Weil du da bist - Part One von Rajani (Kai x Tyson - düstere Schatten in Kais Leben machen eine neue Beziehung schwer) ================================================================================ Prolog: Das Gefühl, hilflos zu sein... -------------------------------------- Ein Lächeln, eine zarte Berührung... Die Kunst der Verführung beherrscht er perfekt. Ich gebe mich ihm hin, bin glücklich darüber. Das war es doch, was ich wollte. Ihm gehören... von ihm geliebt zu werden. Dass ich ihn kaum kannte, sein Charakter mir unbekannt, war mir egal. Mir war nur wichtig, dass ich bei dem Mann sein konnte, den ich liebte. Aber für das Erste, war es das auch schon gewesen. Ich versuche noch einmal seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und ich habe Erfolg. Der Mann, den ich liebe, hält mich auf und nimmt mich mit sich. Er führt mich in sein Zimmer. Ich bin froh, aber auch überrascht, dass es so schnell geht. Er hat eine ganz eigene Art, Atmosphäre zu verbreiten und die Stimmung auf Hochtouren zu bringen. Es ist eigentlich sogar ganz einfach: Er zündet eine Menge Kerzen auf Kerzenständern an, die allesamt nach wilden Kirschen duften. Dem hinzu kommen die ganzen weißen Lilien die in dem Raum stehen, der ansonsten kahl und kalt ist. Das einzige, was diese romantische Atmosphäre stört, ist das große Bücherregal mit nur einem Buch, ein weiteres Regal und der Fernseher in einer Ecke. Die Stereoanlage stört überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie verstärkt die Atmosphäre nur, weil er eine CD auflegt, die ungemein gut zur Situation passt. Er flüstert mir zärtlich ins Ohr, wie böse ich doch eben war, weil ich weglaufen wollte. Ich kann nicht anders, will mich nur noch hinlegen und ihn gewähren lassen. Er lässt es geschehen und ich lasse mich auf das Bett in der Mitte des Raumes sinken. Er beginnt damit, mich zu küssen und mir die Klamotten auszuziehen. Zärtlichkeit scheint seine Priorität zu sein. Die sanften Küsse machen mich fast wahnsinnig. Wenn er doch nur nicht so zärtlich wäre... Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was noch auf mich zukommen würde. Plötzlich verlor er seine Zärtlichkeit... und ich meine Unschuld.... Für das, was er mir in dieser Nacht angetan hatte, habe ich ihn gehasst. Er nahm mir nicht nur meine Unschuld. Nein. Er hat mir auch den Boden unter den Füßen weggerissen, als er sagte, ich würde ab jetzt nur ihm gehören und niemand sonst sollte mich haben, geschweige denn lieben dürfen. Damals wusste ich nicht, was das heißt, aber heute weiß ich, dass es eine Drohung war. Außerdem hat er damit meine Zukunft festgelegt. Ich sollte Sein sein. Für immer. Ich dachte damals noch, das wäre das Beste, was mir passieren konnte. Schon weil Boris und die Abtei an sich sowieso so ungerecht waren. Heute ist mir klar, dass es das nicht war. Ganz im Gegenteil: Es war das Schlimmste, was mir passieren konnte. Dagegen waren die Lehrmethoden von Boris das kleinere Übel. Langsam habe ich das auch kapiert, aber es dauerte fast fünf Jahre, bis ich wirklich realisiert hatte, was er mir antat... Aber eines habe ich immerhin schon früh verstanden... Was es heißt, hilflos zu sein. Ich war hilflos. Ich hatte Angst. Ich war machtlos ihm gegenüber. Er konnte, wie er wollte, über mich verfügen. Oder sollte ich lieber sagen, über meinen Körper? Ich war doch nur ein Spielzeug. Ein Spielzeug, an dem er seine Macht ausüben konnte. Ich bin zwar nicht gut mit Worten, aber ich weiß, wie man das umschreiben kann, was er mir angetan hat. Machtausübung, Nötigung, Erniedrigung, Ausnutzung, Peinigung und noch mehr... Aber die Hilflosigkeit kann ich nicht umschreiben. Ich war hilflos und ich bin es immer noch. Und ich werde es auch bleiben. Nur sieht es keiner. Was mich auch nicht im Geringsten wundert. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, meine Gefühle zu überspielen. Was die anderen in meinem Gesicht sehen wollen, ist nie die Wahrheit. Sie sehen nie das, was ich wirklich fühle. Ich sage auch nie, was ich fühle. Auch nicht, was ich wirklich denke. Ich sage zwar meine Meinung, aber nicht was ich fühle. Vielleicht ist das besser so. Die, die sich meine Freunde nennen, sollen weiter glauben, ich sei stark. Das hilft mir und ihnen wohl auch, wo sie doch selber jeder ihr Päckchen zu tragen haben. Warum sollen sie sich dann auch noch um mich Sorgen machen. Außerdem ist das alles schon viel zu lange her. Ich habe bestimmt keine Ansprüche mehr darauf, irgendwelche Rechte geltend zu machen. Und wozu überhaupt? Damit er mir später nur noch mehr wehtut? Nur, weil ich ihn der sogenannten gerechten Strafe zugeführt habe? Das würde letztendlich doch alles nur verschlimmern... Dann taucht er plötzlich wieder auf. Ist zärtlich, wie er es immer war. Und niemand ist hier, um mir zu helfen. Es geschieht wieder. Diesmal am Tage. In einem Gebäude, wo die Menschen tagtäglich ein und aus gehen und niemand kann mir helfen. Niemand... Und das nur wegen dem Umstand, dass ich in meiner Wohnung allein bin. Ich teile mir die Wohnung mit Tyson, aber der ist nicht hier. Ich bin wieder so hilflos... Ich kann nichts gegen ihn tun. Schrei! Schrei doch! Aber es wird dich niemand hören! Wie recht er doch hat. Niemand hört mich. Es fängt wieder von vorne an. Fast fünf Jahre später geht es von Neuem los. Er stürzt mich wieder in einen Abgrund, aus dem ich nicht allein herauskommen kann. Hört das denn nie auf? Bin ich denn wirklich an ihn gebunden? Warum nur? Wieso passiert das ausgerechnet mir? Warum kann ich mich nie allein wehren?? ... Weil ich Angst habe. Angst davor, dass er mich wieder schlägt, weil ich ihm nicht gehorche. Wieso ist nie jemand da, wenn er mir wehtut? Plant er das alles? Schickt er jeden weg, der ihn stören könnte? Er weiß genau, was er tut... Er weiß genau, wie er mich verletzen kann. Und was tu ich? Aus Angst vor Schlägen lasse ihn gewähren. Ich lasse es geschehen... Diese verfluchte Hilflosigkeit! Doch plötzlich wird sein Plan zunichte gemacht, noch bevor er richtig begonnen hat. Tyson ist da. Aber es wäre mir doch lieber, wenn mir jemand helfen würde, den ich nicht so gut kenne. Dass es Tyson ist, der ihn zur Rede stellt und aus der Wohnung jagt, beunruhigt mich. Er, der mich zu kennen glaubt, lernt plötzlich mein wahres Ich kennen: hilflos, verängstigt, introvertiert, verletzlich, verloren und vor allem gebrandmarkt... Gott, wie wird er das aufnehmen? Kann er damit überhaupt umgehen? Wird er meine Hilflosigkeit nicht ausnutzen? Ich will nur noch eins: Hier weg! Ich will niemanden mehr sehen! Ich will allein sein! Völlig allein! Nachdenken, mich verstecken, weinen... Alles das, was ich brauche, was mir hilft. Hilft es denn wirklich? Hilft es mir, wenn ich mich verstecke und weine? Es hat mir immer geholfen. Warum nicht auch jetzt? Jetzt, wo alles wieder hochkommt, so als wäre es gestern gewesen, als er damit angefangen hat. Ich laufe davon. Verstecke mich, schließe mich ein. Ich werde nicht hervorkommen. Ich falle tief. Wieder einmal. Ich falle und ich weiß, dass mich niemand auffangen wird. Weil es niemand kann und weil niemand da ist. Ich höre nicht auf das, was Tyson sagt. Ich komme nicht raus. Ich komme aus diesem Loch hier nicht raus. Ich lasse niemanden hier her. Ich brauche keine Hilfe... Ich will das allein können. Ich muss damit allein fertig werden. Vor fünf Jahren habe ich das auch gekonnt... Hilfe... hilft mir denn niemand? Ich schaffe es nicht. Es ist aussichtslos. Was ich früher konnte, kriege ich jetzt nicht mehr hin. Warum? Wieso komme ich allein nicht mehr klar? Ich komme aus dem Abgrund nicht mehr raus. Und warum hämmert Tyson schon wieder gegen die Tür? Er soll mich in Ruhe lassen! Ich will jetzt niemanden sehen! ... Was rede ich da? Ich gehe doch von ganz allein nachts aus dem Zimmer. Aber auch nur nachts, wenn Tyson schläft. Es hilft mir ein bisschen, dass Tyson etwas zu Essen stehen lässt. Ich habe keinen Hunger, aber etwas essen muss ich ja. Noch bin ich nicht soweit, dass ich verhungern will. Obwohl, wenn das so weitergeht... Ich komme damit nicht mehr klar. Ich verstehe nicht, warum Boris ausgerechnet ihn mitbringen musste. War das Zufall oder wusste er, dass ich hier bin? ... Ja natürlich wusste er das! Boris war doch vor drei Jahren noch hier und wollte die BBA übernehmen. Als er zurück gegangen ist, muss er ihm davon erzählt haben. Ich könnte ihn verfluchen! Hätte ich das doch bloß geahnt... Verdammt, ich halt das nicht mehr aus! Tyson, du musst mir helfen... Ich habe nie etwas anderes als strenge Disziplin und harte Schläge kennen gelernt. Das würde kurz und prägnant mein unterkühltes Verhalten erklären. Und sicher auch, dass ich nicht weiß, was Liebe eigentlich ist. Ich meine richtige Liebe. Schläge und Drohungen sind es nicht, das habe ich gelernt. Aber was ist es dann? Zärtlichkeit? Das gehört dazu, das weiß ich. Aber was noch? Ich will wissen, was Liebe ist. Ich bin sogar so mutig, zu sagen, dass ich einmal erfahren möchte, wie es ist, geliebt zu werden. Was ich damals als Liebe empfunden habe, war nichts anderes als platonische Liebe. So steht es jedenfalls in jedem normalen Lexikon. Einseitige Liebe... Das will ich aber nicht mehr. Ich möchte wissen, wie es wirklich ist. Auch wenn ich alles neu lernen muss. Was damals von der anderen Seite kam, war nicht einmal Liebe. Es war nur der Drang seine Macht auszuüben. Zu zeigen, wer der Herr ist und wer der Diener... Ich will das nie mehr erleben. Und ich will auch nicht mehr allein sein, mit meinen Ängsten. Ich brauche jemanden, der mich versteht. Jemanden, der mich so nimmt, wie ich nun einmal bin. Gekennzeichnet durch einen Menschen, der ein Spielzeug aus mir gemacht hat. Ein willenloses Püppchen, mit dem er machen konnte, was er wollte. Ich brauche jemanden, der mir zeigt, was Liebe ist. Ich habe Tyson mal die Frage gestellt, was er unter Enttäuschung versteht. Er hat mir eine überraschend kluge Antwort gegeben: Enttäuschung ist für mich, wenn ich jemanden liebe, er meine Gefühle aber nur ausnutzt. Damit hat Tyson eigentlich präzise gesagt, was mir widerfahren ist. Ich habe ihn geliebt und er hat das ausgenutzt. Ich hab auch nie gelernt, über meine Gefühle und Ängste zu reden. Wem hätte ich das denn erzählen sollen. Es hätte mir niemand geglaubt. Deshalb fällt es mir umso schwerer Tyson die ganze Geschichte zu erzählen. Zumal es doch recht viel ist. Es waren immerhin fünf Jahre in denen ich das alles ertragen musste. Ich habe Angst, dass ich wieder allein gelassen werde. Dass Tyson mich allein lässt mit allem, weil er damit selbst nicht klar kommt. Ich will nicht allein gelassen werden. Wer weiß, was ich dann mache... Ich versinke im Morast und komme nicht mehr heraus. Ich brauche eine Hand die mich hochzieht. Jemanden, der mich auffängt wenn ich wieder falle. Jemanden, der mich einfach akzeptiert und über meine Vergangenheit hinwegsieht. Der mit mir redet, wenn es sein muss, wenn der Zeitpunkt kommt, an dem ich reden will. Ich brauche deine Hilfe, Tyson. Das weiß ich jetzt... Eine ziemlich späte Erkenntnis... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)