Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 30: Rote Ohren oder Peinliche Antworten auf peinliche Fragen -------------------------------------------------------------------- Montagmorgen stand Seto zeitig auf, heute wollte er alles erledigen, das wegen des Falles liegen geblieben war. Als erstes würde er dem Präsidium noch einen kurzen Besuch abstatten, vielleicht gab es ja schon etwas Neues. Danach wollte Seto zum Nachlaßverwalter, damit diese leidige Geschichte endlich aus der Welt war. Und zu guter letzt stand Meister Fudo auf seiner Liste, der müsste inzwischen längst wieder zurück sein. Eigentlich hätte Seto schon vor einer Woche zu ihm gemusst, doch die Geschehnisse mit Wheeler kamen dazwischen. Im Präsidium gab es nichts Neues, die Spurensicherung war mit dem Wagen von Smith noch nicht fertig. Auch die Gerichtsmedizinerin hatte noch keine neuen Erkenntnisse für ihn. Nun saß er hier bei dem Nachlaßverwalter, Mr. Truemann, einen Endsechziger mit Halbglatze. Dunkel erinnerte sich Kaiba an den Mann, er hatte seinen Vater oft in Vertragsfragen beraten. „Mr. Kaiba, endlich haben sie Zeit gefunden zu mir zu kommen, dann können wir ja endlich die Formalitäten erledigen. Als erstes geht es um das Erbe ihrer Mutter – wie sie vielleicht wissen, war sie nicht unvermögend.“, eröffnete der Anwalt gerade das Gespräch. Das hatte Kaiba nicht vergessen, er wusste auch, das Gouzaboro sie nur deswegen geheiratet hatte. „Mrs. Kaiba hatte ihr Vermögen in einem Fond angelegt, der nun nach dem Tod ihres Mannes an die Söhne ausgezahlt werden soll. Da ihr Bruder verstorben ist, sind sie der Alleinerbe...“ Seto unterbrach Truemann kalt. „Mein Bruder ist nicht tot – er ist verschollen, aber er lebt noch.“ Der Notar überhörte den Einwand. „Das ist jetzt neun Jahre her, sie können ihn für tot erklären lassen, andernfalls fällt das Erbe in einem Jahr einer gemeinnützigen Organisation zu. So lautet die Bestimmung.“, erläuterte der Anwalt dem jungen Mann vor sich, aus dessen Augen Blitze zu kommen schienen. „Das ist mir egal, mein Bruder lebt.“, wiederholte Seto sehr nachdrücklich. Der Ältere sah ihn einen Augenblick an, dann sagte er: „Wenn das so ist, geht der gesamte Nachlass an sie und ihren Bruder. Das heißt, ich werde die Hälfte ihres Bruders weiter verwalten, bis zu seinem Auftauchen – aber längstens ein Jahr, danach haben sie keinen Anspruch mehr darauf.“ . Truemann kramte in seinen Papieren, fügte dann aber noch hinzu: „Gouzaboro Kaiba hat in seinem Testament folgendes verfügt: An sie fallen die Immobilien, die für ein Jahr nicht veräußert werden dürfen, die Barmittel an ihren Bruder. Sie können also lediglich über den Erbteil ihrer Mutter verfügen. Wenn wir dann die Formalitäten erledigen können, sind sie hier fertig.“ Schweigend erledigten sie die besagten Formalitäten und mit einem kühlen Nicken verabschiedete sich Seto. Sein nächster Weg führte den Brünetten zu Meister Fudo, der gerade dabei war sich sein Mittagessen zu zubereiten. „Hallo Grünschnabel...“, begrüßte er seinen Schüler, „...hast du Hunger?“ Seto schüttelte verneinend den Kopf, sein Magen stimmte lauthals zu. Ein amüsiertes Grinsen ging über das Gesicht des Alten. „Was denn nun, hast du Hunger oder nicht? Ich hab genug, es reicht für zwei.“ Seufzend sagte der Blauäugige: „Doch ich habe Hunger, danke für euer Angebot, ich nehme es gern an.“ Fudos Schüler half noch bei den letzten Handgriffen, dann saßen die Beiden beim Essen zusammen. „Du hast einen ganz schönen Appetit entwickelt, Grünschnabel.“, bemerkte Meister Fudo erstaunt. Soviel hatte der junge Mann sonst nie gegessen. Eine leichte Röte zog durch Setos Gesicht. „Seit meinem Zusammenstoss mit dem Drachen, habe ich mehr Hunger. Keine Ahnung warum.“ Verstehend nickt Fudo. „Dein Körper braucht mehr Energie, wenn er als Drache kämpfen muss. Er will nur auf alles vorbereitet sein.“, erklärte er seinem Schüler. „Was macht deine Verletzung, stört sie dich beim trainieren?“, fragte er nach, „Nein, nicht mehr, sie ist ganz gut verheilt.“, gab dieser zurück. „Ich habe dich viel früher erwartet. Sind deine Fragen denn nicht mehr so dringlich?“, bemerkte Fudo nebenbei. „Doch, natürlich habe ich noch Fragen, aber mir sind in der letzten Woche einige Dinge dazwischengekommen.“, rechtfertigte Seto sich. Der Alte sah ihn auffordernd an und so sah der Blauäugige sich genötigt von den Ereignissen zu berichten, nur die ganz persönlichen Dinge ließ er aus. „So, so, Joseph Wheeler ist also bei dir eingezogen?“ So wie sein Meister es sagte, klang es merkwürdig. „Nur vorübergehend, ich konnte ihn doch nicht auf der Straße sitzen lassen.“, rechtfertige sich Seto abermals. Ein wissendes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Alten. „Und deswegen darf er deine Wohnung nur mit dir verlassen?“ Dem jungen Mann wurde es langsam unbehaglich. „Jemand will ihn umbringen lassen und bei mir ist er noch am sichersten aufgehoben.“, gab er zurück. Reine Neugierde stand nun in den grünen Augen des Älteren. „Habt ihr schon miteinander geschlafen?“, erkundigte er sich begierig, Seto wurde bei der Frage dunkelrot. „Nein!“ brachte er empört heraus – dieser Besuch lief gar nicht so ab, wie er gedacht hatte. „Schade, aber mach dir nichts draus, das kommt schon noch.“ Kam es nun aufmunternd von dem Greis. Hallo... was sollte das denn jetzt wieder bedeuten? Wieso war das hier überhaupt ein Thema? „Wieso interessiert euch das so?“, fragte Seto gequält. Er bekam eine fröhliche Antwort: „Ganz einfach, ihr gehört zusammen, da ist es nur natürlich, das ihr auch miteinander schlaft.“, doch bevor der Brünette seine nächste Frage stellen konnte, hakte Fudo noch nach, „Wie kommst du eigentlich mit der stürmischen Art deines Liebsten zurecht?“ Noch mehr rot ging wohl nicht, der Brünette glaubte sowieso schon, sein ganzes Blut im Gesicht zu haben... Seine Wangen brannten förmlich und so beschränkte er sich darauf, auf die letzte Frage nur Verständnislos zu gucken. Fudo erklärte ihm: „ Mahou hat mir erzählt, das Joey nach seiner Arbeit im Blue-Eyes immer sehr aufgedreht ist und sich mit Hilfe des Sex abreagiert. Es interessiert mich wirklich, wie du damit zurechtkommst, da es für dich doch Neuland ist.“ Das war endgültig zuviel für Seto und so stand er schnell auf. „Danke für das Essen, Meister Fudo. Meine Fragen stelle ich ein andermal. Ich hab jetzt keine Zeit mehr.“ Fluchtartig verließ er das Dojo – erst als er hinter seinem Steuer saß, atmete er erleichtert auf. Unterdessen grinste Meister Fudo zufrieden, er hatte einen empfindlichen Punkt bei seinem Schüler getroffen und dessen unbewusste Reaktionen auf seine Fragen sagten ihm mehr, als Worte es hätten tun können. Seto fuhr nicht direkt nach Hause, sondern machte einen Umweg über den Park. Dort ging er ein wenig spazieren, er musste wieder einen klaren Kopf bekommen. Die Fragen Fudos haben ihn völlig durcheinander gebracht. Wieso interessierte es den Alten, ob er mit Joey schlief oder nicht? Wo er es doch selbst noch nicht einmal genau wusste, ob er wirklich wollte oder nicht. Gestern – ja, da hätte er es getan, heute war er sich schon nicht mehr so sicher. Es war schon merkwürdig, immer wenn er in Joeys Nähe war, hatte er keine Zweifel mehr, doch so wie jetzt, ohne ihn, war er sich seiner Gefühle nicht mehr sicher. Dieses hin und her zerrte an Setos Nerven, er wollte versuchen, nicht mehr soviel Nähe zu zulassen – wenn das noch möglich war. Es wurde dunkel – Zeit nach Hause zu fahren, außerdem konnte er Joey ja nicht ewig alleine lassen. Seto machte am Supermarkt noch einen kurzen Stopp, die Vorräte auffüllen, dann ging es endgültig nach Hause. ~~~ Joey erwachte ziemlich zerschlagen. Mein Gott, was hatte er da nur für einen Schrott zusammen geträumt. Der Alptraum eines jeden Jugendlichen war wahr geworden, mittendrin, als er mit Seto so richtig bei der Sache war, kam seine Mutter ins Zimmer geplatzt, setzte sich neben sie auf Bett und meinte, sie sollten sich von ihr nicht stören lassen und ruhig weitermachen. Man, man konnte doch keinen Sex haben, wenn die eigene Mutter neben einem auf dem Bett saß und zusah... Er schlurfte erst einmal in die Küche und wollte den Kaffee aufsetzen, als er noch einen Rest von Setos in der Kanne fand. Er war zwar nicht mehr heiß, doch er belebte einigermaßen seine Geister. Joey setzte sich neuen Kaffee auf und ging dann ins Bad. Unter der Dusche wurde er wieder zu einem Menschen, und nur mit einem Handtuch bekleidet, nahm er sich eine heiße Tasse Kaffee und trank sie genüsslich aus. Mit der zweiten Tasse bewaffnet ging er zurück in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Immerhin würde die Reinigung noch vorbeikommen und seine Sachen bringen. Darum hatte er Serenity gestern noch gebeten – bei der Reinigung Bescheid zu sagen, da er keine Telefonnummer von ihr hatte. Als der junge Mann vom Lieferservice wieder fort war, schaute Joey sich in der Küche um, ob er etwas für ein spätes Frühstück fände. Zufrieden zog er sich mit seinen Schätzen ins Wohnzimmer zurück und las beim Essen noch einmal Mahous Buch. --------- „So wanderte der Zauberer der Zeit durch die Jahrhunderte. Mahou sah, wie seine Gefährten einer nach dem anderen von ihm ging und wie ihre Erben, ihre Verantwortung ernst nahmen. Das erfüllte ihn mit Zuversicht, doch er wusste, dass das Böse nicht für immer von dieser Welt verschwunden war. Eines Tages würde es stark genug sein und wieder auf dieser Welt erscheinen. Doch auch den Verlust der Drachen musste Mahou beklagen. Er wusste nicht wie, aber sie wurden immer weniger, es gab keine neuen Drachen mehr, und selbst wenn einer geboren wurde, so erlebte er seinen ersten Geburtstag nicht. Eine Unerklärliche Krankheit hatte die Drachen befallen, doch sooft Mahou auch in der Zeit zurück reiste, er konnte die Ursache nicht herausfinden. Er konnte die Drachen nicht retten. Umso sorgsamer hütete er die beiden Medaillons, die für die Himmelskinder bestimmt waren. Der Zauberer der Zeit besuchte regelmäßig die Orte, an denen die Gegenstände aufbewahrt wurden und zum Schluss stattete er dem einsamen kleinen Tempel seinen Besuch ab, um dort seine Erkenntnisse in dem Buch festzuhalten. Odeon, der Zauberer, hatte eine lange Zeit gelebt, dreimal so lang, die Spanne eines Lebens normaler Weise üblich war, doch er hatte niemanden gefunden, an den er sein Erbe weitergeben konnte, und so bat er Mahou darum, seinen Stab mit ihm gemeinsam hier im Tempel zu begraben. Er wollte auch im Tod weiterhin über seinen Gegenstand wachen und Mahou tat ihm den Gefallen. Längst war der Tempel ein verlassener Ort geworden, den niemand mehr auf dieser Welt kannte, und so war Mahou sich sicher, dass der Zauberstab hier ziemlich sicher war. Nach etwa Vierhundert Jahren begann Mahou eine lesbare Kopie seiner Chronik anzufertigen. Die Medaillonträger, oder auch Himmelskinder, wie er sie mittlerweile liebevoll nannte, würden sie dringend brauchen, wenn sie verstehen wollten, was so alles geschehen war. Der Zauberer der Zeit entschied sich dafür die Kopie seiner Chronik in der Zeit zu verstecken, da er nicht immer auf beide Bände Acht haben konnte. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass seine Chronik verschwunden war, als er wieder in den Tempel zurückkehrte, Odeons Grab war zum Glück jedoch unversehrt. Das Böse war anscheinend dabei wieder zu erwachen, doch noch wusste er nicht, wann, wie, wo und wer. Mahou nahm die besondere Fusionskarte und verbarg sie in seiner Kopie, die nun absolut wichtig geworden war, und nahm seine letzten Eintragungen in diesem Buch vor. Als er die Präsens des Bösen immer deutlicher spüren konnte, machte Mahou sich auf den Weg die Himmelskinder zu suchen.“ ------- So seltsam, wie das Buch anfing, genauso seltsam endete es auch. Es schien Joey, als würde der Schluss noch fehlen... Aber es waren keine Seiten herausgerissen, der Blondschopf hatte extra nachgeschaut... Dafür fiel auf einmal eine Fusionskarte aus dem Buch heraus. Seltsam, dachte er, war die schon immer da gewesen? Er zuckte mit den Schultern und legte sie wieder ins Buch zurück. Nachdem Joey sein Geschirr wieder in die Küche gebracht und abgewaschen hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer. Er setzte sich an Setos Laptop und öffnete seine E-Mails. Außer Werbung war nur eine von Bedeutung dazu gekommen – von der Versicherung. Die Spurensicherung hatte schnell herausgefunden, dass es Brandstiftung gewesen war, und so waren die Formalitäten mit der Versicherung recht schnell geregelt. Sie wollten eigentlich nur noch einmal eine Bestätigung der Bankverbindung haben, damit sie die Versicherungssumme auf das richtige Konto überwiesen. Als nächstes antwortete Joey seinen Eltern, die von Serenity von seinem Unglück erfahren hatten. Danach widmete Joey sich Mahous Mail. Er bekam wieder einen roten Kopf, als er Mahous Nachsatz las. Obwohl er sich sicher war, allein in der Wohnung zu sein, schaute Joey sich doch vorsichtshalber noch einmal um, bevor er Mahou antwortete. ----- „Liebster Mahou! Mir geht es im Augenblick den Umständen entsprechend gut. Seit deiner Abreise ist eine Menge geschehen. Erst wurde ich von zwielichtigen Typen nach meiner Schicht im Blue-Eyes entführt, und von Seto Kaiba gerade so im letzten Moment gerettet... und als ob es noch nicht genug gewesen wäre, wurde zur selben Zeit meine Wohnung in Brand gesteckt. Ein Glück, dass ich anderweitig ‚aufgehalten’ wurde... Ich bin bei Seto Kaiba untergekommen, da ich weder von dir, noch von meiner Schwester, einen Wohnungsschlüssel hatte, und wenn, dann hätten sie sich sicher in der Wohnung befunden. Und als ich zwei Tage später wegen manipulierter Bremsen auch noch einen leichten Motorradunfall hatte, beschloss Kaiba mich ganz unter seinen Schutz zu nehmen. Deinem Buch ist wie durch ein Wunder nichts geschehen, es befand sich in meiner Motor- radtasche, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Um dein Geschäft kümmere ich mich gerne, dein Schlüssel wird ankommen, da mir meine Post zu Kaiba nachgesandt wird. (Bevor Joey weiter schrieb, schaute er sich lieber noch einmal um... und bekam eine rosige Gesichtsfarbe ^^) Und mit Seto Kaiba hattest du recht... ich glaube ich liebe ihn wirklich, hab ich vielleicht ja auch schon immer, und – nun ja – wir vertragen uns und haben uns auch schon geküsst... (beim nächsten Satz wurde Joey wie ein pubertierender Teenager knallrot...) ...und gefummelt haben wir auch schon einmal... Ich wünsch dir in Ägypten viel Erfolg. Liebe Grüße, dein Joey ----- Joey wollte schon auf senden klicken, als es ihm ein wenig mulmig wurde. Sollte er das wirklich Mahou schreiben? Mahou würde sich darüber sicherlich freuen. Doch bevor Joey sich entschieden hatte, hörte er, wie die Haustüre aufgeschlossen wurde. Seto kam herein, und auf dem Weg in die Küche sah er Joey auf dem Sofa sitzen – täuschte er sich oder hatte sein Gast schon wieder rote Ohren? „Hallo Joey, schreibst du schon wieder heiße Mails mit Mahou?", konnte er sich nicht verkneifen zu fragen. Seto stand so, das er, wenn er es wirklich gewollt hätte, die Mail hätte lesen können. Erschrocken über Setos direkte Frage, drückte Joey die Enter Taste – und konnte folgenden Spruch lesen: Ihre Mail wurde erfolgreich verschickt. Joey schluckte heftig, jetzt war die Mail raus, dabei war er sich doch noch immer nicht sicher gewesen, ob er sie so losschicken wollte. „Was hast du gefragt?", fragte er leicht verstört. „Ob du wieder heiße Mails mit Mahou schreibst.", wiederholte Kaiba grinsend seine Frage. „Sagtest du nicht, du ziehst einen privateren Rahmen vor? Lass dich nicht stören, ich bleibe ein Weilchen in der Küche, dann könnt ihr in Ruhe weiter schreiben." Seto verharrte noch und wartete auf eine Antwort. Joey räusperte sich. „Nein, ich schreibe KEINE heißen Mails mit Mahou.", antwortete Joey mit krächzender Stimme. Wo kam die denn gerade her? Verlegen kratzte Joey sich am Kopf. „Ach nein?" Seto setzte seinen Weg in die Küche fort, die Einkäufe wurden langsam schwer, er wollte sie endlich loswerden. „Nein.", antwortete Joey mit schon wieder klarerer Stimme. „Du brauchst gar nicht so anzüglich zu grinsen." „Nicht? Du hast aber so ausgesehen und dich eben auch so angehört.", stichelte Seto aus der Küche weiter. „Wenn du's so genau wissen willst", antwortete Joey ein wenig aufgebracht, „Mahou wollte wissen wie weit ich mit dir schon bin – und dass ich mich zurückhalten soll, damit ich dich nicht verschrecke. Und grad eben hab ich ihm darauf geantwortet." Seto war gerade dabei seine Einkäufe zu verstauen, ein Apfel besaß die Frechheit und rollte unter den Tisch. Seto sammelte ihn gerade auf, als er Joeys Antwort hörte. „Wie bitte?", fragte er überrascht nach, richtete sich auf und stieß sich prompt den Kopf am Tisch. Hatte er doch glatt vergessen, dass er sich noch unter diesem befand. Fluchend und sich den Kopf reibend stand er schließlich auf. „Und, was hast du geantwortet?", erkundigte er sich und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. „Dass wir uns küssen und schon gefummelt haben.", antwortete Joey trotzig. Wenn Seto es so genau wissen wollte, dann bekam er auch die entsprechende Antwort. Dieser stöhnte. Warum waren alle so erpicht darauf, zu erfahren ob Joey und er Sex miteinander hatten? Das ging doch nun wirklich niemand etwas an. Aber vielleicht hatte er sich eben auch verhört... Nein, er hatte sich nicht verhört... „Hast du auch gleich noch die Uhrzeit und Dauer mit aufgeschrieben?", wollte Seto empört wissen. „Was regst du dich so auf?" Von der Verlegenheit, die Joey vorhin noch gespürt hatte, war nichts mehr zu erkennen. „Mahou sorgt sich halt um mich, er will eben, dass es mir gut geht. Und für ihn gehörst du nun mal zu meinem Glück. Beschwer dich doch bei ihm, wenn es dir nicht passt." „Warum ich mich aufrege? Unser – nicht vorhandenes – Sexleben ist Gesprächsthema bei Mahou und Fudo. Dieser hat mich heute auch gefragt, ob wir schon miteinander schlafen und wie ich mit deiner stürmischen Art zurechtkomme." Upps, da hatte Seto mehr erzählt als er wollte. Seto konnte genau spüren, wie sich eine verräterische Röte in seinem Gesicht ausbreitete. Joeys Ärger verrauchte sofort. Meister Fudo hatte sich auch schon danach erkundigt? Verwirrt zog er seine Augenbraue in die Höhe. „Woher weiß Meister Fudo von meiner stürmischen Art?", dachte Joey laut, ohne es zu merken. „Mahou hat ihm erzählt, das du dich mit Sex abreagierst.", gab Seto zur Antwort und kümmerte sich wieder intensiv um seinen Einkäuf, den er, leider viel zu schnell, weggeräumt hatte. Upps, DAS sollte Seto doch noch gar nicht wissen, am besten überhaupt nicht, inzwischen kam er ja so einigermaßen damit klar – na ja, fast – in der letzten Zeit war er ja gar nicht mehr so oft im Blue-Eyes gewesen. Joey entschied sich dafür, DAS Thema vorerst auf sich beruhen zu lassen. „Und, was hast du Meister Fudo darauf geantwortet?", wollte Joey dann aber doch neugierig wissen. Immerhin hatte er Seto eben auch gesagt, was er Mahou geantwortet hatte. „Ich hab ihm die Wahrheit gesagt – das wir nicht miteinander schlafen.", erklärte Seto. Das Thema war ihm schon unangenehm, aber da sie nun mal schon dabei waren, fragte er nach. „Stimmt das? Das mit deiner stürmischen Art?" Joey wand sich ein wenig. „Ja, es stimmte. Aber in letzter Zeit nicht mehr." antwortete er leise. „Wieso nicht mehr?" Jetzt wollte der Blauäugige es genau wissen, es sah ja so aus, als wäre er dann der Leidtragende. Joey hob den Kopf und holte tief Luft. „Ich hab noch nie mit einem anderen Mann als Mahou geschlafen, und mit Mahou war das ja auch in Ordnung so, es war halt so bei uns, aber seit Mahou auf Geschäftsreise ist... Ich hab wieder mit Fliegen angefangen.", setzte Joey nach einer Pause hinzu. „Und das hilft mir." „Und wenn nicht? Willst du mich als Ersatz für Mahou?", fragte Seto leise nach. „Dich, als Ersatz?", rief Joey entsetzt. „Nein, du bist niemals ein Ersatz für mich. Seto, bitte komm auf keine falschen Gedanken.", bat Joey flehentlich. „Ich könnte nie mit dir schlafen, nur weil ich einen Ersatz bräuchte. Du bist für mich etwas ganz besonderes, etwas einzigartiges... meine große Liebe." Die letzten Worte flüsterte Joey nur noch. Seto schloss seine Augen. „Ich weiß im Augenblick gar nicht was ich denken soll. Ich bin durcheinander... gestern Abend war ich mir sicher mit dir schlafen zu wollen, heute bin ich es nicht mehr. Ich genieße deine Nähe – und fürchte mich gleichzeitig davor. Und eigentlich weiß ich gar nicht was ich hier rede... vergiss es einfach, vergiss mich einfach." Joey stand auf. „Ich könnte dich niemals vergessen, konnte es noch nie.", sagte er gefühlvoll und ging zu Seto in die Küche. „Und nicht nur du bist durcheinander. Ich hab noch nie in meinem Leben so viele Schmetterlinge in meinem Bauch gehabt, wie in der letzten Zeit mit dir. Und es fällt mir überhaupt nicht schwer auf dich zu warten.", meinte Joey liebevoll zu Seto und schaute ihn mit zärtlichem Blick an. Joeys Blick ging ihm unter die Haut, er berührte ihn tief in seinem Innern... Aber Seto war noch nicht bereit, das, was freigelassen werden wollte, auch freizulassen. Er versuchte ein Lächeln. „Du weißt doch gar nicht, auf was du dich mit mir einlässt. Wir sollten erst diesen Fall abschließen, bevor wir an irgendetwas anderes denken, meinst du nicht auch?" Wie gern würde er Joey einfach nur so in den Arm nehmen, aber er unterließ es, Seto traute sich selbst nicht über den Weg. „Das weiß man nie hundertprozentig.", antwortete Joey lächelnd, „Aber ich bin bereit, mich darauf einzulassen. Doch diesen Fall sollten wir tatsächlich erst einmal abschließen.", stimmte er Seto zu. Auch wenn Joey sich über seine Gefühle für Seto im Klaren war, ihn eigentlich schon immer geliebt hatte, so sicher war Joey sich aber auch, dass Seto noch viel Zeit brauchte. Dessen Vater hatte ganze Arbeit geleistet – und DIESE Liebe hatte einfach mehr Konsequenzen für Seto, als seinerzeit ihre Kinderliebe. „Gut, was hältst du von einem Essen, danach können wir uns ja mit dem Fall befassen. Ich hab da eh schon rumgetrödelt, in jeder Vision wird mir erzählt, dass die Zeit knapp wird. Das sollte ich mir langsam mal zu Herzen nehmen.", schlug Seto vor. Länger wollte er nicht über seine Gefühle reden, er hatte schon viel zu viel gesagt, dennoch fühlte er sich etwas besser. „Ja, Essen wär schon gut. Mein Magen hat sich schon darüber beschwert, dass ihm so gar keine Beachtung geschenkt wird.", versuchte Joey einen lockeren Ton zwischen sie beide zu bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)