Metamorphosis into Immortality von RinRin (A Vampire's Tale I) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 Der nächste Abend war wie erwartet die reinste Hölle. Ich hatte den ganzen Tag schon so unruhig geschlafen und kaum war der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwunden, wachte ich wie automatisch auf. Kalter Schweiß rann mir die Schläfen und Wangen entlang. Mein Körper schrie nun regelrecht nach frischem Blut. Mühevoll erhob ich mich auf meine Beine, stützte mich zuerst nur minutenlang an einer schon etwas morschen Säule inmitten der Hütte. Meine Beine zitterten unter mir und ich hatte schon fast das Gefühl, als würden sie mich heute Nacht nicht mehr tragen wollen. Aber letztendlich musste ich mir nur etwas Zeit lassen. Irgendwann zog ich schließlich doch noch meinen Mantel an, während ich es mir wieder nicht nehmen ließ einen Weg in Toorus Gedanken zu suchen. Er war wieder mehr als nur skeptisch, verfluchte sich selbst dafür, dass er sich mir gegenüber so weit geöffnet hatte, seine Sinne wie benebelt waren, kaum war ich in seiner Nähe. Ich hatte mir so eine Reaktion seinerseits schon fast gedacht, aber ich verstand es auch. Er wusste schließlich nichts über mich. Ich hatte ihm nur das Nötigste erzählt, die halbe Wahrheit, wenn man es so nennen wollte. Vielmehr hatte ich ihm das meiste über mich verschwiegen. Der einzige Trost jedenfalls war, dass er wenigstens nicht mehr auf mich wartete oder irgendeine Reaktion von mir. Er hatte sich es den ganzen Tag sogar verboten. Trotzdem schlief er aber in der Halle, ohne wieder zu wissen, wieso eigentlich. Mit einem Schmunzeln darüber verließ ich die Hütte schließlich und machte mich auf den Weg in die Stadt. Anfangs taumelte ich mehr, als dass ich über den trockenen Waldboden schritt, musste alle paar Meter mal mehr, mal weniger lang stehen bleiben, als vor meinen Augen alles zu verschwimmen drohte. Ich sollte wirklich aufhören, so viele Tage ohne Blut verbringen zu wollen. Zwei Tage waren vollkommen genug. Aber mehr ließen mich nur noch mehr ein Dasein zwischen Leben und Tod führen. Und das hatte ich so schon, auch ohne mein weiteres Zutun. Ich musste nun mal trinken, auch wenn es mir manchmal noch so zuwider erschien. Ich seufzte und konzentrierte mich auf für den Moment wichtigere Dinge. Die Stadt hatte ich schon bald erreicht und suchte mir ein passendes Opfer aus. Nachts trieben sich in den dunklen Straßen die wundersamsten Gestalten herum. Das hatte sich in all den Jahrzehnten nicht geändert und würde es auch in Zukunft nie. Die meisten waren fast schon selbst so gut wie tot, vielleicht nur in einem anderen Blickwinkel, aber nichtsdestotrotz die perfekten Opfer. Genauso wie der Mann mittleren Alters, der mir schon bald über den Weg lief. Er war ein Streuner, ein Verbrecher und fand in seinem Leben keinen weiteren Sinn mehr. Vermissen würde ihn niemand so schnell. Das einzig wirklich positive an ihm war sein Blut. Vielleicht lag diese Einschätzung auch nur daran, dass ich so lange keines mehr schmecken durfte. Aber eigentlich war es auch egal. Ich drängte ihn in eine dunkle Seitenstraße und dann nahm ich mir auch schon, was ich wollte. Es war ein beruhigendes Gefühl, ähnlich einem sexuellen Höhepunkt, als ich diesem Typen meine spitzen Zähne in den Hals rammte und langsam, aber nichtsdestotrotz gierig begann ihn auszusaugen. Er wusste nicht wie ihm geschah und so spürte ich auch kaum Gegenwehr. Bis er merkte, dass er sterben würde, war er schon viel zu schwach, um noch irgendetwas ausrichten zu können, mal abgesehen davon, dass er auch dann keine Chance hatte, dafür war ich schon zu mächtig. Ich vertrieb diese belanglosen Gedanken und konzentrierte mich ganz auf meinen Körper. Ich spürte förmlich, wie mit jedem Tropfen Blut, den ich schluckte, meine Kräfte ganz allmählich zurück kamen, wie ich mit jedem weiteren auch wieder gieriger nach diesem Geschmack wurde. Wenn ich nur danach ging, hätte dieser eine Mann mir lange nicht ausgereicht, um meinen Durst stillen zu können. Aber aus Erfahrung wusste ich, dass es in einer Nacht genug war. Jetzt zog es mich lieber wieder zu Tooru. Beinahe achtlos ließ ich den Körper des Mannes auf den Boden sinken und schloss seine vor Angst weit aufgerissenen Augen. Ich sah noch zu, wie sich seine Bisswunden wie von Geisterhand selbst verschlossen, bevor ich mir das Blut aus den Mundwinkeln wischte, die Kapuze über den Kopf streifte und aus der Seitenstraße ging. Es war alles schon Routine für mich, und doch hatte ich, nachdem dieser Anflug von Hochgefühlen abgeklungen war, meine Bedenken, ob es richtig war und nicht egoistisch, Menschen zu töten, nur um selbst überleben zu können. Dabei hatte mein Schöpfer es mir immer versucht einzubläuen, dass das der Lauf der Dinge war. Als Vampire standen wir weit oben am Ende der Nahrungskette, und nicht wie sonst immer gedacht die Menschen. Als solcher hatte es mir schließlich auch nicht viel ausgemacht, Tiere zu töten oder töten zu lassen, um meinen Hunger stillen zu können. Irgendwo hatte er auch recht gehabt, aber ich sah mich manchmal immer noch viel zu sehr als Mensch, um dies akzeptieren zu können, auch wenn ich wusste, dass ich kein Mensch mehr war. Oh nein, alles andere als das. Andererseits war ich auch nicht fähig, meiner Existenz ein Ende zu bereiten, auch wenn es eigentlich noch so einfach war und keinerlei Hilfsmittel bedurfte, die ich nicht auch ohne weiteres hätte bekommen können. Ich musste nur lange genug meine Zeit bei Tageslicht verbringen, dann wäre mein Ende gekommen. Stattdessen ertrug ich dieses Schicksal einfach. Es war zwar recht einsam, was meine Gedanken gleich wieder zu Tooru und der Vorstellung ihn als meinen Gefährten zu erhalten, zog, aber doch nicht so unerträglich. Vielleicht könnte ich ja eben die Einsamkeit bald hinter mir lassen. Ich hoffte es zumindest. All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich mich lautlos aus der Stadt zurück unter die schützenden Arme des Waldes bewegte. Leise bahnte ich mir einen Weg zu Tooru. Er war richtig erholsam, jetzt wo meine Sinne wieder geschärft waren und ich den kleinsten Laut hören konnte. Ich war noch nicht ganz in der Halle angekommen, da merkte ich schon, dass Tooru schlief. Er hatte einen unruhigen Schlaf, doch ich konnte nicht ausmachen, ob das nur in dieser Nacht so war, oder immer schon, vielleicht davon geprägt, was er alles erlebt hatte. In Träumen setzte man sich mit diesen Erlebnissen immer noch am meisten auseinander, das wusste ich noch zu gut aus der Zeit, aus der ich noch kein Vampir war. Heute hatte ich schon lange nicht mehr wirklich geträumt. Es waren meistens nur Erinnerungen an verstrichene Zeiten, an vergangene Ereignisse, einstige Menschen, Bilder in meinem Kopf, die wie in einer Diashow mal mehr, mal weniger deutlich vor meinem inneren Auge abliefen. Ich verwarf diese Gedanken wieder wie so oft. Dann näherte ich mich Tooru leise, um ihn nicht zu wecken, und beobachtete ihn eine Weile weiter. Er sah so unschuldig aus, wenn er schlief. Nichts deutete sonst auf all die Erlebnisse hin, die er durchmachen musste. Irgendwann flüsterte ich schließlich doch leise seinen Namen. Er regte sich verschlafen, rieb sich die Augen und versuchte sich zu orientieren. Kaum sah er mich, war er hellwach, aber er freute sich mich zu sehen. Das verriet mir das Strahlen in seinen Augen und ohnehin dachte er daran. Er murmelte mir eine leise Begrüßung entgegen, die ich genauso erwiderte. Ehe ich mich dann versah, war er vollends aufgerichtet, hatte mir einen Platz neben sich angeboten und dann stellte er mir schon die Frage, die ich nicht erwartet hatte schon in der dritten Nacht, in der wir uns sahen, hören zu müssen: “Wer bist du, Dai? Wieso sehen wir uns nur nachts und tagsüber höre ich rein gar nichts von dir. Du kommst, wenn es dunkel wird, und gehst, sobald es nur anfängt zu dämmern, bringst mich damit um meinen Schlaf. Gestern noch sahst du so erbärmlich aus. Und heute nicht der blasseste Schimmer davon. Was ist los, Dai?” Ich wusste, dass es keine Anklage sein sollte, er wollte einfach nur wissen, was Sache war. Dennoch konnte ich nur lange seufzen. Ich hatte mich zwar darauf einstellen können, dass irgendwann diese Frage kommen musste und hatte mir gewissermaßen schon überlegt und in meinen Gedanken ausgemalt, was ich wie sagen wollte, wie ich ihm so schonend wie möglich erklären konnte, dass ich ein Vampir war. Doch jetzt, wo genau dieser Augenblick gekommen war, konnte ich mich an kaum etwas erinnern. Natürlich konnte ich versuchen, um die Tatsache herum zu reden, aber Tooru war ein direkter Mensch. Was sich selbst betraf, hing zwar nie etwas an die große Glocke, wenn es nicht sein musste, dafür war er wiederum zu verschlossen, andererseits wollte er die Dinge immer sofort so erfahren, wie sie nun einmal waren, eben ohne große Ausschweifungen. Auch jetzt sah er mich erwartungsvoll an, schien auf alles gefasst zu sein. Zumindest alles menschenmögliche könnte er wohl auch ohne Probleme verstehen. Wie es aber mit so unnatürlichen Dingen war, würde sich zeigen. Ich seufzte erneut, bevor ich langsam begann: “Also, weißt du… Manchmal gibt es Dinge, die einem normalerweise nur fantastisch, nicht reell möglich erschienen waren, weil man einfach nicht wusste, dass es sie doch wirklich gibt. Und manchmal kann sich trotzdem herausstellen, dass es eben diese Dinge doch gibt, sie nicht nur Teil unserer Phantasie, Geschichten oder Träume sind. Aber nur weil wir an ihrer Existenz gezweifelt haben, bedeutet es nicht, dass es sie nicht gibt. Sie waren vielleicht nur gut vor unseren Augen verborgen. Wirklich ist letztendlich nur das, woran wir glauben.” Tooru sah mich immer noch fragend an, als ich eine kurze Pause machte. Er verstand nur annähernd, worauf ich hinaus wollte, aber eine kurze Einleitung brauchte ich irgendwie doch noch, bevor ich mit der Tatsache herausrückte. Ich selbst konnte eigentlich auch nur den Kopf darüber schütteln. Es konnte alles und nichts bedeuten. “Was willst du mir damit sagen?”, fragte Tooru schon, die Verwirrung stand ihm bei diesen Worten nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. “Ich bin ein Vampir…”, flüsterte ich leise, gerade noch so laut, dass ich sicher sein konnte, dass er mich verstand. Und er verstand. Denn kaum war es ausgesprochen, sah er mich so ungläubig an. “Ein… Vampir…?”, wiederholte er sofort langsam. “So wie… Dracula?”, setzte er beinahe scherzhaft hinzu. Vampire existierten für ihn nicht, es war auch nicht anders zu erwarten. Sie existierten nur in diesen Geschichten, die ich nur zu gut kannte. “Ja… Vielleicht nicht ganz so schaurig, wie er immer dargestellt wird, aber ja.”, bejahte ich aber nur so nüchtern wie möglich. Trotz allem Kitsch zeigten diese Geschichten nämlich doch so viel Wahrheit. “Du… bist also ein richtiger… Vampir? Ein Unsterblicher, der sich mit Blut am Leben hält, in einem Sarg schläft, und so weiter?”, fragte er weiter ungläubig. Er versuchte seine Gedanken nun aber zu ordnen, brachte alles zusammen, was er meinte über Vampire zu wissen. Ich nickte und fügte hinzu: “Im großen und ganzen, ja. Aber du darfst nicht alles glauben, was du so in diesen Geschichten gehört hast. Wir schlafen nicht nur in Särgen, vor allem nicht, wenn wir länger unterwegs sind. Und ich verbrenne auch nicht beim kleinsten Kontakt mit Sonnenstrahlen. Das war vielleicht wirklich mal bei den allerersten Vampiren so, aber heute werden wir vorher erst zunehmend geschwächt, dann verbrennen wir…” Tooru nickte. Er hatte aufmerksam zugehört und versuchte sich vorzustellen, wie ich bei Tageslicht aussah, dennoch war er immer noch skeptisch. “Aha…”, meinte er nur leise. Dann hatte er aber auch schon sein rationales Denken wieder zurück. “Damit wäre also erklärt, wieso wir uns nur nachts getroffen haben. Aber… Wow! Das… Ich glaub dir… Denke ich… Aber… Keine Ahnung…. Das muss ich erst einmal verdauen.”, stammelte er vor sich hin, gestikulierte dabei wie wild vor mir herum. Ich nickte erneut. Dass er sagte, er glaubte mir, war schon mal ein Fortschritt, dann war alles in Ordnung und ich konnte ihm ruhigen Gewissens alle Zeit der Welt lassen, sich weiter mit diesem Gedanken anzufreunden. Ich beobachtete ihn also eine Weile und hörte, was er in Gedanken dazu meinte. Alles in allem nahm er die Tatsache relativ gelassen hin. Seine Gedanken überschlugen sich zwar, er wusste nicht, was er zuerst denken sollte, versuchte sich einen Vampir wirklich vorzustellen, diese Vorstellung auf mich zu übertragen. Es fiel ihm schwer, das war ihm anzusehen, aber je länger er es versuchte, mich dabei stumm musterte, umso leichter war es irgendwann. Auf seine Nachfragen hin, erklärte ich ihm näheres zu mir, wie ich lebte, welche Eigenschaften ich als Vampir wirklich hatte, ohne auch nur die kleinste Kleinigkeit davon zu erzählen, dass dazu auch gehörte die Gedanken der Menschen und Vampire mehr oder weniger gut lesen zu können. Schließlich zeigte ich ihm meine Vampirzähne. Er schrak zwar vor diesen weißen stechenden Augen zurück, die dazu immer leider auch gehörten, diesem wilden Aussehen, dass sie einem jeden von uns verliehen, aber schließlich war dies für ihn Beweis genug, dass vor ihm ein Vampir stand. Ich schuf ihm ein vollkommen neues Bild eines Vampirs, das bisher nur von Geschichten, Filmen und Ähnlichem geprägt war. Schließlich erzählte ich ihm auch, wo ich mich derzeit immer nachts aufhielt, ohne ihm dabei einen genauen Standpunkt zu verraten. Genauso erfuhr er aber auch über mein eigentliches Heim, das große, beinahe luxuriös anmutende Anwesen, das sehr zu meinem Glück schon Jahrhunderte lang verlassen und in Vergessenheit geraten war. Was ein paar schaurige Gerüchte auch schon anrichten konnten, die die Vampire, die vor mir dort gelebt hatten, zuletzt mein Schöpfer, verbreitet hatten. Tooru war während meiner Erzählung beinahe so wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Er hatte nie erfahren, was es wirklich bedeutete, ein Zuhause zu haben. Umso mehr interessierte es ihn, wieso ich das Anwesen so stark als meines ansah, wo es mir doch im Grunde gar nicht gehörte. Ich hatte ihm daraufhin nur mit der Schulter zuckend erklärt, dass es der einzige Ort war, zu dem ich mich noch hingezogen fühlte. Wenn man so lange lebte, wie ich es schon tat, alles überdauern konnte, zusehen musste, wie sich alles verändert hatte, einschließlich der Umgebung, in der man früher aufgewachsen war, tat es gut, wenigstens einen Ort zu haben, den man noch Zuhause nennen konnte, den man mit Erinnerungen verband, an dem man sich wohl fühlte. “Und wann willst du dorthin zurückkehren?”, fragte Tooru neugierig weiter. “Das weiß ich noch nicht.”, gab ich wahrheitsgemäß zurück. “Das kommt noch auf.” Tooru wollte fast schon fragen, woran ich diese Entscheidung fest machen würde, aber im letzten Moment überlegte er es sich doch anders. Er schien wieder Angst davor zu haben, was ich ihm dann antworten könnte. Stattdessen zögerte er zunächst einige Minuten. Dann atmete er tief ein und fragte die nächste alles entscheidende Frage, die ihm vielleicht auch die vorige beantworten konnte: “Und… Was willst du nun von mir? Soll ich… irgendwie… dein nächstes… nun ja… Opfer sein?” Die letzten Worte stammelte er nur noch immer leiser werdend und rutschte unwillkürlich ein Stück zurück. Deshalb antwortete ich sofort ohne zu zögern: “Nein, keine Sorge. Wenn das meine Absicht gewesen wäre, hättest du das schon lange gemerkt. Außerdem bringt es Unglück, wenn man seine Opfer erst noch näher kennen lernt, weil es dann passieren kann, dass man nicht mehr fähig ist, das zu tun, was man eigentlich wollte und sich letztendlich nur selbst in Gefahr bringt.” Er nickte, war zumindest schon etwas beruhigt. Aber zufrieden stellen konnte ich ihn mit dieser Antwort noch lange nicht. Also fuhr ich langsam fort: “Ich habe dich schon länger beobachtet, bevor ich zu dir gekommen bin. Du hast mich einfach fasziniert, trotz, oder vielleicht auch gerade weil du so viel Kummer hattest, der einfach nicht zu übersehen war, und du das alles trotzdem so relativ gut meisterst.” Kyo zuckte nur mit den Schultern, er wurde leicht rot und versicherte, dass es ja eigentlich kein positiver Eindruck war. “Ja, ich muss auch zugeben, anfangs warst du auch nicht mehr als jeder andere, tatest mir auch leid, aber mit der Zeit… Da… wie soll ich sagen… Habe ich begonnen höhere Erwartungen zu haben…” Ich versuchte den letzten Teil so vorsichtig wie möglich auszudrücken. Ich wollte ja eigentlich nicht gleich alles an einem Abend sagen. Daher strapazierte ich mein Glück schon viel zu sehr damit über, dass ich ihm nun auch noch sagen sollte, was ich von ihm wollte. Aber anlügen konnte ich ihn auch nicht, wenn er schon alles wissen wollte. So wie er mich dabei ansah, blieb mir auch ohnehin nichts anderes übrig. Er sah mich auch jetzt wieder, kaum hatte ich das ausgesprochen, so skeptisch, und mit den letzten Minuten auch wieder ängstlich an. Ich seufzte wie so oft in dieser Nacht und meinte knapp: “Das Leben als Vampir, als Unsterblicher, ewig Lebender ist manchmal sehr einsam - zu einsam.” “Was… ist mit dem Vampir, der dich dazu gemacht hat? Oder gibt es keine anderen Vampire mehr?”, fragte Tooru unvermittelt. Er war trotz der Unwissenheit, was er noch erfahren konnte, doch immer noch neugierig. Aber er wusste nicht, was er in meinen Gedanken damit anrichtete. Bei denen zu meinem Schöpfer wurde ich unwillkürlich ernst, in mir zog sich alles zusammen. Ich wollte nicht an ihn denken. Also antwortete ich ihm nur auf seine Frage nach anderen Vampiren: “Es gibt denke ich noch genug meiner Sorte, aber wir leben im Verborgenen und sind nur schwer zu finden. Selbst Gleichgesinnten fällt es nicht leicht. Und das ist auch gut so. Zu viele Vampire an einem Ort würden zu viel Aufmerksamkeit erregen…” Tooru nickte und fragte dann wieder nach meinem Schöpfer. Es schien ihn brennend zu interessieren, wie ich zu einem Vampir wurde. “Er ist nicht mehr…”, antwortete ich leise, senkte meinen Kopf, um ihm meinen verletzten Blick nicht zu zeigen. “Schon lange nicht.” Ich hoffte, diese Erklärung würde er vorerst so hinnehmen. Über das, was damals mit ihm geschehen war, wollte ich nicht nachdenken, das würde ich noch eine Weile für mich behalten. Doch eigentlich war es schon zu spät. Bei der kleinsten Erwähnung kochte alles in mir hoch. Ich dachte wieder an meine Vergangenheit zurück, als ich noch Mensch war, an diese stürmische Nacht, in der ich ihm das erste mal über den Weg gelaufen war, wie sich alles in meinem Leben innerhalb kürzester Zeit zum Schlechten wendete, wie ich schließlich selbst verwandelt wurde, was danach geschehen war. Es war mir alles noch so gut in Erinnerung, als wäre es erst gestern gewesen. 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