Anfang in einer neuen Welt 2 von abgemeldet (Mattheo x Luca) ================================================================================ Kapitel 16: Gespräche --------------------- Anfang in einer neuen Welt 2 °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Noch nie war das Apartment so voll gewesen wie in dieser Nacht. Hätte in dieser Zeit ein zufälliger Passant in die Fenster geblickt, er hätte meinen mögen es handele sich um Ellis Island 2. So jedoch lag das niedrigste Fenster immerhin im 3. Stock und zudem waren sämtliche Rouladen heruntergezogen. Im Inneren herrschte nichtsdestotrotz eine beklemmende Enge und es summte wie in einem Bienenstock. Alle waren anwesend; die Familie Gambuchi hatte eine Krisensitzung. Über zwei Dutzend dunkelhaarige Männer, mehr oder weniger alt und die meisten mit italienischem Akzent, saßen und standen verteilt in dem kleinen Raum zwischen Flur und Küche bis vom eigentlichen Wohnzimmer nicht mehr viel zu sehen war. Und sie alle diskutierten, gestikulierten, proklamierten und fluchten in einem fort. Alessandro Mattheo stand seit einer Weile einfach nur mit steinerner Miene in ihrer Mitte; versuchend sich bestmöglich zu kontrollieren und die richtigen Einleitungsworte für seine anstehende Rede zu finden. Seine Gedanken rasten, während sein Körper in eine Art schockbedingte Lähmung gefallen zu sein schien. Nach den Vorfällen bei den Amicis hatte sein Körper wie immer in Gefahrensituationen auf Automatik umgestellt und erst nachdem er hier eine gute halbe Stunde wartend auf der Couch gesessen hatte, war alle Spannung von ihm abgefallen und hing nun wie Blei an seinen Füßen. Vorerst waren sie sicher und hatten Zeit ihre nächsten Schritte zu planen. Dafür waren seine Onkels und Brüder auch so rasch gekommen. Ein Tod im Hause Amici. Das würde im schlimmsten und wahrscheinlichsten Fall eine blutige Fehde initiieren und viele ihrer Leben kosten. Er verfluchte sich selbst dafür, dass die Situation in seiner Gegenwart so aus dem Ruder gelaufen war, doch nun war es nicht mehr zu ändern und sie konnten nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Verdammt, gerade wo alles so ruhig geworden war….. Hätte er doch bloß an seiner Eingebung Chris Amici zu erschießen festgehalten. Dann hätte jetzt niemand der Amicis Beweise, sie hätten alle Hände voll zu tun einen neuen Boss zu finden und Mattheo und seine Familie wären fein raus…. Amadeos leise Stimme an seinem Ohr ließ ihn aufschrecken: „Ich kann nicht glauben, dass du mich hier reingezogen hast. Wenn nicht für Luca, wäre ich erst gar nicht….“ Blinzelnd sah Mattheo seinen älteren Bruder an. „Du bist mein Stellvertreter, Bruder.“, erklärte er äußerst unzureichend. Selbst Amadeo merkte sofort wie fertig er war, deshalb verzichtete er gnädigerweise darauf, die Aussage zu richtigzustellen und flüsterte nur: „Fein, ein letztes Mal. Lass es uns hinter uns bringen, damit wir diese ganzen Leute hier rausbekommen und du dich um Luca kümmern kannst. Mein Gott, ich war eben in seinem Zimmer und er sah noch schlimmer aus als du….und was macht überhaupt Felice hier?“ Mattheo verzog das Gesicht als hätte er Kopfschmerzen: „Er…ach, Giulio wollte ihn nicht allein lassen, oder so…lass ihn einfach bei Luca….“ Der alte Butler stand in der Nähe der Küche und sprach leise mit einem der Mafiosi auf Italienisch. Von Zeit zu Zeit schweiften seine von Furchen unterlegten Augen zu den Mattheo Brüdern herüber und Sorgenfalten bildeten sich auf seiner ohnehin runzligen Stirn. „Sollen wir dann anfangen?“, erkundigte sich Amadeo ungeduldig; man konnte ihm ansehen, dass er unbedingt nach Hause zurückwollte, bevor Mireille von der Arbeit kam und ihn vermisste: „Soll ich Luca herholen…?“ Sein Bruder schüttelte den Kopf: „Er konnte sich vorhin schon kaum auf den Beinen halten, als wir ankamen. Ich hab ihn ins Bett tragen müssen….lass ihn im Zimmer, da kann der Junge ihn ablenken….hierfür brauch ich ihn nicht…“ Er machte einen Schritt auf seine Familie zu und setzte an seine stimme zu erheben, als er Amadeos Hand auf seinem Arm spürte. Besorgnis stand auf dessen Gesicht geschrieben, als er flüsterte: „Bist du dir sicher, dass du das kannst….ich meine vielleicht könnte jemand…?“ Doch der Don nickte nur ernst und drehte sich erneut um: „Meine Brüder.“, sagte er mit lauter, autoritärer Stimme, welche den Raum augenblicklich still werden ließ: „Wie ihr bereits wisst, befinden wir uns momentan in einer Notlage. Ich werde euch nun die wichtigsten Informationen geben und darauf vertrauen, dass ihr diese dann euren Unterstellten mitteilt. Unglücklicherweise ist die Fehde mit dem Amici Clan wieder aufgebrochen und wir haben Grund zur Annahme, dass sie schon bald Jagd auf mich und damit uns alle machen werden, um einen Mord zu sühnen. Von jetzt an herrscht höchste Alarmstufe und niemand bringt sich unnötig in Gefahr. Provoziert keine Kämpfe mit der Amici Familie, aber lasst euch auch nicht unterkriegen. Zwei Gruppen überwachen von nun an das Amici Anwesen und deren Nachtclub. Ich werde von meinem Büro aus die Koordination übernehmen. Wir müssen hoffen, dass die Situation sich bald ent- “ In diesem Moment wurde er unvermittelt von Andreas verrauchter Stimme unterbrochen: „Rache an wem? Dir oder Luca Santorelli?“ Mattheos Blick wanderte zu dem alten Mafioso herüber und sie sahen sich einen Moment fest in die Augen, bevor er antwortete: „Ich habe heute Paolo Amici erschossen, als sein Neffe Luca angriff.“ Andrea nickte langsam, verstehend was sonst niemand wissen konnte: „Dann seid ihr beide in unmittelbarer Gefahr. Christiano Amici wird nicht ruhen ehe die Schuld nicht gesühnt ist. Am besten erledigen wir ihn gleich heute-“ „Nein!“ Mattheos antwort kam so plötzlich und heftig, dass viele Männer ihn irritiert anblickten und er schnell hinzufügte: „Ich will nichts überstürzen, vielleicht ist der junge Amici gar nicht so unerbittlich wie sein Vater. Vielleicht wird er sich beruhigen, wenn er realisiert, dass alles nur ein dummes Missgeschick war.“ Natürlich wusste er selbst ganz genau dass dies eine glatte Lüge war. Chris war außer sich gewesen; er würde Vergeltung fordern. Doch er brachte es im Moment einfach nicht über sich, Luca das anzutun. Später konnte er ihm vielleicht erklären, warum seine Liquidierung notwendig war, doch zuvor würde er nicht noch eine unkluge Entscheidung treffen. Der alte Mann nickte sichtlich unbefriedigt, jedoch von Mattheos Autorität in Schach gehalten: „Dann….gibt es nur eine Möglichkeit euch beide effektiv zu schützen. Ihr dürft ihnen keine Zielscheibe bieten, indem ihr euch in der Öffentlichkeit sehen lasst.“ „Sicherlich.“, stimmte Mattheo zu ohne groß nachzudenken: „Ich werde ständig im Büro sein und von dort….“ „Nicht doch.“, schnitt ihm der Andere gefährlich seicht das Wort ab: „Wir sollten nicht riskieren, ihnen überhaupt eine Chance zu geben. Sie könnten jetzt schon die Straßen durchkämmen. Ihr solltet zu euerer eigenen Sicherheit dieses Haus nicht verlassen, bis Graß über die Sache gewachsen ist.“ Er lächelte und ignorierte Alessandros Stirnrunzeln und Amadeos nervöses Husten. Alle anderen schienen dem eher zuzustimmen, wie auf ihren Mienen abzulesen war. „…Ich denke nicht, dass ich nur hier bleiben sollte…“, warf Mattheo ein, inzwischen leicht abgelenkt von der Idee auf unbegrenzte Zeit mit Luca in diesem Apartment eingesperrt zu sein. Wie viel Zeit sie hätten….zu reden…. Doch Andrea ließ sich nicht beirren. Mit einem väterlichen Lächeln kam er auf Sandro zu und schloss diesem kurz in die Arme: „Mein Sohn, du hast unumstritten Großes für unsere Familie vollbracht und nun wollen deine Brüder dich sicher wissen. Gönne uns diesen Frieden. Keine Sorge, in deiner Abwesenheit werde ich dich würdig vertreten und dich auf dem Laufenden halten. Wir alle sollten so schnell wie möglich gehen, um nicht noch gesehen zu werden.“ Er rief den Leuten auf Italienisch zu, sich in Zweiergruppen nach und nach aus dem, Gebäude zu stehlen. Viele kamen noch zu Mattheo, küssten und umarmten diesen zum Abschied. Bevor er es sich versah stand nur noch Amadeo neben ihm und Andrea wartete an der Tür. Wie hatte das so plötzlich kommen können…hatte er das entschieden…...? Amadeos sorgenvolles Gesicht holte ihn in die Realität zurück. Sein Bruder ergriff seine Hand, als wollte er so verhindern schon gehen zu müssen: „Ich kann nicht bleiben.“, flüsterte er gepresst und mit weißem Gesicht: „Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist allein mit Luca…ich meine so kurz nach….?“, er brach ab und sah zu Boden. Doch Mattheo wusste genau was er meinte. „Es wird sich schon alles wieder einrenken. Informier mich auf der sicheren Nummer über den Verlauf aller Aktionen….“, er senkte die stimme noch mehr: „…und behalte Andrea im Auge, okay?“ Amadeo nickte stumm und umarmte ihn fest: „Grüß Luca von mir, sag ihm es tut mir Leid, nicht für ihn da sein zu können. Mein Gott, der arme Junge….“ Ein ungeduldiges Räuspern von der Tür her unterbrach sie. Andrea stand auf der Schwelle und spähte in den Flur hinaus. „Mach keine Dummheiten.“, verabschiedete sich Amadeo und verließ daraufhin unauffällig die Wohnung. Hinter ihnen drehte Alessandro den Schlüssel dreimal um und löschte zusätzlich das Licht. Im Schutz der Dunkelheit fiel endlich alle Anspannung von ihm ab und er musste seine Gefühle nicht mehr hinter einer kalten Maske verstecken. Erschöpft lehnte er seine Stirn gegen das kühle Holz der Tür. Manchmal fragte er sich allen ernstes ob es nicht eine Art Strafe für seinen Lebensstil war, dass er von einer Katastrophe in die nächste rutschte. Dann jedoch machte es keinen Sinn auch Luca so zu strafen, da dieser ja nichts getan hatte. Wahrscheinlich verdiente er es einfach, für all seine Verbrechen und den Schmerz welchen er anderen über die Jahre hinweg zugefügt hatte nun selbst zu leiden. Alles hätte heute relativ gut laufen können, hätte er sich nur einfach Luca geschnappt in dem Moment in welchem er das Büro betreten hatte und wäre mit ihm verschwunden. Chris wäre vielleicht besorgt oder verstimmt gewesen, aber er hätte sicherlich nicht blutige Rache geschworen. Die Freundschaft der Jungen wäre noch intakt und er müsste auch nicht das wissen über Lucas Ausrutscher mit sich herumtragen. Er seufzte leise und ging zur Minibar um sich ein Glas Cognac einzugießen. Es gab für gewöhnlich nicht viel, was ihn aus der Bahn werfen konnte, nicht nachdem er schon soviel erlebt hatte. Doch Lucas Aktionen trafen ihn jedes Mal wieder völlig unvorbereitet wie ein Schlag in den Magen. Er war mit der verfeindeten Familie befreundet…wer wusste wie lange schon…. Und vielleicht sogar mehr als nur das…. Er schloss die Augen und nahm einen großen Schluck. Paolos gehässige Worte schwirrten in seinem Kopf herum. Konnten Chris und Luca tatsächlich ein Paar gewesen sein? Und Chris und Bella - UND Bella und Luca? Das ganze hörte sich mehr nach einer schlechten Komödie an. Bei dem Gedanken daran spürte der Mafioso Eifersucht in seinem Inneren hoch kochen und in seiner Brust brennen. Luca sollte zu ihm gehören- nicht Amici! Oder einem Mädchen….. Zudem bereitete ihm etwas anderes Kopfzerbrechen: Wusste Luca wirklich wie es mit dem Verwandtschaftsverhältnis stand? Dann war sein Entsetzen vielleicht etwas übertrieben… Er musste ihn fragen, egal ob er die Antwort mögen würde oder nicht…er musste einfach alles ganz genau wissen. Langsam stellte er das Glas ab und befreite sich endlich von der störenden Krawatte und seinem Jackett. Leise ging er auf Lucas Schlafzimmer zu und öffnete die Tür. Es war so dunkel wie der Rest der Wohnung nur durch die leicht geöffneten Vorhänge schien blasses Mondlicht auf die Silhouette im breiten Bett. Lautlos trat Mattheo an das Bett heran und ließ sich auf der Kante nieder. Luca rührte sich nicht; sein schlafendes Gesicht halb vergraben in den weichen Kissen. Das Licht fiel auf seine schmalen Züge und schimmerte auf den Tränenspuren auf seinen Wangen. Unfähig sich zu stoppen, hob Mattheo die Hand und wischte sie fort. Seine Finger verwoben sich wie von selbst mit Lucas dunklen Haarsträhnen und strichen die sanft zurück. Glück und Schmerz zerrissen ihn innerlich fast; er liebte ihn so sehr, jeden Tag mehr und mehr und es schmerzte fast körperlich, ihm trotz aller Nähe so fern zu sein, während er sich anderen öffnete. Doch was konnte er dagegen tun? Wenn Luca seine Gefühle nicht erwiderte, war das nur verständlich – selbst wenn eine Beziehung zu Amici kaum gesünder wäre. Der Gedanke daran fuhr wie ein roter Blitz erneut durch seine Brust und seine Finger verkrallten sich unwillkürlich in Lucas Haar. Das Gesicht des Jungen verzog sich und er blinzelte. Obwohl Mattheo in sofort wieder losgelassen hatte, schrak er hoch und war auf einmal hellwach. Hastig rutschte er im Bett hoch und brachte Abstand zwischen sie; die Augen weit aufgerissen und mit gepresstem Atem. Es dauerte einen Moment, bis er wieder völlig in der Realität war und erkannte, wer vor ihm saß und dass er nicht besonders aggressiv wirkte. „Mattheo…“, brachte er verwirrt aber auch erleichtert heraus und blickte ihn fragend an. Dass er ihn nicht anschrie oder festhielt, deutete darauf hin, dass Mattheo sich beruhigt hatte.. Dieser merkte trotz allem, dass die Anspannung seines Körpers nicht gewichen war. Er beobachte den Jüngeren auf der Suche nach Anzeichen auf dessen Gedanken genau, bis Luca unter dem starren Blick noch unruhiger wurde. Er zog die Bettdecke an seine Brust und verschränkte schützend die Arme davor. „Wo ist Felice…..?“, fragte er, sich umsehend, ablenkend. Mattheo wusste genau, dass sie beide an dasselbe dachten, doch er wollte nicht gleich wieder alles kaputt machen. „Sie sind alle gegangen.“, meinte er leise: „Ich habe ihnen die Situation im Groben erklärt, damit niemand unvorbereitet ist.“ „Die Situation…“, Lucas Stimme zitterte und seine Hände verkrampften sich in der Decke: „Chris…..Bella…oh, mein Gott…ich….“, erneut standen ihm Tränen in den Augen und verzweifelt vergrub er das Gesicht in den Händen. Mattheo war hin und hergerissen zwischen seiner eigenen Verletztheit und dem Drang Luca zu trösten. Verständlicherweise schien er darunter sehr zu leiden. Mit äußerster Willenskraft hielt er sich davon ab, die Hand erneut nach ihm auszustrecken. „Wir sollten reden.“, meinte er mit trockener Stimme und Luca zuckte zusammen. „Dann haben wir es hinter uns…“, er konnte nicht verhindern, dass er selbst bitter klang. Bald wäre es vorbei, Luca würde ihm sagen, dass er Bella liebte…oder Chris….und wenn er ihre Beziehung nicht auf eine sehr ungesunde und noch kränkere Ebene bringen wollte, müsste er das einfach akzeptieren. So schwer es war…so sehr sein Körper dagegen rebellierte und Luca einfach ZEIGEN wollte, wie sehr er ihn liebte… Luca rührte sich nicht vom Fleck und schien auch nicht zu atmen. Seufzend beschloss Mattheo einfach anzufangen: „Ich weiß du hast grade eigene Probleme, aber ich muss trotzdem einiges Wissen. Warum erzählst du mir nicht, was genau passiert ist….damit ich mich besser mit Amici auseinander setzen kann…..“ Ja, genau deshalb wollte er es wissen. Nicht weil es ihn auffraß, sondern fürs Geschäft. Endlich sah Luca ihn an und seine Augen brannten wie glühende Kohlen. Mit einem Mal war er wieder genauso fertig mit sich wie zuvor in Chris´ Villa. „Ich….habe alles …zer…stört.“, schluchzte er abgehackt; mit bebenden Schultern: „Erst das mit dir….ich hatte solche Angst… und dann… dass…ich es ….wollte….und….Bella….“, er schluchzte erneut und Mattheo hatte es schwer ihn überhaupt zu verstehen: „….all die Zeit….war sie in mich…und Chris hat…es nicht bemerkt….ich nicht….wie konnte ich so dumm sein…so ignorant….? Und dann….auf der Party…ich wollte nicht…so…fühlen….und sie war ein… Mädchen….“ Er brach ab, als würde das alles erklären und Mattheo dämmerte, was das wirkliche Problem war: „Du hattest Angst schwul zu sein?“, fragte er schon fast erfreut - bis ihn einfiel, dass es ja noch immer Chris gab. Luca blickte auf und einen Moment lang wirkte er furchtbar verletzt und wütend: „Nur wegen dir…warum musstest du das sagen…tun….vielleicht hätte ich es nie gemerkt….“ Mattheo konnte sich nicht rühren. Es war wirklich so…egal was jetzt noch kam…Luca war nicht in Isabella verliebt…..in gar kein Mädchen. Verzweifelt versuchte er sich alle Hoffnung auszureden – dass bedeutete gar nichts für ihn….aber Luca hatte gesagt, er hätte es erst durch ihn gemerkt….vielleicht….. „Und Amici?“, fragte er ungeduldig, fast ängstlich. „Er….ist immer für mich da gewesen…und für Bella ….und wir haben ihn betrogen…oh Gott…wie konnte ich nur….? Mein bester Freund! Nur wegen meiner eigenen Schwäche…und dann habe ich auch noch mit meiner Schwester…“, seine Stimme versagte. Mattheo war im Laufe von Lucas Monolog trotz der schlechten Verständlichkeit mittlerweile einiges klar geworden…. Chris liebte Bella. Bella liebte Luca. Luca liebte keinen von beiden, sondern hatte bloß Bindungsangst und anscheinend etwas grundlegend falsch verstanden. Seine letzten Worte waren so lächerlich, dass sie ihn beinahe zum Lachen gebracht hätten…dass war also sein Hauptproblem: Seine Verwandtschaft mit Isabella. Er wollte gar nicht wissen, wie es zu diesem Missverständnis gekommen war, doch wenigstens da konnte er helfen….. „Es tut mir Leid.“, Lucas leise Worte unterbrachen ihn: „Ich weiß…es ändert nichts….aber ich wollte deine Gefühle nicht so verletzten…..ich wollte mir wohl nicht…eingestehen….dass ich dich auch….“ Er sprach nicht weiter, doch Mattheo war hellwach. Er hatte sich nicht verhört. Luca hatte das eben gesagt….so gut wie…! Seine Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Hieß dass, er hatte doch eine Chance….? Und Luca glaubte nun wirklich, dass er seine Liebe nun einfach so aufgeben würde? Ihn nicht mehr haben wollte? Nur wegen so etwas…..nach allem was er vorher durchgemacht hatte…. Einen Moment lang saßen sie beide nur stumm da, Mattheo sprachlos und Luca resigniert. Die Stille dehnte sich aus, bis Luca schließlich flüstere: „Bitte,…ich weiß, was ich getan habe ist trotz allem…unverzeihlich. Aber sitz nicht…einfach nur da…entweder schlag mich oder geh einfach….“ Mattheo entschied sich ohne große Probleme für die dritte Möglichkeit. Mit beiden Händen ergriff er Lucas Gesicht und küsste ihn auf den Mund. Lucas Augen weiteten sich in Überraschung, doch Mattheo löste sich sofort wieder von ihm, ehe er überhaupt reagieren konnte. „Meine Tochter heißt Luisa.“ Luca blinzelte nur; überfordert durch den plötzlichen Stimmungswechsel und die seltsame Aussage. Verwirrt schaute er zu Mattheo auf, ein Rotschimmer auf seinen Wangen. „Was…?“, setzte er an zu fragen, doch Mattheo sprach schon weiter: „Sie ist fünf mit langen schwarzen Zöpfen und lebt bei ihrer Mutter.“ Nun war Luca völlig verwirrt. Über sein Kopfzerbrechen schien er sogar den Kuss und den erwarteten Zorn von Mattheos Seite beiseite zu schieben. Dieser erbarmte sich schließlich und klärte ihn völlig auf; dies würde Luca hoffentlich helfen: „Isabella Stern ist Amadeos Adoptivtochter. Sie ist praktisch meine Nichte – wie kommst du darauf sie wäre deine Schwester, Luca?“ Dessen Augen wurden so groß wie Unterteller und er schnappte fassungslos nach Luft: „Nein, aber….sie hat mir gesagt…..an den Tag nach Prom sind wir zu einem Cafe gegangen und sie sagte…..ihre Vater wäre dort und dann hat sie dir zu gewunken….!“ Jetzt lächelte Mattheo sogar leicht: „Oh….ich erinnere mich. Und war ich allein….?“ Er wartete still darauf, dass die Erkenntnis Luca einholte. Dieser sah inzwischen aus wie ein kleines Kind, das Intergralrechnung vorgesetzt bekommt. „Amadeo…?“, flüsterte er ungläubig. Mattheo nickte bestätigend: „Warum hast du nicht gewartet um zu sehen, wen sie Vater nennt?“ „Weil ich….“, Luca brach ab, Erleichterung stand auf seinem Gesicht geschrieben. Er blickte Mattheo hoffend an: „Wirklich? Also sind wir nicht verwandt?“ „Nicht mehr als ich und Mireille.“, stimmte Mattheo zuversichtlich zu. Dies half Luca also tatsächlich etwas mit seinem schlechten Gewissen. Luca fielen in diesem Moment Zentnerlasten von der Seele. Isabella war nicht seine Schwester. Wenigstens das nicht…..aber warum…. Misstrauisch blickte er erneut auf. „Warum…warum warst du dann so wütend…?“, wollte er wissen: „Wenn sie gar nicht deine….?“ Am liebsten hätte Mattheo die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Missverständnisse wie diese würden noch dafür sorgen, dass sie niemals auf einen grünen Zweig kamen. Am Ende seiner Geduld griff er nach Luca und zog diesen zu sich. Der 18-Jährige keuchte ob der Plötzlichkeit erschrocken auf, brachte allerdings keinen besonderen Widerstand auf als Mattheo seinen Körper so mühelos bewegte. Der ganze Tag und nun diese Erkenntnisse zerrten ungemein an seinen Kräften und in diesem Moment hätte er Mattheo noch weniger als sonst entgegenzusetzen gehabt. Gebannt und immer noch angespannt wartete auf dessen Antwort. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein erwartete er immer noch, dass Mattheo im nächsten Moment wieder wütend werden würde –was jedoch nicht geschah. Mattheo drückte den Jungen an sich und blickte ihn fest an: „Wie kann das nicht offensichtlich sein?“, fragte er fast gereizt: „Ich war….eifersüchtig….“ So peinlich ihm dieses Geständnis war, Luca musste s wohl einfach klar hören um es zu glauben: „Weil sie etwas hatte, was mir verwehrt blieb.“ „Luca, ich meinte es völlig ernst, was ich dir damals gesagt habe, aber nur damit wir von jetzt an auf einer Wellenlänge sind: Ich verzeihe dir, würde dir ohnehin alles verzeihen; alles was ich mir wünsche ist, dass du bei mir bist und bleibst. Ich liebe dich.“ Diesmal war er der Überraschte, als Luca beide Arme um seinen Hals schlang und ihn so fest umarmte, dass er kaum Luft bekam. Tränen benetzten sein Oberhemd und ließen ihn unwillkürlich an jene Nacht denken, in der ihm klar geworden war, dass er Luca liebte. „Es tut mir Leid…“, schluchzte Luca kaum hörbar gegen seinen Hals, unwillig wieder loszulassen. Mattheo legte einfach die Arme um ihn und wiegte sie beide leicht auf dem Bett hin und her: „Ich weiß.“, hauchte er beruhigend in dessen weiches Haar: „Ich weiß, Luca.“ „nein…unterbrach luca, anscheinend wütend auf sich selbst: „Hätte ich nicht versucht mich selbst zu betrügen…wäre das alles nicht passiert. Das ist alles meine Schuld….“ Beruhigend strich der Ältere durch sein Haar: „Wir bringen alles wieder in Ordnung, ich versprech´s dir. Jetzt ruh dich aus….“ Doch Luca drückte sich entschlossen von ihm weg und Mattheo war schon dabei ihm enttäuscht loszulassen, als er sagte: „Nein. Ich will nicht mehr weglaufen….auch nicht vor meinen Gefühlen…“ Fasziniert starrte Mattheo in die wunderschönen grüngrauen Augen, in welchen sich der Mond spiegelte. Ein Prisma an Emotionen schimmerte ihm entgegen und hielt ihn in seinem Bann. Entschlossenheit und Erschöpfung, Angst und Verlegenheit. Wärme und…. Er glaubte seinen Augen nicht, als Luca sich schließlich vorbeugte und zaghaft seine Lippen auf Mattheos legte. Schüchtern zwar, aber dennoch ein aktiver Schritt mit einer eindeutigen Botschaft. Als er sich schließlich wieder löste, war der Blick in Mattheos Augen schon beinahe verstörend warm und liebevoll und im krassen Gegensatz zu seiner üblichen Mimik. Röte stand auf Lucas Wangen, doch er rückte nicht wieder weg. Diesmal würde er tun was sein Herz ihm sagte…..auch wenn… „Es ist falsch….“, setzte er leise hinzu doch Mattheo schüttelte nur sanft den Kopf und legte eine warme Hand an seine Wange: „Liebe ist nie falsch. Denk nicht an andere Leute, was du willst ist wichtig.“ Luca schmiegte sich in die Hand und schloss die Augen: „Bitte…sag noch mal, was du vorhin gesagt hast.“ Der Sizilianer brauchte nicht lange um zu verstehen: „Ich liebe dich.“, schwor er: „Mehr als alles andere. Ich liebe dich, Luca.“ Erneut trafen sich ihre Lippen und diesmal ließ er nicht so bald wieder ab. Fest zog er Luca in seine Umarmung und verwickelte ihn in ihren ersten wirklichen Kuss. Davor zählte nichts; was jetzt kam war die Wirklichkeit und er konnte alle sorge von sich Fallen lassen. Wenigstens jetzt in diesem Moment. Endlich war es Wirklichkeit. Was interessierte ihn die kalte Realität, wenn sein Engel mit ihm im Paradies war. Still schien der Mond auf die beiden verschlungenen Gestalten auf dem Bett und hüllte sie in Frieden, während draußen der Krieg bereits begonnen hatte. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° So das war jetzt hauptsächlich aus Mattheos Sicht, Lucas POV kommt nächstes Kapitel. Alle zufrieden und keiner verwirrt? Für Fragen und konstruktive Kritik bin ich immer offen. Lg Sky Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)