Be my sweetest memory von Bito (Kurogane x Fye) ================================================================================ Kapitel 1: Be my sweetest memory -------------------------------- Der Blonde schreckte aus dem Schlaf und setzte sich ruckartig auf. Seine Augen hatte er angsterfüllt aufgerissen und kalter Schweiß rann seine blasse Stirn und Wangen hinab. Laut rauschte das Blut in seinen Ohren, während sein Herz im Stakkatoartigen Takt gegen seine Brust hämmerte. „Nur ein Traum…“, murmelte er dann leise, sich dabei langsam auf seinen dicken Mantel zurücksinken lassend. Es dauerte einige Zeit bis sich sein rasender Puls wieder zu beruhigen begann. Wieder hatte er Ashura in seinen Träumen gesehen. Den Mann, der ihn jagen würde und vor dem er, Fye D. Flourite, davon laufen würde. Davon laufen wie er es eigentlich schon immer getan hatte, laufen wie er es nun in diesem Moment tat. Traurig blickte er zu seinen Gefährten hinüber, mit denen er zusammen auf Reise war. Mokona, ihr kleiner, weißer Begleiter, hatte sich eng an Sakura gekuschelt, auf deren Lippen ein sanftes Lächeln lag, das selbst in ihrem ruhigen Schlummer nicht verblasste. Shaoran lag ein kleines Stückchen weiter entfernt und hatte seinen Mantel fest um sich geschlungen, während Kurogane mit vor der Brust verschränkten Armen an einem Baum lehnte. Seufzend strich Fye sich eine Strähne aus dem Gesicht und drehte sich auf die Seite, um ihn einen leichten Schlaf zu fallen, doch hatte er nicht bemerkt, dass der schwarzhaarige Ninja seine Bewegungen aus halbgeschlossenen Augen genauestens verfolgt hatte. Er hatte genau den panischen Ausdruck auf den weichen Zügen des Magiers gesehen, dessen Lächeln sonst durch nichts zu erlöschen war. Kurogane schloss die Augen. Sein Verdacht hatte sich bestätigt. Der Magier versuchte mit seiner heiteren, kindlich naiven Fassade etwas zu verstecken, doch diese begann langsam zu bröckeln und würde ein dunkles Geheimnis offenbaren. Dessen war er sich sicher…und er würde da sein. Als die Sonne dann ihre nächste Bahn antrat, um die Landschaft zu erhellen, regten sich die Gefährten langsam, damit sie ihre Suche nach Sakuras Federn fortsetzen konnten. Die junge Prinzessin rieb sich verschlafen die Augen und lächelte Shaoran an, der nicht weit von ihrem Schlafplatz entfernt stand und seinen Mantel zu Recht zog. „Guten Morgen, Sakura-hime.“, begrüßte er sie und schloss den letzten Verschluss seines dunkelgrünen Umhangs. „Guten Morgen, Shaoran-kun, Kurogane-san, Fye-san, Moko-chan.“, sagte sie freundlich und schaute sie der Reihe nach an. Fye erwiderte den Morgengruß lächelnd und schenkte auch Kurogane einen seiner typischen Blicke. „Morgen…Kuro-pu~“, säuselte der Blonde woraufhin der Angesprochene die Hände zu Fäusten ballte. Sofort fiel Mokona mit ein, tänzelte um Kurogane herum, während es immer und immer wieder „Kuro-pu“ sang. Dieses Szenario hielt an, bis Shaoran schließlich das Wort ergriff: „Mokona, kannst du eine von Sakuras Feder in dieser Welt spüren?“ Auf sein Gesicht war ein ernster, stoischer Ausdruck getreten. Mokona schaute den Braunhaarigen einen Moment lang an, bevor es die kleinen Pfoten ballte, um sich auf die Präsenz der Feder zu konzentrieren. Alle Augen waren auf das kleine Wesen gerichtet, welches seine langen Ohren zur Seite aufgestellt hatte. „Ja…Es könnte eine Feder sein. Aber die Magie ist nur sehr schwach.“, erklärte es seinen Freunden und deutete gen Norden. „Dann lasst uns aufbrechen.“, beschloss Shaoran und lenkte seine Schritte in die Richtung, in die Mokona gezeigt hatte und in der die Feder, Sakuras Erinnerung, sich befinden musste. Auch die anderen folgten nach und nach seinem Beispiel. Schweigend wanderten sie eine kleine Straße entlang, die mitten durch den Wald führte, in dem sie die Nacht verbracht hatten. Nach dem sie den Wald hinter sich gelassen hatten, befanden sie sich in Mitten von gut bestellten Feldern, auf denn schlicht gekleidete Frauen die Pflanzen bewässerten und die gereiften Früchte ernteten. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Furcht beäugten sie die Gruppe von Fremden, sie sich einen Weg zwischen den Ackern hindurch bahnte. Sakura grüßte freundlich wie immer, erhielt aber keine Antwort, ebenso wenig wie ihre Begleiter. Stattdessen wichen die Arbeiterinnen zurück. „Was haben diese Menschen nur?“, fragte die Prinzessin und Schritt neben Shaoran her. Als Antwort erhielt sie nur ein ratloses Schulterzucken. „Vielleicht haben sie was gegen Fremde.“, vermutete Kurogane und somit war das Thema für ihn beendet. Einige Minuten verstrichen bis die Reisenden eine kleine Stadt erreichten, in der reges Treiben herrschte. Die Häuser um sie herum waren weder sonderlich groß noch prachtvoll, trotzdem verliehen sie der Stadt eine gewisse harmonische Atmosphäre. Doch sobald die Fünf von den Bewohnern entdeckt wurden, entstand ein heller Aufruhr, bei dem sich die Menschen schnell in die nächstliegenden Häuser verschanzten. Innerhalb von wenigen Herzschlägen war die Straße wie leergefegt. „Und was war das jetzt?“, fragte Fye immer noch lächelnd und drehte sich zu den anderen. „Seltsam…“, murmelte Shaoran nur und wirkte ziemlich misstrauisch. „Haben wir was falsch gemacht?“, wollte nun Sakura wissen und in ihrer Stimme schwang eine gewisse Betroffenheit mit. Ihr Blick richtete sich auf den grob gepflasterten Boden. Shaoran, der neben ihr stand, schüttelte den Kopf: „Wir sind doch gerade erst angekommen.“ Kurogane stoppte und die anderen taten es ihm gleich, als sie einen jungen Mann unweit von ihnen wahrgenommen hatten. Zwar konnte man auch in seinen Zügen Furcht und Abneigung lesen, doch machte er keine Anzeichen zu fliehen und mied auch nicht ihre Blicke. „Verzeihen Sie…“, rief Fye und hob einen Arm, um dem Mann zu zuwinken. Wie immer umspielte ein Lächeln seine Lippen: „Wenn ich mich vorstellen darf. Ich bin Fye D. Flourite und das sind meine Reisegefährten Sakura-chan, Shaoran-kun und Kuro-rin.“ „Das heißt Kurogane!“, unterbrach der Schwarzhaarige ihn aufbrausend, während Mokona bereits wieder in ein Säuseln verfiel: „Und ich bin Mokona. Jedermanns Idol.“ Dann ergriff der Blonde wieder das Wort: „Darf ich fragen was in dieser Stadt los ist? Warum sind alle geflüchtet? Ich hoffe doch es ist nicht unseretwegen.“ Der Mann strich sich durch sein leicht strähniges, braunes Haar. Eine Art Seufzer entrang sich seiner Brust ehe er mit sonorer Stimme zu Sprechen begann: „Verzeiht diese unhöfliche Begrüßung, aber ihr dürft es ihnen bitte nicht übel nehmen. Ich bin Zoran, Bürgermeister der Town of the fallen Bridge. Am Besten erkläre ich euch die Situation in aller Ruhe. Aber dafür sollten wir uns einen anderen Platz suchen. Folgt mir.“ Um seine Worte zu unterstreichen winkte er sie näher zu sich heran und führte sie zum nördlichen Rand der Stadt, an dem zu ihrer Verwunderung eine breite Schlucht klaffte. Auf der anderen Seite befand sich ein Palast ähnliches Gebäude. „Was ist das?“, fragte Shaoran interessiert und musterte das Bauwerk argwöhnisch. Statt zu antworten deutete der Bürgermeister auf eine kleine Hütte am Rande der Schlucht, in die er sie hinein führte. Im Inneren des Hauses befand sich ein Holztisch, an dem sie Platz nahmen. Nun blickten die Reisenden den braunhaarigen Mann fragend an. Dieser schritt hinüber zum leicht verstaubten Kamin und entzündete ein kleines Feuer in ihm, um Wasser für einen heißen Tee auf zu setzen. Anschließend ließ er sich neben Shaoran nieder, stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und legte die Fingerkuppen aneinander. „Also…“, begann er zögernd: „Vor ungefähr 500 Jahren herrschte in diesem Gebiet ein fürchterlicher Krieg, gefolgt von Krankheiten und Hungersnöten. Unsere Vorfahren fristeten ein schreckliches Leben und konnten sich nur durch den Glauben an unseren Gott am Leben erhalten, da dieser ihnen Kraft gab.“ Er unterbrach sich und deutete auf eine Bildnis von einem weißgeflügelten Wolf, das an der holzvertäfelten Wand hang. „Gerade als die Not am größten war, geschah ein Wunder. Die Gebete unseres Volkes wurden von Yao erhört und er beendete den Krieg, in dem er über das Schlachtfeld flog und allen Hass und Zorn mit sich nahm. Dabei verlor er eine einzige Feder, die wir nun in unserem Tempel aufbewahren. Das Gebäude, das ihr zuvor schon gesehen habt.“ Die Freunde warfen sich einen viel sagenden Blick zu. Mokona hatte wieder einmal Recht behalten. Die Feder des Wolfgottes konnte eigentlich nichts anderes sein als Sakuras Erinnerung. Doch bevor sie ein Wort darüber verloren, lauschten sie weiter den Worten des Mannes. „Seit dem leben wir in diesem Land in Frieden, jedoch wurde mit dem Erscheinen der Feder auch eine Prophezeiung gemacht. Der Frieden würde nicht für die Ewigkeit halten. Denn sobald die Feder die Stadt verließe, wäre ihr göttlicher Zauber gebrochen und die Dunkelheit würde erneut die Gewalt über das Land erhalten.“ „Und was sagt diese Prophezeiung genau?“, hakte Shaoran nach. „In der Prophezeiung hieß es, dass irgendwann Fremde in die Stadt kommen würden, um sich der Feder für ihre eigenen Machenschaften anzueignen. Eine Gruppe von vier Reisenden, die von einem weißen Schatten geführt wird, sollte sich hierher verirren. Ein Mann des Schwertes, eine Prinzessin aus weit entfernten Landen mit ihrem treuen Diener und Beschützer und schließlich ein mächtiger Magier, der den Zauber der Feder brechen würde. Diese Prophezeiung wurde von einem weisen Magier gemacht, der die Brücke konstruiert hat, die zum Tempel hinüber führt.“, fuhr Zoran fort. „Aber…da war keine Brücke.“, flüsterte Sakura schüchtern und erntete ein freundliches Lächeln seitens Zorans. „Doch…aber ihr könnt sie nicht sehen. Niemand kann das. Die Magie, aus der die Brücke geschaffen wurde ist mächtig und zeigt sich nur seinem Meister. Aber trotzdem ist sie da und bringt einen sicher zu seinem Ziel, solange man daran glaubt. Und so ist es auch Feinden unmöglich zum Tempel zu gelangen, um die Feder zu stehlen. Leider ist dieser Magier aber nach dem Bau der Brücke ums Leben gekommen. Keiner weiß wieso.“, endete er und blickte die Gefährten an: „Also nun zu euch. Wieso seid ihr hier?“ „Wir sind auf der Durchreise, um über Legenden und mysteriöse Vorfalle zu schreiben und durchqueren dabei so viele Städte wie eben möglich.“, erklärte Fye und seine Begleiter nickten zustimmend. „Dann hat euch die Geschichte unserer Stadt ja vielleicht weiter geholfen.“, meinte Zoran und entblößte dabei eine Reihe weißer Zähne. Er erhob sich, goss den Tee auf und reichte jedem seiner Gäste eine Tasse des wohl duftenden, warmen Getränkes. Schon bald darauf neigte die Sonne sich dem Horizont zu und hüllte die Stadt in orange-rotes Licht. „Wenn ihr es nicht allzu eilig habt, seid ihr herzlich dazu eingeladen die Nacht hier zu verbringen.“, lud der Bürgermeister sie noch ein und führte die Gruppe in ein neben Zimmer, an dessen Wand ein Bett Platz gefunden hatte. „Wirklich? Das ist super~“, stieß Mokona freudig aus und auch die anderen schienen erleichtert. Zoran verließ sie dann auch kurze Zeit später, um zu seiner Frau zurückzukehren, die in seinem Heim wartete. Sakura, die von dem Kräfte zerrenden Marsch erschöpft war, kuschelte sich gleich in die Decke und fiel in einen ruhigen Schlaf, gefolgt von Mokona. Kurogane lehnte sich an die Wand, ein Bein angewinkelt, während das andere ausgestreckt auf dem Boden lag. Seine Augen hielt er zwar geschlossen, doch bemerkte er sehr genau, was um ihn herum vorging. Shaoran verabschiedete sich noch einmal kurz von seinen Gefährten, da er, nach seiner Aussage, noch ein wenig die frische Abendluft genießen wolle. So blieben seine Freunde allein zurück. Fye stellte sich an das geschlossene Fenster und blickte hinaus. Die Legende hatte ihn nachdenklicher gestimmt, als ihm lieb war und er spürte, dass es immer schwerer wurde seine Maske aufrecht zu erhalten. Von diesem Ort ging eine starke Magie aus, doch vermochte der blonde Magier nicht zu sagen, ob sie nun dem Guten oder dem Bösen verschrieben war. Aber eine ähnliche Magie hatte er bereits zuvor verspürt, an einem Ort, den er nie wieder betreten wollte. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild eines hohen Turmes. Er blinzelte in der Hoffnung die Bilder aus seinem Gedächtnis zu verbannen, jedoch war das ein vergebliches Unterfangen. Er konnte seine Vergangenheit, seine Schule nicht leugnen. Erneut richtete er seinen Blick auf das Fenster, doch dieses Mal fiel sein Augenmerk auf sein eigenes Spiegelbild, das von der Glasscheibe reflektiert wurde. Sein Blick war voller Trauer. Plötzlich spürte er einen festen Druck auf seiner Schulter und wurde unsanft herum gerissen. Bevor er sich versah spürte er auch schon die Wand in seinem Rücken und schaute in die blutroten Augen des Ninja. Seine rechte Hand hatte er neben Fyes Kopf an die Wand gestützt, während er mit der anderen nach dem Handgelenk des Kleineren griff. Fyes blaue Augen waren erschrocken aufgerissen. Es dauerte nur einen Augenblick, bis sich wieder ein, wenn auch recht schwaches, Lächeln auf seine Lippen legte. „Kuro-sama~ Du hast mich aber erschrocken. Was ist denn…“, begann Fye wurde aber von der herrischen Stimme des Schwarzhaarigen unterbrochen. „Sei still! Hör mit diesem falschen Spiel auf!“ Der Griff um Fyes Handgelenk wurde fester, fast schmerzhaft. „Ich weiß nicht was du meinst.“, säuselte Fye. „Das weißt du ganz genau! Jedes Mal wenn du glaubst dass dir keiner zu sieht bist du wie ausgewechselt. Glaub ja nicht, dass ich mich verarschen lasse.“ Seine Stimme war nun mehr ein bedrohliches Knurren: „Wer bist du wirklich?“ Wieder weiteten sich die Augen des Blonden, doch in dem Augenblick öffnete sich die Tür und Shaoran trat herein. Sofort ließ Kurogane von dem Kleineren ab, zischte aber noch: „Das Thema ist noch nicht beendet.“ Vorzugsweise hätte Fye sich jetzt gegen die nächste Wand sinken lassen, hätte die Beine an sich gezogen, um sein Gesicht in den Knien zu vergraben, damit niemand seine Tränen, seinen Scham, seine Schuld, sah. „Leute. Wir sollten nachsehen, ob es wirklich Sakura-himes Feder ist.“, meinte Shaoran, nicht ahnend, was zuvor in dem Zimmer geschehen war. Kurogane nickte und gab Fye zu erkennen, dass dieser Mokona wecken sollte. Der Blonde tat wie ihm geheißen und weckte das magische Wesen. „Mokona, kannst du bitte auf Sakura-chan Acht geben. Wir wollen die Feder holen. Sollte sie jetzt wirklich dort sein.“, erklärte Fye und erhielt ein müdes Nicken. Wir sind bald zurück.“, fügte Shaoran noch hinzu, als er aus der Tür trat. Frische Nachtluft schlug ihnen entgegen. Die Roben, die sie zuvor von Zoran erhalten hatten, flatterten im leichten Wind und pressten sich eng an die Körper der Reisenden. Sie stoppten ihre Schritte erst kurz vor dem Abgrund und blickten sich fragend um. „Und wie finden wir jetzt diese komische Brücke?“ Kurogane wirkte missmutig und sein Blick wirkte mürrischer, als er es ohnehin schon immer war. Shaoran zögerte und schaute nu Fye Hilfe suchend an, der, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, am Abgrund auf und ab schritt. Er gab ein nachdenkliches Hmm von sich, ging noch einen weiteren Schritt und drehte sich dann ruckartig in Richtung des Abgrundes um. Bevor einer von den anderen etwas sagen konnte, sprang Fye ab. Nun riss selbst Kurogane erschrocken die Augen auf. Die Zeit floss zäh dahin, den Moment des Fallens nur herauszögernd. Shaoran gab ein ersticktes Geräusch von sich und rannte auf ihren Freund zu, der immer noch lächelnd fiel oder eher sprang. Doch ihr Schrecken verblasste schnell, als sie sahen, wie ihr Gefährte mitten in der Luft zu stehen schien. „Ich hab die Brücke.“, rief er freudig und winkte ihnen zu. „Dieser Idiot…“, grummelte Kurogane und setzte sich langsam wieder in Bewegung, um niemanden zu zeigen, wie beschämend dieser Moment doch gewesen war. Wie konnte dieser Blondschopf ihn nur so vorführen, dass er sich um jemanden sorgen würde. Das passte nicht zu seinem Image. Er hätte auch einfach gleich sagen können, dass er die Brücke gefunden hatte, ohne einen auf dramatisch zu machen, Der Ninja stampfte vorwärts. „Gut gemacht, Fye-san.“, meinte Shaoran und setzte leicht zögernd einen Fuß auf den unsichtbaren Untergrund. „Nicht der Rede wert. Jeder, der ein wenig Magie studiert hat, kann so etwas.“, lachte er nur und führte seine Begleiter über die Schlucht. Auch wenn sie es nicht zugeben wollten, herrschte in ihrem Inneren Aufregung. Sie konnten den Weg vor sich nicht sehen, konnten jeder Zeit ins Nichts treten und würden dann in die unendliche Tiefe fallen. Als sie sicher auf der anderen Seite angekommen waren, atmeten sie alle erleichtert auf. „So…jetzt müssen wir nur noch darein.“, sagte Shaoran. In seinem immer noch blassen Gesicht konnte man einen entschlossenen Ausdruck erkennen. „Kuro-sama. Leih uns mal deine Kraft und schieb die Tür auf.“, säuselte Fye und trat einen schritt zur Seite, damit Kurogane sie mit ziemlichem Kraftaufwand aufstemmen konnte. Sofort schlug ihnen abgestandene Luft entgegen und Dunkelheit streckt ihre Arme aus, um sie zu fangen, zu umschlingen und in sich aufzunehmen. „Vielleicht sollten wir…“, begann Shaoran, doch das Aufglühen von zwei roten Augenpaaren ließ ihn verstummen. Ehe sie sich versahen sprangen zwei eiserne Wölfe auf sie zu. Die Lefzen zu einem bedrohlichen, metallischen Knurren hochgezogen und die glänzenden Zähne preis gebend. Keinen Herzschlag später zog Kurogane sein Schwert, um eine der Bestien zu parieren. Shaoran tat es ihm nach. Nur Fye stand wie in Trance, regungslos da und wurde von einem der Wölfe zu Boden gerissen. Endlich schien er aus seiner Starre zu erwachen und rollte sich elegant zur Seite ab. Schnell griff er nach dem hölzernen Stab, den er zuvor mit sich genommen hatte. „Shaoran-kun, Kuro-pu. Lauft schon mal vor. Ich kümmer mich schon darum.“ „Aber…“, weiter kam Shaoran nicht, da dieser von Kurogane weiter gezogen wurde. „Der kommt schon zu Recht.“, war dessen einziger Kommentar. Ihre Schritte hallten von den Wänden des Korridors, an denen nach und nach Fackeln entflammten, wider. Außer diesem Geräusch und ihrem raschen Atem herrschte Stille, doch auf halben Weg bemerkte sie schwere Schritte, die wie ein Trommelwirbel, von allen Seiten zugleich ertönte. Einen Augenblick später waren sie schon von knurrenden Bestien umstellt. „na toll…“, gab Kurogane nur von sich und verdrehte leicht die Augen, doch gleich drauf legte sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Den ersten Angriff parierte der Schwarzhaarige und schlug den Wolf zurück, wobei er mit lautem Krachen einen weiteren von ihnen umriss. Dem nächsten Angreifer wich er aus und schmetterte ihm das Schwert in den Nacken. Man hörte Metall auf Metall pralle. Kuroganes Schwertarm fühlte sich für einen kurzen Moment taub an. Ein jäher Schrei zerriss auf einmal die Luft und Kurogane sah, wie Shaoran von einem Wolf mit sich gerissen wurde. Augenblicklich war Kurogane zur Stelle und schmiss sich mit voller Kraft gegen den metallenen Körper. Er kniff die Augen beim schmerzhaften Aufprall zusammen. Er durfte jetzt nicht aufgeben. Dann rappelte er sich auf, warf sich den bewusstlosen Shaoran über die geprellte Schulter und eilte auf die nächste Tür zu. Sobald er die Schwelle hinter sich gelassen hatte, schleuderte er die schwere Eisentür zu, die krachend ins Schloss fiel. Sein Atem ging stoßweise. Behutsam ließ er Shaoran auf den Boden gleiten. Anschließend blickte er sich im Raum um. Dieser wurde nur von wenigen halberloschenen Fackeln erhellt, doch trotzdem konnte Kurogane erkennen, dass er sich in dem Altarraum befinden musste. Er blinzelte und entdeckte dann plötzlich eine schemenhafte Gestalt, die mit dem Rücken zu ihm am Altar stand. Angestrengt verengte er die Augen zu Schlitzen und erkannte die schlanken Konturen des schlaksigen Mannes. „Fye…aber was machst du hier? Wann hast du uns überholt?“, fragte Kurogane, war aber ziemlich erleichtert, dass nicht wieder ein Gegner auf ihn lauerte. Doch Fye reagierte nicht. Der Ninja trat einen Schritt auf den Magier zu. „Was ist los? Hast du die Feder?“ In seiner Stimme schwang nun leichte Gereiztheit mit. Warum ignorierte dieser Kerl ihn nun? Er ballte die Hände zu Fäusten. Schließlich wandte sich der Blonde doch zu ihm um, aber als Kurogane ihm in die Augen sah, erstarrte dieser. Ihn starrten nicht die erwarteten saphirblauen Augen an, sondern glühend rote, rot wie das Blut, das im nächsten Moment aus Kuroganes Mundwinkeln rann, da Fye ihm seinen Stab in den Magen gestoßen hatte. Bunte Lichter tanzten vor den Augen des Größeren und er taumelte zurück. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Was war nur mit Fye los? Doch Kurogane hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn der Magier machte sich zum nächsten Angriff bereit. Er beugte die Knie, griff seinen Stab fester und stieß sich ab. Kurogane musste schnell reagieren, um mit seiner Schwerthülle den Schlag abzufangen. „Fye…was soll das?!“, knurrte Kurogane und wunderte sich, dass er so viel Kraft aufbringen musste, um die schmächtige Gestalt von sich abzuhalten. Fye funkelte seinen Partner böse an und ein hämisches Grinsen zierte nun sein Gesicht. „Merkst du es nicht, Schwertmann?“, lachte Fye in einer ungewohnt rauen, tiefen Stimmlage. Der Schwarzhaarige hatte es schon geahnt, hatte es aber nicht glauben wollen, dass das vor ihm nicht sein wirklicher Gefährte war, „Wer bist du?“, knurrte Kurogane bedrohlich. Erneutes Lachen erschallte und Kuroganes Miene verfinsterte sich. „Auf jeden Fall nicht dein kleiner Freund. Aber ich denke er wird mir gute Dienste leisten, Er ist ein mächtiger Magier mit einem schwachen Geist, der sich schnell brechen lässt.“ „Sei still!“ „Aber es ist wahr. Er hat aufgegeben. Einfach so und nun…musst du gegen ihn antreten.“ „Ich werde es dir schon zeigen“ Lass ihn in Ruhe!“ „Sorgst du dich etwa um ihn?“ Keckerndes Lachen ertönte: „Aber wie willst du mich besiegen. Allen Schaden, den du mir zufügen willst, bekommt unser Kleiner ab.“ Endlich gelang es Kurogane den Angreifer ab zu wehren. Zeit für eine Verschnaufpause hatte er allerdings nicht, da ein greller Lichtblitz ihn traf und and die Wand schleuderte, an der er benommen herab sank. „Ja~“, lachte Fye: „Das ist wahre Magie. Ganz wie es mir geziemt. Khehehehe… Und ich spüre, dass ich noch mächtiger werde, je mehr ich sie einsetzen werde.“ Ein schiefes Grinsen lag auf seinen Zügen. Kurogane richtete sich auf. Er musste sich etwas einfallen lassen um den Geist zu vertreiben ohne Fye dabei zu töten. Warum zum Henker wehrte sich der Blonde denn nicht? Dem nächsten Blitz, der auf ihn zu raste, wich Kurogane aus. Plötzlich war Fye aus seinem Blickfeld verschwunden und tauchte direkt hinter dem Größeren auf, um diesem den Stab in den Rücken zu rammen. Der Ninja unterdrückte einen Aufschrei. Nun würde er selbst zum Angriff übergehen. Schnell drehte er sich um un schlug dem Magier sein Schwert entgegen, welches dieser jedoch ohne sichtliche Anstrengung ergriff und somit abwehrte. „Du bist zu weich, Schwertmann.“ Der Magier schüttelte den Kopf: „Du willst diesem Körper nicht schaden, aber dann wirst du mich, den großen Magier, den Schöpfer der unsichtbaren Brücke niemals besiegen und selbst sterben.“ Kurogane quittierte diese Aussage nur mit einem verächtlichen Schnauben. Er würde immer das beschützen, was ihm wichtig war, auch wenn er sein eigenes Leben dabei verlieren würde. „Es wird dir nicht gelingen seine Seele zu retten. Er hat sich selbst aufgegeben. Er wird mit sich selbst und seiner Vergangenheit nicht fertig. Armer, armer Yuui…“ Aus seiner Stimme sprach blanker Spott. Kurogane verstand nicht. Immer noch standen beide in einem Kräftemessen, in dem der Schwarzhaarige versuchte sein Schwert frei zu bekommen. Fye streckte seine von Magie umgebende Hand aus und durchstieß ohne Vorwarnung Kuroganes Brust. Dieser schrie auf. Eine Flut von Bildern durchströmte sein Bewusstsein. Bilder einer verschneiten Schneelandschaft, eines kleinen Jungen, der Fye bis ins kleinste Detail glich. Er brauchte einen Moment um zu realisieren, dass das, was er sah, Fyes Erinnerungen waren. Er spürte warmes Blut seinen Körper hinab rinnen und ein brennender Schmerz breitete sich in seinem Brustkorb aus. In seinem drehte sich alles. Lange würde er so nicht durchhalten. Seine vorerst verschwommene Sicht, klärte sich nach einem kurzen Moment wieder und er schaute direkt in das Antlitz des Magiers. Stumme Tränen rannen dessen Wangen hinunter, doch immer noch lag ein rotes Funkeln in seinen Augen. „Es tut mir Leid…Kuro-sama. Ich will dich nicht verl… Khehehehehe…Aufmucken will der jetzt auch noch…aber das lass ich nicht zu.“ Seine Stimme veränderte sich im Verlaufe der Aussage. „Fye. Hör mir zu. Ich hasse Leute, die einfach aufgeben. Das weißt du….Willst du, dass ich dich hasse?“, keuchte Kurogane und Blut tropfte aus seinen Mundwinkeln. Fyes Augenfarbe begann sich langsam zu verändern und der Magier schüttelte leicht den Kopf. „Aber ich kann nicht…“, hauchte er kraftlos, immer noch von Tränen begleitet. „Das ist eine dumme Ausrede! Ich weiß jetzt was mit dir passiert ist, aber warum gibst du auf? Wofür hat sich dein Bruder geopfert?“ „Ich wollte ihn nicht töten.“ Fye schluchzte nun: „Ich will es nur vergessen. Einfach alles vergessen…Er hat zu viel Schreckliches erlebt. Er hat keinen Halt. Khehehe.“ Kurogane schloss die Augen, zog Fye zu sich heran und vereinigte seine Lippen sanft mit denen des Blonden. In seine verwirrt dreinblickenden Augen trat ihre ursprüngliche blaue Färbung. Kurze zeit später lösten sie sich von einander. Zärtlich strich der Schwarzhaarige ihm über die Tränennassen Wangen. „Dann lass diese Erinnerung dein Halt sein…eine schöne Erinnerung.“ Fye begann nun haltlos zu schluchzen. Ob nun aus Freude, Verzweiflung oder Erleichterung vermochte er nicht zu sagen. Schutzsuchend drückte er sich eng an die blutverschmierte Brust des Größeren. „Aber diese Erinnerung gehört nur uns allein.“ Er strich Fye noch einmal behutsam durch das Haar: „Nur uns allein…unsere süßeste Erinnerung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)