Zum Inhalt der Seite

Verrückt? Oder doch nur Verliebt?

LysergXHao
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hao Pov
 

...

Ist das wirklich passiert?

Hab ich wirklich gegen meinen Bruder verloren?

...

Dabei war er mir doch in jedem Sinne unterlegen...

Nur weil alle ihm geholfen haben, hatte er überhaupt eine Chance...

...

Und die hatte er wohl auch genutzt...

...

...

Lebe ich überhaupt noch?

Oder bin ich schon tot?

...

Kein Geist, kein Mensch..

Ich muss wohl noch leben…

...

Aber warum ist es dann so dunkel?

Ich versteh es nicht.

...

Spirt of Fire?

Bist du hier?

...

Wohl nicht..

Aber wo bin ich?

...

Da ist ein Licht...

...

Es fällt mir schwer auf es zuzugehen.

Warum?

Ich lebe doch noch…

Und trotzdem kann ich nicht einfach einen Fuß vor den Anderen setzten und auf das Licht zugehen.

...

Oder bin ich doch tot?

Und das dort ist der große Geist?

...

Nein!

So ist es nicht, wenn man stirbt.

Ich weiß es!

Ich muss es wissen!

...

Aber was ist das Licht dann?

...
 

Lyserg Pov
 

Ich hab doch was gehört, oder hab ich mir das nur eingebildet?

Langsam öffne ich die Tür zum Gästezimmer, in dem derzeit jemand 'wohnt', den ich nicht so sehr mag.

Warum hab ich ihn überhaupt aufgenommen?

Wenn ich das wüsste...

Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, sah ich kurz nach meinem Gast.

Das Fieber war immer noch nicht gesunken.

Ich legte ihm vorsichtig ein nasses Tuch auf die Stirn und sah ihm noch kurz beim schlafen zu.

Hier drin war es sehr stickig, also Fenster auf!

Gedacht, getan.

Die noch leicht kühle Luft, wehte mir entgegen.

Zum Glück hatte es die Nacht geregnet. Noch so ein heißer Sommertag war nicht auszuhalten.

Ich drehte mich wieder zu meinem Schützling um und beobachtete ihn eine Weile.

Irgendwie hatte er etwas sanftes, wenn er schlief, sah fast aus wie ein Engel. Doch es war doch genau das Gegenteil. Er war der Teufel in Person.

Schließlich hatte er nicht nur meine Eltern auf dem Gewissen.

Hatte er so etwas überhaupt? Ich bezweifle es. Und zu gutem Grund.

Aber was solls.

Ich hatte mich schließlich freiwillig dazu bereit erklärt, ihn zu pflegen, bis er wieder gesund war. Und das konnte dauern.

Zwei Wochen war er jetzt schon hier und er machte einfach keine Anstallten aufzuwachen.

Ich geb es ja zu, zum Anfang hatte ich ihm mehrmals mein Pendel an den Hals gesetzt. Ich wollte ihn schließlich Jahrelang umbringen.

Warum konnte ich es jetzt nicht mehr?

Mir ging wieder etwas durch den Kopf, was Yo mal gesagt hatte: "Du bist niemand, der einfach töten kann."

Damals wollte ich ihm nicht glauben, aber es stimmt.

Der, denn ich mit jeder Faser meines Körpers hasste und mehr als jeden Anderen tot sehen wollte…

Dieser jemand lag nun schlafend vor mir und heilte langsam seine Wunden.

Ich seufzte und löste mich vom Fensterbrett.

Das hatte doch sowieso keinen Sinn, darüber nachzudenken. Es kam doch ehe nichts Gescheites heraus.

Noch einmal tränkte ich das Tuch auf Haos Stirn in kaltem Wasser und verließ dann das Zimmer.

Ich wollte schließlich mal fertig frühstücken.

Spirt of Fire war zwar nicht, die beste Gesellschaft, die ich mir vorstellen konnte, aber wenigstens war ich nicht allein.

Cloe und ich hatten uns richtig mit ihm angefreundet und so einiges über Haos Vergangenheit erfahren.

Er hatte es schon nicht leicht, der Arme...

Hao Pov
 

Langsam wache ich auf, nachdem ich endlich mal festgestellt hatte, dass ich schlief.

Doch wie lange hatte ich geschlafen? Ich weiß es nicht und ehrlich gesagt, ich will es gar nicht wissen.

Jetzt erst bemerke ich, dass etwas Kaltes auf meiner Stirn liegt. Es ist auch nicht unangenehm, genau wie der leichte Luftzug, der mir ins Gesicht weht.

Langsam öffne ich die Augen und schließe sie auch gleich wieder.

Wo auch immer ich bin, es ist verdammt hell.

Ein Krankenhaus?

Noch einmal öffne ich vorsichtig die Augen.

Nein, kein Krankenhaus. Zumindest riecht es nicht nach diesem Desinfektionszeug.

Langsam versuche ich mich zu erheben, doch das geht gehörig schief.

Ein stechender Schmerz durzuckt meine Glieder und ich bleibe lieber liegen.

Wer sich auch immer um mich gekümmert hat, er kann das.

Die Wunden, die sehr wohl noch vorhanden sind, schmerzen nicht, sie machen sich nur durch ein leicht dumpfes Gefühl bemerkbar.

"Nein! Du musst dich getäuscht haben!"

Als ich die Stimme höre, blicke ich kurz zur Tür und schließe schnell meine Augen. Ich kannte diese Stimme zwar, aber wer war das?

Auf jeden Fall niemand aus meinem Team. Aber wer würde sich sonst um einen Massenmörder wie mich kümmern?

Ich höre, wie dieser Jemand leise das Zimmer betritt und an das Bett kommt, in dem ich liege.

"Siehst du, du musst dich getäuscht haben. Er ist noch nicht aufgewacht. Aber langsam würde es ihm mal gut tun."

Verdammt noch mal! Wer ist das? Ich trau mir aber auch nicht, die Augen zu öffnen und diesem jemand ins Gesicht zu sehen. Na toll, jetzt bin ich ganz unten angekommen.

Ich merke, wie sich das Bett etwas senkt.

"Es tut mich leid. Ich hatte nur so ein Gefühl."

Momentchen mal...

Spirit of Fire?

Na wenigstens eine gute Nachricht. Dann bin ich doch nicht ganz wehrlos.

"Ist doch gut. Ich hatte vorhin schließlich auch war gehört, was nicht da war."

Der Unbekannte streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Das kitzelt.

"Aber ich wünschte, er würde bald aufwachen."

"Du willst dich doch nur nicht um ihn kümmern. Denk daran, du wolltest ihn in den letzten zwei Wochen mindestens zwanzigmal umbringen."

"Vierundzwanzig."

Hab ich aber ein Schwein, dass du es nicht gemacht hast.

"Aber danke, dass du dich um ihn kümmerst, Lyserg."

Ly...?

"Mach ich doch gerne."

Lyserg? Wie bin ich nur hier hingekommen? Und vor allem, warum hat mein Schutzgeist nichts dagegen unternommen? Na warte, das gibt Rache Freundchen!

"Hao?"

Ich zucke unwillkürlich zusammen, als ich meine Namen hörte. Rühre mich aber trotzdem nicht weiter.

"Wann willst du denn endlich mal aufwachen?"

Öhm… bin doch schon wach.

Nur nichts sagen!

Ich höre wie Lyserg leise seufzt.

Kurze Zeit später ist das Tuch von meiner Stirn verschwunden, ebenso wie das Gewicht auf dem Bett.

Etwas erleichtert atme ich aus, nicht beachtend, dass mein Geist ja noch in der Nähe ist. Nicht einmal ihm kann ich mehr trauen.

Wann habe ich eigentlich das letzte gegessen?

Muss eine Ewigkeit her sein, so wie sich mein Magen anfühlt.

Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mal 'aufzuwachen'.
 

Lyserg Pov
 

Nach dem Frühstück hieß es für mich erst mal abwaschen. Was mir auch so halbwegs gelang, denn meine Gedanken waren ganz woanders.

Um genau zu sein, drei Zimmer weiter.

Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn.

Auch wenn er sowieso in 500 Jahren wiedergeboren wird.

Was denke ich hier gerade für einen Mist zusammen?

Ich? Mich um Hao sorgen?

Albern! Schwachsinn! Humbug!

...

Aber es stimmt.

Mag ich ihn auch so sehr hassen, ich mach mir wirklich Sorgen um ihn.

Nagut, hassen? Mittlerweile nicht mehr.

In dem Moment, wo Yo ihn besiegte, war der Hass plötzlich weg.

Er kam auch nicht wieder, als ich Hao so verletzt fand.

Wie lange hatte es eigentlich gedauert, um den Feuergeist zu überzeugen, dass ich ihn vorerst (!) nicht töten will?

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen und eben jenes Feuerwesen sieht mich gerade verständnislos an.

Ich schüttele nur meinen Kopf und packe erst mal das Geschirr weg.

Jetzt kommt der schwierigste Teil des Morgens. Hao wenigstens ein bisschen was zu trinken einflössen.

Ich muss seufzen. Er war schon ein elender Sturkopf, auch wenn er schlief.

Aber wer nicht hören konnte, musste halt fühlen. In dem Fall halt, wie Spirit of Fire ihn jedes Mal so festhielt, dass es für mich leichter wurde, dessen Chef zu 'füttern'.

Ich bewege mich dann doch mal in Richtung Gästezimmer. Als ich die Tür öffne, lasse ich fast das Glas fallen.

Hao..

Er sitzt im Bett und blickt aus dem Fenster.

Ich trau mich nicht, mich zu bewegen. Was wenn er mich umbringt?

Mist! Ich hätte ihn doch nicht aufnehmen sollen.

Jetzt scheint er mich zu bemerken. Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und mustert mich kurz. Dann dreht er seinen Kopf wieder zum Fenster.

Nicht mal eine abfällige Bemerkung? Ist das jetzt eine gute Nachricht, oder mein Todesurteil? Ich hoffe doch mal stark nicht Letzteres.

Ich setzte mich auf den Hocker neben Haos Bett und reiche ihm wortlos, das mitgebrachte Glas Wasser.

Ich weiß genau, dass er es mitbekommen hat, aber er rührt sich nicht.

Wenn du sterben willst, bitte! Mich solls nicht jucken.

Hey, er ist ja doch nicht festgewachsen! Zumindest dreht er sich wieder zu mir.

Wenigstens schon mal ein Anfang.

Gerade, als ich wieder aufstehen wollte, nahm er mir vorsichtig das Glas ab und trank es mit einem Zug leer.

Na? Willst wohl doch nicht verdursten?

Und warum siehst du mich jetzt so an?

Du führst dich ja fast auf, als ob du....

Oh Schitt!

Du ja Gedanken lesen können.

...

Grins nicht so!

Seufzend nehm ich ihm das Glas wieder ab und geh ohne ein Wort aus dem Zimmer.

Die Tür lass ich offen. Schließlich brauch ich ja keine Angst mehr zu haben, ihn zu wecken.

Hao Pov
 

Er wusste es also doch.

Wer hatte den da seine Klappe nicht halten können?

Garantiert einer der Asakuras. Wie es Yo wohl ging?

...

Wie beim lebenden Geiste komm ich denn jetzt darauf?

Meine Gedankengänge werden gestört, als mein Geist das Zimmer betritt und mir erst mal um den Hals fällt.

Seit wann können Geister eigentlich weinen? Garantiert nicht erst seit heute. Aber wie heißt das schöne Sprichwort?

Man lernt nie aus. Auch nicht, wenn man 1000 Jahre auf dem Buckel hat, wie ich.

Langsam schiebe ich meinen Geist von mir weg und er sieht mich mit verheuelten Augen an.

War vielleicht keine gute Idee, denn jetzt labert er mich mit allem Möglichen zu, was in den letzten zwei Wochen passiert ist.

Himmel noch mal, hab ich etwa so lange geschlafen?

Kein Wunder das ich so nen Kohldampf hab.

Meinem Geist hör ich - nur so nebenbei gesagt - nur mit einem halben Ohr zu.

Mein Blick ist wieder aus dem Fenster geglitten.

Das interessanteste dort, ist zwar die Bewegung von einem einzelnen Wölkchen, aber das interessierte mich nicht sonderlich.

"Spirt of Fire! Lass ihn doch erst mal richtig aufwachen!"

Ich bin zwar wach, aber wenigstens ist mein Geist mal ruhig und ich werde aus meinen Gedanken gerissen.

Lyserg steht nur kopfschüttelnd im Türrahmen.

Langsam kommt er auf mich zu und hält mir einen Teller Suppe entgegen.

Hab ich schon mal erwähnt, dass Suppe nicht gerade mein Fall ist? Nein?

O. K. Dann konnte er es nicht wissen.

Nach seinen Gedanken, ist er nicht gerade erfreut, dass ich so lange brauche um ihn den Teller abzunehmen.

Leise seufzend setzt er sich wieder zu mir auf dass Bett.

Hättest du vielleicht die Güte, an das zu denken, was du gerade vorhast und nicht an Sushi? Scheiße, ich hab Hunger!

"Isst du freiwillig, oder muss ich dich füttern?"

Kein so abwegiger Gedanke. Aber ich halte trotzdem lieber die Klappe. Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass ich noch nichts gesagt hab? Nein? Mir auch eben erst.

Ich entscheide mich, doch mal was zu sagen. Was, dass muss ich mir noch überlegen. Aber keine Sekunde nachdem ich den Mund aufgemacht habe, hat Lyserg auch schon den Löffel in diesen geschoben.

Leicht erstaunt sah ich zu dem Grünhaarigen und schließe meinen Mund wieder. Will schließlich keine Kiefersperre kriegen.

Schmeckt gar nicht mal so schlecht.

Lyserg lächelt nur. Warum eigentlich?

Na gut, du brauchst auch an gar nichts denken.
 

Lyserg Pov
 

Ist ganz schön anstrengend, nicht das zu denken, was man meint. Bei Gelegenheit sollte ich mal versuchen, ihm zu verklickern, was Privatsfähre ist und solche Sachen halt.

Ich sah noch einmal kurz auf den Teller, aus dem Hao gegessen hatte. Oder besser gesagt, aus dem ich ihn gefüttert hatte. Dann stellte ich ihn doch weg.

Hao schlief wieder, so sah es zumindest aus.

Schade eigentlich, dass er nicht einen Ton von sich gegeben hatte.

Ich wüsste gern, was er die ganze Zeit gedacht hat.

Ich hohle meinen Laptop aus der Wohnstube und setzte mich wieder zu Hao.

Ich hatte mal wieder eine e-Mail von Yo, in der er mir ein paar Tipps wegen Hao gab.

Wusste es eigentlich noch jemand außer ihm und Faust?

Ich hatte zumindest sonst meine Klappe gehalten. Und dass es zumindest Jeanne, Anna und Godva noch nicht rausgefunden haben, kann ich wohl behaupten. Schließlich war noch keiner hier aufgekreuzt.

Aber was solls? Erst mal muss ich Yo eine Mail schicken.

Wo hatte Spirit of Fire eigentlich meine Digicam gelassen? Er weiß doch, dass er sie nicht so weit wegpacken soll.

Ah! Da ist sie ja! Auf Haos Nachttisch.

Schnell schloss ich sie an und holte einige Bilder herunter.

Warum bestand Yo eigentlich darauf, dass ich ihm täglich Bilder seines Spiegelbildes schicke? Aber mich solls nicht jucken.

Morgen werde ich garantiert eine lange Mail bekommen, schließlich war auf den heutigen Fotos ein wacher Hao zu sehen.

Das hier schick ich aber nicht mit. Auch wenn es sein Bruder ist, es hat niemanden zu interessieren, wie ich Hao füttere.

Sah aber irgendwie süß aus.

Langsam dreh ich durch.

So, tägliche Mail weg. Und jetzt?

Hao schläft, und wecken kann ich ihn nicht.

Da fällt mir ein, ich müsste mal wieder einkaufen gehen.

“Spirit of Fire? Ich muss einkaufen gehen.”

Er blickte auf. “Ist gut.” Dann sah er wieder zu Hao. Er hat schon Glück, dass sein Geist ihm so treu ist. Obwohl es ja ursprünglich nicht seiner war.

Leicht grinsend verlasse ich meine Wohnung.

Hao Pov
 

Langsam wache ich wieder auf. Kurz bleibe ich noch liegen und schau die Decke an.

Hat mich Lyserg wirklich vorhin gefüttert? Na hoffentlich nicht, sonst ist mein Ruf ganz dahin. Auch wenn ich glaube, dass der schon längst nicht mehr existiert.

Langsam setzte ich mich auf.

Spirit of Fire fällt mir dieses Mal zum Glück nicht um den Hals. Er lächelt nur.

“Bin ich hier wirklich bei Lyserg?”

Wow, ich hab mal was gesagt!

Meinen Geist scheint diese Tatsache sehr zu freuen, denn er lächelt noch breiter.

“Ja. Aber er ist im Moment nicht da.”

Das macht mich doch stutzig. Warum das denn?

Aber bevor ich fragen kann, antwortet mein Geist auch schon.

“Er ist nur schnell einkaufen gegangen. Müsste also bald wieder zurück sein.”

Ich nicke und stehe langsam auf.

Mein Geist versucht mich zwar zurückzuhalten, aber ich muss mir dringend die Beine verstehen.

Nach einer Weile ist es mir gelungen, ihn zu überzeugen, dass es mir da gut genug zuging. Meine Sachen brauche ich glücklicherweise nicht zu suchen. Sie liegen auf einem Stuhl in dem Zimmer.

Ein Zweitschlüssel ist auch schnell gefunden und ich komme mal an die Luft.

Spirit of Fire begleitet mich. Sonst würde ich nachher garantiert nicht mehr zurückfinden. Schließlich ist London groß und das letzte Mal war ich hier…

Wann hatte ich noch mal Ly´s Eltern gekillt? Ist ja auch egal, auf jeden Fall an dem Tag. Und so´ ne Stadt verändert sich andauernd.

……………

Wie lange war ich jetzt eigentlich unterwegs? Ist ja auch egal, ich sollte langsam zurück.

Auf etwa halben Weg, blieb ich einfach stehen und blickte mich kurz um.

Kurz schloss ich die Augen und genoss den Augenblick.

Dann merkte ich wie mehrere Personen auf mich zukamen.

Schamanen waren es schon mal nicht, dazu fehlte wohl oder übel die Foryoku. Aber was wollten sie?

Als ich die Augen wieder öffnete, fand ich mich umringt, von einer Meute Mädchen, mindestens ein dutzend.

Hilfe!

Was wollen die von mir?

In ihren Gedanken, finde ich nicht wirklich was, was mir hilft. Verdammt noch mal, wollt ihr mich alle ärgern? Scheinbar schon, warum solltet ihr sonst nur Herzen in euren Gedanken haben?

Moment mal… Herzen?

Oh, Schitt! Wie bin ich hier nur rein geraten?
 

Lyserg Pov
 

Wo steckt dieser Idiot?

Er hätte ja ruhig mal einen Zettel dalassen können!

Arschloch!

Ich reiß ihm den Kopf ab! Obwohl, ist vielleicht keine gute Idee. Spirit könnte mir das eventuell böse nehmen.

Ne ordentliche Tracht Prügel würde ihm aber eventuell mal gut tun.

Also wo bist du?

Als ich um die nächste Ecke biege, sehe ich eine Meute Mädchen. Elf Stück, was machen die denn da? Ich gehe lieber ruhig dran vorbei, bevor die mich auch ins Visier nehmen.

Was finden die eigentlich an mir? Ich hab doch gar nichts verbrochen und trotzdem werde ich diesen Hühnerhaufen nie los.

Vorsichtig gehe ich an ihnen vorbei, als ich eine wohlbekannte Stimme höre.

“Mädels, ich will nichts von euch. Lasst mich doch mal in Ruhe.”

Hao?

Grinsend blicke ich zwischen den Mädchen durch. Und tatsächlich, Hao steht an die Wand gedrückt und versucht, sich diese Quadertaschen von Hals zu halten.

Mich scheint er noch nicht mitbekommen zu haben. Aber wo ist eigentlich Spirit of Fire? Ah, da. Er versteckt sich hinter Hao. Ist ein bombiges Bild. Hab ich eigentlich meine Kamera dabei? Jup!

Kay. Foto für Yo ist gemacht. Also werde ich mich mal herablassen, ihm zu helfen.

Obwohl das eigentlich ein bombiges Bild abgibt, wie er sich da so abquält.

Aber er muss ja nicht unbedingt leiden.

So, bevor ich ihn da noch stehen lasse, helfe ich ihm lieber.

“Mädels lasst ihr mich mal durch?”

Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Unangenehm, aber da muss ich jetzt durch.

Hao guckt mich nur verständnislos an. Kann ich verstehen.

“Hallo Lyserg!” Warum müssen diese Mädchen eigentlich immer synchron reden? Ist ja schlimm.

Ich drängle mich zwischen ihnen durch. “Lasst doch mal uns Jungs in Ruhe.” Damit greiffe ich nach Haos Handgelenk und zieh ihn hinter mir her.

Die Madchen blickten uns nur fragend hinterher. Ich blieb noch mal kurz stehen und drehte mich um. “Ich wusste gar nicht, dass ihr auf Indianer steht.”

Die Clique sah mich nur an und brachte kein Wort mehr heraus. Endlich waren sie mal ruhig. Balsam für die Seele.

Das Hao mich mehr als verwirrt anblickte, ist mir natürlich erst mal egal. Vorerst muss ich ihn von den Mädchen wegziehen.

Als wir um ein paar Ecken gebogen sind, lasse ich ihn los und mustere ihn.

Hao Pov
 

Es ist irgendwie unangenehm, so wie er mich jetzt mustert.

Und seine Gedanken sind auch sehr aufschlussreich. Seit wann hab ich eigentlich einen Sinn für Ironie? Ist ja auch egal.

“Ähm, Lyserg?”

“Hm?”

Er sieht auf und blickt mir in die Augen. Er hat leuchtend grüne Augen, ist mir nie aufgefallen.

“Ich bin nur etwas erstaunt.”

Ich schau ihn fragend an

“Warum denn das?”

“Ich hatte schon damit gerechnet, dass du diese nervige Clique mindestens Krankenhausreif kriegst.”

Stimmt. Früher hätte ich sie dafür getötet. Warum hab ich das jetzt nicht gemacht?

Ich blicke noch einmal kurz zurück.

“Und noch etwas…”

Ich blicke wieder zu Lyserg.

“… WAS FÄLLT DIR EIN, EINFACH ABZUHAUEN? HÄTTEST DU NICHT WENIGSTENS EINE NACHRICHT DALASSEIN KÖNNEN? VERDAMMT NOCH MAL! ICH HAB MIR SORGEN UM DICH GEMACHT!”

Ich bin jetzt mindesten einen Kopf kleiner, als der Grünhaarige. Meine Güte, kann er brüllen.

Die Leute schauen schon, aber das scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren.

Was heißt das hier, Ehekrach?

Ich sollte wirklich mal aufhören, in den Köpfen anderer Leute herum zuschwirren.

Ich blicke zu Lyserg und muss schlucken. Er ist wirklich sehr sauer, so wie seine Aura lodert.

Auch die normalen Menschen scheinen das zu spüren, zumindest machen sie einen weiten Bogen um uns.

Ich bin wirklich eingeschüchtert. Und rechtfertigen will im Moment nicht so richtig funktionieren. Mir fällt einfach kein glaubwürdiges Argument ein.

Er seufzt und beruhigt sich schlagartig wieder. Glück gehabt, ich dachte schon, er bringt mich um.

Toll, jetzt habe ich schon Angst vor dem Tod. Wie weit kann ich denn noch absinken?

“Na egal. Komm mit.”

Er greift nach meiner Hand und zieht mich einfach hinterher.

Ich hohle ihn mit ein paar Schritten ein, aber er lässt mich nicht los. Denk doch mal, damit ich weiß was du vorhast.

Eine Weile gehen wir so nebeneinander her, ohne ein Wort. Ist das Dauerzustand bei uns, oder was? Ich könnte ihn natürlich auch fragen, warum er mich aufgenommen hatte. Aber ehrlich gesagt, will ich es gar nicht wissen.

Ich blicke ihn aus dem Augenwinkel an. Er scheint in Gedanken versunken zu sein, die er sehr gut vor mir abschirmt.

Plötzlich schreckt er auf und bleibt stehen.

Ich sehe ihn nur fragend an.

“Mist! Los komm mit.”

Er rennt auf einmal los und zerrt mich mit.

“Hey, Lyserg! Was ist denn los?”

“Jeanne ist hier.”

Mehr sagt er nicht, aber es reicht, um mir eine Gänsehaut zu verpassen. Ich bin tot. Ich bin sowas von tot.
 

Lyserg Pov
 

Was macht sie hier?

Ich hatte ihr garantiert nicht gesagt, dass er noch lebt. Ich bin mir 100% sicher.

Schitt!

Hat ihn jemand gesehen? Oder hat Faust geplaudert?

Dabei hatte er versprochen nichts zu sagen.

Oder ist sie nur zufällig hier? Ich hoff doch mal.

Aber wenn sie ihn bei mir findet, gibt’s Tote. Entweder Jeanne, oder Hao und ich.

Als wir um die nächste Ecke biegen, krache ich fast mit jemanden zusammen.

“Entschuldigung!” Mehr krieg ich nicht raus und will gleich weiterrennt.

“Lyserg- kun!”

Das war doch nicht etwa…

Langsam drehe ich mich um.

Jeanne.

“Hallo, Jeanne- Sama.”

Ob man hört, dass ich total nervös bin?

Zumindest Hao ist dies. Ich merke, wie er sich verspannt und sein Griff um meine Hand fester wird.

Au! So fest muss es auch nicht sein! Danke.

Aber was mache ich jetzt?

Wenn Jeanne Hao sieht, komm ich in Teufels Küche. Und das ist noch milde ausgedrückt!!

Zum Glück steht Hao hinter mir, so das sie ihn nicht erkennen kann. Hoffe ich zumindest.

Sie blickt mich kurz an.

“Hallo! Ich dachte, du bist zu Yo gezogen?”

“Ähm… Das Angebot stand zwar, aber ich bin doch lieber in meiner Heimat.”

“Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich mal vorbeigekommen.”

Alles nur das nicht!

“Aber ich muss heute wieder nach Hause.”

Hab ich ein Schwein. Und Hao erst.

Warum blickt sie jetzt so interessiert an mir vorbei? Sie wird doch nicht etwa Hao bemerkt haben?

Lebensgefahr!

“Wer ist das denn Lyserg?”

“Das ist mein Freud, von der Schule.”

Was besseres fällt mir nicht ein. Merkt man garantiert.

“Wie heißt du?” Sie spricht Hao direkt an.

Ich will etwas einwerfen, irgendeinen Namen, der mir einfällt. Aber er kommt mir zuvor.

“Yu Kanda.” (wer ihn kennt: D. Gray- Man)

Wer soll das sein?

Jeanne nickt nur, dann wendet sie sich wieder an mich.

“Findest du nicht auch, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Hao hat?”

“Schon, aber ich versichere dir, dass er es nicht ist.”

Ich beuge mich so weit vor, dass Hao das gesagte nicht verstehen kann. Dafür lasse ich meine Gedanken offen. Hoffentlich ließt er sie.

Er drückt kurz meine Hand zur Bestätigung.

“Er kann keine Geister sehen.”

Jeanne scheint mir nicht so richtig zu glauben und mustert ihn noch einmal.

“Wer ist eigentlich dieser Hao? Lyserg wollte es mir nicht sagen.”

Sag mal willst du dich hier verraten oder was?

Jeanne sah kurz zu mir und dann wieder zu Hao. “Es ist besser, wenn du es nicht weißt. Er war niemand, den man gerne kennen möchte.”

Interessiert mich gerade nicht Big Ben. Schön, dass es um zwei ist, aber nicht hilfreich. Oder doch?

Jeanne schaut auf ihre Uhr und ihr scheint wieder etwas einzufallen.

“Oh, schon so spät. Tut mir leid, Lyserg, aber ich muss los. Mein Schiff wartet nicht.”

Ich konnte nur noch nicken und schon war sie weg.

Noch kurz blickte ich ihr hinterher, bevor meine Beine nachgeben.

Das war zuviel für einen Tag.

Hao´s Hand bietet mir im Moment noch Halt, weshalb ich sie auch nicht loslasse.

Hao Pov
 

Das war eindeutig mehr Glück als Verstand. Weit mehr!

Ich blicke zu Lyserg, als sich sein Griff etwas festigt.

Was ist denn jetzt los?

Langsam gehe ich vor ihm in die Hocke und blicke ihn an.

“Alles in Ordnung?”

Er hält seinen Blick zu Boden gerichtet und nickt nur schwach. Seine Gedanken helfen mir jetzt auch nicht weiter. Er ist so aufgewühlt, dass sich eben jene überschlagen.

Vorsichtig streiche ich über seinen Handrücken, aber beruhigen tut er sich nicht wirklich. Wen wundert’s. Er hat Jeanne angelogen.

Zum Glück kann sie keine Gedanken lesen, wie ich.

Wenn ich so zurückdenke, die wenigen, die mich mal angelogen haben, leben nicht mehr.

Aber das ist im Moment unwichtig.

Oh Man! Leute! Gafft nicht so! Das ist ja nicht auszuhalten. Noch nie jemanden gesehen, der zusammengeklappt ist?

Ich könnte natürlich…

Nein Hao, du denkst jetzt nicht an das. Erst mal muss ich Lyserg hier wegbringen.

Er hat seinen Blick immer noch zu Boden gerichtet, aber es scheint ihm etwas besser zu gehen.

“Kannst du aufstehen?” frage ich leise. Ich will ihn ja nicht erschrecken.

Er nickt nur langsam. Hat er überhaupt registriert, das ich was gesagt habe? Scheint nicht so.

Ich stehe langsam wider auf und ziehe ihn so mit.

Er wehrt sich nicht, aber so richtig da ist er immer noch nicht.

Jetzt sieht er mich an, aber nicht lange.

Seine Beine geben wieder nach.

Schwein gehabt. Ich konnte ihn noch rechtzeitig auffangen.

“Tschuldigung.”

Nuscheln kannst du auf jeden Fall.

“Ist schon in Ordnung.”

Ich blicke zu dir runter und spüre wie schnell dein Puls geht. Kein Wunder nach dieser Aufregung.

“Soll ich dich lieber tragen?”

Ungläubig siehst du zu mir hoch. Das hast du nicht erwartet, oder? Dafür brauche ich keine Gedanken lesen. Das ist zu offensichtlich.

“Geht schon.”

“Das hab ich gesehen.”

Du bist auf einmal ruhig. Hab ich was Falsches gesagt?

Dann nickst du leicht.

Ich hoffe doch mal, dass ich das jetzt richtig verstanden habe.

Nicht viel später - so vier, fünf Minuten - stehe ich an einer Ampel, werde von allen Leuten angegafft, habe einen schlafenden Lyserg auf dem Rücken und hab keinen Schimmer wo es lang geht. Spirit of Fire hat es in der ganzen Aufregung auch vergessen.

Ich weiß noch, dass ich über die Straße hier muss. Aber danach herrscht Ebbe.

Die Ampel springt auf grün und ich setzte mich in Bewegung.

Auf der anderen Seite bleibe ich stehen und blicke mich kurz um. Mein Orientierungssinn überschlägt sich mal wieder. Anders ausgedrückt, ich habe keinen Schimmer, wo ich bin.

Da fällt mir ein, Lyserg hat doch auch einen Geist. Der weiß bestimmt wo es lang geht. Nur wie hieß das Vieh?

Es ist zum Mäuse melken.

Ich seufze laut.

Jetzt hab ich ein Problem, ein gewaltiges.

Dann spüre ich ein leichtes Gewicht auf meiner linken Schulter. Lyserg kann es nicht sein. Sein Kopf liegt auf meiner rechten Schulter und seine Hände hat er in meinem Shirt vergraben.

Langsam drehe ich meinen Kopf.

Da sitz sein Geist ja!

Ganz leise, damit es die Leute um mich herum nicht mitkriegen, spreche ich zu ihm.

“Da bist du ja. Kannst du mir zeigen, wo es langgeht? Ich hab es leider vergessen.”

Etwas irritiert blickt mich das kleine Wesen an. Dann flattert es mit seinen Flügeln und fliegt ein Stückchen vor.

Es dauert auch gar nicht lange und ich stehe vor einer Tür mit dem Schild Diethel.

Spirit of Fire schließt die Tür auf und ich bringe Lyserg als erstes ins Bett.
 

Lyserg Pov
 

Nanu?

Was mach ihn denn im Bett?

Ich war doch in der Stadt und…

Hatte Hao mich nicht wieder nach Hause getragen?

Dann bin ich wohl zwischendurch eingeschlafen.

Ich stehe wieder auf. Zumindest meine Beine tragen mich wieder.

Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt, dass es Zeit fürs Abendbrot ist. Aber vorher will ich noch mal nach Hao sehen. Nur wo ist er? In seinem Zimmer schon mal nicht.

Ah, da. Er liegt auf dem Sofa und liest einen meiner Romane. Ausgerechnet Faust. Leise lachend betrete ich den Raum.

Er schaut auf.

“Na wieder wach?”

Ich nicke nur, da ich nicht unbedingt loslachen will.

Er sieht mich etwas irritiert an. “Was ist?”

“Nichts. Warum ließt du ausgerechnet Faust?”

Er legt das Buch zur Seite und setzt sich richtig hin.

“Das war das einzige, was mir unter diesen Mengen etwas gesagt hat.” Viel sagend blickt er zu meinem Bücherregal.

Ich weiß gar nicht, was er hat. So viele sind das doch gar nicht. Immerhin hab ich die zweihunderter Marke noch nicht überschritten. Kommt aber bestimmt bald.

Warum guckst du mich jetzt so an? Ist doch so.

“Hao? Kannst du mir einen Gefallen tun?”

Er blickt mich an und nickt.

“Klar!”

“Könntest du dich dann aus meinen Gedanken fernhalten?”

Und wieder sieht er mich so irritiert an. Scheint im Moment seine Lieblingsbeschäftigung zu sein. Das treib ich ihm schon noch irgendwie aus. Wie, überlege ich später.

Doch dann nickt er.

“Meinetwegen, versprechen kann ich es aber nicht.”

Jetzt blicke ich ihn irritiert an. Mittlerweile stehe ich in der Küchentür, da ich nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte.

“Das musst du mir erklären. Komm aber mit in die Küche.”

Ich stehe schon am Kühlschrank, als er mir hinterherkommt und sich an den Küchentisch setzt.

Ich mustere ihn noch einmal kurz, entschließe mich dann doch nur ein paar Brote zu schmieren.

“Ich weiß nicht genau, seit wann ich diese Fähigkeit besitze. Und im Laufe der Zeit ist es halt selbstverständlich geworden. Fast wie das Atmen.”

Er hatte nach jedem Satz eine kurze Pause gemacht. Es schien ihm schwer zu fallen, darüber zu sprechen. Da scheint wohl jeder so seine Themen zu haben.

Ich blicke kurz zu ihm. Er hat den Blick gen Boden gerichtet und denkt wohl nach.

Es breitet sich Stille im Raum aus. Ich finde es unerträglich, aber mir fällt nichts ein, worüber wir sprechen könnten. Zumindest nichts, wo ich nicht jeden Moment damit rechnen muss, dass er mich umbringt.

Nach ein paar Minuten bin ich fertig und auch der Tee ist durchgezogen.

Zwei Tassen und den Tee stelle ich vor Hao ab. “Bring das mal ins Wohnzimmer. Wir essen dort.”

Nickend steht er auf.

Als er das Zimmer verlassen hat, muss ich unweigerlich grinsen. Wer hätte gedacht, dass der große Hao Asakura sich etwas von mir sagen lässt? Also ich garantiert nicht.

Immer noch leicht grinsend, stelle ich die Stullen auf den Wohnzimmertisch und lasse mich neben Hao auf das Sofa fallen.

Im TV läuft gerade nur eine Quizsendung. Aber ein Blick in die Zeitung sagt eindeutig, dass das noch das Beste ist. Und dafür soll man zahlen.

Also lehne ich mich zurück und genieße das größtenteils nicht vorhandene Wissen der Menschen.

Nach einer Weile bemerke ich, dass ich mich wohl noch mal in die Küche stellen muss. Hao ist ein besserer Esser als ich dachte. Aber ich hab ehrlich gesagt keine Lust, muss er halt bis Morgen warten.

Ich blicke wieder zum Fernseher und amüsier mich.

Dann spüre ich plötzlich ein Gewicht auf meiner Schulter.

Geschockt sehe ich zu Hao, wie er dort friedlich auf meiner Schulter schläft. Na toll, und jetzt?

Seufzend mache ich die TV aus und ziehe die Decke von der Sofalehne. Vorsichtig decke ich ihn damit zu und beobachte ihn noch eine Weile. Irgendwann entschließe ich mich dann auch ins Land der Träume zu gehen.

Hao Pov
 

Warum mache ich das eigentlich?

Ich fass es nicht, dass ich mich hab von ihm breitschlagen lassen.

Ja, Lyserg, dich mein ich. Du brauchst mich gar nicht so angrinsen.

Das ganze hängt mir jetzt schon zum Hals raus und dass mich manche der Mädchen mit ihren Blicken fast ausziehen, macht es auch nicht besser.

Schade, dass ich Lyserg versprochen habe, niemanden umzubringen.

Aber es würde meinem Geist mal wieder gut tun, was zu futtern zu kriegen. Ich staune, dass er noch nicht verhungert ist.

Kann das sein, dass ich hier gerade abschweife? Ich glaub schon.

Also noch mal von vorne.

Ich wohne jetzt seit gut drei Wochen bei Lyserg, eigentlich sind es ja fünf, aber zwei davon hab ich ja durchgeschlafen. Ist ja auch egal. Zurück zum Thema.

Also, vor zwei Wochen kam Ly doch auf die Schnapsidee, ich soll doch gefälligst mit zur Schule gehen. Ich hab mich natürlich geweigert. Und was macht er?

Fängt er doch einfach an zu heulen und allen möglichen Blödsinn zu erzählen. Da hab ich halt doch zugesagt. Was blieb mir auch anderes übrig? Nichts, seht ihr.

Ich seufze leise. Ich sollte mich wirklich langsam mal mit dem Gedanken anfreunden, mich in ihn verknallt zu haben.

Demzufolge stehe ich jetzt vor Lyserg´s Klasse und werde von allen angegafft. Der Lehrer erzählt noch irgendwelchen Müll, bei dem ich mich dann doch frage, woher er das alles weiß.

Aber Ly hat die Anmeldung ja ausgefüllt und ich hab demzufolge keinen Schimmer, was da so drinsteht.

Juchhu! Er ist fertig geworden und ich soll mir jetzt einen Platz suchen.

Zum Glück ist der neben Ly noch frei, darum gehört der jetzt mir.

Soweit, so gut.

Wenn ich jetzt so an die Tafel blicke, bin ich wirklich froh, Gedanken lesen zu können, sonst würde ich hier nichts verstehen. Mein Sitznachbar hat mir zwar einen Crash Kurs gegeben, aber alles wissen kann ich ja trotzdem nicht.

Ist das der Grund, warum er mir nicht verboten hat, die Gedanken seiner Mitschüler zu lesen? Einen Anderen kann ich mir nicht vorstellen.

Ich lehne mich zurück und schaue mich etwas um.

Sollen die anderen sagen, was sie wollen, aber mir gefällt diese Schuluniform nicht. Schwarze Hose und Schuhe, dazu ein dunkelrotes Hemd und son idiotischer Schlips, der mir die Luft fast abschnürt. Ich hab gedacht, ich spinne, als Lyserg mit dem Teil ankam. Aber als er schon wieder Tränen in den Augen hatte, hab ich sie dann doch angezogen.

Ist das normal, dass ich hier der Junge mit den längsten Haaren bin? Nicht mal die Mädchen kommen so halbwegs ran.

Im Moment sehen meine ja sowieso kürzer aus. Lyserg hatte heute Morgen darauf bestanden, sie zu flechten. Grausige Vorstellung, ich muss doch aussehen, wie ein Mädchen. Was auch einige der Jungs denken.

Morgen mach ich das auf jeden Fall nicht mit, kann er sagen was er will. Hauptsache, er fängt nicht wieder an zu weinen. Dann kann ich halt nicht anders, als zu tun, was er will.

Wenn ich das weiter so mache, kommt der Kleine noch auf dumme Gedanken, zum Beispiel dass ich mich in ihn verliebt haben könnte.

Auch wenn es stimmt, erst mal als dummen Gedanken bezeichnen.

Endlich klingelt es. Wurde aber auch Zeit.

Was soll das denn werden? Warum steht jetzt die Hälfte der Mädchen aus unserer Klasse vor mir und fragt mich nach allem möglichen aus?

Was soll ich dann darauf antworten?

Lysi!

Hilfe!
 

Lyserg Pov
 

Irgendwie war es klar. Diese Mädchen sind wie die Aasgeier.

Aber es ist auch witzig mit anzusehen, wie er immer wieder versucht sich rauszureden. Und die Mädels wollen ja alles wissen.

Ich muss mich stark zusammenreißen, um nicht loszulachen. Vor allen, wie sich Spirit vor Hao aufbaut, um ihn zu schützen. Nur bringt das in dieser Klasse voll viel.

Nachdem ich eine Weile zugesehen habe, entschließe ich mich doch, ihm unter die Arme zu greifen. Aus meiner Tasche hohle ich zwei Bücher. Mit dem einen stehe ich auf und halte es Hao unter die Nase.

So wie er mich jetzt ansieht, bereue ich es ihm verboten zu haben, meine Gedanken zu lesen. Also muss wohl oder übel eine mündliche Erklärung herhalten.

Ich spreche lieber auf Japanisch, dass versteht sowieso niemand außer Hao.

“Fang an zu lesen, dann lassen sie dich in Ruhe. Für gewöhnlich.”

Er nimmt mir das Buch aus der Hand und wirft einen Blick drauf.

Was denn? Schließlich war er mit Faust noch nicht fertig geworden. Ich hab ihn auch ganz schön auf Trab gehalten.

Jetzt blickt er mich lächelnd an.

Gott wie süß!

Das sind aber nicht nur meine Gedanken gewesen. Kuscht euch, er gehört mir.

“Danke, für die Info. Das werd ich mir wohl merken müssen.”

“Ist gesünder für dich.”

Als ich zurück zu meinem Platz gehe, starren mich die Mädchen ganz entgeistert an. Sollt ihr ruhig machen, mich juckt es nicht.

Als ich dann anfange zu lesen, sind sie ganz ruhig. Wen sollen sie auch sonst noch nerven?

……………

Irgendwann später haben wir es fast geschafft.

Jetzt haben wir nur noch Sport und ehrlich gesagt habe ich voll die Lust drauf. Hao freut sich, im Gegensatz zu mir.

Ich bin mal gespannt, wie sportlich er ist.

Heute sollen wir erst mal nur laufen.

In der Umkleidekabine zieht Hao auf jeden Fall alle Blicke auf sich. Und zwar nicht wegen seinen mittlerweile verheilten Wunden, sondern wegen dem Verband.

Er hat mich heute Morgen doch darum gebeten, ihm einen Verband um den Oberkörper zu legen, damit man seine ganzen Narben nicht sieht.

Ich muss ja zugeben, die Menge sieht auch wirklich gefährlich aus, aber dieser Verband…

Na, er muss es selbst wissen.

“Lyserg?”

Wer reißt mich denn jetzt aus meinen Gedanken?

Oh, Hao ist ja schon fertig und ich hab noch nicht einmal die Hose der Schuluniform ausgezogen.

Schnell zieh ich mich auch um und folge dem Rest meiner Klasse.

Unser Sportlehrer, wie er auch immer heißen mag, ich weiß es nicht mehr, mustert Hao kurz und begrüßt uns dann.

Sollte ich eventuell mal erwähnen, dass ich ihn nicht leiden kann? Der Typ bezeichnet mich immer als Mädchen. Und das obwohl ich sportlicher bin als die meisten hier. Bei Hao weiß ich es ja nicht.

Wir sollen zwanzig Runden rennen. Nicht viel, vor allem, wenn man eine Zeit lang Anna´s Training mit gemacht hat.

……

Ich hab doch gesagt, dass ist nicht viel.

Hao und ich sind schon fertig. Die anderen haben noch mindestens zehn Runden vor sich.

Aber Hao schnauft ganz schön. Wir hätten die letzten beiden Runden wohl doch nicht auf Sprint rennen sollen? Aber dafür kann er sich jetzt ja ausruhen.

Mitten auf einer kleinen Grünfläche am Rand der Bahn lässt er sich der Länge nach fallen.

Ob das doch etwas zu fiel war?

Hao Pov
 

Schitt!

Das hat mehr gezehrt, als ich dachte.

Ich öffne ein Auge, als sich Lyserg neben mich setzt.

Er sieht mich fragend an.

Kann ich verstehen. Ich hätte auch nie gedacht, dass mich die Strecke so entkräftet.

Langsam setzte ich mich auf und blicke auf die Laufbahn.

Manche sind noch geschaffter als ich, aber beruhigen tut mich das nicht wirklich.

“Du, Lyserg?”

“Hm?”

Hab ich dich jetzt beim schlafen gestört? Tschuldigung.

“Kannst du mir den Verband wieder abmachen?”

Warum grinst du mich jetzt so an.

“Hindert dich wohl am Atmen?”

Ich nicke nur zur Antwort und du setzt dich auf.

“Meinetwegen.”

Erleichtert lächle ich dich an. Allein hätte ich das nie hinbekommen.

Schnell entledige ich mich meines T- Shirts.

Das die Hälfte der Mädels stehen bleibt und zu uns sieht, ist mir im Moment eher schnuppe.

Ich achte vielmehr auf die flinken Hände, die über meinen Oberkörper huschen und ein angenehm prickelndes Gefühl hinterlassen.

Genießerisch schließe ich die Augen.

“Fertig!”

Och, man. Schon?

Ich atme einmal tief durch und lasse mich wieder nach hinten fallen. Mein Shirt liegt unbeachtet neben mir, aber ich habe nicht vor es sofort wieder anzuziehen.

Eine Weile liege ich so da, mit geschlossenen Augen und Gedanken irgendwo, aber nicht beim Unterricht.

“…kura! Asakura!”

Was?

Verwirrt öffne ich meine Augen und blicke zu dem Lehrer.

Na, toll. Was will der denn?

Ich stütze mich auf den Armen ab und schaue nach oben.

“Was ist?”

“Na endlich reagiert mal einer von euch beiden.”

Von Lyserg kommt als Antwort nur ein leises Knurren. Er kann ihn also nicht leiden. Gut zu wissen.

“Sag mal Junge, was führst du denn für ein Leben?”

Leicht irritiert sehe ich ihn an. Was meint er damit?

Achso, meine Narben, sag das doch gleich.

Ich schaffe es dann doch mich richtig aufzusetzen.

“Hatte mal ein paar Probleme. Aber die gehören der Vergangenheit an.”

Was denkt der denn jetzt von mir? Und spricht es nicht mal aus.

“Nein. Ich habe keine Drogen genommen, oder ähnliches. Man Lyserg! Lach nicht!”

Warum kugelt der sich jetzt?

Wenn er das öfter macht, kann ich mein Versprechen, seine Gedanken nicht zu lesen, nicht lange einhalten.

“Tschuldigung! Aber ich stell mir gerade vor, wie ein paar Junkies dich verprügeln.”

“Sag mal willst du unbedingt Tote?”

Als Antwort grinst er mich nur an.

Seufzend drehe ich mich von ihm weg und blicke wieder zu dem Lehrer. Irgendwie sieht der nicht gesund aus, so bleich, wie der ist. Und jetzt geht er einfach kopfschüttelnd.

Da sowieso nichts mehr kommt, lasse ich mich wieder nach hinten fallen.
 

Lyserg Pov
 

Muss die Schulglocke so laut sein?

Ich hab gerade so schön geschlafen…

Momentchen, Schulglocke?

Erschrocken reiße ich die Augen auf und schaue auf meine Uhr.

Sport verpennt. Na Klasse! Und das war ne Doppelstunde.

Ich schließe meine Augen wieder und fahre mit einer Hand einmal über mein Gesicht.

Was soll das denn jetzt? Warum hebt und senkt sich mein Kopfkissen?

Ich blicke vorsichtig nach oben.

Nein! Nur dass nicht!

Ich hab nicht wirklich ausgerechnet Hao als Kopfkissen missbraucht, oder?

Nur zur Sicherheit zwicke ich mich in den Arm.

Nein, ich schlafe nicht mehr.

Ich setzte mich richtig auf und blicke noch einmal zu Hao. Er scheint zu schlafen. Hoffentlich, sonst wird’s peinlich.

Langsam schüttele ich an seiner Schulter. Da das wie immer nicht hilft, fange ich an ihn auszukitzeln. Und siehe da, schon sitz er kerzengerade.

Etwas verschlafen sieht er mich an.

“Morgen…”

“Ne Abend. Sport ist eben zuende gegangen.”

Ah! Er wacht ja doch auf. Zumindest sieht er mich geschockt an.

……

Endlich zu Hause.

Hab das schon fast nicht mehr erwartet. Ist auch kein Wunder. Unser Lehrer hat uns noch ne Predigt vom Feinsten gehalten. Aber warum musste er unbedingt persönlich werden? Arsch!

Ich hätte Hao doch nicht zurückhalten sollen, als er ihn grillen wollte. Die Flamme in seiner Hand hat schließlich alles gesagt.

Im Moment stehe ich mal wieder in der Küche und mache Abendbrot.

Hao hatte sich gleich aufs Sofa geschmissen. Kein Wunder, er war ganz schön geschafft.

Als ich die Teller auf den Tisch stelle, öffnet er kurz seine Augen, schließt sie aber gleich wieder.

“Lass mich wenigstens auch mit auf die Couch.”

Leicht grummelnd setzt er sich auf. Das hab ich zwar nicht so gemeint, aber wenn er will. Ich hätte nichts dagegen gehabt, zur Abwechslung mal für ihn Kopfkissen zu spielen. Das sollte ich ihm nur nicht sagen.

“Sag mal, Lyserg…”

Ich blicke auf, als ich Hao´s Stimme höre.

“… warum hast du mich eigentlich aufgenommen?”

Was soll ich denn jetzt darauf antworten?

“Ich konnte dich da einfach nicht liegen lassen. Da ist wohl meine soziale Ader mal wieder vorgekommen. Oder anders gesagt, ich hab keinen Schimmer.”

Er hebt den Kopf wieder und blickt mich ganz erstaunt an.

“Was denn? Ist wirklich so.”

Jetzt sieht er leicht verletzt aus, nicht sehr, aber man kann es sehen.

Hao Pov
 

Ich könnte…

Nein Hao, du bringst deine Mitschüler nicht um!

Was baggern diese Mädchen mich auch die ganze Zeit an?

Man kann doch wohl erwarten, dass die Welle der Begeisterung nach zwei Monaten abflacht. Aber nein, es wird sogar noch schlimmer!

Ich schaffe es im Moment nicht einmal Lyserg zuzuhören, wie er versucht mir die Binomischen Formeln zu erklären.

Könnten die Schnattertaschen nicht mal in der U- Bahn die Klappe halten? Ist ja schlimm. Vor allem, weil sie fast neben uns stehen.

Was müssen wir auch gerade zur Hauptverkehrszeit Schulschluss haben?

Ich hab zwar noch einen Sitzplatz ergattern können, aber Ly muss neben mir stehen.

Leise seufze ich und versuche mich wieder zu konzentrieren. Was gar nicht so leicht ist, möchte ich hier mal anmerken.

Als Lyserg zum nächsten Thema ansetzt, macht die Bahn einen Schlenker.

Eigentlich müsste man es doch schaffen, das Gleichgewicht zu halten, oder?

Ly schafft es auf jeden Fall nicht. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, wie er auf meinem Schoß liegt. Hoffentlich bemerkt er jetzt nicht, dass ich einen leichten Rotschimmer angenommen hab.

Ich hab doch gar nicht gesagt, dass du aufstehen sollst! Schnell greifst du wieder nach der Haltestange.

Kurz blicke ich zu dir auf und fasse dann einen Entschluss, der mir unter Umständen das Leben kosten könnte.

Ich stopfe den Block, den ich in der Hand habe, in meine Tasche. Lyserg sieht mich sehr erstaunt an. Wen wundert’s?

Vorsichtig lege ich einen Arm um ihn und ziehe ihn an mich. Er scheint zu geschockt zu sein, um sich zu bewegen. Zumindest wert er sich nicht, auch nicht, als er auf meinem Schoß sitzt.

“Hao… Was…?”

Das hat aber gedauert.

“Reine Sicherheitsmaßnahme. Sonst erschlägst du noch jemanden, wenn du umkippst.”

Ich verstärke den Griff etwas, sodass du dich an mich lehnen musst.

Hey! Es ist ja auf einmal so ruhig hier.

Die Mädels schauen nur geschockt zu uns. Und auch die drei Oma´s, bei denen ich sitze haben ihr Kaffeekränzchen unterbrochen.

Himmlische Ruhe.
 

Lyserg Pov
 

Gar nicht so ungemütlich hier.

Genießerisch schließe ich die Augen und lasse mich für den Moment fallen. Ich fühl mich im Augenblick sauwohl.

“Sie haben aber einen netten Freund.”

Die Stimme lässt mich in die Realität zurückkehren. Von wo kam die überhaupt?

Ah! Die Oma, die neben uns sitzt.

Ich kann nicht anders, aber ihr warmes Lächeln steckt mich doch glatt an.

“Da müssen sie aber aufpassen, dass er ihnen nicht weggenommen wird.”

Was?

Was meint sie denn damit! Doch nicht etwa…

Hao muss sich ein Lachen verkneifen. So ein Mist aber auch, dass ich keine Gedanken lesen kann! Jetzt könnte ich´s gebrauchen.

“Ich muss ihr Recht geben. Du siehst wirklich aus, wie ein Mädchen.”

Mensch Hao! Kannst du das nicht laut sagen? Ich bekomm ja sofort eine Gänsehaut, wenn ich deinen Atem an meinem Ohr spüre.

“Ähm… Entschuldige, aber ich bin kein Mädchen.”

Die Oma sieht mich ganz schön geschockt an. Also so sehr weiblich seh ich nun auch wieder nicht aus, oder?

“Also Hildegard, das ist doch eindeutig zu erkennen.”

Die Oma uns gegenüber meldet sich auch mal zu Wort.

Leicht irritiert blicke ich zu ihr. Ich hab kein gutes Gefühl dabei. So wie sie eben gesprochen hatte, könnte man ja sonst was denken! O.K. ich sollte das Denken wirklich den Pferden überlassen.

Aber die Oma lächelt wirklich komisch. Und jetzt sieht sie auch noch Hao so komisch an.

“Aber eigentlich nimmt ja der Junge, das Mädchen auf den Schoß.”

Jetzt muss ich aber loslachen.

“Wa~s?”

Das ist gut. Hao als Mädchen.

Als ich zu ihm blicke, sieht er schon fast verzweifelt aus.

Und die Oma? Die sieht uns nur verständnislos an.

Ich höre, wie Hao noch einmal durchatmet.

“Ich muss sie enttäuschen.”

Man, ist er angespannt. Kein Wunder, ich bin bei solche Bezeichnungen ja auch nicht sehr ruhig.

“Oh! Das tut mir leid. Ich dachte, wegen den langen Haaren…”

Ich glaub, jetzt dreht er durch. Seine Haare sind schließlich sein Ein und Alles.

“Nein, Ich trage sie schon immer so.”

Oh, die Oma lebt ja doch noch.

“Also Mädels. Ihr seid heute etwas neben der Spur, kann das sein?”

Und die Dritte im Bunde. Na, was für´n Blödsinn kommt von dir?

“Es ist doch eindeutig zu erkennen, dass die Beiden Jungs sind. Allein schon an der Schuluniform.”

Ich höre zwei erstaunte Zustimmungen. War doch gar nicht so schwer.

“Aber zwei Jungs, dass darf doch nicht sein.”

“Kann man das nicht auch anders sagen?”

Hao´s Griff festigt sich. Aber das ist mir gerade so schnuppe.

“Und nur, dass Sie´s wissen, wir haben nichts miteinander!” Leider!

So aufgebracht war ich noch nie. Ich brüll die Oma ja fast an!

“Lyserg! Reg dich ab!”

Wie kannst du denn jetzt bitte noch ruhig bleiben?

Entnervt lehne ich mich zurück an Hao. Aber richtig ruhig bin ich noch lange nicht.

Da fällt mir ein…

Ich schiebe meinen rechten Ärmel ein Stück hoch.

Ich hab ja noch mein Pendel. Ein Stück rolle ich es ab und lasse es hin und her schwingen.

Schade eigentlich, dass ich nie so richtig gelernt habe, damit zu töten.

Doch Hao legt eine Hand auf meinen Arm und drückt ihn wieder auf meinen Schoß.

“Normalerweise ist das doch meine Aufgabe.”

Ich blicke erstaunt zu Hao. Das Thema hat er ja schon ne Ewigkeit nicht mehr angekratzt.

“Ich versuche doch alle umzubringen und du willst mich davon abhalten.”

Langsam schließe ich meine Augen und lehne mich wieder richtig an.

“Hast Recht.”

Hao Pov
 

Scheiß Kälte!

Nicht genug, das Winter ist und draußen ein halben Meter Schnee liegt. Nein zu allem Überfluss muss auch noch die Heizung ausfallen.

Ich hasse den Winter!

Verdammte Kälte!

Wo ist der schön warme Sommer geblieben?

Bu~hu!

Ich fang jetzt aber nicht an zu heulen.

Was kann ich denn dafür, dass ich eine extreme Frostbeule bin?

Nichts! Siehste!

Ich könnte eigentlich ein Feuerchen entfachen. Dann wird’s etwas wärmer.

Aber leider pennt mein Geist -schätz ich mal, wüsste nicht, was er sonst treiben sollte- und außerdem hat Lyserg mir Flammen innerhalb der Wohnung strengstens verboten.

Ich fackle schon nicht die Wohnung ab, aber hier geht’s ums Prinzip, leider.

Noch ne Möglichkeit wär natürlich, zu Lyserg zu kriechen. Aber war wird er wohl davon halten?

Bestimmt nichts gutes, also fällt diese Option auch flach. Muss ja nicht sein, dass er wieder anfängt, mich zu hassen.

Aber es ist wirklich arschkalt!

Obwohl ich unter einer dicken Decke liege, zittere ich wie Espenlaub.

“Hao?”

Irritiert blicke ich auf. Hab ich mir das nur eingebildet?

Nein. Lyserg steht an der Tür. Er hat sich in seine Decke gemummelt und scheint nicht weniger als ich zu frieren.

“Ist dir auch so kalt?”

Nein, ich zittere hier aus Spaß herum. Doch als Antwort nicke ich nur.

“Kann… Kann ich mich zu dir legen?”

Wa…

Nein Hao, keine Freudensprünge.

Aber wie er so verlegen zur Seite guckt, ist einfach nur supersüß. Scheiße, hats mich erwischt.

“Klar. Warum auch nicht?”

Erleichtert blickt er zu mir auf und lächelt.

Ich hebe die Decke etwas an und schon ist er unter diese geschlüpft.

Bin ich dein Kuscheltier? Ist ja auch egal. Ich lege einen Arm um dich und zieh dich noch etwas näher an mich.

“Danke.“

“Ist schon gut.“

Es dauert auch nicht lange und du bist eingeschlafen. Eine Weile beobachte ich dich noch, bevor auch ich abdrifte.
 

Lyserg Pov
 

Gä~hn…

Hab ich gut geschlafen.

Noch halb schlafend, kuschel ich mich in mein Kopfkissen. Bewegt es sich nicht etwas? Na egal.

“Morgen, du Schlafmütze.”

Verschlafen blicke ich auf.

“Hao?”

“Wer sonst?”

Hä? Schlaf ich noch?

Ich lege meinen Kopf wieder auf seine Brust und schließe meine Augen.

Dann spüre ich, wie etwas über meinen Rücken streicht. Es ist angenehm.

Nach kurzer Überlegung blicke ich wieder nach oben.

“Schlaf ich nicht mehr?”

Hao sieht mich vollkommen überrascht an. Ich weiß, dass es sich komisch anhört, aber ich bin mir gerade nicht ganz sicher.

“Weiß nicht. Aber ich glaube schon, dass ich wach bin.” antwortet er grinsend.

Es dauert noch etwas, bis mir wieder einfällt, warum ich hier bei Hao liege.

Um das Beste aus der Situation zu machen, kuschel ich mich wieder an ihn.

“Lysi? Es ist gegen zehn. Wir sollten doch mal aufstehen.”

Erschrocken reiße ich die Augen auf, bevor mein Gehirn alles verarbeitet hat.

“Trottel! Es ist Samstag.”

“Weiß ich doch.”

Verwirrt blicke ich in sein Gesicht.

“Und warum willst du dann aufstehen?”

“Ich wollte nur testen, ob du wirklich wach bist.”

Ich lasse meinen Kopf wieder auf seine Brust sinken.

“Nein, ich schlafe noch.”

Er muss leicht auflachen. Doch das juckt mich gerade nicht. Es ist einfach nur gemütlich.

Vor allem das angenehme kribbeln, das seine Hand auf meinem Rücken hinterlässt, möchte ich im Moment nicht missen.

Ich fange an, kleine Kreise aus seiner Brust zu malen. Was soll ich auch sonst machen?

“Das kitzelt.”

Mein ganzer Körper wird von einer Gänsehaut bedeckt, als sein warmer Atem mein Ohr streift.

Doch ich denk nicht daran, aufzuhören. Irgendwas muss ich halt machen, sonst machen meine Hände, was sie wollen. Und das will ich im Moment lieber nicht riskieren.

Auch wenn ich gerne wüsste, wie Hao darauf reagiert.

Ich blicke wieder zu ihm auf und er schaut zurück.

“Ist was?”

Ich schüttel nur den Kopf und mach es mir wieder gemütlich.

Hao Pov
 

Er sieht aus, wie ein Engel. Immer.

Ob ich es ihm sagen sollte? Lieber nicht. Am Ende schmeißt er mich sonst noch raus.

Aber lange kann ich es ihm nicht mehr verheimlichen.

Warum musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben? Ausgerechnet in meinen besten Freund, wie ich ihn mittlerweile ungelogen bezeichnen kann.

Hab ich überhaupt eine Chance bei ihm? So, wie er sich im Moment aufführt, ja. Aber kann ich mich darauf verlassen?

“Hey! Wo schwirrst du denn rum?”

Verwirrt blicke ich zu dem süßen Etwas in meinen Armen.

“Was meinst du?”

Er fängt an zu lächeln. Ich glaub dieses Lächeln war das Erste, in das ich mich bei ihm verliebt habe.

“Du hast mich eben richtig verträumt angesehen.”

Ne oder?

Au Schitt!

Ich verrate mich hier wirklich selbst, man bin ich blöd.

Rausreden, rausreden, nur wie?

Er blickt mich erwartungsvoll an.

Also, wo bleibt die verdammte Ausrede?

“Ich hab nur überlegt.”

Was besseres fällt mir nicht ein und es ist immerhin die halbe Wahrheit.

“Und worüber?”

Sag mal, ist dir gerade klar, dass du mich in die Enge treibst? Wenn du weiter mit diesem Blick fragst, geb ich doch alles preis.

“Nichts wichtiges.”

Bitte frag nicht weiter.

“Sagst du mir auch, was genau?”

Nicht den Dackelblick! Du bist gemein! Ich will nicht!

Notlüge! Komm her! Egal was!

Eigentlich könnte ich auch die Wahrheit sagen, dann bin ich es wenigstens los. Und ich weiß, wie er dazu steht.

Aber andererseits, kann ich ihm bei nem Korb nicht mehr unter die Augen treten.

Während ich überlege, heftet mein Blick immer noch auf Lyserg. Und er sieht mich erwartungsvoll an.

Ich seufze und er hebt nur eine Augenbraue.

Was solls? Mehr als schief gehen kann’s nicht.

Irgendwann zwischendurch hab ich auch aufgehört, ihm über den Rücken zu streichen.

Ich blicke aus dem Fenster, nur um seinen Blick nicht entgegnen zu mussten.

“Ich hab nur überlegt, wie ich einer bestimmten Person sage, dass ich mich in sie verknallt habe.”
 

Lyserg Pov
 

Hao?

Verliebt?

Ob vielleicht ich…?

Nein, bestimmt nicht.

Ich sollte aufhören, in meiner Traumwelt zu leben. Das ist die Realität!

“Und wer ist es?”

Das meine Stimme etwas verletzt klingt, bildest du dir nur ein, klar?

O.K. du hast es doch mitbekommen.

“Versprichst du mir, mich nicht zu schlagen, umzubringen, auszulachen, oder ähnliches?”

Er blickt mich irgendwie sehr eingeschüchtert an.

Aber warum sollte ich ihn umbringen? Höchstens die Entsprechende.

Ich schlucke und atme noch einmal tief durch.

“Versprochen!”

Ich kann richtig sehen, wie er so mit sich selbst kämpft.

Ist sie denn so schlimm?

Jeanne wird’s ja nicht sein, oder? Oder vielleicht Anna?

Oh, je, ich will’s mir gar nicht vorstellen.

Jetzt blickt er mir unerwartet fest in die Augen.

Irgendwie hab ich Angst vor der Antwort, aber ich will es ja auch wissen.

“…du…”

Hab ich mich jetzt verhört?

Er hat so leise gesprochen, dass ich mir nicht sicher bin.

Und zu allem Überfluss blickt er jetzt auch wieder aus dem Fenster.

Was soll ich denn darauf antworten?

Auch ich bin sehr leise geworden.

Leicht verletzt blickt er mich an. Hab ich mich doch nicht verhört?

“Du.”

Diesmal war es etwas lauter.

“Ich hab doch gesagt, du sollst dich aus…”

Da hat jemand seinen Fuß von meinem Schlauch genommen.

Mein Blick bleibt auf Hao haften.

“… ehrlich?”

Er hat einen gerade noch nicht ungesunden Rot-Ton angenommen.

Langsam nickt er.

“Bitte sieh mich an.”

Erst zeigt er keine Reaktion, doch dann dreht er seinen Kopf wieder in meine Richtung.

Ich kann nicht anders, ich muss ihn einfach anlächeln.

“Bitte, mach mir keine Hoffnung, wenn du meine Gefühle nicht erwiderst.”

Hat er etwa Angst?

“Lass mich doch erst mal antworten.”

Jetzt blickt er mich fester an.

Ich stütze mich auf meinen Ellenbogen ab und beuge mich leicht vor.

Als sich unsere Lippen fast berühren, halte ich inne und blicke in zwei braune Augen, in denen ich fast versinke.

“Ich mache dir keine unnützen Hoffnungen.”

Wieder wirkt er sehr verletzt.

“Hao! Ich… ich liebe dich auch.”

Ich überbrückte die letzten Millimeter bis sich unsere Lippen trafen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (37)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Lorne_Malvo
2009-06-13T10:44:48+00:00 13.06.2009 12:44
*blinzel*
...
...
*blinzel*
ich seh grad, das ist abgeschlossen? ô.o
Ähm, irgendwie macht mich das traurig .__ .
na ja, aber das war sooooooo süß >///////<
Von: abgemeldet
2009-02-27T21:06:34+00:00 27.02.2009 22:06
Ja klar~ genau jetzt hörst du auf! Belief it or not, ich hab das alles am Stück weg gelesen xD Du musst bloß weiterschreiben, ja? Ich mag deinen Schreibstil, ist mal was Besonderes. Erinnert mich an den Anfang von Anne Rice' Das Hohelied des Blutes, die hat da einen ganz ähnlichen Stil...
Komm ich auf ENS-L? *-*
Von:  Lesemaus
2008-11-22T19:41:13+00:00 22.11.2008 20:41
Kawai! Wie süß>-<
Hast du richtig toll geschrieben, aber warum hörst du auf?????
*Ganz traurig ist*
Schreib bitte schnell weiter^^
Hört sich klasse an^^
Von: Lorne_Malvo
2008-11-22T12:26:43+00:00 22.11.2008 13:26
Yu!! xDD
Ne, oder?

Von: Lorne_Malvo
2008-11-22T12:21:00+00:00 22.11.2008 13:21
(\OoO/)
Alle man(n) in deckung!
Crazy Fan-Girlis! xDDD
Aber das war mal wieder ein süßes kappi. <//3
Von: Lorne_Malvo
2008-11-22T12:16:05+00:00 22.11.2008 13:16
WAII~~♥
Von: Lorne_Malvo
2008-11-22T12:11:12+00:00 22.11.2008 13:11
WoW, das hat was echt süßes an sich. ^//^
ich les sofort weiter. ^0^
Von: Lorne_Malvo
2008-11-22T11:43:58+00:00 22.11.2008 12:43
O-O
Intressantes Pairing, warum seh ich die FF erst jetzt?! Q_Q
Das klingt wirklich sehr intressant, ich les sofort weiter. xD
Von:  ShiroiKaze
2008-11-22T08:51:35+00:00 22.11.2008 09:51
ach *.*
endlich haben sich die beidden ihre liebe gestanden.
wurde auch langsam mal zeit ^^
das kapitel fand ich super
hoffe du schreibst schnell weiter ^^
bye bye Shi_no_Luzifer
Von:  Rumina-Larissa
2008-11-22T06:57:01+00:00 22.11.2008 07:57
Hi,
demlde mich dan mal wieder
... und köstlich ist wohl das treffendste Wort =P

Hab mich fast scheckisch gelacht wie Hao mit sich ringen durfte, aber mei Notlügen und alles andere kommen in solchen Momenten natürlich nicht... bzw halte ich Lyserg für den clevereren.

Und wie der Hao dan auf die Folter gespannt hatte *-*

Nja aufjedenfall was mir hier aufgefallen war ist dass das Kapitel sehr bildlich gehalten war. Weil du gut auf Haos Mimik eingegangen bist ^.-


> Ich hab diese FF eigendlich nur geschrieben, damit sich evt. auch mal andere an das Paaring rantrauen.

= ok schon getan *bibber hat*


Zurück