Memoiren von RoflKopter (Meine One-Shotsammlung) ================================================================================ Kapitel 6: Ein nächtlicher Besuch --------------------------------- Teile: 1/1 Genre: Shonen-Ai Pairing: Son Goten x Son Gohan (angedeutet) Fertigstellung: 06.11.2008 Disclaimer: Die vorkommenden Figuren gehören nicht mir sondern Akira Toriyama. Ich möchte kein Geld mit dieser FF verdienen. --- Auf Zehenspitzen gehe ich den hölzernen Gang hinab, der bei jedem Tritt unter der Last meiner Füße zu knarren beginnt, vorsichtig, auf jede minimale Bewegung bedacht. Ich spüre wie mein Herzschlag die Regelmäßigkeit seiner Impulse um ein Vielfaches steigert, als ich unmittelbar vor dem Schlafzimmer unserer beiden Eltern stehen bleibe und meine Haut unter der Hitze der Anspannung zu glühen beginnt. “Bloß nicht aufwachen…”, denke ich mir fortwährend und beiße mir bei dem Gedanken, Mutter oder Vater durch das unaufhaltsame Herzklopfen wecken zu können, nervös auf meine trockene Unterlippe. “Bloß nicht aufwachen!” Mit geschlossenen Augen und zwei großen Schritten lasse ich die offene Türe hinter mir, aus der nur das ruhige Schnarchen unseres Vaters dringt. “Sie haben nichts gemerkt”, bemerke ich glücklich und ein vollkommen geräuschloses Stöhnen verlässt meinen Mund. Ohne mich noch einmal umzudrehen, schleiche ich direkten Weges auf die geschlossene Türe deines Zimmers zu, schließe alles andere aus meinem Blickfeld. Nur dich zu sehen ist mein Sinn, dich bei jedem Atemzug in deinem Schlaf zu beobachten, dich zu studieren. Meine Hand umschließt den Türgriff und drückt ihn sachte hinab. Ich trete ein. Mein Augenmerk fällt umgehend auf dein friedliches Gesicht, das von dem Rest deines Körpers durch eine wollene Bettdecke getrennt wird. Deine rechte Hand umfasst deine Decke, als gewährte sie dir Schutz vor der Finsternis der Nacht, mit deinem anderen Arm hast du dein Lieblingskuscheltier umklammert, einen braunen Teddybären, den du ganz fest an deinen Körper presst. An seinem Hals trägt er ein Etikett mit der Aufschrift “Boobl”. Als du ihn einst verloren hattest, hattest du solange geweint bis wir ihn wiederfanden. Er ist dein ein und alles. Man könnte fast meinen, er sei dein bester Freund. Und das ist er auch. Ganz sicher. Für einige Sekunden bleiben meine Augen auf dem Plüschtier hängen, wünschen sich in seine Lage, auch von deinen Armen umgeben zu sein, doch dann schweifen sie erneut zu dir ab. Was würde ich dafür geben, so wichtig für dich wie dieses Stück Stoff zu sein? Was würde ich dafür geben, wenn du mich so sehr lieben würdest wie dieses künstlich geschaffene Etwas? Die bleichen Strahlen des Mondscheins werfen einen gedämpften Glanz über deine Haut, der größtenteils durch die Vorhänge abgeschirmt wird. Bei diesem Anblick bekommt dein Mondgesicht eine ganz andere Bedeutung. Ich lächle unfreiwillig und spüre auf einmal einen salzigen Geschmack, der meine Lippen umfängt. Wie süß du doch aussiehst, wenn du schläfst… “Son Gohan?”, erkundigst du dich mit außergewöhnlich rauer Stimme und reibst dir mit deinen kleinen Händen die Augen. “Bist du das?” “Chibi?”, erwidere ich überrascht. “Du bist wach?” Ich warte eine Weile auf eine Antwort, bis mir die Rhetorik meiner eigenen Frage auffällt: “Ich wollte dich nicht aufwecken, entschuldige.” Einen Moment lang herrscht unüberhörbare Stille, dann siehst du mich auf einmal ganz verblüfft an, dein Oberkörper hat sich durch die Verwendung deiner Unterarme als Stütze um ein kleines Stück gehoben: “Son Gohan…? Du weinst ja!” Deine schwarzen Kulleraugen sind wie ein weiter Ozean, so tief an Bedeutung und so unerforschbar. Ich fühle mich wehrlos, als ertränke ich eben in diesem Moment darin, obwohl es in Wirklichkeit meine Augen sind, die mit einer Tränenschicht überzogen sind. Wie selbstverständlich rückst du so nah wie möglich an die Wand, damit ich auch Platz auf deinem Bett finde: “Was ist mir dir los?” Ich setzte mich darauf, mit dem Rücken zu dir, und sehe dich wieder wie zuvor an. Resigniert versuche ich Worte zu finden, die du verstehen kannst. “Weißt du noch, wie du damals Bobbl verloren hast?”, will ich von dir wissen, meine Stimme bedächtig und ein wenig heiser. “Ja.”, flüsterst du hauchend mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck “Das war das aller, aller schrecklichste auf der ganzen Welt.” Deine Hand tätschelt sachte den Kopf des Kuscheltiers und du siehst es ein wenig betrübt an. “Genauso fühle ich mich auch.“ Dein Mund öffnet sich ungläubig für ein paar Millimeter und dein Arm legt sich über meine Schulter. “So schlimm?”, fragst du führsorglich und streichelst mich sanft. Ein angenehm riechender Duft erfüllt meine Lunge, als wäre es Balsam, der meine Wunden verschließt. Ich erwidere nichts und genieße stattdessen deine ungewohnte Nähe, die für den Augenblick alle Sorgen aus mir zu treiben scheint. Ich könnte ewig hier sitzen, ewig bei dir bleiben. Eine kurze Zeit überlegst du, dann ergänzt du: “Weißt du was, Son Gohan?” “Nein, Chibi. Was denn?” Du widmest deinem Kuscheltier einen prüfenden Blick, dann räusperst du dich verlegen: “Ich hab dich ganz doll lieb.“ Meine Augen offenbaren noch mehr Tränen, die langsam an meiner Wange entlang gleiten und sich ihren ungehinderten Weg auf dein Bettlacken machen. Wie schön diese Worte doch aus deinem Mund klingen, viel schöner noch als aus jedem anderen… Noch nie vermochte mich ein einfacher Satz so zu berühren. “Und weißt du noch was?“, schließt du nach einem Augenblick an, deine Worte klingen fast ein bisschen mysteriös, als würdest du mir ein Geheimnis anvertrauen wollen. Plötzlich hebst du deine Hand schützend an mein Ohr, als sollte nicht mal dein Teddybär diese Worte hören. Deine großen Kulleraugen betrachten mich eingehend, ich spüre nur noch deinen Atem auf meiner Haut, dessen einziges Anzeichen die Gänsehaut an meinem ganzen Körper bildet: “Viel lieber noch als Bobbl…” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)