Anfang in einer neuen Welt 2 von abgemeldet (Mattheo x Luca) ================================================================================ Kapitel 2: Hiobsbotschaft ------------------------- Chapter 2 Am nächsten Morgen um 11 Uhr stand Alessandro Mattheo auf die Sekunde pünktlich am Gitter, welches den Ausgang des New Yorker Staatsgefängnisses versperrte. Seine Papiere waren fertig und unterschrieben und er hatte all seine persönlichen Gegenstände zurückerhalten. Keiner der Wärter sah glücklich aus, als sie ihm missmutig die Tür zur Freiheit aufschlossen. Seine Haut begann zu prickeln und er musste sich zusammenreißen, um nicht anzufangen zu pfeifen. Gelassen schlenderte er durch einen vergitterten Gang auf dem Hof und ging auf seine wartende Eskorte zu. Seine beiden gigantischen Leibwächter Dino und Dario standen dort vor seinem Wagen und warteten mit zufriedenen Mienen. Neben ihnen - wie ein Zwerg erscheinend- stand Jayne Simmons, seine Anwältin. Auch sie hatte sich ein Lächeln abgerungen. Mattheo ging gutgelaunt auf sie zu und Dario hielt ihm mit einem Nicken die Hintertür auf. Er setzte sich und Jayne rutschte neben ihn. Nachdem auch seine beiden Bodyguards eingestiegen waren fuhren sie zügig ab. Ohne einen weiteren Blick zurückzuwerfen drehte er sich grinsend zu seiner Anwältin um. „Jayne, honey, wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Du hättest deinen armen, alten Boss ruhig mal besuchen kommen können.“ Die dunkelhaarige Frau schürzte missbilligend die Lippen und rückte ihre Brille zurecht: „Seit drei Monaten habe ich jetzt vier bis sechs Tage die Woche entweder im Gerichtsaal oder im Gefängnisbüro damit verbracht, dich irgendwie herauszuhauen oder dich früher freizukriegen. Und deine Organisation leitet sich auch nicht von alleine, Alex. Denkst du echt, ich will die wenige Freizeit, die ich habe mit DIR verbringen?“ Der Sizilianer grinste und sah sie gespielt verletzt an: „Das tut weh, Jaynie. Mir war doch sooo langweilig.“ Diese sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, während Dario einen stummen Blick zu Dino herüberwarf. Mattheo schien es nicht zu bemerken. „Was bist du eigentlich so ekelhaft gut drauf, Alex?“, wollte sie misstrauisch wissen und verschränkte ihre Arme. Es gab etwas, dass sie ihm sagen musste, doch vielleicht fragte er ja gar nicht und jemand anderes konnte diesen undankbaren Job übernehmen. Amadeo zum Beispiel. Sie lächelte grimmig. Das würde ihm recht geschehen. Mattheo unterbrach ihre Gedanken: „Na, habt ihr die Zeitung heute noch nicht gelesen?“, fragte er: „Es ist wirklich eine Schande, Carlo Gambuchi hat sich gestern Nacht in seiner Zelle erhängt.“ Aller Augen schossen augenblicklich zu ihm. Sie wussten genau, was das bedeutete und auch was für eine Reaktion es bei der Familie auslösen würde Mattheo lächelte nur leicht: „Ich weiß, was für ein Schock. Dino, sieh bitte auf die Strasse.“ Dieser drehte sich schnell zurück bevor sein Boss vergaß, dass er gute Laune hatte. Niemand sagte etwas, bis Mattheo auf einmal Jayne ansah und fragte: „Und was meintest du damit, dass meine Firma sich nicht von allein leitet. Ist Amadeo auf Hawaii, oder was? Diese fühlte sich ertappt und wurde rot. Schnell wich sie seinem Blick aus und meinte: „Er ist technisch gesehen nicht...im Urlaub.“ Leicht irritiert runzelte Mattheo die Stirn: „Was soll das heißen? Wo ist er dann?“ „Na ja, weißt du...“, stammelte sein Gegenüber nun vor sich her: „Du erinnerst dich doch an diese Polizistin, der er immer hinterher gehechelt ist, oder? Anscheinend wurde er erhört. Letztes Mal, als ich mit ihn etwas übers Geschäft fragen wollte, war er zu beschäftigt damit....zu versuchen...ihr ihre Mandeln rauszusaugen...“ Sie brach ab und blinzelte nervös zu ihrem Boss herüber. Jeder hatte gespürt wie die Temperatur im Wagen soeben um einige Grade gefallen war. Mattheos Augenlid zuckte einen Moment verdächtig, doch dann riss er sich zusammen: „Darüber spreche ich dann noch mit ihm. Ich nehme an, er war nicht zu beschäftigt, um sich um seinen Neffen zu kümmern, nicht wahr?“ Jayne sah nun aus, als wäre ihr schlecht. Warum zur Hölle hatte sie bloß keinen anderen Job? Sogar Klos putzen wäre angenehmer, als diejenige sein zu müssen, die Alessandro Mattheo Hiobsbotschaften überbrachte. „Er hat sich um ihn gekümmert.“, versuchte sie zu lächeln: „Tatsächlich hat er ihm eine Wohnung besorgt, nachdem er aus dem Krankenhaus gekommen ist und alles.“ Verwirrt runzelte Mattheo die Stirn: „Warum lässt er ihn nicht bei uns in der Villa wohnen?“ Jayne war blass: „Na ja, technisch gesehen...wohnt Amadeo dort...auch nicht mehr. Technisch gesehen...ist er nicht mehr im Geschäft.“ Die Stille die sich daraufhin im Wagen ausbreitete war erstickend. Mattheos Gesicht war steinern; nur in seinen Augen konnte man erkennen, wie verschiedenste Emotionen um die Oberhand kämpften. „Was...warum...wann...?“, krächzte er schließlich. Jayne biss sich auf die Lippen. „Sag´s mir!“, bellte ihr Boss und sie zuckte zusammen. „Ähm...seit er mit der Polizistin zusammen ist...sie will ihn und Luca wohl nicht der Gefahr aussetzen...nach allem was passiert ist...und da hat er Luca ein Apartment gesucht und ist bei ihr eingezogen. Aber er kümmert sich um Luca, keine Sorge!“, raspelte sie atemlos herunter und rutschte vorsichtshalber ein Stückchen weg. „Das ist doch ein Witz, wie kann er mir das antun! Alles nur wegen dieser Frau!?“, wütete er: “Bringt mich zu Amadeo...oder nein, ich kümmere mich später darum. Bringt mich zu Luca, ich hole ihn nach Hause.“ Alle Insassen wurden plötzlich nach vorn geschleudert, als Dino abrupt auf die Bremse trat. „Sorry,...“, murmelte er nur, schwitzend. Wieder Stille. Drückender als je zuvor. „Okay.“, Mattheos Stimme war kalt und fordernd: „Ich bin mit guter Laune in dieses Auto gestiegen, aber anscheinend ist heute nicht mein Tag. Ich will jetzt wissen was zur Hölle hier los ist! Jayne!“ Erwartungsvoll wandte er sich seiner Anwältin zu. Diese atmete tief durch. „Also Alex, reg dich jetzt bitte nicht auf, ja?“, bat sie mit falscher Ruhe. Mattheo knurrte leise. Etwas stimmte hier gewaltig nicht. „Mireille Richards....nachdem Luca fast...gestorben wäre...“ Mattheo zuckte zusammen, doch er unterbrach sie nicht. „Da hat sie es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, ihn zu retten...vor dir. Und Amadeo hat mitgezogen.“ Er starrte sie an ohne zu blinzeln oder auch nur Luft zu holen: „Und was heißt das im Klartext? Jetzt rede schon!“ „Sie ist vor Gericht gegangen...und hat all diesen Unsinn über Gefährdung von Minderjährigen und schlechter Vormundschaft ausgepackt. Und der Richter hat ihr geglaubt...sie hat eine Verordnung gegen dich. Du...darfst dich Luca nicht mehr als bis auf hundert Meter nähern, oder du wanderst wieder in den Knast. Wir wissen nicht wo er ist.“ Sie endete ängstlich, in Erwartung einem Wutausbruch Mattheos´ zum Opfer zu fallen. Doch dieser starrte sie nur ungläubig an, alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Nach mehreren Minuten stützte er endlich den Kopf in seine Hände und lies sich fluchend gegen die Rückbank sinken. Er sah so fertig und verzweifelt aus, dass Jayne sich nicht helfen konnte und zögerlich eine Hand auf seine Schulter legte. „Wir haben versucht es zu verhindern, aber ohne Amadeos Aussage auf unserer Seite und dem Tatbestand...ich konnte nichts tun. Es tut mir leid, Alex.“ Auch seine beiden Bodyguards saßen nur bedrückt und stumm da. Sie hatten gewusst, wie schwer dies sein würde. Mehr noch als Jayne, die Luca und Mattheo kaum zusammen erlebt hatte. Es musste sein, als würde seine ganze Welt vor seinen Augen in Stücke geschlagen. Mattheo zwang sich weiterzuatmen. In seinen Ohren rauschte das Blut und langsam fühlte er, wie der Zorn, den er eben schon hätte fühlen müssen, Gestalt annahm. Der einzige Grund weshalb er diese drei Monate überstanden hatte, war dass er Luca um jeden Preis hatte wiedersehen müssen. Ihn umarmen und ihn lächeln sehen. Sicher er war darauf gefasst gewesen, dass Luca vielleicht noch sauer war, wegen der ganzen Sachen, die zwischen ihnen falsch gelaufen waren. Aber – Herrgott noch mal! Der Junge hatte eine Kugel abgefangen, um sein Leben zu retten. Dass er ihm auf einmal überhaupt nichts bedeutete, war doch Bullshit! Und Amadeo, warum hatte Amadeo nicht....?! Unkontrollierbare Wut schnürte ihm mittlerweile die Kehle zu und seine Stimme war rau, als er eine letzte Frage zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorpresste: „Hat Luca...bei der Verhandlung ausgesagt, dass er mich nicht mehr wiedersehen will?“ „Nein, er war noch im Krankenhaus und nicht aufnahmefähig, aber Amadeo hat als sein nächster Verwandter die Sorgepflicht übernommen und...“ „O.k.“, unterbrach er sie und richtete sich auf. Als sein Blick Jaynes streifte, waren seine Augen beinahe schwarz: „Dann fahr mich zu Amadeo. Ich habe da etwas mit ihm zu besprechen.“ „Das halte ich nicht für eine gute Idee, Alex.“, widersprach Jayne nun etwas fester als zuvor: „Du bist zu wütend. Tu nichts, was du später bereuen könntest.“ „Na los, FAHR!“, herrschte Mattheo. „Nein, Dino!“, Jayne schien nun entschlossen. Wortlos beugte sich Mattheo an ihr vorbei und stieß ihr Tür auf: „Raus, Jayne! Melde dich wenn du wieder weißt, auf wessen Seite du stehst!“ Damit stieß er sie förmlich auf den Gehsteig und knallte die Tür wieder zu. Er hatte jetzt keine Zeit für Spielchen. Er musste zu Amadeo. ER WOLLTE ZU LUCA!!! „Fahr schneller!“, zischte er eisig. Niemand wagte zu widersprechen, und so lenkte Dino den Wagen schließlich um, obwohl tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn standen. Mattheo kochte innerlich. Das konnte nicht gut enden. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Seufzend schmiss Luca seinen Stift zur Seite und rollte sich auf den Rücken. Neben ihm zog Isabella besorgt eine Augenbraue hoch. Sie lies ihre Notizen fallen und rutschte neben ihn, wo sie sich gegen die Couch in ihrem Zimmer lehnte. Die beiden hatten wie üblich zusammen Hausaufgaben gemacht, doch heute schien es, als könne ihr bester Freund sich auf überhaupt nichts konzentrieren. „Was ist los, Luca?“, fragte sie: „Tut dir die Verletzung wieder weh, wenn du drauf liegst?“ Der Sizilianer lächelte sie beruhigend an, als er einen Arm um sie legte. „Ach, ich hab nur keine Lust mehr. Die Verletzung tut schon seit ein paar Tagen kaum noch weh.“ „Dann ist ja gut.“, lächelnd legte Isabella ihren Kopf an seine Schulter. So wie jetzt war es lange nicht gewesen. Luca war erst vor drei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden und hatte immer noch Therapie zweimal die Woche. Isabella seufzte. Luca sprach nicht darüber was passiert war, doch Chris hatte es ihr später im Groben erzählt. Es musste schrecklich gewesen sein. Sie hatte solche Angst um ihren besten Freund gehabt; während der Entführung und als er später im Krankenhaus lag. Zwei Monate hatte es gedauert, bis die Verletzungen völlig verheilt waren. Drei Wochen durfte sie ihn überhaupt nicht sehen, da er auf der Intensivstation gelegen hatte. Es war eine schlimme Zeit gewesen. Zum Glück hatte sie Chris gehabt, der ihr immer zur Seite gestanden hatte. Und Luca schien auch wieder in Ordnung. Trotzdem traute sie dem Frieden nicht ganz. Wenn Luca sich unbeobachtet fühlte, wurde sein Blick oft so traurig, dass ihr der Anblick fast das Herz zeriss. Doch er sagte ihr nie, was ihn beschäftigte und sie traute sich nicht ihn zu fragen, aus Angst alte Wunden aufzubrechen. So kam Luca zwar jeden Tag nach der Schule mit zu ihr, damit sie zusammen aufholen konnten, was er im Unterricht verpasst hatte. Sie lachten und redeten wie früher – mit einem Unterschied. Isabella hatte sich gezwungen Luca aufzugeben. Sie war in ihn verliebt gewesen, doch nach allem was passiert war, glaubte sie nicht, dass eine Beziehung jetzt gut für ihn wäre. Es fühlte sich fast an, als wäre da jemand anderes, den Luca zwar nicht mehr traf aber immer noch liebte. Es war verwirrend, hatte sie ihn doch nie mit einem anderen Mädchen gesehen, aber wer wusste das schon... Sie seufzte leise. Luca hielt sie im Arm, aber sie würde wohl nie eine Chance bei ihm haben. Damit musste sie sich abfinden. Auch wenn es wehtat. „Wo bleibt eigentlich dein Freund, Bella?“, fragte Luca in die Stille hinein und riss die 17-Jährige aus ihren Gedanken. Sie zuckte leicht zusammen und wollte gerade antworten, als die Tür aufging. Herein trat Christiano Amici; groß, blond und noch gutaussehender als noch vor einigen Monaten. Er grinste, selbst als er Lucas Arm um Isabellas Schulter bemerkte. „Hey.“, er lächelte auf Luca herunter. Isabella sprang auf und umarmte ihren Freund. Dieser legte ebenfalls die Arme um sie und küsste sie leicht. „Hi, Schatz.“, lächelte er. Luca stand ebenfalls langsam auf. Aus Reflex machte Chris einen Schritt nach vorne, um seinen Freund zu stützen, doch dieser wehrte ihn nur ruhig ab. „Schon okay.“, meinte er und kam scheinbar mühelos zu ihnen herüber. Chris schmunzelte. In den letzten Wochen hatte Luca noch viele Probleme mit der verheilenden Wunde in seiner Brust gehabt, doch es schien besser zu werden. Und seit Isabella endlich doch mit ihm ausging, war es für ihn auch viel leichter in der Nähe der beiden zu sein. Luca selbst schien ihre Beziehung nicht zu stören. Er seufzte unhörbar und bekam nur am Rande mit wie Isabella Luca wegen irgendetwas voll sabbelte. Da hatte er sich wohl damals von der Eifersucht mitreißen lassen. Luca war sein bester Freund, keine Konkurrenz. Es schien alles endlich gut zu sein. Ein Schatten zog über sein Gesicht, den nicht Isabella, dafür aber Luca bemerkte. Er wünschte, er müsste nicht schon wieder schlechte Nachrichten überbringen. Nicht wo er wusste, dass heute ohnehin ein schwieriger Tag für Luca war. „Bella, Liebling?“, unterbrach er den Redeschwall seiner blonden Freundin: „Habt ihr vielleicht was zu essen da? Ich sterbe vor Hunger.“ Diese sprang sofort naiv darauf an und hopste mit einem „Ich koch uns Spagetti!“ aus dem Raum. Chris grinste dunkel und Luca nahm seiner Augen nicht von der Stelle an der sie eben noch gestanden hatte. „Was ist es, Chris?“, fragte er leise: „Falls du mich nur erinnern willst, dass heute D-day ist, danke weiß ich noch.“ Dieser lachte nur freudlos: „Würde ich dann so ein Gesicht machen?“ Damit zog er einen zerknitterten Zeitungsausschnitt aus der Tasche und hielt ihn dem schwarzhaarigen hin. Er ergriff ihn und überflog ihn. Carlos Bild sprang ihm von der Titelseite entgegen. Selbstmord? Nein, das war unmöglich, dazu hatte er keinen Grund gehabt. Seine hellen Augen weiteten sich in Schock und er blickte auf um Chris´ starrem Blick zu begegnen. „Wir waren das nicht, Luca. Aber findest du nicht, dass es ein komischer Zufall ist, dass er in der Nacht umkommt, in der Mattheo....?!“ In diesem Moment kam Isabella wieder ins Zimmer und informierte sie über den Fortschritt im Falle Nudelgericht. Beide schwiegen sofort. Besorgt huschte Chris´ Blick immer wieder zu Luca herüber, welcher jedoch blass und auf seiner Unterlippe kauend ins Leere starrte. Den Zeitungsausschnitt zerknüllte er unbewusst in seiner Hand. Plötzlich ruckte sein Kopf hoch und er zog Isabella in eine flüchtige Umarmung. „Bye, Bells, bye, Chris, ich muss noch wohin. Guten Appetit!“ Damit war er auch schon aus der Tür. Isabella stand nur konfus und ein wenig beleidigt da, überlegend was sie mit den überschüssigen Nudeln machen sollte. Chris dagegen rang mit sich, ob er seinem Freund nicht besser nachlaufen sollte. Dann aber lies er es bleiben. Er hatte schon eine Ahnung wo Luca hinwollte und da war ER ganz sicher nicht erwünscht. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° 5 Minuten später klingelte Luca bereits vor Mireilles und Amadeos Apartment Sturm. Sein Herz raste, fast wie in der Nacht zuvor, doch jetzt war ihm dazu noch schlecht. Er hatte eine furchtbare Ahnung und er musste sofort mit seinem Onkel reden, bevor.... Etwas genervt riss Amadeo die Tür auf und sah überrascht auf seinen Neffen hinab. Bevor er etwas sagen konnte, rauschte Luca schon an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Dort saß Mireille mit einer Cosmopolitan in der Hand und sprang erschrocken auf, als sie ihn sah. Hinter Luca kam nun auch Amadeo ins Zimmer gestürmt. Beide sahen Luca besorgt an. „Was ist los, honey?“, Mireille ging besorgt auf ihn zu: „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ „So ähnlich...“, kraftlos lies er sich auf die Couch sinken und sah beide eindringlich ein: „Amadeo, du musst mir die Wahrheit sagen. Hat einer von euren Leuten Carlo das angetan?“ Doch dieser blickte ihn nur verständnislos an: „Unsere Leute? Meinst du die Organisation...du weißt doch ich bin nicht mehr verwickelt...?“ Luca sag ihn einen Moment durchdringend an und nickte dann, bevor er sich Mireille zuwandte: „Und du weißt auch nichts von der Arbeit?“ Sie schüttelte den Kopf: „Ich hatte heute frei. Wir wissen nicht worüber du redest. Was ist mit Carlo, er ist doch im Gefängnis...“ „Nicht mehr.“, flüsterte Luca schließlich. Das Telefon zerriss die gespannte Stille, doch Amadeo ignorierte es und starrte weiterhin mit Besorgnis seinen Neffen an. Mit zitternden Fingern kramte dieser den Zeitungsausschnitt aus seiner Tasche und reichte ihn der neben ihm sitzenden Polizistin. Diese überflog ihn schnell und ihre Augen weiteten sich in Schock, Amadeo eilte zu seiner Freundin hinüber und las über ihre Schulter mit. Auch er schnappte nach Luft und seine Augen verhakten sich mit Lucas´. „Wenn ihr es nicht wart .....und die Amicis nichts damit zu tun hatten.....dann...“, Luca stockte. Er wollte den Satz nicht beenden, er wollte das Amadeo ihm erklärte, dass ein Missverständnis vorlag und dass alles ihn Ordnung war. Er wollte nicht annehmen, dass Mattheo ein Mörder war und nun frei und wahrscheinlich auf der Suche nach ihnen. Er schnaubte. Natürlich...er wusste doch bereits, dass Mattheo Menschen kaltblütig töten konnte. Er hatte es gesehen. Und er wäre beinahe selbst gestorben. Zwar nicht durch seinen Vater, aber wegen ihm...und dieser Vorfall jetzt hatte ihm all den Horror und die Verzweiflung wieder ins Gedächtnis gerufen, welche die Erinnerung an Mattheos liebevolles Lächeln bisher verdrängt hatte. Er konnte Mattheo nicht sehen. Nicht heute und nicht in naher Zukunft. Wie könnte er es ertragen? Carlo war immer so nett zu ihm gewesen, Cole war Mattheos bester Freund gewesen. Und trotzdem hatte er keine Skrupel gehabt, sie zu töten. Es lief ihm kalt den Rücken herunter. Dann würde es bei seinen Freunden sicher genauso sein. Mireille und Chris standen bestimmt ohnehin schon auf seiner Abschussliste. Wer wusste schon, ob er selbst da noch sicher war...? Er merkte erst, dass er zitterte, als Mireille ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken legte. „Das heißt nichts.“, sagte sie mit erstaunlicher Ruhe: „Es muss nichts mit Alessandro zu tun haben.“ Amadeo nickte aufmunternd. Luca schnaubte verächtlich: „Und dabei habe ich IHN mit keinem Wort erwähnt. Erstaunlich, dass ihr gleich zu der selben Lösung gekommen seit.“ Beide verstummten ertappt und Amadeo konnte diesmal gar nicht schnell genug zum Telefon kommen, als es erneut schrillte. Er nahm ab und hörte dem Anrufer schweigend zu. Mireille lächelte Luca währenddessen aufmunternd an: „Selbst wenn! Er weiß nicht wo du bist und falls er in den nächsten Tagen hierher kommen sollte, werde ich ihm liebend gerne sagen, dass er sich dir laut Gerichtsbeschluss nicht nähern darf.“ Luca schwieg, doch er fühlte sich schon etwas besser. Es stimmte, Mattheo kannte weder dieses noch sein eigenes Apartment einige Blocks weiter. Und er selbst hatte weder Chris noch Isabella jemals namentlich vor ihm erwähnt. Außerdem war es zweifelhaft, dass der Sizilianer Berserk gehen würde. Alles war okay, er musste ruhig durchatmen und sich beruhigen. Kein Grund zur Panik. Sie wussten nichts Genaues und er hatte sicher überreagiert, weil er schon seit Tagen so nervös auf Mattheos Freilassung gewartet hatte. Er stand auf und wollte sich gerade wieder verabschieden, als sein Blick auf Amadeos Gesicht fiel. Sein Onkel hatte die Stirn gerunzelt und presste den Telefonhörer so hart gegen sein Ohr dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Und wann genau war das?“, fragte er gerade angespannt. Auch Mireille war inzwischen aufgestanden und an sie heran getreten. Nach einer gefühlten Ewigkeit aus stille und wiederholten Nickens von Amadeo, legte er schließlich auf. „Was ist los?“, fragte Mireille atemlos. Amadeo fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und lehnte sich gegen die Wand. „Regt euch jetzt bitte nicht auf. Das war Jayne, meine…Ex-Anwältin. Sie haben Sandro vorhin abgeholt und er hat früher als erwartet nach Luca gefragt.“ Luca hielt den Atem an. Neben ihm zog Mireille scharf Luft ein, ihre Fingernägel krallten sich in seine Schulter. „Er hat reagiert, wie ich befürchtet hatte. Jayne hast versucht ihn aufzuhalten, doch er ist nun auf dem Weg hierher.“ Er drehte sich zu Luca um: „Ich muss dich leider bitten zu gehen, Luca. Wir haben nur noch ein Paar Minuten, bis er hier ankommt und es wird sicher kein freudiges Wiedersehen. Deine Anwesenheit würde alles noch mehr verkomplizieren. Ich rede erst mit ihm und versuche ihn zur Vernunft zu bringen. Mireille wird dich nach Hause bringen...“ Doch die rothaarige Kommissarin unterbrach ihn von dem Fenster aus, an welchem sie stand: „Der Wagen ist gerade vorgefahren, Amadeo. Wir haben dreißig Sekunden.“ Luca wirbelte herum und rannte ebenfalls zum Fenster. Dort standen tatsächlich Dino und Dario vor Mattheos altbekannten Chrysler. Sein Herz begann wieder zu rasen. In diesem Moment schlug jemand von außen mit voller Wucht gegen die Tür. „Amadeo!! Mach auf, ich weiß, dass du da bist! Wo zur Hölle ist Luca!?!“ Mattheo. Er war hier. Gehetzt sah Luca vom Fenster zur Tür. Er saß fest. Die Tür war der einzige Ausgang- der einzige Weg an Mattheo vorbei. Es sei denn… Er riss das Fenster auf und sah nach unten. Zwei Stockwerke tiefer blickten Mattheos Bodyguards alarmiert nach oben. „Was machst du? Luca, die Tür ist…!“, versuchte Mireille ihn zurückzuzerren, doch in diesem Moment flog ebenjene mit einem lauten Krachen auf und flog aus den Angeln. Amadeo und Mireille nahmen sofort Verteidigungspositionen ein. Amadeo neben der Tür und seine Freundin vor Luca. Es war zu spät, um der Situation auszuweichen. Da mussten sie jetzt durch. Wie schlimm konnte es schon werden? Alle drei starrten wie versteinert auf Alessandro Mattheo, der soeben sein Bein, mit dem er die Tür gekickt hatte, wieder runter nahm. Sein Haar war verweht und er schwitzte, doch sein Blick war mörderisch. „Amadeo! Ich rede mit dir! Was zur Hölle ist passiert, während ich….!?, setzte er an, doch dann fiel sein Blick auf Luca, der hinter Mireilles angespanntem Körper noch immer am Fensterbrett kauerte. Dieser konnte sich nicht rühren, sondern starrte nur wie gebannt in die Augen des Älteren. So viele Nächte hatte er diese Augen immer wieder im Traum gesehen. Hatte Hände gefühlt, die ihn an sich zogen. Und Schüsse und Schreie gehört. Seine Brust fing an schlimmer und schmerzhafter zu stechen, als es seit gut zwei Wochen der Fall gewesen war. Ihm wurde schwindelig, als ihn ungewollte Erinnerungen an ihre letzten Tage zusammen überkamen. Er konnte nicht hier bleiben. Mattheo war zu schnell…zu nah gekommen. „Luca…“, Mattheo machte einen hastigen Schritt auf ihn zu, mit ausgestreckter Hand, wie um nach ihm zu greifen erschrocken zurück. Im nächsten Moment drängte Amadeo seinen Bruder auch schon zurück. „Das ist ein ungünstiger Zeitpunkt, Sandro.“, meinte er scheinbar ruhig, während er ihn am Arm packte: „Wir sollten unter vier Augen reden. Luca wollte gerade gehen, nicht wahr Mireille?“ Doch Amadeos Schlichtungsversuch wurde gleich im Ansatz von seinem jüngeren Bruder zunichte gemacht, der ihn wütend anfunkelte und an dessen Griff um seine Oberarme zerrte. „Um dich kümmere ich mich schon noch, „Bruder“, “spie er ihm ins Gesicht: „Jetzt lass mich vorbei oder ich räum dich zur Seite!“ Amadeo wirkte getroffen ob der harten Worte doch er rührte sich nicht und versperrte ihm weiterhin den Weg, während Mireille und Luca ohne Luft zu holen auf die beiden Brüder starrten: „Lass uns doch reden, Sandro.“, bat Amadeo leise: „Du machst so nichts besser. Wir können alles verhandeln, aber du machst Luca Angst…“ Das war zuviel. Mit wutverzerrtem Gesicht knurrte Mattheo plötzlich auf und schlug zu. Mireille schrie auf, als ihr Freund mit einem überraschten Schrei auf den harten Boden geschleudert wurde und vor ihren Füssen landete. Sie griff unter ihre Jacke, doch bevor sie sich überhaupt bewusst werden konnte, dass sie keine Waffe an sich trug, hatte Mattheo die seine schon bereit. „Mach keinen Fehler, Richards.“, zischte er eisig und sie gefror an Ort und Stelle. „Gut so, bleib schön da stehen, bis ich mehr Zeit für dich hab. Keine Sorge, ich bin noch lange nicht durch mit dir.“ Sein Grinsen lies Luca das Blut in den Adern gefrieren. Seine Angst hatte sich als begründet herausgestellt. In diesem Moment drehte sich Mattheo wieder zu ihm um und ging auf ihn zu. Luca zuckte zurück und der Ältere blieb stutzig stehen. Mattheo war verwirrt. Erst zog sein Bruder so eine Show ab und nun war Luca auch so seltsam. Was war nur los? „Hey, Luca…“, sagte er leise und ging nun etwas langsamer auf ihn zu: „Ich weiß nicht, was hier abgeht, aber alles ist jetzt wieder gut. Komm her, wir gehen nach Hause.“ Auffordernd streckte er eine Hand aus. Lucas Augen waren weit und er atmete schnell. Seine Augen huschten von Mattheo zu Amadeo, der zusammengekrümmt am Boden kauerte und zu Mireille, welche noch immer von Mattheos Revolver in Schach gehalten wurde. Er schluckte. “Hast du es getan?“, fragte er leise. Verdutzt sah sein Vater ihn an: „Was meinst du?“ Doch Luca antwortete nicht, sondern schüttelte nur zitternd den Kopf: “Geh weg…lass mich gehen…“, flüsterte er ohne ihn anzusehen. „Was ist los mit dir…?“, fragte Mattheo bestürzt: “Ist es wegen etwas, dass Amadeo dir erzählt hat? Ich kann alles erklären. Komm mit mir, bitte.“ Luca verstand nicht wovon er sprach, doch seine flehenden Augen brachten ihn vollkommen aus dem Konzept. Vielleicht sollte er ihm zuhören, immerhin waren sie Familie und hatten soviel zusammen durch gestanden. Aber er hatte Angst. Carlos Bild schwebte ihm wieder vor Augen und er schüttelte den Kopf. In diesem Moment machte Mireille einen mutigen Schritt auf sie zu und sprach ihn an: „Mr. Mattheo, seien Sie doch vernünftig. Sie sind gerade mal eine halbe Stunde auf freiem Fuß, da wollen Sie doch wohl keine Geiselnahme angehängt bekommen. Gehen Sie von dem Jungen weg, so wie er Sie gebeten hat.“ Als Mattheo herumfuhr war alles Weiche sofort wieder aus seinen Zügen verschwunden: „Halt den Mund, Schlampe!“, brüllte er und fuchtelte mit der Waffe vor ihrem Gesicht herum: „Das alles hier ist doch deine Schuld. Wegen dir hat er jetzt Angst vor mir!“ Er drehte sich um und wollte nach Lucas Handgelenk greifen: „Komm mit, hier können wir nicht ungestört reden….“ Doch dieser wich aus und tat aus Reflex, was Mireille vorher schon hatte verhindern wollen. Er wirbelte herum und sprang ohne weiter nachzudenken aus dem Fenster. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Ende Kapitel zwei, ich frage mich ob Lucas Verhalten OOC ist, aber immerhin kann Mattheo auch nicht glauben alles würde wieder wie früher sein... was meint ihr? xxx Sae Chapter 1, Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)