Stirb langsam von _aliz_ (... und qualvoll [KaixHil]) ================================================================================ Kapitel 1: 01 - Alltag ---------------------- Stirb langsam... aber qualvoll 01 - Alltag Er schreit. Ich kenne ihn nicht, ich weiß nicht, wie er ist, was er macht. Aber ich weiß, was er fühlt. Aber das vergesse ich. Mal vergessen können. Er schreit lauter. Er legt die Arme um den Kopf, versucht sich zu schützen. Er ist hilflos, so hilflos. Ich haue weiter drauf. Alle treten und quälen ihn, und er schreit, schreit, schreit. Man könnte mich eine Schlägerin nennen. Man könnte mich als grausam bezeichnen. Skrupellos, abstoßend. Kriminell würde es wohl treffen. Ich allerdings bevorzuge "Abschaum der Menschheit". Das passt wohl am Besten. Es gibt nicht viel, was man über mich wissen muss. Noch nicht mal viel, was man über mich wissen kann. Ich habe keine Freunde. Ich bin in einer Gang. Eine Gang, die erpresst, stiehlt, schlägt und anderen Angst macht. Die anderen aus dem Clan finden das cool. Sie denken, man hat vor ihnen Respekt, man schaut zu ihnen auf, weil ihnen niemand wehtun kann. Das ist gelogen. Man kann ihnen physisch nichts. Aber das ist so gut wie egal. In Wirklichkeit haben sie Angst, Angst vor allem und jedem. Man könnte denken, dass könnten meine Freunde sein. Aber ich habe keine. Was wäre das auch für eine Freundschaft? Was soll man mit Leuten anfangen, die zuhauen, egal, ob jemand sie nur nach dem Weg fragen will? Ich bin genauso. Das ist wohl der Grund, warum ich keinen habe. Keinen, mit dem ich reden kann, keinen, der mich versteht. Sicher stellt man sich jetzt die Frage, warum ich nicht aus dem Clan aussteige. Ich habe keine Angst vor den anderen, keine Angst vor Schmerzen, blauen Flecken, gebrochenen Knochen. Ich habe nur nichts Besseres zu tun, als kriminell zu sein. Möchte irgendjemand meine Polizeiakte sehen? Ich weiß, so etwas nennt man wohl schwarzen Humor. Ha, ha. Was meine Eltern dazu sagen? Nicht viel. Meine Mutter heult. Das tut sie immer. Ich habe schon seit zwei Jahren keinen einzigen Satz von ihr ohne Schluchzen gehört. Sie macht Tag für Tag nichts anderes. Jeder tut wohl das, was er am Besten kann. Mein Vater ist ein Schläger. Genau wie ich. Er schlägt meine Mutter, meinen Bruder und er schlägt mich. Er säuft. Den ganzen Tag. Wenn er so weiter macht, muss er bald sterben. Ich könnte jetzt "Gott sei Dank" sagen. Warum tue ich es nicht? Ich weiß es nicht. Er ist mein Vater. Meinen großen Bruder Kevin habe ich schon erwähnt. Er ist ein Junkie. Heroin. Seine Schuldner stehen jeden Tag bei uns vor der Tür. Okay, jeden Tag ist übertrieben. Jeden zweiten. Er hätte lieber zur Bank als zu Kredithaien gehen sollen. Und das Geld für eine Entzugstherapie anlegen sollen. Wäre für meinen Vater auch eine sehr gute Sache. Vielleicht als Geschenk, zum nächsten Geburtstag. Ich komme nach Hause. Die Wohnung ist voller Dreck. Das ist sie immer. Es stinkt. Nach Alkohol, nach Schweiß. Es ist ekelig. Aber das ist es immer. Ich mache die Tür zu, schmeiß den Schlüssel auf den Boden. "Ah, da kommt die kleine Schlampe ja!" Mein Vater. Er schreit laut, stürzt in den Flur. Er hat getrunken. Meine Mutter heult. Wütend schaut er mich an. Sein Fettbeflecktes Unterhemd schaut noch ein Stück aus der heruntergekommenen Jeans, seine braunen Haare hängen strähnig vom Kopf. Sein Hosenstall ist noch offen. Er hatte Sex mit meiner Mutter. An sich sollte so etwas bei Eltern öfter geschehen. Aber ich weiß, meine Mutter wollte nicht mit ihm schlafen. Er vergewaltigt sie. Das tut er immer. In seine Augen flackert es. Die Wut. Vielleicht auch der blanke Wahnsinn. "Warum war die Polizei gerade bei uns?" Ich sehe ihn an. Ich halte seinem Blick stand. In meinem Innern schüttelt es mich. Es ist ekelhaft. Er ist ekelhaft. "Sag du es mir." Er holt mit der Hand aus. Bam. Meine Wange brennt ein bisschen. Sonst tut es nicht weh. Reine Gewohnheit. Ich gehe in die Küche. Hunger. Das dreckige Geschirr stapelt sich in der Spüle. Es ist dunkel. In unserer Wohnung ist es immer dunkel. Die Jalousien sind unten. Säufer sind wie Vampire. Die vertragen kein Licht. Sie saugen ihren Mitmenschen auch das Leben aus. Ich lebe nicht mehr. Nicht mehr richtig. Ich bin jetzt fünfzehn, fast sechszehn. Ich sollte in die neunte Klasse einer Realschule gehen. Ich war mal auf dem Gymnasium. Bis der Säufer seinen Job verlor. Da war er noch nicht der Säufer. Da war er noch mein Vater. Da war die Welt noch bunt und schön. Da war das Leben noch ein Leben. Da war alles noch in Ordnung. Da gab es noch Gefühle wie Geborgenheit, Schutz, Zuversicht. Freundschaft. Liebe. Ich weiß nicht mehr, wie sich das anfühlt. Im Moment weiß ich nur, wie sich die knatsch-gelben Gummihandschuhe anfühlen und wie das Geschirr stinkt. Eine halbe Stunde dauert das Waschen. Der Säufer stinkt. Ich höre sein Gegröle aus dem Wohnzimmer. Meine Mutter heult immer noch. Was sonst. Es macht ihm nichts mehr aus. Reine Gewohnheit. Anfangs ging es ihm noch auf den Sack. Anfangs hat er sie noch geschlagen. Aber da hat sie nur noch mehr geheult. Irgendwann ist dem Säufer dann aufgefallen, dass eine flennende Ehefrau, die man vögeln kann, auch ganz unterhaltsam ist. Jetzt haut er höchstens noch zu, damit sie lauter schluchzt. Ich bin fertig. Meine Mutter kommt in die Küche. Die Augen sind rot und verquollen. Das sind sie immer. Sie wirkt so klein, so schmächtig. Dünn und abgemagert und trotzdem irgendwie schön. Meine Mutter war einmal eine sehr hübsche Frau. Für mich war sie die Schönste von allen. Die Männer haben ihr hinterher gepfiffen. Jetzt pfeift keiner mehr. Durch die vielen blauen Flecken kann man ihr Gesicht gar nicht mehr erkennen. Sie kann sich nicht wehren. Ich habe eine Mutter, die sich nicht wehren kann. Das ist peinlich. "Danke, mein Schatz. Lieb von dir, dass du mir hilfst." Sie will mir über die Wange streicheln. Ich drehe mich weg. Sie weiß ganz genau, dass sie sich nur selbst helfen kann. Sie könnte mir helfen, sie könnte Kevin helfen. Aber sie tut es nicht. Sie ist zu schwach, um einfach mit uns abzuhauen. Sie könnte diesem Wahnsinn ein Ende setzen. Aber sie tut es nicht. Ich habe immer noch nichts gegessen. Mir ist der Appetit vergangen. Ich gehe in mein Zimmer. Es ist das Zimmer eines kleinen Mädchens. Ich habe es bekommen, als ich sieben war. Da hat sich mein Vater noch die Mühe gemacht, etwas für mich zu tun. Da waren wir noch eine glückliche Familie. Ich hasse Alkohol. Ich höre, wie die Wohnungstür aufgemacht wird. Schlurfende Schritte. Kevin. Ich hasse Heroin. Kevin kommt unbemerkt in sein Zimmer. Der Säufer muss schon schlafen. Warum höre ich ihn nicht? Er müsste schnarchen wie ein Bär. Ich liege in meinem Bett. Es ist spät, ich sollte auch schlafen. Aber ich tue es nicht. Ich schlafe in letzter Zeit nicht mehr viel. Ich habe in den letzten zwei Jahren nur sehr wenig geschlafen. Es klingelt. Jemand geht und macht die Tür auf. Die Schritte sind klein und zaghaft, wie die eines Kaninchens. Meine Mutter. Der Säufer kann es nicht sein, er bewegt sich wie ein Walross. "Überraschungsbesuch!" Eine harte Männerstimme peitscht durch den Flur. Bedrohlich und furcht erregend. Einer von den Kredithaien, Kevins Gläubiger. Und es klingt nach allem anderem als nach einer freudigen Überraschung. "Wo ist dein Sohn?" Meine Mutter schreit auf. Sie fängt an zu heulen. Die Typen müssen ihr wehgetan haben. "Sag schon, wo ist der kleine Pisser?" "Er...e-r ist....i...we-w...eg." Sie stößt zwischen den Worten die Luft immer und immer wieder hoch, wie ein Kleinkind, dass hingefallen ist und nun schluchzt. "Bitte... Sie tun mir weh!" Ich höre ihre Angst. Angst und Schmerz. "Schnauze!" Ein dumpfer Knall. Mama. Sie müssen sie gegen die Wand geschleudert haben. Sie wimmert. Ich habe das Gefühl, ihre Verzweiflung zu spüren... ich fühle es ganz deutlich. Kapitel 2: 02 - Verschleppung ----------------------------- Stirb langsam .... aber qualvoll Vielen Dank für eure Kommis... *freu* lg _aliz_ 02 - Verschleppung "Was soll der Krach? Haltet die Klappe!" Der Säufer. Er ist aus dem Koma aufgewacht. Die Schritte... seine Schritte sind taumelnd. Die Flasche tickt immer und immer wieder an der Wand des Flures an. Er stützt sich an ihr ab. Er redet mit meiner Mutter. Er redet... Reden... reine Ironie. Er lallt. "Hör...hör doch endlich zu heulen auf! Das is nich auszuhalten." Satzbau wie bei den Türken. Ich kann ihn mir vorstellen. Die Selbstgefälligkeit, wie er vor ihr steht. Die Flasche schwankt mit dem Arm mit, der sich immer und immer wieder von links nach rechts bewegt. Ich kann mir vorstellen, wie er dort breitbeinig steht. Das Gesicht errötet und glänzend, der wirre Blick. Die Augen wandern unruhig rauf und runter, rauf und runter. Rauf und runter. Die Typen scheinen ihn nicht zu interessieren. Ich frage mich, ob er sie überhaupt bemerkt hat. Was soll ich tun? "Deine Ehe-Krise kannst du auch später aus´m Weg räumen, Alter. Wo ist dein verdammter Sohn?" Der Typ kaut Kaugummi. Ich höre sein Schmatzen. Es ist wie in einem zweitklassigem Film. "Was wollt ihr von meinem Sohn? Raus... verschwindet. Raus aus meiner Wohnung." Es klingt lächerlich. Sein Gestotter und seine Lautstärke. Geldeintreiber sind immer mit Muskeln bepackt. Und mein Vater? Ein Schlag. Der Säufer stöhnt auf. Sie haben ihn geschlagen. Meine Muskeln sind angespannt, ich atme nicht. Was werden sie machen? Wo ist Kevin? Verdammt! Wo ist Kevin? Er soll es ausbaden. Aber er ist zu feige. Keine Kraft, er hat keine Kraft. Ich sehe ihn vor mir, einen schmächtigen Junkie der in seiner Decke eingerollt auf dem Bett liegt und an seinem Daumen lutscht. Wie ein Baby. Wieso geht er nicht raus? Die Situation wird eskalieren. Mord und Totschlag. Er muss doch nur ein paar Schritte, raus aus seinem Zimmer, auf den Flur machen. Kann er seinen Dreck nicht alleine in Ordnung bringen? Nein. Ich muss gerade reden. Ich, die ihre Probleme, ihren Frust an jüngeren, schwächeren Schulkindern auslässt. Ich muss von Mut und Gerechtigkeit reden. "Alter, wo ist dein verdammtes Balg? Wir haben keine Zeit für so´n Mist. Entweder, du laberst jetzt, oder du kannst dich morgen früh von der Straße abkratzen lassen. Kapiert?" Es reicht. Ich muss da raus. Alles ist egal. Ich habe nur ein kurzes, dünnes Nachthemd an. Ich bin nur ein kleines, schwaches Mädchen. Aber ich muss da jetzt raus. Die Tür von meinem Zimmer knallt. Habe ich sie gerade wirklich geöffnet? Augen - 6 Augenpaare starren mich an. Die Eintreiber sehen nach Schmerz aus. Große Muskelpakete, Piercings, Tattoos, Narben. Die Gesichter sind über und über mit Narben überzogen. Die Typen erinnern mich an Bulldoggen. Platte Nasen, klobige Gestalt. Warum bin ich nicht in meinem Zimmer geblieben? Sie sehen mich an wie Raubkatzen. Drei Tiger, die jeden Moment zum Sprung ansetzen, um ihre Beute zu Boden zu reißen. Ihre Blicke stechen wie Nadeln. Einer von ihnen tritt vor. Der einzige ‚normale‘ Grau und schwarze Haare. Er ist der schmächtigste von ihnen. Wenn man das als schmächtig bezeichnen kann. Er geht um mich rum. Betrachtet mich von allen Seiten. Ein Tiger, der um mich schleicht. Einmal, zweimal, dreimal. Gänsehaut unter meinem Nachthemd. Sein Blick ist eiskalt, die Augen rot, durchdringend rot. "Na, na, was haben wir denn da?" Ich spreche Hochdeutsch, man muss sich nicht in der Babysprache mit mir verständigen. Ich sehe meine Mutter. Sie hockt zusammengekauert an der Wand, ganz klein. Wie ein Stück Scheiße. Ihr Blick ist auf mich gerichtet. Sie hat Angst. Sie hat wirklich Angst um mich. Ihre langen, blonden Haare verdecken einzelne Partien ihres abgespannten Gesichts. Sie ist wunderschön. Plötzlich spüre ich einen harten Griff, der mein Kinn umschließt. Der Tiger lenkt meinen Kopf. In seine Richtung. Zu seinen Augen. Ich habe keine Wahl, ich muss ihn ansehen. Sein Blick ist tief. Weit und tief. Auf einmal ist da seine Hand. Seine Hand an meinem linken Busen, streicht hinab, an meiner Taille, bis sie auf meinem Hüftknochen liegen bleibt. Das dunkelblaue Nachthemd ist so dünn. Seine Haut ist so warm. Er ist so groß. So stark. So gefährlich. Aber seine Haut ist warm und seine Berührung sanft. Ich sehe immer noch in seine Augen. Vor Anst kann ich mich nicht bewegen. Er wendet sich ab, ohne mich loszulassen. "Sie ist hübsch. Man kann sie gebrauchen. Wir erlassen eurem Sohn die Schulden und nehmen sie dafür." Meine Mutter schüttelt den Kopf. Von links nach rechts. Langsam schüttelt sie den Kopf. Ihr Gesicht ist leer. "Nein!" Sie schreit. Die gebrechlichen Züge um ihren Mund, auf ihren Wangen verschwinden. Sie schreit aus voller Kraft. "Nein! Nicht mein Kind! Nicht mein Kind!" Bam. Der Säufer. Ihr Kopf fliegt zur Seite. Die Haare schwingen nach links. Man sieht nichts mehr von ihrem Gesicht. Nichts mehr von ihren angsterfüllten Augen. Ich sehe den Säufer. Sein Gesicht ist alles andere als leer. Ein breites, schmieriges Grinsen. Er lacht den Tiger an. "Sie war ohnehin zu nichts zu gebrauchen. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen." Bam. Das tat weh. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. Ich erinnere mich. Ich erinnere mich an meinen Vater. An Sonntage. An Herbst. An einen selbstgebauten Drachen, bunt und schön, mit einem langen Drachenschwanz. An einen Drachen, gebastelt von einem Vater, der mich geliebt hat. Von einem Bruder, der an seiner Schwester hing. Ich erinnere mich an Sonnenschein. An Spaziergänge mit meinem Dad. Ein kleines Stück durch einen Wald zu einer grünen Wiese, aber damals ein Kilometermarsch für mich. Ich erinnere mich an Wind. Ans Rennen neben Vater, damit der Drache in die Luft steigt. Höher und Höher. Ich erinnere mich an Lachen. An mein Lachen. An sein Lachen. Es klingt in meinem Kopf. Länger und länger. Lauter und lauter. Immer weiter. Ich schließe die Augen. Es ist so schön. Lachen und Kichern. Glück und Liebe. Doch plötzlich ist da wieder die harte Stimme. Die harte Stimme, die ich nie kennen lernen wollte. Das bösartige Grinsen, das ich nie sehen wollte. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Es tut so weh. Schlimmer als jede Ohrfeige. Mehr als jeder Schlag. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Worte können so verletzen. Ich spüre die Hände vom Tiger unter meinem Po. Er hebt mich hoch und wirft mich wie einen Sack über seine Schultern. Seine Haut ist so schön. Ich schaue auf. Meine Mutter schluchzt. Ihr Blick ist so leer wie ihr Gesicht. Ich sehe meine Mutter, die mich liebt. Meinen Bruder, der nicht da ist. Meinen Vater, der grinst. Der froh ist, mich los zu sein. Meinen Vater, der Freude fühlt. Aber was fühle ich? Kaltes Blech, ein Kombi. Er klappert. Ich weiß nicht, wohin wir fahren. Will ich es überhaupt wissen? Ich sitze auf der Ladefläche des Wagens. Es ist dunkel. Ich sollte besser sagen, in dem Teil gibt es kein Licht. Denn in meinem Leben ist alles nur noch dunkel. Theatralisch, ich weiß. Aber wahr. Ich frage mich, ob es mir eigentlich noch beschissener gehen kann. Aber das ist jetzt auch egal. Ich will mir keine Gedanken darüber machen. Ich stelle mir den Tiger vor. Seine Berührungen. Es war so schön. Ich fasse an meinen Busen. Meine Haut ist kalt. Eiskalt. Ich möchte seine Hand noch einmal spüren. Seine Hand noch einmal an mir spüren. Er zerrt mich grob aus dem Wagen. Schultern wie ein Schrank. Ein Mann wie ein Elefant. Die Haare sind raspelkurz. Ich sehe ihn im Licht einer Straßenlaterne. Der Asphalt ist nass. Die Gasse ist dunkel. Ich höre ihn seinen Kaugummi kauen. Es ist wie in einem zweitklassigen Film. Sein Griff ist hart. Er tut mir weh. Aber ich sage nichts. Ich sage nichts, weil ich mich nicht traue. Zu feige, ich bin zu feige. Warum schreie ich nicht? Würde mich jemand hören? Ich habe schon so oft in meinem Leben um Hilfe geschrien. Niemand hat es erkannt. Oder alle haben es ignoriert. Ich weiß nicht, welche der beiden Lösungen mir lieber wäre. Aber nun bin ich hier. Hier. Wo ist hier? Ich weiß es nicht. Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. Ich sehe den Tiger. Ich sehe seine Augen. Seinen Blick. Weit und tief. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, in der wir uns ansehen. Da ist so ein Gefühl. Ich kenne es nicht. Ich kann es nicht beschreiben. Aber es ist da. Es ist da und geht nicht weg. Der Tiger kommt auf den Elefanten zu und stößt gegen seine Schultern. "Sei mal ´nen bisschen vorsichtig mit dem Mädchen." "Was ist mit dir los? Sonst bist du doch auch nicht so zimperlich." Er klingt heiser. Heiser und hart. Kalt wie Stein. "Die Kleine ist Gold wert. Das weiß ich." Der Elefant reißt mich am Arm rum. Er schaut mir direkt in die Augen. Seine Pupillen sind klein. Ich spüre seinen abwertenden Gesichtsausdruck. Sein Kopf bewegt sich rauf und runter. Rauf und runter. Er zuckt mit den Schultern, schiebt die Unterlippe vor. "Wenn du meinst..." Schweigen. Sie schleppen mich die Gasse entlang. Es ist ekelig. Der Elefant stinkt. Zerfallene Häuser. Kein Mensch. Der Elefant stinkt weiter. Sein Griff ist sanfter geworden. Aber immer noch hart genug. Der Tiger geht vor, der andere hinter uns. Ich habe mir den dritten noch nicht angesehen. Will ich das überhaupt? Ich würde gerne das Publikum befragen. Mein schwarzer Humor. Ha, ha. Wir stehen vor einer Tür. Sie passt nicht ins Bild. Alles ist zerfallen. Modert vor sich hin. Und ich stehe mit meinen drei Entführern vor einer Sicherheits-Stahltür. Was für eine Ironie. Der Tiger schließt auf. Ich bin Gold wert. Seine Worte. Nicht zu fassen. Ich sehe nichts. Hinter der Tür ist es dunkel. Stockdunkel. Der Tiger macht Licht, ein Schalter neben der Tür. Räume...ein Raum neben dem anderen. Wie in einer Arztpraxis. Wir gehen den Gang entlang. Die Türen waren wohl mal weiß. Mittlerweile sind sie grau. Es stinkt. Das tut es wahrscheinlich immer. Es ist dreckig. Aber das ist es wahrscheinlich immer. Wir bleiben stehen. Wieder greift der Tiger zum Schlüsselbund. Langsam gleitet die Tür auf. Nein, bitte nicht. Kapitel 3: 03 - Das neue Zuhause -------------------------------- Stirb langsam.... aber qualvoll ++++++++++++++++++++++ Es ist dreckig. Aber das ist es wahrscheinlich immer. Wir bleiben stehen. Wieder greift der Tiger zum Schlüsselbund. Langsam gleitet die Tür auf. Nein, bitte nicht. +++++++++++++++++++++++ 03 - Das neue Zuhause Mädchen. Sechs Betten. Fünf sind belegt. Ich will weg. Ich drehe mich um, will laufen. Der Elefant packt mich. Seine Arme sind wie ein Schraubstock. Er wirft mich ins Zimmer, auf den Boden. Bam. Er ist verstaubt. Wahrscheinlich ist er das immer. Mein Bein...es tut weh. Der Elefant steht mitten in der Tür, die beiden anderen hinter ihm. Ein breites Grinsen. Von einem Ohr bis zum anderen. "Mach es dir bequem, Schätzchen. Das hier ist jetzt dein neues Zuhause." Er lacht. Ganz kurz, ganz leise. Aber er lacht. Der dritte tut es auch. Sie treten zurück. Der Tiger zieht die Tür zu. Er lacht nicht. Ich sitze immer noch auf den Boden. Die anderen Mädchen starren mich an. Ihre Blicke stechen wie Nadeln. Nur schlimmer. Sie sollen aufhören. Sie sollen mich nicht ansehen. Hört auf! Ich spüre eine Träne auf meiner rechten Wange. Oder links? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts. Der Säufer ist schuld. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Jemand berührt meine Schulter. Ein sanfter Griff. Ich will nicht. Loslassen. "Ist ja gut. Hör auf zu heulen." Heule ich? Ich weiß es nicht. Ja. Ich heule. Die soll mich endlich loslassen. Es kommt noch eine. "Hilf mir mal, sie vom Boden hochzuhieven." Sie fassen unter meine Achseln. Ich will nicht. Plötzlich sind sie weg. "Aua!" Ich sehe auf. Ein langer Kratzer. Über die Wange einer kleinen Afrikanerin. Ihre geflochtenen Haare sind nach hinten zu einem langen Zopf zusammengebunden. Ein unnatürliches Gesicht. Zu viel Schminke. Ihre Kleidung ist kurz. Zu kurz. Sie stößt die Luft hörbar durch die Nase aus. "Du wirst nicht viel Zeit haben, zu zicken." Sie sieht mich an. Es schüttelt mich. Der Blick. Sie wirkt so stark. Aber ihre Augen sind voller Angst, Wahnsinn. An ihrer schokobraunen Haut sind manche Stellen dunkler. Dunkler als der Rest. Blaue Flecke. Ich sehe mich im Zimmer um. Ich auf dem Boden. Alle anderen auf ihren Betten. Ich stehe auf. Ich will nicht kleiner sein als sie. Eine hat ein blaues Auge. Schläge. Sie werden geschlagen. Wir passen anscheinend zueinander. Wieder mein Humor. Gott, bin ich heute witzig. Ich möchte etwas sagen. Aber was? Die Afrikanerin deutet auf eines der Doppelstockbetten. Unten. "Da kannst du schlafen." Ich schaue sie an. "Und wenn ich nicht will?" Sie lacht spöttisch auf. "Dann penn auf dem Boden. Weg kommst du hier auf jeden Fall nicht." Ihr Blick schweift zu den anderen. "Es ist spät. Wir sollten schlafen. Sonst gibt es wieder Ärger." Ich möchte sie fragen, von wem. Meine Kehle ist trocken. Kein Ton. Das Licht ist aus. Ich gehe doch lieber in das Bett. Keinen Schlaf. Ich habe kein bisschen Schlaf bekommen. Das Zimmer ist so ekelig. Aber wahrscheinlich ist es das immer. Hier gibt es nicht viel. Man hat bei der Einrichtung gespart. Ein Spind für sechs Mädchen. Ein einziges Waschbecken. Und ein Klo. An der Wand. Noch nicht mal mit einem Vorhang. Ich muss. Die anderen ziehen sich um. Sie sind in Eile, man merkt, dass sie Angst haben. Die Afrikanerin sieht zu mir, ganz flüchtig. Das enttäuscht mich. Warum? "Du kannst ruhig auf Toilette. Hier hast du keine Zeit mehr, dich für deine Nacktheit zu genieren." Erst jetzt bemerke ich ihren starken Akzent. Was meint sie? Was meint sie damit? Das klingt gar nicht gut. Soll ich gehen? Lieber nicht. Ich muss. Es ist unangenehm. Sie sehen mich bewusst nicht an. Sie sehen mich nicht an. Wer tut das schon? Sofort muss ich wieder an den Tiger denken. Ich versuche mir sein Gesicht vorzustellen, aber es geht nicht. Wir schlafen auf Matratzen. Es ist ekelhaft. Es gibt kein Laken, nur eine dünne Bettdecke. Keinen Schlafanzug, nur die Unterwäsche. Ich fühle mich so dreckig. Ich möchte das Gefühl von meinen Armen streichen, aber es geht nicht. Die Mädchen wirken so verstört, bedrückt. Dunkel. Ich versuche zu lächeln, aber sie drehen sich weg. Hier gibt es wohl nicht viel zu lachen. Aber nun haben sie ja mich. Mich und meinen schwarzen Humor. Ha, ha. Das Klirren von Schlüsseln, ein paar Zimmer von uns entfernt. Ich sehe die anderen Mädchen an. Ihre Muskeln sind angespannt. Es ist komisch, sie sind psychisch völlig fertig, dass merkt man. Aber jede von ihnen hat einen hübschen Körper. Es ist alles dabei. Ganz dünn, Normalfigur, kurvenreich, eine von ihnen ist sogar etwas mollig. Man hört Schritte vor unserer Tür. Sie werden noch nervöser, stellen sich in einer englischen Reihe auf. Wo bin ich hier? Aus meinem Blickwinkel kann ich den Flur sehen; wer in der Tür steht. Es ist der Elefant. Wieder kaut er Kaugummi. Total lässig steht er im Rahmen und nickt nach rechts, aus unserem Gefängnis raus. Die Mädchen trotten wie die Gänse weg. Er dreht sich zu mir und grinst. Ich muss an den Säufer denken. Sie haben mich wieder allein gelassen. Aber nicht lange. Der Tiger kommt ins Zimmer. Warum freue ich mich? Er lächelt. Er lächelt mich wirklich an. MICH. In seinen Händen hält er ein knappes, rotes Top und einen schwarzen Mini-Rock. Die Klamotten landen neben mir auf meinem Bett. Plötzlich ist da wieder das Gefühl. Jenes, welches ich nicht beschreiben kann. Und genauso plötzlich wie das Gefühl ist auch der Elefant da. "Lass nur, ich kümmer mich schon um die Kleine." Warum geht der Tiger? Warum bin ich enttäuscht? Warum grinst mich der Elefant so ekelhaft an? "Zieh dich um!" Was soll das heißen? Habe ich ihn überhaupt richtig verstanden? Soll ich mich umziehen? Wozu? Er soll weg gehen. "Jetzt mach schon!" Er schreit mich an. Ich zucke zusammen. Ich hasse es, wenn man mich anschreit. Ich kann es nicht ertragen. Obwohl es vom Säufer normal war. Reine Gewohnheit. Was soll ich tun? Ich kann mich nicht gegen ihn auflehnen. Warum nicht? Ich kann nicht. Ich weiß nicht, was sie mit mir vorhaben. Ich habe mich nie für stark gehalten. Aber plötzlich bin ich so schwach. Ich stehe auf. Ich muss die Klamotten anziehen. Warum geht er nicht weg? Ich will nicht, dass er mich beobachtet. Er guckt mich an, Nadeln auf meiner Haut. Hier hast du keine Zeit mehr, dich für deine Nacktheit zu schämen. "Zieh dich um. Jetzt. Sofort." Ich packe mein T-Shirt am Saum und stülpe es über den Kopf. Sein Grinsen wird noch breiter, sein Blick wild. Wie ein tollwütiges Tier. Ich stelle mir Sabber vor, der an seinen Mundwinkeln hinab läuft. Er kommt auf mich zu. Ich stehe da und er fummelt hektisch am Hosenstall meiner Jeans rum. Er ist auf. Der Elefant zieht meine Hose runter, ganz langsam, ich spüre den Daumen auf meiner Haut. Ich will das nicht. Warum geht er nicht weg? Was will er von mir? Was? Geh weg. Da ist wieder ein Gefühl im Bauch, es packt mich und schüttelt mich durch. Meine Hände, meine Hände zittern. Es ist wie Wut, das Gefühl, wie Erniedrigung, wie etwas, dass sich aufstemmt in mir. Wie Verzweiflung. Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Lass mich doch los. Lass mich doch endlich los. Ich möchte laufen, möchte rennen, will hier weg. Meine Beine sind so schwer. Sie bewegen sich kein Stück. Warum? Warum nicht? Lauf doch endlich! Ich laufe! Ich kann nicht. Nein. Er küsst mich. Seine Zunge leckt an mir rum, an meinem Bauch. Meine Unterhose ist weg. Mein BH auch. Ich bin nackt. Hier hast du keine Zeit mehr, dich für deine Nacktheit zu schämen. Er ist an meiner Brust, seine Zunge windet sich wie eine Schlange, hin und her. Hin und her. Mein Herz schlägt so schnell, meine Lunge drückt die Luft stoßweise aus, als müsse sie sie loswerden. Das Gefühl im Bauch schüttelt mich immer heftiger. Es ist, als müsse etwas in mir ausbrechen. Wann ist es vorbei? Er lässt mich nicht mehr los. Nein, bitte, keinen Sex. Ich sehe ihn an. Er schaut mir in die Augen. Mit kleinen Pupillen. Er stützt sich mit den Armen vom Bett ab. Endlich. Gott sein Dank keinen Sex. "Zieh jetzt die Klamotten an. Und beeil dich." Ich tue, was er mir gesagt hat. Es ist demütigend. Demütigend, auf einen Befehl zu hören. Hören zu müssen. Er sagt es in einem nüchternen Ton, als wäre es normal, als wäre ich gleichgültig. Minderwertig. Er führt mich den Gang entlang. Es wirkt bedrückend. Ich habe das Gefühl, an jeder Tür steht eine Leiche. Aber weit und breit ist niemand zu sehen. Eine Leiche, ein Skelett, welches mich aus riesigen Augenhöhlen anstarrt und schreit. Und um Hilfe schreit. Der Elefant war nur der Anfang. Ich weiß es. Der Anfang vom Horror. Anfang vom Ende. Ich hoffe es hat euch gefallen! Würde mich freuen, wenn ihr mir nen Kommi dalasst!^^ lg _aliz_ Kapitel 4: 04 - Einführung in ein neues Leben --------------------------------------------- Stirb langsam....aber schmerzvoll Vielen Dank für Euere Kommis!^^ Hier nun endlich das neue Kappi! Würde mich über Kommis freuen... lg _aliz_ ++++++++++++++++ Aber weit und breit ist niemand zu sehen. Eine Leiche, ein Skelett, welches mich aus riesigen Augenhöhlen anstarrt und schreit. Und um Hilfe schreit. Der Elefant war nur der Anfang. Ich weiß es. Der Anfang vom Horror. Anfang vom Ende. ++++++++++++++++ 04 - Einführung ins neue Leben Wir gehen eine enge Wendeltreppe hoch. Die Stufen sind verstaubt, von oben dringt leicht blaues Neon-Licht durch. Er macht eine Tür auf, ihr weißer Lack splittert schon ab, darunter kommt das grau zum Vorschein. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich denke an Mama. An Kevin. Vielleicht auch ein bisschen an den Säufer. Aber er ist Schuld. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Ich versuche mir meine Mutter vorzustellen, ihr zierliches, abgespanntes Gesicht. Doch es funktioniert nicht. Kann man in so kurzer Zeit vergessen, wie seine eigene Mutter aussieht? Ich habe Angst. Der Elefant macht die Tür auf. Keine Zweifel mehr. Ich bin in einem Puff. Das Licht scheint grell von der Decke, in der Mitte des in samt-rot ausgeschlagenem Raumes, man könnte fast Saal sagen, steht eine kreisrunde Theke. Die Afrikanerin. In ihrem weitausgeschnittenem Korsett steckt ein 50-Euro-Schein. Sie sieht flüchtig zu mir hin. Ihr Blick ist kalt, aber irgendwie auch verzweifelt. Der Typ, der auf einem Barhocker vor ihr auf der anderen Seite der Theke sitzt, leckt ihr die ganze Zeit im Dekolteé rum. Sie schaut immer noch her. Er wandert mit der Zunge an ihrem Hals hoch. Ganz langsam. Ich kann sehen, wie sie sich windet. Die Afrikanerin wirft den Kopf abwesend nach hinten, während sie gequält die Augen schließt. Ich spüre den Atem des Elefanten an meinem Ohr. Er ist warm, und trotzdem kalt wie Eis. Warum ist das so ekelhaft? "Du kennst das Spiel sicher schon von zu Hause. Spuren oder Schläge. Das sind alles ganz nette Männer, die nur wollen, dass du ein bisschen lieb zu ihnen bist." Er nimmt meine Hand. Wo führt er sie hin. Gott, lass mich los. Ich bin an seiner Hose. Will die Hand wegreißen, doch es klappt nicht. Er hält sie fest, hält sie einfach fest. Meine Finger sind mitten in seinem Schritt. Er lacht. Leise und wild. Er ist geil auf mich. Ich will weg. Lass mich los. Doch er hält mich fest. Es macht ihm Spaß, andere Leute zu erniedrigen, andere zu verletzen. Warum gibt es solche Menschen? Warum? Wozu? Und warum lande ICH bei ihnen? Da ist die Erinnerung an zu Hause. Es war das Gleiche. Es ging um Macht, um Aufwertung. Es war genau das Gleiche. Aber warum fühlte ich mich noch nie so schlimm wie jetzt? Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. Was wird aus mir? Was wollen die? Da ist Angst. Ich hasse Angst. "Du kommst zu einem sehr netten Mann. Er ist äußerst erfahren, was den Umgang mit kleinen Mädchen betrifft. Auch mit ganz neuen, die sich noch nicht so auskennen." Er hebt mein Kinn, ich will wegsehen, aber er hält mich fest. Ich will ihn nicht angucken. Ich muss. Sein Grinsen ist noch breiter. Es ist das größte, was ich je gesehen habe. "Aber das kommt schon mit der Zeit!" Er quält mich. Er führt mich durch den Puff. Beziehungsweise das, was es im Barbereich zu sehen gibt. Mein Herz ist kurz vorm Zerspringen. Es wäre mir lieber, wenn er mir den Notausgang zeigen würde. Mein schwarzer Humor lässt mich heute gar nicht los. Ha, ha. Es ist voll. Überall hocken irgendwelche schleimigen Typen auf einer Eckbank, die Arme zu beiden Seiten auf der Lehne ausgebreitet und zu jeder ein Mädchen. Wie in einem zweitklassigen Film. Sie lecken an ihnen rum, als würde es ihnen Spaß machen. Als wären sie Nutten. Aber das sind sie ja auch. Ich bin jetzt auch eine. Jedes Mal, wenn ich an einer von ihnen vorbeikomme, sehen sie mich an. Und jedes Mal sehe ich Augen, die nicht zu Huren passen. Augen ohne Sexappeal, Augen ohne wildes Glänzen. Augen ohne Freiheit, Augen ohne Freude, Augen ohne Glück. Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. Verachtung. Ich sehe die Männer hier sitzen, alte Säcke, die nach Geld stinken, die Mädchen vergewaltigen. Mädchen, die wie Katzen vor ihnen sitzen, wie Hunde, die Männchen machen, wie Vieh, dass Angst hat, Angst vor Tod. Hier ist nur Angst. Wir gehen weiter, von überall kommen uns welche entgegen, Sektflaschen in der Hand. Der Elefant sieht sie an. Die Mädchen schauen zurück. Es ist Misstrauen, es ist Flehen, es ist gegensätzlich. Ich kann es nicht beschreiben. Aber es ist auf jeden Fall nicht gut. Da ist ein Tisch, ganz am Ende des kreisförmigen Saales. Wir bleiben dort stehen. Nein, bitte nicht. Der Typ ist fett. Er trägt eine Brille, sein braunes, schütteres Haar hängt zerstrubbelt vom Kopf, die Pupillen sind kaum noch hinter den dicken Gläsern zu erkennen. Er ist fett. Ein breites, schmieriges Grinsen erscheint auf seinem glänzenden Gesicht. So klein seine Augen, seine Pupillen sind, ich sehe, sie fangen sofort an zu strahlen. Ich frage mich, was ich fühle. Ekel? Abneigung? Ich fühle einfach nichts. Er ist schlimmer als jedes Raubtier. "Viel Spaß mit ihr. Sie hat keine Erfahrung, du kennst das ja. Aber wenn sie zickig wird, weißt du ja, wie du sie leise kriegst." Lächeln. Die ganze Zeit lächeln, lachen. Der Fettwanzt zum Elefant, wieder zurück, der Fettwanzt zum Elefant, wieder zurück. Lachen, Lächeln. Spaß, Freude. Freude am Quälen. Freude am Erniedrigen. Halt! Ich fühle doch was. Ich fühle mich wie ein Stück Scheiße. Und dabei hat es noch nicht mal angefangen. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Warum rege ich mich so auf? Ich hatte noch keinen Sex. Ich weiß nicht, was das heißt. Doch auch wenn ich je welchen gehabt hätte, könnte ich mir dann vorstellen, wie es ist, vergewaltigt zu werden? Wüsste ich, was es bedeutet? Vielleicht ist es nicht so schlimm? Vielleicht ist es danach so, als wäre nie etwas passiert? Vielleicht kann ich danach mit den Schultern zucken und sagen: "Na und?" Mit einem fetten Sack zu vögeln, mich berühren zu lassen von seinen fleischigen Fingern, mich erniedrigen zu lassen, alles mit mir machen zu lassen? Was ist das für ein Stuss? Wir gehen auf das Zimmer. Da ist ein Gang, zu einem Aufzug. In dem Flur stehen noch andere Typen mit Mädchen, sie knutschen sie, drängen sie an die Wand, befummeln sie. Der Fettsack grinst. Er drückt seine Hand an meinen Po. Sie ist auch warm. Ekelhaft-warm. Es schüttelt mich. Da ist wieder dieses Gefühl von innen. Jenes, das versucht, auszubrechen aber es nicht schafft. Ich möchte sie abwerfen, aber ich traue mich nicht. Ich bin zu feige. Wovor habe ich Angst. Vor Schlägen? Das hier wird schlimmer. Wir gehen in den Aufzug. Er ist klein und eng. Sehr passend. Soll man es mit den Typen schon im Fahrstuhl treiben? Ich fühle Hass. Hass gegen meinen Vater. Aber noch mehr gegen mich selbst. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß nicht, warum er mich weggegeben hat. Ich dachte, er hätte mich wenigstens noch etwas geliebt. Ich liebe ihn doch auch. Warum eigentlich? Warum tue ich das? Warum denke ich so? Warum weiß ich, dass es hier schrecklich wird? Warum weiß ich, was mit mir passiert? Warum kann ich klar denken? Warum bin ich verwirrt? Warum ist mein Kopf nicht leer? Warum ist er so voll? Warum bin ich hier? Um mich vergewaltigen zu lassen. Wir gehen auf ein Zimmer. Es ist genauso wie der Saal unten. Roter Samt, Dämmerlicht, überall Kerzen und Herzen. Also ob das hier überhaupt was mit Liebe zu tun hätte. Sie missbrauchen das Symbol dieses Gefühls. Was hat Sex damit zu tun? Was bedeutet Sex? Ich sehe den Fettwanzt. Er grinst. Die ganze Zeit. Ich frage mich, ob er überhaupt etwas anderes kann. Essen? Aha, und er ist zurück! Mein schwarzer Humor. Gott, wie habe ich dich vermisst! Genauso wie ich alle anderen vermisse. Mutti, Vati und meinen Bruder. Nicht zu vergessen meine tollen Freunde, die ich eigentlich nie hatte. Ich sollte mir nichts vormachen. Es kann doch gar nicht schlimmer werden als zu Hause. Oder doch? Der Fettwanzt. An meinem Hals. Er küsst mich. Seine Hände klammern sich an meinen Armen fest, streichen rauf und runter. Rauf und runter. Ich bekomme wieder das Gefühl. Mir wird klar, wie es sich anfühlt. Es ist wie Panik. Es ist wie das Gefühl eingesperrt zu sein, wie das Gefühl, nicht weg zu können, obwohl man es doch will. Es ist ein Gefühl, dass ich hasse. Ich stehe vor dem Bett, der Typ hinter mir. Er lässt mich nicht los. Warum nicht? Er will seinen Spaß. Seine Hände rubbeln weiter an meinen Armen, bis sie plötzlich tiefer sind. An meinem Rock. Er ist weg. Scheiße. Ich will meinen Rock wiederhaben! Wo ist mein Rock? Scheiße, scheiße, scheiße. Lass mich hier weg. Ich schluchze. Es ist als stehe ich neben mir selbst. Es ist, als höre ich es mit anderen Ohren, sehe es mit anderen Augen. Es ist, als stehe ich neben mir und schaue mir zu. Versuche, mir vorzustellen, wie mein Gesicht aussieht. Ich werde vergewaltigt und habe nichts Besseres zu tun, als mir meinen Gesichtsausdruck vorzustellen. Wo ist mein Top? Es liegt neben mir auf dem Boden. Es geht so schnell und doch so langsam. Ich sehe diesen ekelhaften Typen. Nach jedem Kleidungsstück wird sein Blick geiler. Er ist wie ein tollwütiges Tier. Ein Tier, das mit seinen fetten Fingern an meinem BH rumfummelt. Ich hoffe es hat euch zugesagt... auch wenn es ziemlich brutal ist! würde mich über Kommis freuen!^^ lg _aliz_ Kapitel 5: 05 - Demütigung -------------------------- Stirb langsam.... aber qualvoll ++++++++++++++++++++ Wo ist mein Top? Es liegt neben mir auf dem Boden. Es geht so schnell und doch so langsam. Ich sehe diesen ekelhaften Typen. Nach jedem Kleidungsstück wird sein Blick geiler. Er ist wie ein tollwütiges Tier. Ein Tier, das mit seinen fetten Fingern an meinem BH rumfummelt. +++++++++++++++++++ 05 - Demütigungen Ich möchte ihm in die Augen sehen. Warum kann ich es nicht? Ich bin nackt. Er knutscht an mir rum. Aus seinem Mund kommt Speichel. Seine Zunge ist überall. Überall, wo sie nicht sein soll. Ich liege da, steif wie ein Brett. Meine Muskeln sind angespannt. Habe das Gefühl, so kann ich es besser ertragen. Aber nichts ist besser. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Da ist wieder dieses Gefühl, dieses Gefühl wie Panik, wie ausbrechen. Da sind die Gedanken in meinem Kopf, an zu Hause. Es kann nicht schlimmer werden als dort? Doch, es kann. Ich sehe meine Mutter. Warum bin ich hier? Warum hat sie nichts getan? Weil sie mich genauso wenig liebt wie alle anderen. Seine Zunge ist überall. Immer noch. Sie soll weg. Das ist mein Körper. Warum lässt er ihn nicht in Ruhe? Warum habe ich nicht das Recht, nein zu sagen? Weil es keinen interessiert, was ich sage. Weil es keinen interessiert, wie es mir geht. Weil sich keiner für mich interessiert. Das Gefühl wird stärker. Es schießt vom Bauch durch meinen ganzen Körper. Ich grabe die Finger in das Kopfkissen des Bettes. Es tut gut. Da ist Kraft. Kraft, die ich eigentlich nicht habe. Warum? Warum gerade ich? Warum macht er das? Warum geht es nicht vorbei? Die Zeit schleicht dahin. Was ist Zeit? Was ist Sex? Was soll Sex bedeuten? Was soll das hier? Hat er keine Frau? Warum gibt es keinen, der es freiwillig mit ihm treibt? Warum gerade ich? Warum habe ich so ein beschissenes Leben? Ich wurde verprügelt. Gedemütigt. Gequält. Verhört. Und jetzt vergewaltigt. Warum immer ich? Warum niemand anderes? Warum? Warum? Warum? Warum? Ich sehe das Zimmer. Es dreht sich. Da sind die Wände, blau und rot und schwarz und bunt. Das Fenster. Gitter. Es ist dunkel. Mitten in der Nacht. Wie lange habe ich geschlafen? Ich weiß es nicht. Wie lange küsst er mich schon? Eine Ewigkeit. Es muss eine Ewigkeit sein. Der Mond scheint draußen. Ich habe das Gefühl, dass er von dort hereinsieht. Er lacht. Er lacht mich aus. Schadenfreude. Spaß am Quälen. Genau wie der Fettwanzt. Ich sehe sein Gesicht. Eine Fratze, eine fette Fratze, die mich angrinst. Dann spüre ich ihn. In mir drin. Er soll da raus. Das Gefühl. So stark war es noch nie. Es tut mir weh. In meinem Kopf in meinem Bauch in meinem Hirn in meinem Herz. Meine Muskeln verkrampfen sich. Ich will weg ich will raus ich will weg. Mein Atem wird schwer. Warum bin ich nackt? Warum ist er angezogen. Er nimmt meine Hand. Sie ist an seinem Teil. Es fühlt sich so ekelhaft an. Es ist warm und ich will es loslassen. Aber er lässt mich nicht. Warum kann er tun was er will und ich nicht? Warum muss ich tun was ER will? Warum kann ich mich nicht wehren? Warum muss ich das tun? Bin ich denn weniger wert als er? Warum kann ich mich nicht wehren? Er reitet. Es klingt banal, es klingt pervers. Es ist Erniedrigung. Wie er grinst und wie ich heule. Es macht ihm Freude. Es wackelt, dass Bett wackelt. Ich liege da und kann nicht weg. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Wie ich diese Welt hasse. Was habe ich ihr getan? Warum ich? Sie ist grausam. Sie hat Zähne und mit denen beißt sie zu, wann immer sie kann. Wann immer sie will. Und ich kann nichts tun. Ich kann mich nicht wehren. Ich liege da und bin klein und schwach und wertlos und ein Nichts. Ich bin einfach nichts. Es kümmert keinen, wie ich mich fühle. Er reitet weiter. Dieser Ausdruck ist beschämend. Es klingt nach Mensch und Tier. Es klingt nach Herr und Untertan. Es klingt nach Macht und Schwäche. Es klingt nach klein und groß. Nach wertvoll und wertlos. Es klingt nicht gut. Warum bin ich nur so feige. Warum bin ich nicht kraftvoll, stark, cool. Warum kann ich mich nicht wehren. Warum liege ich hier und hoffe und warte. Warum warte ich, dass es endlich vorbei ist? Warum frage ich warum? Es ist einfach so. Manche Menschen scheinen von Anfang dieses beschissenen Lebens an gearscht zu sein. Ich gehöre dazu. Das ist Schicksal. Bestimmung. Ich habe eine Bestimmung. Juhu! Wenigstens lässt mich mein alter Freund, der schwarze Humor, nicht allein. Er ist immer bei mir. Der einzige, der mich nicht im Stich lässt. Obwohl...bei so etwas wie mir. Würde mich nicht wundern, wenn er auch irgendwann geht. Dann kann ich mich fragen: Warum? Wann ist er fertig? Er wirft den Kopf nach hinten. Er stöhnt. Bin aber auch ´ne heiße Schnegge. Es hallt in meinen Ohren. Das Stöhnen hallt in meinen Ohren. Und das Gefühl ist immer noch da. Ich höre mein Herz in meinem Kopf. Mir ist heiß. Ich halte das nicht mehr lange aus. Meine Kehle ist zu. Da ist ein Geschmack im Mund. Er schmeckt nach Angst. Ich hasse dieses Gefühl. Wovor sollte ich Angst haben? Das es noch lange so weiter geht. Ich höre dieses Geräusch, dieser Laut von ihm, von Lust und Spaß. Leidenschaft? Wohl kaum. Es ist, als würde es von einer Wand immer wieder zurückgeworfen, immer wieder in mein Hirn rein, in meine Ohren. Es soll da raus. Ich werfe den Kopf hin und her. Es soll da raus. Geh doch endlich da raus. Wann ist es denn vorbei? Lass mich doch endlich in Ruhe. Warum tut er das? Denkt er überhaupt an mich? Wie es mir dabei geht? Er sieht zu mir runter. Sein Grinsen wird breiter. Nein, daran denkt er nicht. Jetzt fühle ich mich noch kleiner als vorher. Gott, ist das eklehaft. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Es ist vorbei. Endlich. Der Fettwanzt steht auf. Er zieht den Reißverschluss seines Hosenstalles zu. Und grinst. Es ist das breiteste Grinsen, was ich je gesehen habe. Und das Erniedrigenste, Boshafteste noch dazu. Ich drehe mich weg, auf die Seite. Ich muss mir den nicht länger ansehen. Doch. Er umschließt mit seiner Hand mein Kinn, ich schaue in seine Augen. Er küsst mich. Seine Zunge ist ekelhaft. Schleimig. Er sabbert. Es ist ein Stich. Im Bauch. Im Herz. Und in meinem Kopf. Ich habe in meinem leben verdammt viel Scheiße gebaut. Ich habe in der Schule versagt, in allem, was ich anfing. Und es oft genug zu hören bekommen. Dinge getan, für die ich mich schäme. Ja, ich war in einer Gang. Aber ich war nie ein Schläger, der das, was er tat, nie bereut hätte. Ich weiß, wie sich Erniedrigung anfühlt. Aber noch nie fühlte es sich SO an. Ich hatte nie viel Würde. Aber ich hatte welche. Jetzt nicht mehr. Danke fürs lesen würde mich über Kommis freuen^^ lg _aliz_ ン Kapitel 6: 06 - Eine neue Freundin ---------------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll Hallo!^^ Erstmal wollte ich mich dafür entschuldigen, dass ich sooo lange nichts mehr von mir hören gelassen habe... leider habe ich seit fast einem Monat kein Internet mehr gehabt, aber jetzt bin ich endlich wieder da^^ Hier gleich ein neues Kappi *smile* Und vielen Dank an alle Kommis, die ich schon von euch bekommen habe!^^ lg _aliz_ +++++++++++++++++++++ Ich habe in meinem leben verdammt viel Scheiße gebaut. Ich habe in der Schule versagt, in allem, was ich anfing. Und es oft genug zu hören bekommen. Dinge getan, für die ich mich schäme. Ja, ich war in einer Gang. Aber ich war nie ein Schläger, der das, was er tat, nie bereut hätte. Ich weiß, wie sich Erniedrigung anfühlt. Aber noch nie fühlte es sich SO an. Ich hatte nie viel Würde. Aber ich hatte welche. Jetzt nicht mehr. +++++++++++++++++++++ 06 - Eine neue Freundin? Keine Ahnung, wie ich in das Zimmer gekommen bin. Jenes, in dem ich ab jetzt leben werde. Ich weiß nur, dass der Tiger da war. Ich glaube, er hat mich getragen. Da war diese Wärme. Es ist das schönste Gefühl, dass ich je erlebt habe. Zumindest das Schönste, an das ich mich wirklich erinnern kann. Ich hatte zum ersten Mal Sex. MEIN erstes Mal. Viele sagen, an das kann man sich sein Leben lang erinnern. Es wird gesagt, dass man den richtigen Moment, die richtige Person aussuchen muss. Sonst fehlt einem was, immer. Also wurde mir mein erster Sex geraubt. Wenn ich jemals freiwillig welchen haben werde, vielleicht werde ich dann verstehen, was das bedeutet. Es ist also etwas Wichtiges. Und es wurde mir geraubt. Einfach so. Ohne das ich mich wehren konnte. In meinem Bauch ist plötzlich Wut. Vielleicht ist es auch Demütigung. Ich bin jetzt erst ein paar Stunden hier. Aber denke, diese Zeit hat mich schon geprägt. Negativ. Die anderen Mädchen sind auch hier. Ich liege auf meinem Bett. Mein Kopf fühlt sich schwer an. Meine Arme. Meine Beine. Mein ganzer Körper. Ich hasse ihn. Ich hasse meinen Körper. Er ist ekelhaft. Ich komme mir so leer vor. Ich blute. Es ist ekelhaft, ich fühle mich nass. Aber es ist nichts im Gegensatz zu dem Ekel, den ich vorhin fühlte. Es ist, als wäre es eine Ewigkeit her. Aber als wäre es immer gegenwärtig. Als ob ich es, egal was ich tue, nie wieder vergessen werde. Ich werde es nie wieder vergessen. Ich muss lachen, wenn ich mich an die Gedanken, die ich davor hatte, erinnere. Ich bin ein Narr. Ich lache. Und fühle kein bisschen Freude. Ich habe die Hand zwischen meine Beine geschoben, aber es wird nichts bringen. Die Afrikanerin kommt auf mich zu. Sie hält mir einen Tampon hin. "Das ist normal. Nach dem ersten Mal ist es immer so." Ob es nach einem freiwilligen ersten Mal auch so gewesen wäre? Ich gehe auf die Toilette. Es ist mir egal. Egal, ob sie mich ansehen, egal, ob sie weggucken, egal, ob ich halb nackt bin. Es ist egal. Es ist so schwer. Es ist schwer, zu gehen, schwer, zu denken. Da ist ein Gefühl, ein Gefühl, das mich runterzieht, mich schwach macht, mich krank macht. Es macht mich fast verrückt. Aber es ist weder Panik, noch Wut. Ich möchte, dass mich jemand in den Arm nimmt. Ich lege mich ins Bett. Diese Nacht war beschissen. Ich bin aufgewacht. Es war ein Albtraum. Überall habe ich die Fratze vom Fettsack gesehen. Er rief nach mir, er schrie, und er grinste. Ich glaube, ich werde das nie wieder vergessen. Aber ich habe schon so viel geglaubt. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Danach hatte ich Angst, einzuschlafen. Ich will dieses Gesicht nie wieder sehen. Auch nicht im Traum. Die Tür öffnet sich. Der Tiger. Für einen Moment kann ich es vergessen. Er sieht mich an. Seine Augen sind wunderschön. Ich will seine Haut spüren. "Kommt frühstücken." Es klingt freundlich. Die anderen Mädchen sehen ihn an. Anders als beim Elefanten. Vertrauensvoller. Und ich?! Ich will mir das gar nicht vorstellen. Ich komme mir vor wie eine Fünfjährige. Ich sehe mich in seinen Augen versinken... Wo sind die anderen? Sie sind weg. Ich bin mit ihm allein. Und hab überhaupt keinen Hunger. Er setzt sich. Auf mein Bett. Zu MIR. Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. In meinem Bauch rumort es. Mein Herz schlägt schneller, als es sollte. Er sieht mich an und streicht über meine Wange. "War es sehr schlimm?" Ich kann nicht antworten. Es sieht mich nur an, er streicht nur über meine Wange, er stellt nur eine Frage, er interessiert sich nur für MICH. Aber ich kann nichts sagen. Mir wird warm. Angenehm warm. Das ist ein Gefühl, welches ich nicht kenne. Und er tut Dinge, die schon lange niemand mehr bei mir getan hat. Ich senke den Blick. "Du musst nichts sagen. Ich kanns mir vorstellen." Seine Stimme klingt wunderschön. Er geht zu Tür und wartet dort. "Komm mit, du musst etwas essen." Wir sitzen an der Bar. Es kommt mir plötzlich anders vor, nicht so grell, nicht so nach Nacht, so fad. Als ob ich diesen Ort nie zuvor gesehen hätte. Gestern bekam ich nichts zu essen. Ich muss sehr lange geschlafen haben. Warum dürfen die Mädchen jetzt in den Barbereich? Es sind ungefähr zwanzig, die hier sind. Zwanzig Mädchen, die Tag für Tag vergewaltigt werden. Es wundert mich. Sonst sind sie eingesperrt, sonst sind wir eingesperrt, aber zum Essen dürfen wir in den Barbereich. Die Afrikanerin sitzt neben mir. "Wenn sie eins hier nicht mit dir tun, dann ist es, dich verhungern zu lassen. Wir müssen unser Gewicht halten, die Freier sollen schließlich Abwechslung bekommen und nicht immer ein und dieselbe Figur." Wie sie das sagt. Ich kann es nicht beschreiben. Sie erinnert mich an eine Schlange. Eine Giftschlange. Aber wahrscheinlich hat sie Recht. Sie spricht mit mir. Ich sehe sie an. Sie ist hübsch. Aber vor allem freundlich. Sie versucht zu lächeln, sie wirkt so unvollkommen. Einfach nicht perfekt. Ihre Nase sitzt groß und platt in ihrem Gesicht, ihre Lippen sind braun und so füllig wie die eines Weihnachtskarpfens. Aber gerade das macht sie so hübsch. Und so sympathisch. Gott, was denke ich nur? Ich habe plötzlich wieder so eine Sehnsucht. Aber nicht nach Liebe, nach Aufmerksamkeit, nach Spaß, nach den Gefühlen, die nur in meiner Erinnerung existieren. Ich möchte mit jemandem reden. Ich wünsche mir die Afrikanerin als Freundin. Wie heißt sie überhaupt? "Seit wann bist du hier, Jo?" Ich erwähne jetzt bestimmt schon zum 50.000 Mal ihren Namen. Jo, das klingt so stark. So ausdrucksvoll. Jo. "Seit zwei Jahren. Sie haben mich gekauft." "Sie haben...was? Wie das denn?" "Meine Eltern sind verdammt arm. Wir waren sieben Kinder zu Hause, hatten ständig Hunger, Durst. Wir konnten nur Wasser aus irgendwelchen Erdlöchern trinken, das selbstverständlich jede Menge von Krankheitserregern übertragen hat." Sie setzt sich zu mir auf mein Bett. Wir sitzen da, so, als würden wir uns schon eine halbe Ewigkeit kennen. Ich werde schon fast aufgeregt. Mich durchflutet ein warmes Gefühl, anders als beim Tiger. Aber ich bin irgendwie glücklich. Aufgekratzt. Ich lache sie an. Ich will nicht wissen, wie ich dabei aussehe, aber Jo scheint es zu gefallen. Sie gibt mir ihr strahlendes, herzliches Lächeln wieder. Ich bewundere sie. "Und dann kamen die." Sie deutet mit dem Kopf gen Decke. "Sie haben meinen Eltern einen Batzen Geld in die Hand gedrückt, und die haben mich dann natürlich auch gleich fortgegeben." Ihr geht es genauso wie mir. Nur das für mich nicht mal Geld verlangt wurde. Bei mir war man froh, dass man mich los war. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. "Und dann haben sie mich hier eingeschleust, über den Landweg, in Lkw´s. Es war eine verdammt lange, anstrengende Reise. Mit mir kamen noch mehr Mädchen. Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind. Wir hatten Angst. Ich weiß es noch genau." Jo wird nachdenklich. Sie sieht plötzlich traurig, gebrechlich aus. Ich möchte sie in den Arm nehmen. Ich traue mich nicht. Gib dir einen Ruck. Nein. "Ich werde das nie vergessen. Es war kochend heiß, wir waren eingepfercht wie die Tiere." Sie schluckt. Ihre Stimme bricht. "Und jetzt bin ich hier und mir geht es genauso beschissen wie dort." Eine der anderen kommt zu uns. Bleib weg. Sie schließt sie in den Arm. Verdammt, verpiss dich. Ich will Jo für mich allein haben. Jo drückt sich an sie. Ihre Tränen fließen nur so, wie in Bächen stürzen sie aus ihren Augen. Verdammt, verdammt, verdammt! Warum habe ICH sie nicht in den Arm genommen? Ich bin auch zu dumm. Zu feige. Warum nicht?! Verdammt. Ich bin gerade mal ein paar Stunden hier, und habe das Gefühl, dass ich schon fast eine Freundin gefunden hatte. Eine RICHTIGE Freundin. Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. Und meine Gefühle drehen sich mit. Aber ist es überhaupt gut, so viel Vertrauen zu fassen? Wie kann das überhaupt so schnell gehen? Wie kann mich ein Mensch, mit dem ich gerade ein paar Worte gesprochen habe, so einnehmen? Weil sie mir etwas anvertraut hat. Etwas, was sie geprägt hat, etwas, das sie zerstört hat, etwas, was sie zum Weinen bringt. Etwas, das nicht leicht zu sagen ist. Weil sie mich BEACHTET hat. Wer tut das sonst schon? Außer dem Tiger. Meine Gedanken kommen mir vor wie ein Teufelskreis. Ich drehe mich und drehe mich, wie ein Hund, der sich in den Schwanz beißen will. Ich drehe mich in meinen Gedanken und komme trotzdem kein Stück weiter. Was sollte es am Ende heißen? Das ich mich wohl fühle, hier, im Puff? Das Nutte meine Berufung wird? Was heißt überhaupt Ende? Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Vielen Dank fürs lesen! Würde mich über einen Kommi freuen! lg _aliz_ Kapitel 7: 07 - Eine Nacht mit Tiger ------------------------------------ Stirb langsam… aber qualvoll ++++++++++++++++++++++++ Weil sie mich BEACHTET hat. Wer tut das sonst schon? Außer dem Tiger. Meine Gedanken kommen mir vor wie ein Teufelskreis. Ich drehe mich und drehe mich, wie ein Hund, der sich in den Schwanz beißen will. Ich drehe mich in meinen Gedanken und komme trotzdem kein Stück weiter. Was sollte es am Ende heißen? Das ich mich wohl fühle, hier, im Puff? Das Nutte meine Berufung wird? Was heißt überhaupt Ende? Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. ++++++++++++++++++++++++ 07 - Eine Nacht mit Tiger Der Tiger kommt zu mir. Er nimmt mich mit. Wir gehen durch den Barbereich. Es ist gerade dunkel geworden. Glaube ich. Hier verliert man jegliches Gefühl von Zeit. Wie alles andere. Wir sind in einem dieser Zimmer. Es sieht genauso aus wie das von gestern, aber ich glaube, das ist es nicht. Gleiches Recht für alle. Ha, ha. Ich stehe vor dem Bett. Da liegt dieses Top, dieser Rock. Es sind die gleichen von gestern. Der Tiger steht hinter mir. Ich habe das Gefühl, sein Blick durchbohrt mich. Soll ich das Zeug etwa anziehen? Das kann nicht sein. Dann würde er gehen. ER würde mir nicht zusehen. ER ist nicht so pervers wie der Elefant. Das ist er nicht. Das würde er nie tun. So ist er nicht. Nein. Geh endlich! Verpiss dich! Warum geht er nicht? Er ist immer noch hinter mir, ist immer noch stumm. Und er ist immer noch der Tiger. Es ist, als stünde der Elefant hinter mir. Mit seinen ekelhaften Händen, seiner ekelhaften Zunge. Den ekelhaften Gedanken. Verdammt, verpiss dich! Geh weg, Tiger! Ich warte immer noch. Darauf, dass er geht. Ich kann mich nicht getäuscht haben. Geh doch endlich. Nein, ich habe mich nicht so in ihm getäuscht. Nein nein. Nein nein nein. Das ist nicht wahr. Nein. Er ist doch nicht so pervers wie die anderen. Er beachtet mich doch. Er hatte doch etwas für mich übrig. Etwas anderes als Schläge und Hohn. Verdammt, verpiss dich. Ich möchte schreien. Verpiss dich verpiss dich verpiss dich verpiss dich. Ihn schlagen. Für alles. Alles, was mir alle angetan haben. Ihn schlagen, weil er nicht besser ist. Ich will hier raus. Ich greife zu dem Top. Er räuspert sich. Sag es! Ja ja ja ja! Sag es! Er zeigt hinter sich. Auf die Tür! "Ich geh dann solange. Sag Bescheid, wenn du fertig bist mit umziehen." Er schließt die Tür. Ja! Ich wusste es; er ist anders. Anders als die anderen. Er kommt wieder rein. Ich bin fertig. Er sieht an mir runter. "Du siehst schön aus. Die Sachen stehen dir." So etwas hat schon lange niemand zu mir gesagt. Schon gar kein Junge. Schon gar kein Mann. Seine Lippen berühren meine. Er küsst mich. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Keine Ahnung. Aber es ist wunderschön. Ich glaube, es gab in meinem ganzen Leben kein schöneres Gefühl. Kein schöneres. Eine warme Welle durchfährt meinen Körper. Ich kann es überall spüren. Sein Arm legt sich um meine Taille. Ganz zaghaft. Als wäre ich aus Glas. Er wird mich nie verletzen. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Unsere Körper sind ganz nah beieinander. Ich fühle seine Brust, sein Herz, seine Haut, seine Kleidung. Ich glaube, ich kann jedes Detail seines Körpers fühlen. Ich will ihn noch näher bei mir haben, ich will ihm noch näher sein. Er hört auf. Er hört auf, mich zu küssen. Ich erstarre, zu Eis. Habe ich etwas falsch gemacht? Eine Welt scheint in Trümmern zu liegen. Eine Welt von kurzer Dauer. Er lächelt. Ist das gut, ist das schlecht? Hat er mich nur benutzt? War ich sein Spielball? Wirft er mich jetzt weg, wie alle anderen? Nein, er würde mich nie verletzen. Nein nein nein. "Willst du?" Was soll das heißen? Willst du? Meint er Sex? Egal. Mit ihm will ich alles. Egal, was. Ich nicke. Er küsst mich wieder. Dann zieht er mir langsam das Top über den Kopf. Ja, ich will. Es ist anders als mit dem Fettwanzt. Es ist wunderschön. Seine Küsse, seine Berührungen sind nicht ekelhaft. Egal was er tut, er erniedrigt mich nicht. Ich hatte mir Sex nie so vorgestellt. Wenn man es will, ist es ein wunderschönes Gefühl. Es ergreift den ganzen Körper, alle Gedanken, alle Sinne, alle Gefühle. Man ist sich so nah, als wäre man eins. Als würde man verschmelzen. Der Tiger ist so sanft zu mir. Er streicht an mir herab, an meinem Hals, über meine Brust, meinen Hüftknochen, und einfach überall. Seine Küsse sind wie Schmetterlinge auf der Haut. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas jemals denke. Sex ist wunderschön. Er hat mir den Kopf verdreht. Ich spüre weiter die Berührungen, aber irgendwann reicht es nicht mehr. Ich will ihn ganz. Ganz für mich allein. Ich umschlinge mit meinen Beinen seinen Körper und ziehe ihn zu mir herunter. Er zeichnet meine Taille mit seinen Händen nach, bevor er endlich in mich eindringt. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Die schönste Ewigkeit, die ich je erlebt habe. Ich bin enttäuscht, als er aufhört. Und doch fühle ich mich gut. Gut ist untertrieben. Mir ging es lange nicht besser. Irgendwie ist mir schwindelig, mir ist heiß. Es fühlt sich wunderbar an. Er küsst meinen Hals. Wir liegen nebeneinander im Bett, ganz nah, ich spüre jede kleinste Bewegung seines Körpers. Es fühlt sich wunderbar an. Ich fühle mich geborgen. Unglaublich geborgen. Beschützt. Ich werde nie wieder in meinem Leben einsam sein. Nie wieder in meinem Leben bin ich auf mich selbst gestellt. Der Tiger ist immer bei mir. Er wird mich nie verletzen. Meine nächsten "Arbeitstage" sind leichter zu ertragen. Ich fühle mich so stark. So bärenstark. Ich liebe ihn. Wenn ich wieder mit einem dieser ekelhaften, fetten Kerlen mit den Taschen voller Geld vögle, dann stelle ich mir vor, es wäre der Tiger. Und dann fühlt es sich fast wunderbar an. Aber auch meine Fantasie kann aus diesen schweren Geldsäcken keinen Tiger machen. Schon gar nicht MEINEN Tiger. Er ist der wundervollste Mensch den es auf dieser Welt gibt. Seine Berührungen sind sanft, sein Blick liebevoll, seine Worte aufbauend, seine Augen so unendlich weit wie seine Gedanken. Er ist romantisch, fast kitschig. Wir lagen nebeneinander und er erzählte mir, dass er mit mir von hier wegwolle. Ich fragte ihn: "Warum? Warum willst DU hier weg?" Und er sagte: "Damit du diese Qualen nicht mehr ertragen musst." Der Tiger ist einfach der wundervollste Mensch dieser Welt. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Danke, Papa. Alles ist plötzlich so klar. Ich kann alles klar vor Augen sehen, bin nicht mehr blind vor Gefühlen. Blind von der unbändigen Wut, auf meinen Vater, auf mich, dem Selbstekel, der Angst. Ich denke, ich bin plötzlich erwachsen, weiser geworden. Mit einem Mal, dank eines Menschen. Ich sehe alles viel objektiver, als hätte ich nichts damit zu tun. Als stünde ich neben mir selbst und könnte mich selber kontrollieren. Ich liege in meinem Bett. Eigentlich ist es doch ganz gemütlich. Okay, nicht so wie zu Hause. Ja, da war immerhin das Bett gemütlich. Ich weiß nicht, warum ich mich beschwere. Ich weiß es wirklich nicht. Dieses ganze Geschwafel, die Gedanken von vorher. Meine Eltern gaben mir ein Dach über dem Kopf, die Chance zur Schule zu gehen, ab und zu sogar etwas Warmes zu essen. Ich habe ihnen viel Materielles zu verdanken. Wonach sehnte ich mich noch gleich? Nach Liebe? Von ihnen? Wer braucht die schon? Ich bestimmt nicht. Denn ich habe den Tiger. Kapitel 8: 08 - Beste Freunde ----------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll Hey!^^ Vielen Dank für eure Kommis!^^ ++++++++++++++++++++++ Meine Eltern gaben mir ein Dach über dem Kopf, die Chance zur Schule zu gehen, ab und zu sogar etwas Warmes zu essen. Ich habe ihnen viel Materielles zu verdanken. Wonach sehnte ich mich noch gleich? Nach Liebe? Von ihnen? Wer braucht die schon? Ich bestimmt nicht. Denn ich habe den Tiger. ++++++++++++++++++++++ 08 - Beste Freunde? Ich liege in meinem Bett und vor mir sitzt Jo. Wir reden. Über unsere Vergangenheiten. Jo ging es beschissener als mir. Nachdem sie verkauft und transportiert wurde, kam sie zuerst in einen anderen Puff. Dort ging es nicht so zu wie hier. "Du wurdest geschlagen?" "Ja." "Hier ist es besser." "Nein." Ich erschrecke. Wie kann sie so etwas sagen? Sie wurde beschützt. Mein Tiger hat sie beschützt. Er lässt so etwas nicht zu. Natürlich vor allem bei mir nicht, aber auch den anderen Mädchen hilft er. Der Tiger ist ein guter Mensch. Wie kann sie nur so reden? "So etwas darfst du nicht sagen!" Alle gucken uns an. Ich glaube, ich bin laut geworden. Ja, ich bin aufgebraust. Und ja, es war gut so. Sie darf so etwas nie nie wieder in den Mund nehmen. Ich frage mich, wie sie dazu kommt. Dazu kommt, dass zu behaupten. Wie? Sie kann doch nicht einfach behaupten, dass es hier schlecht wäre. "Hier wurden wir auch geschlagen." Sie schaut auf den Boden. Sieh mich an, wenn du mit mir sprichst! "Wir. Werden. Geschlagen." fügt sie hinzu. Sie betont jedes einzelne Wort. Sie macht dazwischen eine Pause. Als wäre ich dumm, als wäre ich ein Kleinkind. Ein Kleinkind, das nicht versteht; ein Kleinkind, das nur sieht, was es sehen will. Wie kann sie so etwas nur sagen. Der Tiger beschützt doch nicht nur mich. Ich liege da. Ich sage nichts mehr. Jo schaut mich an. Eindringlich. Hart? Konsequent. Verächtlich? Sie sieht mich an wie sie mich noch nie im Leben, noch nie in unserer ganzen Zeit angesehen hat. Nicht als ich hier hinkam, nicht als wir das erste Mal uns unterhielten, nicht, als wir eine Freundschaft schlossen. Ja. Jo ist meine beste Freundin. Klar. Sie ist meine einzige Freundin. Die einzige, die mit mir seit der Grundschule befreundet sein will. Nein, dass stimmt nicht. Die einzige, die mit mir befreundet sein will nachdem mein Vater der Säufer wurde. Schau nicht so. Verdammt. Ich will mich wegdrehen, will ihrem Blick entgehen. Doch ich kann nicht. Es hält mich fest. Ihre Augen scheinen mich zu hypnotisieren, zu durchbohren, in sich hineinzuziehen. Ich fühle mich wie in einem Strudel, der sich dreht und dreht. Er wirbelt mich mit sich und ich kann nicht raus. Weil ich gefangen bin. Wir führten Gespräche, vertraute Gespräche. Ich erzählte ihr von meinem Schmerz und von all den Leuten, denen ich gleichgültig bin. Sie vertraute mir ihre Erinnerungen an, ihr Heimweh. Und jetzt sitzt sie vor mir auf dem Bett und sieht mich an, als würde sie mich hassen. Und ich erzählte ihr von Menschen, die mich zerstörten. Aber der Tiger wird mich heilen. Jo dreht sich zu mir, sie öffnet den Mund leicht, will etwas sagen. Doch sie wird vom Klappern des Schlüssels an der Tür unterbrochen. Die schwingt schnell und heftig auf, der Elefant. Er hat ein Mädchen bei sich, klein, mit Mandelaugen und langem, pechschwarzem Haar. Eine Asiatin. Er schubst sie hinein, sie landet unsanft auf dem Boden. Es erinnert mich an meine Ankunft hier. Überall Dreck. Der Boden verstaubt. Und ja, dass ist er immer. Sie sitzt da und guckt sich um. Aus ihren Augen kullern die Tränen, über ihre Wangen, der Blick ist panisch und verschleiert. Sie wirft den Kopf von Seite zu Seite. Links.Rechts.Links.Rechts.Links.Rechts. Und ich sitze auf meinem Bett und kann ihr zusehen. Ich kann sehen, wie sie weint, ich kann sehen, wie sie verzweifelt, ich kann sehen, was sie durchmacht. Ich sitze da und sehe sie, als säße sie in einem Aquarium, einem Käfig und ich bin der Zuschauer. Aber sie ist hier ja auch gefangen. Sie und alle anderen. Nur ich nicht. Denn ich habe den Tiger. Keine Ahnung, wie lange das so geht. Dann steht Jo auf. Alle Betten sind belegt. Sie geht zu ihrem, nimmt ihr Kissen. Jo dreht sich zu der Neuen um und meint nur nüchtern: "Das hier ist jetzt dein Platz." Sie weist mit dem Kopf auf die Matratze. Dann tritt sie zu mir. "Kann ich bei dir schlafen?" Die Nacht ist total schön. Nein, ich bin nicht lesbisch, ich stehe nicht auf Jo. Warum auch? Schließlich bin ich vergeben. Aber es ist so... anders. Zuerst liegen wir nebeneinander. Es ist eng, so eng, dass wir ohnehin zusammen gequetscht sind. Dann legt sie ihren Arm leicht über meinen Bauch. Und ich kuschel mich hinein. Das ist so ein ganz anderes Gefühl. Auch anders als beim Tiger. Obwohl niemand seine Liebe überbieten kann. Niemand kann das übertrumpfen, was ich in seiner Nähe fühle. Aber neben Jo zu schlafen, dass ist fast etwas wie Vertrautheit. Liebe, aber auf eine andere Art. Sie gibt mir Wärme. Ich kann es nicht beschreiben. Ich kann ihre Liebe und die des Tigers nicht unterscheiden, nicht in Worten. Aber ich kann die Liebe von ihnen und die "Liebe" der Freier unterscheiden. Es ist irgendso eine "Party". Wichtige Leute. Ich bin in einem Edel-Puff. Selbst Politiker betrügen hier ihre Frauen. Denn für eine Geliebte reicht es meistens nicht. Die kleine Asiatin wurde gestern vom Elefanten abgeholt. Er hat sich anscheinend mit ihr vergnügt, denn im Barbereich konnte ich sie nicht sehen. Sie war total verstört und hat nur geheult, als sie später wieder ins Zimmer kam. Mein erstes Mal war schlimmer, sie sollte sich trösten. Der Fettsack ist Stammkunde - und hat sich gegen mich entschieden. Eigentlich sollte ich froh sein, der Tiger ist natürlich tausendmal besser im Bett. Kunststück. Aber irgendwie hat es mich schon getroffen. Es wundert mich, dass ich mir das eingestehe. Der Fettwanzt vögelt jetzt immer mit einer kleinen Blonden zwei Zimmer weiter. Ich kenne sie nicht. Ich weiß noch nicht mal, wie viele Mädchen es hier gibt. Ich weiß noch nicht mal, wie viele Zimmer es hier gibt, in denen Mädchen gefangen gehalten werden. Nur ich bin frei. Wir haben hier sogar eine Ankleide. Heute laufen wir nicht in Mini-Röcken, Hot Pants und Tops rum sondern in Dessous. Unser Zimmer ist dran. Die Ankleide ist riesig. Überall hängt Unterwäsche, an der linken Seite drei Tische mit je einem riesigen Spiegel und Schminksachen. Ich komme mir vor wie im Theater. Alle sehen angemalt aus, in den Haaren riesige Lockenwickler. Scheiße, weshalb machen die so´n Stress? "Weshalb machen die so´n Staatsakt daraus, Jo?" "Angst vor Schlägen." Der nüchterne Ton, der immer bei solchen Situationen in Jos Stimme mitschwingt, macht mir Angst. Ich weiß nicht, warum. Jo und ich sind wirklich befreundet. Richtig. Aber manchmal habe ich das Gefühl, sie nicht zu kennen. Manchmal. Und ich sehe, wie traurig und unglücklich sie ist. Meine Leben hat jetzt einen Sinn, dank des Tigers. Und Jo gibt mir auch Halt. Aber ich habe das Gefühl, dass ich zu wenig bin, um sie am Leben zu halten. Wenn sie könnte, sie würde sich umbringen. Aber sie kann nicht. Ich glaube, sie hat auch ein Pflichtgefühl mir gegenüber. Sie denkt, sie muss auf mich aufpassen. Aber Jo, dass brauchst du nicht. Das tut der Tiger. Sie sitzt vor dem Spiegel und tuscht sich die Wimpern. Weißt du eigentlich, dass ich dich lieb habe, Jo? Ich muss lächeln. Sie schaut auf. "Warum lachst du?" Ich schüttel den Kopf und streiche ihr über´s Haar. "Nichts. Wegen nichts. Du machst mich nur glücklich." Sie lacht. Ich hoffe ihr schreibt mir nen Kommi mit euerer Meinung!^^ lg _aliz_ Kapitel 9: 09 - Ein Haus am Meer -------------------------------- Stirb langsam… und qualvoll Vielen Dank für eure vielen Kommis!^^ Ich hoffe das Kappi wird euch auch gefallen!^^ und weiter gehts :-) lg _aliz_ ++++++++++++++++++++ Sie sitzt vor dem Spiegel und tuscht sich die Wimpern. Weißt du eigentlich, dass ich dich lieb habe, Jo? Ich muss lächeln. Sie schaut auf. "Warum lachst du?" Ich schüttel den Kopf und streiche ihr über´s Haar. "Nichts. Wegen nichts. Du machst mich nur glücklich." Sie lacht. ++++++++++++++++++++ 09 - Ein Haus am Meer Die kleine Asiatin ist geschminkt, es gefällt mir nicht. Sie sieht total unnatürlich aus. Der pinke Lidschatten ist viel zu grell für ihre dunklen Mandelaugen, er passt überhaupt nicht zu den weißen Dessous. Die Kleine ist mager. Ihre schlaksigen Beine stecken in weißen Strapsen und hochhackigen Pumps, gleiche Farbe. Sie betrachtet sich im Spiegel. Ihre Miene ist verzogen, als sehe sie vor sich einen Feind, eine Person, die sie über alles hasst. Ihre blassen Händchen streichen über ihren Oberkörper. Über den Busen bis runter zum Ansatz ihrer Oberschenkel und wieder zurück. Rauf runter rauf runter rauf runter rauf runter. Plötzlich rammt sie ihre Fingernägel mit voller Wucht in den weißen Stoff. Ihr Gesicht verzerrt sich. Sie hatte eine unglaubliche Kraft. Muss das wehgetan haben. Ich laufe zu ihr. Halte sie fest. Sie will sich wehren und schlägt hysterisch um sich. Doch ich bin stärker. Ich bin stärker. Mit solchen kleinen Mädchen bin ich früher, in meiner Gang, immer locker fertig geworden. Früher, als ich noch dachte, ich hätte soviel Kraft im Inneren wie in den Armen. (So, da habt ihr eure Erklärung. Ich gebe mich geschlagen. Obwohl ich schon einmal in der Geschichte Anmerkungen dazu gemacht habe.) Sie heult. Sie schreit. Es tut richtig weh. Ich habe noch nie jemanden gehört, der so verzweifelt ist. Noch nie. Ihr ganzer Körper bebt. Das ist der Selbsthass. Der Ekel vor dir selbst danach ist unbeschreiblich. Vor allem nach der ersten. Ich bin froh, dass ich mich nach dem Fettwanzt nicht im Spiegel ansehen musste. Ich bin wirklich froh. Und nun ist es egal. Nun habe ich ja den Tiger. Ich habe einen Freund. Jemanden, der mich liebt. So, wie ich bin. Alle anderen stehen um uns herum und starren uns an. Ich komme mir vor wie eine Heldin. Obwohl ich sie nur halte. Ich sehe zu Jo. Sie schaut die Kleine abwertend an. Jo ist eifersüchtig. Mein Herz macht einen Luftsprung. Alle gehen raus, wir sind fertig. Die Mädchen aus den anderen Zimmern sind schon alle im Barbereich. Es kann nicht mehr lange dauern, bis der Puff aufmacht. Ich stehe noch vor dem Spiegel. Das Feuerrot passt wirklich gut zu mir. Ich war lange nicht mehr zufrieden mit meinem Spiegelbild. Das macht der Tiger. Plötzlich steht er hinter mir, ich habe ihn nicht bemerkt. Er sieht mich an, mit einem Ausdruck von Wohlgefallen. Ich liebe seine Augen. Er ist etwas besonderes, irgendwie macht er mich total an. Ich hatte das vorher noch nie. Dabei habe ich früher viele halbnackte Jungen gesehen, in einer Straßengang kommt das schon mal vor. Aber wenn ich nur ein Stück von SEINEN Boxershorts zu Gesicht bekomme, flattert es in meinem Bauch. Es ist, als würde ein Flummi darin immer wieder auf und ab hüpfen. Und ihn dann spüren zu dürfen, weil ICH seine Freundin bin. Er steht hinter mir und fährt mit einer Hand über mein Dekollteé. Mit der anderen streift er sanft über meinen Po. Er küsst meinen Nacken, dann meinen Hals. Seine Hand gleitet zwischen meinen Brüsten hinab, an meinem Bauchnabel bis zwischen meine Beine. Ich drücke meinen Nacken gegen seinen Hals. Es ist ein Gefühl, irgendwie von Brutalität, wenn er zudrückt. Aber irgendwie auch nicht. Es zieht sich durch meinen ganzen Körper. Und es schreit nach mehr. Er lässt mich los. Nein. "Ich hoffe, du hast nach den ganzen Geldsäcken heute auch noch etwas Zeit für mich." Seine Stimme klingt rau, ich spüre seinen leichten Atem an meinem Ohr. Und kann nur mit dem Kopf nicken. Es ist nichts an diesem Abend passiert. Nichts. Okay, ich habe mit dem Bürgermeister der Stadt gevögelt, er hat ein Tattoo am Arsch. Hatte ´ne Wette im Suff verloren. War ein verdammt hoher Einsatz. Die Meerjungfrau macht sich ziemlich gut auf der Backe. Für einen Politiker. Aber sie verspricht mehr, als sie hält. Danach hat der Tiger mich dort rausgeholt. Die anderen Mädchen arbeiten immer noch und ich liege hier neben ihm. Er hält mich im Arm, während er eine Zigarette raucht. Ich liebe es, so bei ihm zu liegen. Er fragt mich Dinge, die bis jetzt keinen interessiert haben. Keinen. Einmal sagte er zu mir: "Erzähl mir etwas über deine Träume." Ich habe nicht lange überlegt. Es gab eine Zeit, da hätte es mich gewundert, wenn mich jemand so etwas gefragt hätte. Aber beim Tiger wundert mich nichts mehr. Er ist der wundervollste Mensch auf dieser Welt. Und ich erzählte ihm von meinen Träumen. Ich hätte gerne ein Haus, am Meer. Und Katzen. Ich liebe Katzen, besonders schwarze. Am Liebsten hätte ich mehrere, drei Stück. Und ich fragte ihn: "Könntest du dir ein Leben am Meer vorstellen?" "Mit dir?" Ich nickte. Und er auch. Ich gehe die Wendeltreppe runter. Die anderen sind schon im Zimmer, im Puff ist nichts mehr los. Kein Wunder, die alten Säcke müssen nach Hause, zu ihren Frauen. Der Tiger läuft hinter mir, er lässt es sich nicht nehmen, mich persönlich wegzubringen. So ist er halt. Es ist komisch, ich habe das Gefühl, ihn schon seit einer Ewigkeit zu kennen. "Scheiße!" So´n Mist. "Was ist denn, Süße?" "Ich habe meinen BH oben in unserem Zimmer vergessen!" "Ich hole ihn dir eben." Der Tiger dreht auf dem Absatz um und läuft hoch. Ist er nicht einfach lieb? Ich gehe weiter, bis vor die Tür des Zimmers. Von drinnen höre ich Stimmen. Mir ist nie aufgefallen, dass man von außen alles hören kann. Aber wie auch? Ich hatte nie die Gelegenheit, dass zu bemerken. Ich halte still, um mithören zu können, was die anderen labern. Ich hoffe es hat euch gefallen!^^ lg _aliz_ Kapitel 10: 10 - Umzug ---------------------- Stirb langsam… aber qualvoll +++++++++++++++++++++ So ist er halt. Es ist komisch, ich habe das Gefühl, ihn schon seit einer Ewigkeit zu kennen. "Scheiße!" So´n Mist. "Was ist denn, Süße?" "Ich habe meinen BH oben in unserem Zimmer vergessen!" "Ich hole ihn dir eben." Der Tiger dreht auf dem Absatz um und läuft hoch. Ist er nicht einfach lieb? Ich gehe weiter, bis vor die Tür des Zimmers. Von drinnen höre ich Stimmen. Mir ist nie aufgefallen, dass man von außen alles hören kann. Aber wie auch? Ich hatte nie die Gelegenheit, dass zu bemerken. Ich halte still, um mithören zu können, was die anderen labern. ++++++++++++++++++ 10 - Umzug "Ich habe Angst um sie." Jo. "Kein Wunder." "Ich habe das Gefühl, sie verrennt sich in etwas. Ich meine, einerseits ist es schön, dass sie plötzlich so einen...Lebensmut hat. Aber ich glaube, er wird sie enttäuschen. Ich weiß das. Aber sie wäre zu blind, um das zu erkennen." Zu blind? "Wie sie über ihn redet. Klar, ich kann verstehen, wenn sie sich freut, dass er sie beachtet. Sie hatte es die letzte Zeit nicht einfach. Ihr Vater ist Alkoholiker. Und ein verdammt schlimmer noch dazu. Aber...ich meine...versteht ihr mich? Sie denkt, er ist der beste und - wie sagt sie immer? - der wundervollste Mensch der Welt. Ihr wisst, dieses Milieu ist gefährlich. Und ich will einfach nicht, dass sie von ihrer ganzen Rosarot-Seherei blind wird." Jo macht eine Pause und verschnauft. Sie reden über mich. Und über den Tiger. Was soll dieser Scheiß? Will sie mich verletzen? Warum beleidigt sie den Tiger? Warum beleidigt sie mich? Und warum redet sie so abfällig über uns? Über mich. Das...ich...dachte, wir sind Freundinnen. Und jetzt sagt sie so was? Tuschelt hinter meinem Rücken? Was denkt sie wohl über mich? Mag sie mich überhaupt? Hat sie mich überhaupt je gemocht? Was ist, wenn sie sich die ganze Zeit...lustig über mich gemacht hat? Wenn sie die ganze Zeit dachte, wie blöd ich bin? Ja, ich musste wirklich blöd sein, wenn ich daran denke, wie lieb ich sie hatte. Wie lieb ich sie immer noch habe. Sie redet über mich. Macht eine beste Freundin so etwas? "Verdammt, sie hat keinen Blick mehr für die Realität. Sie sieht nur noch das, was sie sehen will. Andauernd meint sie, wie toll er ist. Sie nennt ihn Tiger. Andauernd schwärmt sie über ihn. Ich glaube, sie ist ihm hörig. Ja, dass ist sie. Ihm hörig. Und irgendwann, es kann nicht mehr lange dauern, dann lässt er sie fallen. Wie ein Stück Müll wird er sie wegwerfen. Und das wird sie nicht verkraften. Ihre ganze schöne Scheinwelt bricht dann zusammen. Wahrscheinlich wird sie sich etwas antun. Sie wird sich umbringen. Und ich bin schuld, weil ich nichts getan habe." "Nein, red dir so etwas nicht ein. Noch ist es ja nicht soweit." Jo schluchzt. Sie scheint ziemlich verzweifelt zu sein. Geschieht ihr recht. Garantiert alles nur Show. Ihr ist nie etwas an mir gelegen. "Versteht ihr nicht? Sie bedeutet mir viel. Sie ist meine Freundin. Und ich will sie beschützen. Ich will sie doch nur beschützen!" Es ist still. Endlich. Hört auf zu lügen. Ja, behaltet eure verlogenen Meinungen doch für euch. Ich kann auch nichts dafür, dass der Tiger MICH liebt. Ihr seid doch nur neidisch. Weil ihr hier niemanden habt. Niemanden außer euch selbst. Ihr seid alle nur neidisch. Neidisch, neidisch, neidisch! Ich will nicht hören, was ihr sagt. Ich will überhaupt nichts mehr von euch hören. Ich will, dass ihr euch um euren eigenen Dreck kümmert! Ich hasse euch. Seid still. Was geht es euch an, was ich tue? Was geht es euch an, wen ich liebe? ICH verrenne mich NICHT. Nein. Ich liebe den Tiger und er liebt mich. Zerreißt euch eure Mäuler doch über jemand anderen. Es interessiert euch doch eh nicht, wie es mir geht. Ihr wollt doch nur über jemanden reden, jemanden schlecht machen können. Aber mit mir nicht. Nein. Ich hasse euch. Der Tiger ist nicht so. Ihr habt mich verletzt, aber er wird das nie tun. Redet nie wieder über mich! Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben! Ihr gönnt mir doch nur mein Glück nicht. Ich hasse euch. Von drinnen kommt ein Schluchzen. Und dich, Jo, hasse ich am meisten. Ich höre Schritte. Der Tiger. Ich gehe Richtung Treppe. Nein. Dem Tiger kann ich mich anvertrauen. Er würde nie über mich reden wie die, dort drinnen. Wie meine angeblich beste Freundin. Also gehe ich zurück. Zurück zur Tür. Er kommt die Treppe runter. Ich liebe seinen Gang. Er hat so einen besonderen Gang, die Hände immer in den Hosentaschen, selbst jetzt, wo er meinen BH in der linken hält. Er hat immer die gleiche Haltung, eine Haltung, die ich schlecht beschreiben kann. Für mich wirkt er manchmal wie eine Giraffe. Er geht aufrecht, aber doch irgendwie gebeugt und ich habe das Gefühl, dass sein Kopf beim Gehen leicht von einer Seite zur anderen schwingt. Ich weiß. Es ist verrückt. Ich klinge wirklich wie eine kleine, verschossene Kuh. Als wäre der Tiger mein Idol, dass ich umschwärme und nicht mein Freund. MEIN Freund. Das klingt gut. MEIN Freund. Er steht vor mir, streckt mir den BH entgegen. Wie ein kleiner Junge, der einer Karrierefrau ihre Reizwäsche von der Wäschespinne geklaut hat und sie jetzt wieder zurückgibt. "Lass mich in ein anderes Zimmer bringen." Er schaut erstaunt, öffnet den Mund, schließt ihn dann wieder. Stille. "Aber...warum? Du müsstest von Jo weg und..." "Genau deswegen." Ich habe ihnen keinen Grund genannt. Ich ging in das alte Zimmer, holte die Sachen, in denen ich hier ankam und ging. Sie riefen mir hinterher, was das sollte. Natürlich dachten die feinen Damen nicht daran, dass ich von ihnen weg wollte. Warum auch? Sie hatten ja keine Ahnung, dass ich jedes ihrer Worte gehört hatte. Und jetzt bin ich weit weg, fast am Ende des Ganges. Ich wusste nicht, dass dieser Korridor so lang ist. Ich wusste es wirklich nicht. Mein neues Zimmer sieht genauso aus wie das alte. Wahrscheinlich sieht hier jedes Zimmer aus wie das andere. Hier wird auch kein Unterschied zwischen Menschen, nicht mal ein Unterschied zwischen Mensch und Gegenstand gemacht. Zwischen Mensch und Hure. Aber diesen Unterschied gibt es hier auch nicht. Nur der Tiger macht ihn. Wie ich ihn liebe. "Hallo." Ich gehe in das Zimmer, keine Antwort. Die Mädchen sehen alle hinter mich, auf den Tiger. Sie lächeln. Es sind elf Mädchen - und sie schenken ihm alle ein strahlendes Lächeln. Das ist MEIN Freund. Mich beachten sie nicht. Aber das ist nicht halb so schlimm. Ich könnte stolz sein. Sie wollen alle MEINEN Freund, ich sehe es ihnen an. Wie Hyänen lauern sie. Als wollten sie sich auf ihn stürzen. Ich sollte mich vor ihn stellen. Damit sie ihn nicht anfallen können. Da ist Eifersucht in mir. Kein seltenes Gefühl. Ich hoffe es hat euch gefallen!^^ lg _aliz_ Kapitel 11: 11 - Das neue Zimmer -------------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll +++++++++++++++++++ Wie Hyänen lauern sie. Als wollten sie sich auf ihn stürzen. Ich sollte mich vor ihn stellen. Damit sie ihn nicht anfallen können. Da ist Eifersucht in mir. Kein seltenes Gefühl. +++++++++++++++++++ 11 - Das neue Zimmer Beim Säufer, bei meiner "Familie", war ich oft eifersüchtig. Auf jedes Kind mit Freunden. Auch wenn sie noch so schlecht waren. Auf jedes Kind, das von seinen Eltern nicht geschlagen, nicht im Stich gelassen wurde. Und auf jedes Mädchen mit einem Freund. Der Tiger gehört MIR. MIR. MIR ALLEIN. Ich gebe ihm einen Abschiedskuss. "Tschau, Süßer." Er erwiedert ihn. Sie starren mich an. Die Fronten sind gesetzt. Er hält mich im Arm. "Sie wollen alle etwas von dir. Das merke ich doch." "Und? Das ist doch egal." "Hattest du etwas mit ihnen? Oder vielleicht...immer noch?" Er sieht mich an. "Sag mal, spinnst du?" Scheiße. Er ist wirklich verletzt. Er schaut mich an, der Mund steht noch offen. Keinen Ton. Ich will mich entschuldigen, aber ich kann nicht. Er hat mir keine richtige Antwort gegeben. Ich weiß, dass er mich nicht betrügt. Ich sehe es. Aber ich muss es von ihm hören. Er presst die Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. Er wirkt verärgert, vielleicht auch etwas aggressiv. Ich wollte ihm doch nicht weh tun. Er wischt mir die Tränen aus den Augen. Ich will doch nicht heulen. "Es ist nur....sie sind alle so...hübsch und wenn du...wenn du etwas mit einer hättest dann..." Er legt mir den Finger auf den Mund. Meine ganzer Körper wird geschüttelt, andauernd sauge ich die Luft hörbar ein und stoß sie wieder aus, wie bei einem kleinen Kind, dass aufgeregt ist, weil irgendetwas passiert ist, es ist hingefallen oder...scheiße. Gott, warum unterstelle ich MEINEM Tiger so etwas. Er muss enttäuscht sein. Was hatte ich für ein Recht?! "Shhhhh..." Er legt mir einen Finger auf den Mund. "Ich weiß ja. Du hattest es nicht leicht. Beruhig dich jetzt, ich bin dir ja nicht böse, ich verstehe dich doch." Er atmet tief durch. "Aber du musst mir vertrauen. Ich liebe dich doch. Und eine Beziehung läuft nun mal nicht ohne Vertrauen, okay, Süße?" Ich nicke. MEIN Tiger. Sie sehen mich die ganze Zeit an. Sie tun so, als würden sie nicht, aber ich weiß es genau. Aus den Augenwinkeln beobachten sie jeden meiner Schritte, jede meiner Bewegungen. Ich fühle mich wie in einem Käfig. Noch nie war es so schlimm, eingesperrt zu sein. Noch nie. Ich traue mich nicht mehr auf´s Klo zu gehen. Weil ich weiß, dort beobachten sie mich auch. Wie soll ich mir den Hintern abputzen, wenn mich eine Horde Hyänen dabei anstarrt? Ich weiß genau, sie wollen alle so wie ich sein. Weil ich mit dem Tiger zusammen bin, der einzige Mann, der hier freundlich ist. Der Mädchen noch wie Menschen behandelt. Vielleicht bilden sich deshalb welche ein, er würde auf sie stehen. Aber wahrscheinlich genießen sie auch nur das Gefühl, von jemandem aufmunternd angelächelt zu werden. Vor allem von jemandem, der nicht mit ihnen im selben Boot sitzt. Wir sitzen alle im selben Boot. Und dennoch hassen sie mich. Ich möchte nicht wissen, was sie hinter meinem Rücken reden. Ich möchte nicht wissen, was sie von mir denken. Aber ich kann es mir vorstellen. Fragen wie: "Was findet er an ihr? Okay, sie ist vielleicht hübsch, aber so toll nun auch nicht. Sie ist nicht mal etwas Besonderes! Warum steht er nur auf sie und nicht auf mich?" Ja, ich habe das Gefühl, all diese Fragen schon in ihrem Gesicht lesen zu können. Wie sie schauen, auf mein Gesicht, auf meinen Körper. Und sie sich danach mustern, zum Spiegel rennen, Blicke tauschen. Sie haben Recht, ich bin äußerlich nichts besonderes, und ich entspreche vielleicht auch nicht allen Schönheitsidealen. Meine Nase wäre zu spitz. Meine Augen zu groß. Und meine Lippen zu voll. Aber doch, ich bin interessant. Interessant und ansprechend. Nicht nur äußerlich. Seitdem ich den Tiger kenne weiß ich das genau. Und ich bin froh, dass ich ihn habe. Wenn es ihn nicht gäbe, würde ich hier verrückt werden. Mein Herz macht jedes Mal einen Luftsprung. Nicht nur, weil ich ihn sehe. Sondern auch, weil ich dann endlich aus diesem Zimmer raus kann. Es ist schrecklich. Ich vermisse Jo. Aber sie hätte nicht über mich reden dürfen, sie hätte nicht über den Tiger reden dürfen. Nein, sie hätte nicht reden dürfen. Aber nun ist es zu spät. Ich habe versucht, mit den Mädchen aus meinem Zimmer ins Gespräch zu kommen, aber sie weisen mich einfach ab. Ich habe ihnen nichts getan. Ich bin mit ihrem Schwarm zusammen, aber ich habe ihnen nichts getan. Und doch hassen sie mich. Ich vermisse die Abende, an denen ich mit den anderen aus meinem alten Zimmer zusammen gesessen habe. Ja, Jo war meine Freundin, aber wir haben uns alle verstanden. Wir haben uns vertraut und alle haben von früher erzählt. Manchmal konnten wir sogar lachen. Und ich weiß genau, zu Hause hätte ich das nie wieder gekonnt. Ich weiß, das klingt jetzt wie in einem zweitklassigen Roman. Aber ich liege nachts oft wach. Ich denke nach, was ich falsch gemacht habe. Hatte ich einfach nur Pech? Schicksal? War Gott mit mir etwas gegen den Strich gegangen? Scheiß auf Gott. Ich hätte mein Leben selbst in die Hand nehmen müssen. Ich hätte zur Polizei gehen können. Den Säufer anzeigen. Er ist mein Vater. Hätte ich meinen Vater anzeigen können? Natürlich hätte ich, es wäre mein Recht gewesen. Mein verdammtes Recht. Es ist erstaunlich, wie jemand wie ich noch an so etwas glauben kann. Aber der Tiger glaubt daran. Also muss es das geben. Hatte mein Vater jemals das Recht, meine Familie zu schlagen? Meinen Bruder? Meine Mutter? Mich? Nein, er hatte es verdammt noch mal nicht. Der Tiger glaubt auch an Gott. Ich tue es auch. Aber wie kann das zusammen passen? Recht und Gott? Hat Gott das Recht, manche Menschen wie Scheiße behandeln zu lassen? Hat Gott das Recht, Menschen über andere zu erheben? Es heißt, er ist so barmherzig, er liebt alle Menschen, egal, wie sie sind, was sie tun, was sie jemals getan haben. Aber warum behandelt er sie dann nicht alle gleich. Und vor allem: Warum behandelt er MICH nicht besser? Was habe ich ihm getan? Aber er hat mir den Tiger geschenkt. Gott behandelt mich gerecht. Der Tiger ist einfach wundervoll. Es wäre ein Unrecht, wenn ich noch mehr hätte. Wahrscheinlich musste ich von Jo enttäuscht werden, wahrscheinlich musste ich in ein schlechteres Zimmer. Ich hätte sonst zu viel Glück auf einmal gehabt. Einfach zu viel. Mein Tiger ist wundervoll. Ich denke über Gott nach. Ich muss mich sehr verändert haben. Ich hoffe das Kappi hat euch gefallen!^^ schreibt mir doch nen Kommi^^ eure _aliz_ Kapitel 12: 12 - Der Geschäftsmann ---------------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll ++++++++++++++++++++++ Gott behandelt mich gerecht. Der Tiger ist einfach wundervoll. Es wäre ein Unrecht, wenn ich noch mehr hätte. Wahrscheinlich musste ich von Jo enttäuscht werden, wahrscheinlich musste ich in ein schlechteres Zimmer. Ich hätte sonst zu viel Glück auf einmal gehabt. Einfach zu viel. Mein Tiger ist wundervoll. Ich denke über Gott nach. Ich muss mich sehr verändert haben. +++++++++++++++++++++++ 12 - Der Geschäftsmann Es war verdammt pervers. Ich liege in den Armen des Tigers und heule. Ich benehmen mich wie ein kleines Kind. Was muss er von mir denken? Ich glaube, ich habe mich noch nie so schmutzig gefühlt. Außer nach dem ersten Mal. Dem wirklichen ersten Mal. Ich habe versucht, den Fettwanzt aus meinen Erinnerungen zu streichen, vor allem den Sex mit ihm. Aber es klappt nicht. Es wird auch nie klappen. Es ist unmöglich. Ich habe immer versucht, immer wenn die Wörter "erstes Mal" gefallen sind, an den ersten Sex mit dem Tiger zu denken. Allen anderen zu vergessen, weil doch nur er mein Freund ist. Aber es klappt nicht. Es wird niemals klappen. Man kann so etwas nicht vergessen, verdrängen. Versuchen, nicht die ganze Zeit daran zu denken. Ich versuche mir selbst etwas vorzulügen. Und ich glaube es nicht. Mit dem Tiger möchte ich einfach nur zusammen liegen. Sex ist dann Küssen, Streicheln, Lachen, Komplimente. Küssen, Streicheln. Aber Freier wollen mehr. Freier wollen anders. Härter. Unromantisch. Sie wollen, dass man vor ihnen kniet, sie bettelt, als würde man mit ihnen schlafen wollen. Sie lieben es, eine andere zu haben, haben zu können, wann sie wollen. Sie belügen sich auch. Sie denken, dass sie unwiderstehlich sind. Dabei macht sie ihr Geld unwiderstehlich. Für die Zuhälter. Jede Nacht, bevor du einschläfst, denkst du darüber nach, wie es gewesen wäre, mutig zu sein. Einfach mal "nein" zu sagen. Die Schnauze aufzureißen, zu schreien. Ich stelle mir jede Nacht vor, wie es wäre, dem Elefanten ins Gesicht zu spucken. Jede Nacht. Wenn ich gerade nicht arbeite. Und dann stehe ich vor ihm. Und er behandelt mich wie Scheiße und spuckt mir ins Gesicht. Und jede Nacht frage ich mich, warum ich so feige bin. Und keine Nacht finde ich eine Antwort. Stattdessen kommt irgendein Freier von hinten, grabscht meinen Po und schiebt mich zu den Aufzügen. Schlank, Brille. Das graue Haar sorgfältig gegelt, der Anzug geschmackvoll gewählt. Grau, rosa Hemd, dunkelrote Krawatte. Irgendwie geschmacklos, aber verdammt stilvoll. Ein Geschäftsmann. Er legt seinen Arm im Vorbeigehen um meine Schultern und flüstert mir ins Ohr: "Wie wär´s denn mit uns beiden?" Du musst lächeln. Lächle. Der Elefant steht in der Ecke und beobachtet dich. Lächle. Dieser Blick. Angst. Sein Kopf zuckt ruckartig nach vorn, die Augen sind geweitet. Ich sehe, wie sich seine Lippen bewegen. "Jetzt mach schon!" Ich zucke zusammen. Ja, mach schon. Bitte keine Schläge. Der Typ schaut mich irritiert an. Ich sehe nicht hoch, aber durch die Augenwinkel erkenne ich genug. Innerlich atme ich einmal tief durch. Und setzte mein strahlenstes Lächeln auf. Zieh eine Augenbraue hoch. Lasse meinen Blick einmal über ihn schweifen. "Na, sicher doch." Er steht auf Luder. Alle Geschäftsmänner stehen auf Luder. Der Ausgleich zum Beruf, wo er immer korrekt, immer gut gekleidet und immer freundlich sein muss. Ich sehe zurück, an einer Ecke steht der Tiger. Er sieht mir nach, lächelt mir zu. Aber sein Lächeln ist aufgesetzt. Er weiß, dass ich nichts dafür kann. Ich weiß, dass er nur so tut, als wolle er mich aufmuntern. Die Eifersucht ist kaum zu übersehen. Es tut mir leid, ihn so zu sehen. Aber es macht mich auch froh, stolz. Es ist wie ein Kompliment - und es beweist mir, wie viel ich ihm bedeute. Und ich sehe zum Elefanten. Er nickt mit dem Kopf. "Streng dich an. Der Kunde ist König." Alles klar. Scheiße. Ich schaue zu dem Typen. Sein Gesichtsausdruck entspannt sich nach meinen Worten, wird zufrieden. Diese Branche besteht nur aus Heuchlern. Und ich bin auch einer. Die ganze Zeit hat er seine Hand an meinem Hintern. Die rechte. Die linke steckt immer zwischen meinen Beinen oder meinen Brüsten. Anscheinend kann er sich nicht entscheiden. Ha, ha. Schwarzer Humor, verpiss dich! Ich kann dich jetzt echt nicht gebrauchen. Wir sind in einem der Zimmer. Der Typ muss schon mal hier gewesen sein, er kennt sich aus. Aber er ist mir nie aufgefallen. Ich kenne die Stammkunden. Wir haben eigentlich nur Stammkunden. Hier gibt es keine Freier, die einmal und nie wieder kommen. Diese Typen brauchen das. Sie bekommen nicht den Sex, den sie wollen, weil sie sich ihren Frauen gegenüber nicht trauen. Oder sie bekommen gar keinen Sex, weil sie zu hässlich sind. Und mit denen müssen wird dann. Ist es ein Wunder, wenn man sich in diesen Situationen als Abschaum der Menschheit fühlt? Aber das sind wir ja auch. Meine Gedanken kreisen. Rasend, wie ein Karussell. Er reißt mir die Kleider vom Leib. Die meisten genießen gerade das, sie lassen sich Zeit, und er? Er fällt über mich her wie ein tollwütiges Tier. Das ist ein Tier. Er schmeißt mich auf´s Bett, sein Griff ist hart. Seine Zähne graben sich beim Küssen tief in meine Haut. Es tut weh. Er hat nur sein Jackett aus, ich liege nackt unter ihm. Seine Hand wandert zwischen meine Beine und sein Finger...nimm ihn raus. Das hat noch keiner getan, das bin ich nicht gewohnt, das will ich nicht, aber das interessiert ihn ja nicht, das interessiert ohnehin keinen. Nimm ihn raus. Tiger...scheiße, Tiger, hol mich doch hier weg. Warum muss ich das machen? Ich bin doch deine Freundin, hol mich hier weg. Warum hörst du mich denn nicht? Warum hörst du mich nicht? Scheiße, nimm ihn raus. Handschellen. Wo hat er die her? Woher sind die? Warum? Warum sind die an meinen Händen. Ich kann nicht los. Warum kann ich nicht los? Er hat mich ans Bett gekettet. Ans Bett gekettet. Ich kann nicht weg. Egal, was ich mache, ich kann nicht weg. Ich kann nicht weg. Bitte lass mich. Tiger. Und dann tut er es und er lacht und er stöhnt und er schreit vor Vergnügen und er stöhnt und er... Geh weg. Ich möchte ihn treten. Ich zappel mit den Füßen. Reiße an dieser scheiß Kette. Mach schon. Stärker. Es geht nicht. Warum geht das nicht? Ich will doch nur hier weg. Ist das denn zu viel verlangt? Ist das denn zu viel verlangt. Warum kann ich nicht weg? Warum ich? Das war ich nicht gewohnt. Tiger. Er ist fertig. Tiger. Und macht mich los. Endlich. Ich drehe mich zur Seite, er soll nicht noch mal kommen. Soll er nicht. Aber ich fühle seinen Atem ganz nah an meinem Ohr. Bitte nicht. Bitte geh doch. Er streicht über meine Wange. Es ist ekelhaft. Er ist ekelhaft. "So cool, wie du dich gibst, bist du anscheinend doch nicht." Er lacht. Kichert. Grinst. Ich weiß nicht. "Aber auf so etwas steh ich. Hier, für dich." Dann steckt er etwas zwischen meine Beine. Geh da weg. Tiger. "Tschüß, Schatzi. Ich komme bestimmt wieder." Und er lacht wieder. Schreib mir doch nen Kommi!^^ lg _aliz_ Kapitel 13: 13 - Zukunft ------------------------ Stirb langsam… aber qualvoll +++++++++++++++++++ "Aber auf so etwas steh ich. Hier, für dich." Dann steckt er etwas zwischen meine Beine. Geh da weg. Tiger. "Tschüß, Schatzi. Ich komme bestimmt wieder." Und er lacht wieder. ++++++++++++++++++++ 13 - Zukunft? "Das geht nicht mehr!" "W...w...as...ge-g...htnn-icht...me...hr?" "Was hast du gesagt?" Es ist kein Wunder, dass er mich nicht verstanden hat. Ich heule wie ein Baby. Was muss er bloß von mir denken? Ich sauge die Luft ein. "Süße, hör auf zu weinen. Beruhig dich. Es ist ja vorbei. Ich bin bei dir. Es ist ja vorbei." Er rubbelt an meinem Oberarm und streichelt meinen Rücken. Es ist so schön. Er gibt sich solche Mühe. Und ich heule immer noch. Wie ein kleines Baby wiegt er mich hin und her. Aber ich bin kein Baby. Ich will doch kein Baby sein. Wieder fange ich stärker an zu weinen. "Shhh...shhhhh, Süße. Ist ja gut." Seine Stimme ist so sanft. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht aufhören. Es kommt einfach so. Ich will ja nicht, und trotzdem kommt es einfach so und ich kann es nicht verhindern. Aber ich habe ja noch nie etwas im Griff gehabt. Ich schlucke. Es ist so laut, ich habe das Gefühl, es hallt im ganzen Raum wieder. "Was...was..." Ich schlucke wieder. Komm, streng dich einmal an. "Was geht...nicht mehr?" "Du kannst das hier nicht mehr machen." Was ist los? Ich habe ihn nicht verstanden. Was hat er gesagt? Er schaut mich an. "Du kannst das hier nicht mehr länger machen." Ich habe ihn doch verstanden. Ich kann das hier nicht mehr länger machen. Ich kann das nicht länger machen. "Was?" Er lächelt. Lacht er mich aus? "Du bist süß, wenn du verwirrt bist." Er schüttelt den Kopf und wird ernst. Als hätte er das Lachen abgeschüttelt. "Du kannst dich nicht mehr prostituieren." Ich verstehe ihn doch noch nicht. "Warum?" "Möchtest du hier bleiben und dich weiterhin vergewaltigen lassen?" "Nein.....nein, natürlich nicht, aber..." "Was, aber?" "Du arbeitest doch hier und..." "Dann suche ich mir halt einen anderen Job." Er wirkt so aggressiv. Er ist total aufgebracht. Ich habe wieder alles falsch gemacht. Wieder schüttelt er den Kopf, entschuldigend sieht er mich an. "Es tut mir Leid. Aber...ich kann mir das einfach nicht länger angucken. Außerdem will ich dich mit niemandem mehr teilen." Gott, wie süß er doch ist. Ich frage mich die ganze Zeit, was ich sagen soll. Wofür soll ich mich entscheiden? Es wäre schön, hier weg zu kommen. Nur, weil ich, wenn wir beide durchbrennen, den Tiger nicht aufgeben muss. Müssten wir uns trennen, um mich aus dem Milieu rauszuholen, ich würde darauf verzichten. Was soll ich da draußen, ohne meinen Freund? Es wäre schön, endlich nicht mehr die Mädchen aus meinem Zimmer ertragen zu müssen. Ich komme rein - sie tuscheln. Ich werde rausgeholt - sie tuscheln. Und wenn der Tiger mich abholt, tuscheln sie noch mehr. Ich weiß nicht mehr, was in mich gefahren ist. Ich weiß es nicht. Früher habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, ob man über mich redet. Nie. Und jetzt? Was ist jetzt? Ich horche überall, was wer wo über mich sagt. Früher hat es mich nicht mal interessiert, ob man in meiner Gegenwart über mich gelästert hat. Ich konnte ja jedem eins auf die Fresse hauen. Klar, ich, groß, stark, cool. Hart. Außen. Warum hätte ich mir Gedanken darüber machen sollen, was andere für einen Eindruck von mir haben? Selbst meine Gang sprach schlecht über mich. Und ich sprach schlecht über meine Gang. Natürlich nur über einzelne von "uns", denn mit wem sollte ich lästern, ich hatte doch nichts außer einer Familie, in der mir ohnehin keiner zuhörte und meiner Clique. Jetzt mache ich mir Gedanken, weil es zum ersten Mal seit langem wieder Menschen gab, die etwas von mir hielten. Zum ersten Mal wieder Menschen, denen ich vertrauen konnte. Dachte ich. Zum ersten Mal wieder Menschen, die ich lieben konnte, ohne zu WISSEN, dass ich enttäuscht würde. Die Mädchen aus meinem alten Zimmer, die mir alle gezeigt hatten, dass ich nicht alleine bin. Das es noch andere gibt, denen es genauso geht wie mir. Die zeigten, dass nicht alles hoffnungslos ist. Da gab es Jo, die versuchte, mir eine Freundin zu sein. Versuchte, alles gemeinsam mit mir durchzustehen. Versuchte, mir immer zuzuhören. Und sie alle haben mich enttäuscht. Und da gibt es den Tiger. Er enttäuscht mich nie. Ich komme von der "Arbeit" ins Zimmer. Irgendwie tut mir mein Kopf weh, dass ist in letzter Zeit öfters so. Eigentlich müssten mir ganz andere Dinge schmerzen. Ich möchte mich hinlegen. Hinlegen und einfach schlafen. Hier kann ich nicht mehr gut pennen, das Zimmer ist überfüllt. Es ist mit 10 richtigen Betten ausgestattet und zwei Luftmatratzen. Die anderen Mädchen wechseln sich mit dem Schlafen auf dem Boden ab, nur mein Platz ist immer dort. Aber ich kann von den Damen ja auch nicht verlangen, mich in ihren Betten schlafen zu lassen. Sie zeigen mir bei jeder Gelegenheit, dass ich nicht erwünscht bin. Wahrscheinlich sind sie durch die Verschwörung gegen mich noch stärker zusammen gewachsen. Ich hasse sie. Aber ich kann nichts tun, kann es ihnen nicht heimzahlen. Beim Gedanken an eine Prügelei wird mir schlecht, ich erinnere mich an Dinge, die ich versucht habe zu vergessen, an Dinge, die ich versucht habe zu verdrängen. Und diese Mädchen haben ganz andere Möglichkeiten, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ganz andere. Meine Klamotten, in denen ich hier ankam. Sie liegen zerrissen auf meinem "Bett". "Ich sage doch, du musst hier raus." Ich spiele mit den Haaren meines Tigers. "Was soll das heißen? Ich oder wir?" "Musst du eigentlich jedes Wort auf die Goldwaage legen?" Stille. Ich habe wieder alles falsch gemacht. Warum bin ich nur so ein Trottel? "Es tut mir leid. Du weißt doch, ich bin halt etwas empfindlich." Er atmet hörbar aus. Ich glaube, er hat es ganz schön schwer mit mir. Aber das ist auch kein Wunder. Alle hatten es schwer mit mir. Immer. "Etwas ist gut. Aber ich liebe dich, mit all deinen Fehlern. Bin ja schließlich auch nicht perfekt." "Das siehst aber nur du so." "Was meinst du damit?" "Ich liebe dich." Er lächelt. "Ich dich auch. Und genau deshalb will ich dich hier rauskriegen. Dann türmen wir beide und suchen dir unser Haus am Meer." "Das weißt du noch?" "Klar. Oder denkst du, ich vergesse deine Träume?" "Ich weiß nicht. Ich bin schon so oft vergessen worden." Er küsst mich. Kapitel 14: 14 - Razzia und zerbrochene Freundschaft ---------------------------------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll Hey meine lieben Kommischreiber!^^ Vielen Dank für eure tollen Kommis!^^ ich hoffe die Story gefällt euch weiterhin *smile* +++++++++++++++++++++ "Ich dich auch. Und genau deshalb will ich dich hier rauskriegen. Dann türmen wir beide und suchen dir unser Haus am Meer." "Das weißt du noch?" "Klar. Oder denkst du, ich vergesse deine Träume?" "Ich weiß nicht. Ich bin schon so oft vergessen worden." Er küsst mich. +++++++++++++++++++++ 14 - Razzia und zerbrochene Freundschaft Manchmal, wenn ich im Zimmer bin und die anderen tuscheln und labern höre, frage ich mich, ob ich mit meinem Auszug nicht übertrieben reagiert habe. Manchmal. Ich habe damit eine Menge auf´s Spiel gesetzt. Und eine Menge verloren. Aber ich würde nicht zurückgehen. Nie. Das liegt nicht an verletztem Stolz, da gäbe es nicht viel zu verletzen. Wenn du jeden Tag mit Typen vögeln musst, die sich dich aussuchen und du kannst nichts dagegen tun, die über dich bestimmen...egal. Aber ich würde mich gar nicht trauen. Was sollte ich sagen? "Hi Mädels, hier bin ich wieder."? Ich müsste Erklärungen abgeben, immer und immer wieder, lang und ausführlich. Und sie würden fragen: "So denkst du über uns?" oder "Dafür hast du aber sehr übertrieben reagiert!" Und das schlimmste wäre, dass sie versuchen würden, mich von ihrer Meinung zu überzeugen. Aber das schaffen sie ohnehin nicht. Nein. Sie hätten nicht über ihn reden dürfen. Sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen. Sie sind sowieso nur neidisch. Genau wie alle anderen Mädchen auch. Aber es ist und bleibt MEIN Tiger. Und ich weiß, irgendwann sind wir hier weg. Weg. Ich muss weg. Laufen. Wo ist der Tiger? Ich sehe ihn nicht. Ich weiß, ich muss weg. "Polizei! Das Gebäude ist umstellt! Eine Flucht ist ausgeschlossen." Razzia. Wo ist der Tiger? Ich muss hier raus. Sie kreischen. Alle kreischen, meine Ohren schmerzen, alle kreischen. Beruhigt euch. Haltet die Klappe. Die Bullen stürmen rein, sie sind bewaffnet. Scharfschützen. Die grünen Uniformen, sie kämpfen und schlagen sich durch die Menge. Ist das nicht Körperverletzung? Haben sie das Recht? Wo ist der Tiger? Sie sind das Recht. Sie schlagen sich einfach dadurch, ohne Rücksicht auf Verluste, es scheint ihnen egal zu sein und ich muss weg. Tiger, verdammt. Ich komme nur schwer durch die Massen, da stehen die Freier, die halbnackten Mädchen. Die Bullen scheinen uns zu umkreisen, sie nehmen bald die ganze Bar ein, aber noch haben sie mich nicht gesehen, ich muss weg. Tiger? Ich muss runter. Da habe ich die Chance, rauszukommen, mich zu verstecken, ist der Tiger dort? Die Treppe runter. Ich muss die Treppe runter. Sie lassen mich nicht. Lasst mich doch durch! Verdammt. Lasst mich durch. Ich will doch nur hier durch. Nur hier durch. Beruhig dich. Denk nach. Bleib ruhig. Ganz ruhig. Tiger? Ich muss kriechen. Krabbeln. Mich kleiner machen als die anderen. Das dürfte mir nicht schwer fallen. Ich kriege kaum Luft. Es ist stickig, es ist so heiß. Dieses Gefühl ist wieder da. Das, was raus will und nicht kann. Wo ist dieses verdammte Tür? Ich halte es bald nicht mehr aus, es ist, als würde ich jeden Moment zerspringen. Mein Kopf tut weh. Mir ist so heiß. Geht doch alle weg! Ich höre mein Herz, in meinen Ohren, in meinem Schädel, es pocht, so laut, alle müssen es hören, sie werden mich bemerken, so laut. Es ist, als fließe mein Blut in Bächen durch meinen Körper. Ich habe sie. Noch hat mich niemand gesehen, noch. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie mch finden, bis sie mich festnehmen, ich muss mich beeilen. So, ganz ruhig. Nein, nein. Sie werden mich kriegen, es dauert alles viel zu lange, sie kriegen mich. Nein. Sie kriegen mich nicht, ich muss mich nur beruhigen. Dort unten wird der Tiger stehen, er weiß, was zu tun ist, wir müssen nur hier weg. Ich habe es geschafft. Die Stufen knarren. Warum knarren diese Stufen? Ich muss langsamer gehen. Nein. Nein, schneller. Ich habe keine Zeit. Da kommt jemand. Ich bin schon fast unten. Es kommt von oben, er darf nicht schneller sein als ich. Nein, von unten. Die Bullen kommen von unten. Ich muss zurück. Von unten kommen sie. Aber von oben auch, sie sind auch oben, auch wenn sie die Treppe nicht runter kommen. Ich kann mich nicht verstecken, sie werden mich sehen. Kommen sie doch von oben. Beides. Ich sehe grau, schwarze Haare. Da ist der Tiger. Endlich. Er kommt mir entgegen um mich zu holen. Nur noch ein paar Stufen. Nein. Jemand packt mich von hinten. Reißt mich hoch. Polizei. Der Tiger sieht mich an, er will hinterher. Ich schüttel den Kopf. Bleib dort. Er sieht mich an. Immer noch. Lauf. Solange du noch kannst. "Hey, Sie! Stehen bleiben!" Die Stimme des Bullen. Sie dröhnt in meinen Ohren. Er will mich nicht los lassen. Er darf nicht. Bitte, lass mich nicht los. Ich höre wieder Schritte auf der Treppe. Sie kommen, alle. Geh schon. Geh doch endlich. Sie sind schon so nah. Noch kannst du fliehen, Tiger. Doch er sieht mich nur an. Und schüttelt den Kopf. "Lauf!" Meine Stimme. Sie dröhnt in meinen Ohren. Alles dröhnt. Mir wird schwindelig. Ich kann nichts sehen. Kann nichts hören. Es dröhnt alles. Irgendetwas ist um mich herum. Ich kann nichts sehen. Lauf so schnell du kannst, Tiger. Mir ist schlecht. Grau. Kalt. Mein Kopf fühlt sich schwer an. Um mich herum sind drei Personen. Mädchen. Zwei kenne ich nicht. Jo. Sie sieht mich an. Ich weiß nicht, was sie denkt. Ich will nicht wissen, was sie denkt. Und ich frage es mich trotzdem. Wir sind im Knast, in einer Zelle. Ich habe es weit gebracht. Was für eine Karriere. Erst Prügel-Familie, dann Puff und jetzt Gefängnis. Stark. Gott, wieder mein schwarzer Humor. "Warum bist du gegangen?" Diese Frage hatte ich befürchtet. Es gäbe viele Möglichkeiten, sie zu beantworten. Jo anzulügen, oder ihr die Wahrheit zu sagen. Damit zu leben, dass man seine beste Freundin verletzt hat, oder sich Erklärungen und Überzeugungsversuche anhören zu müssen. Ich schweige. "Warum antwortest du mir nicht?" Ich schweige weiter. Sie weint. Jo weint wegen mir. "Bin ich..." sie stockt. Räuspert sich. "War ich ...dir nicht mal so viel wert, dass du ...jetzt noch nicht einmal mit mir sprichst." Was soll ich tun? Was soll ich sagen? Ich schweige. Jo sitzt da, sie starrt mich an. Ich möchte sie ansehen, ihr ins Gesicht schauen, erahnen können, was sie denkt. Aber ich gucke sie nicht an. Ich bin zu feige. Wie immer. Und sie sitzt immer noch neben mir und sieht mich an. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was ich tun soll, wenn sie mich beobachtet. Ich weiß, wie sie dabei aussieht, wie sie jemanden anschauen kann. Wie sie MICH anschauen kann. Aber ich weiß nicht, was ich denken soll und ich weiß nicht, was sie denkt. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll und ich weiß nicht, wie es weiter geht. Ich weiß nicht, was sie tun wird und ich weiß nicht, ob ich alles, was ich sagen werde, nicht später bereue. Ich weiß nicht, ob sie es ernst meint und ich weiß nicht, wie ich ihr wieder vertrauen soll. Aber eins weiß ich. Ich habe sie verdammt lieb. Was soll ich machen. Wir sitzen noch immer da. Sie neben mir. Ich an ihrer Seite. Ist es nicht ein Fehler, zu schweigen? Ich könnte etwas falsch machen. Oder mache ich gerade alle falsch? Meine Gedanken drehen sich. Rasend, wie ein Karussell. Sag doch endlich was. Bitte. Egal, was. Beschimpf mich, beschimpf den Tiger. Oder beschimpf ihn nicht. Das halte ich nicht aus. Beschimpf nur mich. Weil ich dich allein gelassen hab. Im Stich gelassen. Schrei mich an. Flüster. Whisper. Kreisch. Aber schweig nicht. Ich wusste nicht, dass Schweigen mich mal so quälen würde. Ich wusste das nicht. Früher war ich froh, wenn der Säufer seine Klappe hielt. Wenn ich mich nicht beschimpfen, mich nicht demütigen lassen musste. Wenn er mir nicht wieder an den Kopf warf, dass ich nichts wert sei, dass ich nicht gut genug wäre. Nicht gut genug für ihn, einen Alkoholiker. Einen Alkoholiker. Wenn der Tiger schweigt, dann lieg ich in seinen Armen, dann bin ich sicher, beschützt. Er braucht nichts sagen. Wenn Jo früher geschwiegen hat, dann verstand ich sie. Oder war einfach froh, dass sie da war. Und jetzt? Und jetzt. Sie weint. Ich sehe ihre Augen, sie sind rot, tausend kleine Äderchen durchziehen sie, über ihre Wangen laufen Tränen, und das alles nur wegen mir, mir, mir. Ich bringe anderen nur Unglück. Ich bin wirklich nichts wert. Sie schluckt. "Weißt du..." Sie schluckt wieder. "Weißt du, früher, als sie mich verkauft haben, meine Eltern... da ...hatte ich da Gefühl, ich habe niemanden mehr." Sie lacht. Eine Lachen wie ein Ausatmen, es macht mir Angst, wenn sie so lacht, es ist wie Sarkasmus, Ironie. Nur schlimmer. "Aber das stimmt ja auch. Und dann, da warst du plötzlich da. Nicht nur einfach ein Mädchen...ein Mädchen mit dem gleichen Schicksal, sondern eine Freundin. Eine richtige Freundin." Stille. Sie sieht mich an, sie sieht mir direkt in die Augen. Ich will mich wegdrehen, aber ich kann nicht. Ich kann ihrem Blick nicht ausweichen. Die Pritsche knarrt. "Weißt du, wie weh es tat, als du einfach deine Sachen genommen hast und weg gegangen bist? Du hast mir nicht einmal gesagt, warum." Sie schreit den letzten Satz. Ich zucke zusammen, habe sie noch nie so erlebt. Was hab ich nur gemacht? Was sagt sie da? Ich kann nicht mehr, was soll ich tun? Ich will sie in den Arm nehmen, aber sie hatte damals etwas gesagt, und ich weiß nicht, ob ich es ihr verzeihen kann, sie hat mich doch auch verletzt, hat sie das Recht, mich anzuschreien? Das Recht, das auch dem Säufer gefehlt hat. "Rede endlich mit mir! Was habe ich dir getan? Warum sagst du mir keinen Grund? Habe ich nicht wenigstens das verdient?" Stille. Sie sieht mich immer noch so an. Weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß es einfach nicht. Ich kann nicht. In meinem Hals brennt es. "Bin ich dir denn wirklich nur so wenig wert, dass ich nicht mal das verdient habe?" Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern. Was tu ich jetzt? Das darf sie nicht denken, so darf sie nicht von mir denken. Gott, mir liegt so viel an ihr. Aber ich will, ich kann mich nicht entscheiden. Nicht zwischen dem Tiger und ihr. Habe ich das nicht schon längst getan? Ja, das habe ich. Ich habe mich entschieden. Für den Tiger. Sieh mich nicht so an, Jo. Ich kann das nicht. Du akzeptierst ihn nicht, du beleidigst ihn, stellst dich gegen ihn. Und damit stellst du dich gegen mich. Sieh mich nicht so an, Jo. "Weißt du, wie das ist? Von seiner besten Freundin, einfach im Stich gelassen? Weggeworfen, wie ein Stück Müll?" Ja, dass weiß ich. Aber ich schweige. "Am liebsten möchte ich mich umbringen. Nur, um dir zu zeigen, was du mit mir machst. Wie du auf mir rumtrampelst, ohne es zu bemerken. Nur, um dir zu zeigen, wie scheiße es mir geht, obwohl du immer geheuchelt hast, wie wichtig ich dir bin." Nein nein nein. Ich habe nicht geheuchelt. Ich schreie. Was schreie ich? Ich schreie. "Ich habe dich nicht angelogen. Jo!" Sie sieht mich nur an. Stumpf und starr. Was habe ich geschrieen? "Jo!" Sie holt Luft. Sie trifft mich. Ich bekomme keine Luft. Was sagt sie da? Was mache ich? Was habe ich getan? "Nur, um dir zu zeigen, dass ich nur noch wegen dir gelebt habe. Verstehst du, wegen dir!" Dieser nüchterne Ton. Diese Kälte. Und dann diese Wut. Sie ist so wütend und so kalt, ich weiß nicht...nicht, was ich denken soll...was ich tun soll...was soll ich denken? "Ich möchte sterben, nur um dir zu zeigen, wie weh du mir tust. Das ich jetzt weiß, dass ich niemals eine Freundin hatte, dass ich immer alleine war. Obwohl ich eine Zeit lang dachte, ich hätte dich. Ich hätte einen verdammten Menschen auf dieser Welt. Aber ich habe mich wohl getäuscht. Ich möchte einfach nur sterben, um dir den Schmerz, den du mir zugefügt hast, heimzuzahlen, mich an dir zu rächen. Nur sterben, damit du immer daran denkst, dass da eine Lücke ist, dass ich nicht mehr lebe und dass du daran schuld bist. Du ganz allein! Damit du dich immer daran erinnerst, dass du mich umgebracht hast!" Sie weint. Ich auch. Ich glaube, ich weine auch. "Aber...ich habe dich lieb." Hat sie mich gehört? Hat sie das verstanden? Sie sieht mich an. Ihre Augen sind rot, und trotzdem klar. Sie sieht mich so fest an, dass kenne ich nicht von ihr. Habe ich sie überhaupt jemals gekannt? Ihre Stimme ist so fest. "Ich frage dich nicht, ob du mich liebst." Sie sieht weg. Schaut mich wieder an. Ihr Blick. Ich fühle mich schlecht. Mir ist schlecht. "Sondern ich frage dich, ob ich dir wichtig bin." Schreibt mir doch bitte ob euch das Kappi gefallen hat... Danke^^ lg eure _aliz_ Kapitel 15: 15 - Auf dem Revier ------------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll ++++++++++++++++++++++++ Ihre Stimme ist so fest. "Ich frage dich nicht, ob du mich liebst." Sie sieht weg. Schaut mich wieder an. Ihr Blick. Ich fühle mich schlecht. Mir ist schlecht. "Sondern ich frage dich, ob ich dir wichtig bin." +++++++++++++++++++++++ 15 - Auf dem Revier "Okay. Sicherlich haben Sie das Recht, jegliche Aussage zu verweigern. Aber halten Sie es nicht für besser, etwas zu sagen? Wir sind die Polizei. Wir können ihnen helfen!" Das ich nicht lache. Polizei. Helfen. Ihr könnt doch nichts. Der Kommissar ist jung. Er ist Kommissar. Aber eigentlich zu jung. Vielleicht ist er so alt wie der Tiger. Und er sieht gut aus. Braunes Haar, blaue Jeans, braunes Hemd, blaue Augen. Eigentlich sieht er zu gut aus für einen Kommissar. Aber der Tiger ist noch viel geiler. Er wendet sich an seine Kollegin, blond, blauäugig, groß und pummelig. Aber doch irgendwie hübsch. "Waren ihre Papiere korrekt?" "Jo." Sie spricht wie ein Mann. "War ja klar." Er schüttelt den Kopf. Hier gefällt es mir nicht. Dieser Raum gefällt mir nicht. Wo ist der Tiger? Ich will ihn sehen! Wo ist der Tiger? "Wie ist ihr Name?" Abgedunkelt. Dieser Raum ist so kahl. Weiße Wände, Tisch, Stühle, Mikrophon, Kommissare. Ich will hier weg. Tiger? "Sie heißt Nikola." Tiger! Der Kommissar wendet sich wieder mir zu. Hau ab! "Nun gut, Nikola...." Nenn mich nicht Nikola. Ich heiße ganz bestimmt nicht Nikola. Wie kommt der darauf? Wo hat er das her? Das ist nicht mein Name! "...wenn du weiterhin schweigst, können wir dir nicht helfen. Du brauchst keine Angst haben, wir..." Ich habe keine Angst? Woher will er das wissen? Hatte ich schon mal Angst? Niemals! Ich bin alleine. Tiger? "...außerdem möchtest du doch sicherlich nicht dort bleiben, wo du jetzt wohnst. Die Polizei ist davon überzeugt, dass ihr nicht freiwillig für Herrn Kanz arbeitet. Wenn die anderen nichts sagen, dann doch wenigstens du! Du könntest vielen Mädchen das Leben retten, einschließlich dir selbst. Oder möchtest du dein Leben..." Na klar. Mein Leben retten. Sicherlich. Der Typ hat denselben, beschissenen schwarzen Humor wie ich. Mein Leben retten! Der Mann hat den Elefanten noch nie gesehen. Er kann gar nicht. Und zumindest hat er noch nie einen Schlag von ihm gespürt. Ist noch nie von ihm vergewaltigt worden. Begrapscht worden. Geküsst. Er würde mich fertig machen. Wenn ich nur ein Wort sage. Nur ein einziges. Ich schweige. Schweigen ist besser, als etwas Falsches zu sagen. Wenn mich der Elefant fertig macht, dann wird der Tiger eingreifen. Dann kommt alles mit uns raus, dass wir uns lieben, dass wir zusammen sind, dass wir weg wollen. Und dann...ich möchte nicht wissen, was der Elefant mit dem Tiger machen würde. Ich möchte es nicht wissen. Ich schweige. Sie müssen uns gehen lassen. Ganz normal, auf der Straße. Da ist dieses Revier. Wo ist der Tiger? Das Revier ist groß. Es ist unsere Chance. Jetzt können wir abhauen. Können fliehen. Es ist unsere Chance. So eine kriegen wir nicht noch einmal. Nicht noch einmal. Dieses Revier. Es ist groß. Zu groß. Ich kann ihn nicht finden. Ob er überhaupt schon vernommen worden ist? Ob er frei ist? Was, wenn er überhaupt nicht mehr frei kommt? Dann bin ich alleine. Ganz alleine. Ohne den Tiger. Wo ist Jo? Ich möchte sie sehen. Und irgendwie nicht. Es ist verrückt. Ich schaue um die nächste Ecke und hoffe, dass sie kommt. Dann ist sie nicht da. Und ich bin erleichtert. Bis zur nächsten Ecke. Tiger, wo bist du? Verdammt. Überall Bullen, ich sehe Mädchen, sie können nur von uns kommen. Manche erkenne ich. Das ist verrückt. Und was, wenn der Elefant wartet? Auf sie, auf mich? Haben sie ihn schon frei gelassen? Oder sitzt er noch? Was werden die anderen tun? Die, die niemanden haben? Nicht so einen wundervollen Menschen wie den Tiger? Es ist ihre Gelegenheit, abzuhauen. Ohne Geld, ohne richtige Kleidung, ohne Plan, was in dieser Stadt abgeht. Manche können sich noch nicht einmal verständigen. Nicht so wie Jo. Jo. Scheiße. Tiger? Ich brauche ihn. Warum ist er nicht da? Sonst war er immer da wenn ich ihn brauchte. Warum jetzt nicht? Vielleicht braucht er mich ja. Und ich bin nicht da. Diese Gänge sind endlos. Da, da ist der Ausgang. Scheiße. Immer noch kein Tiger. Wo soll ich hin? Klar, die Gelegenheit, abzuhauen. Aber ohne den Tiger? Ohne den Menschen, den ich liebe? Vielleicht sollte ich mich irgendwo verstecken? Aber wo könnte er mich finden, außer im Puff? Zurückgehen, in den Puff, auf eine andere Gelegenheit warten? Ist das gut? Was soll ich tun? Wahrscheinlich lassen uns die Bullen extra laufen, extra vor dem Elefant und allen anderen Hintermännern. Was sagte er? Herr Kanz? Ich kenne diesen Mann nicht. Und ich glaube, dass ist gut so. Sie lassen uns extra laufen, damit wir uns entscheiden können. Puff oder Straße. Reden oder Schweigen. Im Dreck ersticken oder vögeln. Eine wirklich nette Wahl. Egal. Ich gehe jetzt da raus. Da ist ein Jeep. Schwarz. Auf der Straße. Nein, daneben. Darauf. Der Elefant. Ich sehe einen Schatten, es ist der Elefant. Wohin? So viele Leute gehen an mir vorbei. Wohin? Er sieht mich an. Ich sehe es, ich bemerke es. Was soll ich tun? Muss weg. Wohin? Er dreht. Nein! Bleib da stehen! Nein! Er fährt auf mich zu. Von seiner Seite zu meiner. Er fährt auf mich zu. Verdammt! Renn doch! Warum rennst du denn nicht? Verdammt, warum renne ich nicht? Da sind überall Autos, Hauptstraße, warum helfen sie mir nicht? Alles verschwimmt. Ich muss hier weg. Was ist mit unserem Traum? Haus am Meer. Was ist mit unserem Traum? Warum ich? Warum immer ich? Warum wird immer mir alles zerstört? Warum muss ich zurück? Warum kann ich nicht weg? Bestimmt sind schon viele Mädchen geflohen. Nein. Doch. Warum ich? Rennen. Wohin? Ich sehe nichts ich kann nichts sehen. Warum. Alles ist weg. Er kommt so nah. Er hat mich gleich. Alle bleiben stehen. Alle starren mich an. Helft mir! Gleich ist er neben mir. Nicht umschauen. Kostet Zeit. Rennen. Mein Herz. Es hämmert so. Ich glaube, es ist mein Herz. Ich kann nicht mehr. Er ist so schnell. Er ist so schnell. Er ist neben mir. " Was machst du da? Warum rennst du vor mir weg?" Tiger. Ich kann nicht mehr. Elefant? Er ist es nicht. Danke. Er ist es nicht. Ich hoffe das Kappi hat euch gefallen!^^ Schreibt mir doch nen Kommi!^^ lg eure _aliz_ Kapitel 16: 16 - Auf den Weg in die Vergangenheit ------------------------------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll ++++++++++++++++++++++ " Was machst du da? Warum rennst du vor mir weg?" Tiger. Ich kann nicht mehr. Elefant? Er ist es nicht. Danke. Er ist es nicht. +++++++++++++++++++++ 16 - Auf dem Weg in die Vergangenheit "Du dachtest, ich wäre er, stimmt´s?" Er sieht mich so an. Ich habe soviel Aufsehen erregt, ich habe so viel Ärger gemacht. Und er hat immer noch Verständnis. "Verzeih, ich wollte..." "Pssss. Es ist gut. Es ist okay. Ich verstehe dich. Ehrlich. Du konntest doch nichts dafür, ich hätte mich ja auch nicht so dort hinzustellen brauchen, es war doch klar, dass du mich nicht erkennen kannst." "Nein, sag das nicht." Er streichelt mir den Kopf. "Wo hast du eigentlich den Wagen her?" "Geknackt." " Du hast ihn gestohlen?" "Mach dir keine Sorgen. Das wird niemand bemerken. Ich hab ihn von ´nem Freier, du kennst den. Er ist ziemlich breit, "kümmert" sich um die neuen." Fettwanzt. Der Tiger redet so abfällig über ihn. Es tut gut, so etwas zu hören. Verdammt gut. "Und wohin fahren wir? Ans Meer?" Er sieht mich an. So tief. Und dann schaut er wieder auf die Straße. "Ja. Aber ich dachte, du willst dich vielleicht zuerst von deiner Mutter verabschieden." Ich schlucke. Wir fahren so lang. Ich versuche mich zu erinnern. Die Fahrt, als ich in den Puff kam. Damals lag ich noch auf der Ladefläche, Kofferraum. Jetzt sitze ich auf dem Beifahrersitz. Ich schaue auf die Uhr. "An was denkst du?" Tiger. An was denke ich? "Ich weiß nicht." "Aber ich." Er macht eine Pause. "Du hast Angst, stimmt´s? Du hast Angst, dass sie dich wegschicken." Ich weiß nicht. "Nein...nein. Ich glaube, nicht. Ich habe viel mehr davor Angst, sie überhaupt wieder zu sehen. Ich war sehr lange weg und ich weiß nicht, ob sich irgendetwas verändert hat. Und wie es sich verändert hat. Ob sie immer noch in der gleichen Wohnung wohnen? Was ist wohl mit meinem Zimmer?" Er schweigt. "Interessiert dich das wirklich? Was mit deinem Zimmer ist?" Ja. "Ja." "Ich verstehe dich nicht. Ich würde mir, glaube ich, auch viele Fragen stellen. Aber diese? Warum möchtest du das wissen?" "Wenn sie es ausgeräumt, renoviert oder vielleicht sogar zugestellt haben, dann weiß ich, dass ich ihnen egal bin. Und es schon immer war." Regentropfen schlagen gegen die Fensterscheibe. Ihr könnt sie ruhig mitnehmen. Wir sind bald da. Ich spüre es. Die Gegend kenne ich. Es sieht alles so anders aus. Und doch so gleich. "Was ist, wenn sie mich wegschicken?" "Dann fahren wir wieder." "Ist das dein Ernst?" So denkt er darüber? "Bitte, Süße, mach dir nicht so viele Gedanken. Du hast Angst, dass sich etwas verändert hat. Aber du hast genauso Angst davor, dass sich nichts verändert hat. Und ich verstehe dich. Aber was willst du tun? Wenn sie dich wegschicken, musst du dich nicht mit ihnen auseinadernsetzen. Du wirst dich fragen, was passiert ist, alles, was du dich jetzt schon fragst. Du wirst dir Vorstellungen, Wünsche und Hoffnungen machen. Für deine Familie. Aber was ist mit dir? Das ist deine Vergangenheit, dieses Dorf, das Haus, deine Familie. Vorerst. Vielleicht wirst du sie irgendwann wieder sehen. Das eine ist Zukunft, das andere liegt zurück. Ich bin hier. Und ich bin die Gegenwart, deine Gegenwart. Bestimmt werden wir bald selber Kinder haben. Und dann bist du eine hervorragende Mutter. Hörst du? Und wenn sie dich reinlassen, dann hast du Gewissheit. Aber weißt nicht, ob du sie wirklich haben willst. Lass es doch einfach auf dich zukommen. Diese vielen Fragen...sie machen dich kaputt. Du fragst zuviel und antwortest zu wenig. Sei einfach du selbst. Du hast doch nichts zu verlieren. Mach dir keine Gedanken was du sagst und was du tust. Das ist nebensächlich, alles nebensächlich. Du hast nichts zu verlieren. Eine Familie hast du hier schließlich nicht mehr." Er hat Recht. Aber ich höre es nicht gerne. Nicht von ihm und auch nicht von jemand anderem. Wenn ich selber so etwas sage, dann ist das okay, dann macht es nichts. Aber ich will es nicht von anderen hören. Von niemand anderem. Es ist manchmal so leicht, sich Dinge selber einzugestehen. Aber man möchte nicht, dass sie von Außenstehenden bestätigt werden. Gut, dass ich den Tiger habe. Sonst wäre ich ganz allein. Wir sind da. Ich sehe das Haus. Es hat sich nicht verändert. Nur noch mehr Putz ist abgebröckelt. Der Mond steht hinter dem roten Dach. Ich will hier weg. Was ist, wenn der Säufer mich schlägt? Ich habe den Tiger. Und wenn er auch hilflos ist? Hilflos gegen ihn? Quatsch. Der Tiger ist größer. Der Tiger ist stärker. Bei ihm bin ich sicher. Ich sehe ihn vor mir. Säufer. Bam. Meine Wange brennt ein bisschen. Sonst tut es nicht weh. Reine Gewohnheit. Reine Gewohnheit. Nicht mehr. Das ist doch vorbei. Das war doch alles vorbei. Das ist doch jetzt vorbei. Ich habe den Tiger. Aber was ist, wenn er mich nicht schützen kann? Was ist, wenn er mich nicht schützen kann? Was ist, wenn er mich nicht schützen kann. Wenn der Säufer ihn schlägt, ihn prügelt, bis er am Boden liegt, bis er blutet, bis er nicht mehr aufsteht. Bis er nie mehr aufsteht. Klingel. Er drückt die Klingel. Kein Zurück. Die Treppenstufen. Ich bin sie so oft rauf gekommen. Rauf gekommen nach Hause. Und doch nicht nach Hause. Ein ums andere Mal. Immer wieder. Und ich bin sie runtergegegangen. Lieber als rauf. Kein Zurück. Wir sind da. Die Tür. Abgesplittert. Niemand steht da und macht sie auf. Niemand. Mama? Sie ist tot. Er hat sie totgeprügelt. Schreie. Von drinnen. Sie lebt. Noch. Ich höre ihn. Alle Hoffnungen zerstört. Er ist betrunken. Es ist alles wie früher. Alles wie früher. Der Tiger legt seinen Arm um meine Schultern. Die Tür geht auf. Sie steht da. Sie steht da. Sie lebt. Ihr linkes Auge ist blau, rote Striemen, alles blau. Ihre Bluse ist aufgerissen. Nun weiß ich, wie es ist, vergewaltigt zu werden. Was ist schlimmer. Fremde Männer? Oder der eigene? Was denke ich? Worüber? Was sind meine größten Sorgen? Fragen? Meine Mutter steht vor mir. Sie lebt. Es geht ihr beschissen und sie lebt. Mama. Sie sieht mich an. Aus glasigen Augen. Sie sieht mich nur an. Ihr Gesicht ist leer. Ihr Gesicht ist so leer. Ich wünsche mir, dass sie etwas sagt. Egal, was. Jag mich weg. Aber sag etwas. Egal, was. Kapitel 17: 17 - Zuhause ------------------------ Stirb langsam… aber qualvoll ++++++++++++++++++++++ Sie sieht mich an. Aus glasigen Augen. Sie sieht mich nur an. Ihr Gesicht ist leer. Ihr Gesicht ist so leer. Ich wünsche mir, dass sie etwas sagt. Egal, was. Jag mich weg. Aber sag etwas. Egal, was. +++++++++++++++++++++ 17 - Zuhause Jag mich weg. Aber sag etwas. Egal, was. Um ihren Mund beginnt es zu zucken. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie steht nur da. Mama. Eine Stimme. Der Säufer. Laut und rau. "Was stehest du ...stehstet du so in der Tür? Ich kriege noch Zuch!" Mama. "Mein Kind!" Sie umarmt mich. So bin ich lange nicht mehr von ihr umarmt worden. Viel zu lange. Sie ist so dürr...ihre Kleider schlabbern nur noch an ihrem Körper, seit ich weg bin, hat sie noch mehr abgenommen. Noch mehr als vorher. Meine Mutter. Sie umarmt mich, während sie laut in Tränen ausbricht. Langsam werden meine Augen auch feucht. Ich weiß nicht, was ich fühle. Es tut so unendlich weh, sie so zu sehen, mehr weh, als es früher schon getan hat. Aber es ist so unendlich schön, von seiner Mutter umarmt zu werden. Sie hat mich vermisst. Ich glaube es ganz fest. Sie hat MICH wirklich vermisst. "Herr Gott...verdammt noch ma...was heulst du...heulst du denn nun schon wieder?" Der Säufer. Er stürmt aus dem Wohnzimmer. Seine Schritte schwanken, die Hände versuchen sich an den Flurwänden abzustützen um sein Gleichgewicht zu halten. Er hat nicht abgenommen. Er sieht mich an. So, als wäre ich eine flüchtige Bekannte. So, als hätte er sich nur einmal mit mir auf der Straße unterhalten. Er versucht, mich einzuordnen. Ich habe das Gefühl, seine Gedanken lesen zu können. Gedanken, wie Sex und Alkohol. Und plötzlich schiebt sich eine Frage zwischen alles, was sich nur noch in seinem Hirn abspielt: "Hatte ich nicht irgendwann mal eine Tochter gezeugt?" Er zieht eine Augenbraue hoch. Sein Blick ist wie damals, wirr und verrückt, wie an dem Abend, als sie mich mitnahmen. Ja, ihr könnt sie ruhig mitnehmen! Ich hatte die ganze Zeit Angst. Immer wieder, wenn ich mir vorgestellt hatte, meine Eltern wiederzusehen, immer wieder, wenn ich an diesen Abend und die davor dachte, hatte ich Angst. Seit er trank, seit er mich geschlagen hatte und es keine Hoffnung mehr gab, er würde jemals damit aufhören, hatte ich Angst vor ihm. Mein Vater, der große Tyrann, der meinen Bruder, mich, aber vor allem meine Mutter misshandelte. Mein Vater, vor dem ich Angst haben musste, weil er mich irgendwann im Suff vielleicht erschlagen hätte. Der Säufer, gegen den ich mich nie getraut hatte richtig aufzulehnen. Steht vor mir und tut mir unendlich leid. Ich habe kein Mitleid mit ihm. Das er da nun steht und sich fragt, wo er die nächste Pulle Bier herkriegt, ob er noch in der Wohnung bleiben kann, weil er bestimmt etliche Mietsraten nicht bezahlt hat, weil er sich fragen muss, wer der Mensch dort vor seiner Tür ist, weil... Er ein Säufer ist. Er tut mir einfach nur leid. Dass jemand sich so schnell unterkriegen lässt, nur weil er gekündigt wurde. Tausenden geht es so, aber viele kämpfen weiter, geben die Hoffnung nicht auf. Eine Kündigung ist nicht das Ende des Lebens. Dass jemand seine ganze Familie ins Unglück stürzen kann, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Dass jemand seine Frau schlagen und vergewaltigen muss, nur damit es IHM besser geht. Dass jemand seine Tochter verkauft, nur weil er die Schulden seines Sohnes nicht rechtmäßig bezahlen kann. Dass jemand überhaupt daran schuld ist, dass sein Sohn Schulden macht. Dass jemand nur so schwach sein kann. "Du hast dir nicht nur dein Gehirn, sondern anscheinend auch dein Gedächtnis weggesoffen." Ich fühle mich so stark. So unendlich stark. Wie damals, in der Gang. Für ein paar Minuten fühlst du dich stark, wenn du vor deinem Opfer stehst und auf es herabblickst. Dann denkst du, es gibt noch Leute unter dir. Obwohl das alles gelogen ist. Mein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut. Bis zu dem Abend, an dem der Tiger mich mitnahm. Erst jetzt stehe ich wieder vor meinem Vater. Ich hatte so gehofft, dass er aufhört. Aber der Säufer hat meine Hoffnungen immer zerstört. Jeden Abend, wenn ich die Tür aufschloss, dachte ich: "Bitte lass es vorbei sein." Ich wusste ganz genau, dass es nicht so sein wird. Aber manchmal glaube ich, Hoffnungen sterben nie. Nicht wirklich. Du kommst jeden Abend nach Hause, weißt genau, dein Vater wird trinken, dein Bruder schlafen und deine Mutter gequält. Du weißt genau, dass du gedemütigt wirst oder einfach nicht beachtet. Du hoffst, dass du wenigstens ein liebes Wort zu hören bekommst. Oder auch nur den Hauch einer Zuwendung. Manchmal habe ich nach einem langen Tag einfach nur vor der Tür gestanden und gehofft, dass mir meine Mutter vielleicht ein warmes Essen gekocht hätte. Aber ich habe nie eins bekommen. Selbst etwas Essen hätte mir so viel bedeutet. Und jedes Mal stehst du zwischen Hoffnung und Angst. Zwischen deinen Gedanken und deinen Gefühlen. Ich wusste nie, was ich noch denken sollte. Aber was noch viel schlimmer war: Ich wusste nie, was ich fühlen sollte. Ich wollte meinen Bruder verachten, weil er mich im Stich ließ. Meine Mutter beschimpfen, weil sie nichts tat. Und meinen Vater hassen, weil er alles zerstörte. Aber ich konnte nicht. Immer, wenn ich den Säufer sah, fragte ich mich: "Was hält dich hier?" Das Gefühl, meine Mutter nicht alleine lassen zu können. Sie nicht im Stich lassen zu wollen. Und diese verdammte Hoffnung. Den Vater zurück zu bekommen, den ich damals hatte. Denn obwohl ich in hätte hassen müssen, ich konnte nicht. In meinen Erinnerungen habe ich ihn immer noch geliebt. Verdammte Hoffnung. Aber dann, im Puff, hatte ich Sicherheit. Ich wusste, wenn mich ein Freier abholte, dass es Horror werden würde. Ich war es nicht anders gewohnt. Es gibt keine Vergewaltigung, die Spaß macht. Und ich wusste, wenn ich zu Jo gehe, dann werde ich verstanden, dann bekomme ich Trost. Ich wusste, dass sie mich lieb hat. Denn sie hat es mir gezeigt, bis zu dem Tag, an dem sie über den Tiger sprach, war sie immer lieb zu mir. Ich bin ihr nicht mehr böse. Nein, ich kann ihr verzeihen. Aber ich fürchte, dazu ist es zu spät. Vielleicht werde ich versuchen, sie aus dem Puff zu holen. Ich werde ihn auffliegen lassen, bei der Polizei. Jetzt, wo ich den Tiger für immer habe, jetzt, wo ich frei bin. Und ich hatte den Tiger. Er liebt mich und er hat mich noch nie enttäuscht. In meinem Leben gibt es keine Hoffnungen mehr, die sich nie erfüllen. Wenn ich von meiner kaputten Familie fort bin, ist das alles vergessen. Dann kann ich endlich glücklich sein. "Das du dich trau-traust, überhaupt noch hier...hier aufzutauchen." "Was hätte ich für einen Grund, mich nicht zu trauen? Hast du mich weggeschickt oder ich dich?" "Du bist schuld." "Woran? Das du ein elender Säufer bist? Nie und nimmer!" Ich zahle dir alles heim. Alles. Das kann ich gar nicht schaffen. Aber wenn ich ihn so sehe, ihn und meine Mutter, dann will ich Rache. Ich will ihn verletzen. Ich will versuchen, ihn zu verletzen. Da ist so ein Gefühl in meinem Bauch und ich weiß, dass ich ihn verletzen muss. "Daran, dass dein...dein Bru-Bruder tot ist." Er kippt einen großen Schluck Wodka in sich rein, lacht und dreht sich um. Woran bin ich schuld? Ringo. Er ist was? Tot. Ringo. Tot. Ringo.Tot. Ringo.Tot. Ringo ist tot. Ich spüre eine warme Hand auf meiner Schulter. Ringo tot. Das kann nicht sein. Ringo ist nicht tot. Ringo ist doch nicht tot. Ringo ist nicht tot. Nein. "Das ist nicht...nicht wahr." Wer spricht da? Wer ist das? Ringo? "Doch." Mama. Sie weint. "Wieso? Ich meine..." "Goldener Schuss. Er hat sich den Goldenen Schuss gesetzt." "Warum? Wann?" Ich weiß nicht mehr, was ich sage. Es kommt alles. Einfach so. "Ich...ich weiß nicht mehr so genau..." Sie weiß nicht mehr so genau. Wenn der Säufer das gesagt hätte, ihm hätte ich das geglaubt, aber sie lügt mich an, dass seh ich doch, sie weiß das doch und will es mir nur nicht sagen, sag es mir, sag es mir... Ich schreie. "Lüg mich nicht an! Wann? Wann ist er gestorben! Du sollst mich nicht anlügen, du sollst..." "Ruhig, Süße. Das bringt doch nichts. Hör auf zu schreien." Da ist etwas in meinem Hals. Er tut weh. Schlucken. "Wann?" Sie sieht mich an. Mit roten Augen. Wie Jo. "Nachdem du fort warst." Ich bin schuld. Ich bin gerannt. Nach draußen. Ringo ist tot. Ringo ist tot. Was heißt tot? Unwiederbringlich. Fort? Kalt. Still? Einfach nur das Gegenteil von lebend? Tot heißt, Ringo wird nie mehr wieder kommen. Mein Bruder. Es kreist so viel in meinem Kopf. Ich sehe Mama. Sie steht am Fenster und schaut runter. Ich kann nichts sehen, nicht genau, den Ausdruck in ihrem Gesicht, in ihren Augen. Warum bin ich so gefasst? Keine Träne. Mama winkt. Ganz sachte, vorsichtig. Als wäre ich fremd. Als wäre ich nicht ihre Tochter. "Denk an die kleine rosa Wolke!" Ja, die kleine rosa Wolke. Reifen. Reifen quietschen. Ich höre es. Von woher kommt es? Er packt mich. Der Tiger packt mich. "Was..." "Renn! Renn einfach nur!" Schwarzer Jeep. Zu spät. Sie haben uns. Kapitel 18: 18 - Tod -------------------- Stirb langsam… aber qualvoll ++++++++++++++++++++++ Reifen. Reifen quietschen. Ich höre es. Von woher kommt es? Er packt mich. Der Tiger packt mich. "Was..." "Renn! Renn einfach nur!" Schwarzer Jeep. Zu spät. Sie haben uns. ++++++++++++++++++++++ 18 - Tod Ich weiß nicht, warum sie das getan hat. Ich weiß nicht, was ICH IHR getan habe, dass sie so etwas tut. Jo. Beste Freundin. Das ich nicht lache. Würde eine "beste Freundin" ihre Freundin verraten? Sie in Gefahr bringen, dafür sorgen, dass sie weiterhin ein beschissenes Leben führt? Würde eine beste Freundin das tun? Jo hat es ihnen gesagt. Und sie kamen, um uns zu holen. Der Elefant und zwei seiner Lakaien. Er sieht den Tiger so an. Wir fahren in einem klappernden, schwarzen Pkw-Bus und er sieht den Tiger so an. Er wird Ärger bekommen. Bestimmt verliert er seinen Job. Aber es wird noch etwas Schlimmeres passieren, aus diesem Geschäft kommt niemand so einfach raus. Nicht so einfach mit einer Kündigung. Es wird noch etwas Schlimmes passieren. Wir sind wieder da. Ich hasse ihn. Ich hasse diesen Puff. Ich hasse diese beiden hirnamputierten Muskeltypen, die den Tiger mit sich zerren. Ich hasse den Elefant. Und ich hasse Jo. Die Tür. Die Tür, durch die ich das erste Mal hierhin kam, aus meinem beschissenen Leben. Die Tür, durch die ich jetzt wieder gehen werde. Die alles zerstört, unsere Pläne. Meine Träume. Was habe ich dir getan, Jo? Was habe ich dir getan, Gott? Da ist der Gang. Dieser verdammte Gang. Es warten Typen auf uns. Der Tiger geht vor mir, die Verräterin hinter mir. Und ich in der Mitte. Vier Bullis, wie die Lakaien. Ich wusste nicht, wie viele Gehilfen die hier haben. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie groß es hier wohl ist. Es ist riesig. Ich weiß nicht, wie viele Mädchen hier gehalten werden. Ich will es nicht wissen. Sie stellen den Tiger vor einen älteren Herren. Graues, kurzes Haar, grauer Bart, stoppelig, Anzug, Krawatte, wirkt gepflegt. Kanz. Das ist er. Ich weiß das. Ich bin mir sicher. Er ist derjenige, der die Mädchen hier hält. Diese ganzen Angestellten. Er ist es. Er sieht den Tiger an. Seine Augen sind eisblau, er trägt eine Brille. Und er sieht den Tiger an. "Ich bin enttäuscht von dir." Trocken. Er sagt es trocken, eine Feststellung. Es scheint ihm egal zu sein, er scheint ihm egal zu sein. Bam. Er hat ihn geschlagen. Er hat den Tiger geohrfeigt. Wie kommt er dazu? Was gibt ihm das Recht? Wie kommt er dazu, den Tiger zu schlagen? Das kann er nicht machen. Der Tiger schaut auf den Boden. Warum? Warum? Warum spuckst du ihm nicht ins Gesicht? Warum sagst du nichts? Er schlägt dich und du sagst nichts? Wieso? Warum? Wie kannst du das tun? Du kannst das doch nicht einfach mit dir machen lassen! Er hat dich geschlagen! Aber warum sage ich das? Habe ich mich jemals gewehrt? Warum denke ich jetzt daran? Dieser Typ hat den Tiger geschlagen und ich denke an mich? "Dieses...Mädchen...sie ist nicht gut für dich." Er nickt mit dem Kopf zu mir. Ohne mich dabei anzusehen. Er schafft es noch nicht mal, mich anzusehen. Sie haben mich losgelassen. Sie haben Jo losgelassen. Aber den Tiger nicht. Lasst ihn. "Ich fürchte, ich muss etwas dagegen tun." Waffe. Er zieht eine Pistole. Auf mich gerichtet. Ich sehe den Lauf. Ich sehe ihn. Seine Augen. Er grinst. Ich fast tot. Er grinst. Schieß doch. Tiger. Okay. Es ist vorbei. Nun ist es vorbei. Endlich? Tiger. Beste Freundin - Verräterin. Vater - immer noch Säufer. Mutter - immer noch wehrlos. Bruder - tot. Eigentlich endlich. Tiger. Aber Tiger. Ich sehe zu ihm. Er steht da. Die Bullis grinsen. Der Tiger grinst nicht. Er weint. Er weint um mich. Geräusch. Waffe ist entsichert. Es ist vorbei. Er schießt. Das ist nicht wahr. Jo. Es sehe Jo. Vor mir. Dann am Boden. Ich sehe Blut. "Jo!" Wer schreit da. Ich. Es hallt in meinen Ohren. Der Schuss. Jo. Überall Blut. Loch im Herz. Sie sieht mich an. Ihre Augen sind wunderschön. Feucht. Sie glänzen. Ihr Kopf. Zur Seite. Nein. Sie ist tot. Blut. Und sie ist tot. Er hat sie erschossen. Er. Waffe. Der Elefant steht so nah. Waffe. Schuss. Er liegt am Boden. Was ist passiert? Ich sitze im Auto. Es regnet. Die Tropfen perlen von der Glasscheibe. Ich höre ihn schluchzen. Dem Tiger rollt eine Träne über die Wange. Warum weint er. Kanz war ein Schwein. Warum weint er? "Warum...weinst du?" "Warum ich weine?!" Er schreit. Er brüllt. Er ist so laut. Sein Gesicht ist verzogen, völlig verzehrt. Was habe ich getan? Er hält an. Irgendwo, an der Straße. Sein Kopf, er schlägt ihn gegen das Lenkrad. Die Hand gegen die Scheibe. Sein Gesicht ist verzogen, von dem Schrei. Er schreit. Er packt mich. Am Kragen. Warum packt er mich am Kragen? Warum packst du mich am Kragen? Was habe ich getan? Jo ist tot. Er auch. Ich habe ihn erschossen. Na und? Lass mich los. Er tut mir weh. Warum tust du mir weh? Ich dachte, du würdest mich nie verletzen und jetzt tust du es doch, genau wie alle anderen. "Du Schlampe! Du bist eine kleine, billige Hure!" Was. Was. Was? Ich sehe ihn. Seine Augen. Er ist starr. Grimasse. Macht mir Angst. Ich möchte laufen. Aber ich kann nicht. Ich möchte etwas sagen, aber es kommt nichts heraus. "Schweig! Du billiges Flittchen!" Er holt Luft. Sein Gesicht ist verquollen. Was habe ich getan? "Du hast meinen Vater erschossen!" Das wars auch scho wieder .... ;-) lg eure _aliz_ Kapitel 19: 19 - Hass --------------------- Stirb langsam… aber qualvoll Hey!^^ vielen Dank für euere Kommis.... *smile* Da viele, nein ... fast eig alle.... das letzte Kappi sehr verwirrend fanden... hab ich nun hier so eine kleine Erklärung dazu. Erst einmal für alle die das letzte Kappi noch nicht so richtig verstanden haben: Kanz ist der Vater von Kai (Tiger). Dieser wollte Hilary erschießen, da er der Meinung war, dass sie nicht gut für seinen Sohn ist. Jo stellte sich vor Hilary und beschützte sie somit. --> sie stirbt Da der 'Elefant' dicht neben ihr stand, schnappte sie sich seine Waffe und erschoß damit Kais Vater. Tut mir leid, wenn alles etwas verwirrend rüber kam, aber ich glaube, wenn jemand so eine Situation erlebt, kann er keine ganzen, vernünftigen Sätze denken. Deshalb wollte ich das auch so rüber bringen. Vielleicht sind die folgenden 5 letzten Kappis auch etwas verwirrend. Hilary ist in einer sehr schwierigen Lage, was ihr bald auch bemerken werdet. Doch es klärt sich noch alles auf... auch wenn es noch etwas dauern wird. ;-) Ich hoffe ich konnte euch etwas 'besänftigen' ^^ *smile* Ich sag schon mal danke für die Kommis ^^ lg eure _aliz_ ++++++++++++++++++++++++ Ich sehe ihn. Seine Augen. Er ist starr. Grimasse. Macht mir Angst. Ich möchte laufen. Aber ich kann nicht. Ich möchte etwas sagen, aber es kommt nichts heraus. "Schweig! Du billiges Flittchen!" Er holt Luft. Sein Gesicht ist verquollen. Was habe ich getan? "Du hast meinen Vater erschossen!" +++++++++++++++++++++++++ 19 - Hass Bam. Wie eine Ohrfeige. Ich bin froh, dass er tot ist. Nein, ich bin es nicht. Doch. Er ist der Vater von Tiger. Nein. Gewesen. Er sieht mich an. Sein Vater hatte auch die Augen. Besonders, als er tot war. Ich bin ein Mörder. Die Mörderin seines Vaters. Warum bin ich so gefasst? Bin ich so gefasst? Kalt. Es ist kalt. Mir ist kalt. Der Tiger weint. Er weint immer noch. Minuten werden zu Stunden. Es regnet immer noch. Sein Schluchzen wird leiser. Immer leiser. Wo fährt er mit mir hin? Ich will weg. Er macht mir Angst. Sein Gesicht ist steinern. Ich kenne ihn nicht. Ich kenne ihn nicht mehr? Habe ich ihn jemals gekannt? Ich habe seinen Vater umgebracht. Er hat immer und immer wieder die Mörderin seines Vaters geküsst. Er hat immer und immer wieder mit ihr geschlafen. Ich habe ihn einfach umgebracht. Einfach so. Wo fahren wir hin? Ich möchte Fragen. Aber ich kann nicht. Wir halten an. An einer Landstraße. Was hat er vor? Er macht mir Angst. Ich möchte laufen. Aber ich kann nicht. Bam. Bam. Er schlägt mit den Händen gegen sein Fenster. Noch mal. Bam. Noch mal. "I...ich..." "Sei still! Halt dein dreckiges Maul!" Er heult. Er schreit. Wie ein Kind. Ich kann nicht mehr. Ich halte das nicht aus. Ich möchte etwas für ihn tun. Ich habe seinen Vater ermordet und möchte nun etwas für ihn tun. Wie egoistisch bin ich eigentlich? Nur, um ein Leben zu rächen, habe ich ein anderes zerstört. Man sollte mich auch umbringen. Ich möchte meiner Mutter helfen. Ich hätte den Tod verdient. Es vergehen nur Minuten. Wie Wochen. Schlimmer als jede Vergewaltigung. Sein Gesicht ist rot. Er ist so wunderbar. Und ich habe ihm seinen Vater genommen. Was gab mir das Recht? "Du sollst kriegen, was du wolltest. Ich erfülle dir deinen Traum." Seine Stimme ist voller Groll. Von was spricht er? "Wir fahren ans Meer." Wir fahren. Und ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt will. Mein Traum war ein Haus am Meer, ja...aber eigentlich wollte ich eine Zukunft mit dem Tiger - egal, wo. Und jetzt sieht er mich an wie eine Fremde. Es tut so weh. Alles tut weh. Vater Säufer. Mutter wehrlos. Bruder tot. Beste Freundin tot. Mörderin. Mörderin von Schwiegervater? Mörderin von Vater des Freundes. Mein Herz tut weh. Als ob jemand hineinsticht. Mit einem Messer. Als ob mich jemand tötet. Wie ich seinen Vater getötet habe. Ich kann nicht mehr. Weinen. Bam. Meine Wange brennt. Es tut so weh. "Sei still! Was hast du für einen Grund, zu heulen? Bereust du es jetzt, dass du ihn einfach abgeknallt hast?" Nein. Es tut so weh. Ich sage nichts. Ich sage doch etwas. "Er...er...hat meine Freundin getötet. Er wollte...wo...wollte mich umbringen." Ich schlucke. Mein Hals tut weh. Es ist wie in einem schlechten Film. Das ist Realität. "Und deshalb musstest du ihn erschießen? Hast du jeden Typen vergewaltigt, nachdem er dich gefickt hat?" Was? Was? Was. Das hat er nicht gesagt. Das hat er nicht gesagt. Das darf er nicht gesagt haben. In seinen Augen steht Hass. Blanker, bodenloser, verletzender Hass. Nein. Er hasst mich. Es hat nie jemanden gegeben, der mich wirklich geliebt hat. Er hasst mich. Wir halten. Ich will hier raus. Schlucken. "Ich...ich muss auf Toilette." Er sieht mich an. Ich möchte aufspringen, laufen, laufen. Laufen. Weg. Mein Herz schlägt. Es springt raus. Jeden Moment. Aus meinem Körper. Ich will doch nur hier weg hier weg hier weg. Seine Stimme ist kühl. "Na und?" Sie ist eisig. Demütigung. So schlimm war es noch nie. Ich bleibe im Auto. Er geht in Richtung Toiletten. Dreht sich noch mal um. Bevor er hinter der blauen Tür verschwindet. Gedemütigt. Wie noch nie in meinem Leben. Ist es ihm so egal, dass sein Vater mich umbringen wollte? Ich dachte wirklich, er hat mich geliebt. Ich dachte wirklich, dass es einen einzigen Menschen auf dieser Welt gibt, der mich liebt. Der mich nicht verletzt. Ich dachte wirklich, es gäbe so jemanden. Ich dachte wirklich, er ist es. Ich möchte raus. Raus aus diesem Wagen. Wenn ich ihn sehe, möchte ich raus. Ich sitze neben ihm und er sagt kein Wort. Er beschimpft mich nicht. Aber ich will keine Beschimpfungen hören. Ich will nicht hören, dass ich einen Mörder ermordet habe. Ich sollte Reue fühlen. Aber die gibt es nicht. Nein. Die soll es nicht geben. Aber sie ist trotzdem da. Immer wenn ich ihn ansehe. Dann sehe ich die Augen seines Vaters. Der letzte Blick. Bevor er zu Boden sinkt. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Dabei ist es gerade passiert. Vielleicht muss der Tiger es erst verkraften? Vielleicht wird er verstehen? Dann entschuldigt er sich bei mir. Er wird zu mir kommen und "Entschuldigung" sagen. Und ich werde ihm vergeben. Ich kann ihm alles vergeben. Hauptsache, er ist wieder wie früher. Es ist schön hier. Wunderschön. Ein Haus, gründe Wand, klein. Mit rotem Schornstein, großem Garten. Einem großen Garten für viele Kinder. Es ist klein, aber dafür umso gemütlicher. Was hat er getan, um dieses Haus zu bekommen? Ein Sandweg führt direkt ans Meer. Eine Wiese und dahinter eine Düne. Das hohe Gras wiegt leise im Wind hin und her. Es ist wie in einem Traum. Ein Traumhaus. Ich kann das Meer rauschen hören. Ich habe das Gefühl, als könne ich es riechen. Ich rieche es. Ich rieche das Salz im Wind, atme die kühle Luft. Fühle mich frei. Plötzlich packt mich ein eiserner Griff. Für Sekunden sehe ich Bilder, Fetzen, Bruchstücke. Elefant? Was will er hier? Was tut er hier? Lass uns in Ruhe. Langsam drehe ich mich um. Tiger. Er schleift mich ins Haus. Er hat es für uns ausgesucht. In einer anderen Zeit. Für uns alleine. Er hat alles geplant. Das ganze Erdgeschoss ist nur ein Raum. Ein Esstisch links von mir, sechs Stühle. Daneben Schränke und Regale. Rechts die Küche, weiß und freundlich. Durch einen Bogen abgetrennt davon eine Couch, davor ein Fernseher. Links vom Wohnzimmer eine Wand - ganz aus Glas. Sie gibt den Blick zum Meer frei. Ich bin im Paradies. Dankeschön fürs lesen ^^ Schreibt mir doch einen Kommi *smile* Kapitel 20: 20 - Die Strafe --------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll Ich hoffe... langsam kommt ihr einigermaßen mit *smile* Da es in den letzten Kappis immer mehr verwirrung gab... Die Story ist vllt etwas verwirrend... aber eigentlich war dies auch etwas geplant... naja ... wie dem auch sei... Viel spaß beim lesen... und weiter gehts: ++++++++++++++++++++++++ Er hat es für uns ausgesucht. In einer anderen Zeit. Für uns alleine. Er hat alles geplant. Das ganze Erdgeschoss ist nur ein Raum. Ein Esstisch links von mir, sechs Stühle. Daneben Schränke und Regale. Rechts die Küche, weiß und freundlich. Durch einen Bogen abgetrennt davon eine Couch, davor ein Fernseher. Links vom Wohnzimmer eine Wand - ganz aus Glas. Sie gibt den Blick zum Meer frei. Ich bin im Paradies. ++++++++++++++++++++++++ 20 - Die Strafe Er zerrt mich. Auf´s Sofa. Schlägt mich. Einmal. Zweimal. Dreimal. Ich spüre - Nichts. Ich fühle - Nichts. Kann ihn nur ansehen. Seine Augen sind so wunderschön. Wie die seines Vaters. Kurz bevor er endlich zu Boden sank. Jo. Ihre Augen waren auch wunderschön. Und jetzt ist sie tot. Tot. Einfach so. Er schüttelt mich. Glaube ich. Mir wird schlecht. Aber das ist egal. "Du miese, kleine, dreckige Schlampe." Ich höre Wut in seiner Stimme. Bis sie bricht. Er klingt wie ein kleiner Junge. Dann fängt er an zu weinen. Was fühle ich? Nichts. Sollte ich nicht etwas fühlen? Ja. Was? Mitleid? Hass? Wut? Liebe? Liebe. Es war doch so wunderschön. Er meint das alles nicht so. Er ist verletzt. Er braucht Zeit. Ich kann nicht erwarten, dass er mir dankbar dafür ist. Auch er hat an seinem Vater gehangen. Ich weiß doch, wie es ist, jemanden zu lieben, den man nicht lieben will. Jemanden zu lieben, der böse ist. Er braucht einfach nur Zeit. Bald wird er kommen und sich entschuldigen. Dafür, dass er mich geschlagen hat. Dafür, dass er mich beschimpft hat. Was sollte er auch tun? Schon morgen wird er eingesehen haben, dass das Unrecht war. Manche Menschen haben den Tod halt verdient. Auch wenn er jetzt wutentbrannt ist, das wird sich legen. Wenn auch nicht morgen, dann trotzdem früh genug. Er liebt mich doch. Er ist doch der einzige, der das jemals getan hat. "Du sollst nicht verhungern. Obwohl du es verdient hättest." Der Boden ist hart. Und staubig. Aber das ist er wahrscheinlich immer. Er kniet vor mir und gibt mir Rührei. Es schmeckt widerlich. Meine Hände sind angebunden. Am Heizungsrohr. Die Fesseln sind rau und hart. Ich fühle mich wie ein kleines Kind. Einfach hilflos. Jemand kann über mich bestimmen - und ich kann nichts tun. Einfach nichts. Ich fühle mich klein. Erniedrigt. Gedemütigt. Gefangen. Hilflos. Wann bist du endlich wieder wie früher, Tiger? Ich könnte dir alles verzeihen. Zwei Tage. Stunden der Ewigkeit. Nichts ist wie früher. Die Fesseln immer noch rau. Ich möchte schreien. Aber ich kann nicht. Meine Kehle ist zu trocken. Ich bekomme kaum Wasser. Ich dachte, er liebt mich. Ich dachte. Ich habe viel zu oft in meinem Leben gedacht, viel zu wenig gehandelt. Ich habe gehofft, dass in meiner Familie noch einmal alles in Ordnung wird. Aber das konnte es nicht. Ich habe viel zu viel gehofft. Anstatt meine Mutter unter Druck zu setzen, dafür zu sorgen, dass sie mit mir und Ringo verschwindet, habe ich geschwiegen. Ringo. Er ist tot. Es ist meine Schuld. Ich bin schuld. Ich habe nichts getan. Ich habe nie etwas getan. Und deshalb ist er jetzt tot. Goldener Schuss. Ist es wohl eine angenehme Art, zu sterben. Wie ist es wohl, zu sterben? Qualvoll? Schnell? Langsam? Schön? Was denkt man, wenn man stirbt? Wie schön das Leben war? - Wohl eher nicht. Bedauert man es, wenn man es verlassen muss? Wenn man alle verlassen muss? Wenn es Menschen gibt, denen man etwas bedeutet. Wenn man alles aufgibt. Aber was gibt man auf? Was bekommt man dafür? Wie geht es weiter? Ist nach dem Leben schon Schluss? Nein. Die rosa Wolke. Jeder Mensch hat eine rosa Wolke. Auf der er lebt, wenn sein Leben auf Erden vorbei ist. Von dort kann man sehen, was und wen man will. Aber bei Nacht kann man vor allem seinen Verwandten und Freunden zuwinken. Nur bei Nacht. Ob Ringo mir wohl zuwinken würde, wenn ich ihn und seine Wolke sehen würde? Aber ich kann nicht raus. Nicht bei Nacht. Und auch sonst nicht. Er ist draußen. Und ich sitze immer noch an der Heizung. Er spricht nicht. Er ist fort. Vielleicht ans Meer. Und wenn er wiederkommt, dann sitzt er auf der Couch. Sieht fern. Obwohl er gar nicht hinschaut. Und ich sitze da. Kann jede seiner Bewegungen verfolgen. Aber er sieht mich nicht an. Kein einziges Mal. Und wenn, dann sehe ich Hass. Verachtung. Und Freude. Freude an seiner Rache. Es tut weh. Es tut mir leid. Er tut mir leid. Aber sein Vater war ein Monster. Vielleicht kein Grund, ihn umzubringen. Aber ein Grund, ihm nicht nachzutrauern. Und der Tiger ist sein Sohn. Vielleicht ist er genauso? Nein. Jetzt ist er genauso. Wir haben uns doch mal geliebt. Jede Nacht. Bilder. Fetzen. Worte. Augen. Ich sehe seine Augen. Wie sie mich anstarren. Kanz. Blut. Schuss. Und dann seine Augen. Bevor er zu Boden sinkt. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihm das genommen, was ich noch habe. War es gerecht? Etwas zu stehlen? Was man selbst besitzt? Ich sehe die Augen. Leblos. Fast. Wäre da nicht der Hass. In seiner letzten Sekunde fühlte er nur Hass. Er sah mich an. Nicht den Tiger. Seine Mörderin. Nicht seinen Sohn. Und er tötete Jo. Sie sah nicht ihren Mörder an. Sondern ihre beste Freundin. Ich danke dem Herr Gott. Dafür, dass ich in ihren letzten Minuten bei ihr sein durfte. Ich konnte sie nur auf einen kleinen Abschnitt ihres Lebens begleiten. Aber auf den Weg in den Tod. Ich hoffe, dass sie die schönste Wolke bekommt, die es dort oben gibt. Er läuft. Auf und ab. Ab und auf. Ich wüsste gerne, was ich fühle. Ich wüsste gerne, was er fühlt. Aber ich kann es ihm ansehen. Ich kann es sehen in seinen Augen. Hass. Das Schlimmste ist das Gefühl, ihn nicht mehr zu kennen. Nicht zu wissen, was er tut. Nicht zu ahnen, was er macht. Er ist unberechenbar geworden. Das macht mir Angst. Ich habe das Gefühl, die ganze Zeit einem Phantom hinterher gerannt zu sein. Aber ich weiß, dass es nicht so ist. Er hat mich geliebt. Da bin ich sicher. Es ist die letzte schöne Erinnerung, die mir in diesen Momenten bleibt. "Warum hast du das getan?" Er sieht mich an. Seine Augen sind rot, verquollen. Aber sein Ton ist sanft. Wie früher. Und doch ist er mir fremd. Ich sitze hier. Und fühle mich stark. Plötzlich stark. Und frage mich warum. Ich sitze gefesselt an ein Heizungsrohr und fühle mich stark. Es ist Ironie. "Er wollte mich umbringen. Ist dir das egal?" Ich kann fragen, was ich wissen will. Und ich werde es tun. "Nein. Aber wie konntest du ihn umbringen?" Er hebt die Stimme. Er wird mich schlagen. Er wird mir etwas antun. Aber das wird er sowieso. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Frag ihn. So willst du sterben. Du willst wissen, warum. Also frag ihn. Das ist vielleicht die letzte Chance. "Er hat Jo getötet. Hättest du ihn gefragt, warum er das getan hat?" "Er war mein Vater." Er klingt so leise. So schwach. "Ich weiß. Aber ich, ich wäre gerne deine Frau." "Sei still!" Laut. Er schreit. Wut. Aggression. "Ich habe dich geliebt! Und du bringst ihn um! Ich wollte, dass wir Kinder haben! Hier! In diesem verdammten Haus. Er sollte Samstags zu uns zu Besuch kommen und mit seinen Enkelkindern über die Wiese, den Strand toben. Und du bringst ihn einfach um!" Er denkt nur an sich. An sich. "Was ist mit Jo?" "Jo? Jo! Was soll schon mit ihr sein? Sie ist tot. Wer war sie schon? Ein kleines Neger-Mädchen, nichts weiter!" Das ist nicht wahr. Das ist nicht wahr. Sie ist tot. Aber sie hatte ihre Würde. Ich will nicht, dass er so über sie spricht. Das ist verdammt noch mal nicht wahr. In mir kommt es hoch. Wut. Es tut weh. Ihn so reden zu hören. Über einen Menschen, der mir wichtig war. Das ist nicht wahr. Wer war sein Vater? "Und wer war dein Vater? Ein reicher, alter Sack, ein Perverser, der sich Mädchen in einem Keller gehalten hat! Nur, weil er keinen ordentlichen Beruf erlernen konnte!" Es geht mir besser. Und doch schlechter. Jo ist nicht verteidigt. Da ist wieder das Gefühl in meinem Bauch. Das, was raus will und es doch nicht schafft. Wie konnte er nur so etwas sagen. "Nimm das zurück! Was weißt du schon? Eine kleine Nutte wie du!" Schimpf mich Nutte. Schimpf mich Nutte. Aber beschimpf nicht Jo. Ich fühle mich stark. Und gleichzeitig doch hilflos. "Du weißt genau, dass ich Recht habe." Es kam leise. Zu leise, um überzeugend zu wirken. Aber laut genug, um gehört zu werden. Von ihm. Tiger. Ich verstehe ihn nicht. Wo ist er? Was ist mit ihm? Ich sehe plötzlich alles in ihm. Meinen Bruder, Mutter, Elefanten. Meinen Vater. Ich will mich endlich wehren. Endlich. Hm........ des Verhältnis ist schon etwas auseinandergegangen.... Ich hoffe die Story gefällt euch immer noch .... :) lg euere _aliz_ Kapitel 21: 21 - Zusammenbruch ------------------------------ Stirb langsam… aber qualvoll +++++++++++++++++++++++++ Es kam leise. Zu leise, um überzeugend zu wirken. Aber laut genug, um gehört zu werden. Von ihm. Tiger. Ich verstehe ihn nicht. Wo ist er? Was ist mit ihm? Ich sehe plötzlich alles in ihm. Meinen Bruder, Mutter, Elefanten. Meinen Vater. Ich will mich endlich wehren. Endlich. ++++++++++++++++++++++++ 21 - Zusammenbruch Bam. Er schlägt meinen Kopf gegen das Heizungsrohr. Endlich wehren? Körperlich hilflos. Er knotet mich ab. Meine Handgelenke sind rot. Sie brennen. Ich spüre, wie gereizt er ist. In ihm scheint es zu lodern, zu brodeln. Wie in einem Vulkan. Ein Vulkan, den man nicht stoppen kann. Er zieht mich auf, am Arm. Fasst in meine Wunden. Aber das tut er schon lange. Tut er schon die ganze Zeit. Warum wird er nicht wieder wie früher. Wieder sehe ich Bilder. Sehe, wie ich vor der Wohnungstür stehe. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Wie ich überlege, bevor ich aufschließe. Wie ich wünsche, bevor ich aufschließe. Mir wünsche, es würde wieder so wie früher. Aber nichts wurde wie früher. Alles wurde nur noch schlimmer. Jeden Tag in dieser Hoffnung, jede Nacht. Aber nichts änderte sich. Änderte sich positiv. Jedes Mal wusste ich, dass es keinen Zweck hatte, zu hoffen. Aber jedes Mal habe ich es doch getan. Doch ich habe gelernt. Es gibt keine Hoffnung mehr. Es gibt sie nicht mehr. "Sieh es dir an! Sieh es dir alles an! Das wäre unser Leben gewesen, unsere Zukunft! Und du hast alles kaputt gemacht. Alles! Ich habe dich geliebt, verstehst du? Und du, du knallst meinen Vater ab!" Warum freue ich mich? Er sagte, er habe mich geliebt. Warum jetzt nicht mehr? Seinen Vater umgebracht. Ja. Ich habe seinen Vater umgebracht. Er hat Recht, ich bin eine Mörderin. Aber sein Vater hatte noch viel mehr Menschen auf dem Gewissen. Viel mehr Seele. Er hat Mädchen innerlich getötet. Und jetzt stehe ich mit seinem Sohn in der Küche. In der Küche meines Traums. Das Haus am Meer. Wir sehen aus dem Fenster. Er zwingt mich dazu. In seinen Augen lodern Flammen. "Sag was! Entschuldige dich!" Nein. Nein. "Nein." Seine Zähne. Er presst sie aufeinander. Sieht aus wie ein Tier. Wie ein Tiger. Ich bekomme Angst. Er macht mir Angst. Drückt mich gegen die Tischkante. "Du kleine, verdammte Schlampe!" Reißt meine Bluse auf. Zitternde Hände. Fühle sie auf mir. Seine Zunge an meinem Hals. Wie ein Vampir. Seine Beine zwischen meinen. Das ist nicht wahr. Nicht wahr. Er wird es tun. Ich muss weg. Ich muss hier weg. Fass mich an. Lass mich los. Stummer Schrei. Er wird mich nicht hören - wollen. Ekel. Liebe? Hass. Angst? Fetzen. Gedanken, die kreisen. Fratzen, die mich anlachen. Und über allem steht er. Bitte, hör doch auf. Der BH. Er ist fort. Seine Hände, wie Krallen in meinen Schultern. Sein Atem, nah an meinem Ohr. Vor Ekel beben. Meine Hose. Sie ist fort. Er will in mich eindringen. Auf dem Küchentisch. Messer. Blut. Verdreht die Augen. Blut aus seinem Mund. Langsam sinkt er, seine Hände fahren über meine Haut. Ein letztes Mal. Er ist fort. Sein Kopf. Er liegt auf mir. Ich spüre seinen Körper auf mir. Er ist warm. Aber sein Herz schlägt nicht mehr. Es ist still. Totenstill. Wie ein Stein liegt er über mir. Und doch ist er leer. Sein Leben erloschen. Wie das seines Vaters. Ich spüre seinen Körper auf mir. Aber ich muss fort. Ich darf ihn nicht stören. Auf seinem letzten Weg braucht er Ruhe. Ich versuche, seinen Kopf zu heben. Und sehe die toten Augen. Seine Augen. Wie sie mich anstarren ein letztes Mal schreien um Hilfe doch ich tötete ihn und jetzt ist er fort irgendetwas passiert mit mir ich sehe diese Augen und sie machen mir Angst habe das Gefühl die Wände kommen auf mich zu. Die Wände. Er ist tot. Und ich bin schuld. Sein Blick leer. Ein stiller Vorwurf. Ich muss raus. Ich muss hier raus. Hier weg. Ich bin schuld. Sein Körper fällt zu Boden. Doch seine Augen starren immer noch. Sie starren mich an. Geradeaus. Ich kann sie nicht mehr sehen. Umdrehen. Doch sein Blick durchbohrt mich. Immer noch. Ich kann es nicht ertragen. Nicht ertragen, seine Augen zu sehen. Ich muss vor seinem Blick fliehen. Eiskalt. Das Wasser ist eiskalt. Langsam wiegt sich das Schilf im Wind. Langsam weht er meine Tränen fort. Ich sollte zurück zum Tiger gehen. Er macht sich bestimmt schon Sorgen. Ich höre Stimmen. Kinder am Ufer. Merle und Tobias. Sie kommen aus dem Kindergarten. "Mama, Mama!" Überglücklich fallen sie mir in die Arme. Diese kleinen, warmen Körper. Merles lange, blonde Haare streichen mir um das Gesicht, als ich sie hochhebe. Tobias umarmt mein Bein, er ist kleiner als seine Schwester. Zu klein, um mehr umarmen zu können als mein Bein. "Wir sollten zurück zu Papa gehen. Er macht sich bestimmt schon Sorgen." Mit der Kleinen auf meinem Arm und Tobias an meiner Hand laufe ich über den Strand. Die Kinder lachen. Und ihr Lachen zaubert mir eines auf das Gesicht. Die Tür steht auf. Der Tiger liebt es, wenn eine leichte, salzige Briese vom Meer her weht. Fröhliche laufen die Kleinen ins Haus, um ihren Vater in die Arme zu fallen. "Hallo, mein Großer!" Ich stehe in der Tür, als er Tobias auf sein linkes Bein hebt. Merle wirft er in die Luft, fängt sie. Gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und setzt sie auf dem rechten Bein ab. Dann blickt er zur Tür. Sein Lachen wird noch breiter, als er mich erblickt. "Guten Tag, schöne Frau." Er ist so süß. Wir sind seit vier Jahren verheiratet, und doch gibt er sich immer noch Mühe wie am ersten Tag. Immer noch umwirbt er mich. "Schau mal, wir haben Besuch." Genau in diesem Moment, wie auf ein Stichwort, öffnet sich die Toilettentür. Ringo. Mein Bruder. Er sieht gut aus, der Entzug hat ihm gut getan. Er wirkt glücklich und entspannt. Ich falle ihm um den Hals. "Wie lange ist das her, Kleine?" "Viel zu lange! Erzähl, wie geht es dir?" Ich bin glücklich. Es macht mich froh, ihn zu sehen. "Mir? Fabelhaft! Vor allem, seit ich dich und deine kleinen Racker gesehen habe. Da hast du dir wirklich den richtigen Mann geangelt." Ich sehe, wie der Tiger rot wird. Aber Ringo hat recht. Doch ich kann es nicht sagen, lächle meinen Mann einfach nur an. Aber er versteht mich. Weiß, was ich denke. "Die Stimmung zu Hause wir Zunehmens besser, Vater hat die schlimmste Zeit des Entzuges schon hinter sich. Die beiden sind zusammen in die Berge gefahren, wir haben gerade noch telefoniert, es geht ihnen fabelhaft." "Apropos Telefon, Jo hat angerufen. Sie möchte uns morgen ihren Freund vorstellen." Mein Herz hüpfte vor Freude. Ich wollte auch Jo endlich glücklich sehen. Und war voller Neugier auf ihre Eroberung, sie hatte mir schon eine Menge von ihm erzählt. "Ich glaube, die beiden sollten ins Bett, sie haben noch keinen Mittagsschlaf gehabt. Ich werde sie hochbringen." "Nein!", sofort erfolgte Protest von den Kleinen. "Mama soll uns bringen!" Ich muss lachen, doch der Tiger tut es auch. "Warum stellt ihr euch eigentlich immer gegen mich? Was ist denn besser an Mama als an eurem wundervollen Vater?" Merle gibt ihm einen Kuss auf die Wange, lässt sich auf den Boden absetzen und rennt mit ihrem Bruder die Treppen rauf. Ich folge ihnen, doch zuerst gebe ich meinem Tiger noch einen Kuss. "Sie haben wirklich einen wundervollen Vater." Als ich mich noch einmal zu Ringo umdrehe, schenkt er mir ein zufriedenes Lächeln. Ich gehe die Treppe unseres kleinen Hauses hoch. Die Stufen krachen unter meinen Füßen. Immer noch ist die Tür auf, doch der Wind wird langsam stärker. Um mich herum pfeift es, er rüttelt an der Regenrinne am Dach und an den Bäumen draußen. Vor mir erstreckt sich der Flur. Zwei Türen. Ich höre nichts mehr. Merle? Tobias? Ihre Stimmen sind fort. Wo sind sie hin? Auch von unten ist nichts mehr zu hören. Das so fröhliche Haus kommt mir auf einmal trostlos vor. Es ist totenstill. Leer. Ich stehe vor der linken Tür. Stoße sie mit der Hand auf. Langsam schwenkt sie zur Seite. Und gibt den Blick auf ein Kinderzimmer frei. Ein Bettchen. Spielzeug. Plüschtiere. Der Regen prasselt gegen das kleine Fenster, was an der Dachschräge angebracht ist. Und immer noch ist es totenstill. Es macht mir Angst. Diese Spielzeuge sehen unberührt aus. Sie kommen mir alt vor. Allein. Tot. Sie sehen tot aus. Ich gehe auf die rechte Seite. Stehe vor der Tür. Stoße sie auf, ich habe Angst. Ich habe Angst vor einem Zimmer. Warte schon darauf, dass etwas auf mich zugesprungen kommt um mich anzufallen. Es ist absurd. Ein Bett. Ich sehe ein Bett, ein Doppelbett. Es liegt da, genauso tot wie das Kinderzimmer. Es macht mir noch mehr Angst, als würde ich in etwas einbrechen, was mir nicht gehört. Gehört es mir? Ja. Ich möchte zurück. Wo sind Merle? Tobias? Ringo? Tiger? Ich sehe auf das Bett. Ich muss hier weg. Ich muss zur Treppe. Es macht mir Angst. Hier oben ist alles tot. Wo ist die Treppe? Ich will hier weg. Der Gang ist hinter mir. Ich habe ihn hinter mir gelassen. Das Gefühl, was mich packte, die Angst, dieses Gefühl, verrückt zu werden, wenn man noch einen Moment länger an derselben Stelle bleibt... Es lässt nach Das Krachen unter meinen Füßen füllt die Räume, durchbricht diese Stille. Der Wind, der durch die Tür kommt, wird immer eisiger. Ich friere. Mein Herz bleibt stehen. Tiger. Dort liegt er. Was ist mit ihm? Tot. Ich. Schuld. Fetzen. Worte. Das Messer. Blut. Und er ist tot. An meinen Fingern sein Blut. Auf meinen Sachen. Es ist sein Blut. Was ist passiert? Er wollte Sex. Mich vergewaltigen. Jetzt ist er fort. Ermordet von mir. Was gab mir Recht? Er ist tot und ich frage nach Recht? Ich sehe die Augen. Sie durchbohren mich immer noch ich kann sie deutlich sehen. Sein Körper liegt am Boden, starr. Das Parkett ist mit Blut getränkt. Draußen peitscht der Regen. Die Tür ist immer noch auf. Aber es war nicht der Tiger, der sie aufgelassen hat. Ich war es. Es gab keine Merle, keinen Tobias, keine Ehe, kein gemeinsames Leben. Es gab keinen Ringo, der wieder zurückkommt. Er ist tot. Genauso wie der Tiger. Es gab keine Nachricht von einem Entzug des Säufers, keine Nachricht von einer gekitteten Ehe. Es gab keinen Anruf von Jo. Sie ist tot. Sie ist genauso tot wie Ringo. Der Tiger. Wie mein Vater es für mich geworden ist. Sie sind tot. Tot. Einfach tot. Alle sind tot. Und ich bin schuld. Ich sehe klar. Und enttäuscht. Ich befand mich in einem Traum. Ein Traum, in dem alle meine Wünsche in Erfüllung gingen. Aber ich habe es nicht verdient. Ich habe es nicht verdient, dass auch nur einer in Erfüllung geht. Ich bin eine Mörderin. Eine Doppelmörderin. Warum sehe ich plötzlich so klar? Ich hoffe ihr fandet es nicht zuuuu schrecklich... eure _aliz_ Kapitel 22: 22 - Polizei ------------------------ Stirb langsam… aber qualvoll das vorletzte Kappi ;) +++++++++++++++++++++++ Sie sind tot. Tot. Einfach tot. Alle sind tot. Und ich bin schuld. Ich sehe klar. Und enttäuscht. Ich befand mich in einem Traum. Ein Traum, in dem alle meine Wünsche in Erfüllung gingen. Aber ich habe es nicht verdient. Ich habe es nicht verdient, dass auch nur einer in Erfüllung geht. Ich bin eine Mörderin. Eine Doppelmörderin. Warum sehe ich plötzlich so klar? ++++++++++++++++++++++++ 22 - Polizei Schritte. Polizei. Er sagt irgendetwas zu mir. Sanitäter eilen zu Tigers Leiche. Ich glaube, dass es Sanitäter sind. Fasst sie nicht an. Ihr sollt sie nicht anfassen. Ihr beschmutzt sie. "Fasst sie nicht an!" Wer schreit da? Ein Typ packt mich. Er ist alt, sein Griff hart. "Ruhig, sie..." "Nein! Ich bin nicht ruhig!" Irgendetwas schüttelt mich. Aber es ist in mir, tief drinnen, ich kann kaum noch atmen, ich spüre wie mir die Luft wegbleibt, es tut so weh, es tut so weh. Mein Gesicht wird nass. Es schmeckt nach Salz. Sie sollen mich mitnehmen. Ich habe eine Strafe verdient. Eine hohe Strafe. Strecke ihm meine Hände entgegen. Aber sie nehmen mich so mit. Legen mir noch eine Decke um die Schultern. Ich habe das nicht verdient. "Ich habe das nicht verdient!" "Ich kann ihnen nicht helfen, wenn sie nicht mit mir sprechen." Sie können mir ohnehin nicht helfen. "Gut, dann anders. Ich versuche nun, die Tat zu rekonstruieren. Wenn ich mit meinen Vermutungen richtig liege, dann nicken Sie. Sobald jedoch etwas nicht mit der Wahrheit übereinstimmt, schütteln Sie ihn. Haben Sie verstanden?" Ja. Er atmet einmal tief durch. "Geben Sie mir doch bitte eine Antwort." Sehe ihn an. Seine Augen sind blau. Sie wirken aufgeweckt. Aber sie starren mich die ganze Zeit an. Ich will nicht, dass sie mich anstarren. Wie der Tiger. Seine Augen waren auch blau. "Gut...also, man hat Sie gesehen, am Strand. Dort sollen ihre Sachen auch schon blutverschmiert gewesen sein. Demnach ist die Tat vorher passiert." Er schaut mich durchdringend an, als warte er auf eine Antwort. Doch ich werde ihm keine geben. "Ihre Bluse war aufgerissen, wir fanden an der Heizung Fesseln. Passend zu den Spuren an ihren Händen. Sie wurden von ihm gefangen gehalten..." Ich schüttel den Kopf. Wie kommt er dazu, so etwas über den Tiger zu sagen? Es war unser Haus, unsere Zukunft. Der Tiger hat mich nicht gefangen gehalten. Er hat mich geliebt. Auch, wenn er es mir dort nicht zeigen konnte. Aber es wäre alles wieder gut geworden. Alles. Hätte ich ihn nicht getötet. Ich habe es kaputt gemacht. Ich bin eine Mörderin. Eine verdammte Mörderin. Ich habe es nicht verdient, zu leben. Eine Decke zu bekommen. Befragt zu werden. Sie sollten mich töten. "Gut...Sie wurden nicht gefangen gehalten. Dann sagen Sie mir, wozu die Fesseln da waren?" Ich schweige. "Sie hielten sich also zusammen in dem Haus auf. Sie standen beide am Küchentisch. Wollte der Mann Sie vergewaltigen?" Ich schüttel den Kopf. Wie kommt er dazu, so etwas über den Tiger zu sagen? Er war mein Freund, er hat mich geliebt. Er hatte ein Recht darauf, mit mir zu schlafen. "Er riss ihnen also die Bluse auf, obwohl Sie Geschlechtsverkehr mit ihm wollten und sich nicht gewehrt haben?" Ich schweige. "Nun gut. Woher kommen dann aber die Hemmatome an ihrem Körper? Und sagen Sie mir, warum haben Sie ihn dann umgebracht? Oder haben Sie ihn nicht ermordet? Haben Sie ihn gefunden, als er bereits tot war?" Ich schüttel den Kopf. "Ich habe ihn getötet. Ich bin seine Mörderin." Das Sprechen fällt schwer. Ich möchte weinen. Aber ich tue es nicht. Ich habe ihn getötet. Was gäbe mir jetzt das Recht, um ihn zu weinen? "Wir werden Sie jetzt in eine Zelle bringen." Eine Polizistin kommt zu mir und führt mich am Arm. Ich sehe zurück. Sehe den Kommissar an. Er sieht mir mit seinem Blick tief in die Augen. Und ich weiß genau, dass er mir nicht glaubt. Diese Gänge sind lang. Wie im Puff. Viele Türen. Doch sie sind kälter. Sie sind kälter als in einem Bordell. Menschen hinter dicken Mauern, riesigen Mauern, hinter Tonnen von Stahl. Sie kommen mir vor wie Tiere, wie Monster. Monster, die in Käfigen lauern. Ich sehe keine Gesichter, keine Augen, es interessiert niemanden, dass ich auch nun hier bin. Aber das macht mir nichts aus, ich bin es gewohnt. Und doch verletzt es mich. Aber was mich noch mehr verletzt ist, dass ich mir selbst alles genommen habe, was wichtig war. Das niemand mehr da ist. Und das ich so nüchtern darüber denke. Aber dann sehe ich wieder seine Augen. Es ist, als wäre da plötzlich wieder etwas in mir. Ich weiß nicht, was. Doch kurz darauf ist es wieder leer. Ich fühle mich leer. Drinnen ist nichts, keine Schuld, keine Liebe, kein Hass. Manchmal, manchmal spüre ich noch, dass ich verletzt bin. Wie bei den Monstern. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, dass seine Mutter nicht finden kann. Allein, verlassen - verloren. Aber das bin ich. Ich bin allein. Verlassen. Verloren. Und ich bin ein Kind. Mutter. Sie ist alles, was mir noch geblieben ist. Doch ich werde sie nicht mehr sehen. Ich habe keinen Namen, keine Adresse verraten. Ich möchte nicht, dass sie wegen mir Ärger hat. Doch vielleicht würde endlich jemand auf sie aufmerksam. Auf sie und ihr Schicksal. Für mich ist es zu spät. I ch bin froh, dass mir auch meine Hoffnung geraubt wurde. Sie ist verschwunden. Ich werde nicht mehr warten, warten, dass alles gut wird. Das wird es nie. Es ist verschwendete Zeit, verschwendete Wünsche. Und es enttäuscht. Ich hasste Enttäuschungen. Hier wirkt alles kalt. Leer. Es ist genauso leer wie ich. Ich stehe vor der Zelle, die Polizistin schließt die Tür auf. Stößt sie auf. Nur langsam lässt sie sich bewegen. Ein Haufen Stahl, oben mittig ein winziges Fenster eingelassen. Doch es ist zu. Ich betrete sie. Sofort zieht die Polizistin hinter sich zu. Das ist es nun. Mein neues "Zuhause". Was mich fragen lässt, ob ich eins je hatte. Ja, früher mal. Aber das ist lange her. Eine Pritsche, eine braune Wolldecke. Darunter ein Laken. Ein vergittertes Fenster. Darüber ein Eisenbügel. Welch ein Leichtsinn. Ein Regal, aus Holz. Eine Toilette, ein Waschbecken. Sonst nichts. Ich drehe mich um. Klopfe an das Fenster in der Tür. Einmal. Zweimal. Dreimal. Es dauert lange, bis jemand kommt. Die Klappe wird zurückgeschoben. Zwei grüne Augen blicken mich an. Und schweigen. "Könnte ich einen Stift bekommen? Und einen Bogen Papier? Ich würde gerne einen Brief schreiben." Die Augen verschwinden. Ich setze mich auf meine Pritsche. Irgendwann kommen sie zurück. Und haben die Sachen. Das Laken. Der Bügel. Das Laken hängt dort am Bügel. Er ist hoch genug. Ich habe die Pritsche unter das Fenster geschoben. Ich musste vorsichtig sein, damit es keiner hört. Gleich ist es vorbei. Ich stoße sie weg. Sofort zieht das Lacken an meinem Hals. Es zieht sich zu. Doch es ist breit. Eine Weile wird es dauern, bis ich tot bin. Die Luft in meinem Mund wird immer weniger. Ich kann nicht mehr richtig atmen. In mir ist Panik. Doch dann denke ich an meine rosa Wolke. Ich werde Jo wiedersehen. Ringo. Und auch den Tiger. Vielleicht kann er mir dort oben verzeihen. Ich will auf Mama aufpassen können. Der Brief ist für sie. Nun habe ich die Adresse doch verraten. Ich bekomme kaum noch Luft. Plötzlich wird alles schwarz. Endlich ist es vorbei. SOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO.... das war das vorletzte Kappi... ich hoffe es hat euch einigermaßen 'gefallen'.... lg eure _aliz_ Kapitel 23: 23 - Der Brief -------------------------- Stirb langsam… aber qualvoll Sooooooooooooooooooooooooooooooooooooo jetzt kommt das FINALE *smile* *lied sing* Viel Spaß beim letzten Kappi... *stolz bin* +++++++++++++++++++++ Doch dann denke ich an meine rosa Wolke. Ich werde Jo wiedersehen. Ringo. Und auch den Tiger. Vielleicht kann er mir dort oben verzeihen. Ich will auf Mama aufpassen können. Der Brief ist für sie. Nun habe ich die Adresse doch verraten. Ich bekomme kaum noch Luft. Plötzlich wird alles schwarz. Endlich ist es vorbei. ++++++++++++++++++++++ 23 - Der Brief Liebe Mama, wenn du das liest, lebe ich nicht mehr. Mach dir keine Sorgen, es ist besser so. Ich bin im Gefängnis. Bestimmt berichten die Zeitungen schon darüber. Der Tiger ist tot. Ich habe ihn umgebracht. Und seinen Vater auch. Du musst das wissen, denn ich will dich nicht anlügen. Aber bitte, glaub nicht alles, was erzählt wird. Ich wollte sie nicht töten - ich wollte es wirklich nicht. Eigentlich wollte ich nur glücklich sein. Aber das hat nicht funktioniert. Also bringe ich mich jetzt um. Wenn du musst, dann zeig diesen Brief der Polizei. Ich möchte nicht, dass du noch über meinen Tod hinaus Ärger wegen mir hast. Den hattest du schon genug. Aber bitte, Mama, geh fort vom Säufer. Du bist eine wunderbare Frau, du wirst einen guten Mann finden. Wenn du nur willst. Es tut mir leid, dass ich dir auch noch dein zweites Kind nehmen muss. Aber du sollst nicht einer Mörderin in die Augen schauen müssen. Und du sollst auch nicht mehr leiden müssen. Weder wegen dem Säufer, noch wegen mir. Ich bin glücklich, dass ich fort kann. Ich freue mich jetzt schon auf meine rosa Wolke. Und auf die Menschen, die ich dort oben wieder treffen werde. Denn dort gibt es kein Leiden, nicht wahr, Mama? Ich konnte dir bei meinem Besuch nicht erzählen, was ich dir erzählen wollte. Es ist sehr viel passiert. Und für eine kurze Zeit war mein Leben wirklich in Ordnung. Weißt du, dass ich einen Traum hatte? Keine falsche Hoffnung, sondern einen wirklichen Traum? Es ist so schön, zu träumen. Ich werde dich in deinen besuchen können. Und weine nicht um mich, sondern denk an meine Worte. Denn irgendwann werden wir uns wieder sehen, Mama. Auf bald! Ich liebe dich Deine Hilary ++++ So, und nochmal hey an alle! *wink* Jetzt ist es amtlich.... die FF ist beendet, fertig, abgeschlossen.... Ich hoffe ihr verzeiht mir alle Rechtschreib- und Gramatikfehler und habt die FF trotzdem gern gelesen. (Vllt auch ein oder den anderen Kommi verfasst *smile*) Die Fehler werde ich nicht mehr überarbeiten, denn da fehlt es mir leider an Geduld, aber auch an Zeit. ^.^ Dann möchte mich bei Animexx bedanken. Für das schnell, aber manchmal auch langsame hochladen und natürlich für die Veröffentlichung. Aber das wichtigste: MEINE KOMMISCHREIBER!!!! Ich hab euch alle soooooo doll lieb und DANKE euch jeden einzelnen Kommi *smile* Auch an die stummen Leser ein DANKESCHÖN.... vielleicht kann sich der ein oder andere dazu durchringen noch einen Abschlusskommi zu hinterlassen *lach* und nochmal: DANKESCHÖN *verbeug* *wink* *tränen in den Augen hab* Alles Liebe eure _aliz_ *nochmal verbeug* *hinter Vorhang verschwind* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)