Weil du da bist - Part Two von Rajani (Lew ist zwar weg... aber heißt das auch freie Bahn für Ty...?) ================================================================================ Kapitel 3: Natalie ------------------ Ein paar Tage darauf hatten sich alle sechs wieder zusammengefunden um einen Tag mitei­nander zu verbringen. Gemeinsam liefen sie durch die Straßen Tokyos, Kai vorne weg und Tyson und der Rest hinter ihm. Außer Kai redeten sie alle. Er sah sich nur um und war froh mal wieder heraus zu kommen. Mann, ich war die letzten Wochen überhaupt nicht draußen... Kein Wunder. Wie auch, wenn ich so fertig bin. Er blickte einen kurzen Moment hinter sich und erhaschte einen Blick auf das fröhliche Lächeln Tysons. Ja, lach du nur. Ich hab's irgendwie verlernt. Seit ich Lew wirklich misstraue hab ich nicht mehr richtig gelacht. Na okay, aber das war nicht echt. Das war doch alles Show. Mein ganzes Leben ist seitdem eine einzige Maskerade. Komisch, dass es den anderen nicht auffällt. Kai seufzte. Tyson be­merkte es und fragte ihn sofort, was los sei. „Nichts. Was soll denn sein?“, sagte Kai. „Das sagst du jedesmal, wenn ich dich frage! Wieso sagst du mir nicht, was los ist?“, fragte Ty­son. „Was soll ich dir denn sagen? Wenn nichts ist, kann ich dir auch nichts erzählen. Oder willst du hören, dass ich mein Leben als Maskerade euch gegenüber empfinde?“, fauchte Kai. So langsam nervte es ihn, dass Tyson ständig alles von ihm wissen wollte. „Was?“ Hi­lary sah ihn fragend an. „Empfindest du das wirklich so?“, fragte Ray. „Ich glaub, jetzt seid ihr aber übergeschnappt! Das glaubt ihr doch nicht, oder?“, fragte Kai skeptisch. „Doch, schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du lügst.“, sagte Max. Wie jetz'? Ich glaub, es hackt! Was soll der Mist! Die machen sich doch sonst keine großen Sorgen um mein „Befin­den“! Was ist los mit denen? „Kai. Sag mir jetzt, ob das wahr ist.“ Tyson klang ernst. „Nein! ... Mein Gott, ihr glaubt auch alles!“, sagte Kai und ging weiter. Kenny atmete er­leichtert auf. „Und ich dachte schon, wir müssen uns jetzt Sorgen um dich machen...“ Tyson sah ihn durchdringend an, als wollte er sagen: „Und ob wir das müssen!“, schaute dann aber Kai nach. Du lügst doch wieder. Wieso sagst du nie, was du fühlst...? Hilary sah sich plötz­lich um, als hätte sie etwas verloren und rannte dann zu einer Gasse. Die Jungs, außer Kai, sahen ihr nach. Als Hilary aufschrie, blieb er allerdings auch stehen und schaute sich nach ihr um. Plötzlich rannte Tyson auf ihn zu. „Komm mit! Da liegt ein Mädchen!“, sagte er und zerrte Kai mit sich zu der Gasse. Als Kai sie sah, blieb ihm fast das Herz stehen. Natalie?! Was macht sie hier? Ohne Worte ging er auf sie zu, prüfte den Puls und hob sie dann auf seine Arme. „Was hast du vor?“, fragte Hilary. „Wir nehmen sie mit. Ich kümmer' mich um sie.“, sagte er. Tyson sah ihn etwas skeptisch an. Er will sich um sie kümmern? Aber wir ha­ben doch gar keinen Platz dazu. Wo soll sie denn bleiben? Wieso nimmt er sie überhaupt einfach so mit? Es hätte doch gereicht, wenn er einen Krankenwagen gerufen hätte. Oder kennt er sie? Hat er etwa irgendwas mit ihr? Hat er ein Mädchen gefunden, mit dem er glücklich werden kann? Mit mir ist er sicher nicht so glücklich, wie er es mit ihr sein könn­te... Diese Alexandra hat Recht. Was kann ich ihm schon bieten? Nichts, außer einen Ersatz für ein Mädchen... Tysons Stimmung sank immer weiter, je mehr Kai sich um das Mädchen kümmerte. Nach fast einer halben Stunde kam er aus dem Schlafzimmer, wo er sie untergebracht hatte. Na­türlich zu Tysons Ärger. Ohne Worte ging er in die Küche und trank ein Glas Wasser. „Wie­so hast du sie mitgenommen?“ Tyson stand im Türrahmen und schaute ihn an. „Hätte ich sie etwa liegen lassen sollen?“ „Das meinte ich nicht. Es hätte doch gereicht, wenn einer von uns einen Krankenwagen gerufen hätte. Aber du musstest sie ja gleich mitnehmen! Kennst du sie etwa? Hast du was mit ihr?“, fragte Tyson und fing sich einen entsetzt fragenden Blick Kais ein. „Was? Was unterstellst du mir? Klar kenn ich sie, aber ich hab nichts mit ihr. Ich hab Natalie seit Jahren nicht mehr gesehen. Das letzte Mal war vor sechs oder sie­ben Jahren. Außerdem hab ich dazu gar keine Möglichkeit gehabt, weil ich die letzten Wo­chen doch eh hier drinnen war!“ Tyson ließ ein verächtliches Geräusch hören. „Dann hattest du halt was mit ihr. Dann ist das eben sieben Jahre her, na und? Aber da war was. Und du hast es mir nicht erzählt...“ Kai schüttelte ungläubig den Kopf. „Sag mal, was redest du da? Willst du mir jetzt etwa unterstellen, dich betrogen zu haben? Spinnst du? Als ich Natalie kennen gelernt hab, hab dich überhaupt noch nicht gekannt! Auch nicht, als ich aus der Abtei geflohen bin. Dabei hat sie mir sogar noch geholfen, danach hab ich sie nie wieder gesehen! Was denkst du dir eigentlich dabei, mir sowas zu unterstellen!“, erklärte Kai. Tyson sah betreten zu Boden. „Trotzdem. Du hättest ja mal was sagen können.“, murmelte er. Kai stellte das Glas ab und schüttelte Tyson im nächsten Moment. „Du bist ein Idiot! Wieso denkst du gleich daran, dass ich was mit einer alten Freundin hätte? Wieso glaubst du, hab ich dir wohl diesen Ring geschenkt?“, fauchte er. Tyson schaute ihn an. „Du tust mir weh.“ Kai ließ ihn sofort los. „Tut mir Leid. Aber trotzdem. Ich find das nicht gerade nett von dir.“ „Hey! Was ist los? Was schreit ihr hier so rum?“ Hilary war hinter ihnen aufgetaucht. „Nichts.“, murmelte Tyson. „Doch, du vertraust mir nicht. Aber ich soll dir vertrauen, oder? Kannst du mir mal erklären wie das gehen soll?“, sagte Kai ruhig, doch Tyson schwieg darauf. „Kai, sie ist wach. Ich versteh nur nicht, was sie sagt.“, sagte Hilary. Ohne ein Wort ging Kai an Tyson vorbei zu dem Mädchen namens Natalie. Natalie lag in Kais Bett und erhob sich ein Stück als er das Zimmer betrat. „Bleib liegen, Natalie!“, sagte er auf russisch. Sie schaute ihn fragend an. Woher kennt er meinen Namen? ... Irgendwie kommt er mir bekannt vor... Kai ging auf sie zu und setzte sich auf die Bettkante. „Wie geht es dir?“, fragte er. Natalie ging plötzlich ein Licht auf. Hiwatari? Hiwatari Kai? Ist er das wirklich? Natalie kam ruckartig hoch und packte ihn am Arm. „Du hast es geschafft? Konntest du fliehen?“ Kai stutzte. „Äh... Was?“ Enttäuscht ließ sie den Kopf hängen. „Achso! Ja, hab ich.“, meinte er dann und kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Natalie lächelte. „Ein Glück! Wie bist du hier hergekommen? Wie geht's dir?“, fragte sie. „Nati! Jetzt halt doch mal die Luft an. Stell nicht so viele Fragen. Hör doch erst mal zu.“, sagte Kai und drückte sie sanft ins Kissen zurück. „Wie geht es dir überhaupt? Das ist mir jetzt wichtiger.“ Sie seufzte. „Gut, wirklich.“ Kai sah resigniert zur Decke. Oh Mann, würde Tyson doch nur ein Wort russisch verstehen, er könnte mir sicher sofort sagen, ob sie lügt oder nicht... Es kann ihr nicht gut gehen. Sie lügt mich an. Nicht so, wie wir sie gefunden haben. „Nati, was ist passiert? Wir haben dich in einer Gasse gefunden. Wer hat dir das angetan?“, fragte Kai. Natalie schwieg und mied seinen Blick. „Nichts ist passiert.“ „Du benimmst dich genauso wie-“ ...ich. Ich benehme mich genauso! Ich will auch nicht darüber reden! ... Jetzt weiß ich wirklich, wie es Tyson geht... Trotzdem! Ich kann einfach nicht darüber reden!! „Wie? Wie benehme ich mich?“ „Wie ich... Du benimmst dich genauso wie ich.“, antwortete Kai. „Wie du? Achso, du redest nicht über das, was in Russland passiert ist, oder?“ Kai sah erschrocken auf. Woher... „Natalie! Was weißt du?“, fragte er. „Ich kann mich nicht genau erinnern, aber ich weiß, dass du ziemlich oft verletzt warst. Und die Wunden waren sicher nicht vom Training. Das ist mir klar, aber woher dann?“ Sie musterte ihn. „Kannst du dich an Lew erinnern?“, fragte Kai nur. Sie nickte. „Du kennst ihn ja sicher noch, dann kannst du dir Rest auch denken.“, meinte er. „Er hat dich damals so zugerichtet? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Er war doch immer so nett.“, sagte sie entsetzt. „...Mag sein, aber das war nur Show. Diese Nettigkeiten... Sie waren alle nicht echt. Ihn werde ihn übrigens nie wieder sehen.“, sagte er und sah erneut zur Decke. „Wie meinst du das?“ Natalie sah ihn skeptisch an. „Lew ist tot. Ist hier vom Dach gestürzt. Das ist aber schon 'ne Weile her.“, erklärte Kai kurz und stand dann auf. Natalies leises, erleichtertes Aufatmen ließ ihn zurückschauen. „Was ist? Hat er dir etwa irgendwas angetan?“, fragte Kai. „Nein, nie.“ „Sei froh... Ich lass dich jetzt allein.“, sagte er und ging. „Und? Wie geht es ihr?“, fragte Hilary sofort, kaum, dass Kai das Zimmer verlassen hatte. „Ganz gut, trotz der Verletzungen.“ Hilary war erleichtert. „Ich dachte schon, wir müssen sie ins Krankenhaus bringen...“ „Ist nicht nötig. Natalie geht's gut.“, sagte Kai. „Natalie? Kennst du sie?“, fragte Max. „Ja, sie ist eine Freundin aus Russland. Sie hat mir damals ge­holfen zu fliehen.“, erklärte Kai. „Sonst nichts!“, fügte er mit starker Betonung hinzu. Den Wink mit dem Zaunpfahl schien Tyson jedenfalls verstanden zu haben, denn er sah mürrisch zu Boden. Bei Kai löste diese Reaktion ein Lächeln aus. Du Kindskopf! Glaubst du wirk­lich, ich würde dich mit einem Mädchen betrügen, wenn ich doch dich liebe? Du bist so ein Idiot, aber vielleicht liebe ich dich gerade deshalb... Auch, wenn du ziemlich eifersüchtig bist! Kai behielt Natalie so lange bei sich und Tyson, bis es ihr besser ging. Inzwischen lief sie schon herum und kurzerhand bat Kai sie, Tyson zu erklären, in welcher Beziehung sie zuei­nander standen. Was leichter gesagt, als getan war, denn Kai musste ja für Tyson überset­zen, weshalb seine Chance, dass Tyson ihm glauben würde, sehr gering war. Doch Tyson schien die Erklärung zu akzeptieren. „Kai?“ Natalie stand im Wohnzimmer und trug Kais Kimono. „Wasch?“, fragte Kai mit der Zahnbürste im Mund. „Erstens, wie trägt man dieses Teil? Zweitens, kannst du mir bitte hel­fen? Und drittens, ich muss mit dir reden.“ „Moment. Bin gleich da.“, sagte Kai und ver­schwand wieder im Bad. In dem Moment erhob sich Tyson vom Sofa, auf dem er geschlafen hatte. „Guten Morgen.“ Natalies Stimme ließ ihn erschrocken zu ihr herumfahren. „Was?“, fragte er verständnislos. „Sorry, I forgot! Good Morning!“, sagte sie fröhlich. Wenigstens das verstand Tyson. „Ja, du mich auch...“, murmelte er. Wenigstens versteht sie kein Japa­nisch. Das wär's ja noch! „Kai?“ Knurrend schaute Kai aus dem Bad, den Mund voll Was­ser. „Ah, schon gut. Ich wollt' nur wissen, wo du bist.“, sagte Tyson. Kai knurrte und ver­krümelte sich wieder. Kurz darauf kam er heraus und half Natalie dabei, den Kimono anzu­ziehen. „Also, worüber willst du reden?“, fragte er, nachdem sie sich gesetzt hatten. „Ich.. hab dich letztens angelogen, als du mich gefragt hast, was passiert ist.“, gab sie zu. Kai ver­zog keine Miene, sondern wartete nur auf eine Fortsetzung. „Leonit hat mich und ein paar andere Mädchen hierher gebracht. Ich schätze mal illegal. Wir sollen hier ...“, erzählte Nata­lie, doch dann brach sie ab. Kai legte eine Hand auf ihre Schulter. „Schon gut... Ich hab ver­standen. Was ist passiert, bevor wir dich in der Gasse gefunden haben?“, fragte er. „Er hat mich verprügelt, weil ich nicht das gemacht habe, was er wollte.“, antwortete Natalie. „Wer? Dieser Leonit?“ „Nein. Einer meiner Kunden.“ Natalie senkte den Blick und ein paar dunkle Strähnen fielen ihr vor's Gesicht. Tyson beobachtete sie. Für ihn sah das ganze wie Pläne für eine Hochzeit schmieden aus. „Kai, wovon redet ihr?? Ich versteh kein Wort!“ Kai wandte sich genervt seufzend ihm zu. „Sie erzählt mir nur gerade, was passiert ist. Was machst du denn da so ein Gewese? Ich muss das nachher sowieso noch mal übersetzen. Ruf bitte die Polizei an.“, sagte Kai. „Wieso denn das?“, fragte Tyson. „Weil ihre Verletzung nicht von einem Sturz oder sowas sind. Jemand hat sie ihr zugefügt, also tu jetzt, was ich dir sage!“, erklärte Kai und wandte sich wieder Natalie zu. Schulterzuckend trottete Tyson zum Telefon. „Du bekommst Geld dafür, richtig? Dann hast du diesmal wohl nichts bekommen.“, sagte Kai. Natalie schüttelte den Kopf. Kai beließ es dabei und wandte sich wieder Tyson zu, der gerade auflegte. „Und?“ „Komm mit, dann erzähl ich's dir.“ Kai zog Tyson mit sich in die Küche. „Irgendwer hat Nati hierher geschmuggelt, damit sie als Prosti­tuierte Geld verdient, wovon sie dann etwa die Hälfte abgeben muss. Schätze ich mal.“, sag­te Kai. „Wie bitte? Wer macht denn sowas? Das ist doch nun wirklich pervers.“, meinte Ty­son. „Hm... Wir müssen ihr irgendwie helfen, deshalb solltest du ja auch die Polizei rufen." „Aber Kai... Wird sie dann nicht verhaftet, weil sie illegal hier ist?“, fragte Tyson. „Ja, lei­der. Aber in Russland hat sie es besser, als hier. Und vielleicht kann man mit ihrer Hilfe ja den Schmugglerring finden.“ „Auch wieder wahr. Ach, eh ich es vergesse, die Polizei schickt jemanden vorbei. Er ist in etwa zehn Minuten da.“, sagte Tyson. „Danke.“, meinte Kai und küsste Tyson auf die Stirn. Wie ein Reflex wandte sich Tyson um, als Kai an ihm vorbeiging. „Liebst du mich wirklich?“, fragte er. Kai musterte ihn erstaunt. „Ja natürlich. Warum fragst mich das?“ „Ich wollt's nur mal wissen. Du sagst es mir ja nie.“, murmelte Tyson. Kai kam zurück. „Muss ich das denn? Ich dachte, du wüsstest das.“ „Ich würde es aber trotzdem gerne hören. Nur ab und zu.“ Tyson klang etwas traurig. „Wenn du das willst.“, meinte Kai, ging aus der Küche und ließ Tyson wie einen dummen Pudel stehen. Doch plötzlich kam er zurück. „Ach! Tyson... Eh ich's vergesse. Ich liebe dich.“, sagte er mit einem äußerst seltenem Lächeln und verschwand dann endgültig. Tyson öffnete dem etwas korpulenten Beamten und brachte ihn ins Wohnzimmer. Natalie sah ihn entsetzt an und schaute dann zu Kai. „Keine Angst. Er soll dir helfen.“, sagte er. Sie atmete erleichtert aus. Der Beamte setzte sich und schaute die beiden fragend an. „Warum haben Sie angerufen?“ Kai erzählte ihm kurz, was Natalie ihm gesagt hatte. Er sah sie er­staunt an. „Ach, sie versteht mich also nicht?“, fragte er nach. „Nein.“ „Wer hat sie herge­bracht?“ „Das weiß ich nicht. Das hat sie mir nicht genau gesagt. Sie hat mir nur etwas von einem Leonit erzählt.“ Der Polizist ließ ein nachdenkliches Geräusch hören. Tyson stand hinter ihm und äffte ihn nach. „Tyson! Lass das!“, zischte Kai, als er Tyson eine Weile be­obachtete hatte. „Wer ist Leonit?“ Kai sah auf. Sowohl der Beamte, als auch Tyson hatte die Frage gestellt. Dieselbe Frage stellte er auch Natalie. „Ich bin mir nicht sicher, aber er ist auf alle Fälle auch ein Mitglied in der Abtei. Aber welche Stellung er hat, weiß ich nicht.“, sagte sie. Kai wandte sich dem Mann zu, der versucht hatte, irgendwas zu verstehen. „Sie weiß es nicht genau. Sie weiß nur, dass er zu einer russischen Abtei gehört.“ Und ich weiß genau, welche Abtei... „Was denn für eine Abtei? Ist er etwa Mönch?“, fragte der Beamte. Tyson seufzte schwer. Selbst er wusste, von welcher Abtei die Rede war. „Nein, das nicht. Das ist nicht so eine Abtei. Diese Abtei ist eher sowas wie eine Organisation. Vor fünf Jah­ren haben sie versucht die BBA das erste Mal zu übernehmen. Vor drei Jahren hat Boris es noch mal versucht. Diesmal mit BEGA. Hat aber nichts gebracht. Er ist immer wieder ge­scheitert.“, erklärte Kai. Der Mann nickte, hatte aber offensichtlich nichts davon kapiert. „Wie auch immer. Sie wollen jetzt, dass wir auf das Mädchen aufpassen?“, fragte er. Kai nickte. „Ihnen ist klar, dass sie illegal hier ist. Wir müssen sie ausweisen.“, sagte er. „Das weiß ich, aber ich bin der Meinung, dass sie in Russland besser aufgehoben ist, als hier. Vo­rausgesetzt, Natalie wird nicht in die Abtei zurückgeschickt.“ „Dafür kann ich nicht garan­tieren. Sobald sie im Flugzeug nach Moskau sitzt, ist sie für sich selbst verantwortlich.“, meinte der Polizist. Tyson musterte ihn empört und Kai sprang auf. „Das geht nicht! Natalie ist erst achtzehn! Sie kann nicht für sich selbst sorgen! Sie hat ja nicht mal Geld!“ „Tja, das kann ich nicht ändern. Sie ist nunmal für sich selbst verantwortlich, sobald sie außerhalb un­serer Landesgrenzen ist.“ „Das ist unfair! Sie könnten ja wenigstens dafür sorgen, dass sich ein Heim oder sowas um sie kümmert!“, sagte Tyson wütend. Kai schaute ihn erstaunt an. Ich dachte, du kannst Nati nicht leiden... „Was soll ich denn da machen? Das ist die Sache der Auswanderungsbehörde! Nicht meine. Wenn Sie das wünschen kann ich sie solange, bis das geklärt ist, in eine Zelle setzen, damit ihr nichts passiert.“ Der Polizist schien etwas auf­gebracht zu sein. „Na also. Dann rufen Sie gefälligst da an und klären das. Natalie wird es schon ein paar Tage in der Zelle aushalten!“, sagte Tyson. Kai war wirklich überrascht, dass Tyson sich für Natalie einsetzte. Und das, obwohl er Kai ihretwegen böse gewesen war. „In Ordnung. Das kann ich machen. Ms...“ Er stand auf und bedeutete Natalie ihm zu folgen. Kai wandte sich auf russisch an sie. „Nati, du gehst jetzt mit ihm mit. Er wird dir nichts tun, er beschützt dich. Er bringt dich nur in eine Zelle, damit du sicher bist und keiner dir was tun kann.“ Natalie nickte und folgte dem Polizisten. Kai und Tyson brachten sie noch hinun­ter. Auf dem Weg zurück zu Kais Wohnung herrschte bedrückende Stille. Erst im Flur er­griff Kai das Wort. „Danke, dass du dich für Nati eingesetzt hast. Das hätte ich gar nicht von dir erwartet.“ „Schon okay. Ich fand das wirklich unfair von ihm. Und außerdem, wa­rum sollte ich ihr noch böse sein? Du hast mir doch lang und breit erklärt, was zwischen euch war.“, meinte Tyson. „Schon, aber du hast trotzdem bis zuletzt geglaubt, dass ich was mit ihr hätte, oder?“, fragte Kai. „Soll ich ehrlich sein?“ Kai nickte. „Ja, das hab ich wirklich. Tut mir Leid, ich hätte dir gleich glauben sollen.“, sagte Tyson. „Wieso hast du überhaupt gedacht, da wäre was?“ „Naja, weil du sie gleich mitgenommen hast. Es hätte gereicht, wenn einer einen Krankenwagen gerufen hätte. So sehr war sie doch nicht verletzt.“ „Hätte ich sie nicht gekannt, dann hätte es ja auch einer tun können. Aber ich kenne Nati nunmal und deswegen konnte ich sie nicht einfach da liegen lassen, bis ein Arzt kommt. Verstehst du? Sie war es doch, die mir zur Flucht verholfen hat. Schon allein deswegen hab ich sie mitgenommen.“, erklärte Kai. Tyson nickte verstehend. „Hey, jetzt mach nicht so ein Gesicht. Etwas Gutes hatte es jedenfalls. Ich verstehe dich jetzt besser.“, sagte Kai und zog Tyson mit sich zum Sofa. „In wie fern?“, fragte Tyson und setzte sich neben Kai, der sich gerade der Länge nach auf das Sofa legte. „Ich weiß jetzt, wie du dich fühlst, wenn ich nicht mit dir über gewisse Dinge reden will. Sie wollte mir erst auch nicht sagen, was passiert ist.“, erzählte Kai. Tyson legte sich auf Kais Oberkörper und schaute ihm in die Augen. „Wenn du das jetzt weißt, dann weißt du auch sicher, dass ich es immer noch hören will. Das, was du mir verschweigst.“, sagte er. „Ja, weiß ich, aber... Ich kann wirklich nicht darüber reden... Das ist... Ich weiß nicht, aber ich habe immer noch das Gefühl, dass du mich dafür hassen könntest. Oder mich einfach damit allein lässt. Das ist das Letzte, was ich will, deshalb rede ich auch gar nicht erst darüber.“ Kai schloss die Augen. Ich will nicht, dass du mich allein lässt... Nicht damit! Lieber schweige ich, als das ich dich verliere... „Du schweigst, weil du Angst hast, dass ich dich im Stich lasse? Ich hab doch aber gesagt, egal, was es ist, ich lass dich nicht allein.“ Tyson strich sanft durch Kais Haare und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ja, aber wer sagt mir, dass du damit klarkommst? Ich weiß selber, dass ich Hilfe brauche, aber keiner kann mir helfen, weil es einfach keinen gibt, der mich versteht.“, sagte Kai. „Nein, falsch. Es kann dir keiner helfen, weil du keinem davon erzählst. Wenn du niemandem etwas sagst, dann kann auch keiner wissen, warum du Hilfe brauchst und dann kann dir auch keiner helfen. Es liegt allein an dir, ob du Hilfe bekommst oder nicht. Ich kann nunmal nicht deine Gedanken lesen, sonst wüsste ich es vielleicht.“ Kai musterte ihn. Du hast ja recht, aber ich bin noch nicht soweit. Ich hab zehn Jahre lang geschwiegen und jetzt auf einmal soll ich darüber reden können? Das geht nicht. „Ich hab verstanden. Aber es nützt mir nichts, wenn ich nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll.“, sagte er. Tyson schwieg darauf und blieb auf Kais Brust liegen. so meine leseratten XD hoffe das gefiel euch ^^ übrigens: wir nähern uns der wahrheit! XD freut euch drauf (oder besser: lieber nich freuen, das wird nich schön) ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)