Washuleins Märchenstunde von -Catayane- (Antimärchen einer andern Ebene) ================================================================================ Kapitel 14: Das Märchen vom Schatz der Elster --------------------------------------------- Sehr viel früher, als es der Mensch noch zu wissen vermag, war unter allen Tieren die Elster diejenige, die den größten Reichtum besaß. Hoch oben auf einer Eiche lebten damals alle Elstern beisammen, in einem Nesterdorf fernab des Bodens und genau dort horteten sie den größten Schatz, den ein Auge sich nur vorstellen kann. Es gab Edelsteine, Perlen, Gold und Silber, Seide und Salz und noch vieles mehr. Der Reichtum war so unermesslich, dass es auf Erden keinen anderen gab, der dem gleichkam, denn noch viel früher, als die erste Elster, die aus all den Herrlichkeiten bestanden hatte, über die Welt geflogen war, und schließlich bei ihrem Siebenhunderttausendsten Flügelschlag in Kostbarkeiten zerbarst, hatten ihre Nachkommen begonnen, alle Stücke zu sammeln und auf der Eichenkrone zusammenzutragen. Doch alles fanden sie leider nicht und oftmals passierte es auch, dass eine Perle oder ein Goldstück den Zweigen entwischte und zu Boden fiel. Dort fand alsbald ein Zwerg die Stücke und kehrte dorthin zurück viele Male, um noch mehr von den hübschen Dingen zu sammeln, die er in einer unterirdischen Höhle verbarg. Beinahe jede Woche konnte er Schmuckstücke entdecken und irgendwann dämmerte ihm, dass der Schatz aus der hohen Baumkrone kommen musste. Da schmiedete er sich eine große, starke Axt und hackte eines Morgens auf den Stamm ein. Gold und Edelsteine fielen nach unten und die aufgeschreckten Elstern flatterten wild umher. Als dann nach vielen Stunden die Eiche fiel, schien es, als regneten Silber und Gold aus den Wolken, es funkelte und glitzerte, dass dem Zwerg die Augen schmerzten und als mit einem lauten Knall der Baum auf dem Boden aufgekommen war, prasselten die Schmückstücke und alles, was den Augen lieblich erschien, umher. Der Zwerg stürzte sich auf den Berg an Reichtum und schaffte, so viel er konnte, in die Höhle, die Elstern ihrerseits versuchten ebenfalls die Schätze zu ergattern, die eigentlich ihnen zustanden, aber es war einfach zu viel. Nur einen kleinen Teil konnten die Vögel erringen und in neuen, weiter verstreuten Nestern horten; auch der Zwerg schaffte nur einen Anteil davon; Menschen, Tiere und Geistervolk machten sich am Schatz der Elstern zu schaffen und bewahrten einen Teil davon auf, vergaben ihn an ihre Nachkommenschaften, gestalteten ihn um, verkauften ihn, verloren ihn, ließen ihn einen Kreislauf durchmachen, der bis zum heutigen Tag besteht. Die Elstern aber versuchen noch immer ihren Reichtum wiederzuerlangen und jagen jedem Glänzen nach, das sie ins Augen fassen, doch den Reichtum von einst, so meint man, werden sie nicht wieder bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)