Blood On My Hands von Rajani (Itachi x Kisame) ================================================================================ Kapitel 16: Tödliches Wissen ---------------------------- Mit einem lauten Niesen wachte Itachi auf und stützte sich müde auf seine Ellenbogen. Ihm tat der Kopf weh und aufstehen wollte er auch nicht wirklich. Dennoch raffte er sich auf, als er seinen Vater bereits zum Frühstück rufen hörte. Etwas mühsam richtete er sich auf und zog sich frische Kleider an, dann ging er hinunter, wobei er keine große Lust hatte, seine Familie jetzt zu sehen. Wenn man es denn jetzt noch, wo er gestern so viel erfahren hatte, noch so bezeichnen konnte. Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich an den bereits gedeckten Frühstückstisch. Sein Vater schaute ihn misstrauisch an. „Wo warst du gestern?“, fragte er knurrend. „Ist doch egal.“ „Ist es nicht, eure Suche war am späten Nachmittag schon beendet. Also, wo warst du?“ „Ich war beim Hokage.“, antwortete Itachi endlich. „Beim Hokage? Was denn da?“, fragte Fukago stutzig und selbst Mikoto sah nun auf. „Nichts Besonderes. Ging um den Fall.“, sagte Itachi wahrheitsgemäß, denn darum war es ja auch zum Großteil gegangen. Mürrisch akzeptierte Fukago diese Antwort und Mikoto wandte sich wieder ihrem Frühstück zu, als hätte sie nie darauf reagiert. Eine Weile aßen sie stillschweigend, dann brach Fukago erneut die Stille. „Itachi, du trainierst heute wieder. Diesmal ist Sasuke dabei.“, sagte er. Itachi sah auf. „Trainieren?“ „Ja und es gibt keine Widerworte!“, versetzte Fukago und ließ tatsächlich absolut keinen Widerspruch zu. Gleich nach dem Frühstück jagte Fukago seine Söhne hinaus in den Hof, wo der Trainer bereits wartete. Das Itachi seit langem mal wieder beim Training dabei war, war auf dessen Gesicht deutlich erkennbar. Er startete das Training jedoch ohne Worte, zeigte Sasuke die Grundkenntnisse und Itachi sie mit ihm üben. Sie wiederholten etliche Grundstellungen bis es Mittag war, dann verschwand der Trainer und sie gingen zum Mittagessen wieder ins Haus. Diesmal jedoch wollte Itachi sich nicht dazu setzen sondern ging in ein anderes Gebäude auf dem Uchiha-Anwesen. Eines, das er bisher noch nie betreten hatte. Nämlich die Hausbibliothek der Uchihas. Er hatte sich noch nie so fürs Lesen interessiert, dass er diese Buchsammlung je angeschaut hätte. Aber er musste etwas tun, um sich abzulenken. Die Gedanken an Haruna und Kisame kehrten zurück. Leise trat er in den dunklen Raum und Staub wirbelte auf, als frische Luft von draußen die stickige drinnen ersetzte. Itachi musste husten, aber er ging hinein, zündete eine Kerze an und schloss die Tür hinter sich. Seine Augen brauchten einen Moment um sich an das schummrige Kerzenlicht zu gewöhnen. Es erinnerte ihn sofort an den Raum im Haus des Hokage, wo Haruna aufgebahrt gewesen war. Dort hatte er auch einen Moment gebraucht. Haruna... Haru... Mama... Itachi schüttelte heftig den Kopf. Er wollte jetzt nicht an sie denken. Bemüht an nichts zu denken, schritt er weiter in den Raum hinein und an den hölzernen Regalen entlang. Dort standen Bücher und auf der anderen Seite lagen alte Schriftrollen. Er hatte nicht erwartet, so alte Schriftrollen vorzufinden, die bereits vergilbten. Diese schienen interessanter zu sein, also wandte er sich ihnen zu. Bei einigen Rollen war er sich sicher, dass er sie keinesfalls anrühren wollte. Sie sahen von weitem schon brüchig aus. Eine der Rollen jedoch sah vielleicht so aus, aber es schien nur so. Itachi blies den Staub beiseite und tippte vorsichtig das alte Pergament an. Es fühlte es sich nicht dünn und brüchig an sondern fest. Vorsichtig zog Itachi es hervor und ein Stück auseinander. Es ging um das Sharingan. Itachi kannte das Sharingan, aber viel wusste er davon nicht, außer, dass diese Technik schwierig zu erlernen war und dass sie die Clantechnik der Uchihas war. Er zog die Rolle weiter auseinander und sah, dass es offensichtlich noch mehr gab, als nur das einfache Sharingan. Itachi sah sich um und entdeckte einen alten Schreibtisch. Er setzte sich dort und begann zu lesen. Nach den ersten Zeilen begann Itachi nach einem Zettel und einem Stift zu suchen. Er wollte die Rolle nicht mitnehmen. Falls sein Vater ihn damit sah, könnte es nur wieder Ärger geben. Diese Rolle lag sicher nicht einfach so unflätig zwischen irgendwelchen anderen alten Rollen. Itachi schätzte eher, dass sie dort unter den anderen brüchigen Rollen jemand verstecken wollte. Also wollte er auch kein Aufsehen erregen und begann weiter zu lesen. Das Sharingan kannte er bereits und er lernte auch schon, wie man es einsetzte und es auch trainierte. Aber er hatte noch nie etwas von einem Mangekyo-Sharingang gehört. Das wollte er sich aufschreiben, doch dann überlegte er es sich doch anders. Wem sollte es denn schon auffallen, wenn eine einzige Rolle hier fehlte, wo doch sowieso niemand wusste, dass er hier gewesen war? Itachi rollte das Pergament wieder zusammen und verstaute es in einer tiefen Tasche, dann verließ er hastig die kleine alte Bibliothek. Draußen schaute er sich um, ob ihn auch niemand gesehen hatte. Gerade das würde ihm jetzt noch fehlen. Schließlich wurde er bereits von Tekka beobachtet, als er damals mit Kisame essen war. Und schon dachte er wieder an ihn. Kisame… Er seufzte. Wieso nur hast du das gemacht? Warum tust du mir das an? Itachi schüttelte den Kopf und verließ das Anwesen. Ganz in der Nähe der Uchiha-Anwesen gab es einen kleinen Park. Dorthin setzte er sich jetzt in Bewegung. Er schlenderte in die Richtung, nahm aber um sich herum wenig wahr. Ständig schweiften seine Gedanken zu den unangenehmen Wahrheiten des gestrigen Tages, aber er wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Jetzt noch nicht. Er wollte nicht und er konnte auch gar nicht. Hätte er erst einmal damit angefangen, dann wäre er wahrscheinlich vor Verzweiflung entweder zusammengebrochen oder zumindest in Tränen ausgebrochen. Immer wieder verdrängte er jeden Gedanken an Haruna, ihre Verbindung zu ihm und zu seinem Vater und an Kisame. Als er im Park ankam, setzte er sich auf eine Bank die ein wenig versteckt lag und holte die Rolle hervor. Alle Gedanken an Kisame und Haruna waren wieder weg, als er das Pergament ein wenig aufrollte. Er zog sie bis zu dem Kapitel mit dem Mangekyo-Sharingan auf und rollte das obere Stück wieder zusammen. Doch noch bevor er anfangen konnte, ließ ein Schatten ihn die Rolle hastig wieder einstecken. Erschrocken sah er auf und fand Maki vor sich stehen. „Was machst du hier?“, fragte er irritiert. „Darf ich etwa nicht hier sein?“, schnappte Maki. „Das hab ich nicht gesagt.“ „Hör mal, was ist los mit dir? Du benimmst dich so komisch. Seit über einem halben Jahr bist du schon so. Was hast du?“, fragte Maki und Itachi konnte tatsächlich eine winzige Spur Besorgnis heraushören. „Was ich habe? Momentan ein scheiß Problem! Und ich habe keine Lust, es jetzt darzulegen, also frag mich gar nicht erst!“, versetzte Itachi gereizt. „Hey ich hab dir gar nichts getan, was fährst du mich so an?“ Itachi legte eine Hand an seine Schläfe. „Was fragst du mich dann?“ „Weil ich vielleicht auch mal darüber nachdenke, dass wir mal Freunde waren? Du hast dich immerhin zurückgezogen! Denkst du nicht mal daran, dass ich mich vielleicht frage, warum?!“, fauchte Maki. Itachi schaute ihn nur an. Und da waren sie auch schon wieder bei Kisame. Denn schließlich war Kisame der Grund, dass Itachi sich mehr ihm zugewandt hatte und sich von allem anderen tatsächlich distanziert hatte. Kisame hatte auch immer auf seinem Vater herumgehackt – zu Recht, wie Itachi inzwischen langsam verstand – was ebenso seinen Teil dazu beigetragen hatte, sich zurückzuziehen. „Entschuldige, wenn du das so siehst. Aber dann frag mal meinen Vater, was er dazu sagt. Er hat schließlich das Sondertraining angeordnet, das mir die ganze Zeit geraubt hat.“, wand er sich aus der Situation. „Was? Deswegen? Das glaub ich dir nicht!“, widersprach Maki. „Glaub doch, was du willst.“, meinte Itachi leise. Seufzend ließ sich Maki auf die Bank fallen und beobachtete Itachis Profil. Itachi war schon immer schwer zu lesen, aber heute war es irgendwie komisch. Maki glaubte nichts erkennen zu können, aber gleichzeitig glaubte er auch so viel auf Itachis Gesicht lesen zu können, dass er nicht einmal mehr verstand, was wirklich mit los war. „Itachi… das Training kann’s doch nicht alleine sein… Ich kann mich daran erinnern, dass du mir erzählt hast, dass du einen Traum von diesem Fischmenschen hattest. Seitdem hat das Ganze doch angefangen!“, sagte er betont ruhig. Itachi wandte sich ihm mit einem ernsten Blick zu. „Hör auf von ihm zu reden! Ich will nichts davon hören!“, zischte er wütend. Maki wich ein wenig vor ihm zurück. „Was hast du denn auf einmal?“ „Ich will eben nichts von ihm hören! Vergiss es einfach!“ „Vergiss es einfach ist gut gesagt…“, meinte Maki. „Maki, bitte. Lass mich einfach mit dem Thema in Ruhe, ja?“, bat Itachi. Maki erhob sich wieder. „Bitte, wie du willst.“, maulte er und trabte davon. „Maki!“ Doch der reagierte nicht darauf und ging stur weiter, bis er hinter den nächsten Büschen verschwand. Seufzend holte Itachi die Schriftrolle wieder hervor. Er rollte sie wieder so auf, wie er sie gehabt hatte, als Maki aufgetaucht war. Dann begann er endlich zu lesen. Das Mangekyo-Sharingan konnte man dieser Schriftrolle zufolge nicht nur auf einem Weg erlangen. Man konnte hart dafür trainieren oder man tötete ein Clanmitglied. Erschrocken las Itachi diesen Satz erneut. Ein Clanmitglied töten? Er schüttelte irritiert den Kopf und las weiter. Man konnte es aber auch durch ein ähnliches Trauma erhalten, statt ein Clanmitglied zu töten. Das beruhigte ihn wiederum ein wenig, wenngleich ein ähnliches Trauma nicht weniger grässlich sein würde, als jemanden aus dem Uchiha-Clan zu töten. Hinzukam, dass man mit diesem weiterentwickeltem Sharingan neue und sehr mächtige Techniken erlernte – und das automatisch. Erstaunt über diese Informationen zu dem Mangekyo-Sharingan schaute Itachi auf und sah Shisui auf sich zukommen. Eilig rollte er die Schriftrolle erneut zusammen und verstaute sie in seiner Hosentasche. Was will der denn jetzt noch? Shisui bewegte sich wie eine Raubkatze auf Itachi zu und beobachtete ihn dabei sehr genau. Wenn du wüsstest, Itachi… Wenn du wüsstest, was ich weiß… Ein Lächeln stahl sich auf Shisuis Lippen und mit diesem blieb er vor Itachi stehen und schaute von oben auf ihn herab. „Was willst du?“, fragte Itachi gelangweilt und auch etwas genervt. „Ich will nochmal gegen dich antreten!“ Itachi sah ihn fragend an. Ihren Kampf, der in einem Streit um die Clanfolge geendet war, hatten sie vor sechs Monaten. Und dann kam Shisui jetzt? Shisui grinste. „Ich habe gerade jetzt einen guten Grund dich noch einmal herauszufordern.“ Itachi musterte ihn fragend. „Doch nicht immer noch wegen der Clanfolge?“ „Auch, aber… Sagen wir so… Ich weiß etwas, dass du wahrscheinlich nicht weißt. Und ich glaube, es sollte dir ganz besonders daran gelegen sein, dass niemand etwas davon erfährt, Itachi-kun.“, sagte Shisui in einem etwas geheimnistuerischen Tonfall. „Was meinst du damit?“, fragte Itachi und versuchte seine Erschrockenheit zu überspielen. Shisui beugte sich tief zu ihm herunter bis zu seinem Ohr und flüsterte: „Ich weiß etwas, von dem gerade du ganz sicher nicht willst, dass es in Konoha kursiert!“ Itachi schaute entsetzt in Shisuis Grinsen als dieser sich wieder über ihm erhob. „Worum geht es?“, fragte er und seine Stimme klang in seinen Ohren erstaunlich gefasst. „Ich will noch einmal gegen dich antreten… Und ja…“, er strich sanft über Itachis Wange. „… vielleicht sag ich es dir ja dann.“ Itachi stieß ihn beiseite. „Ich will wissen, was du meinst!“, fauchte er. Shisui landete unsanft auf dem Boden und funkelte Itachi finster an. „Na warte, du kleiner Bastard! Das kriegst du zurück!“ „Wann?“, fragte Itachi angriffslustig. „Heute Abend! Hier!“, zischte Shisui und stand wieder auf. „Und wenn ich gewinne, dann werde ich die Clanfolge antreten! Dafür werde ich sorgen!“ Itachis Augen blitzten auf. „Gut… und wenn ich gewinne, dann will ich deine Augen!“ Shisui blinzelte ihn verdutzt an. „Ich hätte erwartet, dass du stattdessen mein Schweigen willst… aber gut, du wirst sowieso verlieren!“ „Das werden wir sehen, Shisui!“, meinte Itachi und sah Shisui nach, als dieser knurrend den Park verlässt. Seufzend ließ sich Itachi auf die Bank fallen und war erleichtert, dass Shisui wieder weg war. Doch dann begann er zu zweifeln. Was hab ich mir nur dabei gedacht… Als er auf dem Weg nach Hause war, dachte er gar nicht mehr an die Schriftrolle. Da er seit einigen Tagen nicht mehr trainiert hatte, jedenfalls nicht mehr richtig, ging er sofort ins Dojo der Familie. Er wollte später weder an Kisame noch an Haruna denken müssen. Er jagte sich selbst bei einem kleinen Training mehrfach durch die Halle, dann setzte er sich vor das Clan-Emblem und begann zu meditieren. Sasuke hatte ihm beim Training noch zugesehen, dann war gegangen, als sich Itachi gesetzt hatte und mehrere Minuten lang nicht aufgestanden war. Sasuke tippelte vom Dojo durch das Haus. Auf dem Weg zu seinem Zimmer sah er, wie Shisui zum Arbeitszimmer seines Vaters ging. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen. Sasuke lief zu seinem Zimmer weiter. Shisui sah den kleinen Uchiha-Jungen an ihm vorbeilaufen und musste lächeln. Der kleine hatte Ähnlichkeit mit Itachi. Und um den ging es ihm gerade. Er klopfte an Fukagos Zimmertür und ein mürrisches „Herein“ ließ ihn eintreten. „Shisui? Was willst du denn hier?“, fragte Fukago zur Begrüßung. „Tja… ich muss dir was erzählen. Es geht um Itachi. Und es wird dir keineswegs gefallen.“, sagte Shisui. Fukago schaute ihn fragend an. „Was heißt das?“ Shisui konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Naja, Itachi hat da wohl ein kleines Geheimnis… Deswegen sagte ich ja, es wird dir nicht gefallen.“ Fukago stemmte sich hoch und trat vor seinen Schreibtisch. „Erzähl. Was für ein Geheimnis?" „Tja… Weißt du wo Itachi vorgestern Nacht gewesen ist?“, fragte Shisui. „Zu Hause in seinem Zimmer, wo soll er denn sonst gewesen sein?“ Fukago schaute den Jungen skeptisch an. Shisui grinste. „Da war er nicht. Ich weiß, wo er war. Ich habe ihn gesehen.“ Fukagos fragender Blick bohrte sich in Shisuis Augen und zwang ihn fortzufahren. „Und er war nicht allein.“ Fukago richtete sich auf. „Was soll das heißen, nicht allein?“, fauchte er. „Das ist es, was dir ganz und gar nicht gefallen wird. Er war mit Kisame Hoshigaki dort.“ Shisui lächelte immer noch leicht, musterte Fukago und trat einen Schritt zurück. Fukago stieß sich vom Schreibtisch ab und fixierte Shisui. „Was willst du damit sagen?“ „Ich habe ihn beobachtet und was ich dir gleich sage, wird dir absolut nicht gefallen.“ Fukago missfiel es, dass sich Shisui alles so dermaßen aus der Nase ziehen ließ. „Sag schon, was hast du beobachtet!?“ Shisui musste unweigerlich lächeln. Fukago war allerdings schon so gereizt, dass er ihm vor Wut eine heftige Ohrfeige verpasste. „Du sollst reden und nicht grinsen!“, fuhr er ihn an. Shisui war zunächst irritiert, doch dann begann er zu erzählen, was er gesehen hatte. Itachi wäre beinahe in seiner Meditation versunken. Mühsam richtete er sich auf und führte ein paar Dehnübungen durch. Während er dies tat, hörte er vom Haus seinen Vater fluchen. Wenn er richtig hörte, dann warf er gerade jemanden achtkantig raus. Das konnte Fukago schon immer gut – Leute lautstark hinauswerfen, wenn es ihm nicht passte, was sie zu sagen hatten. Itachi reckte sich und machte noch ein paar andere Übungen, bevor er sich aus dem Haus schlich. Er schaute sich um und schlich vorsichtig zu den Parks, wo er sich vorhin mit Shisui verabredet hatte. Als er dort ankam, war der andere Uchihasprössling bereits da und wartete auf ihn. Er beobachtete Itachi mit jedem näherkommenden Schritt. Und sein Blick war raubtierhaft. „Hallo Itachi.“, begrüßte Shisui ihn in einem arroganten Tonfall. Itachi reagierte nicht weiter darauf und trat ihm stillschweigend gegenüber. „Du traust dich tatsächlich her. Dann muss dir ja viel an deinem kleinen Geheimnis liegen.“, säuselte Shisui. Itachi schaute ihn nur wütend an. Shisui tat einen Schritt vor. „Du wolltest doch wissen, wovon ich vorhin gesprochen habe?“ „Rede!“, forderte Itachi. „Nein, nein, nein… So einfach nicht. Setz dich doch erst einmal.“, sagte Shisui, mit dem Finger vor Itachi herumwedelnd. Widerwillig ließ sich Itachi auf die Parkbank zurückdrängen und setzte sich dort. Shisui legte mit festem Griff seine Hände zu beiden Seiten Itachis auf die Rückenlehne. Sein Blick bohrte sich in Itachis dunkle Augen. „Was weißt du?“, zischte Itachi. Shisui zog eine Augenbraue hoch. „Ah! Du weißt ja doch wovon ich rede!“ „Nein, weiß ich nicht, also rede!“ Shisui rührte sich keinen Millimeter beiseite, als er weitersprach. „Nun ja… ich weiß, dass ganz Konoha darüber reden wird. Ich weiß, dass dein Vater dich dafür hassen würde. Ich weiß, dass es dich die Clanfolge kosten würde…“ Itachi sah ihn ohne jede Regung an, aber tatsächlich drehte sich ihm fast der Magen um, als ihm ein Gedanke kam, was Shisui wissen könnte. „Ich habe dich gesehen. Dich und ihn.“, flüsterte Shisui mit rauer Stimme. Itachi warf ihm einen wütenden Blick zu, doch in ihm drinnen brodelte es bereits. Er hoffte, dass Shisui sie nur zusammen gesehen hatte. Er hoffte inständig, dass dieses kleine Ekelpaket nicht mehr gesehen hatte, wie beinahe ahnte. „Es war dunkel, das muss ich zugeben… Aber…“, fuhr Shisui fort. „Aber was?“, zischte Itachi. „…Tja, weißt du…So ein Tempel ist manchmal gut mit Kerzen beleuchtet, findest du nicht?“ Itachi zuckte unmerklich zusammen. Tempel?? Nein! Shisui hob die Hand und strich sanft über Itachis Wange und lächelte ihn dabei an. Itachi schaute wutentbrannt in Shisuis Gesicht, dann zu dessen Hand, die auf seiner Haut ein Kribbeln verursachte. Er verfluchte sich selbst, für dieses Empfinden, denn sonst war es Kisame, der solche Gefühle hervorrief. Was ist los mit mir? Warum reagiere ich so auf ihn? "Lass das! Nimm die Hand weg!“, fauchte Itachi und schlug Shisuis Hand beiseite. Shisui grinste. „Also das sah aber anders aus, als ich dich und ihn gesehen habe...“, säuselte er. Itachi sprang so heftig auf, dass Shisui ein paar Schritte zurückweichen musste. „Was willst du gesehen haben?!?“, fuhr Itachi ihn wütend an. „Ah, wir kommen also endlich zum pikanten Punkt. Gut, wenn du es unbedingt wissen willst.“, begann Shisui und fing sich einen weiteren wütenden Blick ein. „Beim nächsten Mal sag vorher Bescheid, dann lade ich ganz Konoha ein und verlange Eintritt fürs Zusehen! Es lohnt sich!“, spie er in vor Sarkasmus und Hohn triefendem Ton hervor. Itachi riss entsetzt die Augen auf. „Was?“ Shisuis Grinsen verschwand. „Würde es dich nicht die Clanfolge kosten, dann hätte ich mir das gar nicht angetan! Du bist wie eine kleine dreckige Schlampe!“ „Das reicht! Hör auf!“, forderte Itachi und legte die Hände an seine Kunai. „Oh… Du willst also Ernst machen? Genau, was ich wollte!“, gab Shisui zurück und zog seine Kunai. Itachi musterte ihn. Er hatte nicht erwartet, dass Shisui acht Kunai ziehen würde. Er hatte zwei Kunai. Er hatte noch nie mehr benutzt und hatte auch nur mit zwei Kunais trainiert. Shisui grinste ihn an. „Nur zwei?“ Er lachte. „Du gehst doch unter, Itachi!“ „Das werden wir sehen! Du weißt doch, viel heißt nicht gleich gut!“, gab Itachi zurück. Shisui knurrte wütend und schleuderte ihm 2 Kunais entgegen. Itachi wich den Kunais geschickt aus, sodass sie im Baumstamm hinter ihm landeten. „Tut mir Leid… daneben!“, fauchte Itachi. Shisui funkelt ihn hasserfüllt an. Eigentlich sollte er so gereizt sein, dass er den Kampf hier verliert! … Und er wirrd ihn verlieren! Wieder jagte er ihm zwei Kunais entgegen. Itachi sprang in letzter Sekunde beiseite und bemerkte aus den Augenwinkeln noch, dass eines in einem Ast landete und das andere ein Eichhörnchen traf. Er schaute zu Shisui zurück. „Musste das sein? Ich dachte, du wolltest mich treffen.“ Shisui knurrte wütend und stürzte mit einem lauten Kampfgebrüll auf Itachi zu. Er hatte noch vier Kunai und Itachi noch immer seine zwei. Itachi wich ihm geradeso aus und warf eines seiner Kunai nach Shisui, das ihn aber nur streifte. Shisui stoppte in seiner Bewegung und schaute den anderen erstaunt an. Doch dann warf er wütend wieder zwei Kunai nach Itachi, die ihn wiederum nicht trafen. Mit einer wüsten Beschimpfung raste Shisui weiter auf Itachi zu. Itachi duckte sich erschrocken nach unten weg und riss sein verbliebenes Kunai hastig hoch. Shisui stoppte jäh. Ein gleißender Schmerz breitete sich aus. Entsetzt schaute er Itachi an, der seinen Blick gleichermaßen erwiderte. Itachi ließ das Kunai los und sofort sackte Shisui zu Boden. Panisch ließ er sich neben ihn fallen und konnte seinen Blick nicht von dem Kunai abwenden. Er hatte nicht geahnt, dass er Shisui treffen würde. Und schon gar nicht, dass er dessen Kehle erwischen würde! Shisui schaute ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Erstaunen an. Er wollte sprechen, bewegte seine Lippen, doch kein Ton kam hervor. Itachi versuchte hektisch zu verstehen, was Shisui ihm sagen wollte. Während der Anbu-Ausbildung lernte man dies, doch gerade jetzt, wo er die Kunst des Lippenlesens beherrschen wollte, ging gar nichts mehr. Er war, wie Shisui, vor Entsetzen wie gelähmt und sein Gehirn verarbeitete die Flut an Bildern und Gefühlen nur langsam, sodass die Information fast nicht durchdrang, die Shisui loswerden wollte. Doch dessen hörbares Röcheln jagte Itachis Aufmerksam in Sekundenschnelle auf die Situation zurück. Itachi lenkte seine Konzentration darauf, Shisui zu verstehen. Mit den Lippen gelang es Shisui einen Satz zu formulieren. „Du wolltest doch meine Augen… Dann nimm sie dir, du Bastard!“ Itachi hatte keine Chance – Tränen ließen seinen Blick verschwimmen und rannen über seine Wangen. Was hab ich getan? Das habe ich so doch gar nicht gewollt… Ich wollte ihn doch niemals töten! „Das hab ich nicht gewollt…“, flüsterte er mit erstickter Stimme. Auf Shisuis Gesicht schlich sich ein schmerzverzehrtes Lächeln. „Ich hätte dich getötet, wenn ich dazu gekommen wäre!“, röchelte er und Itachi las es mehr, als dass er etwas hörte. Itachi blinzelte die Tränen weg und schaute in Shisuis Augen, deren Glanz sich immer mehr verlor. Dennoch tauchte dort Shisuis Sharingan auf. Itachi wusste inzwischen, dass es gar nicht so schwer war, das Sharingan auf einen anderen zu übertragen, solange man Kenntnisse der Medi-Nin hatte. Und er wusste, dass Shisui diese besaß und er wusste auch, dass Shisui ein Mensch war, der jegliche seiner Versprechen hielt. Itachi verließ sich darauf und legte seine Stirn an Shisuis. Er spürte, wie sich Shisuis kalte Hände um seine Schläfen schlossen und er ein Jutsu sprach. Itachi zuckte zusammen, doch er konnte nicht weg. Shisui hatte noch einen so festen Griff, dass er sich kein Stück wegbewegen konnte. Rasender Schmerz, wie tausend scharfe Klingen, jagte durch Itachis Körper, als Shisuis Sharingan mit dem seinen verschmolz. Sein ganzes Gesicht war wie erstarrt, er konnte nicht einmal blinzeln, während Tränen in seine Augen schossen. Es hielt an und Itachi fragte sich, wie lange er das noch durchstehen würde müssen, als der Schmerz endlich nachzulassen begann. Plötzlich fiel Itachi ruckartig nach hinten und hatte Mühe, sich sicher abzustützen, als es endlich vorbei war. Hektisch atmend und mit rasendem Puls starrte Itachi auf den leblosen Körper Shisuis hinab. Sein Gesicht glühte, seine Augen brannten wie Feuer und sein ganzer Kopf schmerzte als er zu Shisui zurückkrabbelte und in dessen Gesicht schaute. Shisuis Augen waren weit aufgerissen, doch ein Sharingan war darin nicht mehr zu sehen. Seine Augen waren normal, wie die eines jeden anderen aus Konoha. Und sie waren leer, stumpf, völlig glanzlos. Itachi schluckte schwer und mit zitternder Hand schloss er Shisuis Augen. Er hatte das Gefühl, wenn er dies nicht täte, dann würden sie ihn anklagen und ihn für immer verfolgen. Er zitterte immer noch am ganzen Leib als er sich aufrichtete. Auf wackligen Beinen wurde ihm seine Lage plötzlich bewusst und er rannte panisch davon. Er rannte automatisch nach Hause und sein antrainierter Instinkt eines Anbu ließ ihn wie nebenbei registrieren, dass niemand seinen Weg kreuzte und ihn sah. Als er gerade einen Fuß auf das Anwesen seiner Eltern setzte, sah er über dem Park die Raben wie aufgescheucht davon fliegen. Hastig rannte er zu seinem Zimmer hinauf, schloss sich ein und setzte sich auf sein Bett, wo er sich wie zu Beruhigung hin und her wiegte… Eine ganze Weile lang konnte er an nichts denken. Er hatte den Blick stur geradeaus gerichtet und sein Kopf war leer. Doch dann... Ich habe Shisui getötet… Ich hab ihn umgebracht… …wurde ihm plötzlich schlecht. Eilig rannte er in sein Bad und schaffte es gerade noch so, den Toilettendeckel aufzureißen, bevor er sich übergab. Müde richtete er sich wieder auf und blieb vor der Porzellanschüssel hocken. Er hustete, dann atmete er tief durch. Ein unangenehmer Geschmack blieb, doch er hatte nicht den Drang aufzustehen und einen Schluck Wasser aus dem Wasserhahn zu nehmen. Stattdessen blieb er sitzen und starrte die Decke an. Was hab ich getan? … Wie konnte mir das passieren? Verdammt, das wollte ich doch nicht! Und seine Augen wollte ich auch nicht!! Was mach ich denn jetzt? Sie werden es rausfinden… Die finden das raus und dann bin ich geliefert! Da nützt mir auch die Clanfolge nichts und mein Vater wird mir auch nicht helfen! Er spürte wie eine Träne an seiner Wange herunterrollte und wischte sie hastig weg. Das konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Er schloss kurz die Augen, doch dann wurde ihm gleich wieder übel, sodass er sich entschied, doch endlich einen Schluck Wasser zu trinken. Mühevoll zog er sich hoch und beugte sich über das Becken, öffnete den Wasserhahn und begann ein paar Schlucke zu trinken. Es beruhigte seinen Magen tatsächlich und er taumelte wieder zu seinem Bett zurück. Er ließ sich auf die Matratze fallen und starrte die Decke an... und irgendwann, nach gefühlten Stunden, war er endlich eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)