Stirb langsam von _aliz_ (... und qualvoll [KaixHil]) ================================================================================ Kapitel 21: 21 - Zusammenbruch ------------------------------ Stirb langsam… aber qualvoll +++++++++++++++++++++++++ Es kam leise. Zu leise, um überzeugend zu wirken. Aber laut genug, um gehört zu werden. Von ihm. Tiger. Ich verstehe ihn nicht. Wo ist er? Was ist mit ihm? Ich sehe plötzlich alles in ihm. Meinen Bruder, Mutter, Elefanten. Meinen Vater. Ich will mich endlich wehren. Endlich. ++++++++++++++++++++++++ 21 - Zusammenbruch Bam. Er schlägt meinen Kopf gegen das Heizungsrohr. Endlich wehren? Körperlich hilflos. Er knotet mich ab. Meine Handgelenke sind rot. Sie brennen. Ich spüre, wie gereizt er ist. In ihm scheint es zu lodern, zu brodeln. Wie in einem Vulkan. Ein Vulkan, den man nicht stoppen kann. Er zieht mich auf, am Arm. Fasst in meine Wunden. Aber das tut er schon lange. Tut er schon die ganze Zeit. Warum wird er nicht wieder wie früher. Wieder sehe ich Bilder. Sehe, wie ich vor der Wohnungstür stehe. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Wie ich überlege, bevor ich aufschließe. Wie ich wünsche, bevor ich aufschließe. Mir wünsche, es würde wieder so wie früher. Aber nichts wurde wie früher. Alles wurde nur noch schlimmer. Jeden Tag in dieser Hoffnung, jede Nacht. Aber nichts änderte sich. Änderte sich positiv. Jedes Mal wusste ich, dass es keinen Zweck hatte, zu hoffen. Aber jedes Mal habe ich es doch getan. Doch ich habe gelernt. Es gibt keine Hoffnung mehr. Es gibt sie nicht mehr. "Sieh es dir an! Sieh es dir alles an! Das wäre unser Leben gewesen, unsere Zukunft! Und du hast alles kaputt gemacht. Alles! Ich habe dich geliebt, verstehst du? Und du, du knallst meinen Vater ab!" Warum freue ich mich? Er sagte, er habe mich geliebt. Warum jetzt nicht mehr? Seinen Vater umgebracht. Ja. Ich habe seinen Vater umgebracht. Er hat Recht, ich bin eine Mörderin. Aber sein Vater hatte noch viel mehr Menschen auf dem Gewissen. Viel mehr Seele. Er hat Mädchen innerlich getötet. Und jetzt stehe ich mit seinem Sohn in der Küche. In der Küche meines Traums. Das Haus am Meer. Wir sehen aus dem Fenster. Er zwingt mich dazu. In seinen Augen lodern Flammen. "Sag was! Entschuldige dich!" Nein. Nein. "Nein." Seine Zähne. Er presst sie aufeinander. Sieht aus wie ein Tier. Wie ein Tiger. Ich bekomme Angst. Er macht mir Angst. Drückt mich gegen die Tischkante. "Du kleine, verdammte Schlampe!" Reißt meine Bluse auf. Zitternde Hände. Fühle sie auf mir. Seine Zunge an meinem Hals. Wie ein Vampir. Seine Beine zwischen meinen. Das ist nicht wahr. Nicht wahr. Er wird es tun. Ich muss weg. Ich muss hier weg. Fass mich an. Lass mich los. Stummer Schrei. Er wird mich nicht hören - wollen. Ekel. Liebe? Hass. Angst? Fetzen. Gedanken, die kreisen. Fratzen, die mich anlachen. Und über allem steht er. Bitte, hör doch auf. Der BH. Er ist fort. Seine Hände, wie Krallen in meinen Schultern. Sein Atem, nah an meinem Ohr. Vor Ekel beben. Meine Hose. Sie ist fort. Er will in mich eindringen. Auf dem Küchentisch. Messer. Blut. Verdreht die Augen. Blut aus seinem Mund. Langsam sinkt er, seine Hände fahren über meine Haut. Ein letztes Mal. Er ist fort. Sein Kopf. Er liegt auf mir. Ich spüre seinen Körper auf mir. Er ist warm. Aber sein Herz schlägt nicht mehr. Es ist still. Totenstill. Wie ein Stein liegt er über mir. Und doch ist er leer. Sein Leben erloschen. Wie das seines Vaters. Ich spüre seinen Körper auf mir. Aber ich muss fort. Ich darf ihn nicht stören. Auf seinem letzten Weg braucht er Ruhe. Ich versuche, seinen Kopf zu heben. Und sehe die toten Augen. Seine Augen. Wie sie mich anstarren ein letztes Mal schreien um Hilfe doch ich tötete ihn und jetzt ist er fort irgendetwas passiert mit mir ich sehe diese Augen und sie machen mir Angst habe das Gefühl die Wände kommen auf mich zu. Die Wände. Er ist tot. Und ich bin schuld. Sein Blick leer. Ein stiller Vorwurf. Ich muss raus. Ich muss hier raus. Hier weg. Ich bin schuld. Sein Körper fällt zu Boden. Doch seine Augen starren immer noch. Sie starren mich an. Geradeaus. Ich kann sie nicht mehr sehen. Umdrehen. Doch sein Blick durchbohrt mich. Immer noch. Ich kann es nicht ertragen. Nicht ertragen, seine Augen zu sehen. Ich muss vor seinem Blick fliehen. Eiskalt. Das Wasser ist eiskalt. Langsam wiegt sich das Schilf im Wind. Langsam weht er meine Tränen fort. Ich sollte zurück zum Tiger gehen. Er macht sich bestimmt schon Sorgen. Ich höre Stimmen. Kinder am Ufer. Merle und Tobias. Sie kommen aus dem Kindergarten. "Mama, Mama!" Überglücklich fallen sie mir in die Arme. Diese kleinen, warmen Körper. Merles lange, blonde Haare streichen mir um das Gesicht, als ich sie hochhebe. Tobias umarmt mein Bein, er ist kleiner als seine Schwester. Zu klein, um mehr umarmen zu können als mein Bein. "Wir sollten zurück zu Papa gehen. Er macht sich bestimmt schon Sorgen." Mit der Kleinen auf meinem Arm und Tobias an meiner Hand laufe ich über den Strand. Die Kinder lachen. Und ihr Lachen zaubert mir eines auf das Gesicht. Die Tür steht auf. Der Tiger liebt es, wenn eine leichte, salzige Briese vom Meer her weht. Fröhliche laufen die Kleinen ins Haus, um ihren Vater in die Arme zu fallen. "Hallo, mein Großer!" Ich stehe in der Tür, als er Tobias auf sein linkes Bein hebt. Merle wirft er in die Luft, fängt sie. Gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und setzt sie auf dem rechten Bein ab. Dann blickt er zur Tür. Sein Lachen wird noch breiter, als er mich erblickt. "Guten Tag, schöne Frau." Er ist so süß. Wir sind seit vier Jahren verheiratet, und doch gibt er sich immer noch Mühe wie am ersten Tag. Immer noch umwirbt er mich. "Schau mal, wir haben Besuch." Genau in diesem Moment, wie auf ein Stichwort, öffnet sich die Toilettentür. Ringo. Mein Bruder. Er sieht gut aus, der Entzug hat ihm gut getan. Er wirkt glücklich und entspannt. Ich falle ihm um den Hals. "Wie lange ist das her, Kleine?" "Viel zu lange! Erzähl, wie geht es dir?" Ich bin glücklich. Es macht mich froh, ihn zu sehen. "Mir? Fabelhaft! Vor allem, seit ich dich und deine kleinen Racker gesehen habe. Da hast du dir wirklich den richtigen Mann geangelt." Ich sehe, wie der Tiger rot wird. Aber Ringo hat recht. Doch ich kann es nicht sagen, lächle meinen Mann einfach nur an. Aber er versteht mich. Weiß, was ich denke. "Die Stimmung zu Hause wir Zunehmens besser, Vater hat die schlimmste Zeit des Entzuges schon hinter sich. Die beiden sind zusammen in die Berge gefahren, wir haben gerade noch telefoniert, es geht ihnen fabelhaft." "Apropos Telefon, Jo hat angerufen. Sie möchte uns morgen ihren Freund vorstellen." Mein Herz hüpfte vor Freude. Ich wollte auch Jo endlich glücklich sehen. Und war voller Neugier auf ihre Eroberung, sie hatte mir schon eine Menge von ihm erzählt. "Ich glaube, die beiden sollten ins Bett, sie haben noch keinen Mittagsschlaf gehabt. Ich werde sie hochbringen." "Nein!", sofort erfolgte Protest von den Kleinen. "Mama soll uns bringen!" Ich muss lachen, doch der Tiger tut es auch. "Warum stellt ihr euch eigentlich immer gegen mich? Was ist denn besser an Mama als an eurem wundervollen Vater?" Merle gibt ihm einen Kuss auf die Wange, lässt sich auf den Boden absetzen und rennt mit ihrem Bruder die Treppen rauf. Ich folge ihnen, doch zuerst gebe ich meinem Tiger noch einen Kuss. "Sie haben wirklich einen wundervollen Vater." Als ich mich noch einmal zu Ringo umdrehe, schenkt er mir ein zufriedenes Lächeln. Ich gehe die Treppe unseres kleinen Hauses hoch. Die Stufen krachen unter meinen Füßen. Immer noch ist die Tür auf, doch der Wind wird langsam stärker. Um mich herum pfeift es, er rüttelt an der Regenrinne am Dach und an den Bäumen draußen. Vor mir erstreckt sich der Flur. Zwei Türen. Ich höre nichts mehr. Merle? Tobias? Ihre Stimmen sind fort. Wo sind sie hin? Auch von unten ist nichts mehr zu hören. Das so fröhliche Haus kommt mir auf einmal trostlos vor. Es ist totenstill. Leer. Ich stehe vor der linken Tür. Stoße sie mit der Hand auf. Langsam schwenkt sie zur Seite. Und gibt den Blick auf ein Kinderzimmer frei. Ein Bettchen. Spielzeug. Plüschtiere. Der Regen prasselt gegen das kleine Fenster, was an der Dachschräge angebracht ist. Und immer noch ist es totenstill. Es macht mir Angst. Diese Spielzeuge sehen unberührt aus. Sie kommen mir alt vor. Allein. Tot. Sie sehen tot aus. Ich gehe auf die rechte Seite. Stehe vor der Tür. Stoße sie auf, ich habe Angst. Ich habe Angst vor einem Zimmer. Warte schon darauf, dass etwas auf mich zugesprungen kommt um mich anzufallen. Es ist absurd. Ein Bett. Ich sehe ein Bett, ein Doppelbett. Es liegt da, genauso tot wie das Kinderzimmer. Es macht mir noch mehr Angst, als würde ich in etwas einbrechen, was mir nicht gehört. Gehört es mir? Ja. Ich möchte zurück. Wo sind Merle? Tobias? Ringo? Tiger? Ich sehe auf das Bett. Ich muss hier weg. Ich muss zur Treppe. Es macht mir Angst. Hier oben ist alles tot. Wo ist die Treppe? Ich will hier weg. Der Gang ist hinter mir. Ich habe ihn hinter mir gelassen. Das Gefühl, was mich packte, die Angst, dieses Gefühl, verrückt zu werden, wenn man noch einen Moment länger an derselben Stelle bleibt... Es lässt nach Das Krachen unter meinen Füßen füllt die Räume, durchbricht diese Stille. Der Wind, der durch die Tür kommt, wird immer eisiger. Ich friere. Mein Herz bleibt stehen. Tiger. Dort liegt er. Was ist mit ihm? Tot. Ich. Schuld. Fetzen. Worte. Das Messer. Blut. Und er ist tot. An meinen Fingern sein Blut. Auf meinen Sachen. Es ist sein Blut. Was ist passiert? Er wollte Sex. Mich vergewaltigen. Jetzt ist er fort. Ermordet von mir. Was gab mir Recht? Er ist tot und ich frage nach Recht? Ich sehe die Augen. Sie durchbohren mich immer noch ich kann sie deutlich sehen. Sein Körper liegt am Boden, starr. Das Parkett ist mit Blut getränkt. Draußen peitscht der Regen. Die Tür ist immer noch auf. Aber es war nicht der Tiger, der sie aufgelassen hat. Ich war es. Es gab keine Merle, keinen Tobias, keine Ehe, kein gemeinsames Leben. Es gab keinen Ringo, der wieder zurückkommt. Er ist tot. Genauso wie der Tiger. Es gab keine Nachricht von einem Entzug des Säufers, keine Nachricht von einer gekitteten Ehe. Es gab keinen Anruf von Jo. Sie ist tot. Sie ist genauso tot wie Ringo. Der Tiger. Wie mein Vater es für mich geworden ist. Sie sind tot. Tot. Einfach tot. Alle sind tot. Und ich bin schuld. Ich sehe klar. Und enttäuscht. Ich befand mich in einem Traum. Ein Traum, in dem alle meine Wünsche in Erfüllung gingen. Aber ich habe es nicht verdient. Ich habe es nicht verdient, dass auch nur einer in Erfüllung geht. Ich bin eine Mörderin. Eine Doppelmörderin. Warum sehe ich plötzlich so klar? Ich hoffe ihr fandet es nicht zuuuu schrecklich... eure _aliz_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)