Von Blumen und Orangen von BurglarCat (Nami/Robin Challenge) ================================================================================ Kapitel 14: Der Tod ist nicht das Ende! --------------------------------------- Müde lausche ich meinem schweren Atem, der fast schon unerträglich laut zu sein scheint. Mir tun alle Knochen weh und meine Augen scheinen vor Müdigkeit unerträglich zu brennen. Über mir klirren die schweren Eisen-Ketten leise, als ich versuche mich wenigstens ein bisschen bequemer hinzusetzen, was mir allerdings nicht gelingen will. Wie bin ich, wir, nur in diese Situation geraten? Wenn ich so zurück denke, dann war es eigentlich ein ganz gewöhnlicher Tag auf einer Insel. Und dann.. es ging alles einfach so schnell, dass ich nicht mehr genau sagen kann, was genau geschehen ist. Ich weiß nur, dass dieser Angriff auf uns schon lange geplant sein musste, sonst hätten sie uns sicher nicht schnappen können. Als es plötzlich unnatürlich still wird, hebe ich meinen Blick etwas und löste mich von meinen Gedanken. Ich sehe zu dem kleinen, vergitterten Fenster in der Mauer, durch welches schon den ganzen Morgen Stimmen und Jubel herein dringen, wenn sie wieder einen von uns hingerichtet haben. Nun, wo es wieder so still wird, führen sie sicherlich Lysop hinauf zum Schafott. Er war der letzte, den sie geholt haben. Sie holen uns immer einzeln, warum weiß ich nicht, aber vielleicht ist es auch besser so. Gemurmel ist zu hören, leise Stimmen, die ihm vermutlich seine Taten vorlesen und ihn nach seinen letzten Worten fragen. Ich kann nicht hören, ob er etwas erwidert und auch nicht einschätzen, ob er es tun würde. Seit wir hier sind hat niemand von uns auch nur ein Wort gesprochen. Wir hingen unseren Gedanken nach und starrten vor uns hin, bis sie anfingen uns zu holen. Selbst dann sagten wir nichts, kein Wort des Abschieds, nichts. Wir sahen jeden nur schweigend an und blickten ihm mit leerem Blick nach, wie er Schritt für Schritt von uns ging. Nun dringt lauter Jubel an mein Ohr und ich weiß, dass sie ihn hingerichtet haben. Kurz zieht sich alles in mir zusammen, doch ich weine nicht. Warum weiß ich selbst nicht wirklich, ich tue es einfach nicht. Mein Blick wandert durch die kleine Zelle und trifft dann auf ihre eisblauen Augen, die mich ruhig ansehen und meinen Blick erwidern. Wir könnten noch ein letztes Mal miteinander reden, uns voneinander verabschieden, nun würde es niemand bemerken, wenn wir das Schweigen brechen würden. Ich möchte auch reden, möchte ihr sagen, wie sehr ich sie liebe, dass ich sie nicht verlieren will, doch kein Laut kommt über meine Lippen. Wir hatten kaum Zeit miteinander, nicht einmal zwei Wochen. Eine viel zu kurze Zeit, als das ich sagen könnte, dass sie ausreichend war oder ich mich damit zufrieden geben kann. Schritte dringen an mein Ohr, schneller, lauter. Kurz wende ich meinen Blick ab und sehe zur Zellentür neben mir, ehe ich sie wieder ansehe und ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen erkenne. Angst schreit in mir auf, welche ich einfach nicht weiter unterdrücken kann. Sie werden kommen und eine von uns holen, doch ich weiß nicht, ob ich mir wünschen soll, dass sie mich mitnehmen oder sie. Einerseits will ich noch nicht sterben, auch der anderen Seite würde ich es nicht ertragen einfach hier sitzen zu müssen, mit der Gewissheit, dass sie sie hinrichten und ich nur hier sitzen und nichts tun kann. Die Tür wird mit einem lauten Knarren geöffnet, doch ich wage es nicht aufzublicken, sondern sehe weiter starr in ihre Augen, die wohl der einzige Grund dafür sind, dass ich überhaupt noch so ruhig bin. Die Soldaten bleiben nicht bei mir, sondern gehen langsam durch die Zelle auf sie zu. Meine Augen weiten sich leicht, doch ich sage nichts, sondern bleibe einfach nur sitzen und sehe zu. Sollte ich nicht gerade jetzt irgendetwas tun, wenigstens etwas sagen? Sie wird grob auf die Beine gezogen und dann durch den Raum geführt. Neben mir bleibt sie noch einmal stehen und ich sehe zögernd zu ihr hinauf. Immer noch dieses Lächeln. Stumm formt sie mit den Lippen drei Worte, die ich nicht hören muss, um sie zu verstehen. „Ich liebe dich..“ Noch ehe ich auch nur dazu komme etwas zu erwidern, wird sie hinaus geschoben und die Tür feste hinter ihr verschlossen. Ich höre, wie die Schritte langsam leiser werden und sie sich Schritt für Schritt von mir entfernt. Alles in mir zieht sich zusammen und ich möchte schreien. Schreien und mich losreißen, um ihr nachrennen zu können und sie zu befreien. Sie zurückholen und ihr sagen, was sie mir bedeutet, dass ich es nicht ohne sie durchstehen werde. Sie war der einzige Grund, warum ich es bisher geschafft habe und nun ist sie weg. Und ich bleibe mit der Gewissheit, sie nie wieder zu sehen alleine zurück. Draußen wird es wieder Still. Wieso scheint die Zeit nun wie im Flug zu vergehen? Viel zu schnell, viel zu mühelos wird sie aus meinem Leben gerissen. Warum muss das sein? Ich will den kläglichen Rest meines Lebens nicht mit dem Wissen zubringen, dass sie sie mir genommen haben. Das kann ich nicht. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, als ich nun wieder leise Stimmen höre und dann angespannt den Atem anhalte. Das was gleich passiert ist unvermeidlich und doch hoffe ich auf ein Wunder. Hoffe darauf das unser Glück uns noch ein letztes Mal helfen wird und uns noch nicht völlig verlassen hat. Mein Blick haftet starr an dem kleinen Fenster und innerlich bete ich, zu wem auch immer, dass es nicht passiert. Doch all meine Hoffnungen lösen sich auf, als der laute Jubel in die Zelle dringt. Unnatürlich laut und schmerzlicher als die Male zuvor. Beine Augen füllen sich mit Tränen und meine starke, ruhige Fassade scheint nun endgültig in sich zusammen zu brechen, nun gibt es niemanden mehr, der mir helfen könnte sie aufrecht zu erhalten. All meine Freunde sind tot und nun bin ich die nächste, warum sollte ich meine Tränen noch länger zurück halten? Warum sollte ich nicht einfach zusammen brechen? Schreien und völlig aus rasten? Weil sie es auch nicht getan haben, so einfach ist das. Tief atme ich durch, versuche mich zu beruhigen und sehe ihr Gesicht vor mir. Ihre Augen, die so viel ruhe ausstrahlen, ruhe und absolute Unnahrbarkeit. Ja, das war sie wirklich, sie alle sind mit erhobenem Kopf hinaus gegangen, haben keine Schwäche gezeigt und ich werde es auch nicht tun. Diese Genugtuung werde ich ihnen nicht gönnen. Ich kämpfe zwar mit den Tränen, aber äußerlich sieht man mir rein gar nichts an. Und dann höre ich sie. Schritte, die sich wieder nähern, kommen um mich zu holen. Inzwischen ist es mir egal. Sie haben mir den wichtigsten Menschen in meinem Leben genommen, ohne sie will ich nicht weiter leben. Die Tür wird geöffnet und sie kommen herein. Ich blicke nicht auf, höre nur, wie man meine Ketten löst und spüre dann wie ich grob auf die Beine gezerrt werde. Von dem langen Sitzen fühlen sie sich taub an und ich wanke leicht, doch man hält mich grob fest und zwingt mich aufrecht stehen zu bleiben, als man mir einen Moment gibt, um das Gleichgewicht zu finden, ehe man mich aus der Zelle führt, so wie man es mit ihnen auch getan hat. Nun gehe ich den Weg, den sie alle gegangen sind und ich frage mich woran sie gedacht haben. Haben sie an uns andere gedacht? An unsere Abenteuer? An unsere Träume? Sicherlich haben wir alles erreicht, was wir erreichen wollte und dennoch ist dies sicherlich nicht das Ende, das wir uns gewünscht hätten. Was bringt es uns schon, wenn man uns in der Geschichte festhält, wenn wir dennoch auf solche Weise gehen müssen? Meine Schritte hallen unnatürlich laut von den kalten Steinwänden wieder und scheinen mich zu betäuben. Eigentlich ist es merkwürdig, dass ich jetzt so ruhig bin, vielleicht bin ich aber auch einfach nur am Ende meiner Kräfte angelangt. Helles Licht blendet mich, als man mich nach draußen führt. Aber es ist nicht das einzige, dass mir unangenehm entgegen schlägt. Auch das getuschel der Menschen um mich herum stößt mir bitter auf. Sie verurteilen uns für unsere Taten, dass wir aber auch vielen Geholfen haben und nur denen Schaden zufügten, die diesen auch verdienten sieht niemand. Lieber besehen sie sich wie hilflose Menschen einfach hingerichtet werden und freuen sich dann auch noch darüber. Ich frage mich was nun schlimmer ist, wir oder die. Meiner Ansicht nach diese jämmerlichen Idioten, aber gut, meine Meinung ist hier nicht erwünscht. Als wir beim Schafott ankommen sehe ich kurz hinauf, ehe ich weiter einen Fuß vor den anderen setzte. Meine Schritte erscheinen mir so unendlich schwer, am liebsten würde ich mich hier und jetzt hinsetzten und einfach schlafen. Daran hindern mich allerdings die beiden Soldaten neben mir und so halte ich den Blick weiterhin auf die Stufen gerichtet, die Stufen die sie auch vor kurzem beschritten hat. Woran hat sie gedacht, als sie hier herauf ging? Ich werde es nie erfahren und vielleicht will ich das auch gar nicht. Oben angekommen drückt man mich unsanft auf die Knie und die Menschen werden wieder leise. Dann beginnt man mir meine Taten vorzutragen, wobei ich nicht wirklich hin höre. Mein Blick ist auf den Boden gerichtet und Tränen treten in meine Augen. Ich knie in Blut, ihrem Blut! Man hat sich nicht die Mühe gemacht es weg zu wischen und ich habe mit einem Mal das Bedürfnis mich umzusehen. Wenn ihr Blut nicht weg gemacht wurde, sind sie dann auch noch hier? Ich zwinge mich die Augen zu schließen und dem Impuls nicht nachzugeben, denn ich weiß, dass ich dann völlig zusammen brechen werde. Ich kämpfe wieder gegen die Tränen an, die mir wieder in die Augen steigen. Ich darf jetzt nicht weinen, nicht hier. Diese Genugtuung werde ich ihnen nicht auch noch geben! „Hast du noch irgendwelche letzten Worte?“ Die Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und nun hebe ich langsam den Blick. Letzte Worte? Nein, jedenfalls für niemanden der hier steh. Also schüttle ich nur den Kopf und habe das Gefühl, dass meine Freunde es nicht anders gemacht haben. Zwei Soldaten treten neben mich und heben langsam ihre Schwerter. „Was, wenn es irgendwann vorbei ist? Auch unsere Glückssträhne endet irgendwann.“ „Warum machst du dir darüber Gedanken?“ „Weil ich es wissen möchte. Was denkst du? Dann ist doch alles aus.“ Mein Blick gleitet über die Menschenmasse vor mir und ich sehe das, was sie gesehen haben. Fühle das was sie gefühlt haben. Und dennoch fällt es mir nicht schwer mich zu einem Lächeln zu bewegen. „Nein, es ist erst aus wenn wir das wollen. Denn egal was passiert, ich werde dich immer lieben, bis in alle Ewigkeit, auch im Tod.“ „Versprichst du es?“ „Das verspreche ich dir.“ Langsam schließe ich meine Augen, höre das schneidende Geräusch der Klingen über mir, als sie herunter gerissen werden. Das letzte was ich vor mir sehe ist ihr Gesicht, sie lächelt, genau wie ich es tue. Und dann wird alles dunkel... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)