn gerichtet. An ihn und Jono. Aber auch Jono fühlte sich von der Atmosphäre die herrschte, seit Ishizu aufgetaucht war, gefangen. Sein Herz sprach alles mit, das Ishizu sagte, es konnte nicht anders. Der Druck seiner Hand wurde stärker und auch Seth erwiderte den Händedruck. Seth wurde es ganz warm, als er den Blick Ishizus auf sich spürte. >Ich gelobe.< sprach er in Gedanken mit. Jono ging es genauso, auch er fühlte sich von Ishizu angesprochen, als sie ihm einen kurzen Blick sandte, und eben so, wie vor ihm Seth sprach auch er die Worte Yamis mit. >Ich gelobe.< Immer aufgeregter verfolgte Jono den weiteren Ablauf, und als Solomon das Band um beide Hände band, staunte er nicht schlecht. Was für Sitten einige Menschen doch hatten. Aber auch für Seth war diese Handlung neu, aber er fand sie geschickt. Als sich Anzu und Yami küssten, drehte sich Seth zu Jono um, und sie blickten sich tief in die Augen, Jono zu küssen traute sich Seth dann doch nicht. Anschließend reihten sie sich in die Schar der Gratulanten ein, und überreichten die beiden Kaninchen. Ishizu beobachtete stets die Beiden aus einem Augenwinkel, und auch wenn sie es sie nicht spüren ließ, sie konnte sie beide ganz genau hören. Sie war mit dem Verhalten der Beiden zufrieden, hatten sie so nun auch ihre Zeremonie der Zusammengabe. ~~~ Erst als Seth und Jono gratulierten, bemerkten die anderen Dorfbewohner seinen Begleiter. Neugierig scharrten sich alle, die schon gratuliert hatten, um die Beiden. Das schien ja wieder eine interessante Geschichte zu werden… für Unterhaltung beim Festessen war auf jeden Fall schon mal gesorgt. Diese Zusammengabe war wirklich etwas Einmaliges. Die unverheirateten Mädchen im heiratsfähigen Alter musterten unverhohlen neugierig die beiden jungen Männer. Das Seth zurückkam ließ sie hoffen, dass er doch eine aus ihrer Mitte erwählen würde, und sein Begleiter eventuell auch. Himmelblaue Augen und Sonnengelbe Haare – sie waren einfach prachtvoll anzusehen, und auch sonst brauchten sie sich nicht zu verstecken. Es waren einfach schöne Männer. Aber nicht nur die jungen, unverheirateten Frauen betrachteten sie wohlgefällig, auch die Verheirateten blickten ihnen träumend hinterher. Einmal eine Nacht mit einem von Beiden verbringen… Anzu war es recht, so auffällige Gäste zu haben, da hielten sich die anzüglichen Anspielungen in ihre Richtung in Grenzen. Aber es interessierte sie auch, weshalb Seth seine Reise unterbrochen hatte und zurückgekommen war. Und so galt der besondere Trinkspruch des heutigen Tages, den die Brautleute aussprachen ihren unerwarteten Gästen. Seth bedankte sich höflich für diese Geste und wiederholte nun in kurzen Worten das, was Jono anfangs schon zu Yugi gesagt hatte. Dass er sich im Wald verletzt und Jono ihn fiebernd aufgefunden und gesund gepflegt hatte. Und dass er nun vor seiner Heimreise noch Yami und Anzu zur Hochzeit gratulieren wollte. Enttäuscht seufzten alle jungen Frauen auf… aber vielleicht würde ja sein Begleiter im Dorf bleiben. Doch auch schon bald fanden sie heraus, dass auch er nur auf der Durchreise war, und Seth noch ein Stück auf seinem Weg begleiten wollte. Am frühen Abend wurden die Fässer mit Obstwein geholt und eine Tanzfläche zurechtgemacht. Die Musikanten spielten zum ersten Tanz auf, den Traditionsgemäß die Brautleute eröffneten. Danach versuchten alle Dorfbewohner ein Tänzchen mit dem Brautpaar, dass sich aber immer wieder als schwierig herausstellte, da das Band, das sie miteinander verband, nicht besonders lang war. Anzu und Yami entschieden sich immer ein Dreiertänzchen zu starten, welches mitunter spaßige Formen annahm. Danach war der Tanz für alle eröffnet und das fröhliche Feiern ging los. Natürlich scharrten sich alle jüngeren weiblichen Dorfbewohner um Seth und Jono und rissen sich um sie. Seth war ein guter Tänzer, die Tänze dieses Dorfes waren ihm nicht unbekannt, und so löste bald eine junge Frau die andere ab, und er kam kaum zur Ruhe. Jono erging es nicht viel besser, nur dass er nicht tanzen konnte. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit Seth um Rat zu fragen, da er sofort von einigen fleißigen Tanzlehrerinnen belagert wurde. Eine kleine Schwarzhaarige war dabei besonders eifrig. Sie hatte ihre Hände einfach überall, natürlich nur um Jono die Bewegungen der Tänze zu zeigen… und es fielen ihr immer wieder neue Gründe ein, um ihn zu berühren. Die anderen Mädchen drängte sie einfach beiseite und ließ nicht zu, dass sich eine von ihnen Jono nähern konnte. Jono ließ sich von dem fröhlichen Gelächter der jungen Frauen anstecken, dass seine Tanzversuche begleitete, und merkte gar nicht, dass er nunmehr nur noch eine Tanzlehrerin hatte, die eifersüchtig darauf achtete, dass keine ihrer Konkurrentinnen ihm nahe kam. Nach und nach fragte sie ihn aus, und Jono gab zurückhaltende Antworten, weil er zum Teil auch gar keine Antworten auf ihre Fragen hatte. Dann lächelte er sie immer nur an. Endlich hatte das Mädchen herausgefunden, dass Jono keine Partnerin hatte, und dass kein Mädchen auf ihn wartete und so verstärkte sie ihre Bemühungen. Sie würde heute gewiss nicht die Nacht alleine verbringen, dass stand für sie fest. Es dauerte eine Weile, bis Seth soviel Luft um sich herum hatte, dass er das Treiben um Jono herum bemerkte. Und es gefiel ihm überhaupt nicht, was er da sah. Einige junge Frauen standen um Jono herum um klatschten und lachten, und buhlten offensichtlich um seine Beachtung. Jedoch die Schwarzhaarige, die gerade mit ihm tanzte, trieb es besonders unverschämt in seinen Augen. Es war nicht zu übersehen, wie sie sich ihm förmlich anbot. Jono wusste ja nicht, was sie tat, er konnte es ja nicht verstehen… aber warum lachte er mit ihr? Und warum wurde sein Gesicht auf einmal so rot? Seth konnte nicht sehen, dass Jono der jungen Frau gerade gewaltig auf die Füße getreten war, er hielt es für eine Reaktion auf die Anmache der jungen Frau. Dieser gefiel es im Übrigen recht gut, dass Jono errötete, es gab ihm so einen unschuldigen Reiz, den sie selbst schon vor langem verloren hatte, auch wenn sie noch nicht verheiratet war. Seth versuchte sich zu beherrschen und Jono seine Freude zu lassen, und hin und wieder brachte er auch einen Tanz mit einer anderen jungen Frau fertig, aber seine Aufmerksamkeit war immer auf Jono gerichtet. Bald stand er nur noch am Rand, leerte einen Becher Wein nach dem anderen und schaute mit immer grimmiger werdender Mine dem Treiben um Jono zu. Hin und wieder musste die Schwarzhaarige das Feld räumen, doch die anderen jungen Frauen waren genauso wenig zurückhaltend. Alle hatten reichlich Wein verkonsumiert, und auch Jono wurde immer wieder ein gefüllter Becher gereicht. Die Schwarzhaarige eroberte sich jedoch immer wieder ihren Platz zurück. Nur eine weitere Person beobachtete dieses Treiben aus sicherer Entfernung. Ishizu lächelte still vor sich hin, als sie die wachsende Eifersucht Seths bemerkte. Da er sich gegen Frauen behaupten musste, würde es keine Schlägerei geben, wenn Seth endlich seinen Anspruch an Jono geltend machen würde. Und das würde er, sie wusste es und konnte es auch sehen. Es war immerhin auch seine Hochzeit heute… Ein großes Gejohle entstand, als das Brautpaar in seine Hütte gebracht wurde, um die Hochzeitsnacht zu vollziehen. Die Schwarzhaarige nutzte die Gunst der Stunde, um Jono einen tiefen Kuss zu geben. Jetzt riss bei Seth endlich der Geduldsfaden. Dies konnte er nicht zulassen. Er warf seinen Becher zu Boden und stürmte auf die Beiden zu. Kapitel 36: Hochzeitsnächte --------------------------- In diesem Augenblick geschah mehrerlei: Jono schob die Schwarzhaarige von sich fort, denn er wollte sich mit ihr auf keinen Fall paaren, und drei Personen kamen auf das Paar zu gestürmt. Und keiner sah danach aus, als wollte er dem jungen Paar Glück wünschen. Seth hatte die beiden zuerst erreicht, zog Jono Besitz ergreifend in seine Arme und funkelte die Schwarzhaarige böse an. Die erwiderte seinen Blick ziemlich trotzig, was hatte der Fremde ihr schon zu sagen. Es war schließlich nicht verboten, zu zeigen dass man jemanden mochte. „Was stellst du dich denn so an?“, fragte sie trotzig. „Du bist doch nicht der Ehemann.“ Spöttisch warf sie einen Blick zu Seth. „Es war doch nur ein Kuss.“ „Aber ein Kuss der nicht erlaubt ist.“, mischte sich die gefährlich ruhige Stimme Solomons ein, gefolgt von einer ordentlichen Ohrfeige. „O – onkel…“, stotterte die Schwarzhaarige überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jemand ihr Tun verfolgt hatte, sie glaubte doch alle bei dem jungen Brautpaar. So wie Ishizu, die sie jetzt ebenfalls mit strengen Augen musterte. „Junge Dame“, sagte sie beherrscht, „es ist wohl an der Zeit, dass du einen Ehemann bekommst, und lernst, wie sich eine ordentliche junge Frau in der Öffentlichkeit zu benehmen hat. Es gibt einige junge Männer, die gerne den Bund mit dir eingehen würden. Du wirst dir also in den nächsten Tagen einen von ihnen aussuchen, und in vier Wochen wird deine Zusammengabe sein.“ Makio schluckte und blickte hilflos zu ihrem Onkel, doch in seinem Blick konnte sie nur Zustimmung zu dem eben gesagten finden. „Ich hab mir doch schon einen ausgesucht, Jono.“, versuchte sie ihr Glück und wollte sich an Jono anschmiegen. Doch der eisige Blick Seths hielt sie davon zurück. „Jono ist vergeben.“, bekam sie die eisige Antwort von Seth. „Er gehört zu mir.“ Ishizu musste innerlich grinsen, Seth hatte bestimmt nicht mitbekommen, was er da gerade gesagt hatte, Solomon aber wohl. Der überlegte gerade, ob er sich verhört hatte… und wusste nicht wie er reagieren sollte. Er beschloss erst einmal nicht zu reagieren, denn das wäre die nächste Ungeheuerlichkeit… er musste sich erst einmal um seine Nichte kümmern. „Das letzte Wort ist hierüber noch nicht gesprochen.“, sagte er beherrscht, bevor er sich auf den Weg zum Brautpaar machte. Ishizu schloss sich ihm an. Sie musste das Band des Brautpaares lösen, damit sie sich entkleiden und zur Ruhe begeben konnten. Am nächsten Morgen würde sie ihnen das Band wieder anlegen. „Ich hoffe, du hast mein kleines Geschenk mitgebracht.“, sagte sie ihm Vorbeigehen zu Seth. Zwei paar Kinderaugen verfolgten aus sicherer Entfernung ungläubig das ganze Geschehen. Seths Verlobte – war ein Mann. Seth hatte genug. Er wollte nur noch fort, aber er verfolgte dennoch mit Genugtuung, wie die Schwarzhaarige von Solomon und Ishizu zurechtgewiesen wurde, und die Ohrfeige hatte ihm unendlich gut getan. Er hätte sie ihr gerne selbst gegeben, doch es schickte sich nicht, dass ein Mann eine Frau schlug. Innerhalb der Familie war es als eine erzieherische Maßnahme geduldet, doch es war nicht gut, wenn Eltern, männliche Verwandte oder der Ehemann zu oft von dieser Möglichkeit Gebrauch machten. Der Sinn der Maßregelung war dann in den meisten Fällen nicht mehr klar erkennbar. Also nickte er dankbar Solomon zu, als dieser an ihm vorbei Ishizu folgte. Doch dessen Blick war undeutbar. Endlich konnte sich Seth um Jono kümmern. Dieser hatte die ganze Szenerie mit großen Augen verfolgt, und verstand erst einmal gar nichts mehr. Aber ein Glücksgefühl schlich sich in seine Brust, wenn er daran dachte, wie selbstsicher und keine Widerrede duldend, Seth ihn zu sich gezogen hatte. Niemand schien mit dem Kuss der Schwarzhaarigen einverstanden gewesen zu sein… Der Kuss an sich war nicht wirklich unangenehm gewesen, aber er fühlte sich überhaupt nicht richtig für ihn an – das Kribbeln, das ihn erfüllte, wenn Seth ihn küsste, fehlte vollständig. Und als ihm einfiel, dass Seth zu ihm gesagt hatte, dass sooo ein Kuss wie der Paarungstanz ist, da wollte er das ganz und gar nicht. Ein Drache hatte nur einen Partner, und nur mit diesem paarte er sich, mit keinem anderen. „Komm,“, sagte Seth beherrscht zu Jono, „lass uns gehen. Ich bin müde.“ Seth wollte zurück in den Wald, weg vom Dorf, und am besten, bevor sie von Solomon die Einladung bekamen, bei ihm zu übernachten. Jono nickte. Seth war so anders als sonst, schweigsam und ein wenig abwesend, seine Aura strömte – Ärger – aus, wie er überrascht feststellte. Zügig schritten sie durch den Wald und erreichten bald ihr Lager. Kaum angekommen, und im Schutze ihres Zeltes, küsste Seth Jono heftig. Heftig, zornig, ängstlich, besitzergreifend… eifersüchtig. Seth wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen – doch ein Gefühl war einfach übermächtig in ihm: Jono gehörte ihm, niemand hatte das Recht, sich an ihm zu vergreifen und ebenfalls einen Besitzanspruch anzumelden. Er sollte ihm gehören, ihm ganz allein, und keine Auswahl haben, er sollte nicht vergleichen können, zwischen ihm und einer Frau. Ihm war nur zu bewusst gewesen, dass die Schwarzhaarige ihn heute Nacht in ihrem Bett haben wollte. Aber Jono sollte das Bett nur mit ihm teilen, mit ihm ganz allein. Und das würde er auch, er würde ihm zeigen, was es hieß, verheiratet zu sein… so hatten sie beide Ishizus Blicke während der Zeremonie aufgefasst. All diese Gefühle flossen in seinen Kuss, und in die weiteren ein. Seth kannte kein anderes Ventil… Jono war, ob der Heftigkeit der Küsse, ziemlich erstaunt. So hatte Seth ihn noch nie geküsst… doch die Küsse gingen nicht spurlos an ihm vorüber, seine Atmung beschleunigte sich, sein Herz begann zu rasen und sein ganzes Blut sammelte sich in seiner Körpermitte. Der kleine Jono war sehr begeistert und äußerst interessiert, heute würde wohl etwas Neues passieren, das hatte er im Gespür. Nach einer Weile begann Jono Seth zurück zu küssen – leidenschaftlich, sehnsüchtig… hungrig. ~~~ An anderer Stelle waren fröhlichere Gefühle vorherrschend, fast das gesamte Dorf begleitete das Brautpaar in sein neues Zuhause. Sie warteten nur noch auf Ishizu und Solomon, die dem Brautpaar das rote Band abnehmen würden, damit diese die Hochzeitsnacht vollziehen konnten. Es war nicht sehr praktisch, wenn man sich dann nicht entkleiden konnte, deshalb wurde das Band für die Nacht entfernt und am nächsten Morgen von der Hochzeiterin wieder angebracht. Anzu und Yami waren ziemlich aufgeregt… jetzt kam also das große Mysterium, von dem beide so gar keine Ahnung hatten… Yami hatte zwar die anderen jungen Männer reden hören, sie versuchten ihn in ihre Prahlgeschichten mit einzubeziehen, aber Yami machte nicht mit. Er schützte stets dringende Arbeiten vor, aber er wollte nicht vor ihnen eingestehen, dass er so gar keine Ahnung hatte. Doch er war froh, dass er den Mut gefunden hatte, Seth um Rat zu fragen. Er würde nichts machen, bevor sie nicht alleine wären, und war sich sicher, dass Solomon schon dafür sorgen würde, dass die Gaffer rechtzeitig der Tür verwiesen wurden. Anzu war ziemlich verkrampft, die vielen Zuschauer machte sie noch nervöser, als sie so schon war. Sie wollten Fleisch sehen… aber Anzu wollte nicht… doch bevor einer der ziemlich angeheiterten Männer Anzu zu nahe treten konnte, scheuchte Ishizu die ganze Bande aus der Hütte der Beiden heraus, und den ganz hartnäckigen drohte sie an, ihre kleinen Geheimnisse öffentlich zu machen, wenn sie jetzt nicht spuren würden. Und so bekam sie eine lammfromme Horde junger Männer aus dem Haus. Solomon staunte immer wieder, wie Ishizu es schaffte diese Bande in den Griff zu bekommen, bis ihm siedendheiß einfiel, was Ishizu über ihn wusste. Nein, mit Ishizu legte man sich besser nicht an, sie saß eindeutig am längeren Hebel. Als Ishizu aus dem Haus des frischgebackenen Brautpaares heraustrat, machte sie sich auf den Weg und suchte Yugi. Sie fand ihn, wie erwartet, in der Nähe der Tanzfläche. Sicher hatte er alles mit Seth und Jono beobachtet. Yugi erschrak, als Ishizu an ihn herantrat. „Yugi, du weißt doch mit Sicherheit, wo die beiden ihr Lager haben. Kannst du ihnen bitte ausrichten, wenn die sieben Tage um sind, dann bin ich wieder am See.“, bat sie den verwirrten Yugi. „Doch bitte erst nach Sonnenaufgang.“, fügte sie geheimnisvoll lächelnd hinzu. Yugi konnte nur mir dem Kopf nicken, und versprach ihr, am nächsten Morgen zu Seth und Jono zu gehen, und es ihnen auszurichten. ~~~ Erleichtert ließ sich Anzu auf das Bett sinken, als sie endlich mit Yami alleine war. Nervös schaute sie auf ihre Hände und traute sich nicht, Yami anzuschauen. Es fehlte ihr auf einmal die gewohnte Vertrautheit mit Yami, sie begab sich auf ein Gebiet, von dem sie bisher keine Ahnung hatte. Ihre Mutter konnte ihr nicht zeigen, wie es ging. Und auch das Sehnen, dass sie manchmal erfüllte, wenn Yami sie küsste, war wie weggeblasen. Es störte sie, dass alle wussten, was sie jetzt gleich tun würden. Yami setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. „Nervös?“, fragte er sie. Anzu nickte. „Ich auch.“, gestand er ihr. Anzu schaute auf. Yami war auch nervös? „Du hast also wirklich noch nie?“, fragte sie schüchtern. „Ja. Du warst und bist die Einzige für mich.“, antwortete er ihr ernst. „Oh, Yami.“ Anzu fiel ein Stein vom Herzen und sie Yami um den Hals. „Aber ich habe Seth gefragt.“, gestand Yami und eine leichte Röte überzog sein Gesicht. „Er hat mir gute Ratschläge gegeben.“ „Wirklich?“ Anzu war überrascht. Damit hatte sie nun überhaupt nicht gerechnet. „Das hast du für mich gemacht?“ Yami nickte, stand auf und zog Anzu zu sich heran. Er umarmte sie und flüsterte ihr ins Ohr: „Willkommen zu Hause, Anzu, Frau von Yami.“ Anzu kicherte. „Willkommen zu Hause, Yami, Mann von Anzu.“ Der Bann war gebrochen, und alle Schüchternheit war auf einmal von ihnen abgefallen. Yami zog Anzu in einen zärtlichen Kuss, den sie aufseufzend erwiderte. Sie ließen sich Zeit und begannen mit dem, das sie schon kannten – küssen. Nach und nach wurden die Küsse leidenschaftlicher, ihre Zungen tanzten spielerisch und dann auch wieder fordernder umeinander herum. Yami hatte sich vorgenommen Seths Ratschläge zu befolgen… und verheiratet waren sie schließlich ihr restliches Leben lang. Er brauchte nichts zu überstürzen, denn dann würde Anzu ihm immer eine äußerst liebevolle und leidenschaftliche Partnerin sein. Ihre Hände fanden wie von selbst den Weg auf ihre Körper. Yami streichelte Anzu zärtlich über das Gesicht, folgte sachte ihrer Kinnlinie und wanderte langsam ihren Hals hinunter bis zum Rand ihres Kleides. Die sanften Berührungen Yamis schickten Anzu eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper. Sie hielt die Luft an, als Yami den Rand ihres Kleides berührte. Er zog vorsichtig die Kordel ihres Kleides auf, und schob es ihr über die Schultern nach unten. Anzus Herz klopfte heftig. Jetzt war der Moment gekommen, Yami würde sie so zu sehen bekommen, wie sie die Natur geschaffen hatte. Ob Yami gefiel, was er zu sehen bekam? Normalerweise trug sie unter einem Kleid außer dem Lendentuch noch ein Brusttuch, doch ihre Mutter und Ishizu hatten heute darauf bestanden, dass sie keines trug. Als sich nun der schützende Stoff von ihrem Körper entfernte, beschleunigte sich ihre Atmung. Aber nicht nur Anzu, sondern auch Yami hielt die Luft an, als Anzus Kleid auf den Boden rutschte. Er fand seine Anzu einfach wunderschön, als sie so fast nackt vor ihm stand. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingerspitzen über ihre nackte Brust, und als er ihre Brustwarzen berührte, wurde er sich des Druckes in seiner Hose bewusst. „Du bist wunderschön.“, sagte er heiser und küsste Anzu. Dabei drückte er Anzu an sich und sie spürte zum ersten Mal seine erwachte Männlichkeit. Erschrocken wollte sie zurückweichen, doch Yami hielt sie zurück. „Bleib.“, bat er sie mit rauer Stimme. Es war schön Anzu so nah zu spüren, und er wollte alle Stufen, die sich zeigten richtig auskosten. Seine Hand wanderte zu ihrer Brust, und behutsam umschloss er zum ersten Mal einen ihrer beiden Äpfel. Sie fühlte sich wundervoll an, weich und doch gleichzeitig fest. Aber Anzu wollte jetzt auch was zu sehen und zu spüren bekommen. Vorsichtig öffnete sie den Verschluss von Yamis mit Federn verziertem Lederkittel und versuchte ihn ihm auszuziehen. Doch da sie kleiner war, musste Yami ihr zu Hilfe kommen. Nun ließ Anzu ihre Hände wandern, und sie streichelte ziemlich aufgeregt über Yamis warme Haut. Sie fuhr die Linien seiner Muskeln nach und zögerte schließlich, als sie an Yamis Hose ankam. Die Beule, die sich gebildet hatte, war nicht zu übersehen. Sie schluckte, und nach einem Blick in Yamis Augen, fuhr sie vorsichtig mit einer Hand über Yamis Hose. Yami stöhnte auf, als er die gewollte Berührung an seiner Männlichkeit spürte. Ihm wurde immer heißer, und sie waren noch nicht einmal ganz nackt. Auch seine Atmung beschleunigte sich und er fragte sich, wie es sich wohl nachher anfühlen würde. Von ihrem Mut überrascht, suchte Anzu Yamis Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Im Kuss versunken, nahm Yami eine Hand Anzus um sie wieder auf seine Erregung zu legen. Seine andere Hand fand wieder den Weg zu Anzus Brüsten. Sachte begann er sie zu streicheln und streichelte immer wieder die besonders zarte Haut ihrer Brustwarze. Als sich die Brustwarze erhärtete, stöhnte Anzu überrascht auf. Yami ließ sofort von ihr ab, da er dachte es hätte ihr wehgetan, doch Anzu machte nun ihm deutlich, dass er nicht damit aufhören sollte. Ein unbekanntes Sehnen zwischen ihren Schenkeln überraschte Anzu, als Yami sich intensiver mit ihrer Brustwarze beschäftigte, und sie stöhnte laut auf. Atemlos lösten die Beiden ihren Kuss und sahen sich mit dunklen Augen an. Unbekannte Gefühle hatten sie überrollt, doch sie waren einfach atemberaubend… Mit zitternden Händen befreiten sich die Beiden gegenseitig von den letzten Kleidungsstücken, und Anzu schluckte, als sie Yami in voller Pracht zu sehen bekam. Sooo groß hatte es sich eben doch gar nicht angefühlt. Eine Ahnung beschlich sie, wo dieses Teil hinwollte, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Körper in der Lage war, so einem Teil Zutritt zu gewähren. „Und du bist dir sicher, dass das passt?“, fragte sie zweifelnd. „Seth hat gesagt, ja…“, meinte Yami lächelnd, und ein Pulsieren unterstrich noch diese Aussage. „Aber dann sei vorsichtig, ja?“, bat Anzu mit einem skeptischen Blick auf Yamis aufragende Männlichkeit. „Ich will es versuchen, Seth hat gesagt, dass das geht… vorsichtig zu sein.“ Yami nahm seine Anzu in den Arm und küsste sie zärtlich. Zum ersten Mal berührten sich ihre nackten Körper, und beide zogen scharf die Luft ein. Ihre Körper waren auf dem besten Weg sich in unerfahrener Ungeduld selbstständig machen zu wollen, unbeholfen rieben sie ihre intimsten Stellen aneinander. Sie lösten ihren Kuss, und Yami nahm seine Frau auf beide Arme und legte sie sacht auf dem Bett ab. Auf der Kommode daneben standen ein Krug Wein und ein Becher. Wo kamen die denn eigentlich her? War die Kommode nicht eben noch leer gewesen? Yami schüttelte nachdenklich den Kopf, goss ihnen einen Becher voll ein und reichte ihn Anzu. Durstig trank sie den Becher leer und legte sich erwartungsvoll zurück. Yami nahm sich auch einen Becher, und küsste Anzu wieder zärtlich. Mit seinen Händen begann er Anzus Körper zu erforschen. Er streichelte sie überall, genoss das Gefühl ihrer weichen Haut unter seinen Fingerspitzen. Er streichelte wieder ihre Brüste, und als er wieder an ihre Brustwarzen kam, stöhnte sie wieder auf. Yami streichelte sie solange, bis sie sich aufrichtete und nahm sie vorsichtig zwischen die Finger. Sachte zwirbelte er an ihnen und Anzu bäumte sich unter ihm auf. Langsam und immer auf Anzus Gesicht achtend, ließ er seine Hand langsam ihren Bauch herabwandern. An ihrer Schamgrenze stoppte er und blickte in ihr gerötetes Gesicht. Sie hatte ihre Augen geschlossen und wartete ab. Ihr Herz schlug immer schneller, als Yami dem Bereich immer näher kam, den bisher nur ihre eigene Hand berührt hatte. Sacht fuhr Yami über ihr gelocktes Schamhaar und Anzu atmete schneller. Vorsichtig wanderte seine Hand zwischen ihre Schenkel. Anzu unterdrückte den Impuls ihre Beine zusammenzupressen, um ihre entblößte Weiblichkeit zu schützen. Yami hatte das Anrecht sich dort aufzuhalten, und Anzu entspannte sich wieder. Es fühlte sich gar nicht mal so schlecht an, Yamis Hand zwischen ihren Beinen zu haben. Anzu wusste nicht wohin mit ihren Händen und Gefühlen. Yami jagte einen Schauer nach dem anderen durch ihren Körper, sie hatte keine Ahnung, wie sie das alles aushalten sollte. Es war einfach wunderbar, und immer wenn sie glaubte, etwas Schöneres könnte es nicht mehr geben, zeigte Yami ihr, das doch. Sie wusste ja nicht, welchen Rat Seth Yami gegeben hatte, aber er war auf jeden Fall sehr gut. Sie war Seth sehr dankbar dafür. ~~~ So hatte Seth noch nie jemanden geküsst, er war aber auch noch nie eifersüchtig gewesen. Er hatte tatsächlich Angst davor gehabt, dass er Jono verlieren, er sich für jemand anderes - eine Frau, entscheiden könnte. Als er Jono jetzt so in seinem Arm hielt, in ihrem Zelt, ihrem Zuhause, da wollte er nur noch eins – ihn besitzen, mit ihm eins werden, ihm seinen Stempel aufdrücken, mit ihm verschmelzen – Hochzeit feiern. Jono wurde von dem stürmischen Verlangen Seths absolut überrollt. Seth schien ein ganz anderer zu sein, da war nichts mehr von der Zurückhaltung zu spüren, die sonst ihr Liebesspiel prägte. Unzählige Male küssten sie sich, heftig, verlangend… da war kein Platz für Zärtlichkeiten, das konnte Jono spüren. Seth hatte das Denken ausgestellt, genauer gesagt, die Schwarzhaarige hatte alles rationale Denken bei ihm ausgestellt. Wären nicht auch Solomon und Ishizu dazu gekommen, er hätte sich höchst wahrscheinlich an der jungen Frau vergriffen. Er wollte endlich richtig mit Jono schlafen, sich endlich mit ihm paaren, damit er sich keinen anderen Partner mehr suchen würde. Atemlos und aufgeheizt ließen die Lippen der Beiden von einander ab. Mit fahrigen Händen entfernte Seth Jonos Kleidung und wanderte mit seinen Lippen fordernd über Jonos Körper. Er biss leicht in seine Halsbeuge, saugte sich immer wieder an den verschiedensten Stellen seines Körpers fest, knabberte und biss in seine kleinen Brustwarzen, und markierte so, mit vielen roten Malen sein Revier. Man sollte erkennen können, das Jono zu jemandem gehörte. Jono fühlte sich seltsam aufgekratzt, die vielen Spuren, die Seth auf seinem Körper hinterließ, ließen seinen Körper immer wieder erschauern. Sein Atem ging immer schwerer, sein Herz raste und das Blut rauschte in seinem Kopf. Egal was Seth heute vorhatte, er wirkte nicht, als würde er sich davon abbringen lassen. Aber Jono würde es auch gar nicht wollen, diese Leidenschaft, die Seth in seinem Körper gerade entfacht hatte, gefiel ihm einfach zu gut. Sein aufgeheizter Körper sehnte sich nach der Berührung durch die nackte Haut von Seth, er wollte Seth ebenfalls nackt haben. Wie von selbst fanden seine Hände den Weg unter Seths Kleidung, berührten seine warme Haut. Jono verkroch mit seiner Nase in Seths Halsbeuge und atmete tief seinen Geruch ein. Seth roch heute anders, ein Teil davon war der Alkohol aus dem Wein, aber auch Seths Leidenschaft roch heute ganz anders. Jono war ganz aufgeregt. Seths Geruch ließ den kleinen Jono aufs heftigste pulsieren. Als Seth endlich auch von seiner Kleidung befreit war, stöhnten beide synchron auf, als sich ihre kleinen Freunde endlich berühren durften. Erneut küssten sie sich heftig und leidenschaftlich, rieben ihre nackten Körper aneinander, und ließen sich im Strudel ihrer Leidenschaft treiben. Vier Hände fuhren fahrig über zwei sich erhitzende Körper. Seth wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. So war es noch nie, noch nie hatte er diesen tiefen Wunsch in sich verspürt, dominieren zu wollen, Mann zu sein. Jono war seine Braut, er würde heute zu seinem Mann werden, ihn zu seiner ‚Frau’ machen, das war alles, was er wusste. Sein ganzes Sehnen und Handeln war darauf ausgerichtet. Und der kleine Seth pochte mittlerweile schmerzhaft. Aber noch war er nicht soweit, seinem Drängen nachzugeben. Als ihre nackten Körper aufeinander trafen und sich aneinander rieben, konnten sie die Leidenschaft des anderen deutlich spüren. Ein tiefes Stöhnen entkam seinen Lippen, und er wollte den kleinen Freund Jonos gar nicht mehr lassen. Es fühlte sich einfach zu gut an, und steigerte seine Sehnsucht schier ins Unermessliche. Jono erging es nicht viel anders, auch seine Gefühle fuhren Achterbahn. So auf– und angeheizt war er noch nie, vergleichbar hatte er sich nur bei seiner ersten Paarung mit dem kleinen Weißen gefühlt. Aber Jono wollte nicht nur tatenlos ‚zusehen’, er wollte selbst aktiv werden, doch Seth ließ dies nur bedingt zu. Heute war SEINE Nacht, er würde Jono lieben, ihm zeigen, wie die Liebe zwischen Ehepartnern aussah. Ihre Hände fanden den Weg zu ihrer Körpermitte und stöhnend verwöhnten sie einander. Doch Seth ließ nicht zu, dass sie einen Höhepunkt hatten und sich erleichterten, das sollte heute anders aussehen. Seths Hände fanden ihren Weg zu Jonos Hintern und begannen ihn zu kneten, ab und zu wanderte eine Hand an Jonos Rückgrat entlang und mit der Zeit suchte sich Seths Hand den Weg in Jonos Falte zu seiner verborgenen Öffnung. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich zum ersten Mal Jonos kleiner Öffnung näherte, neugierig ließ er seinen Zeigefinger immer wieder über diese kleine Öffnung streichen… Jono ließ ein wohliges Aufseufzen hören und Seth wagte sich weiter vor. Doch auf einmal stieß er auf Widerstand, Jono zog heftig die Luft ein und spannte sich ein wenig an. Seth kam es etwas trocken vor. Wenn er sich vorstellte, dort einzudringen, dann würde es ziemlich unangenehm reiben. Er fühlte sich an eine Frau erinnert, die noch nicht bereit zum Eindringen war. Er hatte gelernt, dass es manchmal hilfreich war, etwas Speichel zu Hilfe zu nehmen, bis eine Frau feucht genug zum eindringen war. Ein Gedanke, den er noch nicht ganz greifen konnte, machte sich in seinem Kopf breit – mit einem Mal war es ihm klar, was Ishizu vorhin meinte, und wofür dieses besondere Geschenk gedacht war. Seth verließ Jono, der ihn fragend ansah, und wühlte in seinen Sachen. Er war sich nicht ganz sicher, ob er diesen kleinen Lederbeutel dabei hatte, aber wenn, dann müsste er doch… Triumphierend hielt er den kleinen Wassersack, gefüllt mit einem Kräuteröl, in seiner Hand, und begab sich wieder zu Jono. Jonos ganzer Körper war angespannt, erfüllt von sehnsüchtiger Erwartung und Unruhe. Seth löste etwas in ihm aus, dass er so noch nicht kannte. Weder Hand- noch Mundpaarung hatten solche Gefühle in ihm ausgelöst. Als Seth anfing seinen Hintern zu kneten, da wusste mit einem Mal nicht mehr, wohin mit seinen Gefühlen. Und seine verborgene Öffnung erinnerte sich auf einmal, dass sie von einem zärtlichen Finger Besuch bekommen hatte, und ein Kribbeln machte sich an dieser Stelle breit, ein Sehnen, dass nach Erfüllung strebte. Und dann war er endlich da, der Finger, und löste wieder so einen angenehmen Schauer in ihm aus. Jono spürte, dass der Finger in ihn eindrang, und es fühlte sich erst gar nicht mal so schlecht an. Er seufzte wohlig auf, als sein Wunsch endlich erfüllt wurde. Doch je länger der Finger in ihm war, und je weiter er vordringen wollte, umso unangenehmer wurde es für ihn. Er konnte es nicht verhindern, er begann sich gegen den Eindringling zu wehren, und kniff seinen Po zusammen. Erleichtert, aber auch enttäuscht, registrierte er, dass sich der Finger wieder aus ihm zurückzog. Fragend schaute er Seth hinterher, als er sich zu ihrem Gepäck begab, und sah ihm neugierig zu, was er dort wohl suchte. Doch als Seth zufrieden wieder aufstand und einen kleinen Gegenstand in seiner Hand hielt, seufzte Jono zufrieden auf… er hatte also nichts falsch gemacht. Als Seth wieder zu Jono zurückkam, küsste er ihn wieder verlangend und raunte ihm ins Ohr, dass sie sich jetzt wohl besser hinlegen sollten. Sie legten sich auf ihr Lager, dass Seth noch am Morgen zurechtgemacht hatte und Jono schaute ihn mit großen neugierigen Augen an. Was das wohl war, das Seth da gerade geholt hatte? Die Stimmung war durch diese kurze Unterbrechung ein wenig verloren gegangen, doch Seth begann einfach wieder damit, Jono zu küssen und zu streicheln. Und diesmal bezog Seth den kleinen Jono mit ein, er liebkoste ihn mit Lippen und Zunge, während sein eingeölter Finger sich wieder dem verborgenen Eingang widmete. Jono lag mit geschlossenen Augen auf seinem Rücken und ließ die Gefühle, die Seth auf ihn einströmen ließ, einfach auf sich wirken. Der kleine Jono war glücklich darüber, als er endlich auch ein wenig Beachtung geschenkt bekam, und verwöhnt wurde. Als sich Seths Finger wieder seiner Öffnung widmete, wollte sich Jono erst wieder zusammenziehen, doch dann spürte er einen Unterschied. Der Finger war nicht mehr trocken und rieb unangenehm, nein er fühlte sich wunderbar feucht und glitschig an. Auf einmal war es gar nicht mehr so unangenehm Seths Finger in sich zu haben, und er konnte sich voll und ganz auf die Gefühle konzentrieren, die dieser Finger in ihm auslöste. Also, mit dem eingeölten Finger war es auf einmal gar nicht mehr so unangenehm, fand Seth. Neugierig erforschte er Jonos warme Enge und beobachtete seine Reaktion dabei. Jonos Atmung beschleunigte sich etwas, seine Augen blieben geschlossen und er stöhnte leise. Aufgeregt und pochend wartete der kleine Seth auf seinen Einsatz, denn das, was sein großer Freund gerade tat, zeigte ihm nur zu deutlich, dass sein Einsatz heute gefragt sein würde. Seth entging die freudige Erwartung seines kleinen Freundes in keinster Weise, und er lächelte. Ja, heute würden seine kühnsten Träume wahr werden, immerhin hatte sich der kleine Seth schon längst bei ihm darüber beschwert, warum er diesem geheimnisvoll verheißenden Eingang noch keinen Besuch abstatten durfte. Doch noch war es nicht so weit. „Bitte… Seth… ich… will… mehr… mach… doch… endlich… was…“, bettelte Jono nach einer Weile keuchend. Und da der kleine Seth sich dieser Bitte anschloss, konnte Seth sich nicht länger zurückhalten. Er zog seine Finger zurück, versorgte seinen kleinen Freund reichlich mit dem Öl und konnte seinerseits ein Aufkeuchen nicht unterdrücken. Aufgeregt, und mit heftig klopfendem Herzen, näherte er sich nun Jonos Öffnung. Jono hatte wie von selbst seine Beine gespreizt, um Seth Raum zu geben. Als Seth seine Finger aus ihm zurückzog, war alles in ihm sehnsuchtsvoll gespannt. Er sehnte sich nach Erlösung, und hatte doch keine Ahnung, wie diese aussehen sollte. Mit vor Leidenschaft verdunkelten Augen sah er Seth an, und als er spürte, dass dieser nun sachte in ihn eindrang, zog er ihn zu sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Während ihre Zungen sich umschlangen, versuchte er sich näher an Seth heranzudrängen, doch das wollte ihm nicht so recht gelingen, also griff er kurz entschlossen mit beiden Händen nach Seths Hintern und presste ihn an sich. Überrascht keuchte Seth auf, aber auch Jono gab ein überraschtes Stöhnen von sich. Ein heftiger Schmerz durchzog mit einem Mal seinen Körper, der im ersten Moment so gar nichts mit den Gefühlen gemeinsam hatte, die Seths Finger vorher in ihm ausgelöst hatten. Doch da Seth keine Anstalten machte sich zu bewegen, spürte er, wie der Schmerz langsam nachließ, und er konnte sich entspannen und sich an seinem Besucher erfreuen. Seth konnte das Gefühl nicht beschreiben, dass er empfand, als er in Jonos Enge eindrang. Er war viel enger, als es je eine Frau war, selbst die jungen Frauen, die er entjungferte, waren nicht so eng. Es war einfach unbeschreiblich, und während er noch überlegte, ob es Jono am Ende nicht doch wehtun könnte, wurde er von diesem in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Jono heftig küssend, versuchte er langsam in ihn weiter einzudringen, als er plötzlich beide Hände Jonos an seinem Hintern spürte, die ihn kraftvoll an ihn pressten und ihn mit einem Rutsch in Jono hinein schoben. Seth glaubte Sterne zu sehen, als er plötzlich komplett von Jonos Enge umschlossen war. Überrascht keuchte er auf, und es wäre nur noch eine kurze Bewegung nötig und er würde sofort in Jono kommen. Während er sich also von seiner Überraschung erholte, spürte er, wie sich Jono entspannte, und nicht mehr ganz so eng um ihn herum war. Nach einem weiteren, tiefen Kuss, begann sich Seth langsam in Jono zu bewegen, nicht ohne ihn aus den Augen zu lassen. Er hatte keine Ahnung, ob, oder wann, er ihm wehtat, und das wollte er rechtzeitig mitbekommen. Doch Jono schloss nach einiger Zeit wieder seine Augen, und begann zu keuchen und zu stöhnen. So viel konnte er also nicht falsch machen, und so setzte er seine Bewegungen fort. Immer noch langsam und sachte am Anfang, doch als im Zelt nur noch lautes Keuchen und Stöhnen zu hören war, sagte ihm der Kleine Seth, dass er gern ein schnelleres Tempo wünschte. Immer schneller, und immer tiefer stieß er in Jono hinein, als dieser sich auf einmal aufbäumte. Irgendwann fand Jonos Hand den Weg zwischen sie und auch der kleine Jono wurde verwöhnt Jono wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen und so nahm er seinen kleinen Freund in die Hand, und ließ ihn seine innere Unruhe spüren, bis er sich laut aufstöhnend in seine Hand ergoss. Seth merkte den Unterschied sofort – als Jono kam, zog er sich so eng zusammen, dass er, ohne es ändern zu können, sich ebenfalls mit lautem Stöhnen tief in seinem Inneren ergoss. Erschöpft und atemlos ließ er sich auf Jono fallen, und blieb eine lange Weile auf ihm liegen. Jono erholte sich als erster, und küsste Seth zärtlich. „So paaren sich also Menschen.“, flüsterte er Seth glücklich ins Ohr, und setzte noch ein paar Küsse hinterher. Seth konnte nichts darauf erwidern, zu überwältigt war er noch von den Gefühlen, die in ihm herrschten. Mit Jono zu schlafen war der reinste Wahnsinn, er konnte gar nicht verstehen, warum er so lange damit gewartet hatte. „Ja, so paaren sich Menschen.“, antwortete er entspannt und zufrieden Jono, als er sich aus ihm zurückzog und an ihn ankuschelte. Seth war voll inneren Glücks und wollte jetzt nur noch an Jono gekuschelt einschlafen. Aber Jono war total aufgekratzt. Er konnte jetzt noch nicht schlafen. Diese Gefühle, die Seth im geschenkt hatte, wollte er ihm jetzt auch schenken, und auch der kleine Jono war voll und ganz derselben Meinung. Während Seth also so an ihn gekuschelt lag, streichelte er ihm den Rücken, küsste zärtlich seine Haare und suchte sich den Weg in Seths Pofalte. Er suchte nach dem verborgenen Eingang und streichelte darüber. Er entlockte Seth ein wohliges Aufstöhnen, und wollte schon mit dem Finger in ihn eindringen, als Seths Hand ihn davon abhielt. „Ich bin der Mann!“ schüttelte Seth schläfrig seinen Kopf und entfernte Jonos Hand aus der Gefahrenzone. Danach kuschelte er sich wieder an Jono, schloss seufzend seine Augen und schlief, mit einem glücklichen Lächeln auf seinen Lippen, ein. Jono hielt Seth in seinen Armen, steckte seine Nase in seine Haare, atmete Seths Geruch ein, und beschloss es ihm gleich zu tun, auch zu schlafen. Auch wenn er nicht sofort einschlafen konnte, so genoss er doch das Gefühl Seth in seinen Armen zu halten und mit ihm zu kuscheln. Kapitel 37: Unerwarteter Besuch ------------------------------- Jono schlief nicht richtig in dieser Nacht, zuviel ging ihm in seinem Kopf herum. Seths Verhalten auf der Hochzeit gab ihm viele Rätsel auf. Wenn es ihm doch nicht gefiel, was die Schwarzhaarige mit ihm machte, warum hatte er so lange zugesehen und sie gewähren lassen? Und weshalb war er dann so wütend auf sie? Menschen – sie waren wie ein Buch mit sieben Siegeln. Er konnte sie nicht verstehen. Doch die anderen hatten genauso lange zugesehen und nichts getan. Wenn Seth nicht mehr schlafen würde, wollte er ihn darüber befragen. Doch bis dahin genoss er es Seth in seinem Arm zu halten und mit ihm zu kuscheln. Genüsslich sog er seinen Geruch ein... täuschte er sich, oder hatte sich sein Geruch verändert? Oder nahm er ihn nur anders wahr? Seth kuschelte sich zufrieden auf sein menschliches Kopfkissen. Es roch so gut, so… männlich, der Geruch ließ Erinnerungen in ihm wach werden, und schon lugte ein kleiner Mann freudig erwartend in die Welt hinaus. Nein, Jono täuschte sich nicht, Seths Geruch hatte sich verändert, der kleine Jono bestätigte ihm das. Zärtlich ließ er seine Hände über Seths Körper wandern und fand sehr schnell dessen kleinen erwartungsvollen Freund. Er streichelte ihn ein wenig, doch wenn er ihn richtig verwöhnen wollte, dann musste er Seth von sich herunter nehmen. Also beließ er es beim Streicheln und küsste stattdessen Seth liebevoll auf den Mund. Seth seufzte zufrieden auf, und erwiderte diesen Kuss leidenschaftlich. Auf diese Weise bekam Jono Seth doch auf den Rücken gelegt und konnte seine Lippen wandern lassen, bis sie am Ziel ihrer Wünsche angelangt waren. Der kleine Seth freute sich riesig über seine Beachtung, und Seth gab wohlige Laute von sich. Während Jono sich dem kleinen Seth widmete, begaben sich seine Hände auf Wanderschaft, und schickten einen Schauer nach dem anderen über Seths Körper. Und sie fanden auch wieder den Weg zu Seths verborgener Öffnung. Neugierig wollte Jono diese zarte Stelle untersuchen, als Seth sich wieder verspannte und unwillig brummte. Irritiert ließ er von seinem Tun ab und schaute Seth ins Gesicht. Er schaute überhaupt nicht erwartungsvoll aus, sondern ziemlich verbissen. „Magst du nicht, wenn ich das tue?“, fragte er ihn enttäuscht. Bisher ließ Seth ihn doch auch alles tun, was er ihm gezeigt hatte. Seth schüttelte energisch den Kopf. „Ich bin der Mann!“, wiederholte er nur die Worte der Nacht. Nein, das ging nicht, das konnte er nicht, er konnte nicht zulassen, dass Jono hierbei gleich zog. „Nicht traurig sein, bitte.“, versuchte er Jono zu trösten, da er ihn so enttäuscht anschaute. „Nie?“, wollte Jono von ihm wissen. Seth zog es bei seinem geknickten Anblick das Herz zusammen. So konnte er ihn ja nicht abfertigen, Jono sollte glücklich sein. „Lass uns doch erst einmal so unsere Erfahrungen machen.“, schlug er Jono deshalb vor. „Und wenn wir besser Bescheid wissen, und mehr Ahnung haben, dann können wir ja tauschen.“ „Versprochen?“ Jono schaute Seth hoffnungsvoll an. „Ja.“, versprach Seth, doch ihm war nicht wohl dabei. Er konnte sich noch immer nicht vorstellen Jono an diese Stelle zu lassen. Aber die Vereinigung mit ihm heute Nacht war wirklich berauschend gewesen. Seth besiegelte das Versprechen mir einem Kuss. Trotzdem war die schläfrige Stimmung dahin, Jono war geknickt und Seth hatte trotz allem ein schlechtes Gewissen. „Bist du mir böse?“, erkundigte sich Seth bei Jono und zog ihn in seine Arme. Er wollte ihn halten, so lange er noch ein Mensch war, die Sonne kam schnell genug. Als Jono sich an Seth ankuschelte spürte er dann doch ein Ziehen in seinem Inneren und auch seine Kotöffnung nahm er auf einmal ganz anders wahr. „Wie fühlst du dich?“, fragte Seth nach einer Weile. „Seltsam.“, antwortete ihm Jono nach einer Weile nachdenklich. „Ich hab so ein Brennen in meinem Hintern.“ „Ist es schlimm?“, erkundigte sich Seth besorgt. Jono forschte nach. „Nein, es geht.“, meinte er nach einer Weile. Seth fiel ein großer Stein vom Herzen. „Hat es eigentlich wehgetan?“, stellte Seth die Frage die ihn am meisten interessierte. Jono kuschelte sich dicht an ihn, und bohrte seine Nase in Seths Halsbeuge. „Nur ganz am Anfang. Und dann war es einfach unbeschreiblich.“, antwortete Jono ihm träumerisch. „Aber warum darf ich dir nicht dieselben schönen Gefühle schenken?“ Jono konnte es immer noch nicht begreifen. Seth schluckte. Jetzt waren sie ja schon wieder beim gleichen Thema. „Ich kann das noch nicht.“, gab er endlich verschämt zu. „Ich brauch noch eine Weile, bis ich die Frau sein kann.“ Jono nickte, doch er verstand nicht wirklich was Seth meinte. Da war es schon wieder, dieses Mann und Frau. Nun hatte er noch mehr zum grübeln. Aber er wollte Seth jetzt lieber nicht mehr danach fragen, dass würde er lieber tun, wenn er wieder ein Drache war. Da konnte Seth ihm manches besser erklären. So begnügten sie sich damit bis Sonnenaufgang zu kuscheln und genossen noch die gegenseitige Handpaarung. Kaum, dass sie damit fertig waren, ging auch schon die Sonne auf, und Jono verwandelte sich zurück in einen Drachen. ~~~ Yugi war ganz aufgeregt. Die Hochzeit war wunderschön gewesen, Anzu und Yami waren ein wunderschönes Brautpaar gewesen, doch am schönsten war es, dass Seth und Jono gekommen waren. Jono – er war ein kleines Rätsel für ihn. So wie es aussah, war er Seths ’Verlobte’. Aber wo war der andere Jono, der Drache? Ishizu hatte zwar gesagt, dass er erst nach Sonnenaufgang zu ihrer Lichtung gehen sollte, aber ihn hielt nichts mehr im Bett. Der Sonnenaufgang war nicht mehr weit, und so machte er sich schon mal auf, um zu Seth und Jono zu gehen, um ihnen die Botschaft von Ishizu zu überbringen. Die Sonne ging gerade auf, als er auf die Lichtung trat, und mit großen Augen dabei zusah, wie sich das Zelt von Seth und Jono in die Luft erhob und wie ein Kragen um den schwarzen Hals von Jono lag. ~~~ Es wurde etwas zugig um Seth, als Jono sich wieder verwandelte. Schmerzhaft zog Seth die Luft ein, denn Jono stand mit seinem Vorderbein auf Seths linkem Arm. >Entschuldige.< zerknirscht hob Jono sein Bein von Seth herunter. Schon wieder hatte er die drohenden Anzeichen der Verwandlung übersehen, und Seth deshalb Schmerzen zugefügt. Doch sie nutzten die Zeit immer voll und ganz aus, und so dachte er nie an seine Rückverwandlung. >Hilfst du mir mit dem Zelt?< bat er Seth und beugte sich zu ihm herunter. Seth half ihm die Zeltkrause abzunehmen, wie er sie lachend getauft hatte. Als Seth das Zelt zusammengelegt hatte und sich wieder aufrichtete, blickte er in verwunderte violette Augen. „Oh, hallo Yugi.“, sagte er überrascht. „Was machst du denn hier?“ Yugi stand immer noch mit offenem Mund da, und versuchte zu begreifen, was er da eben gesehen hatte. „Jo..jo..jo..no?“, stotterte Yugi, er hatte Seths Frage überhaupt nicht gehört. „Yugi?“ Seth stellte sich in Yugis Blickwinkel und wartete auf eine Reaktion. „Was ist da eben mit Jono passiert?“, fragte Yugi endlich Seth, und schaute dabei von Seth zu Jono und zurück. „Und wieso hatte er das Zelt um den Hals?“ „Na ja, er war halt noch im Zelt, als er sich verwandelte. Deshalb hatte er das Zelt um den Hals.“, erklärte ihm Seth ohne Umschweife. Yugi dachte einen Augenblick nach. „Dann ist Jono immer ein und derselbe?“, stellte Yugi fragend fest. „Ja, das ist er.“ Seth fand es müßig Yugi etwas vorschwindeln zu wollen. Immerhin war ihr Geheimnis bei ihm gut aufgehoben. „Aber sag mal,“, wollte Seth nun endlich von Yugi wissen, „warum bist du eigentlich schon so früh hier?“ Yugi brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, was Seth von ihm wissen wollte. „Ähm, ach ja, ich soll euch was von Ishizu ausrichten: Sie wäre, wenn die sieben Tage der Paarbindung vorbei wären, wieder am See. Ihr wüsstet schon Bescheid, meinte sie.“, erzählte nun Yugi. „Aber das erklärt immer noch nicht, warum du schon so früh hier bist.“ Seth ließ nicht locker. „Na ja,“, gestand Yugi verschämt, „ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ishizu betonte zwar ausdrücklich, dass ich erst nach Sonnenaufgang gehen solle, aber ich wollte so gern Jono sehen. Ist Jono wirklich deine Verlobte?“, rutschte ihm noch so raus. „Wie kommst du denn darauf?“ Jetzt saß Seth aber wirklich in der Klemme. „Du hast mir doch erzählt, dass deine Verlobte Jono heißt, und – ich hab euch gestern Abend gesehen. Ich hab gehört was du über Jono gesagt hast.“ Jetzt grübelte Seth. Was war eigentlich gestern gewesen? Was hatte er denn bloß gesagt? Fragend blickte er zu Jono. >Du hast mich an dich gepresst und gesagt, dass ich vergeben sei, und zu dir gehöre.< beantwortete Jono Seths stumme Frage. „Das habe ich gesagt?“, wiederholte Seth entsetzt. Jono und Yugi nickten beide mit ihrem Kopf und verstanden nicht so recht, warum Seth so entsetzt war. „Und wer hat das alles gehört?“ Seth hielt gespannt die Luft an. „Solomon, Ishizu und Makio.“, antwortete Yugi. „Dann brauch ich wohl nicht mehr in euer Dorf zu kommen.“, seufzte Seth. „Aber warum?“ Yugi schaute Seth verständnislos an. „Weil Solomon mich nicht mehr willkommen heißen wird.“, antwortete Seth trocken. „Warum?“, fragte Yugi nach. Er konnte nicht verstehen, warum Seth wegen Jono nicht mehr ins Dorf kommen wollte. „Ein Mann ist nicht mit einem anderen Mann zusammen. Das ist gegen die Regeln.“, erklärte Seth freudlos. „Aber Ishizu schien ziemlich zufrieden zu sein.“, versuchte Yugi Seth aufzumuntern. „Ähm, Seth,“, meinte Yugi auf einmal mit rotem Kopf, „weißt du eigentlich, dass du gänzlich unbedeckt bist?“ Seth schaute an sich hinunter und tat Yugi den netten Gefallen ebenfalls ein wenig rot zu werden. Es war für ihn schon so selbstverständlich, in Jonos Gegenwart keine Kleidung mehr zu tragen, dass er sich, als Yugi auftauchte, gar keine Gedanken darüber gemacht hatte. Außerdem waren sie gerade vorher ja noch mit etwas intimeren beschäftigt gewesen. So oder so wäre Yugi in jedem Fall zu früh da gewesen. Auch ohne Sonnenaufgang… Seth drehte sich um, ging zu seinen Sachen und band sich erst einmal das Lendentuch um. Yugi fühlte sich nun sichtlich wohler, einen jungen Mann im Lendentuch zu sehen war für ihn nichts Ungewöhnliches. „Ich nehme an, dass Ishizu uns in sieben Tagen am See sehen will?“, erkundigte sich Seth bei Yugi. „Ich denke schon, sonst hätte sie mich bestimmt nicht hinter euch her geschickt.“, nickte er. „Dann kannst du ihr ausrichten, dass wir kommen werden.“, trug Seth Yugi auf. „Aber komm, möchtest du mit uns frühstücken?“, wollte er von dem Jüngeren wissen. Yugi nickte, er freute sich, wenn er noch eine Weile mit den Beiden zusammen sein konnte. >Wir können ja gemeinsam ein Stück fliegen.< schlug Jono vor. Seth schaute überrascht. >Meinst du?< fragte er vorsichtig zurück. Jono nickte. „Hast du Lust ein Stück zu fliegen?“, gab Seth Jonos Vorschlag weiter. „Wirklich? Du meinst, ich darf wirklich auf Jono fliegen?“, fragte Yugi ungläubig. „Wenn du möchtest, ja.“, lächelte Seth, als er in das ungläubige Gesicht von Yugi blickte. Yugi strahlte Seth mit leuchtenden Augen an und tanzte vor Freude einmal um die Beiden herum. „Na, dann komm.“, forderte Seth in auf, als Jono sich vor ihnen niederbeugte. Mit zitternden Knien kletterte Yugi auf Jonos Rücken und Seth setzte sich hinter ihn. Jono schlug zweimal mit den Flügeln, drückte sich mit seinen Beinen vom Boden ab, und erhob sich mit seinen Passagieren in den Himmel. Yugi konnte sein Glück nicht fassen, sein größter Traum wurde gerade Wirklichkeit. Sie flogen nicht weit, nur bis zu einem kleinen See, den Yugi noch gar nicht kannte. Jono landete und stillte erst einmal seinen Durst. Seth machte schnell zwei Angeln, und so setzten sie sich ans Ufer und hofften auf Beute. Jono durchforstete die nahe liegende Umgebung, und fing zwei Kaninchen und einen Hirsch. Mit seiner Beute zufrieden begab er sich zu den beiden Anglern am See. Seth hatte mit dem Angeln keinen Erfolg, aber Yugi zog stolz einen kleineren Fisch aus dem Wasser. Seth zeigte ihm, wie er den Fisch ausnehmen und ihn auf einen Stock aufspießen musste und Jono briet seinen Fisch. Während Jono und Yugi den Fisch brieten, bereitete Seth die Kaninchen vor. Jono fraß schnell die Innereien, und als die Kaninchen gar waren, fraß auch er seinen Hirsch. Yugi fand es wieder ziemlich verblüffend, wie ästhetisch ein Drache seine Mahlzeit zu sich nahm. Gesättigt begaben sie sich wieder zurück auf die Lichtung und als Seth all ihre Sachen zusammengepackt hatte, verabschiedeten sie sich von Yugi, mit dem Versprechen wieder vorbei zu kommen. ~~~ Kisara quälte sich durch das Leben mit Gozaburo, er ließ ihr keine Ruhe, immer wieder drängte er ihr die Paarung auf, grad so, als wollte er erzwingen, dass sie sein Ei austragen würde. Am Tag des Vollmonds, als ihre Tochter nun 28 Tage alt war, stellte sie mit Entsetzen fest, dass seine Bemühungen Erfolg zeigten. Sie trug bereits wieder ein Ei. Normaler Weise würde sie frühestens in dreißig Jahren wieder ein Ei tragen, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass sie ihre Tochter nicht selbst großzog… An diesem Tage triezte er sie ganz besonders schlimm, scheuchte sie hier hin und scheuchte sie dort hin… nichts konnte sie ihm recht machen. Die Sehnsucht nach dem großen Schwarzen, der so viel Verständnis für sie hatte, wurde immer größer. Oder das Verständnis, dass sie bei der schwarzen Drachendame gefunden hatte… In Kisara reifte ein Entschluss: Ihr Junges würde nicht in dieser Kolonie groß werden, es würde ebenfalls seinen Vater nicht kennen lernen. Aber kein Vater wäre allemal besser, als Gozaburo als Vater zu haben… Wo hatte Shizuka gemeint, läge ihre Höhle? Westlich von diesem Tal… Kisara überlegte, ob sie wohl jemanden vermissen würde, wenn sie die Kolonie verließe… Nein, stellte sie fest, es gab niemanden an dem ihr Herz wirklich hing, nur ihre Tochter, doch die war ja nicht hier. Sie beschloss ihre Tochter zu suchen und zu besuchen, was danach sein würde, das würde sich dann schon zeigen. An Neumond war die Situation günstig, Gozaburo wollte mit drei anderen Männchen jagen gehen, sie fürchtete dass sie wieder irgendwelche Menschensiedlungen überfielen, sie hatte da so etwas munkeln gehört. Doch auch wenn die Menschen ihr Leid taten, aber heute war sie ihnen für ihr Vorhandensein dankbar. Denn von den Jagd mit seinen drei Freunden ließ sich Gozaburo auf keinen Fall abhalten. Also wartete sie, bis sich die vier Drachenmännchen auf den Weg machten, und flog selber los, Richtung Westen. Kisara war so mit ihren Fluchtplänen beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, dass Gozaburo mit seinen Freunden noch längst nicht so weit entfernt waren, wie sie dachte. Gozaburo sah sie gerade noch über den westlichen Bergkamm verschwinden und sah ihr grimmig hinterher, doch er konnte seine Freunde nicht dazu überreden, ihre Richtung zu ändern. Darum würde er sich erst morgen kümmern können. Kisara flog vorsichtig in Richtung Westen und versuchte sich an alles zu erinnern, das Shizuka ihr erzählt hatte. Kurz vor Sonnenuntergang fand sie endlich den Wald mit dem kleinen See, und nach einigem Suchen fand sie auch die Höhle. Sie ruhte sich erst einmal ein wenig auf dem Felsen oberhalb der Höhle aus, bevor sie zu der Höhle hinunter fliegen wollte. Wie erstaunt war sie, als sie nach einem kurzen Moment ein kleines weißes Drachenmädchen aus der Höhle heraus hüpfen sah, eindeutig mit der Jagd auf etwas befasst. ~~~ Am Tag des Vollmondes, als sie 28 Tage zählte, erhob Shisara sich zum ersten Mal für einen kleinen Augenblick vom Boden, auch wenn es nur für ein ganz kleines Stückchen war. Aber sie strahlte übers ganze Gesicht und Shizuka leckte ihr zärtlich über die geröteten Wangen. Nach einer weiteren Woche war sie soweit, dass sie schon eine kleine Strecke fliegen konnte, und so begann Shizuka sie mit auf die Jagd zu nehmen, und sich ihr Futter selbst jagen zu lassen. Natürlich hatte sie noch nicht immer Erfolg, aber sie wurde täglich besser, und brauchte immer weniger Unterstützung von Shizuka, um satt zu werden. Auch das Fliegen wurde von Tag zu Tag besser und kräftiger. Shizuka und sie machten jeden Tag einen ein wenig längeren Flug, und wenn Shisara überhaupt nicht mehr konnte, dann ruhte sie sich auf Shizukas Rücken aus. Am Tag des Neumondes, Shisara jagte gerade einer Maus hinterher, die sich vorwitzig in ihre Höhle geschlichen hatte, hörte sie, wie sich ängstliche Gedanken näherten. Sie legte ihren Kopf ein wenig schief, um den Gedanken besser lauschen zu können und rief überrascht: „Mama, komm schnell, meine Mama ist da.“ ~~~ Kisara schaute zärtlich zu, wie ihre Tochter hinter etwas herjagte, und anschließend sogar erfolgreich war. Sie war verblüfft darüber, dass ihre Tochter schon jagen konnte. Das war ungewöhnlich, aber es erfüllte sie auch mit Stolz. Shisara legte ihren Kopf schief, als ob sie nach etwas lauschen würde, interessiert wartete sie ab, was nun weiter geschehen würde. Erschrocken wich sie zurück, als sich ein schwarzer Kopf im Höhleneingang zeigte, nur um erleichtert wieder aufzuseufzen. Natürlich, Shizuka, sie war ja schwarz... Die beiden stellten sich an den Rand des kleinen Plateaus, breiteten ihre Schwingen aus und erhoben sich in die Lüfte. Kisara hielt vor Überraschung die Luft an, als sie sah, wie sich das kleine Drachenmädchen in die Luft erhob. Wann begannen Drachenkinder mit fliegen noch einmal? Soweit sie wusste, nicht bevor sie sechs Monde alt waren... ~~~ „Mama, darf ich... darf ich...“, bettelte Shisara. „Ich kann dich doch nicht davon abhalten“, lächelte Shizuka, „aber ich bin direkt unter dir.“ Shizuka wartete, bis ihre Tochter los geflogen war, und erhob sich ebenfalls, um auf ihre Tochter aufzupassen. Sie folgte einfach ihrer Tochter, und war gespannt, wohin sie sie führen würde. Die Gegend über ihrer Höhle bot nicht viele Landeplätze für einen Drachen... Es war doch noch ganz schön anstrengend, aufwärts zu fliegen, stellte Shisara fest, und war froh ihre Mama als Sicherheit hinter sich zu wissen, doch sie wollte ihre Mutter aus eigener Kraft erreichen. Kurz bevor sie ihre Kräfte verließen, erblickte sie endlich Kisara. Jetzt brauchte sie nur noch einen Platz zum Landen, ihre Augen schweiften umher – da – endlich hatte sie etwas Passendes für sich gefunden. Mit letzter Kraft erreichte sie die Stelle, und legte eine wunderbare Bauchlandung hin... ihre Schwingen hatten einfach keine Kraft mehr... Sie rappelte sich auf, krabbelte zu Kisara und schaute sie mit roten Wangen an. „Schön, dass du uns besuchen kommst, Mama.“, sagte sie und schaute sie mit strahlenden blauen Augen an. Kapitel 38: Eine Lektion für Shisara ------------------------------------ Kisara war ziemlich überrascht, als sie von dem kleinen Drachenmädchen als Mama angesprochen wurde. Dieses Kind war wohl alles andere, als das, was sie so von jungen Drachen wusste und kannte. „Ja, endlich kann ich dich kennen lernen, Shisara.“, sagte Kisara mit Tränen in den Augen. „Aber Mama, du musst doch nicht weinen.“, sagte Shisara treuherzig und schaute sie mit ihren blauen Augen an. Shisara legte ihren Kopf schief und betrachtete ihre Mutter einen Augenblick ganz ernst. „Bleibst du jetzt bei uns?“ Kisara blieb fast das Herz stehen. Wie kam ihre Tochter jetzt nur darauf? „Sie kann einem ganz schön Angst machen, nicht wahr?“, vernahm sie die angenehme Stimme von Shizuka, die etwas oberhalb einen Landeplatz gefunden hatte. Kisara drehte ihren Kopf und schaute Shizuka mit fragenden Augen an. „Komm erst mal runter zur Höhle, da lässt es sich leichter reden.“, forderte Shizuka die Weiße auf ihr zu folgen. „Ich bleib bei Mama, ja?“, fragend schaute Shisara zu ihrer zweiten Mutter. Shizuka nickte. „Aber pass gut auf dich auf.“ Shizuka erhob sich und flog schon mal zur Höhle vor. „Ich flieg aber vor.“, bestimmte Kisara, und ließ keinen Widerspruch gelten. Shisara fügte sich gehorsam und so kamen sie nacheinander zur Höhle geflogen. „Du bist gewiss hungrig und müde. Ruh dich erst einmal ein wenig aus, ich bin gleich wieder zurück.“, sagte Shizuka zu Kisara. „Und du, kleine Dame, machst ihr bitte keinen Ärger, während ich jagen gehe.“ Streng blickte Shizuka ihre Tochter an und Shisara zuckte ein wenig unter ihrem Blick zusammen. „Ja, Mama.“ Kisara schaute lächelnd diesem kleinen Disput zu, es war schön, sie kennen zu lernen. Sie schien ein recht eigenwilliges Persönchen zu sein. Kisara schaute sich in der Höhle um, nachdem Shizuka zum jagen los geflogen war, dabei fiel ihr das Nest am Eingang auf. Neugierig ging sie darauf zu. „Das hab ich ganz alleine gemacht.“, sagte Shisara stolz und schaute ihre Mutter auffordernd an. Kisara kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was konnte dieses kleine Drachenmädchen denn noch alles? „Ähm, was ich kann?“, meldete sich Shisara nachdenklich, „Lass mich kurz überlegen… zuerst hab ich mir das Nest aus dem Lager meines Bruders gemacht, dann hab ich jagen gelernt und jetzt kann ich fliegen… das war alles.“ Zustimmend nickte sie zu ihren Ausführungen. Kisara war jetzt gänzlich verwirrt. Hatte sie eben laut gedacht? „Nein, das hast du nicht.“, antwortete ihr Shisara auf die unausgesprochene Frage. „Ach ja, das habe ich ganz vergessen – ich bin eine Bewahrerin und kann Gedanken hören.“ Erschrocken wich Kisara einige Schritte zurück. Dieses Kind war ihr unheimlich. Sie hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen den Beiden aus. „Magst du mich nicht?“, fragte Shisara nach einer Weile zögerlich nach. Dieses Schweigen und diese verworrenen Gedanken verwirrten sie, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. „Doch, ich mag dich schon“, antwortete Kisara zögernd, „doch du bist auch ziemlich beängstigend.“ „Gehst du wieder?“, wollte Shisara enttäuscht wissen. „Ich weiß noch nicht.“, antwortete Kisara ehrlich. Sie wusste es wirklich nicht, denn sie hatte ja noch nicht mit Shizuka gesprochen, und das kleine Drachenmädchen flößte ihr irgendwie Angst ein. „SHISARA!“, ertönte es streng vom Höhleneingang, „Hab ich dir nicht schon oft genug gesagt, dass es sich nicht gehört, anderer Personen Gedanken zu lauschen?“ Shizuka war gerade sehr ärgerlich über ihre Tochter. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie verwirrt, und vielleicht auch verängstigt, Kisara sein mochte. „Ich hatte dir doch gesagt, du sollst keinen Ärger machen!“ Shisara wurde ganz klein unter den strengen Blicken ihrer Mutter. So hatte sie ja noch nie mit ihr gesprochen. Betreten senkte sie ihren Kopf. „Tut mir Leid, Mama, ich wollte doch keinen Ärger machen.“ Geknickt schlich Shisara zu ihrem Nest und krabbelte hinein. Kisara konnte nicht anders, als sie das kleine Häufchen Elend sah, das gerade ausgeschimpft davon schlich, wurde ihr ganz warm, und ihr Herz ging ihr auf. Egal was ihre Tochter noch alles konnte, und wie anders sie auch sein mochte, man musste sie einfach lieb haben. Doch während Kisara ihrer Tochter gerade alles verzieh, war Shizuka richtig böse auf sie. Eigentlich zum ersten Mal. Bisher hatte sie Shisaras Eigenheiten auch immer lächelnd hingenommen, doch diesmal hatte sie nicht beschwichtigend eingreifen können, wie bei Jono oder Katsuya. „Gib ihr nicht so schnell nach.“, bat sie leise Kisara, „sie muss es wirklich lernen.“ Kisara nickte. Ja, das war wirklich kein kleines Problem, erkannte sie. „Komm, ich hab ein Reh für dich gejagt, lass es dir schmecken, und dann reden wir über alles.“, forderte sie freundlich ihren Besuch auf. Kisara nickte, und ließ es sich erst einmal schmecken. Shizuka war es nur zu deutlich bewusst, dass Shisara alles hören konnte, doch das konnte sie ruhig auch. Sie sollte wissen, dass ihre Fähigkeit anderen wirklich Angst machen konnte. Ihr Bruder und ihr Sohn hatten nach einem kurzen verblüfften Moment gelächelt, aber Kisara hatte wirklich angefangen sich zu fürchten. Sie wollte nicht, dass Kisara ihre Tochter als ein Monster betrachtete, sie sollte sie lieben… Denn genau diesen starken Rückhalt würde ihre Tochter noch brauchen… „Nun erzähl mal, was führt dich zu uns?“, begann Shizuka, nachdem Kisara fertig mit Essen war. Kisara holte tief Luft und begann mit leisen Worten zu erzählen, wie es ihr seit Shizukas Weggang ergangen war. „Dann…“ Shizuka unterbrach ihre Tochter in Gedanken: >Was hab ich dir gerade gesagt?< Erschrocken verstummte Shisara wieder und hörte nur zu. „Und was willst du jetzt tun?“, erkundigte sich Shizuka mitfühlend. Kisara hatte ja wirklich die Hölle erlebt, und trug von diesem Mistkerl auch noch ein Ei. „Ich würde gerne für eine Weile hier bleiben, wenn du gestattest.“, meinte Kisara leise. „Bitte, Mama, bitte… sie darf doch bleiben?“, bettelte Shisara, sich keiner Schuld bewusst, denn diesmal hatte ihre andere Mama doch laut gesprochen. „Ich will nicht, dass mein Brüderchen bei dem Mistkerl aufwachsen muss.“ „Oh, Shisara“, schüttelte Shizuka verzweifelt ihren Kopf, „was soll ich nur mit dir machen?“ „Komm mal her meine Kleine.“, rief Kisara ihre altkluge Tochter. Ja, das war sie wirklich, erkannte Kisara, also wollte sie von Erwachsener zu fast Erwachsener mit ihr reden. Shisara kam neugierig aus ihrem Nest geklettert, setzte sich erwartungsvoll vor ihre echte Mama und schaute sie mit großen Augen an. „Pass mal auf“, begann Kisara, „wenn andere, und ganz besonders Erwachsene, sich unterhalten, dann darf man sich nicht einfach so in ihr Gespräch einmischen. Und wenn man dazu noch so eine besondere Gabe hat, wie du, dann muss man damit auch noch vorsichtig umgehen. Du bist zwar einerseits noch ein ganz kleines Drachenmädchen, doch andererseits kannst du schon viel mehr, als ein Drache deines Alters kann. Du wirst es sehen, wenn dein Geschwisterchen da sein wird. Kannst du das verstehen?“ Kisara betrachtete aufmerksam ihre kleine Tochter. Sie konnte deutlich sehen, wie es hinter ihrem kleinen Köpfchen zu arbeiten begann. „Aber wenn man etwas ganz dringend dazu sagen will, was muss man dann machen?“, fragte sie verwirrt. Das war schwierig zu erklären, Kisara konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sie von den Erwachsenen immer ausgebremst und mit Nichtbeachtung gestraft wurde. Was hatte ihr die Älteste geraten, als sie sich einmal bei ihr darüber beschwert hatte? „Höre aufmerksam zu, und wenn du etwas zu sagen hast, dann suche den Blickkontakt zu einem der Anwesenden, und sprich erst, wenn du dazu aufgefordert wirst. Es kostet Disziplin, doch wenn du dich nicht ständig einmischst, und das Gespräch unterbrichst, dann wird man dich und deine Meinung ernst nehmen, und immer öfter in ein Gespräch mit einbeziehen.“ Oh, das war eine schwere und bittere Lektion gewesen, war sie doch lange Zeit der jüngste Drache in der Kolonie gewesen, niemand da, mit dem sie spielen oder herumtollen konnte, nur die beiden Rüpel, von denen sie eines Tages einen zum Gefährten wählen musste. Wie glücklich war sie, als schließlich, sie war gerade 20 Monde alt, ein kleiner Junge geboren wurde. Mit ihm konnte sie sich hemmungslos beschäftigen, und ihr war überhaupt nicht mehr langweilig. Umso trauriger war es, als er von einem Jagdausflug nicht mehr zurückkam, da er sich zu dicht an die Menschensiedlung herangewagt hatte. 10 Monde nach seinem Tod wurde der Kolonie wieder ein Mädchen geboren, doch um dieses durfte sie sich nicht kümmern, es gab einige die ihr die Schuld zu sprachen, dass der kleine Junge sich den Menschen zu dicht genähert hatte. Aber das stimmte nicht, er war viel zu sehr von Gozaburo beeindruckt gewesen und versuchte dessen Aufmerksamkeit zu erringen, doch dieser nahm überhaupt keine Notiz von ihm. So flog er ihm einfach hinterher, um zu sehen, wohin er mit seinen Freunden immer flog, und kam so in die Nähe der Menschensiedlung. Mit Verwunderung sah er zu, wie sie sich an den Tieren der Menschen bedienten, und eines Tages beschloss er, dass er so die Aufmerksamkeit Gozaburos erringen könnte, wenn er auch ein Menschentier erlegen würde. Er wollte es ihm zum Geschenk machen, doch er kam von diesem Ausflug nicht mehr lebend zurück. Gozaburo schimpfte nur über diesen Trottel, denn nun mussten sie sich eine andere Menschensiedlung suchen, weil die Menschen dort nun wussten, wer ihre Tiere stahl. „Und mit deiner ganz besonderen Fähigkeit“, fügte Kisara noch hinzu, „musst du ganz besonders sorgsam umgehen. Du wirst später merken, wenn du mit vielen Drachen zusammenlebst, dass es viele Gedanken gibt, die dir überhaupt nicht gefallen, oder die du kennen willst. Manches gibt es, dass nicht für deine Ohren bestimmt ist, und von dem du besser nichts wüsstest. Und vor allem darfst du andere nicht so mit deiner Fähigkeit überfallen, sie bekommen nur Angst vor dir, und bezeichnen dich als Monster.“ „Aber mein Bruder und mein Papa haben keine Angst vor mir.“, versuchte Shisara aufzutrumpfen. Kisara blickte fragend zu Shizuka. „Mein Bruder.“, antwortete diese und Kisara nickte. „Das ist schön für dich, und so soll es auch sein, aber andere Drachen finden es überhaupt nicht schön, wenn sie feststellen müssen, dass es jemanden gibt, der ihre Gedanken lesen kann.“, erwiderte Kisara ernst. „Hören, nicht lesen.“, schmollte Shisara. Diese Richtung des Gespräches behagte ihr so überhaupt nicht. Sie hatte gedacht, dass ihre wirkliche Mama mehr wie eine große Schwester für sie wäre, mit der sie herumtollen konnte, stattdessen war sie ja noch strenger als ihre Mama. Shizuka hatte lächelnd dem Ganzen zugesehen, und sie bekam langsam eine Ahnung davon, dass Mutter und Tochter sich ziemlich ähnlich waren, und dass Kisara sich all diese Belehrungen als Drachenmädchen auch hatte anhören dürfen. „Du kannst nichts für deine Gabe, meine Kleine.“, meinte sie zärtlich, „und hier kannst du sie auch gerne benutzten. Nur rede nicht einfach dazwischen, wenn sich andere unterhalten und warte bis du gefragt wirst. Und überfalle unsere Besucher nicht jedes Mal mit deiner Gabe, bisher ging es glimpflich aus. Du darfst eines nämlich nie vergessen: du bist ein Mischling, und es wird genügend Drachen geben, die dir deshalb nachstellen und nach deinem Leben trachten werden. Nutze deine Gabe, um heraus zu finden, wer dir wohl gesonnen ist, und wer nicht. Prüfe die Emotionen dir gegenüber, und dann wirst du immer den Vorteil der ersten Reaktion haben, wenn du dich nicht verrätst.“ „Du meinst, ich soll nur auf die Gefühle hören?“, fragte Shisara nach. „Ja“, nickten ihre Mütter gleichzeitig. „Und wenn einer böse Gefühle hat, dann soll ich genauer hinhören?“ „So ist es“, sagte Kisara, „das wird dir das Leben retten.“ „Und wenn jemand so tief traurig ist wie Seth, darf ich dann auch hinhören?“ „Es gibt niemanden, der den Grund der Traurigkeit besser herausfinden kann, als du.“, meinte Shizuka stolz. „Nur rede erst mit mir darüber, wenn diese Person überhaupt nicht ansprechbar ist, und gemeinsam werden wir versuchen eine Lösung zu finden.“ Shisara zog sich nachdenklich in ihr Nest zurück. Sie hatte viel zu überdenken, es war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass andere sich vor ihr fürchten oder gar ihr nach dem Leben trachten könnten. ~~~ Gozaburo war wütend, als er von seinem ‚Jagdausflug’ mit seinen Freunden zurückkam, und seine Gefährtin nicht in der Höhle vorfand. Leider war es schon zu dunkel, um ihr noch hinter her zu fliegen, doch das würde er morgen früh gleich nach Sonnenaufgang nach holen. Unzufrieden mit sich, und auch mit dem missglückten Überfall auf die Menschensiedlung, hätte er sich jetzt gern an seiner Gefährtin abreagiert. Er scherte sich nicht darum, dass ein Drachenweibchen mit dem Paarungstanz um Erlaubnis gebeten werden musste, er paarte sich lieber mit ihr, um seinen Besitzanspruch geltend zu machen, dass er das Recht hatte sich mit ihr zu paaren. Und dass es ihr nicht gefiel, verschaffte ihm ein Gefühl der Macht über sie. Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen, er war wütend weil sie nicht da war und er den Druck in seinem Inneren nicht abbauen konnte. Als endlich die Sonne aufging, und er sich auf die Suche nach seiner Gefährtin machen wollte, stand auf einmal der Älteste vor seinem Höhleneingang und bat ihn um eine vertrauliche Unterredung. Die Weibchen der Kolonie wären am Tag zuvor ganz aufgeregt von der Jagd zurückgekommen, da sie beobachtet hatten, dass sich ganz viele Menschen auf dem Weg zur westlichsten Menschensiedlung machten, und einige waren sogar grundlos von den Menschen angegriffen worden. Das alles stimmte ihn bedenklich und er wollte von ihm wissen, ob ihm bei seinen Flügen nicht etwas aufgefallen wäre. Gozaburo tat erstaunt. „Nein, mir und meinen Freunden wäre nichts aufgefallen.“ meinte er nur zum Ältesten. Mist, dachte er, mit unserem Lieblingssport ist es wohl für ein Weilchen vorbei. „Ich würde dich gerne mit dabei haben, wenn wir nachher aus sicherer Höhe mal nachsehen fliegen werden.“, bat ihn der Älteste. „Aber sag Kisara nichts davon, damit sie sich nicht ängstigt. Ich glaub sie trägt ein Ei.“, fügte er schmunzelnd hinzu. Seine Gefährtin hatte gute Augen, und wenn sie sagte ein Weibchen trug ein Ei, dann stimmte es immer. Nun, nicht ganz, denn das erste Ei, das Kisara trug, hatte sie nicht bemerkt, aber da hatte sie sie auch noch nicht so im Auge gehabt. Gozaburo fügte sich grummelnd, nun musste er seine Suche nach Kisara aufschieben… Doch wenn er so darüber nachdachte, konnte er bald ganz offiziell nach ihr suchen… Der Gedanke gefiel ihm immer besser… ~~~ Als die sieben Tage der Zusammengabe vorüber waren, machte sich Ishizu auf den Weg zum See. Einige junge Männer aus dem Dorf begleiteten sie, und trugen ihre Sachen. Yami und Anzu schickte sie zu ihrem Enkel und seiner Familie und ließ ihnen ausrichten, dass es schön wäre, wenn sie zu Neumond Ishizu am See besuchen kämen. Ishizu richtete sich am See ein und wartete auf die Dinge, die nun geschehen würden. Kapitel 39: Aussprache ---------------------- Seth konnte Jono an der Nasenspitze ansehen, dass er eine Menge Fragen hatte, aber er war sich nicht sicher, ob er sie auch wirklich beantworten konnte. Sie saßen wie jeden Morgen an ihrem See und ruhten sich nach ihrem Frühstück und einem morgendlichen Bad aus. Seth räkelte sich in der warmen Morgensonne und ließ sich auf den warmen Sandboden fallen. Er würde mit dem Gespräch nicht beginnen, sondern warten, bis Jono anfing. Jono wusste nicht so Recht, womit er beginnen sollte, es war einfach zu viel, um das sich seine Gedanken drehten. Doch je länger er nachdachte, umso öfter kam er am selben Punkt an. >Warum waren alle so böse auf das schwarzhaarige Weibchen?< fing er vorsichtig an. Wenn er es so recht überlegte, hatten die Menschenweibchen um ihn geworben, so wie es die jungen geschlechtsreifen Drachenmännchen mit den Drachenweibchen taten. Es war etwas ungewöhnlich, dass es die Weibchen waren, aber sonst… „So lange sie den Anstand wahrte, durfte keiner eingreifen, es war ihr Recht. Nur die anderen Frauen hätten ihr Werben beenden dürfen.“, versuchte Seth zu erklären. Bei dem Gedanken an die Feier wurde ihm immer noch schlecht und er versuchte nicht so sehr mit den Zähnen zu knirschen. >Auch du nicht?< wollte Jono ungläubig wissen. „Auch ich nicht. Solange ich nicht dein Ehepartner wäre.“ Seth versuchte ruhig zu bleiben. >Du meinst, auch Yami hätte das bei Anzu dulden müssen, oder Anzu bei Yami?< Das war Jono ein bisschen zu hoch, das verstand er nicht. Bei den Drachen galt Abstand, sobald sich ein Drachenweibchen entschieden hatte. „Ja“, jetzt knirschte Seth doch mit den Zähnen, „obwohl es ungehörig wäre die Brautleute so zu betanzen, das Brautpaar tanzt in der Regel selbst so… aufgeheizt.“ >Ja, aber was hat sie denn falsch gemacht?< Jono ahnte die Antwort, doch noch lieber wollte er sie von Seth hören. „Sie hätte dich nicht küssen dürfen“, antwortete Seth aufgebracht, „nicht so. Und schon gar nicht in der Öffentlichkeit.“ Jono nickte, das hatte er sich schon gedacht. Er hatte es ja auch als falsch empfunden, und von sich aus, diesen Kuss abgebrochen. Sein Kuss gehörte nur Seth… >Nicht in der Öffentlichkeit? Wieso?< Jono verstand grad nicht ganz… „Tanzen Drachen den Paarungstanz in der Öffentlichkeit, wenn alle zuschauen können, wenn andere dabei sind?“, erkundigte sich Seth. >Nein. Das ist etwas ganz privates.< Jono begann zu verstehen. >So ein Kuss gehört zum menschlichen Paarungstanz?< „Ja.“ Das nächste fiel Seth unsagbar schwer, aber er musste es sagen… „Wenn sie mit dir in einer Hütte, oder einem verstohlenen Plätzchen gewesen wäre, dann hätte niemand etwas gesagt, denn sie hat keinen Ehepartner, und du für die anderen auch nicht…“ Seths Herz schlug bis zum Hals, er wollte ihm nicht sagen, dass sie des Dorfes verwiesen worden wären, wenn sie sich als ‚Eheleute’ vorgestellt hätten. >Aber warum hast du denn so lange gewartet, es hat dir doch nicht gefallen?< Das konnte Jono noch weniger verstehen. Um diese Antwort hätte Seth sich gerne gedrückt, aber er wusste, dass es nicht ging. „Wir waren Gäste, es hätte sich nicht gehört, vor dem Brautpaar das Fest zu verlassen. Wie hätte ich das erklären sollen? Solange die Schwarzhaarige dich nicht geküsst hatte, hatte sie das Recht des Festes auf ihrer Seite.“ Jono war mit dieser Antwort aber immer noch nicht ganz zufrieden. >Du hättest doch aber auch zu mir kommen können, in meiner Nähe sein und sie ablenken können.< Seth druckste immer noch herum. Es gefiel ihm nicht, dass er Jono noch nicht zufrieden stellen konnte. „Ja, das hätte ich wahrscheinlich gekonnt.“, gab er ausweichend Antwort. Wie sollte er Jono bloß erklären, dass er ihm die Chance geben wollte Menschenweibchen kennen zulernen, und gleichzeitig Angst davor hatte, dass er sich für eins von ihnen entscheiden könnte. >Aber du hast es nicht gemacht.< stellte Jono sicher fest. „Ja“, schrie Seth gequält auf, „du solltest einfach mal andere Menschen kennen lernen, und auch die Frauen… ich wollte dich nicht stören, ich hab geglaubt, dass es dir Spaß macht. Und ich hatte eine Scheißangst, dass du mit ihr mitgehst. Bist du jetzt zufrieden?“ Seth standen die Tränen in den Augen, er hatte dieses beklemmende Gefühl der Angst noch nicht vergessen. Wie gelähmt hatte er an der Seite gestanden und zugesehen, und wenn die Schwarzhaarige nicht diesen Fehler gemacht hätte… Jono verstand. Seth hatte sich genauso gefühlt, wie er bei seiner Mutter, er wollte ihn genauso wenig mit jemandem teilen, wie Jono wollte dass er sich jemand anderem zuwendete. >Ich hätte mich nicht mit ihr gepaart.< meinte Jono leise, >Dieser Kuss war so… so falsch. Sie roch nicht nach dir, und schmeckte nicht nach dir, und fühlte sich auch ganz anders an. Sie war einfach nicht du…< zärtlich drücke er Seth an sich. >Du bist der einzige für mich, Drachen suchen sich nur einen Partner, und dem bleiben sie treu.< Endlich war dieses ‚Missverständnis’ aus der Welt geschafft und für Seth und Jono kehrte das alltägliche Leben wieder ein. Etwas gab es ja noch, über das Jono gern mit Seth geredet hätte, doch er spürte, dass es besser war, jetzt noch nicht daran zu rühren. Es war wohl noch zu früh dafür. So vergingen die Tage, und es näherte sich bereits wieder Neumond, als Jono etwas einfiel. >Du, Seth, als Yugi zu uns kam, hatte er uns da nicht von Ishizu etwas ausgerichtet?< erkundigte er sich bei Seth. „Stimmt, da war ja was.“, fiel es Seth siedendheiß ein. „Ishizu wollte uns sehen. Dann lass uns gleich los fliegen.“ Seth hatte alles, was mit dem letzten Vollmond zu tun hatte, in den letzten Winkel seines Kopfes verbannt. Zu heftig waren die Gefühle, die er mit diesem Tag verband. Er mochte es nicht, an seine Eifersucht erinnert zu werden, und an seine Dummheit, wie er im Nachhinein erkannte. Er hätte es Jono vorher erklären sollen, dass er ihm die Chance geben wollte sich selbst ein Bild von Frauen, Menschenweibchen, machen zu können, ohne störend dazwischen zu gehen und sich einzumischen. Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet an dem Tag die Hochzeit von Yami und Anzu gefeiert werden würde. Da ging es wesentlich lockerer zu, denn Wein gab es nicht so oft, er wurde für Feste aufgehoben, und der Umgang mit und unter einander war wesentlich lockerer. Und es gab viele Paare, die mit dem Brautpaar die Hochzeitsnacht ‚feierten’... So hatte er die schlimmsten Stunden seines Lebens verbracht, beinahe unfähig sich zu rühren... Er wusste immer noch nicht, was er getan hätte, wenn Jono mit der Schwarzhaarigen weggegangen wäre... Und auch seine Hochzeitsnacht mit Jono war für seine Erinnerung nicht nur mit eitel Sonnenschein behaftet... da war immer noch Jono, der das gleiche mit ihm auch machen wollte... und das konnte er nicht... noch nicht... er war sich noch nicht einmal sicher, ob er es je zulassen könnte... Also hatte er diesen Tag und diese Nacht aus seinem Gedächtnis verbannt, denn er war mit Erklärungen für Jono verbunden, die er ihm nicht geben konnte. Folge dessen hatte er auch die Bitte Ishizus, sie am See besuchen zu kommen, vollkommen vergessen. Ohne groß nachzudenken flogen sie auch gleich los, um zu erfahren, was Ishizu denn von ihnen wollen konnte. Diesmal konnten sie direkt bei Ishizu landen, und nicht über den See schwimmen, was wesentlich praktischer für beide war. „Da seid ihr ja endlich. Was hat euch aufgehalten?“, begrüßte sie Ishizu mit gespieltem Vorwurf in der Stimme. Seth wurde rot, denn ihm war bewusst, dass es wohl seine Schuld war, auch wenn Jono es heute erst wieder eingefallen war. „Wir hatten es vergessen.“, gab er beschämt zu. „Entschuldige bitte.“ Ishizu blickte Seth forschend an. „Aber jetzt seid ihr ja hier, und damit wollen wir es gut sein lassen. Setzt euch doch zu mir.“, forderte sie die Beiden auf. Gehorsam, und mit schlechtem Gewissen, kamen Seth und Jono Ishizus Aufforderung nach. Ishizu reichte Seth einen Becher voll Tee und blickte nachdenklich zu Jono. „Tee magst du ja jetzt wohl kaum,“, sinnierte sie, „aber wenn du Durst hast, dann stillst du ihn am besten im See. Und wenn du dabei zufällig einen Fisch findest, oder auch zwei, werden wir dir gewiss nicht böse sein.“ Dankbar nickte Jono ihr zu und erhob sich, um zum See zu laufen. Seth hob überrascht eine Augenbraue. Es war offensichtlich, dass Ishizu mit ihm allein sein wollte... „Du hattest die Entscheidung selbst getroffen und ihm keine andere Wahl gelassen.“, kam sie gleich auf den Punkt. Seth begann sich innerlich zu winden, wie gern hätte er dieses Thema vermieden. „Jono konnte nicht wissen, was da passiert. Und die anderen konnten nicht wissen, dass er bereits verheiratet ist, wenn auch nicht mit einer Frau.“ „Aber, Solomon...“, begann Seth als Ishizu ihn unterbrach, „um Solomon kümmere ich mich schon, und um die Meinungen der anderen darfst du dich nicht zu sehr kümmern. Ihr leidet sonst zu sehr, sie werden verstehen, dass ihr euch besonders zu getan seid, dass eine besonders tiefe Form der Freundschaft euch miteinander verbindet, in der eine Frau keinen Platz hat, und dann wird so etwas auch nicht mehr vorkommen. Und wenn der eine oder andere der Wahrheit nahe kommt, so sind es deren Fantasien, auf die ihr nur mit einem Lächeln Antworten dürft. Dann habt ihr einen Platz in dieser Gemeinschaft und seid als Besucher immer willkommen.“ Seth nickte Ishizu dankbar zu. „Yugi kennt also Jonos Geheimnis?“, wechselte sie das Thema. Seth nickte und wurde ein wenig rot, als ihm einfiel, wie er nackt vor Yugi gestanden hatte und es nicht merkte, bis Yugi ihn darauf hinwies. Dabei fiel ihm erst auf, dass er auch jetzt schon wieder nackt war. Sein Gesicht glich einer reifen Tomate und Ishizu lachte laut auf. „Ich hab mich schon gefragt, wann es dir auffällt.“ Ishizu stand auf, holte ein Lendentuch und reichte es Seth, der es sich schnell anlegte und so gleich sichtlich wohler fühlte. „Aber dein Anblick stört mich nicht im geringsten“, grinste Ishizu, „solange keine anderen in der Nähe sind...“ Seth räusperte sich nur und entschied besser darauf nicht zu antworten, gegen Ishizu konnte man nur den Kürzeren ziehen... „Und, war eure Hochzeitsnacht schön? Weißt du jetzt, wofür mein kleines Geschenk gut ist?“, erkundigte sich Ishizu bei Seth, gerade als Jono wieder zu ihnen stieß. Seth verschluckte sich an seinem Tee, er hätte es wissen müssen, Ishizu war krankhaft neugierig, und mischte sich in Dinge ein, die sie absolut nichts angingen. >Die war wunderschön.< antwortete ihr stattdessen Jono, der mit einem Fisch für die Beiden zurückkam. >Seth hat mir den Himmel gezeigt.< Seth wurde schon wieder rot. Hatte Jono denn so überhaupt kein Schamgefühl? Wenn es nur um Jono ging, störte es Seth ja nicht ganz so sehr, aber betraf es ihn selbst, wünschte er sich schon ein wenig mehr Zurückhaltung. >Aber ich durfte ihm nicht die gleichen schönen Gefühle schenken.< beschwerte sich Jono sofort bei Ishizu. Das war ja klar, dachte Seth, das musste Jono auch gleich verraten. Das wunderte Ishizu nicht, doch sie entschied, nach einem Blick auf Seths Gesicht, sich nicht weiter dazu zu äußern. „Warum ich eigentlich wollte, dass ihr hierher kommt, ist eigentlich folgendes: Ich möchte, dass ihr das kleine Drachenmädchen hierher zu mir bringt.“, sagte sie zu den Beiden, während sie den Fisch zubereitete, den Jono aus dem See mitgebracht hatte. „Welches kleine Drachenmädchen?“ Seth schaute verwirrt. „Die kleine Schwester des Bundes, die uns geboren wurde. Ein kleines Drachenmädchen mit einem rautenförmigen Mal auf dem Kopf.“ >Shisara.< rief Jono erstaunt aus. „Ist das ihr Name?“ erkundigte sich Ishizu. „Ja.“, bestätigte Seth. „Aber woher weißt du eigentlich, dass wir die kleine Schwester des Bundes kennen gelernt haben?“ „Das haben wir gespürt.“, erklärte ihnen Ishizu. „Unser Zeichen hat reagiert, als unsere Schwester geboren wurde.“ „Aber das erklärt noch nicht, woher du weißt, dass wir die Kleine kennen.“, entgegnete Seth. „Die Sterne haben mirs gesagt.“, meinte Ishizu schmunzelnd. „Nein, ich kann dir auch nicht sagen, warum ich es weiß, aber es ist nun mal so.“ Eine Weile saßen sie alle nur zusammen und hingen ihren Gedanken nach. „Fliegt ihr noch heute, oder bleibt ihr die Nacht über hier?“, wollte Ishizu von den Beiden wissen. Sie war sich unsicher, was sie lieber wollte, aber eigentlich erwartete sie ihre Urenkelin zum Nachmittag. Seth und Jono schauten sich an... Zu Sonnenaufgang würde er sich verwandeln... sollten sie noch bleiben, oder nicht?... Aber Ishizu nahm ihnen die Antwort ab. „Wenn ihr jetzt noch fliegt, könntet ihr morgen Abend schon wieder hier sein.“ Seth und Jono waren mit dem Vorschlag einverstanden und verabschiedeten sich von Ishizu und bedankten sich für ihre Gastfreundschaft. Seth gab Ishizu das Lendentuch zurück und kletterte auf Jonos Rücken und mit einem kurzen Winken, erhoben sich die Zwei in die Lüfte und flogen davon. Auf einer einsamen Lichtung mitten im Wald landete Jono, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war. „Wieso landest du schon? Wir hätten es bis zu deiner Mutter doch noch geschafft!“, erkundigte sich Seth ganz erstaunt. >Ich will aber nicht mit dir in der Höhle meiner Mutter sein, wenn du dich verwandelst.< erwiderte Jono leicht trotzig. >Ein bisschen will ich auch noch vom Neumond haben... nicht nur dich mit anderen teilen...< Seth musste schmunzeln. Ja, das konnte er sehr gut verstehen. „Das ist schon in Ordnung, mir geht es doch ganz genauso. Dann lass uns unser Essen jagen und uns nach einer Wasserquelle umsehen.“, entschied Seth. Jono jagte also einen Hirsch und zwei Kaninchen und Seth suchte Wasser. Nicht weit von der kleinen Lichtung fand er ein kleines Rinnsal mit herrlich klarem Wasser. Nach einem gemütlichen Abendessen, kuschelte sich Seth unter Jonos Flügel und schlief sicher und geborgen ein. Mit dem ersten Sonnenstrahl verwandelte er sich und kuschelte sich wieder an seinen Jono. Dieser brummte nur zufrieden und bohrte seine Nüstern unter Seths Flügel. Dieser besondere Geruch ließ Jono erst einmal in schöne Träume sinken, die sich alle um einen kleinen weißen Blauaugendrachen drehten, und seine Sehnsucht wurde immer größer. Dies blieb dem Weißen natürlich nicht verborgen, und so langsam verstand er, dass auch Drachen untereinander signalisieren konnten, wann sie sich paaren wollten. Und er wollte sich definitiv paaren, nachdem er Jonos veränderten Geruch wahrgenommen hatte. Wenn er den Duft, den Jonos Bauchfalte verströmte roch, dann begann es in ihm zu kribbeln, seine Bauchfalte schwoll einwenig an und er wurde sehr unruhig. Seth ließ seine Nüstern über Jonos Körper wandern und dieser seufzte zufrieden auf. So schön hatte Jono schon lange nicht mehr geträumt. Er träumte, dass Seth mit ihm den Paarungstanz tanzte, und seine Nüstern setzten sich ebenfalls in Bewegung. Seth war sich nicht sicher, ob Jono träumte oder schon munter war, aber es war einfach nur schön. Natürlich kam Seth mit der Zeit an Jonos Bauchfalte an, die sich schon geöffnet hatte und dem ihn bekannten Duft verströmte. Jono drängte sich Seths Nüstern entgegen, er wollte mehr von seinen Berührungen haben... Seth drehte sich ein wenig weg und wollte, dass Jono auch auf Wanderschaft ging. Als Jonos Nüstern seine Bauchfalte erreichten und seinen Penis berührten, brüllte Seth leise, vor Wohlgefallen, auf. Verwirrt blickten rote Augen in leidenschaftlich verdunkelte blaue Augen. „Häh?“ Seth lachte leise und gab Jono einen Drachenkuss, drückte seine Nüstern auf Jonos. „Guten Morgen, Träumerchen, du träumst wohl morgens immer was ganz besonders Schönes...“, lächelte er und machte mit seinem Paarungstanz weiter. Jono brüllte leise erstaunt auf, als Seth zielstrebig seine Bauchfalte suchte und ihren Bewohner herauslockte. Schwanz schlagend und Jono mit seinen Nüstern anstupsend, forderte Seth Jono unmissverständlich auf, sich mit ihm zu paaren. Jono war sich immer noch nicht sicher, ob er nun wach war oder noch träumte, doch als er Seths warme Zunge an seinem Penis spürte, da war ihm alles egal. Er kam Seths Aufforderung nach, stieg über ihn und drang sachte in ihn ein. Beide Drachen ließen ein wohliges Aufbrüllen hören, gefolgt von immer lauter werdenden Tönen, bis sie mit einem lautem Brüllen das Ende ihres Liebesspiels der Welt um sich herum verkündeten. Jono zog Seth anschließend ganz dicht an sich heran und deckte ihn zärtlich mit seinem Flügel zu. Erschöpft und zufrieden ließen sich die Beiden in einen tiefen Schlummer fallen und erst die im Zenit stehende Mittagssonne weckte die beiden Drachen wieder auf. Jono hatte einen riesigen Hunger und machte sich sofort auf die Jagd nach etwas Fressbarem, während Seth erst einmal seinen Durst an dem kleinen Rinnsal stillte. Jono hatte zwei Wildschweine erlegt, und eines davon brachte er Seth, damit er auch etwas zu fressen hatte, und stillte nun ebenfalls seinen Durst an dem Rinnsal. Erst nun wurde den Beiden bewusst, dass die Sonne tatsächlich schon im Mittag stand. „Nun werden wir es wohl nicht mehr schaffen, bis zum Sonnenuntergang mit Shisara wieder bei Ishizu zu sein.“, meinte Seth grinsend, doch es tat ihm nicht leid. Es war auch kein Problem für ihn, dass sie die Nacht bei Shizuka verbringen würden, immerhin kannte sie sein Geheimnis, und die kleine Shisara auch. Vor ihrem Abflug hoppelten ihnen noch zwei unvorsichtige Kaninchen zwischen die Füße und einigermaßen gestärkt machten sie sich auf den Weg zu Shizukas Höhle. Die Sonne stand schon rot am Himmel, als sie die Höhle von Jonos Mutter sehen konnten. ~~~ Gozaburo fühlte sich nicht wohl, als er mit dem Ältesten auf Erkundungsflug ging. Er hatte gedacht, dass er sich recht bald ein wenig für seine eigenen Zwecke absetzen könnte, aber da hatte er sich wohl getäuscht. Der Älteste schaute sich besorgt die Zusammenrottung der Menschen an, und selbst hoch oben in der Luft, konnte man die Bedrohung wahrnehmen, die von ihnen ausging. ... sie hätten doch immerhin Jahrhunderte lang friedlich nebeneinander gelebt, und Zusammenstöße waren immer tragische Zufälle gewesen. Irgendetwas musste die Menschen verärgert und aufgewiegelt haben, und er fragte sich laut, wie die Menschen auf den Gedanken kamen, dass die Drachen Schuld daran hätten. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was die Menschen so wütend gemacht hat, dass sie jetzt Jagd auf uns Drachen machen?“ Erschrocken zuckte Gozaburo zusammen als er so unvermittelt vom Ältesten angesprochen wurde. „Wir haben doch Jahrhunderte lang friedlich nebeneinander gelebt, sie taten uns nichts und wir taten ihnen nichts.“ Der Älteste grübelte weiter. „Habt Ihr denn eigentlich nie etwas bemerkt, wenn ihr auf Jagd wart?“ „Ähm, nein“ Gozaburo tat, als würde er grübeln. „Nein, uns ist nichts aufgefallen.“, setzte er nachdrücklich hinterher und hoffte, dass das Hobby von ihm und seinen Freunden unbekannt blieb. Doch der Älteste machte sich so seine Gedanken. Er hatte den kleinen Drachenjungen nicht vergessen, der in der Nähe einer Menschensiedlung getötet wurde. „Was hatte den kleinen Shiro damals nur dazu veranlasst, zu den Menschen zu fliegen?“, dachte der Älteste laut nach. Gozaburo wurde es unangenehm in seiner Haut. „Ob er jemanden damit beeindrucken wollte? Aber das war doch töricht, wen kann man nur damit beeindrucken wollen, in dem man zu einer Menschensiedlung fliegt?“ Der Älteste schüttelte nur seinen Kopf. Fragend schaute er zu dem Drachen an seiner Seite. Er schätzte die Stärke die er hatte, wenn er auch manchmal ein wenig unbeherrscht zu sein schien. „Wo fliegt ihr drei eigentlich immer hin, wenn ihr jagen geht?“, erkundigte sich der Älteste so nebenbei, denn von den Dreien wusste er am allerwenigsten. Es war ihm nicht entgangen, dass sie sich als Jungdrachen eine Zeitlang einen Spaß daraus machten, die Menschen zu ärgern. Er hatte sich all die Jahre keine Gedanken mehr darum gemacht, es als dummer Jungenstreich abgetan, auch als der kleine Shiro getötet wurde... doch gerade beschlichen ihn ein heißer Verdacht... Wenn die Drei sich seine Standpauke damals eben doch nicht zu Herzen genommen hatten, sondern bis heute weitermachten... wenn das stimmte, dann passte auf einmal alles zusammen, denn der kleine Shiro war oft in der Nähe der drei Drachenmännchen anzutreffen gewesen... Forschend blickte er den Jüngeren an. Gozaburo fühlte sich zunehmend unwohl unter diesem Blick und sah mit Erleichterung, dass sie gleich wieder in der Kolonie waren. „Wir fliegen immer weit in die Berge hinein, und deswegen sind wir so lange unterwegs.“ Gozaburo schaute sich konzentriert die Gegend unter sich an, und überlegte, wie er dem Ältesten entkommen könnte. Das Ganze ging langsam in eine Richtung, die ihm überhaupt nicht gefiel und außerdem bekam er langsam Hunger. Er war nun seit dem frühen Morgen mit dem Ältesten unterwegs, und sie hatten noch nicht einmal angehalten, um etwas zu jagen... Sie hatten die Kolonie erreicht und setzten zur Landung an. „Gozaburo, es wäre gut, wenn du mit Kisara jetzt immer gemeinsam jagen gehen würdest, zusammen könnt ihr eine Gefahr viel schneller erkennen.“ Damit entließ der Älteste Gozaburo und begab sich zu seiner Gefährtin, um mit ihr jagen zu gehen. Gozaburo wartete bis der Älteste ihn nicht mehr sehen konnte und machte sich schleunigst Richtung Westen davon. Er musste unbedingt auf die Jagd gehen... ~~~ Shisara lag in ihrem Nest und hatte viel zum Nachdenken, als sie eine andere Präsenz spürte. „Mama, es kommt jemand.“ Kapitel 40: Unerwartete Gäste ----------------------------- „Das hast du gut gemacht, so ist es richtig.“, lobte Shizuka ihre Tochter. „Und weißt du auch schon, wer kommt?“ „Mein Bruder kommt“, nickte Shisara strahlend, „und natürlich auch Seth.“ „Dann darfst du sie auch am Eingang erwarten.“ Diese Belohnung hatte Shisara sich jetzt verdient, fand Shizuka. Eilig kletterte Shisara aus ihrem Nest und machte sich auf zum Eingang, um die Ankunft ihres Bruders und seines Begleiters zu erwarten. Doch kaum hatte sie ihre Nase, pardon Nüstern, zur Höhle heraus gesteckt, als die beiden Drachen auch schon landeten. Shisara bekam große Augen, als sie Seth sah. „Oh“, sagte sie andächtig, „bist du schön.“ Jono wollte in einem ersten Anflug von Eifersucht beschützend einen Flügel um Seth legen, als er sich einen Narren schalt. Shisara war noch nicht einmal einen Geburtsmond alt, sie war noch lange keine Gefahr für ihn, und dass es junge Weibchen gab, die für seinen Seth schwärmten, damit würde er wohl leben müssen. Genauso wie Seth damit klar kommen musste, dass Menschenweibchen sich für ihn interessierten. „Ja, nicht wahr?“, antwortete Jono stattdessen stolz und zog Seth nun doch an sich. Die beiden noch in der Höhle zurückgebliebenen Weibchen näherten sich den Besuchern, Kisara hielt sich ein wenig hinter Shizuka verborgen. Sie war doch neugierig, wer da so schön sein sollte. Ungläubig schaute Kisara auf das ungewöhnliche Paar, das vor der Höhle saß. Besonders der weiße Drache zog ihre Blicke magisch auf sich... Jono schaute das weiße Weibchen, das aus der Höhle seiner Mutter heraustrat, genauso ungläubig an, und zog Seth gleich noch viel dichter an sich, um seinen Besitzanspruch gleich geltend zu machen. Das Weibchen sah noch ziemlich jung aus, kaum älter als Seth – in Jono zog sich etwas schmerzhaft zusammen... So musste sich Seth gefühlt haben, als die Schwarzhaarige sich für ihn interessiert hatte... Hatte er auch eben noch so großzügig über seine eigene Eifersucht hinweggesehen, so schwer fiel es ihm nun, da ein paarungsfähiges Weibchen vor ihnen stand. Jono versuchte seiner Eifersucht Herr zu werden, und stellte zu seinem Leidwesen fest, dass es gar nicht so einfach war – seine Mutter schied aus, weil Seth niemals mit der Mutter seines Freundes zusammen sein könnte, soviel hatte er ja verstanden, ebenso Shisara, die noch ein Babydrache war, aber dieses Weibchen da vor ihnen... Jono versuchte seine Eifersucht nicht zu zeigen. Seth schaute verblüfft den Weißen Drachen an, der hinter Shizuka aus der Höhle trat, er hatte noch nie in seinem Leben einen weißen Drachen gesehen, von seinem Spiegelbild im Wasser abgesehen. Jonos Reaktion nach zu urteilen musste dies ein Weibchen sein, ein paarungsfähiges Weibchen. Seth fühlte sich immer noch recht schmerzhaft an Jonos Seite gepresst. Aber er konnte Jono verstehen, noch vor einigen Tagen ging es ihm genauso... „Hallo, Shizuka, wie geht es euch denn so? Und wer ist dein Gast hinter dir?“, beschloss Seth die Situation zu entschärfen. Außerdem war er neugierig zu erfahren, wer das wohl war, obwohl er so eine Ahnung hatte... „Das ist meine Mama.“, erzählte Shisara mit stolz geschwellter Brust. „Sie bleibt jetzt bei uns.“ Shisara strahlte ihre Mutter an. Den strafenden Blick Shizukas übersah die Kleine geflissentlich. Sie musste einfach als erste ihren Brüdern die gute Nachricht verkünden. Seth schüttelte nur leicht mit dem Kopf, als er sah, dass Shizuka zu einer scharfen Erwiderung ansetzen wollte. „Dann wohnst du jetzt also mit deinen beiden Mamas zusammen in einer Höhle?“, erkundigte sich Seth höflich bei dem kleinen Drachenmädchen. Dieses nickte eifrig. „Dann kannst du uns sicher auch deiner anderen Mama vorstellen, oder?“, forderte Seth Shisara auf. Ein leicht rosa Schatten zog auf Shisaras Wangen. „Oh, Entschuldigung. Seth, Jono, das ist Kisara, meine Ei-Mama. Mama, das sind Seth und Jono, mein Bruder.“, holte Shisara ihr Versäumnis nach. Shizuka nickte zufrieden. Das hatte ihre kleine Tochter gut gemacht, trotzdem würde sie nachher noch ein Wörtchen mit ihr reden müssen. Mehr Gedanken machte sie sich aber im Augenblick um ihren Sohn. Der schaute gerade gar nicht so glücklich drein. Wenn sie sich nicht ganz täuschte, dann lag das wohl an dem jungen Weibchen, dass sie zu Besuch hatte. „So, du bist also die Ei-Mama von Shisara?“, wandte Seth sich an Kisara. Diese nickte nur stumm. Alles hätte sie erwartet, aber nicht hier einen weißen Drachen zu sehen. Kisara war von dem Verhalten des Schwarzen ein wenig irritiert, das waren doch beides Männchen. Wieso gebärdete er sich, als würde sein Weibchen einem fremden Männchen vorgestellt werden? Überrascht blickte sie zwischen dem weißen und dem schwarzen Drachen hin und her, als der Weiße seinen Schwanz um den des Schwarzen legte. Seth nickte leicht, und beschloss sich erst einmal nicht weiter zu seinem Verhalten zu äußern. Kisara schluckte verlegen, und ihr fiel ein, dass Shizuka ihr sagte, dass ihr Sohn anders sei... Ob sie das damit gemeint hatte? Shisara blickte neugierig zwischen den erwachsenen Drachen um sie herum umher. Es war ja sooo schwer ihren Müttern zu gehorchen und nicht den Gedanken zu zuhören... doch sie bemühte sich aufs beste... aber die Gefühle um sie herum waren schon seltsam, sie konnte sie nicht zu ordnen. Sie waren nicht direkt feindselig, aber doch ziemlich zurückhaltend und nicht gerade freundlich. Aber sie spürte auch, das sich alle Mühe gaben, ihre Gefühle die anderen nicht spüren zu lassen. „Nein, ich darf nicht zuhören.“, betete sie sich immer wieder vor. „Jono“, wandte Shizuka sich an ihren Sohn, „schön, dass ihr uns besuchen kommt. Aber ich hätte gedacht, dass ihr nicht gerade an Vollmond kommen würdet.“, fügte sie lächelnd hinzu. Es war Shizuka schon beim ersten Besuch nicht entgangen, dass Jono eifersüchtig über Seth wachte. Doch sie konnte ihn gut verstehen, aber es sollte doch nicht immer so offensichtlich sein. „Habt ihr einen besonderen Grund, dass ihr gekommen seid, oder trieb euch einfach nur die Neugier hier her?“ Forschend schaute sie ihrem Sohn ins Gesicht. „Hallo, Mama.“, antwortete Jono etwas durcheinander. „Ähm... ja... es hat einen Grund... Ishizu möchte, dass wir Shisara zu ihr bringen. Eigentlich ja heute noch“, antwortete Jono verlegen, „aber wir haben verschlafen...“ Nur ein anderer schwarzer Drache konnte den leichten Rotschimmer erkennen, der sich über Jonos Gesicht legte. „Ishizu?“, fragte Shizuka etwas irritiert nach. „Die Bewahrerin der Menschen. Sie möchte die neue Schwester des Bundes gerne kennen lernen, bevor sie stirbt. Sie ist für Menschen schon sehr alt.“, erklärte Jono ihr. „Ich erinnere mich.“, nickte Shizuka. „Nein, heute wird das wirklich nichts mehr. „Aber gleich morgen nach dem Frühstück können wir uns auf den Weg machen.“ „Wir?“, fragte Jono nicht gerade sehr schlau. „Na, wir alle. Meinst du etwa ich lasse Shisara die Strecke allein fliegen?“, meinte Shizuka bestimmt. „Du musst morgen immerhin Seth tragen – außerdem möchte ich mir diese Ishizu gerne einmal ansehen.“ „Wohin darf ich nicht allein fliegen?“, wollte Shisara wissen. Das war ein öffentliches Gespräch, und es ging schließlich um sie. „Zu Ishizu.“, antwortete ihre Mutter. Seth und Kisara schauten sich die ganze Zeit über an. „Weißt du eigentlich, dass du genauso heißt, wie meine Mutter?“, meinte Seth nach einiger Zeit nachdenklich. „Ja?“ Kisara war verblüfft. Aber wieso sollte es nicht noch ein weißes Blauaugenweibchen mit ihrem Namen geben. Dass sie da ganz falsch lag, wusste sie noch nicht. „Mama“, quengelte Shisara nach einiger Zeit, „ich hab Hunger.“ „Ja, mein Schatz, gleich.“, antwortete Shizuka. „Ihr habt sicherlich auch noch nichts gefressen, oder?“, wandte sie sich an Jono. „Nur was Kleines vorm los fliegen.“, meinte Jono kleinlaut, denn eben meldete sich auch sein Magen ziemlich lautstark. „Kisara, Seth, wir wollen jagen, kommt ihr mit?“, erkundigte sich Shizuka bei den beiden weißen Drachen. „Also, ich komm mit.“, antworte Seth, der auch spürte, dass er hungrig wurde. „Für mich gilt das gleiche.“, schloss sich Kisara an. So machten sich die Fünf auf den Weg sich ihr Abendessen zu besorgen. Bewundernd nahmen Seth und Jono zu Kenntnis, dass Shisara schon fliegen konnte. Und es war ihr heute auch Jagdglück beschert, sie fing sich ein Kaninchen. Die Weibchen fingen jede ein Reh, während Seth und Jono sich an dem Kleinen See an Fischen satt fraßen. Gesättigt flogen sie zur Höhle zurück und setzten sich noch ein Weilchen zusammen, während Shisara es sich in ihrem Nest gemütlich machte. Sie lauschten Shizuka, die, wie jeden Abend, Shisara ihre Gute Nacht Geschichte erzählte, die natürlich von ihrem großen Bruder handelte. Jono saß peinlich berührt in der Ecke, als seine Mutter Geschichten aus seiner Jugend preisgab, Dinge an die er selbst sich schon kaum noch erinnerte. Seth hörte allerdings ziemlich interessiert zu, zeigte es ihm doch ein Bild aus der Zeit, in der Jono noch ein ganz normales Leben führte. Shizuka lud Seth und Jono ein, in ihrer Höhle zu übernachten, doch sie lehnten höflich, aber auch etwas verlegen, ab. Sie wollten lieber draußen übernachten. Shizuka lächelte nur, als die beiden sich bis zum Morgen von ihnen verabschiedeten, doch Kisara wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. „Ist ihnen meine Anwesenheit unangenehm?“, fragte sie vorsichtig Shizuka. „Nein, das liegt nicht an dir.“, lächelte Shizuka. „Sie sind es nur nicht gewöhnt mit mehreren Drachen in einer Höhle zu schlafen. Kisara dachte nach. „Liegt es daran, dass dein Sohn – anders – ist?“, erkundigte sich Kisara vorsichtig. „Ja.“, antwortete Shizuka. „Aber jetzt lass uns schlafen, wir müssen direkt nach Sonnenaufgang aufbrechen.“ Shizuka ließ keinen Zweifel daran, dass sie dieses Thema jetzt nicht weiter verfolgen wollte. Dazu hatten sie noch alle Zeit der Welt, da Kisara ja ihre kleine Familie nicht wieder verlassen wollte. Beide rollten sich auf ihrem Lager zusammen und fielen recht bald in einen unruhigen Schlaf. Seth und Jono suchten ein geschütztes Plätzchen in der Nähe des Sees auf, dass sie schon beim jagen entdeckt hatten... Und bald schon klang das Brüllen sich paarender Drachen durch die Nacht... Mit dem ersten Sonnenstrahl erwachte Seth frierend und kuschelte sich kurz unter Jonos Flügel um sich noch ein bisschen aufzuwärmen. Ein wenig bereute er es gerade, keine Bekleidung dabei zu haben, so im dichten Wald war es am frühen Morgen doch empfindlich kühl... aber bei Shizuka in der Höhle konnte er sich sicherlich noch ein wenig aufwärmen, und später schien ja die Sonne. Als er sich wieder ein wenig wärmer fühlte, weckte er Jono auf. Das war gar nicht so einfach, wie er feststellen musste... Jono erwies sich als ein äußerst hartnäckiger Langschläfer. Seth wandte seine ganze Kraft auf, um Jono an seinem Bauch zu kitzeln. Als er dort jedoch nicht erfolgreich war wählte er den Platz unter seinem Flügel, direkt am Ansatz... Jono begann sich unbehaglich zu fühlen, irgendetwas störte ihn in seinem Wohlbefinden... nach einiger Zeit merkte er auch, was. Etwas kitzelte ihn, Jono schüttelte sich, doch als er das kitzeln nicht loswerden konnte, beschloss er seine Augen zu öffnen, um die Ursache heraus zu finden. Verblüfft erkannte er, dass es Seth war, der ihn kitzelte... >Warum kitzelst du mich?< wollte er verwundert wissen. „Wir müssen zurück zur Höhle und mit Shisara zu Ishizu fliegen.“, antwortete Seth. >Ach, ja, das hatte ich ganz vergessen.< sagte Jono mürrisch. Er hätte viel lieber noch mit Seth gekuschelt und so die Sonne abgewartet. >Dann steig auf, wir fliegen los.< forderte Jono Seth auf. Seth tat wie geheißen und schon nach wenigen Augenblicken erreichten sie Shizukas Höhle. Dort wurden sie schon bereits von Shisara erwartet, die ganz aufgeregt war. Immerhin sollte sie heute ihre Schwester des Bundes kennen lernen... Seth stieg zitternd von Jono ab. Verblüfft beobachtete Kisara wie ein Mensch von Jonos Rücken kletterte und sich schnurstracks zum Nest ihrer Tochter begab. Wer war das, und wo blieb der weiße Drache? Eine Gefahr schien von diesem Zweibeiner nicht auszugehen, im Gegenteil, es schien den beiden Anderen bereits bekannt und vertraut zu sein. „Wer ist das?“, wollte Kisara vorsichtig wissen. „Das ist doch Seth, Mama.“, erklärte ihr Shisara kopfschüttelnd, grad so, als sei es das natürlichste der Welt, dass ein Drache auf einmal ein Mensch wurde. Langsam fragte sich Kisara, welche Geheimnisse der Sohn von Shizuka verbarg. Sie mussten wohl wirklich äußerst schwerwiegend sein, immerhin hatte ihr Gefährte sie deswegen verstoßen... „Wieso ist Seth ein Mensch? Seth ist doch ein weißer Blauaugendrache...“ Kisara verstand nicht, was los war und schaute fragend in die Runde. Shizuka trat zu ihr und legte beruhigend einen Flügel um sie. „Das ist eine längere Geschichte.“, meinte Shizuka ruhig, „Und ich werde sie dir auch erzählen, aber das hat was mit dem Anderssein meines Sohnes zu tun. Mein Sohn verwandelt sich zu Vollmond für einen Tag zu einem Menschen, und so verwandelt sich Seth zu Neumond für einen Tag zu einem Drachen. Und unsere Tochter ist in dieses Geheimnis mit eingebunden... frag mich nicht wie... das versteh ich selbst nicht.“, klärte Shizuka mit kurzen Worten auf. „Unser heutiger Ausflug hat auch damit zu tun. Kommst du mit?“ Abwartend schaute Shizuka das zweite Weibchen an. Kisara dachte nach, diese kurzen Informationen wollten erst sortiert werden. „Diese Ishizu, ist sie ...“ Kisara traute sich nicht so recht, ihre Frage auszusprechen. Zu ungeheuerlich erschien es ihr... „Ja“, beantwortete Shizuka die unausgesprochene Frage, „sie ist ein Mensch. Ich lerne sie heute auch erst kennen, aber soweit ich weiß, ist sie uns ziemlich freundlich gesonnen.“ Kisara rang mit sich – einerseits fürchtete sie die Menschen, hatte man ihr doch auch immer gesagt, wie schlecht sie für Drachen wären, und genau so ein Mensch, verlangte nun ihre Tochter kennen zu lernen, und andererseits, war sie neugierig, was für ein Mensch das war, der ausgerechnet ihre Tochter kennen lernen wollte. „Ich komme mit.“, entschied sich Kisara. „Dann können wir zu zweit auf Shisara aufpassen.“ Wie sie das meinte ließ sie offen, aber Shizuka verstand sie auch so. „Könnt ihr für mich mitjagen?“, fragte Seth Jono, „ich wärm mich in der Zwischenzeit noch ein bisschen auf.“ >Du kannst so lange in mein Nest.< meinte Shisara zu Seth. >Soll ich bei dir bleiben?< Seth schüttelte den Kopf. >Danke für dein Angebot, aber du kannst ruhig mit fliegen.< Die drei erwachsenen Drachen machten sich auf die Jagd, Shisara hatte sich dazu entschieden bei Seth zu bleiben. >Wieso musst du dich aufwärmen?< wollte sie von ihm wissen. >Normaler Weise tragen Menschen so etwas wie eine zweite Haut, die schützt sie vor Kälte und Verletzungen.< erklärte Seth. >Und warum hast du keine zweite Haut?< erkundigte sich Shisara weiter. >Wir sind zum einen etwas ungeplant aufgebrochen, und zum zweiten trage ich meine zweite Haut so gut wie gar nicht mehr.< sagte Seth. >Stimmt, ich kenne dich nur so.< bestätigte ihm die Kleine. >Seit ich Jono kenne, hab ich aufgehört sie anzulegen.< erläuterte er ihr. >Aber warum?< fragte Shisara neugierig. >Weil Jono auch keine zweite Haut trägt, wenn er verwandelt ist, er kennt es also gar nicht anders. Und er mag mich so lieber.“, fügte er errötend hinterher. >Das kann ich verstehen.< meinte Shisara. Sie warteten schweigend darauf, dass die anderen von der Jagd zurückkamen, aber es war ein gutes Schweigen, und Seth fühlte sich richtig wohl. Jono brachte ein Kaninchen für Seth mit und Shisara bekam ebenfalls eines von jeder ihrer Mütter. Gesättigt machten die fünf sich auf den Weg zu Ishizu. Kisara war sehr nachdenklich, aber sie stellte keine Fragen. Wenn sie es recht bedachte, dann war das wirklich eine sehr komplexe Sache, und Shizuka hatte wirklich Zeit es ihr in aller Ruhe zu erklären. Als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, kamen sie an dem See an, an dem Ishizu auf sie wartete. >Oh, da ist aber jemand sehr unzufrieden.< stellte Shisara für sich fest, doch sie hütete sich, ihr Wissen weiterzugeben. Etwas hatte sie aus den Standpauken ihrer Mütter gelernt... den Mund zu halten, wenn sie keinen Ärger haben wollte. Außerdem war es ihr ja auch gestattet worden, auf die Gefühle der anderen zu hören, ihre Emotionen sollte sie aufnehmen... Doch dann spürte sie überrascht, wie sich die Gefühle ihrer Schwester des Bundes änderten, sie wurden wärmer, freundlicher, sie freute sich, sie hieß sie willkommen... ~~~ Lächelnd hatte Ishizu den beiden hinter her geschaut, als sie davon flogen, sie konnte sich schon fast denken, was in den Beiden Köpfen so vorging. Wäre sie noch jung und frisch verheiratet, ihr Sinn stände ganz sicher auch danach... Obwohl, der nackte Seth ließ ein altes Sehnen durchaus auch in ihr wieder aufleben, aber Ishizu lachte darüber und schalt sich eine alte Närrin, Seth könnte ihr Urenkel sein... Gemächlich ließ sie den Tag zu Ende gehen und bereitete alles für ihre Besucher vor. Am nächsten Morgen war Ishizu fleißig dabei ihre Fallen zu prüfen und Kräuter, Obst und Wurzeln zu sammeln. Sie hatte Glück, die Sterne waren ihr wohl gesonnen, und in jeder ihrer Fallen fand sich ein Kaninchen. Aus einem kochte sie zusammen mit den Wurzeln und Kräutern eine schmackhafte Suppe und die anderen legte sie für ihre Besucher beiseite. Als die Sonne den Zenit überschritt, war sie mit ihren Vorbereitungen fertig und brauchte nur noch zu warten. Mit ihrem Enkel und seiner Tochter rechnete sie jeden Augenblick, Jono und Seth erwartete sie nicht vor Abend zurück. So legte sie sich ein wenig in die warme Sonne und döste ein... Erschrocken erwachte Ishizu Stunden später. War sie doch tatsächlich eingeschlafen... Na ja, eine alte Frau, wie sie nun mal eine war, hatte nun doch ein größeres Schlafbedürfnis... Sie prüfte die Suppe, sie war inzwischen schon ziemlich ausgekühlt, erneuerte die feuchten Blätter, mit denen sie die Kaninchen frisch hielt und fachte das Feuer unter der Suppe wieder an... Verwundert schaute Ishizu zum Himmel, die Sonne war bereits am untergehen, aber von ihren Gästen war weit und breit keine Spur zu sehen. Und auch aus dem Wald traten keine Gäste hervor. Ishizu murmelte etwas von der Unzuverlässigkeit der jungen Leute heut zu Tage, und setzte sich an das Feuer, und nahm sich eine Tasse von der wieder erwärmten, aber noch nicht wieder heißen, Suppe. Mit dem letzten Tageslicht trat eine Gruppe von fünf Personen aus dem Wald und Ishizu schrie überrascht auf. „Entschuldige Ishizu“, sagte Karim, ihr Enkel zu ihr, „dass wir erst so spät kommen. Aber wir mussten erst Yugi und Tea zurück in ihr Dorf bringen. Tea konnte sich von der kleinen Ishizu so überhaupt nicht lösen und so bettelten sie, dass sie uns zu dir begleiten dürften. Aber wir mussten erst einmal ihre Eltern um Erlaubnis fragen.“ Ishizu hieß ihre Gäste willkommen und schmunzelte vor sich hin. Damit hätte sie ja auch rechnen können – ein Junge wie Yugi ließ sich das Treffen mit einem Drachen sicherlich nicht entgehen und Tea war in dem Alter, in dem man Mädchen von kleinen Babys nicht mehr wegbekam, besonders wenn es nicht die eigenen Geschwister waren... „Setz euch doch erst mal, ihr seid sicherlich hungrig und die Suppe ist schön heiß.“, forderte Ishizu ihre Gäste auf. Das ließen sich die Neuankömmlinge nicht zweimal sagen, holten sich ihre Becher und langten zu. Die Suppe schmeckte köstlich, und so war der Topf ziemlich schnell über die Hälfte geleert. Ishizu wurde von Karim zur Seite gezogen, da er wissen wollte, warum sie ausgerechnet zu Neumond an den See kommen sollten, und das mit der kleinen Ishizu. „Erinnerst du dich an das Fieber, dass Ishizu letztens hatte?“, erkundigte sich Ishizu bei ihrem Enkel. Dieser nickte. „Es kam von dem Mal, das wir beide auf unserer Stirn tragen. Es wurde noch eine Person mit einem solchen Zeichen geboren, und das hat die Kleine gespürt. Wir, die wir das Zeichen tragen, fühlen uns eng miteinander verbunden, und die andere Zeichenträgerin kommt uns ebenfalls besuchen, damit wir uns alle kennen lernen können. Wer weiß wie lange ich noch lebe.“, schloss Ishizu leise ihre Erklärung. Sie war sich nicht sicher, wie die beiden Erwachsenen auf das erscheinen eines Drachens reagieren würden, doch da sie fürchtete, sie würden nicht bleiben, wenn sie mit der ganzen Wahrheit herausrückte, entschied sich Ishizu dazu, abzuwarten, und das erste Aufeinandertreffen zu beobachten. Mit dem letzten Tageslicht bauten sie noch das Zelt für die kleine Familie von Ishizus Enkel auf, und Yugi und Tea sollten bei Ishizu mit schlafen. Nachdenklich schaute Ishizu immer wieder zum Himmel, und nicht nur sie. Auch Yugi suchte alle Naslang den Himmel nach seinen Freunden ab. Er war doch nur mitgekommen, weil er Jono wieder treffen wollte... „Heute kommen sie nicht mehr.“, meinte Ishizu seufzend zu ihrem kleinen Gast, „Drachen fliegen in der Nacht nicht. Sie können dann nicht so gut sehen. Wir müssen wohl bis morgen warten.“ „Dann waren sie aber schon hier?“, wollte Yugi von der Älteren wissen. „Ja, und ich habe sie mit einem Auftrag losgeschickt... Eigentlich sollten sie längst hier sein, aber sie scheinen sich wohl zu verspäten. Geh ruhig schlafen, heute versäumst du nichts mehr.“, forderte Ishizu anschließend Yugi auf. Der gehorchte auch brav, immerhin würde er morgen Jono wieder sehen. Am nächsten morgen war Ishizu seltsam ungesprächig und ziemlich nervös. Je länger sie zum Himmel blickte und keinen Drachen kommen sah, umso missmutiger wurde sie. Alle gingen ihr ein wenig aus dem Weg, mit einer schlechtgelaunten Ishizu wollte keiner aneinander geraten. Yugi erklärte Tea und Karim seiner Frau, dass sie noch auf jemand wartete, der eigentlich auch schon gestern Abend hätte eintreffen sollen. So hielten alle verstohlen Wache und warteten auf die fehlenden Besucher, mit einem Unterschied, Tea und Yugi schauten zum Himmel, während ihr Enkel den Waldrand beobachtete. Schließlich spürte sie eher, als sie sah, dass sich die erwartete Person näherte, und so legte sich ihr Missmut ganz schnell. Freudig erwartend schaute sie zum Himmel und bemerkte nicht, dass ihr Enkel schon mit gespanntem Bogen neben ihr stand, um seine Familie gegen die Drachen zu schützen. „Nicht.“, riefen Yugi und Tea gleichzeitig laut aus, „Das darfst du nicht. Das sind unsere Freunde.“ Ishizu blickte verwundert zu ihrem Enkel und legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm. „Nicht schießen, das ist der Besuch auf den ich warte.“ Zufrieden beobachtete Ishizu, wie die vier Drachen landeten, einen Schwarzen und einen Weißen hatte sie erwartet, und mit einem weiteren Schwarzen gerechnet. Ihren Irrtum bemerkte sie erst, als Seth von Jonos Rücken herunter kletterte. Kapitel 41: Verständigungsschwierigkeiten ----------------------------------------- „Hallo, meine Kleine.“, begrüßte Ishizu zärtlich die kleine Shisara. „Schön, dass ich dich kennen lernen kann. Du kannst ja schon fliegen.“ Interessiert betrachtete Ishizu das kleine Drachenmädchen, es barg mehr Überraschungen, als erwartet. Etwas schüchtern verbarg sich Shisara ein wenig hinter Shizuka. Erstaunt betrachtete Shizuka ihre doch sonst so forsche Tochter. Vorsichtig betrachtete Shisara erst einmal aus sicherer Entfernung die vielen Menschen, die hier am See versammelt waren. Zu viele, unterschiedliche Emotionen stürmten auf sie ein, und nicht alle waren positiv Drachen gegenüber. Einer der Menschen hatte so einen komischen Stock in den Händen, und er wollte ihnen damit weh tun, dass konnte sie deutlich spüren. Er war bereit, sofort zu zuschlagen, wenn es notwendig sein sollte. Dann der Mensch neben ihm, der hatte ganz viel Angst, und würde wegrennen, wenn er nur könnte. Die anderen Menschen freuten sich, die Drachen zu sehen, wenn auch eine ziemliche Verblüffung zu spüren war. Aber die reinste Freude strahlte ihr von dem kleinen Menschenjungen entgegen. Vorsichtig verließ sie den sicheren Platz hinter ihrer Mutter und ging langsam zu dem Menschenkind und seiner Mutter. >Hab keine Angst, ich will deinem Kind nichts tun.< wisperte sie leise in ihre Gedanken und hoffte dass sie die Mutter nicht zu sehr erschreckte. Die braunen Augen der kleinen Ishizu leuchteten auf, als der kleine Drache auf sie zu kam und begeistert streckte sie ihre kleinen Ärmchen nach ihr aus. Yoko, ihre Mutter, stand wie erstarrt, und konnte das Verhalten ihrer kleinen Tochter nicht begreifen. Sie schien sich tatsächlich über den kleinen Drachen zu freuen. Erschrocken hörte sie die Stimme in ihrem Kopf, die sie beruhigen wollte. Yoko war sich nicht sicher, ob sie das tun konnte, keine Angst zu haben, unsicher schaute sie der Begegnung zwischen dem Drachenjungen und ihrer kleinen Tochter zu. Sie hielt die Luft an, als die Nüstern des kleinen Drachen sich auf ihre Tochter senkten, und vernahm mit Verwunderung das helle Krähen ihrer kleinen Tochter. Sie hatte sie noch nie lachen gehört... >Hallo, ich bin Shisara, die Bewahrerin der Drachen.< stellte sich Shisara dem kleinen Menschenkind vor. >Ich bin Ishizu, Bewahrerin der Menschen, genau wie meine Urgroßmutter.< antwortete ihr die kleine Ishizu. Aufmerksam beobachteten alle Anwesenden das Zusammentreffen der beiden Jüngsten. Doch nur Ishizu, Seth und Jono verstanden wirklich, wie wichtig das Zusammentreffen dieser Beiden war. Shizuka hatte wenigstens eine Ahnung davon, doch alle anderen verstanden nicht, was gerade geschah. Karim war der angespannteste von Allen, er hatte seinen Bogen immer noch Schussbereit, bereit seine Familie gegen die Drachen zu verteidigen. Aber Shizuka und Kisara waren auch Alarmbereit, der Mensch mit seiner Waffe sah nicht gerade vertrauenserweckend aus. Sollte er ihrer kleinen Tochter etwas antun wollen, würden sie einschreiten. Ishizu schaute glücklich bei dem kennen lernen der beiden jüngsten Bewahrerinnen des Bundes zu. Auch sie vernahm erstaunt das glückliche Auflachen ihrer kleinen Namensvetterin. Langsam erst registrierte sie die unwahrscheinlich gespannte Atmosphäre um sich herum. Verlegen schaute sie ihren Enkel und seine Frau an. „Ich glaub, ich bin euch eine Erklärung schuldig.“, meinte Ishizu zerknirscht. „Ja, das bist du, allerdings.“, antwortete ihr Karim leicht aufgebracht. Seine Frau nickte nur, und Yugi und Tea blickten neugierig in die Runde. „Kommt und nehmt euch erst einmal eine Tasse Tee.“, forderte Ishizu ihre menschlichen Gäste auf. Sie kamen ihrer Aufforderung nach und warteten gespannt auf Ishizus Erklärung. Ishizu holte tief Luft und erzählte den Anwesenden die Geschichte des Bundes und dass sie, die kleine Ishizu, Seth, Jono und das kleine Drachenmädchen ein Bestandteil dieses Bundes waren. Die Reaktionen der Anwesenden waren ganz unterschiedlich: Yugis Augen begannen zu glänzen – Seth konnte sich also in einen Drachen verwandeln? Tea kam aus dem Staunen nicht mehr heraus – der Jono auf der Hochzeit war also der schwarze Drache gewesen? Karim und Yoko schauten entsetzt und wollten ihre kleine Tochter beschützen und sie am liebsten von Ishizu, Seth und diesen anderen Individuen fernhalten. Seth erhob sich und stellte sich schützend vor die Drachen. „Bitte betrachtet uns nicht als Monster, und auch eure Tochter nicht.“, bat er Karim und Yoko eindringlich. Alle Augen wandten sich Seth zu, nur um sich gleich wieder von ihm abzuwenden. „Wendet euch nicht von ihr ab. Es ist so schon schwer genug, damit zu leben. Gerade dann braucht man die Liebe seiner Familie besonders stark.“ Seths Rede wurde immer dringlicher. „Ähm, Seth“, unterbrach Yugi ihn leise, „du bist schon wieder unbedeckt.“ Seth wurde knallrot und verschwand in Ishizus Zelt. Ishizu begann lauthals zu lachen und entspannte so die ganze Situation. Die Drachen standen erst etwas wie bestellt und nicht abgeholt daneben, doch dann erklärte Jono Shizuka und Kisara was gerade geschah. Dass sie herkommen sollten, um das kleine Menschenkind zu treffen. Doch er war erstaunt, als er herausfand, dass die anderen Menschen nichts von der Ankunft der Drachen gewusst hatten. Er erklärte den beiden Drachenweibchen, dass Ishizu den anderen nun die Geschichte des Bundes erzählte und Shizuka nutzte die Zeit, um auch Kisara die Geschichte des Bundes näher zu erklären. „Aber wenn die letzte Bewahrerin der Drachen im großen Krieg schon gestorben ist, wie konnte dann meine Tochter zu einer Bewahrerin werden?“, fragte Kisara skeptisch. „Das kann ich dir leider auch nicht sagen.“, meinte Shizuka. „Vielleicht haben die Sterne selbst dafür gesorgt, als sie sahen, dass ein Mischling mit einer mutigen Mutter unterwegs war.“, mutmaßte Jono und traf damit die Wahrheit genau auf den Punkt. „Aber lasst uns fischen oder jagen gehen, Ishizu hat gewiss nicht mit so vielen Drachen gerechnet, und bestimmt auch nicht genug zu fressen für uns.“, schlug Jono vor, der nun doch schon ein bisschen mehr mit den Gepflogenheiten der Menschen vertrauter war. Karim hatte während der ganzen Zeit, auch wenn sein Hauptaugenmerk bei seiner Tochter und dem kleinen Drachen lag, die anderen drei Drachen nicht aus den Augen gelassen. Er wollte schon erleichtert aufseufzen, als sie davon flogen, doch ihm wurde schnell klar, dass sie sich nur etwas zu fressen besorgten. ER wusste noch nicht so recht, was er von all dem halten sollte, einerseits schienen die Drachen ja wirklich friedlich gesinnt zu sein, auch der Kleine, der sich seiner Tochter genähert hatte, aber andererseits traute er dem Frieden nicht so recht... „Komm mal her, meine Kleine.“, rief Ishizu das kleine Drachenmädchen. Die Erwachsenen sahen erstaunt, dass der kleine Drache, auf den Zuruf Ishizus, sich tatsächlich in Bewegung setzte. „Wie heißt du eigentlich, meine Kleine?“, wollte Ishizu von dem Drachenmädchen wissen. >Ich heiße Shisara.< antwortete die Kleine ihr. Ishizu nickte. Das war ein schöner Name. Doch sie sah ein Problem auf sie alle zu kommen, wie konnten Menschen und Drachen sich verständlich machen, und so von der Ungefährlichkeit ihrer Absichten überzeugen? Sie grübelte, doch sie fand so schnell keine Antwort... Shisara klinkte sich in Ishizus Gedanken ein und nickte ebenfalls... Ja, wenn sie dieses Problem gelöst bekämen, dann konnten sich alle miteinander verständigen, und nicht nur die Kinder des Bundes... Das Bild einer Pflanze kam Shisara in den Sinn... >Kennst du diese Pflanze?< wollte sie von Ishizu wissen. Diese zuckte erschrocken auf, als sie die Stimme der Kleinen in sich hörte. >Ja.< antwortete Ishizu etwas verwirrt. >Warum?< >Diese Pflanze müssen wir mit Wasser heiß machen und allen zu fressen geben, und dann können sich Menschen und Drachen miteinander verständigen.< meinte Shisara nur. >Und du bist dir absolut sicher?< fragte Ishizu skeptisch nach. >Ja.< nickte Shisara bestimmt. >Und woher weißt du das?< forschte Ishizu weiter. Sie wollte sicher gehen, dass sie keinen Fehler machte, die Pflanze galt als etwas bedenklich. >Ich weiß es, mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen.< antwortete ihr Shisara. >Gut, ich weiß, wo welche wachsen, ich nehme an, frische sind besser, als getrocknete.< erwiderte Ishizu. „Yoko, Tea, ich brauch mal eure Hilfe.“, rief Ishizu die beiden an ihre Seite. „Wir müssen eine ganze Menge von einer bestimmten Pflanze sammeln.“ Yoko und Tea kamen ganz erstaunt auf sie zu. „Die kleine Ishizu kann ruhig mitkommen, es sei denn, sie muss jetzt schlafen.“, meinte Ishizu mit Blick auf den Säugling. „Sie kann ruhig hier bleiben.“, mischte Karim sich ein. „Ich pass schon gut auf sie auf, und Yoko hat dann alle Hände frei.“ Karim sah es lieber, wenn er seine Tochter im Blickfeld behielt, wer weiß was sie sonst noch mit ihr anstellen würden. Er war von dem ganzen Hokuspokus noch nicht so recht überzeugt... Yoko nickte und überreichte ihre Tochter, nachdem sie sie noch einmal angelegt hatte, ihrem Mann. Gemeinsam begaben sich die drei Frauen in den Wald zu einer lichtdurchfluteten Lichtung, und Ishizu zeigte den Beiden, welche Pflanze sie sammeln mussten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie genügend zusammen hatten, denn die Pflanze wuchs nicht gerade in Beeten, sondern recht vereinzelt. Doch schließlich hatten sie soviel zusammen, dass Ishizu meinte, dass sie wieder zurückkehren könnten. Die Zurückgebliebenen warteten schon ungeduldig auf die Drei, Shisara hatte inzwischen den anderen Drachen und Seth, und dieser den anderen Menschen, erklärt, weshalb die anderen drei in den Wald gegangen waren. So warteten schon ein heißes Feuer und ein Kessel mit Wasser auf die Drei, als sie aus dem Wald heraustraten. Shisara war inzwischen noch etwas eingefallen – von der Pflanze durften nur die Blätter verwendet und diese in Kaltem Wasser heiß gemacht, sprich gekocht werden, und sie wusste jetzt auch genau wie lange – wenn das Wasser sprudelte, dann einmal bis hundert zählen, und die Blätter herausnehmen. Die Blätter bekamen dann die Drachen zu fressen, wenn sie etwas abgekühlt waren, und die Menschen das Wasser zu trinken, und es war wichtig, dieses einmal im Jahr zu wiederholen, da sonst die Wirkung nachließ. Ishizu tat, wie ihr geheißen und gespannt warteten alle, was nun geschehen würde. Karim probierte als erster, als die Blätter aus dem Sud entfernt waren. Bevor er seine Frau auch nur einen Tropfen davon trinken ließ, die Kinder schieden als Probekoster sowieso aus und Ishizu war eh ein kleines Kräuterweiblein, dass sich auf allerlei Medizin verstand... Karim spuckte den ersten Schluck in hohem Bogen wieder aus. „Das ist ja bitter wie Galle. Nein, davon lasse ich die anderen nichts trinken.“ Er stellte sich beschützend vor den Kessel und ließ niemanden an ihn heran. Shisara war bestürzt. Hatte sie etwas vergessen? >Haben wir etwas falsch gemacht?< wollte Ishizu von ihr wissen. >Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht.< kam es etwas kleinlaut von der Kleinen. Karims Kopf ruckte herum. Hatte er eben tatsächlich das Drachenkind reden gehört? Shizuka hatte das Ganze aufmerksam verfolgt, und nach Karims Reaktion machte sie sich ganz vorsichtig an die Blätter heran. Auch sie entschied, das Kisara, mit ihrem Ei, erst noch eine Weile warten sollte, bis sie sicher war, dass ihr keine Gefahr drohte. Auch sie spuckte die Blätter wieder aus. Sie erschienen ihr ungenießbar. >Und du bist dir wirklich sicher, das wir das Fressen sollen?< wollte Shizuka von ihrer Tochter wissen. Karim hörte erstaunt, dass auch der große Schwarze Drache seine Zweifel hatte. >Ja.< antwortete Shisara, >Ich bin ganz sicher.< Die Antwort von dem Drachenkind konnte Karim allerdings schon nicht mehr verstehen. „Hey, du Drache, kannst du mich verstehen?“, wandte sich Karim mutig an Shizuka. Diese wandte verblüfft ihren Kopf in seine Richtung – es schien also zu funktionieren... Aber auch sie konnte den Reden der Menschen nicht allzu lange folgen, die Wirkung ließ zu schnell nach. Das bedeutete also, dass sie dieses wirklich zu sich nehmen mussten, aber so bekam man es doch nicht herunter... Shisara und Ishizu konnten sehen, dass die Pflanze wirklich die erwünschte Wirkung hatte, doch wie konnte man das Ganze für Drachen und Menschen genießbarer machen? Die beiden Schwestern des Bundes setzten sich hin, verbanden ihre Gedanken miteinander und versuchten eine Lösung zu finden. Auf einmal mischte sich ein zartes Stimmchen in ihre Überlegungen ein. >Was geschieht, wenn ihr es mit etwas süßem versucht?< Überrascht schauten sich die Beiden an, sie hatten gar nicht mitbekommen, dass die kleine Ishizu längst wieder erwacht war. Shisara grübelte und forschte nach dem Ursprung des Wissens, und konnte nichts finden, was verbot, die Blätter oder das Wasser mit etwas zu vermengen, dass es für die anderen schmackhafter machte. >Danke.< lächelten die Bewahrerinnen und teilten ihre Erkenntnis sofort den Anderen mit. Ishizu hatte noch einen Schlauch voll süßem Honig, von dem sie in jeden Becher etwas dazu gab, und die Drachen bekamen die Kaninchen, die sie mit den Blättern füllten und sie auf diese Art verzehren konnten. Es schmeckte immer noch nicht besonders gut, doch man konnte das bittere Zeug jetzt wenigstens herunter bekommen. Neugierig, wie es nun weitergehen würde, setzten sich Drachen und Menschen gegenüber. Yoko hatte ihre Tochter mit dazu geholt, ihr Mann hatte entschieden, dass sie von dem Tee nichts zu trinken bekam, doch Ishizu meinte nur, dass sie ihn sowieso nicht bräuchte. Sie hätte von Geburt an die Gabe, Drachen verstehen zu können. Zurückhaltend betrachteten sich Shizuka, Kisara, Karim und Yoko. Die beiden Kinder waren einfach nur neugierig, doch sie wussten auch, dass sie warten mussten, bis die Erwachsenen sich ihre Meinung gebildet hatten. Seth und Ishizu tauschten einen langen Blick aus, dann stand Seth auf. „Mein Name ist Seth.“, stellte er sich, jetzt mit einem Lendentuch bekleidet, vor. „Ich bin ein Mondkind und mein Zeichen dafür sind meine blauen Augen. Zu Neumond verwandele ich mich in einen Weißen Blauaugendrachen.“ >Ich bin Jono.< fuhr der erste der schwarzen Drachen fort. >Ich bin ebenfalls ein Mondkind und trage als Zeichen eine kleine rote Raute in meinem Genick. Zu Vollmond verwandle ich mich in einen Menschen und habe gelbe Haare, wie die Sonne.< >Mein Name ist Shizuka.< begann der zweite der schwarzen Drachen. >Ich bin die Mutter von Jono und Ziehmutter von Shisara. Ich bin ein schwarzer Rotaugendrache.< >Mein Name ist Kisara.< Schüchtern erhob sich Kisara und schaute in die Runde. >Ich bin die Mutter von Shisara.< >Ich bin Shisara.< sagte das kleine Drachenmädchen ganz stolz. >Ich bin die Bewahrerin der Drachen und trage als Zeichen ein rote Raute auf meiner Stirn. Und ich bin ein Mischling aus schwarzem Rotauge und weißem Blauauge.< Karim schaute überrascht auf. Ein Mischling? Das gab gewiss Probleme... Als sich nun alle Drachen vorgestellt hatten, erhob sich Ishizu und blickte in die Runde. „Ich bin Ishizu, ein Kind des Bundes und Bewahrerin der Menschen. Als Zeichen trage ich eine rote Raute auf meiner Stirn, und meine Aufgabe war es anscheinend, Drachen und Menschen wieder zusammen zu bringen.“ „Ich bin Yugi.“, jetzt hielt es Yugi nicht mehr auf seinem Platz. „Ich bin ein Freund von Seth und Jono und ich liebe Drachen über alles. Am liebsten hätte ich wie Seth einen Drachen zum Freund.“ „Mein Name ist Tea.“, begann Tea schüchtern. „Ich bin die Freundin von Yugi und Tochter von Solomon. Und ich teile mit Yugi das Geheimnis um Jono.“ „Ich bin Yoko, Mutter von Ishizu und Ehefrau von Karim.“, erhob sich Yoko und hielt ihre Tochter in die Höhe. „Außerdem helfe ich Ishizu und bin die werdende Chronistin hier im Wald.“ „Mein Name ist Karim.“, beendete Karim die Runde. „Enkel von Ishizu, Vater von Ishizu und nicht sicher, ob mir gefällt, was hier gerade so geschieht.“ Kapitel 42: Erneuerung des Bundes --------------------------------- Nachdem sich alle vorgestellt hatten, kehrte wieder Schweigen ein. Die ‚Neuen’ mussten erst einmal verdauen, was sie gerade erfahren hatten. Shizuka machte den Anfang, denn es gab etwas, dass sie dringend interessierte. >Warum sollte Shisara hier her zu dir kommen?< wandte sie sich an Ishizu. „Wir wollten sie unbedingt kennen lernen, und sie sollte uns kennen lernen.“, antwortete Ishizu. „Und ich bin außerdem nicht mehr die Jüngste... Das ich älter, als alle anderen geworden bin, musste ja einen Grund haben, doch ich dachte immer nur, dass ich endlich die Mondkinder kennen lernen würde, ich endlich das alte Wissen weitergeben würde... doch dass eine neue Bewahrerin der Drachen geboren werden würde, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Und dass dieses Treffen so groß ausfallen würde – damit auch nicht.“ Shizuka nickte. Ja, es waren schon besondere Zeiten, die sie gerade erlebten. Die Sterne hatten Drachen und Menschen wohl doch noch nicht aufgeben... >Karim.< wandte sie sich an den Vater der kleinen Ishizu. >Wir werden es nicht zulassen, dass deinem kleinen Mädchen ein Leid geschieht. Sie ist so süß, und jetzt schon versteht meine Tochter sich prächtig mit ihr. Ich möchte dich bitten, die beiden kleinen Mädchen in Kontakt bleiben zu lassen.< Karim war über so viel Höflichkeit und Fürsorge überrascht. Diesen Drachen schien an den Menschen tatsächlich etwas zu liegen. „Warum tust du das? Warum greift ihr uns nicht an, zerstört unsere Dörfer, raubt unser Vieh und tötet uns?“ Das war genau das einzige Wissen über Drachen, mit dem er bisher aufgewachsen war. Ishizu war entsetzt, als sie erkannte, WIE ihr Enkel über Drachen dachte. Sie hatte geglaubt, dass er nicht an diese unsäglichen Vorurteile glaubte. Doch bevor Shizuka etwas antworten konnte, mischte sich Kisara ein. >Karim, du solltest wissen, eigentlich sollten alle Menschen das wissen, es ist in einer Drachenkolonie nicht geduldet, dass Drachen so etwas tun. Menschen sind den Drachen ebenbürtig und somit keine Beutetiere, die gejagt, getötet und gefressen werden. Doch leider gibt es Drachen, die ihren Spaß daran haben Menschen zu quälen. Wird ein Drache dabei erwischt, wird er bestraft, und darf die Kolonie nicht mehr verlassen. Die ganze Kolonie jagt für seine Nahrung mit, doch setzt er sich darüber hinweg, töten ihn die Ältesten.< Sie wollte ihm nicht erzählen, dass sie befürchtete mit genau so einem Drachen verpaart zu sein... >Wie du ja gehört hast, ist mein Sohn ein Mondkind.< konnte Shizuka endlich antworten. >Dafür, dass er sich zu Vollmond in einen Menschen verwandelt, wurde er aus der Kolonie ausgestoßen, und ich, als ich nach ihm suchen wollte, von meinem Gefährten. Früher waren mir die Menschen ziemlich egal, wir ließen sie in Ruhe und sie ließen uns in Ruhe, doch seit mein Sohn sich zum ersten Mal verwandelt hatte, hab ich mir schon so meine Gedanken über die Menschen gemacht, und wollte wissen, wie sie sind und leben. Genügt dir das als Antwort?< Karim war erstaunt – dass Drachen genauso organisiert zu sein schienen, wie Menschen, war neu für ihn. Es ließ ihn die Drachen in einem ganz anderen Licht erscheinen... „Und wie war es für dich, als du dich zum ersten Mal in einen Drachen verwandelt hast?“, wollte er nun von Seth wissen. „Fürchterlich. Ich hatte es nicht mitbekommen, und alle hielten mich für das Monster, das mich getötet hatte, auch meine Eltern. Ich wurde aus meinem Dorf verjagt, niemand hörte mir zu, und auch meine Familie war ziemlich geschockt. Doch heute glaube ich, dass sie mich immer noch lieben, auch wenn es damals anders schien. Und irgendwann will ich mal meine Familie besuchen.“, antwortete Seth Karim. „Hab ich dich richtig verstanden, du wurdest davon gejagt? Und wie alt warst du da?“, wollte Karim wissen. Er war einerseits entsetzt, was Seth betraf, doch andererseits konnte er die Dorfbewohner sehr gut verstehen... Er hätte nicht anders gehandelt... „Der erste Neumond nach meinem 15.Geburtstag.“, antwortete Seth leise. „Dann hattest du gewiss kein einfaches Leben.“, nickte Karim mitfühlend. „Und dabei sollte es eine Ehre, ein Festtag für Drachen und Menschen sein, wenn sich einer der Ihren zum ersten Mal verwandelt.“, merkte Ishizu leise an. „Doch Menschen und Drachen haben es vergessen, und so müssen die Mondkinder leiden.“ „Können Drachen und Menschen denn nicht wieder in Eintracht zusammenleben, und alle dieses Wissen wieder haben?“, wandte Yoko schüchtern ein. Sie war natürlich auch erst ziemlich erschrocken, als die Drachen plötzlich auftauchten, schließlich war sie mit dem gleichen ’Wissen’ über Drachen aufgewachsen, wie alle anderen Menschen, die sie kannte, auch. Doch wenn sie sich die kleine Gesellschaft hier betrachtete und das, was sie gerade so alles erfahren hatte, dann müsste es doch möglich sein... „JA, das wäre schön.“, seufzte Yugi sehnsüchtig. Mit Drachen zusammen zu leben... ein Traum würde sich für ihn erfüllen. „Das klingt zwar alles schön und gut, doch so weit ist es noch lange nicht.“, unterbrach Karim Yugis sehnsüchtiges Schwärmen. „Wir sind eben mal sieben Menschen und vier Drachen... es ist ein langer Weg bis dahin... Es müssen Drachen und Menschen davon überzeugt werden, dass nichts so ist, wie sie es annehmen. Wenn wir unsere Familien und engsten Freunde überzeugt bekommen, und sie es versuchen wollen, dann könnte es klappen... Doch legt lieber nicht zu viel Hoffnung in diese Sache hinein.“, warnte er mit einem Seitenblick auf die Kinder. „Aber wenn wir nicht fest daran glauben und fest davon überzeugt sind, dass es gut ist, und gut gehen wird, dann klappt das nie...“, begehrte Yugi auf. „Yugi hat schon recht, doch Karim aber auch.“, mischte Ishizu sich in das Gespräch der Beiden ein. „Es wird sehr schwer werden, die Menschen von der Ungefährlichkeit der Drachen zu überzeugen. Das wichtigste wird sein, die Dorfvorsteher und die Dorfältesten zu überzeugen... doch das will gut durchdacht sein, und darf auf keinen Fall überstürzt werden, denn dann geht es schief.“ Interessiert, erstaunt, neugierig und hoffnungsvoll hatten die Drachen der kleinen Diskussion gelauscht. >Ich muss Karim und Ishizu vollkommen zustimmen, so einfach ist es nicht, und es wird auch nicht leicht werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es genügend Menschen und Drachen gibt, die sich darauf einlassen würden, doch die Gegner sind nicht zu unterschätzen... Was tausende von Jahren auseinander gewachsen ist, lässt sich nicht in einer Nacht zusammen fügen.< fügte Shizuka hinzu. >Es ist aber auf jeden Fall schon einmal ein Anfang, dass wir hier jetzt zusammen sitzen, wir sollten diese Gemeinschaft nicht zu schnell vergrößern. Wir müssen uns zu Beginn ganz genau überlegen, mit wem wir unser Wissen teilen können und mit wem nicht. Und wir sollten erst einmal damit anfangen uns regelmäßig zu treffen und uns erst einmal kennen zu lernen, bevor wir das von anderen erwarten können.< Yugi schaute ziemlich enttäuscht, für ihn hätte sich am liebsten alles sofort ändern können... Tea drückte ihm aufmunternd die Hand. „Yami und Anzu können wir es gewiss erzählen, sie werden uns nicht auslachen, da bin ich mir ganz sicher, und mit deiner Mutter kannst du bestimmt auch über Drachen reden. Du brauchst ihr ja nicht gleich davon zu erzählen, dass du welche kennen gelernt hast... Mit meinen Eltern wird das nicht so leicht...“, seufzte sie. „Mit deinem Vater rede auch besser ich.“, mischte sich Ishizu wieder ein, „er ist der Dorfvorsteher und muss immer an das ganze Dorf denken.“ Schließlich klatsche Ishizu in ihre Hände: „So, Kinder, nun haben wir genug geredet, es wird Zeit ans Essen zu denken. Yugi und Tea – ihr sammelt Holz... Karim, du und Seth ihr holt Wasser vom See... Ob ihr wohl für uns ein paar Fische fangen könntet?“, wandte sie sich an die Drachen. Diese nickten nur und flogen auch gleich davon. Und auch die anderen Angesprochenen machten sich daran, Ishizus Befehlen Folge zu leisten. „Und ich?“, wollte Yoko wissen. „Du kümmerst dich um dein Kind, und kannst mir anschließend beim Gemüse helfen.“, antwortete ihr Ishizu freundlich. Insgesamt war ihr ein Stein vom Herzen gefallen, sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, wie ihr Enkel über das zusammen treffen mit den Drachen denken würde, doch er war bereit dem Ganzen eine Chance zu geben, und somit hatten sie einen wichtigen Verbündeten auf ihrer Seite, denn Yugi zählte noch nicht, und Seth war der Betroffene. Sie hatten den ganzen Sommer über Zeit, und wenn sie Glück hatten, konnte sie schon zu Herbstfest eine kleine Zusammenkunft arrangieren. Seth und Karim waren die ersten, die mit den geforderten Dingen wieder bei Ishizu eintrafen, gefolgt von Yugi und Tea, die Holz für das Feuer brachten. Sie halfen den Kindern das Feuer zu entfachen und machten sich noch einmal auf in den Wald und schauten, ob sie nicht noch ein paar Kaninchen erlegen könnten. Karim warf hin und wieder einen Seitenblick zu Seth, doch ein Gespräch wollte zwischen den beiden Männern nicht so recht aufkommen. Trotzdem konnten sie recht gut mit einander umgehen, und Karim erkannte erstaunt, dass Seth einen sehr guten Lehrmeister gehabt haben musste. Mit vier Kaninchen auf dem Rücken machten sie sich zurück zum Lager. „Vermisst du deine Familie denn nicht?“, erkundigte Karim sich vorsichtig bei Seth. „Am Anfang schon, doch jetzt nicht mehr, jetzt habe ich ja Jono.“, kam die zu schnelle Antwort von Seth. „Das glaub ich dir nicht ganz.“, meinte Karim nach einem nachdenklichen Seitenblick zu Seth. „Erzähl mir doch von deiner Familie.“ Seth schaute Karim erst etwas irritiert an, doch dann begann er zuerst zögernd von seiner Familie zu erzählen. Karim schien sich wirklich für seine Familie zu interessieren, und so kamen die Beiden ins Gespräch vertieft wieder beim Lager an. Inzwischen waren die Frauen dabei die Fische auszunehmen und fürs Braten vorzubereiten, die Drachenweibchen schauten dem ganzen interessiert zu, nur Jono blickte immer wieder sehnsüchtig zum Wald und kümmerte sich nur halbherzig um Yugi, der sich zu ihm gesellt hatte. Als Seth mit Karim zusammen aus dem Wald hervortrat, leuchteten Jonos Augen auf und er erhob sich leicht und wollte ihm schon entgegen eilen, als ihm erst die Anwesenheit Yugis bewusst wurde. >Könnt ihr einen von den kleineren Fischen nicht ins Feuer legen?<, bat er Ishizu höflich. Jono hatte so eine Idee... „Ja, das ist möglich.“, antwortete Ishizu, „Aber weshalb?“, wollte sie wissen. >Ich möchte einem kleinen Drachenfreund eine Freude machen.< erklärte Jono lächelnd und wandte sich nun an Yugi. >Du, Yugi, ich könnte einen geraden Stock gebrauchen, könntest du mir wohl einen besorgen?< „Aber sicher doch.“, sprang Yugi hocherfreut auf und rannte zum Waldrand, um entsprechendes zu suchen. „Wo ist denn Yugi gerade so eilfertig hingerannt?“, erkundigte Seth sich lächelnd, als er sich neben Jono setzte. >Ich hab ihn um einen Stock gebeten.< antwortete Jono ebenfalls lächelnd. „Dann ist der Fisch also für ihn, den ich dir mitnehmen sollte?“, meinte Seth immer noch lächelnd. >Ja, ich will ihm eine Freude damit machen.< bejahte Jono. >Und außerdem den anderen zeigen, wie sich Drachen und Menschen gegenseitig unterstützen können.< „Das ist eine großartige Idee.“, lobte Seth seinen Freund und schmiegte sich an ihn. Karim beobachtete diesen vertrauten Umgang von Mensch und Drache mit gemischten Gefühlen. Er könnte nie so eng mit einem Tier befreundet sein, aber der Drache war hin und wieder ein Mensch... und der Mensch hin und wieder ein Drache... da konnten solche Bindungen wohl doch entstehen, entschied Karim für sich. „Ich hab einen!“, kam Yugi laut rufend vom Waldrand auf Jono zu gerannt und erschreckte damit das Baby, dass sofort zu weinen anfing, da es bis eben relativ ruhig gewesen war. Sofort waren Shisara, Tea und Yoko bei der Kleinen, um sie zu trösten. Yoko gab sich einen Ruck, und ließ den beiden Anderen den Vortritt, und wollte sehen, wie sie die kleine Ishizu trösten wollten. Tea nahm sie vorsichtig auf den Arm und Shisara pustete ihr ganz leicht ins Gesicht – und ihre Kleine hörte auf zu weinen... Yoko entschied, dass sie die drei Mädchen ruhig alleine lassen konnte, denn dass sie sich auf Tea verlassen konnte, hatte diese ihr schon bewiesen. Also ging sie zurück zu Ishizu ans Feuer und nahm ihre Arbeit an dem Kaninchen wieder auf. Interessiert schauten sie Seth und Yugi dabei zu, wie sie den Fisch mit dem Stock aufspießten, und waren erstaunt, als Yugi sich mit dem Fisch neben Jono stellte und Jono mit seiner Flamme den Fisch briet. So ging es also auch, dachte Karim verblüfft, und kam nicht umhin, dies als sehr praktisch zu empfinden. Als die Kaninchen fertig gehäutet, ausgenommen und in einen Kräutermantel gehüllt waren, war auch der Fisch fertig gebraten. Ishizu holte den Fisch aus dem Feuer und legte die Kaninchen in die Glut, damit auch sie garen konnten. Die Menschen bekamen jeder einen Fisch und die Drachen legten sich sittsam daneben. Die Drachen waren bereits gesättigt, sie hatten sich vorhin beim Fischen satt gefressen, nur Shisara stürzte sich mit Begeisterung auf die Innereien, die sie noch zum Fressen bekam. Die Kaninchenhäute behielt Yoko für sich, daraus wollte sie für die kleine Ishizu Winterkleidung machen. Eine wohltuende Stille breitete sich im Lager am See aus, nur unterbrochen von dem Glucksen des Babys, das mit seinen Fingern spielte. Menschen und Drachen hingen ihren Gedanken nach, und selbst Shisara verspürte keinen Drang, ihnen zu lauschen. Wenn, dann ’unterhielt’ sie sich am liebsten mit der Jüngsten der Bewahrerinnen. Nichts war mehr von der Anspannung zu spüren, die noch um die Mittagszeit hier herrschte und so genossen die sieben Menschen und die vier Drachen diese friedliche Abendstunde am See. Karim hatte keine Bedenken mehr, als sich die vier Drachen in der Nähe des Lagers eine Schlafstatt suchten, und so legten sich alle nach Sonnenuntergang schlafen. Nach einem gemeinsamen Frühstück machten sich die drei Drachenweibchen wieder auf den Weg zurück zu ihrer Höhle, aber nicht ohne Ishizu zu versprechen, dass sie am Tag nach dem nächsten Neumond wieder vorbeikommen würden. Das gleiche Versprechen nahm Ishizu auch Seth und Jono ab, als sie sich verabschiedeten, um zu ihrem Tal zurück zu fliegen, und auch Karim versprach, an diesem Tag mit seiner kleinen Familie wieder da zu sein. Ishizu wollte wie jedes Jahr den Sommer an diesem See verbringen, und überlegte sich, dass es wohl nett wäre, wenn Yugi und Tea ihr Gesellschaft leisten würden. Sie könnte sie viele Dinge lehren, und wenn Yami und Anzu, oder Solomon vorbeikämen, um sie zu besuchen, dann konnte man ganz unverfänglich das Gespräch auf die Drachen bringen. Ishizu wusste genau, wenn sie Solomon überzeugt bekäme, dann würden die anderen Dorfvorsteher auch nachziehen, und dann konnte man die Menschen, die in diesem Waldgebiet zu Hause waren, davon überzeugen, dass Menschen und Drachen gemeinsam miteinander leben konnten. ~~~ Gozaburo war heilfroh endlich den Fängen des Ältesten entkommen zu sein. Auch wenn er nun als Erwachsener galt, während des Fluges fühlte er sich immer mehr wie der Jungdrache, der damals vom Ältesten eine Standpauke zu hören bekam. Als er die Bergkette im Westen erreicht hatte, machte er sich erst einmal auf die Suche nach etwas fressbarem... doch er war nicht von Erfolg gekrönt, er konnte nur zwei Kaninchen erlegen, doch die stopften gerade Mal die Lücken zwischen seinen Zähnen. Um satt zu werden, hätte er zwei stattliche Hirsche gebrauchen können... Es war ja so einfach gewesen, sich bei den Menschen satt zu fressen... und auch sonst jagten sie meist zu dritt, und darin waren sie richtig geschickt, doch diese Gegend hier, war mit Wild wohl nicht so reichlich gesegnet. Unzufrieden suchte Gozaburo sich einen Platz zum Ausruhen. Er war am zweifeln, was er jetzt tun sollte, zurück zur Kolonie fliegen, und das Fehlen seiner Gefährtin melden um anschließend offiziell nach ihr suchen zu können... oder gleich weiter zu fliegen... Nein, offiziell würde er sie nicht alleine suchen können, es würden gewiss andere Männchen ihn begleiten wollen, und dann konnte er seine Gefährtin nicht so zurechtweisen, wie sie es seiner Meinung nach verdiente... und sie verdiente eine besonders heftige und strenge Zurechtweisung, so wie er sich gerade fühlte, da konnte er keine Zeugen bei gebrauchen... Sie würde ihn nie wieder der Lächerlichkeit preisgeben, dafür würde er sorgen... Also flog er weiter Richtung Westen, hungrig und missgelaunt, und weit und breit war kein weißes Blauaugenweibchen zu sehen. Als die Sonne am Untergehen war konnte er in der Ferne einen Wald mit einem See drin ausmachen, und entschied sich dafür, dort seine Nacht zu verbringen. Zu seinem Glück war der See gut mit Fischen bestückt, und so konnte er einigermaßen gesättigt am Ufer des Sees einschlafen. Am nächsten Morgen lachte ihm das Glück, wie es schien, denn ein Rudel Rehe kam an den See zum tränken, und ehe es sich versah, hatte er auch schon zwei davon erledigt. Gesättigt und zufrieden hob er vom Boden ab und erkundete seine Umgebung, doch einen Drachen konnte er nicht finden. Den kleinen Hügel inmitten des Waldes beachtete er nicht, sondern wandte sein Augenmerk weiter westwärts. Doch er hätte gut daran getan, denn zwei rote Augen beobachteten sein Tun mit ziemlichen Misstrauen und folgten ihm, sobald sie sich sicher sein konnten, nicht entdeckt zu werden. Gozaburo näherte sich immer mehr der Kolonie der schwarzen Rotaugen und er hatte gerade eben frech beschlossen, dort landen zu wollen, als unvermittelt fünf starke Männchen hinter ihm auftauchten, und ihm unmissverständlich klar machten, dass seine Anwesenheit hier weder erwünscht, noch geduldet wäre. Gozaburo konnte nicht anders, er musste nach Osten abdrehen, und den Weg zurückfliegen, den er gekommen war... und lange waren die fünf Männchen hinter ihm seine Begleiter... Wütend und enttäuscht kehrte er in seine Kolonie und in seine Höhle zurück, wo er schon besorgt erwartet wurde. Der Älteste und seine Gefährtin warteten auf ihn und überbrachten ihm die Nachricht, dass Kisara, seine Gefährtin seit dem gestrigen Tag verschwunden wäre und auch zur Nacht nicht in die Höhle zurückgekommen wäre. ‚Sie ist sogar schon eine Nacht länger weg.’, dachte Gozaburo grimmig, doch er schaute sie nur entsetzt an. (An ihm war doch ein guter Schauspieler verloren gegangen, fand Gozaburo) Er hätte sich auf der Suche nach aufgebrachten Menschen ein wenig verflogen, gestand Gozaburo verschämt, und es deswegen nicht rechtzeitig zur Nacht in die Höhle zurückgeschafft. Die Gefährtin des Ältesten hatte Kisara besuchen wollen, um mit ihr über das Ei und das Junge in ihrem Bauch zu reden, und konnte sie nirgendwo finden. Und da sei erst allen aufgefallen, dass sie niemand gesehen hätte, auch gestern nicht. Die meisten Männchen wären schon auf der Suche nach ihr, nur der Älteste und einige andere warteten auf ihn, um sich mit ihm auf die Suche nach seiner Gefährtin zu machen. Eine leichte Genugtuung durchzog Gozaburo, doch wandelte sich diese schnell in Unwillen, den er aber nicht zeigte, denn die gesamte Suchaktion streckte sich nach Süden und Osten aus. Und er konnte keinen davon überzeugen Richtung Westen zu fliegen, denn westlich und nördlich von ihnen lebten keine Menschen, und die ganze Kolonie ging davon aus, dass sie einem Menschenanschlag zum Opfer gefallen wäre. ~~~ Katsuya hatte nur seine kleine Familie besuchen wollen, und war erstaunt, die Höhle verlassen vorgefunden zu haben. Er stillte seinen Hunger und beschloss in der Höhle zu warten, denn er ging davon aus, dass Shizuka und Shisara zur Nacht zurückkommen würden. Etwas verwirrt war er über den neuen Geruch, den er in der Höhle wahrnehmen konnte, doch ihn wunderte bei seiner Schwester so langsam nichts mehr... Als die Beiden bis zum Sonnenuntergang noch nicht da waren, begann er sich langsam Sorgen zu machen, und er wollte sich schon erleichtert aus der Höhle begeben, als er endlich das erwartete Flügelschlagen hörte. Doch wie war er erstaunt, als sich die Flügelschläge wieder von der Höhle entfernten, und er das Platschen im See vernehmen konnte, dass ihm deutlich zeigte, dass zu später Stunde noch ein Drache fischen ging. Katsuya konnte nichts richtiges mehr erkennen, doch erschien es ihm, als würde etwas Weißes durch die Bäume leuchten. Am Morgen hatte er seine Bestätigung, ein weißer Blauaugendrache, ein Männchen wie es schien, kreiste über den Wald und schien etwas zu suchen. Katsuya hatte so seine Vermutung, wer das sein könnte, und beschloss den Eindringling, der er auf jeden Fall auch war, gut ihm Auge zu behalten. Zu seinem Glück hatte der Weiße die Höhle, in der er saß nicht bemerkt... Als der Weiße sich der Kolonie näherte, sah Katsuya mit Erstaunen, dass sich ihm der Älteste und noch drei andere Männchen dem Fremden entgegenstellten, und er schloss sich ihnen an. Gemeinsam vertrieben sie ihn aus ihrem Hoheitsgebiet, zurück in das Gebiet der weißen Blauaugendrachen. In Zukunft würden immer einige Männchen Patrouille fliegen, um den Weißen deutlich zu machen, dass sie in ihrem eigenen Territorium zu bleiben hätten. Kapitel 43: "Mama, was macht ihr da?" ------------------------------------- Shisara ließ es sich nicht nehmen, den Weg nach Hause alleine zu fliegen, sie wollte nicht auf dem Rücken ihrer Mütter getragen werden. Shizuka und Kisara lächelten sich nur an, und abwechselnd flog eine von ihnen unter Shisara, damit sie, wenn es denn nötig wäre, sicher landen konnte. Doch Shisara war zäh, tapfer schlug sie sich, sie war so verbissen in ihr Tun, dass sie nicht bemerkte, dass ihre Mütter weitaus langsamer flogen, als sonst üblich, und auch, dass sie ein paar mehr Pausen, als auf dem Hinweg, einlegten. Erschöpft, glücklich und zufrieden kamen die drei Drachenweibchen wieder in ihrer Höhle an, und Shisara verkrümelte sich sofort in ihr Nest und schlief sofort ein. „Papa war hier.“, murmelte sie noch, dann war von ihr nur noch ein sanftes Atmen zu hören. Shizuka blickte überrascht auf. Katsuya war hier gewesen? Sie schnupperte in der Höhle herum, und fand die Aussage ihrer Kleinen bestätigt. Es konnte noch nicht so lange her gewesen sein, höchstens einen Tag... Die beiden Drachenmütter kamen überein, dass sie nacheinander jagen gehen wollten, damit Shisara nicht alleine blieb. Sie war vom Flug so erschöpft, dass sie ungeschützt eine leichte Beute abgeben würde, und dieses Risiko wollten die beiden Drachenweibchen nicht eingehen. Shizuka flog als erste, und kam ziemlich schnell mit einem Kaninchen und einem Reh wieder. Und Kisara brachte für ihre Tochter einen Fisch aus dem See mit, da sie ihren Hunger im See gestillt hatte. Gesättigt und zufrieden legten sie sich vor der Höhle nieder, und genossen gemeinsam, in Gedanken versunken, den Sonnenuntergang. Die rote Sonne hatte schon die Baumwipfel erreicht, als beide Weibchen überrascht aufblickten, da sie den Flügelschlag eines Drachens vernahmen. „Ach, das ist nur mein Bruder.“, sagte Shizuka erleichtert nach einem kurzen Augenblick des Lauschens. „Er kommt mich hin und wieder besuchen. Er ist meine einzige Verbindung zur Kolonie.“ Kisara nickte verstehend. Es war doch schön, dass Shizuka nicht so ganz alleine war. und für Shisara war es gewiss auch ganz gut einen Ersatzpapa zu haben. Gespannt erwartete sie den Ankömmling. ~~~ Die fünf Drachenmännchen kreisten noch eine lange Zeit an der Grenze ihres Territoriums, bevor sie sich wieder auf den Rückflug zu ihrer Kolonie machten. Der Weiße, den sie verjagt hatten, hatte sich zu seinem Glück nicht weiter blicken lassen, und so flogen sie einigermaßen beruhigt wieder zurück. Katsuya verabschiedete sich von den vier anderen, mit der Begründung bei seiner Schwester nach dem Rechten sehen zu wollen, und würde bei ihr auch übernachten. Zwei der Drachen trugen ihm Grüße an sie auf und die beiden Anderen flogen schweigend weiter. Noch leicht etwas besorgt, steuerte Katsuya auf die Höhle seiner Schwester zu. Würde sie jetzt zu Hause sein, oder waren die Beiden immer noch unterwegs? Wenn sie diese Nacht immer noch unterwegs wären, dann wollte er sich morgen auf die Suche nach den Beiden machen, wenn er auch noch keine Ahnung hatte, wo. Erleichtert erkannte Katsuya, dass seine Schwester wieder zurück war, und hielt den weißen Drachen an ihrer Seite zuerst für Seth, doch schon bald musste er feststellen, dass dies kein Männchen war... ~~~ Seth und Jono schauten den drei Drachenweibchen hinterher, bis nichts mehr von ihnen am Horizont zu sehen war, ebenso auch Yugi. Tea war lieber bei dem Baby und kümmerte sich um die kleine Ishizu, während ihre Eltern alles für ihren Rückweg vorbereiteten. Auch Ishizu wollte die fünf zurück in den Wald begleiten, denn sie musste unbedingt mit Solomon reden... Außerdem wollte sie sich auch die Zustimmung einholen, dass Yugi und Tea den Sommer bei ihr am See verbringen durften. Doch damit wollte sie die Beiden erst überraschen, wenn ihre Eltern nichts dagegen einzuwenden hatten. Als nichts mehr von den Drachen zu sehen war, machten Seth und Jono sich daran, sich von den Anderen zu verabschieden. Ishizu zog Seth ein wenig zur Seite. „Du weißt, ich erfreue mich gern an deinem Anblick, doch ich denke es wäre ratsam, wenn du immer etwas Kleidung mit dir führen würdest, wenn ihr das Tal verlasst.“, schmunzelte Ishizu, während sie dies Seth ins Ohr flüsterte. „Hab ich doch normaler Weise auch.“, erwiderte Seth mit roten Ohren. „Auch für Jono, wenn wir über Vollmond unterwegs waren.“ „Das waren aber geplante Ausflüge gewesen, nicht wahr?“, merkte Ishizu an. Seth überlegte einen Augenblick und nickte. „Deswegen denke ich mal, es wäre schon gut, wenn ihr ein gepacktes Bündel hättet mit einem Satz Kleidung, denn nicht immer finden es andere Menschen amüsant, jemanden völlig unbekleidet zu sehen.“, fuhr Ishizu fort und Seth stimmte ihr zu. Außerdem war es ihm ziemlich unangenehm, wenn ihm bewusst wurde, dass er völlig nackt war. Seth verabschiedete sich von Karim mit einem festen Händedruck, für eine Umarmung waren sie sich noch nicht bekannt genug... „Ich danke dir von Herzen, dass du uns eine Chance gegeben hast. Wenn du nicht geblieben wärst, dann würden wir, und nachfolgende von uns, weiter als Ausgestoßene unserer Gesellschaften leben müssen. Aber so hast du uns die Möglichkeit eröffnet, dass auch wir wenigstens eine kleine Familie haben können. Und unsere Nachfolger nicht mehr das Leid erleben müssen, dass uns widerfahren ist.“ „Es fällt mir auch jetzt immer noch nicht leicht.“, sagte Karim ehrlich. „Ihr habt mich bisher von euren ehrlichen Absichten überzeugen können, doch ich will erst sehen, ob es im Alltag immer noch stimmt, erst dann werde ich meine endgültige Entscheidung treffen.“ „Das ist dein gutes Recht.“, stimmte ihm Seth zu. „Ich hoffe doch, dass wir dich restlos überzeugen können.“ Yoko hielt sich etwas im Hintergrund, doch sie stimmte ihrem Mann voll und ganz zu. Erst der Alltag würde zeigen, ob Drachen und Menschen zusammenleben konnten... Unbeachtet dessen, patschte ihre kleine Tochter Seth und Jono ins Gesicht, als sie sich von der Kleinen verabschiedeten. Nur der Abschied von Yugi gestaltete sich stürmisch... er wäre am liebsten mit Seth und Jono mit geflogen, doch davon wollte, außer ihm, niemand etwas wissen. „Wenn deine Mutter es erlaubt, und auch Solomon seine Zustimmung dazu gibt, dann seit ihr den ganzen Sommer hier am See.“, verriet Ishizu den beiden Kindern. „Und dann kannst du die Beiden sicher öfter sehen.“ Seth und Jono nickten zustimmend. Schließlich stieg Seth auf Jonos Rücken und gemeinsam flogen sie zurück in ihr Tal. ~~~ Als auch von Seth und Jono nichts mehr zu sehen war, machten sich die Zurückgebliebenen ebenfalls daran, ihre Abreise vorzubereiten. Das Zelt und einige Decken wurden sorgsam zu einem Bündel verschnürt und mittels eines Seils von Karim und Yugi auf einen Baum gezogen. So brauchten sie nicht alles mit in Solomons Dorf zu nehmen, denn die Sechs würden sich unterwegs trennen und jeder in sein Dorf zurückkehren. Die kleine Gesellschaft verließ zuerst ziemlich schweigsam den See, Karim und Yoko hingen ihren Gedanken nach, Ishizu überlegte schon einmal, welche Argumente sie Solomon gegenüber anbringen wollte und Tea und Yugi trugen abwechselnd die kleine Ishizu. Nach einiger Zeit gesellte sich Ishizu zu ihnen und begann sie auf verschiedene Dinge aufmerksam zu machen, bzw. danach zu fragen. Sie wollte wissen, wie viel die Kinder schon wussten. „Wir dürfen wirklich mit dir wieder zurück zum See kommen?“, fragten Yugi und Tea vorsichtig nach. Zu schön erschien ihnen die Vorstellung, den Sommer nicht im Dorf zu verbringen, wenn auch Ishizu manchmal etwas seltsam war. Doch woran das lag, das wussten sie ja jetzt. „Ja“, betätigte ihnen die Ältere, „wenn es euch erlaubt wird. Das ist die Voraussetzung. Doch ich zweifle nicht daran, dass ihr die bekommen werdet. Ihr kommt gerne mit?“, wollte Ishizu noch von den Beiden wissen. Tea und Yugi nickten eifrig mit dem Kopf, war es doch schließlich etwas ganz anderes, als das Leben im Dorf. Und Tea hatte erstaunt festgestellt, wie viel Ishizu von Pflanzen und Tieren wusste... es würde gewiss ein lehrreicher Sommer werden. Schließlich erreichten sie die Stelle, an der ihre Wege sich trennten. Yoko nahm ihre kleine Tochter wieder entgegen, und fröhlich verabschiedeten sie sich und versprachen zu Neumond wieder zum See zu kommen. Tea blickte der kleinen Ishizu etwas wehmütig hinterher, doch sie hoffte, dass sie sie schnell wieder sehen würde... „Kinder“, mahnte Ishizu Tea und Yugi, als sie sich dem Dorf näherten, „überfallt nicht gleich eure Eltern damit, dass ich euch mitnehmen möchte. Lasst mich erst mit ihnen reden. Und vor allem, erzählt nichts von den Drachen.“ „Das ist doch selbstverständlich.“, meinten Beide einstimmig und etwas empört. „Das würden wir niemandem erzählen.“ „Außer euren großen Geschwistern.“, lächelte Ishizu. Sie hatte nicht vergessen, wie enttäuscht Yugi war, dass sie es langsam angehen wollten. Wenn sie Glück hatten, dann könnte das nächste Fest zur Sommersonnenwende ein ganz besonderes Fest werden... ~~~ „DUUUU?“, überrascht erkannte Kisara den Besucher. Als Shisara von Papa sprach, dachte sie, dass sie den Bruder von Shizuka einfach zum Papa auserkoren hatte... aber eigentlich hätte sie es ja besser wissen können. „Ja, ich.“, lächelte Katsuya zurück. Er war überhaupt nicht darüber erstaunt, die Mutter seiner Tochter hier vorzufinden. „Und du bist wirklich der Bruder von der Ziehmutter meiner Tochter?“, fragte Kisara ungläubig nach. „Ja, der bin ich.“, lächelte Katsuya weiter. „Die Welt ist doch wirklich klein.“ Katsuya freute sich riesig Kisara zu sehen, wenn er auch damals nicht ihren Namen kannte, darauf hatten sie bewusst verzichtet... gingen sie doch davon aus, dass sie sich niemals wieder sehen würden. „Unsere Tochter ist wirklich ein erstaunliches Mädchen.“, lächelte Katsuya in Erinnerung an sein erstes Zusammentreffen mit seiner Tochter. „Sie hat mich doch sofort mit Papa begrüßt.“ „Mir ging es genauso.“, erwiderte Kisara bedächtig. „Mich hat sie auch gleich mit Mama begrüßt.“ Shizuka betrachtete lächelnd das Zusammentreffen von Vater und Mutter der kleinen Shisara. Sie werden ihr gute Eltern sein, davon war sie überzeugt, und auch das Junge von Kisara würde in Katsuya einen liebevollen Vater finden. „Hallo, Katsuya, mich begrüßt du wohl nicht?“, wandte sich Shizuka mit einem freundlichen Vorwurf an ihren Bruder. „Oh, natürlich, hallo Shizuka.“, holte Katsuya verlegen die Begrüßung nach. „Aber mit dieser Überraschung hätte ich nicht gerechnet.“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Ist ja schon gut, es sei dir verziehen.“, lächelte Shizuka. Sie freute sich einfach immer viel zu sehr, ihren Bruder zu sehen. „Und, welche Überraschung wartet das nächste Mal auf mich? Ein Ei?“, scherzte Katsuya. Kisara wurde bei seinen Worten ein wenig rot. Irritiert blickte Katsuya sie an. „Was denn, hab ich etwa richtig geraten?“ Die beiden Weibchen blickten sich an, schließlich nickte Kisara. „Ja, ich trag schon wieder ein Ei. Liegt vielleicht daran, dass ich Shisara ja nicht behalten konnte, aber genau weiß ich es nicht.“, antwortete Kisara etwas verlegen. „Bist du denn nicht zu Besuch hier?“, erkundigte sich Katsuya. „Nein.“, schüttelte Kisara ihren Kopf. „Ich hab’s einfach nicht mehr bei meinem Gefährten ausgehalten, und hab die Kolonie verlassen. Jetzt bleib ich hier bei meiner Tochter und Shizuka.“ Shizuka zog sich auf ihr Lager in der Höhle zurück und schloss die Augen. Die Beiden hatten sich gewiss eine Menge zu erzählen, und so, wie sie die Sache sah, würden die Beiden sich jetzt wohl zusammen tun, wenn auch die Höhle nicht groß genug war, um auch noch ihren Bruder mit aufzunehmen. Immerhin würde Kisara in naher Zukunft ein Ei legen... „Was ist passiert?“, erkundigte sich Katsuya mitfühlend bei Kisara. „Deine Partnerwahl ist wohl nicht so gut ausgefallen.“ „Er hat sich hinterher als noch schlimmer herausgestellt, als ich angenommen habe.“, seufzte Kisara. „Ich kann es nicht so genau sagen, aber auf mich hat er keine Rücksicht mehr genommen. Und die Paarung mit ihm war überhaupt nicht schön, jeden Tag bestieg er mich, ob ich wollte oder nicht, und oft war er ziemlich grob dabei. Kein Paarungstanz... keine lieben Worte... keine Leidenschaft... ich war einfach nur froh, wenn er fertig war. Und wenn es nach ihm ginge, dürfte ich die Höhle überhaupt nicht verlassen, glaube ich. Als ich dann festgestellt habe, dass ich ein Ei trage, hab ich ihn und die Kolonie verlassen. Ich habe nicht vor, jemals wieder zurückzukehren.“ Nachdenklich hörte Katsuya Kisara zu. „Er ist ein ganzes Stück älter als du, kann das sein?“, erkundigte er sich vorsichtig. Kisara nickte. „Und wie viel?“ „Nicht ganz zwanzig Jahre.“, antwortete Kisara. Katsuya nickte, das passte ins Bild. Und wahrscheinlich war er ein übrig gebliebener... und es gab ja nur ein Weibchen, um dass er hatte werben können, das wusste Katsuya ja bereits. Und so wie es aussah, konnte er den Eindruck nicht loswerden, dass ihr Gefährte irgendwie Verdacht geschöpft hatte. Anscheinend wollte er auf jeden Fall sein eigenes Ei haben... „Hast du denn mal versucht, dich bei den Ältesten über sein Benehmen zu beschweren?“, fragte Katsuya nach. „Es wollte mir keiner zu hören. Sie waren alle froh, dass ich eine Wahl getroffen hatte, und endlich Ruhe in die Kolonie einkehrte. Mir tut das kleine Weibchen so leid, dass heute schon weiß, wen es zum Gefährten nehmen muss. Es ist ja nur noch einer übrig...“, antwortete Kisara betrübt. Katsuya kam näher und legte seinen Flügel tröstend um Kisara. „Das war gewiss nicht leicht für dich. Und für sie wird es gewiss auch nicht leicht sein. Ich glaube eure Kolonie ist zu klein, und sollte sich besser mit einer anderen zusammentun, damit es mehr Drachen im ähnlichen Alter gibt. Es ist nicht gut für eine Kolonie, wenn es alle 10 Jahre nur ein Junges gibt, es spricht dafür, dass sie zu alt ist. Junge Drachen sollten gemeinsam mit anderen aufwachsen.“ Kisara nickte. Ja, das wäre schön gewesen, wenn sie eine Freundin in ihrem Alter gehabt hätte... Kisara genoss den Trost den Katsuya ihr spendete. Ja, so hatte sie sich einen Gefährten vorgestellt, und nicht so besitzergreifend und brutal wie Gozaburo es war. „Ich war wirklich bereit ihm eine gute Gefährtin zu sein, aber schon nach kurzer Zeit begann ich ihn mit dir zu vergleichen. Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen... aber du warst so lieb zu mir, und die Paarung mit dir war so schön... ganz im Gegensatz zu ihm...“ Langsam kullerten eine Träne aus Kisaras Augen. „Ich hab mich so nach dir gesehnt, und wusste doch, dass ich dich nie wieder sehen würde.“ Katsuya zog Kisara noch dichter an sich heran. Wie schwer musste ihr das alles gefallen sein, dazu noch das heimliche Ei, von dem niemand etwas wissen durfte. Und niemand, dem sie sich anvertrauen konnte und durfte... Zärtlich leckte er ihr die Träne vom Gesicht. Ja, er hatte sie auch nicht vergessen und sich nach ihr gesehnt. „Ich hab mich oft gefragt, was aus dir geworden ist, meine kleine mutige Kisara. Und wenn du es willst, dann werde ich immer auf dich aufpassen. Und auf dein Kleines auch.“ Katsuya meinte es ernst, kein Drachenjunges hatte solch einen Vater verdient... Kisara schmiegte sich vertrauensvoll an den großen Schwarzen. Seine Fürsorge tat ihr unwahrscheinlich gut. Sehnsüchtig steckte Kisara ihre Schnauze unter Katsuyas Flügel... Katsuya streichelte vorsichtig über ihren Rücken, und als Kisara sich nicht dagegen wehrte, begann er an ihr zu schnuppern. Kisara begann auch an Katsuya zu schnuppern. Wieder wurde aus dem Trösten langsam mehr - wenn Drachen sich paarten, dann blieben sie diesem Partner verbunden, und es dauerte lange, bis sie den Verlust des Gefährten überwanden. Die Sonne war längst untergegangen, doch die beiden Drachen auf dem Plateau vor der Höhle interessierten sich nicht dafür. Ihre Gedanken waren längst nur noch aufeinander gerichtet. Katsuyas Bauchfalte schwoll an und begann sich langsam zu öffnen und Kisaras Schwanz fing an auf dem Boden hin und her zu peitschen. Das war eine Paarung, die sie wollte... „Mama, was macht ihr da?“ Verschlafen rieb Shisara sich die Augen. Kapitel 44: Aufbruch -------------------- Überrascht begrüßte Solomon Ishizu, als sie mit Tea zu seiner Hütte kam, um sie wieder zu ihren Eltern zurückzubringen. Er hatte mit Karim gerechnet, doch dass Ishizu selbst mitkam, verwunderte ihn doch schon ein wenig. Schnell hatte Ishizu ihm den Grund ihres Hierseins erklärt und ihre Bitte ausgesprochen. Nach einem Moment der Verblüffung, rief Solomon seine Frau zu dem Gespräch hinzu und erklärte ihr Ishizus Anliegen. Schnell waren die Eltern sich einig, dass es für Tea gewiss von Nutzen sein würde, den Sommer bei Ishizu am See zu verbringen, denn niemand wusste so viel, wie die Älteste Person des Waldes. Also gaben Solomon und seine Frau ihre Zustimmung, dass Tea mit Ishizu zurück zum See gehen durfte. Lächelnd bedankte Ishizu sich für das Gespräch und nahm die Gastfreundschaft Solomons dankbar in Anspruch. Immerhin war sie nicht mehr die Jüngste, und auch wenn der Weg zum See nur einen halben Tag dauerte, so musste sie sich doch erst einmal ein wenig erholen. Sie verblieb mit Solomon, dass sie in fünf Tagen mit den Kindern wieder aufbrechen würde, denn dass Yugi würde ebenfalls mitkommen dürfen, daran hatte sie keine Zweifel. Beim gemeinsamen Abendessen teilte Solomon seiner jüngsten Tochter mit, dass sie, wenn sie es möchte, die Erlaubnis hätte, den Sommer bei Ishizu am See zu verbringen. Tea ließ alle Höflichkeitsregeln sausen und umarmte jubelnd ihre Eltern. Am nächsten Tag stattete Ishizu Mana einen Besuch ab und unterbreitete auch ihr ihr Anliegen. Yugi saß mit bangenden Augen dabei, und hoffte, dass seine Mutter ihre Zustimmung geben würde. Mana musste lächeln, als sie sah, wie gerne ihr Sohn mit Ishizu mitgehen wollte, und so konnte sie ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Auch hier wurde jemand mit stürmischer Dankbarkeit belohnt, als die Zustimmung erteilt worden war. So verabredete Ishizu auch hier, dass sie in vier Tagen aufbrechen würden, bis dahin hatte sie sich ausreichend erholt, dass ihr der Weg nicht so schwer fiel. Seit der Zusammenkunft aller am See, spürte Ishizu mit einem Mal die Bürde des Alters. Sie hatte ihre Zeit längst überlebt, das wusste sie, und sie wusste auch warum. Doch ihr Wissen wollte sie unbedingt noch weiter geben... Yoko war schon die kommende Chronistin der Menschen hier im Wald, lange schon hatte sie ihr die Schreibarbeit und die Familienrollen abgenommen... Tea wollte sie zur Heilerin ausbilden, denn sie glaubte fest daran, dass sie ein geschicktes Händchen dazu hatte... Gute Augen hatte Tea jedenfalls, das konnte Ishizu schon beobachten und auch einen wachen und aufmerksamen Geist... Vier Tage später war es dann so weit. Yugi und Tea verabschiedeten sich von ihren Familien und zogen stolz und glücklich mit Ishizu zu einem aufregenden Sommer am See davon. Die Kinder, die sie beobachteten, konnten Yugi und Tea nicht verstehen, dass sie sich auch noch darüber freuten, Ishizu zu begleiten... Ihnen war die alte Frau einfach nur unheimlich – für sie kam es einer Strafe gleich, mit Ishizu zusammen sein zu müssen. Sie mieden lieber die Gesellschaft der alten Frau. ~~~ In ihrer Höhle am See wieder angekommen, machte Seth sich als erstes daran, seine Sachen zu durchforsten. Ein fertig gepacktes Kleiderbündel musste absolut griffbereit in der Höhle bereit liegen. Es war ihm mittlerweile mehr als nur unangenehm, jedes Mal so blank vor allen Leuten zu stehen – und es nicht einmal zu merken... Er wurde jetzt noch rot bei dem Gedanken daran, dass er vor Tea und Yoko ganz nackt da gestanden hatte... Das Leben in Freizügigkeit war ihm leider viel zu selbstverständlich geworden... Seth fand ein ausreichend großes Stück Leder, das sich wunderbar dafür eignete, und packte eine seiner Hosen, einen Kittel und ein Lendentuch hinein. Mit einer Lederschnur schnürte er das Bündel zusammen und deponierte es direkt am Höhleneingang. Mit seinem Werk zufrieden, seufzte er auf und wandte sich endlich seinem Gefährten zu, der die ganze Zeit, ohne auch nur ein Ton zu sagen, sein Tun aufmerksam verfolgt hatte. >Warum hast du das gemacht?< erkundigte sich Jono neugierig, als Seth sich nach vollendeter Tat wieder neben ihn setzte. „Es schickt sich nicht, vor Anderen so gänzlich unbekleidet zu sein, sein Geschlechtsteil zu zeigen.“, antwortete Seth etwas verlegen. Selbst die Erinnerung daran, ließ einen leichten Rotschimmer auf seine Wangen wandern. „Und schon gar nicht, wenn Frauen anwesend sind, erst recht nicht Kinder...“ Jono nickte, auch wenn er DIES nie wirklich verstehen würde, aber er hatte verstanden, dass es den anderen Menschen ziemlich unangenehm war... >Hast du Hunger?< erkundigte sich Jono schließlich, denn es war nun doch schon eine geraume Zeit seit ihrer letzten Mahlzeit vergangen. Seth nickte, und so flogen die Beiden hinunter zum See, und Jono fischte für sie Beide. Mit dem letzten Fisch kam er wie immer zu Seth geflogen, und gemeinsam bereiteten sie ihn in gewohnter Weise zu. Während Seth seinen Fisch verspeiste, hingen Beide ein wenig ihren Gedanken nach. In den letzten Tagen war einfach sehr viel passiert... >Was hältst...< „Wie findest...“, begannen Seth und Jono gleichzeitig. >Du.< „Nein, erst du.“, stritten sie sich um den Anfang. >Na, gut.< gab Jono nach. >Was hältst du von dem Ganzen? Ich mein, so die Sache mit Menschen und Drachen wieder näher zusammen kommen, sich besser verstehen und so...< fragte Jono Seth, doch eigentlich interessierte ihn etwas anderes VIEL mehr. „Ich find es schön.“, antwortete Seth ehrlich. „Wenn es klappt, dass Menschen und Drachen sich wieder besser verstehen, dann müssen die nächsten Mondkinder nicht mehr so leiden... Und vielleicht kennen sie sich ja auch von Anfang an...“, seufzte Seth und schaute Jono liebevoll an. Seine ’Suche’ nach ihm hatte zwar nur fünf Jahre gedauert, doch es waren auch für ihn fünf lange Jahre gewesen... aber Jono hatte ja siebzig Jahre auf ihn ’warten’ müssen... eigentlich hatten sie überhaupt nichts von einander gewusst... >Ja, das wäre wirklich schön.< stimmte Jono ihm zu. >Und dass wir uns erst einmal nur so als kleine Gruppe treffen wollen, find ich auch irgendwie schön.< sinnierte Jono weiter. >Yugi mag ich ja, und Tea auch, doch Karim war mir am Anfang nicht so geheuer.< „Du musst ihn aber auch verstehen, die Menschen reden im Allgemeinen leider nichts Gutes mehr über Drachen, jedes Kind wächst quasi damit auf, dass die Drachen böse wären, und nur auf ihre Vernichtung aus wären. Es gibt zwar für die Kinder die Geschichten aus den Alten Zeiten, doch die nehmen die Erwachsenen nicht ernst... Sie sind für sie nicht ein Zeugnis aus vergangenen Zeiten, sondern einfach nur Abenteuergeschichten, die man den Kindern vorm Einschlafen erzählt.“ Seth war in der Zwischenzeit fertig mit seinem Fisch und lehnte sich mit seinem Rücken an Jono an. So konnte er nicht sehen, dass Jono noch etwas beschäftigte. Dieser hatte seine Eifersucht nämlich noch nicht vergessen... „Aber ich finde es nett von Ishizu, dass sie nicht die Mondtage für die regelmäßigen Treffen auserkoren hat.“, meinte Seth leicht schläfrig, denn die Sonne und seine voller Bauch ließen ihn gerade wohlig müde werden. >Was hältst du von Kisara?< Ängstlich schaute Jono auf seinen Seth. „Kisara? Wieso?“, fragte Seth. >Na ja, wie gefällt sie dir?< Jono wand sich ein wenig innerlich. „Na ja, sie ist ganz nett, wie mir scheint, und Shisaras Mutter.“, antwortete Seth und damit schien für ihn die Frage beantwortet zu sein. >Aber sie ist ein weißes Blauauge, wie du...< fuhr Jono fort. >Und ein Weibchen dazu... Sogar ein Junges...< Langsam verstand Seth Jonos Problem, setzte sich wieder auf und betrachtete seinen Gefährten. „Hast du dir Sorgen gemacht?“, fragte er leise. Jono nickte und ein leichter Rotschimmer zog auf seine Wangen. Seth kuschelte sich an ihn und streichelte sanft über seine Brust. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mich interessieren keine anderen Drachen. Ich will und brauch nur dich. Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann braucht sie auch nur den Vater ihrer kleinen Tochter, denn er war IHR erster Paarungspartner... Und glaub mir, sie werden sich bestimmt treffen, immerhin besucht dein Onkel deine Mutter regelmäßig.“ Jono legte einen Flügel um Seth und drückte ihn ganz fest an sich. Nein, er mochte sich nicht vorstellen, ein Leben ohne seinen Seth, seinen kleinen Weißen führen zu müssen... Seth verstand die Geste, auch ihn hatte die Eifersucht ziemlich geplagt, als er nicht wusste, ob Jono dem Angebot der jungen Frau nicht nachgeben würde. Jetzt glaubte er ihm, dass ihn die Menschenweibchen nicht interessierten – aber Jono würde es ihm wohl erst glauben, wenn er Kisara mit Katsuya zusammen sehen würde. Doch das nahm er ihm nicht übel. Er kuschelte sich ein wenig gemütlicher unter den Flügel und schloss die Augen. >Ich liebe dich.< flüsterte Seth Jono noch in Gedanken zu, bevor er einen kleinen Verdauungsschlaf hielt. >Ich dich auch.< antwortete Jono und bewachte den Schlaf seines Geliebten. ~~~ Erschrocken drehten Katsuya und Kisara sich um, und Katsuya stieg von Kisara wieder herunter. Verschämt versuchte er seinen erigierten Penis vor Shisara zu verstecken, doch das wollte ihm in dieser besonderen Situation nicht gerade gut gelingen. Also legte er sich einfach erst einmal auf seinen Bauch. Mit leuchtend roten Wangen blickte Kisara zwischen ihrer kleinen Tochter und Katsuya hin und her. „Also, dein Papa und ich... ... ... wir haben uns so lange nicht gesehen... ... ...“, stammelte sie und schaute hilflos zu Katsuya. Shisara verstand nicht, was an der Beantwortung ihrer Frage so schwer sein konnte... „Wir haben uns nur gerade ganz doll begrüßt.“, versuchte es Katsuya. Auch er fühlte sich gerade ziemlich überfordert von dem Ganzen. In Shisara begann es zu arbeiten. Die Gefühle, die die Beiden verströmten, drückten eine große Sehnsucht aus, und noch etwas, das sie nicht so recht zu ordnen konnte... Sie forschte in ihren Erinnerungen, und fand eine passende Information... „Ach so, ihr wolltet euch paaren.“ Drei Drachen keuchten erschrocken auf. Shizuka hatte ja auch noch nicht geschlafen, doch sie hatte damit gerechnet, und sich aus diesem Grunde zurückgezogen, doch viel zu spät hatte sie bemerkt, dass Shisara wach geworden war – sie war wohl doch ein wenig eingeschlummert... Aber das Shisara solch ein detailliertes Wissen hatte, versetzte auch ihr einen Schock. Es musste ja wirklich ein Jahrtausende altes Wissen sein, das Shisara beherbergte... Shisara drehte sich um und stiefelte zurück in die Höhle. Vor Shizuka blieb sie stehen. „Mama, ich hab Hunger.“ Shizuka reichte ihr das Kaninchen und den Fisch, und als Shisara ihren Hunger gestillt hatte, krabbelte sie unter Shizukas Flügel und war auch gleich wieder eingeschlafen. Verschüchtert blickten Kisara und Katsuya sich an... „Geht’s wieder?“, erkundigte sich Kisara schüchtern bei Katsuya und legte sich neben ihn. „Ein wenig.“, meinte Katsuya schon wieder lächelnd. Er konnte der Kleinen nicht böse sein, auch wenn der Augenblick so unpassend wie nur irgend möglich gewesen war. „Und selbst?“, wollte er liebevoll von Kisara wissen. „Ganz schön schockiert.“, antwortete Kisara. „Und sonst?“ Katsuya ruhte mit seinem Kopf auf Kisara und sog genüsslich ihren Duft ein. Errötend hob Kisara ihren Kopf und versteckte ihn unter Katsuyas Flügel. Ging es ihm am Ende wie ihr selbst? Kisara schnupperte vorsichtig, und schon bald fanden ihre Nüstern wieder den Weg zu Katsuyas Bauchfalte. Ihr entströmte immer noch dieser besondere Duft. Langsam begann ihr Schwanz wieder auf dem Boden hin und her zu peitschen und Katsuya verstand die Aufforderung. Vorsichtig stieg er über Kisara... >So ist’s richtig.< murmelte Shisara im Schlaf, als sie das Gebrüll der beiden Drachen vernahm, doch nur Shizuka konnte sie hören. >Ja.< antwortete sie ihrer kleinen Tochter, bevor auch sie endgültig einschlief, begleitet von dem Brüllen sich paarender Drachen, dass noch lange durch die Nacht drang. ~~~ Es war zwei Tage vor Vollmond, als Jono nachdenklich seinen Blick auf Seth ruhen ließ. Sie saßen draußen vor der Höhle und beobachteten gesättigt den Sonnenuntergang, als Jono mit seiner Frage herausrückte. >Wann fliegen wir denn endlich mal zu deiner Familie?< Erschrocken zuckte Seth zusammen. Darüber hatte er sich lange keine Gedanken mehr gemacht. „Wieso fragst du?“, erkundigte Seth sich vorsichtig. >Ich meine, wenn wir versuchen wollen, Menschen und Drachen wieder näher zu bringen, dann sollten wir erst einmal mit den betroffenen Familien beginnen.< erklärte Jono. Seth dachte eine Weile darüber nach. Das Argument von Jono war nicht von der Hand zu weisen. Doch irgendwie fiel es ihm leichter, vor Fremden sein Geheimnis zu offenbaren, als mit seiner Familie darüber zu reden. Die Furcht, immer noch von ihnen abgewiesen zu werden, war einfach zu groß... >Hab keine Angst, ich bin sicher, sie werden dich mit offenen Armen empfangen.< versuchte Jono ihn aufzumuntern. Er konnte sich in etwa vorstellen, was in ihm jetzt vorgehen musste. Immerhin, das Treffen mit seiner Mutter war Zufall und nicht geplant gewesen, sonst hätte er eventuell auch einen Rückzieher gemacht. Doch seine Mutter hatte ihn, nach siebzig Jahren nicht vergessen... er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Menschenmutter, wenn sie erst einmal in Ruhe über alles nachdenken konnte, ihr Kind so einfach abschieben und vergessen würde. >Komm, lass uns gleich morgen fliegen, dann kann ich dich als Mensch begleiten, und du musst nicht ganz alleine deiner Familie gegenüberstehen.< Aufmunternd stupste Jono Seth an. „Du hast ja recht.“, gab Seth sich seufzend geschlagen. „Und du willst wirklich unseren Vollmond dafür opfern?“, erkundigte er sich vorsichtshalber. >Als Menschen sind wir nicht so laut, wie als Drachen.< grinste Jono. Am frühen Morgen würden sie ja noch nicht unterwegs sein, sondern noch in ihrem Lager... Seth schluckte, doch dann musste er Jono recht geben. „Stimmt.“ So war es beschlossene Sache, dass sie am nächsten Morgen ihre Sachen zusammenpacken würden und zu Seths Familie fliegen. Jono schlief zufrieden ein, endlich war Seth bereit seine Familie zu treffen, und er war schon ganz neugierig, wie seine Eltern, und ganz besonders seine Mutter, wohl so wären. Ach ja, von einer Schwester hatte er auch einmal erzählt. Jono schmiedete in dieser Nacht viele Pläne... doch davon hatte Seth keine Ahnung. Schon vor Sonnenaufgang war Jono wach, das kam bei ihm nicht sehr häufig vor. Nur schwer hielt es ihn auf seinem Platz, am liebsten hätte er Seth geweckt, damit sie ganz schnell mit ihren Vorbereitungen fertig wären und sich auf den Weg machen konnten. Es war schon erstaunlich, bisher hatte es ihn nie groß aus seinem Tal hinausgezogen, doch auf einmal gab es so viele Gründe es zu verlassen... und lauter schöne Gründe noch dazu... Seth spürte Jonos Unruhe und erwachte widerwillig aus seinem Schlaf auf. „Was ist denn los?“, murmelte er unzufrieden. „Die Sonne ist doch noch gar nicht aufgegangen. Ich will noch ein bisschen schlafen.“, grummelte Seth und versuchte sich wieder in Jono einzukuscheln. Doch der war mittlerweile so unruhig, dass Seth keine Chance mehr hatte weiter zu schlafen, es sei denn, er würde sich eine Decke holen... „Na gut, du hast mich überredet.“ Geschlagen stand Seth auf und trat vor die Höhle, um sich zu erleichtern. Dabei konnte er sehen, wie der erste Sonnenstrahl seinen Finger am Horizont ausstreckte. „Dann kannst du ja schon mal fischen gehen, während ich hier alles zusammenpacke, dass wir mitnehmen müssen.“, meinte Seth immer noch verschlafen. >Willst du nicht mitkommen?< blickte Jono Seth auffordernd an. >Wir könnten doch gemeinsam fischen.< „Nein, danke, das Wasser ist mir jetzt noch ein bisschen zu kalt.“, erwiderte Seth. >Aber dafür bist du dann richtig wach. Und während ich deinen Fisch brate, kannst du in Ruhe die Sachen zusammen packen.< Jono war von seinem Vorschlag mehr als begeistert. Immerhin hatten sie schon eine Weile nicht mehr gemeinsam gefischt... gebadet... „Na gut.“, gab Seth auch diesmal nach. Jono würde ja doch nicht eher Ruhe geben, bis er ihm seinen Wunsch erfüllte. Doch das gemeinsame Fischen mit Jono machte ihm wieder erwarten doch nicht so viel aus und das Wasser war am Ende doch nicht so kalt, wie er vermutet hatte. In einem hatte Jono recht – er war jetzt erfrischt und munter. Jono kümmerte sich um Seths Fisch, während Seth alles in seine Trage packte, was sie für die zwei Nächte brauchen würden und bereitete auch das Zelt vor. Als er alles nach draußen vor die Höhle gebracht hatte, war sein Fisch gerade fertig. Seth ließ ihn noch ein wenig auskühlen, und legte sich seine Kleidung bereit. Nachdem er fertig gegessen hatte, und sich noch einmal erleichtern war, schnürte er das Zelt und die Trage auf Jono fest und kleidete sich an. Danach kletterte er auf Jono und der Flug konnte losgehen. Seth Familie lebte in den südlichen Bergen, fast einen ganzen Tagesflug entfernt. Insofern hatte Jono mit seiner Eile ein wenig recht gehabt. Denn am nächsten Tag war Vollmond, und da konnten sie nun mal nicht fliegen, und solch eine weite Strecke hinter sich bringen. Die Sonne stand noch gelb am Himmel, doch sie hatte die Baumgrenze schon fast erreicht, als sie endlich Seths Heimat erreichten. Kurze Zeit später konnten sie das Dorf von fern erkennen und entschieden sich, für die Nacht ein geschütztes Plätzchen für sie zu suchen. Gar nicht mal so weit vom Dorf entfernt, fanden sie eine Lichtung, auf der sie ihr Zelt aufstellen konnten und Jono machte sich auf die Jagd. Ihre Mahlzeit fiel nach dem langen Flug etwas mager aus, vor allem für Jono, da er nur zwei Kaninchen und zwei Fasane gefangen hatte, doch Jono gab sich mit den Kaninchen zufrieden, während Seth die Fasane verspeiste. Da es morgens schon empfindlich kühl war, legte Seth die Decke griffbereit neben sich, damit er sie mit einem Handgriff erreichen konnte. Danach schlüpfte er unter Jonos Flügel kuschelte sich an ihn, und schlief relativ schnell ein. Jono döste nur so vor sich hin. Dabei konnte er sich erholen, doch er war wachsam. Immerhin befanden sie sich in fremdem Gebiet, und man konnte nie wissen, welche Gefahren hier lauerten. ~~~ Hiro wanderte seit zwei Jahren durch die Gegend und bot seine Dienste als Bogenmacher an. Eines Tages war er am Fuß eines Berges aufgewacht, mit einer riesigen Beule auf seinem Kopf, ziemlich vielen Schürfwunden und zerrissener Kleidung, sowie einem gebrochenen Arm und einem gebrochenen Bein. Wie er es zu einer menschlichen Behausung schaffte, wusste er nicht mehr, doch er hatte es schließlich geschafft. Das Ehepaar half ihm so gut es konnte, und zum Glück verheilten sein Bein und sein Arm ziemlich gut. Seinen Arm konnte er hinterher wieder so gut, wie früher gebrauchen, doch sein Bein blieb etwas kürzer, so dass er seit diesem Tage leicht hinkte. Doch das störte ihn nicht weiter, immerhin konnte er immer noch gut Pfeile und Bogen bauen... Doch wer er war, und woher er kam, das wusste er nicht. Der Name Hiro kam ihm bekannt vor, und so nahm er an, dass es sein Name sein musste, und der Umgang mit Pfeil und Bogen, und die Herstellung dessen, schien ihm im Blut zu liegen. So schlug ihm das alte Ehepaar vor, doch von Dorf zu Dorf zu wandern, und seine Dienste als fahrender Bogenmacher anzubieten. So würde er mit Sicherheit immer etwas zu essen haben, und sich Geld für neue Kleidung verdienen können. Und vielleicht träfe er ja auf jemanden, der ihn kannte und ihm sagen könnte, wer er war. Hiro fand diesen Vorschlag ziemlich vernünftig und so machte er sich auf den Weg nach seiner Identität. Doch sein Weg führte ihn an der Hauptstadt vorbei, Richtung Osten, und schließlich nach Norden, so dass er sich immer weiter von seinem Zuhause und den Menschen, die ihn kannten, entfernte. Er litt darunter, denn er hatte das Gefühl, dass jemand auf ihn wartete... doch immer wenn er versuchte genauer darüber nachzudenken, entglitt ihm das Gefühl. Während er so durch das Land zog, machte sich ein weiteres Gefühl in ihm breit. Er glaubte, dass er sich auf der Suche nach etwas oder nach jemandem befunden hatte. Mit der Zeit war er sich sogar ziemlich sicher darüber, denn immer, wenn er jemanden etwas über Drachen reden hörte, wurde ihm ganz anders zumute. Eines Tages wurde er Zeuge, wie ein älterer Mann einer ganzen Schar von Kindern die Geschichten aus den Alten Zeiten erzählte, und da wusste er es: Er hatte einen kleinen Jungen, und diesem hatte er diese Geschichten auch immer erzählt. Er hatte mit leuchtenden Augen an seinen Lippen gehangen, und jedes Wort, das er über die Drachen erzählte, in sich aufgesogen. Blaue Augen, so leuchtend wie der Himmel waren es... Diese Augen beschloss er zu suchen... und so fragte er in jedem Dorf, ob sie nicht einen kleinen Jungen kannten, der Augen in der Farbe des Himmels hatte... Keiner konnte ihm weiterhelfen, bis er schließlich eines Tages in ein Dorf kam, indem ziemlicher Aufruhr herrschte. Hier war für einige Zeit ein junger Mann gewesen, kein Kind, und dieser hatte blaue Augen... Doch das erzählten ihm nicht die Ältesten, nein, einer der jungen Männer erzählte es ihm, dessen Verlobte ein Kind von diesem Fremden trug. Und er erzählte es ihm mit Grimm, und hinter vorgehaltener Hand erzählte er ihm noch etwas: Dieser Fremde wäre ein Monster... ein Ungeheuer... ein Menschenfresser... er hätte sich in einen Drachen verwandelt und sich an den Kindern des Dorfes vergriffen, wenn er nicht aufgetaucht wäre und ihn mit Hilfe seiner Freunde gejagt und verletzt hätte. Er wünschte diesem Monster nur, dass es elendig an seinen Verletzungen zugrunde gegangen wäre. Leider stellte sich heraus, dass seine Verlobte ein Kind von ihm trug, denn sie hatte dem Fremden gewährt, was ihm noch vorenthalten gewesen war. Immer wütender redete dieser junge Mann sich in Rage. Er verfluchte den Fremden, der alle Frauen verhext hätte, denn alle wollten von ihm ein Kind mit himmelblauen Augen. Doch er würde das Kind aufziehen müssen, wenn es nicht offensichtlich ein Monster wäre, hätte der Dorfälteste ihm erklärt, oder von der Verlobung zurück zu treten. Doch das fiel ihm ziemlich schwer, hatte seine Verlobte ihm doch seiner Zeit vor acht anderen jungen Männern den Vorzug gegeben... Diese Geschichte rührte Hiro ziemlich an, sie kam ihm ziemlich bekannt vor, doch er hütete sich, dies dem zornigen jungen Mann zu sagen. Dann wäre sein Sohn ja gar kein Kind mehr, sondern längst erwachsen... Nein, er würde nach einem Kind suchen, beteuerte er dem jungen Mann gegenüber, und bedankte sich für die umfassende Information, und dass er jetzt auf der Hut wäre, da er nun von dem Monster wusste. Hiro verließ das Dorf und machte sich auf die Suche nach Drachen. Immer wenn er irgendetwas über einen Drachen hörte, so ging er dieser Spur nach, doch oft erwies sie sich als falsch. Hin und wieder hörte er auch etwas über das blauäugige Monster, das sich als Mensch verkleidet das Vertrauen der Menschen erschleichen würde und ganz besonders die Frauen verführte – es schien etliche Kinder von ihm zu geben, doch blaue Augen hatte keines... Schließlich gelangte das Gerücht des Drachenwaldes an seine Ohren, und so machte Hiro sich auf den Weg, diesem Gerücht nach zu gehen. Kapitel 45: Wiedersehen ----------------------- Am Morgen erwachte Seth wie erwartet dadurch, dass Jono sich verwandelt hatte und sich wie immer an ihn kuschelte. Seth griff nach der Decke und deckte sie Beide damit zu, und kam zu dem Schluss, dass er das schon viel eher hätte machen können, denn dann hätte er zu Vollmond nicht extra aufstehen müssen... Jono begann wie immer mit seinen tatkräftigen Träumen, und Seth lächelte nur und schloss genießerisch die Augen. Jono verwöhnte ihn jedes Mal auf seine so unglaublich unschuldige Art... er wollte es schon nicht mehr missen. Doch Jono runzelte unzufrieden die Stirn, etwas war überhaupt nicht so, wie es zu sein hatte... Er öffnete seine Augen und schaute Seth unwillig an. „Wo ist denn deine wunderschöne Haut geblieben, die so wunderbar riecht?“ Erst wollte Seth sich ganz schnell entkleiden, doch dann kam ihm eine Idee. „Such sie doch.“, lächelte er Jono auffordernd an. Jono runzelte noch einmal kurz die Stirn, doch dann war er blitzschnell unter der Decke verschwunden... Jono hatte verstanden... Schließlich machten sich die Beiden nach einem kräftigen Frühstück auf den Weg. Sie waren übereingekommen, einen großen Bogen um das Dorf zu machen, schließlich wollten sie zuerst bei Seths Familie vorbei schauen, und hatten keine Lust erst einmal im ganzen Dorf für Aufsehen zu sorgen. Endlich waren sie bei Seths Elternhaus angekommen... Seth schlug das Herz bis zum Hals... da fasste Jono beruhigend nach seiner Hand und drückte sie ganz fest. „Keine Angst, ich bin doch bei dir.“, meinte Jono aufmunternd und streichelte zärtlich mit dem Daumen über Seths Handrücken. Mit einem dankbaren Blick auf Jono, holte Seth tief Luft und hob die Hand, um anzuklopfen, als sich die Tür öffnete... Ziemlich überrascht blickten blaue Augen in Graue, und die Trägerin der grauen Augen zuckte erschrocken zusammen. „Erschreckt mich doch nicht so.“, meinte sie nach einem kurzen Blick auf die beiden jungen Männer, die vor ihrer Tür standen. „Mama, wir haben Besu-huch...“, rief das Mädchen ins Haus hinein. „Lasst ihr mich bitte mal vorbei?“ Auffordernd blickte sie die beiden jungen Männer an. „Äh, ja...“ Verlegen machten Seth und Jono dem jungen Mädchen Platz. „Wer ist es denn?“, kam es fragend von drinnen, doch das Mädchen hörte die Frage seiner Mutter schon nicht mehr. Mit nassen Händen und einem Trockentuch in der Hand kam eine Frau um die Ecke, wandte sich den Besuchern zu und erstarrte... Seth schluckte heftig, als er seiner Mutter mit einem Mal gegenüberstand. Sein Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt... Dankbar drückte er Jonos Hand, die ihn immer noch umfasst hielt, und ihm so ein wenig Halt gab... „Nein...“, hauchte Kisara und musste sich an der Wand festhalten. Sooft hatte sie in der letzten Zeit an ihren Jungen gedacht, und nun stand er vor ihr... Es gab keinen Zweifel, Seth war das ganze Abbild seines Vaters, hatte dasselbe braune Haar, dieselben Gesichtszüge, sogar sein verlegenes Lächeln war gleich... dazu diese blauen Augen, die sie nur allzu gut kannte... „Bist du es wirklich?“, fragte Kisara ungläubig. „Hallo, Mama.“, kam es leise von Seth. Er konnte seine Augen nicht von ihr nehmen. Sie hatte sich in den fünf Jahren überhaupt nicht verändert, nun ja, ein paar tiefe Linien zierten ihr Gesicht und sprachen von großem Leid, das sie erlebt hatte. Lange standen sie sich gegenüber und blickten sich stumm an. Jono schaute abwechselnd von Seth zu seiner Mutter und es war interessant für ihn zu sehen was die beiden Gesichter erzählten... Moka versorgte in der Zwischenzeit die Kühe und dachte über die beiden Besucher nach. Etwas an dem Braunhaarigen kam ihr bekannt vor... Moka grübelte vor sich hin, dann mit einem Mal, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen – es waren die Augen... Blaue Augen... die hatte nur einer... Aufgeregt stürzte Moka ins Haus zurück... „GROSSER BRUDER...“, stürmisch umarmte Moka ihren Bruder, der nun ein erwachsener Mann war, doch das störte sie nicht im geringsten. „Endlich bist du wieder da...“ „Na, das nenn ich aber mal einen herzlichen Empfang.“, schmunzelte Jono und machte so erst auf sich aufmerksam. „Oh, hallo...“, begrüßte Moka verlegen den Gast mit den blonden Haaren und streckte ihm die Hand entgegen, um ihn willkommen zu heißen. „Ich heiße Moka. Und wie heißt du?“ Etwas verwirrt blickte Jono auf die ihm dargebotene Hand. Doch das Mädchen schaute ihn so erwartungsvoll an, dass er zögernd die Hand ergriff und leicht zudrückte. „Ich heiße Jono. Schön dich kennen zu lernen. Dein Bruder hat schon viel von dir erzählt.“, antwortete Jono. „Ja?“ Moka strahlte. Also hatte ihr Bruder sie doch nicht vergessen, so wie sie es immer gehofft hatte... Während zwischen Moka und Jono der Kontakt hergestellt war, standen die beiden Hauptpersonen sich immer noch stumm gegenüber. Immer noch versanken sie in den Augen des Anderen und suchten nach Spuren der Ablehnung, der Anklage, des Zorns... doch sie fanden nur Liebe und große Trauer... Endlich fand Kisara den Mut und öffnete ihre Arme, um ihren Sohn willkommen zu heißen. Zögernd nahm Seth die Einladung an, und als er seine Mutter, die nun kleiner als er selbst war, endlich umarmte, flossen auf beiden Seiten die Tränen. Immer wieder streichelte Kisara über die Haare ihres Sohnes und überzeugte sich selbst davon, dass sie nicht träumte und Seth sog die Berührungen seiner Mutter wie ein vertrockneter Schwamm auf. Nach einiger Zeit, als sie ihre Fassung wieder gefunden hatte, besann sich Kisara ihrer Gastgeberpflichten. „Setzt euch doch.“, forderte sie die Beiden auf und zeigte auf die Sitzgruppe am anderen Ende des Raumes. „Möchtet ihr etwas zu essen oder zu trinken?“, fragte sie, nachdem sich Seth und Jono gesetzt hatten. Aber Kisara wartete die Antwort gar nicht erst ab. „Moka, geh in das Lager und hol einen Käse.“, forderte sie ihre Tochter auf, während sie einen Kessel mit Wasser auf das Feuer stellte. Als das Wasser kochte brühte sie eine große Kanne Tee auf und schnitt das Brot in gleichmäßige Stücke. Kisara versuchte ihre Verlegenheit auf diese Art und Weise zu überspielen. „Kann ich irgendwie helfen?“, wollte Seth von seiner Mutter wissen, doch diese ließ nicht zu, dass er aufstand. Sie war gerade damit fertig den Tisch zu decken, als Moka mit dem Käse wiederkam, und auch noch einen Krug Milch mitbrachte. Die Milch war noch warm, als Moka sie auf den Tisch stellte und sich mit ihrer Mutter dazu setzte. Seth ließ sich nicht zweimal bitten, sondern griff beherzt zu, als seine Mutter ihn zum Essen aufforderte, doch Jono betrachtete sich das ganze erst einmal neugierig. Mit Milch und Käse konnte Jono nichts anfangen, das hatte es in Solomons Dorf, bei der Hochzeit nicht gegeben, überhaupt schienen die Menschen hier ganz anders zu leben. Aber als Jono sah, mit welcher Freude Seth nach den dargebotenen Dingen griff, versuchte er es ebenfalls. Fragen konnte er ihn später immer noch danach. Die Milch schmeckte gut, wenn auch ziemlich ungewohnt, etwas süßlich... der Käse war genauso ungewohnt, aber wesentlich aromatischer... Brot kannte er schon, doch auch dieses schmeckte ganz anders, als bei Solomon... Mit vollem Magen und einer heißen Tasse Tee, ließ es sich dann schon viel leichter reden. Doch fiel es Seth und seiner Mutter schwer den Anfang zu finden. „Bleibst du jetzt wieder zu Hause?“, wollte Moka wissen und machte somit den Anfang. „Nein, das geht nicht.“, schüttelte Seth leicht den Kopf und warf einen kurzen Seitenblick zu Jono. „Aber warum denn nicht?“, gab Moka nicht auf. „Du weißt doch, was ich bin.“, begann Seth seufzend. „Ich weiß was du kannst.“, unterbrach ihn Moka. „Du kannst dich verwandeln, und dann kannst du dem ganzen Pack mal zeigen, wer hier der Stärkere ist.“ Moka konnte ihre Gefühle nicht mehr zurück halten. „MOKA.“ Entsetzt stand Kisara auf, so kannte sie ihre Tochter gar nicht. „Was redest du da?“ „Aber wenn es doch stimmt.“, antwortete Moka patzig. „Seit Papa fort ist verachten uns alle nur noch, und mich nennen sie Drachenmonster, und die großen Jungs lauern mir immer auf. Ich wünschte, ich könnte mich auch in einen Drachen verwandeln, dann würde ich es ihnen mal so richtig zeigen.“ Moka redete sich in Rage und konnte nicht mehr aufhören. Viel zu lange hatte sie all dies schon in sich rein gefressen, nur um ihre Mutter nicht zu belasten. „Niemand will mehr etwas mit uns zu tun haben, sie haben sich ja schon längst selbst eigene Kühlhöhlen gebaut, nur um unsere nicht mehr benutzen zu müssen. Was meinst du denn, wer sich immer wieder an unseren Kühen vergreift?“ Mit hochrotem Gesicht stand Moka vor ihrer Mutter und schaute sie trotzig an. Mit bleichem Gesicht sank Kisara wieder auf ihren Stuhl. Dass es so schlimm war, davon hatte sie keine Ahnung gehabt. Sie hatte wohl gemerkt, dass die Leute hinter ihrem Rücken tuschelten, und sie ihren Käse kaum noch verkauften... So aßen sie ihn selber und brauchten weniger von den anderen Dingen... doch Kinder sind erbarmungslos, sie verachteten einander noch offen, und nicht so still und heimlich, wie es die Erwachsenen taten. „Kannst du uns dann wenigstens mitnehmen?“ Wenn Seth nicht bei ihnen bleiben konnte, so wollte Moka mit ihm mitgehen, denn es hielt sie schon lange nicht mehr in dem Dorf. Und jetzt, wo ihr Bruder zurückgekommen war, zählte auch das Argument ihrer Mutter nicht mehr. Seth hatte sie gefunden, und nun konnten sie sich einen neuen Platz zum leben suchen, das stand für Moka fest. Seth und Kisara hörten dem Ausbruch Mokas betroffen zu. „Mitkommen, das ginge vielleicht, aber noch nicht gleich.“, gab Seth zu bedenken. Kisara blickte überrascht auf. Sie hatte noch nie wirklich mit dem Gedanken gespielt, von hier fort zugehen, immerhin wollte sie, das Seth sie finden konnte, aber auch ihr Mann war ja schon zwei Jahre verschwunden. „Aber was ist mit Vater?“, wollte Seth als erstes wissen. „Vor gut zwei Jahren ist er von der Reise in die Hauptstadt nicht mehr zurückgekommen. Er wollte Käse und Bogen in der Hauptstadt verkaufen, doch die beiden, mit denen er die Reise gemeinsam angetreten hatte, wollten noch länger bleiben, und so hätte er sich alleine auf den Rückweg gemacht, erzählten sie, als sie schließlich wieder im Dorf waren. Doch dein Vater war noch nicht da, und kam auch in den folgenden Tagen nicht wieder. Also müssen wir von dem Schlimmsten ausgehen.“, erzählte Kisara müde. Es war eine sehr schwere Zeit für sie gewesen, als sie plötzlich mit ihrer Tochter alleine dastand. Und nur dem Umstand ihres ’Monstersohnes’ war es zu verdanken, dass ihr die anderen Männer nicht auf die Pelle rückten, doch das wusste sie glücklicherweise nicht. Betroffenes und nachdenkliches Schweigen herrschte für eine Weile an dem Tisch. „Du meinst, wir könnten wirklich mit dir mitkommen?“, fragte Moka vorsichtig nach, als sie das Schweigen nicht mehr länger ertragen konnte. „Ja, das ginge schon.“, meinte Jono nach einem kurzen Seitenblick auf Seth. „Doch es ist ein ziemlich weiter Weg nach Norden. Neumond wäre ein guter Zeitpunkt.“ „Wieso ausgerechnet zu Neumond?“, wollte Moka neugierig wissen. Seth schluckte und holte tief Luft. „Nun, dann kommen wir schneller voran, und können die Strecke an einem Tag zurücklegen.“, sagte Seth mit fester Stimme. „Doch bevor ihr euch entscheidet, solltet ihr noch etwas wissen.“ Wenn sie mitkommen wollten, dann mussten sie auch alles wissen. Fragend schaute Kisara ihren Sohn an. „Wie ihr euch sicherlich denken könnt, verwandle ich mich zu Neumond immer noch in einen weißen Drachen. Das wird auch immer so bleiben, daran lässt sich nichts ändern.“, begann Seth mit seiner Erklärung. „Ich kenn jetzt auch mittlerweile den Grund dafür. Es hat mit den Alten Zeiten zu tun, und ist ein Bund zwischen Drachen und Menschen gewesen, den sie im Angesicht der Sterne geschlossen hatten. Leider ging diese wichtige Geschichte verloren, als Drachen und Menschen Krieg gegeneinander führten.“ „Was ist das für ein Bund?“, wollte Moka wissen. „Menschen und Drachen schenkten der anderen Gattung ein Kind als Zeichen der Verbundenheit der Gattungen zu einander, und zum besseren Verständnis. Diese Kinder waren gesegnete und geachtete Kinder, und der Tag ihrer ersten Verwandlung sollte ein Festtag für alle sein. Doch das Wissen um den Bund ist bei Drachen und Menschen verloren gegangen, bis auf eine Linie... Diese Frau haben wir kennen gelernt, und sie hat uns das Rätsel um unser Geheimnis erklärt. Zu Neumond verwandelt ein Mensch sich in einen Drachen und zu Vollmond ein Drache in einen Menschen.“ Kisara hatte schweigend zugehört. Ja, es war nicht gut gewesen, dass die Menschen nichts mehr von diesem Bund wussten. Dann hätten sie Bescheid gewusst und wären auf jenen Tag vorbereitet gewesen. „Gibt es denn ein Zeichen, woran man diesen Menschen erkennen kann?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Kisara hatte so eine Vermutung... „Augen so blau wie der Himmel für das Menschenkind und Haare so gelb wie die Sonne für das Drachenkind. Und als Zeichen ein rautenförmiges Mal hinten am Hals.“, antwortete Jono. Kisara nickte. „Wenn wir also Bescheid gewusst hätten, dann hätten wir gewusst, dass unser Sohn dieses besondere Kind ist.“, folgerte Kisara. Denn es waren Zeichen die jeder sehen konnte, zumindest die Augen. Und das Mal am Hals, das hatte Seth auch... „Kann es sein, dass du nur heute ein Mensch bist?“, wollte sie von Jono wissen. Jono nickte. „Dann warst du also der schwarze Drache, der neulich hier mit dem Weißen vorbei geflogen ist?“, forschte Kisara weiter nach. „Ja.“ Jono war von Seths Mutter fasziniert. Sie war ja richtig klug... Nun stand Moka doch ein wenig der Mund vor Staunen offen. Der Begleiter ihres Bruders war in Wirklichkeit ein Drache? „Und wo wohnst du jetzt?“, erkundigte sich Moka neugierig. Wenn sie mit ihrem Bruder mitging, dann wollte sie schon wissen, was sie erwartete. „Ich wohne mit Jono in einer Drachenhöhle.“, antwortete Seth lächelnd. „Aber es gibt ein Dorf in der Nähe, dort könntet ihr leben, denke ich.“ „Schade.“, seufzte Moka. Sie wäre schon gern mit ihrem Bruder zusammen gewesen. „Kann ich dich dann wenigstens besuchen kommen?“, wollte sie daraufhin wissen. „Ich weiß nicht, ob das möglich ist.“, antwortete Seth vorsichtig. Er war sich wirklich nicht sicher, ob seine Schwester das Tal betreten konnte, denn außer ihm hatte kein Mensch in den letzten siebzig Jahren das Tal betreten. „Aber ich kann dich besuchen kommen.“, versuchte er seine Schwester auf zu muntern. „Außerdem gibt es wenigstens zwei Kinder, mit denen du dich wunderbar verstehen wirst. Sie sind zehn Jahre alt, also ungefähr so alt wie du, und kennen unser Geheimnis. Sie werden dich nicht als Monster verschreien. Von den anderen Kindern kann ich es dir leider nicht sagen, denn wir haben gerade erst beschlossen, Menschen und Drachen wieder ein wenig näher zu bringen – und die Dorfbewohner kennen uns bisher nur in unserer menschlichen Gestalt.“ „Das finde ich schön.“, meinte Kisara, denn sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass auch der Drache ein recht einsames Leben geführt haben musste. Aber wenn es Drachen und Menschen gab, die wieder über diesen Bund bescheid wussten, und friedvoll miteinander lebten, dann wäre es für die Kinder des Bundes auch nicht mehr so schwer. „Ja, ich glaube, ich möchte gern in deiner Nähe leben.“, schloss Kisara ihre Betrachtung der Dinge. Das, was sie unbedingt wissen musste, das wusste sie nun, und alles war besser, als hier zu bleiben – hier, wo sie nur noch mehr schlecht als recht geduldet wurden. Das hatte ihr Mokas Ausbruch gerade nur allzu deutlich gemacht. „Aber“, wollte Kisara doch noch wissen, „wieso sollen wir ausgerechnet bis Neumond warten?“ Das war etwas, das sie wirklich noch nicht verstand. „Nun ja“, eine leichte Röte zierte Seths Gesicht, „wir dachten dabei an Fliegen. Wir haben fast einen ganzen Tag gebraucht, um zu euch zu fliegen...“ „Oh.“ Moka stand schon wieder der Mund offen, bevor sich eine helle Freude auf ihrem Gesicht abzeichnete. „Wir sollen auf euch als Drachen reiten und durch die Luft fliegen? Oh, man, ich kann es gar nicht glauben.“ Wie ein kleiner Brummkreisel drehte sich Moka vor lauter Freude durch den Raum. „Na, ich weiß nicht.“ Kisara war wesentlich skeptischer, was das Reisen durch die Lüfte betraf. „Und wie sollen wir unsere Sachen mitnehmen?“ „Ich hab ein Gestell gebaut, dass Jono auf den Rücken gebunden werden kann, und für mich könnte ich auch eines machen. Daran könntet ihr euch gut festhalten, und alles Sachen festzurren.“ „Ja, so ginge es wohl.“, antwortete Kisara nach einigem Überlegen. „Aber dann können wir ja gar nicht unsere Kühe mitnehmen.“, fiel Moka auf einmal erschrocken auf. Sie hing an ihren Kühen. Das war wirklich ein Problem. Was sollte mit den Kühen geschehen? „Könnt ihr sie nicht verkaufen?“, wollte Seth wissen. „Aber doch nicht meinen Seth (das war ein junges Stierkälbchen), meine Kisara und meine Moka.“ Von ihnen wollte Moka sich auf keinen Fall trennen und schaute ihren Bruder verzweifelt an. Fliegen klang toll, und schneller wären sie auch... doch ihre Lieblinge wollte Moka nicht zurück lassen... Seth und Jono schauten sich betroffen an. Dieses Problem war nicht so einfach zu lösen, obwohl... Jono hatte so eine Idee, doch ob sie auch durchführbar wäre... „Wir könnten sie doch tragen, so wie erlegte Beute.“, meinte er vorsichtig. Seth schaute ihn überrascht an. Ja, das wäre wirklich eine Möglichkeit. „Nein.“, schüttelte Kisara bestimmt den Kopf, „Sie würden sich vor Angst die Lunge aus dem Hals brüllen. Das geht nicht.“ Moka ließ den Kopf wieder hängen, nachdem sie schon Hoffnung geschöpft hatte. Aber sie wollte noch nicht aufgeben. „Und was ist, wenn sie es gar nicht mitkriegen?“, stellte sie die Frage in den Raum. Kisara dachte eine Weile nach. Wenn sie schliefen, das würde wohl gehen... aber sie würde ja wach werden, sobald die Drachen sich näherten... Nein, das war immer noch keine Möglichkeit. „Sie schlafen nicht lang genug.“, sagte Kisara. „Sie würden es immer noch mitbekommen. Und selbst wenn wir eine Lösung finden, sie können jeder nur eine Kuh tragen.“ „Kannst du ihnen denn nicht was zum Schlafen geben? So wie du es mal bei der alten Kari gemacht hattest, als sie vor lauter Schmerzen nicht mehr schlafen konnte?“, wollte Moka wissen. Kisara dachte nach. Was für einen Menschen ging und harmlos war, sollte man doch auch auf eine Kuh anwenden können, oder? „Vielleicht ist das möglich, aber versprechen kann ich dir nichts. Trotzdem kannst du nur zwei Kühe mitnehmen.“, antwortete ihre Mutter bestimmt. „Und wenn Katsuya und meine Mutter mitkämen?“, überlegte Jono laut, als er die Verzweiflung in Mokas Gesicht sehen konnte. „Das würde tatsächlich gehen.“, meinte Seth zuversichtlich. Er zweifelte nicht daran, dass die Beiden ihnen behilflich sein würden. Mokas Blick hellte sich augenblicklich auf. „Meinst du wirklich? Dann könnte ja noch eins mitkommen.“ Sie blickte aufgeregt zwischen allen Dreien hin und her. „Aber nur noch eins von den Jungtieren.“, bestimmte Kisara. Die netten Drachen sollten dann nicht mehr als nötig zu tragen haben. „Und was geschieht dann mit dem Rest, der nicht mitkommen kann?“, wollte Moka weiter wissen. „Ob wir wohl einige zum Fressen haben könnten?“, fragte Jono mit leicht eingezogenem Kopf. Er rechnete fest mit einem lauten Ausbruch von Moka. „Lieber bekommt ihr Drachen sie zu fressen, als diese Idioten im Dorf.“, antwortete Moka sofort. „Immerhin tut ihr Drachen ja etwas für uns, da ist dies eine angemessene Entlohnung.“ Die Drei schauten verblüfft zu dem jungen Mädchen – damit hatten sie jetzt nicht gerechnet. „Dann wär das ja fast schon geklärt.“, meinte Kisara. „Aber ich glaub nicht, das es gut wäre, wenn ihr Drachen hier auf dem Hof eure Mahlzeit zu euch nehmt, nicht wahr?“ Kisara war nicht unbedingt erpicht darauf, Drachen beim Verspeisen ihrer Beute zu zusehen. „Glaub ich auch.“, stimmte Seth seiner Mutter zu. „Es wäre außerdem auch zu belastend für die Tiere, die mitkommen sollen. Ich schlage vor, dass ihr sie in den Wald bringt, in die Nähe der Lichtung, sieben müssten reichen. Ein Tier nach dem langen Flug und eins zum Frühstück, vor dem Flug.“ „Ähm, Seth, wären das dann nicht aber acht?“, verbesserte Moka ihren Bruder. Seth grinste und streichelte durch ihr Haar. „Dummchen, ich komm doch noch als Mensch hier an. Erst mit Sonnenaufgang verwandle ich mich in einen Drachen. Die Verwandlung dauert immer von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang.“ Kisara stand auf, kochte neuen Tee und bereitete ein Mittagessen zu, während Seth und Jono Moka dabei halfen die Kühe zu versorgen. Nach einer kräftigen Mahlzeit, bei der sie sich angeregt unterhielten, begleiteten Kisara und Moka die Beiden zurück zu ihrem Lager, denn es war ihnen jetzt nur zu verständlich, warum sie nicht bei ihnen schlafen konnten. Was würde das für einen Tumult geben, wenn am frühen Morgen ein Drache in ihrer Scheune liegen würde und alle Kühe in Panik gerieten. Auf dem Weg zu ihrem Lager erzählte Seth ihnen von ihrem ersten Versuch sich ein Lager zu bauen, und durch die Verwandlung wieder zerstört worden war. Und welche Überlegungen sie angestellt hatten, was sie machen konnten, ohne dass die Verwandlung ihrem Lager schaden konnte. Moka lachte herzlich, als sie sich einen Drachen mit Zelthalskrause vorzustellen versuchte, doch es wollte ihr nicht so recht gelingen. Kisara lobte Seth über seinen Einfallsreichtum und über das Zelt, als sie endlich an ihrem Lager angekommen waren. Gemeinsam suchten sie sich einen Platz aus, an den Kisara die Kühe einen Tag vor Neumond bringen sollte. Kisara und Moka umarmten Seth und Jono herzlich, verabschiedeten sich von ihnen bis zum Neumond und machten sich wieder auf den Heimweg. Kapitel 46: Gozaburos wahrer Charakter -------------------------------------- Sieben Tage dauerte die Suchaktion nach Kisara bereits an und Gozaburo beteiligte sich, wie man es von ihm erwartete, eifrig daran. Natürlich wusste er, dass man sie nicht finden würde, oder auch keine Überreste von ihr, doch er hielt seinen Mund, denn sonst hätte man ihn mit Recht gefragt, woher er das wüsste. Gozaburo genoss das Bedauern, das man ihm entgegenbrachte – frisch verpaart, und schon die Gefährtin verloren, noch bevor sie ihr erstes Ei gelegt hatte... Vor allem weil er so lange auf sie hatte warten müssen. Der einzige, der sich mit seinem Mitleid zurückhielt, war sein ehemaliger Rivale... Und er war es auch, der ihn ein wenig skeptisch beobachtete. Ihm fiel als einziger auf, das Gozaburo nicht so verstört war, wie er es eigentlich hätte sein müssen... Ok, er kannte sein Geheimnis, wusste darum, dass er mit seinen Freunden mit Vorliebe bei den Menschen jagte und hatte früher selbst mit dazu gehört. Doch mit dem erreichen von Kisaras Geschlechtsreife wurden sie zu Rivalen, und er trennte sich von seinen ’Freunden’. Natürlich verriet er sie nicht, doch er nahm am restlichen Leben der Kolonie fortan mehr teil. Er war sich nicht sicher, doch nach Gozaburos triumphalem Auftreten, nachdem Kisara sich gegen ihn entschieden hatte, hatte er so den Eindruck, dass Kisara nicht besonders glücklich schien. Doch er konnte sie nicht fragen, denn es gehörte sich nicht für den Verlierer, sich um das Weibchen zu kümmern. Und die Ältesten wollte nichts von seinen Vermutungen hören, es war doch gerade Ruhe in die Kolonie eingekehrt. Also entschloss er sich, für das kleine Weibchen, das mal seine Gefährtin sein würde, ein anderer zu werden. Sie sollte ihn von Anfang an mögen – leider kam ihm diese Erkenntnis viel zu spät. Er hatte mit Gozaburo um das Anrecht gekämpft, sich mit Kisara paaren zu dürfen und hatte die Paarung mit ihr als sein angestammtes Anrecht betrachtet. Doch jetzt hatte er den Verdacht, dass Kisara nicht einem Angriff der Menschen zum Opfer gefallen war... Nach sieben Tagen also, schaffte Gozaburo es endlich, der engen Bewachung durch die Ältesten zu entkommen und flog, mit einem weiten Bogen Richtung Westen und es gab nur einen, der ihm vorsichtig folgte. Erstaunt sah Mazakazu, dass am Gebirgspass im Westen schwarze Rotaugendrachen scheinbar Patrouille flogen. Was hatte sie nur aufgeschreckt? Sonst kamen sie doch gar nicht bis an die Grenzen ihres Territoriums... Er schaffte es gerade noch, sich zu verbergen, als Gozaburo abdrehte... Gozaburo war sauer – da hatte er es endlich geschafft, sich von der Kolonie zu entfernen, und schon wurde sein Vorhaben schon wieder von irgendwelchen Ältesten vereitelt... Denn dass das die Ältesten der Kolonie der Schwarzen waren, daran zweifelte er nicht im Geringsten. Wütend machte er sich auf die Jagd nach etwas fressbarem... Gozaburo hätte nicht übel Lust ein Dorf der Menschen anzugreifen, doch das war zurzeit leider nicht möglich... Also mussten die Bäume daran glauben, innerhalb kürzester Zeit hatte Gozaburo einen ganzen Wald in Brand gesteckt... Mazakazu beobachtete erstaunt den Wutausbruch Gozaburos – sein Verdacht erhärtete sich immer mehr... Er wünschte Kisara viel Glück, wo immer sie auch sein mochte, bei dem Gefährten hätte er auch das Weite gesucht... so durfte ein Drache sich nicht gehen lassen... War Gozaburo eigentlich schon immer so unbeherrscht gewesen? Mazakazu zog sich zurück und flog, als er Gozaburo nicht mehr sehen konnte, einen anderen Weg zur Kolonie zurück. Dort zog sich Mazakazu nachdenklich in seine Höhle zurück. Er hatte viel nachzudenken – sollte er den Ältesten von seinen Entdeckungen in Kenntnis setzen, oder nicht? ~~~ Yugi und Tea waren begeistert mit Ishizu unterwegs. Der Weg zum See war nicht ganz eine Tagesreise lang, und so mussten sie auch nicht allzu viel tragen. Ishizu genoss die Gesellschaft der beiden Kinder, die zwar noch Kinder, aber auch schon auf dem Weg erwachsen zu werden, waren. Sie waren wissbegierig und unterhaltsam. Immer wieder machte sie die beiden auf einige Dinge im Wald aufmerksam, an denen sie so vorbei kamen. So wussten die Beiden zum Beispiel sehr wohl, welche Pilze man essen konnte, doch dass jeder Pilz einen bestimmten Baum bevorzugte, wussten sie zum Beispiel noch nicht. Auch zeigte Ishizu Tea wo bestimmte Pflanzen wuchsen, die man zum Blutstillen eines Verletzten verwenden konnte. Ja, Ishizu hatte beschlossen, ihr Wissen als Kräuter- und Medizinfrau an Tea weiter zu geben. Die kleine Ishizu war noch zu klein, und außerdem würde sie von ihrer Mutter das Amt der Chronistin übernehmen. Aber Tea war vernünftig genug und hatte gute Augen – sie würde eine gute Heilerin abgeben. Und Yugi konnte alles lernen, was ein Mann an Heilkunde wissen sollte, wenn er für einige Tage auf der Jagd war, ob allein, oder in der Gruppe spielte dabei keine Rolle. Außerdem gab die Natur soviel her, um herzhaft und abwechslungsreich zu kochen... Das konnten ruhig beide Kinder lernen... Gegen Abend kamen die Drei wieder bei ihrem Lager an, und schnell hatten Yugi und Tea alles aufgebaut. Ishizu war zufrieden, sie würden einen schönen Sommer haben. Während die beiden Kinder das Lager aufbauten, bereitete sie ein Abendessen für sie zu, und als sie schließlich um das Feuer saßen und es sich schmecken ließen, bat Yugi Ishizu ihnen doch von den alten Zeiten und dem Bund zu erzählen. Ishizu lächelte und begann zu erzählen... Dabei erstaunte es sie selbst, wie viel sie eigentlich wusste und sie wurde den Verdacht nicht los, dass noch viel mehr ihrer gespeicherten Erinnerungen darauf drängten, hervorgeholt zu werden. Yugi wurde nicht müde alles über Drachen zu lernen, was man über sie lernen konnte, und auch Tea fand die Erzählungen ziemlich interessant und spannend. Als das Feuer fast herunter gebrannt war, wünschten die beiden Kinder Ishizu eine gute Nacht und legten sich im Zelt schlafen. Ishizu hing noch eine Weile ihren Gedanken nach, bevor sie sich schließlich auch zur Ruhe begab. In den nächsten Tagen spielte sich zwischen den Dreien ein gewisser Rhythmus ein, und die Kinder waren begeistert bei der Sache. Doch egal, was sie tagsüber auch von Ishizu lernten, der Abend gehörte den Drachen. ~~~ Am nächsten Morgen krabbelte Shisara aus Shizukas Lager und verließ vorsichtig die Höhle, um sich zu erleichtern. Auf dem Weg zurück lief ihr ein unvorsichtiges Kaninchen über den Weg, das ihr als erstes Frühstück diente. Lächelnd schaute sie ihre Eltern an, als sie zurück zur Höhle kam, sie lagen zufrieden nebeneinander. Spitzbübisch ging sie zu ihnen hin, und kuschelte sich dazu. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus... Sie war ein Drache, mit Vater und Mutter, so wie es sich gehörte, und hatte noch eine zweite Mutter dazu... das gefiel Shisara außerordentlich gut. Kisara schlief so gut, wie schon lange nicht mehr. Sie fühlte sich rundum zufrieden und lächelte beim Schlafen vor sich hin. Bei Katsuya fühlte sie sich geborgen und geliebt, es wär schon schön, wenn er bleiben könnte... Zufrieden seufzend sog sie den Geruch des Drachens neben sich ein, bis auf einmal sich ein anderer Geruch dazwischen schob. Irritiert öffnete Kisara die Augen und sah neben sich ihre Tochter liegen, die sie aus neugierigen Augen ansah. „Hast du Papa lieb?“, wollte Shisara von ihrer Mutter wissen. „Ja, hab ich.“, antwortete Kisara lächelnd. „Das ist gut.“, zufrieden kuschelte sich Shisara noch ein wenig an ihre Eltern. „Papa riecht gut.“, murmelte sie genüsslich. „Ja, das tut er.“, antwortete Kisara lächelnd. „Was tue ich?“, wollte Katsuya wissen, der nun auch erwacht war. „Gut riechen.“, antwortete Shisara voller Inbrunst. „Ihr aber auch.“, gab Katsuya zurück und ließ seine Nüstern genüsslich über seine beiden ’Mädchen’ wandern. Shisara wand sich vor lachen, denn Katsuyas Atem kitzelte sie fürchterlich. Kisara jedoch lief ein wohliger Schauer über den Rücken... Wenn sie jetzt alleine wären... Sie hoffte nur, dass Shisara jetzt nicht ihren Gedanken zu hörte... „Guten Morgen.“, tönte es aus dem Inneren der Höhle und Shizuka kam zu den dreien hinzu. „Guten Morgen, Mama.“ Shisara lief zu ihrer schwarzen Mama und kuschelte sich an sie. „Und, hast du Hunger?“, wollte Shizuka von Shisara wissen. „Hab schon ein Kaninchen getroffen.“, meinte Shisara zufrieden. „Erstes Frühstück also.“, meinte Shizuka schmunzelnd. „Und, wie sieht es bei euch aus? Hat einer von euch Hunger?“, wollte Shizuka wissen. „Ich würde nämlich gerne jagen gehen.“ „Ich auch.“, schloss sich Katsuya seiner Schwester an. „Ich bring dir was mit.“, meinte er liebevoll zu Kisara. „Danke.“ Auf Kisaras Gesicht zog eine leichte Röte. „Bringst du mit auch was mit?“, wollte Shisara wissen. „Wenn ich ein Kaninchen treffe.“, meinte Shizuka lächelnd. „Ach, ein halbes Reh würde mir auch reichen.“, sagte Shisara ernst, mit einem kleinen Schalk in den Augen. „In Ordnung. Wenn mir also ein halbes Reh begegnet...“, nickte Shizuka. „Ach, Mama.“, maulte Shisara. Shizuka und Katsuya flogen also davon, um für die kleine Gemeinschaft zu jagen. Schnell hatten sie zwei Rehe erlegt, und stillten am See ihren Durst. Katsuya fing sich Fische, um seinen Hunger zu stillen, während Shizuka am Ufer die erlegten Rehe bewachte. Als Katsuya sich gesättigt neben sie setzte, beschloss Shizuka, sich ebenfalls Fisch zum Frühstück zu genehmigen. Katsuya bewachte nun die beiden Rehe und wartete auf seine Schwester. Shizuka wollte gerade ein Reh in ihr Maul nehmen, als ihr Bruder sie zurückhielt. „Warte.“, sagte Katsuya ernst zu seiner Schwester. „Ich möchte mit dir über etwas reden.“ „Was ist denn?“ Shizuka schaute ihren Bruder erschrocken an. es schien wirklich etwas ernstes zu sein. „Als ihr nicht da gewesen seid – wo wart ihr eigentlich so lange? – da ist hier ein weißer Blauauge rum geflogen und hat am See übernachtet. Er schien etwas zu suchen, deshalb glaube ich, dass es Kisaras Gefährte ist. Er war sogar so dreist in die Kolonie fliegen zu wollen, doch die Ältesten vereitelten seinen ’Besuch’ und gemeinsam begleiteten wir ihn zum Territorium der Weißen. Ich mein, ihr solltet das wissen, zumindest du, und solltet wachsam sein… Fürs erste ist er verjagt, aber wenn er wirklich Kisaras Gefährte ist, dann wird er wieder kommen.“ Shizuka schluckte. Das waren wirklich keine guten Nachrichten, die Katsuya ihr da erzählte. „Und was sollen wir tun?“, wollte Shizuka von ihrem Bruder wissen. „Ich werde heute erstmal in die Kolonie zurück fliegen und dort Bescheid sagen, dass ich für eine Weile bei dir bleiben werde und auf dich acht haben. Damit werden die Ältesten mit Sicherheit einverstanden sein, außerdem ist deine Höhle ein guter Vorposten. Zum Glück hatte er deine Höhle nicht entdeckt, doch darauf sollten wir uns lieber nicht verlassen. Danach komm ich wieder zu euch zurück.“, antwortete Katsuya. „Shisara sollte auch Bescheid wissen.“, meinte Shizuka nachdenklich, „Doch für Kisara ist es besser, dass sie es nicht weiß. Shisara muss immer in ihrer Nähe bleiben und die Umgebung für sie erforschen.“, entschied sie. Wenn die Kolonie wachsam war, dann war es für die beiden weißen Drachen gefährlich, allein zu fliegen. Sie mussten immer in Begleitung eines Schwarzen Drachens sein. Aber bald würde Kisara sowieso ihr Ei legen, und da war sie in der Höhle gut geschützt und sie mussten eh für sie jagen. Aber jetzt wurde es erst mal Zeit zurück zu fliegen, und so nahm sich Shizuka ein Reh und flog zu ihrer Höhle zurück – und Katsuya tat es ihr gleich. Sie wurden schon sehnsüchtig erwartet. „Du hast Glück, meine Kleine.“, meinte Shizuka schmunzelnd. „Mir ist tatsächlich ein halbes Reh begegnet... doch dummerweise klebt seine andere Hälfte noch an ihm dran.“ „Ach, ich nehm auch ein Ganzes.“, meinte Shisara großspurig und stürzte sich hungrig auf ihr Reh. „Hier, ein Reh für dich.“, sagte Katsuya liebevoll zu Kisara und legte das Reh vor sie. „Danke.“ Und wieder zeigte sich ein Rotschimmer auf Kisaras Wangen. Artig verneigte sie sich vor Katsuya und begann nun ebenfalls ihr Reh zu fressen. Nachdem Shisara eine Hälfte des Rehs verspeist hatte, zog sie sich zu einem kleinen Verdauungsschläfchen in ihr Nest zurück. >Shisara, meine Kleine, hör mir gut zu.< begann Shizuka. >Ja, was ist, Mama?<, wollte Shisara wissen müde wissen. >Du musst auf deine Mama aufpassen. Es wurde ein Weißer Drache gesehen und wieder verjagt, und es war nicht Seth...< antwortete Shizuka ehrlich besorgt. >Mach ich, Mama.< antwortete die Kleine müde. >Es war Gozaburo, nicht wahr?< >Ja, das glaube ich auch.< bestätigte Shizuka die Vermutung der Kleinen. >Er wird sie nicht erwischen.< versprach Shisara ernst. Sie war sich absolut sicher... ~~~ „Ich mag deine Mutter und deine Schwester.“, meinte Jono zu Seth, als sie wieder alleine waren. „Sie sind richtig nett.“ „Ja, das find ich auch.“, meinte Seth etwas verlegen. Das Treffen mit seiner Mutter war besser verlaufen, als er angenommen hatte, wenn auch gefühlsmäßig sehr anstrengend. Seine Schwester war schon richtig groß geworden und versprach eine richtige Schönheit zu werden. „Und, geht es dir jetzt besser?“, neugierig schaute Jono seinen Gefährten an. „Ja.“, nickte Seth. „Aber das mit deinem Vater ist ziemlich schlimm.“, meinte Jono mitfühlend. „Kein Wunder, dass sie nicht mehr in dem Dorf bleiben wollen. Aber wollen sie nicht lieber auch noch auf deinen Vater warten? Er findet sie doch nicht mehr, wenn er doch noch eines Tages kommt.“ „Ich denke, er ist tot. Und ich glaube, meine Mutter denkt das auch, genau wie die Dorfbewohner, denn sonst würden sie meine Mutter und meine Schwester nicht so offen schikanieren.“, antwortete Seth bedrückt. „Mein Vater war ein ziemlich angesehener Mann im Dorf – sein Wort hatte großes Gewicht. Damals war er die rechte Hand des Ortsvorstehers und dazu der beste Bogenmacher – mit ihm legte man sich nicht einfach so an.“, erklärte er Jono. Das konnte Jono verstehen. Wenn einer eine gewisse Stellung innerhalb einer Gemeinschaft hatte, dann musste schon viel geschehen, bis jemand in offene Feindschaft zu demjenigen trat. Schweigend saßen die Beiden eine Weile nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Gemeinsam schauten sie der Sonne zu, wie sie langsam hinter dem Horizont verschwand, und als es immer kühler wurde zogen sie sich in ihr Zelt zurück. Sie entkleideten sich und kuschelten sich zusammen unter die Decke. Jonos Finger gingen gleich auf Seth spazieren. Neugierig besuchten sie jede kleine Vertiefung, strichen zärtlich jeder Falte nach und verweilten schließlich an den kleinen Knospen auf Seths Brust. Als er sie endlich herausgekitzelt hatte, nahm er sich gleich eine kleine Gefangene... Seth seufzte leise auf. Es war doch immer wieder schön, so mit Jono zusammen zu liegen und zu kuscheln. Jono war wie ein kleines verspieltes Kind, immer wieder musste er mit Seth irgendetwas anstellen. Doch Seth konnte das sehr gut verstehen... Er fing Jonos Kopf ein und zog ihn zu einem Kuss zu sich. Zufrieden machte Jono sich über Seths Mundhöhle her. Seth schmeckte einfach zu gut. Zwei kleine Kameraden freuten sich und streckten begierig ihre Köpfe aus – und waren fürs erste damit zufrieden sich zu finden und einander zu berühren. Doch nach einer Weile machten sich zwei Hände auf den Weg und suchten nach ihnen... Leises Stöhnen drang durch das Zelt, und wurde mit der Zeit immer lauter, bis schließlich ein lauteres Stöhnen vom Höhepunkt der Beiden zeugte. Seth griff nach einem Tuch, das er vorbeugend schon einmal bereit gelegt hatte, und säuberte damit seinen Bauch und seine Hand, und widmete sich anschließend liebevoll um Jonos Bauch, der ebenso verschmiert war. Doch als er Jonos Hand säubern wollte, kam er zu spät... Mit leuchtenden Augen präsentierte Jono ihm seine saubere Hand: „Alles weg.“ Seth wuschelte Jono durch sein Haar – ja, das war sein Jono, verspielt und praktisch... Ein leichtes Grummeln aus Jonos Bauch lies ein Lächeln auf Seths Gesicht erscheinen, wie gut, dass seine Mutter ihm zum Abschied noch ein ganzes Päckchen von ihrem Brot in die Hand gedrückt hatte, und Wasser war auch noch etwas in dem Wasserschlauch. „Möchtest du noch etwas Essen?“, fragte Seth lächelnd. „Wir haben was zu Essen?“, fragte Jono verblüfft nach, denn er war davon ausgegangen, dass sie nichts Essbares mehr im Lager hatten, da sie am Morgen alles verzehrt hatten. „Ja, meine Mutter hat mir noch etwas von ihrem Brot gegeben.“, antwortete Seth. „Möchtest du etwas?“ „Wie kannst du noch fragen?“, stöhnte Jono gespielt leidend auf. „Bis du fertig mit fragen bist, bin ich längst verhungert.“ „Ach, so schnell verhungert man schon nicht.“, antwortete Seth lächelnd und reichte Jono dabei ein Stück von dem Brot. Sich selbst nahm er auch etwas, denn Jono beim Essen zu zusehen, dazu hatte er nun doch keine Lust. Anschließend tranken die Beiden noch etwas Wasser, und zufrieden aufseufzend ließ sich Jono zurückfallen. „Hach, jetzt geht es mir schon wieder viel, viel, viel, viel, viel besser... Wenn ich das nächste Mal deine Mutter sehe, muss ich ihr unbedingt sagen, dass sie mich vorm verhungern bewahrt hat.“, meinte Jono ganz ernst. „Und mich vorm aufgefressen werden, wie es scheint.“, meinte Seth belustigt. „Wie, dich hätte ich auch nehmen können?“ Jono schaute mit großen, hungrigen Augen zu Seth. „Nun, vielleicht finde ich ja noch einen Nachtisch...“ Sprachs und war schon auf der Suche... Zuerst knabberte Jono an Seths Ohrläppchen. „Hm, die sind zu klein.“ Dann kostete er Seths Hals. „Schon besser... aber irgendwie immer noch nicht das richtige.“ An Seth Brustwarzen angekommen, beschäftigte er sich schon etwas länger damit, und saugte heftig daran. „Da kommt nichts raus.“ Endlich war er an Seths Penis angekommen und lächelte. „Ja, das hat die richtige Größe.“ Nun liebkoste er den wieder erwachten kleinen Freund Seths, knabberte ganz sacht an der zarten Haut, ließ kein Fleckchen dabei aus , legte die Spitze frei und umschloss sie schließlich zärtlich mit seinen Lippen. Seth durchrieselten während der ganzen Zeit lauter kleine Schauer, doch auf einmal keuchte er überrascht auf. Denn kaum nachdem Jonos Lippen sich um seine Spitze geschlossen hatte, spürte er fordernd Jonos Zunge an der empfindlichen Haut, grad so, als wollte er wirklich noch etwas von ihm haben. Jonos Bemühungen wurden auch ziemlich bald belohnt, und Seth spürte, wie sich in seinem Inneren der nächste Höhepunkt anbahnte. Mit lautem Stöhnen ergoss er sich in Jonos warme Mundhöhle, und schloss seufzend seine Augen. „Jetzt bin ich satt.“, meinte Jono zufrieden, als er sich neben Seth legte. „Obwohl... von dir kann ich nie genug kriegen...“ „Das hab ich gemerkt.“, antwortete Seth lakonisch. „Doch pass nur auf, sonst bin ich eines Tages weg... aufgefuttert... dann hast du nur noch meine Knochen zur Gesellschaft...“ „Oh, soweit lass ich es erst gar nicht kommen.“, widersprach Jono ernsthaft. „Knochen sind überhaupt nicht schön zum kuscheln.“ „Na, dann bin ich ja beruhigt und brauch mir keine Sorgen um mein Leben zu machen.“, erwiderte Seth. „Und wenn ich dich ab und zu von mir naschen lasse, dann brauch ich nicht zu befürchten, dass du mir verhungerst.“ Zufrieden drehte Seth sich zu Jono um und legte seinen Arm auf ihn und zog ihn an sich heran. Eigentlich hatte er ja... doch dazu fühlte er sich im Moment zu ausgesaugt... Spielerisch ließ Seth seine Hände über Jonos Körper wandern – er wollte ihm auch noch etwas Gutes zukommen lassen... Doch bei dem Vorsatz blieb es, denn als er dabei dem Herzschlag Jonos lauschte, wurde Seth auf einmal ganz schläfrig... Was soll’s, dachte sich Seth beim einschlummern, es gibt wieder einen Vollmond... Jono beobachtete staunend den Wandel Seths – eben noch durchfuhr ihn ein wohliges Kribbeln, ließ ihn auf mehr hoffen, und im nächsten Augenblick lag ein schlafender Seth in seinen Armen. Das war ihm ja noch nie passiert... Etwas umständlich angelte er nach ihrer Decke und versuchte so gut es ging sie Beide damit zu zudecken, bevor er seine Nase in Seths Haaren versenkte und ebenfalls seine Augen schloss. Kapitel 47: Jonos Entscheidung und Gozaburos Plan ------------------------------------------------- Seth erwachte, weil etwas unangenehm in seine Seite drückte und stellte fest, dass er auf Jonos Ellbogen lag. Doch Jono hatte seinen Arm um ihn gelegt und zog ihn dicht an sich, weshalb Seth seine Stirn runzelte. Normalerweise hatte er doch Jono im Arm... Doch langsam erinnerte er sich, er hatte Jonos Herzschlag gelauscht, und war müde geworden. Seth kuschelte sich wieder an Jono zurecht, und lauschte wiederum seinem Herzen. Es schlug gleichmäßig und war angenehm beruhigend... doch mit einem Mal beschleunigte sich Jonos Herzschlag und Seth konnte spüren, dass sich auch etwas anderes geregt hatte. Jono hatte die Nacht in einem leichten Schlummer verbracht. Immer wieder erwachte er und schaute sich den schlafenden Seth an. Er versenkte seine Nase in Seths Haaren und fiel wieder in einen leichten Schlummer. So bekam er natürlich mit, als Seth sich regte und sich wieder an ihn schmiegte. Dabei kuschelte Seth sich so fest an ihn, dass der kleine Jono auch erwachte und Jono Sehnsucht nach Seth bekam. Zärtlich streichelte er Seths Rücken, leider kam er nicht ganz bis an das Ende seines Rückens. Leicht enttäuscht seufzte Jono auf... Seth brummte ganz leise vor Wohlgefallen, als er so zärtlich von Jono gestreichelt wurde und hatte nicht vor, so schnell den Platz an seinem Herzen zu verlassen. Doch als Jono enttäuscht seufzte blickte er hoch. „Was ist denn?“, wollte Seth besorgt von Jono wissen. „Meine Arme sind nicht lang genug.“, klagte Jono. „Wofür?“ Seth runzelte nun schon zum zweiten Mal die Stirn. „Ich komm nicht bis an deine schönen Pobacken ran.“, seufzte Jono enttäuscht. „Und was willst du mit meinen Pobacken machen?“, schmunzelte Seth. „Na, sie streicheln und liebkosen.“, meinte Jono bekümmert. „Nun, da kann ich wohl ein wenig nachhelfen, meinst du nicht auch?“ Seth schaute seinen Jono liebevoll an. Nein, bekümmert oder gar traurig mochte er seinen Jono nicht sehen. Ein Ruckeln hier, ein Ruckeln da, und schon waren Jonos Arme lang genug um überall hinzukommen, wo sie wollten. Und sie wollten an einen Ort, der Seth gar nicht behagte. Schnell brachte er seinen Po wieder aus der Gefahrenzone... Das wiederum gefiel Jono überhaupt nicht und er zog einen Schmollmund. „Später, nicht traurig sein.“, versuchte Seth Jono zu trösten. „Dann will ich es auch nicht.“, entschied Jono und blickte Seth entschlossen an. Seth seufzte. Oh je, wenn er es noch mal machen wollte, dann würde er wohl oder übel doch in den sauren Apfel beißen müssen... Seth merkte sehr schnell, dass Jono es wirklich ernst meinte, er ließ sich nicht ’überreden’ und war ein äußerst gelehriger Schüler... Jono konnte seinen Po genauso schnell vor Seths suchenden Fingern in Sicherheit bringen, wie Seth seinen vor Jono... Nur ein kleines Mäuschen wurde Zeuge ihres Tanzes um Berührung und vermeiden der Berührung. Schließlich gab Seth auf und kümmerte sich auf andere Weise um den kleinen Jono, der längst schon sehnsüchtig darauf wartete beachtet zu werden. Liebevoll und entschuldigend nahm er den kleinen Jono in den Mund und verwöhnte ihn nach Strich und Faden. Das gefiel Jono sehr und genussvoll hatte er die Augen geschlossen. Seth nahm sich Zeit, immer wieder machte er eine Pause, bis Jono endlich darum bettelte, dass er nicht mehr aufhören sollte. Stöhnend gab er sich seinem Höhepunkt hin und Seth legte sich kuschelnd auf seinen Bauch. Doch während die beiden darauf warteten, dass Jono sich erholte, ging die Sonne auf, und Seth fand sich auf dem Bauch des Schwarzen Drachen liegend, mit dem Zelt auf seinem Rücken. >Oh, das tut mir jetzt aber leid.< meinte Jono zerknirscht. >Jetzt hast du gar keine Paarung gehabt.< „Ist schon gut.“, antwortete Seth leise. „Dafür hab ich ja gestern ganz viel von dir gehabt, und du nichts.“ Es war ein merkwürdiges Gefühl für Seth, so auf Jonos Bauch zu liegen, aber auch gemütlich. Allerdings das Zelt war doch ziemlich unangenehm, und so half Jono Seth aus seiner etwas misslichen Lage heraus. Seth kuschelte sich noch ein wenig unter Jonos Flügel und so schliefen Beide noch, bis es draußen wärmer geworden war. Schnell hatten sie nach einem kleinen Frühstück ihr Lager abgebaut und flogen zurück in ihr Tal. ~~~ Nach drei Tagen beschlossen Seth und Jono Ishizu am See einen Besuch abzustatten und mir ihr über Kisara und den bevorstehenden Umzug von Seths Familie in den Wald zu reden. Ishizu begrüßte die unerwarteten Besucher überrascht, und Yugi bekam sich nicht mehr ein vor lauter Freude. Seth überließ Jono den beiden Kindern, und Yugi und Tea hatten einen Riesenspaß mit ihrem großen schwarzen Freund. Seth erzählte Ishizu inzwischen von seiner Begegnung mit seiner Mutter und seiner Schwester. Er ließ nichts aus, erzählte, was er über seinen Vater erfahren hatte und von den Anfeindungen der Menschen des Dorfes. Am Schluss kam er zu der Stelle, dass sie seiner Mutter versprochen hatten, sie an Neumond aus ihrem Dorf abzuholen und in den Wald zu bringen. Als Seth geendet hatte, blickte er erwartungsvoll zu Ishizu... Ishizu wiegte nachdenklich ihren Kopf. Das waren eine Menge Neuigkeiten. Vieles wollte bedacht werden... „Es ist gut, dass du gleich zu mir damit gekommen bist.“ Ishizus Blick ruhte nachdenklich auf Seth. „Auf keinen Fall können sie gleich in Salomons Dorf gebracht werden. Und dass sie mit Kühen mal so unterwegs waren, kann man auch keinem weismachen. Eigentlich wäre es ja gut, wenn die Kühe zu euch ins Tal könnten, doch ich fürchte, die anderen Drachen werden keinen Zutritt zu eurem Tal erhalten. Lass mich ein bisschen nachdenken, und kommt zwei oder drei Tage vor Neumond noch einmal bei mir vorbei, dann kann ich euch antworten. Seth seufzte erleichtert auf. Er hatte gehofft, dass Ishizu sie unterstützen würde, doch sicher war er sich nicht gewesen. Nun mussten sie nur noch mit Shizuka und Katsuya reden, dann konnte der nächste Neumond kommen... Diese Nacht würden sie bei Ishizu bleiben und am besten morgen früh gleich zu Shizuka weiter fliegen. Jono legte eine Pause ein, und machte sich auf die Suche nach Beute, die sie zum Abendessen verzehren konnten. Er hatte Glück, er erlegte einen Hirschen und kurze Zeit später ein Wildschwein. Ishizu war begeistert, Wildschwein stand schon lange nicht mehr auf der Speisekarte. Sie rief sich Tea und Yugi heran, um ihnen zu zeigen, wie man ein Wildschwein zu bereitet. Zuerst zogen sie dem Wildschwein das Fell ab, daraus würden sie später Leder machen. Tea war schon sehr geschickt im Ausnehmen von Tieren, und so überließ Ishizu ihr diese Aufgabe. Sie kontrollierte inzwischen ihre Kräutervorräte und überlegte, welche Kräuter am besten zu dem Wildschwein passen würden. Seth und Yugi bereiteten in der Zwischenzeit die Feuerstelle für den Wildschweinbraten vor. Als das Wildschwein endlich über dem Feuer garte, machten Yugi und Seth sich an die Arbeit, die Därme zu säubern. Ishizu hatte sie darum gebeten. Jono hatte ziemlich interessiert dem ganzen zu gesehen, und nun saßen sie um das Feuer herum, tranken von dem Tee, den Ishizu immer fertig gekocht hatte, und unterhielten über das, was sie erlebt hatten, seit sie auseinander gegangen waren. Yugi und Tea hörten mit immer größer werdenden Augen zu, als Seth von seiner Mutter und seiner Schwester erzählte, doch Tea freute sich, als sie hörte, dass die Beiden hierher kommen sollten. Am nächsten Morgen flogen Seth und Jono weiter zu Shizukas Höhle. Auch hier wurden sie ziemlich überrascht willkommen geheißen und stellten fest, dass Shizukas Höhle viel zu klein, für so viele Drachen auf einmal, war. Nach einem ausgiebigen Frühstück, für das die drei schwarzen Drachen sorgten, erzählten Seth und Jono auch hier von ihrem Besuch bei Seths Familie, und dass sie versprochen hatten, sie am nächsten Neumond von dort fortzuholen. „Dazu bräuchten wir allerdings eure Hilfe.“, bat Jono Shizuka. „Nun, ich kann nur für mich reden, aber ich helfe euch gerne.“, meinte Shizuka. „Shisara ist noch zu klein, und Kisara sollte wegen ihrem Ei besser nicht mitfliegen.“, ergänzte sie. „Dem kann ich nur zustimmen.“ sagte Katsuya. „Aber ich könnte auch mit euch fliegen.“, bot er seine Hilfe an. „Aber warum darf ich denn nicht mitfliegen?“, wollte Kisara wissen. „Meine Eiablage ist erst ungefähr zu Vollmond.“ Katsuya und Shizuka blickten sich an. „Und du bist dir absolut sicher?“, zweifelnd schaute Shizuka Kisara an. „Ja.“, nickte sie. „Und was geschieht in der Zwischenzeit mit Shisara?“, warf Katsuya ein. „Sie könnte bei Ishizu bleiben.“, schlug Jono vor. „Wir sollen sie zwei oder drei Tage vor Neumond noch mal besuchen, sie will uns sagen, was dann genau mit der Mutter und der Schwester von Seth geschehen soll.“ „Das klingt vernünftig.“, bestätigte Shizuka. „Dann schlag ich doch vor, wir treffen uns zwei Tage vor Neumond bei Ishizu.“, beschloss sie. „Ja, das ist eine gute Idee.“, pflichtete Jono ihr bei. Shisara hatte sich während der ganzen Zeit zurückgehalten, doch sie fand es sehr interessant, was da so erzählt wurde. Wenn sie es richtig verstand, dann sollte sie für einige Tage bei Ishizu am See bleiben. Das würde gewiss ziemlich interessant werden. Die alte Frau wusste unwahrscheinlich viel – sie freute sich darauf, sich mit ihr über ihre gemeinsamen Erinnerungen auszutauschen. Jono und Seth wollten nicht über Nacht in Shizukas Höhle bleiben, doch Shisara guckte ihren Bruder sooo traurig an, dass sie sich breitschlagen ließen, doch zu bleiben. Katsuya und Kisara meinten, sie würden eh die Nacht lieber außerhalb der Höhle verbringen, und als Jono sie verwundert anschaute, erblickte er eine leichte Röte auf ihren Wangen. „Meine Mama und mein Papa sind jetzt richtig zusammen.“, erklärte Shisara ihm stolz. „Wirklich?“, erkundigte sich Jono bei seiner Mutter. „Ja, das sind sie.“, antwortete Shizuka lächelnd. Sie freute sich wirklich für die Beiden, und das Zusammensein mit Katsuya tat Kisara wirklich gut. Sie war richtig aufgeblüht. Die Angst vor Gozaburo war jetzt nicht mehr vorherrschend, und außerdem war sie jetzt doppelt geschützt. „Das freut mich, meine Kleine.“, nickte Jono Shisara zu. >Ich freu mich auch für dich.< fügte Seth hinzu. Auch ihm gefiel es, dass Shisara mit Vater UND Mutter aufwachsen konnte. >Du bist jetzt bestimmt richtig glücklich, oder?< „Ja, das bin ich.“, antwortete Shisara zufrieden. „Und bald krieg ich noch ein Brüderchen.“ Stolz blickte sie in die Runde der versammelten. „Schon?“, meinte Jono verwundert. „Das ging aber schnell.“ „Es ist von Gozaburo. Mama wollte nicht, dass mein Brüderchen bei ihm aufwächst. Deswegen ist sie zu uns gekommen.“, erklärte Shisara ihrem großen Bruder. Kurz bevor die Sonne ganz untergegangen war, verabschiedeten Katsuya und Kisara sich verschämt von den Anderen für die Nacht. >Se-eth?< kam Shisara zu Seth gekrochen. >Kommst du wieder zu mir in mein Nest?< bettelte das kleine Drachenmädchen und schaute ihn bittend mit ihren blauen Augen an. Seth schaute fragend zu Jono. >Mach ruhig.< meinte Jono und blickte lächelnd auf seine kleine Schwester herab. „Na, wenn du es so gern möchtest.“, nickte Seth und begab sich mit Shisara in das Nest am Eingang. Shizuka schaute ihrer kleinen Tochter schmunzelnd zu. Ja, Shisara war sehr direkt, wenn es darum ging, einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Jono wachte über die Beiden, bis sie eingeschlafen waren. Es war ein seltsames Gefühl, Seth an einen anderen Drachen angekuschelt schlafen zu sehen. Langsam begab er sich in den hinteren Teil der Höhle und legte sich auch schlafen. Darauf hatte Shizuka nur gewartet. „Jono“, begann Shizuka ernst, „es gibt da noch etwas das ich noch mit dir besprechen müsste.“ „Was ist denn los?“, wollte Jono neugierig wissen. „Katsuya hat mir erzählt, dass sie vor einigen Tagen einen weißen Drachen aus ihrem Territorium vertrieben haben, und er glaubt, dass es Gozaburo war. Er rät uns sehr gut aufzupassen und dass solltet ihr auch. Die Kolonie ist in Alarmbereitschaft, ihr solltet die nächste Zeit nicht gerade zu Neumond hierher kommen.“ „Das sieht nicht gut aus.“, meinte Jono bedenklich. „Gozaburo sucht also nach seiner Gefährtin. Und die Kolonie verjagt weiße Drachen. Natürlich werden wir euch zu Neumond dann nicht besuchen kommen.“, stimmte Jono seiner Mutter zu. „Ich nehme an, dass ihr die Beiden dann auch nicht jagen lasst.“ „So ist es.“, betätigte Shizuka Jonos Vermutung. „Nun, dann kann ich aber auch verstehen, warum Kisara so unbedingt mit wollte. Untätig in der Höhle sitzen und trotzdem noch Angst davor zu haben, entdeckt zu werden, macht keinen Drachen froh.“ „Das ist vollkommen richtig.“, erwiderte Shizuka. „Aber Kisara weiß es noch gar nicht.“, „WIE – ihr wollt es vor ihr geheim halten? Wie wollt ihr es ihr dann erklären, dass sie nicht jagen darf?“, fragte Jono entsetzt. „Darüber hatten wir uns noch gar keine Gedanken gemacht.“, gestand Shizuka verschämt. „Ich finde, sie sollte es wissen, und auch Shisara.“, meinte Jono sehr bestimmt. „Shisara weiß es ja – sie soll jetzt besonders gut auf sie aufpassen.“, versuchte Shizuka Jono zu beruhigen. „Jeder soll es wissen, nur der Betreffende wird verschont.“ Der Sarkasmus in Jonos Stimme war nicht zu überhören. „Du hast ja recht – gleich morgen früh werde ich es ihr sagen.“, gab Shizuka überredet nach. „Aber – wir wollten sie doch, so kurz vor ihrer Eiablage, nicht ängstigen.“, versuchte sie sich noch zu verteidigen. „Ist ja schon gut – ihr meint es ja nur gut mit ihr.“, besänftigte Jono seine Mutter. „Aber glaub mir, es ist besser für sie, wenn sie Bescheid weiß. So ein mutiges Weibchen hat es verdient, informiert zu sein.“, stellte Jono sich auf Kisaras Seite. „Ja, das hat sie wohl.“, nickte Shizuka. „Aber jetzt lass uns schlafen.“ „Dann schlaf gut.“, wünschte Jono seiner Mutter eine Gute Nacht und rollte sich auf dem Boden zusammen. Jono schlief unruhig – immer wieder wachte er kurz auf. Seth war an Shisara gekuschelt eingeschlafen, weil sie es sich so gewünscht hatte, doch auch er konnte nicht so richtig schlafen. Der erholsame Schlaf wollte einfach nicht kommen. Shisara hatte eben nicht die richtige Größe – und den richtigen Geruch, um unbeschwert schlafen zu können. Irgendwann fühlte er sich so unwohl, weil ihm etwas sehr vertrautes fehlte, dass er aus seinem Halbschlaf erwachte. Seth kletterte aus Shisaras Nest und suchte sich seinen Platz unter Jonos Flügel. Ja, hier war er richtig... hier fühlte er sich sicher und geborgen... zufrieden seufzend kuschelte sich Seth an seinen Jono und schlief tief ein. Jono spürte, wie Seth sich an ihn kuschelte und konnte nun auch endlich richtig einschlafen. Am nächsten Morgen wachten alle, mehr oder weniger, erholt auf. Katsuya und Kisara hatten schon gejagt und brachten für Shisara ein Kaninchen mit. Jono und Seth erklärten sich bereit noch zu bleiben, bis auch Shizuka jagen war und Jono leistete ihr dabei Gesellschaft. Shisara stiftete ihr Kaninchen bereitwillig Seth, und schaute ihm interessiert dabei zu, wie er das Kaninchen für sich vorbereitete. Bereitwillig verzehrte sie alles, das er nicht benötigte und dann spendete sie ihm ihre Flamme, damit er sein Kaninchen braten konnte. Shizuka hatte sich schon so etwas gedacht, und so brachte sie für Shisara ein Reh mit. Kisara betrachtete indes misstrauisch ihre Tochter. Sie erschien ihr ZU fügsam... Irgendetwas stimmte hier doch nicht... „Sag mal“, fragte Kisara ihre Tochter schließlich, „warum bist du nicht mit zum jagen geflogen?“ Shisara schreckte ein wenig auf. Was sollte sie jetzt nur antworten? „Ähm... weil Seth doch noch da ist.“, antwortete sie schließlich und freute sich über ihre, wie sie fand, gelungene Ausrede. „Ach so, wenn Seth zu Besuch ist, dann brauchst du nicht zu jagen...“ Kisara ließ offen, wie sie es meinte. „Ja.“, nickte Shisara begeistert mit dem Kopf. „Nun, wenn das so ist, dann musstest du selbstverständlich hier bleiben.“, schloss Kisara. Shisara fühlte sich etwas unbehaglich. Sie mochte es eigentlich nicht, ihre Mutter zu beschwindeln, aber sie musste doch erst noch mit Shizuka darüber reden... Was sie nicht wusste, war, dass man ihr ihr schlechtes Gewissen ansehen konnte, doch Kisara beschloss es darauf beruhen zu lassen, denn sicherlich war der kleinste Drache ihrer Gemeinschaft nicht von alleine auf diese Idee gekommen. Sie würde sich an einen der Erwachsenen wenden und sie entschied auf Shizuka zu warten. Diese würde ihr allerdings Rede und Antwort stehen müssen... Shisara stürzte sich mit einem Heißhunger auf das Reh, dass Shizuka ihr mitbrachte, dass diese nur schmunzeln musste. „Man sollte nicht glauben, dass du schon ein Kaninchen zum Frühstück hattest.“, meinte sie schmunzelnd. „Wab... wich... woch... wauch... wicht...“, antwortete Shisara mit vollem Mund. „Sooo? Wer hat denn dann dein Kaninchen gegessen?“, wollte Shizuka von ihrer kleinen Tochter wissen. „Weth.“ Shisara war nicht davon abzubringen, ihre Mahlzeit zum antworten zu unterbrechen. Inzwischen hatte sich Kisara ganz unauffällig neben Shizuka gelegt. „Shisara hat ja Seth ziemlich in ihr Herz geschlossen.“, begann sie unauffällig. „Ja.“, nickte Shizuka, „Sie hat ihm sogar ihr Kaninchen überlassen.“ Shizuka bemerkte nicht den aufmerksamen Blick, mit dem Kisara sie betrachtete. „Sogar auf das Jagen verzichtet sie, wegen ihm.“, fuhr Kisara fort. Shizuka zuckte kurz zusammen. Kisara schien also wirklich Lunte gerochen zu haben. „Eigentlich wollte sie auf dich aufpassen, wegen dem kleinen Brüderchen.“, versuchte Shizuka sich noch rauszureden. „Ach komm, das glaubst du doch selbst nicht.“, gab Kisara etwas ungehalten zurück. „Ihr verheimlicht etwas vor mir, das kann ich deutlich spüren. Shisara hat mich vorhin angelogen...“ Oh, damit hatte Shizuka nun überhaupt nicht gerechnet – Kisara hatte ihre Tochter bereits befragt... „Wir glauben, das Gozaburo hier war.“, sagte Shizuka leise. „…“ Kisara schnappte nach Luft. Das war eine ziemlich schwerwiegende Sache. „Frag am besten Katsuya danach, er hat ihn zuerst entdeckt.“ „Das werde ich machen.“, antwortete Kisara schwer. Doch erst einmal musste sie diese Information verdauen. Wenn Gozaburo wirklich hier gewesen war, dann bedeutete das, dass ihre Flucht nicht so unbemerkt geblieben war, wie sie es sich erhofft hatte. Bedrückt ging sie zu Katsuya. „Was ist los, mein Liebling?“, wollte Katsuya wissen, als Kisara sich so geknickt neben ihm nieder ließ. „Ihr meint, Gozaburo war hier?“ Kisara blickte Katsuya fest an. „Genau kann ich es nicht sagen, aber als ihr für zwei Nächte fort wart, landete hier bei Shizukas See ein großes weißes Bauaugenmännchen, und es schien etwas zu suchen. Zum Glück suchte es hier im Wald nicht so genau, es hat mich und diese Höhle nicht gesehen, doch es flog ziemlich dreist direkt auf unsere Kolonie zu, und wurde von den Ältesten wieder nach Osten, in das Gebiet der Blauaugendrachen ’begleitet’. Ich flog mit ihnen mit. Der Weiße schien von dieser Aktion überhaupt nicht begeistert gewesen zu sein, und hätte ich versucht, es mit ihm allein aufzunehmen, so wäre er einem Kampf wohl nicht ausgewichen.“, antwortet Katsuya ihr ernst. „Ja, das klingt nach Gozaburo.“, meinte Kisara ehrlich. „Wir sind uns sicher, dass er es nicht aufgegeben hat. Deswegen ist die Kolonie in Alarmbereitschaft, sie patrouilliert an der Reviergrenze... und deswegen erscheint es uns sicherer, wenn du und Shisara im Moment besser nicht jagen. Immerhin seit ihr weiße Drachen.“, sagte Katsuya besorgt. „Ja, das ist wohl sicherer.“, stimmte Kisara ihm zu. „Und wenn ihr alleine seid, kann Shisara mit ihren Fähigkeiten auf dich auf aufpassen.“, fuhr Katsuya fort. „Ja, das kann sie.“, lächelte Kisara. ~~~ Gozaburo wurde immer unruhiger – er wollte endlich wieder auf die Jagd nach seiner Gefährtin gehen. Den direkten Weg konnte er nicht mehr nehmen, die Schwarzen patrouillierten wirklich wachsam an ihrer Grenze. Aber er musste unbedingt auf das Gebiet der Rotaugen, denn er war sich sicher, dass Kisara zu diesem schwarzen Drachenweibchen, dass bei ihnen das Ei ausgebrütet hatte – Kisaras Ei, wie er wieder grimmig feststellte – geflohen war. Glaubte sie denn wirklich, dass die Schwarze ihr Schutz vor ihm gewähren konnte? Das wäre doch wirklich gelacht. Wenn er doch nur erst zu der Kolonie kam... und mal mit einem der Ältesten reden könnte... dann würden sie ihm die Suche nach seiner Gefährtin gewiss nicht weiter verweigern. Grübelnd verbrachte er die Zeit in seiner Höhle, nur für das unbedingt Notwendige verließ er sie. Mitleidig betrachteten die Anderen aus der Kolonie seinen Höhleneingang, sie glaubten alle, dass er nun geknickt und mit gebrochenem Herzen dort auf seinem Lager lag, und den Verlust seiner Gefährtin betrauerte... Nur der Älteste wagte es ihn zu besuchen, denn keiner von den Anderen wagte es, seinen Unmut auf sich zu ziehen. Ja, Gozaburo hatte sich einigen von seiner wahren Seite gezeigt, als sie ihn bei seinen Grübeleien mit ihren Beileidsbekundungen gestört hatten. So nach und nach fiel ihnen ein, dass Gozaburo gar kein so angenehmer Zeitgenosse war, und einige überlegten nun, ob Kisara wohl wirklich einem Menschenunfall zum Opfer gefallen war... Einige der Weibchen bekamen ein schlechtes Gewissen... Jede hatte die Augen vor Gozaburos wahrem Charakter verschlossen und wollte nicht sehen, dass Kisara nicht so glücklich war, wie sie es zu sein hätte, denn sie waren einfach nur froh gewesen, dass sie sich endlich für einen Gefährten entschieden hatte. Diese Weibchen schämten sich, dass sie Kisara so ganz allein gelassen hatten, denn wenn sie ehrlich waren, keine von ihnen hätte Gozaburo zum Gefährten haben wollen. Als Gozaburo mitbekam, wie einige zu flüstern begannen, dass Kisara mit Mazakazu vielleicht doch besser dran gewesen wäre, hob das seine Laune ganz und gar nicht. Er spürte, wenn er bei den Schwarzen eine Chance haben wollte, dann musste er sich eine gute Strategie ausdenken. Schließlich war es der Älteste, der seine Ohren vor den beginnenden Zweifeln an Gozaburo verschloss, wenn er ihn auch wegen der Angriffe auf die Menschen im Auge hatte, der ihn auf die Lösung für sein Problem brachte. Er musste sich nur ein wenig verstellen und ehrlich besorgt und verzweifelt sich den Schwarzen stellen, dann könnte er vielleicht Zutritt zu deren Kolonie bekommen. Drei Tage vor Neumond, direkt nach Sonnenaufgang, verließ Gozaburo seine Höhle und flog nach Westen zum Gebirge, wo er auf die schwarzen Drachen zu stoßen hoffte. Gozaburo hatte Glück – bald schon tauchten einige schwarze Drachen auf, und diesmal ließ er sich nicht zurück ’begleiten’, sondern landete und wartete darauf, dass die Schwarzen ebenfalls landen würden. Und sein Plan ging auf – die Schwarzen landeten neben ihn und sprachen ihn an. „Was suchst du auf unserem Territorium?“, wollte der erste von ihm wissen. „Es tut mir leid, in euer Gebiet eingedrungen zu sein.“, begann Gozaburo entschuldigend seine Rede, „Aber meine Gefährtin ist nun schon seit längerer Zeit verschwunden, und wir können sie in unserem Gebiet nicht finden... Wir glaubten erst, dass sie von Menschen angegriffen worden wäre, aber wir haben sie weder verletzt noch getötet auffinden können, und deshalb habe ich die Befürchtung, dass sie vielleicht in eure Richtung geflogen sein könnte, und sich eventuell verflogen hat. Ich möchte euch daher bitten, mir zu gestatten, auf eurem Gebiet nach meiner Gefährtin suchen zu dürfen.“ Demütig hielt Gozaburo seinen Kopf gesenkt, es war ja nicht so, dass er nicht wusste, WIE man sich zu benehmen hatte... „Nun, das können wir nicht entscheiden, denn immerhin hast du unsere Kolonie in Alarmbereitschaft versetzt. Das warst doch du neulich gewesen, nicht wahr?“, meinte der Zweite. „Aber wir können dich zu unserem Ältesten bringen.“, schlug er vor. „Allerdings haben wir hier bisher kein weißes Blauaugenweibchen gesehen.“ Die Schwarzen waren erleichtert, als sie die Geschichte des Weißen gehört hatten, denn es schien kein Krieg um die Territoriumsgrenzen anzustehen. Nur zu gerne glaubten sie dem Weißen seine Geschichte, würde es doch bedeuten, dass sie nicht mehr Patrouille fliegen mussten, und endlich wieder zurück zu ihren Familien konnten. Sie geleiteten also Gozaburo zu ihrer Kolonie und stellten ihn dem Ältesten vor. Der Älteste hörte sich Gozaburos Geschichte interessiert an, und entschied, dass er sich in der Kolonie umhören durfte. Natürlich hatte Gozaburo immer einen der beiden Schwarzen an seiner Seite... Enttäuscht musste Gozaburo feststellen, dass keiner der Bewohner der Kolonie etwas von Kisara gesehen hatte, und auch das schwarze Weibchen, das bei ihnen das Ei ausgebrütet hatte, war nicht darunter. Kurz vor Sonnenuntergang brachten ihm zwei weitere Männchen einen großen Hirsch und luden ihn im Namen des Ältesten ein, die Nacht in ihrer Kolonie zu verbringen. Gozaburo nahm dankbar an, und verbrachte die Nacht in der Höhle des Ältesten. Am nächsten Morgen fragte der Älteste, ob er denn nun etwas über seine Gefährtin in Erfahrung gebracht hätte, doch Gozaburo musste leider verneinen. „Tut mir leid, dass wir dir nicht weiterhelfen konnten.“, entschuldigte sich der Älteste bei Gozaburo. „Doch wir wünschen dir viel Erfolg, bei deiner weiteren Suche.“ Er wollte gerade seinen Sohn rufen, damit er mit ihrem Gast zurück zu seinem Gebiet fliegen sollte, als ihm etwas einfiel. „Moment, eine haben wir noch nicht gefragt, vielleicht weiß sie ja etwas.“, begann der Älteste. „Etwas abseits der Kolonie lebt ein Drachenweibchen allein in einer Höhle, die könnten wir noch besuchen, wenn du möchtest.“, schlug er Gozaburo vor. Eine Hoffnung tat sich in Gozaburo auf. Ein allein lebendes Weibchen... das wäre perfekt für Kisara, um sich zu verstecken... und auch um ein Junges unbemerkt aufziehen zu können. Der Älteste ließ es sich nicht nehmen, Gozaburo selbst dorthin zu begleiten, immerhin besuchte er Shizuka hin und wieder und so wäre es auch nicht weiter verdächtig, wenn er mitkäme. Außerdem freute er sich tatsächlich darauf, sie wieder zu sehen – er hatte sie schon ziemlich lange nicht mehr besucht, wie er gerade feststellte. Als Gozaburo und der Älteste an der Höhle ankamen, musste Gozaburo stark an sich halten. Zum einen, weil er sich in dieser Gegend schon mal aufgehalten hatte und die Höhle nicht entdeckt hatte, und zum anderen, um nicht einfach hinein zu stürmen und Kisara zur Rede zu stellen. Denn er war sich absolut sicher, dass sie hier ihren Unterschlupf gefunden hatte. „Shizuka, bist du da?“, rief der Älteste in die Höhle hinein. Doch als keine Antwort kam, gingen sie vorsichtig hinein. Erstaunt betrachtete der Älteste das Nest, das sich am Eingang befand und blickte sich irritiert um. Irgendwie hatte die Höhle sich verändert... sie sah so – bewohnt – aus... Und mit den Nüstern konnte er viele verschiedene Gerüche wahrnehmen... Zwei davon waren ihm bekannt, der von Shizuka und der von Katsuya – aber die anderen fünf konnte er nicht wirklich einordnen. Obwohl, einer davon schien ihm entfernt bekannt vorzukommen und einer roch ziemlich menschlich – aber das konnte doch nicht sein... Gozaburo betrat hinter dem Ältesten die leere Höhle. Als erstes stellte er fest, dass sie noch nicht so lange leer stand, diese Nacht hatte definitiv jemand in der Höhle verbracht. Und seine Nüstern sagten ihm, dass Kisara hier war, wenn ihr Geruch auch nicht mehr ganz so deutlich auf dem Lager zu vernehmen war. Dafür roch das Nest nach ihr, beziehungsweise nach den Eierschalen... Das Junge war also auch hier – das musste die Höhle der Schwarzen sein, darüber war sich Gozaburo ganz sicher. Aber die anderen Gerüche, die er wahrnehmen konnte, schürten seine Eifersucht gewaltig... Hier waren auch einige Männchen gewesen. „Shizuka und ihr Bruder sind sicher auf der Jagd und kommen bald zurück.“, meinte der Älteste gequält lächelnd, da ihm nämlich jetzt erst wieder eingefallen war, dass Katsuya sich bei ihm abgemeldet hatte, um wegen dem Weißen auf seine Schwester aufzupassen. Die Beiden würden ihm eine Menge zu erklären haben... Gozaburo sah das Ganze nicht so gelassen, und es fiel ihm sehr schwer sich zu beherrschen und seine Wut vor Enttäuschung und Eifersucht nicht einfach rauszubrüllen und die Höhle zu verwüsten. Der Älteste hielt die angestrengte Zurückhaltung Gozaburos nur für die Angespanntheit endlich etwas über seine Gefährtin zu erfahren. Denn dass sie hier gewesen sein könnte, davon ging auch er inzwischen aus, zu viele fremde Gerüche waren in der Höhle vorhanden. Kapitel 48: Aufbruch -------------------- Seth und Jono waren gleich in ihr Tal zurückgekehrt, ohne noch einen kurzen Abstecher bei Ishizu zu machen. Ein paar Tage wollten sie jetzt erst einmal für sich haben... Es war zwar schön, dass sie bei ihren Familien und Freunden gewesen waren, und die Gesellschaft derer war auch ziemlich angenehm, aber ein paar Tage der Ruhe für sich selbst, war auch nicht zu verachten. Viele Stunden saßen sie nebeneinander am Ufer oder vor der Höhle und betrachteten die Gegend... Seth hatte herausgefunden, dass in der Umgebung der Höhle einige Obstbäume standen, doch das Obst war noch nicht reif... Er würde es später für den Winter ernten, besonders die Äpfel eigneten sich prima dafür. Die Kirschen und Pflaumen konnte er seiner Mutter bringen... Wenn er es sich recht eingestand, so freute Seth sich darauf, seine Familie bald in der Nähe zu haben. Seth überlegte, dass es gut wäre, wenn Jono das Gestell trug, dass sie für ihren ersten großen Ausflug gebaut hatten, und als er weiter darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass es gut wäre, wenn sie auch für ihn so ein Gestell haben würden, damit sich seine Mutter auch sicher fühlen würde. So verbrachten Seth und Jono den Tag vor ihrer Abreise damit, ein Gestell für Seth zu bauen. ~~~ Hiro hatte sich auf den Weg zum nordwestlichen Gebirge und dem großen Waldgebiet davor gemacht. Er hatte Herberge beim Dorfvorsteher eines Dorfes gefunden, das in ziemlicher Nähe zu diesem Wald lag. Der Dorfvorsteher war hin und her gerissen: Einerseits kannte er die Menschen, die im Wald lebten, und sie trieben auch Handel miteinander, doch andererseits glaubte er auch dem Gerücht, das Bakura in die Welt gesetzt hatte. So waren sie alle froh, dass die Wäldler, wie sie die Bewohner der drei Dörfer im Wald nannten, ihnen Wild, Leder und Felle aus dem Wald brachten und dafür kauften, was sie im Wald nicht hatten. Er versprach dem Dorfvorsteher sich gut vorzusehen und machte sich auf den Weg. Er war gespannt, ob es in diesem Wald wirklich Drachen gab, einen weißen Drachen gab, einen bestimmten weißen Drachen gab... Hiro wäre froh, wenn er seinen Sohn endlich finden würden, denn dann könnte er ihm sagen, wie unendlich leid ihm alles tat... Und dass er ihn als Sohn nie vergessen konnte, nachdem der Schock abgeklungen war. Hiro hatte gerade sein Nachtlager aufgebaut, saß am Lagerfeuer und wartete darauf, dass sein Kaninchen gar briet, als ein Mensch sich seinem Lagerplatz näherte. „Guten Abend.“, grüßte Hiro freundlich den Ankömmling. „Möchtest du einen Tee?“ „Danke, gerne.“, nickte der Ankömmling und setzte sich ans Feuer. „Ich hab dich noch nie hier gesehen? Woher kommst du? Und wie lautet dein Name?“, wollte er von Hiro wissen. „Mein Name ist Hiro und ich komme aus der Gegend südlich von der Hauptstadt. Und wie heißt du?“, wollte Hiro im Gegenzug wissen. „Ich heiße Karim, und wohne in einem der Dörfer hier im Wald.“, antwortete der Ankömmling. „Du wohnst hier im Wald?“, erkundigte sich Hiro freudig überrascht. „Das trifft sich gut.“ „Warum?“, fragte Karim irritiert. „Dann kannst du mir mit Sicherheit sagen, ob an den Gerüchten, die man von diesem Wald hört, etwas wahres dran ist.“, meinte Hiro zuversichtlich. „Welche Gerüchte denn?“, forschte Karim vorsichtig nach. „Dass es hier Drachen geben soll.“, erzählte Hiro. „Wieso interessiert dich das?“, wollte Karim wissen. „Ich suche nämlich nach einem Drachen.“, beugte sich Hiro flüsternd zu Karim. „Du – SUCHST – nach einem Drachen?“, fragte Karim verblüfft. „Ja.“, nickte Hiro. „Warum suchst du nach einem Drachen?“, erkundigte sich Karim neugierig. „Ich habe an einem etwas wieder gut zu machen.“, antwortete Hiro ehrlich. Er wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dass er diesem Menschen vertrauen konnte. „DU – hast an einem Drachen etwas wieder gut zu machen?“, fragte Karim erstaunt nach. „Ja.“ Bekümmert senkte Hiro seinen Kopf. „Ich habe ihm vor langer Zeit ziemlich unrecht getan. Und dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Karim überlegte fieberhaft. Der Fremde wirkte ziemlich vertrauenswürdig und er schien es auch ehrlich zu meinen. Sollte er, oder sollte er nicht? Hiro deutete indes Karims Schweigen falsch. „Hast du vielleicht einen Fremden gesehen, oder von ihm gehört, der Augen, so blau wie der Himmel, hat?“, erkundigte er sich nun. „Wie?“ Karim schrak aus seinen Grübeleien auf. „Ich bin außerdem auf der Suche nach einem Mann mit Blauen Augen.“, wiederholte Hiro das vorher gesagte. „Oh, ja, den hab ich gesehen.“, antwortete Karim ohne weiter nachzudenken. „Er war Gast bei meiner Großmutter, als wir sie besuchten.“ „Meinst du, er ist noch da?“, wollte Hiro begierig wissen. „Glaub ich nicht.“, schüttelte Karim den Kopf. „Wo könnte er dann hingegangen sein?“, grübelte Hiro laut. Endlich hatte er eine weitere Spur seines Sohnes gefunden, doch er war, wie immer, schon wieder fort. „Komm doch erst Mal mit in unser Dorf, dann kannst du selbst mit meiner Großmutter reden.“, lud Karim Hiro ein. „Oh, danke gerne.“, bedankte Hiro sich freundlich. Ja, das klang gut, Karims Großmutter könnte ihm vielleicht etwas über die Reisepläne seines Sohnes erzählen. In der Zwischenzeit war das Kaninchen nun auch gar, und gemeinsam, mit Karims Reiseproviant teilten sich die Beiden das Kaninchen und führten ein lockeres Gespräch, ohne die vorher angeschnittenen Themen noch einmal zu berühren. „In meinem Zelt ist genügend Platz.“, bot Hiro schüchtern an, als das Feuer herunter gebrannt war. „Wenn du möchtest...“ Karim nahm auch diesmal dankbar an, ihm gefiel der höfliche Mann – und so langsam hatte er so einen Verdacht, wen er da gerade kennen gelernt hatte... ~~~ Mazakazu entschied sich dafür mit dem Ältesten zu reden, denn wenn er recht hatte, dann konnten sie die Suche nach Kisara aufgeben. Außerdem hatte er sich dazu entschlossen auch das sonstige Unwesen, dass Gozaburo mit seinen Freunden trieb, und zu denen er früher mit dazu gehört hatte, vor dem Ältesten zu offenbaren. Der Älteste hörte ihm SEHR aufmerksam zu. Einerseits war er etwas erschüttert, was Mazakazus Vermutung in Bezug auf Kisara betraf, und andererseits bestätigte es ihm nur seine Vermutungen, die er selbst schon hatte. Er bat Mazakazu noch um Stillschweigen, wenn er auch nun mitbekam, dass auch andere schon so ihre Zweifel an Gozaburo hatten. Doch als er zu Gozaburos Höhle kam, war diese leer... ~~~ Zwei Tage vor Neumond machten sich zwei Gruppen auf den Weg zu Ishizu. Seth befestigte beide Gestelle auf Jono, kleidete sich an und nach einem ausgiebigen Frühstück flogen sie los. An anderer Stelle frühstückten vier Drachen ebenfalls sehr ausgiebig und machten sich dann auch auf den Weg. Shisara war schon ganz aufgeregt, sie sollte die zwei Tage allein bei Ishizu bleiben. Wie das wohl werden würde? Sie hatten sich sicherlich eine Menge zu erzählen... Und auch Yugi und Tea waren ganz aufgeregt, doch sie hatten keine große Zeit sich mit warten aufzuhalten, denn Ishizu hielt sie ganz schön auf Trab. Allerlei wollte vorbereitet werden, immerhin würden sie zwei weitere Gäste in ihrer Mitte begrüßen können. Tea war schon auf Seths Schwester gespannt... Um die Mittagszeit kamen Seth und Jono als Erste an, und wurden von Yugi und Tea stürmisch begrüßt. Ishizu bedachte Seth mit einem wohlgefälligen Blick. Eine leichte Röte zog sich über Seths Gesicht, er wusste genau, was Ishizu dachte... Yugi half ihm dabei, das Zelt von Jono abzuladen und aufzubauen, Seth wollte sein Zelt seiner Mutter und seiner Schwester zur Verfügung stellen, bis sie im Dorf wohnen konnten. Als Seth nach dem Gatter für die Kühe fragte, griff Yugi mit leuchtenden Augen nach seiner Hand und zog ihn freudestrahlend ein Stückchen weiter in den Wald hinein zu einer Lichtung. Dort war schon alles für den Aufenthalt der Kühe vorbereitet. „Das hab ich alles ganz alleine gemacht.“, sagte er mit stolz geschwellter Brust. Seth lobte Yugi überschwänglich und Yugi wurde gleich eine Handbreit größer... Auf dem Weg zurück liefen ihnen zwei Kaninchen über den Weg, doch sie konnten nur eines fangen, da sie weiter keine Waffen dabei hatten, und Yugi es nur mit Glück mit bloßen Händen fangen konnte. Ishizu bedankte sich freundlich für das Kaninchen und legte es erst einmal beiseite. Das Essen, das sie mit Tea vorbereitet hatte, war inzwischen gar und so konnten sie sich zusammensetzen und gemeinsam essen. Jono stillte seinen Hunger im See und setzte sich dann zu ihnen. Am späten Nachmittag trafen dann auch die anderen Drachen ein, und Ishizu musste lächeln, als sie vier Drachen landen sah. Da hatte sich wohl noch jemand dazu bereit erklärt zu helfen, und sie hatte auch schon so eine Ahnung, wer das sein könnte. Jono stellte Katsuya Ishizu als seinen Onkel und Shisaras Vater vor. „So, so, Shisaras Papa... Wer hätte das gedacht.“, meinte Ishizu lächelnd. „Die Welt ist doch klein.“ >Ja.< antwortete Kisara verlegen. „Freut mich, dich kennen zu lernen.“, begrüßte Ishizu den Neuankömmling in ihrer Runde. „Schön, dass du auch helfen willst.“ „Kannst du etwa verstehen, was die Menschen reden?“, fragte Katsuya irritiert seine Schwester. „Ja, du etwa nicht?“, fragte Shizuka zurück. Katsuya schüttelte den Kopf. „Er hat doch noch gar nichts von den Blättern zu sich genommen.“, mischte sich Shisara ein. „Ach, stimmt ja, das habe ich vollkommen vergessen.“, schüttelte Shizuka unangenehm berührt den Kopf. >Ishizu<, wandte Shizuka sich an die Ältere. >Hast du noch was von den Blättern da?< „Nein“, antwortete Ishizu, „ich muss erst welche sammeln. Wieso fragst du?“ >Katsuya kann dich nicht verstehen, und die anderen auch nicht.< antwortete Shizuka. „Oh, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.“, erwiderte Ishizu schnell. Wie hätte sie auch ahnen können, dass ein fremder Drache mitkommen würde... Aber, die beiden Menschen, die die Drachen holen sollten, würden sich ja auch nicht mit ihnen verständigen können... >Shisara, meine Kleine.< wandte sich Ishizu an die Bewahrerin der Drachen. >Weißt du, ob der Trank frisch zubereitet werden muss?< >Besser wäre es wohl schon, denk ich mal.< antwortete der kleine weiße Drache. >Und wie frisch müssen die Blätter sein?< wollte Ishizu als nächstes wissen. >Je frischer, umso besser.< meinte Shisara ehrlich. >Aber warum willst du das wissen?< >Seths Mutter und seine Schwester können sich nicht mit Drachen, und Katsuya kann sich nicht mit Menschen verständigen.< erklärte Ishizu. >Dann erscheint es mir am sinnvollsten, wenn Seth den Trank direkt nach seiner Ankunft kocht.< dachte Ishizu laut. >Ja, das wird wohl am besten sein. Ich kann es Papa ja erklären.< meinte die Kleine Shisara. >Ja, tu das, und ich rede mit Seth und erklär im noch einmal alles.< nickte Ishizu zufrieden. Katsuya erklärte, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn er noch einen Tag warten müsste, bis er die Menschensprache verstehen könnte, wenn er sich dann aber endlich mit ihnen verständigen könnte. Und Seth hörte aufmerksam zu, was Ishizu ihm erklärte, damit er für seine Mutter und seine Schwester den Verständigungstrank richtig zubereiten würde. Shizuka erkundigte sich bei Ishizu, ob sie Shisara für die Zeit, die sie unterwegs wären, bei ihr lassen könnten. Ishizu erklärte sich gerne dazu bereit auf die kleine Shisara aufzupassen, und Tea war ebenfalls begeistert, dass das kleine Drachenmädchen bei ihnen bleiben sollte. >Mama, wo soll ich denn in der Zeit schlafen?< wollte Shisara von Shizuka wissen. >Hmmm.< überlegte Shisara. >Für ein Zelt bist du ja wohl zu groß...< Seth hatte Shisaras Frage mitbekommen und überlegte ebenfalls... „Du kannst unser Zelt nehmen, wenn du möchtest.“ bot Seth Shisara an. >Es kann sich wie eine Decke, ähm wie eine Haut, um dich legen, es ist so gebaut. Und wenn du dich mit der Öffnung zu dem anderen Zelt legst, dann bist du auch nicht alleine.“, erklärte er Shisara. Mit Yugi, Tea und Shisara zusammen ging Seth zu den beiden Zelten, und gemeinsam stellten sie Seths Zelt so um, dass Shisara gerade so Platz darin fand. Tea ging nachdenklich um die Zeltkonstruktion herum, und nach einer Weile meinte sie zu Seth, dass wenn sie das Zelt vor den Eingang von Ishizus Zelt stellten, und mit Seths Zelt einen neuen Eingang schufen, dann hätte Shisara noch etwas mehr Platz. Seth fand diese Überlegung ziemlich vernünftig und als sie Teas Vorschlag in die Tat umsetzten, hatte Shisara tatsächlich mehr Platz. Inzwischen war das Abendessen für die vier Menschen fertig und während sie aßen, sorgten die Drachen ebenfalls für ihre Abendmahlzeit. Anschließend versammelten sie sich noch etwas um das Feuer und unterhielten sich noch über dies und das. Shizuka und Jono übersetzten für Katsuya, damit er auch an der Unterhaltung teilhaben konnte. Shisara, Tea und Yugi tanzten noch eine Weile glücklich um das herunterbrennende Feuer herum, bevor sie sich zur Ruhe begaben. Tea blieb nicht lange auf ihrem Lager liegen, sondern schnappte sich recht bald ihre Decke und mogelte sich zu Shisara und kuschelte sich an sie. Seit sie Shisara kennen gelernt hatte, war auch sie richtig in Drachen vernarrt. Und das kleine Drachenmädchen hatte es ihr wirklich angetan. Ishizu musste lächeln, als sie Shisara und Tea so dicht aneinander gekuschelt schlafen sah, doch sie wollte Seth jetzt nicht mehr stören, um ihm das friedliche Bild zu zeigen. Während der Nacht wurde Yugi wach, und als er Tea nicht neben sich liegen sah, schnappte er sich ebenfalls seine Decke und kuschelte sich gleichfalls an Shisara an... Shisara genoss die Wärme, die von den beiden Kindern an ihrer Seite ausging und schlief richtig gut, genauso auch Tea und Yugi. Ishizu wunderte sich am frühen Morgen nicht wenig, als sie ganz alleine in ihrem Zelt lag, aber auch nicht wirklich... Dafür waren die Beiden einfach zu große Drachenliebhaber. Leise verließ Ishizu das Zelt und entfachte schon mal ein Feuer, um Tee für alle zu kochen. Danach machte sie sich auf die Suche nach den Drachenblättern, die Seth mitnehmen sollte. Das Wasser war gerade heiß, als sie wieder zurückkam, und Seth und Jono waren auch schon munter. Leise zeigte Ishizu Seth das schlafende Dreiergrüppchen, und sie wurden von einer munter blickenden Shisara begrüßt. >Pssst.< flüsterte sie in ihren Gedanken. >Sie träumen noch so richtig schön.< >Du kannst sie noch eine Weile schlafen lassen.< antwortete Ishizu lächelnd. >Aber nicht mehr zu lange, denn wir werden bald los fliegen.< meinte Seth. >In Ordnung.< sagte Shisara, >ich werde sie gleich aufwecken.< Shisara erhob sich etwas und reckte sich und verließ das Zelt. Murrend drehten Tea und Yugi sich um und begannen zu frieren... Doch dann standen sie flugs auf und traten zu den anderen vor das Zelt. Dankbar nahmen sie den Becher Tee von Ishizu entgegen. Die vier großen Drachen und Seth waren schon fertig für die Abreise. Katsuya hatte darauf bestanden, das andere Gestell von Seth auf seinem Rücken festgebunden zu bekommen und nachdem nun auch Tea und Yugi wach waren, verabschiedeten sich die Fünf und machten sich auf den Weg zu Seths Heimatdorf. ~~~ Kisara hatte zwei Tragegestelle gebaut, mit denen sie ihr Hab und Gut transportieren wollten. Drei Tage vor Neumond war die ganze Hütte ziemlich leer geräumt. Doch Kisara hatte sich verschätzt. Die beiden Gestelle reichten nicht aus, es blieben noch ein Kleiderbündel, der Eimer fürs Melken und die Käserei übrig. Das Kleiderbündel würden sie ja wohl noch irgendwie mitnehmen können, doch um die Käserei war es wirklich schade. Aber wenn es nicht ging, dann ging es nicht. Aber das würden sie noch feststellen. Die Dosierung für das Schlafmittel für die Kühe hatte sie auch herausgefunden. Die Kuh gestern hatte fast bis zum Sonnenuntergang geschlafen. Langsam begann sich eine gewisse Nervosität bei ihnen breit zu machen. Moka rannte immer wieder durch ihre Hütte und schaute nach, ob sie auch nichts vergessen hätten und schaffte es beinahe damit, ihre Mutter zum Wahnsinn zu treiben. Dann kam sie auf die glorreiche Idee, doch ein paar Geschenke zu basteln, doch das fand Kisara dann doch wiederum nicht so toll – noch mehr Gepäck. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Moka ja noch ein paar Seile flechten könnte. Moka suchte sich passendes Material und war so den Nachmittag über beschäftigt. Kisara und Moka hatten sich dazu entschieden sich bei niemandem zu verabschieden – die Dorfbewohner mieden sie eh meist – also, würden sie bestimmt nicht vermisst werden. Nur für Hiroshi schrieb sie eine Nachricht, für den Fall, dass er doch noch lebte und eines Tages zurückkehren würde, und hinterlegte sie an ihrem geheimen Platz. Die Hütte sah jetzt richtig ungemütlich aus, so leer geräumt. Morgen würden sie die Kühe zum vereinbarten Treffpunkt bringen, Moka hatte schon ein provisorisches Gatter vorbereitet. Die vier Kühe, die sie mitnehmen konnten, würden sie gesondert anbinden... Wehmütig ging Kisara durch die vertrauten Räume – sie hatte hier viel Schönes erlebt, aber auch schon schwere Stunden durchlebt. Leicht fiel es ihr nicht, den Ort ihrer Liebe, der Erinnerung an Hiroshi... Doch die Dorfbewohner machten ihr das Fortgehen leicht, eigentlich zu leicht... Längst hatten sie zu spüren bekommen, dass sie in dem Dorf nicht mehr willkommen waren. Nach Mokas Ausbruch hatte Kisara mal darauf geachtet, und Moka hatte Recht – die Dorfbewohner wollten sie lieber heute als morgen los sein. Nur hatte keiner den Mut, ihnen das ins Gesicht zu sagen, schließlich war Hiroshi als nächster Dorfvorsteher vorgesehen gewesen, und vor seinem Verschwinden die rechte Hand des Dorfvorstehers. Zum Schluss stand sie in Hiroshis Werkstatt, und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie seine Werkzeuge noch nicht eingepackt hatte. Aufgeregt rannte sie durch das Haus, auf der Suche nach einem Stück Leder, in das sie Hiroshis Werkzeuge einwickeln konnte. Als sie keines finden konnte, kam sie auf den Gedanken ihre Decke zum einwickeln zu nehmen. Doch das verwarf sie auch schnell wieder, denn ihre Schlafdecke würde sie ja gleich wieder benötigen. Also musste sie sich etwas anderes einfallen lassen. Sie knüpfte das letzte Kleiderbündel auf, und verstaute erst einmal Hiroshis Werkzeuge darin. Später konnte sie ein Leder nehmen, und die Werkzeuge richtig verpacken. Jetzt war es zu spät, doch im Kleiderbündel waren sie erst einmal gut aufgehoben. Das Frühstück am nächsten Morgen bestand aus Milch und Brot, das Kisara in den letzten Tagen reichlich gebacken hatte. Als die Kühe gemolken waren, begannen sie damit, sie in den Wald zu führen. Zuerst brachten sie die vier ältesten Kühe in den Wald, danach die vier Kälber mit ihren Müttern. Zum Schluss holten sie den Stier und die letzte Kuh. Nun waren alle ihre vierzehn Kühe im Wald. Sie blieben bei ihnen, bis sie gemolken werden mussten, und gingen dann noch einmal zurück zu ihrer Hütte. Dort verbrachten sie ihre letzte Nacht in ihrem Haus und in ihrem Dorf. Es war zwar nicht so ausgemacht, dass sie Seth schon mit ihrem ganzen Gepäck erwarten würden, aber ihn im Haus zu erwarten, und die Kühe alleine zu lassen, das konnten sie dann doch nicht. So schulterten Kisara und Moka am nächsten Morgen ihre beiden Tragegestelle und brachten sie zum Treffpunkt. Kisara ging noch einmal alleine zum Haus zurück, um den Rest zu holen, während Moka in der Zwischenzeit die Kühe molk. Als ihre Mutter zurückkam, wartete Moka schon mit einem Eimer voll Milch auf sie. Die restliche Milch verfütterte sie an die Kälber, die sich begeistert auf die Milch stürzten. Jetzt hieß es warten, dass ihre Gäste ankommen würden. ~~~ Hiro wurde aufmerksam beäugt, als er mit Karim das Dorf betrat. Auch hier waren Fremde nicht so häufig, doch in letzter Zeit kam keiner mehr vorbei, und Karim wusste jetzt auch, warum. Es war wegen dem Gerücht um einen weißen Drachen. Was genau hier im Wald vorgefallen sein sollte, wusste Karim nicht, aber er glaubte jetzt zu wissen, wer daran beteiligt gewesen war. Als Hiro sich als Bogenmacher vorstellte, wurde er gleich noch herzlicher willkommen geheißen, und seiner Bitte eine Weile im Dorf bleiben zu dürfen, wurde nur zu gerne nachgegeben. Karim lud Hiro zu sich ein, doch Odeon, der Dorfvorsteher ließ es sich nicht nehmen, den Fremden bei sich zu beherbergen. Er lebte mit seiner Frau alleine, seine Kinder hatten längst eigene Familien gegründet, und so war Hiro eine willkommene Abwechslung. Hiro gefiel das Leben im Dorf, er konnte sich gut vorstellen hier sesshaft zu werden, wenn sich diese Information über einen weißen Drachen als falsch erweisen sollte. Ja, Hiro war des Umherreisens müde geworden, und wollte gerne eine längere Zeit an einem Ort bleiben. Doch bevor er mit Odeon darüber sprach, wollte Hiro sein Treffen mit Karims Großmutter abwarten. ~~~ Gozaburo wurde immer ungeduldiger, es fiel ihm immer schwerer sich vom Ältesten vertrösten zu lassen. Dieser war aber auch ziemlich angespannt – so kannte er Shizuka überhaupt nicht. Die Sonne war nun schon fast untergegangen, und noch war keine Flügelspitze weder von Ihr, noch von ihrem Bruder zu sehen. „Wo bleibt sie denn nur?“, fragte Gozaburo ziemlich gereizt. „Ich kann dir leider nicht sagen, warum Shizuka noch nicht hier ist.“, antwortete der Älteste ratlos. Shizuka – genau, so hieß doch das Drachenweibchen, dass das Ei ausgebrütet hatte... Gozaburo verließ erregt die Höhle und ließ ein wütendes, zorniges Gebrüll hören. Erstaunt vernahm der Älteste das wütende Gebrüll – das passte überhaupt nicht zu einem besorgten Gefährten. Besorgt wartete er auf die Rückkehr von Shizuka und Katsuya. Hatte er am Ende einen Fehler gemacht? ~~~ Shisara verbrachte den Tag mit den beiden Kindern. so lange es ging, lauschte sie den Gefühlen der davon fliegenden Drachen, doch irgendwann waren sie zu weit weg, und die Verbindung zu ihnen war unterbrochen. Ishizu betrachtete lächelnd die Drei, wie sie ausgelassen umher tollten... ganz besonders lustig war es mit anzusehen, als Shisara ihnen beibringen wollte, wie sie ein Kaninchen fangen sollten. Tea und Yugi gaben sich ja redlich Mühe, doch ihre Reflexe waren einfach nicht so schnell, wie die von Shisara. >Tea, jetzt schau doch noch mal richtig zu...< „Ich geb mir ja Mühe.“ >Nein, tust du nicht!< „Doch!“ >So geht das...< „Mist, schon wieder entwischt...“ >Ach Yugi, steh doch nicht wie ein Baum in der Gegend herum, meinst du, die Kaninchen kommen von alleine in deine Hände gerannt?< „Nicht??? Ich hab mich schon gewundert...“ >Du musst wie ein Kaninchen denken!< „Denk... mümmel... denk... mümmel...“ >Nimmst du mich eigentlich auch mal ernst?< „Aber sicher doch...“ Im Gegenzug sollte Shisara versuchen mit Pfeil und Bogen ein Kaninchen zu schießen – dafür waren ihre Vorderbeine nicht so ganz gemacht. Shisara entschied, dass wohl jede Spezies ihre eigenen effektive Art zu jagen entwickelt hatte... Aber trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf, dass Tea mit bloßen Händen ein Kaninchen fangen würde. Ishizu jedenfalls bekam eine Menge Kaninchen zum zubereiten, dafür bekam Shisara zum Abendessen das Reh, dass Yugi erlegt hatte. Die Sonne stand noch rot am Himmel, als die Drei sich ziemlich müde in Shisaras Zelt zurückzogen und schlafen gingen. Wie selbstverständlich quetschten sie sich zu Dritt in das Zelt... Ishizu schlief in dieser Nacht nicht viel, sie blieb am Feuer sitzen, trank ihren Tee und dachte über eine Menge nach. Die Drei hatten ihr ganz deutlich gezeigt, dass Drachen und Menschen sehr gut von einander profitieren konnten, und dass es möglich war, ganz ungezwungen miteinander umzugehen. Und so ungezwungen, wie die Kinder miteinander umgingen, konnte auch der Umgang der Erwachsenen miteinander sein. Sie hoffte sehr, dass sie es schafften... Kapitel 49: Umzug in ein neues Leben ------------------------------------ Langsam kam die Lichtung in Sicht, die Seth und Jono ausgewählt hatten, um sich dort mit Kisara und Moka zu treffen. Auf einer Lichtung etwas weiter davon entfernt konnten sie schon die Kühe sehen. Die vier Drachen setzten zur Landung an, und Kisara war froh, endlich am Ziel angekommen zu sein. Der Flug war doch anstrengender, als sie angenommen hatte. Moka hatte schon aufgeregt auf die Ankunft der Drachen gewartet, und erst glaubte sie, dass der weiße Drache, der gelandet war, ihr Bruder wäre – bis Seth von Jono herunter kletterte. Glücklich umarmten sich die drei Menschen, und die Drachen schauten ergriffen zu. „Endlich ist es soweit.“, meinte Moka glücklich. „Endlich geht es von hier fort.“ „Ja, kleine Schwester.“, antwortete Seth und streichelte über ihren Kopf. „Bald sind wir wieder näher zusammen und können uns öfter sehen.“ „Schade, dass wir nicht bei dir leben können.“, seufzte Moka und schaute ihren Bruder mit ganz großen Augen an. „Nein, Moka, das geht nicht.“, antwortete Seth lächelnd. Er würde diesen Augen eigentlich nichts abschlagen können, doch Moka und seine Mutter mit in ihre Höhle aufzunehmen – nein, das ging einfach nicht, sie waren einfach zu laut... Moka seufzte, sie hatte gehofft, ihren Bruder doch noch erweichen zu können. „Aber, vielleicht könnt ihr uns mal besuchen kommen...“, versprach ihr Seth. „Das wäre toll.“, freute sich Moka. Kisara hatte lächelnd dem Gespräch ihrer Kinder zugehört. „Moka, kannst du mir helfen, Feuerholz zu sammeln?“, fragte Seth seine Schwester. „Ja, mach ich.“, antwortete Moka eilfertig. „Mutter, wir brauchen einen Kessel mit Wasser.“, wandte Seth sich seiner Mutter zu. „Und was geschieht dann damit?“, erkundigte sich Kisara neugierig. „Wir müssen einen Sud kochen, den ihr dann trinken müsst.“, erklärte Seth seiner Familie. „Dann könnt ihr verstehen, was die Drachen reden.“ Interessiert schauten Moka und Kisara zu, als Seth den Sud kochte, und misstrauisch nahm Moka den Becher mit dem komischen Tee entgegen. Shizuka erinnerte Seth an den Honig für den Sud, und hatte ein Kaninchen für Katsuya gefangen. Mit einer Kralle schlitzte sie den Bauch des Kaninchens auf, und Seth füllte das Kaninchen mit den abgekochten Blättern. Moka verzog ziemlich das Gesicht, als sie den ersten Schluck aus ihrem Becher trank. Sie wollte keinen Schluck weiter trinken, doch Seth erklärte ihr, dass sie den ganzen Becher austrinken musste, wenn sie die Drachen verstehen wollte. Widerstrebend setzte sie den Becher an ihre Lippen, doch Seth hatte ein Nachsehen und spendierte Moka den restlichen Honig. Nachdem Moka und Kisara ihren Becher voll Sud ausgetrunken hatten, und Katsuya sein gefülltes Kaninchen verspeist hatte, schauten sich alle aufmerksam an. „Also“, begann Seth, „das sind meine Mutter Kisara und meine Schwester Moka.“, stellte er seine Familie den Drachen vor. Katsuya blickte überrascht auf. Er hatte jedes Wort verstehen können. >Und dies sind meine Mutter Shizuka,< fuhr Jono fort und zeigte auf seine Mutter, >Ihr Bruder Katsuya und seine Gefährtin Kisara.< beendete Jono die Vorstellung der Drachen. „Du heißt auch Kisara?“, fragte Kisara erstaunt das weiße Drachenweibchen. >Ja.< lächelte die weiße Kisara. >Lustig, nicht wahr?< >Na, wenn das keine gute Grundlage für eine Freundschaft ist.< meinte Shizuka zufrieden. „Mama“, begann Moka nach einer Weile, „wenn es doch morgen fünf Drachen sind, dann können wir doch noch eine Kuh mehr mitnehmen, oder?“ „Ich weiß nicht.“, antwortete Kisara nachdenklich. „Das müssen wir deinen Bruder fragen.“ Es war für Kisara noch ungewohnt, und so hatte sie nicht daran gedacht, dass die Drachen sie ja jetzt verstehen konnten. >Wie viele Kühe sind es denn genau?< wollte Katsuya wissen. „Vierzehn.“, sagte Moka ganz stolz. „Vier Kälber mit ihren Müttern, ein Stier und noch fünf Kühe.“, zählte sie ihre Lieblinge auf. Ja, Moka hing an ihren Kühen und es fiel ihr schwer, nicht alle mitnehmen zu können. >Nun, lass mich einen Augenblick nachdenken, vielleicht können wir ja mehr mitnehmen.< >Wie dachtet ihr, dass wir die Kühe transportieren sollten?< wollte Katsuya von Jono wissen. >Wir dachten, wir ergreifen sie und tragen sie so die ganze Strecke.< meinte Jono. >Das ist aber ganz schön weit.< antwortete Katsuya bedächtig. >Das halten wir nicht aus. Außerdem können wir dann nicht vernünftig landen, wenn wir ankommen.< Shizuka stimmte ihrem Bruder zu. >Also, die vier Kälber dürften kein Problem sein, und ihre Mütter dazu. Wenn Kisara dann die beiden Menschen nimmt.< überlegte Katsuya. >Wenn wir sie auf den Rücken nehmen könnten. Dann blieben für uns die fünf Kühe und der Stier, das würde uns schon reichen. Drei heute Abend und die anderen Drei morgen früh. Denkst du, du findest einen Weg die Kühe vernünftig auf unseren Rücken befestigen zu können?< wandte Katsuya sich an Seth. Seth überlegte einen Augenblick. „Wir bräuchten noch eine Menge Seile und sechs lange Stangen, so lange wie auf Jonos Rücken. Mein Gestell, dass Jono gerade noch trägt, könnte Kisara bekommen, denn da sind noch Schlaufen dran, an denen sich meine Mutter und meine Schwester festhalten können, für die Kühe bräuchten wir nur die Stangen.", meinte Seth. „Im Haus sind noch reichlich Seile.“, meinte Kisara zögernd, denn sie wollte sich ungern in das Gespräch einmischen. „Und ich weiß eine Stelle in der Nähe, an der gefällte Baumstämme liegen.“, meinte Moka eifrig. Diese Informationen klangen ja schon mal richtig gut. „Kannst du Jono zeigen, wo die Stämme sind?“, fragte Seth seine Schwester. Strahlend nickte Moka. Sie wollte alles tun, was die Drachen wollten, bestand doch nun die Aussicht, dass sie Acht ihrer Lieblinge retten könnte, und keins der Wildnis überlassen blieb. Es fiel ihr zwar immer noch schwer, doch die anderen als Bezahlung zu opfern, erschien ihr nur als zu gerecht. Moka kletterte vorsichtig auf Jonos Rücken, nachdem das zweite Gestell von Seth abgenommen worden war, und zeigte Jono die Richtung, in die er fliegen musste. Kisara ging in der Zwischenzeit noch einmal mit Seth zum Haus zurück und sie holten alle Seile, die sie finden konnten. Kisara packte noch ihre ganzen restlichen Kräuter mit ein, denn nun musste sie ja wesentlich mehr Kühe betäuben, als vorgesehen. Zurück am Lager angekommen, kochte Kisara einen großen Topf voll Betäubungstrank, den sie dann in der Milch den betreffenden Kühen zu trinken geben würde und Seth befestigte in der Zwischenzeit sein Gestell auf der weißen Kisara. Soviel wie möglich wollte er noch als Mensch tun, damit seine Mutter morgen nicht mehr so viel zu machen hatte. Außerdem hatte er beschlossen, dass sie die Kühe vor dem Sonnenaufgang noch am besten auf die Drachen packen sollten, denn dann wären sie schneller fertig, und konnten so schnell wie möglich aufbrechen. Als Moka und Jono mit den Baumstämmen wieder kamen, freute sich Seth. Mit Mokas Hilfe befestigte er auf Shizuka und Katsuya schon einmal die Stangen, und schärfte Moka ein sich das gut zu merken, da sie das noch einmal morgen früh bei ihm machen müsste... Nachdem Moka mit ihrer Mutter die Kühe gemolken hatte, brachten sie den Stier und zwei Kühe in die Nähe des Lagerplatzes und banden sie fest. Die vier Drachen fanden schnell die Stelle, an der die Kühe auf sie warteten. Katsuya, Shizuka und Jono töteten jeweils ein Tier mit einem Schlag und teilten danach die Tiere untereinander auf. Gesättigt flogen sie zurück zum Lager und schauten was die drei Menschen so machten. Kisara mischte den Sud inzwischen mit der Milch und gemeinsam mit einem zweiten Eimer und einem leeren Darm begaben sie sich zu den Kühen und flößten ihnen die mit dem Sud versetzte Milch ein. Zur Belohnung bekam jede Kuh noch ein Schälchen normale Milch zu trinken. Selbst die drei Kühe die noch gefressen werden sollten, bekamen ein Schälchen Milch, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlten. Am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, war Seth wie üblich schon wach, doch sein Plan, als Mensch seiner Mutter noch helfen zu können schlug leider fehl. Genau wie Jono, würden die anderen Drachen erst mit dem ersten Sonnenstrahl erwachen, Seth bekam sie einfach nicht vorher wach. In der Zwischenzeit half Seth seiner Mutter und band die Vorder- und Hinterbeine der Kälber und ihrer Mütter zusammen und erklärte ihr, wie sie an den Stangen befestigt werden mussten, damit sie nicht runter fielen. Kisara hörte aufmerksam zu, und als sie wieder im Lager ankamen, zog Seth schnell seine Kleidung aus, denn er spürte den Sonnenaufgang schon. Staunend sahen seine Mutter und seine Schwester zu, wie sich ihr Bruder in einen weißen Drachen verwandelte, und Moka hätte gewiss noch eine ganze Weile so rum gestanden, wenn ihr Bruder sich nicht bemerkbar gemacht hätte. >Moka, bind bitte die Stangen an mir fest, denn während ihr alles zusammenpackt, fressen wir und wenn wir damit fertig sind, müssen die Kühe auf uns festgebunden werden.< Moka sprang sofort auf, und gemeinsam mit ihrer Mutter waren die beiden Stangen schnell auf Seth festgebunden, und die Drachen begaben sich zu ihrem Frühstück. Moka und Seth hatten sich dazu entschieden, die drei restlichen Kühe bei den anderen zu lassen, denn dort, wo die anderen gefressen worden waren, hätten sie nur die ganze Nacht lang gebrüllt. Die Drachen würden sich die Kühe dort holen und zum fressen auf die andere Lichtung fliegen. Kisara und Seth flogen zum Lager zurück und Seth half seiner Mutter und erklärte ihr, wie und wo sie am Besten ihr Gepäck auf dem weißen Drachen verstauten und sicherten. Als seine Schwester und seine Mutter damit fertig waren, kletterten sie auf Kisaras Rücken und flogen mit Seth zu den anderen Drachen, die schon auf sie warteten. Katsuya hatte sich dazu entschieden zwei erwachsene Tiere zu nehmen, Shizuka und Jono wollten jeweils Mutter und Kalb tragen, und Seth als Jüngster Drache, sollte die beiden anderen Kälber tragen. Behutsam packten die Drachen die schlafenden Kühe mit ihrem Maul und legten sie sich gegenseitig auf den Rücken, damit Kisara und Moka sie nur noch an den Stangen festbinden brauchten. Mit dieser ungewohnten Last auf dem Rücken, machten sich die fünf Drachen auf den Heimflug. ~~~ Die Kinder waren an Neumond zu überhaupt nichts zu gebrauchen, stellte Ishizu immer wieder seufzend fest. Selbst Shisara ließ sich von der unruhigen Spannung, die in der Luft lag anstecken. Yugi rannte immer wieder in den Wald zu dem Gehege, dass sie für die Kühe gebaut hatten. Er hatte noch nie eine Kuh gesehen, und fragte sich, wie diese wohl aussehen mochten. Auch Tea fragte sich, was das für Tiere waren, denn so klein schienen sie nicht zu sein, nach der Größe des Geheges zu urteilen. Nachdem die drei Kinder so überhaupt nichts mehr mit sich anzufangen wussten, kam Shisara auf die schlaue Idee, dass sie ja schon mal für die fünf Drachen jagen gehen konnten. Fischen könnten sie selber, da sie mit Sicherheit auch durstig wären, und dabei fiel ihnen ein, dass sie ja auch schon mal den Trog, den Seth in Auftrag gegeben hatte, mit Wasser füllen könnten. Also schnappten sich Yugi und Tea leere Lederschläuche, füllten sie mit Wasser, legten sie auf Shisaras Rücken und brachten sie zum Gehege. Dort leerten sie das Wasser in den Trog und wiederholten das ganze so oft, bis der Trog ganz mit Wasser gefüllt war. Danach machten sie sich auf die Jagd, und Yugi schaffte es tatsächlich mit dem Bogen ein Reh zu erlegen. Shisara und Tea versuchten sich mit der Kaninchenjagd, wobei Shisara die wesentlich erfolgreichere war und Tea sich mit der Zeit darauf verlegte, die Kaninchen aufzuscheuchen und direkt in Shisara hineinzutreiben. Die Jagd machte hungrig, und so fand auch ein Kaninchen seinen Weg in Shisaras Magen. Doch als sie sich am nächsten vergreifen wollte, schimpfte Tea sie aus, und meinte sie solle gefälligst die aufgescheuchten Mäuse fressen. >Aber die machen nicht satt.< maulte Shisara, tat aber dann doch wie geheißen. Sie lieferten ihre Beute bei Ishizu ab, und die kochte einen wunderschönen Eintopf aus zweien der Kaninchen und spendierte die Eingeweide und das abgezogene Fell Shisara, die ganz glücklich mit ihrer ’Beute’ von dannen zog. Kleine Drachenkinder konnten wohl fast immer fressen, dachte Ishizu lächelnd. Als die Sonne die Baumwipfel erreichte, begannen die drei Kinder andauernd nachzufragen, wann sie denn endlich alle wieder da wären. Ishizu wusste schon nicht mehr, was sie ihnen antworten sollte, denn sie wusste es ja schließlich auch nicht. Die Ungeduld der Jugend hatte sie schon lange abgelegt... Doch die Geduld der Kinder wurde noch auf eine harte Probe gestellt, die Sonne stand schon nur noch rot am Himmel, als Shisara wie von der Tarantel gestochen aufsprang und rief: >Sie kommen! Sie kommen!< Erschöpft landeten die Drachen am Ufer des Sees und wurden stürmisch von den Kindern begrüßt. Doch Ishizu rief sie zur Ruhe und meinte, die Arbeit sei noch nicht getan. So erschöpft sie auch war, stimmte Shizuka Ishizu zu. Die vier Drachen machten sich unter der Führung von Seth auf den Weg zum Gehege und Yugi, Tea und Shisara folgten ihnen sofort. Yugi und Tea kletterten auf Jono und banden die ersten Kühe los, die von Katsuya vorsichtig auf den Boden gelegt wurden. Danach befreiten sie Seth und Shizuka von ihrer Last und zum Schluss Katsuya. Als die Drachen sich aus dem Gehege wieder entfernt hatten, befreiten Yugi und Tea die Kühe von ihren Fesseln, denn Shisara hatte sie zur Eile gemahnt, da sie spürte, dass die fremden Tiere gleich wach werden würden, und dann würde es gefährlich für die Beiden werden. Yugi und Tea hatten gerade das Gehege verlassen, als das erste Tier sich langsam rührte und erst einmal fürchterlich zu brüllen begann. Auch die anderen Tiere begannen nach dem Erwachen mit dem Angstgebrüll, und die Kinder wussten nicht, was sie davon halten sollten. Moka und Kisara kamen eilig angerannt, als sie ihre Kühe so brüllen hörten, denn langsam kam auch das Schmerzgebrüll der gefüllten Euter mit hinzu. >Sie riechen die Drachen.< meinte Shisara nach einer Weile. >Und haben panische Angst vor ihnen.< „Und wenn du weggehst, dann würden sie dich doch auch nicht mehr riechen.“, meinte Yugi hoffnungsvoll und hielt sich die Ohren zu. >Das reicht nicht. Es riecht überall nach Drachen und sie selbst riechen auch danach. Deshalb haben sie sogar Angst voreinander.< sagte Shisara nachdenklich. „Und wenn wir sie waschen?“, schlug Tea vor. >Wir riechen alle nach Drachen.<, schüttelte Shisara den Kopf. „Kann man ihnen denn nicht die Angst nehmen?“, fragte Moka, die gerade dazu gekommen war, und der die Tränen in den Augen standen. Ihre Kühe so leiden zu sehen war fast zuviel für sie. >Ich könnte es ja mal versuchen.< antwortete Shisara zögernd. Shisara suchte sich die Kuh aus, die das kleinste Kalb hatte. Es drängte sich hungrig an seine Mutter, doch sie wies es ab, da sie sich vor dem fremden, bedrohlichen Geruch fürchtete. Sie versuchte sich in das Gehirn der Mutter einzuklinken und redete ihr zu, dass dies ihr Kind war, dass es genau so zu riechen hatte, dass es hungrig war und sie es säugen müsse. Außerdem erklärte sie der Mutter, dass dieser Geruch Schutz für sie bot, keine Gefahr darstellte, dass Drachen sie beschützen und nicht fressen würden. Die Kinder beobachteten gespannt, was geschah – und tatsächlich beruhigte sich die Mutter und ließ ihr Kalb säugen. Nachdem Shisara das gelungen war, klinkte sie sich bei jeder Kuh ein, zuerst bei den Müttern und zum Schluss bei den Kälbern. Wenn sie auf Dauer hier bleiben sollten, mussten sie wissen, dass ihnen von den Drachen keine Gefahr drohte. Eigentlich hätte man es ja eingrenzen müssen, von diesen Drachen, doch dazu waren die Kühe zu dumm, stellte Shisara fest. Als die Kühe sich endlich beruhigt hatten, und jedes Kalb bei seiner Mutter war, gingen alle zum Lager zurück. Die drei Kinder und der kleine weiße Drache setzten sich zu den beiden Frauen ans Feuer. Jeder bekam einen Becher heiße Brühe mit etwas Fleisch und Gemüse. „Kinder, für heute ist es genug, außerdem ist es schon spät. Jetzt wird geschlafen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Unser Besuch läuft uns schon nicht weg. Morgen ist Zeit um sich kennen zu lernen und seine Fragen loszuwerden.“ Mit diesen Worten scheuchte sie die drei Jüngsten in ihr Zelt. „Und ihr Beide“, wandte sie sich an Moka und ihre Mutter, „seid herzlich eingeladen in meinem Zelt zu schlafen.“ Erleichtert nahmen Kisara und ihre Tochter Ishizus Vorschlag an. Den ganzen Tag auf dem Drachen zu sitzen und zu fliegen, war auch für sie ziemlich anstrengend gewesen. Zumal sie versuchten sich nicht zuviel zu bewegen, da sie spürten, dass der weiße Drache dann ganz unsicher flog. Beide Parteien hatten Angst, dass sie runterfallen könnten. ~~~ Katsuya und die anderen Drachen ließen sich erschöpft am See nieder und stillten erstmal ausgiebig ihren Durst. Die Last auf ihrem Rücken war doch schwerer, als gedacht und sie hatten zum Schluss ganz schön zu kämpfen gehabt. Hätten sie nicht unterwegs an dem abgeschiedenen See eine Rast eingelegt, so hätten sie die Strecke nicht geschafft. Jeder schlang noch schnell ein Kaninchen herunter und dann suchten sich die Drachen einen Platz zum Schlafen. Selbst Seth und Jono blieben in der Nähe, denn Seth konnte kein Stück mehr fliegen. Kapitel 50: Herzlich Willkommen! -------------------------------- Seth kuschelte sich einfach nur an Jono an, ihm tat jeder Muskel weh. Als Mensch war er es ja gewohnt gewesen, dass er seine Last eine lange Strecke tragen musste, doch als Drache sah das alles ganz anders aus. Außerdem hatten die Kühe, auch wenn er nur die beiden Kälber trug, doch ein ganz anderes Gewicht. Selbst wenn das Gewicht ziemlich gut verteilt war, und die Kühe eigentlich nicht runterfallen konnten, so hatte er doch während des ganzen Fluges die Befürchtung, das genau eben dieses geschehen könnte. Jono war genauso erledigt, und so schliefen die Beiden erschöpft, aber zufrieden, ein. Ja, sie hatten es geschafft, Seths Familie ohne große Pannen zu holen. Sie hatten als Drachen gemeinsam etwas Großartiges geleistet, und Seth fühlte sich den Drachen zugehöriger denn je. Seth erwachte wie immer kurz vor Sonnenaufgang, doch als er sich wie gewohnt an Jono ankuscheln wollte, stellte er leise aufstöhnend fest, dass er von einer Paarung, kurz vorm Verwandeln, doch lieber absah. Wenn es überhaupt möglich schien, so hatte er das Gefühl, nur noch aus schmerzenden Muskeln zu bestehen. Jono murrte ein wenig, als Seth sich so ungewohnt bewegte. Er wollte seinen Flügel über Seth legen, um ihn wieder an sich heran zu ziehen, als er ziemlich unsanft wach wurde. Auch ihm wurden mit einem Mal die höllisch brennenden Schmerzen in seinem Körper bewusst... hätten sie nicht vor Erschöpfung wie ein Stein geschlafen, er hätte wohl kein Auge vor Schmerzen zu gebracht. Nein, auch Jono stand so überhaupt nicht der Sinn nach einer Paarung, viel lieber würde sich einfach ein paar Tage lang nicht mehr bewegen. „Tut dir auch jeder einzelne Muskel so weh?“, erkundigte sich Seth, als er merkte, dass Jono ebenfalls erwacht war. „Ja, jeder einzelne. Und wenn du mir einen Gefallen tun willst, so lass mich hier einfach liegen und sterben.“ Jono war diese Art Schmerzen nicht gewöhnt. „Nun, so leicht stirbt es sich nicht.“, musste Seth nun doch ein wenig schmunzeln. „Das, was du hast, nennt sich Muskelkater, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Ishizu uns nachher einen Trank dagegen zubereiten kann.“ „Von mir aus. Aber ich bleib trotzdem so lange liegen, bis mir nichts mehr weh tut.“, beharrte Jono auf seiner Meinung. „Mach das ruhig. Ich bring dir dann etwas vorbei.“, tröstete Seth den schwarzen Drachen. Inzwischen ging die Sonne auf, und Seth verwandelte sich wieder zurück in einen Menschen. „Jono, hast du irgendwo meine Kleidung gesehen?“, wollte Seth von seinem großen Freund wissen. >Nein.< schüttelte Jono stöhnend mit seinem Kopf. >Ich hab sie nicht gesehen.< „Dann sind sie wohl beim Gepäck meiner Familie.“, mutmaßte Seth und grübelte. Er konnte doch nicht schon wieder vollkommen entblößt im Lager erscheinen, jetzt wo nicht nur Ishizu, der es ja nichts auszumachen schien, sondern auch noch seine Mutter und die beiden Mädchen im Lager waren. Mit einer Liane, die er in der Nähe fand und einigen größeren Blättern, bastelte er sich einen provisorischen Lendenschurz, und machte sich auf den Weg zum Lager. Wie erwartet, fand er Ishizu schon am Feuer sitzend vor, als er aus dem Wald heraustrat. „Nun, wie ich sehe, hast du eine Lösung gefunden.“, grinste sie den jungen Mann an, der sich verlegen zu ihr ans Feuer setzte. „Hier, ich hab einen Tee für dich, der wird dir sicherlich gut tun.“ Ishizu reichte Seth einen Becher mit heißem Tee. „Es war heute früh ja so ruhig im Wald, fast hätte ich den Sonnenaufgang verschlafen...“ Sie konnte es nicht lassen... Seth verschluckte sich an seinem Tee, als er Ishizus unvermittelte Anspielung auf sein Sexualleben vernahm. „Es ging nicht.“, murmelte er leise mit gesenktem Kopf und hoffte so seine Röte vor der alten Dame verbergen zu können. „Nein?“, fragte sie nicht wirklich erstaunt. „Na, ich hab schon so was vermutet. Braucht ihr was gegen Muskelkater?“, erkundigte sie sich fürsorglich. Immerhin war der Grund für DIESEN Muskelkater keiner, über den man sich lustig machen konnte... „Ja, und was für einen. Mir geht es ja fast schon wieder ein bisschen besser, trotzdem mir meine Arme immer noch ganz schön schmerzen – aber Jono will nur noch sterben...“, antwortete Seth. „Das liegt an dem Tee, den ich dir gegeben habe.“, stellte Ishizu richtig. „Dann werd ich mich wohl mal an die Arbeit machen und noch einen Kessel voll kochen, ich nehme doch einmal stark an, dass Katsuya, Shizuka und Kisara ebenfalls einen fürchterlichen Muskelkater haben dürften.“ Eilig stand Ishizu auf, holte einen ganzen Arm voll Kräuter, einen zweiten Kessel voll Wasser und stellte ihn über dem Feuer auf. „Bleib ruhig sitzen.“, meinte sie zu Seth, als er aufstehen und ihr helfen wollte. „Du kannst nachher den Trank verteilen.“ Dankbar folgte Seth Ishizus Aufforderung und trank noch einen Becher von dem Tee, den Ishizu ihm reichte und schaute ihr dabei zu, wie sie den Trank zur Linderung für die Drachen herstellte. ~~~ Shisara fuhr, wie von einer Tarantel gestochen, aus dem Schlaf auf, und flitze aus dem Zelt. „Nanu, wohin denn so schnell, meine Kleine?“, wollte Ishizu von ihr wissen. >Mama... ihr geht es nicht gut... sie hat Schmerzen...<, antwortete ihr der kleine Drache ängstlich und war schon fort, auf dem Weg zu seiner Mutter. >Mama, was hast du?<, wollte Shisara ängstlich von Kisara wissen, die stöhnend auf dem Boden lag. Erst jetzt bemerkte Shisara, dass es auch den anderen beiden Drachen nicht sehr gut zu gehen schien. >Mama... Papa...< Panik breitete sich in dem Drachenmädchen aus und hilflos drehte es sich im Kreis. >Ishizu... hilf ihnen...<, bat sie flehentlich Ishizu, als diese endlich am Nachtlager der Drachen ankam. >Was ist nur mit ihnen los?< Shisara standen die Tränen in den Augen. „Keine Angst, meine Kleine.“, versuchte Ishizu das Drachenmädchen zu trösten. „Sie sind nur noch sehr erschöpft und überanstrengt von dem Flug gestern. Ihnen tun die Muskeln weh, weil sie eine so große Last getragen haben. Man nennt es Muskelkater, und der ist in zwei, drei Tagen wieder vorbei. Außerdem kann man einen Tee kochen, damit er schneller vorüber ist. Ich hab ihn schon auf dem Feuer, er müsste bald fertig sein.“ Aufmerksam, wenn auch noch nicht ganz überzeugt, lauschten die Drachen der Bewahrerin der Menschen. „Aber du kannst deiner Familie einen großen Gefallen damit tun, indem du so viele Kaninchen für sie fängst, wie du kannst. Damit sie etwas zum frühstücken haben, denn heute werden sie ganz gewiss nicht jagen gehen.“, schlug Ishizu dem kleinen Drachenmädchen vor. Wie der Blitz war Shisara verschwunden und machte sich mit Feuereifer daran, Kaninchen zu jagen. Die Jagd lenkte sie von ihren schlimmsten Befürchtungen ab... Noch war sie nicht davon überzeugt, dass es so war, wie Ishizu meinte... >Danke.<, kam es gequält von Kisara. >Es war wohl doch etwas ZU anstrengend für mich. Ich glaube, ich werde euch bis zum nächsten Neumond erhalten bleiben.< „Wieso?“, wollte Ishizu von Kisara wissen. >Mein Ei... es wird heute noch kommen, und ich schaffe den Weg bis zu unserer Höhle nicht mehr.<, antwortete Kisara der Bewahrerin. „Ach so, ich hab schon schlimmeres befürchtet.“, seufzte Ishizu erleichtert auf. „Dann bleibst du eben hier, und dein Kleines wird bei uns auf die Welt kommen.“ >Dann bleib ich selbstverständlich auch hier.< sagte Shizuka. >Einer muss sie ja versorgen – und ich kann mich auch um das Ei kümmern, wenn sie mal ihren Bedürfnissen nachgehen muss. Außerdem muss ja noch einer auf Shisara aufpassen...< „Ach, Shisara ist ein liebes Ding, darum musst du dir keine Sorgen machen. Aber trotzdem ist es eine gute Sache, wenn du dich um Kisara kümmern willst, so wie es unter Drachen üblich ist.“, erwiderte Ishizu. >Danke.<, flüsterte Kisara gerührt. >Und ich werde in der Höhle nach dem rechten sehen, wenn es euch recht ist.<, meinte Katsuya. „Dann ist das ja soweit alles geklärt.“, nickte Ishizu. „Ich geh mal schauen, was euer Trank macht, damit ihr euch bald wieder überhaupt ein bisschen bewegen wollt.“, sagte Ishizu und machte sich zurück auf den Weg zu Seth und dem Feuer. Sie klärte Seth mit kurzen Worten über den Sachverhalt auf und trug, mit Yugis Hilfe, der nun ebenfalls aufgestanden war, den Kessel zum Nachtlager der Drachen. Seth nahm sich den kleineren Kessel und brachte ihn zu Jono. Er erzählte Jono, was mit den anderen Drachen los war und leistete ihm Gesellschaft, damit er sich nicht so einsam fühlte. Steifbeinig und auch noch mit einem recht ansehnlichen Muskelkater behaftet, kroch Seth unter Jonos Flügel und gemeinsam fielen die Beiden in einen leichten Schlaf. Während die Drachen versuchten ihre Schmerzen zu ignorieren und sich aus diesem Grund so wenig wie nur irgend möglich bewegten, wuselte Shisara wie ein kleiner Irrwisch zwischen ihren Eltern hin und her. Immer wieder erkundigte sie sich bei ihnen, ob ihnen etwas fehle oder ob sie ihnen etwas bringen könnte. „Ist schon gut, Kleine.“, meinte Shizuka ziemlich erschöpft. „Du kannst ruhig zu den Anderen gehen und sie kennen lernen.“ „Nein.“, antwortete Shisara bestimmt und schüttelte ihren Kopf. „Ich bleib hier bei euch und helf euch.“ Shizuka seufzte. „Mama! Was ist?“, flitzte Shisara zu ihrer Ei-Mama, als diese etwas heftiger stöhnte. „Shisara, Liebes, würdest du Ishizu bitten, uns noch etwas von dem Trank zu bringen?“, versuchte Shizuka auf diese Weise Shisara ein wenig von ihnen zu entfernen. Shisara wollte sich auch schon auf den Weg machen, als sie die Gedanken ihrer Mutter Kisara hören konnte. „Wie? Das Ei kommt jetzt? Tut das denn so doll weh?“ Shisara war jetzt auf keinen Fall dazu zu bewegen ihre Mutter allein zu lassen. Also suchte sie nach Ishizus Gedanken, und konnte sie nach einer Weile, wenn auch nur schwach, hören. So laut sie es konnte, sendete Shisara ihr die Bitte nach dem Trank und hoffte nur, dass Ishizu sie gehört hatte. Kisara erhob sich laut stöhnend aus ihrer Lage und versuchte das Ei heraus zu pressen. Doch ihr tat alles so weh, dass sie immer wieder aufhören musste. „Mama?“ Mit ängstlichen Augen schaute Shisara nun zu Shizuka. „Hab ich Mama auch so wehgetan?“ In ihr zog sich alles zusammen, als sie ihre Mutter so leiden sah. „Nein, mein Schatz, das hast du nicht.“, antwortete Shizuka warm. „Eigentlich ist die Eiablage überhaupt nicht schmerzhaft. Aber all die Muskeln, die deine Mama jetzt braucht, tun ihr von dem Flug noch fürchterlich weh.“ Sie erzählte der Kleinen lieber nicht, dass sie befürchtete, dass Kisara versuchen würde vor lauter Schmerzen, das Ei drin zu behalten... Shisara nickte etwas beruhigt, und war nun doch bereit, ihre Mütter zu verlassen, um bei Ishizu gaaaanz viel von dem Trank zu holen. „Der Tee ist gerade fertig.“, meinte Ishizu zu ihr, als sie bei der Älteren ankam. Shisara hatte keinen Blick für die Neuangekommenen übrig, die nun ebenfalls am Feuer saßen, sondern schnappte sich den großen Lederbeutel, den Ishizu ihr reichte und flog sofort zurück zu ihren Eltern. >Das Ei kommt.< sagte Shisara zu Ishizu noch in Gedanken, als sie schon am Abheben war. „Hier, Mama, trink das.“ Shisara hielt Kisara den Beutel hin und guckte auf einmal ganz ratlos. Aus dem Beutel kam nichts raus... Wie sollte ihre Mutter denn nun an den Trank kommen? Sie wendete den gefüllten Lederbeutel hin und her... bis sie schließlich einen kleinen Holzstopfen fand. Vorsichtig packte sie ihn mit ihren Zähnen – und während Shizuka den Beutel festhielt, zog sie langsam daran. Als der Beutel endlich auf war, guckte Shisara stolz in der Gegend herum und ließ den Trank aus dem Beutel in Kisaras Maul laufen. Kisara trank in kleinen Schlucken den Kräutertrank von Ishizu und versuchte, sich nicht zu verschlucken. Die Flüssigkeit tat ihr gut, wenn sie ihr auch noch nichts von den Schmerzen nehmen konnte. Vor lauter Anstrengung und Schmerzen stöhnte sie laut auf – holte noch einmal tief Luft, versuchte so gut es ging ihre schmerzenden Muskeln zu ignorieren und presste mit einem Rutsch ihr Ei heraus. Erschöpft blieb sie neben ihrem Ei liegen, kringelte sich um es herum und deckte es mit einem Flügel zu. Diese Haltung war zwar nicht gerade ideal, weder für sie noch das Ei, doch es sich unter den Bauch zu schieben, dazu fühlte sich Kisara im Augenblick nicht in der Lage. Sie schloss die Augen, und im Bewusstsein, dass Shizuka, Shisara und Katsuya über sie wachten, schlief Kisara ein. Katsuya hatte das ganze ein wenig hilflos verfolgt. Gern hätte er Kisara in irgendeiner Art und Weise geholfen, doch ihm ging es selbst nicht viel besser... Sie alle drei mussten darauf vertrauen, dass Ishizus Trank ihnen Linderung brachte, und die Schmerzen vorüber gingen... Doch selbst wenn er sich jetzt nicht zu rühren vermochte, wenn Gefahr drohte, würde er seine Familie beschützen. Ächzend und stöhnend erhob er sich und krabbelte vorsichtig zu Kisara und deckte ebenfalls mit einem Flügel das Ei zu. Shisara kuschelte sich indessen an Shizuka an... Das hatte sie in den letzten Tagen doch sehr vermisst, wenn es auch sonst sehr schön mit Yugi und Tea gewesen war... und schloss erleichtert und beruhigt die Augen und hielt ein kleines Mittagsschläfchen. ~~~ Kaum, dass Moka erwacht war, galt ihre erste Sorge ihren Kühen. Dankbar nahm sie von Ishizu einen Becher Tee entgegen und war schon auf dem Weg zu ihren Lieblingen. Tea wurde kurz nach Moka wach, verzichtete auf den Tee und lief ihr in den Wald hinterher. Sie holte Moka erst ein, als diese schon das Gehege für die Kühe erreicht hatte, und schaute ihr interessiert zu. Moka hatte so gar keine Angst vor den großen Tieren, das nötigte ihr Respekt ab... Tea wusste nicht, ob sie sich so einfach den Tieren würde nähern können... Sie hatten ihr in der Nacht mit ihrem lauten Gebrüll und den verdrehten Augen doch ziemliche Angst eingejagt. Moka begrüßte jede einzelne ihrer Lieblinge, umarmte sie, kraulte ihr zwischen den Hörnern und sprach leise Worte zu ihnen. Tea konnte das Band, das zwischen Mensch und Tier herrschte, richtig deutlich spüren, und bewunderte das ältere Mädchen dafür. Ja, das würde sie auch gern können... „Komm ruhig her, sie tun dir nichts.“, rief Moka, als sie mit der morgendlichen Begrüßung ihrer Lieblinge fertig war. „Du darfst dich nur nicht zu hektisch bewegen. Am liebsten mögen sie es, wenn sie dich sehen können, während du auf sie zugehst.“, erklärte das schwarzhaarige Mädchen. Zögernd, aber doch auch neugierig, kletterte Tea über den Zaun und ging auf Moka und die Kuh, neben der sie gerade stand, zu. Tea schlug das Herz bis zum Hals – sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass dies dieselben Tiere waren, wie in der Nacht... Sie schienen so friedlich zu sein. Erst als sie neben Moka stand, und vorsichtig ihre Hand ausstreckte, um die Kuh zu streicheln, bemerkte Tea den Holzeimer, der neben Moka stand. „Das hier ist Kisa.“, erklärte Moka stolz dem jüngeren Mädchen. „Und ihr Junges heißt Moka, so wie ich. Dort drüben, das ist Seth mit seiner Mutter Kisara, daneben stehen Sara und ihr Kälbchen Kira und Saki mit ihrem Kälbchen Rika.“ Erstaunt hörte Tea Mokas Aufzählung zu. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, Tieren einen Namen zu geben – Drachen zählten in ihrer Welt nicht wirklich als Tiere... Aber noch verblüffter war sie, als sie sah, dass Moka der Kuh beruhigend über den Rücken strich, sich in die Hocke begab, den Holzeimer unter sie stellte und die Zitzen der Kuh anfasste. Etwas seltsam kam ihr zwar vor, dass die Zitzen nicht direkt am Bauch, sondern eher an einem Beutel hingen, aber am meisten erstaunte es Tea, dass die Kuh sich dass auch noch gefallen ließ. „Warum lässt die Kuh sich das von dir gefallen?“, wollte Tea nun von Moka wissen. „Sie kennt mich und vertraut mir. Ich kenne sie von klein auf – sie weiß, dass ich ihr nicht wehtue und ihrem Jungen nichts an Nahrung wegnehme. Sie teilt ihre Milch mit uns, und dafür sorgen wir für sie.“, erklärte Moka dem jüngeren Mädchen. Moka erhob sich, und ging noch zu den anderen drei Kühen, die sie ebenso molk. „Wenn ihre Jungen keine Milch mehr brauchen, dann können wir die ganze Milch haben, und dann machen wir Käse daraus.“, erklärte Moka weiter. Sie streichelte jede ihrer Kühe noch einmal sanft über den Kopf und verließ dann das Gehege. „Möchtest du mal kosten?“, bot sie Tea an. „Direkt von der Kuh, schmeckt die Milch am besten.“ Tea machte große Augen, sie hatte sich schon gefragt, was Moka eigentlich damit anfangen wollte. Zögernd nickte sie, und wunderte sich wieder nur, wo auf einmal die Holzkelle herkam, die Moka in der Hand hielt. Misstrauisch roch Tea erst einmal an der weißen Flüssigkeit – das sah ja alles ziemlich ungewöhnlich aus. Doch schließlich überwand sie sich und probierte vorsichtig einen Schluck. „Das schmeckt ja sogar.“, sagte sie verblüfft und trank den Rest in der Kelle leer. „Ist ein wenig süßlich, aber nicht zu sehr.“, stellte Tea fest. Moka nickte zufrieden. Sie trank auch eine Kelle von der Milch, das ließ sie sich nie nehmen... „Wieso seid ihr eigentlich zu uns gekommen?“, stellte Tea die Frage, die sie am meisten beschäftigte. „Das Seth sich in einen Drachen verwandelt, das weißt du ja. Bei uns im Dorf wusste das auch jeder, und alle Kinder nannten mich Drachenmonster oder Monsterschwester... Früher nicht so ganz offen, aber seit unser Vater aus der Hauptstadt eines Tages nicht mehr zurückkam, nahm es immer mehr zu. Sie warfen mir Steine hinterher, nahmen mir meine Sachen weg, lachten mich aus... ‚Na, wirst du jetzt auch zu einem Drachen und frisst einen von uns auf?’, riefen sie mir immer hämisch hinterher, wenn ich mich weinend auf den Weg nach Hause machte. Doch mit der Zeit wurde ich immer wütender, und wenn ich gekonnt hätte, glaub mir, dann HÄTTE ich mich in einen Drachen verwandelt... Aber meine Mutter wollte nicht weg... Sie wartete immer darauf, dass Seth eines Tages wieder kommen würde... ‚Wo soll er uns denn finden, wenn wir nicht mehr hier, in seinem Zuhause sind?’, antwortete sie mir immer, wenn ich sie darum bat, doch wegzugehen. Und so schluckte ich meine Wut und meinen Zorn herunter, und ließ es sie nicht merken, was die Kinder mir immer antaten. Zum Schluss vergriffen die Halbwüchsigen sich an unseren Kühen, da wurde es für mich unerträglich. Seth kam gerade zur rechten Zeit – viel länger hätte ich all das nicht mehr ertragen.“, schloss Moka ihre Erzählung. Tea hatte ihr schweigend und leicht entsetzt zugehört. Dass Kinder grausam sein konnten, wusste sie, und das Halbwüchsige mitunter über die Stränge schlugen, auch, aber so etwas hatte sie noch nie erlebt. Solomon hätte es aber auch nicht zugelassen... und Ishizu ebenso nicht, sie war sowieso das Schlechte Gewissen aller Einwohner hier im Wald... „Hat den der Dorfälteste nichts dazu gesagt? Sie in ihre Schranken verwiesen?“, wollte Tea von Moka wissen. „Nein.“, schüttelte Moka den Kopf, „Die Erwachsenen standen alle auf ihrer Seite. Sie haben alle ganz genauso gedacht. Solange mein Vater noch da war, hielten sich alle zurück, er war die rechte Hand des Ältesten gewesen, selbst noch, als die Sache mit meinem Bruder passierte, bis er dann verschwand...“ Moka ließ offen, dass sie manchmal daran glaubte, dass da welche nachgeholfen hatten, dafür sorgten, dass ihr Vater nie mehr wieder kam. Inzwischen hatten die beiden Mädchen das Lager wieder erreicht und wurden von drei Paar Augen neugierig erwartet. „Was habt ihr nur so lange getrieben?“, wollte Yugi ein klein wenig beleidigt wissen. Er hatte nicht mitbekommen, dass die Mädchen schon aufgestanden waren, und durfte sich schon eine Stange milden Spotts von Ishizu gefallen lassen... „Ich hab nur nach den Kühen gesehen und sie gemolken.“, erklärte Moka dem Jungen. „Und Tea kam mir hinterher.“ „Das nächste Mal weck ich dich.“, versprach Tea ihrem Freund. Yugi nickte zufrieden gestellt und betrachtete nun neugierig den Holzeimer, den die Mädchen bei sich hatten. „Was ist das?“, wollte er auch sogleich wissen. „Milch.“, antwortete Moka. „Und was macht man damit?“, forschte Yugi weiter. „Na, trinken, wonach sieht es denn sonst aus?“, amüsierte sich Moka über die Unwissenheit des Jungen. Yugi schaute beleidigt in die andere Richtung. Er wusste nicht, was er von dem fremdem Mädchen halten sollte. Sie sah ja eigentlich ganz nett aus, und als Seths Schwester musste sie es einfach auch sein – doch im Moment war er sich nicht mehr so ganz sicher damit... Ishizu grinste. Yugi und Tea hatten seit ihrer Kindheit aneinander geklebt, waren keine engere Freundschaft mit einem der anderen Kinder im Dorf eingegangen... Sicher, sie waren mit allen locker befreundet, kamen mit allen Kindern gut aus, aber mehr war es auch nicht. Wenn man den Einen suchte, konnte man sicher sein, ihn beim Anderen zu finden. Doch nun kam jemand Neues in die Runde, und so wie es schien, war Tea sehr an dem älteren Mädchen interessiert... Ishizu bot den Mädchen Frühstück an, welchem sie herzhaft zusprachen und Kisara reichte einen Becher mit Milch herum. Yugi staunte nicht schlecht, als er sah, dass Tea freundlich dankend, den Becher entgegen nahm und die Milch ziemlich zügig austrank. Da konnte er nicht hinterher stehen, also setzte er den Becher an seine Lippen und leerte seinen Inhalt, ohne sich zu erlauben, sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Während die Kisara und Moka nun von sich erzählten und geduldig die Fragen von Ishizu und der Kinder beantworteten, machten alle die Kaninchen zurecht, die sie von Shisara erhalten hatten. Sie war sehr eifrig gewesen, hatte viele Kaninchen erbeutet, doch ihre Eltern verspürten so überhaupt keinen Appetit, und so kamen die Menschen in den Genuss ihrer reichlichen Beute. Als die Kaninchen fertig über dem Feuer hingen und nur noch zu garen brauchten, stellten Kisara und Moka nun ihrerseits Fragen zu dem Dorf, und den Menschen, insbesondere zu denen, die am See waren. Sie waren gerade eifrig ins Gespräch vertieft, als Shisara aufgeregt an kam und unbedingt ganz viel von dem Trank haben wollte. Ishizu füllte ihr alles, was sie noch von dem Trank hatte in einen Lederbeutel, und schon war Shisara wieder verschwunden. „Es muss etwas los sein.“, meinte Ishizu verwundert. Sonst steckt Shisara ihre kleinen Nüstern doch überall hinein – doch diesmal... >Mama bekommt ihr Ei.<, vernahm sie leise die Stimme des kleinen Drachenmädchens. „Kisara wird uns noch eine Weile erhalten bleiben.“, meinte Ishizu nach einer kurzen Weile des Nachdenkens. Überrascht schauten die Kinder sie an. „Sie ist gerade dabei ihr Ei zu legen, und das muss sie erst einmal ausbrüten. Erst dann kann sie zurück zu ihrer Höhle fliegen.“ Ishizu stand auf und holte neue Kräuter aus ihrem Zelt. Die Drachen würden noch einen Kessel voll von dem Trank gebrauchen können. Aufgeregt schauten Tea und Yugi sich an. Dieser Sommer am See wurde immer besser: Erst lernten sie eine ganze Menge von Ishizu über Kräuter, kochen und überleben, dann kam Seths Familie mit ihren Kühen zu ihnen an den See und jetzt noch dabei sein zu können, wie ein Drache sein Ei ausbrütet... womöglich das Schlüpfen des Jungen direkt miterleben... Yugi stand eilfertig auf und holte für Ishizu Wasser vom See, damit sie neuen Trank für die Drachen zubreiten konnte. Kapitel 51: ’Aussprache’ ------------------------ Am nächsten Tag ging es den Drachen wieder gut, und Shisara war ziemlich erleichtert. Sie hatte doch ziemlich mit ihren Eltern gelitten... Wenn der Muskelkater auch verschwunden war, so würden die Drachen ihn doch nie vergessen... Zu einschneidend war die Erfahrung, die sie gemacht hatten. Aber jetzt ging es ihnen wieder gut, und so wollten die männlichen Drachen das Lager am See verlassen. Jono und Seth wollten in ihr Tal zurück und Katsuya wollte in Shizukas Höhle nach dem Rechten sehen. „Papa, kannst du nicht mein Nest mitbringen?“, bat Shisara ihren Vater mit treuen Augen. „Im Prinzip schon, doch ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.“, antwortete Katsuya zweifelnd. „Wieso?“, wollte Shisara wissen. „Na, stell dir vor es regnet. In der Höhle ist dein Nest trocken und geschützt, aber hier...“, antwortete Katsuya und zeigte auf die Umgebung. Shisara folgte seinem Zeigen und stellte fest, dass ihr Vater Recht hatte. „Stimmt, du hast Recht.“, gab sie widerstrebend zu. „Dann lass es lieber in der Höhle. Dann kann mein Brüderchen es haben, wenn wir wieder dort sind.“ Katsuya verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zu Shizukas Höhle. Er überlegte, ob er einen kurzen Abstecher bei der Kolonie machen sollte... Doch erst wollte er zur Höhle fliegen, und dort eine Nacht verbringen. ~~~ Gozaburo tobte innerlich. Jetzt wartete er hier schon geschlagene fünf Tage in der Höhle von dieser Shizuka, und sie erdreistete sich, einfach nicht zu erscheinen. Auch von diesem Katsuya war nichts zu sehen und zu hören. Aber am meisten ärgerte er sich über den Ältesten – er war einfach nicht dazu zu bewegen, ihn zu verlassen und zur Kolonie zurück zu fliegen. Doch in seine eigene Kolonie zurückfliegen wollte Gozaburo ebenfalls nicht. Er war absolut davon überzeugt, dass seine Gefährtin hier Unterschlupf gefunden hatte... Und sie brauchte auch unbedingt einen, wenn es stimmte, was die Gefährtin des Ältesten gesagt hatte... Gozaburo wurde schier verrückt – da hatte er es endlich geschafft, dass seine Gefährtin ein Ei von ihm trug, und dann haute diese einfach ab... Doch er riss sich zusammen, denn der Älteste hatte ihn äußerst misstrauisch beäugt, als er seiner Wut freien Lauf gelassen und sie laut heraus gebrüllt hatte... ~~~ Katsuya hatte die Höhle erreicht und landete, als er zweierlei bemerkte: einen fremden Geruch und Flügelschläge eines Drachens. Langsam und alarmbereit drehte er sich um und erwartete den fremden Besucher. Überrascht erkannte er den Ältesten, doch über den weißen Drachen der ihm folgte wunderte er sich nicht im Geringsten. „Hallo Ältester.“, begrüßte Katsuya den Schwarzen Drachen höflich. „Was verschafft mir die Ehre?“ Katsuya musterte neugierig den Ältesten und war sich nicht sicher, was er von dessen Anwesenheit halten sollte. „Ich wollte dich und Shizuka besuchen. Wo ist sie denn?“, suchend blickte der Älteste sich um und ließ eine leise Warnung in Richtung des Weißen verlauten. Es war nicht in seinem Interesse, dass Katsuya sofort erfuhr, dass sie schon lange hier waren. Er sollte ruhig erst einmal glauben, sie wären gerade erst gekommen... Die Anwesenheit des Weißen würde er ihm dann auch schon erklären. „Sie ist noch unterwegs.“, meinte Katsuya vorsichtig. „Aber sie kommt doch sicher auch bald?“, forschte der Älteste weiter nach. Katsuya fühlte sich unter den forschenden Blicken des Ältesten überhaupt nicht wohl. Eine Antwort musste her – eine Antwort die eine längere Abwesenheit begründen würde. Katsuya beschloss den stechenden Blick des Weißen zu ignorieren... Er hatte nicht viel Zeit zum Überlegen, denn der Älteste schaute ihn mittlerweile abwartend an... Jono... Ja, Jono war die Lösung... „Shizuka hat beschlossen noch einmal nach ihrem Sohn zu suchen, und ich wollte sie dabei begleiten.“, antwortete Katsuya mit leichter Verzögerung, so, als wollte er gerade diesen Tatbestand verheimlichen wollen. „Ich bin eigentlich nur noch einmal hergekommen, weil ich dir Bescheid geben wollte, dass wir für eine längere Zeit abwesend sein würden.“, erklärte Katsuya weiter. Der Älteste runzelte leicht die Stirn und schaute Katsuya einen Augenblick sehr prüfend an. Er war sich nicht sicher, ob Katsuya ihm nun die Wahrheit sagte, doch er musste einen gewichtigen Grund haben, wenn es denn nicht an dem sein würde. Aber, diese Erklärung gefiel ihm sehr gut, sie war akzeptabel und auch in der Kolonie vertretbar. So nickte er Katsuya zu und erteilte ihm somit seine Zustimmung zu seinem Tun. „Aber passt gut auf euch auf.“, meinte der Älteste väterlich. „Und seht euch mit den anderen Kolonien vor. Provoziert sie mit eurem Erscheinen nicht.“, mahnte er Katsuya mit einem scharfen Seitenblick zu Gozaburo hin. Katsuya nickte und holte erleichtert Luft. Der Älteste stellte sein Tun vor dem fremden Drachen nicht in Frage – so konnte er eventuell noch unter vier Augen mit ihm über den weißen Drachen reden. ~~~ Gozaburo musste stark an sich halten. Fiel es ihm in den letzten Tagen schon nicht wirklich leicht – auch wenn er hoffte, den Ältesten auf seiner Seite zu haben – aber das, was dieser Katsuya da von sich gab, stank doch von allen Seiten. Unauffällig platzierte er sich so in Katsuyas Nähe, dass er seinen Geruch wahrnehmen konnte, ohne ihn direkt zu beschnuppern. Und er fühlte sich in seiner Wahrnehmung bestätigt – hier bei der Höhle gab es einen Platz, der ganz eindeutig nach seiner Gefährtin UND diesem Drachen dort roch, und dieser Drache trug ebenfalls Spuren von Kisaras Geruch an sich. „ER LÜGT!“, knurrte er unbeherrscht und stürzte sich auf Katsuya. Katsuya hatte diesen Angriff nicht vorausgesehen, und konnte sich gerade noch so vor den scharfen Zähnen seines Angreifers in Sicherheit bringen. Der Älteste runzelte, ob dieser heftigen Reaktion Gozaburos, die Stirn, doch verhielt er sich neutral. „Was veranlasst dich zu dieser Behauptung?“, wollte der Älteste von dem weißen Drachen wissen. Je nach Antwort würde er sich bei diesem, sich abzeichnenden Kampf, einmischen oder enthalten. „Kisara WAR hier, alles riecht nach ihr, und nach dieser Schwarzen, die ihr geholfen hatte. Es riecht nach ihrem Jungen und es riecht nach ihr UND diesem da.“, schnaubte Gozaburo ungehalten. „Doch vor allen Dingen RIECHT ER nach IHR.“ Endlich fand seine mühsam beherrschte Wut das Ventil, das sie so lange gesucht hatte. Diesen Drachen würde er töten... er hatte es gewagt sich an seinem Eigentum zu vergreifen. Wütend, zornig und mit seinem ganzen Hass, den er dem Schwarzen gegenüber hegte sprang Gozaburo Katsuya erneut an und begann damit den Kampf zwischen sich und seinem Nebenbuhler. ~~~ Doch Katsuya war dieses Mal vorgewarnt. Der erste Angriff überraschte ihn noch, da er nicht wirklich damit rechnete, dass der Weiße es sich traute, ihn im Beisein des Ältesten, zu attackieren. In dem Augenblick, in dem der Weiße ihn ansprang, erhob sich Katsuya in die Luft. Hier auf dem kleinen Plateau, vor der Höhle seiner Schwester, war kein Platz für zwei ausgewachsene Drachen, die kämpfen wollten. Und das wollte der Schwarze, früher oder später wäre es sowieso dazu gekommen... Gut, es kam jetzt zwar etwas überraschend und die Aktion mit den Kühen mochte seine Kraft etwas geschmälert haben, doch die Sorge um Kisara wog dieses Manko wieder auf. Mit all seiner Wut brüllte der Weiße seine Herausforderung seinem Rivalen entgegen. Mit ihm würde er kurzen Prozess machen – Gozaburo zählte auf seine Kraft und Stärke, außerdem dachte er nicht daran besonders fair zu sein. Zornig flog er dem Schwarzen hinterher... So ein Feigling, schon zu Anfang des Kampfes flüchtete er. Aber da täuschte sich der Weiße gehörig, Katsuya war nicht feige, er suchte nur nach einem Platz der genügend Bewegungsfreiheit bot. Immer weiter entfernten sich die Kontrahenten von der Höhle und dem Ältesten, der ihnen immer noch überrascht hinterher blickte. Die Anschuldigungen, die der Weiße Katsuya entgegen geschleudert hatte, waren enorm, und rechtfertigten einen Kampf. Dennoch wäre es üblich gewesen, das Katsuya Stellung zu den Vorwürfen nehmen konnte. Aber das ging nicht mehr, denn der Kampf tobte bereits. Immer wieder griff der Weiße an, doch der Schwarze wich geschickt aus und wenn sich die Gelegenheit bot, attackierte er seinerseits den Weißen. Doch war es auf beiden Seiten noch nichts ernsthaftes, sie testeten ihre Stärken und Fähigkeiten aus – erst am Boden würden sie richtig Ernst machen. Katsuya erreichte endlich das Gebiet, in dem dieser Kampf stattfinden konnte, ohne Unbeteiligte in Gefahr zu bringen. Der Landstrich lag mitten im Revier der Schwarzen Drachen, es war ein riesiges Areal bestehend einer aus Stein- und Geröllwüste. Schroffe Felsen trennten üppige Vegetation von kaltem Gestein und tiefe Schluchten durchzogen die Wüste. Hin und wieder fiel auch hier Regen, dann blühten überall Blumen. Aus jeder Ritze und jedem Spalt kamen sie dann hervor und entfalteten sich zu voller Schönheit. Doch im Augenblick schlummerte die Saat und wartete auf das erlösende Nass. Kleine Nagetiere fristeten hier ihr Dasein – sie kannten den Kampf um das Überleben, doch der Kampf der ihnen heute geboten wurde, stellte alles in den Schatten. Der schwarze Drache landete – mit aufgestellten Flügeln, zur völligen Größe aufgerichtet, und mit gefletschten Zähnen, wartete Katsuya auf seinen Herausforderer. Dieser landete kurz nach ihm, auch er richtete sich auf, spreizte seine Flügel und fletschte seine Zähne. Bedrohlich fauchend umrundeten die beiden Drachen einander und taxierten sich. „Du wirst diesen Tag nicht überleben.“, drohte Gouzaboro. „Das werden wir ja sehen, du elender Tyrann.“, knurrte Katsuya zurück. In der nächsten Sekunde sprangen sie aufeinander zu, mit bösem Grollen versuchten sie einander an die Kehle zu gehen. Doch keiner von Beiden hatte Erfolg. Der Weiße flog kurz auf, um sich von oben auf die Flügel des Schwarzen zu stürzen. Katsuya konnte sich gerade noch wegdrehen und schlug mit seinem Schwanz nach seinem Gegner. Gozaburo nutzte die Gelegenheit und verbiss sich in dem Schwanz des Schwarzen – schmerzhaft aufheulend, drehte sich Katsuya um und sein schnappendes Maul erwischte die Flanke des Weißen. Seine Zähne hinterließen eine tiefe Verletzung – Gozaburo brüllte vor Schmerz auf. „Das hast du nicht umsonst getan.“, zischte er seinem Feind entgegen. Massiv drang er nun auf den etwas kleineren schwarzen Drachen ein – immer wieder biss er zu, konnte sich aber nicht festbeißen. Ihre scharfen Krallen rissen, bei dem Versuch festen Halt zu finden, den Boden auf. Die Luft um sie herum wurde immer staubiger – Schweiß und Blut vermischten sich, wütendes Brüllen und zorniges Fauchen erfüllte die Luft. Um den Schauplatz herum kamen alle Aktivitäten zum erliegen, gebannt verfolgten die Bewohner dieser Gegend, das Geschehen. Immer wieder drangen die Drachen kraftvoll aufeinander ein – noch war nicht klar, wer der Stärkere war, wer gewinnen würde. Gozaburo richtete sich auf seine Hinterbeine auf und zielte mit den Krallen seiner Vorderbeine auf den Rücken des Schwarzen. Im letzten Augenblick entkam Katsuya mit einer verzweifelten Drehung, dennoch erwischten ihn die Krallen und hinterließen tiefe Kratzer in seinem Rücken. Wie durch ein Wunder blieben seine Flügel unverletzt. Kurz flog er auf, um mehr Abstand zu dem Weißen zu bekommen, keuchend starrte er dem Weißen in die blauen Augen und seine Lungen brannten. Obwohl auch sein Gegner nach Atem rang, schien dieser frischer zu sein als er. Seine Verletzungen schmerzten Katsuya, doch zum Glück war noch keine wirklich behindernd – sollte es seinem Kontrahenten gelingen, ihn ernsthaft zu verletzen, sah es sehr schlecht für den Schwarzen aus. Triumphierend brüllte der Weiße auf... Gozaburo erkannte, dass sein Gegner bald am Ende war und wenn er ihn nun endlich erledigt hatte, würde er sich seine Gefährtin wiederholen. Und noch eines würde er tun – alle töten die ihr geholfen hatten, niemand würde seinem Zorn entkommen. „Bald gehört Kisara wieder mir, du kannst mich nicht aufhalten.“ Gozaburos Worte waren sehr siegessicher. „Und noch was, du erbärmlicher Schwächling...“, drohend ging er auf Katsuya zu, „...ich töte alle, die sich in ihrer Nähe befinden. Hörst du ALLE.“ Aufbrüllend stürzte sich der Weiße auf seinen verhassten Gegner. Katsuya sprang Gozaburo entgegen. Kisara würde diesen Mistkerl nie mehr sehen müssen – sie würde ihre Tochter und ihr zweites Junges in Frieden und ohne Angst großziehen können. Er würde sie beschützen, sie und die Menschen um sie herum, ebenso die Mondkinder. Nein, Katsuya war fest entschlossen, diesen Kampf für sich zu entscheiden – der Weiße Drache würde das Territorium der Schwarzen nie wieder verlassen. Mit neuer Kraft griff er nun den Weißen immer wieder an. Überrascht von der Intensität der Angriffe des Schwarzen, wich Gozaburo erst zurück – er musste viel einstecken, doch er gab noch nicht auf. Die Drachen verbissen sich in ihren Hälsen, schüttelten ihre Köpfe, zogen und zerrten – jeder versuchte den Anderen in die Knie zu zwingen und seine Kehle zu erwischen. Ihr Kampf hatte sich auf einen Geröllhang verlagert, unter ihrem Gewicht und ihren Bewegungen kam der Hang ins rutschen. Zuerst bemerkten es die Kämpfenden nicht, erst als sie keinen Halt mehr fanden, fiel es ihnen auf. Mit beachtlichem Tempo rauschten sie auf den Abgrund zu und instinktiv versuchten sie mit ihren Krallen Halt zu finden... Erst im allerletzten Augenblick flogen sie auf, nur um sich nun in der Luft weiter zu bekriegen. Sie verkrallten sich ineinander, konnten sich so aber nicht in der Luft halten und stürzten zu Boden. Kurz vor dem Aufprall, schaffte es Katsuya den Weißen unter sich zu bringen. Panisch bemerkte Gozaburo nun, dass ihm das gar nicht bekommen würde und setzte alles daran das zu ändern... aber dafür hatte er nicht mehr genug Zeit. Der harte Aufprall trieb beiden Drachen die Luft aus den Lungen, Katsuya schoss über den Weißen hinweg, überschlug sich mehrmals und blieb bewegungslos liegen. Sein Gegner schlidderte auf seinem Rücken mehrere Meter weit über den Boden, bevor auch er reglos liegen blieb. Einige Minuten lang tat sich gar nichts, nur das Kollern des Gerölls war zu hören und der aufgewirbelte Staub legte sich langsam auf die beiden Drachen. Nahezu gleichzeitig kam Bewegung in die Drachen. Gozaburo versuchte sich zu bewegen, doch klappte es nicht richtig, er konnte seine Hinterbeine nicht spüren – so sehr Gozaburo sich auch anstrengte... er konnte nicht aufstehen. Mit Schrecken stellte er fest, das er verloren hatte. Doch dieser Schrecken verwandelte sich in abgrundtiefen Hass – er würde seinen Gegner vernichten, egal welchen Preis er dafür zahlen musste. Er gönnte dem Schwarzen nicht den Sieg – nicht SEINE Gefährtin... Katsuyas Atem ging heftig, sein Körper schmerzte schlimmer, als nach dem Flug mit den Kühen. Natürlich bekam er mit, das der Weiße sich rührte... doch warum stand dieser nicht auf? Mühsam zwang sich der Schwarze auf seine Beine – er würde diesen Kampf zu Ende bringen, selbst wenn es sein Leben kosten sollte. Misstrauisch beäugte Katsuya seinen Gegner, immer noch lag der Weiße am Boden. Schritt für Schritt schleppte sich Katsuya seinem Feind entgegen, als er den Weißen erreichte, erkannte er, dass dieser am Ende war. „Gibst du dich geschlagen? Erkennst du meine Stärke an?“ wollte der Schwarze wissen. „Ja, das tue ich. Bitte, hilf mir auf. Zeige Stärke und hilf mir.“, gab sich Gozaburo geschlagen. Katsuya nickte. Sein Gegner gab auf, er hatte keinen Grund ihn noch weiter zu attackieren. Dicht trat er an den Weißen heran, um ihn beim Aufstehen zu stützen. Auf diese Gelegenheit hatte der blauäugige Drache nur gewartet – kaum dass das Rotauge an ihn herangetreten war, schnappte er nach dessen Kehle. Nur seinen Instinkten verdankte es Katsuya, das er seinen Kopf im allerletzten Moment hochriss. Statt in seine Kehle, bohrten sich die Zähne des weißen Drachen in seinen Halsansatz. Schmerzerfüllt brüllte Katsuya auf, er konnte fast nichts tun, um die scharfen Zähne loszuwerden. Sein rechtes Vorderbein war seine einzige Verteidigung, seine scharfen Krallen bohrten sich tief in die Flanke des hinterlistigen Drachens. Dieser musste schließlich von seinem Opfer ablassen, die Gelegenheit nutzte der Schwarze und verbiss sich im Genick seines Feindes. Viel Gegenwehr kam nicht mehr von Gozaburo, Katsuya fasste noch einmal nach und erwischte nun die Kehle des Weißen. Deutlich spürte der Schwarze die Gegenwehr, doch er biss immer fester zu. Jetzt kannte Katsuya keine Gnade mehr, dieser bösartige Drache würde nie Ruhe geben, immer wieder würde er für großen Ärger sorgen. Nun galt nur noch das uralte Gesetz – vom Leben und Sterben. Gozaburo hatte Katsuya herausgefordert, hatte sich über alle Gesetze seiner Gemeinschaft hinweggesetzt und nun musste er den Preis dafür bezahlen. Mit einem letzten Aufbäumen widersetzte Gozaburo sich dem unvermeidlichen... röchelnd kam sein letzter Atemzug, dann erschlaffte er. Doch Katsuya traute ihm nicht, er hielt ihn weiter an der Kehle gepackt. Erst als der Älteste, der in der Zwischenzeit zur Kolonie geflogen war und einige Drachenmännchen zur Verstärkung geholt hatte, ihn ansprach, ließ er von dem Weißen ab. Erschöpft sackte Katsuya zusammen... * ~~~ Der Tod Gozaburos hatte Katsuyas ganze restliche Kraft gefordert – er war erleichtert, doch er fühlte sich nicht mehr in der Lage, sich noch irgendwie zu rühren. Sollte ihn jetzt jemand angreifen, es wäre sein sicherer Tod, denn er könnte dem Angriff nicht ausweichen. Katsuya schloss seine Augen und wollte nur noch schlafen und vergessen. „Katsuya, kannst du mich hören?“ Nur leise hörte Katsuya die Frage des Ältesten, die ihn daran hinderte in den dunklen Nebel abzutauchen, der ihm Vergessen versprach. Mühselig hob er die Lider und versuchte mit seinem Kopf zu nicken, doch dazu fehlte ihm schlicht und einfach die Kraft. Katsuya tauchte wieder in die Welt des Vergessens ein, um die Schmerzen nicht mehr spüren... Nur weit entfernt bekam Katsuya mit, dass ein Lager aus Blättern um ihn herum gebaut und Blätter auf seine Wunden gelegt wurden, damit sich der Sand nicht so in seine Wunden setzte. Mehrere Stimmen erklangen um ihn herum, doch er konnte sie nicht zu ordnen und verstand auch nicht, was sie sprachen. ~~~ Der Älteste hatte viele Fragen an Katsuya, doch so, wie es gerade schien, würde er noch warten müssen, bevor Katsuya ihm auch nur eine davon würde beantworten können. Katsuya sah ziemlich schlimm aus, sein ganzer Körper war mit blutenden Wunden übersät. Der Älteste runzelte die Stirn – so konnte Katsuya nicht bleiben, und mit dem toten Weißen musste auch etwas geschehen... So schnell würde Katsuya den Platz, auf dem er lag, nicht verlassen, eine Blutlache hatte sich rund um seinen Körper gesammelt. Der Älteste fürchtete, Katsuya und der tote Weiße würden Aasfresser anziehen, und so ordnete er eine Bewachung der beiden Drachen an. Katsuyas Wunden sollten mit Blättern, besser ja mit Heilkräutern, abgedeckt werden, damit der Sand sich nicht in seine Wunden setzen konnte. Als ein Lager aus Blättern um Katsuya herum gebaut, und seine Wunden abgedeckt waren, seufzte der Älteste auf. Mehr konnten sie jetzt nicht mehr für Katsuya tun, auch wenn er jetzt noch am Leben war, den Rest musste er selbst schaffen... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Dieses Kapitel ist in Zusammenarbeit mit night-blue-dragon entstanden, der Drachenkampf wurde von ihr geschrieben. Ganz vielen lieben Dank dafür *knuddel* Kapitel 52: Ein neuer Freund für Yugi ------------------------------------- Shisara war erleichtert, als es ihren Eltern wieder gut ging. Doch die Sorge um ihre Ei-Mama und ihr Brüderchen blieb. Shisara verbrachte viel Zeit bei ihren Müttern, als ihr Vater davon geflogen war. Das Ei zog all ihre Aufmerksamkeit auf sich. Tea konnte sich kaum von Moka und ihren Kühen lösen, das war alles wahnsinnig interessant und spannend für sie. Und Yugi? Yugi fühlte sich auf einmal ziemlich allein gelassen. Wenn er bei den Mädchen war, fühlte er sich irgendwie ziemlich überflüssig... Und mit Shisara konnte er auch nicht so richtig etwas anfangen... Ziemlich verloren streifte Yugi durch den Wald, überprüfte seine Fallen und erledigte die Dinge, um die Ishizu ihn bat. Ishizu hatte Mitleid mit dem Kleinen. Fieberhaft überlegte sie was ihm eine Freude machen könnte, doch schließlich brachte Yugi selbst ihr die Antwort. „Wenn wenigstens Seth und Jono hier wären, dann hätte ich jemanden für mich.“, seufzte er traurig. Ishizu brauchte nur noch einen Anlass. Als Yugi ihr wieder einige Kaninchen brachte, putzte sie die Kaninchen mit Kisara und bat Yugi, die Reste zu den Drachen zu bringen, denn sie mussten nicht verkommen. Etwas lustlos machte Yugi sich auf den Weg – SO hatte er sich den Sommer nicht vorgestellt, da war es im Dorf ja noch interessanter... Nein, im Dorf war es nicht interessanter, aber er würde sich nicht so fehl am Platze vorkommen. Shisara spürte die große Traurigkeit, die in Yugi war, als er mit den Kaninchenresten vorbei kam. >Was hast du denn?< wollte Shisara von ihm wissen. „Nichts.“, antwortete Yugi. >Das stimmt nicht, du bist traurig.< entgegnete Shisara. >Warum bist du denn traurig?< wollte sie wissen. Yugi schaute angestrengt auf den Boden... er wollte nicht so gerne antworten. >Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nichts sagst.< meinte Shisara geknickt. >Meine Mamas haben es mir verboten.< Shisara konnte es einfach nicht ertragen, wenn jemand traurig war – sie musste dann einfach etwas tun... Wie leicht wäre es, Yugis Gedanken zu lauschen... „Was haben deine Mamas dir denn verboten?“, wollte Yugi dann doch nach einer Zeit neugierig wissen. >Das ich deinen Gedanken zuhöre.< beantwortete Shisara die Frage Yugis. „Wie? So was kannst du?“, fragte Yugi ziemlich erstaunt nach. Shisara nickte. „Und wie machst du das?“ >Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann einfach das, was du denkst, genauso hören, wie das, was du sagst.< meinte Shisara ehrlich. Yugi war sichtlich verblüfft. „Und du machst wirklich, was deine Mamas sagen?“, wollte er neugierig wissen. Also, er würde sich bestimmt nicht daran halten, wenn ihm das verboten würde. >Ich hab ziemlichen Ärger bekommen.< sagte Shisara kleinlaut. Sie konnte sich sehr gut denken, WAS Yugi gerade dachte. „Oh.“, war das einzige, das Yugi dazu einfiel. >Und – warum bist du nun traurig?< ließ Shisara nicht locker. DAS hatten ihre Mamas ihr nicht verboten. „Na ja, Tea ist die ganze Zeit mit Moka zusammen, oder mit ihr bei den Kühen... und du bist auch nur noch bei dem Ei... niemand ist mehr für mich da. Es ist wohl besser, wenn ich ins Dorf zurückgehe.“, schloss Yugi geknickt. >Und warum kommst du nicht zu mir?< wollte Shisara wissen. >Wir könnten gemeinsam darauf warten, dass mein Brüderchen schlüpft.< „Woher willst du das denn wissen?“, fragte Yugi skeptisch nach. „Es kann genauso gut ein Mädchen sein.“ >Ich weiß es eben.<, antwortete Shisara leicht beleidigt. „Außerdem, was hab ich davon, wenn ich mit dir auf das Schlüpfen des Drachens warte?“, wollte Yugi von Shisara wissen. >Du wärst direkt dabei und könntest sein Freund werden.< Verschmitzt blickte das Drachenmädchen den neben ihr sitzenden Jungen an. >Du wünschst dir doch einen Drachenfreund...?< Yugi schaute sprachlos das kleine Drachenmädchen an. Woher wusste sie...? >Das ist doch nicht zu übersehen... so wie du Seth und Jono immer hinterher schaust.< erklärte Shisara dem verblüfften Jungen. >Jono hat Seth, Tea hat Moka und die Kühe, ich habe die kleine Ishizu und mein Brüderchen hätte dann dich zum Freund. Wär das nicht schön?< versuchte Shisara Yugi für ihren Vorschlag zu gewinnen. Yugi war hin und her gerissen, die Aussicht auf einen Drachenfreund war ja sehr verlockend. „Und wenn deine Mama das nicht erlaubt?“, wagte er vorsichtig einzuwenden. >Ich glaub nicht, dass sie was dagegen hat.< meinte Shisara zuversichtlich. >Aber wir können sie doch gleich fragen.< Shisara hielt nicht viel davon, etwas auf die lange Bank zu schieben, und so schnappte sie sich Yugi und ging mit ihm zu ihrer Mutter Kisara. >Mama.< wollte sie von Kisara wissen. >Hast du etwas dagegen, wenn Yugi der Freund von meinem Brüderchen wird?<, kam Shisara gleich auf ihr Anliegen zu sprechen. Kisara schaute ihre Tochter etwas verblüfft an. >Nein, im Prinzip habe ich nichts dagegen. Aber warum will Yugi denn sein Freund sein?< erkundigte sich Kisara bei ihrer Tochter und warf einen Blick auf Yugi, der ganz verlegen neben Shisara stand. „Ich hab mir schon immer gewünscht, einen Drachen zum Freund zu haben, ganz besonders, seit ich Seth und Jono kenne.“, gestand Yugi schüchtern der weißen Drachendame, die ihn gerade aufmerksam musterte. >Das ist aber noch ein Drachenbaby, kein ausgewachsener Drache.< meinte Kisara erst. > Und er wird sich auch nicht so schnell entwickeln, wie Shisara.< wies Kisara ihn auf eine wichtige Tatsache hin. „Ich kann ja auf ihn aufpassen und ihm Geschichten erzählen.“, meinte Yugi mit leuchtenden Augen und war immer mehr von der Idee angetan. Er sah sich schon in seinem geistigen Auge mit einen kleinen weißen Drachen auf der Wiese sitzen, ihm Geschichten aus den Alten Zeiten erzählen und ihn dabei beobachten, wie er lernte Mäuse zu jagen. Shisara musste sich ein Grinsen verkneifen. Natürlich konnte sie nicht widerstehen und lauschte Yugis Gedanken. Das Bild, das sich ihr dabei bot, war unwahrscheinlich niedlich. Kisara entging das wechselnde Minenspiel ihrer Tochter nicht. >Shisara.< sagte sie streng. Shisara zuckte zusammen und wurde etwas rot. >Entschuldige.< meinte sie kleinlaut zu ihrer Mutter. >Ich konnte einfach nicht widerstehen.< >Nicht bei mir, bei Yugi musst du dich entschuldigen.< stellte Kisara richtig und die Röte in Shisaras Gesicht vertiefte sich noch ein wenig. >Entschuldige Yugi, dass ich deinen Gedanken gelauscht habe.< wandte sich Shisara kleinlaut an Yugi. „Ach, das ist nicht schlimm.“, verzieh ihr Yugi großmütig. Es hatte ihn ja sowieso schon sehr gewundert, dass Shisara so gehorsam sein sollte. >Willst du das Ei mal anfassen?< wollte Shisara eifrig von Yugi wissen und vergaß dabei ganz ihre Ei-Mama erst mal um Erlaubnis zu fragen. „Ich weiß nicht.“, antwortete Yugi zurückhaltend. „Und wenn deine Mama das gar nicht mag?“, wandte er vorsichtig ein. Kisara war nach diesem vorsichtigen Einwand von Yugi ziemlich angetan. Diesem Jungen konnte sie wohl wirklich ihr Junges anvertrauen. Er würde nichts Unüberlegtes tun und immer verantwortlich handeln. >Ich hab nichts dagegen.< meinte Kisara lächelnd. >Außerdem muss ich mich sowieso kurz erheben.< bemerkte sie mit einem kurzen Blick auf Shizuka. Shizuka hatte der ganzen Unterhaltung mit einem wohlgefälligen Lächeln gelauscht. Sie hatte sich schon gewundert gehabt, warum der Menschenjunge zu ihrem Lagerplatz gekommen war, doch nun verstand sie die ganze Angelegenheit. Ishizu, vermutete sie mal, hatte Yugi zu ihnen geschickt, damit er auf andere Gedanken kam. Sie tauschte mit Kisara den Platz, damit diese sich erleichtern und etwas zu Fressen jagen konnte. Yugi betrachtete staunend das Ei, er konnte gerade noch so darüber gucken. Vorsichtig fasste er mit seiner Hand dagegen, er hatte Angst, dass er das Ei zerbrechen könnte. >Du kannst ruhig schon mit ihm reden.< ermunterte Shisara ihren menschlichen Freund. >Er kann dich hören. Er wird sich später immer an deine Stimme erinnern können.< „Hallo, ich bin Yugi.“, sagte Yugi daraufhin zu dem Ei und kam sich ziemlich seltsam dabei vor. „Ich wäre gerne dein Freund, wenn du magst.“ Yugi wurde vor Verlegenheit ganz rot. >Sprechen Menschen denn nicht mit ihren Babys, bevor sie auf der Welt sind?< wollte Shisara wissen, die sich Yugis Zurückhaltung nicht so recht erklären konnte. „Ähm, ja, doch...“, stammelte Yugi. >Na also, das ist nichts anderes.< antwortete Shisara zufrieden. >Hallo Brüderchen. Dein Freund ist ganz nett, und ich glaube er wird gut zu dir passen.< erzählte Shisara dem Ei, bevor Shizuka ihren Platz darauf einnahm. >So, ihr Beide könnt ruhig ein wenig im Wald herumstreifen, oder auch mal nach den beiden Mädchen schauen.< scheuchte Shizuka nun Shisara und Yugi fort. Es war ihr ganz recht, dass Yugi hier war, denn so konnte sie Shisara mal ein wenig dazu bringen, noch etwas anderes zu tun, als nur auf das Ei aufzupassen. Außerdem wollte sie gerne ein paar Worte mit Kisara allein reden, wenn diese zurückkam. ~~~ Shizuka gab sich zwar ziemlich gelassen, doch insgeheim machte sie sich langsam Sorgen um ihren Bruder. Er wollte doch nur kurz nach dem Rechten sehen und dann wieder zurückkommen. Er war aber jetzt schon fünf Tage fort, ein bisschen lang, um nur mal kurz nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht hatte er ja noch einen Abstecher bei der Kolonie gemacht... Shizuka seufzte auf, Shisara war tatsächlich zu überreden gewesen, mit Yugi in den Wald zu gehen. „Was ist los?“, wollte Kisara von dem schwarzen Drachenweibchen wissen, als sie gesättigt zurückkam. „Weshalb seufzt du so?“ „Ich mache mir Gedanken um Katsuya.“, antwortete Shizuka sorgenvoll. „Er ist nun schon so lange weg. Ein wenig ZU lange, wenn du mich fragst. Immerhin wollte er NUR nach dem Rechten sehen...“ „Vielleicht hat er sich dafür entschieden, in der Kolonie Bescheid zu sagen.“, meinte Kisara aufmunternd. „Und jetzt lassen sie ihn nur nicht wieder fort.“ Kisara glaubte fest an diese Möglichkeit, denn sonst würde sie vor lauter Sorge durchdrehen. Shizuka blickte Kisara überrascht an, doch dann erkannte sie die Sorge, die auch in Kisara mitschwang, und beschloss, die Jüngere nicht weiter darauf anzusprechen. Kisara hatte schon genug damit zu kämpfen, dass Katsuya nicht hier war – und wenn sie einen Weg gefunden hatte, sich von ihrer Sorge nicht überrollen zu lassen, dann wollte Shizuka die Letzte sein, die die Hoffnung Kisaras zerstören würde. „Was hältst du davon, wenn ich mal nachschauen fliegen würde?“, wollte Shizuka von Kisara wissen. „Wenn dein Bruder in zwei Tagen nicht wieder zurück ist...“, nickte Kisara, „dann sind genau sieben Tage um.“ „Willst du wirklich noch so lange warten?“, forschte Shizuka nach. Fünf Tage waren etwas viel, um nach dem Rechten zu sehen, fand sie. „Gut.“, stimmte sie Kisara schließlich zu, noch zwei Tage, wenn er dann nicht wieder zurück ist, fliege ich.“ „Danke.“, flüsterte Kisara leise, es zog ihr das Herz zusammen, wenn sie an Katsuya dachte, sie konnte doch ihr Ei nicht verlassen. Nicht ein zweites Mal... „Es wird schon nichts geschehen sein.“, sprach sie sich selbst Mut zu. „Hast du eigentlich schon einen Namen für dein Junges?“, fragte Shizuka um Kisara und auch sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. „Na ja, vielleicht.“, meinte Kisara verlegen. „Da Shisara mir ja verraten hat, dass es ein Junge wird, hab ich schon angefangen darüber nachzudenken. Ich dachte an Mokuba, so hieß der Vater meiner Mutter. Was meinst du?“ „Ich finde, das ist eine sehr gute Idee.“, nickte Shizuka. „Hast du ihn denn kennen gelernt?“ „Als ich noch ziemlich klein war.“, nickte Kisara. „Doch ich kann mich kaum noch an ihn erinnern.“, meinte sie betrübt. „Nachdem, was meine Mutter mir über ihn erzählt hatte, musste er ein sehr mutiger Drache gewesen sein. Er stellte sich etwas älteren Drachen entgegen, als diese eine benachbarte Kolonie überfallen wollten. Aber leider geriet er in einen Hinterhalt, die diese Raufbolde ihm stellten, und wurde dabei tödlich verletzt.“ „Ein wahrhaft mutiger Drache.“, nickte Shizuka bewundernd. „Jetzt weiß ich auch, woher du deinen Mut hast.“ Kisara errötete und schwieg dazu. „Mama Kisara, Mama Shizuka, seid ihr mir böse, wenn ich heute Nacht bei Yugi schlafe?“, kam Shisara ganz atemlos angeflogen. „Nein. Wieso?“, wollte Shizuka interessiert wissen. „Weil ich euch dann nicht dabei helfen kann, auf mein Brüderchen aufzupassen.“, erklärte Shisara ganz ernsthaft. „Wir schaffen das auch zu zweit.“, meinte Kisara und schaute lächelnd zu ihrer Tochter. Es war so schön zu sehen, wie sie jetzt schon Anteil an ihrem Bruder nahm, und wie sie sich sorgte... allerdings hatte sie zum Teil auch berechtigten Grund dazu. Stürmisch drückte sich Shisara an ihre Mütter, wünschte ihnen eine Gute Nacht und war auch schon wieder verschwunden. „Sie ist ein richtiger Goldschatz.“, sinnierte Shizuka, als sie Shisara hinterher schaute. „Ja, das ist sie. Sie hat das Herz am rechten Fleck.“, bestätigte Kisara. ~~~ Nach drei weiteren Nächten war Katsuya immer noch nicht erschienen, und so machte sich Shizuka wie verabredet auf den Weg. Sie flog auf direktem Weg zu ihrer Höhle, und stellte sofort fest, dass jemand hier gewesen sein musste. Das Nest war nicht mehr an seinem Platz – auf den ersten Eindruck schien die Höhle unverändert zu sein, doch beim zweiten hinsehen, erkannte Shizuka die kleinen Änderungen. Ein schwacher Geruch, den sie nicht kannte, war noch zu vernehmen. Shizuka hatte so eine Ahnung, wer der fremde Besucher gewesen sein könnte. Nach einer kurzen Rast am See, in dem sie ihren Hunger mit Fischen stillte, flog Shizuka sorgenvoll zur Kolonie. Sie hatte ein fürchterliches Gefühl in ihrer Magengegend, und so flog sie so schnell sie konnte, das Stück zur Kolonie. Mit der untergehenden Sonne erreichte Shizuka ihre Kolonie und steuerte zielstrebig auf die Höhle des Ältesten zu. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihr Bruder nicht in seiner Höhle sein würde. Die Gefährtin des Ältesten begrüßte sie überrascht, aber freundlich. „Oh, hallo Shizuka.“, begann die Gefährtin des Ältesten zurückhaltend. „Raphael ist über Nacht nicht da, du wartest am Besten auf ihn. Er kann dir alles besser erklären.“ Rebekka hielt nichts davon, groß um den heißen Brei herumzureden. Es war doch klar, weshalb Shizuka in der Kolonie aufgetaucht war. „Möchtest du die Nacht in unserer Höhle verbringen, oder lieber in deines Bruders Höhle?“, erkundigte sich Rebekka fürsorglich. „Ich schlaf gerne in deiner Höhle.“, nahm Shizuka dankend die Einladung an. Je weniger sie sahen, und mitbekamen, dass sie da war, umso besser... und schon gar nicht war sie erpicht darauf, ihrem ehemaligen Gefährten über den Weg zu laufen... Erst gegen Mittag kam Raphael wieder, seine Gefährtin hatte Shizuka mit einem kleinen Reh versorgt, damit sie die Höhle erst mal nicht verlassen musste. So ganz überrascht sie in seiner Höhle vorzufinden, war der Älteste nicht – aber er freute sich trotzdem Shizuka wieder zu sehen. „Hallo, Shizuka, lange nicht gesehen.“, begrüßte er die schwarze Drachendame. „Wie mir scheint, hast du in der letzten Zeit recht viel erlebt.“ Wie seine Gefährtin, liebte er es nicht, lange um den heißen Brei herum zu reden. Außerdem hatte er keine Lust darauf unwichtige Höflichkeiten auszutauschen... „Das kannst du wohl sagen.“, erwiderte Shizuka erleichtert. Auch ihr brannte es förmlich unter den Nägeln... „Doch bevor ich mit meiner Geschichte beginne – Was ist mit Katsuya?“, stellte Shizuka die ihr wichtigste Frage. „Er lebt, doch er ist schwer verletzt, und ich kann noch nicht sagen, ob er es schaffen wird.“, antwortete Raphael ehrlich. „Es gab einen Kampf mit einem weißen Drachen – und er hat ihn nur geradeso überlebt.“ „Gozaburo war hier?“, fragte Shizuka nach. „Du kennst ihn also.“, stellte der Älteste fest. „Ja.“, antwortete Shizuka. „Denn ich bin in die Geschichte ebenfalls verwickelt.“ Raphael und Rebekka schwiegen. Es war ein gedankenschweres Schweigen. „Lass uns zu meiner Höhle fliegen, bzw. an den See, dort können wir in alles Ruhe über alles reden.“, schlug Shizuka vor. Sie wollte verhindern, dass es ungewollte und ungebetene Zuhörer gab, denn der Älteste würde sehr viel zu überdenken haben, wenn er die ganze Geschichte kannte. Raphael nickte zu ihrem Vorschlag, das war ihm ganz recht, und er war erfreut, als er bemerkte, dass Shizuka signalisierte, dass seine Gefährtin in diese Einladung mit einbezogen war. So flogen die drei Drachen zu Shizukas Wald, stillten ihren Hunger und ihren Durst und setzten sich vor Shizukas Höhle zusammen. „Also, wie fange ich am besten an?“, überlegte Shizuka laut und dachte einen Augenblick nach. „Im Großen und Ganzen geht es um Kisara...“ „Ist das die Gefährtin von dem Weißen?“, erkundigte sich Raphael vorsichtig. „Ja“, nickte Shizuka, „das ist sie.“ „Und was hat Katsuya mit dieser, wie heißt sie noch mal...“, begann Raphael seine Frage. „Kisara.“, ergänzte Shizuka. „Nun, was hat Katsuya mit Kisara zu tun?“, beendete Raphael seine Frage. „Wie kommt der Weiße dazu zu behaupten, Katsuya röche nach seiner Gefährtin?“ Shizuka holte tief Luft. Das was sie jetzt zu sagen hatte, würde dem Ältesten gewiss nicht gefallen. „Genau genommen ist KATSUYA ihr Gefährte.“ Shizuka wartete auf die Reaktion des Ältesten. Raphael sog scharf die Luft ein und schaute Shizuka streng an. Es war eine Ungeheuerlichkeit, die Shizuka da eben behauptete. Ein schwarzer Drache mit einem weißen Weibchen... „Mit solchen Behauptungen treibt man keinen Schabernack.“, meinte er sehr ernst. „Wie konnte es dazu kommen?“ „Katsuya hatte einen Ausflug gemacht und bei seinem Rastplatz unerwartet die Gesellschaft eines jungen weißen Weibchens bekommen. Sie musste sich zwischen zwei Männchen entscheiden, doch eigentlich fühlte sie sich zu keinem der Beiden hingezogen. Das Werben der Beiden dauerte nun schon zwei Jahre, und so wurde sie von allen Seiten bedrängt, sich doch nun endlich zu entscheiden. Sie wusste sich in ihrer Not nicht anders zu behelfen, und ging den Beiden aus dem Weg... dabei traf sie auf Katsuya. Als sie ihm ihr Herz ausschüttete, tröstete Katsuya sie und dabei ist es dann geschehen, dass sie sich gepaart haben. Kisara entschied sich schweren Herzens dazu zu ihrer Kolonie zurückzukehren und einen der Beiden zum Gefährten zu nehmen, denn es war den Beiden nur zu klar, dass sie als Gefährten in keine ihrer Kolonien zurückkehren konnten. Nur stellte sich dann ein Problem ein: Sie stellte schon kurz nach ihrer Rückkehr fest, dass ihre Begegnung mit dem Schwarzen nicht ohne Folgen geblieben war. Sie konnte ihre Entscheidung noch solange hinauszögern, bis sie ihr Ei gelegt hatte, doch dann musste sie einem der Bewerber ihre Zusage geben. So lange nannte sie es eine letzte Prüfung für die Bewerber. Sie entschied sich für Gozaburo – keine gute Entscheidung. Er hat sich als furchtbarer Tyrann herausgestellt... kein Paarungstanz, keine zärtlichen liebevolle Worte, nur brutales Besteigen, Besitz markieren, als wollte er unbedingt, dass sie ihm ein Ei legt. Als sie schließlich ein Ei von ihm trug, verließ sie ihn – sie wollte nicht, dass ihr Junges mit diesem Vater groß wurde. Und so kam sie zu mir.“ „Und deine Rolle in dieser Sache?“, wollte Raphael nun wissen. Nachdenken und sich eine Meinung bilden würde er erst später... „Vor einiger Zeit hatte ich einen seltsamen Traum.“, fuhr Shizuka fort. „Er drängte mich, in östliche Richtung zu fliegen, bis ich zu einer Lichtung käme und dort ein verlassenes Ei vorfinden würde. Ich gab diesem seltsamen Traum nach, und fand tatsächlich dieses Ei – es war noch warm, und so entschloss ich mich, es auszubrüten. Denn nichts anderes schien mein Traum von mir verlangt zu haben. Dabei lernte ich das Weibchen kennen, das sein Ei ausgesetzt hatte, denn natürlich interessierte es sie, was aus ihrem Ei wurde, das sie allein lassen musste. Ihrem Gefährten gegenüber gab ich an, dass es mein Ei wäre, welches ich ausbrüten würde, und dass ich es bis zur Eiablage leider nicht mehr zu meiner Kolonie geschafft hätte. So bat ich um Erlaubnis bleiben zu dürfen, bis das Junge geschlüpft sei, da es ein Andenken an meinen kürzlich verstorbenen Gefährten sei... Er gestattete es mir und wies seine Gefährtin an, mich während der Zeit zu versorgen, denn dann letzte Andenken an ein Männchen müsse man ehren, meinte er. Während Kisara mir nun täglich etwas zu fressen brachte, lernte ich sie näher kennen und sie erzählte mir ihre Geschichte. Doch dass ich das Ei meines Bruders ausbrüten würde, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Weder Katsuya noch Kisara kannten den Namen des Anderen... Wie durch ein Wunder saß Kisara auf dem Ei, als ihre, unsere, Tochter schlüpfte, und es war gut so, dass Gozaburo an dem Tag nicht in der Nähe war, denn sonst würde Shisara nicht mehr leben. Sie ist von der Gestalt her ein Rotaugendrache, doch so weiß wie ihre Mutter, mit den blauen Augen. Ein perfekter Mischling. Schweren Herzens verabschiedete Kisara sich von uns, nach dem ich ihr sagte, wo sie uns finden könnte, wenn sie die Sehnsucht nach ihrem Jungen packt, und ich machte mich mit der Kleinen auf den Weg zu meiner Höhle. Und von Jono erfuhr ich dann, warum ich mich um dieses Ei kümmern sollte...“ Abwartend schaute Shizuka den Ältesten an. „Danke, für deine ausführliche Erzählung.“, meinte Raphael zurückhaltend. „Du wirst verstehen, dass ich das alles erst einmal sehr genau durch den Kopf gehen lassen muss. „Wir nehmen dankend die Gastfreundschaft deiner Höhle an. Morgen zeig ich dir, wo dein Bruder ist, und übermorgen teile ich dir meine Antwort mit.“ Damit war für den Ältesten erst einmal das Thema erledigt. Er suchte sich einen Schlafplatz und Rebekka begab sich zu ihm. Auch ihr ging so manches durch den Kopf, doch sie würde erst etwas dazu sagen, wenn sie gefragt wurde. Schließlich war sie die Gefährtin des Ältesten, er hatte immer mehr zu bedenken, als jedes andere Paar. Nach einem ausgiebigen Frühstück flogen die drei Drachen zu dem Ort, an dem Katsuya sein Lager hatte. Shizuka erschrak. als sie ihren Bruder so verletzt daliegen sah. Er war wirklich schlimm zu gerichtet, es war noch deutlich zu erkennen, dass der andere Drache seinen Tod im Sinn hatte. Viel konnte sie auch nicht ausrichten, doch sie kannte jemanden, der ihrem Bruder höchst vorzüglich helfen konnte... Doch bevor sie diesen Vorschlag machen konnte, musste sie die Antwort Raphaels abwarten. „Dein Bruder war bisher nicht in der Lage gewesen meine Fragen zu beantworten.“, erklärte ihr Raphael. „Doch nun, da ich die Geschichte kenne, kann ich zur Kolonie der Weißen fliegen und mit ihnen beratschlagen, was mit dem toten Gozaburo geschehen soll. Denn das drängt langsam, wenn er noch an einen anderen Platz gebracht werden soll, dann muss das schnell geschehen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Älteste von Shizuka und seiner Gefährtin und flog in Begleitung der beiden Drachen, die bisher Wache gehalten hatten, in Richtung der Kolonie der weißen Blauaugendrachen davon. Shizuka und Rebekka wachten in der Zwischenzeit über die beiden Drachen, damit Aasfresser sich nicht über sie hermachen konnten. Shizuka setzte sich zu ihrem Bruder und seufzte. „Also hat mein Gefühl mich doch nicht getrogen. Bloß gut, dass wir nicht mehr da waren, als Gozaburo zur Höhle gekommen ist. Ich mag gar nicht daran denken, was sonst geschehen wäre.“, flüsterte sie leise. Rebekka setzte sich mitfühlend zu Shizuka. Sie konnte sie gut verstehen, ihr Bruder war das einzige, was ihr von ihrer Familie geblieben war – ihr Gefährte hatte sie verstoßen, nachdem sie auf die Suche nach ihrem Sohn gehen wollte und ihre Eltern hatten das ganze Drama um Jono schon gar nicht mehr mitbekommen. „Du hast deinen Sohn wieder gesehen?“, erkundigte sie sich vorsichtig mit dem Versuch ein Gespräch anzufangen. „Ja, ganz zufällig.“, nickte Shizuka leicht abwesend. „Und er hat mich erst gar nicht erkannt.“ „Das war bestimmt bitter für dich.“, meinte Rebekka ehrlich. „Ach, das war eher witzig, und vielmehr peinlich für ihn.“, antwortete Shizuka lächelnd in Erinnerung an ihr Wiedersehen. „Und?“, wollte Rebekka neugierig wissen. Sie hatte immerhin einen Sohn in Jonos Alter und war mächtig stolz auf ihn. „Er ist zu einem stattlichen Männchen herangewachsen.“, antwortete Shizuka stolz. Und das konnte sie in allem auf ihren Sohn sein. „Hat er denn eine Gefährtin gefunden – nachdem...“, es fiel Rebekka nicht leicht über jenen Tag zu reden. „Er ist nicht mehr allein.“, antwortete Shizuka diplomatisch. Mehr wollte sie noch nicht verraten. „Und, ist er schon Vater?“, stellte Rebekka die typischste Frage aller Mütter. „Nein, ist er nicht.“, meinte Shizuka schmunzelnd und stellte sich vor, wie das wohl gehen sollte... Ein leises Stöhnen Katsuyas unterbrach das Gespräch der beiden Weibchen... Kapitel 53: Die zwei Ältesten ----------------------------- Mahad, der Älteste der Blauaugendrachen und Mazakazu hatten sich bei der Patrouille an der westlichen Grenze zum Gebiet der Rotaugendrachen täglich abgelöst. Sie wollten vorbereitet sein, wenn Gozaburo zurück in ihr Territorium kam, doch keiner der Beiden glaubte wirklich daran, dass Gozaburo umkehren würde, ehe er Kisara gefunden hatte. Nach einigen Tagen konnte Mazakazu in weiter Ferne leise das Gebrüll von kämpfenden Drachen vernehmen, doch er wagte nicht, in das Territorium der Schwarzen einzudringen. Denn es war nicht sicher, WIE die Schwarzen ihn empfangen würden. Einen halben Mondzyklus war Gozaburo nun schon verschwunden und so langsam bemerkten auch die anderen Drachen in der Kolonie seine Abwesenheit. Bis zum Neumond wollte er noch warten, hatte Mahad beschlossen, danach wollte er davon ausgehen, dass Gozaburo nicht so schnell wieder in die Kolonie zurückkehren würde. Trotzdem waren die beiden weißen Blauaugendrachen ziemlich erstaunt, als drei Tage vor Vollmond drei schwarze Rotaugendrachen das Gebirge überquerten und auf ihr Territorium kamen. Als die drei schwarzen Drachen sie bemerkten, kamen sie direkt in ihre Richtung geflogen, setzten zur Landung an und signalisierten so ihre friedlichen Absichten. Neugierig flogen Mahad und Mazakazu zu den drei fremden Drachen und landeten neben ihnen. Höflich hielten die Schwarzen ihre Köpfe gesenkt und warteten darauf, angesprochen zu werden. „Wer seid ihr, und was wollt ihr?“, fragte Mazakazu die drei schwarzen Drachen. „Ihr wisst dass ihr euch auf einem Gebiet der weißen Blauaugendrachen befindet?“ „Ja, das ist uns bewusst.“, antwortete Raphael ruhig. „Wir sind gekommen, weil wir mit eurem Ältesten etwas bereden müssen.“ Raphael hob langsam seinen Kopf, um die weißen Drachen von seinen ehrlichen Absichten zu überzeugen. „Was willst du von unserem Ältesten?“, wollte Mahad wissen. „Gehört ein Männchen mit Namen Gozaburo zu dieser Kolonie?“, erkundigte sich Raphael. „Ja, das tut es. Was ist mit ihm?“, forschte Mahad nach. „Das möchte ich lieber mit eurem Ältesten besprechen – von Ältestem zu Ältestem.“, antwortete Raphael ernst. „Er steht vor euch.“, erwiderte Mahad und verbeugte sich nun ebenfalls. „Es muss etwas Schwerwiegendes geschehen sein, wenn sich der Älteste der schwarzen Rotaugen höchstpersönlich zur Kolonie der weißen Blauaugen begibt, um mit ihrem Ältesten zu reden.“ „Ja, das ist es.“, nickte Raphael. „Ich bin Raphael, Ältester der schwarzen Rotaugen.“, stellte sich Raphael den weißen Drachen vor. „Und das sind meine Söhne Rakuya und Kuroya.“ „Danke. Ich bin Mahad, Ältester der weißen Blauaugen. Und mir zur Seite steht Mazakazu, der sich mit mir Sorgen wegen Gozaburo gemacht hat.“ Die fünf Drachen verneigten sich nach dieser Vorstellung höflich voreinander. „Was ist nun mit Gozaburo?“, fragte Mahad den Ältesten der Schwarzen. „Er kam in unser Gebiet, um, wie er sagte, nach seiner Gefährtin zu suchen, die verschwunden sei.“, begann Raphael und Mahad nickte dazu. Soweit war alles richtig. „Wir gestatteten ihm den Zutritt zu unserer Kolonie, damit er jeden befragen konnte. Doch keiner wusste etwas über ein weißes Blauaugenweibchen. Gozaburo schien enttäuscht, doch seine Hoffnung flammte wieder auf, als mit einfiel, dass wir ein Weibchen, das etwas außerhalb der Kolonie lebte, noch nicht befragt hatten. Bis dahin hatte ich an der Redlichkeit unseres Gastes keine Zweifel, doch als wir an der Höhle jenes Weibchens ankamen, begann sein Verhalten mich doch etwas zu irritieren. Es schien mir, als würde ein unheilvolles Feuer in ihm brennen und ihn verzehren. Denn das Weibchen und sein Bruder, welcher zu dieser Zeit bei ihr weilte, waren nicht in der Höhle anzutreffen, und auch die nächsten Tage nicht. Gozaburo bestand darauf auf Shizuka, so heißt das Weibchen, zu warten und da ich aus seinem Verhalten nicht schlau wurde, blieb ich bei ihm. Doch statt Shizuka, erschien nach vier Tagen nur ihr Bruder, und Gozaburo verwickelte ihn ziemlich schnell in einen ernsten Kampf, der tödlich für Gozaburo ausging.“ Mahad nickte nur ab und zu und hörte schweigend zu. „Doch nun kommen wir zu dem Teil, der kompliziert und verwirrend ist. Gozaburo wähnte sich im Recht, als er Katsuya angriff, wenn ich seine Vorwürfe richtig verstanden habe – er warf Katsuya vor, bei seiner Gefährtin gelegen und sich mit ihr gepaart zu haben. Leider ließ er Katsuya keine Zeit Stellung dazu zu beziehen – und Katsuya ist so verletzt, dass ich ihn bisher auch noch nicht dazu befragen konnte. Und vor zwei Tagen ist nun Shizuka aufgetaucht, weil sie sich Sorgen um ihren Bruder machte.“ Mahad wiegte bedenklich seinen Kopf. Das war ein ziemlich schwieriges Problem. „Wie hat sie ihre lange Abwesenheit erklärt?“, wollte er von Raphael wissen. „Shizuka hat gar nichts erklärt, doch Katsuya sagte, sie würden gemeinsam nach Shizukas Sohn suchen.“, antwortete Raphael. „Es ist für die Kolonie eine akzeptable Erklärung.“ „Aber Ihr habt sie nicht geglaubt.“, stellte Mahad nüchtern fest. „Nein, dafür gab es zu viele Ungereimtheiten. Wäre der weiße Drache nicht aufgetaucht, hätte ich Katsuya die Erklärung abgenommen. Er und seine Schwester sind rechtschaffene Wesen... Doch im Beisein Gozaburos habe ich sie natürlich nicht in Frage gestellt.“ „Habt ihr von der Schwester Antworten auf eure Fragen bekommen?“, fragte Mahad. „Einige, doch ich bin mir sicher, sie hat mir nicht alles erzählt.“, nickte Raphael. „Und, hat Gozaburo das schwarze Männchen zurecht angegriffen?“, forschte Mahad nach. „Ja und nein.“, antwortete Raphael diplomatisch. „Wenn Shizukas Aussage stimmt, dann wäre Katsuya der eigentliche Gefährte von dem weißen Weibchen. Sie scheint sich, bevor sie dem Werben einem der beiden Männchen aus der Kolonie nachgab, von der Kolonie entfernt zu haben. Anscheinend wollte sie in Ruhe nachdenken... Dabei traf sie auf Katsuya, erzählte ihm von ihrem Kummer und er tröstete sie... Als Folge bekam sie von ihm ein Ei, sie trug es aus, legte es heimlich ab und wählte Gozaburo zum Gefährten. Und hier kommt Shizuka unwissend ins Spiel: Sie fand das noch warme Ei und beschloss es auszubrüten. Dabei lernte sie das Weibchen und Gozaburo kennen. Gozaburo gestattete ihr wohl, das Ei auszubrüten und es schlüpfte ein Mischling: Ein weißes blauäugiges Rotaugenweibchen... Shizuka nahm es mit sich in ihre Höhle, doch als wir da waren, war es nicht dort. Ich hab das Junge also auch noch nicht gesehen.“, schloss Raphael seine Erklärung. Mahad runzelte die Stirn. Dies war wirklich alles ziemlich kompliziert. Gemischte Gefährten – das klang nach großen Problemen und ein Mischlingsjunges dazu erst recht... Die drei anderen Drachen hatten mit wachsendem Erstaunen der Erzählung Raphaels zugehört. So etwas hatte es ja noch nie gegeben. „Dann nehme ich einmal an, dass Kisara zu ihrem Jungen geflohen ist.“, meinte Mahad nachdenklich. „Das nehme ich auch an, denn Gozaburo behauptete ganz fest und sicher, dass es überall nach seiner Gefährtin röche.“, stimmte Raphael zu. „Aber wieso geflohen?“ Mahad nickte Mazakazu zu. „Ich, wir glauben, dass Kisara vor Gozaburos unbeherrschtem Charakter geflohen ist. Sie war nicht so glücklich, wie es ein junges Weibchen, das sich eben seinen Gefährten erwählt hatte, zu sein hätte. Ich fürchte Gozaburo war nicht besonders nett zu ihr, betrachtete sie als seinen Besitz... Ich kann den Triumph in seinen Augen nicht vergessen, mit dem er Kisara betrachtet hat.“, erklärte Mazakazu. „Und wie es schien, trauerte Gozaburo nicht um seine geliebte Gefährtin, sondern war wütend, dass sein Eigentum verschwunden ist.“ „Und wer weiß, vielleicht ahnte er ja auch etwas von diesem Katsuya.“, fügte er, nach einem kurzen Moment des Nachdenkens, hinzu. Die drei jüngeren Drachen ließen, wie auf ein Stichwort, die beiden Ältesten allein und begaben sich auf die Jagd. Da Mazakazu bei ihnen war, drohte ihnen keine Gefahr durch die anderen weißen Blauaugendrachen, zudem sie sich noch recht nah am Grenzgebiet befanden. Die drei hatten Glück, schnell hatten sie passende Beute gefunden, und auch noch zwei Tiere für die Ältesten erlegt. Damit kehrten sie zu Raphael und Mahad zurück und verzehrten die mitgebrachte Beute. „Was soll nun mit dem Körper von Gozaburo geschehen?“, erkundigte sich Raphael nachdem er sich gesättigt hatte. „Soll er zur Kolonie gebracht werden?“ Mahad überlegte einen Augenblick und schaute fragend zu Mazakazu. „Er hat keine Angehörige in der Kolonie mehr, den man fragen könnte.“, meinte Mahad nachdenklich. „Wenn sein Körper nicht stört...“ „Nein, er stört nicht.“, meinte Raphael. „Katsuya hatte den Kampf auf eine offene Fläche, fern ab der Kolonie verlegt. Er kann dort liegen bleiben. Wenn ihr wollt, könnt ihr mitkommen.“, lud der Älteste die beiden weißen Drachen ein. „Wir nehmen das Angebot dankend an, und kommen gern mit zur letzten Ruhestätte von Gozaburo.“, bedankte sich der Älteste der weißen Blauaugendrachen. Die fünf Drachen machten sich auf den Weg in das Gebiet der schwarzen Rotaugendrachen. ~~~ Überrascht blickten Shizuka und Rebekka zu Katsuya und gingen zu ihm hin. „Katsuya, kannst du mich hören?“, wollte Shizuka von ihrem Bruder wissen. Katsuya versuchte zu nicken, doch nur ein Stöhnen entkam seinem Körper. „Versuch mit mir, so wie mit den Menschen zu reden.“, schlug Shizuka vor. >Ich versuchs.< kam es gequält von dem Verletzten. „Siehst du, es geht doch.“, munterte Shizuka Katsuya auf. Rebekka schaute verwundert zwischen den Geschwistern hin und her. „Menschen?“, fragte sie irritiert. „Hör zu, Rebekka. Es ist noch eine ganze Menge mehr geschehen, aber das wäre alles zuviel für Raphael geworden. Für ihn war es wichtiger die Dinge über Gozaburo zu erfahren und eine Entscheidung wegen ihm zu treffen. Wenn er wieder zurück ist, dann werden wir auch noch darüber sprechen.“, sagte Shizuka ernst. „Denn es gibt bei den Menschen eine sehr gute Heilerin, und sie ist die einzige, die Katsuya wirklich helfen kann. Doch ohne Raphaels Erlaubnis kann ich sie nicht herholen.“ Rebekka schwieg. Auch für sie war es eine Menge, die sie zu überdenken hatte. „Jono hat also immer noch sein – spezielles – Problem?“, begann sie vorsichtig. Das war für sie die einzige Erklärung dafür, wie Shizuka in Kontakt mit den Menschen geraten sein konnte. Shizuka nickte. „Und über ihn hast du Menschen kennen gelernt?“, schloss die Gefährtin des Ältesten folgerichtig. Wieder nickte Shizuka. „Und Katsuya kennt diese Menschen auch?“, wollte Rebekka als nächstes wissen. Shizuka bejahte auch dies, schließlich hatte sie ihm ja, in Rebekkas Beisein, geraten, ihr wie den Menschen zu antworten. „Und wie ist das Weibchen, das ihn zum Gefährten gewählt hat?“, erkundigte sich Rebekka mir unverhohlener Neugier. Sie konnte sich nicht so recht vorstellen, mit einem Männchen wie Jono zusammen sein zu können... Einem Kranken... Wie sollte sie sein besonderes Problem sonst bezeichnen? Shizuka holte tief Luft, bevor sie zur Antwort ansetzte. „Es hat ihn kein Drachenweibchen zum Gefährten erwählt.“, antwortete sie bekümmert. „Aber, du hast doch gesagt...“, warf Rebekka ein. „Ich habe gesagt, dass er nicht mehr allein ist.“, stellte Shizuka richtig. „OH.“ Rebekka schwieg einen Moment. „Aber – mit wem ist er denn zusammen?“ „Sein Gefährte ist ein Mensch.“, antwortete Shizuka, leise aber bestimmt. Eigentlich wollte sie noch gar nichts von Seth und den Menschen erzählen, sondern erst, wenn der Älteste wieder da war, doch Rebekka ließ ihr keine andere Wahl. Rebekka sog heftig die Luft ein. „Ein genauso unglückliches Wesen, wie mein Sohn.“, fuhr Shizuka fort. „Einmal im Monat, zu Neumond, verwandelt es sich in einen Drachen, einen weißen Blauaugendrachen, wenn du es genau wissen willst.“ Jetzt war Rebekka mehr als nur verblüfft... Katsuya stöhnte erneut auf und Shizuka wandte sich augenblicklich wieder ihrem Bruder zu. „Katsuya, was ist?“, fragte sie besorgt. >Wasser.< kam es leicht gequält von Katsuya. „Ich hol dir welches.“, antwortete Shizuka fürsorglich. Sie flog zum nahe gelegenen Fluss und schöpfte Wasser mit einem großen Blatt. Ach, wenn sie doch jetzt nur die Trinkschläuche von Ishizu hätten... So musste eben das Blatt reichen. Vorsichtig transportierte sie das kostbare Nass zu ihrem Bruder und ließ es in sein Maul laufen. Schlucken konnte Katsuya noch nicht richtig, aber die Flüssigkeit in seinem Maul tat ihm schon gut... Erschöpft schloss Katsuya wieder seine Augen und fiel in einen leichten Schlaf. Gebannt verfolgte Rebekka den Umgang der Geschwister miteinander. Es war ungewohnt für sie zu sehen, dass nur ein Drache sprach und handelte. Es wirkte auf sie, als würde Shizuka ihrem Bruder alles von den Augen ablesen. Aber es war nicht so, wie sie wusste. Drachen und Menschen schienen sich irgendwie Gedanklich verständigen zu können. Sie kam gar nicht auf den Gedanken, dass dies eventuell ja allen Drachen gegeben wäre... „Er schläft.“, meinte Shizuka, als sie sich wieder zu Rebekka begab. „Ich glaube, er ist über den Berg.“ „Ja, das scheint mir auch so.“, nickte Rebekka. Ein Wesen, das nach Wasser verlangte, wollte leben... „Das Weibchen, das ist bei euch? Nicht wahr?“ Rebekka schaute Shizuka abwartend an. Diese brauchte einen Augenblick, um den Sprung zu begreifen, den die Gefährtin des Ältesten gerade machte. „Du meinst Kisara?“, fragte Shizuka vorsichtshalber nach. „Wenn so das weiße Drachenweibchen heißt – Ja.“, antwortete ihr Rebekka. „Ja, sie ist bei uns.“, nickte Katsuyas Schwester. „Aber, warum?“, wollte Rebekka wissen. „Sie hat es bei ihrem Gefährten einfach nicht mehr ausgehalten.“, antwortete Shizuka ehrlich. „Und wenn ihr Ei nicht zu früh gekommen wäre, dann wären wir mit Katsuya zusammen gekommen. So aber ist Katsuya alleine geflogen, um nach dem Rechten zu sehen, und in der Kolonie Bescheid zu sagen. Zum Glück, möchte ich meinen, wenn ich mir Katsuya so betrachte...“, nachdenklich wiegte Shizuka ihren Kopf. „Was hat sie nicht mehr ausgehalten?“ Rebekka konnte sich immer noch kein richtiges Bild von Gozaburo machen. „Sie wollte ihr Junges nicht mit diesem Gefährten großziehen.“, antwortete Shizuka ehrlich. „Da hat sie ihn verlassen.“ „Ist das nicht sehr ungerecht ihm gegenüber? Ein Männchen ist schließlich auf ein Weibchen angewiesen, wenn es Nachwuchs haben möchte.“, meinte Rebekka skeptisch. Noch hatte Kisara in ihren Augen nicht das Recht gehabt, ihren Gefährten zu verlassen. „Das stimmt schon, da bin ich ganz deiner Meinung. Es gibt nur so einiges über Gozaburo, das ihn als Vater nicht so geeignet erscheinen lässt.“, erwiderte Shizuka ernst. „Und das wäre?“, erkundigte sich Rebekka. „Als einziges Weibchen musste Kisara sich zwischen zwei Bewerbern entscheiden. Doch nachdem sie sich für Gozaburo entschied, legte er ein ganz anderes Verhalten an den Tag. Er war nicht mehr höflich und zuvorkommend, wie bei der Werbung, sondern herrisch, besitzergreifend und wollte von ihr nur noch, dass die endlich sein Ei trug.“, versuchte Shizuka sachlich darzulegen. „Außerdem tanzte er nicht den Paarungstanz mit ihr, sondern bestieg sie gewaltsam jeden Tag, grad so, als wäre dies ihr einziger Daseinszweck. Zudem trieb er noch so Anderes – Kisara hatte den starken Verdacht, dass ihr Gefährte der Anführer einer kleinen Gruppe war, die Menschensiedlungen überfielen...“ „Und die anderen Drachen in der Kolonie? Die anderen Weibchen, haben die nichts dazu gesagt?“, wollte Rebekka betroffen wissen. Also, sie hätte über ein solches Verhalten gewiss nicht geschwiegen. Kisara hatte gewiss um Rat gesucht, konnte sie sich vorstellen. „Keiner wollte etwas hören, alle waren froh, dass dieses leidige Werben um das einzige Weibchen vorbei war, und endlich Ruhe in die Kolonie einziehen konnte.“, meinte Shizuka grimmig. Auch ihr zog es jedes Mal das Herz zusammen, wenn sie daran dachte, dass die, die Kisara hätten helfen können, einfach weggesehen hatten. „Das ist nicht gut.“, nickte Rebekka verstehend. „Gozaburo hätte durch die Ältesten zurechtgewiesen werden müssen. Mit solchem Verhalten entehrt ein Drache jeden, nicht nur sich selbst und seine Gefährtin, sondern auch seine Familie und seine Kolonie. Mir scheint, dieses Männchen war ziemlich zügellos.“ ~~~ Langsam tauchte Katsuya aus seiner Dunkelheit auf. Nur vage konnte er sich daran erinnern, dass er den bewegungsunfähigen Gozaburo verschonen wollte. Doch mit letztem Glück konnte er seiner letzten, tödlichen Attacke ausweichen, und setzte selbst mit letzter Kraft zum tödlichen Biss an. Erst als der Älteste ihn von dem Leichnam fortzog, glaubte er endlich, dass Gozaburo tot war, und ihm nichts mehr anhaben konnte. Der Älteste stellte ihm zwar noch eine Frage, doch die verstand er schon nicht mehr – und fiel in eine tiefe Dunkelheit... Katsuya lag auf seinem provisorischen Lager und konnte zwei Weibchen reden hören... Das eine Weibchen war seine Schwester, doch wer das andere Weibchen war, das entzog sich momentan seiner Kenntnis. Und mit dem Bewusstsein kamen auch die Schmerzen... Katsuya stöhnte, und gleich fand sich seine Schwester bei ihm ein. „Katsuya, kannst du mich hören?“, wollte seine Schwester von ihm wissen. Katsuya versuchte zu nicken, doch nur ein Stöhnen entkam seinem Körper. „Versuch mit mir, so wie mit den Menschen zu reden.“, schlug Shizuka ihm vor. >Ich versuchs.< antwortete Katsuya gequält. „Siehst du, es geht doch.“, munterte Shizuka ihn auf. „Menschen?“, fragte die andere Stimme irritiert. „Hör zu Rebekka...“ Dieser Name sagte Katsuya etwas... Rebekka war doch die Gefährtin des Ältesten... Dann hatte er seine Schwester zu ihm geführt. Die beiden Weibchen führten eine Unterhaltung, doch Katsuya konnte nichts verstehen, denn es war zu anstrengend für ihn. Eine Weile lauschte er dem Klang der Stimmen und sie schläferten ihn beinahe ein wenig ein. Doch der brennende Durst, den er langsam verspürte, zwang ihn sich wieder bemerkbar zu machen. Er versuchte zu sprechen, doch nur ein Stöhnen entkam seinem Körper... Sofort war Shizuka wieder bei ihm und wollte wissen, was los wäre. >Wasser.< stöhnte Katsuya, zu mehr war er nicht fähig. „Ich hol dir welches.“, antwortete ihm Shizuka. Ahhh, wie tat es gut, als er endlich das kühlende Nass in seinem Maul spüren konnte. Aber der Versuch das Wasser runter zu schlucken, war noch zu schmerzhaft für ihn. Erschöpft schloss Katsuya wieder seine Augen und fiel in einen leichten Schlaf. Die murmelnden Stimmen der beiden Weibchen beruhigten ihn. Als Katsuya wieder erwachte, hörte er, wie Steine aufeinander fielen... ~~~ Schweigend flogen die fünf Drachen Richtung Westen. Jedem ging so etliche Gedanken im Kopf herum. Doch am meisten wunderte es die beiden Söhne von Raphael, dass der Älteste der Blauaugen die Nachricht vom Tod Gozaburo so ruhig aufgenommen hatte. Das warf gleich ein noch ganz anderes Bild auf Gozaburo – ein schlechteres... Endlich waren die Drachen an dem Platz angekommen, an dem der verletzte Katsuya und der tote Gozaburo lagen. Die beiden Weibchen hielten Wache, so wie es von Raphael gewünscht wurde. Kurz stellte Raphael die Drachen einander vor, dann gingen sie dazu über, Steine zu sammeln und Gozaburo damit zu bedecken. Shizuka und Rebekka waren überrascht, wie harmonisch die weißen und schwarzen Drachen miteinander umgingen. Auch sie hatten mit wesentlich mehr Unwillen auf der Seite der Weißen über den Tod Gozaburos gerechnet. Als Gozaburo endlich ganz mit Steinen bedeckt war, wandten sich die männlichen Drachen den Weibchen zu. „Das ist also Katsuya.“, meinte Mahad mit einem kurzen Blick auf das verletzte Rotauge. „Und du bist seine Schwester?“, wollte er von Shizuka wissen. „Ja, das bin ich.“, antwortete Shizuka höflich. „Beantworte mir bitte nur die eine Frage: Ist Kisara bei dir, oder euch?“, bat der Älteste der Blauaugen ernst. „Ja, das ist sie.“, antwortete Shizuka ehrlich. „Und, trug sie Gozaburos Ei? Gibt es ein Andenken an ihn?“, fragte Mahad ernst. „Ja, sie trug sein Ei. Mittlerweile hat sie es gelegt und brütet es aus.“, antwortete Shizuka nicht ohne einen leisen Schrecken. Was wenn der Älteste dieses Junge für die Kolonie zurück forderte? „Und warum, hat Kisara gesagt, hat sie die Kolonie verlassen?“, forschte Mahad weiter. „Sie wollte nicht, dass ihr Junges mit einem Vater wie Gozaburo aufwachsen sollte. Aus ihm sollte etwas Vernünftiges werden, und nicht so ein kranker Charakter, wie Gozaburo. Aber sie hatte den besten Willen mit Gozaburo aus zu kommen. Doch das Ei, das sie trug, warf ihre Pläne über den Haufen. Gozaburo sollte keinen Einfluss auf ihr Junges haben können...“, gab Shizuka Kisaras Beweggründe wieder. „So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht.“, nickte der Weiße Drache. „Wollt ihr ihr das Junge wegnehmen?“, fragte Shizuka ängstlich nach. „Nun, jetzt da Gozaburo nicht mehr lebt, besteht für Kisara doch überhaupt kein Grund mehr, der Kolonie fern zu bleiben.“, meinte der Älteste nachdenklich. Shizuka schrak zusammen. Das wäre ja fürchterlich... für alle und alles... Dies hatte keiner in Betracht gezogen... „Ich weiß nicht...“, begann Shizuka vorsichtig, „ich glaub nicht, das Kisara sich wieder von ihrer Tochter wird trennen wollen.“ Jetzt musste Shisara mit ins Spiel kommen – unbedingt... „Und Shisara wird ihre Mama auch nicht wieder hergeben wollen. Jetzt, wo sie doch Mama UND Papa zusammen hat.“, warf Shizuka ihr stärkstes Argument für Kisara in die Waagschale. Mahad war überrascht, mit welcher Inbrunst Shizuka sich für Kisara einsetzte. „Aber sie ist für euch doch sicher nur eine Belastung, so als einziges weißes Blauauge in einer Kolonie schwarzer Rotaugen...“, wandte Mahad unsicher ein. „Nein, sie ist uns keine Belastung.“, sagte Shizuka fest. „Sie ist uns herzlich willkommen, und passt wunderbar in unsere Gemeinschaft.“ Shizuka entgingen die seltsamen Blicke, die sich ihr Ältester und seine Gefährtin zu warfen. „Shizuka lebt nicht in unserer Kolonie.“, wandte Raphael vorsichtig ein. „Und von diesem Jungen habe ich gestern auch zum ersten Mal gehört. Ebenso wenig habe ich Kenntnis über den Aufenthaltsort von Kisara.“ Die beiden Ältesten schauten erst sich und dann Shizuka an. Mahad nickte, diese ’Verhandlung’ überließ er lieber Raphael. „Was genau für eine Gemeinschaft?“, wollte Raphael sehr genau von Shizuka wissen. Shizuka nickte, jetzt war der Moment gekommen, auch noch den Rest zu erzählen. „Katsuya, Kisara, Shisara, Mokuba, Jono, Seth, Ishizu, die kleine Ishizu, Yugi, Tea, Kisara, Moka, Karim, Yoko und hoffentlich bald noch recht viele Andere.“, antwortete Shizuka einfach. „Alles Drachen?“, forschte Raphael skeptisch nach. Wie kamen so viele fremde Drachen in sein Gebiet? „Nein.“, schüttelte Shizuka lächelnd ihren Kopf. „Nur Katsuya, Kisara, Shisara, Mokuba, Jono, und manchmal auch Seth, sind Drachen. Alle Anderen sind Menschen.“ Die beiden Ältesten schauten Shizuka ungläubig an. „Du meinst, Gozaburos Junge soll mit Menschen aufwachsen?“ Diese Vorstellung behagte Mahad so ganz und gar nicht. „Warum nicht?“, wollte Shizuka wissen. „Die Menschen sind nett, und DIESE Menschen wissen Drachen sehr zu schätzen. Wusstet ihr, dass es bei den Menschen Geschichten darüber gibt, dass Drachen und Menschen früher miteinander gelebt haben? Dass sie sich früher nicht gegenseitig gejagt und vernichtet haben? Sie haben sich sogar gegenseitig ein Kind geschenkt.“ Auffordernd blickte Shizuka die Drachen in ihrer Umgebung an. Die Drachen verstanden immer weniger, und auch Rebekka konnte sich noch keinen rechten Reim auf das eben gesagte machen. „Würdest du uns das bitte genau näher erklären?“, forderte Raphael Shizuka auf. „Drachen und Menschen lebten früher, in den Alten Zeiten, in Harmonie miteinander. Häufig bildeten mehrere Menschendörfer und eine Drachenkolonie eine gemeinsame Siedlung. Sie pflegten einen regen Austausch, und um sich noch besser zu verstehen, schenkte jede Rasse der Anderen ein Neugeborenes.“ „Wie ist das zu verstehen?“, wollte Raphael wissen, der sich nichts darunter vorstellen konnte. „Drachen und Menschen schlossen bei den Sternen einen Bund, und dieses Neugeborene würde jeweils für einen Tag einer Mondphase die Gestalt der anderen Rasse annehmen.“ „Jono?“, fragte Raphael vorsichtig. „Ja, Jono.“, antwortete Shizuka ernst. „Außerdem gab es bei jeder Rasse auch ein weibliches Neugeborenes, das die Funktion der Bewahrerin innehatte, und ihre Töchter trugen immer dieses Wissen weiter. Aber leider führten Drachen und Menschen später einen großen Krieg gegeneinander, und die Mondkinder gerieten in Vergessenheit. Und so wird bei Menschen und Drachen immer wieder ein männliches Junges mit erreichen der Geschlechtsreife davon überrascht, dass es sich verwandelt. Dabei gibt es ganz bestimmte körperliche Merkmale an Hand dessen man diese Kinder erkennen kann. Die Kinder des Bundes, die die bestimmten Fähigkeiten tragen, haben alle ein rotes rautenförmiges Mal auf ihrem Körper, die Bewahrerinnen sichtbar auf ihrer Stirn, und die Mondkinder in ihrem Genick.“ „Das ist ja alles schön und gut“, meinte Raphael, „doch was hat das mit uns, oder mit euch, oder mit dieser seltsamen Gemeinschaft zu tun?“ „Wir wollen den alten Bund wieder auferstehen lassen. Endlich sind wieder einmal alle zusammen gekommen, die von diesem Bund betroffen sind. Die beiden Mondkinder sind aufeinander getroffen, haben die Bewahrerin der Menschen kennen gelernt, und die Bewahrerin der Drachen hat auch den Weg zu dieser Gemeinschaft gefunden.“, erklärte Shizuka offen. „Wie hast du eigentlich diese Menschen kennen gelernt?“ „Durch Seth. Er kam eines Tages zusammen mit Jono zu mir. Und als die Beiden den Auftrag hatten Shisara zu Ishizu zu bringen, sind Kisara und ich mit geflogen. So haben wir die Bewahrerin und alle Menschen, die bei ihr waren, kennen gelernt.“ Langsam wurde Shizuka trotzdem ungeduldig... Sie wollte dem Ältesten ja nicht vorgreifen, aber Katsuya brauchte noch Hilfe... „Raphael“, begann sie vorsichtig, „ich möchte dich in deiner Entscheidung ja ungern beeinflussen, oder gar drängen, doch Katsuya braucht Hilfe, und Ishizu ist eine hervorragende Heilerin... Sie kann dafür sorgen, dass sich seine Wunden nicht entzünden... Und hat außerdem Gerätschaften die uns dabei helfen, ihn mit Wasser zu versorgen, solange er sich noch nicht bewegen kann.“ Flehend blickte Shizuka Raphael abwartend an. Raphael wiegte bedenklich mit dem Kopf. Wenn er Shizuka eben richtig verstanden hatte, wollte sie einen Menschen in ihr Territorium holen. „Gut, du darfst diese Ishizu herholen, und in der Zwischenzeit entscheiden wir darüber, was mit euch geschehen soll – mit euch allen, Drachen, wohlgemerkt.“, entschied Raphael. Wenn sie Katsuya nicht wegen seiner schweren Verletzungen verlieren wollten, dann war es gewiss besser jede Hilfe anzunehmen, die sie finden konnten. Und in der Zwischenzeit würde er sich mit Mahad bereden – das letzte Wort war in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen. Kapitel 54: Hilfe für Katsuya ----------------------------- Shizuka hob ab und flog so schnell sie konnte zum See zurück. Mit dem letzten Tageslicht erreichte sie den See, und nach einem kurzen nächtlichen Fischzug suchte sie den Schlafplatz der Drachen auf und legte sich zur Ruhe. Shisara spürte die Anwesenheit ihrer Mutter und kam schlaftrunken zu ihr angekrochen, um unter ihren Flügel zu kriechen. Kisara hob nur kurz ihren Kopf an und blickte die Schwarze fragend an. „Morgen.“, war das einzige, das Shizuka hervor brachte. Doch dann entschied sie sich anders. „Katsuya lebt, aber er ist ziemlich verletzt. Jetzt muss ich unbedingt schlafen, ich bin so schnell geflogen, wie ich konnte.“ Erschöpft legte sich Shizuka um Shisara herum und war in kurzer Zeit eingeschlafen. Mit dem ersten Sonnenstrahl kehrte Leben in die Gemeinschaft am See ein. Shizuka war einfach viel zu unruhig... Leise, um Shisara nicht zu wecken, erzählte sie Kisara von den Geschehnissen rund um ihre Höhle. Davon, dass Katsuya die Höhle nicht verlassen vorfand, dass Gozaburo schon auf sie wartete, sich seine Gefährtin zurückholen wollte und mit Katsuya einen Kampf auf Leben und Tod geführt hatte. Kisara erschrak fürchterlich bei dieser Auskunft, und war im Nachhinein froh, ihr Ei zu früh bekommen zu haben. Doch der Tod Gozaburos konnte sie nicht darüber hinweg trösten, dass Katsuya schwer verwundet war. Wenn sie könnte, würde sie Shizuka begleiten – doch andersherum wollte sie nicht schon wieder ein Ei im Stich lassen. Kisara seufzte tief – hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen würde das Warten für sie gewiss zur Qual werden und ihre Tochter konnte sie nur bedingt ablenken, doch Kisara fügte sich in ihr Schicksal und beschloss, sich auf ihre Kinder zu konzentrieren und für sie dazu sein. Nach einem kurzen Frühstück im See flog Shizuka, begleitet von Shisara, zu Ishizus Zelt – und war überhaupt nicht weiter darüber verwundert, sie schon vor dem Zelt anzutreffen. Mit kurzen Worten erzählte sie ihr von Katsuya – dem Kampf zwischen ihm und Gozaburo, den Ältesten und dass sie gekommen war, um Ishizu zu Hilfe zu holen. Sie hielt sich nicht lange mit Geplänkel auf, und selbst Shisara spürte den Ernst der Situation. Ishizu trat in das Zelt, doch sie brauchte Seths Mutter nicht zu wecken – sie war schon wach. „Was ist los?“, erkundigte sich Kisara leise. „Katsuya ist schwer verletzt und ich muss mit Shizuka mitfliegen, um ihn zu heilen.“, antwortete Ishizu genauso leise. Die Kinder brauchten noch nichts mitzubekommen. „Das ist schlimm“, nickte die Jüngere, „aber mach dir keine Sorgen. Ich erklär es den Kindern nachher schon und pass auf alle auf.“, beruhigte Kisara die Ältere. „Danke.“ Ishizu überlegte, welche Heilkräuter sie wohl alle gebrauchen konnte, und packte alles, was sie davon hatte in ihre Trage. Dazu die größten Lederbeutel und Lederschläuche, die sie hatte. So gerüstet, und in ihre wärmsten Kleider gewandet, trat sie wieder vor das Zelt. „So, ich bin bereit. Wir können aufbrechen.“ Mit gemischten Gefühlen trat Ishizu an das schwarze Drachenweibchen heran, immerhin war sie nicht mehr die Jüngste. Doch überrascht stellte sie fest, dass Kisara das Gestell das Seth und Jono zurückgelassen hatten, an Shizuka befestigt hatte. Erleichtert seufzte sie auf, sie hatte sich schon so ihre Gedanken gemacht... aber an das Gestell hatte Ishizu überhaupt nicht mehr gedacht. Shizuka neigte sich so tief sie konnte vor der alten Frau und Kisara half Ishizu bei Aufsteigen auf das schwarze Drachenweibchen. >Sitzt du bequem?< erkundigte sich Shizuka fürsorglich bei Ishizu. „Nun, wenn ich 60 Jahre jünger wäre, hätte ich gewiss mehr Freude daran.“, grinste Ishizu. Kisara reichte der Älteren noch ihr Tragegestell hinauf und half es ihr an dem Gestell zu befestigen. Danach kletterte sie wieder von dem Schwarzen Drachen herunter und Shizuka erhob sich vorsichtig. >Ja, aber sitzt du denn bequem?< wollte Shizuka von Ishizu wissen. „Das schon, aber, wie lange, sagtest du, werden wir unterwegs sein?“ Mit gemischten Gefühlen sah die Bewahrerin der Menschen von ihrem luftigen Sitzplatz auf den Boden herunter. >Bis zur Mittagssonne, wenn ich schnell bin…< antwortete Shizuka. „Oh.“, seufzte Ishizu ergeben. „Es könnte also auch länger dauern?“ >Ja, wenn ich nicht so schnell fliegen soll.< nickte Shizuka. „Na, wenn ich da mal nicht einschlafe.“, meinte Ishizu voll Galgenhumor. >Meinst du?< erkundigte sich Shizuka bestürzt. Wenn dies der Fall war, könnte Ishizu ja runterfallen... das wäre überhaupt nicht gut... Shisara betrachtete sich interessiert das Ganze... Ihr waren Shizukas Gedanken nicht entgangen... >Kann man denn nicht verhindern, dass sie runterfallen kann?< wollte sie wissen. >So wie bei den schlafenden Kühen?< „Das ist eine gute Idee.“, überrascht schaute Kisara auf und ging ins Zelt und holte noch ein Seil. „Damit kannst du dich am Gestell festbinden.“, meinte die Jüngere und reichte das Seil nach oben. Ishizu bedankte sich, schlang sich das Seil zweimal um den Bauch und knotete es sehr gut an dem Gestell fest. Sie ließ sich einmal nach rechts und einmal nach links fallen, und war zufrieden. Plötzlich fiel ihr noch etwas ein... „Kisara, wie komm ich eigentlich wieder auf Shizuka rauf, wenn wir zurückfliegen?“, fragte sie die jüngere Frau. „Hmmh...“, dachte Kisara nach. „Wie wär’s mit einer Strickleiter?“ „Was ist eine Strickleiter?“, wollte die Ältere wissen. „Kleine Stöcke in Abständen an ein Seil gebunden.“, antwortete ihr Seths Mutter. „Das klingt gut.“, nickte Ishizu. Kisara ging noch einmal ins Zelt, nahm das längste Seil, das sie noch hatten, suchte kurze Stöcke zusammen und knüpfte so eine einfache Strickleiter zusammen. Shizuka wurde langsam etwas ungeduldig, doch sie sah ein, dass diese Verzögerungen sein mussten, denn sie betrafen wichtige Dinge. Und Ishizu war nun mal für Menschen schon ziemlich alt. Und, wenn sie ehrlich war, es hätte sie später wirklich vor ziemliche Probleme gestellt... Kisara kam, brachte die geknüpfte Strickleiter und reichte sich diese Ishizu nach oben. Ishizu nahm sie dankbar entgegen und suchte sich einen Platz zum verstauen. „Jetzt bin ich bereit.“, meinte sie zu Shizuka, nachdem sie noch einmal tief Luft geholt hatte. „Ich weiß nicht, wie lange ich fort sein werde.“, sagte Ishizu noch zu Kisara. „Aber so bald es geht, lass ich euch eine Nachricht zu kommen.“ Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich Shizuka in den Himmel und Ishizu startete zu ihrem ersten Drachenflug. Das hatte sie sich in ihrem ganzen Leben nicht träumen lassen, dass sie mal auf einem Drachen fliegen würde. Erst noch etwas ängstlich, aber nachdem sie sich noch einmal davon überzeugt hatte, dass sie nicht vom Drachen fallen konnte, schaute sie sich mit der Zeit immer interessierter um... und konnte sich an dem Flug erfreuen. Shizuka konnte spüren, wie Ishizu immer mehr entspannte, und flog nun so schnell sie konnte zu ihrem Ziel. Nach einem, für Ishizu ziemlich aufregenden Flug, landeten sie bei Katsuya und Ishizu blickte entsetzt auf den verletzten Drachen. Das sah wirklich nicht gut aus... ~~~ Von alldem bekamen Seth und Jono überhaupt nichts mit. Seth hatte Jono mit Ishizus Kräutertrunk versorgt, und sich um seinen nur noch sterben wollenden Freund gekümmert. Seth musste sich immer wieder das Lächeln verkneifen, wenn er Jono so leiden sah – er sah einfach zu niedlich aus, in seiner Sterbensleidensmine. Wenn es gar zu schlimm wurde, drehte er sich kurz um, nur um sich dann umso liebevoller um seinen kranken Gefährten zu kümmern. Als Jono sich wieder rühren konnte, wollte er nur noch zurück in sein Tal, in seine Höhle... Er war Ishizu dankbar, dass sie ihm diesen Trank gebraut hatte, doch jetzt sehnte er sich nach der Stille seines Tales. Gemeinsam flogen sie zum Lagerplatz der Drachen, um sich zu verabschieden und natürlich nicht ohne Kisaras Ei gebührend zu bewundern. Danach flogen sie zum Lager der Menschen, um sich dort ebenfalls zu verabschieden und flogen auf direktem Wege in ihr Tal. Seth konnte direkt spüren, wie es Jono zurück nach Hause, in ihr Tal, zog. Doch er musste sich eingestehen, dass er die traute Einsamkeit ihres Tales auch vermisste. Er freute sich, seine Mutter und seine Schwester in der Nähe zu haben – aber die Gemeinschaft mit Jono war ihm genauso wichtig geworden. So verbrachten sie ihre Tage nach dem gewohnten Ablauf und warteten auf ihre nächste Mondzeit – denn auch wenn Seth es nicht gern zu gab, am schönsten waren eben doch die Tage, an denen sie die gleiche Gestalt hatten. In der Stille ihres Tales, erfuhren sie nichts davon, dass Katsuya davon flog, um in der Höhle nach dem Rechten zu sehen – dass er auf unerwartete ’Gäste’ traf und am Ende um sein Leben kämpfte... Sie zählten Beide im Stillen für sich die Tage bis zum nächsten Vollmond... ~~~ Neugierig hatten die Drachen die Landung des seltsamen Gespanns beobachtet, und waren sehr gespannt, wen Shizuka da mitgebracht hatte. Aufmerksam schauten sie zu, als etwas Lianenartiges von Shizukas Rücken herunter fiel, und ein Mensch sich daran herunter bewegte. Als der Mensch auf dem Boden stand, und etwas auf den Boden ablegte, näherten sie sich vorsichtig Shizuka und dem Menschen... „Das ist Ishizu, die Heilerin der Menschen, die Beste die ich kennen gelernt habe.“, begann Shizuka mit der Vorstellung in Richtung der beiden Ältesten. Ishizu verneigte sich höflich vor den beiden Drachen. >Dies ist Raphael, der Älteste der schwarzen Rotaugendrachen.< Raphael verbeugte sich vor dem Menschen. >Und dies ist Mahad, der Älteste der weißen Blauaugendrachen.< Mahad verbeugte sich ebenfalls. >Sowie Rebekka, die Gefährtin von Raphael.< beendete Shizuka die Vorstellung. Rebekka verbeugte sich, wie auch schon die beiden Männchen vor ihr. Damit waren alle wichtigen Personen vorgestellt worden und Ishizu konnte an die Arbeit gehen, fand Shizuka. >Brauchst du irgendwelche Hilfe, oder hast du Fragen?< wollte Shizuka von Ishizu wissen. „Danke. Wann hat Katsuya zum letzten Mal was getrunken?“ Shizuka wiederholte Ishizus Frage. Die Drachen waren ziemlich überrascht, dass Shizuka und Ishizu offensichtlich miteinander reden konnten. >Ich hab ihm immer wieder kurz ein paar Tropfen Wasser von einem Blatt geben können.< antwortete Rebekka. „Das ist gut.“, nickte Ishizu. „Und hat er sich irgendwie bewegt?“, wandte sich Ishizu an Rebekka. Shizuka übersetzte wieder. >Nein.<, antwortete das Weibchen. „Und geredet?“, wollte Ishizu als nächstes wissen. >Nein, auch nicht.< Rebekka war verblüfft, dass der Mensch offensichtlich auch sie verstehen konnte. >Sag mal,< wandte sich Rebekka an Shizuka, >ist sie ein besonderer Mensch, der die Sprache der Drachen verstehen kann?< >Nein,< lächelte Shizuka, >aber es gibt ein Kraut, und wenn man das richtig zubereitet zu sich nimmt, dann können Drachen die Sprache der Menschen, oder Menschen die Sprache der Drachen verstehen.< >Oh, so was gibt es?< Rebekka war verblüfft über diese Information. Das war ihr gänzlich unbekannt. >Nun, wenn es einen Bund zwischen Menschen und Drachen gegeben hat, und auch wieder geben soll, dann muss es auch etwas geben, damit diese beiden, so unterschiedlichen Rassen, sich miteinander verständigen können.< erklärte Shizuka den anderen Drachen. Ungeachtet dessen, begab sich Ishizu zu Katsuya und betrachtete ihn. Die Versorgung durch die Drachen war vorbildlich, die Wunden durch die Blätter vor Dreck zu schützen war eine weise Handlung gewesen. So konnten sie sich nicht entzünden. „Ihn mit den Blättern abzudecken war eine sehr gute Idee.“, meinte Ishizu anerkennend zu den Drachen und Shizuka gab ihr Lob weiter. >Na ja, es gab nicht viel, das wir machen konnten.< meinte Raphael erfreut. >Und welche Kräuter gut für uns sind, wissen wir ja auch.< „Das habe ich auch nie in Frage gestellt.“, meinte Ishizu ehrlich. Endlich betrachtete sie Katsuyas Wunden. So, wie es um ihn herum aussah, hatte er viel Blut verloren, aber er atmete... und das war das wichtigste überhaupt. So lange ein Mensch, pardon, ein Lebewesen atmete, lebte es noch. Langsam schritt sie um Katsuya herum und begutachtete die Wunden, die sie aus ihrer Position heraus sehen konnte. Danach trat sie an ihre Trage und räumte sie leer. Sorgfältig betrachtete sie ihre Kräuter und dachte nach. „Ich brauche den Beutel voll mit Wasser. Dazu zwei gerade gewachsene Baumstämme, so dick wie mein Arm. Außerdem eine große Anzahl an Kaninchen oder ein Reh oder Hirsch. Und so viele große Blätter, wie ihr finden könnt.“, gab sie ruhig ihre Anweisungen an Shizuka. Shizuka übersetzte wieder für die Anderen Ishizus Aufträge und nahm sich selbst den großen Lederbeutel. Mahad und Mazakazu wollten das Jagen übernehmen und Rebekka und ihre Söhne erklärten sich bereit, sich um die Baumstämme und die Blätter zu kümmern. Raphael behielt es sich vor, ein Auge auf dem Menschen zu haben. Noch war er sich nicht sicher, was er von dem Menschen halten sollte. Doch, so wie es schien, würde sie Katsuya tatsächlich helfen können. Aber, das würde sich erst noch zeigen... In der Zwischenzeit suchte sich Ishizu große Steine und Feuerzeug zusammen, und entzündete ein Feuer, das sie für ihre Belange brauchte. Sie holte sich vier lange Knochen aus ihrem Gepäck, die sie zu einem Rahmen zusammensteckte und wartete darauf, dass Shizuka mit dem Wasser und Rebekka mit den Baumstämmen wieder kam. Doch Mazakazu war als erster wieder zurück und brachte einen stattlichen Hirsch mit. Ishizu bedankte sich mit einer Verbeugung bei dem weißen Drachen und machte sich mit geübten Handgriffen daran, dem Hirsch die Haut abzuziehen. Sie war gerade fertig damit, dem Hirsch die Haut abzuziehen, als einer der Schwarzen Drachen ihr die Baumstämme brachte. Geschickt kürzte sie die Stämme auf die richtige Länge und verband sie mit dem Knochenrahmen zu einem Gestell. Darüber hängte sie den Lederbeutel mit Wasser, den Shizuka ihr brachte, und stellte alles über das Feuer. Einige heiße Steine aus dem Feuer halfen ihr dabei, das Wasser schneller zu erhitzen. Sie füllte in etwas Wasser in einen kleineren Beutel ab, in welchen sie, zusammen mit einigen Kräutern, etwas von dem Fleisch legte. Diese Brühe sollte Katsuya zu trinken bekommen, damit er wieder kräftiger werden würde. In dem großen Beutel kochte sie aus ihren Kräutern eine Heiltinktur, in die sie nachher die mitgebrachten Fellstreifen tunken würde, die sie zur Wundversorgung auf Katsuyas Wunden legen wollte. Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, und die Brühe und die Heiltinktur soweit abgekühlt waren, dass Ishizu sie verwenden konnte, machte Ishizu sich daran Katsuya zu versorgen. Rebekka erteilte sie den Auftrag, ihm wie bisher das Wasser, nun die Brühe einzuflößen. Und mit Shizuka kümmerte sie sich um die Wunden. Mit den Wunden am Hals fing sie an... diese waren eindeutig die schlimmsten. Sorgfältig spülte sie die Wunden aus und deckte sie mit den eingeweichten weichen Fellstreifen zu. Darüber legte sie die großen Blätter, die ihr die Drachen gesammelt hatten, und das umgedrehte Fell des Hirsches diente zur Beschwerung. Zu ihrer großen Freude vernahm sie hin und wieder ein unterschwelliges Stöhnen von Katsuya – er spürte also ihre Behandlung. Das war sehr gut so... Sie hatte alles getan, was sie konnte... Jetzt konnte sie immer nur wieder die Wunden neu versorgen, und dafür sorgen, dass für Katsuya eine kräftige Brühe bereit stand. Während der Wartezeiten überprüfte Ishizu ihre Kräutervorräte, und sah sich in der Umgebung um, ob sie nicht die benötigten Kräuter auch in der Nähe fand. Doch diese Gegend war nicht sehr bewachsen... Doch sie fand die einen oder anderen Kräuter, mit denen sie ihren Vorrat aufstocken konnte... vor allem solche, die den Heilungsprozess von Innen unterstützten. Aus diesen kochte sie einen Heil-Tee, den Katsuya im Wechsel mit der Fleischbrühe zu trinken bekam. Die Blätter zerstampfte sie zu einer Paste, die sie auf die abheilenden Wunden streichen konnte. So vergingen die nächsten Tage in einem ziemlich gleichmäßigen Rhythmus: Wunden auswaschen, neu versorgen und Katsuya füttern. Inzwischen hatte Ishizu sich auch daran gewöhnt, von Shizuka vorsichtig mit dem Maul gefasst und auf Katsuya abgesetzt zu werden, um auch an diese Wunden heran zu kommen. Das erste Mal war sie ziemlich erschrocken, doch da sie Shizuka vertraute... Raphael und die anderen Drachen schauten dem Wirken Ishizus aufmerksam interessiert zu, und waren erstaunt, was sie so alles tat. Zu Vollmond zeigte sich der erste Erfolg: Katsuya versuchte sich zu erheben. Ishizu mahnte ihn, sich nicht zu überanstrengen, doch zum ersten Mal konnte er selbstständig trinken. Und sie hatten noch mehr Glück – die tiefen Bisswunden, die er überall am Hals und in der Nähe seiner Kehle hatte, waren nicht wieder aufgegangen. Überhaupt konnte Ishizu mit Erstaunen feststellen, dass die Wundheilung bei Drachen eine ganz andere war, als bei Menschen... Die Kratzwunden waren inzwischen verheilt, um sie brauchte sie sich nicht mehr um sie zu kümmern. Zwei Tage später brauchten auch die Bisswunden nur noch mit der Paste eingestrichen zu werden, sie waren ordentlich von unten her zugeheilt. Nach dem Katsuya sich das erste Mal wieder bewegt hatte, machte auch sein Befinden einen riesigen Fortschritt. Mittlerweile bekam er nicht nur Brühe zu trinken, sondern konnte auch schon wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Shizuka versorgte ihn mit Kaninchen, und zwei Tage nach Vollmond erhob sich Katsuya, um zum ersten Mal Kot abzusetzen. Er quälte sich ziemlich, und so entschied sich Ishizu dafür, ihm einen Tee zur Verdauung zu kochen. Wenn er erst wieder selbst zum Wasser kommen würde, dann hätte Katsuya auch damit keine Probleme mehr. Drei Tage später war es dann so weit: Noch etwas entkräftet, aber schon wieder mit allen Sinnen am Leben teilnehmend, schaffte es Katsuya selbst bis zur nächsten Wasserstelle zu laufen und seinen Durst zu stillen. Ishizu entschied, nach Rücksprache mit Shizuka, dass sie Katsuya nun alleine lassen konnte. Seine Wunden waren verheilt – jetzt brauchte er nur noch zu Kräften zu kommen und könnte dann wieder zum See zurückkehren. ~~~ Raphael, Rebekka und ihre Söhne wechselten sich bei der Bewachung von ihrem ungewöhnlichen Gast in der Kolonie ab, und außer Raphael halfen alle Shizuka bei der Pflege des verletzten Katsuya. Raphael war von den Fortschritten ganz angetan, ohne Shizuka wären sie nicht auf die Idee gekommen, Katsuya Wasser einzuflößen. Und dass man aus dem Fleisch eine nahrhafte Brühe herstellen konnte, das wussten die Drachen ebenso nicht. Doch es war deutlich zu erkennen, dass die Behandlung Katsuya gut zu tun schien. Nach reiflicher Überlegung rang sich Raphael dazu durch, von diesem Kraut zu sich zu nehmen, um sich mit der Heilerin selbst unterhalten zu können. Es störte ihn, dass er auf die Übersetzung durch Shizuka angewiesen war. Ishizu war nicht weniger überrascht, als Shizuka, als Raphael mit seiner Bitte an sie herantrat. Doch sie war sofort bereit, das gewünschte zu zubereiten. Kurz bevor die Blätter fertig gekocht waren und ein Kaninchen damit gefüllt war, kamen überraschender Weise Mahad und Mazakazu vorbei. Sie erkundigten sich, ob sie störten, und Raphael verneinte. Mahad schien darüber sehr erleichtert, denn er hatte einige Fragen an den Ältesten der schwarzen Rotaugen. Er erkundigte sich höflich nach dem Befinden Katsuyas – doch dann schaute er neugierig zu, wie Ishizu das Kaninchen mit den Blättern füllte. >Ist das für Katsuya?< wollte er interessiert wissen. Ishizu lächelte und schüttelte ihren Kopf. Verwirrt schaute Mahad die Drachen an. >Es ist für mich, ich wollte das Sprachenkraut mal ausprobieren und sehen, was geschieht.< erklärte ihm der Älteste der Rotaugen. Mahad schaute ihn überrascht an. >Reicht es auch noch für mich?< erkundigte er sich. Ishizu nickte erfreut und griff nach einem Messer und teilte das Kaninchen in zwei Teile. Ebenso verteilte sie die Blätter gleichmäßig auf beide Portionen und reichte sie den beiden Ältesten. >Vorsicht, es schmeckt ziemlich bitter.< warnte sie Shizuka noch, bevor sie die Happen in das Maul nahmen. >Danke, der Warnung.< knurrte Raphael, der schon den bitteren Geschmack auf der Zunge hatte. Aber Ishizu hatte schon vorgesorgt. Lächelnd reichte sie ihm die Hälfte des anderen Kaninchens, das sie bei sich hatte und die zweite an Mahad. >Und? Was geschieht jetzt?< erkundigte sich Raphael noch leicht knurrig. Hätte er gewusst, dass das sooo bitter war, er hätte es sich eventuell noch einmal anders überlegt – oder wenigstens sich einen Hirschen zum hinterher fressen besorgt. „Nun, ihr solltest mich jetzt verstehen können.“, meinte Ishizu lächelnd. „Katsuya ist bald soweit genesen, das ich wieder zu meinem See zurück kann.“ Mahad schaute überrascht zu dem Menschen an seinen Füßen. Er hatte tatsächlich verstanden, was gerade gesagt wurde. Raphael nickte zufrieden, auch er hatte verstanden, was Ishizu gesagt hatte. Raphael wartete ab, bis Ishizu Katsuya versorgt hatte und schickte Shizuka mit einer fadenscheinigen Nachricht in die Kolonie und auch Mahad bat Mazakazu schon zur Kolonie zurück zu fliegen. Danach quetschte Raphael Ishizu aus – und Mahad hörte aufmerksam zu. Ishizu beantwortete Raphaels Fragen ehrlich, sie verschwieg auch nicht, dass das Wohl und Wehe ihres kleinen Neuanfangs noch auf wackligen Beinen stand. Sie hatte noch nicht mit dem Dorfältesten geredet – es war also noch nicht sicher, dass die Menschen des Waldes den neuen Bund zwischen Menschen und Drachen gut hießen. Raphael war dankbar über ihre Ehrlichkeit – zeigte es ihre ehrbaren Absichten auf. Er wollte die Entwicklung dieser kleinen Gemeinschaft aus der Ferne beobachten – und wenn es zu seiner Zufriedenstellung lief... Als Shizuka wieder zurückkehrte, nicht ohne vorher noch ein Reh für Katsuya erlegt zu haben, gestattete der Älteste der schwarzen Rotaugendrachen ihr und Katsuya den weiteren Umgang mit den Menschen. >Ihr seid in der Kolonie stets willkommen. Leider kann ich das Willkommen noch nicht auf Jono ausdehnen, oder die Drachen die noch so an seiner Seite leben, aber ihr gehört auch weiterhin zur Kolonie. Meine Söhne werden schweigen, und wir ebenfalls – und was später einmal sein wird oder kann, das wird die Zeit zeigen. Nur eins bedinge ich mir aus: Wo kann ich euch finden?< Shizuka nickte, etwas anderes hätte sie von Raphael nicht erwartet, und es war mehr, als sie erhofft hatte. Sie erklärte den beiden Ältesten den Ort, an dem der See war, und an dem sie sich vorläufig aufhielten. Doch für die kalte Jahreszeit würden sie in ihre Höhle zurückkehren, es wäre für die beiden Drachenkinder zu kalt... Drei Tage nach Vollmond, als Katsuya sich wieder selbst versorgen konnte, und auf die Hilfe Ishizus nicht mehr angewiesen war, packte Ishizu ihre Sachen und Rebekka holte ihren Gefährten, damit sie sich in gebührender Weise von einander verabschieden konnten. Schüchtern wandte sich Rebekka an Ishizu – sie hatte ein Bitte an sie, doch es viel ihr schwer sie zu äußern. „Was ist?“, aufmunternd blickte Ishizu die Gefährtin des Ältesten an. >Würdest du uns den Wassersack überlassen?< fragte Rebekka vorsichtig. Der Nutzen dieses Gegenstandes war ihr nicht entgangen und hatte ihr sehr gut gefallen. Es waren ihr genug Möglichkeiten eingefallen, wo er ihr behilflich sein könnte. Ishizu lächelte – und packte noch einmal ihre Trage aus, holte den großen Lederbeutel heraus und reichte ihn Rebekka. „Ich hoffe, er tut dir gute Dienste.“ Damit packte sie ihren Tragekorb wieder zusammen bedankte sich höflich bei Raphael und hieß ihn an ihrem See jederzeit willkommen. Danach kletterte sie etwas umständlich auf Shizuka hinauf und gemeinsam flogen die Beiden wieder zurück zum See. ~~~ Am Vollmondmorgen erwachte Seth davon, dass seine wärmende ’Decke’ verschwunden war. Jono kuschelte sich wärmesuchend an ihn und Seth griff nach der Decke, die schon neben im lag. Er deckte sie beide damit zu und nahm Jono noch ein wenig in den Arm. Sofort wickelten sich ein Arm und ein Bein von Jono um ihn und der Blonde seufzte zufrieden auf. Zärtlich wuschelte Seth durch Jonos Haare und schaute ihm beim Schlafen zu. Oft konnte er das ja nicht, und so genoss er diesen Moment besonders. Jono bohrte seine Nase in Seths Halsbeuge und hob sehnsüchtig sein Gesicht, als Seth leicht darüber streichelte. Seth drückte ihm sachte einen Kuss auf die Lippen und Jono seufzte wiederum zufrieden auf. Doch als Seth sich wieder von ihm entfernte, brummte Jono unwillig auf. Er wollte die Lippen noch ein wenig behalten. Lächelnd beugte Seth sich wieder zu seinem kleinen Träumerlein herunter und bot ihm das gewünschte. Zufrieden nahm Jono die Lippen in Besitz, küsste sie, strich mit der Zunge über sie und suchte nach der kleinen Gespielin... Ein kleiner Tanz entwickelte sich aus der Begegnung der beiden Zungen und nicht nur Jono zeigte eine Reaktion darauf... Seth löste den Kuss und beugte sich zu Jonos Ohr. „Hey, aufwachen mein kleines Träumerlein.“, flüsterte Seth in Jonos Ohr. Jono brummte unwillig, weil sich die Lippen Seths entfernt hatten. Seth fand es ja niedlich, WAS Jono oftmals so im Traum machte – doch Seth wollte ihn verwöhnen, und er wollte nicht, dass Jono dabei schlief... Aber Jono hatte gar keine Lust aufzuwachen, viel zu schön war sein Traum... Was Seth nämlich nicht wusste, war, dass Jono nicht nur von den Neumondtagen träumte, wenn er ein Drache war... Und so wollte er diesen schönen Traum noch nicht aufgeben, in dem er mit seinem Seth als Mensch zusammen war... Dass er dabei etwas Schönes verpassen könnte, kam ihm nicht in den Sinn, denn Jono bekam seine Verwandlung nie mit... Er schlief einfach weiter... Seth schmunzelte, wenn Jono wirklich nicht aufwachen wollte, dann konnte er ihn ja ein wenig tatkräftig bei seinem Traum unterstützen. Er küsste ihn zärtlich auf seine Haare und ließ seine Hände über Jonos Rücken wandern und wartete auf Jonos Reaktion. Er wusste ja nicht, WAS Jono gerade genau träumte, doch wovon er träumte, war nicht zu übersehen, genauer gesagt zu ’überspüren’... Der kleine Jono sagte ihm gerade fröhlich guten Morgen, was vom kleinen Seth sofort erwidert wurde. Indem er sich ein wenig bewegte, sorgte Seth dafür, dass ihre beiden kleinen Freunde mit einander schmusen konnten und wartete neugierig auf Jonos Reaktion. Die kam auch prompt, Jono begann sich gegen Seth zu reiben und stöhnte wohlig auf. Das Kribbeln in Seth nahm zu, und gespannt wartete Seth darauf, was als nächstes kommen würde. Doch als Jono sich nur in Seths Halsbeuge festsaugte, schlich sich eine Hand von Seth zwischen ihre Körper, um den kleinen Jono zu verwöhnen. Erfreut stellte er fest, dass Jonos Hand ihm Gesellschaft leistete und gemeinsam brachten sie ihre kleinen Freunde dazu, vor Lust ihren Saft von sich zu geben. Aber Jono war immer noch nicht wach. Er schaute einfach nur glücklich aus und ließ seine Hand wieder auf Wanderschaft gehen. Und sie suchte unbeirrt Seths Pofalte auf und nach dem kleinen verborgenen Eingang, diesen wollte sie unbedingt untersuchen. Seth zog scharf die Luft ein, nein, dieser Traum nahm Formen an, die ihm überhaupt nicht gefielen... aber irgendwie schaffte er es nicht, sich unter Jono wegzubewegen, diese Stelle aus der Gefahrenzone zu bringen... Jono wollte endlich wissen, was es mit dieser Stelle auf sich hatte... er wollte damit auch spielen, so wie er mit den anderen Stellen von Seths Körper spielen konnte... und im Traum erlaubte Seth ihm das auch, er hielt ganz still, öffnete seine Beine für ihn, und ließ ihn diese Stelle erkunden... Irgendwie murmelte Seth etwas von trocken und von Finger nass machen, also nahm Jono seine Finger in den Mund, machte sie schön nass und ging wieder auf Erkundungstour. Sachte streichelte er über die zarte Haut von Seths Eingang, immer wieder, und als Seth heftig die Luft einzog, nahm er das als Aufforderung seinen Finger dort vorsichtig hineinzustecken... Hmmh, das fühlte sich interessant an, und Seths kleiner Freund drückte sich gleich viel härter an ihn. Jetzt wurde es Seth aber langsam zu bunt, Jono sollte damit aufhören, er wollte das nicht... noch nicht... Jonos Traum machte ihm deutlich, dass Jono genau dieses auch mit ihm machen wollte... Bedauernd drückte Seth einen leichten Kuss auf Jonos Haarschopf, aber diesen Traum musste er unbedingt beenden, wusste er doch nicht, wie weit Jono sonst noch gehen würde. Seth griff nach Jonos Arm und zog ziemlich bestimmt dessen Finger aus seinem Hintern heraus, danach schälte er sich aus Jonos Armen und stand auf. Er wollte nicht in Gefahr laufen, dass Jono seinen Traum weiterspann... Seth trat aus der Höhle heraus und erleichterte sich erst einmal, und versuchte das Gefühl in seinem Hintern zu verdrängen. Es hatte nicht wirklich wehgetan, doch es war unangenehm gewesen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Herz schneller schlug, als er sich daran erinnerte. Denn ganz so unangenehm war es doch nicht gewesen, wenn er es sich ehrlich eingestanden hätte, doch das schob er noch ganz weit von sich... Jono erwachte unzufrieden. Seine kuschelige Wärmequelle war verschwunden und deshalb war er aus seinem wunderschönen Traum erwacht... Seth hatte ihn endlich an die geheimnisvolle Öffnung gelassen, und er wollte sie gerade richtig untersuchen, als die Öffnung plötzlich verschwunden war. Die Decke um sich gewickelt, gesellte sich Jono zu Seth vor die Höhle. „Du bist schon draußen?“, fragte Jono Seth verwundert. Sonst wartete der Braunhaarige doch immer auf ihm, lächelte ihn an, wenn er erwachte – aber heute war es irgendwie anders... „Ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis mich zu erleichtern.“, versuchte Seth sich zu entschuldigen. „Warum hast du mich dann nicht mitgenommen?“ Jono war etwas beleidigt. Seth schluckte, er konnte Jono doch nicht die Wahrheit sagen... er würde das nächste Mal doch garantiert darauf bestehen, es auch im wachen Zustand zu machen... „Entschuldige, aber es war wirklich ziemlich eilig.“, versuchte Seth Jono zu überzeugen, dass es nicht anders ging. „Na, gut.“, gab Jono widerstrebend nach. Heute war Vollmond, da wollte er sich mit Seth nicht streiten. Den bedauernden Blick, mit dem Seth ihn kurz bedachte, konnte Jono nicht sehen, sonst wäre er doch sehr verwundert gewesen. Etwas später saßen die Beiden am Ufer des Sees, und warteten darauf, dass die Fische fertig gegart wären. Die Stille zwischen ihnen war ungewohnt, und Jono ließ immer wieder seinen Blick zu Seth wandern und schaute ihn fragend an. So kannte Jono seinen Seth überhaupt nicht. Seth bemerkte überhaupt nicht, dass er seinem Gefährten ziemliche Rätsel aufgab, zuviel ging ihm gerade im Kopf herum... Kapitel 55: Jono forscht nach und eine überraschende Erkenntnis --------------------------------------------------------------- Widerstrebende Gefühle tobten durch Seth – er wusste nicht, was er tun sollte... Jono hatte ihm längst mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er mit der momentanen Situation nicht zufrieden war, dass er, wie bisher, auch das tun wollte, was Seth mit ihm tat. Letzten Vollmond hatte er sich Seth entzogen, als dieser sich ihm verweigerte, und nun... Seth seufzte laut auf. Er liebte seinen Blondschopf, und liebte es mit ihm zusammen zu sein. Er liebte es, mit ihm zu schlafen, fühlte er sich in dieser besonderen Situation doch besonders mit ihm verbunden. Er suchte die körperliche Nähe zu seinem Gefährten, doch irgendwie fühlte sich alles gerade so fremd an... so kalt... so fern... Dass er selbst es war, der diese Aura verströmte, darauf kam Seth nicht. Auch Jono war unsicher, was er tun sollte. Da saß sein Seth neben ihm – und war doch nicht da, nicht anwesend... er konnte ihn nicht ’fühlen’... Immer wieder wanderte sein Blick zu dem Blauäugigen, dessen Strahlen stumpf geworden zu sein schien, und suchte den Zugang zu ihm. Es war schon fast Mittag, und sie hatten sich immer noch nicht gepaart... „Seth?“, fragte er vorsichtig nach. „Was ist mit dir?“ Aber Seth antwortete nicht, denn er versuchte immer noch zu ignorieren, dass sich Jonos Träumerei doch auch nach mehr angefühlt hatte... Verloren ließ Jono eine Hand auf Seths Bein wandern, streichelte ihn ganz leicht, langsam ein Stückchen weiter nach oben, bis er einen kleinen, unbeachteten Kameraden fand. Dieser freute sich über den Besuch und machte sich auch gleich ganz groß, um ja so viele Streicheleinheiten wie möglich zu erhalten. Jono kümmerte sich zärtlich um den kleinen Mann und wartete auf eine Reaktion Seths. Doch dieser schien das Ganze überhaupt nicht mitzubekommen – erst als der Blonde seine Bemühungen verstärkte, kam eine Reaktion des Braunhaarigen. Etwas unwillig schob Seth Jonos Hand zur Seite – er fühlte sich gerade sehr an den Traum erinnert, denn in seinem Hintern begann es zu pulsieren... Niedergeschlagen stand Jono auf, schaute enttäuscht seinen Gefährten an und machte sich auf den Weg zu seiner Höhle. Der kleine Seth wollte es doch, warum hatte denn der Große plötzlich etwas dagegen? Ein leichter Stich machte sich in seiner Herzgegend bemerkbar... Es dauerte eine ganze Weile, bis Seth die Abwesenheit Jonos auffiel. Zuerst glaubte er noch, dass Jono aufgestanden war, um etwas zu essen zu holen, doch als er sein fröhliches Geplapper nirgendwo vernehmen konnte, wurde er doch unruhig. Er stand auf, um nach seinem Gefährten zu sehen, und stellte überrascht fest, dass er eine Erektion hatte. Wo kam die denn her? Während er noch ungläubig an sich herunter blickte, kam Seth langsam eine Erinnerung – Jono... Er hatte ihn gestreichelt – und auf einmal hatte Seth ein ziemlich schlechtes Gewissen. Gefühle, die sich in seinem Körper vermischt hatten, hatten ihn Jono abweisen lassen. Wo könnte Jono nur sein? Nach kurzem Überlegen kam Seth zu dem Schluss, dass sein Drache sich sicherlich in seine Höhle zurückgezogen hatte. Dort wollte er zuerst nachschauen. Und er hatte Recht – Jono lag wie ein Häufchen Elend in ihre Decke eingewickelt auf ihrem Schlafplatz. Schmerzhaft zog sich Seths Herz zusammen. Nein, das hatte er nicht gewollt... Sacht kniete er sich neben den Blonden und streichelte ihn über sein feines Haar. „Das hab ich nicht gewollt.“, meinte er ehrlich zerknirscht zu seinem Gefährten. Braune Augen blickten ihn traurig an. Seth nahm Jono in seine Arme und streichelte über die blonden Haare und das das traurige Gesicht. „Willst du mich nicht mehr?“, stellte Jono bangend seine Frage. „Du bist heute so ganz anders.“ Mit klopfendem Herzen wartete er auf die Antwort des Blauäugigen. Dieser erschrak fürchterlich. So sah Jono sein Verhalten also... „Nein, so ist das nicht.“, beeilte Seth sich zu sagen und hoffte die Ängste Jonos beseitigen zu können. „Aber was ist es dann?“, fragte der Blonde gequält. „Ich... Du...“, stotterte Seth hilflos. Er hatte doch selbst noch keine Antwort auf all das – er war noch nicht bereit, sich gehen zu lassen... „Ja?“ Hoffnung keimte in Jono auf. Seth schien auch irgendwie durcheinander zu sein. „Du hast wieder geträumt.“ Seth wurde knallrot und braune Augen schauten ihn überrascht an. „Das hat dich doch bisher auch nicht gestört.“, meinte Jono verwundert. „Aber du hast diesmal...“, begann Seth stockend. „Ja?“, fragte Jono abwartend. „Du hast einen Finger...“, wand sich Seth unter Jonos fragenden Blicken. „Du hast ihn...“ Musste er es denn wirklich ganz aussprechen? Braune Augen ruhten abwartend auf dem Braunhaarigen. Seth holte tief Luft und schloss seine Augen. „Du hast einen Finger nass gemacht und mir hinten rein gesteckt.“ So, jetzt war es raus. „Wie?“, wollte Jono verblüfft wissen. „Ich war da, wo du mich nicht ranlässt? Und ich hab nichts davon mitgekriegt? Gemeiiiin...“ „Ja, du warst da.“, nickte Seth gequält. „UND? Hat es dir auch so gut gefallen, wie mir?“ Neugierig schaute der Braunäugige seinen Gefährten an. „Nein.“ Seth schüttelte energisch seinen Kopf. „Vielleicht.“, setzte er leise hinterher und senkte seinen Blick, um nicht in Jonos braune Augen blicken zu müssen. „Es hat dir nicht gefallen?“, ungläubig schüttelte Jono seinen Kopf. „Dabei ist das doch sooo schön.“ „Kann ja sein.“, seufzte der Braunhaarige auf. „Aber ich... ich...“ Jono umfasste sanft Seths Gesicht und drehte es zu sich. Die sonst so strahlend blauen Augen schauten ihn nur gequält an. Zärtlich küsste der Blonde seinen Gefährten, er wollte das Strahlen in diese Augen zurückholen. Während er ihn küsste, streichelte er über Seths Rücken. Ganz sanft, ganz zärtlich. Auch in Jono herrschten nun die unterschiedlichsten Gefühle. Seine Angst, dass Seth ihn ablehnen würde, war verschwunden und wich dem Gefühl der Hilflosigkeit, und einem fast greifbaren Verstehen. Doch noch wusste er nicht so recht, was den Mann an seiner Seite quälte, aber Jono war fest entschlossen, dies heraus zu finden. Der Blonde genoss das Gefühl der Nähe, das er bei diesem Kuss hatte, und seufzte leise auf. Das hatte er an diesem Tag besonders schmerzhaft vermisst. Auch Seth genoss diesen Kuss, der so sanft und liebevoll war – nur zu gern würde er all seine Bedenken über Bord werfen, wollte der kleinen leisen Stimme in sich nachgeben. Doch noch war seine innere Ablehnung größer, als sein Wunsch, Jono glücklich zu machen... Seth war in einer Zwickmühle... Jono hatte sich zwar vorgenommen, Seths Problem herauszufinden, aber jetzt wollte er erst einmal seinen Geliebten zärtlich verwöhnen und ihn von seinen trüben Gedanken ablenken. Überall verteilte er lauter kleine zarte Küsse auf Seths Oberkörper und streichelte jedes Stück Haut, das er finden konnte. Zufrieden lächelte er, als er seinen Seth leise stöhnen hörte – Ja, SO sollte es an einem Vollmondtag sein... Seth und er waren sich ganz nah, paarten sich... Nachdem zwei wunderschöne rote Male am Hals des Braunhaarigen prangten, und er sich voller Hingabe den beiden Brustwarzen gewidmet hatte, war Jonos erklärtes Ziel in Seths Körpermitte zu finden. Dieser kleine Freund sehnte eine liebevolle Behandlung längst herbei, das war nicht zu übersehen – und diesmal wurde Jono nicht wieder von seinem liebsten Spielzeug fortgescheucht. Langsam und bedächtig kümmerte er sich um Seths kleinen Kameraden und war erst zufrieden, als dieser, unter heftigem Stöhnen Seths, seinen kostbaren Lebenssaft von sich gab. Zufrieden kuschelte sich der Braunäugige an seinen Liebsten und lauschte seinem abklingenden Herzschlag und seiner Atmung. Nachdenklich gingen seine Finger auf Seth spazieren, und verweilten an dessen Brustwarzen, um diese wieder ein wenig zu reizen. Auf eine leichte Bewegung und ein wohliges Stöhnen des Mannes neben ihm hin, hob Jono seinen Kopf und fand zwei Lippen, die sich begehrlich auf seine pressten. Oh, das gefiel ihm ja gleich noch viel besser, Seth küsste ihn, wollte ihn – so sah das auch der kleine Jono. Ganz besonders, nachdem eine freche Zunge sich nicht aus der Mundhöhle des Blonden vertreiben ließ und einen wohligen Schauer nach dem anderen durch Jonos Körper schickte. Dieser presste sich ganz dicht an seinen Geliebten, und wie von selbst, fanden seine Hände ihren Weg zu Seths wunderschönen Pobacken. Als sie den Kuss lösten, um tief Luft zu holen, stellte Jono die Frage, die ihn am meisten beschäftigte: „Warum willst du nicht, dass ich an deine Kotöffnung gehe?“ Doch statt Seth anzuschauen, beschäftigte er sich lieber wieder mit dessen Halsbeuge, und saugte genüsslich an der weichen Haut. Diesem fiel es schwer einen klaren Gedanken zu fassen, und als Jono so gar keine Antwort bekam, unterbrach er kurz sein Tun und blickte den Braunhaarigen kurz fragend an. „Hm? Also, warum darf ich nicht?“, wiederholte er seine Frage und machte somit deutlich, dass er eine Antwort erwartete. Trotzdem setzte er seine angefangene Tätigkeit fort, und suchte sich die nächste Stelle an Seths Hals, die er ’zärtlich’ verwöhnen konnte. Seth schnappte kurz nach Luft, als er Jonos saugenden Mund schon wieder an seinem Hals spürte. Wie sollte er nachdenken, wenn der andere ihn andauernd unter Strom setzte? Dass er genau dies nicht tun sollte, sondern einfach nur antworten, war dem Blauäugigen nicht bewusst... „Das ist doch nicht normal, ich bin doch ein Mann.“ „Na und, ich bin auch einer.“ Jono setzte sein Tun unbeirrt fort. „Also?“ „Ich habe Angst.“, kam es von Seth mit einem leichten Stöhnen begleitet, denn die Hand des Blonden hatte ihren Weg zu Seths kleinem Freund gefunden. „Angst wovor?“ Die Hand um Seths kleinen Freund war immer noch geschäftig bei der Sache. „Vor Schmerzen.“ Seth keuchte auf, nicht mehr lange, und er würde kommen... „Das tut nicht richtig weh. Ein Pfeil in den Rippen, das sind Schmerzen.“ Jono spürte die Anspannung des Blauäugigen und verlangsamte ein wenig sein Tempo. „Ich weiß nicht, was dann mit mir passiert.“ Wieso wurde Jono jetzt langsamer? „Etwas sehr schönes.“, flüsterte Jono zärtlich in Seths Ohr. „Ich habe Angst, mich zu verändern.“, stieß Seth gequält heraus. Das war ja die reinste Folter, sein Körper war bis zum Zerreißen gespannt, und Jono stellte solche Fragen und hörte einfach auf... „Hab ich mich verändert?“, wollte Jono wissen. „Nein.“ „Also, warum?“ Jono reizte neckisch das Köpfchen von Seths kleinem Freund. „Aber ich bin doch ein Mann.“ Seth begann sich unruhig unter Jono zu winden. „Das sagtest du schon – Bin ich jetzt keiner mehr?“ Jonos Hand verstärkte leicht ihren Druck. „Doch, und was für einer – so groß...“, keuchte der Braunhaarige auf. „Oh, du bist auch nicht kleiner...“, grinste sein Geliebter. „Jono...“, flehte Seth gequält, „Bitte...“ „Oh...“ Es war dem Blonden gar nicht aufgefallen, dass er seinen Gefährten immer noch hinhielt, und so schenkte er ihm endlich seine Erlösung. Denn er wollte nicht, dass Seth ihm unter solchen Umständen ein Versprechen gab... „Und?“, forschte Jono vorsichtig nach, als Seth langsam wieder zu Atem gekommen war. „Ich weiß nicht, ob ich das mag.“, sagte Seth zögernd. „Du kannst doch nicht wissen, ob es magst, solange du es nicht ausprobiert hast.“, flüsterte Jono zärtlich und blickte seinem Geliebten in seine unendlich blauen Augen. Seth schluckte. Jono hatte ja Recht. Eigentlich wusste er überhaupt nichts. Jono wusste darüber viel mehr, und ihm schien es wirklich zu gefallen. Er wusste nur, dass es für ihn ein unbeschreibliches Gefühl war, wenn er mit Jono schlief, viel besser und schöner, als es je mit einer Frau war. Doch diese hatte er auch nie geliebt, deswegen war er sich nicht sicher, ob es nicht nur daran lag. Als sein Orgasmus abgeklungen war, spürte Seth, wie sich ein, für ihn unbekanntes, Kribbeln an seinem hinteren Ausgang breit machte. Das hatte er ja noch nie gefühlt... Obwohl – es kam ihm auch irgendwie bekannt vor... Der Blonde hatte seinen Gefährten liebevoll betrachtet, und das Minenspiel, das er beobachten konnte, war ziemlich interessant gewesen. Von ablehnend, über nachdenklich und verwundert, bis schließlich überrascht eine heftige Röte über Seths Gesicht zog. Seth wurde von dem Ausmaß an Gefühlen schier überrollt. Wie konnte er DAS nur vergessen? Wieso kam er nur auf die Idee, das eine von dem anderen trennen zu können? Schlagartig kribbelte es so heftig an seinem verborgenen Ausgang, dass er stark an sich halten musste, um nicht auf dem Boden herum zu rutschen. Eigentlich brauchte er sich nicht zu fürchten – es würde schön sein, so schön, wie Jono es gesagt hatte. „Jono?“, bat Seth verlegen und das Rot in seinem Gesicht wurde eine Spur dunkler. „Würdest du mich dort einmal berühren?“ Seth wandte sein Gesicht ab – es war ihm ja sooo peinlich... Aber er musste jetzt irgendetwas tun, er brauchte die Bestätigung seiner Vermutung. Vollkommen überrascht schaute Jono den Blauäugigen an. Hatte er eben richtig gehört? Er sollte jetzt tun, was gerade eben noch unmöglich schien? Doch er stellte lieber keine Fragen – er würde zu gegebener Zeit schon seine Antworten bekommen. Nun wollte er sein Glück lieber erst mal beim Schopf fassen. Mit klopfendem Herzen und ganz vorsichtig, um Seth ja nicht umzustimmen, näherten sich Jonos Finger dem Gebiet, das ihnen bisher verboten war. Aufgeregt tauchte er in Seths Pofalte ein – und erkundete jeden Millimeter Haut, den er fand. Als er die zarte Rosette berührte, keuchte der Braunhaarige leise auf und spreizte seine Beine. Mit ebenso klopfendem Herzen wartete Seth auf das, was kommen würde. Das Kribbeln an seinem hinteren Ende ließ ihn an nichts anderes mehr denken, als daran, dort berührt werden zu wollen. Jonos Finger hinterließen eine heiße Spur auf seinem Körper – und das Kribbeln nahm immer mehr zu, je näher Jono der bewussten Stelle kam. Nur kurz wunderte sich Seth, warum er diese Stelle nun so anders wahrnahm... es konnte nur an Jonos morgendlichem Traum liegen... Doch schnell wurden all seine Gefühle und Gedanken auf wichtigeres gelenkt... Er keuchte leise auf, denn Jono hatte die Haut seiner Rosette berührt. Wie von selbst spreizte Seth seine Beine, um seinem Liebsten einen besseren Zugang zu dieser Stelle zu gewähren. Ja, er kannte das Gefühl – es war ein gutes Gefühl, ein sehnendes Gefühl... Als Seth die Beine für ihn spreizte, konnte Jono nicht anders – er musste unbedingt seine Nase an diese besondere Stelle bringen, die sich so zart anfühlte. Ehe er es sich versah, leckte Jono ganz leicht darüber. Er konnte sich nicht erklären, warum er das tat, denn Seth hatte dies bisher bei ihm nie getan, aber es war wie ein innerer Zwang für ihn. Er leckte immer wieder mit seiner Zunge über die zarte Haut, bis er schließlich ganz vorsichtig seine Zungenspitze in die Öffnung steckte. Das tiefe kehlige Stöhnen, das von Seth daraufhin erklang, bestärkte den Blonden in seinem Tun. Seth wusste nicht, was mit ihm geschah – seine Gefühle fuhren gerade Berg- und Talbahn – und war er sich bisher noch nicht sicher gewesen – jetzt war er es. Jono sollte bloß nicht aufhören... Ein kleiner störender Gedanke schob sich in seinen Hinterkopf – Seth konnte ihn erst nicht zuordnen, erst als Jono seine Finger einsetzte... „Das Öl“, flüsterte Seth heiser vor Erregung, „es ist bei meinen Sachen.“ Bedauernd erhob sich Seth von ihrem Lager, es würde zu lange dauern es Jono zu erklären und holte das Kräuteröl, das er von Ishizu erhalten hatte. Die Stimmung war dahin, als Seth wieder zurückkam. Sein Körper war zwar noch erregt, doch konnte er nicht sofort dort weitermachen, wo er ihr Tun gerade unterbrochen hatte. Seufzend ließ er sich neben Jono nieder. „Was ist passiert?“, erkundigte sich Jono zurückhaltend. „Wieso jetzt?“ „Dein Traum heute früh hat Gefühle zurückgelassen – fremde Gefühle, dachte ich erst, aber auf einmal kamen sie mir bekannt vor... es waren die Gefühle des weißen Drachens... und seine Sehnsucht wurde zu meiner Sehnsucht... ist es immer noch...“, antwortete Seth leise und schaute Jono offen an. „Die Gefühle des Drachens?“, wiederholte der Blonde verblüfft. „Du meinst, es fühlt sich an wie... bei der Paarung?“ „Irgendwie schon – bisher wenigstens...“, nickte der Braunhaarige. „Oh.“ DAS musste Jono erst einmal verarbeiten. „Aber jetzt – da hast du es aber gewollt?“, erkundigte er sich vorsichtshalber bei seinem Geliebten. „Ja.“, antwortete Seth ohne zu zögern. „Fast wäre ich auf dem Boden rumgerutscht, und hätte mit dem Schwanz geschlagen, so drängend wurde mit einem Mal das Sehnen.“, gestand er verschämt. Jono musste sich ein Lächeln verkneifen, als sich ihm plötzlich das Bild eines auf dem Hintern herumrutschenden Seths zeigte... der mit seinem nicht vorhandenen Schwanz schlug und so seine Paarungsbereitschaft anzeigte. „Und jetzt?“, wollte Jono wissen. „Willst du es immer noch?“ „Ich glaub schon.“, antworte Seth etwas unsicher. Jono schaute seinen Gefährten mit seinen braunen Augen lange an. „Dann lass uns nicht drüber nachdenken – es geschieht, wenn es geschieht.“, entschied er nach einer Weile. Blaue Augen schauten erleichtert drein. „Danke.“, flüsterte Seth und kuschelte sich an seinen Jono. So aneinander geschmiegt, schlummerten die Beiden ein wenig ein, und wurden erst durch das laute Knurren von Jonos hungrigem Magen geweckt. Sie grinsten sich an, und machten sich auf den Weg hinunter zum See, um sich einen Fisch zu fangen. Während der Fisch garte, suchten sie, ob sie nicht noch ein paar Beeren fänden, und wurden belohnt. Jeder konnte zwei Hände voll mit zu ihrem Lager am See bringen, und so genossen sie ihren Fisch zusammen mit den Beeren. Nach dem Essen schwammen sie noch eine Runde im See und machten sich zurück auf den Weg zur Höhle, denn wenn die Sonne unterging, wurde es doch merklich kühler. In ihre Decke gewickelt saßen die Beiden auf ihrem Plateau und schauten dabei zu, wie die Sonne langsam über ihrem Tal unterging und der silberne Mond den See beschien. Nachdenklich blickte der Blonde auf den Mond, der sich im See spiegelte. „In genau solch einer Stunde hab ich dich zum ersten Mal gesehen.“, meinte er leise. „Und von da an, ließen mich die Gedanken an dich nicht mehr los.“ Liebevoll blickten braune Augen ihr Gegenüber an. „Stimmt“, lächelte Seth, „in genau solch einer Stunde, saß ich zum ersten Mal an diesem See, und wünschte mir, endlich einen Ort gefunden zu haben, an dem ich bleiben konnte.“ Zärtlich blickten blaue Augen zurück. „Hab ich dir eigentlich schon einmal gesagt, wie sehr ich dich liebe?“ Seine Hand suchte im Schein des Mondes nach der Hand des Blonden und ergriff sie liebevoll. „Du bist in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, und die mir wie eine Ewigkeit vorkommt, zum Inhalt meines Lebens geworden. Du hast mein Herz gesund gemacht, das nicht mehr in dieser Welt bleiben wollte. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, und ich will alles mit dir teilen – wirklich alles.“ Mit klopfendem Herzen schaute Seth seinen Geliebten an. Jono war über diese so feierlichen Worte ziemlich überrascht, aber sie machten ihn auch glücklich. „Du hast die Sonne in mein Leben gebracht. Ich wusste gar nicht, dass sie mir fehlt, bis du aufgetaucht bist.“, antwortete er ebenso feierlich. „Seit du bei mir bist, ist mein Leben schöner, heller und voll von Liebe geworden. Ein Leben ohne dich erscheint mir auch unvorstellbar – und ich will es mir auch nicht vorstellen.“, meinte Jono ernst, denn wenn er das tat, dann zog sich ihm das Herz schmerzhaft zusammen. „Das sollst du auch nicht.“, meinte Seth liebevoll und küsste zärtlich seinen blonden Gefährten. „Dann ist’s ja gut.“, seufzte Jono zufrieden und ließ diesem Kuss weitere folgen. Schweigend saßen sie eng aneinander gekuschelt und betrachteten in stiller Harmonie ihren silbern beschienen See. „Wollen wir nicht langsam in die Höhle gehen?“, wollte Jono nach einiger Zeit wissen. „Ach, nein, es ist grad so schön hier draußen.“, schüttelte Seth den Kopf. „Ok, dann geh ich uns noch eine Decke holen.“ Jono erhob sich und ging in die Höhle. An ihrem gemeinsamen Lager angekommen, griff er nach dem weichen Fell, dass sie darauf liegen hatten. Wenn sie noch länger draußen bleiben wollten, schadete es nicht, eine wärmende Unterlage zu haben, denn der Boden wurde jetzt schon recht kühl. Auf dem Weg nach draußen blieb sein Blick an dem kleinen Lederbeutel hängen, in dem das Kräuteröl war. Nachdenklich schaute er ihn an und entschied, ihn ebenfalls mit nach draußen zu nehmen. Schließlich konnte man nicht wissen... Wieder bei Seth angekommen, breitete der Blonde das Fell auf dem Boden aus und lud Seth ein, darauf Platz zu nehmen. „Das ist eine gute Idee.“, freute sich der Blauäugige und lud nun seinerseits seinen Gefährten ein, wieder unter die wärmende Decke zu schlüpfen. Jono kuschelte sich an seinen Seth. „Deine Haare riechen noch nach Sonne.“, meinte Seth versonnen, dessen Nase sich gerade in Jonos Haaren vergraben hatte. „Hmm, mal sehn wonach du riechst.“, forschte Jono nach und begann Seth zu ’beriechen’. Er steckte seine Nase in Seths Halsbeuge. „Hier riecht es nach Seth.“ Jono wanderte weiter... „Hier riecht es auch nach Seth.“, schnupperte er genüsslich unter dem linken Ohr des Brünetten. „Hier riecht es genauso nach Seth.“ Jono war über das Schlüsselbein an der rechten Brustwarze angekommen. Seth sank leise aufstöhnend nach hinten. „Damit ich nicht vergesse, wo ich schon war.“, grinste Jono verschmitzt und hinterließ ein kleines rotes Mal neben dem Bauchnabel. Und immer noch wanderte der Blonde mit seiner Nase über Seths Körper. Dieser bekam eine leichte Gänsehaut nach der anderen... Jono war endlich an seiner Lieblingsstelle angekommen – Seths kleinem Kameraden. Auch dieser wurde ausgiebigst beschnuppert. „Hier riecht es noch viel, viel stärker nach Seth.“ Als ob er nicht genug von dem Geruch bekommen konnte, wanderte Jono mit seiner Nase immer wieder auf und ab auf Seths Erektion. Seth begann leise zu stöhnen – das war ja Folter... Aber es fühlte sich wahnsinnig an – die Nasenspitze, die sanft seinen Penis streichelte und die warme Luft Jonos, die über die Haut strich. Schließlich versenkte Jono seinen Kopf zwischen Seths Beinen, um auch von dort kräftige Geruchsproben zu nehmen. „Hmm, lecker, hier riecht es auch nach Seth.“ Zufrieden mit seiner ’Inspektion’ richtete Jono sich wieder auf. „Es riecht überall auf dir nach Seth.“, sagte er und nickte bekräftigend mit seinem Kopf dazu. „Aber am besten riechst du dort.“, meinte er und versenkte wie zur Bestätigung wieder seine Nase auf Seths kleinem Freund. Seth war hin und her gerissen – er fühlte sich auf eine seltsame Weise wuschig. Irgendwie drängte es ihn danach, Jono ebenfalls auf diese Art und Weise zu ’erforschen’... Er zog Jono zu sich hinauf und begann, wie zuvor der Blonde, nun ausgiebig an seinem Körper zu schnuppern. Er landete schließlich an Jonos kleinem Kameraden, der wirklich einen besonderen Geruch hatte, wie er meinte. Seiner Lieblingsstelle beraubt, drehte Jono sich so, dass sie sich nun gegenseitig an dieser intimen Stelle beschnuppern konnten... Als Jono wieder zwischen den Seths Beinen schnupperte, drehte sich Seth mit einem Mal auf den Bauch. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis danach – er zog seine Beine unter seinen Bauch... und sein Herz begann schneller zu schlagen. Jono war erst ziemlich überrascht, als er Seth so vor sich knien sah – und mit einem Mal fühlte er sich ebenfalls ziemlich aufgeregt. In seiner Körpermitte begann es heftig zu pulsieren und ein unbekanntes Sehnen breitete sich in ihm aus... Moment – nein, so unbekannt war es nicht... Er kannte es, er kannte es ganz genau... Vor seinem inneren Auge lag der weiße Drache vor ihm, und bot sich ihm dar, genauso, wie Seth es jetzt tat. Fast wäre er einfach in Seth eingedrungen, wenn ihm nicht im letzten Augenblick eingefallen wäre, dass er jetzt kein Drache war. Er angelte nach dem kleinen Lederschlauch mit dem Öl – nahm etwas davon, um Seth und seine Finger damit einzuölen. Sanft strich er mit einem Finger über die zarte Haut, die sich ihm präsentierte. Und als sich Seth leise stöhnend gegen seinen Finger drückte, drang er langsam in ihn ein. Genussvoll stöhnte Seth auf, als er Jonos Finger in sich spüren konnte. Es war ungewohnt, etwas in seinem Inneren zu spüren, aber es fühlte sich gut an – sehr gut an. Er bewegte sich gegen Jonos Finger, wollte mehr davon haben... Jono zog seinen Finger etwas zurück und nahm den zweiten mit dazu. Das Aufstöhnen seines Geliebten sagte ihm, dass er es richtig zu machen schien – so oft hatte Seth das bei ihm nun auch noch nicht getan. Schon gar nicht so... Neugierig erkundete er das fremde Terrain, in dem er sich befand, und spielte mit seinen Fingern herum, bis sein Gefährte auf einmal laut aufkeuchte und zusammenzusacken schien. Erschrocken zog er seine Finger wieder zurück – er fürchtete Seth wehgetan zu haben, denn er hatte sich auch ganz fest zusammengezogen. „Hab ich etwas falsch gemacht?“, fragte Jono unsicher nach. „Nein.“, keuchte der Braunhaarige. „Das war... einfach... hör bloß nicht auf damit.“ Beruhigt begann der Blonde wieder seine Finger in Seth einzuführen – und fuhr wieder mit seinen Fingern die Wand entlang. Seth keuchte und stöhnte, drückte immer mehr seinen Rücken durch und sich Jonos Fingern entgegen... Er wollte einfach mehr haben... Als der dritte Finger dazu kam, zog er allerdings scharf die Luft ein – jetzt schmerzte es schon ziemlich... Doch schnell hatte er sich an das Gefühl in seinem Hintern gewöhnt, und nicht mehr das Gefühl, diesen Fremdkörper loswerden zu wollen. Und bald waren ihm Jonos Finger nicht mehr genug... tief drinnen wollte er mehr... tiefer... „Jono...“, stöhnte er auf, „Bitte... mehr...“ Seth hielt es gleich nicht mehr aus, er wollte seinen Jono endlich in sich spüren. Unruhig drückte er sich immer fester gegen den Blonden und Jono verstand... Er zog seine Finger aus Seth zurück, nahm noch einmal von dem Öl und drang langsam, aber stetig, in Seth ein, der heiser vor Schmerz und Erregung aufstöhnte. Jono empfing eine nie gekannte Enge – bisher nie erfahrene Gefühle durchfuhren ihn wie ein Blitz. Zitternd hielt er inne, bis er sich daran gewöhnt hatte, und auch Seth schien sich an ihn gewöhnt zu haben, denn der Druck um ihn herum nahm ab. Langsam und ganz vorsichtig begann Jono sich in Seth zu bewegen – und war überwältigt. So fühlte es sich also an, wenn Menschen sich paarten. Jono war hin und her gerissen, zwischen dem Verlangen sich ganz schnell zu bewegen und dem Wunsch, dieses besondere Gefühl so lange wie möglich auszukosten. Aber wenn er dem drängenden Verlangen seines Körpers nachgab, dann wäre es gleich vorbei – soviel hatte er schon gelernt. Denn er konnte schon das leise Kribbeln in seinem Inneren spüren, welches sich stets vor einem Samenerguss meldete. Nein, das wollte er noch nicht – er wollte es solange wie möglich genießen... Nach einer kurzen Pause spürte Seth, wie der Schmerz langsam nachließ und nur ein unbeschreibliches Gefühl zurückließ. Sein Jono war wirklich in ihm – hatte sich mit ihm vereinigt... Er entspannte sich merklich, und als Jono sich langsam in ihm bewegte, wurde ihm immer heißer... Jono hatte Recht, es WAR ein wunderschönes Gefühl... Ein Schauer nach dem anderen durchrieselte den Körper des Blauäugigen, sein Keuchen und Stöhnen wurde immer lauter... tiefer... heiserer... Er schrie laut auf, als Jono ihn die Sterne sehen ließ, und begann sich gegen seinen Geliebten zu bewegen, um soviel wie möglich von ihm aufzunehmen... Wie in Trance fand Seths eine Hand den Weg zu seinem kleinen Freund, und er registrierte nur nebenbei, dass er so hart war, wie nie zuvor. Schon die leiseste Berührung schien ihn gleich kommen zu lassen, aber es dauerte dann doch noch eine ganze Weile, bis er das altbekannte Kribbeln in sich spürte, das seinen Orgasmus ankündigte. Seine Hand passte sich Jonos Tempo an, und schließlich ergoss sich sein Samen mit einer Heftigkeit, die er vorher so noch nie erlebt hatte. Als Seth sich immer mehr gegen ihn bewegte, konnte Jono nicht anders und begann sich immer schneller zu bewegen, immer weiter kam er heraus und immer tiefer drang er in Seth ein. Das tiefe kehlige Stöhnen, das aus dem Mund seines Gefährten kam, heizte ihn noch mehr an. Lautes Keuchen und Stöhnen klang über das Tal, doch nur die Tiere lauschten den ungewohnten Geräuschen der Nacht, und der Mond blickte wohlgefällig auf die beiden Menschenkinder hinab, die in tiefster Liebe einander zugetan waren. Ohne Vorwarnung zog sich Seth ganz eng um Jono zusammen, und mit einer einzigen Bewegung war es um ihn geschehen, mit einem heiseren Aufschrei entlud sich sein kostbarer Lebenssaft tief im Inneren seines Geliebten. Überwältigt, erschöpft und glücklich brach Jono auf Seth zusammen, der sich aber auch nicht mehr rühren konnte und wollte. Das war das Schönste, was er jemals erlebt hatte. „Danke.“, flüsterte er ergriffen und küsste Seth in den Nacken. „Ich liebe dich, mein weißer Drache.“ „Ich dich auch.“, antwortete Seth heiser und spürte dem Abklingen seines Orgasmuses nach. Nachdem sich seine Atmung und sein Herzschlag wieder beruhigt hatten, zog sich Jono aus Seth wieder zurück und kuschelte sich glücklich an seinen Gefährten. „Die menschliche Paarung ist einfach toll.“, seufzte der Blonde glücklich und war schon im nächsten Augenblick eingeschlafen. „Ja, das ist sie.“, flüsterte Seth lächelnd zurück und strich ihm über das Haar. Erschöpft schloss er ebenfalls die Augen, doch ein kühler Windhauch mahnte ihn, dass es besser wäre, sich zuzudecken. Seth angelte nach der Decke, die er gerade noch so erreichen konnte und deckte sie Beide damit zu, und im nächsten Augenblick war auch er im Reich der Träume. Kapitel 56: Unerwartetes Wiedersehen ------------------------------------ Hiro hatte sich im Wald gut eingelebt. Die Menschen waren nett und von ihm begeistert. Einen so guten Bogenmacher hatten sie noch nie gesehen. Und auch sonst verstand er sich in allerlei Handwerk – man konnte sagen Hiro war eine wirkliche Bereicherung für ihr Dorf. Karim war zufrieden, dass Hiro so gut aufgenommen wurde und betrachtete lächelnd, wie sich die Frauen um ihn scharrten, auch die verheirateten. Denn Hiro war zu keinem romantischen Abenteuer zu überreden – warum, das wusste Hiro selbst nicht, doch er meinte, dass er es nicht dürfe. So konnten die Männer beruhigt zusehen, wie ihre Frauen und Töchter von dem neuen Dorfbewohner schwärmten. Karim hatte nicht vergessen, dass Hiro nach einem weißen Drachen gefragt hatte. Aus diesem Grunde beschloss er mit Hiro zum Fischen zum See zu gehen. Hiro fand dies eine angenehme Abwechslung und baute flugs zwei Angeln und einen Käscher. Das war Arbeit ganz nach seinem Geschmack. Während sie auf dem Weg zum See waren gerieten die beiden Männer ins Plaudern. Hiro erzählte Karim davon, dass er eigentlich nicht wusste, wer er denn in Wirklichkeit war, weil er eines Tages mit einer großen Beule auf einem staubigen Bergweg aufgewacht wäre. Seitdem sei er auf der Suche nach seinem Selbst – das einzige, das er genau wusste war, dass er einen Sohn mit blauen Augen hätte. Und dass er diesen suchen müsse. Vielleicht bekäme er dann ja sein vergangenes Leben zurück. Karim nickte dazu, das konnte er sehr gut nachvollziehen. „Und der weiße Drache, nach dem du suchst? Was hat der damit zu tun?“, erkundigte sich Karim vorsichtig. „Er ist mein Sohn.“, antwortete Hiro bedächtig. Er wusste nicht warum, doch Karim hatte etwas an sich, dass ihn ihm dieses Geheimnis anvertrauen ließ. „Wenn wir am See sind, dann treffen wir auch auf meine Großmutter. Sie verbringt, wenn sie es kann, den Sommer am See.“, antwortete Karim nur, der soeben von Hiro die Bestätigung seiner Vermutung erhalten hatte. Hiro blickte verwundert zu dem Mann an seiner Seite. DIESE Reaktion hatte er jetzt nicht erwartet. „Und du bist nicht geschockt?“, wollte er von Karim wissen. „Jetzt nicht mehr.“, antwortete ihm der Waldbewohner. „Warum nicht?“, fragte Hiro weiter. „Weil ich vor nicht allzu langer Zeit erfahren habe, was für seltsame Dinge unter dem Sternenzelt alle möglich sind.“, war Karims Antwort. „Und was sind das für seltsame Dinge?“, forschte Hiro nach. Karim schluckte, er wollte seinem Begleiter doch nichts über die Drachen erzählen, dass sollte doch seine Großmutter machen... „Und?“, hakte der Ältere nach, als er nach einiger Zeit immer noch keine Antwort auf seine Frage bekommen hatte. Karim holte tief Luft. „Drachen verwandeln sich in Menschen, Menschen verwandeln sich in Drachen, Wesen die die Gedanken anderer hören können... Wissen so alt wie die Zeit.“, antwortete Karim nach einiger Zeit. „Doch am besten redest du über all das mit meiner Großmutter, wenn wir am See angekommen sind.“ Hiro schwieg einen Augenblick und dachte nach. „Dann... hältst du meinen Sohn nicht für ein Monster?“, zog er aus dem Gesagten seine Schlussfolgerung. „Wenn ich das täte, dann müsste ich meine Tochter ebenfalls für eines halten.“, erwiderte der Jüngere leise. „Wie?“ Hiro blickte überrascht seinen Weggefährten an. „Dieses süße kleine Baby?“ „Ja.“, seufzte Karim auf. „Dieses süße kleine Baby.“ „Was ist mit ihr? Verwandelt sie sich auch?“, erkundigte sich Hiro mitfühlend. „Nein, nein, der Himmel bewahre...“, grinste Karim schief, „aber wenn ich bedenke welches Wissen sie heute schon in sich trägt... und sollte sie die Fähigkeit meiner Großmutter ebenfalls geerbt haben, dann kann man nichts vor ihr verborgen halten. Meine Großmutter ist das lebende schlechte Gewissen aller Menschen hier im Wald.“ „Oh, dann hast du es aber auch nicht leicht.“, nickte Hiro. Mittlerweile waren die beiden Männer am See angekommen, und hatten gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Zielstrebig steuerten sie auf das kleine Lager, das aus zwei Zelten und einer großen Feuerstelle bestand, zu. ~~~ Moka trat gerade aus dem Zelt heraus, um zu ihren Kühen zu gehen, als sie zwei Männer herankommen sah. Erstaunt blickte sie die beiden, für sie fremden Männer an, bis sie einen spitzen Schrei ausstieß. Sofort stürzte Kisara aus dem Zelt heraus, um nach ihrer Tochter zu schauen, als auch ihr ein leiser Schrei entfuhr. Kisara glaubte zu träumen, und wie ihre Tochter musste sie sich ein paar Mal die Augen reiben, um sicher zu gehen, dass dies kein Trugbild war, das sie sah. „Hiroshi.“, flüsterte Kisara leise und hielt sich am Zelt fest. „VATER.“ Moka löste sich als erste aus ihrer Erstarrung und stürzte den beiden Männern entgegen. Kisara wartete bis die beiden Männer das Lager erreicht hatten und ging ihnen mit zittrigen Knien entgegen. ~~~ Karim war über die Reaktion der beiden Frauen mehr als überrascht. Wer waren die beiden überhaupt? Und was wollten sie hier? Misstrauisch beäugte er die Beiden und wartete darauf, dass Ishizu nun ebenfalls aus dem Zelt trat, doch nur Tea kam schauen, wer da zu Besuch kam. Erleichtert seufzte Karim auf, als er ein bekanntes Gesicht zu sehen bekam. „Hallo, Karim.“, begrüßte das Mädchen den Älteren schüchtern. „Wenn du zu Ishizu willst, die ist im Augenblick leider nicht da.“ „Hallo, Tea.“, begrüßte Karim ebenfalls das Mädchen. „Das macht nichts, dann warten wir eben auf sie. Wir wollten sowieso einige Fische angeln, also warten wir am See auf sie.“ „Ähm, das könnte aber noch dauern.“ Verlegen trat Tea von einem Fuß auf den anderen. „Wie meinst du das?“, wollte Karim von der Jüngeren wissen. „Na ja, Ishizu ist mit Shizuka davon geflogen, um Katsuya zu helfen. Wir wissen nicht, wie lange sie fortbleiben werden.“, antwortete das Mädchen ehrlich. Karim wiegte seinen Kopf und dachte nach. Neugierig betrachtete Tea den Mann, der zusammen mit Karim gekommen war. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, doch sie war sich sicher ihn vorher noch nie gesehen zu haben. Zu gerne würde sie nach ihm fragen, doch sie wusste, dass dies unhöflich war... „Nun, zwei Tage werden wir wohl bleiben können.“, meinte Karim schließlich. „Doch, sag mal, wer sind denn diese beiden Frauen da?“, wollte er nun von Tea wissen. „Das sind Kisara und ihre Tochter Moka, Mutter und Schwester von Seth.“, stellte Tea ihre neuen Mitbewohner am See vor. „Mutter und Schwester von Seth?“, wollte Karim ungläubig wissen. Tea nickte. „Und was machen sie hier am See?“ „Ähm, sie wollten nicht mehr in Ihrem Dorf bleiben.“, meinte Tea unsicher. Wieso musste ausgerechnet sie Karim jetzt alles erklären? „Und wie sind sie hier her gekommen?“, fragte der Ältere nach. „Die Drachen haben sie geholt.“, erklärte das Mädchen zögernd. Karim nickte verstehend – irgendwie wunderte ihn das überhaupt nicht. „Dann weiß Seth also, dass seine Mutter und seine Schwester hier am See sind.“, stellte er fest. „Wo ist er überhaupt?“, wollte der Ältere wissen. „Seth und Jono sind in ihr Tal geflogen.“, antwortete Tea. „Das ist schade.“, meinte Karim nachdenklich. „Hier ist nämlich jemand, der ihn gerne kennen lernen würde.“ „Ja?“, entschlüpfte es neugierig dem Mädchen. Karim schmunzelte, Tea war ein gut erzogenes Kind, aber, wie alle Kinder war sie doch auch neugierig... „Das... ist Seths Vater.“, antwortete er und schaute das verblüffte Mädchen lächelnd an. „Das muss ich sofort Moka erzählen.“, meinte sie und wollte zu ihrer Freundin. „Meinst du nicht, dass sie das schon weiß?“, schmunzelte Karim und blickte zu Hiro, der ganz verwirrt auf das schwarzhaarige Mädchen blickte, dass an seinem Hals hing. „Oh, stimmt.“, murmelte Tea und schaute verblüfft zu ihrer Freundin. ~~~ Hiro schaute verwirrt auf das junge Mädchen, dass schluchzend an seinem Hals hing, nachdem es mit ihm mit einen lauten Aufschrei entgegen gestürzt war. Wie hatte sie ihn genannt? Vater? Seine Verwirrung nahm noch mehr zu, als ihm eine leichenblasse Frau entgegen kam. Wo war er hier nur gelandet? Automatisch streichelte er dem Mädchen über den Kopf und wartete, bis die Frau ihn erreicht hatte. Karim war weitergegangen, während ihn das schwarzhaarige Mädchen am weitergehen hinderte. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch erwartete er die Ankunft der hellhaarigen Frau... ~~~ Kisara konnte nicht recht glauben, was ihre Augen erblickten. Nein, das war nur eine Halluzination... ganz sicher... Erst als Moka ihrem Vater entgegenstürzte, begann ihr Verstand, das schier Unmögliche zu akzeptieren... Wieso? Wieso erst hier am anderen Ende der Welt? „Hiroshi? Bist du es wirklich?“, flüsterte sie immer noch ungläubig. Zögernd trat sie an den von ihr so sehr geliebten und so schmerzlich vermissten Ehemann. Eine feine Narbe über seinem rechten Auge zeigte ihr, dass er es wirklich war. Sie wusste noch genau, wie er sich damals verletzt hatte... „Ja, du bist es.“, flüsterte sie erstickt und streichelte zärtlich über die feine Narbe. „Ihr kennt mich?“ Graue Augen schauten sie fragend an. „Ja“, nickte Kisara und schluckte, „warum?“ „Weil ich nicht weiß, wer ich bin.“, antwortete Hiro ernst. „Seit ungefähr zwei Jahren ziehe ich durch die Welt, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der mich kennt und der mir sagen kann, wer ich bin.“ Kisara erschrak, die Tränen standen ihr in den Augen. „Du weißt nicht, wer du bist?“, flüsterte sie beklommen. Hiro nickte. „Dann weißt du auch nicht, wer wir sind?“ Das Herz wurde ihr schwer. Zu dem Schreck und der anschließenden Freude, kam nun neuer Kummer. Würden sie wieder eine Familie sein können, so wie früher? „Nein.“, antwortete Hiro ehrlich. „Ich kann mich an euch nicht erinnern.“ Moka hatte erstaunt ihren Eltern zugehört, während sie sich immer noch an ihren Vater schmiegte. „Du weißt nicht, wer ich bin?“, fragte sie erstaunt den Mann, den sie umarmte und der ihr zärtlich über die Haare streichelte – genau wie früher... „Nein, leider.“, bedauerte Hiro das Mädchen mit den grauen Augen, die ihn erwartungsvoll anschauten, enttäuschen zu müssen. Zögernd löste sich das Mädchen von dem Mann, den es bis eben fest umarmt hatte, als es so gar kein Erkennen in den grauen Augen, die ihren so ähnelten, feststellen konnte. „Entschuldigung.“, murmelte sie enttäuscht und klammerte sich an ihre Mutter. „Schon gut, mein Schatz.“, versuchte Kisara ihre Tochter zu trösten. Sie konnte ihre Enttäuschung sehr gut nachvollziehen. „Aber wenn er ein bisschen bei uns bleibt, vielleicht erinnert er sich dann ja wieder an uns.“ Sie musste nicht nur ihrer Tochter Mut zusprechen... ~~~ Hiro gab es einen Stich, als er die beiden Frauen sah, die ihm so verloren gegenüber standen. „Aber, vielleicht könnt ihr mir ja sagen, wer ihr seid.“, meinte er vorsichtig lächelnd. Moka schöpfte neuen Mut und blickte ihrem Vater hoffnungsvoll entgegen. „Ich bin Moka, und du bist mein Papa.“, antwortete Moka zurückhaltend. „Und das ist Kisara, meine Mama, deine Frau.“, übernahm Moka die Vorstellung ihrer Mutter. „Moka.“, mahnte Kisara leise. Es war ihr gerade sehr unangenehm, dass ihre Tochter so vorpreschte. „Tschuldige.“, nuschelte Moka und blickte zu Boden. Hiro beobachtete den Umgang von Mutter und Tochter und was er sah, gefiel ihm sehr gut. Aber er konnte nicht verhindern, dass er ein schlechtes Gewissen bekam, auch wenn er für seinen Zustand nichts konnte. „So, du bist also meine Tochter und heißt Moka.“, lächelte Hiro das Mädchen an. „Tut mir leid, dass ich mich nicht an dich erinnern kann, denn du bist ein wunderbares Mädchen. Du bist eine Tochter, auf die jeder Vater stolz sein kann.“ Danach wandte er sich Kisara zu. „Auch bei dir möchte ich mich entschuldigen.“, sagte er und blickte ihr aufrichtig in die Augen. „Kannst du mir sagen, wie ich heiße, Kisara?“ Kisara schluckte, wie hatte sie doch den Blick in diese Augen vermisst. Ihr Herz schlug schneller, als sie zu einer Antwort ansetzte: „Hiroshi.“, flüsterte sie mit trockenem Mund. „Dein Name ist Hiroshi.“ Kisara konnte den Blick nicht von den grauen Augen abwenden. „Hiroshi.“, murmelte Hiro leise und konnte den Blick von Kisaras Augen, die ihn so traurig und sehnsuchtsvoll anschauten, nicht lösen. Das Herz tat ihm weh, er würde so gerne diese Augen zum Leuchten bringen, doch er wusste, dass er momentan nicht dazu in der Lage war. Kisara wandte sich enttäuscht um, als sie in den geliebten Augen nur Bedauern und Mitleid lesen konnte, und verkroch sich weinend in das Zelt. „MAMA.“ Moka stürzte ihrer Mutter hinterher, nicht ohne einen vorwurfsvollen Blick in Richtung ihres Vaters zu werfen. „Nicht weinen.“ Moka kniete sich neben ihre Mutter und versuchte sie zu trösten. Sie merkte dabei gar nicht, dass ihr selbst die Tränen über die Wangen liefen. ~~~ Tea hatte lächelnd dem Wiedersehen zwischen Vater und Tochter zu gesehen, sie freute sich wirklich für ihre Freundin, dass sie ihren Vater wieder hatte. Umso erstaunter registrierte sie, dass etwas überhaupt nicht so lief, wie sie es angenommen hatte. Als erst Kisara und danach Moka zurück ins Zelt stürzten, schaute sie verwirrt zu Karim. „Hiro hat sein Gedächtnis verloren.“, sagte er leise zu dem Mädchen. „Aber – du hast doch gesagt, er wäre Seths Vater.“ Tea blickte den Älteren zweifelnd an. „Daran kann er sich wieder erinnern... aber nur daran... er weiß, dass er einen Sohn mit blauen Augen hat – und auch, dass er sich in einen Drachen verwandeln kann. Aber an seine restliche Familie hat er zurzeit keine Erinnerungen. Ich hoffe, dass sie mit der Zeit wieder kommen.“, seufzte Karim besorgt. „Oh...“, schluckte das braunhaarige Mädchen, „das ist traurig...“ Tea gab sich einen Ruck, ging zum Zelt, betrat es und kniete sich zu ihrer Freundin. Moka spürte die Bewegung neben sich, drehte sich um und fiel ihrer Freundin weinend um den Hals. „Er erkennt uns nicht mehr...“, schluchzte die Schwarzhaarig auf. Tea konnte nichts anderes tun, als ihre Freundin zu umarmen und ihr hilflos über den Rücken zu streicheln. Sie wusste weder was sie sagen, noch was sie tun sollte. Aber schon allein, dass sie da war, und ihr Halt bot, tat Moka unendlich gut. Schließlich versiegten ihre Tränen ein wenig und sie wischte sich mit dem Ärmel ihr Gesicht trocken. „Danke.“, flüsterte sie und drückte das jüngere Mädchen dankbar, bevor sie aufstand und sich wieder ihrer Mutter zuwendete. „Mama, nicht mehr weinen, bitte...“, flehte sie ihre Mutter beinah verzweifelt an. „Papa wird sich schon wieder an uns erinnern, du wirst es schon sehen. Wir müssen ihn nur ganz doll lieb haben...“, versuchte das Mädchen auf kindliche Art und Weise seine Mutter zu trösten. Langsam drang Moka in ihr Bewusstsein vor – Kisara drehte sich um und erblickte ein hilflos dreinblickendes junges Mädchen, dass auf die Zukunft hoffte und gerade versuchte, sie zu trösten. Mit schlechtem Gewissen erhob sie sich und umarmte ihre Tochter. „Mein großes Mädchen.“, flüsterte sie unter lauter Schluchzern. „Eigentlich sollte ja ich DICH trösten...“ „Schon gut, Mama...“, antwortete Moka leise und drückte sich Schutzsuchend an ihre Mutter. „Papa hat uns nicht ganz vergessen, ganz bestimmt, ganz bestimmt...“, flüsterte sie, wie eine Beschwörungsformel. „Ja, ganz bestimmt.“, flüsterte Kisara unter Tränen lächelnd zurück. Sie mussten nur ganz fest daran glauben, so wie sie auch niemals daran geglaubt hatten, dass er tot war... ~~~ Yugi, Shisara und ihre Mutter bekamen von all dem erst einmal gar nichts mit. Yugi hatte sich langsam damit angefreundet, mit dem Ei zu reden, und schmiedete immer mehr Pläne, WAS er so mit einem kleinen Drachenfreund anstellen könnte. Shisara freute sich darüber, und machte sich auf die Jagd nach Kaninchen, damit ihre Mama nicht Hungern musste. Die weiße Drachendame bedankte sich immer höflich bei ihrer Tochter, und verschlang alle Kaninchen, die sie gebracht bekam. Shisara wurde immer geschickter, und stöberte immer schneller die kleinen Flitzer auf. Zu Vollmond hatte sie Glück, sie stieß auf einige Rehe und wagte sich an das kleinste Kitz heran – und war erfolgreich. Stolz brachte sie ihren Fang zu ihrer Mama und legte ihn vor sie hin. >Hast du das Kitz ganz allein gefangen?< Kisaras blaue Augen leuchteten stolz auf. >JA.< Shisara schaute ihre Mutter erwartungsvoll an. >Das hast du ganz toll gemacht.< lobte die Weiße ihre Tochter. Shisara wurde gleich ein Stückchen größer. >Und es war nicht allein, da waren noch ganz viel andere dabei.< erklärte Shisara mit stolzgeschwellter Brust. >Wie viele?< forschte Kisara vorsichtig nach. >Ungefähr zwanzig.< Das Drachenmädchen war immer noch sehr stolz auf sich. >Das war allerdings etwas leichtsinnig.< bremste ihre Mutter sie ein klein wenig aus. >Du hattest eben gewiss nur die Überraschung auf deiner Seite. Solange du noch so klein bist, solltest du nur ein Reh jagen, wenn nicht mehr als vier zusammen sind.< mahnte Kisara ihrer Tochter liebevoll. >Ja, Mama.< antwortete Shisara geknickt. Das weiße Drachenweibchen musste lächeln – man konnte dem kleinen Drachenmädchen einfach nicht lange böse sein. Zärtlich leckte sie mit ihrer Zunge über den Kopf ihrer Tochter. >Ich bin trotzdem sehr stolz auf dich. Du bist noch nicht einmal einen Geburtsmond alt, und hast schon dein erstes Reh erlegt. Komm, jetzt lass uns das Reh auch genießen.< forderte sie ihre Tochter zum gemeinsamen Fressen auf. Erleichtert hob Shisara ihren Blick, und als sie das Lächeln ihrer Mutter sah, war ihre kleine Welt wieder in Ordnung. ~~~ Tea schluckte und zog sich aus dem Zelt zurück und überlegte. Schließlich suchte sie sich etwas Brennholz, um das Feuer zu schüren und stellte Wasser über das Feuer, um einen Tee zu kochen. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein, doch ein heißer Tee tat immer gut, das wusste sie. Karim betrachte das junge Mädchen, und es gefiel ihm sehr, wie sie sich verhielt. So jung sie auch noch war, sie packte tatkräftig an, und in dieser Situation einen Tee zu kochen, war eine gute Idee. „Möchtet ihr auch einen Tee?“, erkundigte sich die Braunhaarige schüchtern, als der Tee fertig war. „Ja, gerne.“, bedankte sich Karim, und nahm eine Schale Tee entgegen. „Ich nehm auch gerne welchen.“, nickte Hiro und setzte sich neben Karim. Tea reichte ihm eine Schale Tee und nahm sich ebenfalls welchen. Nachdenklich tranken die Drei ihren Tee und hingen ihren Gedanken nach. „Wo ist eigentlich Yugi?“, erkundigte sich Karim nach einiger Zeit. „Oh, der ist mit Shisara bei Kisara und ihrem Ei.“, antwortete Tea erleichtert, dass das Schweigen nun vorbei zu sein schien. „Ein Ei?“ Karim blickte Tea überrascht an. „Ja, Kisara konnte nicht mehr zu ihrer Höhle zurück fliegen, und hat ihr Ei hier bekommen. Und Yugi leistet Shisara Gesellschaft, die sich nicht von ihrer Mutter entfernen möchte. Wir können sie gerne besuchen gehen, wenn ihr wollt.“ Hiro horchte auf. Höhle? Fliegen? Ei? „Bedeutet das, dass es hier am See Drachen gibt?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Aber nur zu Besuch, eigentlich leben sie wo anders.“, antwortete Tea eilfertig und wurde rot, als sie erst danach Karims mahnenden Blick erkannte. „Entschuldigung.“, nuschelte sie verschämt und senkte ihren Kopf. „Du kannst doch nicht jedem Wildfremden von den Drachen erzählen!“, tadelte sie Karim ernst. „Aber...“, versuchte sich Tea zu verteidigen, „er hat doch nach Drachen gefragt...“ Hilflos sah sie zwischen beiden Männern hin und her. „Er ist doch der Papa von Moka...“, flüsterte sie leise und blickte wieder zu Boden. Hiro lächelte. Das junge Mädchen gefiel ihm sehr gut. Es wollte die Drachen gewiss nicht verraten – aber Karim hatte mit seinem Einwand schon recht... „Jetzt ist es nicht schlimm“, versuchte er das Mädchen zu trösten, „aber stell dir vor, ich wäre Drachen nicht wohl gesonnen, dann hätte dein Satz verheerende Auswirkungen für sie.“ „Ja, Hiro hat vollkommen recht.“, bestätigte Karim. „Diesmal war es noch kein Fehler. Doch du musst immer daran denken, auch wenn es für dich normal geworden ist, Drachen zu kennen und mit ihnen eine Zeitlang zusammen zu leben – nicht alle Menschen heißen das gut... Und dann bringst du die Drachen in Gefahr.“ Kleinlaut saß Tea am Feuer und schwieg. Karim ließ ihr Zeit das Gehörte und das Gesagte zu verarbeiten und Hiroshi überließ ihm das Feld, denn er kannte schließlich länger, als er selbst. „Ich würde gerne zu den Drachen gehen.“, begann Hiroshi nach einer Weile das Gespräch und schaute dabei Karim an. „Aber nur, wenn du es für richtig hältst.“ Karim schluckte – sooo normal war es für ihn schließlich auch noch nicht, Drachen zu kennen und Umgang mit ihnen zu haben, aber Hiro war wohl ziemlich daran interessiert. „Das wäre schon in Ordnung.“, gab sich Karim einen Ruck und Hiros Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Aber du kommst doch sicherlich mit.“, wandte sich er sich an Tea. „Sicher.“ Erfreut sprang Tea auf und schaute die beiden Männer erwartungsvoll an. „Ich bekomm Yugi kaum noch zu Gesicht, seit er jeden Tag zu Kisara geht.“ Dabei vergaß sie ganz, dass sie eigentlich genauso viel Zeit mit Moka verbrachte... „Ich sag nur schnell Bescheid.“ Tea flitze schnell ins Zelt, um Moka und ihrer Mutter Bescheid zu sagen, dass sie nun zu den Drachen gehen würden und machte sich gemeinsam mit den beiden Männern zum Lagerplatz der Drachen. ~~~ Erstaunt bemerkte Shisara eine fremde Präsenz in der Nähe. >Mama, wir bekommen Besuch.< meldete das Drachenmädchen und war neugierig, wer da kommen würde. Sie erkannte Tea, und nach kurzem Nachdenken auch Karim. Nur der dritte, der war ihr fremd... Als die drei Menschen die Lichtung betraten, die die Drachen bewohnten, schauten ihnen drei paar Augen erwartungsvoll entgegen. „Hallo, Karim, hallo, Tea.“, begrüßte Yugi zwei der drei Ankömmlinge. „Schön, dass ihr uns besuchen kommt.“ „Hiro, das ist Yugi.“, stellte Tea Yugi vor. „Und dies sind Kisara und ihre Tochter Shisara.“, stellte sie die beiden Drachen vor, die sich auf der Lichtung befanden. „Kisara, das ist Hiro, der Vater von Seth und Moka.“, vollendete Tea die Vorstellung. Die Drei auf der Lichtung schauten erstaunt auf den fremden Mann in ihrer Mitte. Kisara verneigte sich höflich vor dem Neuankömmling. >Willkommen, Hiro, Vater von Seth.< begrüßte sie den Menschen und Tea übersetzte für ihn. Hiroshi schaute sie ziemlich überrascht an. „Du kannst verstehen, was die Drachen sagen?“, fragte er ungläubig. „Ja, das können wir.“, antwortete an ihrer Stelle Karim. „Wie kann das gehen? Können das alle Menschen hier im Wald?“, wollte Hiroshi wissen. „Nein, alle Menschen können das nicht – noch nicht.“, antwortete Karim lächelnd. „Wir haben einen Tee getrunken, der uns in die Lage versetzt, die Drachen verstehen zu können.“ Hiro nickte, das klang plausibel. „Und die Drachen können euch auch verstehen, nehm ich mal an.“, schloss Hiroshi aus dem eben erlebten. „Ja, sie haben die Blätter zu fressen bekommen, aus denen der Tee hergestellt wurde.“, nickte Tea. „Aha.“, nickte Hiroshi verstehend. Die Drachen und der fremde Mensch beäugten sich interessiert. Shisara machte den ersten Schritt und trat auf Hiroshi zu. Auffordernd stupste sie ihn an, da sie das Interesse an ihrer Art deutlich vernehmen konnte. Zögernd hob Hiroshi eine Hand und blickte Tea und Yugi fragend an. „Trau dich ruhig.“, lächelte Yugi, der sich die Gedanken des Fremden sehr gut vorstellen konnte. „Sie mag es besonders im Genick gekrault zu werden.“ Hiroshi streichelte vorsichtig den Kopf des Drachenmädchens. Er war erstaunt, wie warm sich die Haut des Drachens anfühlte und angenehm. „Wie bist du in unseren Wald gekommen?“, wollte Yugi neugierig wissen und stellte somit die Frage, die auch die beiden Drachen interessierte. „Ich war auf Wanderschaft – und auf der Suche nach meinen Erinnerungen.“, antwortete Hiroshi auf die Frage des Jungen. „Welche Erinnerungen?“, wollte Yugi wissen. „Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich gehöre.“, antwortete der Ältere ehrlich und ohne zu zögern. „Aber einen Teil meines Lebens scheine ich hier wieder gefunden zu haben.“ Hiroshi wirkte auf einmal unglaublich ernst, und auch ein bisschen traurig. Shisara legte den Kopf schief und schaute den fremden Mann mitfühlend an. >Es wird alles wieder gut.< meinte sie nach einer Weile zu Yugi, der für sie übersetzte. „Meinst du wirklich?“ Hoffnung keimte in Hiroshi auf. >Ja, das wird es.< nickte das Drachenmädchen. Hiroshi fiel ein Stein vom Herzen, als Yugi ihm den letzten Satz übersetzte. „Kann ich auch den Tee haben?“, wollte Hiroshi nach einer kurzen Zeit wissen. „Das geht schlecht.“, meinte Tea verlegen. „Den kann nur Ishizu richtig machen.“ „Schade.“, seufzte Hiroshi, denn er hätte sich gern direkt mit dem Drachenweibchen unterhalten. Er fühlte sich seltsam aufgeregt, seit er den Drachen gegenüber stand. „Wisst ihr vielleicht, wann Seth wieder hier zum See kommt?“, stellte er die Frage, die ihn am brennendsten interessierte. >Nein, da müssen wir dich leider enttäuschen.<, antwortete Kisara. >Das haben Seth und Jono nicht gesagt.< Yugi übersetzte wieder die Antwort. „Schade.“, seufzte Hiroshi. „Nun, dann muss ich wohl noch ein bisschen geduldig sein. Aber er kommt doch wieder mal vorbei?“, forschte er hoffnungsvoll nach. „Ja, das wird er.“, nickte Tea. Kapitel 57: Es geht weiter -------------------------- Ein kalter, scharfer Luftzug kitzelte Jono an der Nase. Unwillig brummend verzog er sich weiter unter die Decke, kuschelte sich dichter an Seth und bohrte seine Nase in dessen Halsbeuge. Genüsslich sog er den Duft ein, der von dieser Stelle ausging, und wäre auch sofort wieder im Reich der Träume versunken, wenn nicht ein kalter Tropfen seinen Hals berührt hätte. Und noch ein zweiter, ein dritter... Auch Seth wurde etwas unsanft von den kalten Tropfen geweckt, die auf sein Gesicht fielen, und ebenso, wie der Blonde wollte er sich erst tiefer unter die Decke verkriechen. Es dauerte aber nicht lange, bis das Geschehen sein Bewusstsein erreichte – alarmiert schreckte er hoch und suchte nach der undichten Stelle im Dach, und erkannte, dass er gar nicht in einer Hütte lag, sondern draußen im Freien geschlafen hatte. Seiner kuscheligen Wärmequelle beraubt, erwachte nun auch Jono vollends und wollte sich gerade beschweren, als auch er bemerkte, dass es nicht sehr vorteilhaft wäre, weiter draußen auf dem Plateau zu bleiben. Schnell standen beide auf, schnappten sich die Decken und beeilten sich, in die Höhle zu gelangen. „Autsch.“, murmelte Seth, als er sich auf das Lager niederlassen wollte und ein heftiges Ziehen in seinem hinteren Ende spürte. „Was ist?“, wollte Jono wissen, und wurde rot, als er sah, wie der Blauäugige sich vorsichtig auf ihrem Lager niederließ. Dabei fiel ihm etwas ein, und er huschte schnell noch einmal vor die Höhle. Er hatte das Gesuchte auch gleich gefunden und kam, um ein paar Regentropfen reicher, wieder zurück in die Höhle. „Iiiih, du bist nass.“, beschwerte sich Seth, als Jono sich zu ihm unter die Decke kuschelte. „Macht doch nichts, das trocknet wieder.“, meinte der Braunäugige lakonisch und kuschelte sich enger an seinen Geliebten. „Na toll, jetzt bin ich endgültig wach.“, beschwerte sich Seth, nachdem er Jonos kalte Finger auf seinem Bauch spürte. „Ja?“, kam es von dem Blonden, der nun hoffnungsvoll zu den blauen Augen aufblickte. „Ich kann auch nicht mehr schlafen.“ Jonos Finger gingen augenblicklich auf Wanderschaft, zuviel gab es, das sie berühren wollten. Doch am allerliebsten spielten sie mit dem kleinen Seth – und das ausgiebigst... Diesem gefiel die Aufmerksamkeit, die er erfuhr, ganz ausgezeichnet... ~~~ Die beiden Männer leisteten der weißen Drachendame ein wenig Gesellschaft, während das Jungvolk im Wald auf der Jagd nach Essbarem verschwand. Jeder hing eine ganze Weile seinen Gedanken nach. >Ist es immer noch schlimm für dich, dass deine Tochter ein Kind des Bundes ist?< brach Kisara nach einer Weile das Schweigen. Karim schreckte auf. „Äh... nein... na ja... so ganz hab ich mich noch nicht daran gewöhnt.“, antwortete Karim ehrlich. „Aber zum Glück ist sie ja noch ein kleines Baby...“ Karim ließ offen, was genau er damit meinte. Er fürchtete jetzt schon den Tag, an dem seine Tochter das Gewissen des Waldes sein würde, und hoffte inständig, es würde nicht so sein... >Ja, das ist sie, doch sie wird ein außergewöhnliches Kind werden.< nickte das Drachenweibchen und dachte daran, wie oft ihre eigene Tochter sie schon verblüfft hatte. >Auch Shisara ist ganz anders, als es Drachenkinder für gewöhnlich sind.< fuhr Kisara fort. >Sie überrascht uns immer wieder mit ihren Fähigkeiten. Sie ist ein ziemlich neugieriges Wesen.< „Oh ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.“, erwiderte Karim ernst. „Hoffentlich muss meine Kleine nicht darunter leiden, ein Kind des Bundes zu sein.“, fasste er seine Sorgen zusammen. „Aber ihr könnt es dem Dorf wenigstens erklären.“, mischte sich Hiroshi nun in das Gespräch ein. „Das macht es ihr auch nicht leichter.“, widersprach Karim kopfschüttelnd. „Wenn ich meine Großmutter richtig verstanden habe, so wussten immer nur die anderen Bewahrerinnen Bescheid, nicht mal der Rest der Familie. Ich habe es ja auch erst hier im Wald erfahren, als die Drachen herkamen, um meine kleine Tochter kennen zu lernen.“ „Doch jetzt weißt du es und kannst ihr helfen.“, meinte der Ältere besonnen. „Du musst dich nicht mehr von dem Gerede verunsichern lassen. Und“, fügte er nach eine Pause hinzu, „du kannst sie beschützen.“, endete Hiroshi leise. >Du hast deinen Sohn nicht beschützen können?< erkundigte sich mitfühlend das weiße Drachenweibchen. Karim stutzte kurz, bevor er den Satz für Hiroshi übersetzte. „Nein.“ Hiroshi schüttelte betrübt seinen Kopf. „Ich habe ihn selbst mit aus dem Dorf gejagt.“ „Oh.“ >Oh.< Stille kehrte zwischen den Dreien ein – das eben gesagte musste erst einmal verarbeitet werden. >Und das bedrückt dich?< wollte Kisara nach einiger Zeit wissen. Karim übersetzte wieder. „Ja, ich möchte mich bei ihm dafür entschuldigen, und hoffe, dass er mir verzeihen kann.“, antwortete der Schwarzhaarige. „Ich hoffe es inständig.“ „Ich glaube, er hat dir längst verziehen.“, meinte Karim nach einiger Zeit bedächtig. „Immerhin hat er doch seine Familie hergeholt.“ „Meinst du?“ Hoffnung keimte in dem Älteren auf. >Ganz sicher.< betätigte das Drachenweibchen mit einem kräftigen Nicken. Die Ankunft der Kinder unterbrach das Gespräch... ~~~ Tea genoss es tatsächlich mit Yugi wieder durch den Wald zu streifen und ihre Künste im Bogenschießen unter Beweis zu stellen. Sie war zwar lange nicht so gut, wie ihr Freund, doch das schmälerte ihre Freude längst nicht, wenn sie ein Kaninchen erlegte. Shisara war ebenso erfolgreich, doch als sie ein einzelnes Reh auf einer Lichtung stehen sah, konnte sie sich nicht mehr beherrschen, und versuchte es zu erlegen. Doch das Reh war ausgewachsen, ein junger Bock von ungefähr zwei Jahren, und hätten Yugi und Tea nicht mit ihren Bögen eingegriffen, so hätte dieser Kampf für das unerfahrene Drachenmädchen durchaus tödlich ausgehen können. So erlegten die Drei gemeinsam den jungen Rehbock und Shisara kam mit einigen leichten Blessuren davon, wenn auch ihr Stolz einen gewaltigen Dämpfer erlitten hatte. Mit dem Rehbock und immerhin noch sechs Kaninchen kamen die Drei wieder am Lagerplatz der Drachen an. Zerknirscht und kleinlaut legte Shisara den Rehbock vor ihrer Mutter nieder und wartete mit gesenktem Haupt auf das Donnerwetter, das nun folgen würde. Doch Kisara leckte nur die Wunden ihrer Tochter und stellte mit Erleichterung fest, dass sie nicht lebensgefährlich verletzt war. >Ich hoffe, du hast deine Lektion jetzt gelernt.< streng blickte sie auf ihre Tochter hinunter. Shisara nickte. >Das nächste Reh jagst du nicht vor nächstem Sommer – und auch nur wenn einer von uns dich begleitet. Und damit meine ich einen Drachen.< stellte das Drachenweibchen unmissverständlich klar. Bedrückt schlich Shisara auf den Lagerplatz Shizukas und rollte sich zusammen. Als Tea und Yugi ihr folgen wollten um sie aufzumuntern, hielt Kisara sie zurück. >Ich hatte ihr zwar nicht ausdrücklich verboten ein Reh zu erlegen, doch nun hat sie am eigenen Leib gespürt, dass sie ihr noch überlegen sein können.< erklärte Kisara den beiden Kindern. >Sie ist einfach noch zu klein, körperlich gesehen, um es mit erwachsenen Tieren aufzunehmen.< Die Kinder nickten. >Yugi, du kannst mit den Anderen zurück zum Lager gehen und morgen wieder kommen, wenn du willst.< wandte sie sich an den Jungen. >Es war schön, dich kennen zu lernen, Hiroshi.< wandte sich Kisara nun an den Ältesten Menschen in der Runde. >Mach dir wegen Seth keine Sorgen, er ist ein richtig nettes Männchen.< Gemeinsam machten sich nun die vier Menschen zurück auf den Weg zu ihrem Lager – und kaum dort angekommen, ließ ein lautes Flügelschlagen Hiroshi überrascht aufblicken. Ein schwarzer Drache landete recht dicht neben ihm, und auf ihm war, zu seiner Verwunderung, ein Gestell angebracht, auf welchem er eine schon etwas ältere Person ausmachen konnte. „Das nenn ich mal eine Art zu Reisen.“, murmelte er ziemlich überrascht. „Ja, nicht wahr?“, antwortete leise eine Stimme neben ihm. Hiroshi blickte sich um, und stand neben dem schwarzhaarigen Mädchen, das seine Tochter sein sollte. „Wir sind auch so hergekommen.“ ~~~ Ishizu kletterte etwas umständlich von dem Gestell hinunter und musterte interessiert den Fremden in der Runde. Nein, sie brauchte nicht zu fragen, sie wusste wer dort vor ihr stand. „Sei willkommen an unserem See, Vater von Seth.“, begrüßte sie den Dazugekommenen. „Eine unerwartete Begegnung und eine freudige Überraschung.“ Ishizu lächelte den jungen Mann vor sich an. „Mein Name ist Ishizu, ich bin die Heilerin hier.“ Mit diesen Worten streckte sie dem Jüngeren die Hand hin. Hiroshi schluckte. Ihm war ja nun schon so einiges passiert, aber das war dann doch ziemlich heftig für ihn. Dieser Frau konnte man sicherlich nicht so leicht etwas vor machen... Er ergriff die dargebotene Hand. „Mein Name ist Hiro-“, er zögerte etwas, bevor er fort fuhr, „-shi. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Bogenmacher.“ „Was hat dich hierher geführt?“, wollte die Ältere nun wissen. „Die Suche nach meiner Vergangenheit und nach meinem Sohn hat mich hierher geführt.“, antwortete Hiroshi knapp. „Und, hast du gefunden, was du gesucht hast?“, forschte Ishizu weiter. „Ja und Nein.“, war die ehrliche Antwort des Jüngeren. „Ich habe meine Erinnerungen noch nicht wieder, aber die Menschen gefunden, die mir dabei helfen können.“ Moka schluckte bei diesen Worten ihres Vaters – er gab die Hoffnung also nicht auf... Ein sanfter Druck auf ihren Schultern ließ sie sich umblicken und direkt in das Gesicht ihrer Mutter schauen. Auch sie blickte hoffnungsvoll drein... Shizuka hatte währenddessen still und abwartend dagesessen und zugehört. Sie hatte erfahren, was sie wissen wollte – doch jetzt hatte sie dringenderes zu tun. >Ich flieg dann jetzt zu Kisara.< meinte sie nur kurz zu Ishizu. >Sie wartet bestimmt sehnsüchtig auf Nachricht von Katsuya.< „Ja, mach das.“, antwortete die Heilerin. „Willst du nicht vorher noch das Gestell abnehmen?“, wollte sie von dem Drachenweibchen wissen. >Auf einen Tag länger kommt es doch jetzt nicht an.< meinte die Schwarze lächelnd. >Ich hab mich doch schon daran gewöhnt.< „Na dann, flieg los.“, grinste Ishizu. „Du kannst es doch bloß kaum noch erwarten, Shisara zu sehen...“ >Ertappt.< grinste das Drachenweibchen zurück und machte sich auf den Weg zum Drachenlager. Ein Reh, das leichtsinniger weise allein auf einer Lichtung stand, fiel ihr zum Opfer und wurde mit zum Lager genommen. Sie würde es mit Kisara teilen... „Willkommen zurück.“, begrüßte nun Kisara die Heilerin. „Wie geht es Katsuya?“ Damit stellte sie die Frage, die wohl jeden hier interessierte. „Er ist über den Berg und auf dem Wege der Besserung. Aber er ist noch zu schwach zum Fliegen, und muss sich erst noch erholen. Dann wird er wieder hierher zurückkommen.“, erklärte die Heilerin den Anwesenden. „Was ist geschehen?“, wollte Karim von seiner Großmutter wissen. „Gozaburo, hat Kisara gesucht und Katsuya angegriffen, als er zur Höhle seiner Schwester kam. Es gab einen ziemlich blutigen Kampf, den Gozaburo am Ende aber nicht überlebte – und Katsuya nur knapp.“, bekam Karim zur Antwort. Mehr wollte Ishizu dazu nicht mehr sagen... „Ich bin etwas erschöpft“, blickte die Älteste nun lächelnd in die Runde, „und würde mich sehr über einen heißen Tee freuen.“ „Ist schon fertig.“, meinte Tea mit einem Anflug von Röte in ihrem Gesicht und reichte der Ältesten im Wald eine Schale mit Tee. Als der schwarze Drache gelandet war, kam sie wie die Anderen neugierig dazu, aber sie fühlte sich etwas überflüssig und hatte sich deshalb ans Feuer gesetzt. Und da sie kurz vorher mit Moka zusammen Wasser vom See geholt hatte, dieses einfach übers Feuer gestellt, damit es heiß werden konnte. Ishizu war immer für einen Tee zu haben, dass wusste die Zehnjährige... „Oh, danke.“, bedankte sich Ishizu bei dem Mädchen. „Aus dir wird mal gewiss eine gute Ehefrau.“ Die Röte in Teas Gesicht verstärkte sich... Mit einem Becher Tee in der Hand setzten sich alle um das Feuer und tauschten die Erlebnisse der letzten Tage aus, die Mädchen gingen Kisara zur Hand, um das Essen für alle zuzubereiten. Am Abend, im Zelt, seufzte Kisara unglücklich auf. Jetzt, wo ihre Tochter sie nicht sehen konnte, konnte sie sich für einen Augenblick gehen lassen. „Ich bin sicher, das wird schon wieder.“, meinte die Ältere mitfühlend. „Gib ihm etwas Zeit – dann erinnert er sich ganz bestimmt wieder an euch.“ „Das sagt sich so leicht.“, antwortete die Jüngere bekümmert. „Aber WANN... WIE...“ Ihr ganzes Herzensleid brach durch und begütigend nahm Ishizu sie in den Arm und ließ sie weinen... „Morgen werd ich ihm einen Tee kochen.“, versprach sei der verzweifelt weinenden Frau und streichelte sie beruhigend über ihren Rücken, bis sie sich wieder beruhigt hatte. „Wie wär’s damit, wenn du ihm sein Lieblingsessen zubereiten würdest?“, nickte sie ihr aufmunternd zu. „Meinst du?“, meinte die Jüngere zögernd. „Bestimmt.“, bekräftigte Ishizu ihren Vorschlag. „Ich versuchs.“, sagte Kisara nach einem kurzen Augenblick des Überlegens. „Vielleicht find ich ja noch ein paar Beeren.“ ~~~ Das weiße Drachenweibchen blickte auf, als es das Schlagen von Flügeln hörte. Leichte Enttäuschung schlich sich in ihren Blick, als sie erkennen musste, dass es nur EIN großes schwarzes Rotauge war, das zum Lager der Drachen am See geflogen kam und das Reh, das Shizuka im Maul trug, ließ sie das Schlimmste fürchten. Bangend blickte sie dem älteren Weibchen entgegen, und hoffte, dass sie keine schlechten Nachrichten mitbrachte. Shisara spürte die Unruhe ihrer Mutter und schmiegte sich an sie. Shizuka landete, legte das Reh zu Kisaras Füßen und lächelte das weiße Drachenweibchen an. „Nun guck doch nicht so entsetzt. Katsuya geht es wieder gut. Er muss nur noch zu Kräften kommen, dann kommt er wieder hierher. Das Reh hab ich zum Essen mitgebracht.“ „Dann ist es ja gut.“, seufzte das weiße Drachenweibchen erleichtert auf. „Papa kommt bald wieder?“, erkundigte sich nun auch das Drachenkind neugierig. „Schööööön.“ Nun, da alles wieder in Ordnung schien, schielte das Drachenkind hungrig auf das Reh, welches seine schwarze Mutter mitgebracht hatte. Shizuka brauchte keine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, was im Kopf ihrer kleinen Tochter herumging. „Nun greif schon zu, aber lass deiner Mama auch noch etwas übrig.“, schmunzelte das schwarze Drachenweibchen. Dies ließ sich Shisara nicht zweimal sagen und stürzte sich begierig auf das mitgebrachte Futter. Während das Drachenkind auf diese Weise abgelenkt war, erzählte Shizuka in kurzen Worten, was sich so alles zugetragen hatte. Kisara horchte auf, als die Rede auf Mahad und Mazakazu kam. Sie hatten sich also doch Gedanken um sie gemacht... Wie auch Shizuka befürchtete sie, dass Mahad Anspruch auf Gozaburos Junges erheben würde, aber Shizuka konnte ihre Sorgen entkräften. „Aber, wie geht es denn dir und deinem Ei so?“, lenkte Shizuka geschickt das Thema auf ein erfreulicheres Thema. Und nun wusste Kisara eine Menge zu erzählen, und wie rührend der Umgang Yugis mit ihrem Sohn im Ei wäre. „Soll ich dich einen Augenblick ablösen?“, erkundigte sich das ältere Weibchen mitfühlend. Immerhin konnte das weiße Drachenweibchen schon seit längerer Zeit sein Ei nicht verlassen... „Ja? Das würdest du wirklich tun?“ Sehnsucht klang in der Stimme des weißen Weibchens nach. Sie hatte in der letzten Zeit ihr Ei nur verlassen, um Kot abzusetzen – eine Runde fliegen, im See selbst fischen und vielleicht ein Wild jagen. „Sehr gern.“ Die beiden Drachenweibchen tauschten ihre Plätze und lächelnd blickte die Ältere dem weißen Drachenweibchen hinterher, als sie sich reckte und streckte und schließlich in die Lüfte erhob. Shisara kam herangekrabbelt und kuschelte sich an ihre schwarze Mama. Diese hatte sie doch auch sehr vermisst... ~~~ Ishizu rief am nächsten Tag ihren Enkel zu sich und unterhielt sich eine lange Zeit mit ihm. Karim machte sich recht bald darauf auf den Weg in sein Dorf, während Ishizu Hiroshi zurückbehielt, mit der Bitte, ihr doch so einige ihrer Gerätschaften zu erneuern. Der Schwarzhaarige erklärte sich sofort damit einverstanden und ließ sich von der Ältesten im Wald zeigen, um welche Dinge es sich dabei handelte. Als er sich einen Überblick verschafft hatte, begab sich Mokas Vater in den Wald, um nach geeigneten Materialien Ausschau zu halten. Ein ungewöhnlicher Laut lenkte die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich, und so machte er sich auf den Weg, diesen zu ergründen. Erstaunt bemerkte er die kleine Herde Kühe, die dort in der Umzäunung stand – vier Muttertiere mit ihren Jungen. Was machten Kühe in einem Wald? Während er noch grübelte, hörte er Schritte und sah das Mädchen, welches seine Tochter sein sollte, herankommen. Er stand hinter einem Baum und wollte gerade hervortreten, als das Mädchen zu einer der Kühe trat und sich anlehnte. Es sah so niedergeschlagen aus - und es schien so, als suchte es Trost bei den Kühen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, weshalb das Mädchen so traurig war und hätte es gern geändert... Das schwarzhaarige Mädchen unterhielt sich eine Weile leise mit der Kuh, griff dann nach dem Eimer, den es mitgebracht hatte und stellte ihn unter das Euter. Anschließend holte es sich einen Gegenstand vom Zaun, band ihn sich um den Bauch und setzte sich vor die Kuh. Doch was die Schwarzhaarige als nächstes tat, ließ ihn überrascht die Luft anhalten. Sie hielt die zu einer Schale geformte Hand unter eine Zitze, molk vorsichtig etwas Milch hinein und trank anschließend diesen ersten Schluck Milch... Genauso würde er selbst mit dem Melken anfangen... Ein Bild schob sich vor Hiroshis inneres Auge – ein kleines schwarzhaariges Mädchen, welches verbissen versuchte mit einer Hand in seine Hand zu melken, und immer wieder daneben traf... bis schließlich glückte, was es so unentwegt geübt hatte und es mit strahlenden Augen den Schluck Milch aus seiner Hand trank. „Mo-chan.“, flüsterte Hiroshi mit trockener Kehle und trat hinter dem Baum hervor. „Mo-chan.“, rief er leise und ging auf seine Tochter zu. Moka stieß erschrocken den Eimer mit Milch um und blickte entgeistert auf, als sie den Namen ihrer Kindheit hörte. „Mo-chan.“, wiederholte der Schwarzhaarige zärtlich und breitete seine Arme aus. Jetzt hielt das Mädchen nichts mehr an seinem Platz. Moka sprang auf und warf sich in die ausgebreiteten Arme ihres Vaters. „Papa.“, schluchzte sie und schämte sich ihrer Tränen nicht. „Du kennst mich wieder.“ „Ja, meine kleine Mo-chan.“ Hiroshi umarmte seine Tochter und streichelte beruhigend durch ihr schwarzes Haar. „Jetzt weiß ich wieder, wer du bist.“ Lange standen Vater und Tochter und umarmten sich, bis sich Kisa Moka anstupsend in Erinnerung brachte. „Ich glaub, da möchte jemand gemolken werden.“, lächelte Mokas Vater und streichelte vorsichtig über den Kopf der weißen Kuh. „Stimmt.“, grinste nun das junge Mädchen zurück und machte sich flugs an die Arbeit. Schnell waren die vier Kühe gemolken und Hiroshi machte sich mit seiner Tochter zurück auf den Weg zum Lager. ~~~ Kisara hatte beschlossen, den Vorschlag Ishizus auszuführen – mehr als schief gehen konnte es schließlich nicht... Sie holte den Beutel mit Getreidekörnern aus ihrem Gepäck, suchte sich zwei passende Steine und begann die Körner zu feinem Mehl zu mahlen. Als sie damit fertig war, ging sie in den Wald, um Beeren zu suchen. Erdbeeren würde es jetzt zwar keine mehr geben, aber einige späte Himbeeren würde sie gewiss noch finden können und für Brombeeren war es noch zu früh. Und sie hatte Glück, Kisara kam mit zwei Schalen voll Himbeeren zum Lager zurück. Wenn jetzt Moka mit der Milch kam, dann konnte sie die feinen Küchlein backen, die ihre Männer immer so liebten... Sie seufzte leise auf, während sie sich alles zurecht legte und auf die Milch wartete. Erwartungsvoll und leicht aufgeregt blickte die junge Frau immer in die Richtung, aus der ihre Tochter mit der Milch kommen musste. Doch ihre Geduld, vielmehr ihre Ungeduld, wurde auf eine harte Probe gestellt. Moka ließ sich heute aber besonders viel Zeit... Ishizu bemerkte die Blicke, die die Jüngere immer wieder Richtung Wald warf, füllte eine Schale mit Tee und setzte sich zu der jungen Frau. „Na, nach wem hältst du so sehnsüchtig Ausschau?“, erkundigte sich die Ältere lächelnd. Kisara fühlte sich ertappt und wurde leicht rot. „Nach Moka.“, antwortete sie verlegen lächelnd. „Und warum wartest du ausgerechnet heute auf sie?“, forschte Ishizu nach und trank einen Schluck Tee aus ihrer Schale. „Ich warte auf die Milch.“, meinte die junge Frau. „Ist denn keine mehr von heute Morgen da?“, wollte die Ältere nun wissen. „Nein.“, schüttelte die Jüngere den Kopf. „Und außerdem ist frische Milch am besten für das, was ich tun möchte.“ „Und was hast du vor zu tun?“, erkundigte sich nun Ishizu neugierig geworden. „Ich möchte Hiroshis Lieblingsküchlein backen.“, erklärte Kisara der Bewahrerin. „Das klingt ja richtig lecker.“, nickte die Ältere zustimmend. „Nun, dafür sind bestimmt nur die frischesten Zutaten das Beste.“ „Ja. Aber, wo bleibt Moka denn nur mit der Milch?“ Unruhig stand Kisara nun auf und wollte schon loslaufen, um nach dem Rechten zu sehen, als sie in der Ferne ihre Tochter zusammen mit ihrem Vater heran kommen sah. Erleichtert griff sie nach dem Eimer mit Milch und maß die Menge ab, die sie für die feinen Küchlein benötigte. Ein Strahlen zog über das Gesicht des Mädchens, als es erkannte, was seine Mutter vorhatte. „Oh, Mama, willst du...“ Doch Kisara schnitt ihr mit einem „Psst.“ das Wort ab. Verlegen blickte Moka auf den Boden, nur um gleich wieder den Kopf zu heben. „Mama, stell dir vor, Papa erkennt mich wieder.“, sprudelte es überschäumend aus ihr heraus. „Er hat Mo-chan zu mir gesagt.“ Überrascht hob die junge Frau ihren Blick und schaute den Mann neben ihrer Tochter zweifelnd an. „Es stimmt.“, bestätigte Hiroshi die Aussage seiner Tochter. „Ich kann mich wieder an Moka erinnern, wie sie verbissen versucht hatte, mich beim Melken nachzuahmen – und es ihr schließlich auch geglückt ist.“ Nun war es an Moka überrascht dreinzuschauen. „Das hab ich ja gar nicht gewusst.“, meinte sie ziemlich verlegen und traute sich überhaupt nicht, ihren Vater an zuschauen. „Nun, dann muss es ja eine echte Erinnerung sein, meinst du nicht auch?“, mischte sich Ishizu in das Gespräch ein. Ihr gefiel die Wendung, die die ganze Angelegenheit um Hiroshi gerade nahm, sehr. Dankbar blickten drei Paar Augen die Heilerin an. Kisara setzte inzwischen ihre angefangene Tätigkeit fort und bald schon lagen lauter kleine Küchlein auf einer Platte neben dem Feuer. Hier im Wald musste sie sich mit heißen Steinen behelfen, die sie ins Feuer legte, aber sie waren ebenso gut, wie die Steinplatte, die sie zu Hause gehabt hatte. Hiroshi indessen schaute interessiert zu, wie die junge Frau die Küchlein auf den heißen Steinen zubereitete. Ein Bild wollte sich vor seine Augen schieben, doch es gelang ihm nicht so recht. Kleine Kinderhände angelten ständig nach dem begehrten Gebäck... doch sie wurden stets mit sanftem Nachdruck beiseite geschoben. Langsam stieg ihm ein feiner Duft in die Nase, der ihm nicht ganz unbekannt schien, wenn er ihn auch wesentlich stärker in Erinnerung hatte. Es zuckte ihm in den Fingern, sich eins der kleinen Küchlein direkt vom Stein zu stibitzen... Das Bild vor seinem inneren Augen wurde deutlicher... Eine kräftige Männerhand wollte auch nach der begehrten Süßigkeit greifen, die noch auf einer großen Steinplatte lag... Lachend erklang die Stimme einer jungen Frau, während sie tadelnd sanft auf die Männerhand schlug. „Ihr werdet euch doch noch gedulden können, bis ich fertig bin, ihr zwei Naschkatzen.“ Warme, braune Augen blickten liebevoll die so ungeduldigen Besitzer der Hände an, und sie gehörten... ...zu dem Gesicht der jungen Frau, die gerade am Feuer saß und die kleinen leckeren Küchlein zubereitete. „Yuri-chan.“ Kapitel 58: Zusammentreffen --------------------------- Die Menge Teig, die Kisara gerade auf einen heißen Stein geben wollte, landete, samt Löffel, auf dem sandigen Waldboden. Erschrocken blickte die so angesprochene auf, direkt in graue Augen, die sie liebevoll musterten. „Yuri-chan.“, wiederholte Hiroshi. „Tut mir leid, ich hab euch viel zu lange allein gelassen. Kannst du mir verzeihen?“ Moka hatte geistesgegenwärtig die Schüssel mit dem Teig ihrer Mutter aus der Hand genommen, sonst wäre der restliche Teig sicherlich nicht auf den heißen Steinen, sondern ebenfalls auf dem Sandboden neben dem Feuer gelandet. Gemeinsam mit Ishizu beendete sie die Arbeit, die ihre Mutter begonnen hatte. „Ja.“, flüsterte Kisara mit Tränen in den Augen. „Aber jetzt bist du da.“ Stumm musterte sie das Gesicht ihres Ehemannes. Hiroshi kniete sich neben seine Frau, streifte mit den Fingern sanft die Tränen von ihren Wangen und nahm ihr Gesicht zärtlich zwischen seine Hände. „Jetzt bin ich wieder da.“, nickte der Schwarzhaarige, und küsste endlich den, ihm sehnsüchtig zugewandten, Mund seiner Frau. Hiroshi und Kisara blendeten alles aus, was um sie herum geschah, jetzt zählten nur noch sie beide – und ihre Liebe zu einander. Zwei Hände fuhren, sich immer wieder vergewissernd, über das Gesicht des Anderen, Fingerspitzen fuhren jede kleine Erhebung die sie fanden sacht nach – fanden zwei Narben, die ihnen noch unbekannt waren. Wieder fanden sich Lippen zu einem zärtlichen Kuss – ungläubig, diesen wirklich zu erleben... Langsam zog das Strahlen in die braunen Augen von Kisara ein – sie konnte ihr Glück noch nicht richtig fassen, doch schließlich hatte ihr Verstand begriffen, dass dies wirklich kein Traum, sondern Wirklichkeit war. Das Strahlen breitete sich von ihren Augen über ihr Gesicht aus und erfasste zum Schluss den ganzen Körper. „Moka, wir haben ihn endlich wieder.“, lachte sie und warf sich ihrem Mann in die Arme. „Ja, Mama, wir haben unseren Papa wieder.“, freute sich das schwarzhaarige Mädchen und warf sich ebenfalls ihren Eltern in die Arme. „Ich möchte ja ungern stören, aber deine Spezialität ist fertig.“, lächelte Ishizu. „Zeigst du uns, wie man sie richtig ist?“ „Oh ja, natürlich.“, antwortete die Jüngere verlegen und löste sich von ihrer Familie. „Moka, hilfst du mir?“ „Ja, Mama.“ Moka liebte diese Süßspeise, doch diesmal wurde sie zu einer besonderen Delikatesse. „Einen Moment.“ Flugs erhob sich das Mädchen, ging in sein Zelt und kam mit einer Schale dicker Milch zurück. „Wo hast du denn die Milch her?“, fragte ihre Mutter ziemlich neugierig. „Die hatte ich abgezweigt.“, gestand Moka errötend. „So, so, du kleines Schleckermäulchen.“, schmunzelte Kisara und wuschelte ihrer Tochter durch die Haare. Moka gab auf sechs große Blätter etwas von der dicken Milch und verteilte die Himbeeren gleichmäßig daneben. Danach verteilte sie die Blätter an alle Anwesenden, setzte sich neben ihren Vater, griff nach einem der Küchlein, stippte es in die Dickmilch, legte eine Himbeere darauf und steckte sich das ganze genüsslich in den Mund. Interessiert hatten alle der Schwarzhaarigen zugesehen und folgten ihrem Beispiel. Da sie ja erst durch Moka und ihrer Mutter Milch und Käse kennen gelernt hatten, war dies auch etwas vollkommen Neues für sie. „Das schmeckt ja einfach – mir fehlen die Worte dafür.“, meinte Ishizu anerkennend zu Seths Mutter und alle stimmten ihr zu. Bedächtig verspeisten alle die besondere Köstlichkeit und Kisara gab so manche Anekdote zu besten, die sich um dieses Essen rankte. Hiroshi zog lächelnd den Kopf ein, war er doch meist Bestandteil der kurzen lustigen Begebenheiten – und natürlich Seth, den alle Anwesenden ebenfalls sehr gut kannten. So war um das Feuer eine fröhliche Runde versammelt, und als das Feuer fast herunter gebrannt war, gingen die drei Kinder schlafen. „Für mich wird es jetzt auch langsam Zeit.“, meinte Ishizu einige Zeit später und gähnte ziemlich eindruckvoll. „Du bist mir nicht böse, wenn ich noch ein bisschen draußen bleibe.“, fragte Kisara und errötete dabei ein wenig. „Nein, eine alte Frau braucht ihren Schlaf.“, grinste die Ältere, erhob sich und ging zum Zelt. „Schlaft schön, ihr beiden.“, meinte sie noch und verschwand augenzwinkernd in ihrem Zelt. So plötzlich ganz alleine, saßen Kisara und Hiroshi ziemlich verlegen am herunterbrennenden Feuer. Noch spendete die Glut genügend Wärme... Um irgendetwas zu tun, erhob sich der Schwarzhaarige und holte aus dem Zelt eine Decke, die er fürsorglich um die Schultern seiner Frau legte. „Danke.“, dankbar lächelte seine Frau ihn an. „Gern geschehen.“, antwortete Hiroshi verlegen. Wieder saßen die zwei schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach, während sie in die Glut schauten. „Möchtest du noch etwas Tee?“, erkundigte sich Seths Mutter nach einer Weile. „Es ist noch etwas kalter Tee da.“ „Wenn wir ihn über die Glut stellen, würde er noch einmal warm werden.“, schlug Hiroshi vor. „Keine schlechte Idee.“, nickte seine Frau zustimmend. „Und, wie ist es euch so ergangen?“, stellte der Schwarzhaarige zögernd seine Frage, als sie beide einen Becher mit warmen Tee in den Händen hatten, und blickte kurz zu seiner Frau, bevor sein Blick wieder dem Feuer zugewandt war. „Nicht sehr gut.“, begann die Braunhaarige mit einem tiefen Seufzer. „Nicht sofort – doch als unser Dorfvorsteher nach einer Krankheit im Winter starb, wurde es von Tag zu Tag schlimmer. Anfangs brauchten sie ja noch unsere Kühlhöhle, doch dann bauten sie sich selbst welche und hielten sich selbst Kühe, alles nur, um nichts mit uns zu tun zu haben. Die Halbwüchsigen vergriffen sich immer wieder an unseren Kühen... Moka hatte besonders unter ihnen zu leiden – und keiner gebot ihnen Einhalt.“ „Aber, warum seid ihr dann geblieben?“, wollte Hiroshi erschrocken wissen. „Ich wollte den Berichten von deinen Begleitern nicht glauben, dass du tot wärst. Außerdem wollten andere mir weismachen, du hättest uns wegen einer anderen Frau verlassen – je länger du fort warst, umso unterschiedlicher wurden die Geschichten, weshalb du aus der Hauptstadt nicht zurückgekehrt wärest. Wo solltet ihr uns denn finden, wenn wir das Dorf verlassen würden?“, antwortete Kisara bekümmert. „Ihr?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige vorsichtig. „Du – und Seth, unser Sohn.“ Offen und beinahe trotzig blickte die Braunhaarige nun ihrem Mann ins Gesicht. „Du hast auf Seth gewartet?“ Erstaunt erwiderte Hiroshi den Blick seiner Frau. „Davon hab ich ja überhaupt nichts gewusst.“ „Immer schon, seit der Schock über sein Anderssein sich gelegt hatte.“ Immer noch war der Blick seiner Frau fest. Nachdenklich hielt Hiroshi dem Blick immer noch stand. „Und wie immer, hast du auch in diesem Punkt Recht gehabt.“, lächelte er einen Augenblick später. „Seth kam zurück und ich bin noch am Leben.“ „Ach, was.“, wehrte die Braunhaarige verlegen ab. „Und was hast du so gemacht?“, erkundigte sie sich einen Augenblick später. „Nun, zuerst bin ich verletzt im Gebirge aufgewacht, habe es irgendwie bis zu einer Hütte geschafft und wurde dort gesund gepflegt. Die Frau des Paares gab mir den Rat, nachdem feststand, dass ich ein geschickter Bogenmacher war, durch das Land zu reisen, und meine Dienste als wandernder Bogenmacher anzubieten. Vielleicht würde ich auf diese Art und Weise auf Menschen treffen, die mich kannten und mir sagen konnten, wer ich war und woher ich kam.“ „Das war ein weiser Ratschlag.“, lobte Kisara die fremde Frau. „Das ich ein guter Bogenmacher war, brachte mir allerdings nicht meine Erinnerung zurück, allerdings traf ich auf meinen Reisen auf Spuren von Seth – vielmehr auf einige seiner Kinder.“, erzählte Hiroshi weiter. „Seth hat Kinder?“ Diese Mitteilung versetzte nun allerdings Kisara in Erstaunen. „Etliche, wie es scheint.“, nickte ihr Ehemann. „Aber ich denke nicht, dass er es weiß – er wurde überall verjagt... Die Frauen und Mädchen liefen ihm zu begeistert hinterher, und die jungen Männer fanden stets sein Geheimnis heraus.“ „Aber, wie kommt es, dass du dich an Seth erinnern konntest, an uns aber nicht?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Nicht gleich, das kam ganz langsam. Zuerst zogen mich nur Geschichten über Drachen an, und mit der Zeit fiel mir ein, dass ich einem blauäugigen Sohn auch solche Geschichten erzählt hatte. Also suchte ich nach einem Kind mit blauen Augen – und wusste gar nicht, dass dieses Kind bereits erwachsen war. Bis ich in ein Dorf kam, in dem mir ein junger Mann, ziemlich wütend, von einem jungen Mann mit blauen Augen erzählte, der seine Verlobte verführt hätte, die jetzt ein Kind von diesem Eindringling trug, der sich als ein Monster entpuppt hätte. Danach wusste ich über meinen Sohn wieder Bescheid – ich hatte einen erwachsenen Sohn, mit blauen Augen, der sich in einen Drachen verwandeln konnte. Ich ging von da an immer allen Gerüchten nach, die sich um dieses Monster drehten, und fand manches Kind, das mir ziemlich bekannt vorkam. Und so bin ich schließlich hier in diesem Wald gelandet...“, schloss Hiroshi die kurze Zusammenfassung seines Lebens, seit er sein Gedächtnis verloren hatte. „So war das also.“ Kisara schaute nachdenklich in das herunterbrennende Feuer, schweigend saßen Beide eine ganze Weile nebeneinander. Eine Frage spukte Beiden im Kopf herum... „Hast du...“, begann die Braunhaarige schüchtern. „Nein.“, antwortete der neben ihr sitzende Mann intuitiv. „Sicher?“ „Ganz sicher.“ „Und woher weißt du...?“ „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich es nicht durfte – an Gelegenheiten hätte es mir nicht gemangelt.“ Hiroshi drehte sich zu seiner Frau um und blickte ihr offen und fest ins Gesicht. „Ich habe in der ganzen Zeit bei keiner einzigen Frau gelegen. Ich konnte es einfach nicht.“ Eine sanfte Röte zog über das Gesicht von Seths Mutter und ließ sie im Schein des ausglühenden Feuers besonders schön aussehen. „Keine konnte es mit deiner Schönheit aufnehmen.“ Zärtlich betrachtete der Grauäugige das Gesicht vor ihm. Er konnte sich nicht daran satt sehen – und in diesem Moment wurde ihm schmerzlich bewusst, was er die ganze Zeit über vermisst hatte. Ohne es zu merken hob er seine Hand und streichelte sanft mit einem Finger über das Kinn. Kisara hielt ganz still und suchte den Blick der grauen Augen. Nein, da stand keine Lüge drin geschrieben – der Mann ihr gegenüber sprach die Wahrheit. Sehnsüchtig schmiegte sie sich in die Hand an ihrem Gesicht und löste keine Sekunde den Blick von den geliebten Augen. Der Abstand zwischen den Gesichtern verringerte sich immer mehr – Kisara schloss die Augen, als Hiroshis Lippen sich sanft auf ihre legten. Es wurde ein langer, sanfter, überaus zärtlicher Kuss. All ihre Liebe lag in diesem, und als sich schließlich ihre Lippen wieder voneinander lösten, wussten sie, dass die Zeit ihrer Einsamkeit endgültig vorbei war. Lange schauten sie sich in die Augen, es waren keine Worte zwischen ihnen nötig, sie genossen die stumme Zwiesprache, die sie hielten und als das Feuer ausgebrannt war, wurde es Zeit schlafen zu gehen. Der Schwarzhaarige hielt seiner Frau die Hand hin, um ihr aufzuhelfen und schaute sie unsicher an. Ein dankbarer Blick traf ihn aus den braunen Augen – Kisara ließ die Hand nicht los, die ihr aufgeholfen hatte, und folgte Hiroshi in sein Zelt. ~~~ Zwei Tage vor Neumond saßen Seth und Jono am See und Seth ließ sich den, von Jono gebratenen, Fisch schmecken. >Wie es wohl deiner Mutter und deiner Schwester wohl so geht?< sinnierte Jono. >Ob sie sich schon eingelebt haben?< „Ich weiß es nicht.“, meinte Seth mit vollem Mund. „Aber ich glaube schon. Moka war immer ein liebenswertes offenes Mädchen, sie wird sich mit Tea gewiss anfreunden. Und meine Mutter wird sich mit Ishizu bestimmt auch gut verstehen. Ishizu weiß so viel – sie wird ihr mit Sicherheit Löcher in den Bauch fragen.“ >Meinst du?< überlegte Jono skeptisch. „Doch, ganz sicher.“, nickte Seth. >Ob wir sie nicht mal besuchen sollten?< erkundigte sich nachdenklich der schwarze Drache. „Du hast Recht, das sollten wir wohl. Sie freuen sich sicher darüber.“, antwortete der Blauäugige. „Ob Kisaras Junge schon geschlüpft ist?“ >Lange kann es nicht mehr dauern.< überlegte Jono. >Wollen wir gleich morgen fliegen?< „Ja, warum nicht. Wir haben ja sonst nichts anderes vor.“, lächelte Seth. „Heute lohnt es sich nicht mehr wirklich.“ So war es denn beschlossene Sache, dass die Beiden am nächsten Morgen zu See fliegen würden. Nach einem reichlichen Frühstück, legte sich Seth seine Kleidung an und kletterte auf den Rücken des schwarzen Drachens. >Und, bereit?< erkundigte sich Jono lächelnd. „Ja.“, antwortete sein blauäugiger Gefährte. Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich der Drache in die Luft und flog Richtung Osten zum See, an dem die Anderen lagerten. Die Sonne stand noch lange nicht auf Mittag, als Jono zur Landung ansetzte. „JONO... SETH...“ Drei Kinder begrüßten erfreut die Besucher. „Ihr wisst ja...“ „Seth, weißt du...“ „Ihr habt...“, redeten alle Drei aufgeregt durcheinander. „Langsam, langsam.“, lächelte Seth die drei Kinder an. „Hallo, Ihr Drei... Ihr scheint uns ja ganz schön vermisst zu haben.“ Und wieder schienen alle drei gleichzeitig antworten zu wollen. „Laaang... saaam...“, bremste der Brünette sie erneut aus. „Es kann doch immer nur einer reden.“ Immer noch lächelnd blickte er die drei vor sich stehenden Kinder an. „Ich denke, Moka sollte beginnen.“, entschied er sich nach kurzer Betrachtung der Gesichter. Seine Schwester schien förmlich zu platzen... „Seth, weißt du wer hier ist? Hier bei uns am See?“, begann die Schwarzhaarige aufgeregt. „Nein.“, antwortete ihr Bruder lächelnd. „Aber ich bin sicher, du wirst es mir gewiss gleich sagen.“ „Papa ist hier.“ Die grauen Augen des Mädchens strahlten bei dieser Aussage. „Papa?“, fragte Seth zweifelnd nach. „Du meinst unseren Vater?“ „Ja, genau der. Ist das nicht toll?“, begeisterte sich Moka. „Aber... wie kommt er denn ausgerechnet HIER her?“, wollte ihr Bruder überrascht wissen. >Die Sterne haben dafür gesorgt.< antwortete an dieser Stelle Shisara, die gerade hinzugekommen war. Sie hatte die Präsenz von Seth und Jono wahrgenommen und war gekommen, sie zu begrüßen. >Die Sterne?< erkundigte sich der schwarze Drache erstaunt. >Wisst ihr denn nicht, dass die Sterne über jeden unserer Schritte wachen und sie lenken?< Das Drachenmädchen schüttelte über soviel Unwissenheit nur den Kopf. „Nein, das wusste ich nicht.“, antwortete Moka schnell, bevor ein Streit ausbrechen konnte. „Ich wollte gerade das gleiche fragen.“, nahm die Schwarzhaarige den Drachen in Schutz. >Ist ja gut.< gab sich Shisara versöhnt. So, wie es aussah, wussten die Menschenkinder längst noch nicht über alles Bescheid. Aufgeregt griff das schwarzhaarige Mädchen nach der Hand seines Bruders und zerrte ihn heftig in Richtung Lager. „Nun mal langsam.“, wehrte sich ihr Bruder. Seth wehrte sich aber nur halbherzig, er konnte seiner kleinen Schwester noch nie einen Wunsch abschlagen, doch darauf seinem Vater zu begegnen, war er ganz und gar nicht vorbereitet. „Und was wolltet ihr Beide uns erzählen?“, wandte sich der Blauäugige lächelnd an Yugi und Tea, die so plötzlich in den Hintergrund gerückt waren. Er wollte noch etwas Zeit gewinnen, um sich zu sammeln. Shisara grinste, als sie die Gedanken hörte, die Seth sich so machte... aber noch mehr grinste sie bei Jonos Gedanken... Nein, es würde alles bestens verlaufen... „Katsuya hat einen Kampf mit Gozaburo nur knapp überlebt.“, begann Yugi mit den Geschehnissen während ihrer Abwesenheit. „Ja, und Shizuka ist mit Ishizu hinterher geflogen, weil nur sie ihn richtig heilen konnte.“, ergänzte Tea. >Wie geht es dann Katsuya denn jetzt?< wollte Jono erschrocken wissen. >Es geht ihm wieder gut, er ist nur noch zu schwach, um her fliegen zu können.< antwortete Shisara ernst. >Und wie geht es deiner Mutter?< fragte Jono mitfühlend nach. >Jetzt wieder gut.< Erleichterung zeichnete sich auf dem Gesicht des Drachenmädchens ab. >Sie hat versucht es mir nicht zu zeigen, oder sagen, aber ich hab es trotzdem gewusst.< nickte Shisara ernst. >Doch für meinen Bruder hat sie sich zusammengerissen und ist geblieben.< Das weiße Drachenkind war stolz auf seine Mutter. „Ist dein Bruder denn schon geschlüpft?“, erkundigte sich Seth neugierig. >Nein, aber er bewegt sich schon ganz doll.< lächelte die Kleine glücklich. „Freust du dich schon auf deinen Bruder?“ >Ja, und wie.< nickte Shisara. >Und Yugi ist schon sein Freund.< „Wirklich?“ Seth wandte sich zu Yugi um und dieser wurde etwas rot. „Das ist doch schön.“, ermunterte ihn der Blauäugige. „Danke.“ Mehr war aus dem kleinen Jungen grad nicht heraus zu bekommen. „Wo bleiben denn die versprochenen Fische?“ Schritte näherten sich der kleinen Gruppe am See. Moka drehte sich schuldbewusst zu der Stimme um. „Papa.“ ~~~ Überrascht standen sich die beiden Männer gegenüber – dass die beiden Vater und Sohn waren, war nicht zu verkennen. Hiroshi war das ältere Spiegelbild von Seth, nur Haar- und Augenfarbe unterschieden sich. Seth schluckte - er war absolut nicht bereit, seinem Vater gegenüber zu treten... Die widersprüchlichsten Gefühle tobten durch seinen Körper... Seine Augen suchten im Blick seines Vater nach dem Ekel, der Abscheu und der Ablehnung – dem Blick, den er ihm zuletzt zugeworfen hatte, als er ihn als Sohn aberkannt, verstoßen und selbst aus dem Dorf gejagt hatte. Doch von alldem konnte Seth in den grauen Augen seines Gegenübers nichts erkennen, stattdessen fand er ihm Blick seines Vaters Unsicherheit, Angst und Beschämung. Aber auch Hiroshi war auf das Zusammentreffen mit seinem Sohn in keinster Weise vorbereitet. Er hatte ihn zwar gesucht, doch sich keine Gedanken darüber gemacht, WAS er zu ihm sagen wollte, wenn er ihm endlich gegenüberstand. Groß war er geworden, sein Sohn, ein richtiger Mann, er konnte verstehen, dass die Frauen alle wild auf ihn waren. Als er so jung war, liefen ihm auch alle Mädchen hinter her, doch er hatte immer nur Augen für eine gehabt – Kisara. Der Grauäugige war erstaunt, nichts von der Verachtung in den blauen Augen zu sehen, mit der insgeheim gerechnet hatte. „Hallo, Seth.“ Der Ältere musste räuspern, da ihm seine Stimme so gar nicht gehorchen wollte. „Hallo, Vater.“ antwortete abwartend der Blauäugige. „Ich...“ Hiroshi hatte keine Ahnung wie er beginnen sollte, verlegen knetete er seine Hände und schaute zu Boden. Die Anderen schauten dem Wiedersehen zwischen Vater und Sohn interessiert zu, nur Mokas Blick wanderte zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder ungeduldig hin und her. Worauf warteten die Beiden denn noch? Warum fielen sie sich nicht endlich in die Arme? „Es war unverzeihlich von mir, was ich getan habe, und ich kann von dir nicht erwarten, dass du mir verzeihst.“, begann der Grauäugige schließlich. „Doch ich bitte dich mir zu glauben, dass ich wirklich bereue, was ich dir damals angetan habe. Wenn ich könnte, würde ich alles ungeschehen machen, aber ich weiß, dass dies nicht geht.“ Langsam hob Hiroshi seinen Kopf und schaute seinen Sohn an. Er war bereit anzunehmen, was er zu sagen hatte, und zu akzeptieren, was er entschied. „Du hast Recht, es ist unverzeihlich.“, entgegnete Seth ernst. „Die Familie, und ganz besonders Eltern, sollten ihre Kinder beschützen, hinter ihnen stehen, und nicht ihnen in den Rücken fallen.“ Seths Gesicht verdunkelte sich, als er daran dachte, wie er, verwirrt, wie er war, aus dem Dorf gejagt wurde. „Niemand erklärte mir, was mit mir los war, aber alle hassten mich dafür. Nirgends fand ich ein Zuhause.“, sprach er verbittert weiter. „Das hab ich nicht gewollt.“, flüsterte sein Vater schuldbewusst. „Wie solltest du auch? Ich war ja von dem Tag an ganz allein auf mich gestellt.“ Alle schwiegen betroffen. „Aber ich will dir keine Vorwürfe machen, nicht mehr... Ihr wusstet es nicht besser, und selbst ich hätte in dieser Situation vielleicht ganz genauso gehandelt.“, lenkte der Blauäugige ein und lehnte sich Halt suchend an den schwarzen Drachen, den er plötzlich an seinem Rücken spüren konnte. „Ich kann es nicht vergessen – aber ich kann versuchen dir zu verzeihen.“ „Das ist mehr, als ich erwarten konnte.“, antwortete Hiroshi dankbar und streckte vorsichtig die Hand seinem Sohn entgegen. „Das ist alles was ich dir geben kann.“, nahm Seth die ausgestreckte Hand entgegen. „Wären wir uns nicht hier, sondern irgendwo anders begegnet, dann hätte ich dir noch nicht einmal dies geben können.“, fuhr der Brünette nachdenklich fort. „Erst seit ich hier bei Jono bin, können die Wunden in meinem Herzen heilen, doch Narben werden immer zurückbleiben.“ Kapitel 59: Großes Kennenlernen ------------------------------- Betroffen und nachdenklich standen alle um Vater und Sohn herum – ja, es war nicht gut, das in Vergessenheit geriet, was niemals hätte vergessen werden dürfen. Aber jeder der Anwesenden nahm sich vor, dafür zu sorgen, dass dies nie wieder der Fall sein würde. Jeder, ob Mensch oder Drache, sollte die Geschichte von den Mondkindern kennen, und die Zeichen, woran diese zu erkennen waren. Es sollte wieder ein Ehre, und keine Schande oder Fluch, für sie und ihre Familien sein, ein Mondkind zu sein – ein von den Sternen geliebtes Wesen. >Mein Bruder< beendete Shisara die beklemmende Situation, >er kommt!< „Wirklich?“, wollte Yugi aufgeregt wissen. >Ja.< bestätigte das Drachenmädchen. >Schnell...< Aufgeregt blickte sie zwischen allen umher, und es war ihr sehr deutlich anzusehen, wo sie jetzt am allerliebsten wäre. >Nun, flieg schon los.< meinte Jono lächelnd, >wir anderen kommen schon nach, und sagen bei der Gelegenheit auch gleich im Lager Bescheid.< >Daaaaaanke, du bist der Beste Bruder auf der ganzen Welt.< bedankte sich die kleine Weiße bei dem großen Schwarzen, nickte allen Anwesenden kurz zu und erhob sich in die Lüfte, um zu ihrer Mutter und dem kleinen, noch ungeschlüpften Bruder zu fliegen. >Und, ist er schon da?< Aufgeregt landete Shisara bei ihrer Mutter und blickte sie erwartungsvoll an. >Na, du weißt wohl wieder mal als erste Bescheid.< lächelte die Weiße liebevoll ihre Tochter an. >Aber ein bisschen musst du dich schon noch gedulden.< >Puh, was ein Glück.< seufzte das Drachenmädchen erleichtert auf. >Dann kommen Yugi, Tea und Moka doch noch rechtzeitig.< >Komm her, meine Große.< Kisaras Lächeln wurde eine Spur wärmer. Shisara folgte der Aufforderung und ihre Mutter strich zärtlich mit einem Flügel über den Kopf. ’Sie ist eben doch noch ein kleines Kind.’, dachte die Weiße zufrieden. ’In solchen Situationen zeigt es sich eben.’ >Er freut sich, aus der Enge endlich herauszukommen.< staunte das Drachenmädchen, das sich immer noch an seine Mutter gekuschelt hatte. >Bruder, beeile dich, ich kann es kaum erwarten, mit dir zu spielen.< spornte sie das Drachenjunge im Ei an. Zwei schwarze Drachen landeten neben ihnen – Shizuka mit einem Reh, welches sie für Kisara gefangen hatte und Jono, von dessen Rücken Yugi und Tea, mit vor Aufregung geröteten Gesichtern, herunterkletterten. „Daaaaaanke Jono.“ Glücklich umarmten die beiden Kinder den großen schwarzen Drachen. „Und, ist es schon soweit?“ >Nein.< schüttelte ihre Drachenfreundin den Kopf. >Es dauert wohl doch noch ein bisschen.< „Schade.“, entfuhr es Yugi enttäuscht. >Ist es schon soweit?< wollte das schwarze Drachenweibchen überrascht wissen. >Ich hätte erst übermorgen damit gerechnet.< >Seine Nase juckt ihn, und er kann sich nicht daran kratzen.< gluckste Shisara. >Na, das ist wirklich ein Grund.< nickte Shizuka ernsthaft, konnte sich ein Grinsen dabei aber nicht verkneifen. >Nun, dann werden die andern wohl sicherlich auch bald hier eintreffen.< meinte sie lächelnd. >Ja, sie sind schon auf dem Weg.< Aufgeregt löste sich das Drachenmädchen und ging seinen Freunden entgegen. Aus dem Wald war bereits leises Stimmengemurmel zu hören, als Kisara ein leises ’Huch’ von sich hören ließ. >Was ist los, Mama?< sofort war das Drachenmädchen wieder an der Seite seiner Mutter. >Mich hat grad etwas am Bauch gekitzelt.< antwortete die Weiße lächelnd. >Ich glaub, jetzt dauert es nicht mehr lang.< >Mama, hab ich dich auch gekitzelt, als ich das Ei verlassen habe?< wollte das Shisara von ihrer Mutter wissen. >Nein, mein Schatz, das hast du nicht.< antwortete ihre Mutter und kicherte gerade in dem Augenblick los, als die beiden Männer das Lager der Drachen erreichten. >Nicht doch mein Kleiner.< Kisara erhob sich von ihrem Lager und blickte lächelnd auf ihr halb geschlüpftes Junges. Sie erinnerte sich an das, was ihre Tochter gesagte hatte und leckte beruhigend mit ihrer Zunge über die erscheinende Nase ihres Sohnes. Die Eierschale platzte ein weiteres Stück auf und heraus kam der weiße Kopf eines Blauaugendrachens. Es war ihm ganz deutlich anzusehen, wie anstrengend es für ihn war, das Ei zu verlassen. Doch schließlich war es geschafft und vor allen anderen stand ein kleiner weißer Blauaugendrache und schaute sich irritiert um. Kisara leckte ihr frisch geschlüpftes Junges trocken und nahm dabei die Witterung ihres Sohnes auf. Aber auch die kleine Drachennase war eifrig dabei, den Geruch seiner Mutter in sich aufzunehmen. >Hallo Mokuba, willkommen.< sagte Kisara zärtlich zu ihrem Sohn. >Ich bin Shisara, deine Schwester.< drängelte sich das weiße Drachenmädchen dazwischen und begann ebenfalls an dem frisch geschlüpften Drachenjungen zu schnuppern. >Und das sind alle unsere Freunde.< Stolz machte Shisara platz, um die Anderen auch einen Blick auf ihren Bruder werfen zu lassen. >Komm, Yugi.< Schüchtern löste sich Yugi aus der Gruppe der Menschen, trat einen Schritt nach vorne und blickt unsicher zu den drei weißen Drachen. Erst als die große Weiße aufmunternd mit dem Kopf nickte, traute er sich zu dem kleinen weißen Drachenjungen zu gehen und seine Hand nach ihm auszustrecken. „Hallo, ich bin Yugi.“, stellte sich Yugi leise vor. „Deine Mama hat erlaubt, dass ich dein Freund sein darf.“ Mokuba drehte seinen Kopf nach der Stimme um. Diese kam ihm bekannt vor, und so entschied er sich dafür an der Hand zu schnuppern, die ihm hingehalten wurde. Der Geruch gefiel ihm, und so leckte er einmal kurz darüber. Yugi begann zu kichern – dass es so kitzeln würde, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Aber er hielt seine Hand weiterhin still dem Drachenjungen entgegen, denn er wollte ihn nicht verschrecken. Das taten dafür die beiden Mädchen an seiner Seite, die nun nicht länger hinter ihm her stehen wollten. „Wie süüüüß.“, kam es wie aus einem Mund von Moka und Tea, als sie sich plötzlich an die Seite ihres Freundes stellten. Erschrocken wich der kleine Drache zu seiner Mutter zurück und schaute sich aus sicherer Entfernung die ganze Gesellschaft an, die da vor ihnen stand. >Erschreckt doch meinen kleinen Bruder nicht so.< Vorwurfsvoll blickte das Drachenmädchen seine Freundinnen an. „Entschuldigung.“, kam es ganz zerknirscht von den beiden Mädchen, die es nicht mehr länger abwarten konnten, das kleine Drachenjunge zu sehen. „Wir wollten doch nur deinen kleinen Bruder sehen.“ >Das wollen sicherlich alle.< antwortete Shizuka lächelnd. >Aber schaut, so viele Augen richten sich gerade auf den kleinen Mokuba. Ich glaube, es wird für ihn gerade ein bisschen viel – ihr könnt morgen gerne wieder kommen, und dann am besten nicht alle auf einmal.< schlug das schwarze Drachenweibchen vor. „Das ist mit Sicherheit das Vernünftigste.“, nickte Hiroshi und machte sich mit den Kindern zurück auf den Weg zu ihrem Lager. Nur Seth und Jono blieben noch etwas zurück. Shizuka schaute nachdenklich zu ihrem Sohn und seinem Gefährten. Wie wohl das Wiedersehen zwischen Vater und Sohn abgelaufen sein mochte? Es war gewiss nicht einfach für die Beiden, überlegte sie, nachdem was Seth so erzählt hatte. Jono hatte seinen Vater bisher nicht wieder gesehen, auch wenn dieser ebenfalls noch am Leben war. Doch sie war sich nicht sicher, wie der Rest der Kolonie auf seine Anwesenheit reagieren würde. Doch diese Frage stellte sich zum Glück nicht... >Wie lange bleibt ihr?< wollte die Schwarze von den Beiden wissen. Die beiden Mondkinder blickten sich an. >Eigentlich wollte ich heute noch zurückfliegen.< antwortete Jono verschämt, mit einem Seitenblick zu seinem Gefährten. >Neumond...< Seth wurde rot – daran hatte er nun, in Anbetracht der neueren Ereignisse, überhaupt nicht mehr gedacht. >Verstehe< Shizuka konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. >Ich dachte schon, Seths Vater wäre der Anlass...< „Eigentlich wollten wir ja nur mal sehn, wie sich meine Mutter und meine Schwester hier so eingelebt haben.“, meinte Seth zurückhaltend. Er wollte zu dem eben gesagten gerade nicht so gerne Stellung nehmen. >Könnt ihr euch nicht doch dazu durchringen zu bleiben?< erkundigte sich Kisara, die dem Gespräch gelauscht hatte, nachdem Shisara mit einem Kaninchen für ihren Bruder angekommen war. >Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sich Seths Vater ziemlich darüber freuen würde – deine zweite Identität und den Gefährten kennen zu lernen, der für seinen Sohn das Wichtigste auf der Welt geworden ist.< >Außerdem wart ihr doch noch gar nicht richtig da.< fügte das schwarze Weibchen hinzu. >Deine Mutter und deine Schwester wären gewiss ziemlich traurig, wenn du schon wieder fliegen würdest.< „Da hast du ganz sicher Recht.“, stimmte Seth nachdenklich zu. >Und außerdem gibt es hier genügend Rückzugsorte...< lächelte Shizuka wissend und wurde mit einem Rotschimmer auf den Gesichtern von Seth und Jono belohnt. Ein Rauschen in der Luft enthob die Beiden einer Antwort – fünf Drachen und ein Mensch blickten überrascht in den Himmel und konnten einen schwarzen Drachen in Begleitung sehen, der angeflogen kam. ~~~ Katsuyas Genesung war endlich soweit vorangeschritten, dass er sich auf den Flug zurück zum See machen konnte. Raphael und Mahad hatten ihn jedoch darum gebeten, ihn auf dem Flug begleiten zu dürfen und er hatte zugestimmt. Ihm war klar, dass sich die beiden Ältesten davon nicht abhalten lassen würden, und es war in ihrer aller Interesse, nicht im Zorn oder in Misstrauen von einander zu scheiden. Schließlich wollten sie den alten Bund wieder aufleben lassen, und dazu war es unabdingbar, dass die Ältesten mit einbezogen waren. Er hatte zwar überhaupt keine Ahnung, wie die Anderen auf die Anwesenheit der beiden fremden Drachen reagieren würden – aber er fand es besser, dass sie mit ihm, statt ohne ihn, die Gesellschaft am See kennen lernen würden. >Papa, Papa, mein Brüderchen ist da.< wurde er auch gleich stürmisch empfangen und mit der allerwichtigsten Entwicklung am See in Kenntnis gesetzt. Shisara freute sich riesig, dass es ihrem Papa wieder gut ging, und er endlich wieder bei ihr war. >Und wen hast du mitgebracht?< wollte sie neugierig wissen, bis sie auf einmal erschrocken zu ihrem Vater blickte. >Geht es dir am Ende doch noch nicht so gut?< Bangend schauten blaue Augen das schwarze Rotauge an. >Keine Angst meine Kleine, mir geht es wirklich wieder richtig gut.< beruhigte der große Schwarze das kleine weiße Drachenmädchen. >Sonst hätten mich diese beiden hier gar nicht erst fliegen lassen.< lächelte Katsuya seine Tochter an. >Sie sind mitgekommen, weil sie dich unbedingt kennen lernen wollten.< >Wirklich?< staunte Shisara und betrachtete die beiden Drachen, die sich rechts und links neben ihrem Vater niedergelassen hatten, genauer. Ein leichtes Räuspern hinter ihr, ließ sie sich umdrehen und in die leicht vorwurfsvoll blickenden Augen ihrer Ei-Mama blicken. Verschämt stellte sie sich neben ihre Mutter und wartete ab, dass die Erwachsenen sich nun miteinander unterhielten. >Raphael, dies ist Kisara, meine Gefährtin.< begann Katsuya mit der Vorstellung. >Kisara, dies ist Raphael, der Älteste der schwarzen Rotaugenkolonie aus der ich komme.< Die beiden Drachen verneigten sich vor einander. >Kisara.< >Raphael.< >Und dieses kleine entzückende Wesen ist wohl deine Tochter?< erkundigte sich Raphael lächelnd bei dem weißen Drachenweibchen. Kisara nickte. >Wie heißt du denn, junge Dame?< wollte der Älteste der Rotaugen von Shisara wissen. >Shisara.< antwortete diese überrascht, da sie überhaupt nicht damit gerechnet hatte, bereits jetzt schon miteinbezogen zu werden. >Und wie heißt dein kleiner Bruder?< erkundigte sich Raphael weiter. >Mokuba.< stellte das Drachenmädchen seinen frisch geschlüpften Bruder vor. Mahad schaute überrascht zu Kisara. Mokuba war sein bester Freund gewesen... Die Namenswahl gefiel ihm... >Mahad< fuhr Katsuya mit seiner Vorstellung fort, >dies ist mein Neffe Jono, der Sohn Shizukas und ein Kind des Bundes. Er ist derjenige, der sich zu Vollmond in einen Menschen verwandelt. Jono, dies ist Mahad, der Älteste der weißen Blauaugenkolonie, aus der Kisara stammt.< Die beiden Drachen verneigten sich ebenfalls voreinander. >Jono.< >Mahad.< >Und dies ist Seth, ebenfalls ein Kind des Bundes.< stellte Katsuya den Menschen in der kleinen Runde vor. >Er verwandelt sich zu Neumond in einen weißen Blauaugendrachen.< >Seth, dies ist Mahad, der Älteste der Blauaugendrachen.< beendete Katsuya seine Vorstellung. >Seth.< „Mahad.“ Ehrerbietig verneigten sich der Weiße Drache und der Mensch voreinander. Das ist also der Mensch, der sich in einen Drachen verwandelte, dachte Mahad interessiert. Wie er wohl als Drache aussah? Ehrfürchtig schaute Seth das große weiße Drachenmännchen an. Es war schon imponierend... Ob er wohl eines Tages auch so aussehen würde? ~~~ Mokuba hatte sich noch weiter hinter seiner Mutter versteckt, als die drei großen Drachen landeten. Erst nach und nach siegte seine Neugier, und er lugte vorsichtig hinter dem Rücken seiner Mutter hervor. Die drei Männchen sahen sehr Furcht einflößend aus... Bevor er sich aber überlegen konnte, ob er sich lieber wieder vor den großen Drachen verstecken sollte, neigte sich der Kopf des einen Schwarzen zum ihm hinunter. >Hallo, kleiner Mann.< blies ihm ein warmer Atem sanft über den Kopf. >Ich bin Katsuya, dein Vater.< Überrascht blickte das kleine Drachenjunge nach oben und blickte in warme rote Augen, die ihn liebevoll ansahen. >Du bist mein Papa?< wollte es neugierig wissen. >Ja, der bin ich.< antwortete Katsuya lächelnd und hielt ganz still, damit das Drachenjunge ihn in Ruhe beschnuppern konnte. >Du riechst gut.< meinte Mokuba kurz darauf und rieb vertrauensvoll sein kleines weißes Köpfchen an dem großen schwarzen. >Du aber auch.< gab der Schwarze das Kompliment zurück. >Shisara.< meldete sich Mahad mit einem Mal zu Wort. >Würdest du bitte auf deinen Bruder aufpassen? Wir müssen etwas mit deiner Mutter bereden und das möchten wir ohne euch Kinder.< Kisara schluckte, als sie diese Worte vernahm. Zum ersten Mal beschlich sie eine große Furcht... Was, wenn der Älteste darauf bestand, Mokuba mit zur Kolonie zurückzunehmen? Mit bangem Herzen ging die Weiße zu ihrem Ältesten, und Shizuka und Katsuya taten es ihr gleich. >Ihr wolltet uns sprechen, Mahad?< Kisara hoffte, dass ihre Stimme nicht ihre Angst erkennen ließ, die sie im Innern spürte. >Ist es wegen Mokuba?< Das weiße Weibchen wusste, dass es sich nicht an das Protokoll hielt – aber es konnte nicht auf den großen Schmerz warten, es wollte gleich wissen, was es ertragen musste... Katsuya und Shizuka stellten sich fürsorglich neben Mokubas Mutter – sie stellten sich insgeheim dieselbe bange Frage. >Es geht auch um Mokuba.< begann Mahad vorsichtig. >Kisara, du hast die Kolonie ohne Erlaubnis verlassen, das ist ein großer Verlust für uns. Allerdings können wir deine Beweggründe gut verstehen und verurteilen dich deswegen nicht weiter. Allerdings besteht der Anlass für dein Verlassen der Kolonie nicht mehr – durch Gozaburos Tod könntest du wieder zur Kolonie zurückkehren, mit Gozaburos Sohn.< Der Älteste machte eine Pause – er war sich sicher, dass dies bestimmt nicht auf Kisaras Zustimmung treffen würde. >Doch ich bin mir sicher, dass du weder deinen Gefährten, noch die Tochter die du mit ihm hast, verlassen möchtest, da sie nicht mit dir mitkommen könnten.< lächelte das weiße Drachenmännchen weise. Kisara war es ganz anders zumute geworden, als sie die Worte ihres Ältesten vernahm, Halt suchend lehnte sie sich an Katsuya an. Dieser legte tröstend einen Flügel um sie und versuchte, sie seine eigene Angst nicht spüren zu lassen. Auch Shizuka hielt vorsichtig die Luft an und Raphael enthielt sich vorerst, da es nicht seine Kolonie betraf... noch nicht... >Nun, da ich weiß, wo ich dich finden kann, und sehen konnte, dass Katsuya ein liebevoller Vater für Gozaburos Junges sein wird, habe ich nichts dagegen, dass du weiter hier am See bleibst, und dich um deine Kinder kümmerst. Katsuya habe ich als einen aufrechten Drachen kennen gelernt, und deswegen übergebe ich dich ehrlichen Herzens an das Männchen, welches du schon zum Gefährten erwählt hast.< gab Mahad seine Zustimmung zu der Partnerschaft zwischen dem Weibchen aus seiner Kolonie und dem schwarzen Rotaugenmännchen. >Des Weiteren habe ich nichts dagegen, dass du ein Teil des alten Bundes zwischen Drachen und Menschen sein willst, den ihr wieder aufleben lassen wollt, wenn er mich als Ältester der weißen Blauaugendrachen mit einbezieht.< beendetet Mahad seine kurze Rede. Überrascht schauten die Drachen den Ältesten der Blauaugen an. Damit hatten sie nun überhaupt nicht gerechnet. Das hörte sich eben ganz nach einer Zusammengabe an... dazu noch die Erlaubnis, den Bund wieder aufleben zu lassen... Raphael räusperte sich. >Ich kann mich dem Gesagten von Mahad nur anschließen.< nickte er in Katsuyas Richtung. >Auch wenn in unserer Kolonie gemischte Gefährten nicht üblich sind, so ist nicht zu übersehen, dass ihr Beiden euch von Herzen zugetan seid. Und da Katsuya das Junge eines Anderen bedingungslos, wie es scheint, als sein eigenes akzeptiert, so habe auch ich nichts gegen eine Verbindung zwischen euch beiden einzuwenden. Und auch ich habe gegen den Bund keine weiteren Einwände, möchte nur, genau wie Mahad, ein Teil davon sein. Die Zeit wird uns zeigen, ob es eine gute Entscheidung war, und dann können weitere Drachen, so sie es wollen, mit dazu gehören.< Das erleichterte Aufseufzen Shizukas war nicht zu überhören und führte zu einem allgemeinen Heiterkeitsausbruch. >Jono.< wandte sich der Älteste der Rotaugen nun an den anderen schwarzen Drachen, der noch anwesend war. >Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht. Und ich möchte mich dafür entschuldigen, was wir, die Kolonie, und auch ich, dir angetan haben. Jetzt weiß ich, dass wir uns hätten glücklich schätzen sollen, dass ein Kind des Bundes in unserer Mitte lebt. Kannst du mir, kannst du uns, verzeihen?< Aufmerksam ruhten rote Augen auf dem Angesprochenen. >J...a< kam es zögernd und überrascht von Jono, der so gar nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden. >Ich habe euch bereits verziehen, schon vor vielen, vielen Jahren. Doch ich verspüre keinen Drang in die Kolonie zurückzukehren.< machte das Mondkind der Drachen deutlich, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. >Das war auch nicht meine Absicht.< lächelte Raphael. >Noch weiß nicht jeder über den Bund bescheid... Ich denke, es ist eine gute Idee, hier am See eine neue Drachenkolonie entstehen zu lassen, doch macht nicht den gleichen Fehler, wie die Blauaugen – wenn die Kolonie zu klein ist, hab ihr nicht genügend Partner für die gerade geschlechtsreif gewordenen Jungdrachen.< mahnte der Schwarze ernst. >Das werden wir gewiss nicht außer Acht lassen.< antwortete Shizuka ebenso ernst. >Nun, da alles gesagt ist, denke ich, ist es an der Zeit zurückzufliegen.< meinte Mahad. >Die Zeit reicht noch aus, um vor Sonnenuntergang in der Kolonie der Rotaugen anzukommen.< >Aber ihr habt doch noch überhaupt nicht die Menschen kennen gelernt, die bereits zu unserer kleinen Gemeinschaft gehören.< wandte Kisara schüchtern ein. >Außerdem ist morgen Neumond, Seths Verwandlungstag.< Die beiden Ältesten schauten sich an. Eigentlich hatten sie nur Katsuya zu den Anderen zurückbringen wollen... >Gut, ich bleibe eine Nacht.< entschied Mahad für sich. Den Menschendrachen würde er schon zu gern kennen lernen... >Dann bleibe ich auch.< schloss sich Raphael an. >Mama, Mokuba hat Hunger.< mischte sich zögernd eine leise Stimme ein. >Und ich auch.< >Dann lasst uns jagen gehen.< beschloss Raphael für alle. >Und die erste Beute wird den beiden Jungen gebracht. Kannst du noch so lange auf deinen Bruder aufpassen, kleine Dame?< erkundigte er sich fürsorglich bei dem Drachenmädchen. >Ich denke schon.< meinte Shisara. „Ich bleibe bei euch, wenn es dir recht ist.“, ließ Seth sich vernehmen. Bei einer allgemeinen Drachenjagd fühlte er sich als Mensch doch ziemlich überflüssig und fehl am Platze. >Gern.< freute sich das Drachenmädchen. >Dann bin ich nicht so allein.< Seth schmunzelte. Ja, so ein Baby war zwar aufregend, aber doch auch ziemlich langweilig... >Dann ist ja alles geklärt.< entschied Katsuya. >Lasst uns los fliegen, je eher wir starten, um so eher ist der Hunger unserer Kleinen gestillt.< ~~~ „Ishizu.“ „Mama.“ Aufgeregt stürmten die Kinder in das Lager am See und riefen laut nach den beiden Frauen, die sich dort aufhielten. „Stell dir vor, Mokuba ist geschlüpft.“, platzte Tea mit der Neuigkeit heraus. „Und er ist ja sooooo süß.“, fuhr Moka fort. „Ihr müsst unbedingt mitkommen und ihn euch ansehen.“, sprudelte Tea los, griff nach Ishizus Hand und wollte sie in Richtung des Drachenlagers ziehen. Die beiden Frauen lachten. „Nun mal langsam, mit eurem Übermut. Erst mal müssen wir das Essen fertig machen, danach ist immer noch Zeit, uns das kleine Drachenjunge anzuschauen.“, meinte Mokas Mutter lächelnd. „Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass der kleine Mokuba noch seine Ruhe braucht, meinst du nicht auch, Moka?“ Diese wurde etwas rot, ob des sanften Tadels, den sie von ihrer Mutter bekam. Was war sie eigentlich für eine Tiermutter, wenn sie das vergessen hatte? Auch ihre Kälber waren die ersten Tage immer noch scheu... „Wir dürfen morgen wieder kommen, hat Shizuka gesagt.“ Yugi hatte still neben den Mädchen gestanden und sie erst einmal ausreden lassen. „Na, seht ihr.“, meinte Ishizu lächelnd. „Und, wo ist der Fisch, den ihr fangen wolltet?“ „Den haben wir bei den Drachen gelassen, für den kleinen Mokuba.“, beantwortete Hiroshi die Frage, der nun auch im Lager der Menschen angekommen war. „Was für Drachen?“, wollte einer der Männer wissen, die gerade aus dem Wald kamen und die letzten Worte mitbekommen hatten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich möchte mich bei allen dafür entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis es bei Mondzeiten weiter ging *ganz zerknirscht guck* Dafür hab ich ganz viel Entschuldigungs-Torte gebacken, und hoffe ihr könnt mir verzeihen. Ein Dankeschön vorab an alle, die mir und meinen Drachen bisher noch die Treue halten *knuddel* lg, eure risuma P.S. Soll Jono ebenfalls mit seinem Vater zusammentreffen, oder nicht? Kapitel 60: Rat der Ältesten ---------------------------- Überrascht drehten sich alle nach den Männern um, die aus dem Wald kamen. „Vater!“, rief Tea erschrocken. „Solomon... Odeon... Marik... Schön, dass ihr kommen konntet.“, begrüßte Ishizu die Ankömmlinge. „Doch wo ist Karim? Ist er nicht mit euch gekommen?“, wollte die Älteste des Waldes wissen. „Er wollte seine kleine Tochter nicht schon wieder verlassen, meinte er.“, antwortete Odeon und grinste dabei. „Ah...“, nickte seine Großmutter verstehend und auch sie zierte ein breites Grinsen. „Also, was war das mit den Drachen?“, kam Solomon auf seine Frage zurück, die er absolut ernst gemeint hatte. „Und was sind das für Fremde hier am See?“ „Deswegen habe ich euch hergebeten.“, antwortete die Bewahrerin der Menschen ernst und blickte die drei Dorfvorsteher an. „Tea, Moka, ihr beide macht uns bitte etwas Tee.“, forderte sie die beiden Mädchen auf. „Kommt und setzt euch bitte alle hier neben das Feuer.“, bat sie die Ankömmlinge und die restlichen Anwesenden. „Ich habe euch Drei hierher zum See gebeten, um etwas mit euch zu bereden, und euch jemanden vorzustellen.“, begann Ishizu. „Solomon, dies ist Hiroshi, der Vater von Seth... Odeon, du kennst Hiroshi ja bereits.“ Die beiden Ältesten nickten und Marik hörte aufmerksam zu, denn er kannte noch keinen von Beiden. „Aber wer ist Seth?“, wollte Odeon wissen, denn es war für ihn hier weder ein unbekannter Junge, noch ein unbekannter Mann am See. „Er ist ein junger Mann, der vor einigen Monden den Weg hierher in den Wald gefunden hat, und seitdem in der Nähe des Sees lebt.“, beantwortete Ishizu die gestellte Frage und ignorierte das befremdete scharfe Luftholen von Solomon. „Den Sternen hat es gefallen, dass sich Vater und Sohn nach fünf Jahren der Trennung hier am See wieder trafen. Kisara ist die Frau von Hiroshi und Moka ist seine Tochter. Auch sie haben sich erst hier am See wieder getroffen.“ Odeon nickte verstehend, während Solomon fragend schaute – Ishizu ahnte, welche Fragen der Älteste des nördlichen Dorfes hatte... „Weshalb Kisara und Moka hier sind, dazu komme ich später.“ Solomon nickte... Ein leises Rauschen ließ Ishizu erleichtert aufatmen, und kurze Zeit darauf betrat Seth die Lichtung, auf der sich das Lager der Menschen befand. „Seth, du kommst gerade richtig.“, freute sich die Älteste des Waldes. „Marik... Odeon... dies ist Seth, Hiroshis Sohn.“, stellte Ishizu den Ankömmling vor. „Hiroshi, Kisara, Seth und Moka... Dies hier sind die Dorfältesten der drei Dörfer hier im Wald: Solomon von dem nördlichen Dorf, welches das zum See am nahe liegendste Dorf ist, Odeon aus dem östlichen Dorf, dieses liegt der Stadt am nächsten, mit der wir hauptsächlich Handel treiben und Marik aus dem südlichen Dorf.“ Die drei Dorfältesten, sowie Seth und seine Familie, verneigten sich zur Begrüßung vor einander. „Nun, da ihr euch alle kennen gelernt habt, kann ich zu meinem eigentlichen Anliegen kommen. Es gibt etwas, das von großer Bedeutung ist, und auch mich und Karims kleine Tochter Ishizu mit einschließt.“, fuhr Ishizu fort. Aufmerksam blickten drei Augenpaare die Älteste des Waldes an. „Vor tausenden von Jahren, als es noch starke Zauber in unserer Welt gab, schlossen Drachen und Menschen einen Bund bei den Sternen.“ Die Dorfältesten atmeten heftig ein. „Wie das?“, wollte Marik wissen. „Sind Drachen nicht seit jeher die größten Feinde von uns Menschen?“ „Nein“, antwortete die Bewahrerin, „das waren sie nicht. Sie lebten in Eintracht neben- und miteinander – und um sich noch besser verstehen zu können, schlossen sie deshalb einen Bund im Angesicht der Sterne – jedes Volk schenkte dem anderen ein männliches Neugeborenes.“ „Wie ist das zu verstehen?“, erkundigte sich Marik zweifelnd. „Drachen können doch kein kleines Baby großziehen. Außerdem wäre dazu doch auch gewiss kein besonderer Bund notwendig gewesen.“ „Da hast du Recht.“, nickte Ishizu. „Wie ich schon sagte, zu dieser Zeit gab es noch mächtige Zauber in dieser Welt – die beiden männlichen Neugeborenen sollten sich, mit erreichen ihrer Geschlechtsreife, zu Neu- und Vollmond in jeweils die andere Rasse verwandeln.“ „Verwandeln?“, entfuhr es Odeon entsetzt. „Ja, verwandeln.“, nickte Ishizu bestimmt. „Ein Mensch verwandelt sich in einen Drachen, und ein Drache in einen Menschen.“ „Das ist doch gewiss nur eine Legende?“ Hoffnungsvoll schaute der Älteste des östlichen Dorfes die Chronistin des Waldes an. Das wäre ja entsetzlich, wenn sein Sohn sich in einen Drachen verwandeln würde... „Nein, es ist keine Legende – und ich bin ein lebender Beweis dafür, ebenso meine Urenkelin.“, antwortete die Bewahrerin der Menschen. „Aber, du bist doch kein Mann.“, widersprach Odeon. „Nein, das bin ich nicht.“, nickte Ishizu. „Drachen und Menschen wählten jeweils ein weibliches Neugeborene aus, das die Funktion der Bewahrerin haben sollte. Sie sollten die Geschichte des Bundes innerhalb ihrer Rasse immer weitergeben, und den Mondkindern zur Seite stehen, wann immer sie Hilfe brauchen.“ „Und woher willst du das wissen?“, erkundigte sich zweifelnd Marik, der mit immer größer werdenden Augen zugehört hatte. „Woher sollen wir wissen, dass du uns gerade nicht einen großen Bären aufbinden willst?“ „Du hast Recht.“, erwiderte die Bewahrerin der Menschen ernst. „Aber ihr alle kennt mein rotes Mal auf der Stirn – nun dies ist mein Zeichen des Bundes, so wie es auch die kleine Ishizu trägt. Und glaubt mir, ich TRAGE das Wissen um den Bund aus den Alten Zeiten wirklich in mir.“ „Wird sich mein Sohn in einen Drachen verwandeln?“ Bangend blickte Odeon Ishizu an. „Nein, wird er nicht.“, antwortete die Älteste des Waldes und musste lächeln, als Odeon nur zu offensichtlich erleichtert aufatmete. „Erstens trägt er nicht das Zeichen und zweitens gibt es immer nur ein Mondkind pro Rasse.“ „Es gibt ein Zeichen?“, wollte Solomon verblüfft wissen. „Ja, das gibt es.“, nickte Ishizu. „Doch seit dem großen Krieg zwischen den Drachen und Menschen, haben Mondkinder und Bewahrerinnen sich aus den Augen verloren, und das Wissen um den Bund lebte nur noch im Verborgenen weiter. So ging das Wissen um die Mondkinder und die Erkennungszeichen vergessen, während nur die Geschichten von den Alten Zeiten weiter gegeben wurden. Dieses Mal, welches ich auf der Stirn trage, trägt auch der Mensch, der sich zu Neumond in einen Drachen verwandelt – allerdings im Genick.“ Die drei Männer brauchten eine Weile, um das eben gehörte zu verarbeiten und zu verdauen. „Willst du damit sagen“, begann Solomon bedächtig, „dass es auch heute einen Mann gibt, der sich in einen Drachen verwandelt? Und dass niemand davon wusste, bis er sich eines Tages, überraschend für alle, zum ersten Mal verwandelte?“ Ishizu nickte. „Das ist ja furchtbar.“, gab der Älteste seinem Entsetzen Ausdruck. „Was ist furchtbar?“, erkundigte sich Seth vorsichtig. „Das Verwandeln in einen Drachen?“ „Nein, das meine ich nicht – dass es niemand vorher weiß... dass alle davon überrascht werden... ich stelle es mir nicht leicht für ein Dorf und den betroffenen jungen Mann vor, wenn dies geschieht... Wie diejenigen wohl damit umgehen?“ Nachdenklich wiegte Solomon seinen Kopf, sein erster Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, gefiel im in dieser Beziehung nämlich überhaupt nicht. „Sie jagen ihn als Monster davon – und seine Familie wird gemieden, wenn nicht sogar verachtet.“, antwortete Hiroshi bitter. Betroffen schauten die drei Ältesten den Grauäugigen Mann an. „Das klingt ganz so, als würdest du genau wissen, wovon du sprichst.“, meinte Odeon nachdenklich. „Bist du etwa...?“ „Nein, nein...“, kam die hastige Antwort. „Dann ist es aber jemand, der dir sehr nahe steht.“, schloss der Älteste des östlichen Dorfes aus Hiroshis Reaktion. „Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn wir alle ihn bereits kennen gelernt haben, nicht wahr, Ishizu?“, meinte Solomon nach kurzem Überlegen. „Denn sonst hättest du uns nicht hierher an den See bestellt. Ist es nicht so?“ Abwartend ruhten seine Augen auf der Weißhaarigen. „Du hast wie immer einen scharfen Verstand.“, lächelte die Angesprochene. „Ich nehme einmal an, dass es Seth ist.“, beendete Solomon seine Überlegungen. „Und das würde vieles erklären...“ Seth hörte dem Ganzen ziemlich angespannt zu. Bis jetzt konnte er noch nicht so recht ausmachen, wie die drei Ältesten auf seine zweite Identität reagieren würden, doch es schien ihm so, als nähmen sie es besser auf, als sein eigenes Dorf. Überrascht schaute er den Ältesten aus Yugis Dorf an. Dass er solch eine scharfe Beobachtungsgabe hatte, hätte er nun nicht erwartet... „Und ich glaube, den Menschen, der normal ein Drache ist, kenne ich auch bereits.“, fuhr Solomon nach einer Weile fort. „Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du Yugi, und auch du Tea, dieses besondere Geheimnis längst schon kennst, oder?“ Dabei fasste er seine Tochter scharf ins Auge. „J...a...“, stammelte Yugi völlig perplex und beide Kinder wurden ziemlich rot. „Entschuldige Solomon... wir wollten die Zwei nicht in Schwierigkeiten bringen...“ Um Verzeihung bittend blickten violette Augen den Dorfältesten an. „Nun, das war gewiss auch besser für die Beiden – aber als Ältester kann ich dieses Verhalten nicht gut heißen.“ Zwei Kinder saßen ziemlich geknickt neben dem Feuer und schauten betroffen auf den Boden. „Darüber reden wir später.“, schloss Solomon erst einmal seine Zwischenrede. „Seh ich das richtig, dass dein Sohn also jener Mensch ist, der sich in den Drachen verwandelt?“, erkundigte sich Odeon bei Hiroshi. Dieser nickte nur dazu. „Dann ist also der Grund, weshalb du deinen Sohn gesucht hast, weil er davon gejagt wurde?“, wollte der Älteste des östlichen Dorfes wissen. „Nicht so ganz.“, bekannte Hiroshi etwas beschämt. „Er ist nur das erste, was mir aus meinem alten Leben wieder eingefallen ist – als ich anderen dabei zuhörte, die den Kindern die Geschichten aus den Alten Zeiten erzählten... ein kleiner Junge mit blauen Augen, der atemlos den Geschichten über die Drachen lauschte...“ „Dann hast du also nicht nach einem Drachen gesucht?“ Odeon war sichtlich erstaunt. „Zuerst nicht – aber später... als ich Geschichten über einen jungen Mann mit blauen Augen hörte, der erst die Frauen verführte und sich dann als Monster erwies – da wusste ich wieder, wonach ich suchen musste, und Gerüchte über einen weißen Drachengeist brachten mich in diese Gegend.“ Vollkommen überrascht schauten alle Hiroshi an – dieses Gerücht kannten sie noch überhaupt nicht... Sollten deswegen in letzter Zeit so wenig Fremde in ihren Wald gekommen sein? Ishizu hatte als erstes eine Idee... „Eine Räuberbande hatte den Weg zum See gefunden... und Seth hat sie wohl recht eindrucksvoll vertrieben, weil sie Jono ein Leid antun wollten, als er gerade ein Mensch war.“ „Und das hast du mir nicht erzählt, bevor du die Kinder mit zum See genommen hast?“ Vorwurfsvoll schaute Solomon die Älteste des Waldes an. „Es war nicht wichtig.“ Ishizu ließ keinen Zweifel auf ihre Entscheidung kommen. „Der schwarze Drache, auf den die Männer im Frühjahr Jagd gemacht hatten – hat er etwas mit den Mondkindern zu tun?“, erkundigte sich Marik vorsichtig. Er hatte sehr sorgfältig zugehört, und sich so seine eigenen Gedanken gemacht. „Ja, das hat er.“, bestätigte die weißhaarige Frau seine Vermutung. „Ich nehme an, dass er ganz in der Nähe lebt?“, forschte der Älteste des südlichen Dorfes nach. „Nun, so genau weiß ich es auch nicht.“, kam bedächtig von Ishizu. „Aber für Drachen zählen Entfernungen ganz anders, nicht wahr, Seth?“ Verschwörerisch blinzelte sie dem Blauäugigen zu. „Ähm... Ja.“, antwortete der Braunhaarige verlegen. „Keinen halben Tag westlich von hier.“ „Und wie kommt es, dass wir davon nichts wissen?“, wollte Marik wissen. „Wir gehen auch westlich jagen.“ „Das weiß ich auch nicht.“ Seth zuckte mit seinen Schultern. „Ich glaube, ich habe eine Ahnung.“, meinte Ishizu nach einer Weile. „Es scheint ein von den Sternen geschütztes Tal zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass kein anderer, als die Mondkinder, Zutritt zu dem Tal haben. Denn selbst bei meinen Wanderungen habe ich dieses Tal nie gefunden, wenn ich auch den Drachen hin und wieder gesehen habe.“ Solomon zog leicht eine Augenbraue hoch, und auch Odeon schaute ziemlich befremdet. Diese Frau machte mehr Alleingänge und hatte mehr Geheimnisse, als ihnen lieb war... ~~~ Jono war mit Seth zum Lager der Menschen geflogen, damit sie Ishizu und seiner Mutter ebenfalls guten Tag sagen konnten, bevor sie sich für die Nacht ein Plätzchen suchen würden. Fast wären sie direkt neben den Zelten gelandet, doch im letzten Augenblick erkannte der Schwarze, dass sich fremde Männer im Lager befanden, und suchte sich einen etwas abgelegeneren Landeplatz. Seth wollte erst einmal vorfühlen und ihm dann Bescheid sagen, und so wartete das Rotauge ungeduldig darauf, dass sein Gefährte zu ihm zurückkam. Ach, wie wünschte sich das Drachenmännchen gerade die Fähigkeiten eines gewissen Drachenmädchens... aber so war er dazu verurteilt zu warten, und nicht zu wissen, wie lange... Er vertrieb sich die Zeit mit einer gründlichen Kralleninspektion – doch da gab es nicht viel zu sehn, und auch ein, ihm zufällig über den Weg laufendes Kaninchen, vertrieb ihm nicht wirklich die Langeweile... Ein leises Knacken von Zweigen ließ ihn hoffnungsvoll aufschauen, und ein Leuchten zog in seine Augen. >Seth, endlich bist du da.< seufzte er erleichtert auf. >Es war so einsam ohne dich.< „Du kannst kommen, es ist alles in Ordnung.“, lächelte Seth. Es war nicht zu übersehen, wie sehr Jono sich freute ihn zu sehen. >Was sind das für Fremde im Lager?< erkundigte sich der Schwarze vorsichtig. Er wollte doch lieber vorher wissen, mit wem er es zu tun bekommen würde. „Es sind die Ältesten der drei Dörfer hier im Wald“, antwortete der Blauäugige ernst, „...und sie sind bereit, dich kennen zu lernen.“ >Oh...< kam es überrascht von dem rotäugigen Drachen. >Bist du dir ganz sicher?< „Ja, das bin ich.“, nickte Seth. „Ich bin mit dem Auftrag, dich zu holen, zu dir geschickt worden. Einen der Ältesten kennst du ja bereits schon – Solomon, Teas Vater.“ Noch nicht ganz von der Sache überzeugt, folgte Jono seinem Gefährten zu den Zelten und blickte etwas später drei sehr abwehrbereiten, mit gezückten Speeren versehenen, Männern entgegen. ~~~ „Das ist Jono, mein Gefährte und ein Sohn des Bundes, genau wie ich.“, stellte Seth seinen großen, schwarzen Begleiter vor. „Er tut niemandem etwas zu leide, das können alle hier bezeugen – und dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Die Köpfe aller Bewohner des Lagers am See nickten bestätigend zu den Worten des Braunhaarigen und drei paar Augen blickten überrascht, forschend und skeptisch auf den Neuankömmling. Solomon senkte als erster seinen Speer... „Ich will den Worten von Seth fürs erste Glauben schenken.“, sagte der Älteste des nördlichen Dorfes ernst und bedacht. „Doch du wirst gewiss verstehen, dass ich mich von der Richtigkeit dieser Worte erst selbst überzeugen möchte.“ „Dem schließe ich mich an.“ Mit diesen Worten senkten Odeon und Marik ebenfalls ihre Speere. Abwartend, was nun geschehen würde, sahen die drei Ältesten die beiden Mondkinder an. „Ja, das verstehen wir sehr gut.“, antwortete Seth für beide. „Immerhin begegnet man nicht jedem Tag einem Drachen. Ishizu, hast du noch etwas von dem Drachenkraut da?“ „Der Tee daraus ist schon fertig.“ Kisara erhob sich und ging zu einem kleinen Kessel, der neben dem Feuer stand. „Ich hab mir schon so etwas gedacht.“, meinte sie entschuldigend, als sie mit dem Tee zurückkam. Ishizu war angenehm überrascht über soviel Weitsicht und Hiroshi lächelte nur – ja, so war seine Frau... „Solomon, Odeon, Marik... würdet ihr mir bitte eure Becher reichen, damit ich euch von dem Tee geben kann?“ Auffordernd blickte die Älteste des Waldes die drei Männer an. „Tea, wärst du bitte so lieb?“ Die Angesprochene schaute einen kurzen Augenblick verwirrt, doch dann zog erhellendes Verstehen über ihr Gesicht und sie stand auf, verschwand in einem der Zelte und brachte das Gewünschte. „Der Tee den ihr jetzt trinken sollt, ist äußerst bitter, aber es geht leider nicht anders.“ Ishizu füllte die drei Becher der Ältesten mit dem Tee aus Drachenkraut und gab eine ordentliche Portion Honig dazu. „Sagtest du gerade Drachenkraut?“ Zweifelnd an der Zurechnungsfähigkeit der besten Heilerin des Waldes nahmen die drei Männer ihre Becher wieder entgegen. Es wusste doch jedes Kind im Wald, dass dieses Kraut äußerst giftig war... „Ja, Drachenkraut.“, nickte die Weißhaarige. „Erst seit kurzem weiß ich, wieso dieses Kraut diesen so bezeichnenden Namen trägt.“, lächelte sie. „Es versetzt Menschen und Drachen in die Lage, sich untereinander verständigen zu können. Und deshalb, so nehme ich stark an, werdet ihr den Tee aus Drachenkraut trinken wollen...“ „Heißt das, dass ich danach verstehen kann, was Drachen sagen?“, wollte Marik ungläubig wissen. Der Preis sollte sich schon lohnen, bevor er den bitteren Tee trank... „Ja, das kann man.“, platzte es aus Tea heraus, die sich augenblicklich erschrocken die Hand vor den Mund hielt. „Entschuldigung...“, nuschelte sie hinter vorgehaltener Hand und wurde knallrot. Sie wusste doch ganz genau, dass man sich in Gespräche Erwachsener nicht einmischen durfte... Die hochgezogene Augenbraue ihres Vaters war ihr nicht entgangen. „Wir alle hier am See haben den Tee bereits getrunken.“, mischte sich Ishizu ein, bevor Solomon etwas sagen konnte. „Doch nicht nur wir Menschen bedienen uns des Drachenkrauts, auch die Drachen müssen es zu sich nehmen.“ „Wenigstens etwas.“, murmelte Teas Vater halblaut, nachdem er den ersten Schluck von dem bitteren Tee getrunken hatte. „Dann leiden wenigsten beide...“ So ganz war er noch nicht davon überzeugt, dass er keinen Schaden davon tragen würde... Moka war in einem der Zelte verschwunden, und kam mit einer Schüssel voll süßer, mit Honig übergossenen, Beeren wieder. „Das hilft gegen den ziemlich bitteren Geschmack.“, meinte sie und füllte für jeden der Ältesten eine Portion ab, die sie ihnen reichte. Dankbar nahmen die drei Männer die angebotene Süßigkeit an. „Und, was geschieht nun?“, wollte Marik von den Anwesenden wissen. „Pass mal auf.“, lächelte Ishizu und wandte sich an den schwarzen Drachen. „Würdest du den dreien bitte sagen, wer du bist?“ >Wirklich?< forschte Jono nach. Seth nickte. >Ähm, mein Name ist Jono und ich bin 120 Jahre alt.< begann das schwarze Rotauge mit seiner Vorstellung. >Nachdem ich mich zum ersten Mal in einen Menschen verwandelt habe, musste ich meine Kolonie verlassen und lebe seit 70 Jahren in einem Tal, nicht ganz einen halben Tag westlich von hier.< Äußerst erstaunt vernahmen Solomon, Odeon und Marik die Stimme in ihrem Kopf. Sie hatten nicht wirklich daran geglaubt, dass eine Verständigung mit dem Drachen möglich wäre. „Und wie kommt es, dass keiner von deiner Existenz hier wusste?“ Diese Frage interessierte Odeon am meisten. >Ich habe mein Tal in der Regel nicht verlassen.< antwortete Jono auf die Frage. „Manchmal aber doch, oder?“, erkundigte sich der Älteste aus dem Östlichen Dorf. Der Schwarze nickte. „Warst du der Drache, den die Männer am See gesehen und gejagt haben?“ >Ja, das war ich... ich hatte an dem Tag nicht aufgepasst... normalerweise gehe ich den Menschen aus dem Weg...< Eine leichte Röte überzog das Gesicht des Drachens, wenn er an dieses Ungeschick dachte. „Und wie kommt es, dass du jetzt hier bist, wenn du den Menschen aus dem Weg gehst?“, forschte der Kahlköpfige weiter. >Na ja... Seth hatte so einen seltsamen Traum... und so haben wir Ishizu kennen gelernt.< gab Jono Antwort. „Dann lebt Seth also ebenfalls in diesem Tal, versteh ich das richtig?“, schlussfolgerte Odeon. >Ja, er ist mein Gefährte, seit er in das Tal gekommen ist.< Ein überraschtes scharfes Luftholen ließ den Drachen verwundert in die Runde blicken. Er hatte sich bei seiner Antwort nichts weiter gedacht, schließlich war es ja die Wahrheit... „Oh, Jono.“, flüsterte es leise neben ihm. „So weit sind die Menschen hier noch nicht, ganz besonders die drei Männer hier...“ Ein betretenes Schweigen breitete sich in dem kleinen Lager am See aus, die Erwachsenen mussten das Gesagte erst einmal verdauen. „Das ist doch toll.“, brach Yugi schließlich den Bann. „Also, ich würde mich sehr freuen, wenn ich solch einen tollen Gefährten hätte.“ Ishizu lächelte – Yugi war halt doch noch ein Kind... Solomon räusperte sich. „So, und was sind das für andere Drachen?“ Epilog: Extras für Jono (K.30) ------------------------------- "xxx" gesprochene Rede >xxx< gedankliche Verbindung Kapitel 22 Seth wachte lange vor Sonnenaufgang auf, weil sein Bauch fürchterlich juckte. Er ertappte sich dabei, seinen Bauch so heftig zu kratzen, dass er fast blutete, und es half diesmal überhaupt nichts, dass er eine Ecke der Decke anfeuchtete. Seth war verwirrt, er hatte keine Erektion und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass er feuchte Träume gehabt hatte. Er war ratlos. Was sollte er jetzt nur tun? Auf einmal fiel ihm ein, dass er von Anzu eine wohlriechende Handcreme für seine Braut geschenkt bekommen hatte. Er suchte nach dem kleinen Tiegel, nahm ein wenig von der duftenden Creme und verteilte sie mit kräftigen Strichen auf seinem Bauch. Das feste Einstreichen tat seiner Haut gut, auch wenn es seinen Juckreiz nicht ganz vertreiben konnte. Immer wieder mit seinen Händen Kreise auf seinem Bauch ziehend, tigerte er in der Höhle herum und wartete auf den Sonnenaufgang. Aber was er dann machen sollte, war ihm immer noch nicht klar. Von dem blumigen Duft aus seinem Tiefschlaf geholt, blieb das ganze umher Gelaufe von Jono nicht unbemerkt und so wachte auch er noch vor Sonnenaufgang auf. >Was ist denn los?< fragte er verschlafen, als er Seth so hin und her laufen sah. >Dein Bauch?< „Ja, aber diesmal will es überhaupt nicht aufhören.“, antwortete Seth verzweifelt. >Ist heute Neumond?< fragte Jono nach einigem Nachdenken. „Ja.“, nickte Seth. >Dann wird deine Bauchfalte heute höchst wahrscheinlich aufreißen, und juckt deshalb besonders stark.< meinte Jono. „Das wäre schön.“, seufzte Seth gequält. „Denn sonst muss ich ja bis zum nächsten Neumond warten.“ Diese Aussicht war alles andere als begeisternd, denn es würde ja nicht besser, sondern immer schlimmer werden. Und an Vollmond könnte er mit Jono immer noch nicht... Jono wurde ganz aufgeregt – heute war Neumond, gleich hatte er seinen kleinen Weißen wieder... selbst wenn ihm Seth schon ziemlich leid tat, und sie wirklich das Problem mit der Bauchfalte heute lösen sollten, aber es war Neumond! DRACHENTAG! Sein Herz jubilierte und in seiner Bauchfalte wurde etwas wach. „Kannst du dich noch daran erinnern, wie es bei dir war, als deine Bauchfalte noch nicht gerissen war?“, erkundigte sich Seth. Jono wurde rot. Er konnte Seth doch nicht erzählen, dass er dem Drachenpärchen nachspioniert hatte, nachdem er zum ersten Mal - wenn auch zufällig – Zeuge bei ihrer Paarung war. Immer, wenn er daran dachte, spürte er, wie sich ein Druck unter seiner verschlossenen Bauchfalte aufbaute. Und eines Tages, als er ihnen wieder hinterher geschlichen war, wurde der Druck so übermächtig, war sein Penis so stark angeschwollen, dass er seine Bauchfalte auf sprengte, als das Männchen das Weibchen bestieg. Aber DAS konnte er Seth doch nicht erzählen. Oder? Und vorher? Wie war es vorher? Was wusste er noch darüber? >Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass meine Mutter, und auch alle anderen Erwachsenen ständig ermahnten, nicht auf dem Boden herum zu rutschen. Aber ich tat es trotzdem, wenn es keiner sah. Als bei einem Freund, der es übertrieben hatte und mit einem Stock nachhelfen wollte, sich die Bauchfalte entzündete, wurde ich vorsichtiger, und suchte mir nur noch Grasflächen dafür aus.< „Und wie ist deine Bauchfalte dann gerissen?“, unterbrach Seth ihn ungeduldig. Es war ja alles schön und gut, was Jono ihm da gerade erzählte, doch er wollte doch nur wissen, ob es bestimmte Tätigkeiten gab, die diesen Prozess beschleunigten. >Na ja, ich weiß ja nicht, wie es bei den anderen war,< rückte Jono mit der Sprache raus, >aber ich hab da mal ein Paar – ganz zufällig, ehrlich – bei der Paarung beobachtet, und das hat mich so erregt, dass meine Bauchfalte aufgerissen ist.< gestand Jono verschämt. Seth grinste. Jono war also auch kein so braver Junge gewesen... „Dann ist eine Paarung also durchaus förderlich für diesen Prozess.“, stellte Seth zufrieden fest. >Ja, aber nicht notwendig.< entgegnete Jono. „Aber sie beschleunigt es, nicht wahr?“ Genau in diesem Augenblick ging die Sonne auf und Seth verwandelte sich in den weißen Blauaugendrachen. Sofort stieg Jono der süße, unschuldige Duft, der von dem kleinen Weißen ausging, in die Nüstern und machte ihn ganz wuschig. Am liebsten würde er sofort… Seth blickte ganz unglücklich drein, das Jucken seines Bauches, das bis jetzt immer so an der Grenze des Erträglichen gewesen war, schien ihn jetzt umbringen zu wollen. So sehr er es auch wollte, er konnte einfach nicht still halten und scheuerte auf dem Boden herum, um damit die Qual zu mildern. „Komm mit,“ forderte Jono ihn liebevoll auf, „wir fliegen hinunter zum See.“ So schnell war Seth noch nie im See gewesen… Er begrüßte das kühlende Nass und entspannte sich ein wenig. Der schlimmste Juckreiz verschwand, auch wenn er nicht ganz abnahm. Aber er wurde erträglicher. Gemeinsam fischten sie und schlugen sich die Bäuche voll und ließen sich anschließend am Ufer nieder, um sich von der Morgensonne trocknen zu lassen. Jono bat Seth ihm den Bauch zu zeigen, damit er sich ein Bild von seiner Bauchfalte machen konnte. Auch wenn es ihm immer noch ein wenig peinlich war, so kam Seth Jonos Bitte nach und zeigte ihm seinen Bauch. Die Haut, die die Bauchfalte verschloss, war schon ganz dünn und es fehlte nicht mehr viel, bis sie riss. Seth stöhnte gequält auf, das Stillhalten fiel ihm ziemlich schwer und der Drang sich irgendwo dran zu schuppern wurde immer größer. Als er Jonos warmen Atem auf seiner Haut spürte, drängte er sich seinen Nüstern entgegen, in der Hoffnung irgendwie Erleichterung zu erhalten. Von der Bewegung des Weißen überrascht, atmete Jono seinen Geruch ganz tief ein. Er roch ja so unglaublich gut, so süß und verführerisch, dass er, ohne weiter darüber nachzudenken, begann mit seiner rauen Zunge über die dünne Haut zu lecken. Seth durchfuhr ein heftiger Schauer, als er Jonos Zunge auf seinem Bauch spürte. Das tat ja sooo gut, und war so… erregend. Schlagartig hörte das peinigende Jucken auf und machte einem anderen Gefühl platz – einem Spannen und Drücken… Seth spürte ein Kribbeln, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete und langsam in seine untere Bauchregion wanderte, ähnlich wie bei seiner menschlichen Erregung, selbst das pulsierende Drängen fehlte nicht. Jono sollte mit dem Lecken bloß nicht aufhören… Der Weiße drängte sich immer wieder an ihn heran, und begann an ihm zu schnuppern. Jono konnte einfach nicht damit aufhören, an seiner Bauchfalte zu lecken, es schien dem kleinen Weißen sehr gut zu gefallen und gut zu tun. Außerdem war ihm nicht entgangen, dass ein Schauer durch seinen Körper ging, als er mit seiner Zunge seinen Bauch berührt hatte. In seiner Bauchfalte begann es sich ebenfalls zu regen. Nach einiger Zeit fühlte sich die Bauchfalte des Weißen leicht angeschwollen an und auch sein Geruch veränderte sich, wurde schwerer, betörender… Als er nachsah, konnte er erkennen, dass eine kleine Stelle schon aufgerissen war. „Was ist?“, wollte Seth wissen, „Warum hörst du auf?“ „Schau, hier ist schon eine kleine Stelle aufgerissen.“, erklärte ihm Jono. Seth blickte seinen Bauch hinunter und konnte den kleinen Riss erkennen. Gleichzeitig nahm er einen ihm unbekannten intensiven Geruch wahr, der wohl von ihm stammen musste. „Machst du weiter?“, bat er sehnsuchtsvoll. „Ja.“, flüsterte Jono erregt. Der neue Duft des kleinen Weißen ließ ihn überhaupt nicht kalt und in seiner Bauchfalte nahm das Drängen zu. Liebevoll fordernd leckte er immer wieder über die Bauchfalte des Weißen, welcher leise aufstöhnte. Jono fühlte sich wie beim Paarungstanz, aufgeregt, wuschig… Er wollte nicht mehr aufhören, er wollte endlich sehen, was sich in der Bauchfalte des kleinen Weißen verbarg. Seth wurde immer unruhiger, erregter. Seine Nüstern wollten auch auf Wanderschaft gehen, er wollte am Geschehen teilhaben und nicht nur passiv sein. Aber dann hätte Jono mit seinem Tun aufhören müssen… Seth stöhnte immer lauter auf und drängte sich Jono immer heftiger entgegen. Er spürte eine gewaltige Spannung in sich, ein Druck der sich nach Befreiung sehnte, ein Sehnen das nach Erfüllung schrie… Ein letztes forderndes Lecken Jonos, und der Penis des Weißen schwoll zu voller Größe an und verließ zum ersten Mal in seinem Leben seine Bauchfalte. Seth bestaunte seinen Drachenpenis: So groß – So schön… Aber auch Jono gefiel, was er zu sehen bekam: ein rosafarbener Penis, mit einer bläulichen Spitze (seiner war eher rötlich mit einer schwarzen Spitze). Und er roch so gut! Er musste mit seinen Nüstern dieses Prachtstück von allen Seiten begutachten, es ging nicht anders. Ob es Seth mit ihm genauso ging? Seth hielt vor lauter Überraschung ganz still, das Jono sich so für seinen Penis interessierte… Der warme Atem Jonos löste wiederum Schauer in ihm aus und er begann jetzt, so gut es ging, auch an Jono zu schnuppern. Nach einiger Zeit stieg ihm Jonos schwerer süßlicher Geruch in die die Nüstern und er wusste genau, wo dieser am stärksten war… Jono fühlte sich seltsam, als er am Penis des kleinen Weißen schnupperte. Sein Schwanz begann zu zucken, der Wunsch sich mit ihm zu paaren wurde immer stärker und als der kleine Weiße ebenfalls an ihm zu schnuppern begann, spürte er, wie sich seine Bauchfalte zu öffnen begann… Seth konnte nicht mehr still halten, er wollte an Jonos Bauch schnuppern, wollte zu seiner Bauchfalte, zu seinem Penis… Auch wenn sie nicht den Paarungstanz getanzt hatten, so fühlte er sich mehr als paarungsbereit. Das Jucken an seinem Bauch war verschwunden, Jono roch so unwahrscheinlich gut, doch jetzt wollte er endlich an Jonos Bauchfalte, seinen Penis, sich mit ihm paaren… Als er endlich an Jonos Bauchfalte angekommen war, versenkte er seine Nüstern ganz tief in ihr, um den schweren Duft, der ihr entströmte mit tiefen Atemzügen in sich aufzunehmen, und das Wunder, das sich in ihr verbarg heraus zu locken. Seine Bemühungen wurden belohnt, Jonos Penis verließ die Bauchfalte und zeigte sich in ganzer Pracht. Seth seufzte zufrieden auf. Sein Schwanz begann hin und her zu schlagen, doch als er auf dem Boden zu rutschen begann, zuckte er auf. Er wurde unangenehm auf eine äußerst empfindliche Stelle aufmerksam gemacht. Auf dem Boden zu rutschen war also nicht so gut. „Duhu, Jono,“ begann er schüchtern, „wie bekommt man seinen Penis wieder in die Bauchfalte zurück?“ Jono schaute ihn erst einmal etwas irritiert an, denn er war mit seinen Gedanken gerade ganz woanders gewesen. „Spann deine Bauchmuskeln an und versuche deinen Penis zu deinem Bauch zurück zu ziehen, dann rutsch er in die Bauchfalte zurück.“ Seth versuchte es, und es klappte tatsächlich. „Warum?“, fragte Jono nach. „Er war etwas im weg.“, antwortete Seth verschämt. „Im Weg?“ Jono brauchte einen Augenblick. „Oh…“ „Bitte, mach weiter,“ bat Seth und stupste und schnupperte an Jonos Penis. Diese zärtliche Berührung war fast zuviel für Jono. Er schnupperte nun ebenfall weiter an Seth und als der kleine Weiße seinen Schwanz zur Seite bog, stieg er über ihn und führten seinen Penis in seine Kloake ein. Leise stöhnend brüllte Seth auf. Doch während des Paarungsaktes drängte sich sein Penis wieder aus der Bauchfalte heraus, weil er ebenfalls erregt war. Da es ihm jetzt aber unmöglich war, ihn wieder in die Bauchfalte zurück zu ziehen, stellte er sein Füße, so dicht es ging, unter seinen Bauch, und schützte seinen Penis so vor dem steinigen Boden. Als Jono sich in ihm bewegte, blieb es nicht aus, dass auch sein Penis leicht bewegt wurde. Dies war ziemlich angenehm und auch erregend und ergänzte für ihn die Paarung auf eine ziemlich intensive Art und Weise. Kapitel 26 Seth liebte diesen Augenblick – Geschenke auspacken nannte er es immer für sich. Und auf dieses Geschenk freute er sich besonders – es war eben schon ein Unterschied, ob etwas verborgen war oder ob man es ständig sah. Er schmunzelte, als er Jonos prächtige Erektion zu sehen bekam, Jonos Erregung stand seiner in nichts nach. Jono kuschelte sich ganz eng an Seth, als sie endlich unbekleidet waren. Er wollte endlich spüren, sein kleiner Jono wollte endlich den kleinen Seth begrüßen. Er seufzte zufrieden auf, als er Seth endlich spüren konnte und verwickelte ihn in einen Kuss. Seine Hand wanderte nach unten und umschloss Seths Penis. Er wollte endlich die schönen Gefühle bereiten und spüren. Langsam bewegte er seine Hand an Seths Penis auf und ab und freute sich über Seths Stöhnen. Aber Seth war damit nicht einverstanden, auch wenn es sich zugegebener Weise, ziemlich gut anfühlte. Jono war ungeduldig, das konnte er ja verstehen, aber er hatte Jono doch noch nicht ganz erforscht. Also nahm er seine Hand und entfernte sie von seinem Penis. „Hey!“, maulte Jono, „Warum machst du das? Ich will weitermachen.“ „Später, Jono, später.“, vertröstete ihn Seth und küsste ihn zärtlich. Seufzend ließ Jono sich auf später vertrösten. Neugierig wartete Jono gespannt darauf, was Seth als nächstes machen würde. Seth ließ seinem Kuss wieder eine Reihe zärtlicher Küsse folgen. Er wanderte wieder über Jonos Körper, widmete sich erneut Jonos Brustwarzen und schaute noch an seinem Bauchnabel vorbei, bevor er weiter tiefer lauter kleine Küsse setzte. Seth fühlte sich seltsam aufgeregt, fast unwirklich. Der kleine Jono wartete sehnsüchtig darauf, auch ein paar von diesen Küssen abzubekommen. Er schaute Seth so erwartungsvoll an (Penis mit großen Hundeaugen *grins*), dass Seth ihn, ohne weiter zu überlegen, einfach mit einbezog. Er küsste Jonos Penis von der Wurzel bis zur Spitze mit lauter kleinen Küssen. Immer wieder und aus den leichten Küssen wurde ein sanftes Knabbern mit seinen Lippen. Es fühlte sich interessant an, Jonos Penis mit seinen Lippen zu berühren, seine Haut war so unwahrscheinlich zart. Und bald gesellte sich seine vorwitzige Zunge dazu. Jonos Penis schmeckte salzig, gar nicht so streng, wie er es vermutet hatte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich in diese, ihm unbekannte, Gefilde wagte, die für ihn trotzdem immer noch den Hauch des Verbotenen hatten. Vorsichtig zog er die Vorhaut zurück und betrachtete neugierig die empfindsame Spitze. Ihre Haut war noch zarter und feucht. Sie hatte ihren eigenen Geruch, anders, und doch erinnerte er ihn entfernt an den Geruch aus Jonos Bauchfalte. Er würde sagen, der Geruch war leicht streng, doch er stieß ihn nicht ab, eher das Gegenteil war der Fall. Neugierig leckte er mit seiner Zunge darüber, es schmeckte ungewohnt, doch er hatte schon schlimmeres gekostet. Wie von selbst schlossen sich seine Lippen um die zarte Penisspitze und seine Zunge kostete den Geschmack voll aus. Er konnte nicht aufhören, diese empfindliche Haut mit seiner Zunge zu reizen, und ebenso das Bändchen, dass er entdeckt hatte. Jono wusste nicht, was ihm geschah, als er die Lippen Seths an seinem Penis spürte. Das Gefühl, das ihn durchfuhr, übertraf alles vorher gewesene. Sein Herz begann immer schneller zu schlagen, und je länger Seth sich mit seinen Penis beschäftigte, desto unruhiger wurde er. Er wusste nicht, was tun, wohin mit seiner Unruhe. Seine Hände suchten Halt am Boden, auf der Decke, und fanden sie schließlich in Seths Haaren. Als Seth seine Spitze komplett mit seinen Lippen umschloss, entfuhr ihm ein lautes Stöhnen. Er verspürte den Drang, aktiv an diesem Geschehen teilhaben zu wollen, sich zu bewegen, doch Seths Körperhaltung hielt ihn zurück. Als Seth an ihm zu saugen begann, erschien es ihm wie eine süße Folter. All seine Empfindungen und Gedanken waren auf dieses eine kleine Stück Haut konzentriert. Seth ließ sich treiben. Aus dem anfänglichen Kosten und Reizen, wurde ein Saugen. Vorsichtig zuerst, dann immer kräftiger. Stück für Stück wanderte Jonos Penis in seinen Mund, soweit wie er es als angenehm empfand und sich auf das Saugen konzentrieren konnte. Ganz entfernt registrierte er, dass Jono versuchte sich zu bewegen, aber dem kam er zuvor, indem er sich mit seinen Unterarmen auf Jono stützte. Mit einer Hand umfasste er den kleinen Jono und die andere streichelte an Jonos Beinen entlang, bis sie zu Jonos Po kam. Gedankenverloren streichelte er ihn und ein Finger fand den Weg in seine Pofalte und stieß auf die dort verborgene Öffnung. Unsicher umkreiste Seth die zarte Haut der Öffnung und wurde mir einem lauten Aufkeuchen Jonos belohnt. Ein schmerzhaftes Pochen in seinem Penis zeigte ihm, dass der kleine Seth nicht abgeneigt wäre, dieser dunklen Öffnung einen Besuch abzustatten, aber sein Kopf war noch nicht so weit. Für ihn war das, was er gerade tat, Neues genug. Er verstärkte seine Bemühungen, bis er Jonos Saft mit einem lauten Stöhnen aus ihm herausgelockt hatte. Diese Gefühle, die Seth ihm gerade verschaffte, waren fast zuviel für ihn. Es drängte ihn, Seth ebenfalls solch schöne Gefühle zu machen, aber dafür war sein Penis zu weit weg. Das Kribbeln in seinem Bauch zeigte ihm, dass es nicht mehr lange dauerte, bis sein Samen herauskommen würde, als er plötzlich laut aufkeuchte. Etwas berührte gerade seine Kotöffnung, und dieses Etwas stellte sich als Seths Finger heraus. Das Kreisen des Fingers bewirkte, dass sich seine Sehnsucht auf diese kleine verborgene Öffnung ausdehnte. Es fühlte sich nach mehr an, Seth sollte ruhig weiter machen… Doch da war Seths Finger auch schon wieder verschwunden. Jono wollte gerade enttäuscht aufseufzen, als sich seine Aufmerksamkeit wieder mit voller Kraft seinem Penis zuwandte. Seth saugte so fest, als wollte er ihn aussaugen. Das Kribbeln wurde immer stärker und er krallte sich in Seths Haare. Stöhnend wartete er auf die Erlösung, bis er endlich, mit einem heiseren Aufschrei, seinen Samen in Seths Mundhöhle entlud. Jono fühlte sich ausgelaugt, auch wenn er eigentlich selbst nichts gemacht hatte. Das mit dem Penis im Mund war ja noch so viel besser, als Penis in Hand. Atemlos lag er da, lauschte seinem rasenden Herzschlag und war überwältigt. Er konnte sich keine Steigerung mehr vorstellen, doch er ahnte, dass es sie noch geben würde. Als er sich etwas beruhigt hatte, kuschelte er sich dankbar an Seth und küsste ihn. Der Geschmack war anders, als beim Kuss zuvor, und er nahm an, dass dies der Geschmack von seinem Samen war. „Das war wirklich schön.“, seufzte er matt. Seth lag neben ihm und war ebenfalls geschafft. Zum Schluss wurde er richtig schnell, es war, als würde es ihn von innen heraus antreiben, er konnte gar nicht mehr aufhören, selbst wenn er es gewollte hätte. Er war zufrieden, dass es Jono so gut gefallen hatte. „Das war aber noch nicht die richtige Paarung, nicht wahr?“, stellte Jono fest. „Nein, das war noch nicht die richtige Paarung.“, antwortete Seth. „Die kommt später.“ Er hatte recht gehabt, es gab noch mehr, die Menschen hatten einen ziemlich heftigen Paarungstanz, entschied Jono. Aber, es gefiel ihm. Als er sich erholt hatte, wollte Jono sich jetzt aber auch bei Seth bedanken. Es ging ja nicht, dass nur er gute Gefühle hatte, Seth sollte auch welche bekommen. Also ließ er seine Finger über Seth wandern, und streichelte ihn so vorsichtig, wie vorher Seth ihn. Und das mit den Lippen auf Haut wollte er auch einmal ausprobieren. Das fühlte sich wirklich gut an und er wollte überall einen kleinen Kuss hinterlassen. Seth hatte wirklich recht, das war irgendwie so etwas wie ein Paarungstanz – einmal angefangen, konnte er nicht mehr aufhören. Als nächstes wollte er wissen, wie sich die Brustwarze anfühlen würde, und ob er Seth auch solche Laute entlocken konnte. Überrascht stellte er fest, dass sich die weiche Haut der Brustwarze zusammenzog, als er mit seiner Zunge darüber leckte und sich eine kleine Perle bildete. Was für ein hübsches Spielzeug. Jono war begeistert, damit konnte man ja wirklich wundervoll spielen. Kein Wunder, dass ihm ein Schauer nach dem anderen durch den Körper gefahren war. Und wie zur Bestätigung dessen, stöhnte Seth verhalten auf und ihre kleinen Freunde meldeten sich zurück. Jono gefiel es, das und wie Seth reagierte, und auch, dass er von seinem Tun auch etwas hatte, denn es war für ihn genauso erregend. So war es nämlich keine Arbeit, sondern auch für ihn ein Vergnügen. Seth freute sich darüber, dass Jono so ein gelehriger Schüler war. Er zog immer gleich, alles musste er sofort ausprobieren, dass Seth ihm zeigte. Alles? Sofort? Seth schluckte. Nein, sooo weit war er wirklich noch nicht. Doch er hatte keine Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen, da Jono sich eine kleine Geisel genommen hatte und ihn damit ein wenig „quälte“. Er spürte, wie sich der kleine Seth schmerzhaft bemerkbar machte, denn immerhin hatte er noch keine Beachtung geschenkt bekommen. „Moment!“, protestierte der kleine Seth, „Ich hatte sie ja, aber du hast sie mir wieder weggenommen.“ Seth hielt die Luft an, als Jono von seinen Brustwarzen abließ und sich nach unten zu dem kleinen Seth vorarbeitete. Der kleine Seth frohlockte, jetzt würde er endlich zu seinem Recht kommen. Seth stöhnte auf, denn er konnte das Warten kaum noch ertragen. „Selbst Schuld.“, war der Kommentar des kleinen Seth dazu. Jono näherte sich dem kleinen Seth und freute sich riesig, Seth endlich schöne Gefühle bereiten zu können. Wie gut es sich anfühlte, wusste er ja schon, jetzt wollte er wissen, wie es sich anfühlte es zu tun. Er küsste den kleinen Seth ganz zärtlich. Er fühlte sich so zart an, er liebte ihn jetzt schon… Seth stöhnte laut auf. Er knabberte sacht an Seths Penis, bis er an der Spitze ankam und küsste sie zärtlich. Wie war das? Seth hatte die Haut zurückgezogen? Gedacht, getan, Jono legte die empfindliche Spitze frei und neugierig nahm er sie in den Mund. Es gefiel seiner Zunge mit dem kleinen Kameraden zu spielen. Immer wieder streichelte er mit seiner Zunge die zarte Haut. Seth stöhnte immer mehr, und Jono begann zu saugen. Er fühlte sich seltsam aufgeregt, er wollte immer mehr. Seth schmeckte – einfach nach mehr. Er verstärkte seine Bemühungen, saugte immer fester, wollte Seths Samen heraus locken. War da nicht noch was? Ach ja, seine Kotöffnung hatte ja Besuch bekommen. Jono suchte mit einem Finger nach dieser kleinen Öffnung bei Seth. Seth japste auf. Neugierig untersuchte sein Finger die Öffnung, aber irgendwie schien es Seth nicht zu behagen, also ließ er es bleiben. Er widmete sich wieder voll und ganz dem kleinen Seth und seine Anstrengungen wurden belohnt: mit lautem Stöhnen ergoss sich Seths Samen in seinen Mund. Ishizu lag in ihrem Zelt und lauschte zufrieden den Geräuschen der Nacht. Kapitel 30 Sie beendeten das Schwimmen, als das Kaninchen fertig gebraten war. Sie wollten gerade mit dem Essen beginnen, als sich eine schwarze Wolke vor die Sonne schob und auch schon die ersten Tropfen fielen. Überrascht schauten sie zum Himmel, die dunklen Wolken hatten sie gar nicht kommen sehen, und es sah überhaupt nicht danach aus, dass es nur ein leichter Schauer wäre. Schnell packten sie ihr Essen und machten sich lachend und rennend auf den Weg zu ihrem Zelt. Nun würde sich zeigen, ob sie gut gearbeitet hatten. Immer noch lachend ließen sie sich im Zelt nieder und verspeisten ihr Kaninchen, während der Regen auf das Zelt nieder prasselte. Jono fand das sehr gemütlich und nach dem Essen kuschelte er sich wieder an Seth. Sie waren noch etwas feucht und Seth roch interessant, ganz anders als sonst. Diesmal wollte Jono Seth ein wenig Gutes tun, und so ließ er seine Hand über seinen Körper wandern. Überall streichelte er ihn: das Gesicht, wuschelte durch die nassen Haare, den Rücken, den Bauch, verweilte etwas an den Brustwarzen, erforschte den Bauchnabel und sagte dem kleinen Seth „Guten Tag“. Aber Handpaarung wollte er jetzt nicht… er stellte sich einen anderen Nachtisch vor… Seth ließ Jono gewähren, er schaute ihm interessiert zu und konzentrierte sich ganz auf seine Gefühle. Als Jonos Hand sich seinem Hintern näherte hielt er die Luft an, und stieß sie erleichtert aus, als sie zum Bauch weiterwanderte. Er traute Jono nicht so ganz… er hatte nicht die Zweifel, die ihn quälten… Aber noch hatte er nichts getan, dass er ihm nicht vorgemacht hatte, dass allerdings immer gleich sofort… Zart streichelten seine Finger über den kleinen Seth und seine Lippen suchten Seths zu einem Kuss. Seine Lippen schmeckten einfach gut, noch ein wenig nach dem Kaninchen, lecker. Dann sagte er der Bewohnerin in Seths Mundhöhle guten Tag und machte sich, kleine Küsse verteilend, über Kinn und Schlüsselbein abwärts auf den Weg zu Seths Brustwarzen. Er wusste ja schon, dass er mit Lippen und Zunge Seth ein wenig zum „tanzen“ bringen konnte, und das hatte er auch vor. Also spielte er genüsslich mit der kleinen Gefangenen, die sich seinem Spielchen nicht entziehen konnte, und während der ganzen Zeit gingen seine Finger immer noch auf dem kleinen Seth spazieren. Seth stöhnte auf, das war ja die reinste Folter, die Jono mit ihm anstellte. Längst hatte er sich auf seinen Rücken gelegt, der Druck in seinem Penis wurde immer stärker und immer mehr sehnte er sich nach der festen Berührung und nach Erlösung. Doch alles, was Jono tat, stachelte seine Lust nur noch mehr an. Aber Seth wollte seinem Verlangen, sich unter Jono zu winden, nicht nachgeben. Jono reizte ihn immer mehr, und als er den ersten flüchtigen Kuss auf seinem Penis spürte konnte er fast nicht mehr an sich halten. Aber die Folter war noch nicht vorbei, Jonos Lippen wanderten auf dem kleinen Seth auf und ab, immer wieder. Jono gefiel dieses Spielchen, es war schön einen Spaziergang auf Seth zu machen und hin und wieder an besonderen Stellen zu verweilen. Als er der Meinung war, sich genug um die Brustwarzen gekümmert zu haben, wanderten seine Lippen weiter abwärts. Sie saugten leicht am Bauchnabel und wanderten endlich zum Objekt seiner Begierde. Seine Lippen setzten kleine Küsse, knabberten leicht an der empfindlichen Haut, aber ließen die rosige Spitze noch aus. Mit Wohlgefallen vernahm er das leichte Stöhnen von Seth, es stachelte ihn an, weiter mit seinem Tun fort zu fahren. Aber schließlich konnte er nicht mehr widerstehen. Er schloss seine Hand um den kleinen Seth, zog die Haut zurück und schloss ganz vorsichtig seine Lippen um die rosige Spitze. „Endlich!“, kam es kehlig von Seth. Es war langsam wirklich an der Zeit, er hätte es nicht mehr länger ausgehalten. Jonos warmen, feuchten Mund zu spüren war einfach… unbeschreiblich. Und was er mit seiner Zunge anstellte… Seth hatte seine Augen geschlossen, auf dieses Gefühl wollte er sich ohne Ablenkung konzentrieren. Sein Atem ging schneller, sein Herz begann zu rasen, als sich Jonos Mund fester um ihn schloss und er anfing seinen Kopf leicht zu bewegen und dabei zu saugen. Er spürte wie sich seine Erlösung anbahnte und unter lautem Stöhnen suchte sich sein Samen den Weg nach draußen. Noch etwas atemlos blickten blaue Augen in glücklich strahlende braune Augen. „Diesmal weiß ich ganz sicher, was ich getan habe.“, sagte Jono zufrieden. „War es schön?“ „Schööön?“, meinte Seth ergriffen. „Schön ist noch untertrieben. Es war einfach… (sucht euch ein Wort dafür aus ^^)!“ Als Mensch mochte Jono ja noch nicht viel Erfahrung haben, aber er war äußerst lernfähig, oh ja. Jono war ein unwahrscheinlich begabter Liebhaber, etwas Besseres war Seth noch nie begegnet. Seth nahm Jono in seinen Arm, küsste ihn zärtlich und gemeinsam lauschten sie dem Regen, der immer noch auf ihr Zelt prasselte. „Du, Seth, wir nennen Menschen das Wasser, das vom Himmel fällt?“, fragte Jono nach einer Weile. „Sie nennen es Regen.“, antwortete Seth schläfrig. „Und Drachen?“ „Bei uns heißt es auch Regen.“, stellte Jono erfreut fest. „Ich finde es gemütlich bei Regen in dem Zelt zu sitzen.“, fügte er hinzu. „Na, sitzen ist wohl nicht so ganz richtig.“, lächelte Seth. „Wir liegen doch.“ „Und kuscheln mit einander.“ Jono drückte sich noch dichter an Seth. Das Kuscheln fand er am allerbesten an den Mondtagen, das und natürlich auch noch… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)