Another Day in Paradise von Riafya (Wo bist du, wenn ich dich brauche?) ================================================================================ Kapitel 21: Schuldig -------------------- Soooo, nachdem das letzte Kap eher bescheiden war, bin ich in diesem wieder zu meiner Höchstform zurückgekehrt. Und wie die aussieht, wisst ihr ja schon. Wie dem auch sei, auf geht’s zu den Danksagungen: Patrice-Kyoko: Du wirst ihn gleich leiden sehen. Und ich bin froh, dass dir die Diskussionsrunde gefallen hat. Lioba: Wow. Du regst dich nicht über den Cliffi auf. Fast würde ich sagen, du bist krank. Aber nur fast. Und auf Kyoko müsst ihr noch ein Kap warten. -_kisu_-: Diesmal sind wieder Ellipsen dabei. Und ich glaub, ich hab auch Anaphern eingebaut... Hokuto: Ich glaub, nach diesem Kap ist die Sympathie wieder verschwunden... Und die Adjektive für die Klatschtanten gefallen mir. ^^ Umnije: Hm... Kuon und Kyoko: noch nicht. Sho und Kuon: Jap! ^^ Susilein: Kim ist komisch? Wieso? O.o Serenade: Danke für die aufbauenden Worte. Das letzte Kap hat mir dennoch nicht gefallen. Ich habe übrigens beschlossen, meinen Spitznamen mal wieder alle Ehre zu machen. Wollte dich nur schon mal vorwarnen. ^.~ Und die Klatschtanten waren auch das einzige, von dem ich dachte, dass es mir gut gelungen ist. Deshalb bin ich froh, dass die allen gefallen haben. *erleichtert desu* So, ich hoffe, ihr lasst mich nach diesem Kap wenigstens noch solange leben, dass ich das nächste Kap schreiben und on stellen kann. Dennoch, viel Spaß da mit dem hier. Baba, Eure Ayako _____________________________________ Schuldig “Du Nichtsnutz!” “Du kannst nichts.” “Du bist das letzte.” “Wie konntest du das tun?!” “Du hast ihn umgebracht! Ich hasse dich!” “Warum hast du das getan?” “Du kannst nichts.” “Ich wünschte, du wärst nie geboren!” “Du bist schuld! Es ist alles deine Schuld.” “Wie konntest du das nur tun?” “Fahr zur Hölle.” “Verschwinde.” “Stirb.” ... Egal, was ich tat, es war ein Fehler. Ich war und bin zu nichts zu gebrauchen. Meine Anwesenheit bringt nur Probleme mit sich. Meine Existenz ist ein Fluch. Ich hätte lieber nie geboren werden sollen. Es wäre besser, wenn ich einfach ausgelöscht werde. Denn ich bin an allem schuld. An allem. ... “Du bist nicht schuld. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Du kannst doch nichts dafür.” ... Doch. Es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld. Die Tränen. Die Schreie. Das Blut. Der leblose Körper. Ich war es. Ich habe es getan. Es ist meine Schuld. ... “Nein, du weißt, dass das nicht wahr ist. Du warst es nicht.” ... Auch er ist wegen mir gestorben. Ich habe ihn treiben sehen, auf dem Wasser. Wieder alles meine schuld. ... “Aber er lebt doch!” ... Lüge. Hör auf, mich zu belügen. Hör auf, Mitleid vorzutäuschen. Hör auf, dich um mich zu sorgen. Bitte, ich flehe dich an. Lass mich endlich los. Lass mich endlich gehen! Ich will nach Hause! Also bitte, nimm deine Hand weg und lass mich fallen. Ich will fallen. Hinunter in die Dunkelheit. Und dort möchte ich bleiben. Denn dort gehöre ich hin. ... Ein kleiner Junge sitzt alleine in einem dunklen Zimmer. Er hat die Beine angewinkelt und seine Arme um diese geschlungen. Er schaut traurig ins Leere. Seine Einsamkeit ist ihm anzusehen. Irgendwo in der Ferne sind streitende Stimmen zu hören, doch man kann nicht verstehen, was genau sie sagen. Der Junge beginnt auf und ab zu wippen. Etwas zerbricht. Ein lauter Schrei. Ein Weinen. Er wippt auf und ab. Schnelle Schritte. Ein wildes Rufen. Auf und ab. Ein Schlag. Wieder zersplittert etwas. Immer weiter auf und ab. Nicht aufhören. Nur nicht aufhören. Ein lautes Kreischen. Eine Tür wird zugeworfen. Auf und ab. Auf und ab. Ja nicht aufhören. Auf und ab. Auf und ab... Es gibt Kinder, die haben das Glück in einer heilen Welt aufzuwachsen. Deren einziges Problem das Erscheinen auf der nächsten Party oder das Erreichen einer vernünftigen Schulnote ist. Die von ihren Eltern unterstützt werden, die von ihnen all die Liebe bekommen, die sie brauchen. Die einzigen Tränen, die sie vergießen, sind auf Grund von Liebeskummer, Streitereinen mit Freunden oder weil sie hingefallen sind. Diese Kinder wissen nicht, was Tränen eigentlich sind. Sie kennen nicht die Sehnsucht, die man empfindet, wenn man nicht mehr weinen kann. Wenn bereits alle verschwunden sind und nichts, als eine dumpfe Leere zurückbleibt. Sie kennen nicht die Stärke, die man dadurch erlangen kann. Diese schreckliche, einsame Stärke, die jeden Moment gebrochen werden kann. Mit nur einem Wort. Einen weiteren Schlag. Weinen. Er möchte weinen. Möchte seine Tränen fühlen. Tränen, die schon vor langer Zeit aufgebraucht wurden. Er möchte eine sanfte Umarmung spüren. Möchte wissen, dass er nicht allein ist, dass es da draußen jemanden gibt, der ihn festhält und niemals loslassen wird. Es gab so einen Menschen. Aber diesen Menschen hat er auf ewig verloren. Genauso wie seine einzige Freundin. Die hat er auch verloren. Und wieder ist es seine schuld. Sie wird ihm nie verzeihen können. Er wird nie gutmachen können, was er tat. Oder etwa doch? “Eigentlich wollte ich dir sagen, dass Kuon wieder da ist.” Sho konnte den Sinn dieser Worte nicht begreifen. Obwohl Kaede sie laut und deutlich ausgesprochen hatte und auch, wenn der Satz wirklich nicht gerade der komplizierteste auf der Welt war, konnte er ihn nicht verstehen. Kuon sollte wieder da sein? Einfach so? Wo er doch vor seinen Augen gestorben war? Hätte er sich nicht ankündigen können, bevor er plötzlich wieder am Leben ist? Oder machte sich Kaede über ihn lustig und wollte ihn noch tiefer in seine Verzweiflung stürzen? “Was?” “Kuon”, wiederholte sie und strahlte ihn an, “er lebt. Du bist nicht für seinen Tod verantwortlich. Denn er ist ja noch da.” “Das ist jetzt nicht dein Ernst.” “Doch. Glaub mir. Er ist wieder da.” Er wollte es ihr glauben. Er wollte glauben, dass er endlich mal was richtig gemacht hatte. Das endlich eine Sünde aus seinem Leben verschwand. Aber er konnte es nicht. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Viel zu schön. Und das hatte er nicht verdient. Nicht im geringsten. “Aber... Er ist doch gestorben. Vor meinen Augen.” “Nein, ist er nicht. Er wurde von einem Frachtschiff gerettet und bis nach Miami gefahren. Dort hat er Mr. Teen getroffen, der ihm gesagt hat, wie es nach Hause geht. Er hat nämlich seine Erinnerungen verloren.” “Und das soll ich dir einfach so glauben?” “Ich kann ihn dir zeigen, wenn du willst. Dann kannst du dich mit deinen eigenen Augen überzeugen.” //Und was, wenn ich mich nicht überzeugen will?// “Lass mich in Ruhe, Kaede. Ich hab noch zu tun...” “Was denn? Willst du wieder in eine Bar und dich vollaufen lassen?” Er funkelte sie zornig an. “Nein, ganz bestimmt nicht.” “Was willst du dann tun?” “Arbeiten.” “Arbeiten? Als was denn? Sho Fuwa? Der erfolglose Sänger?” “Ja.” “Das glaubst du doch selber nicht.” “Natürlich tu ich das!” “Ach ja?” “Ja!” Wann hast du denn das letzte Mal einen richtig guten Hit geschrieben? Geschweige denn gesungen? Du bist am Ende, Shotaro. Gib es endlich auf.” “Ich gebe nicht auf!” “Ach nein? Und weshalb stehst du dann vor mir? Betrunken und mit einer Fahne, die bis zum anderen Ende des Parks reicht? Warum bist du dann nicht in der Agentur und zeigst mir, dass du noch nicht aufgegeben hast? Warum stehst du nicht vor deinem Mikrophon? So wie früher! Die Musik ist doch dein Leben! Willst du sie wirklich aufgeben wegen einer Tat, für die du nichts kannst?” “Halt den Mund.” “Du bist wirklich ein Feigling. Anstatt dass du dich deinen Problemen stellst, läufst du vor ihnen davon.” “Halt den Mund, habe ich gesagt!” “Warum? Weil du nicht hören willst, was du im Grunde selbst weißt?” In diesem Moment tat der Sänger etwas, das er bis an sein Lebensende bereuen würde. Noch mehr, als alles andere, was er jemals zuvor getan hatte. Denn die Folgen waren einfach zu katastrophal. Er schlug Kaede. Ganz fest, so daß es auch weh tat. Er wollte sie verletzten. Oh ja. Aber er wollte nicht, was geschah. Sie standen auf einer Anhöhe. Der Schlag brachte Kaede sosehr aus dem Gleichgewicht, dass sie zu schwanken begann und hinunterfiel. Dabei überschlug sie sich mehrmals und blieb schließlich reglos am Boden liegen. Ein paar der Passanten schrieen erschrocken auf und eilten zu ihr. Jemand rief einen Krankenwagen. Menschen sahen zu ihm herauf, wollten wissen, wie das passieren konnte. Er starrte einfach nur auf ihren Körper. Auf ihren reglosen Körper. Und das Blut. Was hatte er getan? Was hatte er nur wieder getan? Kuon ging besorgt auf dem Gang des Krankenhauses auf und ab und betete, dass endlich ein Arzt kommen möge und ihn von dieser schrecklichen Ungewissheit befreite. Sho Fuwa, der beim Zeitpunkt des Unfalles dabei gewesen war, saß zusammengesunken auf einem Stuhl und murmelte zusammenhanglose Worte vor sich hin. Er stand offensichtlich unter Schock. Plötzlich wurden Schritte laut und die beiden Männer drehten sich um. Kuu Hizuri und ein blondhaariger Mann, der offensichtlich Yukihiro Yashiro sein musste, kamen auf sie zugerannt und blieben laut nach Luft schnappend vor ihnen stehen. “Wie... geht es ihr?”, fragte der Jüngere von beiden sofort. Kuon schüttelte den Kopf, um zu verstehen zu geben, dass er es nicht wusste und der Verlobte seiner Schwester ließ sich erschöpft auf einen Stuhl sinken. “Dabei hatte ich mich so auf meine Rückkehr gefreut”, seufzte er. “Und nun das.” “Wie ist es überhaupt passiert?”, fragte Kuu und blickte in die Runde. “Das würde ich auch gerne wissen”, entgegnete Kuon und sah den Sänger herausfordernd an. Doch dieser bemerkte es nicht einmal, sondern starrte mit leeren Blick zu Boden. Yashiro sprang plötzlich auf und packte ihn am Kragen. “Was hast du jetzt schon wieder angestellt?”, rief er wütend. “Los, raus mit der Sprache!” “Yashiro-san, so beruhigen Sie sich...” “Ich habe sie geschlagen.” Stille kehrte ein und alle starrten den Sänger verdutzt an. “Was?” “Ich habe sie geschlagen. Ich wollte es nicht, aber dann lag sie plötzlich am Boden. Einfach so. Dabei wollte ich ihr doch nie wieder weh tun.” Er starrte seine Hände an. “Ich bin so ein Mistkerl.” “Das stimmt!”, rief Yashiro, sobald er sich wieder gefasst hatte. “Ich schwöre, dir, wenn ihr oder dem Baby irgendwas passiert ist, dann kannst du dein Testament schreiben!” “Ich habe sie geschlagen”, wiederholte Sho, anstatt zu antworten. “Ich bin schuld. An allem.” Der Manager blinzelte überrascht. Was war denn mit dem Sänger passiert? So kannte er ihn ja gar nicht. Kuon und Kuu waren genauso erstaunt wie Yashiro. Natürlich waren sie auch wütend, aber diese Gemütsverfassung von dem jungen Mann war seltsam und unnatürlich. Er sah aus, wie ein gebrochener Mann. Doch bevor sie sich weiter Gedanken machen konnten, öffnete sich die Tür des Operationssaales und der zuständige Arzt kam heraus. Er sah ziemlich blass aus und hatte den Gesichtsausdruck aufgesetzt, der nur schlechte Nachrichten bedeuten konnte. Alle Anwesenden schluckten und starrten ihn an. “Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, dass die Mutter überlebt hat und wahrscheinlich auch bald wieder auf die Beine kommen wird.” “Und das Baby?”, fragte Yashiro besorgt. “Wir haben getan, was wir konnten”, begann er und der Vater sah so aus, als würde er gleich ohnmächtig werden. “Aber Hizuri-san ist erst im sechsten Monat. Durch den Sturz sind innere Blutungen entstanden und uns blieb nichts anderes übrig, als die Kinder mit Hilfe des Kaiserschnittes herauszuholen. Ich denke, ich muss hier nicht erwähnen, dass Frühgeburten immer ein hohes Risiko darstellen. Ein Junge hat überlebt. Wir bringen ihn sofort in die Notaufnahme und werden alles tun, was in unserer Macht steht, um sein Überleben zu sichern. Doch für den anderen Jungen kommt leider jede Hilfe zu spät.” Er sah traurig in die Runde. “Mein Beileid.” “Moment”, sagte Kuon, bevor auch nur irgend jemand anderes reagieren konnte. “Kaede hat Zwillinge erwartet?” “Ja.” “Das hat sie überhaupt nicht erzählt.” “Vielleicht wollte sie uns ja überraschen”, meinte Kuu. Yashiro war das alles egal. Er sah den Arzt an. “Wann kann ich zu ihr?” “Wir werden sie bald auf ein Zimmer bringen. Bis dahin bitte ich Sie, noch etwas zu warten. Das Baby werden wir auch in dasselbe Zimmer legen und eine Schwester wird immer in der Nähe sein, für den Fall des Falles. Allerdings kann ich für nichts garantieren. Das Kind lebt zwar noch, aber das kann sich sehr schnell ändern.” Yashiro nickte mechanisch und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. Der Arzt nickte ihnen noch einmal zu und verschwand wieder. Es würde eine lange Nacht werden. Eine sehr lange Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)