Golden Fate von Bettyna (Sequel zu 'Deepest Gold') ================================================================================ Kapitel 53: On the run ---------------------- Ein ungewohntes Geräusch weckte die Schlafenden. Es dämmerte bereits, also war es schon früher Morgen, doch nicht das schwache Licht tat sein übriges, und sie aus ihrer Ruhe zu holen. Seika blinzelte verwirrt, denn für einen Moment wusste, sie nicht, wo sie war. Sie fühlte sich behaglich warm, der flache Atem von Itachi verursachte in ihr ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. Es war so, als wären sie zu Hause, nebeneinander schlafend, in der Umarmung des Anderen, ohne daran denken zu müssen, wegen einer besonderen Sache aufzustehen und das warme Bett zu verlassen. Doch als Seika ihre Augen ganz aufschlug, sah sie nicht das, was sie sich vielleicht gewünscht hätte. Sie sah einen grauen, mit Wolken verhangenen Himmel, braunen Fels, dunkle Stämme und massenhaft Grün. Blätter, Büsche, Gras, alles Pflanzen. Die Brünette atmete aus und sie realisierte wieder wo sie waren. Ihr sank das Herz. Der letzte Tag und die Nacht waren viel zu schnell vergangen… Itachi regte sich neben ihr und er entließ ein leises Ächzen, als er versuchte sich etwas zu strecken - ja, der Boden und die Felswand waren nicht wirklich das perfekte Nachtlager und schon längst nicht so bequem, wie eine weiche Matratze, doch früher waren sie es gewohnt gewesen, auf Missionen mit dem nackten Waldboden als Ruheplatz vorlieb zu nehmen. Doch es war lange her, dass sie zu den Akatsuki gehört hatten, wo solche Aufträge noch als Missing-Nin durchgeführt hatten, was ihnen meistens nicht erlaubt hatte, eine Stadt aufzusuchen, um dort für die Nacht unterzukommen. Die Zeit in Konohagakure, in einem behüteten eigenen Heim hatte sie doch ein wenig bequemlicher gemacht, obwohl sie natürlich nicht verweichlicht waren. Jedenfalls wusste Seika jetzt schon, dass ihr alle Knochen wehtun würden… Nicht weit von ihnen entfernt begann plötzlich jemand leise, aber missgelaunt zu fluchen. Der Stimme nach war es eindeutig Kisame, der sich so aufregte, und er faselte etwas von ‚völlig durchnässt’, ‚Arsch abgefroren’ und anderen Worten, die man gar nicht wiederholen mochte. Doch über was redete er da? Seika war wohl noch nichts ganz aus ihrem Schlaf erwacht, denn nur ein paar Sekunden später bemerkte auch sie die Ursache des lauten Schimpfens: Regen. Es hatte über Nacht wohl zugezogen und nun vor kurzem zu nieseln begonnen, obwohl man die Tropfen mittlerweile eher als kräftigen Schauer bezeichnen konnte. Auch das noch. Es trug nicht wirklich dazu bei, dass die Laune der Kunoichi stieg. Es bewirkte genau das Gegenteil. Sie hatte auf einen ruhigen Morgen gehofft, ohne Hektik, mit ein bisschen Zeit für sich, um sich zu sammeln und den Zustand ihres Körpers und ihrer Kräfte zu überprüfen, doch nun machten sich mit einem Schlag wieder Sorgen in ihr breit. Sie würden sicher so schnell wie möglich aufbrechen. Bei diesem Regenguss würden die Katzen, die sie begleiteten, überhaupt nichts riechen oder hören können. Einfach alles würde nass sein und sie würden noch mehr auf den Weg aufpassen müssen, damit sie nicht ausrutschten, weswegen sie noch viel langsamer voran kommen würden, vor allem mit ihr… Bevor sie ihre für sich verheerenden Gedanken aber weiterführen konnte, ertönte eine andere Stimme, welche Seika für einen Moment von ihrem innerlichen Zwist ablenkte. „Okaa-san? Otou-san?“, fragte Tokui ganz verschlafen, der wohl auch gerade erst aufgewacht war und räkelte sich träge, während er fest gähnte. Auch er schien wohl etwas zerstreut zu sein, doch es schien wohl jedem von ihnen so zu gehen, denn auch Itachi kam nur langsam zu sich, obwohl seine Sinne sonst immer, zu jeder Zeit so scharf waren wie ein gewetztes Messer. Doch nach all der Anstrengung des gestrigen Tages hatten sie alle im Schlaf so richtig abgeschaltet. „Bleib da. Ich sehe nach ihm“, sagte Itachi leise in Seikas Ohr und stand schließlich schnell auf. Er hatte sich wohl wieder rasch gesammelt und wollte seiner Frau noch etwas Zeit geben, zu sich zu kommen. Tokui merkte, wie jemand auf ihr zu kam, sich neben ihn hockte und wie dieser Jemand mit einer Hand über seinen Kopf strich. Der Junge blinzelte noch einmal und seine Sicht wurde dadurch deutlich besser. Da erkannte er, dass es sein Vater war und er lächelte dem Mann leicht zu. „Komm, wir müssen aufstehen“, sagte er zu seinem Sohn und Tokui nickte, während er versuchte auf die Beine zu kommen. Leichter gesagt als getan. Er war es nun gar nicht gewohnt, im sitzen zu schlafen und schon gar nicht auf so hartem Untergrund. Er war auch ein wenig ausgekühlt. Seine Beine kamen ihm merkwürdig steif vor, weswegen er sich schüttelte und ein paar Kniebeugen machte, um wieder ein wenig Gefühl in seine Füße zu bekommen. Er sah währenddessen zu seiner Mutter. Sein Vater war wieder bei ihr und half ihr auf die Beine, wobei der Mantel, den sie als zusätzliche Decke benutzt hatte, von ihrem Körper rutschte. Er enthüllte ihren dick gerundeten Bauch und der Junge bewunderte einmal wieder, wie sie damit nur auskommen konnte. Als ob sie seinen Blick gespürt hatte, blickte sie zu ihm und lächelte ihm sanft zu. Tokui freute sich, sie so zu sehen, so war auch er wieder etwas mehr erleichtert und das machte ihm den Morgen wieder ein wenig einfacher - bis er sah, dass es regnete. Er mochte keinen Regen, die klamme, feuchte Kälte und den Matsch, den er verursachte. Tokui und auch Seika und Itachi wurden abgelenkt, als sie plötzlich hörten, wie ein paar Personen näher kamen. Es waren Kisame, Obito und Furiko mit Hana. Die Blonde und ihre Tochter sahen ganz trocken aus, denn Furiko schützte sich mit einem großen Blatt, welches sie sich über ihren Kopf hielt. Obito sah etwas müde aus, denn er schien wohl noch mal die letzte Wachschicht übernommen zu haben. Und Kisame, er sah aus wie ein begossener Pudel. Er musste wohl vom Regen überrascht worden sein, weil er tief und fest unter freiem Himmel geschlafen hatte. Deshalb hatte er vorhin so geflucht. Die Stimmung war am Morgen allgemein nicht so gut, doch als Seika den Haimann erblickte, musste sie leise lachen, was jedem einen verwunderten Blick abrang, denn dass so etwas in dieser Situation gerade von der Brünetten kam, war verwunderlich. „Du erinnerst mich gerade so sehr an unsere Mission nach Kaminari no Kuni. Dauerlauf im Regen, du, Itachi und ich völlig durchnässt und danach zwei kranke Männer unter meiner Obhut…“, meinte sie und schmunzelte gutmütig. Kisame kam die ganze Sache auch wieder in den Sinn und er brummte bei dem Gedanken an Seika als seine ‚Ärztin’. Sie war damals nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen gewesen und hatte sich dementsprechend ruppig verhalten. Doch er hatte sie mit seinen Worten auch weit genug provoziert. Aber das alles war schon lange her. „Dass du das jetzt wieder aufwärmst… Ich will nicht wissen, was für Sachen Du noch über mich erzählen kannst!“, gab er zurück und kratzte sich am Kopf. Jedenfalls hoffte er, dass es dieses Mal nicht krank wurde, denn das wäre in ihrer Situation alles andere als hilfreich. Doch es schien niemanden zu stören, denn niemand wollte dieses Thema ansprechen und das war auch gut so. An dem Platz, an dem Seika und Itachi geschlafen hatten, war es trocken und so versammelten sie sich dort alle, damit sie in Ruhe ein kleines Frühstück einnehmen konnten. Sasuke und Sakura kamen erst später zu ihnen dazu. Sie hatten ebenfalls einen Ort gefunden, an dem sie trocken geblieben waren und so hatten sie es nicht eilig gehabt, zu den Anderen zu stoßen. Soweit schien es ihnen allen gut zu gehen, das war klar, nachdem sie sich kurz untereinander ausgetauscht hatten. Erst nach einer Weile bemerkten sie, dass ihnen eine gewisse Gesellschaft fehlte. Die Katzen waren bisher noch nicht aufgetaucht. Niemand wollte daran glauben, dass sie zusammen abgehauen waren, doch etwas seltsam war die Tatsache schon, dass die Tiere sich noch nicht gezeigt hatten, denn sie waren sonst immer zwischen ihren Beinen hindurch gelaufen, wenn auch nur eine von ihnen. Niemand der Gruppe äußerte sich zu seinen Überlegungen und Befürchtungen, doch die umherschweifenden Blicke jedes Einzelnen sprachen Bände. Doch ihre Sorgen waren umsonst. „Itachi, meew!“, ertönte die dünne Stimme von Hina, als die Katze plötzlich aus einem Gebüsch heraus sprang und ins Trockene tapste. Ihr Fell war völlig vom Wasser verklebt und sich schüttelte sich zuerst, bevor sie sich auf den Boden hockte und sich ihre Pfoten leckte, um wenigstens etwas trocken zu werden. „Hina, was ist?“, fragte Itachi ungeduldig nach, denn das Rufen seines Namens hatte ihn doch etwas misstrauisch gemacht. Dass sich die Katze nun so viel Zeit für ihre Körperpflege machte, war ihm deshalb nicht wirklich recht. Auf seine Frage hin hob das Tier wieder seinen Kopf und zuckte ein paar Mal mit ihrem Schwanz. Sie sah ein wenig verwirrt aus, aber auch besorgt. „Wir haben uns alle vor Sonnenaufgang aufgemacht, um die Gegend zu kontrollieren. Dabei ist eine von uns in nördlicher Richtung auf einen Späher getroffen. Er war schon recht nahe hier, meew!“, sprach Hina und jeden von ihnen traf die Nachricht tief. Ihnen war allen klar, dass ihr Versteck nicht mehr sicher war, doch ein kopfloses Aufbrechen würde genau so schlimm sein, als wenn sie weiter hier verharren und hoffen würde, dass der Spitzel sie nicht entdeckte. „Die Anderen von uns prüfen nach, welcher Weg von hier weg am Sichersten ist!“, fügte die Katze noch hinzu und als Itachi aufstand, war dies für jeden das Zeichen, dass es mit der Ruhe vorbei war. „Packt alles zusammen. Vernichtet jeden Beweis und jede Spur, die verraten könnte, dass wir jemals hier gewesen sind“, befahl er und er brauchte dies nicht zwei Mal zu sagen. Jeder machte sich auf, um nach seinem eigenen Gewissen zu handeln und seinen eigenen Rastplatz zu säubern. Tokui stand ein wenig ratlos da, denn er war mit solchen Dingen nicht vertraut, doch als er sich umsah, konnte er viele Dinge erkennen, die selbst einem ungeübten Auge sagte, dass hier jemand campiert hatte. Der Platz, an dem er geschlafen hatte, war völlig eben. Die Erde war ganz eben, der Staub war festgesessen. Also ging der Junge hinüber und wischte mit seinem Schuh über die Stelle, um sie zu verwischen und es dadurch wieder aussehen zu lassen, als ob die Stelle seit langer Zeit unberührt gewesen war. Schnell war er zufrieden mit seinem Werk und als er sich umsah, erkannte er, dass seine Mutter ihn mit einem anerkennenden Lächeln bedachte. Es gab für sie nicht allzu viel zu tun, denn sie hatten keinen Abfall hinterlassen. Nur ihre Schlafplätze mussten sie ein wenig auf Vordermann bringen, alles andere würde der Regen vollbringen, welchen ihnen in diesem Falle dann doch ganz gelegen kam. Am Schluss trafen sie sich erneut unter dem trockenen Felsvorsprung, um noch kurz zu besprechen, wie sie weiter vorgehen sollten. „Wir reisen weiter nach Westen, wie bisher. In ein paar Stunden dürften wir das Land der Flüsse erreicht haben. Dort werden wir erst eine Pause machen. Ich will, dass sich jeder seine Kräfte gut einteilt, denn ich weiß nicht, wie lange wir heute unterwegs sein werden“, sprach Itachi, er nahm mittlerweile immer öfter das Wort an sich, wahrscheinlich aus der Dringlichkeit der Situation heraus. Doch so kristallisierte er sich auch immer mehr als ihr Anführer heraus. Doch sie brauchten jemanden, der die ganze Sache in die Hand nahm und ihnen dadurch ein Gefühl der Sicherheit und Richtigkeit dessen, was sie taten, gab. So nickten sie auch alle auf die Anweisung des Mannes mit den langen schwarzen Haaren hin. Sie verstauten ihr Gepäck wie bisher und waren dadurch wieder an dem Punkt angekommen, an dem es kein Zurück gab. Als Hina schließlich sagte, dass die anderen Katzen auf dem Weg wieder zu ihnen stoßen würden, war auch die letzte Unsicherheit geklärt und sie konnten ihre Reise fortsetzen. „Los, auf“, sagte Itachi, nahm Seika wieder um den Rücken, wobei sie den Arm um seinen Nacken legte und so sprangen sie alle geschlossen los und verließen ihren Rastplatz. Sie tauchten ein in eine wahre Regenflut, doch es ging nicht anders, weil sie keine Kleidung für so ein Wetter mitgenommen hatten. Es regnete kaum in Hi no Kuni, also warum gerade in diesem Augenblick? Das Schicksal meinte es wohl nicht gut mit ihnen und forderte sie immer wieder neu heraus - doch irgendwie kannten sie es auch nicht anders. Trotzdem hatten sie sich immer durchgebissen und jeder Bedrohung ein Schnippchen geschlagen und so würden sie es diesmal auch tun, das hofften sie jedenfalls alle. Sie verließen das kleine Tal, in dem sie die Nacht über verweilt hatten und setzten ihren Weg in dem ebenen Teil des Waldes fort. Es war viel dunkler als am Tag zuvor, doch das lag an den dicken Regenwolken, die den Himmel verschleierten und das Tageslicht abdämpften. Sie schlugen das flotteste Tempo an, welches sie sich trauten, über längere Zeit hinweg gut aufrecht zu erhalten. Viele Faktoren drückten ihre Geschwindigkeit wie gestern auch, die schwangere Seika, ihr Sohn Tokui, der noch nicht die Ausdauer der Anderen hatte und Furiko, die zusätzlich das Gewicht ihrer Tochter Hana trug, auch wenn sie sich dabei mit Obito abwechselte. Dieses Mal kam ein weiterer Punkt noch dazu. Es war hier unter dem dichten Laub der Baumkronen zwar nicht ganz so nass wie an lichteren Stellen, doch die Feuchtigkeit war tückisch. Die blonde Kunoichi rutschte beinahe auf einem mit Flechten bewucherten Ast auf, welcher sich mit dem herabtropfenden Wasser vollgesogen hatte. Doch Kisame war hinter ihr gewesen, sodass er sie gleich aufgefangen hatte. Deshalb waren sie auch nicht stehen geblieben. Außerdem wurde ihre Kleidung von der Nässe immer schwerer, was die Reise auch behinderte. Irgendwie schien die Liste der Unannehmlichkeiten immer und immer länger zu werden… Nach einer Weile gesellten sich wirklich immer mehr der Katzen, welche sie seit dem Uchiha Versteck begleiteten, zu ihnen zurück. Sie erzählten ihnen davon, dass sie die ganze Gegend in großem Umkreis abgesucht hatten und nur im Norden einen Späher erblickt hatten, welcher einer mittelgroßen Vorhut voraus geeilt war, welche ungefähr auch einem dutzend Shinobi bestand. Die Tiere konnten es nicht genau sagen, doch durch die unmittelbare Nähe hatten sie die Chakrasignaturen ungefähr zählen können. Es vergingen weitere Minuten, welche immer mehr wurden, doch immer noch fehlte eine ihrer tierischen Begleiter: Es war die Katze Tenka. Ihre lange Abwesenheit beunruhigte eigentlich niemanden, bis zu dem Zeitpunkt, als sie plötzlich, klatschnass und mit Ästen und Kletten im Fell, seitlich vom Waldboden her angelaufen kam. Sie wirkte sehr aufgeregt. „Itachi, sie kommen näher, sie haben uns entdeckt!“, rief sie der Gruppe entgegen und ließ dadurch alle fast erstarren. Es war eine Hiobsbotschaft. Warum hatten sie das nicht bemerkt, warum waren sie nicht selber darauf gekommen, dass sie verfolgt wurden und zwar immer knapper? Seikas mühsam aufgebaute Beherrschung brach. Sie begann zu zittern und konnte gerade noch verhindern, zu wimmern. Sie spürte, wie ihr Puls sich sofort beschleunigte und ihr dadurch schwindelig wurde. Doch Itachi merkte natürlich, was die Botschaft in ihr auslöste. Auch Furiko hielt sich erschrocken eine Hand an den Mund und Sakura griff die Hand von Sasuke noch fester. „Wie weit sind sie noch?“, fragte Itachi scharf nach, denn auch er selber wurde von tiefer Anspannung ergriffen, als er die warnenden Worte von Tenka hörte. Sein Blick viel mit dem seines Sohnes zusammen. Er sah Angst in den jungen goldenen Irriden, doch das war nun nicht mehr zu verhindern. „Weiter, lauft weiter, so schnell es geht“, sprach er zu den Anderen, denn es gab nichts, was sie tun konnten. Das sah jeder von ihnen ein, weswegen sie dem Ratschlag auch Folge leisteten und in ungemindertem Tempo weiter liefen. Hier auf freiem Feld konnten sie nicht kämpfen. Sie waren verletzlich, viel zu verletzlich. Wenn sie hier angegriffen werden würden, dann hatten sie keine Chance, denn es war vollkommen klar, dass Madaras Lakaien wussten, wo ihre Schwachpunkte lagen, und wie sie diese ausnutzen konnten. Sie würden alles tun, um Seika zu töten, Seika und das ungeborene Baby. Die Brünette konnte sich in ihrem Zustand nicht verteidigen. Sie war viel zu erschöpft. Damals, als Madara sie in Konohagakure attackiert hatte, hatte sie die nötige Kraft gehabt, um Ninjutsu einzusetzen, doch auch nur, weil sie die ganze Zeit über geruht und im Vollbesitz ihres Chakras gewesen war. Doch jetzt nutzte sie dieses gleichzeitig zu den Reserven ihres Körpers, damit sie den langen Weg über durchhalten konnte. Doch nicht nur sie war in Gefahr, auch Tokui. Wenn sich mehrere Shinobi auf ihn stürzen würden, dann hatte er keine Chance, so gut er seine Fähigkeiten in seinem Alter schon beherrschte. Itachi konnte nicht auf Beide gleichzeitig acht geben. Sicher würde Kisame auch alles tun, um sein Patenkind zu beschützen, sowie Sasuke Sakura verteidigen und Obito alles geben würde, um Furiko und Hana in Sicherheit zu wissen. Doch wer würde dann kämpfen? Es würde auf ein Kräftemessen hinauslaufen, bei dem derjenige gewann, der am längsten durchhielt. Und hier lag der deutliche Nachteil bei ihnen. Sie konnten nicht gewinnen, so nicht. Sie hetzten durch den Wald, nicht nur verfolgt von Gegnern, die keine Gnade mit ihnen walten lassen würden, wenn sie von ihnen erwischt wurden. Auch die Angst saß ihnen im Nacken und diesmal war es wirklich Angst. Furiko hielt Hana so fest, dass das kleine Mädchen leise zu weinen begann. Doch die Blonde bemerkte es nicht, denn nur, wenn sie ihre Tochter dicht an sich gedrückt hatte, hatte sie das Gefühl, sie war sicher. Madara würde keinen von ihnen am Leben lassen, auch kein unschuldiges Kind. Sie sah, wie Obito sich so fest in die Unterlippe gebissen hatte, dass sie anfing, leicht zu bluten. Der Hass den er ausstrahlte, war beinahe körperlich zu spüren. Ja, er hegte abgrundtiefen Hass auf Madara, der seinen besten Freund Deidara getötet hatte und das auch noch mit Obitos eigener Hand. Er verabscheute sich selber immer noch dafür, bei dem Gedanken, dass das Blut seines Freundes an seiner Haut geklebt hatte. Er sah nur eine Chance, je wieder mit sich ins Reine zu kommen: Madara musste sterben, doch der Tod eines seiner Handlanger würde für den Moment auch genug sein. Er wollte sich am liebsten in den Kampf stürzen, denn obwohl er eigentlich ein ruhiges Gemüt hatte, schäumte sein Blut in dieser Situation auf. Doch mit so einem leichtfertigen Verhalten würde er die ganze Gruppe in Gefahr bringen, weswegen er sich beherrschen musste. Er wusste, sein Zeitpunkt würde schon kommen. Doch nicht nur die Beiden sorgten sich, auch Sakura hatte große Furcht. Sie wusste nicht, was ihnen bevor stehen würde. Sie vertraute zwar auf die Führung von Itachi, doch trotzdem, irgendwas verursachte ihr ein seltsames Gefühl. Ihr selber ging es gut, das war es nicht, denn sie fühlte, dass der Zustand ihres Körpers in Ordnung war und auch ihr Kind bei bester Gesundheit war. Es war etwas anderes, doch sie konnte es sich nicht erklären. Und auch obwohl Sasuke sie fest an der Hand hielt, fühlte sie sich unsicher. Sie wusste nicht mehr, wo sie waren und durch das Fehlen der Sonne war sie sich über die Himmelsrichtungen auch nicht mehr so sicher. Sie redeten zwar alle davon, dass es im Land der Flüsse besser für sie sein würde, doch was machte das für einen Unterschied? Klar, sie befürchteten, dass sie auf Shinobi aus Konohagakure stoßen würden, doch wäre das nicht besser? Sie konnten ihnen helfen, gegen Madaras Schergen zu kämpfen. Denn diese würden sicher nicht abbremsen, sobald die Uchiha und ihre Freunde über die Landesgrenze hinaus waren. So viel sie sich auch mit Geographie auskannte, wusste sie, dass im Land der Flüsse bald der Wald weichen würde, weil es dort fast nur weite grüne Wiesen gab, die von dem vielen Wasser der Flüsse getränkt wurden. Warum sollten dort auch Bäume wachsen? Jenes Land war nach Kusa no Kuni eines der fruchtbarsten des ganzen Kontinents, wegen des milden, warmen und feuchten Klimas. Es wurde dort Landwirtschaft betrieben und niemand brauchte den Wald, um dadurch eventuell große Armeen abzuhalten, die in das Gebiet einwandern wollten, so wie es schon ein paar Mal in der Geschichte von Hi no Kuni geschehen war. Sie runzelte durch ihre Gedanken die Stirn und Sasuke sah es. Er wusste zwar nicht, was sie dachte, doch er war sich klar, dass sie wieder irgendetwas kombinierte und damit auf Dinge kam, die man ihr und den andere Frauen einfach hatte verheimlichen wollen, um sie nicht unnötig zu bekümmern. Doch die Rosahaarige war allzu intelligent dafür. Sie hatte schon als Mädchen schnell Dinge herausgefunden, für die die Jungs mehr als doppelt so lange gebraucht hatten… Eigentlich schmunzelte Sasuke gerne darüber, doch nun war ihm nicht so zu Mute. Da er und seine Frau am Ende ihrer Gruppe liefen, konnte er gut beobachten, wie es Seika und Itachi erging. Die brünette Kunoichi wurde von Schritt zu Schritt schwerfälliger. Doch es war für den jüngeren Uchihabruder sowieso schon ein großes Rätsel, wie sie es überhaupt so weit geschafft hatte. Er musste mit großem Respekt anerkennen, dass sie sich wahnsinnig gut hielt, dafür, dass sie hochschwanger war. Und auch Itachi bewunderte er. Dass seine Nerven dies alles aushielten und er äußerlich noch so ruhig wirkte, war ein Wunder. Doch Sasuke konnte sich vorstellen, dass es im Inneren des Älteren ganz anders aussah und er sich nur zusammen riss, um Seika nicht noch mehr zu beunruhigen. Ja, Itachi hatte damit zu kämpfen, nicht allzu oft zu seiner Frau zu sehen. Schweiß stand ihr auf der Stirn und es war nicht der Regen, welcher ihn in Tropfen die Schläfen hinunter rann. Sie fühlte sich sehr heiß an, oder war ihm nur so kalt? Er wusste es nicht, doch irgendwie lastete Seikas Gewicht schwerer an ihm, als zuvor. Doch er biss seine Zähne aufeinander. Er durfte jetzt nicht zu viel nachdenken, sein einziges Ziel war, sicher von hier weg zu kommen. Und so weit dieses Ziel auch entfernt war, er wollte und musste es bis dahin schaffen, denn dann waren sie in Sicherheit und konnten sich um alles Andere kümmern. Er festigte seinen Griff um Seika noch mehr und hoffte, dass sie es spürte, dass sie merkte, dass er bei ihr war, was auch passierte. Ein unheilvolles, tiefes Donnern ertönte hoch über ihren Köpfen. Sie hatten gehofft, der Regen würde bald aufhören, doch es schien sich erst ein richtiges Gewitter zusammen zu brauen. Je weiter sie nach Westen kamen, umso schlimmer schien es zu werden. Warum, warum hatten sie nur so ein Pech? Doch umso mehr fragten sie sich, wie Madaras Gefolgsleute sie hatten aufspüren können? Sie hielten ihr Chakra so tief wie möglich, doch konnte es sein, dass sie gegenseitig zu einander so abgestumpft waren, sodass sie nicht mehr spürten, wenn die Aktivität ihrer Aura schwankte? Gut, sie waren alle ausgebildete Shinobi und hatten ihre Kräfte unter Kontrolle, doch was war mit den Kindern? Vielleicht war es Tokui, der sein Chakra nicht komplett unterdrücken konnte, doch vielleicht war es auch Hana. Oder gar das ungeborene Kind von Seika und Itachi? Tokui hatte im Mutterleib auch bereits seine Stärke demonstriert. Vielleicht waren sie an die Präsenz schon so gewöhnt, dass sie sie nicht mehr als Besonders wahrnahmen…? Seika zuckte zusammen. Gleichzeitig wurden hinter ihnen mehrere Auren entfesselt. Ihre Verfolger waren schon näher, als sie gedacht hatten und machten sich nun bemerkbar, als wollten sie ihnen mitteilen, dass sie keine Chance hatten zu fliehen. Kisame fluchte, Obito setzte mit ein. Das war nicht wahr, oder? Sie hatten so sehr Acht gegeben, sie hatten sich gut versteckt, waren vorsichtig gewesen und sie hatten die Hilfe der Ninjakatzen. Und nun lief alles aus dem Ruder. Trotzdem blieben sie nicht stehen. Hier war immer noch kein guter Ort. So sehr sie diesen Gedanken auch nicht denken wollten, sie mussten sich verteidigen. Sie konnten es nicht riskieren, ihren Gegnern den Rücken zuzukehren und ihnen damit schutzlos ausgeliefert zu sein. Niemand wusste über die Techniken der schwarz vermummten Männer genau Bescheid, denn als Seika und Itachi in Sunagakure gegen sie gekämpft hatten, hatten sie nicht viel gezeigt um die Aufmerksamkeit der Menschen nicht auf sich zu ziehen. Doch jetzt konnte das anders sein. Weit und breit war niemand, den sie alarmieren würden, auch keine Konohashinobi schienen an der nicht mehr weit vor ihnen liegenden Grenze postiert zu sein, weil mit dem anliegenden Land Frieden herrschte. Sie konnten alle hier sterben, ohne dass es eine Menschenseele mitbekommen würde. Keiner von ihnen kannte sich in dieser Gegend aus und so liefen sie einfach, von Obito geführt, gerade aus, so wie der Weg sie führte, jedoch immer gen Westen. Ein Blitz erleuchtete die plötzlich stockfinstere Gegend. Derjenige unter ihnen, der sich traute, einen Blick nach oben zu werfen, der erkannte zwischen sich auftuenden Lücken im Blätterdach, dass die Wolken dunkelgrau waren, als stand ihnen nun die Hölle in Form eines Wolkenbruchs bevor. Ein mächtiger Wind zog auf, riss an ihrer feuchten Kleidung und sie sie frösteln. Doch die Kälte kam nicht nur von dem aufziehenden Sturm, es wurde immer unheimlicher. Hinter ihnen ertönten Schreie, schrill und voller Wut und die ersten, schwarz gekleideten Gestalten tauchten hinter ihnen im Dickicht auf. Sie waren viel schneller unterwegs, als gedacht. Sie rannten, als ob es nichts anderes in ihren Köpfen gab, als den Auftrag, die Uchiha Familie und alle ihre Freunde zu töten, aus Mordlust und Rache für Madara, dessen Pläne sie vernichtet hatten. Seika japste atemlos, ihre Augen waren fest geschlossen und ihr Gesicht so weiß, als bestünde es aus Papier. Man brauchte nicht lange, um zu erraten, dass sie mit ihren Nerven und ihrer Kraft am Ende war, trotzdem bewegten sich ihre Beine wie automatisch weiter, von Ast zu Ast, zusammen mit Itachi, seinen Schritten folgend. Sie glühte förmlich, der Schwarzhaarige konnte es sogar durch den dicken Mantel spüren. Hatte sie Fieber? In der Früh war es ihr doch noch gut gegangen. Unter anderen Umständen hätte er Sakura sofort gerufen, um nach seiner Frau zu sehen, doch jetzt war das unmöglich. Er packte sie fest, sodass sie gegen ihn gedrückt war und kaum mehr selber laufen musste, um vorwärts zu kommen. Er würde sie hier weg bringen, egal, wie viel Kraft er dafür aufbringen musste, denn dass sie in Sicherheit war, war wichtiger als alles andere. Plötzlich lösten sich die Hälfte der Katzen auf ihrer Gruppe von den Anderen und stießen sich laut fauchend und mit blitzenden Zählen und Krallen in die entgegen gesetzte Richtung ab, genau ihren Verfolgern gegenüber. Sie wollten sie aufhalten und ihren Freunden Zeit verschaffen. Doch trotzdem war die Gefahr nicht gebannt. Jeder wusste, dass die Katzen sich leichtsinnig opferten, denn sie waren viel zu wenige, um sich mit solchen Gegnern zu messen, die ihnen auch noch weit an Stärke überlegen waren. Niemand sagte etwas, Tokui sah sich nur entsetzt um. Ihm kam alles vor, wie ein Albtraum. Er wollte erwachen, jetzt sofort, doch es fühlte sich alles so schrecklich real an. Er warf einen vorsichtigen Blick nach hinten und sah seine Mutter, die völlig neben sich, fast wie im Delirium in den Armen seines Vaters hing. Der Junge schluckte hart. Er wollte schreien, dass sie stehen bleiben mussten, doch er spürte, wie große Hände nach ihm griffen und er in die Luft gehoben wurde. Es war sein Patenonkel Kisame, der ihn auf seine Schulter nahm, wie damals, als sie noch auf der relativ ruhigen Reise zum Uchiha Versteck gewesen waren. Doch nun ging es nicht mehr um ein Spiel, dies hier war bitterer tödlicher Ernst. Von seiner neuen Position aus konnte Tokui alles genau erkennen. Er sah, wie schwarz vermummte Männer hinter ihnen her hetzten, wie bunte Fellknäule ihnen ins Gesicht sprangen und er spürte, wie nicht sichtbare Augen auf ihm lagen und sich in seinen Kopf bohrten. Wie konnten diese völlig verschleierten Personen überhaupt etwas sehen und sie so sicher verfolgen? Der Junge beobachtete, wie eine Katze einer Gestalt die Krallen über die Stirn zog. Stoff klaffte auf und enthüllte einen Anblick, welchen Tokui lieber nie gesehen hätte. Fahle graue, grüne Gesichter, vernarbt, zugenäht, unglaublich entstellt, ohne Augen und Nasen, Münder als ausgefranste Löcher aus verwestem, madigem Fleisch und doch so kraftvoll und beweglich. Waren das überhaupt noch Menschen, die sie da verfolgten? Was hatte Madara hier abgerichtet, um seine Wut an ihnen auszuüben? Tokui wurde übel und er schaute geschockt weg. Unmenschliches Kreischen drang in ihre Ohren und plötzlich schlug neben ihnen etwas ein, was mit einem dröhnenden Krachen den Erdboden, Staub und Dreck in die Luft wirbelte und die Sicht noch mehr vernebelte, als sie schon war. Jetzt, da die Identität der Gestalten aufgedeckt war, war es noch unglaublicher, dass sie überhaupt Chakra besaßen, um so eine Attacke anwenden zu können. Und nun schienen sie wirklich ernst zu machen. Sie waren in ihre Reichweite gelangt. Die Uchiha und ihre Freunde hatten nicht mehr viele Möglichkeiten zu handeln. Genauer gesagt, es gab nur noch eine Alternative: Sie mussten um ihr Leben kämpfen. Doch plötzlich passierten mehrere Dinge auf einmal. Noch mehr schwarze Gestalten tauchten auf, als wären diejenigen, mit denen sich die Katzen beschäftigten, mit zwei neuen Kämpfern ausgetauscht worden. Gleichzeitig schrie Furiko und mit ihrem Rufen sahen auch die Anderen, dass sich vor ihnen eine Felsformation auftat und dunkel in den Himmel hinauf ragte. Sie waren so erleichtert, darauf zu stoßen, dass die meisten es bereits als ihre Rettung sahen, doch dieser Gedanke verblasste schnell. Seikas Beine knickten plötzlich ein. Sie riss Itachi, der gerade wieder abgesprungen war, nach unten und er konnte gerade noch so sein Gleichgewicht finden, um sicher auf dem Boden zu landen. Tokui schrie erschrocken auf, als er sah, wie seine Eltern fielen, Sasuke stieß einen bestürzten Laut aus. Der Horror stand Itachi ins Gesicht geschrieben, als er spürte, wie seine Frau sich zitternd an ihn klammerte. „Seika! Seika, was ist?“, rief er auf sie ein, doch sie atmete nur schwer und antwortete nicht. Nur Sekunden später landeten die Anderen bei ihnen, voller Sorge und Alarmbereitschaft, doch niemand kam zu Wort, weil Sakura auf einmal zu den auf den Boden kauernden Uchihas gerannt kam. „Oh Kami…“, keuchte sie mit erschrockenen großen Augen und so nahm das Schicksal seinen Lauf… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)