Blutstern von Luxuria (...wenn ein Wesen der Nacht nach Liebe sucht) ================================================================================ Kapitel 1: Leben ---------------- Schwer atmend lag eine junge Frau auf dem spärlich mit Lumpen bedeckten Boden einer kleinen Hütte. „Bitte...ich kann...nicht mehr!“, keuchte sie und verzog schmerzhaft das Gesicht. „Ich will...nicht mehr! Mach...dass es aufhört!“ „Ganz ruhig, Khalista, es ist gleich vorbei!“, sprach ihr eine alte Frau mit vom Alter gebeugten Rücken gut zu. „Halte noch ein bisschen durch, du hast es bald geschafft!“ „Ich will aber nicht mehr!“, schrie Khalista und die Nachtvögel, die auf dem Dach des kleinen Gebäudes hockten, stoben erschrocken davon. „Jetzt mach mal nicht so einen Aufstand, Khalista! Wenn du dich weiterhin so dagegen wehrst schadest du sowohl dir als auch dem Kind!“, entgegnete die Alte barsch. „Bitte, Mesala, lass mich einfach schlafen und zur großen Göttin gehen!“, hauchte die Gebärende erschöpft und feine Schweißtropfen perlten von ihrer Stirn. „Khalista“, sagte Mesala sanft, „Dein Kind ist zu Großem bestimmt! Ich habe mir bei der großen Priesterin Rat geholt und sie sagte mir, dass das Kind geboren werden wird in der Sekunde in der der Blutstern den Zenit erreicht hat und am hellsten strahlt!“ „Dann bete ich zur großen Göttin, dass dieser Zeitpunkt bald kommen möge...“, flüsterte Khalista und keuchte auf als sie eine Wehe überkam. „Bitte...“ Just in diesem Moment erreichte Aziztra, der Blutstern, die dunkle Göttin, ihren Zenit im völligen Dunkel der Nacht, kein Mondschein, kein einziger Stern am Himmelszelt. Eine stärkere Schmerzwelle als die vorangegangenen zuckte durch den Körper der Frau, so stark, dass sie lauter schrie als jemals zuvor in ihrem Leben. „Ich will nicht mehr, große Göttin, mach dass es aufhört!“, schrie Khalista und kniff die Augen zusammen, trat und schlug um sich. Plötzlich erlahmten ihre Bewegungen und das Neugeborene tat seinen ersten Atemzug bevor es begann zu schreien. Mit fließenden Bewegungen hob Mesala den Säugling auf, wickelte das Kind in ein schwarzes Tuch und gab es der Mutter. „Eine Tochter, wie die Priesterin es vorausgesagt hat!“, erklärte sie der jungen Mutter. „Sie braucht noch einen Namen, Khalista...“ „Sie wurde unter dem Blutstern geboren und unter dem Blutstern soll sie leben, meine kleine Aziztra...“, murmelte die junge Frau kraftlos, hauchte dem Baby einen zarten Kuss auf die Stirn und glitt aus dem Leben. Als hätte das Kind bemerkt, dass seine Mutter aus dem Reich der Lebenden entschwunden ist, fing es kläglich an zu weinen. „Aziztra, Göttin der Nacht und der undurchdringlichen Stille, mögest du deine schützende Hand über dieses Kind halten!“, betete Mesala und nahm das weinende Mädchen auf den Arm. „Mögest du uns den Frieden bringen, meine Kleine...“, hauchte die Alte, suchte die nötigsten Dinge zusammen und ging mit dem Baby im Arm aus der Hütte. Draußen im Dunkel der Nacht schloss sie die Augen und atmete ruhig ein und aus. Nach kurzer Zeit fingen ihre Konturen an zu verschwimmen und zu verzerren und schließlich stand ein saphirblauer Drache vor der schäbigen Hütte, in den Vorderklauen sanft das kleine Mädchen haltend. „Möge uns Aziztra behüten!“, schickte Mesala ein letztes Gebet in die Nacht bevor sie mit gleichmäßigen Flügelschlägen in den dunklen Himmel aufstieg. Am nächsten Morgen ging es sehr hektisch zu im Schloss der Herrscherfamilie von Lyunael. Alle Menschen wussten es und alle sprachen darüber: Der Sohn des Herrschers wurde heute zwei Jahre alt und zur Feier des Tages lässt der König Fleisch und Brot für das Volk austeilen! Lyunael, der Sohn des Herrschers, wurde vor zwei Jahren just in dem Moment geboren in dem der große Spiegel des Gottes Lyunael im Zenit am Firmament stand. Es war eine leichte Geburt gewesen und der Herrscher war außer sich vor Freude gewesen. Schon am frühen Morgen nahm er seinen Sohn mit auf die Jagd und ließ ihn auch einmal alleine auf der Schimmelstute sitzen. Lyunael war sein größter Schatz und deshalb ging er mit besonderer Härte gegen das Volk der Nacht vor. Seit der Geburt des Prinzen sind fast doppelt so viele Nachtleute, wie die Anbeter Aziztras abfällig genannt wurden, verhaftet und hingerichtet worden. Nachts wehten Klagelieder durch die Hauptstadt und versetzten die Leute in Angst und Schrecken, kaum einer traute sich des Nachts auf die Straße! Deshalb war das Ziel des Herrschers alle Nachtleute auszurotten. Düstere Gedanken füllten seinen Geist, doch wann immer er voller Stolz seinen Sohn ansah verblassten sie und machten purer Freude platz. „Papa!“, quengelte der kleine Prinz und streckte seinem Vater die Arme entgegen. „Will zum Pferdchen!“ „Und was möchtest du dort?“, erwiderte er und nahm den Jungen auf den Arm. „Das Pferdchen streicheln!“, erklärte das Kind und lachte, woraufhin der König mit seinem Sohn den Weg zu den Ställen einschlug. Dort angekommen setzte der Herrscher Lyunael ab und dieser tapste zur Box der Schimmelstute und diese streckte neugierig ihren Kopf über die Boxentür. „Pferdchen!“, quietschte der Junge vergnügt. Am Nachmittag stieg der König mit seiner Frau und seinem Sohn in eine goldene Kutsche, mit der sie durch die Stadt zum Tempel des Gottes Lyunael fuhren. Die Leute drängten sich dicht um das Gefährt, nur eine einzige Person hielt Abstand: Eine alte Frau mit krummem Rücken und einem Baby im Arm. _________________________________________________________________________________ Hier ist das erste Kapitel und ich hoffe, dass es euch gefällt, auch wenn es nur so kurz ist!^^° hel Luna Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)