Die Detektive des Polizeihauptquartiers von Diracdet (Teil 3 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers) ================================================================================ Kapitel 1: Abends, auf dem Revier --------------------------------- Hi, Hat sich denn niemand gefragt, warum Takagi sich ins Archiv versetzt hat lassen? Also, warum wirklich? Tja, hier ist die Antwort... Viel Spaß beim Lesen, Diracdet Die Detektive des Polizei-Hauptquartiers (Fortsetzung zu „Die neue Lehrerin“) Kapitel1: Abends, auf dem Revier 'Drei Wochen!' Die Polizeiinspektorin stand bis eben ruhig abwartend an der Wand zum Büro, welches sie und ein Dutzend ihrer Kollegen tagtäglich nutzten. Doch nun ballte sie ihre rechte Hand zur Faust und fuhr mit dieser hoch, bis der Unterarm parallel zum Boden leicht unter dem künstlichen Druck der sich rotfärbenden Hand vibrierte. 'Drei... verdammte... Wochen!' Ihre Hand schwebte noch drohend einen Moment in der Luft, um sich dann wie ein Pendel dem Mauerwerk entgegen zu stürzen. Beinahe. Im letzten Augenblick zuvor hielt Sato inne und ihre Faust wenige Zentimeter vor der Wand an. Sie atmete tief und leise durch, versuchte ihren eigenen Gedankenfaden wieder aufzunehmen. Kurz wagte sie den Blick zur Seite, ob sie entdeckt wurde, verschränkte danach zur Sicherheit vor ihren möglichen Ausbrüchen die Arme nun vor ihrem Körper. 'Heute vor drei Wochen. Das war der Abend im Tropical Land..., nach dem anonymen Hinweis. Schon an dem Abend warst du danach so komisch. Aber seitdem... Was machst du mit den Archivdaten, Takagi? Was suchst du?' Sie sah nervös, zuweilen deprimiert, wieder nach rechts, zur Fensterfront an der Tür. Die Jalousien waren nur zum Teil geschlossen, das Licht trat noch in breiten Zügen hindurch und bildete ein etwa gleich dickes hell-dunkel Streifenmuster auf der gegenüberliegenden Seite. Mitten im Büro, zwischen anderen Schreibtischen, Bürostühlen, Aktenordnern, Computern und Schränken saß er an seinem PC. Wie gebannt starrte er den Bildschirm an, dessen Wiedergabe sie nicht erkennen konnte, da die Polizistin alles von der Seite aus wahrnahm. Lediglich der Kaffee, den er im Pappbecher neben der Rechenmaschine hielt, zerstreute ab und zu seinen Blick, wenn auch sicher nicht seine Gedanken. 'Es ist mittlerweile Elf Uhr Abends. Vor drei Stunden sind die letzten von der Tagesschicht, der du auch mal angehört hast, gegangen. Und die Nachtschicht sitzt woanders. Seit über zwei Wochen sitzt du hier, jeden Abend über den Akten und den zugehörigen Computerdaten.' Er murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin, schien fast in völlige Lethargie zu versinken..., als er plötzlich wild seine Augen aufriss und heftig und schnell einige Tasten drückte, um genauso schnell seinen Platz zu verlassen und auf die Ausgangstür zuzurennen. Im letzten Moment duckte sich Inspektor Sato hinter eine Ecke, als die Tür auch schon mit Effet aufsprang und er in die andere Richtung davon eilte. „Immer trink ich zu viel Kaffee!“, hörte sie ihn nur noch ironisch sagend. 'Wieso zu viel? Ist doch gerade richtig, um dich hochzuscheuchen.' Eiligst rannte sie zu seinem Arbeitsplatz, um sich endlich ein Bild von seiner „Zusatztätigkeit“ zu verschaffen. Am Schreibtisch lagen noch einige Ordner älterer Fälle, so ungeordnet, dass der Chef des Archivs ihm das, würde Takagi es als sortiert bezeichnen, sicher um die Ohren hauen würde. Der Bildschirm selbst zeigte nur das übliche Startmenü. Offensichtlich hatte er alle Dateien geschlossen. 'Genauer, er schloss alle Dateien auf seinem USB-Stick.', bemerkte sie, als das stiftartige Speichermedium am unteren Ende des Prozessorgehäuses vor ihren Augen zum Vorschein kam. Ein paar Tasten nur, und sie wüsste, was er nicht „ganz“ so offen rumliegen lassen wollte. Dachte sie zumindest. „Was, ein Passwort?“ Sie biss sich auf die Lippe, dass sie doch wieder ruhig sein mögen. Er war noch nicht wieder im Anmarsch. Dennoch, die Entwicklung machte sie sichtlich nervöser. 'Mal sehen, es ist immerhin Takagi. Ganz so unglaublich wird sein Passwort nicht sein. t-a-k-a-g-i.... Falsch? w-a-t-a-r-u.... Falsch?' Ein leichtes rosa legte sich auf ihre Wangen. 's-a-t-o.... Falsch? m-i-w-a-k-o.... Wieder falsch?' Und augenblicklich verschwand es wieder. 'Das wäre ja auch zu schön gewesen.... Bitte nicht.' Sie tippte mit etwas zitternden Händen: c-o-n-a-n.... Falsch! e-d-o-g-a-w-a.... Falsch! 'Gott sei dank! Aber, was ist es dann?' Unbemerkt gingen ihre Gedanken in Worte über, ein Flüstern, aber kaum leiser, als wenn sie über einen Fall mit ihren Kollegen sann. „Es wäre ein ganz anderes Wort denkbar. Oder eine Kombination der Worte. Oder er hat sie umgedreht. Oder er hat sie mit Zahlen verknüpft. Ein Anagramm daraus gemacht...“ „Oder sogar eine völlig sinnlose Buchstabenkombination gewählt.“ „Theoretisch wäre sogar das möglich. Wenn er es noch mit Zahlen und Sonderzeichen mischt, wäre es praktisch un...“ Sie blieb erschrocken an diesem Wort hängen. Warum hatte sie den Stick nicht einfach herausgenommen und mitgehen lassen, als ihr ein Passwort den virtuellen Weg versperrte? Ganz langsam wanderten ihre Augen nach links und erblickten dort sein Gesicht, auf den Bildschirm fixiert. „So spät noch hier, Miwako?“ „Äh, naja, weißt du, ich hab noch was gesucht...“ „Dein Schreibtisch ist aber dahinten. Das hier ist meiner. Wenn ich mich recht erinnere, warst du zwar einmal heute hier, hast aber nichts liegen lassen, zumindest ist mir nichts aufgefallen. Und... auf dem Stick wirst du es garantiert nichts vergessen haben.“ Eine Weile überlegte sie. Herausreden konnte sie sich sowieso nicht mehr, aber was genau sollte sie sagen? Schließlich wählte sie den direkten Weg und blickte ihm fest in die Augen: „Was machst du hier jeden Abend? Sags mir!“ „Was wohl? Archivierung. Abgleich von Papier und digitalen Daten aus der jüngeren Vergangenheit in diesem Bezirk. Dazu die Statistiken zu den Verbrechen, eine Haiden-Arbeit!“ Ein deutliches Gähnen rundete seine Aussage ab. „Das ist gelogen, Takagi. Ich verlange eine Erklärung von Ihnen!“ „Es ist nach Dienstschluss, Inspektor Sato. Außerdem sind genauere Angaben über die Arbeit an abgeschlossenen Fällen, die Sie nicht selbst bearbeiteten, ohne Erlaubnis des Hauptkommissars nur Mitarbeitern des Archivs zugänglich.“ Die gegenseitigen Nicklichkeiten mündeten in beidseitigem, sturen Abwenden. Takagi riss den USB-Stick aus dem Hub und stapfte Richtung Ausgang. „Inspektor Takagi. Die Entwendung Polizeilicher Daten aus dem Polizeigebäude, ob als Original oder Kopie ist strikt verboten und führt zur Kündigung.“ Der Inspektor schien sichtlich kalt erwischt worden, stand steif da. „Wataru. Ich will doch nur...“ Doch er hörte kaum hin. Selbst ihre Stimme, die er sonst immer so freudig vernahm, kam ihm eher fremd vor. Er blickte stumm auf das Medium in seiner Hand. Wie ein Buch mit sieben Siegeln, dass geöffnet wurde, oder sogar die... 'Ausgerechnet Heute musstest du kommen, Miwako!' Langsam schloss sich seine Hand und er drehte sich zu seiner Freundin um. Ihr Blick hatte etwas sehr Angsterfülltes angenommen, etwas... Flehendes, das gar nicht zu ihr passte. Erst mit dem ersten Schritt, den er in ihre Richtung zurück ging, trat Erleichterung hinein. „Also... sagst du es mir?“, doch kein Wort kam von ihm. Er war schon in Gedanken, wirkte fast wieder so lethargisch, wie kurz zuvor, als er am Computer saß. 'Ist das wirklich richtig? Sie mit hinein zu ziehen? Verdammt, hätte sie doch nur noch einen Tag gewartet!' Er steckte den Stick wieder in den Hub, öffnete sein Fenster und gab das Passwort ein. Sato versuchte, seinen Fingern zu folgen, lesen konnte sie auch etwas, aber das klang mehr als komisch: d-a-a-d-o-m-_-m-u-g-e-n-e „Daadom Mugene? Ist das ein entfernter Verwandter von dir?“ „Äh, naja, eigentlich mehr ein alter Freund. Aber den kennt hier Keiner so richtig.“ „Zumindest für mich stimmt das, da hätte ich ja lange suchen können. Also was machst du hier?“ Das geöffnete Fenster zeigte verschiedene Ordner mit kurzen Titeln: Die alphabetische Ordnung teilte sie ein in: AM, CE, DB, HA, KM, SS Des Weiteren ein Ordner „Statistiken“ und eine Textdatei mit der Bezeichnung „Yumine Akio“ „Wer bitte ist denn Yumine?“, fragte sie nicht ohne eine gewisse Skepsis. Als die Antwort ausblieb und Takagi still da saß und die einzelnen Felder anstarrte, wanderte sie zunächst zurück zum Ausgang der Überlegungen. „Das ist ja eine richtige Sammlung! Nur wofür?“ „Ich finde, der Kommissar hat recht!“ Es klang wie eine These zum Beginn einer großen Rede. Das Lethargische war nicht aus seinem Blick, aber gänzlich aus seiner Stimme verschwunden. „Womit recht?“ „Damit, dass Kogoro Mori sich lieber mal Zuhause einschließen sollte, weil er mit seiner Anwesenheit offensichtlich Morde provoziert!“ Sie konnte sich einen Lachanfall nicht verkneifen. „Das ist alles? Dafür sitzt du hier wochenlang Abends Stundenlang alleine herum? Für diese Pseudo-Erkenntnis?“ Sein Gesicht verzog nicht die kleinste Miene, bis Sato durch die anhaltende Stille auch zur Raison sich gezwungen fühlte. Daraufhin öffnete er eine Datei unter Statistiken und gab eine Grafik frei. „Diese Statistik zeigt im Raum Tokio und aller angrenzenden Bezirke die Anzahl der Kriminalfälle mit Gewaltanwendung, also Mord, Entführung, Übergriffe, Raub mit Androhung von Gewalt durch Schusswaffen aufgelistet. Und das sind bereinigt die Fälle, die durch besondere Unterstützung von Zivilpersonen aufgeklärt bzw. abgeschlossen wurden.“ „Wie zum Beispiel einem Privatdetektiv, wie Kogoro Mori.“ „Exakt.“ Das Bild zeigte im Wesentlichen die gemittelten Kurven über Wochen, ausgedehnt auf die letzten Monate. Jede Art des Verbrechens war noch mit eigener Farbe unterlegt im Diagramm eingetragen. Per Mausklick entfernte er diese aber wieder. Und legte eine andere Kurve darunter, die immer bei ungefähr einem Fünftel der Kurve der Gesamtzahl lag. „Und was ist das nun?“ „Das, Miwako, sind die von Kogoro Mori gelösten Fälle aus diesem Register. Ca. 20 %.“ Eine Weile brauchte sie, um die Zahl zu verdauen. 20%!! Angesichts der Quote an Fällen, die zufälliger Beihilfe unterliegen, dürfte das sicher der größte Teil an Fällen sein, die durch ein und dieselbe Person aufgeklärt würden. Neben dem Bild tauchten noch drei kleine Fotos auf, die Kogoro, Ran und Conan darstellten. „Wieso hast du denn die beiden...?“ „Ach, naja, sie waren immer zu dritt bei diesen Fällen, ich bin es durchgegangen.“, zwinkerte er ihr mit einem ironischen Lächeln zu. „Vielleicht ist es auch die Aura der drei zusammen.“ „Du willst mir doch sicher noch andere Detektive zeigen, oder?“ „Hm?“ Er sah sie etwas schockiert an, fühlte sich ertappt. „Na KM wird ja dann wohl für Kogoro Mori stehen, nehme ich an. Also sind die Anderen Ordner ebenso Zivilpersonen, nicht wahr?“ Er setzte wieder sein Grinsen auf. „Nun ja, eigentlich ist Ran an noch mehr Fällen beteiligt. Zumindest, wenn sie mit ihrer Freundin zusammen ist.“ „SS! Das steht für Sonoko Suzuki?“ Eine weitere Verlaufskurve wurde aufgerufen und unter den Bildern der Bewohner der Detektei Mori erschienen die von Sonoko, Ran und Conan. „Etwa 5%. Ein Viertel von Mori, aber immer noch enorm.“ Diese Auflistungen schienen ihr allmählich albern. „Takagi, das ist lächerlich. Diese Leute sind unsere Freunde. Sie erzeugen keine Mordfälle, sie lösen sie. Außerdem haben Ran und Conan ja keine Fälle selbst gelöst, sie waren immer nur Anwesend. Wen prangerst du noch an, die Kleinen?“ „Gut, dass du sie erwähnst: DB Detective Boys.“ Ein Klick später legte sich eine weitere Kurve um die von Sonoko, zeigte eine ähnliche Quote. Daneben erschienen in eine Reihe die Aufnahmen von Ai, Ayumi, Conan, Genta und Mitsuhiko. „Und manchmal auch der Professor, der sie begleitet.... Und?“ „Was und? Schön, diese Leute haben halt alle gute Detektivqualitäten, deshalb kennen wir sie ja auch so gut. Aber sie suchen doch keine Morde oder Entführungen.“ „Sicher. Keiner von denen. Ich meinte, fällt dir nicht etwas auf?“ Er addierte in der Grafik die Erfolge der Gruppen zu einer Quote von fast 35% auf. „Zusammen haben diese Detektive eine ganze Menge Fälle gelöst.“, war ihre einzige, sichtlich verwirrte Reaktion. „Eine ganze Menge? Das stellt die Leistungen von Shinichi Kudo, bevor er verschwand, in den Schatten. Ja, zusammen wäre das noch halbwegs denkbar... Aber was ist mit ganz alleine ganz alleine?“ Die ganzen Bilderreihen wurden in der Mitte des Bildschirms neu aufgereiht, in der gleichen Anordnung wie früher. „Einer ist immer dabei, aber niemals der, der den Detektiven gibt.“ „Du meinst... Conan.“ Sie biss sich bei dem Namen auf die Zähne. „Du suchst... nach Conan?“ Die Frage schien ihn nun zu verwirren. Er blickte ihr erstaunt direkt ins Gesicht. „Ich suche nach Antworten. Du nicht? Immer noch nicht?“ „Du meinst den Vorfall im Tropical Land.“ „Miwako, du hast es auch gesehen, das war doch nicht normal. Von der Lightshow mal ganz abgesehen. Die Angst und die Wut bei diesem Kerl, der ihn erschießen wollte, der Schuss mit dem Fußball, der aus dem nichts kam und ihn bewusstlos machte. Und danach wird der aus dem Dickicht erschossen, in Anwesenheit des FBI! Wir haben gar nichts über diese Person. Der ganze Fall wurde vom FBI unter Verschluss gesetzt und Conan scheint als Einziger den Durchblick zu haben... wie... immer...“ Er hatte sich bei seinen Worten immer mehr in seine Emotionen gesteigert, wurde erst bei dieser letzten Feststellung wieder ruhiger. Er sah in Satos traurige Augen. Sie hatten ihn beruhigt. „Er ist doch trotzdem nur ein kleiner Junge. Er ist... sehr aufgeweckt, ja, aber doch kein Detektiv. Und schon gar nicht einer, der ein Drittel dieser Fälle im Alleingang gelöst hat. Du solltest dich nicht mit so etwas beschäftigen.“ „In diesem Fall...“ Er sah einen Moment weg, auf die Tischplatte, fixierte dann aber wieder ihre Augen. „...solltest du jetzt gehen, und vergessen, was ich gesagt habe.“ Er dachte, er sähe eine Träne in ihren Augen, aber irgendwie verschwand sie wieder, ohne sich weiter zu zeigen. „Wenn du mit so einem Unsinn deinen Abend verbringst...“ Sie brach ab, überlegte eine Weile. „Antworten sind nicht immer das...“ Erneut hielt sie inne und legte dann ihre Arme um seine Schultern. „Was genau suchst du für Antworten, Wataru?“ „Wie bitte?“, Er errötete beim Anblick ihres liebevollen Ausdrucks, ganz nah vor seinem Gesicht. „Ich möchte dir helfen, damit du hoffentlich bald fertig wirst und dich wieder wichtigen Dingen widmen kannst.“ Als ob sie eine Maske aufgesetzt hatte, erstrahlte nun wieder ihr freundlichstes Lächeln. „Ich wollte wissen..., wer er ist. Das eigentlich schon länger. Er... er fasziniert mich.“ „Und da hast du, schätze ich mal, das Zentralarchiv nach seiner Geburtsurkunde durchsucht.“ „Genau, das war mein erster Gedanke. Naja.“ Er öffnete den Ordner CE – Conan Edogawa – und zeigte ihr das Suchergebnis zu dieser Anfrage: 'Nicht bekannt' „Nicht bekannt? Wie, es existiert keine Geburtsurkunde?“ „Nicht in Japan. Genau genommen gibt es offiziell gar keinen Edogawa in ganz Japan.“ „Aber seine Eltern sind doch viel im Ausland, vielleicht wurde er da geboren. Wer weiß, unter Umständen ist er sogar ein Nachfahre, des großen...“ „Ranpo Edogawa? Das genau ist ja das Problem. Dieser Name ist selbst bloß ein Künstlername gewesen, abgeleitet von Edgar Allen Poe. Als bürgerlicher Name verbreitete er sich nicht. Natürlich ist es vorstellbar, dass Auswanderer ihren Namen in Edogawa änderten, um ihn zu ehren, aber ist es normalerweise nicht eher so, dass man seinen eigenen Namen nur der neuen Sprache angleicht?“ „Aber wenn weder hier noch sonst wo ein Conan Edogawa offiziell existiert...“ „Ist sein Name möglicherweise... eine Lüge. Eine falscher Name, ein gesuchter Verbrecher und das FBI. Das waren demnach die Dinge, die wir im Tropical Land vorgefunden hatten.“ „Hm... Na klar, das Zeugenschutzprogramm des FBI. Der Junge soll gegen die Leute hinter dem Mord damals aussagen.“ „Das dachte ich auch eine Zeit lang, aber es passt nicht. Es passt einfach nicht!“ „Warum soll das nicht passen?“ „Zum Beispiel war das Mordopfer Japaner. Sollte Conan gegen Japaner aussagen, wieso versteckt ihn das FBI in Japan? Warum hatte er Angst vor Conan, jetzt wo er ihm gegenüberstand? Warum wurde er von seinen Handlangern getötet, aber nicht der so wichtige Zeuge? Und vor allem, warum versteckt sich Conan nicht, sondern zeigt sich aktiv bei Mordfällen, selbst wenn er sie, offiziell, nicht löst?“ Er stachelte Sato dazu an, seine Gedanken nachzugehen, ähnlich wie es Kogoro Mori bei seinen Fallaufklärungen tat. Oder etwa nicht? „Er wird... gar nicht geschützt? Sondern... er selbst...“ „Vermutlich. Er selbst sucht nach der Person oder den Personen, die auch zu diesem Einen gehören und hinter dem oder denen das FBI her ist. Deshalb glaube ich, dass er selbst Detektiv ist und auch Fälle löst, aber immer so weit im Hintergrund, dass niemand über ihn stolpert.“ „Schön, dann sammelst du jetzt also alle Daten zu Fällen mit Conans Beteiligung, aber was bringt dir das? Du suchst nicht nur eine Nadel im Heuhaufen, du weißt nicht einmal, wie die Nadel aussieht, oder ob es überhaupt eine gibt.“ „Dafür wurde dieses besondere Rasterprogramm entwickelt. Es sucht dir zu Stichworten alle Artikel und Akten in einem Archiv zusammen, die dieses beinhalten. Wenn meine Überlegungen halbwegs richtig sind und Conan bewusst etwas oder jemanden sucht, so müsste es im Muster hier enthalten sein. Doppelt, Dreifach. Irgendeine Häufung. Gemäß dieser Bedingung habe ich die Namen aller überführten Kriminellen dieser Fälle nach und nach durchsuchen lassen. Verglichen mit allen Akten es Polizeiarchivs. Das hat immer wieder gedauert. Meistens kam gar nichts heraus, häufig mal irgendetwas wie ein zusätzlicher Strafzettel, nichts auffälliges. ...Bis vor ein paar Tagen.“ „Welchen Namen hast du denn 'vor ein paar Tagen' eingegeben?“ Er tippte die Buchstaben zur Demonstration erneut ein und Inspektor Sato las ihn laut vor. „Masami... Hirota“ _________________________________________________________________ Eine kleine Anmerkung von mir zum Abschluss: Takagis Passwort. Er ist sicher nicht der große Kryptograph und auch nicht jemand, der eine Zufallsfolge dieser Länge entwickelt sich merkt, das habe ich auch berücksichtigt. Es sind zwei kodierte Worte. Den Code werde ich am Ende der Fanfic auch aufklären lassen. Trotzdem würde mich interessieren, ob ihr vielleicht auch eine Idee habt. Die zwei Lösungsworte kennt ihr alle und sie passen auch zu seiner Untersuchung... Kapitel 2: Akemi... Miyano? --------------------------- Hallo mal wieder, diesmal früher. Ich musste terminlich umdisponieren, also ab jetzt Dienstag Abends. Keine Sorge, ich schicke eine Rund-ENS. Mit Entschuldigung.^^ Da scheint auch alles schnell zu laden. Erstmal ein herzliches Willkommen an die fleißigen Kommi-Schreiber - und ein Danke gleich dazu - catgirl222 Leira Lomira MiwakoSato nuenni Shelling__Ford *besonderer Dank für deine steten Anregungen* Shi_Ran-chan Vertschl So, also jetzt gehts weiter mit Takagis Kombinationsgabe. Angesichts des Endes des letzten Kapitels war der Titel hoffentlich nicht so überraschend. ;] Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, bis nächste Woche. Diracdet Kapitel 2: Akemi... Miyano? Eine kurze Liste an Fall-Bezeichnungen – Aktennummern, die ohne Vorkenntnis kaum Sinn ergaben, reihten sich untereinander. Auch wenn es folglich sinnlos gewesen wäre für die Inspektorin, die Zahlenreihen zu studieren, kam sie gar nicht erst dazu. Takagi wählte, offensichtlich war er schon vielfach auf dieser Seite gewesen, eine Akte aus. Im Menü erschien links oben das Bild einer Jungen Frau, Mitte 20, daneben die Informationen und Protokolle zu dem gekennzeichneten Fall, die Sato kurz überflog, bis sie den damals in die Schlagzeilen geratenen Fall wiedererkannte. „Der Eine-Milliarde-Yen-Raub?“ „Genau der. Oder noch genauer, seine Hintergründe und die daraus resultierenden Folgen. Kurze Zeit nach dem Raub tauchte bei Detektiv Mori ein Mädchen namens Masami Hirota auf. Sie suchte angeblich ihren verschwundenen Vater, Kenzo Hirota. Wie sich herausstellte, waren beide, sowie eine dritte Person, offiziell Akira Hirota mit Namen, die drei Drahtzieher. Kenzo Hirota, der Fahrer beim Raub, wollte das Geld für sich behalten und tauchte unter, genau wie Akira. Masami fand mit Hilfe Moris beide und tötete sie nacheinander...“ „Warte, an den Rest erinnere ich mich noch aus den Akten. Sie wohnte in einem Hotel, in dem sie das Geld zur Aufbewahrung abgab, als die Polizei mitsamt den Moris auftauchte. Daraufhin floh sie Richtung Hafen, wurde aber von Conan und Ran noch verfolgt. Weil sie sich in die Ecke gedrängt fühlte, beging sie schließlich Selbstmord, richtig?“ „Ja, so steht alles in den Akten und so gab es Conan auch wieder. Ran und er suchten sie am Hafen, bis sie der Schuss zu ihr führte, Conan schickte Ran einen Krankenwagen holen, dieser kam aber zu spät, um sie zu retten. Als Ran mit den Anderen, die ihnen ebenfalls, im entsprechenden Abstand gefolgt waren, ungefähr zwei Minuten nach dem Schuss eintraf, war sie bereits tot. Ran bestätigte das.“ „Und was hat dich jetzt an diesem Fall stutzig gemacht?“ „Ist es nicht seltsam? Sieh dir das Bild von der Schusswunde an!“ Er öffnete eine Aufnahme aus der Autopsie des Mädchens. „Hm, knapp unter dem Herzen würde ich sagen, definitiv lethal. Vielleicht für Selbstmord etwas ungewöhnlich, aber nicht verdächtig.“ „Lethal, tödlich, ja, aber nicht sofort, wie bei einem Durchschuss. Die kurze Zeit, die Ran weg war, dürfte sie noch am Leben gewesen sein.“ Mit jedem Satz, der doch nur langsam die Diskussion vorwärts brachte, wurde Sato nun sowohl verwirrter, als auch ungeduldiger. „Drück dich bitte etwas klarer aus, was ist so schlimm daran, dass sie noch eine Minute oder so am Leben...“ Sie schluckte, dann fasste sie sich ein Herz, riss Takagi die Maus quasi aus der Hand und suchte die Aussage Conans zum angesprochenen Ausgang. '... Frage: „Hatte Masami noch irgendetwas zu dir gesagt, nachdem du Ran weggeschickt hattest?“ C.E. : „Nein.“ Frage: „Gar nichts?“ C.E. : „Nein. Absolut gar nichts!“ ...' „Gar... nichts?“, wiederholte sie nachdenklich die Frage. „Ungewöhnlich, oder? Sie hatte gar nichts zu sagen. Wissend, dass sie sterben würde. Sie hatte sogar jemanden da, der... ihr...“ Sie sah eine Weile zwischen ihm und den Aufzeichnungen hin und her. Ein Schweißtropfen bildete sich auf ihrer Stirn. Ihre Gedanken ruhten bei Conans Satz: 'Nein. Absolut gar nichts!' Es wäre Verleumdung, Takagi jetzt darum zu bitten, noch den letzten Schluss zu ziehen, zu behaupten, sie selbst könne es nicht verstehen. Sie hat etwas gesagt, etwas von Bedeutung. Und Conan hat es abgestritten, für sich behalten, aus welchem Grund auch immer. „Wie...?“, brachte sie schließlich zögernd hervor. „Was 'wie'?“ „Wie bist du darauf gekommen, dir so genau Gedanken über diesen einen speziellen Fall zu machen? Ohne Weiteres kommt man da doch nicht drauf.“ „Ach weißt du...?“ Er lächelte ironisch, kratzte sich verlegen am Hinterkopf, bis ihre ernste Miene sich fast zum Lachen wandelte. Lediglich das Unverständnis hielt sie davon ab. „Ganz so war es nicht. Ich habe erst wegen eines anderen Falles mehr über diesen nachgedacht.“ „Ein anderer Fall? Sagtest du nicht, dieser Name hatte erst den Stein ins Rollen gebracht?“ Als Antwort ging er zurück zum Namensmenü und wählte eine andere Akte unter Masami Hirota aus. Diesmal erschien das Bild eines Mannes, Mitte 50. Name ebenfalls Masami Hirota. So weit war das nichts übermäßig Besonderes. Vor- wie Nachname waren relativ gewöhnlich und Masami konnten Männer wie Frauen heißen. Sie wollte nicht wieder den ganzen Artikel überfliegen, sondern erhoffte sich durch einen skeptischen Blick die Erklärung in Kurzform von ihrem Kollegen zu erfahren – mit Erfolg. „Er war Professor für Archäologie an der Nanyo Universität in Shizuoka. Wurde von einem seiner Studenten im Affekt erschlagen. Soweit ich das Motiv verstand, ein dummes Missverständnis. Jedenfalls, sieh mal, wer den Fall aufgeklärt hat!“ Nun musste sie doch ein wenig den Fall durchgehen, während er die Daten langsam durch scrollte. „Professor Agasa?“ „Zusammen mit Ai und Conan war er dort gewesen. Sie hatten sich mit Professor Hirota verabredet um eine alte Diskette einer ehemaligen Studentin abzuholen, Akemi Miyano.“ „Akemi... Miyano.“ Sie ließ den Namen auf ihrer Zunge, als suchte sie nach einer Verbindung, bis diese fast plötzlich vor ihrem geistigen Auge auftauchte. „AM!“ „Ich habe Kommissar...“ Er suchte den Namen in seinem Notizbuch, doch Sato kam ihm über die virtuelle Akte voraus. „...Yokomizo?“ „Genau, danke. Ich hatte eine Weile mit ihm diskutiert. Er hatte auch so seine Erfahrungen mit Kogoro Mori und Ran, Sonoko, Professor Agasa, den Detective Boys und natürlich Conan. Also, ich bat ihn, mir ein Bild von dieser Akemi aus den Universitätsunterlagen heraus zu suchen. Da ist es.“ Der Ordner AM legte einige Texte und Artikel offen und ein Passbild von Akemi Miyano. „Na, kommt sie dir bekannt vor?“ Die Polizistin fuhr innerlich zusammen, als sie in das neutrale Passbild-Lächeln des Gesichtes sah. Kurz, ganz kurz nur, spürte sie... Angst! „Das... Das ist sie!“ Ein Flüstern, mehr war es nicht, was Sato sagen konnte. „Da beide Fälle abgeschlossen und der Professor in Akemis Namen ihre Disketten als letztes Eigentum an sich nahm, hat vermutlich kein Mensch je beide Bilder gesehen. Weil nie jemand eines mit anderen Bildern vergleichen musste. Und Akemi nutzte den Namen ihres Professors als Pseudonym.“ „Und wie ist Conan deiner Meinung nach darauf gekommen? Hatte Akemi das vor ihrem Tod noch gesagt?“ „Nein, das wohl nicht. Zwischen beiden Fällen ist zu viel Zeit vergangen. Aber mich hatte diese Frage auch interessiert, weshalb ich seitdem alle Fälle Conans kurz vor dem Tod des Professors durchgegangen bin. Naja und da hab ich auch erst angefangen, den Eine-Milliarde-Yen-Raub genauer zu untersuchen. Es kam allerdings nicht viel heraus, außer, dass Conan noch am selben Tag, bevor er nach Shizuoka fuhr, die Geldfälscherbande, die sich „Silberfuchs“ nannte, hochgehen ließ.“ „Also kein rechter Hinweis. Vielleicht einfach geraten.“ Eine Weile starrte er ruhig zum Bildschirm, schien diesen Gedanken, den er doch längst verfolgt hatte, erneut abzuwiegen, ließ den Kuli seines Notizheftes zwischen den Fingern rotieren, und beugte sich schließlich wieder vor. „Dupin.“ „Was?“ „Der Detektiv bei Edgar Allan Poe. Als dieser ihn als Erzähler vorstellte, philosophierte er über die besondere Fähigkeit eines analytisch denkenden Menschen, wie es ein Detektiv seiner Meinung nach auch sein sollte.“ „Das hast DU gelesen?“, gab sie nur mit einem verschmitzten Grinsen zurück, was ihn doch sichtlich verstimmte. „Er meinte...“, fing er mit ironischem Unterton an, „..., dass die Fähigkeit des analytischen Argumentierens, also des Schlussfolgerns, wie man heutzutage sagt, dem Laien wie geniale Intuition, wenn nicht wie Magie vorkommen mag, dennoch auf solidem Grund gebaut ist.“ „Will heißen, Mr. Poe?“ „Will heißen, Conan hätte sich garantiert nicht verleiten lassen, bei einem Decknamen, der so gewöhnlich ist, auf gut Glück eine Person gleichen Namens aufzusuchen.“ „Gesetzt, dass du mit deiner Vermutung recht hast, der Junge sei so analytisch wie Dupin.“ „Oder wie Holmes...“ Seine Worte waren so leise, dass Sato dachte, sie wären nicht für ihre Ohren bestimmt, sondern lediglich seine Gedanken laut formuliert. „Ich hielt es zumindest für halbwegs überlegenswert. Wenn er einen Hinweis bekommen hatte, der ihn zu Akemi Miyano führte, dann musste das doch mit einer Änderung der Sachlage zu tun haben. Irgendetwas war anders als vorher, oder nicht.“ „Nicht unbedingt, der Hinweis kann auch von sonst wem an ihn herangetragen wurden sein. Aber wenn du schon so redest, denke ich, du hast eine solche Änderung gefunden.“ „Diese zwei Fälle, Silberfuchs und Professor Hirota, bei beiden war Ai dabei, Ai Haibara, die Nichte des Professors, die ich vorher noch nie gesehen hatte.“ „Na, ihr steht ja auch nicht gerade auf du und du, oder?“ Erneut setzte sie ein kleines Lächeln auf. Mittlerweile war sie relativ überzeugt, trotz des Bildes, dass sich ihr Freund verrannt hatte. Dieses Mal aber, nachdem ihr erstes Lachen verflogen war, blickte sie in eine überzeugte, ganz und gar ruhige Miene, verziert mit einem schwachen, aber überlegenen Grinsen. „Sie kam am damaligen Tag zum ersten Mal zur Schule... Und es... existiert von ihr – wie von Conan – keine Geburtsurkunde.“ Das Lachen verflog ihr augenblicklich, sie erstarrte, jetzt wirklich. Stille folgte, es dauerte, bis sie wieder etwas erfasste. Dieses etwas war eine ihrer Erinnerungen. Damals, beim 18. Todestag ihres Vaters, als sie den Kindern versprach, der Person, die seinen Mörder finden würde, einen Wunsch zu erfüllen, damals waren es genau diese Beiden, Conan und Ai, deren Wünsche so komisch, so unkindlich klangen. Die sie hellhörig werden ließen. „Miwako!“ Sie erschrak beim Klang seiner Stimme, welche ihren Namen rief, offenbar war sie noch leicht in Trance. „Es tut mir Leid, Wataru. Ich war nur etwas...“ „Nein, ich muss mich entschuldigen, ich war damals ja auch so geschockt, als ich für sie ebenso kein Ergebnis bekam. Letztlich...“, führte er jetzt wieder mit einem Grinsen aus, „hab ich auch keine Ahnung, woher und wie viel diese Ai nun genauer über Akemi Bescheid weiß.“ „Wie bitte? Willst du mir erzählen, dass du soweit gekommen bist, und plötzlich gar nicht mehr weiter wusstest.“ Dieses auf und ab ihrer Empfindungen, durch das er sie scheuchte, belastete sie tief. Dass er sie jetzt so im Regen stehen ließ, brachte das Fass fast zum überlaufen. „Schon gut, schon gut, ich bin ja noch nicht ganz fertig. Ich hab nur gesagt, dass ich bei Ai, ähnlich wie bei Conan, direkt nicht vorwärts komme. Und im Unterschied zu Conan hielt sie sich wirklich aus den meisten Fällen heraus. Sprich, ein leeres Blatt ist alles, was ich zu ihr habe. Deshalb habe ich auch keinen Ordner AH angelegt.“ „Aber AM. Da waren doch ein paar Daten über sie.“ Er nickte nur stumm und öffnete einen Lebenslauf. 'Akemi Miyano, geboren 19.. Eltern: Atsushi Miyano, Biochemiker, geboren 19.., gestorben 19.. Elena Miyano, geb. ..., Biochemikerin, geboren 19.., gestorben 19.. Geschwister: Schwester, Shiho Miyano, geboren 19.. Schülerin, ... ,Vereinigte Staaten von Amerika Schule: ... Ausbildung: Studium Archäologie, Nanyo Universität, Shizuoka ...' „Nicht sehr aufschlussreich, oder? Aber ihre Eltern waren beide Biochemiker und sind fast gleichzeitig gestorben?“ „Genau gleichzeitig. Ein Unfall, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Vor 30 Jahren bekamen Beide einen lukrativen Vertrag bei einer privaten Firma angeboten, an der sie bis zum Ende arbeiteten und bei der es vor 18 Jahren einen Arbeitsunfall gab. Da beide Kinder noch sehr jung waren, übernahm diese Firma offensichtlich die Obhut der Mädchen, statt sie ins Heim zu geben. Deshalb konnte Akemi Archäologie studieren und Shiho in den USA auf eine teure Privatschule gehen. Aber zu Letzterer ist, ehrlich gesagt, gar nichts weiter zu finden, fast als sei sie auch ein Geist, wie Conan und Ai.“ „Wie kommst du dann überhaupt darauf, dass sie existiert? Denn Ai und Conan sehen wir immerhin als Beweis, dass es sie gibt, aber so wie du alles interpretierst, ist außer unseren direkten Beobachtungen nichts sicher.“ „Ihre Kommilitonen an der Uni, mit denen Akemi ja freundschaftliche Beziehungen pflegte. Ihnen gegenüber erwähnte sie wohl öfter ihre Schwester in den USA, die sie auch zu ihrem Geburtstag dort immer besuchte. Das deckt sich mit der Tatsache, dass sie immerhin offiziell mal existiert hat.“ „Also auch nicht mehr als hören sagen, na super.“, fasste sie resigniert zusammen. „Ich sags dir ja nicht gerne, aber viel weiter kommen wir so garantiert nicht mehr.“ „Ich geb zu, du hast fast recht. Es hat ne ganze Weile gedauert, bis hier her zu kommen, aber mir fiel bis gestern auch kein wirklicher Fortschritt mehr ein.“ „Gestern?“ Er atmete eine Weile ruhig aus und ein, suchte eine sinnvolle Formulierung, um nicht wieder ihrem Spott ausgesetzt zu sein. „Was passiert mit Verstorbenen, die keine Verwandten oder ein Testament hinterlassen haben? Insbesondere, wenn sie unnatürlich zu Tode kamen und die Polizei ihre Körper zuletzt für Untersuchungen beherbergte?“ „Sie werden auf einem Massenfriedhof beigesetzt, ohne spezielles Grab oder Grabmal, wenn sich niemand finden lässt.“ „Und diese Suchaktion, ob es doch noch Verwandte gibt, wird nicht durch die Polizei geregelt, sondern durch die Stadtverwaltung in Vertretung der Friedhöfe.“ „So müsste rein hypothetisch auch bei Masami Hirota, alias Akemi Miyano, verfahren worden sein. Darauf willst du doch hinaus, oder?“ „Ausgehend vom Ort der Obduktion und der zwischenzeitigen Aufbewahrung ist es kein Problem, den gewählten Friedhof zu bestimmen. Da habe ich Heute früh angerufen. Es gab dort nie eine Masami Hirota.“ „Natürlich, Shiho, oder die Firma, die sie unterstützte, haben für sie ein Grabmal bezahlt!“ „Vermutlich, auf jeden Fall, gibt es ein Einzelgrab... für Akemi Miyano.“ „Du bist genial, Wataru!“, rief sie freudig heraus und umarmte ihn von hinten. Er versuchte, halbwegs bei der Sache zu bleiben, was ihm aber sichtlich schwer fiel. „Ich, ich dachte nur, ob es irgendeinen Punkt gebe, an dem Leute, die zu Akemi standen, anonym, ihr halfen oder irgendwie, ich weiß nicht...“ „Sie nicht allein lassen wollten. Das war es, auch wenn sie eine Diebin und Mörderin war, wollte man sie nicht so die Ewigkeit verbringen lassen. Das ist eigentlich nur zu verständlich. Aber das Naheliegende wollen die Menschen selten wahr haben. Da braucht es einen Dupin, wie dich, was?“ Er errötete, als Miwakos Gesicht seinem ganz nah, ihn so ruhig und warmherzig ansprach und ein sanftes Lächeln von ihren Lippen ausging. „Ich habe mit einer Frau Furiko Kojiragi gesprochen, die wohl eine bedeutsame Position in der Friedhofsverwaltung inne hat. Sie leitete mich an eine junge Gärtnerin weiter: Yumine Akio.“ „Ach das ist Yumine Akio.“ „Ich hatte beim Telefonat gerade keinen Stift zur Hand, da hab ich alles schnell in ein Textdokument geschrieben. Frau Kojiragi meinte, das Grab von Akemi Miyano sei eines der Ungewöhnlichsten der gesamten Anlage. Ich muss dazu sagen, dass diese Yumine, soweit ich es verstand, mit der Pflege dieses Grabes vertraut ist.“ „Es wird von niemandem sonst gepflegt?“ „Nun, wenn diese Shiho noch in den USA leben würde, hätte sie wohl kaum Gelegenheit dazu.“ „Du meinst, wenn sie dort noch lebt.“ „Äh, ja natürlich, wie dumm von mir, es ist wohl doch schon spät. Jedenfalls, ich habe mich über Frau Kojiragi mit dieser Yumine Morgen früh verabredet. Sie meinte, Sonntag sei der 'einzig sinnvolle' Tag, um Akemis Grab zu besuchen.“ „Wie meinte sie das denn, der 'einzig sinnvolle' Tag?“ „Keine Ahnung, sie hat ein wenig gelacht am Telefon, so kam es mir zumindest vor.“ Eine Weile sah er sie verdutzt an, bis sie plötzlich schmunzeln musste. „Ja, wenn du so geklungen hast, wie du jetzt aussiehst, dann muss man einfach lachen.“ Das verstärkte zunächst nur noch mehr sein Erstaunen, was allmählich Sato in einen ernsten Lachanfall trieb, in den er dann schließlich auch einstimmte. Bis auf einmal die Tür aufsprang. „Leute, auch wenn wir alle hellwach sein müssen in der Nachtschicht, könntet ihr ein bisschen die Lautstärke dämpfen.... Inspektor Sato? Inspektor Takagi? ... Oder besser, ihr geht nach hause. Zu wem auch immer.“ So ließ ihr Kollege die beiden Inspektoren puterrot im Gesicht im Zimmer zurück. „Ähm,... Ähem, Inspektor Takagi, wann wollen Sie sich Morgen mit der Zeugin in dieser Angelegenheit treffen?“ „Äh, das, oh, das war... Acht Uhr dreißig, Morgen früh. Beim Blumenladen am Eingang des Friedhofs.“ „Nun, dann erwarte ich Sie Punkt Acht hier, damit wir die Zeugin gemeinsam verhören können.“ „Wie... 'gemeinsam'?“ Sie hatte wirklich ein Talent, ihn aus der Fassung zu bringen. Er umgekehrt heute Abend auch, nur, er hatte Vorbereitungszeit. „Haben Sie ein Problem damit? Eine Vernehmung sollte immer mit zwei Beamten stattfinden. Außerdem soll es Morgen ein wunderschöner Tag werden, hm?“ „Miwako... Natürlich, Inspektor Sato. Ich freue mich auf ihre Unterstützung.“ „Na dann, arbeite nicht mehr so viel, großer Detektiv des Archivs!“ Mit ihrem schönsten Lächeln verabschiedete sie sich an der Tür und schloss diese ruhig. Bis zu diesem Moment ruhten beider Augen auf denen des jeweils Anderen. Takagis freundliche Miene verzog sich im Augenblick der Trennung. 'Miwako... Du hättest nicht kommen dürfen. Nicht jetzt. Wenn Shiho Miyano noch in den USA wäre, wäre alles vielleicht gar nicht so schlimm, wer weiß.' Er klickte auf Akemis Ordner und öffnete ein Bild, ein anderes. Der Titel lautete Immatrikulation. Die Feier am Beginn eines Studiums. Akemi und viele ihrer Kommilitonen waren auf der Feier zu sehen. Und ganz links an einem Tisch sitzend, Akemis besonderer Gast, die damals dreizehn jährige Shiho. Einen Moment stand Inspektor Sato noch an der Tür, wartete, hörte sein Tippen am Computer. 'Mach ich mir zu viele Gedanken? Ist das vielleicht alles nur Zufall? Conan, ja und Ai auch, aber... diese 'Firma', wäre das möglich?' Sie fasste mit ihrer linken Hand langsam an ihr Herz. Es pochte heftig, sehr heftig. Angstschweiß bildete sich auf ihrer Stirn. 'Verdammt, wieso? Wieso... wusste ich es nicht?' Sie presste sich mit der Schulter von der Wand weg und zwang ihre Füße, die Schritte zum Ausgang zu gehen. Kapitel 3: Mit kühlem Kopf -------------------------- Hallo an alle! Alle, denen ich noch nicht direkt Bescheid gesagt habe: Danke Schön für die vielen lieben Kommis und die Favo-Aufnahmen.^^ So, es geht weiter. Noch einmal darf Inspektor Takagi beweisen, was er in den letzten drei Wochen herausgefunden hat... Ich weiß aber nicht, ob es diesmal zu viel für eine Schlussfolgerung ist. Das überlass ich eurer Meinung, die mich wie immer brennend interessiert. Viel Spaß, bis nächste Woche. lG, Diracdet Kapitel 3: Mit kühlem Kopf Der Sonntag Morgen brachte die angekündigte wärmende Sommersonne und bereits um acht Uhr früh stellten sich rege Betriebsamkeit und außergeschäftliches Treiben in der Innenstadt Tokios ein. So auch vor dem Polizeirevier, vor dem Inspektor Sato schon ungeduldig auf ihren Kollegen wartete. Der Weg zum angegebenen Friedhof etwas Abseits der Stadt war nur per Bus oder Auto in angemessener Zeit erreichbar. Da die öffentlichen Verkehrsmittel allerdings Sonntags regelmäßig einer gewissen Unregelmäßigkeit unterlagen, eine Tatsache, die im Bezug auf ihr Ziel durchaus etwas Absurdes an sich hatte, wie sie grübelnd feststellte, hatte sie ihre Wagenschlüssel schon griffbereit in der Tasche. Ihre Kleidung wich nur in geringem Maße von der so vertrauten Arbeitsform ab. Hier und da wirkten feinere Stoffe als Hemd unter ihrem Jackett, ebenso ihre Schuhe, die definitiv eine Verfolgungsjagd unrealistisch machen würden, auch wenn sie zum Fahren noch gerade so annehmbar waren. Sie hatte überlegt, es auch etwas dunkler zu wählen, angemessen der Leute, deren letzte Ruhestätte sie aufsuchte. Aber sowohl die zu erwartende Temperatur, als auch die Tatsache, dass die einzigen beiden Personen, die sie heute bewusst treffen wollte, sich noch des Lebens erfreuten, ließen sie doch zu üblicheren Farben greifen. Fragen, wesentlich bedeutsamere Probleme als Mode oder Transportpolitik, spukten ihr im Kopf herum. Es gab so vieles, wozu sie gestern Abend nicht mehr kam. Fragen, deren Formulierung alleine den Rest dessen, was nun Gestern und damals noch Heute war, mit Leichtigkeit verschlang. Die Folge dieser Fragen waren die deutlich sichtbaren Ringe unter ihren Augen, die auch kein Make Up wirklich vertuschen konnten. 'Endlich. Da vorne kommt er. Es geht los.' Sie musste sich kurz sammeln, alle anderen Gedanken sausen lassen. Das Ende dieses Tages, das ahnte sie, würde ihr die Welt, und stünde die Sonne am selben Ort wie jetzt, in neuem Licht erscheinen lassen. Auch er hatte kaum eine Änderung gegenüber dem Anzug vorgenommen, den er sonst im Dienst trug. Ihr kam bei seinem Anblick der Gedanke hoch, dass keiner der Kollegen ihnen glauben würde, sie hätten einfach ein Date. Dagegen war ihre Verkleidung im Tropical Land schon nahezu genial. Schon wieder! Schon wieder blieb sie bei diesem Abend hängen! „Guten Morgen, Miwako!“, grüßte Takagi sie von Weitem mit einem leichten Winken, welches sie reflexartig auf gleiche Art beantwortete. Genau das hatte zur Folge, dass ihr Autoschlüssel wild in der Luft herum wedelte, genauer der Anhänger, ein kleiner, flauschiger Ball, tanzte in der sanften Brise des Sommerwindes. „Oh, willst du, dass wir mit deinem Auto hinfahren? Ich hab meines extra weiter vorne geparkt, aber...“ Ihr freudiger Blick schien ihm eine Fassade. Warum, konnte er selbst nicht ganz sagen. Sonst erfreute sich sein Gemüt an ihrem mit, diesmal nicht. Er zögerte kurz, wollte aber nicht nachhaken. Sie war durchaus nicht der Typ, der mit Problemen hinterm Berg hielt. Und wenn doch, dann ließ sie sie so weit in ihrem Hinterkopf verschwinden, dass sie sich auf ihre Arbeit stets konzentrieren konnte. Daher, schloss er, betraf es den Fall jetzt. Und ergo, wird sie, sehr bald schon, ihm Antworten auf seine Fragen geben, oder, was hier wahrscheinlicher war, er ihr Rede und Antwort stehen müssen. „Dein Auto ist wohl das Schnellere.“, gab er schließlich kurz als Reaktion. Sie begriff erst jetzt ihre ungewollte Festlegung des Fahrzeuges, begnügte sich aber auch mit einem einfachen Nicken und einem, diesmal ehrlichen, weil über die Situation amüsierten Lächeln als Antwort. Die Luft im Sportwagen war etwas kühler eingestellt als die Außenluft und durch die nur wenige Minuten zurückliegende Fahrt zum Revier bereits vollständig am Zielpunkt der Klimaanlage entwickelt. Takagi kam das gerade recht. Einen kühlen Kopf brauchte er, als gefühlte 50 Meter nach Verlassen des Parkplatzes Sato anfing. „Also..., was genau vermutest du?“ Im Prinzip hatte er die Frage erwartet, wollte gar nicht den Dummen spielen. Doch nun hatte sie so allgemein gefragt, dass er doch nicht umhin kam. „Bezüglich was genau, Miwako?“ „Warum hat Conan uns angelogen, was den Tod von Masami..., nein, Akemi Miyano angeht? Zugegebenermaßen gibt es noch ein Dutzend anderer Themen, zu denen ich ähnliche Fragen hätte, aber irgendwo muss man ja anfangen.“ Während der ganzen, wohl formulierten Frage wandte sie ihre Augen keine Sekunde von der Straße. Normal, würde man meinen, aber nicht für Sato, schon gar nicht bei dem gemäßigten Verkehr. Sie wollte ihn wohl nicht ablenken. Er sollte ebenso wohl seine Antwort wählen, wie sie die zugehörige Frage. „Puh..., Anfang ja, aber was für einen du da gewählt hast! Seit ich den Gedanken hatte, er könnte etwas von ihr erfahren haben, kurz vor ihrem Tod, frage ich mich, was um Himmels Willen es gewesen sein kann? Denn ich denke, die Frage, warum er es nicht erzählt hat, liegt darin begründet, was sie ihm erzählte.“ Da war es wieder. Dieses ungewöhnliche Verhalten, dass sie schon am Abend zuvor bei ihm bemerkte. Diese Versiertheit, Professionalität in der logischen Argumentation. Das kannte sie kaum von ihm. Normalerweise wirkte er eher wie jemand, der sowohl bei der Polizei, als auch in dem, mehr oder minder logisch aufgebauten, strukturierten Tagesablauf der Metropole Tokios deplatziert war. „Und dabei kam heraus, dass sie ihm was sagte?“ „Ich vermute..., sie nannte ihm... ihren Mörder!“ Er wurde immer ruhiger, hoffte fast, sie würde das letzte Wort gar nicht mehr wahrnehmen, aber ihre Reaktion zeigte das Gegenteil: Sie krallte ihre Hände samt Fingernägel mit Wucht in das Lenkrad, um ja nicht die Kontrolle zu verlieren. Ihre Augen standen berstend weit offen und ihre Pupillen schienen zwischen ihrem Partner und der Straße schneller hin und her zu rasen, als das Auto. Ein „WAAASS???!!!“ - Schrei hatte den Empfindungsumschwung eingeleitet, aber den vergaßen Beide, als sie einige sehr gewagte Überholmanöver ausführte, um dem Trubel soweit zu entkommen, dass sie sich kurzzeitig mit einer Portion des vollen Potentials des Wagens Luft machen konnte. Sie beruhigte sich langsam, nach etwa einem Kilometer mit 180km/h auf dem Stadthighway, korrigierte ihre Geschwindigkeit wieder und blickte zu ihrem Beifahrer. Takagi kauerte, den rechten Arm am Türbügel festgeklemmt, den Linken auf seinen Teil des Armaturenbrettes gestützt, dem Herzinfarkt nahe da. Die Klimaanlage hatte offensichtlich versagt, denn ihm rann der Schweiß von der Stirn über das ganze Gesicht. „Entschuldige, ich war nur...“ Was war sie eigentlich? Schockiert? Sicher, aber, immerhin hatte Conan in einem bedeutsamen Fall scheinbar grundlos gelogen. Conan, der teilweise sie und ihre Kollegen bei der Polizei noch mit seinem kriminologischen Wissen blamierte. Es musste etwas sehr Wichtiges sein, was ihn zu so drastischen Maßnahmen veranlasste. Da sie die Details des Falles nicht so genau kannte wie Takagi, konnte sie diese Frage die letzten Stunden nur sinnlos mit sich herum tragen, aber so extrem hatte sie es nun auch nicht erwartet. „Schon gut, ich hab es ja auch aussprechen müssen.“ „Wie kommst du darauf? Ich meine, dass es Mord war?“ „Tja, wenn ich es wirklich wüsste... Es ist nur eine Theorie. Man muss die Sache mit ihrer Aussage immer im Hinterkopf behalten und alles durchgehen, was man weiß. Wir gingen davon aus, dass diese drei Personen die Räuber hinter dem Eine-Milliarde-Yen-Raub waren, dass Akemi die Anderen tötete, nachdem diese versuchten, sich abzusetzen und sie sich dann selbst tötete, aus Angst, überführt wurden zu sein. Überführt hatte sie aber Niemand zu diesem Zeitpunkt. Alle drei Mitglieder waren tot, als die Polizei begann, diese Theorie zu formulieren.“ „Mit anderen Worten, es ist alles reine Indizienbeweisführung.“ Sie hatte sich sichtlich wieder gesetzt, folgte verständnisvoll und mitdenkend seinen Worten. Sogar ein Hauch Sarkasmus als Meinungsbekundung für die Methoden der Polizei in diesem Fall klang durch. „Tja und da habe ich überlegt, ob irgendein Punkt als sicher angenommen werden kann, wenn überhaupt.“ „Und, hast du einen gefunden?“ „Die Namen. Sie nannten sich alle Hirota gegenüber den beiden Detektiven. Masami Hirota war aber ein Deckname, den Akemi mit Bedacht aus ihrem bisherigen Leben abgeleitet hat. Es wäre ja kein Problem, einen anderen Namen zu nehmen, aber eine Familie spielend wurden dann alle Hirotas. Ich glaube, man kann daraus schlussfolgern, dass Akemi die Initiatorin des Diebstahls war, weil sie die Decknamen auswählte.“ „Das klingt zumindest sehr wahrscheinlich.“, resümierte sie nur kurz und schlussfolgerte nun selbst. „Das heißt aber dann auch, dass bei ihr das Motiv des Raubes zu suchen ist, nicht wahr? Darauf willst du hinaus.“ „Ja. Aber genau da werde ich nicht schlau aus ihr. Es muss ja bei ihr liegen, das stimmt schon, aber kein Motiv will mir einfallen, dass mir sinnvoll erscheint. Zumindest aus Sicht einer Akemi Miyano nicht. Sie hatte einen bezahlten Studienabschluss und ihre Noten waren wohl so gut, dass sie tatsächlich schon einige Angebote bekommen hatte. Sicher, mit Geldgier ließe sich da einiges erklären, aber dann ist da doch noch ihre Schwester, die laut Aussage ihrer Kommilitonen ihr so sehr am Herzen lag. Mit so einem Raub, hier in Japan, riskierte sie mindestens lebenslang und das als einzige lebende Verwandte! Sie hätte Shiho allein gelassen, ein 18 jähriges Mädchen, dass sein Leben lang Waise war und nur sie hatte. Das will mir einfach nicht in den Verstand!“ „Wirklich verworren. Wenn man noch bedenkt, dass Akemi und Shiho offenbar von dieser Firma, bei der ihre Eltern arbeiteten, finanziell unterstützt wurden, wird Geldgier allmählich wirklich unrealistisch. Dennoch scheint mir dein Gedanke, sie hätte alles geplant, richtig. Sherlock Holmes hat immer gesagt, wenn man das Unmögliche eliminiert, ist das was übrig bleibt, so unwahrscheinlich es klingt, die Wahrheit. Lassen wir also den Punkt gelten, Akemi Miyano hatte den Raub begangen, aber nicht aus Gier oder ähnlichen, niederen Motiven. Warum dann?“ „Nun, um bei Holmes Theorie zu bleiben, wenn ihr Shiho wirklich so wichtig war, wie ihre Kommilitonen sagten, dann wäre der einzige Grund, dass sie ihr ganzes Leben riskiert hätte...“ „Shiho?!“ „Erpressung, das ist meine Vermutung, auch wenn sie aus nicht mehr besteht, als den Fragmenten dessen, was wir in diesem Fall als Wissen bezeichnen können. Was nämlich in der Selbstmordtheorie so gar keinen Sinn macht, ist der Ort des Todes. Sie war im Hotel, traf dort aber unerwartet auf Herrn Mori und die Anderen. Sie lässt das Geld in Koffern aufbewahren und begibt sich per Taxi zum Hafen, wo sie Selbstmord begeht. Warum? Was wollte sie dort bitte schön und warum hat sie das Geld im Hotel gelassen? Ich kann ja noch als sinnvoll ansehen, dass sei sich dann durch die Anwesenheit von Ran und Conan überführt fühlte, dass sie als zweifache Mörderin dann aber Selbstmord begeht, wegen zwei Kindern, nicht mehr. Aber schon, dass sie da ist, macht für mich nur in einer Variante Sinn.“ Er ließ einen Moment Pause, um Sato Zeit zu geben, diese 'Varianten' selbst durch zu gehen. Sie kam wie erwartet zum gleichen Schluss. „Es war ein Treffpunkt, ein einsamer Ort, an dem man Geld oder etwas gleich bedeutsames übergeben konnte. Und das im Austausch für etwas, dass Akemi ihr Leben wert war: Shiho.“ „So denke ich auch. Nur wirft das gleich wieder mehrere Fragen auf. Es war kein Problem, an das Geld zu kommen mit dem Hinweis, wo es sich befand, also hätte ein entsprechender Deal doch stattfinden können. Wieso ist er geplatzt? Eine Milliarde Yen! Für eine einzelne Person! Dabei war sie noch nicht mal reich! Was ging da bitte schief, dass weder die Übergabe klappte, noch dass Akemi überlebte? Genauer müsste man wohl fragen, warum war dem Mörder Shiho offensichtlich mehr wert als eine Milliarde?“ „Wie? Du meinst, es war von vornherein klar, dass es nicht funktionieren würde?“ „Ich meine, die ganze Transaktion war ein Fake. Denn obwohl Conan und Ran nur wenige Sekunden nach dem Schuss am Tatort eintrafen, war keiner mehr zu sehen. Und, viel wichtiger, denn deshalb wurde es ja erst zum Selbstmord erklärt, fanden sich auf der Pistole ihre Fingerabdrücke, sogar in der notwendigen Form.“ „Verstehe. Das konnte der Täter gar nicht spontan schaffen. Er hatte die Tatwaffe penibel vorbereitet, abgefeuert und zu ihr gelegt. Wirklich ausgeklügelt. Es sollte gar nicht zur Übergabe kommen. Deshalb wohl auch eine so hohe Summe, er ging gar nicht davon aus, dass Akemi die eine Milliarde Yen, legal oder illegal, zusammentragen könnte. Aber dann ist noch eine Frage offen, nämlich die, die ich dir am Anfang gestellt habe.“ Sie betonte das Wort Anfang, auch um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie mittlerweile den inneren Stadtkern verlassen hatten und sich dem Friedhof näherten. „Richtig: Warum, zum Teufel, verschweigt Conan diese entscheidende Tatsache? Es ist aber, glaube ich, gar nicht so schwer, diese Frage zu beantworten, ganz einfach, weil ihr Aspekt so ungewöhnlich ist. Bleiben wir mal in unserer Position, als ermittelnde Polizei. Vergessen wir Akemi Miyano, vergessen wir Motive und kleine Schwestern, was hättest du, ausgehend von der Selbstmordtheorie gedacht, wenn das Opfer vor seinem Tod behauptet hätte, ermordet wurden zu sein, das vielleicht noch einem kleinen Kind erzählt hätte?“ „Dass er oder sie versucht hätte, seinen Namen rein zu waschen, oder zumindest, die Aussagen zum Tod in der Schwebe zu halten. Man hätte es im Bericht vermutlich weggelassen, als Lüge.“ „Umgekehrt. Was hätte der Mörder, von dem wir in keinem Fall auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätten, ganz zu schweigen von einem Beweis, gedacht, angesichts dieser Aussage?“ „Er hätte sich durch die Person, die die Aussage weiter leitete, bedroht gefühlt. Er als Einziger hätte ihn auffliegen lassen können. Damit wäre Conan in Lebensgefahr gewesen. Wenn der Junge diese beiden Aspekte tatsächlich berücksichtigt hat, dann dürfte er wohl wirklich so ein guter Detektiv sein, wie du vermutest.“ „Vielleicht ein noch besserer...“ „Was?“ „Ach nichts, ich meine nur, es könnte noch... mehr dahinter stecken.“ „... die anderen Fragen?“ Er nickte mit einem „mhm“ verziert. „Vor allem diese Sache, dass der Deal nicht über die Bühne lief, das... argh, das scheint so unglaublich daran. Selbst, wenn du reich genug wärst, dass dir das Geld egal ist, wieso gibst du es in so einer Situation auf?“ „Ach..., deswegen.“, murmelte sie leise vor sich hin, doch nicht leise genug, dass er es nicht hören konnte. „Ja, deswegen wollte ich unbedingt hier her zum Grab von Akemi. Das ist so ziemlich der einzige Anhaltspunkt in diesem Fall, den ich noch sehe. Irgendwer hat es bezahlt und bezahlt weiter dafür. Und Irgendwer wird hoffentlich es auch ab und zu besuchen kommen, selbst, wenn es selten ist. Ich hoffe, dass mir das etwas sagen kann. Versteh mich nicht falsch, ich bin durchaus optimistisch, dass ich Conans Absichten erkennen kann. Dieser Fall ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs, aber, wie meintest du, irgendwo muss man ja anfangen.“ Er lächelte mit leichter Freude, als sie auf den Parkplatz des Friedhofs einbog, einen auswählte und anhielt. Noch bevor sie den Motor ausschaltete, griff sie seine Hand. „Sei dir aber einer Sache bewusst, Wataru!“ sie sah ihm tief in die Augen, so dass er rot anlief. „Der, mit dem du dich hier anlegst, ist unser Freund. Conan. Er hat uns bis jetzt immer geholfen. Was immer seine Intentionen sein mögen, ich bin mir absolut sicher, dass er uns nicht schaden will. Also pass auf, dass auch du ihm nicht schadest, bitte!“ Ihr Blick nahm etwas Flehendes an. Er merkte, wie viel ihr der kleine Junge bedeutete. Ein besonderer, ein ganz besonderer Freund. Und anders sah er es ja auch nicht. „Na...Natürlich..., Miwako.“ Das Lächeln, dass die Polizistin dieser Antwort auf ihr Ersuchen folgen ließ, war das ehrlichste und wärmste, das er seit langem bei ihr gesehen hatte. Sie schaltete den Motor aus, während er bereits das Auto verließ, sein Jackett überzog und freudig die sommerliche Luft einatmete. 'Es ist schön, sich die Gedanken, die man sich macht, einmal von der Seele reden zu können. Erst jetzt sieht man, wie weit man daneben liegt oder Recht hat. Wie er das bei seinen Fällen aushält? Wenn meine Überlegungen alle stimmen, dann sollte ich hier fündig werden.' Kapitel 4: Der Blumenladen -------------------------- Hallo an alle Leser, Vielen Dank nochmal an alle für die Kommis. 9 für ein Kapitel ist ein neuer Rekord für mich. *DANKE SCHÖN!!!!!* Ich begrüße auch -Kisara-Kaiba- in dieser Liste nochmal. So, jetzt sind die Inspektoren da und jetzt sollen sie auch endlich zwei Protagonisten kennen lernen... Viel Spaß beim lesen, bis nächste Woche. lG, Diracdet Kapitel 4: Der Blumenladen Der Friedhof im äußeren westlichen Bereich Tokios glich einer riesigen Parkanlage. Dies war zum Einen dem bis Mitte des 20. Jahrhunderts geschonten Waldstück, welches sich dahinter weiter dem Abendland entgegen streckte, geschuldet. Das östliche Ende der Bäume bildete nicht nur den Abschluss des Geländes, sondern ragte in dieses hinein und zeigte hie und da auf Wunsch der Angehörigen seine Rotkiefern wie Sicheltannen auch einzeln dem Besucher. Zum Anderen war es die menschliche Hand, die bewusst und gezielt, dennoch sanft und in Harmonie mit der gewesenen Flora, eingriff. Nicht nur schien der Blick, den beide Inspektoren in der wärmenden Sonne von der kleinen Anhöhe am Rand des Friedhofs auf diesen hatten, keine auffällig unnatürlichen Übergänge zwischen ebenen Grasschichten, angelegten Beeten und Waldgrenze zu offenbaren. Nein, sogar die Gräber selbst, die, je nach Fürsorge der Familie oder einer verantwortlichen Person wie Schmuckstücke herausragten, passten sich dem Bild gänzlich ein, wie in die Fassung einer Kette oder eines Anhängers. Die gärtnerische Fürsorge reichte freilich nur bis vor die Füße der Polizisten, den Aus-, bzw. Eingang neben dem Parkplatz, aber hier hatten die Stadtbaumeister ein gleichfalls überraschendes wie erfreuliches Verständnis für das Anliegen der hiesigen Verantwortlichen bewiesen. Die Skyline der Metropole ergab sich hinter ihnen in üblicher Pracht, aber mit Respekt gebührendem Abstand. Die letzten Wohnblocks dürften mindestens 500 Meter Luftlinie vom Rand entfernt sein. Die Verbindungsstraße vom Parkplatz zurück auf die Schnellspur der Stadtautobahn war eine gesäumte Allee. Lediglich die Haltestelle des Busses, welcher nicht zuletzt die ältere Bevölkerung mit ihrer Erinnerung an Eltern, Ehepartner, Geschwister, Freunde verband, war bis an diese Anhöhe heranversetzt und somit nur wenige Schritte von Treppen oder sanften Abstiegen entfernt. Der Parkplatz war hinter einer Wand aus Ahorn und Eschen verborgen, ließ kaum ein Geräusch an die Ohren der Gäste dringen. Die Aufwendigkeit und Eleganz der Maßnahmen, die bei diesem, jüngeren Friedhofsgelände, welches sich auf Gräber im immer beliebter werdenden westlichen Stil spezialisiert hatte, führte die Größe des Geländes vom Luxus in die Notwendigkeit: er war mittlerweile der größte Friedhof Tokios und ganz Japans geworden. Dennoch waren an diesem Sonntag Morgen noch praktisch überhaupt keine Leute zu sehen. Auch der Parkplatz wies bis dato nur drei Fahrräder als Anwesenheitsbeweis weiterer Menschen als Takagi und Sato aus. Diese waren aber nicht auszumachen von ihrem Standpunkt. Wie auch, dachten sich beide, da die Gesamtheit des Geländes sich ihren Blicken ja entzog. So fixierte Takagi schließlich das kleine, zur Vorderseite verglaste Gebäude an, welches er als Ziel ausgegeben hatte. Der Blumenladen des Friedhofs. Er befand sich etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt, gleich hinter der Eingangsneigung, die von der Anhöhe führte. Die Bushaltestelle, die Neigung und das kleine Geschäft bildeten eine gerade Linie, welche den Hauptweg darstellte. Vor der Eingangstür des Blumenladens kniete eine junge Frau, kaum über 20, mit langen dunkelbraunen Haaren, zum Zopf gebunden, bekleidet mit einer Gartenschürze und entsprechenden Handschuhen. Sie bearbeitete kleine Blumentöpfe mit weißen Spatiphylla, die vor dem Eingang zur Schau gestellt wurden, mit einer kleinen Handschaufel. Da auch nach längerem Suchen keine andere Person auszumachen war, näherten sich die beiden in aller Ruhe dieser Einen. Erst, als sie hinter ihr auftauchten, schien sie die Besucher zu bemerken und drehte sich langsam und überrascht zu ihnen um. Sie hatte offensichtlich sich schon körperlich betätigt, musste sich den Schweiß von der Stirn wischen, bevor sie sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Sonntag Morgen. Leider ist der Blumenladen noch geschlossen. Er macht erst um Neun auf.“ Sie verwies mit dem rechten Zeigefinger auf das Schild am Eingang, welches den Status des Geschäftes anzeigte. In der Bewegung der Hand richtete sie sich auf. „Allerdings wird Frau Kojiragi schon sehr bald kommen, wenn Sie sich also noch einen Moment...“ „Nein, schon gut.“, brach Sato dann ab, wollte ihre Frage formulieren, doch Takagi kam ihr nun zuvor. „Wie bitte? Frau Furiko Kojiragi?“ „Kennen Sie sie?“, schaute die junge Frau verdutzt den Inspektor an. „Nun, ich hatte mit Frau Kojiragi am Telefon gesprochen, allerdings hieß es da, sie sitze in der Verwaltung und sei sehr reich. Ich wusste nicht, dass sie den Blumenladen führt. Äh, wir suchen eine Gärtnerin Namens Yumine Akio.“ Die Angesprochene schaute verwirrt beim Namen drein, strahlte aber dann umso fröhlicher heraus. „Ach Sie sind der Inspektor von der Polizei, Herr Takagi.“ „Inspektor Takagi, solange er im Dienst ist.“, gab Sato mit schnippischem Unterton und skeptischem Blick wieder. „Und ich bin Inspektor Sato, ebenfalls von der Polizei. Und Sie sind...“ „Mein Name ist Yumine Akio. Ich bin eine der fünf Gärtner hier auf dem Friedhof.“ Eigentlich war diese Antwort zu erwarten und doch wirkten beide Beamte nun sichtlich überrascht. Schließlich war es Sato, die mit einem verschmitzten Grinsen, gefolgt von einem beherzten, freudigen Lachen ihrer eigenen Begriffsstutzigkeit wegen den Schweigemoment beendete. „Oh, da müssen wir uns jetzt wohl entschuldigen. Wir hatten zwar gehört, dass Sie jung sind, aber nicht so jung...“ Sie lächelte, leicht berührt davon und ließ dies auch nicht abklingen, bis Yumine mit einstimmte. „Ganz unrecht haben Sie ja auch nicht, ich bin immerhin erst 21. Und somit genau genommen auch keine ausgebildete Gärtnerin.“ Nun wurde sie erst recht mit ungläubigen Blicken konfrontiert. Allerdings hatte sie diese erwartet und verzog keine Miene. „Sie hatten vorhin ja nicht Unrecht, Herr... äh Inspektor Takagi.“ Das schlagartig beim Wort 'Herr' verfinsterte Gesicht von Sato hatte sie doch sichtlich verunsichert. „Wie meinen Sie das? Womit hatte ich nicht Unrecht?“, erkundigte sich Takagi, als er merkte, dass Yumine nach dem letzten Satz verstummt war. „Ich meine das, was Sie über Frau Kojiragi sagten. Sie ist sehr wohlhabend und sitzt ehrenamtlich im Verwaltungsrat des Friedhofs. Sie ist eine spendable Geberin, aber auch geschäftstüchtig. Und Tagsüber führt sie diesen Blumenladen, welchen sie auch selbst bauen ließ.“ Sato und Takagi betrachteten, geleitet von Yumines Bewegung die Eingangstür. Durch die Fensterfront nach Osten, drang bereits das volle Licht der Sonne hindurch und legte viele in Vasen angerichtete Blumen, dafür vorgesehene Töpfe und einen großen Tresen mit der Kasse, offen. Dahinter tat sich an der Wand ein riesiges Holzregal hervor gefüllt mit dickbauchigen reichlich verzierten Keramikgefäßen, jede mindestens 50 Zentimeter hoch und ebenso breit. Auf über zweieinhalb Meter Höhe und fünf Meter Breite, die ganze Wand, bis zur Tür zu den hinteren Räumlichkeiten prunkte da der Beweis für Yumines Aussage über die Betuchtheit der Besitzerin des Ladens. Sie klopfte ihre Handschuhe ein wenig sauber, zog sie aus und öffnete den Eingang des Geschäftes. „Sagten Sie nicht, der Blumenladen sei noch zu?“, erkundigte sich Takagi verwirrt. „Er steht nicht zum Verkauf offen, aber ich bin schon eine Weile hier, um einiges vorzubereiten. Sehen Sie, wie gesagt, Frau Kojiragi muss diesen Laden nicht betreiben und genau genommen bringt er ihr auch nichts ein.“ Es war beeindruckend, stellten die beiden Polizisten mittlerweile in Gedanken fest: Obwohl dieses, man konnte es fast noch so nennen, Mädchen, scheinbar ohne weiteres alle ihre Fragen beantwortete, nicht das kleinste Wässerchen sie zu trüben schien und man ihr keine innere Tiefe ansah oder ihren Worten entnahm, schaffte sie es doch, mit jeder Aussage die gestandenen Inspektoren zu verwirren. Vielleicht war es eine Art in ihrer Naivität oder umgekehrt in ihrer geistigen Geschicklichkeit, beides war schlecht zu überprüfen, aber sie vermied es bis jetzt in ihren Formulierungen, in zufrieden stellender Weise die ungeklärten Probleme der Fragenden aufzulösen. Und Sato fing diese 'Art' ganz allmählich an, auf die Nerven zu fallen, auch wenn sie versuchte, ruhig zu bleiben und Punkt für Punkt sich vorwärts zu tasten. „Wieso bringt denn der Laden nichts ein? Wenn niemand hier Blumen kaufen würde, hätte sie doch nie einen gebaut oder diesen längst wieder dicht gemacht.“ „Oh nein, da haben Sie mich falsch verstanden, es verdient sich grundsätzlich gut mit diesem Laden. Man könnte damit keine großen Sprünge machen, aber zum Leben würde es reichen.“ „Verstehe. Da Frau Kojiragi wohlhabend ist, braucht sie das Geld aber nicht und spendet die Einnahmen direkt an den Friedhof.“ nun wollte sie es doch etwas abkürzen. „Indirekt eher, Inspektor... Sato, richtig? Sie bezahlt damit unsere Gärtner-Ausbildung hier.“ „Gärtner-Ausbildung?“ „Ich sagte doch, ich bin noch etwas jung dafür. Der Friedhof benötigt wegen seiner Größe und der verschiedenen Wünsche einiger Angehöriger mehrere fähige und junge Leute. Dagegen sind ausgebildete Gärtner für den Friedhof relativ kostspielig, da er ja eigentlich keine Einnahmen außer die Kosten für das Grab selber hat und die Stadtverwaltung sich bei solchen dauerhaften Ausgaben natürlich zurück hält. Die Ausbildung eines Gärtners ist zeitaufwendig, und erfordert eigentlich jede Menge verschiedenartige Praxis, die sich anderswo als hier kaum finden ließe. Deshalb hat Frau Kojiragi in ihrer Funktion in der Friedhofsverwaltung den Vorschlag gemacht, fünf Auszubildende hier eine Art längeres Praktikum durchführen zu lassen und mit dem Blumenladen diese während dessen zu bezahlen. Ich bin mittlerweile über anderthalb Jahre hier tätig und damit am Längsten. Deshalb habe ich auch einen Schlüssel für das Geschäft, um Morgens einige der Pflanzen für den Verkauf anzuordnen und um Charon zu füttern.“ „Charon?!“, kam es wie aus einer Pistole geschossen von den beiden Inspektoren. Yumine wies sie, nachdem sie sie hereingeführt hatte und diese sich umgeschaut hatten, auf einen schwarzen Kater hin, der etwas hinter dem Tresen versteckt, neben seiner Futterschüssel zufrieden schnurrend hervor lugte. „Charon ist doch der Name des Fährmannes, der in der griechischen Mythologie die Toten in das Totenreich fuhr.“, erklärte Sato dem verblüfften Takagi. „Gewissermaßen der Letzte, der sie beim Übergang zwischen Diesseits und Jenseits noch begleitet. Ich finde, ein ganz passender Name. Er ist der gute Geist für den Blumenladen und den Friedhof.“ „Deshalb hoffe ich auch, dass du ihn gut gefüttert hast, Yumine.“ Alle drehten sich erstaunt zur Eingangstür. Durch diese bahnte sich nun eine ältere, aber noch sehr rüstige Frau, leicht durch einen Buckel gekrümmt und dennoch kaum kleiner als die Gärtnerin, einen Weg. Ihre Kleidung, größtenteils nur als brauner Mantel sichtbar, der den Temperaturen fast unangemessen wirkte, ließ einen Beobachter sie samt den angrauenden kurzen Haaren auf Mitte 50 schätzen. Ihr Blick, sowohl gegenüber Yumine, als auch den unbekannten Kunden, war ebenso freundlich und warm, wie das der Ersteren, was letztlich nur einen, nahe liegenden Schluss zur Folge haben konnte. Und diesen bestätigte Yumine auch sofort. „Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich, Frau Kojiragi. Aber natürlich. Sie kennen Charon doch. Hätte er nicht genug zu essen bekommen, würde er nicht so friedlich daliegen.“ Mit einem Lächeln suchte sie mit den Augen das ruhende Tier, hielt diese einen Moment fest, bevor sie sich wieder den Menschen in ihrem Geschäft widmete. „Wollten diese Leute etwa schon Blumen kaufen und konnten nicht abwarten?“ Ihre Stimme wirkte nicht weniger wohlwollend als ihre Augen eben noch, aber in diesen war nun, wenn auch nur für einen winzigen Augenblick, etwas skeptisches. Inspektor Sato empfand es fast als... Feindseligkeit. Yumines Worte aber, welche Takagis Vorstellungsversuch unterbanden, vertrieb diesen Ausdruck sofort. „Aber nein! Wo denken Sie hin? Ich weiß doch, dass ich hier nichts verkaufen darf ohne Ihre besondere Zustimmung. Das sind die Polizeiinspektoren Sato und Takagi. Sie hatten mit dem Herrn Inspektor gestern telefoniert und ein Treffen zusammen mit mir heute morgen arrangiert. Sie wollten zu...“ „Akemi Miyano.“ Jetzt hatte Takagi sie doch unterbrochen und sich zwischen die beiden geschoben. „Ach so. Ja, natürlich. Sie wollen das Grab der unbekannten Soldatin besuchen.“ Verwirrt blieb er nun direkt vor ihr stehen, kam nicht mal mehr dazu, sich persönlich vorzustellen. Denn Frau Kojiragi ging einfach an ihm vorbei in Richtung der hinteren Räume, während sie langsam ihren Mantel ablegte. „Nun, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Suche, Herr Inspektor.“ Sie musterte mit einem Blick zur Seite Sato. „Ihnen natürlich auch, Inspektor...“ „Sato!“, kam die Antwort prompt und mit einigem Unterton. Aber Frau Kojiragi schien diese gar nicht richtig wahrzunehmen. Sie hatte schon die Tür zum Hinterzimmer erreicht, als sie sich noch einmal umdrehte. „Yumine, vergiss nicht die Blumen!“ „Sicher. Sie stehen beim Eingang bereit. Sie zeigte auf eine Vase neben der Tür, in der ein dünner Strauß eingewickelt war. „Schön. Und die anderen Gräber?“ „Ich habe bereits vorhin einiges erledigt, deshalb wollte ich diesmal nur so gehen.“ Eine leichte Verunsicherung stieg in ihr auf, als das Gesicht ihrer Chefin sich verfinsterte. Erst nach ein paar Sekunden wurde es wieder herzlicher, wenn auch Resignation das ausschlaggebende Element war. „Es ist dein Tag, Yumine. Teile ihn dir ein, wie du willst.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, aber Yumine hielt sie noch einmal kurz zurück. „Frau Kojiragi, da Sie nun schon da sind, soll ich das Geschäft jetzt öffnen?“ „Ja, sicher, bis nachher.“ Winkte sie nur noch ab, ohne sich noch einmal umzudrehen. „Komisch, am Telefon klang sie irgendwie interessierter.“, dachte Takagi laut vor sich hin. „Oh, sie interessiert sich durchaus, sonst hätte sie Ihnen sicher nicht viel Erfolg gewünscht.“ Yumine wies die Beiden vor sich durch die Tür, nahm die Blumen aus der Vase und änderte das Eingangsschild. Es bestand aus zwei aneinander geleimten Holzbrettern. In einer zwischen ihnen heraus geschnitzten Lücke befand sich ein Metallschild, welches auf der Rückseite durch ein Loch und einen angeschweißten Knauf auf und abwärts bewegt werden konnte. Je nach Stellung zeigte ein Schlitz vorne 'offen' oder 'geschlossen'. Oben konnte der Metallgriff ein Stück nach rechts bewegt und auf dem Holz abgelegt werden. Genau diese Stellung fixierte Yumine nun. „Ein wirklich hübsches Schild.“, merkte Sato an, die sich dafür offenbar interessierte. „Ja, das hat sich Katsuja, eine der anderen Gärtner, der eine gewisse Begabung in solchen Bastelarbeiten hat, ausgedacht.“ Sie kniff die Blumen unter den rechten Arm und verschränkte beide, so dass diese schräg nach unten zeigend unter ihrem linken Ellenbogen lagen. So schritt sie neben den beiden her. „Sagen Sie, Fräulein Akio...“ „Nennen Sie mich bitte Yumine, ich finde das in meinem Alter immer noch etwas peinlich, außerhalb irgendwelcher Ämter oder anderer öffentlicher Institutionen so genannt zu werden.“ Etwas verwirrt blickte Takagi die junge Frau von der Seite an. „Na gut, Yumine, ich wollte nur wissen, was es mit der Aussage von Frau Kojiragi auf sich hatte?“ „Sie meinen das Grab der unbekannten Soldatin?“ Er nickte nur stumm, bekam als Reaktion aber unerwarteterweise ein Schmunzeln. „Das ist gewissermaßen Fachjargon. Der unbekannte Soldat ist im Krieg ein Soldat, dessen Name nach seinem Fall nicht mehr ermittelbar ist. Er wird daher namenlos beerdigt, meistens noch besonders gewürdigt, stellvertretend für alle unbekannten Soldaten, aber man erfährt nie, wer es wirklich war. Auf dem Friedhof lernt man als Angestellter die Toten eigentlich nicht kennen. Aber durch die Besucher, die Gäste, die regelmäßig ihre Angehörigen aufsuchen, bekommt man schon ein ganz gutes Bild vom Verstorbenen. Deshalb sagen wir Grab des oder der unbekannten Soldaten oder Soldatin zu einem Grab,...“ Sie blickte ruhig nach vorne, verharrte bei den Worten. Sie wusste, ihre Gewöhnung an dieses Leben ließ sie Dinge einfach aussprechen, an denen andere Leute hart zu kämpfen hatten. „...zu einem Grab, welches nach der Beerdigung nie wieder besucht wird.“ Kapitel 5: Das Grabritual ------------------------- Hallo an alle Leser, hiermit begrüße ich auch Kazuha92 Ran_Mori1 unter den Kommischreibern. *Hallo zum zweiten* Vielen Vielen Dank für die vielen Kommis, zwei mal hintereinander 9! Ich bin wirklich überwältigt. Ehrlich Ihr glaubt also, Sato war eifersüchtig, Shellin_Ford, Catgirl222, Vertschl, Lomira und MiwakoSato? Ihr fandet das übertrieben, weil Takagi gar nicht auf jemanden wie sie stehen würde. Aber solche Probleme werden doch von beiden Geschlechtern bei DC gerne im Keim erstickt, ob sinnig oder nicht. Man denke daran, wie Ran reagierte, als sie, nachdem sie Conan ohne Brille gesehen hatte und vemutete, er wäre Shinichi, zusammen beim verstorbenen Zauberer waren und eine Klassenkameradin von Conan mit ihm spielen wollte... Jetzt zum fünften Kapitel und damit endlich zum Grab von Akemi, habs ja ne Weile hinaus gezögert. Ich würde mich natürlich sehr über eure Gedanken zum Kapitel selbst, aber insbesondere auch zum Grab freuen. lG, bis nächsten Dienstag, Diracdet _______________________________________________________________________________ Kapitel 5: Das Grabritual „Wie bitte?“ kam es von beiden synchron. Jedoch beruhigten sie sich schnell wieder, drosselten ihre Lautstärke wieder auf ein dem Ort angemessenes Niveau. Eigentlich klar: Wenn jemand schon einen Friedhofsgärtner für die Grabpflege bezahlt, dann erwartet man nicht, dass die Angehörigen sich häufiger blicken lassen. „Hm...“, fing Inspektor Sato sinnierend an, Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ans Kinn gedrückt. „Dann ist Shiho also weiterhin in den USA und kann nicht herkommen und sich darum kümmern. Das hätten wir uns fast denken können, oder Takagi?“ Sie sah kurz lächelnd zu ihm rüber, um seine mögliche Enttäuschung zu vertrösten, doch stattdessen blickte sie in ein tief nachdenkliches, auch ein wenig Wut in sich tragendes Gesicht. 'Nein! Das kann doch gar nicht sein! Shiho ist doch... sie ist doch... hier. Wieso kommt sie nicht zum Grab seit...' „Sagten Sie, seit Akemis Beerdigung?“, vollendete er seinen Gedanken, als sie gerade um eine Kurve bogen. Der hastige und nahe am Verhörton formulierte Satz ließ die junge Frau aufschrecken, sie zuckte förmlich zusammen. Als sie nach einer Weile zur Antwort nur stumm nickte, fragte er ruhig weiter. „Wie viele Leute waren denn bei der Beerdigung? Zehn, Zwanzig? Und was für Leute waren das?“ Sie überlegte kurz, bevor sie langsam anfing, zu erzählen. „Dazu, was für Leute es waren, kann ich nicht viel sagen. Wir haben die verständliche Order, uns in Trauerfeiern nie einzumischen und in gebührendem Abstand zu bleiben. Eigentlich sollten wir dem Geschehen nicht einmal Aufmerksamkeit widmen. Aber die Anzahl kann ich Ihnen trotz des Wetters genau nennen.“ „Trotz des Wetters?“, erkundigte sich Sato verwirrt. „Nun, es war ein sehr regnerischer Tag, weshalb ich im Mantel bei einem Grab, welches ungefähr zwanzig Meter von Akemi Miyanos entfernt lag, Blätter und Unkraut entfernte. In der gebückten Haltung und mit der Kapuze überm Kopf konnte ich das Ganze recht unauffällig verfolgen. Es gab keine Zeremonie in der Andachtshalle vorher, das konnte ich aus der Richtung, aus der von den Trägern der Sarg gebracht wurde, schließen. Außer diesen Offiziellen, die sich entsprechend schnell entfernten, standen dort noch genau zwei Leute.“ Dieses Mal erwartete sie die Reaktion ihrer Begleiter. Ruhig hatte sie den Satz zu Ende gesprochen und war exakt beim letzten Ton stehen geblieben. Ebenso Sato und Takagi. „Zwei?!“, fing Sato erneut an, wurde dann aber von Takagi davon abgehalten, selbst weiter zu fragen. Dieser baute sich förmlich vor der Gärtnerin auf, fasste ihr sogar auf die Schultern und blickte ihr tief und so ernsthaft er konnte, in die Augen. „Es kamen zur Beerdigung nur zwei Leute? Und danach bis heute niemand mehr? Und Sie haben nicht die geringste Ahnung, wer diese Beiden waren?“ Sie schüttelte lediglich mit gesenktem Kopf diesen leicht. Er ließ sie sofort wieder los, fiel fast nach hinten, schaute auf die wenigen Wolken am Himmel und grinste ironisch. 'Was mach ich mir eigentlich vor? Wie konnte ich davon ausgehen, dass er ausgerechnet so exponiert einen Hinweis hinterlassen würde? Ausgerechnet er...' „Wie sahen die beiden Gäste aus?“ Mitten in Takagis verzweifelnden Gedanken hatte seine Kollegin diese Rettungsleine geworfen, wohl ahnend, was ihn gerade bewegte. „Sie konnten zwar über diese Leute keine genaueren Details herausfinden, aber Sie haben sie immerhin gesehen. Das ist doch schon was.“ Einem kurzen überraschten Blick Yumines folgte ein schwaches Lächeln. Unmerklich setzte sie sich wieder in Bewegung und die Inspektoren folgten ihr erneut, allerdings waren sie nun etwas langsamer. „Es waren ein Mann und eine junge Frau. Der Mann war etwa Mitte bis Ende 20, die junge Frau wohl ein, zwei Jahre jünger als ich, also knapp 20. Er hatte lange schwarze Haare und ein sehr kantiges Gesicht. Er wirkte auch sehr gefasst, das fiel mir auf. Er hat zumindest keine Träne vergossen. Na gut, für manche Männer schickt sich das ja angeblich nicht.“ „Moment“, fiel ihr Sato ins Wort. „Sagten Sie nicht, es regnete an diesem Tag? Woher wussten Sie dann, dass...“ Ein Blick in ihr Gesicht verriet, dass sie mit dieser Frage gerechnet hatte. Es wirkte eine Art Mitleid darin. „Ich sagte doch, ich arbeite hier schon ziemlich lange und habe einige Beerdigungen gesehen. Die Leute, die glauben, Regentropfen könnten ihre Tränen verbergen, sind Narren. Sie haben noch nie ernsthaft geweint.“ Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder traurig, einen Augenblick starrte sie zum Boden. Dann richtete sie den Kopf gen Himmel, atmete kurz durch und fuhr fort. „Das Mädchen schien mir eine Ausländerin zu sein. Sie hatte etwas unter schulterlanges, rotbraunes Haar. Ungewöhnlich wenigstens für eine Japanerin.“ „Shiho.“, dachte Takagi laut nach, erntete von Sato dafür aber einen zunächst spöttischen, dann verwirrten Blick. Sie zog ihn hinter Yumines Rücken zu sich heran, um flüstern zu können. „Dass das Mädchen Shiho war, war doch klar. Aber wieso fällt dir das gerade jetzt auf?“ „Äh, na..., es hieß doch, ihre Mutter sei Engländerin gewesen, da hatte ich mir das als Möglichkeit einfach zusammen gereimt.“ „Du verheimlichst mir doch nicht etwas, oder?“ „Ich, Nein! Nicht doch! Gar nichts!“ 'Nichts..., außer dem Aussehen von Shiho. Aber was zum Teufel hat sie dann die ganze Zeit gemacht?' „Und sie, also dieses Mädchen, hat sie geweint?“ „Ja, ja, sogar sehr. Im Gegensatz zu ihm, der wohl, sofern er in einer Beziehung zu Akemi stand, seine Gefühle in sich zu begraben schien, wirkte sie völlig aufgelöst. Sie hat sich die meiste Zeit an ihm ausgeheult. Genau genommen, etwas war durchaus zu verstehen. Ein Wort, dass sie immer wieder durch Wind und Regen hindurch zu ihm rief: „Warum?“. Ich gebe zu, das zählt nicht unbedingt zu den ungewöhnlichsten Begebenheiten, aber wegen der Unterschiede der Beiden und weil Sie sicherlich alles erfahren wollen, was ich Ihnen sagen kann...“ Takagi sah sie erstarrt an. Seine Gedanken rasten, zurück zu diesem Telefongespräch mit Kommissar Yokomizo vor einigen Tagen: “...Ja, dieses kleine Mädchen, die war schon komisch. Irgendetwas schien sie nach der Aufklärung durch den Herrn Professor verstört zu haben. Da fing sie an, drauf los zu heulen, ging auf den Jungen, Conan, los und schrie ihn förmlich an, warum er „sie“ nicht gerettet habe. Dabei war das Opfer doch ein Mann. Kinder! Unglaublich, dass wir auch mal so gewesen sein sollen. Haha...“ 'Es passt alles. Es war Mord. Und er derjenige, der es hätte... verhindern können?' Die Erkenntnis überwältigte ihn kurzzeitig und er musste sich sehr zusammenreißen, um zurück zu finden in diese Welt. „Was ist mit dir?“, fragte Sato besorgt nach. „Ich... ich dachte nur, ob vielleicht dieser Mann der Freund von Shiho sein könnte.“ Nun sah Yumine verwirrt in die nachdenklichen Gesichter der Polizisten. „Shiho? Sie sagen dauernd diesen Namen. Wissen Sie etwa, wer das Mädchen war?“ Etwas ungewollt hatten sie nun eine Information preisgegeben. Zögerlich nur gab Sato schließlich nach. „Bitte, halten Sie das vorläufig noch unter der Hand! Wir sind selbst noch in unsere Ermittlungen verstrickt. Dieses Mädchen war mit ziemlicher Sicherheit Shiho Miyano. Akemis jüngere Schwester und ihre einzige Verwandte.“ Wie sehr die junge Gärtnerin bei diesen letzten Worten erschrak, das ließ sogar den gestandenen Beamten Angst werden. Sie hatte für einen Augenblick sogar Probleme, die Blumen zu halten, schaffte es aber dennoch. „Das ist... sehr grausam. Einen Menschen alleine zu lassen. Das tut man nicht.“ Sie sprach so undeutlich vor sich hin, als interessierte sie sich gar nicht mehr für ihre Gesprächspartner, bis sie wieder aufzuckte. „Moment. Sie glauben, der Mann sei Shihos Freundin gewesen? Das ist, denke ich, nahezu ausgeschlossen.“ „Wieso... soll das unmöglich sein?“ Die Verwirrung wanderte munter mit jeder Aussage, scheinbar dem Odem des Sprechers folgend, zur nächsten Person, diesmal Sato. „Nun, weil sie aus verschiedenen Richtungen kamen und sich auch wieder in verschiedene Richtungen entfernten.“ „Aber das“, sinnierte nun Takagi wieder weiter, „würde nicht nur einen Freund Shihos ausschließen, oder Sato?“ Sie nickte zustimmend und legte erneut ihre Finger zum Nachdenken ans Kinn. „Es bedeutet auch, dass es eigentlich keine Person aus der Firma, die ihre Ausbildung finanzierte, gewesen sein kann. Dann bleibt eigentlich nur noch die Option, dass es ein Freund von Akemi war. Mir fällt jedenfalls keine andere Person mehr ein. Allerdings, woher wusste diese Person von dem Grab?“ „Was meinen Sie jetzt wieder mit „woher er von dem Grab wusste“?“ „Ach äh nichts wichtiges, lediglich typische Polizeifragen, meistens nur sinnlose Bürokratie...“, schmetterte sie freudig lachend ab, wurde aber dann wieder ernst. „Eines verstehe ich jetzt aber nicht: die wenigen Gäste, respektive keine Besucher, das ist zwar etwas unüblich, aber doch nichts gänzlich sensationelles, oder? Warum sagten Sie, bzw. Frau Kojiragi, dass es eines der seltsamsten Gräber hier auf dem Friedhof ist?“ Yumine starrte etwas bedröppelt zu Boden, murmelte vor sich hin. „Ich dachte, es wäre umgekehrt.“ „Wie bitte?“ „Oh, ich meinte nur, ich hatte umgekehrt gedacht, der Mann sei Akemis Bruder und diese Shiho eine sehr gute Freundin gewesen. Trotz all ihrer Tränen damals kam sie mir gar nicht wie ein Geschwister, die um die eigene Schwester trauerte, vor. Dem kam er durchaus näher.“ „Sie dachten, Sie wären Bruder und Freundin, statt Schwester und Freund? Das ist ja wirklich ein Zufall.“ „Nein, nicht ganz. Genau genommen hatte ich wohl 50% Trefferchance und daneben gelegen. Sie werden es gleich verstehen, wenn wir das Grab erreichen. Denn das Grab selbst ist die Antwort auf Ihre Frage. Oder genauer, der Grabstein.“ „Der... Grabstein?“ Takagi übernahm nun das Fragen, aber die Runde wurde kurz von einem Vogelgekreische gestört. Ein Schwarm Krähen flog rasant von hinten über sie hinweg. „Das ist kein gutes Omen.“, wollte Sato gerade sagen, als ein zweiter Schwarm aus der gleichen Richtung kam. „Ist das jetzt ein wirklich, wirklich schlechtes Zeichen?“, erkundigte sich Takagi, als er langsam sich aus der Deckungshaltung erhob. „Vermutlich wollen sie einfach noch Futter im Wald sammeln.“, warf Yumine ein. Sie war an die Vögel offenbar gewöhnt. „Also, was war nochmal mit dem Grabstein?“, fing er erneut an. „Nun, er wurde anonym bezahlt. Der Auftrag ging an den Steinmetz direkt, die Summe wurde an ihn wie auch an uns überwiesen, mit den notwendigen zusätzlichen Anweisungen. Alles, was wir wissen, ist, welche Bank das Geld überwiesen hat. Eine amerikanische Bank nämlich, die im Wesentlichen an der Ostküste aktiv ist.“ Sato sah erneut kurz zu ihrem Partner. „Lag Shihos Privatschule nicht an der Ostküste?“ „Äh, das hab ich nicht mehr so genau im Kopf.“, bezeugte er mit einem verschmitzten Grinsen. „Es war an der Ostküste. Genügt ja, wenn ich das noch weiß.“ „Das macht aber keinen Sinn. Du weißt doch, ihre Ausbildung wurde finanziert. Sie war,... ist noch Schülerin oder gerade einmal fertig, also nicht von selbst so gut bestückt, das Grab und den Service von sich aus zu zahlen.“ „Na, dann war es eben die Firma selbst, die...“ Sie starrte ihn völlig verblüfft an. Er nickte. „Das ist kein internationaler Konzern, so weit ich gehört habe und wenn schon, auch dann erklärt sich nicht, warum eine japanische Firma für ein Grab in Japan mit dem Geld von einem amerikanischen Konto zahlt?“ „Ja, aber wer...“ Ein Achselzucken war die einzige Reaktion, zu der er sich durchringen konnte. Noch ein Rätsel mehr. „Ahh, so kommen wir doch nicht weiter!“, stellte sie frustriert fest, bevor sie einen neuen Anlauf startete, vielleicht auch einfach versuchte, die Restzeit auf dem Weg zum Grab zu überbrücken. „Was waren das denn nun eigentlich für Anweisungen und was für einen Grabstein hat sie bekommen?“ Sie blickte zu den immer noch abgedeckten Blumen zwischen Yumines Armen. „Sie werden überrascht sein. Es gab keine Anweisungen, außer dass nichts zu machen sei, nachdem der Grundaufbau stand.“ „Was? Aber eben sagten Sie doch... die Blumen hier, ich dachte...“ Sie war jetzt endgültig von der Rolle. „Es ist eine längere Geschichte und der eigentliche Grund, warum wir dieses Grab so merkwürdig finden. Beim Grabstein handelt es sich um eine weiße Marmorplatte. Echter Marmor, man merkt eine dünne Lackschicht darauf, die vor dem sauren Regen schützt. Darauf steht in schwarzen Lettern der Name, „Akemi Miyano“ - und nichts weiter.“ „Gar nichts?“, hakte nun Takagi wieder nach. „Nein, gar nichts. Auch etwas ungewöhnlich. Der Boden war ebenfalls mit einer Marmorplatte bedeckt. Drum herum wurden weiße Kieselsteine gestreut. So konnte kein Gras oder Ähnliches mehr darauf wachsen und entsprechend sollte auch nichts unternommen werden. Aber einige Zeit später kam ein neue Erklärung, es wurde erneut Geld überwiesen und eine Änderung des Grabsteins vorgenommen.“ „Eine neue Erklärung, wieder anonym?“ „Ja, allerdings von einer anderen Bank, diesmal einer von der Westküste der Vereinigten Staaten.“ Langsam wurde die Verwirrung der Leute, die diesen Friedhof verwalteten, verständlich. „Ist Shiho etwa umgezogen?“, richtete Sato ihre Frage mehr in die Luft denn an Takagi, dennoch antwortete er ihr. „Sie hat kurz vor dem Tod ihrer Schwester die Privatschule mit unbekanntem Ziel verlassen.“ „Aber in der Akte stand doch...“ „Das war ihr letzter bekannter Aufenthaltsort, mehr nicht. Offiziell weiß niemand, wo sie jetzt steckt.“ Sie sah in ein von Resignation gezeichnetes Gesicht. 'Wataru? Du hast... doch so vieles schon herausgefunden. Wieso bist du plötzlich so skeptisch? Was bringt dich so sehr aus dem Konzept? Ist es diese Shiho? Der mögliche Mord hinter Akemis Tod? Die ganzen ungeklärten Fragen hier? Oder..., oder etwa Conan, der scheinbar darüber Bescheid weiß und die Zusammenhänge versteht, aber nicht damit heraus rückt?' „Und was für Änderungen wurden am Grabstein nun vorgenommen?“ „Sie können sich es selbst ansehen, da vorne befindet sich das Grab.“ Sie wies auf das Ende einer Reihe Gräber, auf deren Weg sie gerade gebogen waren. Dort erhob sich der massive, in der Sonne leicht schimmernde, weiße Marmor. Die Bodenplatte wirkte auch aus nur zwanzig Metern Entfernung wie ein funkelnder See. Die kleinen Kiesel bildeten den Strand. So näherten sich die drei der Küste. Sato, die rechts von den beiden Anderen ging, konnte als erstes aus dem Winkel erkennen, was geschrieben stand und las, als alle näher traten, vor. Akemi Miyano Gute Freundin Geliebte Schwester „Der Schriftzug ist neu!“, stellte Takagi fest. „Mhm“, nickte Yumine nachdenklich. „Dieser Spruch brachte Sie auf den Gedanken, es könnten Bruder und Freundin gewesen sein?“ Ein weiteres Mal nickte sie, diesmal aber ganz stumm. Sie schien in Gedanken bei der Toten zu sein. Daher wartete er einen Moment, bis sie wieder ihren Kopf erhob. „Und die Blumen?“ „Ein Ritual. Das war die Bitte, die sich in die Änderungen mit einschloss. Verhältnismäßig wenig Arbeit im Vergleich zu anderen Gräbern, aber dafür umso schöner. Jeden Sonntag Morgen sollen genau diese Blumen am Grab abgelegt und am Montag Morgen wieder entfernt werden. Das Symbol, dass hier hinter steckt, ist mir aber, ehrlich gesagt, ein absolutes Rätsel.“ Sie wickelte das Papier ab, dass die Pflanzen vor der Sonne schützte und zeigte drei Rosen unterschiedlicher Farben hervor. „Die Reihenfolge und die Anordnung ist ebenfalls vorgegeben. Die rote Rose als erstes. Ausgerichtet auf den Grabstein. Die schwarze Rose als zweites. Im 45° Winkel dazu nach rechts. Die weiße Rose schließlich als drittes. 45° zur ersten nach links, so dass sich die schwarze und die weiße Rose unter rechtem Winkel kreuzen und zwischen ihnen die rote Rose in der Mitte steht. Und so mögen Schwarz und Weiß unter dem roten Banner vereint sein. Das waren die Worte am Ende der Anweisung. Ich fand sie so schön, da sage ich sie jeden Sonntag hier auf. Warten Sie hier kurz, ich bringe nur das Papier zum Container da hinten.“ Die beiden Polizisten starrten perplex auf die zarten Rosen zu ihren Füßen, die im Kreis angeordnet die weiße Pracht verzierten. Ein Emblem, das kam dem Bildnis gleich, ein Emblem, dass Akemi Miyano beschrieb. Nur, dass keiner deuten konnte, wie. „Das rote Banner?“, begann Sato. „Schwarz und Weiß?“, ergänzte Takagi. „Wataru. Was meinst du? Das rote Banner, das vereint, könnte damit Liebe gemeint sein?“ „Das dürfte sogar wahrscheinlich sein, zumal ja rote Rosen für Liebe stehen. Aber für wen oder was stehen Schwarz und Weiß? Dunkel und Hell? Tod und Leben?“ „Akemi und Shiho?“, warf sie ihren Gedanken ein, der aber Takagi nur noch mehr Kopfzerbrechen bereitete. „Und was ist dann mit dem Freund von Akemi, diesem großen Kerl?“ „Da steht es doch, nur gute Freunde. Sagtest du nicht, ihre Eltern seien verstorben, kurz nachdem Shiho geboren wurde. Das heißt, Akemi war ihre einzige Verwandte. Wie bedeutsam sie für sie war, können wir uns wohl kaum vorstellen. Wahrscheinlich ist sie an die Westküste gezogen, hatte noch ihre alte Bank, als sie das Grab finanzierte und das neue kam, nachdem sie alle Formalitäten regelte.“ Er sinnierte lange über ihre Worte. Unabhängig von den Fragen zum Todesfall wäre dies eine durchaus logische Erklärung. Das bedeutete aber auch, dass er endgültig mit diesem Fall in einer Sackgasse wäre. 'Nur... ist sie nicht in den Staaten.' „Ein schöner Spruch, findest du nicht, Miwako?“ „Du meinst das mit dem roten Banner? Ja, fast schon poetisch.“ Sie wollte seine Hand nehmen, für einen kurzen Augenblick nur, als sie ein Lächeln auf seinen Lippen sah. Ein triumphales Lächeln. „Hast du was? Ich denke, wir sollten gehen.“ „Sie wollen gehen?“ Yumine tauchte hinter ihnen wieder auf. „Haben Sie denn gefunden, wonach Sie gesucht haben?“ Sato wollte gerade verneinen, als Takagi ihr zuvor kam. „Wir sind uns nicht sicher, wer der Herr am Grab war, aber es gab noch eine dritte Person, der der Tod Akemis sehr zu Herzen ging. Dieser Person verdankt Sie wohl das Ritual mit den Rosen und dem neuen Grab. Das ist der „gute Freund“ vom Schriftzug. Er wollte damit ihr besondere Anerkennung zollen. So können wir das, denke ich, auch Frau Kojiragi erzählen.“ Ein Freudentaumel zeichnete sich auf dem Gesicht der jungen Frau ab. „Dann lassen Sie es uns ihr schnell sagen. Glauben Sie mir, auf diese Erkenntnis wartet sie schon sehr lange.“ Sie wandte sich ab und Takagi und Sato folgten ihr in geringem Abstand. Sie nahm ihn dabei ganz nah zu sich und flüsterte mit zusammengekniffenen Zähnen. „Was soll das, Takagi? Wir wissen doch gar nichts, oder hab ich irgendwas nicht mitbekommen? Dann klär mich auf! Wer soll diese dritte Person sein?“ „Na, Conan!“, gab er ohne zu zögern zurück, was sie weit mehr schockierte als er für normal halten konnte. „Co... Conan?“ „Na, ich sagte doch, ich glaube, es könnte Mord gewesen sein und Akemi nannte ihm ihre Mörder. Dann bedeutet es, dass er es nicht geschafft hat, sie zu retten, etwas, was jemandem wie ihm sicher sehr zu Herzen ging. Nachdem er von Ai, woher auch immer sie es wusste, über ihre wahre Identität informiert wurde, ließ er ihr Grab ändern und dieses Ritual einführen.“ „Aber auf dem Stein stand doch auch ursprünglich schon Akemi Miyano.“ „Das war dann wohl auch nicht von ihm. Vielleicht von diesem unbekannten Freund, wer immer das auch war.“ „Aber die Banken, zu erst Ostküste dann Westküste? Dieser Freund war doch von Yumine als Japaner beschrieben wurden.“ „Möglicherweise jemand, der in den USA wohnt, jemand, den Akemi dort kennen gelernt hat, als sie Shiho zu einem ihrer Geburtstage aufsuchte. Und was die zweite Bank angeht, Conans Eltern sind doch in Übersee, deswegen wohnt er ja jetzt gerade bei den Moris. Ich finde, so macht das alles Sinn.“ „Ach, findest du? Noch mal von vorne, Herr Detektiv! War es nicht so, dass Conan deiner Meinung nach als solcher gar nicht existiert? Wie sicher ist dann, dass er Eltern in Übersee hat? Und warum bittet er sie um so einen aufwendigen Gefallen, um damit auch noch zu riskieren, sich gegenüber diesen ominösen Mördern zu erkennen zu geben. Oder schlimmer noch, seine Eltern so zu denunzieren. Darüber hinaus, hattest du nicht behauptet, Akemi wurde wegen Shiho erpresst? Wieso trat sie dann hier so frei zur Beerdigung auf? Offensichtlich hat sie da niemand festgehalten. Takagi, diesmal verrennst du dich. Sicher. Ich glaube dir, es hat etwas auf sich mit dem Jungen, aber hier liegt das Geheimnis nicht begraben. Wenn überhaupt...“ Sie drehte sich um und sah auf die hinter einer Biegung verschwindende Marmorplatte. „Wenn überhaupt ist hier tatsächlich nur die von dir erwähnte Spitze des Eisberges, auf den du mit voller Wucht zusteuerst. Und nicht einmal hier sind wir beide diesem Geheimnis offenbar gewachsen. Bitte, lass es!“ Sie flehte, nichts Anderes war es. Die Angst in ihren Augen war mehr als real. Er schwieg, eine ganze Weile, wandte sich ab, blickte gerade aus auf den Weg, den er erneut abschritt. Sie gingen dahin, durch die angelegten Pfade, verfolgten einzelne Windspiele in den Bäumen und leichtes Vogelgezwitscher. Sie hatten fast wieder den Blumenladen erreicht, als er sich endlich zu einer Antwort durchrang. „Du hast Recht. Es fehlen mir die nötigen Informationen, um diesen Eisberg richtig einschätzen und sicher umschiffen zu können. Es tut mir Leid, dich hier hinaus geschleift zu haben und das am Sonntag Morgen.“ Sie sah ihm in die traurigen Augen, das Lächeln war noch da, aber ein anderer Gesichtsausdruck stand darin. Einer, der seine Worte und die Entscheidung dahinter bestätigte. Es ließ ihr keine Option als ebenfalls zu lächeln. Aber das wusste sie schon, das ehrlichste, freundlichste Gesicht auf dem Revier hatte er. Eines, dass sie so sehr in seinen Bann zog. „Tut es dir wirklich Leid?“ Sie schmiegte sich an seine Brust. „Das muss es nämlich nicht.“ „Nanu.“ Der verwunderte Ausruf Yumines ließ die Beiden wieder aufhorchen, Sato löste sich blitzschnell von Takagi und sah auf sie, die nun kurz vorm Eingang des Ladens angekommen war. „Was ist denn?“ „Frau Kojiragi hat den Blumenladen wieder geschlossen?“ An der Glastür wies das Schild deutlich auf 'geschlossen' hin. Erst jetzt richteten sie ihre Blicke genauer auf das Innere des gläsernen Hauses, als alle erschraken. Das riesige Regal an der hinteren Wand musste umgekippt sein. Es war nicht mehr zu sehen. Zum ersten Mal bemerkte Sato jetzt, dass der untere Meter der Glaswand milchig und undurchsichtig war. Takagi, der vorgelaufen war, riss die Tür auf, Yumine und Sato folgten nur wenige Meter dahinter. Tatsächlich war das Regal umgefallen, überall sammelten sich Scherben aus Porzellan, gemischt mit viel Erde. Plötzlich wurden sie einer Blutlache im Humus gewahr. Langsam schritt Takagi bis hinter den Tresen, eigentlich ungewollt gingen sie ihm hinterher und erblickten die unter dem Regal und den Trümmern der Töpfe begrabene Leiche von Furiko Kojiragi. Kapitel 6: Unumstößlich? ------------------------ Hallo an alle Leser, Oh man, ich muss für die allgemeine Treue der Kommischreiber mal ein riesen großes Dankeschön aussprechen. DDDDDAAAAAAAAANNNNNNNNNNKKKKKKKKKKKEEEEEEEEEEE Tja, jetzt ist wohl neuerdings Abends doch keine gute Zeit zum hochladen. Sorry. Aber dann ist es morgen früh wohl auf jeden Fall da. So, nun zum Todesfall. Hm, ein Mordfall? Wär jetzt aber ein bisschen ungewöhnlich für DC, oder? ;] Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß und bis nächste Woche. lG, Diracdet _______________________________________________________________________________ Kapitel 6: Unumstößlich? Yumine wollte tränenüberströmt auf ihre Arbeitgeberin zu stürzen, aber Sato hielt sie mit dem rechten Arm zurück. „Nicht, Yumine! Hier liegt ein unnatürlicher Tod und damit ein Tatort vor. Sie dürfen nichts berühren.“ „Was für ein Tatort?“, brüllte sie sie mit heiserer Stimme an. „Holen Sie sie daraus, vielleicht lebt sie noch!“ „Tut mir Leid, da gibt es nichts mehr zu retten. Sie ist seit mindestens zehn Minuten tot.“ Takagi versuchte, ruhig und sachlich wiederzugeben, was er durch Pulsabnahme und Beobachtungen am Opfer festgestellt hatte. Es zeigte seine Wirkung, Satos Widerstand am Arm ließ nach, Yumine sackte völlig erbleicht zu Boden. Das gab der Inspektorin Gelegenheit, selbst einen Blick auf diesen Tatort zu werfen. Sie war vom Regal von hinten getroffen worden, heruntergerissen und schlug sich den Kopf am Tresen samt Kasse auf. Die Blutspur entlang dieser und dem Tisch hinunter gab das wieder. Vermutlich brach sie sich beim Aufschlag das Genick und war sofort tot. Da fiel ihr Auge auf einen Schnitt in der Blutlache, genau an der Öffnung der Geldkassette des Gerätes. „Takagi, die Kasse!“ Mit diesen kurzen Worten zeigte sie ihm an, da er ja schon Handschuhe für die erste Untersuchung an hatte, diese zu öffnen. Es klemmte ein wenig, bis die Maschine ihr Innenleben frei gab und der Inspektor beim Anblick dessen erschrak. Sato drehte sich, verstehend, zu der aufgelösten Gärtnerin um, fasste sie mit beiden Händen an den Schultern. „Yumine! Yumine, bitte beruhigen Sie sich und beantworten Sie mir eine Frage! War heute Morgen, als wir kamen, Geld in der Registrierkasse?“ Es dauerte einen Moment, bis sie zumindest sich soweit gefangen hatte, die Frage im Kopf zu verarbeiten. „Natürlich, das wird nur einmal in der Woche, Montags herausgenommen. Wieso?“ „Wie viel Geld, ungefähr, befand sich in der Kasse?“ „Woher soll ich das wissen, vielleicht ein paar hunderttausend Yen.“ Sie fixierte wieder ihren Kollegen an. „Takagi, es fährt, glaube ich, in ein paar Minuten ein Bus von hier. Gehen Sie sofort hin und überprüfen sie die Besucher, die jetzt verschwinden wollen. Sofort!“ Mit dem letzten Wort scheuchte sie ihn förmlich weg. Dann wandte sie sich wieder Yumine zu, die endlich wieder Farbe zu bekommen schien. Das würde auch nötig sein. „Yumine, hören Sie mir zu, das ist wichtig. Sind die anderen Gärtner auch schon auf dem Friedhof?“ „Ja. Wahrscheinlich.“ Sie hatte das 'wichtig' offenbar ernst genommen, ihre Trauer kurz herunter geschluckt und antwortete, so fest es ihre Stimme zuließ. „Können Sie sie erreichen?“ „Ja, ich habe ihre Handynummern.“ „Dann tun Sie das, sagen Sie ihnen, es sei dringend, aber erwähnen Sie nichts vom Tod von Frau Kojiragi. Es scheint sich um einen Raubmord zu handeln, aber das lässt sich noch nicht genau sagen. Gehen Sie am Besten vor die Tür, dort haben Sie besseren Empfang.“ Trotz des erneuten Schocks über das Wort Raubmord hielt sie sich diesmal tapfer, holte ihr Handy hervor und lief zum Eingang. Als sie durch die Tür getreten war und Sato sie telefonieren sah, griff diese selbst nach dem Mobiltelefon und tippte hastig eine Nummer aus dem Speicher ein. „Takagi, sind Sie schon an der Haltestelle?“ „Gerade am Anstieg. Da scheinen drei Leute zu stehen, aber die haben wohl kaum den Blumenladen ausgeraubt. Alles Ältere.“ „Nehmen Sie nur ihre Personalien auf und rufen Sie dann das Revier an!“ „Wie bitte?“ „Dieser Raubmord ist ein getarnter Mord, da geh ich jede Wette ein. Ein Räuber dringt normalerweise mit einer Waffe in einen Laden ein und das auch nur aus Verteidigungsgründen. Für ein paar hunderttausend Yen setzt er sie nie ein. Lediglich zur Drohung. Selbst, wenn er keine Waffe gehabt hätte, hätte er sich eher schnell entfernt, als Frau Kojiragi so ungewöhnlich zu töten. Mehr noch, hätte er ja erstmal einen Grund dafür haben müssen, Sie hätte ihn provoziert oder so. warum sollte sie das tun? Sie war reich und das Geld in de Kasse gehörte nicht mal ihr, sondern den Gärtnern. Es war kein Raubmord und einen Unfall können wir wegen dem fehlenden Geld auch verwerfen.“ „Also ein Mord, getarnt als Raubmord... halt, warten Sie, Polizei!“ Der Bus war gerade vorgefahren und die Türen öffneten sich, um Passagiere zu entlassen und wieder aufzunehmen, so dass Takagi das Gespräch abrupt beenden musste. Nachdem er dem Fahrer kurz seine Marke zeigte und andeutete, einen Augenblick zu warten, wandte er sich den zwei Damen und dem einen Herrn zu, alle deutlich über sechzig, um ihre Daten zu erfassen. Einmal drehte er sich noch um. 'War da nicht gerade...? Ah, konzentrier dich, man!' Inspektor Sato, die mittlerweile auch ihre weißen Gummihandschuhe übergestreift und mit ihrer Digicam bereits Fotos vom Tatort gemacht hatte, blickte sich immer noch verwundert diesen an. 'Sie hatte ihre Arme nach oben gerichtet. Zugegebenermaßen, das spricht doch für Raubmord. Hätte sie das Regal kommen sehen, hätte sie sich wohl eher dagegen gestemmt. Aber man bleibt doch, auch wenn man bedroht wird, nicht ganz ruhig stehen, wenn ein Räuber hinter einem dieses riesige Holzkonstrukt bewegt. Der muss dafür doch wenigstens beide Hände benutzen und deshalb seine Waffe absetzen. Zumal, da sie mit dem Kopf auf die Kasse gefallen ist, war sie doch offensichtlich relativ nah an dieser dran. So nah, dass ein Räuber Probleme hätte, das Geld in ihrer Anwesenheit zu nehmen. Das dürfte als endgültiger Beweis gegen die Raubmordtheorie genügen.' Etwas Anderes beschäftigte sie aber umso mehr. „Sie sind tatsächlich alle vier hier und beeilen sich, daher müssten sie in etwa fünf Minuten hier sein.“ Yumines Wangen waren immer noch rot von den Tränen und sie schluchzte in ihrer Aussprache. Dennoch war sie jetzt sichtlich gefasster und konnte wohl auch einigermaßen klar denken. „Sie sagten, es sei Raubmord gewesen? Fehlt etwa das Geld in der Kasse?“ „Nein und Ja, in dieser Reihenfolge.“ Sie blieb jetzt kühl, auch um nicht eine erneut heftige Reaktion Yumines zu provozieren und um für die anderen Gärtner vorbereitet zu sein. „Ich sagte, es könnte Raubmord gewesen sein, ausgehend davon, dass das Geld wirklich nicht in der Kasse ist. Aber sagen Sie, hier liegt überall Erde herum. Waren die großen Töpfe im Regal etwa...“ „Ja, das waren für Frau Kojiragi ebenfalls Blumentöpfe, für größere Pflanzen. Diese hatte sie aber erst diesen Winter als Samen eingesetzt. Deshalb haben Sie das vorhin wohl nicht gesehen.“ 'Was denn, es waren doch so viele, dass...' „Inspektor Sato, ich habe im Büro angerufen, aber es dauert noch mindestens eine Stunde, bis die Kollegen kommen.“, meldete sich Takagi an der Tür zurück. Plötzlich wurde er aber von hinten von einem jungen Mann verdrängt. „Gehen Sie bitte zur Seite, es ist dringend. Yumine, was ist passiert?“ „Masato, da bist du ja.“ „Ich bin so schnell gekommen, wie es ging. Hab sogar meinen Arbeitswagen stehen lassen. Wer sind diese Leute? Und wo ist Frau Kojiragi?“ Beim Namen, den er so erwartungsvoll aussprach, kamen ihr dann doch wieder die Tränen, so dass Sato für sie antworten musste. „Ich bin Inspektor Sato, der Mann hinter Ihnen ist Inspektor Takagi.“ Er sah überrascht beim Namen Takagi zu diesem. „Ach, das ist der berühmte Takagi?“, kam es nicht von Masato, sondern von einer jungen Frauenstimme hinter ihm. Dort standen jetzt noch drei in Gärtneruniform gekleidete Leute, zwei Damen und ein Herr. „Also, was ist nun?“, erkundigte sich Masato erneut bei der Polizistin vor ihm. „Kommen Sie rein, dann erkläre ich es Ihnen. Frau Kojiragi... ist tot.“ Erwartungsgemäß wurden alle leichenblass, und die, die sich noch vortrauten, um das umgestürzte Regal und den leblosen Körper darunter zu sehen, fielen fast wieder nach hinten. Sie hatte es völlig emotionslos dahin gesagt, nicht um so zu wirken, sondern aus einem Grund, den Takagi, der sich hinter die Gruppe stellte, schon ahnte. „Und es war kein Unfall. Sie wurde getötet.“ Der Schock saß noch tiefer. „Sehen Sie, es fehlt das Geld aus der Kasse, was vorläufig einen Raub mit Totschlag nahe legt. Der Täter kam herein, schnappte sich das Geld aus der Kasse und warf das Regal samt den riesigen Blumentöpfen auf Frau Kojiragi, vielleicht nur, um sie daran zu hindern, jemandem Bescheid zu geben und verließ den Laden wieder, wobei er das Türschild auf geschlossen änderte, um noch mehr Zeit zu gewinnen.“ Sie schilderte alles mit Handbewegungen und Fingerzeigen, betrachtete aber aus dem Augenwinkel genau, wie die einzelnen Mitglieder der Gruppe reagierten. Schließlich war es der zweite von den Herren, der sich verwundert umdrehte und zu erst äußerte. „Moment, sagten Sie, der Täter hätte das Regal umgeworfen? Das ist lächerlich. Heben Sie es doch mal an!“ Eine leichte Verwunderung glitt über ihr Gesicht, dann folgte ein Lächeln. „Sie sind Katsuja, nicht wahr? Yumine hatte erzählt, dass Sie in Ihrer Freizeit ein wenig mit Holz basteln. Ich hatte daher gehofft, Sie würden das Detail bemerken. Da die Spurensicherung noch nicht hier ist, kann ich trotz der gemachten Fotos nicht einfach so stark in diesen Tatort eingreifen, aber das muss ich auch nicht. Das Regal hat ca. vier Zentimeter starke Eichenbretter. Nötig für die mit Erde gefüllten Töpfe. Ausgehend von den Maßen, tippe ich auf locker 400 Kilogramm Gewicht. Es befanden sich wohl vier Reihen mit je fünf Töpfen darin. Jeder Topf hatte ein Eigengewicht, bei Keramik, von durchaus 20 Kilogramm, gefüllt mit Erde von nochmal 30 Kilogramm. Zusammen wiegt dieses Regal also fast 1500 Kilogramm! Und es ist mindestens einen Meter tief. Das ist für einen einzelnen Menschen...“ „Unumstößlich, genau.“ vollendete Katsuja. „Und selbst wenn, dann nur mit größter Anstrengung. Warum sollte er so einen Aufwand betreiben und warum hat Frau Kojiragi sich nicht gewehrt, zumindest in diesem Moment?“ Takagi, der immer noch hinter der Gruppe stand, drängte sich nun nach vorne. „Nun, vielleicht hat er ihr eine Waffe vorgehalten, vielleicht war sie so geschockt, dass sie nicht reagieren konnte.“ „Aber wenn man eine Waffe hatte, dann erst recht, wieso dieser Aufwand? Da gibt man doch noch eher nach und verschwindet einfach. Zumal, das ist ein kleiner Blumenladen. Welcher Räuber begeht für das bisschen Geld Mord? Und wer kann, wenn der Täter tatsächlich eine Waffe gezückt hatte, mit einer Hand das Regal umwerfen?“, konterte Katsuja erneut. Er hatte doch schnell seine Fassung gefunden. Nun aber sahen er und die Anderen in zwei ernsthafte, und doch mit dem ganz leichten Unterton eines überlegenen Grinsen beseelte Polizistenmienen. Sato klärte es auf. „Sie haben recht. Gar kein Räuber würde das - oder könnte das. Weil es kein Raub war. Sondern ein als Raub getarnter Mord. Und gerade wegen dieser ungewöhnlichen Mordwaffe kommt nur jemand in Frage, der sich sowohl im Laden, als auch auf dem Friedhof und natürlich mit den Arbeitsgewohnheiten des Opfers wie auch Ihrer auskennt.“ „Und das heißt, Sie sind die Hauptverdächtigen bei diesem Mord! Würden Sie sich nun Vorstellen uns kurz schildern, was Sie heute Morgen zwischen etwa Halb Neun und Viertel Zehn gemacht haben?“, vollendete Takagi die Ausführungen seiner Kollegin. „Wie bitte? Sie verdächtigen einen von uns, unsere Chefin umgebracht zu haben?“, kam es nun von einer der beiden noch nicht namentlich genannten Frauen. „Genau das tun wir.“, gab Sato keck zurück. „Aber zunächst ist das lediglich eine Formalität. Sollten Sie nichts zu verbergen haben, brauchen Sie ja auch nichts zu befürchten. Aber eines interessiert mich noch vorher: Hatte Frau Kojiragi Ihnen allen mitgeteilt, dass Inspektor Takagi heute herkommen würde? Weil Sie ihn eben erkannt haben, frage ich.“ „Ja sicher. Im Laufe des Tages sehen wir uns ja alle ein oder zweimal, auch wenn wir sonst eher unabhängig arbeiten. Ehrlich gesagt, hatte es uns eigentlich auch interessiert, ob Sie etwas zu Akemi Miyano sagen könnten. Aber das ist jetzt wohl nebensächlich. Also, mein Name ist Kimie Nasaru, ich bin 20 Jahre alt, arbeite hier seit etwa einem Jahr als Gärtnerin und bin für den nördlichen Teil zuständig. Ich bin um etwa sieben Uhr dreißig mit dem Fahrrad hier angekommen. Seitdem arbeite ich an den Gräbern. Sie können sie sich selbst ansehen, das, an welchem ich gerade war, ist vor kurzem von Käfern befallen gewesen und muss zur Zeit sehr gepflegt werden. Da müsste man sehen, dass ich dort eine ganze Weile beschäftigt war. Ich hoffe, das geht als Alibi für Sie durch.“ Sie sah schüchtern zum Inspektor, der alles notierte und dann seinerseits etwas unbeholfen sie anschaute. „Tut mir Leid, ich bin kein Gärtner, der das so einfach beurteilen kann, aber grundsätzlich ist man ohne Zweitperson eigentlich nicht gesichert, was ein Alibi angeht. Aber, wie gesagt, das ist alles Routine und belastet Sie noch nicht expilzit. Der Nächste, Sie!“ „Masato Hijo, ebenfalls 20, ich bin seit 9 Monaten hier und für den östlichen Teil zuständig. Da der Blumenladen auch in diesem Teil des Friedhofs sich befindet, war ich kurz vor den Anderen eben hier, falls Sie fragen sollten. Ich bin mit Kimie gekommen, also auch mit dem Fahrrad. In meinem Teil gab es viele kleinere Arbeiten, deshalb werden Sie überall entsprechende Umgrabungsflächen auf den Gräbern finden. Ich schätze aber mal, Sie haben mich da vorhin nicht gesehen.“ „Wie, gesehen?“ Der Inspektor sah ihn verwirrt an. „Sie kamen mir bis auf etwa fünfzig Meter nahe, auf dem Weg zum Grab dieser Aklemi Miyano. Aber Sie waren so vertieft in das Gespräch mit Yumine und rufen wollte ich natürlich auch nicht. Außerdem hörte ich da, wie Morgens immer, noch Musik auf meinem MP3-Player.“ Symbolisch holte er das Gerät aus einer Hosentasche heraus. „An welchem Grab haben Sie denn zu diesem Zeitpunkt gearbeitet?“, warf Sato von der Seite ein. „Das war... ähm, ich glaube das Grab des Ehepaars Sakuharu. Einige Blumen sind über Nacht abgeknickt und mussten nun durch neue ersetzt werden. Dafür hatte ich einen Vorrat in unseren Arbeitswagen.“ „Oh, da müssen Sie gerade gefragt haben, wie die beiden Gäste bei der Beerdigung ausgesehen haben.“, gab Yumine nun als Reaktion an. „Aha...“, notierte Takagi sichtlich überrascht. 'Sie kennt den Weg so genau? Bis auf das Grab? Obwohl sie dort gar nicht arbeitet?' „Ich bin Katsuja Shirara, 21 und seit 14 Monaten hier im Dienst. Ich kümmere mich um die Gräber im westlichen Teil. Wie sie schon gehört haben werden, bin ich mit Holzarbeiten recht gut und im westlichen Teil wachsen ja die Bäume des Waldes mit. Daher wünschen die Angehörigen auch öfters eine künstliche oder natürliche Verbindung des Grabes mit diesen, weshalb ich dort arbeite. Ich bin mit dem Morgenbus wie immer um Sieben Uhr hier angekommen, um Laub und Nadeln zu entfernen. Eine zusätzliche Aufgabe, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Daher komme ich auch etwas früher als die Anderen.“ „Lassen Sie mich raten...“, begann ein genervter Takagi, „Ihr Alibi ist der komplett gefegte Westbereich des Friedhofs, richtig?“ Katsuja kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Wenn das ausreicht...“, woraufhin der Inspektor den Kopf senkte und langsam hin und her schüttelte. „Nun denn, und Sie?“ „Miko Subaji, 19 Jahre, ich bin erst Anfang dieses Jahres hier eingestellt worden und arbeite im südlichen Teil.“ „Moment“, unterbrach er sie jetzt erstaunt. „Norden, Osten, Westen, Süden? Wo arbeitet denn Yumine, also Fräulein Akio?“ „Na, sie ist für den Zentralen Bereich zuständig, der von der gehobenen Klientel benutzt wird.“ „Gehobene Klientel?“, sahen beide Polizisten nun auf eine peinlich berührte Yumine. „Naja“, klärte die jüngste unter den Gärtnern auf, „Dort kosten die Gräber wegen der zentralen Lage etwas mehr, werden entsprechend auch aufwendiger hergestellt und mit großzügigeren Wünschen versehen. Sie haben doch den Grabstein von Akemi Miyano gesehen.“ Takagi war sichtlich beeindruckt. „Wow!... Also, zurück zu Ihnen, Fräulein Subaji.“ „Ich bin wie Masato und Kimie mit dem Fahrrad gekommen, aber erst um Acht.“ 'Ach, damit erklären sich also die drei Fahrräder.', ging es beiden durch den Kopf. „Ich hatte heute nur einige kleinere Gräber zu pflegen, weshalb ich auch etwas später kam. Damit war ich bis zu Yumines Anruf beschäftigt.“ Der Inspektor beendete seine Notizen und schlängelte sich durch die Anderen hindurch zu seiner Kollegin. „Sag mal, Miwako.“, begann er flüsternd. „So kommen wir doch nicht weiter. Außer Yumine hat niemand ein Alibi.“ „Wieso hat sie eines? Sie war zwar mit uns zusammen, aber das heißt auch nicht viel. Außerdem, alle fünf wussten, dass heute ein Polizist anwesend sein würde. Yumines Alibi ist eigentlich genauso natürlich, wie die Tatsache, dass kein anderer eines hat, aber wieso ist der Täter so überzeugt, das durch zu ziehen, wenn es sich nicht um Yumine handelt? Umgekehrt ist ihres zugegebenermaßen auch absolut lückenlos.“ „Du meinst, der Täter ist überzeugt, unüberführbar zu sein?“ „Ich weiß es nicht! Es gibt einfach zu viele Ungereimtheiten hier in diesem Fall.“, brachte sie ihren enttäuschenden Standpunkt zum Ausdruck. „Hey, was soll das, ich dachte, Sie halten einen von uns für den Täter, dann sagen Sie das auch offen!“ Masato war diese Geheimniskrämerei zuwider. „Wo soll überhaupt das Geld sein?“ Sato sah ihn selbstbewusst an. „Das ist sicher das geringste Problem. Für jeden von Ihnen ist es kein Thema, nach der Tat mit dem Geld zu Ihrem Arbeitsplatz zu verschwinden und es in der Nähe zu vergraben. Das werden unsere Kollegen mit der Zeit schon finden, aber vielleicht verrät es uns der Täter, wenn wir ihn bis dahin finden.“ „Aber dann bin ich doch wohl aus dem Schneider, oder Inspektor Sato?“ Yumine blickte sie hoffnungsvoll an, Erlösung von der Verdächtigung erwartend. „Mit welchem Bus sind Sie denn hier heute Morgen angekommen, Yumine?“ Sie zuckte überrascht zusammen. „Woher wissen Sie, dass ich mit dem Bus kam? Nun, mit dem um sechs, um bereits einiges vorzubereiten und einige Gräber zu bearbeiten, bevor Sie kamen. Das sagte ich doch vorhin schon zu Frau Kojiragi.“ Das ernsthafte Gesicht der Beamtin verhieß nichts Gutes und das ahnte Yumine. „Nun, dann hatten Sie auch genug Zeit, das Geld zu verstecken. Wir haben es heute Morgen ja nicht gesehen, auch wenn die Anderen für Ihre Aussage bürgen können, dass das Geld nicht vor Montag gewechselt wird.“ „Aber ich war doch die ganze Zeit bei Ihnen, nachdem wir das Geschäft verlassen hatten. Wie hätte ich das Regal umwerfen können?“ „Das Regal ist es ja gerade, was Sie mit verdächtig macht. Ich stimme Katsuja voll und ganz zu. Niemand von Ihnen konnte einfach so dieses volle Regal umstoßen. Und das heißt, wir wissen bis jetzt nicht, wie der Täter es gemacht hat. Es könnte auch eine Art Automatik gewesen sein, die er aktiviert hat. Dann könnte es auch ohne die Anwesenheit am Tatort möglich gewesen sein. Und dann sind gerade Sie verdächtig, denn Sie haben als Einzige ein so glaubhaftes Alibi, das ein Mord ohne eigene Anwesenheit Sinn macht.“ Zunächst erschrocken, dann betrübt starrte sie zu Boden. Diese Anschuldigung machte ihr nicht weniger zu schaffen, als den Anderen. „So ein Schwachsinn, Automatik!“, mischte sich Katsuja wieder ein. „Sehen Sie sich doch mal das Regal an. Auch ohne es anzufassen, ist da nichts, gar nichts, was irgendwie auffällig wäre. So ein Mechanismus müsste doch sichtbar sein, immerhin muss auch der die 1,5 Tonne von der Wand zumindest wegdrücken. Und ich garantiere Ihnen, das geht weder mit dem gleichen Eichenholz, noch mit Erde oder Keramik, und was Anderes sehe ich hier nicht.“ Die Inspektorin betrachtete aufmerksam von allen Seiten das Gerüst und dessen ehemaligen Inhalt, der tatsächlich nichts Anderes herzugeben schien. Selbst, die Form, wie alles auf den Boden fiel, wirkte so, als sei das Regal komplett umgekippt. Sicher, das ist nicht unmöglich, gerade Katsuja und Masato sahen relativ kräftig aus. Für einen Menschen jedoch immer noch eine ungeheure Anstrengung. Und warum diese spezielle Variante, warum diese Position des Opfers? Zwar ergaben verschiedene Täter auf die eine oder andere Art eine Sinn, die Tat aber nicht. Und Katsuja hatte mittlerweile seine eigene Theorie: „Sehen Sie, es könnte doch auch so gewesen sein, dass es tatsächlich einen Raub gab, der Täter floh und irgendein dummer Effekt, er knallte die Tür zu, Frau Kojiragi, stieß gegen das Regal, so dass es ins Wanken geriet. Vielleicht, war das nur ein Unfall. Denn gewollt ist das, wie Sie selbst betonen, unmöglich. Vielleicht waren es einfach zwei Fälle, die zufällig zusammen kamen.“ „Aber in diesem Fall frage ich mich die ganze Zeit, warum sie die Arme nach oben ausgestreckt hatte. Es sieht doch fast so aus, als wäre der Täter noch da gewesen, oder wann richtet man sie sonst so auf? Und wieso stand sie...“ Sie wurde von Miko aus ihren Gedanken gerissen. „Oh mein Gott, wo ist denn Charon?“ Sie schrie es förmlich heraus, als ergriff sie der schreckliche Gedanke, der Kater könnte unter Frau Kojiragi mit begraben worden sein. „Keine Angst, Miko, Katzen haben einen natürlichen Instinkt, wahrscheinlich ist er weggelaufen, als er das Regal sah und hat aus Angst reiß aus genommen.“, beruhigte sie Yumine. „Sagen Sie mal, Masato,...“, begann Takagi, der wieder am Fenster stand und in Richtung Parkplatz schaute, „Sie sind doch hier in der Umgebung tätig. Wissen Sie, ob in den Bäumen da vorne Krähen hausen?“ Er zeigte mit dem Finger auf die den Parkplatz verdeckenden Ahornbäume und Eschen. „Ja, aber woher wissen Sie das? Jetzt im Sommer hausen sie dort, weil es nahe am Wald ist und gleichzeitig so frei, dass sie von der Sonne gewärmt werden.“ Er sah bestimmt zu Inspektor Sato herüber. Diese realisierte blitzschnell. „Damit sind Sie nun wohl doch aus dem Schneider, Yumine.“ „Was?“ Sie stand völlig verwirrt da. „Erinnern Sie sich nicht? Nach etwa Zehn Minuten, kurz bevor wir Akemis Grab erreichten, flogen zwei Schwärme Krähen über uns hinweg. Durch den Lärm, den das umkippende Regal gemacht hat, wurden sie aufgescheucht und zogen sich sofort in das Walddickicht zurück. Das heißt, wir können von einer Tatzeit von Zehn Minuten nach unserem Aufbruch ausgehen. Selbst mit einer Automatik dürfte so eine Verzögerung unmöglich sein. Das heißt, wir können Sie als Täter ausschließen.“ Die Freude, die sich in ihrem Gesicht daraufhin abzeichnete, war grenzenlos. „Das heißt aber auch, meine Damen und Herren, dass wir den Mörder unter Ihnen zu suchen haben!“, richtete sie sich nun wieder bestimmt an die restlichen vier Gärtner. „Ich finde nicht, dass wir noch weiter suchen müssen, Inspektor Sato.“ Angesichts der den Verdächtigen unbekannten Stimme aus dem Hintergrund drehten sich alle verwundert zur Eingangstür um. Takagi und Sato starrten wie vom Donner gerührt auf die Person, die dort stand. „C...C...Conan?“ Kapitel 7: Happy Birthday! -------------------------- Hallo an alle Lesenden, hiermit begrüße ich Y1986girl in den hiesigen Reihen. Hallo! Vielen Dank, viel mehr kann ich nicht sagen, nachdem beim fünften Kapitel die 10 Kommi-Marke überschritten wurde!! Ich hoffe, diesem Aufgebot an Schreibern wird auch noch der Rest der Story gerecht. So, warum ist nun Conan plötzlich da? Und was hat es nun mit dem Grabspruch auf sich? Das erklärt dieses Kapitel. Der Mord wird erst nächste Woche weiter geführt Ich wünsche viel Spaß und bis nächste Woche. lG, Diracdet Kapitel 7: Happy Birthday! Allmählich hatte die Sonne ihre volle Wärme und sommerliche Schönheit erreicht. Der Friedhof war in ein Farbenmeer aus Blumen getaucht, welches den Tod in seiner Grauheit, in der ihn die Menschen empfanden, in ungeahnter Weise kontrastierte. Nein, hier war Leben, überall. Die Pflanzen, die Vögel in den Bäumen, die Insekten... die Menschen. Die Gäste, Besucher, Angehörige... so wie sie. 'So wie ich? Tse! Nein.' Sie schüttelte beim Gedanken ironisch lächelnd den Kopf. 'Ich mag zwar auch am Leben sein wie ihr, aber doch bin ich dem Tod wohl wesentlich näher. Ich trage ja schon sein Gewand.' Sie sah auf sich herab. Das schwarze Kleid in Kindergröße, es hatte etwas unübliches. So wollte man Kinder nicht sehen. Die Verkäuferin blickte den Professor in der Boutique nicht grundlos so verwirrt an. „Was denn? Wollen Sie dieses kleine Kind schon zu einer Beerdigung mitnehmen?“ Er konnte nur genauso ratlos zu besagtem Mädchen hinab schauen. „Es ist nicht für eine Beerdigung. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.“ Das waren Ais einzige Worte zur Frau, die danach nur noch ihre Floskeln zur Transaktion als solche herunter rattern konnte. Sicher, auch der Anlass ließ eigentlich kein schwarz als Farbe zu, schon gar nicht beim Hintergrund der Organisation, der sie, genau wie ihre Schwester einst angehörte. Dennoch, es musste heute sein. Vielleicht... vielleicht hatte sie nie wieder dafür Gelegenheit. Ein kleines Kästchen hielt sie vor sich in beiden Händen. So schritt sie, Meter um Meter, diesen grauenvollen Weg ab, den sie nur einmal bis heute hin und zurück gegangen ist. 'Das ist ein Spießrutenlauf!' Nicht, dass sie etwas damit zu tun hätten, aber die Gräber derer, die sich an diesem Weg vor ihr auftaten, sie erschienen ihr, wie die Opfer des Apoptoxins 4869. Die Toten, die sie zu verantworten hatte. Sie zählte sie, flüchtig nur und doch kam sie auf eine erschreckend ähnlich Zahl. Am Ende stand die Strafe dafür: das eine Grab, das einer ebenso unschuldigen, ihr persönlich aber viel bedeutsameren Verstorbenen gehörte. Langsam baute sich der Marmorblock vor ihr auf. Sie wurde sichtlich nervöser. Die Gedanken in ihrem Kopf wurden allmählich zu Stimmen. Stimmen, die sie riefen. Ja, ein paar der Leute auf dieser Liste hatte sie beim Sterben beobachtet. Ihre Schreie, ihre Schmerzen, alles wurde damals aufgezeichnet und analysiert. Und jetzt, jetzt verfolgte es sie. Nicht in ihren Träumen. Dort war es die Organisation selbst. Jene die sie töten wollten, nicht jene die sie selbst tötete. Aber hier, hier weilten die Toten, diejenigen, die ihr eigentlich nichts mehr anhaben konnten. Eigentlich... 'Shiho!' Hatte sie das eben zu sich selbst gesagt? Nein. Das war... „Akemi?“ Für einen Moment starrte sie um sich. Da war niemand, zumindest nicht auf fünfzig Meter. 'Ich höre Gespenster. Vielleicht war es besser, dass der Fall dazwischen kam. So muss er mich nicht so sehen.' Sie blickte auf ihr Kästchen, während sie die letzten Schritte ging. Da war es. Das glänzende Gestein. In diesem Licht hatte sie es ja nicht erlebt. „Es sieht ganz anders aus als damals im Regen, nicht wahr?“ Sie drehte sich gar nicht zum Mann um, der hinter ihr aufgetaucht war, sondern antwortete ebenso ruhig wie er. „Ich hätte dich nicht hier erwartet, Shuichi.“ „Das Gleiche wollte ich gerade über dich sagen, Sherry, oder besser Shiho.“ Nun sah sie ihn doch kurz an. Shuichi Akai trug wie üblich nur eine schwarze Jeans und ein graues Jackett über einem schwarzen Hemd. Sein Blick war so ruhig, wie seine Worte. Fast meinte sie, an seinen Lippen ein Lächeln vorbeihuschen zu sehen. „Du hast es dem FBI gesagt?“, kam es schließlich vom kleinen Mädchen, woraufhin er nur skeptisch mit dem Kopf schüttelte. „Ich habe Besseres zu tun. Dein Name ist für das FBI keine relevante Information und was du mit deinem Leben anstellst..., ist immer noch deine Sache. Das solltest du irgendwann mal einsehen, sonst...“ Er brach ab. Ihre Augen zeigten diese bestimmte Neugier. Sie wollte unbedingt wissen, was er in Gedanken nur aussprach. Aber Shuichi Akai war jemand, der nicht dazu zu bringen war, sich auszusprechen, wenn er sich mal dagegen entschieden hatte. Das wusste sie. „Hat Akemi dir ihren richtigen Geburtstag verraten?“ „Sicher. Zugegeben, kein schlechter Trick der Organisation, bei ihren Mitgliedern das Geburtsdatum in allen Unterlagen zu ändern, nur damit man sie nicht an einem solchen Termin festnageln kann. Aber mich überrascht, dass du dich als von der Organisation Verfolgte hier her begibst.“ „Du hast es doch selbst gesagt. Die wissen gar nicht mehr genau, wann Akemi Geburtstag hatte.“ „Das ist wohl kaum das einzige Argument, mit dem du die Sicherheit deiner Anwesenheit hier begründest.“ Er schien kaum eine Änderung in seiner Stimme vorzunehmen. Keine Betonung, kein Anstieg der Stimme zum Ende einer Frage. Kein Nichts. „Es gibt keinen Grund, dass sie überhaupt wissen, wo Akemis Grab ist. Oder, dass sie danach suchen. Dafür müsste sie überhaupt eine Bedeutung haben...“ Eine Träne bildete sich in ihrem rechten Auge, aber noch konnte sie es unterdrücken. „Ich wollte dir danken, Shuichi.“ „Wofür?“ „Na, für das Grab, dass du für meine Schwester bezahlt hast. Vielleicht hätte ich auch eines bezahlen können, aber dann hätten sie es gewusst und für immer beobachtet. Dann hätte ich nie mehr herkommen können.“ „Sie wissen aber immer noch von deinem Besuch zur Beerdigung.“ „Nein. Damals, das eine Mal, haben sie mich für ein paar Stunden in Ruhe gelassen. Hätten sie mir da einen Aufpasser hinterher geschickt, hätte das... es wäre nicht gut ausgegangen.“ „Trotzdem. Überraschend ist es immer noch, dass du dich allein her traust. Das passt nicht zu dir.“ „Wer sagt, dass ich allein her gekommen bin?“ Nun zeigte er das erste Mal eine Reaktion. „Ich habe ihn gebeten, mich hier her zu begleiten.“ „Dieser Junge.“ „Hm.“, nickte sie zustimmend „Eigentlich eher, weil ich nicht sicher war, wie ich reagieren würde. Wieder hier zu sein. Aber es kam ein Mordfall dazwischen.“ In Gedanken erinnerte sie sich zurück, als sie ausgestiegen waren. „Sieh mal, Ai. Inspektor Takagi.“ „Arbeitet der auch am Sonntag? Oder wurde er jetzt hierher versetzt?“ „Nein, sieh mal, er wirkt durch den Wind. Hat uns nicht mal wahrgenommen.“ „Das ist wohl auch besser so. Er braucht uns hier nicht zu sehen.“ „Ich meine, er nahm Personalien auf, das heißt er will für später Zeitangaben über einige Leute haben. Alibis oder Ähnliches.“ Obwohl er immer nach vorne schaute, den Blick auf den Friedhof richtete und er sich bemühte, seine Stimme nicht zu ändern, war klar, wie sehr er mit seinen Gedanken schon bei dem Fall war, der sich anbahnte. „Dort.“ „Was?“ Ai zeigte auf den Blumenladen zu ihrer Rechten. „Dort steht die Tür sperr Angel weit offen und da vorne kommt ein junger Mann, der nach einem hier angestellten Gärtner aussieht, in Richtung des Hauses. Da hinten kommen noch drei, alle laufen. Dort wird etwas passiert sein. Also geh endlich hin, oder muss ich dich scheuchen?“ „Ai?“ Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatte längst begriffen, wie hoffnungslos es war, ihn aufzuhalten, wenn es um einen Kriminalfall ging. 'Wie hältst du das aus, Ran? Du weißt ja nicht mal, was für ein Fall es ist, der ihn beschäftigt.' „Ai? Schaffst du...“ „Was glaubst du denn? Ich bin doch keine Heulsuse. Ich dachte nur, mit Begleitung fällt es nicht so sehr auf, wenn ich hier vorbei komme.“ Sein Blick hatte nicht das erwartet erleichterte Aussehen angenommen, oder diese ironische Miene. Er wirkte eher mitleidig, traurig. „Verschwinde schon!“ „Na gut, aber pass auf ich auf!“ „Noch was?“ „So ist das eben bei einem Detektiv...“ Er sah sie eine Weile an. Ihr Blick ins Nichts aus weißem Marmor ließ tief in ihre Gefühle schauen. „Hat er den Grabstein geändert?“, fragte er nach einer ganzen Weile. „Gewissermaßen... Könnte man sagen.“ In diesem Moment zeigte sich tatsächlich ein kleines Lächeln auf. „Hab ich was gesagt?“ „Nun, dass Änderungen am Grab vorgenommen wurden, hab ich mitbekommen. Aber Interpol schützt die Person hinter den Kosten. Nur, dass es jemand von der Westküste ist, ist bekannt.“ „Nun, ich weiß nicht, ob Conan mal an der Westküste war, aber ich fürchte, er hat da definitv kein Konto, mein Lieber.“, schmetterte sie noch kurz ab. „Aber der Schriftsteller Yusaku Kudo schon. Du vergisst, dass ich auch Japaner bin, auch wenn ich den Staaten lebe. Ich hab natürlich mitbekommen, dass Shinichi Kudo verschwunden ist und dass dieses Ereignis mit einer Aktion der Organisation zusammenfiel. Wenn man dann dich sieht, ist es durchaus nicht mehr weit zu schlussfolgern, wer der Junge ist. Seine Fähigkeiten sind zu außergewöhnlich. Davon hätte man schon viel früher gehört, egal woher von dieser Welt er stammt. Und Kudos Vater lebt als wohlhabender Autor in Los Angeles. Da kam das Geld her, ohne die Organisation aufmerksam zu machen. Er hat Verbindungen zu Interpol. So gesehen hat deine Aussage mir gleich zwei Antworten gegeben.“ Sie war verstummt. Es war eigentlich nicht unerwartet, von ihm durchschaut zu werden, und doch war es irgendwie komisch. Plötzlich musste sie anfangen zu schmunzeln. „Du bist ihm sehr ähnlich, weißt du das?“ „Hm, wenn du das sagst.“ Das Lachen tat ihr gut. Es sollte ja trotz aller Umstände kein Trauertag sein. Immerhin hatte Akemi heute Geburtstag. Aber genau dieser Gedanke ließ sie wieder verstummen. Akemi. „Sag es mir, Shuichi!“ „Was soll ich dir sagen?“ Er ahnte die Frage, wollte es sich aber nicht eingestehen. „Du weißt, warum sie sie damals getötet haben. Sag mir endlich, warum!“ Ihr Blick verriet die Wut, die sich in Bezug auf den Tod ihrer Schwester aufgestaut hatte. Sie war nahe daran, ihn anzuschreien. Aber er schien gar nicht darauf zu reagieren. „Ich sagte doch, du sollst dein Leben selber leben. Du kannst es nicht mehr ändern, darum solltest du es vergessen.“ „Glaubst du, ich könnte mit der Wahrheit nicht umgehen? Du weißt, was ich in meinem Leben getan, was ich gesehen habe. Wieso soll mich das jetzt noch schocken?“ Jetzt flossen ihr die Tränen wirklich zu beiden Wangen hinunter. „Verdammt, was hält dich davon zurück, es auszusprechen? ... Es tut mir Leid, Akemi. Das solltest du nicht an deinem Geburtstag erleben.“ Sie wischte sich schnell die Augen am Ärmel trocken und wandte sich wieder dem Grab zu. „Du solltest nicht danach fragen, wenn du es weißt. Sonst wirst du wie sie enden. Akzeptiere es, sonst hat die Organisation gewonnen.“ Er beugte sich herunter zu ihr, betrachtete die ausgebreiteten Rosen. „Ein Symbol?“ „Eine Idee von Kudo... Conan. Die weiße und die schwarze Rose stehen für Akemi und mich. Die Mädchen von der schwarzen Organisation, die ihren Weg ins Licht suchen.“ „Und rot?“ „Die Liebe, die uns verbindet. Rot ist außerdem unsere Lieblingsfarbe... genau wie seine. Jeden Sonntag symbolisieren diese Rosen unsere Verbindung.“ Trauer stand in ihren Augen, aber auch ein wenig Hoffnung. Das war anders, als bei der Beerdigung. 'Damals warst du kurz davor; Selbstmord zu begehen. Und jetzt stehst du hier... und hast die Hoffnung auf ein normales Leben. War das alles dieser Detektiv?' Ai blickte noch einen Moment vor sich hin, dann auf die Schachtel. Erst jetzt begutachtete auch Akai sie genauer. Es waren einige kleine Löcher an der Seite. „Soll das dein Geschenk für Akemi sein?“, wunderte er sich. „Ich sagte doch. Schwarz, weiß, rot. Das steht für uns beide. Ich war diese Woche mehrere Tage in den Bergen unterwegs, um diese Art zu finden.“ Sie öffnete den Deckel und entließ ein halbes Dutzend Schmetterlinge in die Freiheit. Im Licht der Sommersonne zeigten sich ihre prächtigen Flügel in den drei Farben, die auch die Rosen aufwiesen. „Schmetterlinge stehen für die Seelen der Menschen, ob lebendig oder tot. Akemi sollte sie einmal sehen, die, die ihre Unsterblichkeit zeigen.“ Sie war in dem Anblick der Schmetterlinge, die sich noch eine Weile über ihnen hielten, gefangen. Erneut bildeten sich Tränen in ihren Augen. 'Happy Birthday, Akemi! Meine geliebte Schwester. Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden.' „Warum sechs?“, mischte er sich erneut ein. „Einer für Akemi. Zwei für unsere Eltern. Einer für mich. Einer für dich, weil du dich um Akemi gekümmert hast. Und einer für Shinichi Kudo. Er hat mir eine zweite Chance gegeben. Sonst könnte ich nicht behaupten, dass diese Farben je für mich stünden.“ „Dann sollte ich wohl auch danke sagen, Shiho.“ Ein weiteres Mal ging sie in Gedanken die Symbolik durch und verharrte bei einem ihrer Sätze: „Die Mädchen von der schwarzen Organisation, die ihren Weg ins Licht suchen.“ Sie erschrak auf einmal, versuchte aber, wieder runter zu kommen. Sich nichts anmerken zu lassen. „Les Soldats sind in Japan, Akai.“ „Ach, das Thema. Ja, Jodie hat davon groß und breit berichtet. Es würde mich wundern, wenn Les Soldats Japan jemals wirklich verlassen hätten.“ „Mach keine Witze!“, fauchte sie ihm entgegen. „Du weißt, dass Les Soldats noch viel gefährlicher sind. als die Organisation. Aber weder Conan, noch Jodie haben eine Vorstellung, wie gefährlich.“ „Gefährlich sein können. Nicht gefährlich sind. Les Soldats tun, was sie wollen. Vielleicht wollen sie jetzt auch selbst die Organisation zerschlagen. Dann könnte das Ganze kein Problem für uns sein.“ „Wollten sie das tatsächlich, würde der Tod des Bosses schon in den Nachrichten angelaufen sein. Oder der von Whisky oder Vermouth zumindest.“ „Oder umgekehrt, wollten sie der Organisation helfen, wärst du schon längst tot – und natürlich auch der Junge. Das heißt, wir haben keine Ahnung, was genau sie wollen. Aber nichts anderes ist doch immer der Fall. Woran genau störst du dich so sehr? An dieser Auftragskillerin Mireille Bouquet?“ „Bin ich so weltfremd, zu behaupten vom Mörder zum Lehrer ist mehr als ein üblicher Berufswechsel? Das ist nicht normal. Aber du hast recht. Ja, es ist sie, aber sie macht mir noch nicht soviel Angst, wie diese zweite Person.“ „Kirika Yuumura. Sie ist ebenso unbekannt auf der Welt, wie Ai Haibara und Conan Edogawa.“ „Schon. Aber in unseren Fällen kann ich das begründen.“ „In ihrem nicht. Na und? Sie wird wahrscheinlich auch eine Mörderin zumindest gewesen sein. Sag schon, womit hältst du hinterm Berg? Ich kenne Les Soldats auch nicht so gut wie du.“ „Nur so ein Gerücht. Ich hab mal gehört, sie hätten...“ Sie wurde unterbrochen von ihrem Handy. Eine E-Mail hatte sich bemerkbar gemacht. Sie holte es aus der kleinen Seitentasche des Kleides hervor. 'Von Conan?' Die Mail war einige Zeilen lang und sie brauchte eine Weile, sie zu überfliegen. Akai konnte ihrer sich änderden Miene im Wesentlichen Verwirrung entnehmen. Schließlich wendete sie sich zu allen Seiten. Schaute skeptisch umher. 'Du kannst Wünsche haben!', stellte sie noch fest, bevor sie das Telefon wieder zusammen klappte und verschwinden ließ. „Es tut mir Leid, Shuichi, aber ich muss los, dem Detektiv bei der Arbeit assistieren.“ „Halt, was wolltest du gerade sagen?“ Sie hielt noch einmal inne. „Ach, nicht so wichtig. War sowieso nur ein Gerücht. Machs gut, Akemi. Ich hoffe, ich kann noch einmal herkommen.“ Sie holte ein Taschentuch heraus und begab sich schnurstracks durch einige Grabreihen hindurch in Richtung Gebüsch. Akai verblieb noch kurz am Platz, betrachtete die Schmetterlinge, die keine Anstalten machten, zu verschwinden. „Tse. So ein Kitsch. Aber das magst du, nicht wahr. Für so etwas warst du immer zu begeistern. Schwarz stand dir nie. Genau, wie diesem anderen Mädchen. Das, dass dir so ähnlich ist. Hoffen wir, dass der sechste Schmetterling noch einige Zeit eine lebende Seele repräsentiert. Happy Birthday, Akemi!“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, nahm Ais Schachtel mit, die sie liegen gelassen hatte und verschwand. Lediglich die Schmetterlinge, die sich ein paar Minuten später auch zerstreuten, zeugten davon, dass heute, zum ersten Mal seit der Beerdigung von Akemi Miyano, wieder jemand ihr Grab besuchte. Kapitel 8: Wenn im Wald ein Baum umfällt... ------------------------------------------- Hallo an alle Lesenden, *Freude* Die Zehn ist gekommen. Zehn Kommis zu einem Kapitel und dass nun zum zweiten Mal! Und dafür kann ich mich nur wieder bei meinen treuen Lesern bedanken, mit ein paar Erklärungen. Zunächst, da die Frage mehrfach kam, wie ich auf die Schmetterlinge gekommen bin. Da muss ich mich bei Shelling__Ford bedanken für ihre anregenden Diskussionen, du weißt worüber ;], die mich nach langer Suche endlich dahin gebracht haben. Das Motiv des Schmetterlings ist in Japan, genau wie die Krähen, ein sehr bedeutsames Zeichen. Sie repräsentiert die Seelen der Menschen, der lebenden und toten. Die Farbe hat Ai inspiriert und so hat sie sie ausgewählt. Das Blumenmotiv und die Grabinschrift hat Conan so an seinen Vater weitergegeben. Dn Spruch hat er aus dem Blumenmotiv entwickelt. Deshalb klingt das so "poetisch", wie es Sato ausdrückte. So zurück zum Mordfall Kojiragi und damit zu diesem Titel. Was denkt ihr jetzt, bevor, ihr das Kapitel lest, was das zu bedeuten hat. Ich wäre daran wirklich interessiert. Natürlich auch an allen anderen Meinungen, Fragen, Anregungen. So, genug des langen Geplapper. Ist mehr Vorwarnung, die nächsten kapitel werden auch ohne Vorspann länger... Ich verzieh mich, bis nächste Woche. lG, Diracdet Kapitel 8: Wenn im Wald ein Baum umfällt... Er stand ganz ruhig in der Tür. Seine Hände ruhten in den Hosentaschen, seine dunkelblaue Jeansjacke mit dem darunter hervorschauenden schwarzen Hemd bekräftigten einen Ausdruck von Seriosität. Ernst stand auch in seinen Augen, die abwechselnd denen von Takagi und Sato begegneten. Beide waren, abgesehen von der Benennung des Jungen sprachlos, verharrten in ihrer Position. Ihre Gedanken kreisten um ein und dieselbe Thematik: 'Was macht Conan denn hier?' 'Hat er uns die ganze Zeit etwa belauscht?' 'Ist er uns heimlich gefolgt, oder sollen diese Sachen andeuten, er wollte ein Grab besuchen?' 'Etwa Akemi? Aber Yumine meinte doch, es hätte niemand das Grab seit damals besucht.' 'Wieso dann gerade heute?' Die letzte Frage versetzte beide nun in die Realität zurück: 'Er sagte doch, „Ich finde nicht, dass wir noch weiter suchen müssen, Inspektor Sato.“ Heißt das etwa, er weiß, wer der Mörder ist?' „Hallo!? Inspektor Takagi! Inspektor Sato! Kennen Sie den kleinen Jungen?“ Masato wirkte ziemlich gereizt, als die beiden aus der Trance erwachten, er hatte wohl schon eine kleine Weile sie bedrängt. „Äh, ach so, wissen Sie, ja. Der Junge heißt Conan Edogawa und wohnt bei einem ehemaligen Kollegen von uns...“ „Nun ja, sehr ehemalig, Takagi. Da waren Sie noch gar nicht im Dienst.“, unterbrach ihn Sato jedoch. „Jedenfalls..., ich meinte nur, dieser Kollege ist jetzt Privatdetektiv, hilft uns häufig bei Ermittlungen und der Junge ist halt immer dabei und gibt auch seinen Senf dazu.“ Er sah dem kleinen Detektiven mit einem verschmitzten Lächeln entgegen, welches die Bedeutung von Conans Hilfe herunterspielen sollte. Dessen Blick blieb aber völlig ernst, lediglich ein Funken Missmut, gepaart mit Ironie schien durch. 'Wenn Sie meinen, Herr Inspektor. Keine Sorge, meinen Senf gebe ich nur dosiert weiter, den Fall dürfen Sie gern selbst lösen.' „Sag mal, Conan...“, mischte sich Sato in den Moment der gegenseitigen Begutachtung der beiden ein. „Wie meintest du das, wir müssen den Täter gar nicht mehr suchen? Hast du uns von hinter der Glaswand eben etwa belauscht?“ Er kratzte sich zur Antwort verlegen grinsend am Hinterkopf. „Naja, Onkel Kogoro meint doch immer, ich soll mich aus Polizeiarbeit heraus halten. Da hab ich eben draußen gewartet.“ „Das hat dich doch sonst auch nicht von einer Leiche fern halten können.“, reagierte Takagi mit best gespielter Verwunderung. „Und wieso bist du denn dann plötzlich doch herein gekommen?“ Jetzt war für Conans schauspielerische Fähigkeiten der Zeitpunkt reif. „Na, die alte Frau da wurde doch von diesem riesigen Regal da erschlagen. Das kann doch unmöglich einer von den fünf Leuten hier gewesen sein.“ „Ja, genau das ist doch das Problem, Conan. Wir wissen nicht, wie das einer von den Gärtnern gemacht hat. Oder willst du behaupten, du weißt, wie das ginge?“ „Ja, das hab ich mal im Fernsehen gesehen. Das sind solche muskelbepackten Hünen, die mit bloßen Händen einen riesigen Baum umwerfen können.“ Er symbolisierte mit seinen kurzen Kinderarmen den 'riesigen' Baum, woraufhin der Inspektor fast zusammengebrochen wäre. „Aber, Conan. Du meinst bestimmt einen Baumfäller. Die werfen nicht einfach die Bäume um, die hacken sie mit einer Axt unten so dünn, dass sie sie dann nur noch...“ Ihm stockte fast der Atem. Inspektor Sato und auch Katsuja drängten sich, vom gleichen Gefühl geleitet, um die Unterseite des Regals. Es war eine ebene Fläche, genau so breit und lang wie alle Ebenen darüber. Sato gab auch Katsuja ein paar Handschuhe. Da sie bereits Fotos gemacht hatte, waren die kleinen Rüttelbewegungen unbedenklich. 'Hier muss irgendwo etwas manipuliert sein' „Nichts.“ „Nichts.“ „Nichts!“, vermeldete schließlich auch Katsuja entnervt. „So ein Unsinn, Herr Inspektor. Die Form dieser Grundplatte macht die ganze Konstruktion nur noch stabiler. Wären es nur zwei oder vier Füße, könnte man sie leicht anschrägen, auch wenn ich bezweifle, dass das ausreicht, um das Regal umzustürzen.“ Er warf Conan noch einen verächtlichen Blick zu, sah aber ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht, welches nicht ihm galt, sondern leicht an ihm vorbei auf ein Gesicht in der Runde zielte. Die Anderen hatten gar nicht richtig verstanden, worum es eigentlich ging, starrten daher verwirrt auf die Polizisten, die sich wieder vom Regal entfernten. Plötzlich fiel Katsuja dieses eine Gesicht darunter auf. Ein unterdrücktes, triumphales Grinsen. 'Nein!' „Tut mir Leid, Conan. Deine Idee war wohl diesmal falsch. Es wurde nicht am Boden des Regals manipuliert, um ihn leichter umstürzen zu können.“ Takagi richtete sich auch an die Gärtner, als er wieder zu diesen stieß, aber ihm blickte nun ein vollkommen verständnisloser kleiner Junge entgegen. „Was wollten Sie mir denn eben erklären, Inspektor Takagi? Und was für eine Idee überhaupt?“ 'Diese Stimme! So kindlich. Und seine Fragen, so völlig unschuldig. Jedes mal, wenn man anfängt, über dich nachzudenken, macht so eine Bemerkung alles zunichte. Du bist wirklich der Sohn deiner Mutter. Wenn du diesen Fall jetzt noch löst, ohne dass die Verdächtigen glauben, du hättest irgendetwas dazu beigesteuert, dann bin ich endgültig sicher.' „Ähm, also, ich meinte nur, Holzfäller haben gar nicht so viel Kraft. Sie schlagen den Baum mit einer Axt unten so dünn, dass sie ihn dann auch ohne allzu große Mühe an dieser Stelle teilen können und der obere Teil umfällt.“ „Dann verstehe ich aber etwas immer noch nicht. Da, wo sie den Baum abschlagen, ist er doch immer noch viel dicker als mein Bleistift hier.“ Er holte einen aus seiner Tasche und zeigte ihn mit großen Augen her. „Sehen Sie, ich kann den kaum durchbrechen, obwohl er so dünn ist. Wenn die Holzfäller ein noch deutlich dickeres Stück zerteilt bekommen, müssen sie doch unglaublich stark sein, oder?“ „Naja, sie sind auch stark, aber dass der Baum umfällt, liegt an der... Schwer... kraft?“ Er kam auf einmal sichtlich ins Stottern. „Warum fällt er eigentlich so leicht um? Sie tippen doch quasi nur gegen den Baum am Ende.“ Er sah peinlich berührt zu seiner Kollegin, die ihm mitleidig entgegenkam. „Ja, die Schwerkraft, Takagi. Es kommt nur zur einen Hälfte darauf an, wie dünn der Baum abgeschlagen wurde. Der Rest basiert auf der Gewichtsverteilung. Der Baum trägt ja immer noch den gesamten oberen Stamm von dieser Stelle aus. Er steht immer noch, nur sozusagen, auf wackligen Füßen. Das Gleichgewicht ist nicht mehr da. Wird nun der gesamte Baum leicht verkippt, fällt er sofort um. Die viele Masse darüber und nicht der Baumfäller zerteilt ihn so.“ „Ach, Sie meinen, wie wenn man Schachfiguren auf den Kopf stellt und mit ihnen ein Buch in der Luft hält. Wenn man dann auch nur leicht von unten gegen kommt, fallen die Figuren und das Buch um.“ Alle im Raum starrten verwirrt zu Takagi. „Hä? Wie kommst du... äh Sie auf Schachfiguren?“ „Ach, das fiel mir nur so ein.“ Über die Schulter sah er kurz zu Conan. Sein Blick war noch schockiert, auch wenn er ihn genau in diesem Moment wieder verschleierte. 'Ach, deshalb waren Sie im Archiv? Sie bewegen sich auf gefährlichem Terrain, Takagi.' „Also, ja, das ist es wohl so ungefähr. Ähem. Und ich denke mittlerweile, unser Mörder hat sich hier auch als Holzfäller betätigt.“ „Was?“, starrten nun alle zu Sato. „Ich meine die Gewichtsverteilung im Regal. Sie wird maßgeblich von der Füllmenge der Töpfe und deren Position bestimmt. Sind alle Töpfe, wovon wir bisher ausgingen, in etwa gleich voll und stehen bis an die Hinterwand gerückt gleichmäßig aufgereiht, ist es ziemlich unmöglich, es in Bewegung zu versetzen. Füllt man aber ein wenig Erde aus den unteren in die oberen Töpfe, sieht die Sache schon anders aus. Die Erde unten locker eingefüllt, so dass der Topf mit nur halb so viel Boden bedeckt wirkt, oben, wo sowieso keiner einfach hin gucken kann, dafür übervoll, festgeklopft. Auf einmal ruhen sicher zwei Drittel des Gesamtgewichts in den oberen Reihen. Und ich denke, wenn man sich die Verteilung der Erde auf dem Boden anguckt, klingt das durchaus realistisch.“ Sie wies alle Anwesenden auf den um die Leiche ausgeschütteten Humus hin. Tatsächlich war dieser nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentrierte sich fast ausschließlich in Richtung der Theke, befand sich also ursprünglich oben. „Das ist zwar schön und gut, Inspektor...“, begann Katsuja erneut, „...aber das reicht eigentlich noch nicht aus. Die Statik ist dadurch kaum beeinflusst. Zwar fällt das Regal nun leichter, wenn es erst einmal aus dem Gleichgewicht gebracht ist. Aber genau das ist nicht einfacher also vorher, da immer noch die ganze Masse auf der gleichen Fläche ruht.“ Sein Blick schweifte immer wieder nach links, zu dieser einen Person. Ihr eben doch schockierter Blick wurde nach seinem Argument wieder ruhig. Die Anderen hingegen schienen, sowohl von der Polizistin als auch von ihm selbst, sichtlich beeindruckt. 'Also doch du? Aber wie? Und warum?' Seine Gedanken wurden von Sato erneut unterbrochen, die nun eine überlegene Miene aufsetzte. „Ich sagte doch, der Täter bediente sich als Baumfäller. Die Masseumschichtung war doch nur der zweite Teil der Erklärung, warum der Baum umfällt. Zuerst muss er doch dünn gehauen werden. Nun, hätte der Täter das Regal auf eine solche Art manipuliert, würde das sicher leicht bei der Untersuchung der Spurensicherung auffallen. Daher hat er stattdessen lediglich die Töpfe verschoben.“ Sie wartete einen Moment, um die Reaktion der Verdächtigen zu beobachten. Aber alle wirkten lediglich von ihrer Argumentation überfordert. „Ich meine, in den oberen Reihen, wurden die Töpfe, vermutlich bevor sie erschwert wurden, ein Stück nach vorne bewegt. Nicht viel, ein paar Zentimeter über den Rand. Vielleicht wurden zur Unterstützung auch die unteren Töpfe hervorgeholt. Auf der Bodenplatte ruhte nun zwar immer noch das Gewicht, aber es war schon leicht nach vorne verkippt. In diesem Fall fehlte wirklich nur noch ein kleiner Impuls, das riesige Regal umzukippen. Und dabei wird diese Veränderung sogar komplett zerstört. Ich denke, der Tathergang ließe sich folgendermaßen rekonstruieren. Sie fünf kamen alle zu mehr oder minder verschiedenen Zeiten und zerstreuten sich auf dem Gelände. Es ist leicht, sich unbemerkt hier her zu begeben, da sogar Yumine nicht immer hier war. Zwar hatte sie als einzige offiziell einen Schlüssel, aber einen Zweitschlüssel herzustellen, ist heutzutage ja nicht schwer, zumal ja das Opfer in jedem Fall auch einen besaß. Die Vorbereitungen für die Tat dürften für einen geübten Gärtner nicht länger als 20 Minuten gedauert haben, wie gesagt, das Geld konnten Sie überall auf dem Friedhof verstecken. Nachdem Yumine, Inspektor Takagi und ich gegen 8:45 Uhr den Blumenladen verließen, kam der Täter mit einer Waffe in das Geschäft. Frau Kojiragi wurde dazu gebracht, das Geld selbst aus der Kasse zu holen, um keine Abdrücke zu hinterlassen. Der Täter hatte sicher Gartenhandschuhe an, aber an denen konnten zumindest Erdkrumen sein, die auf einen von Ihnen als Verdächtigen hingewiesen hätte. Denn sehen Sie, Frau Kojiragi prallte, vom Regal niedergerissen, mit der geöffneten Kasse zusammen und brach sich dabei das Genick. Das heißt, sie stand so nah an der Kasse, dass jemand anderes Mühe hätte, das Geld heraus zu holen und sie gleichzeitig mit der Waffe zu bedrohen. Nachdem die Kasse entleert war, ließ er sie dort stehen, mit den Armen wieder nach oben gestreckt und ging zum bereits präparierten Regal. Er stieß es einfach so um, ging mit dem Geld zur Tür, wechselte das Türschild auf geschlossen, um Zeit zu gewinnen und verschwand auf sein Gebiet. Würden Sie mir zustimmen, Takagi? Äh.. Takagi?“ Er stand in Gedanken versunken mitten im Raum. Ob er sie überhaupt gehört hatte, konnte sie nicht sagen. Schließlich drehte er sich mit ernster Miene zu ihr um. „Sag mal, warum sind eigentlich vorhin zwei Krähenschwärme geflogen? Der Eine wurde vom Regal aufgeschreckt. Und der Zweite? Masato hatte nach eigenen Angaben einen MP3-Player an. Er dürfte nicht unbedingt etwas gehört haben.“ Er sah kurz zu diesem rüber, bekam aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. „AAAAHHHHHH!!!!!!!!“ Conans markerschütterndes Geschrei hatte alle Beteiligten aus der Lethargie der letzten Minuten regelrecht heraus geschleudert. „Was hast du denn auf einmal, Conan?“ Takagi war zu ihm gestürmt, aus Angst, ihm sei etwas passiert, fand den Jungen mit bleichem Gesicht vor. „Da ist ja Blut auf dem Boden!“ „Was? Meinten Sie nicht, der Junge käme öfter zum Polizeieinsatz mit?“, erkundigte sich Masato mit ironischem Unterton. Ein Krächzen von draußen ließ ihn aber wieder erstarren. Dort sauste eine aufgescheuchte Meute Krähen vorbei. „Ein Schrei!“ fiel es den Inspektoren wie Schuppen von den Augen. „Natürlich. Frau Kojiragi hat geschrien, als sie den Schrank auf sich zu kommen sah.“ Er sah zu seiner Partnerin, die nun ihrerseits wieder anfing zu überlegen. 'Nein. Ein Schrei von Frau Kojiragi ja, aber direkt vor dem Umfallen des Regals. Das ist zeitlich zu nahe beieinander. Dann hätten wir doch nur einen Schwarm gesehen. Und als man ihr die Waffe vorgehalten hat? Aber eigentlich will ein Täter damit doch für Ruhe sorgen. Auch wenn es noch früh war, konnte er so einen Schrei doch nicht wollen. Oder war es ganz anders?' „Sagen Sie, Herr Takagi, wie meinte das denn Inspektor Sato, dass der Täter mit dem Türschild Zeit gewinnen wollte?“, richtete sich der kleine Junge nun wieder an ihn. „Ach das. Also ursprünglich stand das Schild auf offen. Wäre es so geblieben, wäre vielleicht jeden Moment ein Kunde gekommen und hätte die Leiche gefunden.“ „Ah verstehe. Und dann hätte dieser Kunde gleich einen Gärtner verständigt, weil dort ein Unfall statt gefunden hat.“ „Aber nein. Natürlich hätte der Kunde den Notarzt gerufen. Woher sollte er denn wissen, ob und wo er zu diesem Zeitpunkt... jemanden... finden...“ Er schien selbst nicht zu glauben, was er gerade sagte. Auch Sato schien einen Moment dafür zu brauchen. „Takagi. Eine Stunde hat die Polizei veranschlagt, um her zu kommen, nicht wahr? Der Notarzt wäre sicher schneller, hätte aber auch nur den Tod festgestellt und die Polizei angerufen. Frühestens zu diesem Zeitpunkt, parallel zum Anruf auf dem Revier, wären die Gärtner aufgesucht wurden. Das war nicht der Grund für den Täter, das Schild zu ändern. Verdammt.“ Sie knirschte das letzte Wort zwischen ihren Zähnen. Obwohl sie sich mit dem Regal relativ sicher war, ergaben alle anderen Faktoren keinen Sinn. 'Warum hat niemand ein Alibi außer Yumine, sie aber sogar ein doppeltes, obwohl alle wussten dass Takagi hier ist? Warum hat Frau Kojiragi geschrien? Und warum hat der Täter das Schild verdreht? Mir fehlt noch ein Puzzleteil, aber welches?' „Vielleicht war das Opfer eine Opernsängerin und alles doch nur ein Unfall.“ Ein weiteres Mal warf Conan einen Kommentar ein und ein weiteres Mal war reinstes Unverständnis das Resultat. „Kannst du mir erklären, wie du jetzt darauf kommst?“ Sato war zwar sehr erpicht auf die Erkenntnis des kleinen Jungen, dennoch fühlte sie sich in ihren Gedanken unterbrochen. „Na Opernsängerinnen können doch mit ihrer Stimme alles erreichen. Hab ich im Fernsehen ganz oft in Cartoons gesehen. Dann hat sie mit ihrem Schrei vielleicht aus Versehen das Regal umgeworfen.“ Die Gärtner mussten nun gegenseitig sich hindern, nicht über diese Aussage los zu lachen, so ernst der Hintergrund auch war. Sato aber versuchte, den Gedanken einzuordnen. 'Der Schrei hat das Regal umgeworfen?...' Sie verharrte eine Weile, das Lachen war schon abgeflaut und alle starrten auf das ernste Gesicht der Polizistin. 'Der Schrei... Die Kasse... Ihre Position, sowohl bezüglich der Kasse, als auch im Nachhinein unter dem Regal... Die verschwundene Katze... Das Türschild und die Alibis... Und diese merkwürdige Art, das Regal umzuwerfen ... ... Das ist es!' Wie um ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen, schlug sie sich mit der linken Faust in die rechte Hand. „Ich glaube, es wird Zeit, diesen Fall endlich aufzuklären. Wie das Regal umfallen konnte, ist hoffentlich klar geworden. Nur meine Erklärung zu den Vorgängen direkt davor war etwas abwegig. Denn sehen Sie, zum Umfallen gebracht hat es nicht der Täter.“ „Moment...“, begann Takagi jetzt verwirrt. „Willst du etwa sagen...“ „Genau das. Der Täter hat den Schrei bewusst provoziert und Frau Kojiragi hat mit diesem das Regal zum Einsturz gebracht. Stimmts, oder habe ich Recht...“ Kapitel 9: Der Weg des Charon ----------------------------- Hallo an alle Lesenden! heut mal einen Tag früher - gut wahrscheinlich doch der selbe Tag, aber um dem Freischalttribel vorzubeugen, mal 24h früher. Erstmal wie immer ein Danke schön an all die lieben Kommis. Tja, ich versuchs, mit dem Sprechen noch besser verständlich rüber zu bringen. Diesmal redet aber zunächst fast sowieso nur Sato... Damit also zur Fallaufklärung und, nein, noch braucht sich Conan nicht zurück zu lehnen. Ich wünsch viel Spaß bei der, hoffentlich, erleuchtenden Erklärung und würde mich natürlich wieder über eure Meinungen dazu freuen. Bis nächste Woche. lG, Diracdet _________________________________________________________________________________ Kapitel 9: Der Weg des Charon Ihr Finger wies geradewegs durch die Gruppe hindurch. 'Bleib schön ruhig, Miwako. Wenn sie alles abstreitet, könnte es immer noch eng werden. Also bloß keine Unsicherheit zeigen.' „Sie sind die Mörderin, Yumine Akio!“ Die Gruppe wandte sich gemeinschaftlich zur Angesprochenen, die mit vor Angst verzerrter Miene einen Schritt zurück wich, um. „Aber..., aber, Sie sagten doch vorhin, ich könnte nicht der Täter gewesen sein, weil ich mit Ihnen...“ „Weil Sie zu weit weg waren, Yumine.“, unterbrach sie sie forsch und wendete dabei ihren Finger von der Beschuldigten ab. „Sie waren vor dem Mord mit uns am späteren Tatort, verließen ihn mit uns, waren bei uns bis nach dem Mord und auch jetzt haben wir Sie nie aus den Augen gelassen. Die zwei Minuten beim Grab, als Sie das Rosenpapier entsorgten, sind irrelevant, weil Sie da nicht bis hier her kommen konnten. Zum Todeszeitpunkt, welchen uns die Krähen sehr genau angaben, waren Sie ebenfalls mindestens fünf Minuten, wenn Sie rennen würden wohlgemerkt, vom Blumenladen entfernt und hatten ihre Hände die ganze Zeit bewegungsunfähig zwischen den Armen verschränkt. Wenn die Spurensicherung, wie zu erwarten, nun noch keine Apparatur findet, mit der das Regal umgestürzt wurde, wäre es Ihnen unserer Meinung nachabsolut unmöglich, den Mord zu verüben. Deswegen hatten wir Sie aus dem Verdächtigenkreis ausgeschlossen. Aber das war vor der Erklärung, wie die Schrankwand fiel.“ Sie zuckte erneut zusammen, fasste sich aber wieder. „Aber dafür brauchte es doch auch nach Ihrer Beschreibung immer noch eine Art Stoß oder etwas Ähnliches, um das instabile Regal zu Fall zu bringen. Und das kann ich doch aus der Ferne nicht getan haben. Oder es bedürfte doch eines Mechanismus. Dieser aber durfte erst nach etwa Zehn Minuten greifen. Und, wie Sie sagten, Sie selbst haben den Tatort mit mir verlassen. Sie haben alles gesehen, oder nicht? Oder hat Frau Kojiragi etwa 'selbst', wie es der Junge meinte, die ganze Konstruktion umgeworfen?“ Ihr Blick war wieder so ruhig, wie vorhin, als sie Akemis Grabmal aufsuchten. Auch ihre Stimme blieb vollkommen gelassen. Nicht einmal ein Anflug von Ironie bei diesen letzten Sätzen, die doch in Wirklichkeit davor strotzten. Sato konnte aber nicht anders, als ebenfalls ruhig zu verharren und zu lächeln. Sie musste ja ihren Bluff aufrecht erhalten. „Wissen Sie, es ist faszinierend. Mörder, die sich absolut sicher sind, tendieren gerne dazu, sogar noch die Art, wie sie scheinbar unentdeckt ihre Tat begingen, der Polizei unter die Nase zu reiben. Ja, es war Frau Kojiragi selbst. Oder genauer, sie aktivierte den Mechanismus, der sie daraufhin tötete. Und nein, wir haben nicht alles gesehen, da wir nicht hinter den Tresen gesehen haben und auch Frau Kojiragi selbst es ohne genauere Betrachtung nicht bemerkt hätte. Und der Mechanismus wird deshalb hier nicht gefunden, weil er sich selbst verschwinden ließ. Mit samt Ihrem Gehilfen..., Charon!“ Mit einem Mal wurde sie kreidebleich. Man sah den Angstschweiß förmlich auf ihrer Stirn, erneut wollte sie einen Schritt nach hinten machen, war aber bereits an der Glaswand angekommen. „Yumine?!“, kam es fast schon erstickt von Miko. „Ich verstehe Sie nicht, Inspektor. Wie soll ich...? Was hat Charon damit zu tun?“ „Sie wollen es nicht gestehen? Schön. Fangen wir vorne an. Als Sie heute morgen ankamen, haben Sie das Regal, wie ich vorhin beschrieben habe, präpariert. Vermutlich haben Sie dann noch einige der Gräber, für die Sie verantwortlich sind, bearbeitet für das spätere Alibi. Denn die weiteren Vorbereitungen waren nur kurz vorher durchführbar. Sie haben ausgesagt, das Geld in der Kasse wird nur Montags ausgeleert und getauscht. Können die anderen Gärtner das bestätigen?“ Ein stummes, allgemeines Nicken kam als Reaktion. „Nun, dann haben Sie das Geld wohl auch noch herausgenommen und irgendwo vergraben. Dazu komme ich gleich nochmal. Zu erst der Mechanismus. Es ist ganz einfach und erfordert nur zwei kleine Dinge: einen scheibenförmigen Stein und eine Angelschnur. Ich sagte bereits, wenn die Töpfe erstmal genügend verschoben sind, reicht ein kleiner Impuls aus. Man umwickelt den Stein mit der Schnur und bindet ihn gut fest. Danach klemmt man ihn zwischen einen der schweren Töpfe in der obersten Reihe. Nicht zu weit, da der Stein sonst vom Gewicht zu stark festgehalten wird. Aber das ist auch kein Problem, da das nach vorne verrückte Gefäß den überstehenden Rest unter seinem Boden versteckt. Zieht man nun den Stein heraus, kippt der Topf nach vorne und überträgt seinen Schwung und mit seiner Trägheit auch noch ein wenig mehr auf das gesamte Regal. Dieses bewegt sich leicht nach vorne aus dem Gleichgewicht heraus und stürzt über.“ Es war, als hielt Sato einen Vortrag über Statik. Alle verfolgten stillschweigend die Erläuterungen. Immer wieder flogen Masatos Augen in Richtung Yumine, die immer wieder einen leichten Schrecken zu bekommen schien. 'Ausgerechnet du, Yumine? Aber du bist doch...' „So weit alles klar? Den Stein haben Sie über den Faden an den Schwanz von Charon gebunden. Das ging natürlich nur kurz vor dem Mord, sonst wäre der Kater aufgesprungen und auch nur, während er sein Fressen bekam. Andernfalls hätte er wahrscheinlich gar nicht zugelassen, dass etwas an seinem Schwanz festgemacht wurde. Die Schnur war wahrscheinlich lang genug, dass sie vom Schwanz auf dem Boden entlang bis zum Regal und dann an einer Strebe entlang hoch zum Stein reichte. Das fällt bei einem so dünnen Objekt nur auf, wenn man es sucht.“ „Aber wie soll sie es denn nun geschafft haben, dass die Katze den Stein herauszieht, während Frau Kojiragi davor stand?“ Immer noch herrschte allgemeiner Unglauben über einen Mord durch Yumine und das ließen insbesondere Katsuja und Masato deutlich durchschimmern. „Nun. Frau Kojiragi hat Charon dazu gebracht, über den Styx zu rennen und ihre Seele ins Jenseits mitzunehmen, wenn man es so umschreiben will. Stellen wir die Szene kurz nach. Wir verließen den Blumenladen unmittelbar nach dem Eintreffen des Opfers. Sie ging in den hinteren Raum und zog sich für die hiesige Arbeit um. Das wird, da sie ohne Eile war, ein paar Minuten beansprucht haben. Sie kam zurück, sah Charon, der sich nach seinem Frühstück schlafen gelegt hatte, wie bei Katzen üblich, vielleicht schaute sie noch, ob alle Blumen gegossen waren und ging dann zur Kasse, um den Inhalt zu überprüfen. Wie das so ist mit routinierten Vorgängen. Man verdrängt mit der Zeit die Möglichkeit, dass etwas mal nicht stimmt und so war sie vom Anblick der Leere im Gerät schockiert. An eine plötzliche Herausnahme durch Yumine hat sie sicher nicht gedacht, sondern an das, was uns dieser Mord ursprünglich glauben machen wollte: einen Raub. Nun, was dann kam, wissen wir ja mittlerweile...“ Katsuja hielt jetzt nichts mehr, wutentbrannt redete er auf die Polizistin ein. „Was, Sie wollen behaupten, Frau Kojiragi hätte deswegen geschrien? Jetzt reicht es mit Ihrem Schwachsinn aber endgültig. Hat Ihnen Yumine etwa nicht erzählt, was mit dem Geld aus dieser Kasse passiert? Das ist unser Lohn. Das gehört Frau Kojiragi vertraglich gar nicht. Und selbst wenn, sie war reich. Das waren Peanuts für sie. Sie hätte unseren Lohn auch mit Freuden ersetzt. Das Geld interessierte sie keinen Deut! Warum sollte sie in diesem Moment schreien? Und warum sollte Yumine auf so eine Unsicherheit spekulieren?“ Immer noch wirkte die Inspektorin wie die Ruhe selbst. „Das sollten Sie sie vielleicht am Besten selbst fragen. Aber ich glaube, Sie irren sich, was Ihre ehemalige Chefin angeht. Jedenfalls stand sie dann starr vor Schreck und hielt auch die Arme hoch. Sie dachte vermutlich, der Täter sei noch da. Der Schrei weckte nicht nur die Vögel, sondern natürlich auch Charon, der aus Angst fluchtartig aus dem Laden rannte und dabei den Stein nach sich zog. Das Regal krachte um und begrub Frau Kojiragi unter sich. Und das erst schreckte den zweiten Krähenschwarm auf. Die beiden Schwärme kamen leicht versetzt, erinnern Sie sich? Der erste vom Schrei, dann musste der Kater aufwachen und los rennen, der Topf brachte das Regal zum Umfallen und erst dann flog der zweite Schwarm los.“ „Aber dann existiert der Stein doch noch. Charon kommt bestimmt bald zurück und dann sehen wir...“, wollte Masato ansetzen, wurde aber vom Kopfschütteln Satos unterbrochen. „Sie finden auf einem offenen Gelände eine verschreckte Katze, die an einer Schnur einen Stein am Schwanz angebunden hat. Was denken Sie?“ „...ein... dummer Jungenstreich. Und dann würde ich mich nähern, um den Stein ab zu machen.“ „Verschreckt trifft es ganz gut.“, hauchte eine ruhige Stimme von hinten. Alle wandten sich blitzartig zur Tür, in der nun, neben Conan, ein kleines Mädchen mitsamt der Katze auf den Armen aufgetaucht war. An ihrem Schwanz befand sich das angesprochene Stück Angelzubehör und in ihrer linken Hand, die vom Arm vorgestreckt war, ruhte auf einem Taschentuch der von Sato postulierte, eingeschnürte Stein. Die hatte jetzt aber doch mit sich zu kämpfen. „Ai? Du bist auch hier?“ Was die beiden anging, war sie nun endgültig durch den Wind und ein Blick zu Takagi, der sich seit Beginn ihrer Fallaufklärung zurückgezogen hatte, verstärkte dies nur noch. Er schien... kaum überrascht. Fast eher verstehend. Nicht gänzlich, aber doch weitaus mehr als sie. Aber sie hatte dafür jetzt auch keine Zeit. Sie musste diesen Fall beenden. Und da kam der Stein wie gerufen. Seine Gedanken, das konnte sie aber nicht ahnen, kreisten um eine Frage: 'Warum bist du heute zum Grab deiner Schwester gekommen, Shiho Myano?' „Was denn? Sie kennen auch dieses Mädchen?“, aber Masato erhielt gar keine Antwort mehr. „Nun, wenn der Stein noch nicht entfernt wurde, dann wird ihn wohl auch noch niemand berührt haben. Das heißt, bis auf Sie, Yumine.“ „Was?“ Nun wirkte sie nicht mehr o geschockt, das war sie beim Anblick des Katers mitsamt dem Stein. Nein, jetzt war es ernsthafte Verwunderung. „Nun, Sie mögen zwar die meisten anderen Aktionen mit Ihren Gartenhandschuhen gemacht haben, aber eine Angelschnur um einen Stein zu binden, so dass diese nicht einfach abrutscht, ist eine wesentlich filigranere Aufgabe. Das geht nur mit den Händen. Und so nah, wie sie dem Stein dabei kamen, werden darauf auch ihre Fingerabdrücke sein. Abwischen konnten Sie sie nicht, sonst wären gar keine darauf und das wäre viel zu verdächtig.“ „Aber Inspektor, ich war doch mit Ihnen los gegangen vorhin. Da habe ich doch das Schild an der Tür auf geöffnet umgedreht. Jetzt war der Laden aber geschlossen. Wie soll ich das gemacht haben?“ „Ach, ist das Ihr letzter Trumpf? Das hatte mich eigentlich zu erst stutzig gemacht. Alle Anderen haben, obwohl Takagi hier angekündigt war, kein Alibi, sie aber quasi eine doppelte Sicherheit, da das Schild auf offen stand. Wenn man den Trick mit dem Kater durchschaut hat, ist das aber auch kein Thema mehr. Sie haben nochmal ein Stück Angelschnur verwendet. Nur diesmal war es ein direkter Trick. Die Schnur war bereits vorbereitet am Ende der Blumen für das Grab. Wir gingen vor Ihnen aus der Tür, Frau Kojiragi war schon im Hinterzimmer verschwunden. Am anderen Ende der Schnur war eine kleine Lasche, die Sie über den Griff am Schild stülpten, als Sie dieses hoch schoben, um das Geschäft offiziell zu öffnen. Sie versteckten den Rest der Schnur in Ihrer linken Hand, die Sie ja unter Ihrem rechten Ellenbogen verschränkten, traten durch die Tür und zogen ihn unter dieser hindurch mit sich mit, bis das Ende erreicht war. Dann zogen Sie dran, sodass der Griff nach unten gedrückt wurde und das Schild wieder geschlossen anzeigte. Nochmal gezogen und schon riss die Schnur. Natürlich war das Ganze nur das i-Tüpfelchen. Wäre das Schild nicht heruntergegangen oder die Schnur nicht in der Lasche gerissen, hätten wir uns Gedanken gemacht, ob der Mechanismus, der Frau Kojiragi tötete, mit den übrig gebliebenen Stücken Schnur an der Tür zu tun hätte und wären nur noch weiter in die Irre geführt wurden. Zusammen mit dem Papier haben Sie den Faden, den Sie auf Ihrer Hand aufgewickelt hatten, vernichtet. Der Wind hat ihn vermutlich beseitigt. Gibt es sonst noch eine Frage, die Sie interessiert?“ Yumine schwieg. Eine ganze Weile. Dann atmete sie einmal tief aus und blickte ihrem Gegenüber mit festem Blick in die Augen. „Was sollen diese Verleumdungen, Inspektor Sato? Ich sehe ein, dass Ihre ganze Theorie es mir ermöglicht, den Mord begangen zu haben, aber Nichts, was mich wirklich belastet. Es stimmt, ich habe als Einzige ein Alibi, aber das habe ich mir nicht ausgesucht, das hat mir Frau Kojiragi selbst übertragen. Das Geld, über dessen Verbleib Sie so vollmundig reden, ist momentan noch überhaupt nirgends zu finden, es wurde ja noch nicht einmal die Spurensicherung an den Fall heran gelassen, weil noch gar keine da ist. Mag sein, dass das Regal wie Sie sagten, manipuliert wurde, aber dann kann es auch noch jeder von uns oder sogar jemand ganz Anderes gewesen sein, der einfach nur häufig her kommt. Dass es nicht hilfreich für Einen der Anderen wäre, das Schild zu ändern, heißt nicht, dass er oder sie es nicht getan hat. Schädlich ist es ja auch nicht und es muss der Täter ja nicht alles perfekt verstehen wie ein geschulter Polizist wie Sie. Und der Stein an Charons Schwanz. Sie sagten selbst, es würde eher nach einem Streich aussehen. Und die Fingerabdrücke davon haben Sie noch nicht einmal überprüft. Wenn Kinder dem armen Kater einen Stein von diesem Friedhof an den Schwanz gebunden haben, ist es nicht verwunderlich, wenn auch meine Fingerabdrücke sich darauf befinden. Es könnten auch die von Masato oder Miko oder sonst wem von uns oder jedem Besucher hier sein. Nichts von alledem beweist, was Sie mir ankreiden. Wenn Sie einen Beweis haben, dass ich Frau Kojiragi umgebracht habe, dann bitte zeigen Sie ihn jetzt vor, oder warten Sie auf Ihre Spurensicherung!“ Sie starrte die Polizistin entschlossen an und Sato merkte, wie sie langsam davor zurück wich. Sie hatte ja keinen Beweis. Das wusste sie von Anfang an. Genau das war es, was sie an dieser Gärtnerin störte. Sie wirkte so naiv, aber sie wusste ganz genau, was sie tat. Einer der Gärtner war der Mörder, das konnte man als sicher setzen und auch vor Gericht so verteidigen. Aber wer genau, das blieb so offen. Und im Zweifel würde für den Angeklagten entschieden. 'Stille Wasser sind tief. Und sie ist so eines. Genau wie... die Beiden.' Sie sah erneut zur Tür. Conan fing ihren Blick ein. Er war so ernst, wie sie es von ihm kannte. So unkindlich. Er durchschaute ihre Resignation. Ihre Verzweiflung... und er antwortete mit einem kurzen Lächeln, bevor er sich Yumine zuwandte. „Es sind aber keine darauf.“ „Was ist nicht wo drauf?“ „Es wäre viel zu gefährlich, wenn auf dem Stein die Fingerabdrücke einer Ihrer Kollegen wären. Das ist ja das ganze Prinzip Ihrer Strategie. Alle gleichermaßen verdächtig oder unverdächtig zu halten. Hätten Sie jemanden denunzieren wollen, hätten Sie es offensichtlicher getan. Aber dieser Aufwand diente lediglich dem Zweck, alle fünf als Verdächtige, aber damit freie Leute zu belassen. Würden Ihre Fingerabdrücke, wie auch immer, nicht auf dem Stein sein, ob durch ein sehr geschicktes Umwickeln oder durch verschmieren, und die eines Anderen, der kein Alibi hatte, schon, dann wäre diese Person automatisch besonders verdächtig, sogar für eine Verurteilung durch Indizien genug belastet. Deshalb stammt der Stein auch nicht von hier, sondern von irgendeinem Kieselstrand, wo Kinder spielen. Dort waren automatisch die nötigen Fingerabdrücke darauf. Und es bestand keine Gefahr, dass jemand der Anderen dadurch 'überführt' würde.“ Jetzt waren wirklich alle geschockt. Conans kurzer Gedankengang wirkte dem von Sato ebenbürtig, eigentlich sogar überlegen, denn sie konnte Yumine offenbar nicht so gut einschätzen wie er. Diese brauchte einen Moment, um die neue Anschuldigung zu verkraften. „Aber das ist doch auch nur eine Theorie. Selbst wenn die Fingerabdrücke auf dem Stein derart sein sollten, ist das doch kein Beweis, oder?“ Sie war durcheinander. Immer wieder starrte sie zur Seite. Zu dem kleinen Jungen. Er machte ihr Angst. Bei Sato hatte sie die auch, für einen Augenblick. Aber sie hatte schnell bemerkt, dass ihr der Beweis fehlten. Aber dieser Junge war anders. Sein ruhiger, überlegener Blick. Erst jetzt resümierte sie seine Aussagen von vorhin. Jede Einzelne eine Nadelstich ins Schwarze. Präzise in die Geheimnisse, die diesen Blumenladen umgaben. Schließlich glitt ein siegessicheres Lächeln über seine Lippen und er trat einen Schritt zurück aus der Tür, als wollte er die letzte Wahrheit hinein bitten. „Sagen Sie, wieso ist denn die Tür kaputt?“ In der kindlichsten Stimmlage stellte er seine Frage und wies stumm auf das untere linke Ende des Eingangs. Mitten in dem milchigen Glas zeichnete sich beim genaueren Hinsehen ein Riss ab. Takagi war binnen Bruchteilen einer Sekunde dort und begutachtete den Schaden. „Hier ist etwas gegen die Tür gestoßen, recht heftig sogar. Sie ist zwar nicht durchgebrochen, aber dennoch gesplittert. Ein paar winzige Fragmente liegen hier neben am Boden. Kein Wunder, dass wir das nicht gesehen haben. Es fällt auf den ersten Blick wegen der Undurchsichtigkeit der Scheibe nicht auf. Und seit Conan aufgetaucht ist, hat er uns die Sicht darauf versperrt.“ Der Junge schaute ihn verlegen an. „Entschuldigung. Aber ich dachte, es hätte nichts mit dem Fall zu tun, da wollte ich Sie nicht mit so etwas behelligen.“ Takagis Blick haftete für einen Moment fest auf den Augen des jungen Detektiv, bemühten sich, etwas darin zu lesen, vergebens. „Ach, schon gut. Das ist schließlich ein entscheidender Punkt, nicht wahr?“ Er wandte sich von ihm ab und seiner Partnerin zu, die ihm nur zustimmte und sich ihrerseits wieder an Yumine richtete. „Überlegen Sie gerade, was es mit dem Einschlag auf sich hat?“ Bei diesem Wort verlor sie auf einmal alle Farbe aus dem Gesicht. Einschlag. „Der Stein war mehrere Meter vom Schwanz entfernt, die Tür nicht offen. Charon ergriff panisch die Flucht, drückte die Tür mit seiner Masse auf, um fort zu rennen. Sie fiel danach wieder zu und traf genau über der Stelle, an der die Splitter liegen, mit dem Stein zusammen. Dass dort Splitter liegen, bedeutet, dass der Stein ins Glas eingedrungen und diese Splitter heraus gelöst hat. Ich weiß nicht, wie gut Ihre Kenntnisse in punkto Spurensicherung sind, aber man lernt auf der Polizeischule, dass bei solchen Abspaltungen, die durch Druck oder Kraft erzeugt wurden, immer auch Teilchen auf beiden beteiligten Objekten vorhanden sind. Nachweisbare Spuren. Auf diesem Stein werden sich folglich laut unserer Theorie Glassplitter finden lassen, winzige Einschlüsse, die aber als Fragmente des Türglases identifizierbar sind. Das heißt, der Stein wurde hier im Laden an die Katze gebunden und ist dagegen geschlagen. Und wie Conan sagte, achteten Sie sehr darauf, dass keine Fingerabdrücke Ihrer Kollegen darauf sind. Wenn Sie also weiterhin auf der Kinderstreich Variante beharren wollen, müssen Sie uns erklären, wie ein paar Kinder hier im Laden entweder neben einer Leiche oder in Anwesenheit der noch lebendigen Frau Kojiragi, der Charon soviel bedeutete, wie Sie selber sagten, so einen Streich so einfach durchführen konnten.“ Kapitel 10: Geschwister unter sich ---------------------------------- Hallo an alle Lesenden, ich bedanke mich erstmal wieder herzlichst, ich finde nur die schöne Herztaste bei mir nicht, für die vielen, lieben Kommis. Dann hoffe ich, dass jetzt kein Streit zwischen euch ausgebrochen ist, ob man nun einer Katze ein Stück Schnur unter Umständen an den Schwanz binden kann oder nicht.*Streitschlichter mit der Bratpfanne...* Vor diesem Kapitel noch eine kleine Erklärung. Ich weiß, einigen ist es schon aufgefallen, anderen vielleicht noch nicht, aber Yumine Akio ist beinahe ein Anagramm zu Akemi Miyano. Das war nicht gewollt, ehrlich. Das muss mir mein Unterbewusstsein so gesagt haben! Gruselig! Jedenfalls bin ich trotzdem sehr dankbar dafür, weil es mir einen entscheidenden Punkt brachte, den ich nun ausführe: das Motiv. Viel Spaß und ich verzieh mich bis nächste Woche, lG, Diracdet _________________________________________________________________________________ Kapitel 10: Geschwister unter sich Lange verharrte Yumine in der Position, in der sie bei Satos letzten Worten erstarrt war. Lediglich Ihre Augen wanderten zwischen dem kleinen Jungen und den Polizisten. Dann erstarrten diese genauso, wie ihr restlicher Körper. Schließlich, es dauerte sicher eine Minute, richtete sie ihren Blick langsam auf. „Ein Schrei...“ Sie sprach es aus, als sei es eine Erkenntnis für sie. „Ja genau, ein Schrei. Etwas anderes war nicht zu erwarten von dieser geldgierigen Schlange!“ Jedwede Freude und Liebwürdigkeit verschwand mit einem Mal aus ihrem Gesichtsausdruck, wie auch aus ihrer Stimme. Bitterer Hass stellte sich ein und das Zurückschrecken der anderen Gärtner deutete an, wie schockierend sie dieser Sinneswandel traf. Masato fing sich als erster und versuchte erneut, seine ehemalige Chefin zu verteidigen. „Wovon redest du da eigentlich? Frau Kojiragi hat uns doch erst durch ihre Großzügigkeit diese Ausbildungsmöglichkeit geschaffen. Ihr ist doch Geld vollkommen egal!“ „Weißt du eigentlich, Masato, wie man auf anderen Friedhöfen Gärtner bezahlt?“ Fast willenlos, regungslos, emotionslos sprach sie vor sich hin. „Äh..., na, von der Verwaltung doch wohl. Darum war man ihr ja so dankbar, dass sie diese Kosten den Leuten da oben abgenommen hat...“ Er brach ab, sah in ein ironisches Lächeln, begleitet von einem rhythmischen Kopfschütteln. „Du hast schon recht, aber es gibt noch eine Sondereinnahme, die zwar kaum ins Gewicht fällt, aber zumindest genannt werden muss.“ „Du meinst, die Gräber, die vom Friedhof im Auftrag der Angehörigen bearbeitet werden?“ „Mhm... wie gesagt, sie reichen normalerweise nie, um Gärtner zu bezahlen und den Rest trägt dann immer die Stadt. Frau Kojiragi hatte sich bereit erklärt, über den Blumenladen die Kosten für Gärtner zu übernehmen. Sollte das Geld daraus mal nicht reichen, bezahlte sie auch den Rest drauf. So weit ist euch das bekannt. Was ihr nicht wisst, was ich auch erst vor einiger Zeit herausgefunden habe, ist, dass sie dafür die Einnahmen aus der Grabpflege erhielt.“ Das Erstaunen über diese Aussage ging durch die ganze Gruppe. „Sie hat es damals vertraglich fest gehalten, um niemals in Zweifel zu geraten.“ „Aber das sind doch trotzdem nur Peanuts, hast du eben doch selbst gesagt?“ „Es waren Peanuts, Masato. Du vergisst zwei Aspekte. Zum Einen ist dies der größte Friedhof Japans mit ständig ansteigender Zahl an Verstorbenen, die hier beigesetzt werden. Zum Anderen hat Frau Kojiragi viel für die Grabpflege getan. Ihre Ausbildung war, das gebe ich gerne zu, ausgezeichnet. Und im zentralen Bereich hat sich die zahlungskräftige Kundschaft eingestellt, die sie nun auch entsprechend hat zahlen lassen. Die Preise, die sie nun bestimmen konnte, da es den Friedhof nichts mehr anging, hat sie der verbesserten Pflege angepasst, um es mal so auszudrücken. Mittlerweile könnte man sich von diesen Einnahmen fünf professionelle Gärtner zu einem doppelt so hohen Gehalt leisten, wie wir es von Frau Kojiragi bekommen. Aber sie weigerte sich natürlich, vom Vertrag zurück zu treten. Sie war eine Geschäftsfrau, nicht mehr und nicht weniger.“ Ihre vier Kollegen standen nur mit weit geöffneten Mündern um Yumine und schauten in den ruhigen, traurigen Blick. Sie waren vor den Kopf gestoßen von ihrer Rede. Sato richtete sich schließlich wieder an sie. „Haben Sie sie deshalb umgebracht? Weil sie aus dem Tod noch ein Geschäft gemacht hat?“ „Tse. Nein, so idealistisch bin ich nun doch nicht. Mir ging es nicht ums Geld und auch nicht um Frau Kojiragis Anliegen mit dem Friedhof. Das war mir beides relativ egal. Ich wollte nur erklären, warum ich wusste, dass sie schreien würde. Wenn sie mal ein paar tausend Yen draufzahlen musste, weil nicht genug Leute im Laden waren, zeigte sie sich schon grimmig, auch wenn sie es dann immer auf sonst etwas schob. Ihr erster Gedanke beim Öffnen der Kasse mag dem Dieb gegolten haben, aber der Zweite der Summe, die sie uns von ihrem Geld zahlen müsste...“ Sie war fast so weit zu lachen, als sie sich die Situation vorstellte, aber Satos ernster Blick hielt sie zurück. „Ich tat es... wegen meinem Bruder, Mino.“ Ihre Kollegen sahen sie nun nur noch verwirrter an. „Du hast doch nie erwähnt, dass du einen Bruder hast, Yumine. Und was hat er mit Frau Kojiragi zu tun?“, ging sie Masato wieder an. „Die beiden haben nichts miteinander zu tun. Sie sind sich nie begegnet.“ Ein tiefes Einatmen ihrerseits deutete an, dass sie zu einer Erklärung ansetzte. „Ihr müsst dazu wissen, ich komme aus einer zwar nicht wohlhabenden Familie, aber doch so vermögend, dass unsere Eltern meinem Bruder und mir ein abbezahltes Haus mitsamt einem schönen Garten hinterließen.“ „Wie, 'hinterließen'? Sind ihre Eltern etwa...“ „Ja, Inspektor Takagi. Sie sind vor fünf Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Mino, der damals erst 11 war, saß auch im Auto, auf der Rückbank. Er überlebte den Unfall, erlitt aber eine Rückenwirbelverletzung, die dann, als man ihn aus dem Fahrzeug herausholte, wie man später feststellte, das Rückenmark traf. Seitdem ist er querschnittsgelähmt. Als ich ihn, nachdem er endlich im Rollstuhl das Krankenhaus verlassen konnte, darüber aufklären wollte, dass ich das Haus unserer Eltern verkaufen würde, damit wir in einer eingeschössigen Mietwohnung leben könnten, war er völlig schockiert.. Seine Worte in diesem Moment vergesse ich nie. „Aber Yumine, ich bitte dich! Wo, wenn nicht hier kann ich mich an Mama und Papa erinnern. Sieh ihn dir an! Dieser Garten, das ist ihr Werk. Ich sehe sie hier, wie sie Unkraut beseitigen, Blumen pflanzen, Beete anlegen, wie wir alle zusammen unter dem Kirschbaum im Frühling sitzen. Ich bitte dich. Es geht mir nicht ums Haus. Ich lerne, mich so gut es noch geht, bewegen zu können. Ich helfe dir, so viel ich kann, aber nimm mir nicht diese Erinnerung, ich möchte... jeden Tag meines Lebens auf diesen Garten sehen können.“ Ich weiß, es mag für euch, für Sie, etwas komisch erscheinen, aber ich konnte nicht anders, als dieses Haus dann behalten. Die nächsten zwei Jahre brachte ich damit zu, durch verschiedene kleine Jobs, die ich annehmen konnte, das wenige Nötige zu erwirtschaften. Wie gesagt, unsere Eltern hatten uns ja trotz des Hauses keine Schulden hinterlassen, die Versicherung zahlte Minos Behandlung und zunächst wurden ja noch die übrigen Zahlungen getätigt, Lebensversicherung, drei Monate Gehalt und so. Das Problem war, dass ich mich auch um Mino und um den Garten kümmern musste. Er konnte, so sehr er sich bemühte, doch nichts mehr tun, und nach und nach zog er sich mehr und mehr zurück, blickte den ganzen Tag nur noch vom Fenster auf den Garten. Und jede Unachtsamkeit, die ich dort beging, jedes nicht ausgezupfte Stück Unkraut oder jede umgeknickte Blume strafte er mit seinem traurigen Blick. Damals erkannte ich, dass ich sein Lächeln nur wiedersehen würde, wenn ich professionelle Gärtnerin würde und diesen Garten so schön machte wie vor dem Unfall. Damals wurde seine Erinnerung mein Traum, mein Lebensziel. Um etwas Geld dabei zu sparen, kam ich hier her, um bei Frau Kojiragi alles Wichtige zu lernen, was nötig war.“ „Aber genau das hast du doch erreicht!“, unterbrach sie Katsuja. „Du bist doch die mit Abstand beste Gärtnerin von uns allen.“ Die Anderen nickten nur zustimmend, als Yumine ihn plötzlich anschrie. „Halt die Klappe, ich kann's nicht mehr hören!“ Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Vielleicht bin ich ja die beste Gärtnerin von euch geworden, aber doch nur, um Minos Leben wieder etwas Freude zu geben. Aber genau das ist zum Fluch geworden. Denn das Ergebnis war, dass Frau Kojiragi mich nicht mehr gehen ließ.“ Sie wartete den Moment ab, wie die anderen reagieren würden. Die Erkenntnis kam langsam. „Ja, genau. Jetzt, wo ihr ihren Charakter kennt, ahnt ihr es vielleicht selber. Dass ich eine so gute Gärtnerin geworden bin, hatte zur Folge, dass ich für alle reichen Schnösel diese ausgefallenen Gräber bearbeitet habe. Damit hat diese Frau ihren Reibach begründet. Aber wäre ich gegangen, hatte sie die Angst, dass auch die Umsätze wieder etwas abfallen würden. Ich hatte schon vor Monaten vielerorts Annoncen aufgegeben und Bewerbungen geschrieben, um als Gärtner eingestellt zu werden, aber sie hat ihren Einfluss geltend gemacht, um das zu verhindern. Sie hatte ja keine Ahnung, warum ich das tat. Sieben Tage die Woche war ich fast ganztägig hier seit Anderthalb Jahren. Was glaubt ihr denn, was zu hause passiert ist? Mino konnte ich ja noch gerade so versorgen, aber der Garten war praktisch nicht mehr zu halten. Und nach und nach zog sich Mino vom Fenster zurück. Diese Frau hat meinem kleinen Bruder das Leben ruiniert, ohne ihm überhaupt begegnet zu sein. Als ich heraus fand, dass sie meine Jobanfragen torpedierte und ich sie um eine Erklärung bat, meinte sie nur: „Geht es dir ums Geld? Ein bisschen was leg ich gerne drauf. Mehr solltest du als Gärtnerin aber auch nicht vom Leben erwarten. Und außerdem möchte ich, dass du dich eines Tages auch um mein Grab kümmerst. Du bist immerhin die beste Gärtnerin, die ich je hatte.““ Sie brach nun endgültig in Tränen aus und sackte auf den Boden. Sato eilte zu ihr, nahm ihr die Hände vom Gesicht und sah sie an. „Auch wenn Ihr Bruder nicht mehr lacht, glauben Sie, er macht Frau Kojiragi dafür verantwortlich, dass der Garten nicht mehr erstrahlt?“ Sie hatte kaum mit einer Reaktion gerechnet, aber Yumine schien genau diese Frage kommen gesehen zu haben. „Sie sind ein Einzelkind, oder? Sie kennen das nicht, das Gefühl, wenn die Eltern aus dem Haus sind und ein jüngerer Geschwisterteil daheim mit einem allein bleibt. Es ist eine Last, eine Verantwortung. Jeder Fehler, den man macht, jedes Unwohlsein des Bruders oder der Schwester, jede Träne, die er oder sie vergießt, ist das eigene Versagen vor den Eltern. Und sind sie tot, so trägt man alle diese Verantwortung alleine. Dauerhaft. Im Moment, als meine Eltern starben, war mein ganzes Leben nur noch für Mino bestimmt. Seine Träume, seine Freude, das waren meine Ziele. Als Frau Kojiragi diese zerstörte..., hat sie auch mein Leben zerstört.“ Mit diesen Worten riss sie ihre Hände wieder los. Charon kam langsam auf sie zu und miaute ihr verständnislos entgegen. Es klang nach einem 'warum'. Wie töricht, das hatte sie doch gesagt! Warum hast du das getan? „Charon, es... tut mir Leid. Ich wollte nicht dich dafür verantwortlich machen.“ Sie nahm die Katze in die Arme, fast, als hielte sie das Tier für ihren kleinen Bruder. Sato meinte, an ihren Lippen das Wort Mino ablesen zu können, doch Takagi unterbrach ihren Gedanken. „Deshalb auch diese ganze, komplizierte Methode. Sie töten wollten Sie sie schon länger, aber ohne dass Ihre Kollegen irgendwie involviert sind. Die Sache mit dem Regal würde die Polizei auf den Verdacht eines Mechanismus bringen. Die anderen Gärtner hätten kein Alibi gehabt, aber so würde auch eine Person mit Alibi verdächtig sein. Mit fünf Verdächtigen, ohne Tathergang oder Beweis hätte das Gericht niemanden auch nur vorgeladen. Sie sind doch ganz schön idealistisch, Yumine, da sollten Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Aber das ist wirklich ein böses Spiel des Schicksals mit Ihnen gewesen. Ein bisschen mehr oder weniger Geld, dass Ihnen Ihre Eltern hinterließen, eine andere Assoziation Ihres Bruders, ein anderer Ort für die Gärtnerausbildung, nur einer dieser Punkte hätte gereicht, um einen Mord zu verhindern. Bitterböse Ironie, findest du nicht auch, Conan? Äh, Conan...? Ai...?“ Die Tür stand sperrangel weit offen, aber die beiden Kinder waren nirgends zu sehen. Er rannte hinaus, sah sich um, erblickte aber nur einen abfahrenden Bus. „Sie werden doch nicht...“ „Takagi, sieh mal!“ Seine Kollegin, die ebenfalls zum Eingang gekommen war, hob einen Zettel auf, der unter einen Blumentopf geklemmt war. Darauf war mit Bleistift geschrieben: An die Detektive des Polizeihauptquartiers, tut uns sehr Leid, dass wir nicht bleiben konnten, aber unser Bus wartete und Sonntags fährt er ja so selten. Das ist aber vermutlich kein Problem, da Sie ja so genial diesen Fall gelöst haben und wir nur Zuschauer waren. Da dürfte eine Aussage von uns wohl überflüssig sein. Es ist sehr schade, dass ihr Date nicht geklappt hat, aber hier an diesem Ort, an dem nur die Vergangenheit ruht, wäre auch keine zukünftige Entwicklung möglich. Trotzdem einen angenehmen Sonntag, wünschen Ihnen Ai und Conan Die beiden Polizisten sahen sich verwirrt an, bis Takagi plötzlich aufschreckte. „Die Kollegen! Wenn die hören, weshalb wir hier waren...“ „Dann wird die ganze Polizei anfangen, Conan gegenüber Nachforschungen anzustellen. Und den Fall des eine Milliarde Yen Raubes neu aufrollen. Na super, was hab ich dir gesagt, wir sollten doch nicht ihn gefährden...“ Sie sah ein ironisches Lächeln auf seinen Lippen. „Dieser kleine Schlaufuchs! Genau das wollte er damit sagen. Er wusste ganz genau, was wir hier getan haben. Er hat es sogar am Ende noch erwähnt. Dies ist ein Ort der Vergangenheit. Wir sollen Akemi Miyano ruhen lassen, weil es hier keine Wahrheit zu ergründen gibt. Und damit das so bleibt, müssen wir uns darum kümmern, dass nicht herauskommt, warum wir hier waren.“ „Und dafür können wir dann auch seine Anwesenheit nicht angeben, da sonst seine Anwesenheit hier hinterfragt wird, was aufs gleiche hinausläuft. Äh, Moment, die Kollegen sind doch in spätestens zehn Minuten hier!“ Fast als wollten sie gleichzeitig durch die Tür zurück in den Laden, stürmten sie hinein. „Wir hätten da noch eine Kleinigkeit zu klären...“ Der Bus fuhr nach ein paar Minuten an einer entgegenkommenden Polizeisirene vorbei. Conan und Ai sahen gar nicht hin. Man wollte ja nicht noch unnötig auffallen. Sie schnaubte kurz in ihr Taschentuch. Er lächelte ironisch. „Na, hat sich der Wind vom Eingang zum Blumenladen verzogen?“ „Natürlich, was glaubst du denn?“ „Hm, weiß nicht. Vielleicht, dass dich diese Yumine Akio an jemanden erinnert. Große Schwester, die sich um ihren Bruder kümmert, weil die Eltern verstorben sind?“ Ihr Blick wurde kurzzeitig so giftig, als ob sie ihn töten wollte und er fuhr schlagartig zurück. Letztlich begnügte sie sich aber damit, das Thema zu wechseln. „Wann hast du den Brief eigentlich geschrieben?“ „Ach das, das hab ich gemacht, bevor ich mich an der Tür gezeigt habe, also gleich nach der Mail an dich. Ich dachte nur, braucht ja nicht unbedingt einer erfahren, warum du hier warst.“ „Und warum waren die beiden hier? Die Polizei kommt ja erst jetzt.“ „Na wohl zu einem Date, schätze ich.“ „Ein Date?! Auf dem Friedhof? Ich dachte schon, ich hätte ungewöhnliche Hobbys. Und dann in der Kleidung?“ „Vielleicht besuchten sie auch jemanden. Aber die beiden sind doch eh so auf ihre Arbeit fixiert, die sehen nur dann wie für ein Date gekleidet aus, wenn sie undercover ermitteln.“ Sein Grinsen schien sie kaum zu bemerken, bis er selbst von ihrem ernsten Blick wieder nervös wurde. „Was? Was ist, Ai?“ „Danke. Ich wollte mich lediglich bedanken, dass du mich hierher begleitet hast. Das hat mir... sehr viel bedeutet. Und auch, dass du jetzt verhinderst, dass die Polizei nachfragt.“ Er sah einen Augenblick verwundert zu ihr, drehte sich dann aber weg. „Tse, übertreibs nicht! Wenn du noch mehr Gefühle zeigst, explodierst du womöglich.“ Der Sarkasmus war nicht ernst gemeint, das wusste sie. Er war sichtlich überrascht, aber das war er ja auch schon Dienstag Abend, als sie ihn darum bat, ihn dahin zu begleiten. Sie hatte ihm sogar sehr bereitwillig von den Schmetterlingen erzählt. Was ihn auf eine Frage brachte, die er schon länger stellen wollte. „Sag mal, Ai. Es waren doch sechs Schmetterlinge. Einer für Akemi, einer für dich, zwei für deine Eltern, einer für Akai und einer für mich. Danke, übrigens. Aber sag mal, warum hast du keinen siebenten mehr gefangen? Das war doch wohl kein zeitliches Problem, oder?“ „Für wen bitte sollte denn ein siebenter gewesen sein?“ „Äh, naja, ich weiß auch nicht, für den Professor vielleicht. Oder so ähnlich...“ Er fühlte sich sichtlich ertappt, aber Ai antwortete nur in Gedanken. 'Warum ich für Ran keinen Schmetterling gefangen habe? Sei nicht albern, Shinichi! Ich bin nicht so naiv, wie du denkst. Jeder Schmetterling steht für eine der Personen in meinem Leben, die mit der Organisation zu tun hatten und versuchen, sich ihr entgegen zu stellen. Ran ist zwar mit Vermouth in Kontakt gekommen, aber noch sind ihre Hände frei von jeglichem Blut und ihre Seele von jeder Dunkelheit. Anders, als bei uns. Nicht einmal du konntest dich davon freisprechen, Shinichi. Im Tropical Land hast du den Beweis deiner Unfähigkeit abgeliefert. Es ist so. Selbst, wenn du dich jetzt beherrschen könntest, was ich nicht uneingeschränkt glaube. Ihr aber würde kein solcher Schmetterling zustehen. Nein. Und, ehrlich gesagt, einen gänzlich weißen Schmetterling... habe ich tatsächlich in der kurzen Zeit nicht auftreiben können.' „Aber für dich ist der Fall doch nicht ganz abgeschlossen, oder?“, begann sie letztlich wieder laut. „Du meinst das Geld aus der Kasse? Nun, ich habe den beiden einen kleinen Tipp gegeben, damit sie nicht den ganzen Friedhof umgraben müssen.“ „Na dann.“ Sie lehnte sich genau wie er zurück. Bis Beika brauchte der Bus noch mindestens 25 Minuten. „Und, was macht die frisch gebackene Französisch-Spezialistin?“ „Ran? Och, ehrlich gesagt, sie kam Gestern Abend erst ziemlich spät, da hab ich sie gar nicht mehr gesehen. Sie meinte, Kirika wäre eine ebenso strenge Lehrerin wie Mademoiselle Bouquet. Und Sonokos Versuche, die ganze Situation ab und zu aufzuheitern, wie sie es nannte, ignoriert sie angeblich.“ „Oh, man. Immer noch der kleine Junge, was?“ Verdutzt blickte er in ihr verschmitztes Grinsen. „Schon mal daran gedacht, dass Frauen Männern nicht erzählen, was sie machen, wenn sie unter Frauen sind?“ „Und für die Langsamen unter uns?“ „Hm, weiß nicht, erzähl du's mir. Was haben Sonoko, Ran und ein Mitglied der Soldats miteinander zu klären?“ „Du glaubst, sie wollte mit Ran in Ruhe über... Shinichi Kudo reden?“ Sie lächelte nur stumm. „Den Zahn muss ich dir leider ziehen. Du vergisst, dass Jodie da auch ein Wörtchen mit zu reden hat. Sie lässt Sonokos Zimmer per Wanze überwachen. Gebe es irgendetwas anderes als Französisch, worüber sie reden, dann wollte sie es mir sofort mitteilen. Aber bisher kam keine Nachricht.“ „Machst du es dir da nicht etwas zu einfach? Ihr Zimmer ist nicht die ganze Wohnung und...“ „Sonoko weiß nicht, dass ich Shinichi Kudo bin. Definitiv!“ Er unterbrach sie rüde, aber seine ernste Miene ließ sie ohnehin aufhorchen. „Du kennst sie nicht so gut, wie du vielleicht glaubst. Ich kann nicht für Rans Eltern sprechen, besonders nicht für ihre Mutter, da diese ja nicht bei ihr wohnt, aber außer den beiden kennt niemand Ran Mori so gut, wie Shinichi Kudo und Sonoko Suzuki. Und ich meine niemand. Sie weiß ganz genau wie ich, was es für Ran bedeutet, ohne Shinichi Kudo zu sein. Im Moment, in dem Sonoko erfährt, dass ich er bin, würde sie es Ran erzählen, ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren. Keine Organisation könnte sie hindern. Sie würde es ihr sofort sagen, um sie nicht länger leiden zu sehen. Da würde sie kein Geheimnis erst großartig aufbauen müssen. Im Gegenteil, so etwas mag sie gar nicht. Sie ist, tja, einfach viel offener als Ran...“ „...oder du?“ Er sah sie etwas genervt an. „Schon gut, ich weiß, ich bin auch etwas verschlossen..., in manchen Situationen, aber Sonoko eben nicht. Darum bin ich mir absolut sicher, sie weiß es nicht und ich bezweifle, dass sich diese Kirika, gesetzt, dass sie es weiß, die Mühe macht, Ran über Sonoko zu ihr zu schicken, um ihr dann zwischen Tür und Angel zu erzählen, dass ich es wäre.“ „Na, dann. Ich hoffe nur, dass deine Einschätzung Sonokos ebenso genau ist, wie deine Einschätzung Rans. Zumindest, nachdem sie dir gesagt hat, wie sie für Shinichi Kudo empfindet.“ Er verschluckte sich beim Ende des Satzes fast, hustete eine halbe Minute wild vor sich hin und krümelte sich beleidigt zur Seite. 'Du übersiehst leider etwas, Shinichi. Ein Detail zu bemerken, dass dir selbst nicht entgangen ist, solltest du auch anderen zutrauen. Selbst Sonoko. Oder... gerade Sonoko.' „Und wenn Sonoko es Ran gar nicht mehr erzählen muss?“ Nun wandte er sich doch wieder ihr zu. Nur kurz, dann wanderte sein Blick wieder nach vorne. Er wollte sie nicht bei dem ansehen, was er nun sagen würde. „Ich weiß. Sie glaubt, ich bin Shinichi.“ „Nein, Kudo. Sie weiß es.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, eben nicht. Sie weiß, dass alle Gemeinsamkeiten, die er und ich haben, alle Zufälle und alle Überlegungen und Begründungen in diese Richtung bedeutungslos sind. Es ist einfach zu unglaublich, als dass man etwas wie diese Gründe im Ernstfall gelten lassen würde. Ich kann alles, was sie einwendet, als Zufall verleugnen und es gibt nichts, was sie dagegen tun kann. So lange ich nicht gestehe, Shinichi Kudo zu sein, hat Ran keine Chance, es zu beweisen.“ Er lachte schwach, als wolle er sich selbst verhöhnen. „Glaub mir, es fiel mir viel schwerer als alle Lügen, die ich ihr aufgetischt habe, aber nun habe ich sie endgültig diesbezüglich in eine aussichtslose Lage gebracht. Und da ich ihr auch noch das Versprechen abnahm, sich nicht in meinen Fall einzumischen, ist sie jetzt vielleicht endlich in Sicherheit. Gefangen in dem Netz, das ich gesponnen habe...“ Takagi und Sato konnten die Gärtner gerade noch rechtzeitig überreden, die kleinen Kinder und den Besuchszweck der beiden Polizisten außen vorzulassen. Ersteres, weil das ja nur unnötige Befragungen von zwei kleinen Kindern bedeute, die ja eigentlich nicht wirklich zur Fallaufklärung beigetragen hätten. Zweites, weil „die Untersuchungen im Fall Akemi Miyano noch nicht beendet sind und nicht mit diesem Fall kollidieren sollten“, wie es Takagi ausdrückte. Das Geld fand sich, wie Sato ahnte, in den Blumentöpfen, direkt vor dem Eingang verteilt. Der eine Topf, unter den Conan die Nachricht legte, fühlte sich außergewöhnlich schwer an, vor allem am Boden. Der Rest der Spuren ergab sich, wie von Sato vorausgesagt. Bis alle Aussagen aufgenommen, alle Berichte geschrieben und alle Kollegen darüber aufgeklärt waren, dass die Inspektoren tatsächlich nur eine ehemalige Freundin Satos dort besuchten, war der späte Nachmittag erreicht und im Antlitz der untergehenden Sonne verließen beide gemeinsam endlich das Polizeirevier. „Puh...“, stöhnte er gleich los, als er die Tür hinter sich schloss. „Viel haben wir letztlich doch nicht erreicht.“ „Wie gut schätzt du ihn ein, Wataru?“ „Conan? Nach der heutigen Show? Er hat alles gewusst, von Anfang bis Ende. Und von den fünf hat keiner gemerkt, dass er überhaupt eine Rolle gespielt hat!“ „Er ist sehr gut, ja. Aber eigentlich wussten wir das schon vorher. Die letzten Zeilen seiner Nachricht machen mich immer noch stutzig. „...aber hier an diesem Ort, an dem nur die Vergangenheit ruht, wäre auch keine zukünftige Entwicklung möglich.“ Das klingt so, als meinte er, wir wären am falschen Ort.“ „Lasst die Toten ruhen! So sagt man im Sprichwort. Akemi kann uns nichts mehr sagen, deshalb sollen wir sie in Ruhe lassen. Das wäre eine mögliche Erklärung, also hat es vielleicht etwas damit zu tun.“ Sie faltete ihre Finger um ihr Kinn. „Ich habe Masato vorhin gebeten, gleich, nachdem er entlassen wurde, nachzusehen, ob sich an Akemis Grab etwas verändert hatte. Ich hatte ihm dafür eine Nummer gegeben. Er meinte am Telefon, es sei alles wie immer gewesen. Vielleicht haben er und Ai jemand ganz anderes besucht und nur den Namen mitbekommen. Genannt haben wir ihn ja oft genug.“ „Aber das heißt trotzdem, dass ihm der Name etwas sagt. Und außerdem, wenn sie ohne weiteres nur kurz da waren, könnte das unbemerkt geblieben sein. Ach, man kommt doch so nicht weiter!“ Das zerzauste Haar, das er sich kurzerhand bereitete, schien seinen Gedanken nachempfunden: vollkommen verworren. „Und, was hast du jetzt vor? Weiter im Archiv nach Antworten suchen?“ „Lass mich eine Nacht drüber schlafen. Ich brauche einfach die Zeit. Hab ja drei Wochen gebraucht, um zum Friedhof zu finden!“ Sie musste lachen. Er konnte sie mit seiner meist offenen Art immer und immer wieder zum Schmunzeln bringen. „Na dann, wünsche ich dir einen erkenntnisreichen Schlaf. Bis Morgen.“ „Ja, bis Morgen, Miwako.“ Ihre Blicke trennten sich und sie gingen in verschiedene Richtungen davon. Jedoch, ihre Gedanken waren die gleichen: 'Ich will jetzt endlich eine Antwort!' Kapitel 11: Beamte und ihre Geheimnisse --------------------------------------- Hallo an alle Lesenden, erstmal wie immer ein ganz herzliches Dankeschön an all die vielen Kommis. Dann, um zu erklären, warum ich trotz leerer Warteschleife schon heute hochlade, ganz einfach, weil ich morgen nicht dazu komme. Gar nicht. T_T Dann seid bitte nicht von der Wörterzahl geschockt, ihr versteht es am Ende - zumindest hoffe ich das, sonst hab ichs schlecht gemacht... :P Dann noch ein wichtiges Vorwort zur Struktur dieses Kapitels: Es beschreibt die Szenen aus Satos und Takagis Blickwinkel, immer im Wechsel. Die Trennung erfolgt durch 2 Zeilen Abstand. Es gibt auch mal eine Zeile Abstand, das meint dann etwas anderes wie Rückblende. Die erste Szene ist aus Satos Sicht. So, falls ihr jetzt nich Lust habt, mache ich mal Platz für die erste große Auflösung im 5000 Worte Stil. ^^ Bis nächste Woche. lG, Diracdet __________________________________________________________________________________ Kapitel 11: Beamte und ihre Geheimnisse Sie ging ruhig den Weg entlang Richtung Park. Die Dunkelheit breitete sich aus und um den erleuchteten Steinpfad herum schien sich ein Nichts zu bilden, das diesen als einzigen im Universum kennzeichnete. Die Autos der nahen Straßen wurden Schritt um Schritt leiser, bis sie hinter einer Biegung fast völlig verstummten. Sie blieb stehen, wandte sich nach allen Seiten. Niemand war da, zumindest sagten das ihre Augen, nicht ihr Instinkt. „Kommen Sie raus! Sie wissen, dass ich solche Spielchen nicht mag.“ Nun bewegte sich etwas, wandelte durch die Schwärze langsam auf sie zu. „Entschuldigen Sie, Inspektor Sato, aber ich wusste es noch nicht. Ich werde es mir merken.“ Die Angesprochene wich vor der unbekannten Frauenstimme zurück. „Wer sind Sie? Wo ist...“ Takagi musste noch einiges einkaufen und fand sich mit einer schweren Tüte vor dem Kopf nun kurz vor seiner Eingangstür ein, verzweifelt versuchend, einhändig seinen Schlüssel aus der Hosentasche zu holen, als er die Lichter bemerkte, die aus der Wohnung drangen. 'Oh je, das gibt Ärger?' Er drückte die Klinke hinunter, setzte die Tüte ab und ging schnurstracks ins Wohnzimmer. Dort machte es sich auf der Couch ein Mann, etwa dreißig, bequem. Seine Frisur war etwas länger als die Takagis, aber ebenso gerade gekämmt, er trug einen Schnurrbart, aber ansonsten sah er dem Wohnungsinhaber sehr ähnlich. Vor ihm lagen einige Akten, aussortiert aus einem großen schwarzen Ordner, der wiederum den Inhalt einer neben der Couch abgelegten Aktentasche bildete. Der Anzug des Gastes und der Mantel, den Takagi im Flur noch bemerkte, rundete das Erscheinungsbild ab. Er blickte von den Unterlagen auf, seine ernste Miene verzog sich erst nach ein paar Sekunden. „Hallo Wataru. Weißt du eigentlich, dass du nie ordentlichen Schnaps zum Anstoßen zu hause hast?“ „Ach man, Subaru, den hab ich ja extra noch gekauft!“, rief er ihm entschieden entgegen, bevor beide sich lachend begrüßten. „Du hast dich wirklich gemausert, kleiner Bruder. Ein guter Job und eine ansehnliche Wohnung.“ „Musst du mich so nennen? Ich bin immerhin nur drei Jahre jünger als du.“ „Wenn du dich so selten zu hause blicken lässt, bleiben einem halt immer die alten Erinnerungen.“, gab Subaru mit einem Lächeln zurück. Dann wurde er wieder ernst. „Ich würde es allerdings bevorzugen, und Mutter und Vater auch, wenn du als Polizist etwas öfter mal zu ihnen kommst. Nicht, dass dir noch was passiert, und wir haben dich dann ein Jahr oder so nicht gesehen.“ Er blickte mit einem Auge zu den Akten. „Hast du, worum ich dich gebeten habe?“ „Komm, setz dich! Ich glaube, wir müssen reden.“ „Wo ist mein Kontaktmann?“ Sie war sichtlich verwirrt, versuchte aber, das herunter zu spielen. Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Die blonde Frau, eindeutig keine Japanerin, lächelte leicht. Ihr Blick schien durch Sato hindurch zu sehen. „Monsieur Takeshi ist vorläufig nicht mehr ihr Kontaktmann. Ich bin es. Und um ihre erste Frage zu beantworten, mein Name ist Mireille Bouquet.“ Sie sprach so ruhig und überlegen, dass es Sato Angst wurde. Immer noch versuchte sie, es zu kaschieren. „Das ist auch nicht mehr weiter von Bedeutung. Ich habe genug von Ihnen. Ich trete aus.“ „Hm, das tut mir Leid, aber aus Les Soldats kann man nicht einfach austreten.“ Verärgert zückte die Polizistin ihre Waffe. „Wie können Sie es wagen, sich nach so langer Zeit wieder blicken zu lassen, nachdem sie...“ Sie spürte an ihrer Schläfe den kalten Lauf einer Pistole. Aus dem Augenwinkel sah sie eine junge Japanerin, die mit völlig unbeteiligtem Ausdruck dastand, gar nicht sie anschaute, sondern mehr vor sich hin starrte und ebenso gefühlskalt und dennoch fast kindlich naiv sprach. „Sie sollten es nicht versuchen. Bevor Sie es schaffen, abzudrücken, würde die Kugel ihren Gehirnstamm treffen und damit ihre Koordination so weit zerstören, dass, selbst wenn Sie die Druckwelle kompensieren würden, Sie niemals Mireille treffen könnten.“ Sie schluckte. Auch wenn sie schon einiges erlebt hatte als Polizistin, so nah hatte man sie noch nicht mit einer Waffe bedroht. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf und sie spürte, wie sich Angstschweiß auf ihrer Stirn bildete. Ein erzwungenes Lächeln entrang sie sich und richtete es auf Mireille. „Sie... Sagen Sie mir..., warum haben Sie zugelassen, dass Takagi und der Junge im Tokio Tower eingesperrt wurden?“ „Wataru...“, begann sein Bruder ruhig, nachdem Sie sich gegenüber gesetzt hatten, „Warum interessiert dich dieser Junge, Conan Edogawa, so sehr? Du hast den Namen beim Anruf auch erwähnt und dass ich mal nach ihm suchen sollte. Es gibt keinen Conan Edogawa. Nirgends auf dieser Welt. Zumindest nicht offiziell. Aber das dürfte keine Überraschung für dich sein. Immerhin hast du ja selbst schon nach ihm gefahndet – erfolglos. Und die Tatsache, dass du seinen Namen als dein Passwort benutzt, bestätigt wohl meine Vermutung.“ Wataru sprang förmlich auf. „Wie kommst du darauf, dass das Passwort meines USB-Sticks...“ Er hielt inne. Ein Lächeln zeichnete sich auf Subarus Gesicht ab. „Du benutzt immer noch den gleichen Code, den du dir in der Schule ausgedacht hast. Du nimmst ein Wort in lateinischen Buchstaben, schreibst für jeden Buchstaben seine Position im lateinischen Alphabet als Zahl, drehst die ganze Zahlenkolonne eines Wortes um und schreibst gerade weg wieder neue Buchstaben: Conan Edogawa wird zu 3-15-14-1-14 5-4-15-7-1-23-1, umgekehrt also 41141513 132175145 und unter den Möglichkeiten, die diese Zahlen geben, hast du die ausgewählt, die am ehesten nach einem Namen klingt: Daadom Mugene. Zugegeben, nicht schlecht, vor allem, da es im Allgemeinen mehrere Varianten gibt, ein Wort zu kodieren, und weil man auf gleichem Wege, wie man kodiert, auch wieder dekodieren kann und weil die Kombination zweier völlig simpler Codes diesen erzeugt. Ich bin dein Bruder, Wataru. Ich weiß, wie du denkst. Deshalb hab ich das Passwort binnen einer halben Stunde heraus bekommen. Und deshalb weiß ich auch, dass du niemals dich einfach so mit solchen Verstößen gegen Polizeirichtlinien abfindest, wenn du nicht absolut von deiner Sache überzeugt wärst. Ich meine die Entwendung von Daten zu Fällen und die unsachgemäße Verwendung dieser. Bevor ich dir sagen kann, woran du wirklich bist, muss ich aber wissen, was dieser Junge damit zu tun hat.“ Das Lächeln war verschwunden, sein Blick war nicht mehr nur ernst, es hatte einen Hauch von Angst. Wataru wusste genau, dass er diese Empfindung bei seinem Bruder nur sehr selten gesehen hatte. Er setzte sich wieder, holte tief Luft. „Na schön... Ich glaube, er ist gar kein kleiner Junge.“ Das Gesicht seines Gegenüber wandelte sich nun zu interessiert. „Wie, kein Kind? Er ist nicht, wer er vorgibt zu sein. So weit ist alles klar, aber wie...“ „Der Tokio Tower.“ „Der Turm? Du meinst den Fall mit dem Bombenleger? Der steht aber nicht in den Akten auf dem Stick.“ „Die Akte dazu brauchte ich auch nicht, da ich damals selbst den entscheidenden Punkt nicht genannt habe. Sozusagen habe ich sie eigenhändig gefälscht, weil ich nicht erwähnte, worüber Conan und ich dort sprachen.“ „Ja, ich erinnere mich. Du warst mit dem kleinen Jungen im Tower gefangen mit einer Bombe. Hättet ihr die Bombe entschärft, hättet ihr den Hinweis nicht sehen können, der zur zweiten Bombe führte. Aber, hatte der Bombenleger nicht ein Handy bei der ersten Bombe, so dass er hören konnte, was ihr gesagt habt? Dann hätte er doch wissen können, was...“ Er schüttelte nur kurz den Kopf. „Wir haben leise gesprochen, so dass er nichts mitbekommen konnte. Wir hatten gerade, oder besser Conan hatte gerade die Botschaft entschlüsselt und herausgefunden, dass das zweite Ziel eine Schule war. Und damit auch, dass es unmöglich wäre, die Bombe vor der angegebenen Zeit zu finden. Es war eigentlich geklärt, dass wir den Hinweis abwarten würden und dann...“ „Schon klar, aber was hat dich denn nun so sehr auf den Jungen aufmerksam gemacht?“ „Alles, das ist es ja. Ich hatte bis dato schon eine ganze Weile mit ihm zu tun. Seine Fähigkeiten haben mich von Anfang an überrascht, teilweise auch schockiert. Er scheint besser logisch kombinieren zu können, als die meisten Erwachsenen, er kann quasi das Polizeihandbuch auswendig, er scheut keinen Tatort und all das als sechsjähriger! Das war schon vor diesem Tag so. Damals hat er die Bombe entschärft, seelenruhig hat er daran gearbeitet, alles korrekt eingestellt bis zum letzten Kabel, oder genauer, den letzten drei Kabeln. Hätte er die auch durchgetrennt, wäre die Nachricht nicht erschienen. Nebenbei hat er, wie gesagt, die Botschaft entschlüsselt. Ich muss dazu sagen, er hat bei der Suche nach der ersten Bombe bereits eine Nacht durchgemacht und immer noch besser gearbeitet als ich. Tja... und dann, dann kam es. Als er über die Schulen sprach, die nun als zweites Ziel ausgemacht waren, da sagte er: 'Da ist doch noch jemand, oder? Jemand, der Ihnen auf der ganzen Welt am wichtigsten ist und den Sie unter keinen Umständen sterben sehen wollen, nicht wahr?'“ „Was denn, das hat er gesagt? Zu dir? Aber das passte doch gar nicht so richtig zur Situation, oder?“ „Hm“, sinnierte Wataru, „Die Person, die mir damals am wichtigsten war, kam durch den Bombenleger auch in Gefahr, aber nicht, wenn sie nicht in einer Schule war. Ich glaube, er bezog es auch auf sich selbst. Dass die wichtigste Person für ihn in einer Schule war zu diesem Zeitpunkt. Es waren aber Ferien. Die Grundschulen hatten alle zu. Wirklich besetzt waren weit weniger Schulen, auch wenn das natürlich nicht hieß, dass die anderen leer waren.“ „Merkwürdig, wirklich, aber nach allem, was du sonst über ihn erzählst, ist das doch auch nicht mehr so was Besonderes. Und dass ihn das nicht zum Kind machen soll, versteh ich immer noch nicht.“ „Nein, nein, das nicht. Das wollte ich nur erwähnen, um dir den einen Satz zu verdeutlichen, den er dann noch sagte. Ich hatte mich wohl schon mit dem Tod arrangiert, also wollte ich einfach noch die eine Frage los werden, die mich quälte, seit ich ihn das erste mal in „Aktion“ erlebt habe. Ich bat ihn, mir zu sagen, wer er in Wirklichkeit wäre.“ „Er hat dir wohl nicht geantwortet, wenn du immer noch nach ihm forschst, was?“, gab er mit einem ironischen Lächeln zurück. „Doch, er hat mir geantwortet und ich werde diese Antwort mein Lebtag nicht vergessen. Ich brauche sie nicht aufzuschreiben, sie verfolgt mich nämlich bis in meine Träume. Sie ist der Grund, warum ich mich für Conan Edogawa so interessiere. Er sagte: 'Na ja... Wenn Sie das wirklich interessiert, dann gerne! Und zwar im Jenseits!'“ „Sagen Sie es mir endlich!“ Sie wollte ihre Pistole weiter ausrichten, spürte aber sofort, wie der Lauf von Kirikas Waffe sich in ihre Haut bohrte. Sie senkte sie schließlich wieder. Tränen strömten an ihrer Seite. „Sie... Sie haben es mir versprochen!“ Ohne eine Miene zu verziehen, schien Mireille kurz zu überlegen. „Ach darum geht es? Ich habe davon gehört, ja. Was damals passiert ist, vor drei Jahren. Als ihr Partner, Jinpei Matsuda, beim Einsatz ums Leben kam.“ Sato zuckte erschrocken zurück. „Wie war das noch? Sie gaben sich die Mitschuld, nicht wahr? Leugnen Sie es nicht! Danach haben Sie einen Monat lang jeden Abend ein und dieselbe Bar aufgesucht und sich zugeschüttet. Irgendwie haben Sie es geschafft, das mehr oder minder vor Ihren Kollegen zu verbergen, vielleicht dachten diese auch einfach, Sie hätten sich zu hause betrunken. Und jeden Abend heulten Sie dem Barkeeper und einigen Gästen, ob diese wollten oder nicht, vor, was Sie für eine zweite Chance geben würden.“ Unwillkürlich verspürte Miwako Sato bei dieser Erinnerung den Drang, die Geschichte fortzuführen. „Und dann... sind Sie aufgetaucht. Dieser Mann, Takeshi. Ich erinnere mich auch noch sehr gut an seine Worte. 'Sagen Sie, Inspektor, wollen Sie wirklich eine zweite Chance? Das sagen zwar viele Leute immer wieder gern, aber, um mit den Worten eines britischen Musikers zu sprechen, könnten Sie schwören, wenn Sie diese zweite Chance bekommen würden, Sie würden nicht genauso wie vorher handeln? Was wollen Sie? Was wollen Sie... wirklich?' 'Ich will, dass es nicht noch einmal passiert. Ich will es verhindern. Ich will dieses Schwein zur Strecke bringen. Er darf keine Bombe mehr zünden. Niemals!' 'Er wird wieder kommen. Er will Sie. Die Polizisten. Sie müssen warten, er kommt. Dann müssen Sie bereit sein.' Damals bin ich den Soldats beigetreten, weil sie mir versprochen hatten, dass ich eine zweite Chance bekomme und dass es keine getöteten Polizisten geben würde. Aber sie haben ihr Versprechen nicht gehalten!“ „Wieso nicht? Der Bombenleger kehrte wieder, wurde geschnappt und Takagi weilt ebenso noch unter den Lebenden, wie alle anderen Polizisten hier. Mehr noch, Sie haben wirklich Ihre zweite Chance genutzt und den Kampf gewonnen. Nicht gegen den Mörder Matsudas, sondern gegen sich selbst. Das ist wirklich beeindruckend.“ „Lassen Sie den Unsinn! Sie haben zugelassen, dass Conan und Takagi in den Tokio Tower gegangen sind. Warum haben Sie das nicht verhindert?“ Ein Lachen entrang sich Mireilles Kehle. „Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen das verrate?“ Nun musste auch Miwako lachen, auch wenn es gezwungen klang. „Warum hätten Sie sonst den weiten Weg hier her unternommen? Man sieht nicht alle Tage so bedeutsame Mitglieder, wie Sie.“ Ihr linkes Auge schwankte zwischen Mireille und Kirika hin und her, als plötzlich verbitterte Wut sich im Gesicht ihres Gegenüber abzeichnete. „Merken Sie sich eines, Inspektor und merken Sie es sich gut: Ich... bin... keine... Soldats!“ Sie zuckte erneut erschrocken zusammen. „Aber, Sie sind...Sie sind doch... Noir, nicht wahr?“ Sie verfluchte diese letzten Worte bereits, als sie sie ausgesprochen hatte. Der Griff um den Abzug von Kirikas Waffe bewegte sich, gleich würde sie abdrücken. Sie wollte gerade ihre Augen schließen, als sie im Gesicht der Französin eine weitere Änderung wahrnahm, zurück zum zufriedenen Lächeln von vorhin. Mit einem Augenwink deutete sie ihrer Partnerin etwas an und das kalte Metall löste sich von Miwakos Schläfe. Das bereitete ihr fast einen größeren Schrecken, als die Situation zuvor. Sie merkte, dass sie sich nicht rühren konnte und zum zuhören verdammt war. „Verwechseln Sie es nicht. Noir und Les Soldats haben weit weniger mit einander zu tun, als Sie denken. Und was ihre Frage angeht, es war nicht nötig, einzugreifen. Denn, sehen Sie, Conan Edogawa wählt den Zeitpunkt seines Todes selber. Und damals war dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen.“ Eine Weile brauchte sie noch, um sich zu fangen und Mireille schien ganz in Ruhe diesen Moment abzuwarten, ohne sich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu bewegen. „Sagen Sie,...“, begann sie schließlich wieder gefasst, „... was soll das alles mit Conan? Sie haben, als ich ihm das erste Mal begegnet bin, gesagt, er wäre jemand Besonderes, dass es allerdings besser wäre, wenn das nicht all zu viele Leute so sehen würden. Seit damals finde ich ihn faszinierend, aber letztlich haben Sie mir nie gesagt, wer er ist. Seit drei Wochen nun weiß ich, er hat etwas mit der Organisation zu tun und seit diesem Zusammenstoß mit Wodka trage ich diese blöden Kapseln mit mir herum.“ Sie holte ein Etui aus der Jacke und warf es Mireille vor die Füße. „Ich konnte es gerade so noch vor den Augen des FBI-Agenten verbergen. Was hat es mit diesen Kapseln auf sich, die ich ihm stehlen sollte und wer zum Henker ist Conan Edogawa?“ „Oh? Hat Ihnen das Ihr Kollege nicht gesagt? Dann kennen Sie ihn wohl doch nicht so gut, dass er Ihnen vertraut.“ ...und zwar im Jenseits.'“ Subaru sprach diesen Satz mehrfach vor sich hin. „Das... ist... wirklich...“ Ihm schien ein passendes Wort zu fehlen, aber es war auch keines nötig. „Schon klar, aber stell es dir bildlich vor. Ich weiß nicht, wann er sich entschieden hat, doch die Kabel durch zu schneiden, aber er wollte mich sicher nicht schocken. Das heißt, er war genauso überzeugt wie ich, zu sterben. Die Art, wie er auf meine Frage reagierte, dieses 'dann gerne' spricht doch dafür, dass er wirklich etwas in dieser Hinsicht zu verbergen hatte. Nun, aber warum wollte er dieses Geheimnis...“ „...mit ins Grab nehmen? Das ist die alles entscheidende Frage. Vielleicht wollte er kein Risiko eingehen und verhindern, dass du es erfährst und ihr dann doch überlebt.“ „So etwas in der Art vermute ich auch. Nur, warum genau?“ „Es könnte sein, dass er dich einfach nur vor dieser Wahrheit schützen wollte, Wataru.“ Er sah ihn verwirrt an. „Du weißt mehr, als du zu gibst, oder Subaru?“ „Genau wie du, Brüderchen. Weißt du nun, wer der Junge in Wirklichkeit ist?“ Subaru, sah ihm tief in die Augen. Eine Lüge wäre ausgeschlossen gewesen. Schließlich nickte er gezwungener maßen. „Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Er ist...“ Subaru hielt ihm die geöffnete Handfläche entgegen, zum Zeichen, es nicht auszusprechen. „Lass es, bitte! Ich wollte nur sicher gehen, ob du etwas weißt. Denn das könnte schon zu viel sein. Es ist besser für uns beide, wenn du mir seinen richtigen Namen nicht verrätst. Denn weißt du, der Fall, in den du dich verstrickt hast, zieht sehr weite Kreise. Sie fiel fast wieder in Schockzustand. Nur mühsam stammelte sie die Worte, die Mireille zuvor nannte, nach. „Sh... Shinichi... Kudo? Der verschwundene Detektiv?“ „Der getötete Detektiv trifft es wohl eher. Er wurde, als er verschwand, im Tropical Land von Gin und Wodka überrascht und getötet – mit diesen Kapseln, die ich hier halte. Allerdings wurde nur sein Körper in dieser Form ausgelöscht, sein Geist ist erhalten. Nun, das im Detail und die höhere Bedeutung von Shinichi Kudos Operationen „undercover“, wenn Sie so wollen, dürfte Takagi noch nicht begreifen, aber er weiß, wer der kleine Conan ist. Und das erzählt er zu hause in diesem Moment seinem großen Bruder.“ „Großer... Bruder?“ „Du hast mich unter Anderem gebeten, nach dem FBI-Agenten Shuichi Akai zu forschen, dem du vor drei Wochen begegnet bist. Das war gar nicht so schwer. Die Lebensläufe und Aktivitäten der Agenten sind immer nur in bestimmtem Umfang geheim.“ „Es gibt ihn also wirklich. Nun, das ist immerhin etwas.“ Subarus Miene aber verriet, dass das bei Weitem nicht alles war, was es zu klären gab. „Er arbeitet in einer Abteilung, einer Sonderabteilung wohl gemerkt, die seit 20 Jahren einer japanischen Organisation nach jagt. Entschuldige meinen etwas fehlerhaften Ausdruck, nicht einer Organisation – der Organisation.“ „Organisation?“ Er grübelte in seinen Erinnerungen. 'Dieses Wort hat Conan doch auch mal so komisch benutzt. Wo war das nur?' „Du musst wissen, Wataru, auch wir verfolgen sie schon eine ganze Weile, aber ohne nennenswerten Erfolg. Sie hat dieses Land bereits wie eine Seuche durchdrungen und es ist praktisch unmöglich ihren Leuten bei zu kommen. Ich bat dich, mir den Namen nicht zu nennen, da laut unseren Erkenntnissen... es auch bei uns einen Maulwurf der Organisation gibt!“ „Naicho?“ Miwako fiel fast die Kinnlade herunter. „Takagis Bruder ist ein Mitglied des japanischen Geheimdienstes?“ „Und genau da beginnt das Problem – oder da endet es, wie Sie wollen.“ Miwako brach innerlich förmlich zusammen. Auch wenn es so klang, als sei es Mireille relativ egal, worüber sie redete, jetzt war sie zum ersten Mal ernst. Und das konnte wirklich nichts Gutes bedeuten. „Die Illuminaten und die Organisation bekämpfen sich gegenseitig auf etwa gleichem Niveau. Les Soldats sind sozusagen der lachende Dritte. Auch wenn sie, wahrscheinlich, mächtig genug wären, beide auszulöschen, ist ihnen der Status Quo deutlich lieber. Allerdings... würde das nicht mehr gelten, wenn das Gleichgewicht zugunsten einer der beiden Gruppen kippen sollte. Das Zünglein an der Waage sind diese Kapseln und da die Organisation sie seit Längerem einsetzt, ist es das bereits, wenn auch noch unmerklich. Les Soldats können das auch nicht mehr rückgängig machen. Insbesondere, da Shinichi Kudo nur eine von drei Personen ist, die die besondere Nebenwirkung des Giftes am eigenen Leib erfahren haben.“ „Ai... Haibara?“ Ihre Stimme zitterte und war so leise, dass sie dachte, sie konnte gar nicht gehört werden, aber das Lächeln ihres Gegenüber widerlegte sie. „Das ist die verschwundene kleine Schwester, nach der Sie heute gesucht haben. Shiho Miyano. Oder, um sie bei ihrem früheren Namen zu nennen, Sherry.“ „Wie bitte? Ai ist ein Mitglied der Organisation?“ „Sie war es. Sie hat dieses Gift entwickelt und sie hat es selbst eingenommen, um Selbstmord zu begehen. Wegen ihrer Schwester.“ „Aber... aber warum wohnt sie dann jetzt bei Professor Agasa, also ganz in der Nähe von Shinichi Kudo? Wenn er von ihrer wahren Identität weiß, dann...“ „Sie hat um Asyl gebeten. Warum er es zuließ, das sollten Sie ihn selber fragen. Jedenfalls, worauf ich hinaus wollte, die Leute in der oberen Etage Ihres kleinen Clubs haben beschlossen, um das Problem zu beseitigen, die Organisation und die Illuminaten gleichzeitig von der Erde zu entfernen. Ohne dabei all zu sehr eigene Ressourcen zu schröpfen, versteht sich. Würden sie offen in den Krieg ziehen, würden das auch beide Seiten tun, nun und das wollten sie gerne vermeiden.“ Einen Moment versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. „Nein... Sie wollen... Sie wollen, dass Shinichi Kudo für Sie die Drecksarbeit erledigt, nicht wahr?“ „Wie oft denn noch, ich bin keine Soldats! Der Vertrag zwischen Organisation und den Soldats besagt, dass es ihnen untersagt ist, einen Feind der Organisation zu unterstützen. Man kann ihm nicht einfach sagen, wo der Boss wohnt, oder jedes Mitglied, dass in seiner Nähe auftaucht, umlegen. Lediglich indirekt ihn schützen, das ist möglich. Und genau dafür waren Sie eingeplant, Inspektor Sato. Deshalb hatte man Sie auf den Jungen hingewiesen.“ „Das nennen Sie hingewiesen? Soll das ein Witz sein? Wieso habe ich nicht seine wahre Identität mitbekommen? Seine Absichten?“ „Seine Absichten?“ Mireille musste auf einmal auflachen, schien kaum ihrer eigenen Lungen Herr. „Seine Absichten brauchen Sie definitiv nicht zu interessieren. Die verstehen Sie gar nicht. Aufträge der Soldats sind so weit präzise, wie sie es sein müssen, nicht mehr und nicht weniger. Es ging darum, dass Sie bei Fällen, bei denen er der Organisation nahe kommt, als Puffer wirken sollten, ohne dabei seine Ermittlungen zu behindern, versteht sich. Der zweite Punkt, dass das nicht so viele mitkriegen sollten, leuchtet Ihnen nun hoffentlich auch ein. Jede Person, die ihn durchschaut, stellt einen weiteren Risikofaktor dar. Nicht nur für Shinichi Kudo, sondern auch für sich selbst.“ 'Takagi!' Als ob sie ihre Gedanken lesen konnte antwortete sie darauf. „Bei ihm ist die Sache aber noch etwas schwieriger. Subaru Takagi ist Mitglied des Japanischen Geheimdienstes und seit heute weiß er, dass sein Bruder Wataru Takagi über die Organisation nachdenkt und unabhängig von Conan Edogawa über dessen wahre Identität Bescheid weiß. Eigentlich müsste er sterben, um dieses Geheimnis nicht weiter preis zu geben.“ „NIEMALS!“, schrie sie ihr entgegen, wollte fast doch wieder ihre Pistole aufrichten, hielt aber inne. „Ich sagte, eigentlich und ich sagte da beginnt das Problem. Wenn Wataru Takagi jetzt stirbt, unnatürlich, dann weiß sein Bruder, dass die Organisation dahinter steckt. Selbst wenn wir ihn töten würden, oder Sie. Dann würde das Naicho in einen offenen Konflikt mit der Organisation treten. Diese beiden Vereinigungen sind aber in Japan die mächtigsten, die es zur Zeit gibt. Die Yakuza sind dagegen ein Witz. Dieser Konflikt würde einem Bürgerkrieg gleich kommen, der in diesem Land keinen Stein mehr auf dem anderen ließe! Ich denke mal, dass das nicht Ihr Ziel ist.“ „Was? Im Naicho gibt es einen Verräter, der für die Organisation arbeitet?“ Er sah völlig schockiert zu seinem Bruder. „Hm. Im Naicho, in der obersten Polizeiriege, im Parlament, in der Wirtschaft. Sie haben einen Großteil des Landes infiltriert, auch wenn ihnen wegen der Mitgliederzahl, zumindest in der Chefetage, eine Vormachtstellung noch verwehrt blieb. Sie können noch nicht alles tun, was sie wollen. Bei uns arbeiten 82 Leute, und einer von denen auch für die Organisation. Ich wurde vor zwei Jahren damit beauftragt, diese Person herauszufiltern. Schließlich konnte ich das Netz auf drei Personen beschränken. Alle drei wurden kurz darauf tot aufgefunden. Mittlerweile gibt es wieder neue Mitarbeiter und definitiv ist einer wieder von ihnen. Aber der Ministerpräsident hat vorläufig eine weitere Untersuchung verboten, um nicht noch mehr Leute zu gefährden. Aktionen unsererseits, die mit der Organisation zu tun haben, werden nun stets von Leuten ausgeführt, die schon vor zwei Jahren da waren. Aber ich bezweifle, dass das ausreicht. Darum solltest du mir auch nicht deine Vermutung sagen, wer sich hinter diesem Jungen verbirgt. Es ist wohl zu gefährlich. Ich könnte versucht sein, den Namen in irgendeiner Form einmal aufzuschreiben.“ Eine ganze Weile schwiegen sie sich an. „Na schön. Was hast du denn nun über diesen Akai? Doch wohl mehr, als nur, wo er arbeitet.“ Er reichte ihm etwas widerwillig die Akte des FBI-Agenten. „Ich darf dir über die Organisation nicht all zu viel verraten. Beim FBI eigentlich auch nicht, aber in einem gewissen Rahmen... Er hat mal bei den japanischen Verteidigungsstreitkräften gedient, wollte da wohl sogar Karriere machen. Doch dann ging er plötzlich nach dem Grunddienst in die USA und einige Zeit später heuerte er beim Bureau an.“ „Also verließ er vor etwa neun Jahren Japan. Dann ging er zum FBI und gleich zur Sonderabteilung für die „Schwarze Organisation“. Die gab es damals schon?“ „Ich sagte doch, 20 Jahre. Offensichtlich ist ein Agent damals auf sie aufmerksam geworden. Er wurde getötet, mit samt seiner Frau im Haus verbrannt, und seitdem beschäftigt sich das FBI damit. Ein Kollege von damals leitet die Untersuchungen bis heute. Ein Brite namens....“ „James... Black?“, Wataru las den Namen laut vor, sinnierte vor sich hin. 'Den hab ich doch auch schon mal gehört. Aber wo?' „Und weiß man denn mittlerweile, wer den Mord damals verübt hat?“ „Ja, weiß man. Die Tochter hat das Unglück überlebt und arbeitet nun selbst mit, Agent... Jodie Starling. Das heißt, sie wurde vor gut einem Monat offiziell entlassen.“ 'Jodie? Muss wohl ne Verwechslung sein.' „Nun, und sie hat den Täter identifizieren können und so konnte man über Beschattungen den Codenamen herausbekommen.“ „Codenamen?“ „Tut mir Leid, dass ich dich in diesem Fall nicht mit dem richtigen Namen versorgen kann, aber der ist sogar für mich geheim. Seine Akte ist mit dem Titel „Rotten Apple“ gekennzeichnet und darunter steht sein Codename.“ Er reichte ihm einen Zettel, eine Kopie des Deckblattes einer Akte. Unter dem erwähnten Titel befand sich nur noch ein Wort. „Vermouth? Aber... Aber so hieß doch...“ „Der geheimnisvolle Intendant bei dem Mord auf dem Geisterschiff vor einiger Zeit. Ich weiß. Den Fall hast du auch mit hinein genommen, obwohl der Junge meines Wissens nach nicht dabei war. Warum? Äh... Wataru?“ Dieser saß völlig in Gedanken versunken auf seinem Platz rührte sich praktisch nicht mehr. 'Conans Worte. Beim Fall „Silberfuchs“... 'Jetzt wirst du der Polizei alles erzählen müssen über die Organisation, für die ihr arbeitet. ... Spar dir jegliche Ausflüchte! Du hast doch bestimmt auch einen Codenamen, so wie Gin oder Wodka...' Er hat sie für Mitglieder der Organisation gehalten. Also ist alles wahr!' „Hey, Brüderchen, bist du noch da?“ Er schüttelte ihn so kräftig an den Armen, bis er endlich zu sich kam. „Was ist denn?“ Subaru ließ sich entnervt in die Couch zurück fallen. „Du scheinst ja ne Menge Dinge zu wissen, wenn du dich in deinen Gedanken so verlieren kannst. Aber geh damit nicht prahlen. Glaub mir, das wäre nicht gut für dich. Ach... fast hätt ich's vergessen, es gibt noch was, was ich dir sagen wollte. Du warst heute mit deiner Partnerin am Grab von Akemi Miyano. Wusstest du, dass dieser Akai mal mit ihr befreundet war?“ Er sah zwar erstaunt auf, wirkte aber nicht sichtlich schockiert. „Er hat also damals das Grab bezahlt und war der zweite Gast neben Shiho.“ Er wollte noch etwas sagen, aber das Gesicht seines Bruders ließ es nicht zu. Subaru war kreidebleich geworden, als ob er den Tod gesehen hätte. Es war ja eigentlich denkbar und doch hatte er innerlich gebetet, sein kleiner Bruder möge es nicht wissen. „Du... kennst... Shiho Miyano?“, fragte er schließlich mit zitternder Stimme. „Äh ja, sie ist...“ Er sprang auf Wataru zu und hielt ihm den Mund zu. „NEIN! Nein, du kennst Shiho Miyano nicht. Wenn irgend jemand dich danach fragt, du hast diesen Namen noch nie gehört, klar?“ Er nickte erschrocken und Subaru ließ langsam los. „Shiho Miyano hat für die Organisation gearbeitet. Genau wie ihre Eltern und ihre Schwester. Aber nach dem Tod von Akemi hat sie...“ „...die Organisation verlassen?“ „Hm. Ohne deren Zustimmung, versteht sich. Sie wird von der Organisation als Verräterin gejagt. Jeder, der ihren Namen kennt, ist so gut wie tot. Ist dir das klar?“ „... Ja, klar, großer Bruder. Ich denke, du willst mir damit auch sagen, ich sollte mich hüten, mich tiefer in die Angelegenheit einzumischen.“ Nur langsam kehrte Farbe zurück in sein Gesicht. „Und, hast du das vor?“ „Was denkst du? Ich bin Polizist und Conan ist jemand, auch in seiner wahren Identität, dem ich sehr vertraue. Allerdings brauche ich wohl diesen Aushilfsjob nicht mehr. Ich habe alle Datensätze zusammen. Im Außendienst kann ich Conan besser helfen. Und außerdem, brauche ich endlich mal wieder eine ganze Nacht Schlaf und Abstand von Computerbildschirmen. Ha ha ha.“ Subaru stimmte nach einem Augenblick der Verwunderung in das Lachen seines Bruders mit ein. „Na dann, lass uns endlich anstoßen, du sagtest doch, du hast noch was Gutes gekauft.“ „Heißt das, Sie wollen, dass ich mich um Takagi kümmere?“ Miwako versuchte, den Faden wieder zu finden, als ihr klar wurde, dass er zunächst nicht auf der Abschussliste stand. „Nun, das wäre zumindest ein Anfang. Sie sollten ihm vielleicht auch dezent andeuten, dass Sie mittlerweile, durch langes Nachdenken, begriffen haben, wer Conan Edogawa ist. Das kann für den Arbeitsstil nur positiv sein.“ „Und was ist mit Conan Edogawa selbst?“ „Um den müssen Sie sich nicht mehr kümmern.“ „Was sollen diese absurden Aktionen? Jetzt reichts mir langsam! Was wollen Sie hier? Sie sind keine Soldats, aber Sie sprechen für sie und Sie wissen über alles Bescheid.“ „Ich bin Mireille Bouquet. Nicht mehr, nicht weniger! Ich kenne Les Soldats und spreche für sie, weil ich ihre Pläne kenne. Meine Pläne allerdings, gehen weder Sie noch Les Soldats etwas an.“ „Schön. Dann nur noch eine Frage: Warum töten Sie nicht einfach den Boss? Schlagen der Schlange den Kopf ab. Dieses ewige Getue, als ob Les Soldats diese Verträge wirklich interessieren würden. Sagen Sie schon: wer ist der Boss der Organisation?“ „Würden Sie es tun, den Boss töten? Würden Sie ihre ganze Polizeikarriere wegwerfen und ihre Prinzipien gleich mit und den Boss eigenhändig töten, um Takagi vor der Organisation zu schützen? ...Ich sehe schon. Ja, Sie würden. Wie naiv! Als ob Sie einen Menschen wirklich töten könnten. Glauben Sie mir, das ist nichts für Sie. Nein, Sie könnten im Moment, im entscheidenden Augenblick nicht einfach abdrücken. Und außerdem, Sie können den Boss der Organisation nicht töten. Er ist zu gut geschützt für Sie.“ Sie wandte sich langsam ab. „Halt, warten Sie! Was soll das heißen? Verdammt, was... meinen... Sie?“ Aber die Dunkelheit hatte ihr Antlitz bereits verschlungen und das von Kirika auch. Ihre Beine machten sich nun bemerkbar. Sie sackte kraftlos zusammen, fühlte sich, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie fühlte sich... so hilflos. Kapitel 12: As the Evening fades... ----------------------------------- Hallo an alle Lesenden, Erstmal begrüße ich alle ganz herzlich und bedanke mich erneut für die vielen Komms zum letzten Kapitel. Tja und nun kommt das allerletzte Kapitel dieser FF. War ja doch nicht ganz so schlimm geworden, oder? Daher gebe ich im Vorweg erstma eine allgemeine Danksagung aus an die Kommischreiber (ohne Ordnung): Shelling__Ford, Shi_Ran-chan, Vertschl, Leira, MiwakoSato, nuenni, Ran_Mori1, catgirl222, Y1986girl, Lomira, fritti-girly, -Kisara-Kaiba-, Kazuha92, Shinigami-Killua, ich hoffe ich habe niemanden vergessen sowie an die Leute, die meine FF auf die Favoliste gesetzt haben: -Kisara-Kaiba-, catgirl222, Kiki_Strike, Konan_chan, Lomira, Mark, MiwakoSato, nuenni, Ran_Mori1, schwarzerfalke, Shelling__Ford, Shinigami-Killua, Shi_Ran-chan, Vertschl An Alle VIELEN; VIELEN DANK!!!!!!!!♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥ Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wie ich eingien schon sagte, und andere es wohl wissen, es ist nur eine Episode in einer REihe, also werde ich auch eine Fortsetzung hierzu schreiben. Wird dann aber keine Miwaru, soviel vorweg. Falls jemand trotzdem Interesse hat, und möchte, dass ich ihm dann bescheid gebe, so möge er oder sie - ich weiß, mehrheitlich sie - mir das bitte sagen. Noch kurz, es wird wie im letzten Kapitel mit zwei Zeilen Astand einen Szenenwechsel angedeutet, aber diesmal nicht nur zwischen Takagi und Sato. Viele liebe Grüße, Diracdet Kapitel 12: As the Evening fades... „Prost!“ Mit lautem Klirren stießen die voll geschenkten Whisky-Gläser zusammen. Wataru hatte sichtlich Probleme mit dem einen Schluck, den er zu sich nahm, während Subaru genüsslich und langsam die Füllung halbierte. „Wie kannst du so was nur gerne trinken?“, mokierte sich sein Bruder. „Erinnert es dich nicht... an die Organisation?“ Zum ersten Satz wollte er noch lachen, beim zweiten aber wurde er doch wieder ernst. „Woher weißt du das? Dass die Mitglieder der Organisation Namen alkoholischer Getränke haben? Ich hab dir zwar den einen, Vermouth, genannt, aber das ist ja nun kein allzu großer Hinweis.“ Wataru überlegte kurz, vermied dann aber eine direkte Antwort. „Könntest du... einige am Namen erkennen, also, du weißt schon, sagen, der ist der und der? Wer ist zum Beispiel... Gin?“ Er hatte erwartet, dass Subaru nach längerem Nachdenken verneinen, abstreiten würde, genaueres zu wissen, aber stattdessen... „Das ist jemand, dem du nie begegnen möchtest, Wataru. Glaub mir. Das ist...“ Er zögerte. Er hatte wohl gehofft, mit dem Moment des Anstoßens wäre das Thema für heute erledigt, aber das war es für seinen Bruder noch nicht. Ihm fehlte ja auch die rechte Information zum Beschreiben dessen, was er über diese Person gehört hatte, nach der er sich erkundigte. „Du bist beneidenswert und doch auch jemand, dem man nur Mitleid zollen möchte. Weißt du das, Wataru?“ Dieser sah nur unverständlich zu ihm hinüber, nahm einen weiteren Schluck um sein Gesicht zu verbergen und in Erwartung der Erklärung. „Du bist beileibe nicht dumm, das wissen wir beide, das wissen auch einige andere. Im Gegenteil, eigentlich warst du einer der besten in der ganzen Schule damals. Und du kannst sehr gut kombinieren. Das Einzige, was dir dabei fehlt, ist der Mut zur Entscheidung. Viele hätten gerne deinen Intellekt, niemand aber deine Schüchternheit. Sie verrät deine Schwächen. Und genau jetzt, mit solchen Fragen, legst du sie offen. Du hast garantiert schon deine eigene Einschätzung gemacht. Wie viel weiß der Junge, wie viel davon hält er zurück? Was hat es mit der Organisation auf sich, die ich dir gerade beschrieben habe? Aber du folgerst dann nicht, weil du zu sehr zweifelst. Du bist ein Mitglied der ausführenden Organe dieses Landes. Du, gerade du solltest nicht zweifeln, sondern handeln. Also, sag du es mir, Wataru, wer ist Gin?“ Er wirkte, als wälzte er seine Gedanken im Kopf, reihte sie aneinander, um dann die Schlussfolgerung, um die er gebeten wurde, zu präsentieren. „Conan hatte diesen Namen mehrfach erwähnt. Das heißt, er ist ihm begegnet, Gin aber entkommen. Conan ist aber ein ausgezeichneter Fallensteller, was Verbrecher angeht. Berücksichtigt man noch deine Aussage von eben über ihn und über das Ergebnis eurer Maulwurf-Suchaktion, würde ich sagen... Er ist ein strategisch versierter Mörder, der für bedeutsame Aktionen in der Organisation eingesetzt wird.“ Seine letzten Worte formulierte er dann doch wieder mehr als Frage. „Beeindruckend, echt! Und nun sag ich dir noch eins: der Kerl ist nicht mal der Chef der Organisation. Du solltest nicht so naiv tun und einfach solche Fragen in den Raum werfen. Das könnte dich sonst deinen Kopf kosten. Dafür ist dein Leben doch noch zu schön. Apropos, wie gehts Miwako eigentlich?“ Er wollte unbedingt wieder weg davon und diesmal schien es auch zu klappen. Als Wataru langsam sich der Frage bewusst wurde, ging seine Gesichtsfärbung schlagartig ins rote über. „Also... ich... äh... was macht denn eigentlich deine Frau gerade? Und wie geht’s unsern Eltern? Du wohnst ja doch näher und ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun...“ Ihr war überhaupt nicht nach Anstoßen zu Mute. Mühsam hatte sich Miwako nach Hause geschleppt, versucht, den vorbei gehenden Menschen keine Gefühle zu offenbaren. Sie erinnerte sich am Ende nur noch flüchtig an den Weg. Das Licht schaltete sie nur kurz an, hätte es am liebsten gleich wieder ausgemacht, aber sie musste erst die kleine regelbare Lampe finden. Es sollte kein Licht brennen, weil es auch in ihr nicht brannte. Nicht mehr. Fast in Trance bewegte sie sich auf den Schrank zu, öffnete eine Tür und griff nach zwei Objekten. Ja, drei Jahre ist es her, seit dem Tod von Matsuda und außer damals hat sie das so nie wieder getan. Sie setzte sich. Da stand es vor ihr: das Glas und daneben... die Flasche. Das Gesicht des kleinen Jungen tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, wie er lächelnd naiv dahin redete. 'Conan.' Dann verwandelte er sich in Shinichi Kudo, der souverän gerade einen Fall aufklärte. Sie war ihm in real nie begegnet, hatte nur öfter sein Bild in der Zeitung gesehen und von den Kollegen von ihm gehört. „Nein, ich bin naiv. Tse, wie blind kann man eigentlich sein?“ Man wies sie mit dem Finger auf ihn hin und letztlich war es doch Takagi, der lange vor ihr ihn durchschauen konnte. Hatte sie es einfach nicht wahr haben wollen? „Ein einzelner Mensch lehnt sich gegen die Organisation auf und ich... ich fürchte mich vor ein wenig Wahrheit, obwohl ich...“ Sie hielt ihre Hand vor sich, besah sie im schwachen Licht. „Warum bin ich ihnen damals beigetreten? Klar, um zu verhindern, dass ich noch einmal jemandem, der mir viel bedeutet, nicht helfen kann. Aber... kann ich es denn jetzt? Wataru... Wenn sein Bruder wirklich beim Geheimdienst arbeitet, wird er ihn vielleicht schützen können. Aber Shinichi Kudo? Er ist als Conan auch ein sehr guter Freund, jemand, der mir viel bedeutet. Wenn ich ihm aber helfe und dafür gegen die Organisation vorgehe, dann... werden sie mich töten. Verdammt, was soll ich denn tun?“ Wütend schlug sie mit der Faust auf die Tischplatte, spürte, wie ein Wassertropfen auf die Haut fiel. Eine weitere Träne. Ihre linke Hand suchte den Deckel der Flasche löste den Schraubverschluss. Danach wanderte sie den Hals entlang bis zu einer Breite, in der sie sie ergreifen konnte und verkippte sie in Richtung Glas, in welches sich der Alkohol ergoss. Sie wollte gerade das Glas anheben, als ihr Blick auf das Flaschenetikett fiel. Ein italienisches Getränk. Unterhalb des Namens stand in geschwungenen Lettern Carpe Diem Nutze den Tag, Horaz Mache etwas, etwas, dass deinem Leben einen Sinn gibt. Ein ironisches Lächeln glitt über ihre Lippen, dann trank sie das ganze Glas auf einen Schluck. „Was denn, du willst heute Abend nicht noch ins Labor, Ai?“ Der Professor blickte doch reichlich erstaunt vom gerade beendeten Abwasch auf. „Nein, dieser Tag war lange genug, auch wenn es vielleicht nicht so aussah. Ich werde noch duschen und dann verschwinden.“ Mit diesen Worten bewegte sie sich ruhig hinaus und Richtung Badezimmer. Er konnte nur verwundert hinterher sehen. 'Ein anstrengender Tag? Sie meint das wohl psychisch. Aber das könnte sie dann auch sagen.' Er räumte noch die letzten Sachen weg und ging seinerseits zurück ins Labor. Kaum, dass er die Tür hinter sich schloss, flitzte Ai vorbei zur Haustür. 'Tut mir Leid, Professor, aber diesmal muss ich meine eigenen Nachforschungen anstellen.' Sie griff nach dem Schlüssel für die benachbarte Villa Kudo, öffnete und verschloss leise die Tür und rannte hastig mit einer Taschenlampe unterm Arm hinüber. Sie war schon ein paar mal hier, so dass sie sich bis zum entscheidenden Raum, der Bibliothek im Keller, ohne Licht durchtasten konnte. Erst hier machte sie es kurzzeitig etwas hell und ging die Reihen der Bücher ab. 'Gut, dass er alphabetisch ordnet. Wenn man Shinichi so sieht, hätte man bei seinem Vater auch ein Chaos erwarten können. L..., M..., N... Noir!' Sie erstarrte fast, als sie auf einem dünnen Heftchen, dass sich beim Herausnehmen als lose Blättersammlung entpuppte, die vier Buchstaben las. 'Dacht ich mir doch, dass er auch darüber Informationen gesammelt hat.' Ein paar dickere Bände daneben rückte sie auseinander, so dass es aussah, als fehlte nichts im Regal. 'Es ist besser, wenn du das vorläufig nicht siehst, Shinichi.' Sie klemmte es unter den Arm, schaltete die Lampe wieder aus und machte sich auf den Rückweg. In ihrem Zimmer verstaute sie es in ihrem Nachtschrank, bevor sie zum Badezimmer zurück rannte und die zur Tarnung angeschaltete Dusche wieder abstellte. Dann ging sie wieder in ihr Zimmer, verschloss die Tür und holte das Büchlein heraus. Kogoro Mori hatte sich den Abend in ihm bekannte Lokalitäten verzogen und so waren nur Ran und Conan daheim beim Abendessen. Er saß nachdenklich am Tisch. Er aß zwar, war aber eigentlich nur körperlich anwesend. 'Was mach ich nur mit den beiden Inspektoren? Offensichtlich weiß Takagi jetzt Bescheid. Sato aber wirkte noch eher unbeholfen. Dennoch, beide waren bei Akemis Grab. Hätte ich das Ai erzählt, wäre sie ausgeflippt. Aber der Brief wird sie wohl erstmal zur Erkenntnis gebracht haben, dass sie dort nichts finden. Wenn herauskommt, dass sich auf diesem Friedhof häufiger Polizisten herum treiben, wird die Organisation doch noch aufmerksam darauf. Dann finden sie Akemis Grab und Ai kann wirklich nicht mehr hin. Meine Eltern sind durch Interpol geschützt. Über Ai wissen sie vermutlich noch nichts. Noch nicht. Und ob ihnen der Name Shiho etwas sagt, steht auch noch nicht fest. Die Sache ist wirklich verzwickt. Ich kann sie eigentlich nicht mit hineinziehen. Umgekehrt, wenn sie schon so weit sind, dort nach einem Hinweis zu suchen, könnten sie mir vielleicht sehr helfen. Es würde die Arbeit mit der Polizei auf jeden Fall vereinfachen. Und letztlich ist es ja nicht irgendein Fall, an dem sie arbeiten, sondern...' „Conan, hallo?“, unterbrach ihn Ran in seinen Gedanken. „Hast du was gesagt?“ „Ja, hab ich, und zwar schon ne ganze Weile! Wie war denn nun euer morgendlicher Ausflug in die Wälder?“ 'Ach ja. Ich hatte Ran erzählt, der Professor, Ai und ich wollten heute Morgen in die Wälder fahren und einige Tierarten uns ansehen.' „Äh, also sehr schön. Viele Schmetterlinge haben sich gezeigt und zwei Krähenschwärme.“ Ran zuckte bei dem Wort kurz zusammen. „Was Krähen? Aber Conan, du weißt doch wohl, dass Krähen Boten des Unglücks sind. So was ist doch kein schönes Erlebnis! Gott sei dank ist euch danach nichts passiert, oder?“ „Äh...nein“, meinte er nur mit ironischem Grinsen. 'Ich hatte fast Rans Angst gegenüber allem möglichen Aberglauben vergessen. Obwohl, es war ja eigentlich auch ein schlechtes Zeichen.' Ihre Miene wandelte sich bei seiner Aussage wieder zum zufriedenen Lächeln. „Was grinst du denn so, Ran?“, musste er schließlich doch neugierig anfragen. „Ach weißt du. Gestern Abend war es ja schon so spät und heute Morgen warst du so früh raus, da hatte ich gar keine Gelegenheit, dir zu erzählen, was ich bei Sonoko gestern noch erfahren habe.“ Jetzt musste er an seinem Bissen kurz schlucken. „Bei Sonoko?“ 'Oh nein, doch nicht etwa...' „Heute Abend zeigen sie im Fernsehen einen der großen Filme mit Sharon Vineyard.“ Und nun verschluckte er sich fast. „Und dafür... hust... hust... musst du mich so... hust... erschrecken...hust?“ Sie hatte sich ohne zu zögern zu ihm gebeugt, versuchte ihm mit rückenklopfen zu helfen. „Conan, geht's dir noch gut? Aber was meintest du denn eben mit erschrecken?“ Er sah sichtlich berührt zu ihr auf. Die Frage war ernst gemeint. Sie hatte diese Reaktion so nicht erwartet und verstand sie auch jetzt noch nicht. „Ach...nichts. Aber es klang nur nach was bedeutsamerem...“ Jetzt fing er sich einen bitterbösen Blick ein. „Ich meine, das ist ja toll. Du hast doch mal erwähnt, dass du ein Fan von Sharon Vineyard bist. Die meintest du doch, oder?“ „Ja genau die. Die große Hollywood-Ikone und ihre Filme sind keine Kleinigkeit, klar? Nebenbei, Sonoko ist auch Fan von ihr. Daher hab ich's ja erfahren.“ „Was, Sonoko ist Fan von Sharon Vineyard?“ Er wirkte von dieser Aussage doch sehr überrascht. „Sind ihr solche Filme nicht etwas zu ernsthaft und unromantisch? Ich dachte, sie ist da mehr der Richard Gere oder George Clooney Fantyp.“ „Mhm“, musste sie vor sich hin schmunzeln. „Du kleiner Frechdachs, du. Machst du dich gerade über meine Freundin lustig? Aber es stimmt schon, so hätte ich sie bisher auch nicht eingeschätzt. Aber gestern Abend, als ich bei ihr ankam, hatte sie gerade eine Mappe zwischen ihren Sachen versteckt. Als sie dann noch kurz für kleine Mädchen musste, hab ich einen winzigen Blick riskiert. Auf der Mappe stand Sharon Vineyard. Rein geguckt hab ich natürlich nicht, aber sie dann nachher mal auf ihre Lieblingsschauspielerinnen angesprochen. Und da hat sie sich dann verplappert.“ Das völlig verwirrte Gesicht des Jungen machte ihr nun doch etwas Angst. 'Wusstest du das etwa nicht, Conan?' In Zeitlupe stellte sich dann doch wieder ein leichtes Lächeln wieder ein. „Tja, da muss ich mich wohl bei Sonoko entschuldigen. Aber sag mal, was für ein Film ist das denn nun?“ „Ähm, warte, lass mich überlegen...“ Sie holte die Fernsehzeitung heraus, während Conan das Gerät einschaltete. „Ah, 'Die Geschichte der Jocelyn Grange.' Ein Film über so eine gefeierte Schauspielerin, wie sie, die nach außen aber nur als eine ihrer Figuren bekannt war, aber niemand kannte sie selbst. Obwohl der Film schon über zwanzig Jahre alt ist, gilt er immer noch als eine ausgezeichnete Beschreibung für die Verhältnisse in Hollywood. Man kennt das ja auch von einigen anderen Schauspielern, die durch eine Rolle für immer geprägt waren.“ „Das war doch auch der Film, für den sie den Oskar dann erhielt, nicht wahr?“ „Genau. Ich glaube, das war der Film, der mich erst für sie begeistert hat, als ich ihn vor zehn Jahren das erste Mal sah. Ich liebe diese eine Stelle, wo sie jemand fragt, wer sie denn nun wirklich sei. Jocelyn Grange oder doch nur eine der Rollen. Sie antwortete: 'Ich bin ein Mensch. Und ich bin der Mensch, der ich bin. Nicht mehr, nicht weniger. Keine dieser Schatten entspricht mir, auch wenn ich sie alle bin. Denn gleichzeitig bin ich niemand von ihnen. Keine Maske ist Realität, sondern lediglich Schutz davor. Und hinter der Maske bin ich... Jocelyn Grange.' Ich kann sie mittlerweile auswendig.“ „Merk ich schon. Aber, 'keine Maske ist Realität'? Wie meinte sie das denn?“ „Also, sie meinte, dass die Menschen Masken aufsetzen, um die Wahrheit zu verdecken. Die Realität. Sie wollen sie verdrängen, sich in schönere Phantasien flüchten, aber wirklich ist man nun mal nur dahinter.“ Sie schien richtig zu deduzieren, wie ein Lehrer und wirkte auch richtig stolz, bis Conan sie darin dann doch erschütterte. „Aha. Du kannst also auch das Interview mit Sharon über diesen Film genau wiedergeben?“ „Äh..also.., naja. Och man, Conan, ich war da sechs, da bin ich auch nicht gleich dahinter gestiegen. Das konntest du doch eben auch nicht, oder?“ Sie blickte ihm tief in die Augen, bis er leicht angerötet sich zum Fernseher wandte. „Oh, da sieh mal, Makoto ist im Fernsehen.“ „Und nun Nachrichten aus dem Sport. Das große Karateturnier in New York musste kurzfristig abgesagt werden, nachdem einer der Hauptsponsoren wegen Geldmangel abgesprungen ist. Der japanische Star Makoto Kyogoku sagte daraufhin, es sei sehr bedauerlich für den hiesigen Karatesport, dass dieses große Turnier jetzt wohl einige Jahre nicht mehr stattfinden könne. Er werde die freie Zeit nun aber nutzen und freue sich, in Tokio der in einer Woche stattfindenden Stadtmeisterschaften beiwohnen zu können.“ „Oh man, Makoto kommt nach Japan und ist bei den Stadtmeisterschaften anwesend?“ Sie wirkte völlig von der Rolle. „Das heißt, er kann deine Titelverteidigung beobachten, Ran.“ „Jetzt hör schon auf!“ Sie war doch peinlich berührt errötet. „So weit bin ich doch gar nicht, dass ich gleich von Titelverteidigung sprechen kann. Aber Sonoko wird schon ganz aus dem Häuschen sein. Sie hat aber auch manchmal ein Glück. Sie muss nicht mal groß rufen, damit ihr Freund...“ Sie verstummte. “Ran...“ „Äh, was Conan?“, versuchte sie sich wieder zusammen zu reißen. „Ich wollte dir nur zustimmen was für ein Glück für Son...“ Jetzt verstummte er. 'Glück? Glück, dass man nicht kaufen kann?' Mireille griff ruhig nach der Tasse, die Kirika ihr auf den Tisch gestellt hatte und ging zur Fensterfront, betrachtete den Mond, der am klaren Nachthimmel erschien. Ihre Wohnung war abseits der Innenstadt mit einiger freier Sicht. Kirika dimmte das Licht und setzte sich an den Tisch. „Er ist schön, nicht wahr, Mireille?“ „Der Mond? Sicher. Er kreist so ruhig herum um die Erde, als gingen ihn die Ereignisse hier unten nichts an. Ebenso ruhig wie der Junge. Er wandelt durch die Reihen der Menschen, ohne dass sie ihn wahrnehmen. Und doch ist er so bedeutsam für sie, wenn sie seine Wege kreuzen. Was denkst du über ihn, Kirika?“ „Er ist beeindruckend. Die beiden Fälle hat er ausgesprochen schnell und in Gänze gelöst.“ „Ja, aber... genügt das? Du weißt, worum es geht. Welche Bedeutung es hat.“ Sie nickte nur. „Und auch wenn er ein Meisterdetektiv sein sollte, so ist das trotzdem nicht unbedingt das, wonach wir suchen.“ „Nicht unbedingt, aber wenn er es nicht ist... dann gibt es vielleicht... niemanden.“ Kirikas Blick bekam etwas leicht melancholisches. „Niemals! Ich weigere mich, so einfach aufzugeben.“ Sie ging auf ihre Freundin zu und sah ihr tief in die Augen. „Vergiss niemals, was es bedeuten würde! Vergiss das nie!“ Ein leichtes Lächeln folgte ihrem verwunderten Blick, der Mireille fortführen ließ. „Was verlange ich denn schon? Nur das Unmögliche. Ist doch auch nicht die Welt.“, grinste sie ihr entgegen und nahm ihre Teetasse wieder an sich. „Du hast vor, ihn zu testen, oder Mireille? Aber das könnten Les Soldats als Problem sehen.“ „Ein Test? Nein. Ich habe keine Zweifel mehr an seinen Fähigkeiten. Ein Detektiv testet nicht. Er beweist... Mhm, der Tee ist echt gut geworden, Kirika.“ Ai blätterte die Seiten durch, bis ihr ein Blatt entgegen fiel. Die Kopie einer Buchseite eines offenbar sehr alten Werkes. Einige Zeilen waren darauf mit rotem Marker gekennzeichnet. 'Das ist es!' Ein eiskaltes Gefühl beschlich sie, als sie die Worte las, auf die sie einmal, vor einigen Jahren selbst gestoßen war: „Noir, das ist ein Name, ein Schicksal ...“ „... ein Schicksal aus alten Zeiten.“ Kirika war nun doch zu Mireille herangetreten und murmelte den Vers vor sich hin. Mireille nickte nur und setzte fort. „Zwei Mädchen, die den Tod beeinflussen.“ „Ihre dunklen Hände schützen den friedlichen Schlaf des Neugeborenen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)